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Volume Nr. 14. Mai

Full text: Berliner Omnibus (Public Domain) Issue2.1848 (Public Domain)

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befangenen Augen angesehen aber der Aus- keil, großer Thätigkeit und arbeiten schnell 
druck einer menschenfreundlichen Gesinnung ist, und beharrlich. 
die kriechende Abhängigkeit nicht kennt. Die (Schluß folgt.) 
Norbamerikaner sind von praktischer Tüchtig- 
Berichte aus Berlin 
— Ueber den Prinzen von Preußen sind der 
Redaction des Berliner Omnibus zwei Artikel in ganz 
entgegengesetzter Gesinnung zugegangen. Wir lassen 
sie hier wörtlich abdrucken, und bemerken nur, daß 
der Widerwille gegen den Prinzen eine nicht wegzu 
leugnende Thatsache ist, deren Grund oder Ungrund 
wir nicht juristisch festzustellen vermögen. Dieser Wi 
derwille kann nun aber zu einer Zeit, wo die Leiden 
schaften nocherhitzt einandergegenüberstehen, lcichkVer- 
anlassung zu neuem Blutvergießen werden, und das 
wünschen wir einer Person wegen, und wenn sie 
auch ein Prinz, also doch auch nur ein Mensch, ist, 
nicht. Eine Reaction ist immer zu fürchten, mithin 
muß. man wachsam sein. Dem ganzen Volke, nicht 
diesem oder jenem Club, steht das Recht zu, von sei 
nen Ministern Rechenschaft zu fordern. Mag also den 
Vertretern des Volkes, wenn sie Ende dieses Monats 
zusammenkommen, cs überlassen bleiben, die Rechte 
des Volks zu vertreten und Aufklärung zu verlangen - 
über das Dunkel, in welches die Tage des März ab 
sichtlich eingehüllt zu sein scheinen. 
— Man ist gegen die Zurückberufung des Prinzen 
von Preußen entweder, weil man befürchtet, daß von 
ihm eine Reaction ausgehen könne, oder weil man 
ihn für die Ursache der Katastrophe am 18. März 
hält. Nun aber ist es doch auffallend, daß Ihr Ber 
liner, die Ihr doch sonst stets Eure Tapferkeit rühmt, 
und, auf die Barrikaden hinweisend, jedemFeinde Trotz 
bieten zu wollen versichert, Euch vor einem einzigen 
Manne fürchtet! vertraut Ihr denn so wenig auf 
Eure Tapferkeit, auf Euren Muth? oder sind sic 
etwa nicht mehr gegenwärtig, die Meister im 
Bau der Barrikaden? Wird man durch Euer 
jetziges Benehmen nicht zu dem Verdachte angeleitet, 
daß Euer Muth am 18. März und Eure Geschicklich 
keit bei dem Bau der Barrikaden eine andere, als 
eine deutsche Quelle hatte? 
Andere dagegen verkünden laut und werden nicht 
müde, es zu wiederholen in Zeitungen und Tages 
blättern, in Maucranschlägcn und in Volksversamm 
lungen, der Prinz von Preußen trage die Schuld der 
Ereignisse des 18. März. Aber wie? ist er denn schon 
erwiesen, dieser Vorwurf? und dürfen wir nicht die 
selbe Frage auswerfen, die einst vor achtzehn Jahr 
hunderten ausgesprochen wurde: "Richtet unser Gesetz 
auch einen Menschen, ehe man ihn verhört und er 
kannt hat, was er thut?" und wenn jener Vorwurf 
auch begründet sein sollte, (was wir aber nach den 
Erklärungen unseres Königs und seiner Minister be 
zweifeln müssen), besteht denn die neue Lehre von 
1848 darin, daß Verzeihung und Vergebung, selbst 
gegenüber den großartigsten Beweisen von christlicher 
Fcindesliebe, niemals eintreten, und Haß und Feind 
schaft niemals schwinden dürfen? Werden aber jene 
Vorwürfe mit Recht gegen den Prinzen erhoben, sollte 
man dann nicht meinen, daß seine Anwesenheit im 
Vaterlande doppelt nothwendig sei? und dennoch,wi- 
dersctzt'man sich denselben so sehr? Wie es scheint, 
so befürchten die lautesten Schreier, sie möchten von 
der Nichtigkeit ihres Grundes überführt und von ih 
ren Anhängern verachtet und verlassen, keine Gele 
genheit mehr haben, das Volk zu führen und zu ver 
führen. Carl Cracau. 
Belehrung. 
— Einige betitelte Aristokraten, alte Weiber, vor 
nehme Damen, sowie auch einige Landwehrmänner 
wollen, der Prinz von Preußen soll wiederkommen. 
Meines Erachten« braucht der Prinz von Preußen 
keinen Vormund mehr, da schon vor dem 18. März 
jeder 24. Jahr alte Preuße gesetzlich großjährig war. 
Die Berliner haben den Prinzen.von Preußen am 
18. März c. nicht vertrieben, auch nicht vertreiben 
können, sondern er ist allein, ohne uns Berliner zu 
fragen, wie ich in dem Prinzen von Preußen (für 6 
Dreier in allen Buchhandlungen zu haben) gelesen 
habe, von hier nach London gegangen, und er wird 
gewiß auch zur Freude aller seiner künftigen Unter 
gebenen wiederkehren, wenn er seine Geschäfte dort 
geordnet haben wird. 
Sollten aberdicseallgeinein ausgesprochenen Wünsche 
nur dazu dienen, Unterschriften zu sammeln, so werde 
ich mich bereit finden lassen, für viele BaterlandS- 
freunde, welche nicht schon jetzt der Gcisterwclt zu 
Friedrichshain angehören, zu zeichnen, resp. zeichnen 
zu lassen. 
Für Recht und Freiheit haben am 18. und 19. 
März c. viele Volksmänner gekämpft, für Recht und 
Freiheit sind viele gestorben, es ist daher jetzt det 
deutsche Wahlspruch: 
»Mit Gott für Recht und Freiheit, 
"Mit Gott fürs Vaterland!" 
— Sieg oder Tod! — 
Langanke, 
Freiheitskämpfer, für Viele. 
1 j> s 
Mit der heutigen Nummer wird Bogen 26 der Sieben Todsünden ausgegeben. 
Verlag v. C. E. B raune in Berlin, HaNpt-Erpedition: Köpnickerstr. S8V.—- Druck v. BraüdeSötSchchltzö, Rost t.8.
	        
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