Gebäude für Arbeit und Produktion
Brunner Innovation Factory in Rheinau
Erweiterungsbau Max Felchlin im Kanton Schwyz
Verwaltungsneubau Medice in Iserlohn
Verwaltungsgebäude marbeton in Aitrach
Future Factory in San Pellegrino Terme
Baurecht
Die Zukunft der HOAI
BIM
Digitale Datenmodelle für die Lebenszeit der Bauwerke
Aktuell
Zum CityBahn-Bürgerentscheid in Wiesbaden
Zum 90. Geburtstag von Stefan Polónyi
[Umrisse]
Zeitschrift für Baukultur
]
Xxxx
Sonderausgabe
Auszeichnung
»20 Jahre Symposium Brückenbau in Leipzig«
BRÜCKENBAU
Anlässlich der Jubiläumsveranstaltung in Leipzig
hat eine Jury aus namhaften Experten unter allen
in den vergangenen Jahren hier thematisierten
Projekten eine Auswahl getroffen.
ehnfugen
HOHEN ERDBEBEN ANFORDERUNGEN
In der jetzt erschienenen Sonderausgabe werden
diese 21 Brückenbauwerke ausführlich vorgestellt,
und zwar anhand der Originalveröffentlichungen
in den jeweiligen Tagungsbänden.
Sonderausgabe
Referenzen:
• Bahia de Cadiz, Spanien
• Hochmoselübergang, Deutschland
• Izmit Bay Bridge, Izmit, Türkei
• Mainbrücke Randersacker,
Deutschland
• Rheinbrücke Schierstein,
Deutschland
• Rion Antirion, Griechenland
• Russky Island Brigde,
Wladiwostok, Russland
• Tsing Ma, China
• Viadukt Millau, Frankreich
Auszeichnung
forces in motion
Sonderausgabe 2020
»20 Jahre Symposium Brückenbau in Leipzig«
www.verlagsgruppewiederspahn.de
24.11.16 16:18
ISSN 1867-643X
03.07.20 09:59
Die Lektüre des zum Preis von 58 € zu erwerbenden Heftes
bietet also die einmalige Möglichkeit, die Entwicklung des
Brückenbaus zwischen 2000 und 2020 in exemplarischer
Form nachzuvollziehen.
VERLAGSGRUPPE
W I E D E R Smit MixedMedia
P A Konzepts
HN
2]
Biebricher Allee 11 b | 65187 Wiesbaden | Tel.: +49/611/98 12 920 | Fax: +49/611/80 12 52
kontakt@verlagsgruppewiederspahn.de
www.verlagsgruppewiederspahn.de | www.mixedmedia-konzepts.de | www.symposium-brueckenbau.de[Umrisse]
Aufgaben (nicht) zum Ausweichen
[Umrisse]
Die deutsche Sprache ist bekanntermaßen
nicht gerade einfach zu beherrschen, und
ihr Gebrauch scheint sogar einer (sehr)
großen Zahl jener Menschen Mühe zu bereiten, die sie von Geburt an gehört und
dann in einer Schule regelgerecht erlernt
haben. Die Ursachen mögen mannigfaltiger
Natur sein, wie selbst Germanisten mittlerweile einzuräumen pflegen, an dem Problem als solchem ändert das zunächst
freilich wenig bis nichts. Und dass sich
gravierende Probleme ergeben (können),
wenn Defizite die Oberhand gewinnen,
wenn also sinnentleerende bis -entstellende, den oder die Gedanken nivellierende, verschleiernde oder eben ins Gegenteil
verkehrende Phrasen zuungunsten realiter
eigentlich korrekter Formulierungen immer
häufiger den Diskurs oder die Diskussionen
zu bestimmen beginnen, lässt sich ja kaum
bestreiten, wobei die Grenze zwischen
Ärgernis und Amüsement nicht selten
durchaus fließend anmutet.
Zwei, drei kleine Beispiele: Neben Orthographie- und Interpunktionsfehlern, die
bereits seit längerem vermehrt auftreten
und deshalb nicht nur von einer unerfreulich stark anwachsenden Schludrig- oder
Schlampigkeit zeugen, stößt der geneigte
Leser in vielen, vielen Publikationen heute
fast unweigerlich auch auf Superlative,
auf Übertreibungen und inadäquate Überhöhungen, deren An- oder Verwendung zumeist jedweder substantiellen Begründung
entbehrt. Um zu enträtseln, warum sie dennoch oft und gerne aus- und eingestreut
werden, reicht wohl ein Hinweis auf den
leider arg verbreiteten Irrglauben, dank
ihrer Wirkmächtigkeit den Inhalt eines (jeden) Textes quasi irgendwie und irgendwo
profilieren und damit veredeln zu können.
Gleiches oder zumindest Ähnliches gilt
zweifelsohne für den »Quantensprung«,
im Übrigen ein sogenanntes Januswort,
in früheren Jahren aber vor allem ein Begriff aus der Physik, der später eine Art
Pervertierung erfahren hat und dergestalt
zu einem primär werblich genutzten Slogan
in Politik und Wirtschaft verkommen ist.
Wer um seine originäre Bedeutung weiß,
sollte ihn daher weder wahllos in den
Mund nehmen noch blindlings aufs Papier
bringen (wollen). Besonders eigentümlich
wird das Ganze allerdings erst bei und mit
dem Attribut »innovativ«, zumal es offenbar
an Hemmschwellen ermangelt, die seine
beliebige An- oder Einfügung zu verhindern
helfen. Doch welcher Autor oder Referent
unterzieht sich schon der Anstrengung,
geläufige und (vermeintlich) altvertraute
Ansichten und Einschätzungen zu verifizieren, ergo vor An- oder Verfertigung
einer Rede, eines Buch- oder Zeitschriftenbeitrags im Lexikon nachzuschlagen und
die dort leicht zu entdeckende Definition
zu verinnerlichen? Mit der Intention, die
Hürde der (zwingend) gebotenen Umgewöhnung ein bisschen zu reduzieren, sei
nun kurz erwähnt, dass unter Innovationen
laut Brockhaus »planvolle Erneuerungen«
zu verstehen sind, die systemischer Natur
und zudem erfolgreich ein- und umgesetzt
sein müssen, um als selbige überhaupt
bezeichnet oder klassifiziert werden zu
dürfen. Das heißt, reine Weiterentwicklungen, Modifikationen, Ertüchtigungen
oder Detailverbesserungen vorhandener
Strukturen, Prozesse und Produkte bleiben
hier de facto ausgeklammert.
In Anknüpfung an die eingangs zitierten
Zeilen aus Elias Canettis Essay »Macht
und Überleben« drängt sich jetzt eine
Konsequenz beinahe zwangsläufig auf:
Den Kern einer Aussage oder Beschreibung erfassen und einordnen zu wollen
bedingt kontinuierliches Hinterfragen und
Überprüfen, da sonst ein »Ausweichen vor
dem Konkreten« droht, verbunden mit dem
Risiko, den (fernen) Schein einer Herausforderung letztlich mit deren (gegenwärtigem) Sein zu verwechseln. Wo und wie
es gelungen ist, einer konkreten Aufgabe
nicht zu entfliehen, sie stattdessen als
Chance zu betrachten, die zur Ausführung
einer zukunftsorientieren Lösung einlädt,
veranschaulichen wiederum die [Umrisse]
mit einem Heft, das sich dem per se im
Wandel befindlichen Thema »Gebäude
für Arbeit und Produktion« widmet.
Michael Wiederspahn
[Editorial
»Zu den unheimlichsten Phänomenen
menschlicher Geistesgeschichte gehört
das Ausweichen vor dem Konkreten. Es
besteht eine auffallende Tendenz, erst
auf das Fernste loszugehen und alles zu
übersehen, woran man sich in nächster
Nähe unaufhörlich stößt. Der Schwung
der ausfahrenden Gesten, das Abenteuerlich-Kühne der Expeditionen ins Ferne
täuscht über die Motive zu ihnen hinweg.
Nicht selten handelt es sich einfach darum,
das Nächste zu vermeiden, weil wir ihm
nicht gewachsen sind. Wir spüren seine
Gefährlichkeit und ziehen andere Gefahren
unbekannter Konsistenz vor. Selbst wenn
diese gefunden sind, und sie finden sich
immer, haben sie dann erst noch den Glanz
des Plötzlichen und Einmaligen für sich. Es
würde viel Beschränktheit dazu gehören,
diese Abenteuerlichkeit des Geistes zu
verdammen, obwohl sie zuweilen offenkundiger Schwäche entspringt. Sie hat
zu einer Erweiterung unseres Horizonts
geführt, auf die wir stolz sind. Aber die
Situation der Menschheit heute, wie wir
alle wissen, ist so ernst, dass wir uns dem
Allernächsten und Konkretesten zuwenden müssen. Wir ahnen nicht einmal, wieviel Zeit uns geblieben ist, das Peinlichste
ins Auge zu fassen, und doch könnte es
sehr wohl sein, dass unser Schicksal von
bestimmten harten Erkenntnissen, die wir
noch nicht haben, abhängig ist.«
[3
]
Inhalt
4]
Editorial
Aufgaben (nicht) zum Ausweichen
Michael Wiederspahn
3
Gebäude für Arbeit
und Produktion
Offenheit und Nachhaltigkeit
Stefan Teufel
6
Handwerkskunst an und unter einem Dach
Roger Skade
12
Ein neues Herzstück
Juan Pablo Molestina
18
Farbige Module
Jochen Specht
23
Eingebettete Erlebniswelt
Roger Skade
28
Baurecht
Die Zukunft der HOAI
Gerald Süchting
34
BIM
BIM muss das Spielfeld der Planung verlassen
Markus Hennecke
36
[Umrisse]
[Inhalt
Aktuell
»Gut unterwegs ...«
Elisabeth Wiederspahn
40
»Mich treiben nur noch Ideen …«
Ralf Wörzberger
42
Special
Brandschutz
44
Rubriken
Immobilienmarkt
50
Produkte und Projekte
52
Software und IT
62
Nachrichten
66
Termine
72
Bücher
74
Impressum
75
[Umrisse]
[5
Gesamtansicht nordöstliche Fassade
© HGEsch
Offenheit und Nachhaltigkeit
Brunner Innovation Factory in Rheinau
Standortausbau
1977 von Helena und Rolf Brunner gegründet, hat sich das im badischen RheinauFreistett ansässige gleichnamige Unternehmen in mehr als 40 Jahren zu einem
renommierten Objektmöbelhersteller mit
mehr als 500 Mitarbeitern entwickelt. 2019
wurden hier 500.000 Stühle und 100.000
Tische gefertigt.
Um dem kontinuierlichen Wachstum gerecht zu werden und sich für die Zukunft
nachhaltig aufzustellen, hatte die Brunner
Group das Architekturbüro HENN 2015 mit
der Entwicklung eines auf 25 Jahre ausgelegten Masterplans für den Unternehmensstandort beauftragt.
6]
Vorgabe dieses Plans war es, sowohl den
gewachsenen Platzbedarf zu decken als
auch Prozesse zu optimieren und ein zukunftsweisendes Arbeitsumfeld mit vielen
Begegnungszonen zu schaffen.
Als erster Bauabschnitt konnte im Mai 2018
ein ca. 1 km vom Werksgelände entfernt an
der Fernstraße L87 gelegenes Logistikzentrum in Betrieb genommen werden.
Das von Henn Architekten entworfene
Gebäude erhöht die Lagerkapazitäten für
das in der Fertigung benötigte Rohmaterial
sowie für Möbelbauteile und erlaubt durch
eine optimierte Technik produktionsgerechte Just-in-time-Lieferungen zum
Firmengelände.
Für das Firmenareal selbst entwickelte
das Büro ein signethaftes neues Gebäude,
das unter einem Dach sehr verschiedene
Nutzungen vereint und in den Dialog mit
einem bereits 2005 fertiggestellten Kommunikations-, Schulungs- und Ausstellungsgebäude tritt. Es wurde Ende 2018
übergeben.
[Umrisse]
»Schaufenster-Ansicht« gegen Abend
© HGEsch
Konzept Innovation Factory
Das als Innovation Factory bezeichnete
neue Gebäude beherbergt nun unter einem
Dach die Abteilungen Entwicklung, Design
und Prototyping sowie die Produktion,
offene Arbeitsräume für die Montage,
Showrooms und eine Kantine.
[Umrisse]
Die besondere Herausforderung für das als
Architekten und Generalplaner verantwortlich zeichnende Büro lag darin, die aus den
sehr divergenten Funktionen resultierenden Anforderungen und Raumprogramme
funktional zu vereinen. Hierzu entwickelten
sie einen kompakten Baukörper, eine Halle,
mit der Möbelfertigung im Zentrum, an die
sich die weiteren Funktionen teils ein- teils
zweigeschossig anlagern.
Kennzeichnend für die Halle ist ihr modulares Holztragwerk, das nicht nur dem hohen Anspruch an eine der Nachhaltigkeit
verpflichtete Entwicklung und Produktion
entspricht, sondern auch das Handwerkliche der gefertigten Möbel verkörpert.
Darüber hinaus verleiht es dem Innenraum
sowohl in den Büro- als auch Fertigungsbereichen eine hohe Aufenthaltsqualität
und eine sehr eigene Ästhetik. Die Büroflächen und das Betriebsrestaurant wurden in Kooperation mit dem Stuttgarter
Designbüro Ippolito Fleitz entworfen und
gestaltet.
[7
Schwarzplan Werksgelände und Umgebungsbebauung
© HENN
Grundriss Obergeschoss
© HENN
Grundriss Erdgeschoss
© HENN
Querschnitt
© HENN
Längsschnitt
© HENN
Isometrie Dachtragwerk
© HENN
8]
Knotenpunkt Dachtragwerk (Detail)
© HENN
[Umrisse]
Nordwestfassade mit vorgelagertem Campus
© HGEsch
Dachtragwerk
Gemäß der Ästhetik der Möbel der Firma
Brunner waren Leichtigkeit, Feinheit und
die Verwendung von Holz, wie es auch bei
der Produktion der Möbel vielfach zum
Einsatz kommt, die die Dachgestaltung leitenden Entwurfsgedanken. In Analogie zu
den Manufakturgedanken und Techniken
der Möbelfertigung werden die Träger der
Dachkonstruktion an den Knotenpunkten
zusammengefügt. Sie besteht aus modular
gefügten Holzfachwerkträgern aus Furnierschichtholz. Die Gliederung des Tragwerks
in Haupt-, Neben- und Tertiärträger ist an
der Anzahl der Lamellen abzulesen.
So bestehen die Gurte der Hauptträger
aus drei Lamellen, die der Querträger aus
zwei und die Tertiärträger lediglich aus
einer Lamelle. Um das Dachtragwerk frei
von Auskreuzungen zu halten, wurde zur
Aussteifung der gesamten Halle die Scheibenwirkung der Trapezblecheindeckung
aktiviert.
Blick Gesamthalle
© HGEsch
Galerie und Halle
© HGEsch
[Umrisse]
Blick in Produktion
© HGEsch
[9
Konferenz- und Besprechungsraum im Obergeschoss
© HGEsch
Büros im Obergeschoss
© HGEsch
Besprechungsraum im Erdgeschoss
© HGEsch
Büros im Erdgeschoss
© HGEsch
Kantine im Erdgeschoss
© HGEsch
Kantinenbereich im Obergeschoss
© HGEsch
10]
[Umrisse]
Südöstliche Fassade mit Verglasung im Montagebereich
© HGEsch
Licht und Transparenz
Der lichtdurchflutete Bau umfasst einen
nach Südwesten ausgerichteten eingeschossigen Produktionsteil, die Haupthalle,
sowie einen nordöstlichen zweigeschossigen Gebäudeteil mit integrierter Galerie,
auf der sich auch die neue Kantine befindet. Hier befindet sich auch der Haupteingang. Dank verglaster Trennwände sind
die verschiedenen Nutzungsbereiche
transparent einsehbar. Von dort aus lassen sich Montageabläufe in der Haupthalle
beobachten. Weiterhin erfolgen dort die
Lagerung sowie der Versand der Objektmöbel.
Das prägende Bild des Dachtragwerkes
wird in der Fassade in Leichtbauweise
aufgenommen. Die vollflächig verglaste
Nordwestfassade in Pfosten-Riegel-Konstruktion wirkt von außen wie ein Schaufenster. Sie sorgt für viel Tageslicht in den
Büros und dem Betriebsrestaurant und
erlaubt den Mitarbeitern und Besuchern
den Blick auf den zentralen Platz des Campus, gleichfalls Teil des Masterplans, der
im Frühjahr 2019 fertiggestellt wurde.
Die gegenüberliegende Südostfassade ist
nur im Bereich der Montage erdgeschosshoch verglast. Die darüberliegenden sowie weitere geschlossene Gebäudeteile
weisen eine Fassade aus gedämmten
Metallpaneelen auf. Quadratische Lichtkuppeln und weitere Oberlichter im Dachbereich sorgen für eine natürliche Belichtung der Innenräume. Der Neubau, der an
bereits bestehende Produktionsflächen
anschließt, weist eine Bruttogrundfläche
von 7.480 m² auf.
Stefan Teufel
Fachjournalist,
München
[Umrisse]
Bauherr
Brunner GmbH, Rheinau
Architekten
HENN GmbH, München/Berlin/Peking
Tragwerksplanung
sbp Schlaich Bergermann und Partner, Stuttgart
Innenarchitektur
Henn GmbH, München und
Ippolito Fleitz Group GmbH Identity Architects,
Stuttgart
Technische Ausrüstung
b.i.g. Bechtold Ingenieurgesellschaft mbh,
Karlsruhe
Bauphysik
Müller-BBM GmbH, Planegg
Brandschutz
hhpberlin Ingenieure für Brandschutz GmbH, Berlin
SiGeKo
IWP – Ingenieurberatung Wilfried Peter,
Baden-Baden
Landschaftsplanung
Rainer Schmidt Landschaftsarchitekten +
Stadtplaner GmbH, München
[11
Neubau mit Dachlandschaft vor Bergkulisse
© Karin Gauch und Fabien Schwartz
Handwerkskunst an und unter einem Dach
Erweiterungsbau der Max Felchlin AG in Ibach im Kanton Schwyz
Standortausbau
In Ibach SZ, mitten in der Zentralschweiz,
liegt der neue Firmensitz der Schokoladenmanufaktur Max Felchlin. Vor dem Hintergrund der Mythen, eines markanten Bergmassivs aus zwei über 1.800 m hohen Felspyramiden, mitten im Talkessel am Fluss
Muota gelegen, hat sich das Firmengelände über viele Jahre dem Wachstum
des Unternehmens und produktionstechnischen Neuerungen entsprechend
entwickelt.
Hier pflegt man in traditionellen, aber auch
innovativen Herstellungsprozessen die
hohe Kunst der Kakaoverarbeitung. Die
Couverturen, sogenannte Halbfabrikate,
also verarbeiteter Kakao der Spitzenqualität, finden weltweit Verwendung in den
Produkten renommierter Schokoladenhersteller, aber auch von Confiserien, Bäckereien, Pâtissiers und in den Restaurants
von Sterneköchen.
12]
Den Grundstock bildete vor über 100 Jahren die Herstellung von Honig in einer kleinen Produktionsanlage in der Gemeinde
Schwyz im gleichnamigen Kanton.
Über die Jahre wuchs das Angebot, und
es entstanden die weiteren Produktionsanlagen in der zur Gemeide gehörigen Ortschaft Ibach, wo unter anderem 2014 eine
neue Kakaorösterei in Betrieb genommen
wurde. Im selben Jahr bot sich die Gelegenheit, dort eine großzügige angrenzende
Liegenschaft zu erwerben. Dies führte zur
Entscheidung, die bislang auf vier Standorte verteilten Bereiche Produktion und
Verwaltung sowie die Innovationsabteilung
(Technikum) und den Bereich Schulung/
Präsentation zusammenzuführen und eine
neue Unternehmenszentrale zu errichten.
Das Firmengelände bietet darüber hinaus
ausreichend Fläche für künftige Erweiterungen. Den hierzu zügig gleichfalls 2014
ausgeschriebenen Wettbewerb konnte
das Zürcher Büro Meili, Peter & Partner
Architekten AG für sich entscheiden.
[Umrisse]
Blick vom Ufer der Muota auf das Werksgelände
© Karin Gauch und Fabien Schwartz
Markante Erscheinung
Das 2019 fertiggestellte neue Hauptgebäude sollte neben großzügigen Büroflächen für die Verwaltung vor allem einen
atmosphärisch ansprechenden Empfangsbereich, einen neuen Verpflegungsraum
für Mitarbeiter, Kursteilnehmer und Gäste
und das Herz des Unternehmens, das als
Condirama bezeichnete Schulungszentrum,
bieten, in dem Kunden aus aller Welt in
mehrtägigen Veranstaltungen mit neuesten
Kreationen und Verarbeitungstechniken
vertraut gemacht werden. Zudem sollte in
dem am Rand von Ibach gelegenen, von
Zweckbauten dominierten und eher divergenten Gewerbegebiet ein prägnanter Ort
entstehen, der die hohen Ansprüche des
Unternehmens verkörpert und eine weithin
sichtbare Präsenz besitzt.
Schon von der aus Zürich kommenden
Autobahn A4 fällt der große, dunkle und
von einer eigenwillig bewegten Dachlandschaft bekrönte Bau am Flussufer ins
Auge und lädt zu vielfältigen Assoziationen ein, von denen die Korrespondenz der
Dachspitzen zur umgebenden Bergwelt
sicher die naheliegendste, aber, wie die
Architekten in ihren nachstehend wiedergegebenen Überlegungen zur Architektur
und Erscheinung sowie zur Umgebung
darlegen, eine von vielen ist.
[Umrisse]
Südfassade mit Haupteingang
© Karin Gauch und Fabien Schwartz
[13
Schwarzplan Werksgelände und Umgebung
© Meili, Peter & Partner Architekten
Lageplan Werksgelände
© Meili, Peter & Partner Architekten
Längsschnitt
© Meili, Peter & Partner Architekten
Ansicht Nord
© Meili, Peter & Partner Architekten
Ansicht Ost
© Meili, Peter & Partner Architekten
14]
Querschnitt
© Meili, Peter & Partner Architekten
Ansicht Süd
© Meili, Peter & Partner Architekten
Ansicht West
© Meili, Peter & Partner Architekten
[Umrisse]
Architektur und Erscheinung
»Dächer, Dachaufbauten und ihre Gestalt
bestimmten die Bauwerke, und insbesondere in den Bauten der Religion – in einfachsten Kapellen oder beim barocken
Kloster-Kollegium Schwyz, der Kantonsschule – bilden die Dachformen das signifikante Element des Kollektiven. Viele sind
Zeugnis genialer Zimmermannskonstruktionen und Höhepunkt einer Handwerkskultur. Die Bauwerke in unseren Breiten
fanden meist ihre Manifestation an der
von Weitem sichtbaren Form und
Silhouette. […]
Dies haben wir zum Anlass genommen,
dem Neuen Firmensitz im fast unwirtlichen
Gelände neben der Muota in Ibach den
Charakter eines imposanten Dachaufbaus
zu geben. Es soll von nah und fern die
Silhouette bilden. […] Mit einem Höhenmaß der Traufe von 20 m soll die Silhouette
des Neuen Firmensitzes leise hervorragen
und sich als Bindeglied imposanter Bauten
in die Staffelung zum Kloster-Kollegium
einreihen. […]
Der Standort ist zuallererst Produktionsstätte hochwertiger Schokolade und prägt
dadurch unmittelbar die Architektur des
neuen Firmensitzes. Die unteren Geschosse mit Empfang, Fabrikladen und Büros
folgen den Ordnungen der bestehenden
und geplanten Fabrikanlagen […].
Erst in der Dachkonstruktion mobilisieren
wir das ganze Arsenal der lokalen Zimmermannskunst und formen die pyramidalen
Faltwerke der Schulungsräume und des
Verpflegungsraumes zu einem imposanten Dachstuhl, der elegant und simpel die
immensen Auskragungen in eine Stabkonstruktion einwebt. Die große Flächensteifigkeit dieses pyramidalen Faltwerkes
erlaubt eine punktuelle Auflagerung auf
wenige Stützen. Dies findet an den Fassaden seinen elementaren Ausdruck, in der
die leichte Zurücksetzung des Raumabschlusses gegenüber dem Tragwerk mit
freigestellten Stützen einen umfassenden
Blick in das überwältigende Panorama
freigibt. An den nördlichen Flächen der
Faltwerke sind Oberlichter zur optimalen Ausleuchtung der Schulungsräume
eingelassen.
Der Schattenwurf der feinen horizontalen
Linien und die sinusförmig geschwungene
Silhouette verleihen den Ganzen etwas
Japanisches, eine Poetik, in der sich
Strenge und Leichtigkeit bedingen.«
[Umrisse]
Aufsicht Dachtragwerk
© Meili, Peter & Partner Architekten
4. Obergeschoss
© Meili, Peter & Partner Architekten
3. Obergeschoss
© Meili, Peter & Partner Architekten
2. Obergeschoss
© Meili, Peter & Partner Architekten
1. Obergeschoss
© Meili, Peter & Partner Architekten
Erdgeschoss
© Meili, Peter & Partner Architekten
[15
Condirama im 4. Obergeschoss (Produktpräsentation)
© Karin Gauch und Fabien Schwartz
Condirama, Kurs- und Präsentationsraum
© Karin Gauch und Fabien Schwartz
Umgebung
»Der Neue Firmensitz ordnet die Industriefläche in verschiedene bestehende und
zukünftige Baufelder, welche zum heutigen Tage dem Unternehmen ein möglichst
hohes Maß an Flexibilität für spezifisch
benötigte, heute noch unbekannte, Produktionsgebäude ermöglicht. Zum heutigen
Zeitpunkt übernehmen verschiedene Elemente der Natur und der Kunst die raumwirkende Funktion und substituieren mit
ihrer Anordnung mögliche Gebäudeumrisse.
Regionaler Formenkanon
Durch die Platzierung des Neubaus werden auch unterschiedliche Außenraumtypologien generiert […]. Jeder der Außenräume ist eigenständig gestaltet, tritt jedoch in Zwiesprache mit angrenzenden
Räumen. Atmosphären und Inhalte, Vordergrund und Hintergrund verflechten und
bereichern sich, ohne sich zu vermengen.«
Die Ablesbarkeit künftig möglicher Gebäudeumrisse aus der landschaftlichen
Gestaltung wird sich erst im Laufe der
nächsten Zeit zeigen. Das gekonnte Verflechten von Vorder- und Hintergrund hingegen lässt sich am und im Gebäude auf
vielfältigste Weise erleben. So ragt der im
Inneren durch das erlebbare Tragwerk fast
expressive Dachstuhl weit über das Gebäude hinaus, um sich auf dem gegenüberliegenden Kubus eines in ein schlichtes
Metallkleid gehüllten Produktionsbaus niederzulassen. Hierdurch entsteht nicht nur
eine Verbindung mit dem Bestand, sondern
auch eine portalartige großzügige Öffnung
des Firmenareals hin zur Flussseite, die an
die Torbögen japanischer Tempelanlagen
erinnert. Dass es sich dabei um aus dem
holzkonstruktiven Brückenbau abgeleitete
regionale Techniken handelt, erschließt
sich erst auf den zweiten Blick. Auch viele
weitere Details der Fassadengestaltung
des obersten Geschosses zitieren den regionalen Formenkanon. Aus ihren bekannten Maßstäben und Anordnungen durch
den sockelartigen »Unterbau« der drei
Bürogeschosse herausgelöst, verleihen
sie dem Bauwerk eine fremdartig, fast
fernöstlich wirkende eigene Präsenz.
Verpflegungsraum im 4. Obergeschoss
© Karin Gauch und Fabien Schwartz
16]
[Umrisse]
Zweigeschossige Eingangshalle
© Karin Gauch und Fabien Schwartz
Die Bürogeschosse selbst wurden in Stahlbetonskelettbauweise erstellt und sind mit
eingestellten Wänden in Leichtbauweise
unterteilt. Die holzverkleidete Fassade folgt
der Typologie der umgebenden Bauten. Die
zweigeschossige Eingangshalle mit ihren
Holzeinbauten und dem ledernen Mobiliar
ist in warmen Braun-, Beige- und Cognactönen gehalten, die an Schokolade, Nougat
und Karamell erinnern und dem gesamten
Bereich eine sehr sinnliche Ausstrahlung
verleihen. In reduzierter Form finden sich
diese Elemente in den einzelnen Geschossen der Verwaltung wieder, um im Dachgeschoss wiederum eine große Präsenz
zu entfalten.
Dass sich in diesem Gebäude mit seiner
Geschossfläche von insgesamt 5.198 m2
gerade im Bereich des Condiramas eine
feinst austarierte Haustechnik befindet,
fällt in dieser Umgebung kaum auf.
Roger Skade
Fachjournalist,
Frankfurt am Main
[Umrisse]
Bauherr
Max Felchlin AG, Ibach/Schweiz
Bauherrenvertretung und Gesamtprojektleitung
Dany Waldner AG, Zürich/Schweiz
Architekten und Generalplaner
Meili, Peter & Partner Architekten AG,
Zürich/Schweiz
Baumanagement und Bauleitung
HSSP AG, Zürich/Schweiz
Tragwerksplanung Holzbau
Pirmin Jung Schweiz AG, Rain/Schweiz mit
Création Holz AG, Herisau/Schweiz
Brandschutz, Bauphysik und Akustik
Pirmin Jung Schweiz AG, Rain/Schweiz
Tragwerksplanung Massivbau
bpp Ingenieure AG, Schwyz/Schweiz
Gebäudetechnik
3-Plan Haustechnik AG, Winterthur/Schweiz
Lichtplanung
matí AG Lichtgestaltung, Adliswil/Schweiz
Landschaftsarchitektur
Müller Illien Landschaftsarchitekten GmbH, Zürich
[17
Gesamtansicht von Süden mit vorgelagertem Grünbereich
© Roland Halbe
Ein neues Herzstück
Verwaltungsneubau Medice in Iserlohn
Ausbau des Standorts
Die Firma Medice zählt zu den erfolgreichsten familiengeführten Unternehmen
unter den Arzneimittelherstellern Deutschlands. Ihre historischen Wurzeln liegen im
südwestfälischen Iserlohn, wo vor über
65 Jahren der Grundstein für den internationalen Erfolg gelegt wurde. Das weltweit tätige eigenständige Unternehmen
entwickelt und produziert seine Arzneimittel bis heute ausschließlich in der Bundesrepublik. Hierzu ist der nordwestlich des
Stadtzentrums in direkter Autobahnnähe
gelegene ca. 6 ha große Firmenstandort
über die Jahre kontinuierlich ausgebaut
worden.
18]
Da die Bürokapazitäten im bisherigen
Verwaltungsgebäude nicht mehr ausreichten, wurde 2010 ein Wettbewerb ausgeschrieben, um in dessen Verlängerung an
der nördlichen Grundstücksgrenze entlang
dem Kuhloweg ein neues Verwaltungsgebäude für ca. 100 Mitarbeiter zu errichten. Damit einher ging die großflächige
Umgestaltung des Zufahrtsbereichs im
Nordosten des Werksgeländes, wo sich
die Produktion befindet. Hier entstand
im Bereich der bestehenden Schrankenanlage an der Medice-Allee ein neues
Empfangsgebäude für Mitarbeiter und
Besucher. In diesem werden Zu- und
Abfahrt jeglichen Verkehrs registriert und
der zentrale Post- und Telefoneingang
geregelt. Es wurde Ende 2017 in Betrieb
genommen.
Der neue Verwaltungsbau, der die Firmenzentrale beherbergt und eine Bruttogrundfläche von 3.800 m² aufweist, konnte im
Mai 2019 fertiggestellt und seiner neuen
Nutzung übergeben werden. Die beiden
Neubauten, deren Positionierung auf dem
Werksgelände unter Berücksichtigung
künftiger Erweiterungsmöglichkeiten erfolgte, spiegeln mit ihrer hochwertigen
modernen Architektur den Anspruch des
Unternehmens nach außen wider.
[Umrisse]
Transparenz und Leichtigkeit
Der Verwaltungsneubau, ein langgestreckter, viergeschossiger Baukörper, der neben
dem Produktionsbereich das Herzstück
des Unternehmens bildet, bindet an seiner
westlichen Stirnseite an das bestehende
Verwaltungsbestandsgebäude an, in dem
weiterhin Mitarbeiter der Verwaltung ihre
Büros haben. Am Baukörper kam ein sehr
reduzierter Materialkanon zum Einsatz:
Beton, Glas und Aluminium.
Das Erdgeschoss mit seiner großzügigen
Glasfassade schafft einen fließenden Übergang zwischen Innen- und Außenraum.
Die über das Erdgeschoss hinausragenden
aufgeständerten Obergeschosse scheinen
darüber zu schweben. An der Westseite
des Gebäudes »schiebt« sich ein Wasserbecken unter das auskragende, mit dem
Bestandsgebäude verbundene Obergeschoss, das von einer »Wasserwand« gespeist wird. Hier ist auch ein Durchgang
zum Kuhloweg möglich.
Eingangszone und Übergang zum Bestandsbau
© Roland Halbe
Das Gebäude wurde in Stahlbetonskelettbauweise errichtet. Die Obergeschosse
werden durch große V-förmige Sichtbetonstützen und einzelne massive Wandscheiben im Erdgeschoss getragen. Die Nordund Südfassaden sind weitestgehend
verglast, um möglichst viel Licht ins Gebäude zu bringen. Zudem ist von dort aus der
Blick in die grüne Iserlohner Landschaft
möglich. Die weit auskragenden Balkone
entlang der Südseite des Gebäudes, die
in der Typologie der Verwaltungsbauten
eher untypisch sind, bieten sowohl eine
Flächenerweiterung des Arbeitsbereiches
und einen Treffpunkt für die Mitarbeiter als
auch einen starren Sonnenschutz für die
nach Süden ausgerichteten Büroräume.
Auf der Nordseite ist das Motiv der horizontalen Bänder durch geschossweise
angebrachte Sichtbetonlisenen wieder
aufgenommen.
Ansicht entlang Nordfassade
© Roland Halbe
[Umrisse]
[19
Grundriss 3. Obergeschoss
© Molestina Architekten
Lageplan
© Molestina Architekten
Grundriss 2. Obergeschoss
© Molestina Architekten
Querschnitt
© Molestina Architekten
Grundriss 1. Obergeschoss
© Molestina Architekten
Grundriss Erdgeschoss
© Molestina Architekten
Neues Empfangsgebäude
© Roland Halbe
20]
[Umrisse]
Sowohl die Ostfassade als auch die Fassaden des an das Bestandsgebäude
anbindenden Treppenhauses sind mit
Aluminiumpaneelen verkleidet und
weisen großzügige Fenster auf.
Der aufgeständerte Baukörper hat im
Außenbereich eine aluminiumverkleidete
Untersicht und einen diesem Farbton entsprechenden Anstrich im Innenbereich des
Foyers. Das Licht wird reflektiert und die
Wahrnehmung des fließenden Übergangs
von außen nach innen verstärkt. Durch die
Faltung der Aluminiumfassade an der Ostseite ergibt sich eine fast dreidimensional
räumliche Wirkung, die durch die reflektierenden Aluminiumoberflächen unterstützt
wird. Im überdachten Bereich zwischen
dem Bestands- und dem Neubau entsteht
durch die sich gegenseitig widerspiegelnden Reflexionen von Wasserfläche und
Fassade eine gleichzeitig spannungsvolle
und kontemplative Übergangssituation.
Ostfassade mit Patio
© Roland Halbe
Flexible offene Räume
Das repräsentative gläserne Erdgeschoss
wird von der Südseite erschlossen. Hier
befinden sich das Foyer sowie mehrere,
sehr unterschiedlich gestaltete Arbeitsund Aufenthaltsbereiche. Dazu zählen ein
sogenanntes Work-Café sowie ein großzügiger Loungebereich, der mehrere mit
Sesseln ausgestattete Sitzinseln aufweist.
Erdgeschoss mit Loungebereich
© Roland Halbe
[Umrisse]
Eine Medienwand ermöglicht ein offenes
Arbeiten in wechselnden Gruppen sowie
Vorträge und Ausstellungen. Gegen Süden
liegt der Konferenzbereich, der aus mehreren, bei Bedarf zusammenschaltbaren
Räumen besteht, die auf einen Patiogarten
ausgerichtet sind.
Insgesamt gibt es zwei mit Treppenhäusern und Aufzugsanlagen ausgestattete
Erschließungskerne. Das repräsentative
Haupttreppenhaus ist mittig entlang der
Nordfassade angeordnet. Das zweite Treppenhaus liegt an der westlichen Stirnseite
und verbindet den Alt- und Neubau.
Mittelzone mit Blick auf Büros
© Roland Halbe
[21
Bauherr
Medice Arzneimittel Pütter GmbH & Co. KG,
Iserlohn
Architekten
Molestina Architekten GmbH, Köln
LP 1–7 sowie 8 (baukünstlerische Oberleitung)
Tragwerksplanung
imagine structure GmbH,
Büro für Tragwerksplanung, Frankfurt/Köln
Haupttreppe im Erdgeschoss
© Roland Halbe
TGA
ZWP Ingenieur-AG, Köln
In den drei Obergeschossen sind Büroräume von unterschiedlicher Größe für ein
bis drei Personen entstanden. Während
im 1. und 2. Oberschoss neben dem Treppenhaus jeweils entlang der Nordfassade
ein kleinerer Besprechungsraum liegt, finden sich im dritten Obergeschoss zwei
große entlang der Südfassade gelegene
Konferenzräume. Die Sanitärräume wurden
durchgehend in allen Geschossen nördlich
im direkten Bereich des Haupttreppenhauses untergebracht.
In den rund 5 m breiten, hellen Mittelzonen
der Geschosse sind zahlreiche Nutzungen
untergebracht. Neben offenen Meetingflächen sind hier temporäre Arbeitsplätze
für ein offenes Arbeiten, Kommunikationsbereiche sowie dienende Räumlichkeiten
wie Druck- und Kopierflächen angelegt.
Die Bürotrennwände zu den Mittelzonen
bestehen aus Glas. Dadurch wird dieser
Bereich mit ausreichend Tageslicht versorgt, und es entstehen Sichtbeziehungen
zwischen den unterschiedlichen Arbeitssituationen, die die Kommunikation fördern.
Die individuellen Büroräume sind als Rückzugsbereiche zum konzentrierten Einzelarbeiten gedacht.
22]
Über kaskadenartig verlaufende Lufträume
im Bereich der Mittelzone sind die Obergeschosse optisch und akustisch miteinander verbunden, so dass auch geschossübergreifend direkte Kommunikation stattfinden kann. Ein großzügiges Oberlicht im
3. Oberschoss lenkt das Tageslicht über
diese Öffnungen bis in das 1. Obergeschoss.
Die 2,30 m tiefen Balkone auf der Südseite
der jeweiligen Büroebenen dienen nicht
nur der sommerlichen Verschattung, sondern bieten mit ihrer punktuellen Begrünung und zahlreichen Sitzmöglichkeiten
auch eine weitere Aufenthaltsfläche für
die Mitarbeiter an.
Insgesamt ist durch den Neubau ein Arbeitsumfeld entstanden, das den hohen
Unternehmensansprüchen nach Offenheit,
Kommunikation und Innovation gerecht
wird.
Brandschutz
Büro für Brandschutz & Arbeitssicherheit,
Attendorn
Landschaftsarchitektur
FSWLA Landschaftsarchitektur GmbH, Düsseldorf
Prof. Juan Pablo Molestina
Molestina Architekten GmbH,
Köln
[Umrisse]
Straßenansicht mit Werksanlage im Hintergrund
© Adolf Bereuter
Farbige Module
Verwaltungsgebäude von marbeton in Aitrach
Beispielhaft
Seit fast einem Jahrhundert ist die in
Aitrach im Landkreis Ravensburg ansässige marbeton Fertigteilbau GmbH in der
Betonwaren- und Betonfertigteilproduktion
tätig. Der Schwerpunkt des Unternehmens
liegt auf der Erstellung schlüsselfertiger
Gebäude in den Bereichen Infrastruktur,
Energieversorgung und Sanitär sowie im
konventionellen Industriebau mit sämtlichen Nebengewerken. In seinem eigenen
Konstruktionsbüro entwickelt es jeweils
individuelle kundenspezifische Lösungen,
die dann von der technischen Betreuung
bis hin zur Übergabe begleitet werden.
[Umrisse]
Da lag die Entscheidung nahe, das aus
Platzgründen erforderliche neue eigene
Verwaltungsgebäude gleichfalls als Systembau aus vorgefertigten Betonfertigteilen zu entwickeln. In intensiver Zusammenarbeit zwischen dem beauftragten
Architekten, hauseigenen Fachplanern
und dem Fertigungswerk wurde ein inno-
vatives Bausystem aus Betonfertigteilen
entwickelt, das zum einen die neuen Büroräume beherbergen sollte und zum anderen vor Ort für potentielle Kunden als Vorzeigebeispiel dafür stehen sollte, dass
hochwertige, massive Gebäude zu einem
günstigen Preis in kurzen Bauzeiten
realisierbar sind.
[23
Längsansicht von Hof und Parkplatz
© Adolf Bereuter
Prototypischer Systembau
Der Bebauungsplan für das Werksgelände
des Unternehmens gab den genauen Standort in der südöstlichen Grundstücksecke
zwischen dem Oberhauser Weg, der Arealeinfahrt und dem östlich verlaufenden
Wanderweg sowie die Abmessungen des
Neubaus vor. Das Baufeld war mit 15 m x
30 m x 10 m definiert.
Aus den örtlichen Gegebenheiten ergab
sich die Nord-Süd-Orientierung des Baukörpers. Im Westen des Firmenareals befinden sich die Produktionsanlagen, um die
herum eine große Betriebsamkeit herrscht,
gegen Osten läuft das Gelände zum angrenzenden Wald hin aus. Eine direkte
Umgebungsbebauung, die es zu berücksichtigen galt, war indes nicht vorhanden.
Als Basis des Entwurfs diente ein von marbeton zu diesem Zeitpunkt neuentwickeltes
flexibles Bauystem, das für den Verwaltungsbau adaptiert werden musste. Die
Herausforderung lag daher darin, aus den
hierfür gestalteten Modulen ein prototypisches Musterhaus zu gestalten, das diesen Anspruch klar verdeutlichte und dabei
trotzdem die Erfordernisse administrativer
Belange erfüllte.
Grundidee des Systems ist die Konzentration der Nebenräume auf modulare Zellen,
die die Versorgung des Gebäudes übernehmen und als eine Art Rückgrat mittig
im Gebäude angeordnet werden.
Horizontalerschließungen sind so geschossweise jeweils auf beiden Seiten
möglich. Die umliegenden Bereiche können dann gemäß den Funktionen und dem
Platzbedarf als offene Fläche oder Zimmer
bzw., wie in diesem Fall, als Zellenbüros
eingeteilt werden. Auch alle horizontalen
und vertikalen Leitungsführungen für die
Haustechnik sind in diesem Rückgrat
angeordnet.
Eingangsbereich Westfassade
© Adolf Bereuter
24]
[Umrisse]
Südwestansicht
© Adolf Bereuter
Nordwestansicht
© Adolf Bereuter
Situation vor Ort
In Aitrach bot das System die Möglichkeit,
auf die spezielle örtliche Situation und die
leichte Hanglage zu reagieren. Durch eine
»Verschiebung« von Erd- zu Obergeschoss
entstand auf der Westseite zum Werk hin
ein großzügiger überdachter Eingangsbereich und im Obergeschoss auf der
Ostseite eine komfortable Terrasse.
Im Eingangsbereich des Erdgeschosses
sind zwei Eingänge angeordnet: ein großer
Haupteingang mit direktem Anschluss
an das Foyer und den Empfang und der
Nebeneingang für Fahrer und Lieferanten
mit direktem Zugang zum Büro »Versand
und Einkauf«. Bei größeren Veranstaltungen kann das Foyer als Vorhalle zu diesen
genutzt werden. Die Besprechungsräume
sind an der Nordseite angeordnet.
Das abfallende Gelände in Ostrichtung ermöglichte die Anordnung der Sozialräume
im Untergeschoss. Außerdem finden sich
hier die Haustechnik und das Archiv sowie
ein Server- und ein Messeraum. Ein zusätzlicher Eingang mit überdachter Vorfahrt
auf dieser Ebene ermöglicht das direkte
Beladen eines Pkws. Mitarbeiter, die mit
dem Fahrrad zur Arbeit kommen, finden
hier eine überdachte Abstellmöglichkeit
sowie einen Spind und Duschen.
Das Obergeschoss ist als reine Bürofläche
konzipiert. Die flexible Struktur ermöglicht
Einzel-, Doppel-, Dreier- und Viererbüros.
Im »Rückgrat« sind Teeküche, WCs, ein
Plotterraum und das Treppenhaus mit Lift
angeordnet. Das Erd- und das Obergeschoss sind über einen Luftraum miteinander verbunden, der auch in die Mitte
des Gebäudes Tageslicht bringt. Die Decken sind Betonfertigteile, die über Betonkernaktivierung die Heizung und Kühlung
des Gebäudes übernehmen. Diese Niedrigtemperaturheizung ist sehr sparsam
im Energieverbrauch und garantiert ein
beständig angenehmes Raumklima.
Zellenbüro
© Adolf Bereuter
[Umrisse]
[25
Grundriss 2. Obergeschoss
© Architekturbüro Jochen Specht
Terrasse im 1. Obergeschoss
© Adolf Bereuter
Wandelemente
Die Außenwände sind als
vorgefertigte, innen und außen
benutzungsfertige Wandmodule
mit Sichtbetonoberflächen
konzipiert.
Grundriss 1. Obergeschoss
© Architekturbüro Jochen Specht
Raumzellen
Die in einem Stück betonierten
Raumzellen bilden als »Versorgungsmodule« zentral im Gebäude ein dienendes »Versorgungsrückgrat«.
Grundriss Erdgeschoss
© Architekturbüro Jochen Specht
Decken
Als Decken kommen Betonfertigteile,
die über Betonkernaktivierung die
Heizung und Kühlung des Gebäudes
übernehmen, zum Einsatz.
Ortbeton
Alle erdanliegenden Bauelemente
(Bodenplatte und UG-Wände) wurden
in Ortbetonbauweise erstellt.
Unter den Raumzellen dient ein
Kriechkanal zur Leitungsführung.
Längsschnitt
© Architekturbüro Jochen Specht
Querschnitt
© Architekturbüro Jochen Specht
26]
Tektonische Elemente
© Architekturbüro Jochen Specht
[Umrisse]
Der Rohbau wurde vollständig aus Betonfertigteilen hergestellt. Die Außenwände
sind beidseitig als nutzungsfertige Wandmodule mit Sichtbetonoberflächen und
Kerndämmung konzipiert.
Das statische Konzept des Bausystems
beruht darauf, dass die Lasten über die
mittigen Raumzellen sowie die Außenwände, in diesem Fall über die nord- und
die südseitige Außenwand, abgetragen
werden. Dadurch kann die Büroeinteilung
nichttragend mit Leichtbauwänden ausgeführt werden. Der Eingangsbereich
der Westfassade sowie das Untergeschoss der Ostfassade konnten deshalb
als geschosshohe Verglasungen gestaltet
werden.
Die Außenwand der beiden längsseitigen
Fassaden wurde aus Großtafeln konstruiert. Die unterschiedlichen Betonstrukturen bzw. -farbigkeiten erzeugen ein individuelles Bild und ermöglichen dem Unternehmen, das Produkt in seiner Vielfalt zu
präsentieren. Je nach Tageszeit werden
die Fassaden zusätzlich über verschiebbare Sonnenschutzelemente belebt.
Durch den hohen Vorfertigungsgrad
konnte das Gebäude in kürzester Zeit
errichtet werden.
Treppenhaus
© Adolf Bereuter
Dipl.-Ing. Jochen Specht, Architekt
Architekturbüro Jochen Specht,
Dornbirn/Österreich
[Umrisse]
Bauherr
marbeton Fertigteilbau GmbH,
Aitrach/Deutschland
Heizung, Klimatechnik, Lüftung, Sanitär (HKLS)
KTO engineering GbR,
Bad Grönenbach/Deutschland
Architekt
Architekturbüro Jochen Specht,
Dornbirn/Österreich
Technische Ausrüstung (ELT)
Kettner & Baur GmbH,
Memmingen/Deutschland
Tragwerksplanung
marbeton Fertigteilbau GmbH,
Aitrach/Deutschland
Brandschutz
Dipl.-Ing. Reiner Krebs,
Immenstadt/Deutschland
[27
Historische Abfüllanlage mit ergänzenden Bauten und umbautem Bestand
© BIG
Eingebettete Erlebniswelt
Future Factory in San Pellegrino Terme von BIG
Von Drachen und Thermen
Das Val Brembana in der Provinz Bergamo
verdankt seinen Namen dem es durchquerenden Fluss Brembo. Inmitten der malerischen Landschaft dieses langgezogenen
Tals lag über viele Jahrhunderte ein relativ
unbedeutendes Dorf namens San Pellegrino. Ursprünglich einem historisch nicht
ganz verbürgten Bischof gleichen Namens
geweiht, der der Heiligenlegende nach im
1. Jahrhundert die dortige Landschaft von
einem tyrannischen Drachen befreit haben
soll, erlebte der Ort mit der Entdeckung
seiner Thermalquellen um die Mitte des
19. Jahrhunderts einen rasanten Aufschwung. Entlang dem Flussufer entstand
in kurzer Zeit eine mondäne Bäderwelt.
Ende des Jahrhunderts wurde das Heilbad,
mittlerweile als San Pellegrino Terme international bekannt, um seine bis heute das
Erscheinungsbild maßgeblich prägenden
großen Hotelanlagen im Jugendstil
erweitert.
28]
In dieser Zeit erfolgte auch die Gründung
des heute für sein Mineralwasser weltweit
bekannten Getränkeherstellers gleichen
Namens, der mittlerweile als Sanpellegrino
S.p.A. zum Nestlé-Konzern gehört. In einer
langen Flussbiegung unterhalb des Ortes
auf dem mit der Zeit erweiterten Werksgelände erfolgt seit nunmehr 120 Jahren
die Abfüllung des in die Welt versendeten
Nasses in den klassisch grünen Flaschen,
auf denen das Label mit dem roten Stern
prangt.
Und hier, an historischer Stelle, will sich
das Unternehmen mit einem weitgreifenden Umbau ebendieses Areals für die
Zukunft aufstellen. Dafür wurde 2016 ein
internationaler Wettbewerb ausgeschrieben, der eine Umgestaltung des Bereichs
der Abfüllanlage als Aufgabe hatte.
[Umrisse]
Aufsicht mit erleuchteten Neubaubereichen (Simulation) und flussabwärtiger Erlebniswelt
© BIG
Bögen, Berge, Brücken
Gefordert war ein Entwurf, der neue Standards im Hinblick auf Effizienz und Nachhaltigkeit setzen, eine optimale Arbeitsumgebung schaffen, ein neues Besucherzentrum samt Erlebniswelt bieten und
darüber hinaus eine starke künstlerische
Vision aufweisen sollte, um dem Tal, dessen Bäderbetrieb über viele Jahre rückläufig gewesen ist, eine neue Touristenattraktion, eine sogenannte architektonische Landmark, und dem Unternehmen ein
aufsehenerregendes marketingträchtiges
Signet zu geben.
Tal mit Fabrik und neuen Zufahrtswegen
© BIG
[Umrisse]
In diesem Wettbewerb konnte sich Bjarke
Ingels, Gründer des dänischen Architekturbüros BIG (Bjarke Ingels Group) aus
Kopenhagen, in der zweiten Runde mit
seinem kraftvollen Entwurf gegen die Vorschläge von MVRDV (Rotterdam), Snøhetta
(Oslo), und gegen das von Michele De
Lucchi geführte, in Mailand ansässige
Büro aMDL durchsetzen.
Zentrales Element seines Entwurfs ist das
Bogenmotiv, mit dem er die bestehenden
Anlagen und Verwaltungsbauten umgibt
und zu einer fast archaisch wirkenden
Erlebniswelt zusammenfasst, die, aus der
umgebenden Landschaft des BrembanaTals und den für sie typischen Bergrücken
und Brücken abgeleitet, sie neu in Szene
setzt.
Bögen in der Landschaft: neue Zuwegung zur Anlage
© BIG
[29
Werksgelände Bestand
© BIG
Lageplan
© BIG
Werksgelände mit Neubauten (Rot: Bauwerke/Blau: Erschließungen)
© BIG
Ansicht Nord
© BIG
Grundriss Erlebniswelt
© BIG
Dachaufsicht Erlebniswelt
© BIG
Längsschnitt
© BIG
30]
[Umrisse]
Impressionen aus der Erlebniswelt
© BIG
Diese in rauem Sichtbeton geplanten
Bögen fügt er zu Arkaden zusammen,
die sich im Wechselspiel erweitern und
verjüngen und dadurch eine Vielzahl an
sehr unterschiedlichen Räumen schaffen:
fast majestätisch anmutende Gewölbe,
überdachte Tunnel, Bogengänge und grüne
Pergolen, die immer wieder den Blick auf
den Fluss und die Bergwelt freigeben.
[Umrisse]
Arkade, Viale, Piazza und Portikus, die
klassischen, im Formenkanon des italienischen Städtebaus seit Jahrhunderten
verankerten strukturierenden Gestaltungselemente, erschaffen so inmitten der Landschaft eine gleichzeitig eigenartig fremd
und vertraut wirkende Welt.
Großzügige Glasflächen an der Außenseite
der Fabrik sollen symbolisch an die verschiedenen physikalischen Zustände des
Wassers erinnern. Und auch im Inneren
verwischen die Grenzen. So scheinen
die Arbeitsbereiche und das Besucherzentrum – die Erlebniswelt – ineinander
überzugehen.
[31
Piazza mit Modell und Zugang zur Abfüllanlage (links) sowie zur Erlebniswelt (rechts)
© BIG
Weg des Wassers
Auf der erhöhten und über eine Treppenanlage erschlossenen Piazza, im Mittelpunkt
der insgesamt 17.500 m2 großen Anlage
wird ein riesiges, der Natur nachempfundenes Modell stehen, das die unglaubliche,
30 Jahre dauernde Reise veranschaulicht,
die das als Schnee auf den Bergen niederfallende Wasser durch die Gesteinswelt nimmt, bevor es mit Mineralien angereichert in den Quellen des Ortes
ankommt.
Einen weiteren sehr wichtigen Aspekt
im Zuge der Umbauplanungen stellte die
Belegschaft dar.
Abfüllanlage (Bestand) mit Erweiterung im Hintergrund
© BIG
32]
Eingangsbereich zur Erlebniswelt
© BIG
So werden nicht nur alle Büros und Umkleideräume komplett renoviert, sondern
die Mitarbeiterzufriedenheit soll zusätzlich
durch einen neuen Pausenbereich sowie
ein betriebseigenes Fitnesscenter gestärkt
werden.
Hinzu kommen zusätzliche Produktionsflächen von rund 2.800 m2, um im zukünftigen Werk ausreichende Kapazitäten für
die prognostizierte Produktionssteigerung
der kommenden Jahre zu haben.
Übergang Bestand (rechts) und Erweiterungsbau mit Mitarbeiter-Fitnesscenter (links)
© BIG
[Umrisse]
Auch den eigenen Ansprüchen an Nachhaltigkeit und Umweltschutz will das Unternehmen mit diesem Großprojekt nachkommen. So sollen ein neues Straßensystem
und eine gleichfalls neue Zugangsbrücke
zur Anlage den Schwerlastverkehr durch
das bewohnte Zentrum reduzieren. Diese
Brücke, die auch Fußgängern zugänglich
ist, wird gleichzeitig talseits als signethaftes, sprichwörtliches Eingangstor in
die San-Pellegrino-Welt dienen.
Außerdem sind Photovoltaikmodule,
Systeme mit hoher Energieeffizienz und
Wasserrückgewinnungssysteme geplant,
die den Gesamtwasserverbrauch stark
reduzieren sollen.
Einbezogen in die Umgestaltung ist der
weitere Standort des Unternehmens im
ca. 7 km entfernten Zogno, der über eine
Bahntrasse mit San Pellegrino Terme
verbunden ist, die seit vielen Jahren ein
wichtiger Teil der Transportlogistik des
Konzerns ist.
Die Grundsteinlegung erfolgte im September 2019, exakt dem Jahr des 120-jährigen
Gründungsjubiläums, die große Eröffnung
ist für 2022 geplant. Die Kosten für das
Gesamtprojekt inklusive aller Bauarbeiten,
der Systeme für die Abteilungen Produktion und Logistik sowie der Neugestaltung
und Erweiterung der Fabrik werden aktuell
auf 90 Mio. Euro geschätzt.
Nach den Wünschen von Bjarke Ingels
soll die Anlage nach ihrer Fertigstellung
so wirken, als sei sie ein natürlicher Bestandteil der Landschaft und schon immer
dagewesen. Inwieweit die teilweise sehr
poetischen Eindrücke der aus dem Büro
stammenden Computeranimationen sich
dann wiederfinden lassen, wird die Zeit
zeigen.
Roger Skade
Fachjournalist,
Frankfurt am Main
Bauherr
Sanpellegrino S.p.A., Mailand/Italien
Entwurf
BIG Bjarke Ingels Group, Kopenhagen/Dänemark
Tragwerksplanung
sbp gmbh, Stuttgart/Deutschland
Piazza als Treffpunkt
© BIG
[Umrisse]
[33
Die Zukunft der HOAI
Baurecht
]
Ein Ausblick auf zu erwartende gesetzliche Entwicklungen
Vorbemerkung
2. Vorschlag: Keine Mindestsätze, keine Höchstsätze
Am 04.07.2019 entschied der Europäische Gerichtshof, dass die
verbindlichen Mindest- und Höchstsätze in der HOAI 2013 gegen
die Dienstleistungsfreiheit im europäischen Binnenmarkt verstoßen. Seitdem ist die Bundesrepublik Deutschland verpflichtet,
das nationale Preisrecht der HOAI 2013 europarechtskonform
auszugestalten. Dieser Verpflichtung kommt die Bundesrepublik
Deutschland nach. Die erforderlichen Gesetzgebungsverfahren
sind angestoßen.
Obwohl die Diskussion innerhalb der Gesetzgebungsorgane erst
beginnt, sind die folgenden gesetzlichen Entwicklungen mit überwiegender Wahrscheinlichkeit erwartbar:
– Auch zukünftig wird es eine Honorarordnung für Architekten
und Ingenieure geben;
– die zwingende Festlegung von Mindestsätzen und Höchstsätzen, innerhalb derer sich das Honorar von Architekten und
Ingenieuren im Anwendungsbereich der Honorarordnung
bewegen darf, wird der Vergangenheit angehören;
– das Honorar wird frei vereinbar sein.
a) Die aktuelle Rechtslage
Im Gesetz zur Regelung von Ingenieur- und Architektenleistungen in der aktuell geltenden Fassung ist vom Gesetzgeber
als zentraler Inhalt und herausgehoben angeordnet, dass in
der Honorarordnung Mindest- und Höchstsätze festzusetzen
sind. Nur in Ausnahmefällen soll durch schriftliche Vereinbarung ein Mindestsatz unterschritten werden können, und nur
bei außergewöhnlichen oder ungewöhnlich lange dauernden
Leistungen dürfen die Höchstsätze überschritten werden. Die
Mindestsätze gelten als vereinbart, wenn im Planervertrag
nicht etwas anderes wirksam schriftlich vereinbart wurde.
Mit diesen gesetzlichen Preisanordnungen im Anwendungsbereich der HOAI leben die Architekten und Ingenieure, die
Bauwirtschaft und die vergebende öffentliche Hand seit vielen
Jahren. Diese gesetzlichen Preisanordnungen sind seit der
Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs vom 04.07.2019
jedoch obsolet.
b) Der Änderungsvorschlag
In der novellierten Ermächtigungsgrundlage zum Erlass einer
geänderten HOAI ist von dieser gesetzlichen Vorgabe, Mindestund Höchstsätze festzusetzen, keine Rede mehr. Zukünftig soll
das Honorar der Architekten und Ingenieure frei vereinbart
werden können.
Mit der im Referentenentwurf vorgeschlagenen Ermächtigungsgrundlage werden nur noch das inhaltliche Regelungsprogramm der HOAI, die Grundlagen und Maßstäbe vorgegeben, an denen sich die Berechnung der Honorare für die in der
Verordnung erfassten Tätigkeiten orientieren kann. Wörtlich
§ 1 Abs. 1 (neu) Referentenentwurf:
»Die Bundesregierung wird ermächtigt, durch Rechtsverordnung mit Zustimmung des Bundesrates eine Honorarordnung für Leistungen der Architekten und Ingenieure zu
erlassen und folgendes zu regeln:
1. Die Grundlagen und Maßstäbe zur Berechnung von
Honoraren,
2. Honorartafeln zur Honorarorientierung für Grundleistun gen, auch in Abgrenzung zu Besonderen Leistungen,
3. eine Regelung zur Höhe der Honorare für Grundleistungen
für den Fall, dass keine Honorarvereinbarung getroffen
wurde,
4. die bei der Honorarvereinbarung einzuhaltende Form und
zu beachtende Hinweispflichten,
5. die Fälligkeit der Honorare.«
Dabei bewegt sich der Referentenentwurf ausdrücklich innerhalb der hergebrachten Berechnungsmethoden und Honorargrundlagen für die Ermittlung des Planerhonorars. Für die Neugestaltung der HOAI auf der Basis einer auf den Referentenentwurf geänderten Ermächtigungsgrundlage ist deswegen
keine wesentliche Abweichung von der bewährten Ordnung
nach Leistungsbildern, innerhalb der Leistungsbilder nach
Leistungsphasen und Grundleistungen/Besondere Leistungen,
und ebenfalls keine Abweichung von der bewährten Honorarermittlung nach Honorartafeln, anrechenbaren Kosten, Zuschlägen und Abschlägen nach der Methode der linearen
Interpolation zu erwarten.
1. Aktueller Verfahrensstand
Autor
Am 05.06.2020 wurde aus dem Bundesministerium für Wirtschaft
und Energie ein Referentenentwurf an zu beteiligende Fachkreise und Verbände zur Stellungnahme verschickt. In einem ersten
Schritt des Gesetzgebers soll die Ermächtigungsgrundlage zum
Erlass einer Honorarordnung für Ingenieur- und Architektenleistungen geändert werden. In einem zweiten Schritt ist die Honorarordnung selbst nach den Vorgaben des Europäischen Gerichtshofs
zu bearbeiten. Mit dem Referentenentwurf aus Juni 2020 liegt ein
Vorschlag nur für den ersten Schritt, also für die Änderung der
Ermächtigungsgrundlage vor.
Ein Referentenentwurf ist im Gesetzgebungsverfahren die Vorstufe
zu einem Regierungsentwurf und wird regelmäßig durch ein Bundesministerium auf Referatsebene erarbeitet. Bis ein Referentenentwurf der Bundesregierung zur Beratung und Beschlussfassung
vorgelegt wird (Kabinettsvorlage), sind mit Verbänden, Fachkreisen
und anderen Ministerien erarbeitete Abstimmungsergebnisse zu
berücksichtigen. Der vorliegende Referentenentwurf eines »Gesetzes zur Änderung des Gesetzes zur Regelung von Ingenieur- und
Architektenleistungen« ist somit nur sehr vorläufig. Gleichwohl
deutet sich eine grobe Richtung an, wie die HOAI der Zukunft aussehen könnte. In der geänderten Ermächtigungsgrundlage für den
Erlass der neuen HOAI werden die normativen Eckpfeiler und die
Grundstrukturen des neuen Preisrechts festgelegt.
34]
Prof. Dr. Gerald Süchting
Fachanwalt für Bau- und
Architektenrecht,
Süchting Rechtsanwälte
Partnerschaftsgesellschaft mbB,
Berlin
[Umrisse]
3. Keine Änderung: Preisermittlung bei geänderten
oder zusätzlichen Planungsleistungen
Das aktuell geltende Recht der Preisanpassung bei Änderungsanordnungen des Auftraggebers im Planervertrag wird im Referentenentwurf inhaltlich nicht angetastet oder geändert. Die gesetzliche Anpassungsregelung im § 650 q Abs. 2 BGB soll lediglich
verkürzt werden (redaktionelle Änderung).
Mit dem (nicht mehr ganz so) neuen Bauvertragsrecht wurde
ab dem 01.01.2018 in den §§ 650 p bis 650 t BGB der Architektenvertrag und Ingenieurvertrag im Werkvertragsrecht gesondert
ausgestaltet. Erstmals wurde das Recht des Auftraggebers zur
Änderung
(1.) des vereinbarten Planungserfolgs oder
(2.) der Planungsleistung, welche zur Erreichung des vereinbarten
Planungserfolgs notwendig ist,
gesetzlich geregelt, § 650 q Abs. 1 in Verbindung mit § 650 b Abs. 1
und 2 BGB.
a) Vergütungsanpassung bei Leistungen, welche von der
HOAI 2013 erfasst werden
Für die Vergütungsanpassung nach Änderungsanordnung ist
nach der aktuellen Rechtslage die Vereinbarung zwischen
Auftraggeber und Architekt/Ingenieur maßgeblich.
Falls im Falle einer Änderungsanordnung des Auftraggebers
keine Einigung über die Vergütungsanpassung erzielt werden
kann, dann ist es dem Planer nach der gesetzlichen Regelung
möglich, auf die Entgeltberechnungsregeln der HOAI 2013
zurückzugreifen, soweit die geänderten Leistungen von HOAI
2013 erfasst werden, § 650 q Abs. 2 BGB. Das gesetzlich geregelte »Nachtragswesen« ist in der HOAI 2013 im Schwerpunkt
in § 10 Abs. 1 (geänderter Umfang der beauftragten Leistung)
und in § 10 Abs. 2 (Wiederholung von Grundleistungen) zu finden und gibt den Vertragsparteien einen nachvollziehbaren
und verlässlichen Rahmen zur Ermittlung des angepassten
Honorars. Es ist abzuwarten, ob diese gesetzlichen Nachtragsregeln in eine neue europarechtskonforme HOAI übernommen
werden. Möglich wäre dies, denn diese Nachtragsregeln
wurden vom Verdikt des Europäischen Gerichtshofs vom
04.07.2019 nicht erfasst.
[Umrisse]
Dieses Regelungskonzept wäre nach dem Referentenentwurf
grundsätzlich beizubehalten. Eine Frage bleibt indes offen –
der Neuformulierung von § 650 q Abs. 2 BGB und der Begründung des Referentenentwurfs ist nicht zu entnehmen,
wie verbindlich die Verweisung auf eine neue HOAI für die
Vertragsparteien sein wird, wenn in der neuen HOAI keine
Mindest- und keine Höchstsätze mehr festgesetzt werden.
Bedeutet dann der Verweis auf die Entgeltberechnungsregeln
der Honorarordnung für Architekten und Ingenieure die freie
und gesetzlich ungebundene Verhandlung über das angepasste Honorar? Dies ist erkennbar im Referentenentwurf
nicht gewollt und müsste klargestellt werden.
b) Vergütungsanpassung bei Leistungen, welche von der
HOAI 2013 nicht erfasst werden
Werden die geänderten Leistungen von der HOAI 2013 nicht
erfasst, dann ist das Honorar frei vereinbar. Können sich die
Vertragsparteien nicht einigen, dann ist das neue Honorar
nach den tatsächlich erforderlichen Kosten mit angemessenen Zuschlägen für allgemeine Geschäftskosten, Wagnis und
Gewinn zu ermitteln, § 650 c Abs. 1 BGB. Die Vertragsparteien
schauen also bei der Ermittlung eines angepassten Honorars
auf die »tatsächlich erforderlichen Kosten« (Einzelkosten der
Planungsleistung, wie zum Beispiel Personal, Subplanerleistungen und Nebenkosten der Planungsleistung) und die angemessenen Zuschläge, wenn es um die Ermittlung der angepassten Vergütung geht.
Auch dies Konzept wird im Referentenentwurf nicht geändert.
Im § 650 q Abs. 2 Satz 2 (neu) BGB wird bei der Neuformulierung jedoch einfacher und klarer auf die Kalkulationsregel
des § 650 c BGB verwiesen.
Es ist in diesem frühen Verfahrensstadium naturgemäß nicht zu
erwarten, dass der Referentenentwurf mit dem Bearbeitungsstand
20.05.2020 unverändert von der Bundesregierung in das Gesetzgebungsverfahren eingebracht wird. Dabei steht der Referentenentwurf nicht insgesamt zur Disposition. Die im Referentenentwurf
verfolgte Leitlinie für eine neue HOAI ist vom Europäischen Gerichtshof vorgeprägt und wird vom nationalen Gesetzgeber nicht
geändert werden können. Sicher ist, dass es in einer neuen HOAI
keine Mindestsätze und keine Höchstsätze mehr geben wird. Aus
den ansonsten sehr vorsichtigen Änderungsvorschlägen, welche
sich im Referentenentwurf auf die Ermächtigungsgrundlage zum
Erlass einer neuen HOAI beziehen, lässt sich entnehmen, dass
bei der neuen HOAI die hergebrachten Berechnungsmethoden
und die hergebrachten Honorargrundlagen voraussichtlich nicht
oder nur sehr vorsichtig geändert werden. Das Preisrecht wird
also nicht völlig neu erfunden, auch wenn die Entscheidung des
Europäischen Gerichtshofs vom 04.07.2019 die Rechtsprechung
und Literatur zum Thema Mindest- und Höchstsätze in Altpapier
verwandelte.
[Baurecht
Bemerkenswert ist die Formulierung, dass die Honorartafeln
nunmehr nur noch zur »Honorarorientierung dienen«, aber
keinen zwingenden gesetzlichen Preisrahmen mehr vorgeben
sollen. Ziel sind die Transparenz der Honorarkalkulation und
die Vergleichbarkeit verschiedener Angebote bei gleichen
Leistungen. Den Auftraggebern (und insbesondere der öffentlichen Hand) soll in den privaten und öffentlichen Vergabeverfahren und in den Vertragsvereinbarungen ermöglicht werden,
auf die Grundlagen der HOAI Bezug zu nehmen. Dies erleichtert bei nationalen und europaweiten Ausschreibungen die
Bewertung eingehender Angebote im Kriterium »Preis«.
Das nach der HOAI (neu) zu ermittelnde Honorar hätte die
Funktion einer gesetzlich unverbindlichen (da von den Vertragsparteien nicht durchsetzbaren) Preisnorm, an welcher
verschiedene Honorarangebote zu messen sind, auch wenn
diese nach abweichenden Berechnungsmethoden (z. B.:
Pauschalhonorare; auf den Zeitaufwand bezogene Honorare)
ermittelt wurden. Mit den Honorartafeln in einer neuen HOAI
werden Honorarspannen angegeben, welche wirksam unteroder überschritten werden können, soweit kein vergaberechts- oder wettbewerbswidriges Preisdumping bzw. eine
sittenwidrige Preisüberhöhung festzustellen ist.
Prof. Dr. Gerald Süchting
[35
BIM muss das Spielfeld der Planung verlassen
Digitale Datenmodelle für die Lebenszeit der Bauwerke
Vorbemerkung
Ansatzpunkte
Ein Bauwerk ist ein Unikat, an dessen
Errichtung viele Beteiligte mitwirken. In
diesem Prozess entsteht eine breite Vielfalt
an Informationen. Diese werden in Plänen,
Erläuterungsberichten, Gutachten, statischen Berechnungen und vielem mehr von
Experten in verschiedenen Datenformaten
niedergeschrieben. Baugeschichtlich hat
sich die Zeichnung als ein sehr starkes
Dateiformat etabliert. Durch die Entwicklung des CAD wurde diese in ein numerisches Datenformat gewandelt, auch wenn
der Betrachter sich dessen nicht immer
bewusst ist.
36]
Daten der Erstellungsphase unterteilen
sich in Planungsdaten, die das »Bau-Soll«
beschreiben, und Baudaten, die das »BauIst« dokumentieren. Der wirtschaftliche
und technische Erfolg eines Projekts hängt
stark von der Qualität der Informationsverarbeitung ab. In der Praxis der Planung
gibt es zahlreiche Punkte, bei denen die
Informationsverarbeitung bzw. -bereitstellung nicht optimal funktioniert, wie zwei
Beispiele verdeutlichen.
In modernen Gebäuden fungieren beispielsweise Decken als multifunktionale
Bauteile. Sie erfüllen nicht nur statische
Funktionen, sondern werden als Bestandteil der Haustechnik für die Bauteiltemperierung oder als Ebene für Elektroinstallationen genutzt. An ihrer Planung wirken
unterschiedliche Fachplaner und Ausführende mit. Damit keine funktionale Anforderung durch eine andere gestört wird,
ist eine enge Zusammenarbeit zwischen
den Experten notwendig. Die Ergebnisse
finden sich jedoch häufig in verschiedenen
Dokumenten. Dies ist für die Umsetzung
allein aus Gründen der Übersichtlichkeit
auch richtig, die Planung könnte jedoch
verbessert werden, wenn sie in einer gemeinsamen Arbeitsumgebung stattfinden
würde. Eine integrale Darstellung aller
Daten würde Schnittstellenfehler minimieren. Trotzdem »hosten« viele Fachplaner
ihre Daten immer noch in unterschiedlichen Datenräumen.
Beim Bau werden aus Planungsdaten
reale Werte, die durch zusätzliche Daten
aus der Herstellung ergänzt oder modifiziert werden. Diese Daten sind für den
weiteren Betrieb der Bauwerke relevanter
als die Planungsdaten, da sie das Gebaute
abbilden. Dies lässt sich am einfachen
Beispiel eines Stahlbetonfundamentes
verdeutlichen. Es gibt einen Schalplan, in
dem die Geometrie dargestellt ist, einen
Bewehrungsplan mit Angaben zu den Baustoffen und die statische Berechnung, mit
Angaben zu den Randbedingungen. Zusätzlich geben Bodengutachten Hinweise auf
die zu erwartenden Bodenverhältnisse.
All dies sind Planungsdaten. Baudaten sind
die tatsächlich angetroffenen Bodenverhältnisse, die tatsächliche Bauumsetzung
und die Dokumentation der eingebauten
Baustoffe. Diese Daten finden sich in den
Abnahmeprotokollen und den Lieferscheinen der Bauakten. Werden in der Lebensdauer des Objekts für Umbauten Informationen über das Fundament benötigt, ist oft
eine aufwendige Recherche notwendig,
um die Daten zusammenzuführen.
Daten werden aber nicht nur in der Planungs- und Bauzeit generiert. An Bauwerken finden fortdauernd Veränderungen
statt. Diese können sowohl vom Nutzer
veranlasste Umbauten als auch auftretende Schäden sein, die instand gesetzt
werden müssen. Auch für diese Maßnahmen erfolgen eine Planung sowie deren
bauliche Umsetzung, die beide mit dem
gleichem Aufwand wie ein Neubau dokumentiert werden. Hierfür werden aber
neue Dokumente erstellt, die neben den
Bestandsunterlagen existieren, anstatt die
vorhandene Datengrundlage »fortzuschreiben«. Viele Planerinnen und Planer haben
sich schon mit der Aufgabe konfrontiert
gesehen, aus unterschiedlichen Aktenbergen die aktuellen Planungsgrundlagen zu
Autor
Ein beliebtes Verkaufsargument für CADSoftware lautet »BIM-ready«. Es ist ohne
Einschränkung richtig, dass moderne Software, seien es CAD-, Ausschreibungsoder Berechnungsprogramme, so entwickelt werden müssen, dass eine BIM-Planung mit ihnen möglich ist. Von besonderer
Bedeutung dabei ist der Austausch von
Planungsmodellen über Softwaregrenzen
hinaus, damit Planerinnen und Planer verschiedene fachspezifische Inhalte koordinieren können. Bei entsprechend ausgereifter Technik können Planungsprozesse
automatisiert werden, wodurch die Anzahl
der Fehler, die aus undefinierten Schnittstellen zwischen den am Bau Beteiligten
resultieren können, erheblich minimiert
wird. Im Idealfall erhält die Bauherrschaft
dann genau das, was sie sich wünschte,
und die Planergemeinschaft hat weniger
Probleme.
In Summe ist der Ansatz technisch anspruchsvoll, für die Digitalisierung des
Bau- und Immobiliensektors stellt er jedoch nur einen ersten Schritt dar. Weitere
müssen dringend folgen. Denn häufig ist
es heute noch so, dass eine BIM-Planung
digital erfolgt, die Bauherrschaft zur Übergabe dann aber die ausgedruckten Pläne
erhält, welche ins Archiv wandern. Der
»digitale Umbruch« ist erst eingetreten,
wenn es eine über den Planungsprozess
hinausgehende Nutzung der digitalen Bauwerksdaten gibt, wie die nachfolgenden
Ausführungen aufzeigen.
Dr.-Ing. Markus Hennecke
Prüfingenieur für Baustatik,
Fachbereich Massivbau,
Geschäftsführender Gesellschafter
Zilch + Müller Ingenieure GmbH,
München
[Umrisse]
extrahieren. Dies ist immer mit hohen Kosten verbunden, die noch größer werden,
wenn die »Aktenlage« vor der baulichen
Umsetzung nicht eindeutig geklärt werden
kann und während des Bauens Mehraufwand entsteht.
Auch wenn bei Planenden und Ausführenden der Bauprozess selbst im Fokus steht,
sollte nicht vergessen werden, dass das
eigentliche Ziel des Aufwands die Nutzung
des Bauwerks ist. In diesem Nutzungsprozess entstehen wiederum große, wenngleich sehr andere Datenmengen, die aus
technischen, kaufmännischen und juristischen Prozessen resultieren. Die Daten
werden aber nur selten mit den baulichen
Daten zusammengeführt.
Wie sieht die Planungswelt heute aus?
– Daten werden von unterschiedlichen
Stakeholdern generiert
– Daten sind an verschiedenen Stellen
hinterlegt
– Daten werden digital oder analog
abgelegt
– Daten werden in statischen Formaten
abgelegt
– Daten werden nur selten systematisch
ausgewertet
Die tägliche Erfahrung zeigt, dass hier
noch ein positives Bild gezeichnet ist.
Praktiker wissen, dass in vielen Fällen für
Objekte wenige bis keine Daten existieren.
Der Grund liegt einerseits darin, dass die
am Bau Beteiligten die Daten nicht genügend aufbereiten oder zur Verfügung stellen, und andererseits an der vielfach noch
geringen Wertschätzung der Eigentümer
für Daten ihrer Objekte. Und dies betrifft
bei weitem nicht nur Altbauten.
Perspektiven
Werden Daten zusammengeführt und
intelligent ausgewertet, entstehen mehr
Informationen, und das Wissen nimmt zu.
Daher ist es für ein wirtschaftliches und
ressourcenschonendes Handeln beim Bau
und im Betrieb von Bauwerken sowie für
die Kommunikation über die Bauwerke
förderlich, wenn Daten systematischer
verarbeitet werden. Die Digitalisierung der
Datenhaltung gibt neue Möglichkeiten.
Diese ist die Grundlage für das Building
Information Management (BIM). Da Daten
abstrakt sind, ist es für die menschliche
Auffassung sehr förderlich, diese zu
visualisieren.
[Umrisse]
Eine Datenquelle – Nutzergerechte Ansichten
© Zilch + Müller Ingenieure GmbH
Die dreidimensionale Darstellung überführt, um Bauteildaten ergänzt, die meist
abstrakte zweidimensionale Darstellung,
die in vielen Fällen nur von Experten lesbar
ist, in eine allgemein verständliche Form.
Oft dargestelltes Ziel der BIM-Methode ist
es, durch ein integratives Planungsmodell
Schnittstellen zu vereinfachen und Prozesse zu automatisieren. Die Fokussierung auf
die Planung, wie sie vielfach anzutreffen
ist, engt das Ziel jedoch zu sehr ein.
Um die Digitalisierung voranzutreiben,
müssen Eigentümer und Nutzer stärker in
das Zentrum der Betrachtung rücken, denn
letztendlich sind sie diejenigen, für die die
Daten langfristig relevant sind. Im Prinzip
bilden sorgfältig aufbereitete Daten ebenso
wie der Grundstückswert und die verwendeten Baustoffe und -techniken Teil des
Werts eines Objekts. Sie stellen die Grundlagen für wirtschaftliche und technische
Entscheidungen dar. Die Baubranche sollte
diesen Mehrwert für den Kunden künftig
in den Vordergrund stellen.
Als langfristige Vision sollten alle Aktivitäten im Zusammenhang mit dem Bau und
dem Betrieb eines Objekts auf der Grundlage eines Datenmodells stattfinden, das mit
Beginn der Planung erstellt wird, über den
Zeitraum der Nutzung fortgeschrieben und
nach einem möglichen Rückbau sogar in
die Staats- oder Stadtarchive, zumindest in
Teilen, die für die Nachwelt von Interesse
sind, aufgenommen werden kann. Dieses
Datenmodell ist der »digitale Zwilling«.
Eine digitale zentrale Datenhaltung sollte,
wie häufig gefordert, Common Data Environment ermöglichen. Dieser Ansatz ist
grundsätzlich richtig, darf jedoch nicht
als Filesystem verstanden werden, in das
verschiedene Datenformate (Dokumente,
Pläne etc.) abgelegt werden. Eine solche
Datenbank muss mehr können. In ihr würde dann nicht nur eine Datei mit einem
geometrischen Modell abgelegt, sondern
es lägen die Daten vor, anhand deren sich
verschiedene Programme die Modelle
mitsamt den zugehörigen Attributen
generieren können.
Aus Daten generierte graphische Objekte
© Zilch + Müller Ingenieure GmbH
[37
Lese- und Schreibzugriff über Jahrzehnte
© Zilch + Müller Ingenieure GmbH
Der Weg dahin
In diesem Modell sind dann nicht nur alle
baulichen Daten integriert, sondern auch
jene aus technischen, kaufmännischen und
juristischen Vorgängen jeder Art. Daten
sind dabei – wenn möglich – sowohl bauteilbezogen als auch objekt- oder prozessbezogen abzuspeichern.
Es ist offensichtlich, dass dabei aus Gründen der Sicherheit und der Praktikabilität
ein selektiver Zugang für verschiedene
Stakeholder gewährleistet sein muss. Der
Tragwerksplaner benötigt andere Daten
als der Schlüsseldienst für die Ergänzung
der Schließanlage.
Auf Daten greifen verschiedene, der Nutzung angepasste Softwareprogramme zu.
Sie sind quasi die Editoren für die Daten.
Softwareprogramme für BIM, in vielen
Fällen aus CAD-Software entwickelt, sind
eine Gruppe für die Bearbeitung des digitalen Zwillings. Es werden zukünftig aber
auch Programme benötigt, mit denen ohne
großes Expertenwissen virtuelle Modelle
der Objekte betrachtet werden können.
Weiterhin gibt es Anwendungsfälle, in
denen nur die Auswertung numerischer
Daten ohne einen graphischen Zugang
von Interesse ist. Es wird heute und in
Zukunft nicht möglich sein, abschließend
zu beschreiben, welcher Stakeholder in
welcher Form auf die Daten im Laufe der
Lebenszeit eines Objekts zugreifen wird.
Die angelegte Struktur der Daten muss
deshalb für jede Zugriffsmöglichkeit offen
sein.
38]
Viele Elemente des beschriebenen Datenmanagements werden in anderen Industriezweigen schon länger angewendet.
Warum also hängen die Immobilien- und
die Bauwirtschaft hinterher? Die Gründe
sind vielfältig. Sie liegen einerseits in der
wirtschaftlichen und organisatorischen
Struktur des Sektors und anderseits in
der hohen Komplexität der Projekte. Die
Anzahl von Bauteilen und die Bandbreite
der Anforderungen sind um ein Vielfaches
größer und komplexer als beispielsweise
in der Autoindustrie. Hinzu kommt die im
Gegensatz zur Automobilindustrie unvergleichlich längere »Lebensdauer«. Daraus
folgen weitgehende Anforderungen:
1. Robustheit
Der digitale Zwilling muss über die
gesamte Lebensdauer des Bauwerks
(50–100 Jahre) verfügbar sein. Die
traditionelle Methode der Bestandspläne erfüllt diese Forderung bei richtiger Pflege und Aufbewahrung. In der
digitalen Welt bedeutet die Forderung,
dass der Zugriff auch von digitalen
Endgeräten aus möglich sein muss,
die heute noch unbekannt sind.
2. Dynamik
Der digitale Zwilling muss ständig
fortgeschrieben werden können. Dazu
gehören sowohl manuelle Dateneingaben als auch automatische Datenerfassung aus Sensorik.
3. Erweiterbarkeit
Es ist nicht absehbar, welche Anforderungen in Zukunft gestellt werden.
Infolge technologischer Entwicklungen
werden auf den digitalen Zwilling Aufgaben zukommen, die zum Zeitpunkt
der Erstellung noch nicht bekannt sind.
4. Barrierefreiheit
Auf die Daten, die im digitalen Zwilling
vorgehalten werden, muss der Zugriff
von verschiedenen Softwaresystemen
aus möglich sein. Für die Lebensdauer des Objekts ist die Forderung selbstredend. Aber auch in der beschränkten
Zeit der Planung ist der Ansatz, dass
alle Planer mit derselben BIM-Software arbeiten müssen, nicht zielführend. Er erleichtert unter Umständen
die Kollaboration, aber für die verschiedenen Gewerke ist es wichtiger, die jeweils technisch optimale
Software einzusetzen.
5. Zugriffskontrollen
Der Zugriff auf den digitalen Zwilling
muss in Abhängigkeit von Verantwortlichkeiten über Rechte gesteuert
werden.
Einige dieser Forderungen mögen zur Resignation führen, da die Umsetzung heute
noch nicht absehbar ist. Es wird Übergangszeiten geben, in denen nur Teile erbracht werden können und verschiedene
Systeme parallel laufen. Je schneller die
Entwicklung aber voranschreitet, desto
eher werden sich die gewünschten Erfolge
einstellen.
Die Entwicklung wird wirtschaftliche Impulse auslösen. Je offener sie angelegt ist,
umso mehr Unternehmen werden sich an
der Entwicklung beteiligen. Über diesen
Ansatz kann eine Start-up-Szene entstehen. Das gibt Impulse für die Digitalisierung der Bauwirtschaft.
Die Initiativen der Bundesregierung
zum BIM (Stufenplan Digitales Planen,
Bauen und Betreiben des Bundesministeriums für Verkehr und digitale BIM)
oder das nationale Kompetenzzentrum
des Bundes mit planen-bauen 4.0 (www.
planen-bauen4.0.de) sind vorbehaltlos zu
begrüßen. Das Ziel müssen die schnelle
Entwicklung und Etablierung eines Datenmodells für einen umfassenden digitalen
Zwilling sein. Die Entwicklung darf nicht
beim »Editor« Planungsmethoden BIM
hängenbleiben.
Dr.-Ing. Markus Hennecke
[Umrisse]
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[Umrisse]
[39
»Gut unterwegs ...«
Zum CityBahn-Bürgerentscheid in Wiesbaden
Aktuell
]
Kahlschlag statt Vorteile
»Gut unterwegs ...«, so würde Andreas
Kowol, Stadtrat der Landeshauptstadt
Wiesbaden, Dezernat für Umwelt, Grünflächen und Verkehr, die geplante CityBahn
mit ihrer Neubaustrecke quer durch Wiesbadener Alleen wohl gerne sehen – wenn
nicht die erfolgversprechende Chance
bestünde, durch massiven Gegenwind
das Aus dieser Pläne zu erreichen.
Wiesbaden, eine Stadt der heißen Quellen,
die ihren Ruf als Kurort zu begründen halfen, hat wunderschöne, überwiegend aus
dem 19. und frühen 20. Jahrhundert stammende Alleen in der Innenstadt, die nicht
zuletzt dafür sorgen, dass die Hitze im
Sommer erträglich bleibt und sich der
Verkehr besonders auf der vielbefahrenen Biebricher Allee, einer Rennstrecke
für Motorradfahrer, noch hinnehmen lässt.
Und genau diese Allee soll ca. 80 gesunde
alte Bäume verlieren, um Platz für eine
Hauptfahrstrecke der CityBahn zu schaffen: Es findet sich fast kein Haus- oder
Grundstücksbesitzer in der Biebricher
Allee, der sich nicht einer Bürgerinitiative
gegen die Realisierung der CityBahn
angeschlossen hat.
Und das sollen die Bürgerinnen und Bürger akzeptieren, und zwar nicht allein in
der Biebricher Allee: zehn Jahre Staub,
Dreck und Baustellenlärm, von morgens
bis abends, sowie Wegfall der Bäume, um
danach ein Szenario wie in der Mainzer
Straße, einer nachgerade mehr als unwirtlich erscheinenden, gleichfalls hochfrequentierten Ein- und Ausfallstraße, tagtäglich ertragen und erleben zu müssen?
Die Bewohner und Grundstückseigentümer
in der Biebricher Allee, ebenso wie große
Teile der Bevölkerung im Stadtteil Biebrich,
wollen keine CityBahn, da deren Bau und
Betrieb nur Einschränkungen und Nachteile beinhaltet. In Biebrich resultiert jene
breite Ablehnung im Übrigen auch aus
der Tatsache, dass mit Verwirklichung des
vorgesehenen Trassenverlaufs beinahe
sämtliche straßenbegleitenden Parkplätze
verschwinden, die dortigen Einzelhandelsgeschäfte also kaum noch erreichbar sein
würden, was für die Inhaber der primär
kleinen Läden und Handwerksbetriebe
erhebliche bis existenzgefährdende
Umsatzeinbußen zur Folge hätte.
Die Biebricher Allee wiederum, 1857 angelegt und auf fast kompletter Länge von
2,70 km beiderseits über eine Bepflanzung
mit meistenteils sehr, sehr alten Bäumen
verfügend, ist laut CityBahn-Konzeption
als eine Haupttrasse mit zwei Haltestellen
ausgewiesen, die nur zur Verknüpfung mit
den übrigen (Bus-)Streckenverbindungen
gedacht sein kann – deren Errichtung aber
unweigerlich den Verzicht auf Ruhe, Frischluft und, natürlich, historisch gewachsene Strukturen bedeutet. Dass zudem
entlang der gesamten Allee Hunderte von
Anwohnerparkplätzen ersatzlos eliminiert
werden würden, sei hier als ein weiteres
Minus lediglich am Rande vermerkt.
Der Denkmalschutzaspekt verdient hingegen eine nochmalige Erwähnung: Zahlreiche Gebäude und Grundstücke in der
Biebricher Allee stehen unter Ensembleschutz, was die Planung jeglicher Umbau-
maßnahmen erschwert und im Vorfeld ihrer
Durchführung eine Genehmigung durch die
zuständigen Behörden erfordert. Die Frage,
inwieweit sich dieser richtige und wichtige
Ensembleschutz auf die Biebricher Allee
als Ganzes erstrecken kann oder sogar
muss, werden die betroffenen Anrainer
deshalb prüfen lassen.
Fragen zur Entscheidung
Haus & Grund Hessen e.V., die Interessengemeinschaft der Haus- und Grundeigentümer, hat dazu im August-2020-Heft ihrer
Mitgliederzeitschrift einen interessanten
Beitrag von Wilfried Woidich, Vorsitzender
von Haus & Grund Wiesbaden, veröffentlicht, der hier mit seiner Zustimmung in
voller Länge wiedergegeben wird.
»Jetzt ist die Katze aus dem Sack: Als Zeitpunkt für den Bürgerentscheid über den
Bau der geplanten CityBahn wurde der
1. November 2020 festgelegt. Außerdem
wurde in einer hart umkämpften Abstimmung im Stadtparlament am 3. Juli 2020
die Fragestellung festgelegt. Das Stadtparlament musste zwischen vier Formulierungen, die vom Magistrat der Landeshauptstadt Wiesbaden, der CDU-Fraktion,
der Fraktion der Freien Wähler und Bürgerliste sowie der FDP vorgestellt worden
waren, entscheiden. Mit 66 der 81 anwesenden Stadtverordneten kam dann die
erforderliche Zwei-Drittel-Mehrheit für
die vom Magistrat vorgeschlagene Fragestellung zustande. Diese lautet wie folgt:
Biebricher Allee mit sehr altem Baumbestand
© Paul Müller/Verlagsgruppe Wiederspahn
40]
[Umrisse]
[Aktuell
Breite Ablehnung seitens der Anwohner und Grundstückseigentümer
© Paul Müller/Verlagsgruppe Wiederspahn
Stadt versus Bürger
›Soll der Verkehr in Wiesbaden, zur Vermeidung von Staus und weiteren Verkehrsbeschränkungen für den Autoverkehr,
durch eine leistungsfähige Straßenbahn
(CityBahn) von Mainz kommend über die
Wiesbadener Innenstadt bis Bad Schwalbach weiterentwickelt werden, um Verkehrszuwächse aufzufangen und Umweltbelastungen (Luftverschmutzungen,
Lärmbelastungen) zu verringern?‹
Wie schon befürchtet, ist diese Formulierung derart intransparent, dass die Wiesbadener Bürger entweder die Abstimmung
verweigern oder erst gar nicht zur Wahl
gehen oder aber völlig verunsichert falsch
abstimmen werden. Insoweit hatten wir
von Haus & Grund gefordert, dass eine
allgemein verständliche Fragestellung, die
sich auf die zu entscheidende Frage – CityBahn ja oder nein – beschränkt, zur Wahl
gestellt wird. Bezüglich der nunmehr vom
Stadtparlament verabschiedeten Fragestellung fällt das Urteil der Bürger über die
Formulierung für den Bürgerentscheid über
die Citybahn vernichtend aus. Die überwiegende Zahl der Leserbriefe im Wiesbadener Kurier lehnt die Fragestellung ab,
da sie ihrer Auffassung nach ideologisch
überfrachtet und suggestiv ist.
Ein Leserbrief bringt es wie folgt auf den
Punkt: ›Die Fragestellung ist raffiniert suggestiv. Sie soll mir ein schlechtes Gewissen machen, wenn ich mit ›nein‹ stimme.
Dann wäre ich ein Luftverschmutzer, also
eine ›Umweltsau‹. Warum fragt man uns
nicht einfach: ›Sind Sie für oder gegen die
Citybahn?‹
Dieser Leserbrief bringt es auf den Punkt.
Die Bürger werden verunsichert und können keine klare Aussage darüber treffen,
ob sie für die CityBahn sind oder nicht. Die
Fragestellung ist einfach zu lang und zu
kompliziert und unseres Erachtens auch
unkorrekt. Durch die geplante CityBahn
werden keine Staus vermieden, sondern
auf dem vorhandenen Raum für Autofahrer
werden geradezu vermehrt Staus erzeugt.
Unterschwellig wird bei einer derartigen
Fragestellung unterstellt, dass der Wähler
eine Zusatzerläuterung benötigt, um den
Sinn der ganzen Angelegenheit zu verstehen. Anders ausgedrückt, man hält die
Bürger in dieser Sache offenbar für uninformiert oder allgemein gar für blöd. Ob der
Sache ›CityBahn‹ mit dieser Fragestellung
bei dem anstehenden Bürgerentscheid am
1. November 2020 gedient ist, halten wir
zumindest für fraglich.
Ungeachtet dessen können wir unsere
Mitglieder nur auffordern, am 1. November 2020 zur Wahl zu gehen und über den
Bürgerentscheid abzustimmen.«
Die Befürworter der CityBahn, angeführt
vom Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende,
SPD, und vorangetrieben von Stadtrat
Andreas Kowol, Bündnis 90/Die Grünen,
versuchen mit diesen Wahlzetteln, die
Bürgerinnen und Bürger massiv zu beeinflussen. Dass mit den gleichen Fragen an
immer neuen Standorten in Wiesbaden
für den Bau geworben wird, kommt hinzu
und zeigt im Grunde überdeutlich: Hier
wird offenkundig nicht über ein strittiges
Vorhaben fach- und sachkundig aufgeklärt,
sondern manipulativ in die gewünschte
Richtung gesteuert.
Ich hätte mir von einer Stadt wie Wiesbaden mehr Verständnis und Respekt für
die berechtigten Bedürfnisse und Anliegen der Bürgerinnen und Bürger erwartet – gerade auch weil sie in den letzten
Monaten Schauplatz diverser hausgemachter Schmutzschlachten war, die
selbst in der überregionalen Tagespresse
wenig schmeichelhaft kommentiert wurden
und werden. Aber anscheinend fühlt man
sich in dieser Stadt, zumindest in entsprechender Position, gut und sicher aufgehoben wie in einem Boot, in dem man gemeinsam residiert und sich gegenseitig vor
den Widrigkeiten der Realität beschützt.
Denn die CityBahn ist ja nicht das einzige
Projekt, das dergestalt durchgepeitscht
werden soll.
Aber die Zeiten sind vorbei, in denen
Menschen alles über sich ergehen lassen
mussten. Heute gibt es engagierte Anwälte, die sich gerne solcher Probleme
annehmen. Und darauf setzen wir.
Elisabeth Wiederspahn
[Umrisse]
[41
»Mich treiben nur noch Ideen …«
Zum 90. Geburtstag von Stefan Polónyi
Aktuell
]
Partner der Architekten
Mein verehrter Freund, Lehrmeister und
ehemals Partner im Büro IPP – Ingenieurbüro Prof. Dr. Polónyi und Partner GmbH,
Prof. Dr. mult. Stefan Polónyi, befasst sich
sein ganzes bis heute währendes Berufsleben mit der aus seiner Sicht richtigen
und damit sparsamen Bewehrungsführung.
Ein weiteres Anliegen war ihm immer
die kritische Auseinandersetzung mit einengenden Vorschriften, die das »Gestrige«
festigen und so das »Neue« erschweren
und zuweilen verhindern.
Im Jahr 1990, spätabends in seinem Kölner
Büro, meinte er einmal: »Andere spielen
Golf oder Fußball, wir spielen Ingenieurbüro.« Und das taten wir sehr erfolgreich.
Architekten kamen mit ihren Ideen, die
Polónyi mit ein paar Strichen »veredelte«,
wie er es gerne nannte. Unser Freund
und Bürokollege, Dr. Wolfgang Walochnik
(1941–2014), fasste die Ergebnisse und
Erkenntnisse aus diesen Prozessen im
Anschluss dann häufig für Veröffentlichungen in Fachzeitschriften und in Büchern
zusammen. Das sorgte für größere Aufmerksamkeit bei Architekten, aber auch
bei bildenden Künstlern, die ihn beide bei
Wettbewerben gerne beratend hinzuzogen,
und führte zu neuen Aufträgen.
Polónyi hat Architekten nie belehrt »wie
man es macht«, sondern war stets bemüht,
für die jeweilige Entwurfsabsicht eine konstruktive Lösung zu entwickeln. So auch
beim großen Vordach für das Bonner
Kunstmuseum. Hier plante der federführende Architekt Axel Schultes, ein ehemaliger Student und Hilfsassistent Polónyis
an der Technischen Universität Berlin,
aus formalen Gründen Stützen in Gruppen
zusammenzustellen, die zusätzlich jeweils
über ein »Belichtungs-Loch« die Stahlbetonplatte des Daches tragen. Mit viel
statischem Gefühl magerte Polónyi die
60 cm dicke Platte in einer Freihandskizze
so aus, »dass sie gleichzeitig trägt und
schwebt«. Den »Rest« meisterte unser
EDV-Experte, Dr. Stein, mit seinem selbst
entwickelten FEM-Programm.
Sein Streben nach effizienten, sparsamen
Bewehrungsführungen zeigt sich beispielsweise am Einsatz von kreisrunden
statt quadratischen Einzelfundamenten
für Stahlbetonsäulen aus sogenanntem
Schleuderbeton. Auf ebensolchen stehen
die fugenlos gebaute Bonner Bundeskunsthalle ebenso wie Teile des gegenüberliegenden städtischen Kunstmuseums; beide
fertiggestellt im Jahr 1992.
Prof. Dr.-Ing. Stefan Polónyi
© A. Schmied
Diese stahlsparende Bauweise senkt
nicht nur die anrechenbaren Baukosten,
sondern damit das eigene Honorar, aber
das war ihm bewusst.
Sein Plädoyer für diese kostensparende
und ressourcenschonende Bauweise hat
er über viele Jahre und in zahlreichen Veröffentlichungen geführt. Erst vor wenigen
Monaten erschien sein jüngster Beitrag,
in dem er nicht nur darlegt, dass mit seiner
alternativen Bewehrungsführung eine
Stahlersparnis von bis zu 40 % gegenüber
althergebrachten »Betonstahlverschwendungen« möglich ist, sondern hervorhebt,
welches jährliche CO2-Einsparungspotential damit verbunden ist (»Der Beton und
seine zweckmäßige Armierung«,
DBZ 2/2020, S. 54–58).
Kunstmuseum Bonn, Restaurantbereich zum Platz hin
Architekten: Bangert Jansen Scholz Schultes (BJSS), Berlin
© Kunstmuseum Bonn/David Ertl
Eingangsbereich der Bundeskunsthalle
Architekt: Gustav Peichl, Wien
© Kunst- und Ausstellungshalle
der Bundesrepublik Deutschland/Peter Oszvald
42]
[Umrisse]
Lehrer und Entwickler
[Umrisse]
[Aktuell
Insbesondere in der Lehre hat er seine
Spuren hinterlassen. Das von ihm mit dem
2008 verstorbenen Architekten Harald Deilmann für die TU Dortmund entwickelte, als
»Dortmunder Modell Bauwesen« bekannte
Reformkonzept einer gemeinsamen Ausbildung von Architekten und Ingenieuren hat
seit Mitte der 1970er Jahre Generationen
von Studenten beider Fachrichtungen und
ihr Verständnis füreinander geprägt. Und
es wäre wünschenswert, wenn dieser Ansatz in die Entwurfsausbildung anderer
Hochschulen Eingang finden würde.
Neuen Herausforderungen stand Polónyi
immer aufgeschlossen gegenüber. Als
in der fortgeschrittenen Planungsphase
für die Neue Messe Leipzig die Architekten Volkwin Marg (gmp, Hamburg) und
Ian Ritchie (London) den Entwurf für die
signethafte Eingangshalle West, die große
tonnengewölbte Glashalle, kurzfristig konstruktiv »auf den Kopf« stellten, entwickelte er auch dazu entsprechende Lösungen.
Die tragende 244 m lange und fugenlose
Gitterschale sollte nach außen verlegt
und die profillosen Glasscheiben (3,12 m x
1,56 m) aus VSG sollten daran angehängt
werden. »Eine taubengerechte Bauweise«,
merkte Polónyi dazu einmal an.
Rückblickend gab es kein Projekt, für das
in seinem Büro nicht irgendetwas Neues
ausgetüftelt wurde, wenngleich nicht alle
Vorschläge zur Ausführung kamen, wie
beispielsweise die gemeinsam mit der
Firma Tweer aus Bielefeld entwickelten
Gussstahlklemmverbinder, ebenfalls für
die Neue Messe Leipzig, die jedoch von
der ausführenden Firma später nicht angenommen wurden. Gleiches gilt neben
weiteren für die tellerförmigen Klemmverbinder für die fünf Messehallen im Kreuzungspunkt der Fachwerkträger mit tragenden Lüftungskanälen. Dabei war der
Gedanke so naheliegend, dass es im Nachhinein verwundert, warum bis heute im
Stahlbau nicht viel mehr geklemmt statt
geschraubt oder geschweißt wird.
Ewald Rüter, Inhaber des gleichnamigen
Dortmunder Stahlbauunternehmens war
auf diesem Gebiet ein Vordenker und uns
ein kongenialer Partner. Mit seiner Unterstützung konnte ich auf dem ehemaligen
Thyssen-Gelände in Oberhausen für einen
Entwurf des Architekten Christoph Parade
das Tragwerk für eine durchaus ungewöhnliche Haltestation planen. Es war
mein erster Auftrag im eigenen Büro.
Die große Glashalle der Leipziger Messe, Aufnahme von 2018
Architekten: gmp Architekten, Aachen, mit Ian Ritchie Architects (Fachberatung Stahl-Glas-Struktur)
© Leipziger Messe/Jörg Singer
Polónyi als Prüfingenieur des Projekts vermittelte mir damals die notwendige innere
Sicherheit, so dass ich ab 1994 als Selbständiger beste Startvoraussetzungen hatte.
Persönlichkeiten, die uns formen und uns
voranbringen, sind wir in tiefem Dank verbunden. Zu diesen gehört für mich Stefan
Polónyi. Und es ist gewiss in seinem Sinne,
an dieser Stelle auch den vielen Mitarbei-
terinnen und Mitarbeitern zu danken, die
ihn über die Jahre im Büro und in der Lehre
so engagiert in seinem Streben unterstützt
haben. Mit seinen nun 90 Lebensjahren
kann der am 6. Juli 1930 im ungarischen
Gyula geborene Stefan Polónyi auf vieles
zurückblicken und sagt von sich: »Mich
treiben keine Projekte mehr, nur noch
Ideen.«
Prof. em. Dr.-Ing. Ralf Wörzberger,
Rösrath
Gussstahlklemmverbinder (Zeichnung)
© Ralf Wörzberger
Gussstahlklemmverbinder
© Reinhard Tweer GmbH
Sebsttragende Klimakanäle
und Klemmverbinder
(Handskizze 1993)
© Ralf Wörzberger
[43
Revitalisiertes Industriedenkmal in Wuppertal
Special Brandschutz
]
Nachhaltige Brandschutzbeschichtungen von Rudolf Hensel
Historisches Bauwerk nach Umnutzung
© Tom Bauer/Rudolf Hensel GmbH
Die Industriearchitektur des vergangenen
Jahrhunderts hat Bauwerke mit unvergleichlichem Charakter geschaffen. Viele
von ihnen wurden unter Denkmalschutz
gestellt und bieten nach Restaurierung
und Umnutzung nun individuelle Flächen
mit einer ganz besonderen Atmosphäre,
wobei sich der Charme von Backsteinwänden und Stahlkonstruktionen gerne mit
zeitgerechten Installationen zu modernen
Arbeitsplätzen verbindet.
Ein solches Beispiel ist das ehemalige
Elba-Fabrikgebäude in Wuppertal. Die
Firmengruppe Küpper hat dieses Industriedenkmal, direkt an der Wupper gelegen,
nach zehn Jahren des Leerstands zu neuem Leben erweckt und mit dem Düsseldorfer Büro Lindner Architekten auf 7.800 m²
moderne Räume für flexibles, kreatives und
zukunftsorientiertes Arbeiten geschaffen,
eingebettet in ein insgesamt 60.000 m² umfassendes Areal, das Elba-Zukunftswerk.
Der Industriecharakter des historischen
Gebäudes und dessen Stilmix aus Stahlkonstruktionen, Backstein und Glas sollte
auf jeden Fall erhalten bleiben. Um aber
die historischen Räume langfristig und
nachhaltig nutzen zu können, musste die
Tragstruktur aus Stahl nach Vorgaben der
Baubehörde mit einem Brandschutzsystem
in eine Schutzdauer von 60 min (F/R 60)
überführt werden.
Hier kamen die Brandschutzbeschichtungen der Rudolf Hensel GmbH ins Spiel. Für
die Ertüchtigung des Stahls wurden die
wasserbasierenden Stahlbrandschutzsysteme Hensotherm® 420 und Hensotherm®
421 KS gewählt. Sie gehören zur GreenProduct-Linie von Hensel, sind frei von
44]
Ehemaliges Fabrikgebäude als »Zukunftswerk«
© Tom Bauer/Rudolf Hensel GmbH
Gussstützen und Stahlträger in bestmöglicher Oberflächenqualität
© Tom Bauer/Rudolf Hensel GmbH
VOC, erfüllen die Anforderungen nach
LEED v4, sind AgBB-geprüft, eingestuft in
die VOC-Emissionsklasse A+, besitzen eine
Umweltproduktdeklaration (EPD) Typ III
und sind im DGNB-Navigator registriert.
Im ersten Schritt wurden die Guss- und
Stahlstützen sowie die Stahlträger mit
dem Oberflächenvorbereitungsgrad Sa 2,5
gestrahlt und so von den Altanstrichen
befreit. Anschließend erhielten sie mit
Hensogrund 1966 E eine korrosionsschützende Grundierung. Um die bestmögliche
Oberflächenqualität an den Kapitellen,
Gussstützen, Trägern und Vernietungen
zu gewährleisten, folgte dann die Beschichtung mit Hensotherm® 420 und
Hensotherm® 421 KS im Airless-Spritzverfahren. Abschließend wurde zum Schutz
der Beschichtungssysteme vor Feuchtigkeit und Umwelteinflüssen der Überzugslack Hensotop SB in den gewünschten
Farbtönen aufgebracht.
Kreatives, flexibles Arbeiten in einem
Industriedenkmal: Wo früher die bekannten Elba-Aktenordner vom Band liefen, ist
Räume für kreatives Arbeiten
© Tom Bauer/Rudolf Hensel GmbH
inzwischen das Elba-Zukunftswerk, ein
Ort moderner Kommunikation und Arbeit,
entstanden. Das realisierte Vorhaben ist
beim polis award 2019 mit dem dritten Platz
für »urbanes Flächenrecycling« ausgezeichnet worden. Prämiert wurde damit
ein Städtebauprojekt, das engagierte und
nachhaltige Lösungen für die Herausforderungen der modernen Stadtentwicklung
aufzeigt.
www.rudolf-hensel.de
[Umrisse]
Brandschutz durch Feuerverzinken
Kostenlose Tools vom Industrieverband Feuerverzinken
Durch Feuerverzinken wird die Feuerwiderstandsdauer von Stahl verbessert,
wobei R 30 realisierbar ist: Ein Forschungsprojekt am Lehrstuhl für Metallbau der
Technischen Universität München hat den
positiven Einfluss der Feuerverzinkung auf
das Erwärmungsverhalten von Stahlbauteilen untersucht, zum einfachen Praxistransfer wurden nun kostenlos verfügbare
Bemessungshilfen erarbeitet.
Feuerverzinkte Stahlbauteile erwärmen
sich langsamer als unverzinkte, resultierend aus dem im Brandfall kleineren,
variablen Emissionsgrad der verzinkten
Oberflächen. Die Erwärmung eines ungeschützten Stahlprofils im Brandfall kann
mit Hilfe der Regelwerke EN 1993-1-2 und
EN 1994-1-2 berechnet werden, im Fall
unverzinkter Stähle wird hier von einem
konstanten Wert der Emissivität von 0,70
ausgegangen. Im Gegensatz dazu zeichnen
sich stückverzinkte Stähle der Kategorien
A und B nach DIN EN ISO 14713-2 bis zu
einer Bauteiltemperatur von 500 °C durch
eine niedrigere Emissivität von 0,35 aus –
und dadurch ergibt sich insbesondere bei
kompakten oder nur dreiseitig beflammten
feuerverzinkten Stahlquerschnitten im Vergleich zu nicht verzinkten eine langsamere
Erwärmung, die in Abhängigkeit von Ausnutzungsgrad, Stahlgüte und Am/V-Verhältnis oft einen Feuerwiderstand von R 30
wirtschaftlich erreichbar macht.
Auf der Basis der Forschungsergebnisse
wurde eine Toolbox erarbeitet, welche die
baupraktische Anwendung und Einarbeitung der brandschutztechnischen Vorteile
von feuerverzinktem Stahl für statische
Berechnungen in Ingenieurbüros erleichtert. Sie umfasst Bemessungstools in Form
von Nomogrammen, Tabellenwerken und
Software zur Bestimmung der Bauteilwiderstände, zur Nachweisführung einer auf
Druck beanspruchten Stütze sowie zur
Nachweisführung eines Trägers auf Biegung und axialen Druck im Brandfall. Die
Tools erlauben den Nachweis gängiger
Querschnitte sowohl für verzinkte als auch
für nicht verzinkte Bauteile nach 15 min
bzw. 30 min unter Einheitstemperaturkurven-Einwirkung.
www.feuerverzinken.com
Wir geben bis zu 30 Jahre Garantie auf die brandschützende Funktion unserer HENSOTHERM®
Stahlbrandschutz-Beschichtungssysteme im
trockenen Innenbereich. Informieren Sie sich
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[Umrisse]
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[45
Brandschutzklappen mit neuen Antrieben
Special Brandschutz
]
Hitzebeständige und hochstabile Stellmotoren von Gruner
Brandschutzklappen, die im Ernstfall die
Lüftungskanäle verschließen, um Flammen
und belastete Luft zurückzuhalten, müssen
ihre Aufgabe unter extremen Belastungen
verlässlich erfüllen. Dieser Einsatz stellt
besonders hohe Ansprüche an die Widerstandsfähigkeit und Leistung der elektrischen Stellantriebe, die beispielsweise
eine manuelle Schaltung ermöglichen müssen, um die Lüftung präventiv zu blockieren, bevor das Feuer sie erreicht. Gruner
fertigt daher alle wichtigen Bauteile der
Antriebe aus Stahl, damit trotz Hitzeeinwirkung das Drehmoment des Motors erhalten
bleibt. Temperaturen bis 90 °C sind so auch
über längere Zeit kein Problem. Die Feder
selbst ist ebenfalls hitzebeständig und
übersteht mehr als 60.000 Revisionszyklen
ohne Spannungsnachlass. Gleichzeitig
wurde bei der Entwicklung der jüngsten
Stellantriebgeneration auf eine minimalistische Bauweise geachtet, durch die sich
der Verschleiß verringern und Standzeit
sowie Zuverlässigkeit des Geräts erhöhen
ließen.
Außerdem verfügen die Stellantriebe über
einen Thermoschalter, der mit seinen LEDs
deutlich den Zustand der Klappe anzeigt,
was die Sicherheit erhöht und die Fehlerdiagnose erheblich erleichtert. Das System
ist zusätzlich mit einem Temperaturmesspunkt ausgestattet, der die Farbe wechselt,
sobald er einmal auf über 72 °C erhitzt
wird. Ohne eine derartige Anzeige ist von
außen nicht ersichtlich, ob die Temperatursicherung möglicherweise unbemerkt
durchgeschmolzen ist. Darüber hinaus
wurde die Drehmomentdichte der GrunerStellantriebe in der neuesten Serie erhöht:
Je nach Klappengröße reichen die verfügbaren Motordrehmomente von 3–20 Nm
bei einem Drehwinkel von 95°. Zudem
konnte der Abstand der Klappenachse zur
Brandwand verkleinert werden, wodurch
das gesamte System kompakter wird:
Der Stellantrieb sitzt direkt auf dem Verschlusssystem, und zwar ohne teure und
fehleranfällige Übertragungsmechaniken.
Neben ihrer Funktion im Brandfall erleichtern die kompakten Antriebe auch die
regelmäßige Wartung und Prüfung der
Anlagen, bei der die Klappen geschlossen
und wieder geöffnet werden – eine Arbeit,
die früher an jedem einzelnen Brandschutzabschnitt von Hand erledigt werden musste: Sind die Klappen mit Stellantrieben versehen, lässt sich eine solche
Revision per Knopfdruck erledigen, was
Zeit spart und die bislang benötigten Revisionsöffnungen überflüssig macht.
Seit 2016 verwendet der tschechische
Brandschutztechnikanbieter Mandík für
seine Brandschutzklappen die Stellantriebe von Gruner.
Sicherheit durch funktionierende Anlagentechnik
© Paul-Georg Meister/pixelio.de
Das Komplettsystem aus beiden Komponenten wurde in der neuen Festhalle in
Wehingen erstmals realisiert: Die sogenannte Schlossberghalle beherbergt einen
Saal mit Bühne, der ca. 800 Menschen
fasst, einen Mehrzweckraum mit Bar für
kleinere Veranstaltungen, ein Foyer mit
angeschlossener Garderobe, eine Küche
sowie im Untergeschoß einen Sanitärbereich, der über eine Verbindungstreppe
und eine Aufzugsanlage angebunden ist.
www.gruner.de
Wichtige Systembauteile aus Stahl
© Gruner AG
Konstruktion aus verschleißfreien Elementen
© Gruner AG
Zustandsanzeige mittels LEDs
© Gruner AG
46]
[Umrisse]
Glasfilamentgewebe als Alternative
Platzsparender Feuerschutzvorhang von Hörmann
Das Brandschutzportfolio von Hörmann
ist groß: Es besteht aus Stahl- und Edelstahltüren, Rohrrahmenelementen aus
Stahl oder Aluminium, vollflächig verglasten Systemwänden und Schiebetoren.
Inzwischen hat sich dieses Angebot aber
um textile Feuerschutzvorhänge für weitgespannte Öffnungen und speziell für Einbausituationen erweitert, die weder oberhalb noch seitlich einer solchen Öffnung
über ausreichend Abstellfläche verfügen,
wie sie beispielsweise für ein Schiebetor
benötigt würde.
FlexFire heißt der nur 0,50 mm dünne textile Feuerschutzvorhang, der sich besonders für Hotels, Verwaltungs- und Bürogebäude, Lager- und Produktionshallen
sowie Kaufhäuser eignet. Erhältlich ist er
bis zur Feuerbeständigkeitsklasse E120,
für die unauffällige seitliche Führung sorgen besonders filigrane Schienen.
Er ist in Abmessungen bis 5 m x 5 m lieferbar und besteht aus V4A-drahtverstärktem
Glasfilamentgewebe. Mit Zustimmung im
Einzelfall sind im Übrigen auch größere
Maße realisierbar. Im Brandfall schließt
er innerhalb von nur 4 s/m. Vom ift Rosenheim wurde dem FlexFire eine Umweltproduktdeklaration (EPD) nach ISO 14025
ausgestellt. Somit bietet er sich für die
Verwendung in nachhaltigen Bauwerken
mit entsprechender Zertifizierung an.
FlexFire wird mit einer Feststellanlage
nach EN 14637 betrieben, wobei optische
Rauchschalter den Torbereich überwachen und für eine zuverlässige Schließung des Vorhangs bei Rauchdetektion
bürgen. Der Anschluss an eine bauseitige
Brandmeldezentrale ist in der Steuerung
ebenfalls möglich.
www.hoermann.de
COOLE TYPEN FÜR
BRANDSCHUTZ
UND ENTRAUCHUNG
Gruner Entrauchungsantriebe 342 und 362 sowie
Federrückzugsantriebe 340
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Verwendung (besonders) bei großen Öffnungen
© Hörmann KG
[Umrisse]
Mehr Infos unter:
gruner.de
[47
Brandschutz »mit« Aluminium
Special Brandschutz
]
Zertifizierte Systemlösung von heroal
Einsatz in Verwaltungsgebäuden
© heroal Johann Henkenjohann GmbH & Co. KG
Um sein Sortiment auszubauen, hat heroal
das Brandschutzsystem heroal FireXtech
D 93 FP entwickelt, das eine Systemlösung
für jedes Bauvorhaben darstellt. Und: Es
steht für zertifizierten Brandschutz, der
europaweit gleichermaßen anerkannt wird.
Das Brandschutzsystem ist auf Basis der
CE-Kennzeichnung geprüft und zertifiziert,
genügt also allen gültigen EG-Richtlinien.
Gemäß der DIN-EN-13501-2-Einteilung hielt
es bei einer Brandschutzprüfung einer
Leistungszeit ≥ 30 min stand und erfüllt damit die Feuerwiderstandsklassifizierung EI
30. Die Klassifizierung erreicht das System
über klemmbare Profil- und Glassicherungen und entsprechende Laminate,
eingeschobene Kühlplatten in den Haupt-,
Sprossen- und Sockelprofilen entfallen.
Innenanwendung im Schnitt
© heroal Johann Henkenjohann GmbH & Co. KG
Wird eine EI-60- oder EI-90-Klassifizierung
benötigt, so lassen sich diese über wenige
Zusatzmaßnahmen realisieren. Außerdem
ist das System sowohl für die Innen- als
auch für die Außenanwendung zulassungskonform.
Es wird in einem zertifizierten, gewohnten
heroal-Werksverbund geliefert und erlaubt
so eine direkte Weiterverarbeitung, der
Einsatz von Sonderwerkzeugen ist deshalb
nicht erforderlich. Zudem wird die Verarbeitung durch das geringe Profilgewicht
erleichtert, da für die Klassifizierung EI 30
keine zusätzliche Füllung benötigt wird.
Und mit einer Bautiefe von 93 mm und
maximalen Elementabmessungen wird
eine optische Gleichheit in den Ansichtsbreiten erzeugt, die Harmonie schafft.
Abgerundet wird das Design des Systems
durch die gewohnte breite Glasvielfalt
sowie Bandvarianten in Edelstahl und
Aluminium.
Nicht weniger bemerkenswert ist, dass
das System aus einem Profilverbund mit
mineralischem Schaum besteht, bei dem
auf den Einsatz gefährlicher und gesundheitsgefährdender Stoffe verzichtet wird.
Es erfüllt darüber hinaus die aktuellen Anforderungen der EnEV hinsichtlich Wärmedämmung und kann aufgrund der langlebigen heroal-hwr-Pulverbeschichtung über
Jahrzehnte seinen Dienst verrichten.
www.heroal.de
Gestaltung von Brandschutzfassaden
Weiterentwickelte Variantenvielfalt bei Jansen
Prinzip der Konstruktion
© Jansen AG
48]
Die Schweizer Jansen AG, führender Anbieter von Stahlprofilsystemen für Fenster,
Türen, Fassaden sowie Falt- und Schiebetüren, hat die Brandschutzfassade Viss Fire
einem erweiterten Prüfprogramm unterzogen, so dass ab sofort mehr Glasvarianten
und -größen sowie Eckverbindungen
lieferbar sind.
So ist die thermisch getrennte PfostenRiegel-Konstruktion Viss EI30 zusätzlich zu
50 mm nun auch mit 60 mm Ansichtsbreite
erhältlich: Mit eingeschweißtem Flachstahl sind mit diesem System Glaslasten
bis 1.800 kg realisierbar, die maximal zulässige Glasgröße beträgt 2.700 mm Breite
x 4.600 mm Höhe – immerhin eine Fläche
≥ 12 m². Mit Füllelementdicken bis 70 mm
wird zudem ein Uf-Wert bis 0,96 W/m²K
erreicht. Das heißt, Konstruktionen mit
Viss EI30 lassen bezüglich der Glaswahl
und Glasdimensionierung kaum noch
Wünsche offen.
Dass der Prüfbericht den Einbau von Janisol-2-Türen in Viss-Fassaden erlaubt, belegt einmal mehr die Kompetenz von Jansen im Bereich Brandschutz: Der Schweizer Hersteller bietet geprüfte Komplettlösungen für die ganzheitliche Gestaltung von
Fassaden, einschließlich der Türen und
Eingangsbereiche an. Basis der wärmegedämmten Brandschutzkonstruktionen ist
immer das bewährte System Jansen Viss.
www.jansen.com
[Umrisse]
ADVERTORIAL
Brandschutz nach DIN EN 16034
Hilfreiche Hinweise und Lösungen von Jansen Tore
»Wer soll da noch den Durchblick behalten?« Genau diese Frage stellen sich derzeit viele Architekten, Planer und Hersteller – und das zu Recht, denn der Dschungel
aus Abkürzungen im Brandschutzbereich
wird durch die EN 16034 wirklich nicht einfacher, im Gegenteil. Nachfolgend wird
deshalb ein Überblick gegeben.
Thekenabschluss in der Emslandarena in Lingen
© Jansen Tore GmbH & Co. KG
Brandschutzrolltor bei IKEA in Kaiserslautern
© Jansen Tore GmbH & Co. KG
EI 30 C2 Sa:
Das »E« in der Klassifizierung leitet sich
von »Étanchéité« ab und bedeutet Raumabschluss, also die Fähigkeit eines Bauteils, einem Feuer von der angreifenden
Seite zu widerstehen. Beim »I« handelt es
sich um die Eigenschaften der Isolierung
und damit um die Fähigkeit des Bauteils,
die Übertragung von Feuer und Wärme
so weit einzugrenzen, dass es auf der abgewandten Seite zu keinen Gefährdungen
kommt. Wie lange das Bauteil eine Temperaturerhöhung verhindern muss, regelt
wiederum die Klassifizierungszeit, die in
Europa verbreitesten sind 30, 60, 90 und
120. Die selbstschließende Eigenschaft des
Bauteils drückt sich in »C« (Closing) aus,
wobei C0–C5 die selbstschließenden Zyklen bezeichnen. Die selbstabschließende
Eigenschaft gilt es im Übrigen auch bei
etwaiger Stromunterbrechung zu gewährleisten. Das »S« steht für »Smoke« und
informiert über die Rauchdichtheit eines
Bauteils, unterschieden wird hier zwischen »Sa« (dichtschließend) und »S200«
(rauchdicht).
[Umrisse]
Hervorragende Lösungen:
Die Jansen Tore GmbH & Co. KG aus dem
emsländischen Surwold unternahm größte
planerische und finanzielle Anstrengungen,
um die Entwicklung und Klassifizierung
ihrer Produkte für die neue europäische
Norm EN 16034 voranzutreiben – mit dem
Ziel, ihre Kunden auch nach dem Ende der
Koexistenzphase am 31. Oktober 2019 weiterhin mit offiziell klassifizierten Rauchund Brandschutzlösungen beliefern zu
können. Dabei war es lange Zeit nicht klar,
ob die neue Norm überhaupt in Kraft treten
würde. Viele Hersteller waren verunsichert
und agierten bei der Weiterentwicklung
ihrer Tore zögerlich oder gar abschätzend.
Im Hause Jansen hat man sich bereits
frühzeitig mit diesem Thema beschäftigt,
und es wurden einige herausragende
Lösungen entwickelt: besonders große
Rauchschutz-(S200-)Tore, Schlupftüren bis
1,25 m x 2,00 m auch in Rauchschutztoren
sowie bereits bekannte und bewährte Tortypen in noch größeren Abmessungen.
Beispielsweise lassen sich nun EI2 30 C2
S200 Rolltore mit über 46 m2 Fläche und in
kleineren Dimensionen sogar als Thekenabschluss klassifizieren.
Dies ist vor allem deshalb beeindruckend,
weil durch die EN 16034 die Klassifizierung
des Rauchschutzes eine große Herausforderung geworden ist. Anstelle von bisher
gestatteten 50 m3/h sind jetzt bei einflügeligen Toren nur noch 20 m3/h Leckage erlaubt. Und so wurde das komplette Brandund Rauchschutzportfolio von Jansen auf
die europäische Norm EN 16034 umgestellt.
www.jansentore.com
QR-Code
© Jansen Tore GmbH & Co. KG
[49
Eggarten-Siedlung in München
Immobilienmarkt
]
Ergebnis des Planungswettbewerbs von CA Immo
Die Preisträger des städtebaulichen und
landschaftsplanerischen Wettbewerbs
zur Eggarten-Siedlung in München-Feldmoching stehen fest. Das Preisgericht
unter Leitung von Prof. Markus Allmann
vergab unter 14 eingereichten Arbeiten
einen ersten Preis an das Büro Studio
Wessendorf aus Berlin zusammen mit dem
Atelier Loidl Landschaftsarchitekten GmbH,
ebenfalls aus Berlin. Der zweite Preis ging
an Ernst Niklaus Fausch Partner AG aus
Zürich zusammen mit Hager Partner AG
und Amstein + Walthert, beide Zürich.
Einen dritten Preis erhielt das Büro Palais
Mai GmbH aus München zusammen mit
Grabner Huber Lipp Landschaftsarchitekten und Stadtplaner aus Freising. Anerkennungen wurden Behnisch Architekten aus
München mit Treibhaus Landschaftsarchitektur aus Hamburg, Tovatt Architects aus
Stockholm mit Sweco Architects aus Göteborg und West 8 urban design & landscape
architecture aus Rotterdam zuerkannt.
Ausgelobt hatten den Wettbewerb die
beiden Grundstückseigentümer CA Immo
und Büschl, und zwar mit dem Ziel, den
Eggarten zu einem zukunftsweisenden und
nachhaltigen Modellquartier für genossenschaftlichen Wohnungsbau, Mobilität,
Energie und Klimaschutz zu entwickeln.
Erscheinungsbild des Areals
© CA Immo Deutschland GmbH
Maßgebliche konzeptionelle Aufgabe war
es, eine Leitidee zu konzipieren und zu
zeigen, wie Vielfalt, Dichte und hohe Freiraumqualität in Einklang gebracht werden
können. Das Preisgericht begründete die
Entscheidung für den ersten Rang wie
folgt: »Die Arbeit besticht mit einer einfachen städtebaulichen Struktur sich verzahnender Blöcke. Geschickt greifen die
Verfasser die orthogonale Grundstruktur
der bestehenden Gärten auf. Dadurch kann
eine Vielzahl der bestehenden Bäume erhalten bleiben ... ein robustes Konzept für
eine vielfältige Stadtstruktur, die sehr fein
aus dem bestehenden Ort herausgearbeitet wurde«.
Die Ergebnisse des Wettbewerbs sind nun
Grundlage für die Befassung des Münchner Stadtrates und das weitere Bebauungsplanverfahren. Die Fertigstellung der
Eggarten-Siedlung wird in Bauabschnitten
erfolgen, frühestens ab 2025 ist mit dem
Einzug der ersten Bewohner zu rechnen.
Basis ist hier ein Strukturkonzept, das eine
Bandbreite von 1.750–2.000 Wohnungen
vorsieht. Das Quartier soll einen Modellcharakter für München haben: So werden
bis zu 50 % der Wohnungen von Genossenschaften errichtet werden – und damit wird
das größte genossenschaftliche Wohnquartier in München seit dem Zweiten
Weltkrieg entstehen. Geplant sind zudem
auch eine Schule, Kitas, Angebote der
Nahversorgung, Spielplätze, Fahrradwege,
Sportplätze und soziale, nachbarschaftliche Angebote.
www.eggarten-siedlung.de
www.caimmo.com
1. Preis
© CA Immo Deutschland GmbH
2. Preis
© CA Immo Deutschland GmbH
50]
3. Preis
© CA Immo Deutschland GmbH
[Umrisse]
Modernisierung in Rüdesheim
»Industrielles« Pilotprojekt der Nassauischen Heimstätte
Ziel ist es, mit Hilfe von industriell vorgefertigten Elementen die Bauzeit zu verringern. Dazu wurde mit 3-D-Scannern ein
digitales Aufmaß genommen, auf dessen
Basis nun maßgeschneiderte Fassadenund Dachmodule entwickelt und in einer
Fabrik vorgefertigt werden. In diese Module sind Fenster, Mineralfaserdämmung
und die notwendigen Einbauten für die
Haustechnik bereits integriert, sie werden
vor Ort dann quasi wie eine zweite Haut
vorgehängt. Gleichzeitig erhalten die Kellerdecken der Häuser eine neue Dämmung,
außerdem werden in den Wohnungen
Flure, Küchen, Bäder inklusive Wand- und
Bodenfliesen erneuert sowie die Elektroleitungen ausgetauscht. Und: Jedes Gebäude wird über eine Photovoltaikanlage
sowie einen Stromspeicher verfügen, um
sie vollständig mit erneuerbaren Energien
versorgen zu können. Das Berliner Startup
ecoworks errichtet die Energie- und Photovoltaikanlagen und betreibt sie danach für
15 Jahre, und zwar inklusive ihrer Wartung
und Instandhaltung.
www.naheimst.de
Kreatives Bauen mit Metall
© Manuel Hollenbach, Bildrechte: brüderl.
Für das Pilotprojekt wurden drei Bestandsgebäude der Unternehmensgruppe Nassauische Heimstätte in Rüdesheim ausgewählt, die durch eine Vollmodernisierung
auf Net-Zero-Standard gebracht werden,
also mit Photovoltaikanlagen auf den Dächern durchschnittlich so viel Energie produzieren sollen, wie die Bewohner im Jahr
für Heizung, Warmwasser und Strom benötigen. Die drei Häuser mit insgesamt 28
Wohneinheiten stammen aus den 1930er
und 1970er Jahren, der CO2-Ausstoß für
ihren Betrieb der Gebäude liegt zurzeit bei
ca. 110 t/a und soll sich auf null reduzieren.
Hinterlüftete
Planum®-Fassade
Individuelle Gestaltungsvielfalt mit
Deckbreiten von 300 - 800 mm
Heutiges und künftiges Erscheinungsbild der Gebäude
© ecoworks GmbH/Nassauische Heimstätte Wohnungs- und Entwicklungsgesellschaft mbH
[Umrisse]
DOMICO Dach-, Wand- und
Fassadensysteme KG
A-4870 Vöcklamarkt · Mösenthal 1
Tel. +43 7682 2671-0
office@domico.at · www.domico.at
[51
Neues Aussehen für Gebäudehüllen
Produkte und Projekte
]
Vielseitiges Fassadenprogramm von Holzwerke Ladenburger
Energieeffizient bauen und dabei eine
natürliche, zeitgemäße Ausstrahlung erreichen – diese Ansprüche zu kombinieren
gelingt mit modernen Holzfassaden, die
sich in vielen Farbtönen und Gestaltungsmöglichkeiten an die Architektur anpassen lassen. Das Programm von Holzwerke
Ladenburger zeigt das beispielhaft: So sind
etwa »Skyline Kontrast« und »Trendliner
Kontrast« sowie »Trendfuge Kontrast«
aus robuster Sibirischer Lärche in sieben
verschiedenen Ölfarbtönen oder farblos
mit UV-Schutz erhältlich.
Die Variante »Skyline Kontrast« setzt auf
eine schwarze Kontrastfeder auf, so dass
die Optik einer leichten, fliegenden Leistenfassade entsteht. Dabei erfolgt die
Befestigung durch eine nicht sichtbare
Verschraubung durch die Feder auf die
Unterkonstruktion, was auch wertvolle
Zeit im Verlegungsprozess zu sparen hilft.
Weitere Material- und Zeitersparnis resultiert aus der geschlossenen Nut-undFederkonstruktion, die ohne UV-beständige Unterspannbahn auskommt. Dank
der verdeckten Befestigung bleibt zudem
die Oberfläche intakt und bietet so weniger Angriffsfläche für witterungsbedingte
Schäden. Einen zusätzlichen Witterungsschutz bilden die Öl-Oberflächenbehandlung bei farbiger Ausführung sowie ein
aufgebrachter UV-Schutz bei der ungetönten Variante. Die Fassade umfasst vier
Profilbretter in verschiedenen Breiten und
Spiel mit Licht und Schatten als weitere Option
© Ladenburger GmbH
52]
Breites Spektrum an individuellen Gestaltungsmöglichkeiten
© Ladenburger GmbH
Tiefen, die sich in vertikaler Verlegung individuell kombinieren lassen. Sie ist damit
an jede Gebäudeform anpassbar und trägt
gleichzeitig zur Wärmedämmung bei.
Ebenso variationsreich präsentieren sich
Naturfassaden mit verschiedenen Ausführungen, bei Holzwerke Ladenburger sind
dies unter anderem »Trendliner Kontrast«,
»Trendliner Kompakt« und »Trendfuge Kontrast«. Sie alle sind in zwei verschiedenen
Breiten und wahlweise in gehobelten oder
strukturrauen Oberflächen lieferbar. Darüber hinaus sind hier sowohl elegant abgerundete oder markant eckig gefertigte
Profile verfügbar. Das Nut-und-Feder-Fassadenprofil lässt sich gleichfalls zügig
und kostengünstig verarbeiten, wobei
die Kontrastfedern wiederum in Schwarz
gehalten sind.
Das Ergebnis sind Gebäudefassaden, die
sich durch eine klare Struktur mit linearem
Charakter auszeichnen. Wer sich einen
ersten Eindruck verschaffen möchte, hat
die Möglichkeit, mit dem interaktiven
Onlinekonfigurator eine Vorschau zu
erzeugen.
www.ladenburger.de
Profilbretter mit schwarzer Kontrastfeder
© Ladenburger GmbH
Alternative: Elemente in eleganter Ausführung
© Ladenburger GmbH
[Umrisse]
Destillerie in Finnland
Schwarze Betonfassade dank Lanxess
Erscheinungsbild des Lagergebäudes
© Lanxess Deutschland GmbH
Das neue Lagergebäude der nördlichsten
Gin- und Whisky-Brennerei der Welt erscheint auf den ersten Blick wie mit alten,
verkohlten Holzbohlen verschalt. In Wirklichkeit besitzt das Fasslager der Kyrö Distillery in Finnland, entworfen von Avanto
Arkkitehdit Oy, Helsinki, eine rabenschwarz
pigmentierte und strukturierte Betonfassade.
Inspiriert ist sie von den typischen regionalen Holzscheunen: Die Außenwandstruktur
besteht aus herkömmlichen 4,50–6,00 m x
3,00 m großen Sandwichelementen, die
aus Stahlbeton mit Polyurethanisolierung
hergestellt wurden, wobei statt frisch gesägter Hölzer Bretter einer demontierten
Scheune als Vorlage für die Fassadenmatrizen dienten. Ihre schwarze Farbe
resultiert wiederum aus dem Einsatz
anorganischer Eisenoxidpigmente von
Lanxess. Das heißt, der Betonzuschlag
war ganz herkömmlich (K-40), dazu ein
Weißzement als Bindemittel, der den
Farbton noch mehr betont.
Gestaltung (auch) im Innern
© Lanxess Deutschland GmbH
Das Ergebnis spricht für sich: Der eingefärbte und profilierte Beton bildet den verwitterten Werkstoff Holz täuschend echt
nach. Die Architekten wurden wohl des-
halb auch Ende 2019 mit dem finnischen
Betonfassaden-Architekturpreis für das
neue Fasslager der Kyrö Distillery ausgezeichnet.
www.lanxess.de
Ladenburger Kontrast Editionen
Wartungsfreie Holzfassaden
für individuelle Architektur
Die Vorteile liegen
auf der Hand!
Spiel mit Breiten und Tiefen
natürlich moderne Ausstrahlung
schwarz behandelte Feder
geschlossene Nut und Federschalung
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Tel. + 49 034341 306-0 / Fax -80
Mail: geithain@ladenburger.de
D-04643 Geithain (SN)
[Umrisse]
[53
Stéphane-Hessel-Platz in Weimar
Produkte und Projekte
]
Attraktive und robuste Natursteinplatten von Traco
Gesamtareal nach Fertigstellung
© Traco Deutsche Travertin Werke GmbH
Vorplatz des neuen Bauhaus-Museums
© Traco Deutsche Travertin Werke GmbH
Die Weimarer schätzen ihn schon seit
Jahrhunderten, Goethe untersuchte ihn
ausgiebig und auch Ludwig Mies van der
Rohe wusste ihn zu nutzen: Naturstein.
In der thüringischen Stadt hat das ebenso
robuste und optisch wie haptisch ansprechende Material nun in einem weiteren
Projekt Verwendung gefunden, nämlich
beim Stéphane-Hessel-Platz, benannt nach
dem französischen Diplomaten, Résistancemitglied und Buchenwald-Überlebenden.
Dieser Platz bildet jetzt das öffentliche
Zentrum des neugestalteten Quartiers
der Moderne, eingerahmt von BauhausMuseum, Neuem Museum Weimar und
Stadtmuseum.
Realisiert ist er als barrierefreie Lösung mit
einem rechteckigen Areal, das neben dem
schräg abfallenden, rollstuhlgerechten
Zugang an drei Seiten über großzügig bemessene Stufen verfügt, die als Sitzflächen
zum Verweilen einladen. Als robuster Baustoff wurde hier für Bodenplatten und
Stufen graubeigefarbener Limes Dolomit
verwendet, ein vom in Bad Langensalza
ansässigen Traditionsunternehmen Traco
Deutsche Travertin Werke GmbH gelieferter Kalkstein. Limes Dolomit weist sehr
hohe Magnesium- und Kalziumanteile auf,
was ihn besonders witterungsbeständig
und abriebfest macht.
Wo werben?
Aufgrund seiner mineralogischen Beschaffenheit bietet sich der Dolomit unter anderem für die Gestaltung von Fußgängerzonen oder hochfrequentierten öffentlichen
Plätzen an – wie eben jenem in Weimar,
der als Knotenpunkt und Ort des Austauschs fungiert und entsprechend häufig
genutzt wird. Sein Höhensprung erinnert
dabei als räumliches Symbol an das historische Gewicht des Umfeldes und spiegelt
zugleich die Verbindung von Handwerk
und Kunst als einen der Grundgedanken
der Initiatoren des Staatlichen Bauhauses
wider.
www.traco.de
[Umrisse]
Zeitschrift für Baukultur
Wo werben?
[Umrisse]
Zeitschrift für Baukultur
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54]
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Villa in Belgien
Textiler Außensonnenschutz von Renson
[Produkte und Projekte
Eine hochmoderne Neubauvilla in der
grünen Umgebung zwischen Mechelen
und Leuven, schicker weißer Putz und
große Fensterflächen: alles, was man
braucht, wenn nicht auf der Südseite die
volle Sonne und die damit verbundene
Wärme »einfallen« würde. Und so wurde
nach einer geeigneten Lösung gesucht,
um die Innentemperaturen zu senken.
Das Hauptproblem waren hier die schmalen Profile der »minimal windows«, die
mitbestimmend bei der sachlichen Optik
des Hauses sind. Die Seitenführungen des
Textilsonnenschutzes durften also keinesfalls aus dem Glas herausragen, weshalb
im Endeffekt nur eine Lösung in Frage
kam – nämlich die neue, von Renson entwickelte Generation von windbeständigem
Textilsonnenschutz: Fixscreen Minimal, mit
schlankeren Seitenführungen und subtileren Tuchkästen für große Fenster.
Der Fixscreen Minimal kam also quasi wie
gerufen, da nach dem Einbau der Seitenführungen kein Aluminium vor dem Glas
sichtbar ist. Und weil zudem der Tuchkasten und die Seitenführungen dank schraubenloser Führungen und einer kleineren
Endschiene im gleichfarbigen Strukturlack
ausgeführt wurden, fällt der vormontierte
Textilsonnenschutz kaum noch auf. Die
Tiefe der Seitenführungen und des Tuchkastens sind darüber hinaus so ausgelegt,
dass sich auch ein Insektenschutzgitter
dazwischen montieren lässt, das sogar bei
hochgezogenen Screens Schutz bietet.
www.renson.eu
Erscheinungsbild des Gebäudes
© Renson
Details: »Fixscreen Minimal« von außen und innen
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Eingangsanlage Galaxy Gate, hilft beim Kampf
gegen Infektionen. Je nach Platzangebot und
Sicherheitsauflagen haben wir die passende
Lösung.
[Umrisse]
Access Solutions
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ADVERTORIAL
KineticBoost-Technology®
Neuer Standard für Bodenbeschichtungen der MC-Bauchemie
Ob in der Industrie, in Parkhäusern, im
Handel oder auch im Hochbau – die Anforderungen an Böden sind so vielfältig
wie deren Nutzung. Doch viele etablierte
Epoxy-, PU- und PMMA-Systeme stoßen
bei widrigen Umgebungsbedingungen wie
Feuchtigkeit oder bei zu hohen bzw. zu
niedrigen Temperaturen an ihre Grenzen.
MC-Bauchemie hat eine neue Technologie
entwickelt, die auch bei derlei schwierigen
Bedingungen angewandt werden kann und
einen schnellen Aufbau ästhetisch ansprechender und dauerhaft hochbelastbarer
Böden ermöglicht. Die KineticBoost-Technology® setzt eine neue Benchmark für
Industrieböden und erweitert das Anwendungsspektrum zeitlich und geografisch,
sowohl weit in den Winter als auch in tropische Regionen wie in Südostasien hinein.
Reaktionsharzbasierte Flüssigkunststoffe
auf Basis von PMMA, Epoxidharzen oder
Polyurethanen (PU) bieten gegenüber
mineralischen Böden viele Vorteile.
Allgemein lässt sich sagen, dass ein solcher Flüssigkunststoff besonders schnell
reagiert, Epoxidharze sich durch ihre hohe
mechanische und chemische Beständigkeit auszeichnen, während Polyurethane
(PU) elastische Eigenschaften zeigen. Sie
sind daher sehr vielseitig einsetzbar, haben
jedoch allesamt einen Nachteil: Sie härten
während der Verarbeitung in Anwesenheit
von Feuchtigkeit nur mit störenden Nebenreaktionen aus. So bilden Epoxidharze
Carbamat als weißen Feststoff aus, während der Katalysator der PMMAs ungewünscht zerfällt und somit seine Wirkung
verlieren kann. Innerhalb der Polyurethane
reagiert die Isocyanat-Komponente mit
Wasser zu CO2 und kann so zu einer unerwünschten Bläschenbildung innerhalb der
Beschichtung führen. Die Anwendung von
klassischen Reaktionsharzbeschichtungen
ist bei hohen Luftfeuchten (> 80 % RF)
daher kritisch.
Störende Nebenreaktionen bei PU-Beschichtungen
© MC-Bauchemie Müller GmbH & Co. KG
Um das Problem der eingeschränkten
Verarbeitungsmöglichkeiten zu lösen, hat
MC-Bauchemie in langjähriger Entwicklungsarbeit mit MC-Floor TopSpeed ein
Spezialharzsystem für Fußböden in Industrie und Hochbau entwickelt, das sich
auch bei widrigen Umgebungsbedingungen verarbeiten lässt. Es basiert auf einer
neuen Spezialbindemittelchemie, der
KineticBoost-Technology®, und ermöglicht
Beschichtungsarbeiten sogar bei hoher
Luftfeuchtigkeit und bei Feuchtigkeit im
Untergrund sowie bei einem erweiterten
Temperaturbereich von 2–35 °C. Mit MCFloor TopSpeed können Industrieböden in
Innen- und Außenbereichen innerhalb weniger Stunden aufgebaut und schon nach
kurzer Zeit voll belastet werden. Die beschleunigte Erhärtung ist das Ergebnis der
KineticBoost-Technology®: Die kinetische
Reaktivität wird dahingehend verändert,
dass das Wasser vom Spezialbindemittel
abgefangen und eine katalytisch aktive
Spezies gebildet wird. Durch die Abfangreaktion und die extreme Beschleunigung
ist eine Reaktion des Wassers mit den
Isocyanat-Gruppen nicht mehr möglich.
Da die Reaktivität jener Beschichtungsstoffe bei niedrigen Umgebungstemperaturen
nahezu unverändert ist, können sie selbst
bei hoher Luftfeuchtigkeit und niedrigen
Temperaturen knapp oberhalb des Gefrierpunktes sicher appliziert werden. Das bedeutet zugleich: keine Tauempfindlichkeit
und kein Schielen auf das Hygrometer,
außerdem spielt aufgrund der raschen
Grifftrockenheit der Beschichtung, die innerhalb von 30 min regenfest ist, das sonst
relevante Regenrisiko kaum eine Rolle.
KineticBoost-Technology®: hohe kinetische Reaktivität
© MC-Bauchemie Müller GmbH & Co. KG
Versuchsapparatur des Driving-Abrasion-Tests
© MC-Bauchemie Müller GmbH & Co. KG
56]
Standard-Epoxy-Beschichtung und ...
© MC-Bauchemie Müller GmbH & Co. KG
MC-Floor-TopSpeed-Beschichtung nach Testende
© MC-Bauchemie Müller GmbH & Co. KG
[Umrisse]
ADVERTORIAL
Neues Puskás-Stadion in Budapest
© MC-Bauchemie Müller GmbH & Co. KG
Alle Systemkomponenten der KineticBoost-Technology® nutzen den Einfluss
der Umgebung und wandeln ihn in eine
zusätzlich beschleunigte Erhärtungsreaktion um, wobei Haftung, Abriebwiderstand
und Kratzfestigkeit gesteigert werden.
Ein vollständiger Boden ist an einem Tag
möglich, Schutzmaßnahmen vor Kälte
und Feuchtigkeit, wie zum Beispiel eine
Einhausung, sind nicht nötig. Und: Die
KineticBoost-Technology® wartet mit geringeren Verbrauchsmengen im Vergleich
zu gängigen Beschichtungen auf. Die Instandhaltung lässt sich ebenfalls leichter
bewerkstelligen, so können mit MC-Floor
TopSpeed beschichtete Flächen einfach
durch eine neue Schicht aufgefrischt
bzw. viele Altbeschichtungen überarbeitet
werden.
Wie belastbar dieses System ist, hat die
Technische Universität Kaiserslautern in
einem Befahrbarkeitstest (Driving-AbrasionTest) ermittelt, bei dem ein 2 mm dicker
Aufbau mit der neuen Spezialharzbeschichtung mit einem 4-mm-Epoxy-Aufbau
bei exakt gleichen Bedingungen verglichen
wurde, und zwar in Form einer Befahrung
mit einem Luftreifen und einer Auflast von
450 kg in 25.000 Zyklen. Dabei schnitt das
MC-Bauchemie-Produkt besser ab und ließ
sich zudem wesentlich besser vom Gummiabrieb reinigen. Fazit: Nutzer profitieren
von dauerhaft hochbelastbaren, UV-stabilen und farbtonbeständigen Oberflächen
sowie durch die hochgradig vernetzte
Oberflächenstruktur von einer sehr guten
Reinigungsfähigkeit.
Die Verarbeitung des MC-Floor-TopSpeedSystems erfolgt von der Untergrundvorbereitung bis zur Endbeschichtung mit
herkömmlichen Werkzeugen wie Gummischiebern, Rakeln und Fellwalzen. Um eine
optimale Haftung auf dem Untergrund zu
[Umrisse]
Produktionshalle von Resch & Frisch
© MC-Bauchemie Müller GmbH & Co. KG
erzielen, wird die Bodenfläche mit einem
Betonschleifer oder einem Kugelstrahlgerät vorbereitet. Die folgende Grundierung, Beschichtung und die Versiegelung werden dann einfach mit der Rolle
aufgetragen, Flächenbegrenzungen und
Sockelbereiche können abgeklebt oder mit
dem Pinsel geschnitten werden. In puncto
Gestaltung bieten sich gleichfalls Freiräume: MC-Floor TopSpeed ist sowohl in
unterschiedlichen Farbtönen erhältlich als
auch in transparent, matt oder flexibilisiert.
So sind komplette Systemaufbauten mit
und ohne Dekorchips einfach, sicher und
schnell realisierbar.
Wie bei kaum einer anderen Bindemittelgruppe lassen sich zudem die Materialeigenschaften Härte und Elastizität
von gering bis sehr hoch in einem weiten
Bereich einstellen. Dies machte man sich
beim Bau des neuen Puskás-Stadions
in Budapest, des größten öffentlichen
Bauwerks Ungarns, zunutze. Dort wurden
15.000 m² Bodenflächen auf den Tribünen
mit MC-Floor TopSpeed flex, der flexibilisierten Rollbeschichtung mit rissüberbrückenden Eigenschaften, versehen. Da die
Arbeiten im November und Dezember 2018
ausgeführt werden sollten, kam kein klassisches System in Frage. Schließlich galt
es, kühlen Temperaturen bis 2 °C sowie
Regen- und Schneefällen zu trotzen, überdies lag die Luftfeuchtigkeit stets zwischen
70 % und 100 %. Bauherren und Planer
hatten sich auch deshalb für das System
der MC-Bauchemie entschieden, weil neue
bzw. junge Betonoberflächen noch reißen
können – und mit ihnen nichtflexible Bodenbeschichtungen. MC-Floor TopSpeed
flex vermag dagegen statische Risse bis
0,80 mm bei 23 °C bzw. 0,40 mm bei -10 °C
sowie dynamische Risse bis 0,15 mm bei
-10 °C zu überbrücken, ohne zu reißen.
Eine ähnliche Herausforderung wurde in
Oberösterreich gemeistert, wo auf einer
Fläche von 56.000 m² der modernste Backwarenbetrieb Europas für das Unternehmen Resch & Frisch entsteht. Ein entscheidendes Kriterium bei der Auswahl
der Bodenbeschichtungsprodukte war
hier unter anderem die Feuchteverträglichkeit, da die Restfeuchte der Estriche
zu hoch war, um sie mit Standard-EP- oder
-PU-Beschichtungen zu versehen. Daher
fiel die Wahl auf MC-Floor TopSpeed. Die
Umsetzung, in mehreren Etappen geplant,
startete im September 2017 und umfasst
bis 2022 ca. 12.000 m² Bodenbeschichtungen mit MC-Floor TopSpeed.
Bodenbeschichtungen auf Epoxy-, Polyurethan- und PMMA-Basis stoßen bei
Feuchtigkeit oder bei zu hohen oder zu
niedrigen Temperaturen an ihre Grenzen.
Die auf der KineticBoost-Technology®
basierenden neuen Reaktionsharze der
MC-Bauchemie erweitern hingegen das
Anwendungsspektrum für Bodenbeschichtungen. Sie ermöglichen eine sichere und
schnelle Beschichtung selbst bei kritischen Umgebungsbedingungen wie niedrigen Temperaturen bis 2 °C, hohen Temperaturen bis 35 °C, hoher Luftfeuchtigkeit
sowie Feuchtigkeit im Untergrund. Alle
Systemkomponenten nutzen den Einfluss
von Feuchtigkeit aus der Umgebung und
wandeln ihn in eine zusätzliche, beschleunigte Erhärtungsreaktion um. Das sorgt für
eine sehr gute Haftung auf allen Beton- und
Estrichuntergründen und eine außerordentlich hohe mechanische Verschleißfestigkeit. Das Resultat ist ein größerer Spielraum für die Ausführung von Böden in Industrie und Hochbau, verbunden mit dem
Vorzug dauerhaft hochbelastbarer, UV-stabiler und farbtonbeständiger Oberflächen,
die sich zudem leichter reinigen lassen.
www.mc-bauchemie.de
[57
Dachaufstockung in London
Produkte und Projekte
]
Harmonische Zinkeindeckung dank VM
Wie sich ein unspektakuläres Flachdach
in ein außergewöhnliches Dachgeschoss
verwandeln lässt, zeigt das Haus der englischen Verbraucherschutz-Zentrale. Das
heutige Gebäude der »Which? Headquarters« im Londoner Stadtbezirk Camden hat
seine Wurzeln in einem denkmalgeschützten georgianischen Bauwerk, das in den
1980er Jahren um einen deutlich größeren
Anbau erweitert wurde. Und jetzt sollten
noch weitere Nutzflächen und zudem nahtlose Übergänge realisiert werden.
Von außen betrachtet, ist das neue Dachgeschoss der auffälligste Teil, weist es
doch eine komplexe Dachform mit einer
Anthra-Zinc-Oberfläche von VM auf, entworfen von KPF Architects. Deren Ziel war
es, solcherart möglichst viel nutzbaren
Raum zu schaffen und den Eindruck luftiger
Höhe zu erzeugen, wobei die Auswirkung
auf die historischen Sichtlinien der Umgebung möglichst gering zu halten waren.
»Geometrie« im Blick
© Paul Kozlowski/VM Building Solutions Deutschland GmbH
Kombination aus Bestand und Ergänzung
© Paul Kozlowski/VM Building Solutions Deutschland GmbH
Und so gliedert sich die neue Struktur in
eine Vielzahl versetzt angeordneter Segmente, die zur Mitte hin leicht ansteigen
und so eine organische Gesamtform darstellen. Die Silhouette fügt sich mit einer
anthrazitfarbenen Zinkeindeckung und
scharfkantigen Details in das Erscheinungsbild der bestehenden Dächer ein.
Eine Doppelstehfalzdeckung wirft zudem
subtile Schattenmuster auf die abgewinkelten Zinkflächen, die sich harmonisch,
aber durchaus eigenständig mit dem
restlichen Gebäude verbinden.
Für die Profile der hinterlüfteten Konstruktion kam Anthra-Zinc Plus zur Anwendung,
die Oberflächen sind im Übrigen durch eine
patentierte rückseitige Beschichtung mit
hochwertigen Korrosionshemmstoffen vor
Weißrost geschützt. In Deutschland wird
Zinc Plus bevorzugt für unbelüftete Dächer
gewählt, KPF Architects entschieden sich
bei »Which? Headquarters« jedoch ebenfalls für diesen zusätzlichen Schutz.
www.vmbuildingsolutions.de
Dächer in Graphitschwarz
Veredelte Naturengoben von Gebr. Laumans
Die graphitschwarzen Dachziegel sind
nicht nur aus ästhetischen Gründen,
sondern vor allem aufgrund der Vorteile
beliebt. Durch die Zugabe von Glaskörpern veredelt der niederrheinische Dachziegelhersteller Laumans die Naturengoben, so dass sie jetzt deutlich härter
und deshalb unempfindlicher gegen
mechanische Stöße und Schrammen
sind. Zudem hat die dichtere Oberfläche,
ähnlich einer Glasur, eine schmutzabweisende Wirkung.
58]
Diese Naturengoben sind Laumans meistgefragte Flachdachziegel, schließlich
lassen sie sich dank ihres variablen Deckspiels schnell verlegen und bieten großen
Schutz. Durch ihre breiten Auflageflächen
liegen sie ruhig und sicher auf den Dachlatten, wobei die Vierfachüberdeckung und
intensive Verriegelung im Vierziegeleck
hier für zusätzliche Stabilität und Sicherheit gegen Windsog sorgen. Die doppelte
Verfalzung trotzt außerdem Schlagregen
und Flugschnee, und zwar schon bei
Dächern mit Neigungen ≥ 12°.
www.laumans.de
Dachziegel mit Vorteilen
© Gebr. Laumans GmbH & Co. KG
[Umrisse]
ADVERTORIAL
Absturzsicherheit in jedem Fall
Kundenspezifische Leistungspakete von Sifatec
Bei Sanierungsarbeiten auf Dachflächen
verlangen unterschiedliche Gebäudeformen und Sicherheitsaspekte speziell darauf zugeschnittene Konzepte. Flexibilität
und individuelle Lösungen statt Produkte
und Dienstleistungen von der Stange: Dadurch zeichnet sich die Unternehmensphilosophie von Sifatec aus. Ob Sicherungskonzepte, Gefährdungsanalyse, statische
Berechnungen, die Montage von Seitenschutz- und Gerüstsystemen, der Materialtransport oder die Logistik – das Team des
Experten für Absturzsicherheit bietet ein
umfangreiches Leistungspaket aus einer
Hand, das sich stets an den spezifischen
Kundenanforderungen orientiert.
Drei Beispiele:
Dass es zur Absicherung großflächiger
Kuppeldächer für Sanierungsarbeiten
keiner umfänglichen und damit teuren
Einrüstung bedarf, beweist das Silodach
der Südzucker AG im baden-württembergischen Offenau. Das bedeutende Unternehmen der Nahrungsmittelindustrie mit
Zuckerfabriken in ganz Europa beauftragte
Sifatec mit der dauerhaften Absicherung
der Dachränder. Sifatec fertigte nun Gerüste aus gewalzten Rohren auf Maß, die
sich der runden Dachkonstruktion des
Silos optimal anpassen. Die einzelnen Anschlusspunkte befinden sich nicht auf der
Dachfläche selbst, sondern sind an der
Außenseite positioniert. Der gesamte Bereich bleibt also frei, was barrierefreies
Arbeiten ermöglicht. Die neuen Abdichtungsbahnen werden an keiner Stelle
durchdrungen und eventuelle Schwachstellen damit von vornherein vermieden.
Am Gebäude der Bundesagentur für Arbeit in Gelsenkirchen stand eine Dach-
Festinstallierte Gerüste auf einem Siloturm in Offenau
© Sifatec GmbH & Co. KG
sanierung an. Aufgrund ihrer stark frequentierten Lage und des regelmäßigen
Publikumsverkehrs war hier ein ganzheitliches Sicherungskonzept zum Schutz
der Arbeiter und Passanten notwendig.
Sifatec begleitete das Projekt von Anfang
an sicherheitstechnisch inklusive einer
Gefährdungsanalyse, eines Arbeitsablaufplans und eines Rettungskonzepts. Die
Anforderungen umfassten zudem die Absicherung der Baustelle, die Beschaffung
geeigneter Baustelleneinrichtungen, die
Höhenzugangssicherung, das Abtragen
alter Baumaterialien, eine umlaufende
Dachrandsicherung, Transportdienstleistungen und die Übertunnelung des Fußgängerbereichs – ein anspruchsvoller
Leistungsumfang, den Sifatec durch den
Einsatz eigener Fachmonteure vollumfänglich erfüllte.
Auch beim Aufbau von Photovoltaikanlagen können sich Bauherren und Planer
auf Sifatec verlassen. Auf dem Flughafengelände in Hahn galt es zum Beispiel die
11.500 m² große Dachfläche eines Wartungshangars so abzusichern, dass die
Treppenturm und Dachrandsicherung in Gelsenkirchen
© Sifatec GmbH & Co. KG
[Umrisse]
Installationsarbeiten rundum geschützt
durchgeführt werden konnten. Sifatec
wurde mit der Dachrandabsicherung sowie dem Aufbau von Treppentürmen und
einem Materialaufzug beauftragt. Weil eine
Vorgabe war, keine Eingriffe am Dachrand
vorzunehmen, montierte Sifatec auf einer
Länge von 470 m eine Variante des Seitenschutzsystems, die nicht am Dachrand mit
Hilfe des patentierten Einhängemechanismus angebracht wurde, sondern sich auf
der Dachfläche selbst befand. Zusätzlich
wurden zwei Treppentürme errichtet: Der
erste erstreckte sich über die gesamte
Gebäudehöhe von 37 m, gewährleistete
zusammen mit einem Aufzug den Materialtransport und diente zeitgleich als zusätzlicher Fluchtweg. Ein zweiter Turm führte
zu einer niedrigeren Dachfläche und wurde als Arbeitsgerüst zur Installation eines
Kabelkanals genutzt. Nach Abschluss der
Montagearbeiten durch Sifatec waren
alle Voraussetzungen gegeben, um die
Photovoltaikanlage sicher und effektiv
installieren zu können.
www.sifatec.de
Hangar mit Treppentürmen und Seitenschutz in Hahn
© Sifatec GmbH & Co. KG
[59
Offshorewindpark Butendiek
Produkte und Projekte
]
Effektive Reparaturbeschichtung von Sika
Ungefähr 32 km vor der Westküste des
nördlichen Schleswig-Holstein liegt der
Offshorewindpark Butendiek und versorgt
mit seinen 80 Windenergieanlagen ca.
370.000 Haushalte in einer Gesamtleistung
von 288 MW. Offshorewindanlagen sind
einem hohen korrosiven Angriff ausgesetzt:
Wind, Wetter sowie Unterwasser-, Wasserwechsel- und Spritzwasserbelastung,
Meeresatmosphäre, Temperaturschwankungen, UV- und mechanische Einwirkungen und Abriebe sowie Salze und andere
aggressive Stoffe.
Bei der Reparatur der mechanisch beschädigten Flächen an den Monopiles,
Transition Pieces und an der Plattform
setzen die Betreiber auf Sika: Mit der
UV-beständigen, einschichtigen und lösemittelfreien Reparaturlösung hat Sika ein
speziell für den On- und Offshorebereich
konzipiertes Produkt entwickelt, das sämtliche korrosionsschutztechnischen Anforderungen an eine einfache, hochwertige
und zugleich langlebige Beschichtung
einschließlich sehr guter Haftung auf allen
erdenklichen Untergründen erfüllt. Der
abriebfeste 2K-Stoff aus der Koaxialkartusche härtet in Rekordzeit aus, so dass
sich die Wartung in nur einem Arbeitsgang
abschließen lässt.
Erstbeschichtung im Werk
© Sika Deutschland GmbH
60]
Energiegewinnung auf hoher See
© Sika Deutschland GmbH
Bereits in der Bauphase des Windparks
hatten die Betreiber ein bewährtes Offshorebeschichtungssystem von Sika gewählt. So wurden unter anderem die Monopiles und die Innenflächen der Transition
Pieces mit SikaCor, einer lösemittelfreien
und mechanisch robusten 2K-Beschich-
tung auf Epoxidharzbasis, appliziert, während für die äußeren Flächen der Transition
Pieces Sika Permacor, eine mechanisch
widerstandsfähige, witterungsbeständige
2K-Deckbeschichtung, im Farbton RAL 1023
(Verkehrsgelb) zur Anwendung kam.
www.sika.de
Äußere Flächen nach Erneuerung
© Sika Deutschland GmbH
[Umrisse]
Distributionszentrum in Burgdorf
Hochwertige Paneelverklebung von SFS
[Produkte und Projekte
Seit mehr als 40 Jahren steht der Name
CP-Pharma für hochwertige Veterinärpharmazeutika, mit einem neuen Distributionszentrum hat das Unternehmen
jetzt für die Zukunft gerüstet.
Das System des Befestigungsspezialisten SFS machte hier die Verklebung von
vorgehängten hinterlüfteten Fassadenpaneelen einfach, witterungsunabhängig
und qualitativ hochwertig. Grund hierfür ist
die Verlegung des Klebeprozesses von der
Baustelle in die Werkstatt, was sicherstellt,
dass sie ganzjährig und wetterunabhängig
unter kontrollierten Bedingungen stattfinden kann.
Ebenfalls bewährt haben sich die effizienten Montageabläufe, die GluRay®
ermöglicht: Auf der Baustelle mussten die
Paneele lediglich mit Hilfe der aufgeklebten Profile in das Gegenprofil eingehängt,
justiert und fixiert werden. Um ein seitliches Verschieben zu verhindern, wurden
sie dabei einzeln mit einer Fixpunktschraube gesichert – zusätzlich unterstützt durch
Neubau mit vorgehängter Fassade
© SFS intec GmbH
die durchdachte Konstruktion der Profile,
bei der sämtliche Komponenten exakt
aufeinander abgestimmt sind.
Das Fazit fällt folglich positiv aus: Alle Beteiligten sind vom Erscheinungsbild des
neuen Distributionszentrum angetan.
www.sfsintec.de
Befestigung im Detail
© SFS intec GmbH
Dachfenster mit Vorteilen
Weiterentwickelte Lösung von Lamilux
Runde Form ohne sichtbare Lüftungsantriebe
© Lamilux Heinrich Strunz GmbH
Das runde Flachdachfenster vereint Ästhetik und ausgezeichnete Energiewerte, zeigt
sich aber auch in der Größe sehr flexibel:
Bei einer Aufsatzkranzhöhe von 30 cm,
50 cm oder 70 cm und einem Durchmesser
von 60–180 cm passt es sich in alle Gebäudesituationen ein und sorgt für einen konzentrierten und stimmungsvollen Lichteinfall.
[Umrisse]
Es ist mit Zwei- oder Dreifachverglasung
erhältlich und auf einem runden, komplett
wärmegedämmten Aufsatzkranz aus glasfaserverstärktem Kunststoff montiert. Dank
Structural-Glazing-Technologie bietet es
einen stufenlosen Übergang vom Einfassrahmen zur Verglasung und damit einen
ungehinderten, planebenen Ablauf des
Regenwassers.
Und: Verfügbar sind nun die neuartigen verdeckten Antriebe für runde Elemente mit
einem OKD-Maß von 120 cm und 150 cm,
die Fenster wirken ohne sichtbare Lüftungsantriebe noch stilvoller und hochwertiger. Damit ist es erstmals möglich, mittels
runder Flachdachfenster Räumlichkeiten
zu lüften, ohne optische Beeinträchtigungen in Kauf nehmen zu müssen.
www.lamilux.de
[61
Brandschutz im Fokus
Software und IT
]
Zielführende Programme von Weise Software
(Exemplarische) Anwendung von »Fluchtplan«
© Brandschutz 2000 Consulting/Weise Software GmbH
Fehlerhafte Brandschutzkonzepte lassen
sich nach Baufertigstellung meist nur mit
viel Zeit- und Kostenaufwand korrigieren,
wie Jürgen E. Klaft, Inhaber von Brandschutz 2000 Consulting, als ausgewiesener
und erfahrener Experte weiß. Deshalb
berät und unterstützt er Planer möglichst
frühzeitig bei der Erstellung von Brandschutzkonzepten und -nachweisen, wobei
auch Brandschutzgutachten, Flucht- und
Rettungswege- oder Feuerwehrpläne zu
seinem Leistungsspektrum gehören.
Unterstützt wird er dabei von Programmen
der Weise Software GmbH, wie eben
»Fluchtplan« und »Brandschutznachweis«.
Rationalisierung durch Symbolkataloge
© Brandschutz 2000 Consulting/Weise Software GmbH
In der Praxis werden nun entweder vorhandene CAD-Zeichnungen im dxf- bzw.
dwg-Format oder gescannte Bestandspläne importiert. Ist allerdings weder das
eine noch das andere vorhanden, erfolgt
eine manuelle Eingabe. Klaft: »Grundrisse müssen wir nicht Strich für Strich
zeichnen. Stattdessen geben wir Wände,
Fenster, Türen oder Treppen einfach mit
ihren Abmessungen und Eigenschaften in
einem Dialogfenster ein. Das Programm
erzeugt sie dann selbständig.« Praktisch
findet er zudem, dass zusammenhängende
Flächen automatisch erkannt und gleich
mit der richtigen Farbfläche versehen sowie Linienfarben und -breiten, Sicherheitszeichen oder Schriftgrößen normgerecht
dargestellt werden.
Zeit sparen ebenso die mitgelieferten Vorlagen für Rahmen, Titel, Verhaltenstafeln
oder Stempelfelder und die automatisch
generierte Planlegende mit allen verwendeten Symbolen.
Brandschutzkonzepte und -nachweise zu
erstellen, ist freilich sehr aufwendig, da
unter anderem viele länderspezifische Verordnungen und Sonderbauverordnungen
zugrunde gelegt werden müssen. Darüber
hinaus sind unterschiedliche Gebäudeklassen zu beachten, Bauteile, Rettungswege
oder Feuerlöscheinrichtungen nachzuweisen, Dokumente, Berechnungen und Pläne
beizufügen etc. – weshalb Klaft schon seit
sechs Jahren »Brandschutznachweis« von
Weise Software nutzt.
Regelkonforme Erstellung von Konzepten und Nachweisen
© Brandschutz 2000 Consulting/Weise Software GmbH
62]
[Umrisse]
»Bautagebuch« für Dokumentationen
© Brandschutz 2000 Consulting/Weise Software GmbH
[Software und IT
Das Programm berücksichtigt sowohl alle
Gebäude- und Höhenklassen als auch
Sonderbauten oder komplexe Nachweise
nach der Muster-Industriebaurichtlinie,
durchweg eingebettet in strukturierte
Abfragen, so dass nichts vergessen wird.
Dabei werden noch offene Punkte oder
Abweichungen zur besseren Übersicht
graphisch hervorgehoben, komplettiert
durch die Möglichkeit, zusätzlich erläuternde Texte, Abbildungen oder Tabellen einzufügen – beispielsweise aus der integrierten
Datenbank, die über 550 Verordnungen,
Richtlinien und Gesetze der Bundesländer
umfasst.
Gutachten und Stellungnahmen mit integrierten Fotos
© Brandschutz 2000 Consulting/Weise Software GmbH
Für Brandschutzdokumentationen kommt
wiederum das digitale Bautagebuch von
Weise Software zur Anwendung. Eigentlich
wurde das Bautagebuch, zusammen mit der
ergänzenden App, für die Erstellung von
Bautagesberichten und Besprechungsprotokollen entwickelt.
Anhand von Texten und Fotos lassen sich
damit Baustellenaktivitäten festhalten:
Tätigkeiten und Mängel, Behinderungen,
Änderungen und Besprechungen, besondere Vorkommnisse und anderes mehr.
Klaft nutzt es speziell für Brandschutzdokumentationen und Gutachten, denn
Zustände und Mängel lassen sich damit
anhand kurzer Erläuterungstexte und Fotos
protokollieren, Gleiches gilt für die Setzung
von Fristen und die Kontrolle von Bearbeitungsständen.
Dass bei Brandschutz 2000 Consulting mit
mehreren Programmen aus der Hand eines
Herstellers gearbeitet wird, hat Vorteile –
nicht nur weil man Stammdaten problemlos
austauschen kann. Die Programmbedienung ist ebenfalls einfacher, da sie einem
einheitlichen Konzept folgt. Und dass man
bei Fragen immer gleich mit einem vertrauten Ansprechpartner verbunden wird, findet Klaft auch gut. Für Berufskollegen, die
[Umrisse]
auf der Suche nach der passenden Lösung
sind, hat er im Übrigen einen einfachen
Rat: »Zuerst sollte man klären, welche
Software man für seinen speziellen Bereich braucht und ob sie für die individuellen Anforderungen ›passt‹. Allzu groß
ist das Angebot im Brandschutzbereich
ja nicht. Kennt man dann noch andere
Programme des Herstellers und ist zufrieden damit, macht das die Entscheidung
natürlich einfacher.«
www.weise-software.de
Software für Architekten und Ingenieure
z
z
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z
z
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z
z
z
Unternehmenscontrolling
Bautagebuch
Projektmanagement
Flucht- & Rettungspläne
Honorarabrechnung
SiGe-Koordination
Bildverortung
Brandschutznachweise
Formularsoftware
Formulargenerator
Brandschutzordnung
Gesetzessammlung
Terminmanagement
Weise Software GmbH | Bamberger Straße 4 – 6 | 01187 Dresden
Telefon: 03 51 / 87 32 15 - 00 | Telefax: 03 51 / 87 32 15 - 20 | info@weise-software.de
www.weise-software.de
[63
Schalungsplanung in und mit BIM
Software und IT
]
Leistungsstarke Kooperation von Autodesk und Doka
Zur Erstellung von BIM-fähigen Bauwerksmodellen kooperiert Doka eng mit Autodesk, als einem Unternehmen, das Partner des Architektur-, Ingenieur- und Bauwesens (AEC) ist und die Branche durch
mehr und mehr automatisierte und vernetzte Arbeitsweisen in die Zukunft des Bauens
führt.
DokaCAD for Revit steht nun für den entsprechenden Gesamtprozess: Es ist ein
Plug-in für Autodesk Revit, welches native,
automatisierte Schalungsplanung in einer
BIM-Umgebung erlaubt. Die leistungsstarke Software ermöglicht unter anderem
eine schnelle 3-D-Schalungsplanung für
alle Projekttypen, steigert die Produktivität
durch Nutzung vorhandener Platzierungshilfen und unterstützt BIM Collaboration.
Und in DokaCAD for Revit kann zudem auf
über 40.000 erprobte Musterlösungen der
Doka-eigenen CAD-unabhängigen Tipos
Logik für eine schnelle und wirtschaftliche
Planung zugegriffen werden.
Die Verwendung von Automatismen spart
Zeit im Vergleich zum händischen Platzieren von Komponenten und liefert stets
technisch korrekte Lösungen, so dass sich
die optimale Taktung unter den Aspekten
Sicherheit, Zeit und Kosten sowie auch
Montage- und Einsatzpläne der Scha-
lungselemente inklusive Materialauszug
ermitteln lassen. Bauunternehmen können
dadurch die von Doka gelieferte Schalungsplanung ohne Datenverluste in das
eigene Revit-Modell übernehmen. Ihnen
steht es aber auch frei, die Schalungsplanung selbst zu erarbeiten, denn Doka
stellt neben der Software eine umfassende
Revit-Bibliothek von ca. 4.500 Schalungskomponenten kostenfrei zur Verfügung.
Die Revit-Familien von Doka besitzen im
Übrigen einen hohen Detaillierungsgrad
von LOD (Level of Detail) 400.
www.autodesk.com
www.doka.de
Verwendung von Automatismen
© Deutsche Doka Schalungstechnik GmbH
Informationsfluss als Basis
Neue BIM-Grundlagen-Richtlinie des VDI
Bei der Anwendung von Building Information Modeling (BIM) sind funktionierende Prozesse eine entscheidende Grundlage für die erfolgreiche Umsetzung eines
Projekts, denn sie sorgen für einen definierten und koordinierten Daten- und
Informationsaustausch zwischen allen
Beteiligten.
Unter Prozessen versteht man hier Abfolgen von Aktionen und Interaktionen
zum Erreichen festgesetzter Ziele: Die in
VDI 2552 Blatt 7 beschriebenen Prozesse
dienen dem Austausch von Daten und
Informationen, die in dem Zusammenhang
64]
notwendig werden, und beinhalten die jeweiligen Aufgaben- und Rollenverteilungen. Dabei kann es sich beispielsweise
um Abstimmungen handeln oder um gemeinsam zu bearbeitende Projekte und
Teilabschnitte während der Errichtung
und der späteren Lebenszyklusphasen
eines Bauwerks sowie um dessen Betrieb.
Darüber hinaus werden die Startvoraussetzungen für den Beginn eines Prozesses,
die anschließenden Schritte und die Bedingungen für ein erfolgreiches Prozessende
definiert.
Ziel der Richtlinie sind die Vermittlung
von Grundlagen der Strukturierung des
Informationsflusses und die Darstellung
von Methoden zur Prozessbeschreibung
eines BIM-Prozesses über den gesamten
Lebenszyklus eines Bauwerkes. Dabei
zeigt VDI 2552 Blatt 7 schematisch den
Zusammenhang zwischen den Auftraggeber-Informations-Anforderungen (AIA) und
dem BIM-Abwicklungsplan (BAP) sowie
den derart vereinbarten Informationslieferungen im Zuge der Wertschöpfung eines
Bauwerks.
www.vdi.de
[Umrisse]
ADVERTORIAL
AVA mit BIM 5-D als Onlineservice
Rein webbasierte Anwendung von Nova Building IT
Als erste rein webbasierte Anwendung
des Open-BIM-Standards für Baukostenmanagement und Projektsteuerung holt
Nova AVA die Vorteile des Cloudcomputings ins Bauwesen. Damit steht modellbasiertes Kostenmanagement erstmals
als Onlineservice zur Verfügung, und zwar
durchgängig für alle AVA-Prozesse. Und
die stetig anwachsende Anwendercommunity zeigt, dass Architekten, Planer, Ingenieure oder Projektmanager die Vorzüge des
cloudbasierten Arbeitens zunehmend für
sich nutzen.
Inhaltlich bietet die Anwendung alles,
was man von einem leistungsfähigen und
modernen AVA-Programm erwarten darf –
von der Kostenplanung über AVA bis zum
Controlling und zur Bauablaufplanung,
wobei sämtliche Module auch mit BIMModellen verknüpft werden können. Doch
als Onlineservice geht die Anwendung
darüber weit hinaus, denn alle Arbeitsschritte erfolgen hier über einen Browser
direkt im Netz – egal mit welchem Endgerät
oder Betriebssystem, an jedem Arbeitsort
und zu jeder Zeit. Dies ermöglicht flexibles
Co-Working und vereinfacht die Kommunikation der Projektpartner.
Multi-Model-Viewer: Baukonstruktion mit Gebäudeausrüstung
© Nova Building IT GmbH
Die Vorteile des Cloudcomputings macht
Nova AVA erstmals auch für BIM nutzbar,
setzt deren Einbeziehung doch für AVA und
Controlling neue Standards. Alle Module
lassen sich mit BIM-3-D-Modellen für interaktives Arbeiten verknüpfen. Nova AVA
erweitert das 3-D-Modell zudem um die
Dimensionen Zeitplanung und Kosten zur
5-D-Modellierung, was die Informationsdichte erhöht, zugleich aber mehr Transparenz schafft und die Prozesse vereinfacht.
Kostengruppen der technischen Gebäudeausrüstung im Modell
© Nova Building IT GmbH
Von der Webanwendung profitiert der gesamte Workflow, weil immer in der Cloud
gearbeitet wird – und daher ohne den
herkömmlichen, aufwendigen Datenaustausch. Intelligent gesteuerte Berechtigungen stellen sicher, dass der Zugriff nur für
Beteiligte stets gewährleistet bleibt. Eine
solche zentrale, gemeinsame Datenverwaltung ist der Schlüssel für ein effizientes,
modernes Baukostenmanagement, weil
sämtliche Prozesse dadurch an Qualität,
Transparenz und Effizienz gewinnen.
[Umrisse]
Anwendern in Form von Suchergebnissen
für LV-Positionen wieder verfügbar zu machen. Weil die Suche außerdem den Ort
und Ausführungszeitraum einer Baustelle
integriert, lassen sich regionale, zeit- und
mengenbezogene Preisschätzungen abrufen. Und gezielte Vorschläge für jeweils
sinnvoll ergänzende Leistungen erleichtern
die LV-Erstellung weiter.
Kostenplanung in BIM
© Nova Building IT GmbH
Die neueste Funktion von Nova AVA zeigt,
wohin die Entwicklung im modernen Baukostenmanagement gehen kann.
Denn was bei Suchmaschinen und Onlineshops längst zum Standard gehört, lässt
sich im Bauwesen ebenfalls gewinnbringend nutzen. So unterstützt und vereinfacht der Nova SmartPool die Erstellung
von Leistungsverzeichnissen auf »smarte«
Weise. Dafür werden die Ausschreibungstexte aller User gesammelt: anonymisiert
und DSGVO-konform, um sie anderen
Nova AVA BIM 5-D ist ein Onlineservice,
die Idee dahinter: Software nur so zu nutzen und zu zahlen, wie sie wirklich benötigt
wird. Die Anwender buchen die Module
nach individuellem Bedarf. So entfällt der
Ballast neben der eigentlichen Arbeit aus
Download, Installation, Kümmern um Updates und Wartung etc., und natürlich gibt
es auch keine hohen Anfangsinvestitionen
oder Mindestvertragslaufzeiten.
www.avanova.de
[65
Preis zum Thema »Metall in der Architektur«
Nachrichten
]
Elfte Auslobung durch Domico Dach-, Wand- und Fassadensysteme
»Skulptur«
© Domico Dach-, Wand- und Fassadensysteme KG
Jury und Sieger des Jahres 2018
© Oberösterreicherin/Mathias Lauringer
Domico Dach-, Wand- und Fassadensysteme KG lobt nun zum elften Mal den internationalen Architekturpreis »Domigius«
unter dem Motto »Metall in der Architektur« aus: Seit 1994 dient er der Würdigung
herausragender Architektur vor allem im
Bereich des Industrie- und Gewerbebaus.
Dieser Wettbewerb richtet sich an Architekten und Planer, die mit ihren Bauwerken
die breitgefächerten Anwendungsmöglichkeiten von Domico-Produkten aufzeigen.
Die Bewertung der eingesandten Arbeiten
erfolgt anhand der Kriterien »Form und
Design«, »technische Details«, »materialgerechte Gestaltung« und »Nachhaltigkeit«. Prämiert werden Projekte, bei denen
vorwiegend die Produkte Domitec, GBS,
Planum, Struktur, Design-Planum, Swing
sowie Element-Dächer und Element-Hallen
zum Einsatz kommen bzw. gekommen sind.
1. Preis beim zehnten »Domigius«: Feuerwache Nord in Linz
© Kurt Hörbst/Domico Dach-, Wand- und Fassadensysteme KG
2. Preis beim zehnten »Domigius«: Firmen-Gebäude in Leutkirch
© rudau.com/Domico Dach-, Wand- und Fassadensysteme KG
66]
Die Einreichungen werden auf der DomicoWebsite veröffentlicht und im Rahmen
einer Ausstellung prämiert.
Der für Architektur- und Planungsbüros
ausgelobte Domico-Architekturpreis ist mit
insgesamt 20.000 € dotiert. Jeder Bewerber kann sich mit einer oder mehreren
Arbeiten beteiligen, teilnahmeberechtigte
Einreichungen sind Neubauten und Sanierungen von Gewerbe- und Industriebauten,
von mehrgeschossigen Wohnbauten und
von Sportstätten, bei denen überwiegend
Domico-Produkte an Dach, Wand und bzw.
oder Fassade eingesetzt wurden. Zusätzlich muss der Zeitraum der Ausführung
bzw. der Realisierung zwischen 7. Juli 2018
und 9. Juli 2021 liegen. Die Einreichungsfrist für die entsprechenden Unterlagen
endet am 9. Juli 2021.
Die gesamte Auslobung und die Formulare
zur Onlineeinreichung finden sich auf der
Domico-Website unter »Domigius«.
www.domico.at
3.Preis beim zehnten »Domigius«: Studentenheim/Tankstelle in Innsbruck
© Christian Flatscher/Domico Dach-, Wand- und Fassadensysteme KG
[Umrisse]
Bayerischer InGENIEurpreis 2021
Elfte Auslobung der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau
Eingereicht werden können Ideen und
Projekte, die aus der Ingenieurwissenschaft und Ingenieurpraxis im Bauwesen
hervorgegangen sind: Sie müssen nach
dem 1. Januar 2015 begonnen und bis
zum Zeitpunkt der Abgabe abgeschlossen
worden sein. Ihre Bewertung erfolgt durch
eine unabhängige Jury, der
– Univ.-Prof. Dr.-Ing. habil. Markus
Aufleger, Universität Innsbruck,
– Prof. Dr.-Ing. Hans Bulicek,
Technische Hochschule Deggendorf,
– Prof. Dr.-Ing. Norbert Gebbeken,
Bayerische Ingenieurekammer-Bau,
München,
– Dr.-Ing. Tobias Linse (angefragt),
Dr. Gollwitzer – Dr. Linse Ingenieure,
München,
– Dipl.-Ing. Univ. Helmut Schütz,
Bayerisches Staatsministerium für
Wohnen, Bau und Verkehr, München,
– Dipl.-Ing. Michael Wiederspahn,
Verlagsgruppe Wiederspahn,
Wiesbaden,
– Dipl.-Ing.(FH) Ralf Wulf, Bayerische
Ingenieurekammer-Bau, München
angehören.
[Nachrichten
Die Bayerische Ingenieurekammer-Bau
hat zum elften Mal »ihren« Ingenieurpreis
und damit den Bayerischen InGENIEurpreis 2021 ausgelobt. Dotiert mit insgesamt
10.000 €, dient er zur Prämierung großer
und kleiner Ingenieurleistungen, also von
Projekten und Bauwerken aller Fachrichtungen, die auf ihre jeweils ganz besondere Weise herausstechen.
»Viele Ingenieurleistungen sind in ihrem
Bereich genial – auch wenn dies Außenstehenden nicht immer ins Auge sticht.
Umso mehr sieht es die Bayerische Ingenieurekammer-Bau als ihre Aufgabe an,
das Genie im Ingenieur sichtbar zu machen.
Wir freuen uns wieder über zahlreiche
Bewerbungen aus allen Disziplinen des
Ingenieurwesens im Bereich Bauen«, so
Prof. Dr. Norbert Gebbeken, Präsident der
Bayerischen Ingenieurekammer-Bau.
Unabhängig von der Fachdisziplin oder
Größe des Projektes werden mit diesem
Preis Ingenieurleistungen gewürdigt, die
besonders innovativ, nachhaltig, technisch
kreativ, zukunftsweisend oder wirtschaftlich sind oder sich durch einen hohen Anteil an interdisziplinärem, partnerschaftlichem Arbeiten auszeichnen.
Aufruf zur Teilnahme
© Bayerische Ingenieurekammer-Bau
Teilnahmeberechtigt sind alle Mitglieder
der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau
sowie Doktoranden, Masteranden und
Studierende an den Bayerischen Hochschulen. Die in der Auslobung geforderten
Unterlagen müssen bis 30. Oktober 2020,
12.00 Uhr eingegangen sein.
www.bayerischer-ingenieurpreis.de
www.bayika.de
Graffiti in Deutschland
Wachsendes Informationssystem der Universität Paderborn
Entwicklung einer Bilddatenbank
© Universität Paderborn
Sie finden sich an Wänden, Zügen oder
Brücken: Graffiti und damit mal mehr, mal
weniger künstlerisch gestaltete Schriftzüge aus der Sprühdose, die zunehmend
[Umrisse]
auch das Interesse der Wissenschaft
wecken: Seit 2016 bauen Forscher der
Universität Paderborn und des Karlsruher
Instituts für Technologie eine Datenbank
auf, die es erlaubt, das urbane Phänomen
systematisch zu untersuchen. Das entsprechende Projekt namens »Ingrid« oder
in Langform »Informationssystem Graffiti
in Deutschland« ist nun um weitere drei
Jahre verlängert worden und wird von
der Deutschen Forschungsgemeinschaft
(DFG) mit ca. 1 Mio. € unterstützt. »Seit
Mitte 2019 sind ca. 40.600 Graffiti-Fotos für
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zugänglich. Im Zuge des Ausbaus werden weitere Sammlungen des derzeit mehr
als 150.000 Fotografien umfassenden Bestandes erschlossen«, so Prof. Dr. Doris
Tophinke, Universität Paderborn. Das heißt,
es wurde eine digitale Graffiti-Bilddatenbank entwickelt, mit der erstmals systematische Untersuchungen auf Basis hochwertiger Forschungsdaten möglich sind.
Graffiti kamen in den späten 1970er Jahren
in den USA auf, eng verbunden mit der
Hip-Hop-Szene, während sie erst seit den
1980er Jahren in Deutschland Verbreitung
fanden. Als anhaltendes jugendkulturelles
Phänomen und in ihrer Kombination aus
Schrift und Bild sind sie heute Gegenstand der Forschung, wobei vor allem die
Aspekte Bildästhetik, Grammatikalität, die
stadträumliche Verortung sowie die soziale
Funktion und Bedeutung von Graffiti ins
Blickfeld rücken. Die Bilddatenbank ist aus
vielerlei Gründen aber auch für Disziplinen
wie Medienwissenschaften, Soziologie
oder die Stadtplanung spannend.
www.uni-paderborn.de
[67
Klinker für gekrümmte Konstruktionen
Nachrichten
]
Verfahrensentwicklung an Technischer Universität Darmstadt
Realisierter Prototyp aus verschiedenen Perspektiven
© Virtua ethic
Gewölbekonstruktionen aus Ziegel waren
über Jahrhunderte eine etablierte Methode, um große Räume und Spannweiten
ohne Stützen zu überbrücken. Aufgrund
des erheblichen Aufwands zu ihrer Herstellung werden solche Tragwerke aber
kaum noch eingesetzt.
Ein Forscherteam um Dipl.-Ing. Architekt
BDA Alexander Pick, Institut für konstruktives Gestalten und Baukonstruktion der
Technischen Universität Darmstadt, hat
nun gemeinsam mit den Projektbeteiligten
Deppe Backstein-Keramik GmbH, dem
Steenfelder Betonwerk, der Johann Meinders GmbH sowie der Ripkens Wiesenkämper Beratende Ingenieure PartGmbH ein
Verfahren entwickelt, das eine kostengünstige Realisierung von mehrfach gekrümmten Ziegelschalen aus ebenen Fertigteilen
ermöglicht.
Die Arbeiten dazu erfolgten zweistufig:
zunächst digital am Computer, danach
mit Ziegeln im Feldversuch. »Die Grundidee unseres Projekts besteht darin,
aus ausschließlich ebenen viereckigen
Modulen eine gewölbte und gekrümmte
Form herzustellen«, so Pick. Dafür wurde
das Tragwerk mit Hilfe des Computermodells virtuell in Module unterteilt, die aus
einer gleichbleibenden Anzahl an Ziegeln
bestehen. Diese Module sind zwar alle
viereckig und ca. 1 m² groß, weisen aber
unterschiedliche Winkel auf, um die Gestaltungsfreiheit bei der Formgebung nicht
zu beeinträchtigen. Die Ziegel wiederum
wurden so konzipiert, dass sie später im
Fertigteil eine Längs- und Querbewehrung aufnehmen können und sich auf der
Baustelle kraftschlüssig mit Hilfe eines
»Übergreifungsstoßes« verbinden lassen:
Weil keine einzelnen Ziegel, sondern stabile vorgefertigte Module verbaut werden,
ist zudem kein vollflächiges Lehrgerüst zur
Unterstützung mehr nötig.
www.tu-darmstadt.de
Architektur statt Antibiotika
Planungsstudie der Technischen Universität Braunschweig
Für eine Studie haben Wissenschaftler
der Charité Berlin zunächst ein Jahr lang
Abstriche in Patientenzimmern sowie
Proben direkt von Patienten genommen.
»So können wir zum ersten Mal zeigen,
wie sich das Mikrobiom, also die Gesamtheit der Mikroorganismen, auf den Oberflächen im Krankenhaus aufbaut«, so Dr.
Rasmus Leistner vom Institut für Hygiene
und Umweltmedizin an der Charité Berlin.
Reinigungsmittel und anwesende Personen könnten demnach durch ihr eigenes
Mikrobiom die Mikrobenkonstellation des
Zimmers verändern. Einerseits vernichten
Reinigungsmittel Bakterien, schaffen andererseits aber auch Nischen für gefährliche
Erreger.
Architekten und Designer der Technischen
Universität Braunschweig vermochten nun
zu zeigen, wie eine kluge Raumplanung
und die Neugestaltung hygienerelevanter
Gegenstände die Übertragung gefährlicher
Keime in Krankenhäusern zu verhindern
hilft. Dabei war es den Planern wichtig,
Materialien auszuwählen, die leicht zu
reinigen sind. Details wie die Beleuchtung
68]
und die Position der Desinfektionsmittelspender fanden hier freilich ebenfalls Berücksichtigung. Konkret heißt das: Momentan haben Zweibettzimmer in Krankenhäusern nur ein Bad, das sich die Patienten
teilen. Getrennte Bäder gewährleisten
jedoch mehr Hygiene: »Wir gehen davon
aus, dass die Mehrkosten für die zweite
Nasszelle dadurch ausgeglichen werden,
dass Kosten für eventuelle Infektionsbehandlungen wegfallen«, so Dr. Wolfgang
Sunder vom Institut für Industriebau und
Konstruktives Entwerfen in Braunschweig.
Das Architektenteam hat deshalb gemeinsam mit dem bayerischen Unternehmen
Röhl und weiteren 17 Industriepartnern
einen Prototyp für ein neuartiges Patientenzimmer gebaut, wobei sich jetzt eine
Evaluierungsphase anschließt.
Im Oktober 2020 soll dieser Demonstrator
einem internationalen Fachpublikum auf
dem Berliner »World Health Summit« vorgestellt werden. Sodann können die Entwicklungen in ihrer Gesamtheit oder als
einzelne Elemente in Krankenhäusern
realisiert werden.
www.tu-braunschweig.de
(Mögliches) Erscheinungsbild eines Patientenzimmers
© Tom Bauer/Technische Universität Braunschweig
[Umrisse]
Basalt für Betonfassaden
Bewehrungsalternative »aus« der Hochschule München
In einem Großversuch in der Hochschule
München wurde nachgewiesen, dass vorgehängte Beton-Fassadenelemente mit
Basaltstab-Bewehrung alle Ansprüche an
Tragfähigkeit, Haltbarkeit und Ästhetik erfüllen können, die für eine Instandsetzung
notwendig sind. Zur Erprobung testeten
die Forscher das Konzept an einem bestehenden Element: Nach Einbau der neuen
Bewehrung wurde durch Aufbringen eines
hochalkalischen Spritzmörtels der Altbeton
»realkalisiert«, um den Stahl wieder vor
Korrosion zu schützen. Zur Bearbeitung
der Sichtbetonoberflächen kamen zudem
neue, mit Basaltfasern verstärkte Mörtelrezepturen zur Ausführung. Außerdem
wurde die Konstruktion mit Hilfe numerischer Simulationen nachgerechnet und
ihre Tragfähigkeit solcherart nachgewiesen. Auch in der Praxis gibt es bereits
erfolgreiche Anwendungsbeispiele, wie
unter anderem auf Brücken an vielbefahrenen Straßen oder dem Tunnel an der
A 96 bei Gräfelfing bei München.
Und: Die neue Materialkombination mit
Basaltbewehrung und einer dünnen Spritzbetonschicht wird derzeit bei der Ertüchtigung einer Brücke in Dresden erprobt. Ein
weiteres Einsatzgebiet könnten Schwellen
an Bahntrassen sein, da hier hohe Tragund Zugfestigkeiten sowie Langlebigkeit
gefordert sind – allesamt Vorteile der
basaltbewehrten Neuentwicklung.
www.hm.edu
[Nachrichten
Stahlbetonfassaden haben häufig eine
leider nur begrenzte Lebenszeit, denn
Kohlendioxid und Wasser sowie Streusalzrückstände dringen in den Beton ein.
Dessen chemische Zusammensetzung
verändert sich, der Stahl beginnt zu rosten,
und es kommt zu Abplatzungen.
Im Projekt »Fasalt« oder »Instandsetzung
vorgehängter Sichtbetonfassaden durch
dünnwandige Fassadenergänzungen aus
basaltbewehrtem Beton« hat nun ein Team
um die Professoren Andrea Kustermann,
Christoph Dauberschmidt und Christian
Schuler von der Fakultät für Bauingenieurwesen der Hochschule München die
Materialeigenschaften des neuen Baustoffs erforscht, optimiert und auf seine
Einsatzfähigkeit geprüft. Herausgekommen ist ein Instandsetzungskonzept für
geschädigte vorgehängte Stahlbetonfassaden und tragende Betonelemente, wie
zum Beispiel Brüstungen. Die neuen, aus
Basalt bestehenden Verstärkungselemente
im Beton haben mehrere Vorteile: Sie sind
leicht, verfügen über eine hohe Zugfestigkeit, rosten nicht und kosten nicht viel, weil
Basalt als vulkanisches Gestein reichlich
vorhanden ist.
Bohrung und Bohrkern: Element mit
Basaltbewehrung und Mörtelschicht
© Johannes Lesser/Hochschule München
Basaltstäbe im Beton
© Johannes Lesser/Hochschule München
Biozide in Baustoffen
Neues Forschungsprojekt der Hochschule Coburg
Pestizide, Herbizide, Fungizide: Die meisten
Menschen wissen, dass Landwirte solche
Substanzen nutzen, um Ernteschäden zu
vermeiden. Weniger geläufig ist, dass oft
genau die gleichen Chemikalien im Bauwesen eingesetzt werden, und zwar in
großem Stil. »Etwa ein Viertel der hergestellten Biozide geht in Produkte aus dem
Bausektor«, so Prof. Dr. Stefan Kalkhof
und Prof. Dr. Matthias Noll, wobei bisher
weitgehend unbekannt ist, welche Folgen
die Freisetzung jener Wirkstoffe hat. Das
ändert sich nun, denn die beiden Professoren vom Institut für Bioanalytik der
[Umrisse]
Hochschule Coburg erforschen im Projekt
»Bewertung biozidhaltiger Baustoffe« den
Einfluss auf das Boden-Ökosystem: Anders
als bei Gewässern gibt es bei Böden keine
belastbaren Daten über die Auswirkungen von Bioziden. Die Coburger Forscher
erarbeiten dementsprechend wertvolles
Hintergrundwissen, das der Politik in ein
paar Jahren als Entscheidungsgrundlage
zu dienen vermag.
Das Coburger Vorhaben ist Teil des Projektverbundes »BayÖkotox. Ökotoxikologische Bewertung von Stoffen in der Umwelt«, eine Initiative des Freistaats Bayern,
um bis dato fehlende Datengrundlagen zu
schaffen. Finanziert wird BayÖkotox vom
Bayerischen Umweltministerium, koordiniert vom Landesamt für Umwelt und verknüpft mit dem Ziel, bei der terrestrischen
Ökotoxikologie eine Vorreiterrolle einzunehmen. Unter Ökotoxikologie versteht
man im Übrigen eine Disziplin, die untersucht, wie sich chemische Stoffe auf
die Umwelt auswirken – von der Ebene
winziger Moleküle bis hin zu ganzen
Ökosystemen.
www.hochschule-coburg.de
[69
Gefahr(en) durch Asbest
Nachrichten
]
Zahlen der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin
Asbest ist ein Naturstoff, der als »Mineral
der tausend Möglichkeiten« vor über 100
Jahren in industriellen und verbrauchernahen Bereichen zum Einsatz kam, wobei
Asbestprodukte in Deutschland zumindest
bis Anfang der 1990er Jahre vor allem im
Bauwesen Verwendung fanden.
Und das hatte und hat Konsequenzen: Trotz
eines seit 1993 gültigen Verbots sterben
jährlich ca. 1.500 Menschen an den Folgen
einer entsprechenden Berufskrankheit.
Zwischen 2001 und 2016 fielen zudem ca.
6,30 Mio. t asbesthaltiger Abfall an. Und
allein im Jahr 2017 verstarben ca. 1.600
Berufserkrankte, weil sie asbesthaltigen
Stäuben ausgesetzt waren. Insgesamt
starben zwischen 1990 und 2017 über
34.000 Menschen an den Folgen des Minerals, die Kosten für die medizinische Versorgung und Rentenzahlung für Erkrankte
und deren Angehörige lagen 1990–2016
im Übrigen bei ca. 8,30 Mrd. €.
Und noch immer sind schätzungsweise
über 37 Mio. t asbesthaltiges Material
verbaut, meist in Form von Asbestzement.
Insbesondere beim Abriss oder Umbau
von Gebäuden kann es freigesetzt werden,
Arbeiten an verdeckten asbesthaltigen
Putzen, Spachtelmassen und Fliesenklebern stellen in dem Zusammenhang ein
großes Problem dar.
Dies sind nur einige aktuelle Zahlen aus
dem Nationalen Asbest Profil Deutschland,
das die Bundesanstalt für Arbeitsschutz
und Arbeitsmedizin (BAuA) jetzt in zweiter
aktualisierter Auflage veröffentlicht hat.
Darüber hinaus informiert es über Arbeitsplatzgrenzwerte für Asbest und die aktuellen Regelungen zum Schutz der Beschäftigten.
Die 78 Seiten umfassende Veröffentlichung
steht auf der BAuA-Homepage zum kostenfreien Download zur Verfügung.
www.baua.de
Auswirkungen einer »Altlast«
© Bundesanstalt für Arbeitsschutz
und Arbeitsmedizin
Wachstum als Ziel
Verschmelzung bei Lahmeyer
Ende Juni wurde die Lahmeyer München
Ingenieurgesellschaft mbH auf die Lahmeyer Deutschland GmbH verschmolzen.
Lahmeyer Deutschland gehört zur Tractebel Gruppe, die somit ihre Kompetenzen
im Bereich Bau und Verkehr bündelt
und derart ihre Wachstumsstrategie für
Deutschland untermauert.
Lahmeyer Deutschland erbringt Leistungen in den Bereichen Planung und Projektmanagement sowie technisch-wirtschaftliche Beratung für Vorhaben aus Hochbau,
Industriebau, Verkehrsinfrastruktur sowie
Energieinfrastruktur in ganz Deutschland.
70]
2019 erwirtschafteten die Unternehmen
Lahmeyer Deutschland und Lahmeyer
München einen Jahresumsatz von insgesamt 7,30 Mio €, das Unternehmen mit
nunmehr 65 Mitarbeitern hat seinen Sitz
in Bad Vilbel, wird das Geschäft aber weiterhin von den bisherigen Standorten Berlin, München und Bad Vilbel ausführen.
Lahmeyer München wurde bereits 1977 als
Niederlassung für den Bereich Wasserbau
und Verkehrsinfrastruktur gegründet und
2001 als eigenständige GmbH ausgegründet. Lahmeyer Deutschland realisiert bundesweit zahlreiche Projekte, dazu gehören
unter anderem die Projektsteuerung für
die Sanierung der Brandschutzsysteme am
Terminal 1 des Frankfurter Flughafens, das
Projektmanagement für Lagergebäude und
Logistikhalle zur Zwischenlagerung radioaktiver Abfälle im Rahmen des Rückbaus
der KTE in Karlsruhe, die Errichtung des
Güterverkehrszentrums Nordwest in Ingolstadt, der viergleisige Ausbau der Strecke
München–Ingolstadt, der Neubau der
Autobahn A 94 im Bereich Ampfing-Heldenstein und die Erneuerung diverser
Eisenbahnbrücken.
www.lahmayer-deutschland.de
[Umrisse]
Online-Datenbank für Gestalter
Umfassender Relaunch des »Material-Archiv«
Nach mehr als zehn Jahren wurde das
Onlinenachschlagewerk nun reformiert
und quantitativ wie qualitativ angereichert,
wobei die ikonische Kachelansicht bestehen blieb. Dem Wissen liegt jetzt eine semantische Datenarchitektur zugrunde, so
dass sich alle Inhalte miteinander verknüpfen lassen. Diese Verbindungen bestehen
auch zu den neun physischen Sammlungen, was wiederum die Frage befördert(e),
wie man Wissen und Welt ordnen kann.
Das Material-Archiv lanciert haben 2008
die Gründungsmitglieder Gewerbemuseum
Winterthur, Hochschule Luzern, Sitterwerk
St. Gallen und Zürcher Hochschule der
Künste, inzwischen ist es aber um weitere
institutionelle Mitglieder gewachsen:
Material-Hub der ETH Zürich, Zürcher
Hochschule für Angewandte Wissenschaften Winterthur, Hochschule der Künste
Bern und Schweizer Baumuster-Centrale.
Jedes Mitglied unterhält eine öffentlich zugängliche Materialmustersammlung, dazu
eine Schausammlung mit Anwendungsbeispielen und Halbfabrikaten. Der Dialog mit
den materiellen Archiven ist entscheidend
für eine sinnvolle Onlinenutzung, ist doch
ein »Begreifen« von Werkstoffen nur im
Wechselspiel von Physischem und Digitalem möglich.
Seit seiner Gründung bietet dieser Verbund seine Inhalte im Übrigen frei an. Eine
solche Initiative ist weltweit einzigartig und
zudem höchst relevant, denn unsere Umgebung besteht aus Materialien – und sie
zu kennen und zu verstehen, ist essentiell
für einen verantwortungsvollen Umgang.
www.materialarchiv.ch
[Nachrichten
Das von neun namhaften Schweizer Bildungseinrichtungen getragene Netzwerk
»Material-Archiv« hat seine Datenbank
inhaltlich und technisch neu konzipiert.
Ob Holz, Stein, Kunststoff oder Glas, ob
Gießen, 3-D-Druck oder Gerben, ob Hightech oder traditionell: Die ca. 1.300 Werkstoffe mit ihren Gruppierungen, Verfahren
und Anwendungen werden wie bisher
allen Fach- und Laiennutzern frei zur
Verfügung stehen – künftig allerdings
verständlicher präsentiert.
Startseite und »danach« ...
© Material-Archiv
Einzelmaterialien, Anwendungen, Verfahren und vieles mehr
© Material-Archiv
[Umrisse]
[71
Ausstellungen
Termine
]
Norm. It‘s not complicated
Ausstellung im Museum für Gestaltung in
Zürich bis 6. September; Di–So 10–17 Uhr,
Mi 10–20 Uhr.
Museum für Gestaltung Zürich
Ausstellungsstraße, CH – 8031 Zürich
Tel.: 00 41/43/4 46 67 67
Die City – das Land
Ausstellung im Museum der Moderne in
Salzburg bis 13. September; Di–So 10–18
Uhr, Mi 10–20 Uhr.
Museum der Moderne
Mönchsberg 32, A – 5020 Salzburg
Tel.: 00 43/6 62/84 22 20
Richard Neutra.
Wohnhäuser für Kalifornien
Ausstellung im Wien Museum in Wien bis
20. September; Di–So 10–18 Uhr.
Wien Museum
Felderstraße 6–8, A – 1010 Wien
Tel.: 00 43/1/5 05 87 47-8 51 73
Was, wenn ...? Zum Utopischen
in Architektur, Kunst und Design
Ausstellung im Neuen Museum in Nürnberg bis 20. September; Di–So 10–18 Uhr,
Do 10–20 Uhr.
Neues Museum
Luitpoldstraße 5, 90402 Nürnberg
Tel.: 09 11/2 40 20-0
Terunobu Fujimori
Ausstellung in der Raketenstation Hombroich bis 4. Oktober; Fr–So 12–17 Uhr.
Stiftung Insel Hombroich
Raketenstation Hombroich 4, 41472 Neuss
Tel.: 0 21 82/8 87-0
Europas beste Bauten
Ausstellung im Architekturzentrum Wien
bis 10. Oktober; täglich 10–19 Uhr.
Architekturzentrum Wien
Museumsplatz 1, A – 1070 Wien
Tel.: 00 43/1/5 22 31 15
Campus Deutsche Bundesbank
Ausstellung im Deutschen Architekturmuseum (DAM) in Frankfurt am Main bis
16. Oktober; August; Di–So 10–18 Uhr.
Deutsches Architekturmuseum
Schaumainkai 43, 60596 Frankfurt am Main
Tel.: 0 69/2 12-3 63 18
72]
Autokorrektur.
Mobilität im Korrekturmodus
Boom. 500 Jahre
Industriekultur in Sachsen
Ausstellung im afo architekturforum
oberösterreich in Linz bis 16. Oktober;
Mi–Sa 14–17 Uhr.
(Zentral-)Ausstellung im Audi-Bau
in Zwickau bis 1. November;
Mo–So 10–18 Uhr.
afo architekturforum oberösterreich
Herbert-Bayer-Platz 1, A – 4020 Linz
Tel.: 00 43/7 32/78 61 40
Raimund Abraham
Ausstellung im Museum für angewandte
Kunst (MAK) in Wien bis 18. Oktober;
Di 10–21, Mi–So 10–18 Uhr.
MAK Museum für angewandte Kunst
Stubenring 5, A – 1010 Wien
Tel.: 00 43/1/7 11 36-2 48
Stiftung Deutsches Hygiene-Museum
Sächsische Landesausstellung
Postfach 120162, 01002 Dresden
Tel.: 03 51/48 46-2 78
urbainable, stadthaltig
Ausstellung in der Akademie der Künste in
Berlin bis 22. November; Di–So 10–18 Uhr.
Akademie der Künste
Pariser Platz 4, 10117 Berlin
Tel.: 0 30/2 00 57-0
Ingo Maurer intim.
Design or what?
Raumkunst.
Made in Darmstadt 1904–1914
Ausstellung in der Neuen Sammlung in der
Pinakothek der Moderne in München bis
18. Oktober; Di–So 10–18 Uhr, Do 10–20 Uhr.
Ausstellung im Museum Künstlerkolonie
in Darmstadt bis 28. November;
Di–So 10–18 Uhr.
Widerstand und Wandel.
Über die 1970er Jahre in Tirol
Le Corbusier und Zürich
Neue Sammlung in der Pinakothek der Moderne
Arcisstraße 21, 80333 München
Tel.: 0 89/2 38 05-0
Ausstellung im aut. architektur und tirol
in Innsbruck bis 24. Oktober; Di–Fr 11–18,
Sa 11–17 Uhr.
aut. architektur und tirol
Lois-Welzenbacher-Platz 1, A – 6020 Innsbruck
Tel.: 00 43/5 12/57 15 67
Bakelit. Sammlung Georg Kargl
Ausstellung in der Tchoban Foundation,
Museum für Architektur in Berlin bis
15. November; Mo–Fr 14–19 Uhr,
Sa–So 13–17 Uhr.
Tchoban Foundation
Museum für Architekturzeichnung
Christinenstraße 18 a, 10119 Berlin
Tel.: 0 30/43 73 90 90
Thom Mayne.
Skulpturale Zeichnungen
Ausstellung im Museum für angewandte
Kunst (MAK) in Wien bis 26. Oktober;
Di 10–21, Mi–So 10–18 Uhr.
MAK Museum für angewandte Kunst
Stubenring 5, A – 1010 Wien
Tel.: 00 43/1/7 11 36-2 48
Museum Künstlerkolonie
Olbrichweg 13 a, 64287 Darmstadt
Tel.: 0 61 51/13-33 85
Ausstellung im Museum für Gestaltung in
Zürich bis 29. November; Di–So 10–17 Uhr,
Mi 10–20 Uhr.
Museum für Gestaltung Zürich
Ausstellungsstraße, CH – 8031 Zürich
Tel.: 00 41/43/4 46 67 67
Anette Lenz. À propos
Ausstellung im Museum Angewandte
Kunst (MAK) in Frankfurt am Main bis
3. Januar 2021; Di 10–18 Uhr, Mi 10–20 Uhr,
Do–So 10–18 Uhr.
Museum Angewandte Kunst
Schaumainkai 17, 60594 Frankfurt am Main
Tel.: 0 69/2 12-3 12 86
Jörg Brüggemann.
Deutsche Autobahn
Ausstellung im Museum Weltkulturen
in Mannheim bis 6. Januar 2021;
Di–So 11–18 Uhr.
Museum Weltkulturen
Reiss-Engelhorn-Museen
D 5, 68159 Mannheim
Tel.: 06 21/2 93 31 50
Kontext. Staab Architekten
Ausstellung im Neuen Museum in Nürnberg bis 10. Januar 2021; Di–So 10–18 Uhr,
Do 10–20 Uhr.
Neues Museum
Luitpoldstraße 5, 90402 Nürnberg
Tel.: 09 11/2 40 20-0
[Umrisse]
Tagungen
Die Architekturmaschine.
Die Rolle des Computers
in der Architektur
Architekturmuseum der Technischen Universität
München in der Pinakothek der Moderne
Arcisstraße 21, 80333 München
Tel.: 0 89/2 38 05-0
Beton
Ausstellung im Schweizerischen Architekturmuseum (SAM) in Basel vom 17. Oktober
bis 11. April 2021; Di–So 10–17 Uhr,
Do 11–20.30 Uhr.
Schweizerisches Architekturmuseum
Steinenberg 7, CH – 4051 Basel
Tel.: 00 41/61/2 61 14 13
Gae Aulenti.
Ein kreatives Universum
Ausstellung im Vitra Design Museum in
Weil am Rhein bis 18. April 2021; täglich
10–18 Uhr.
Vitra Design Museum
Charles Eames Straße 1, 79576 Weil am Rhein
Tel.: 0 76 21/7 02 32 00
Patumbah liegt auf Sumatra
Ausstellung im Heimatschutzzentrum in
Zürich bis 30. Mai 2021; Mi–So 14–17 Uhr.
Heimatschutzzentrum
Zollikerstraße 128, CH – 8008 Zürich
Tel.: 00 41/44/2 54 67 90
Wettbewerbe
Kombination aus physischer und virtueller
Konferenz für Immobilien und Investition
in München vom 14. bis 15. Oktober;
Auskünfte und Anmeldung:
Deutscher
Verkehrsplanungspreis 2020
Messe München GmbH
Messegelände, 81823 München
Tel.: 0 89/9 49-0
EBH 2020
Europäischer Kongress zum Thema
»Energieeffizientes Bauen mit Holz im
urbanen Raum« (EBH) in Köln vom 21. bis
22. Oktober; Auskünfte und Anmeldung:
forum-holzbau
Bahnhofplatz 1, CH – 2502 Biel
Tel.: 00 41/32/3 27 20 00
Garten- und Landschaftskultur
Siebtes Stralsunder Symposium zur Gartenund Landschaftskultur in Stralsund vom 23.
bis 25. Oktober; Auskünfte und Anmeldung:
Stralsunder Akademie
für Garten- und Landschaftskultur
Dr. Angela Pfennig
Sarnowstraße 6 d, 18435 Stralsund
Tel.: 0 38 31/28 93 79
Würdigung von Projekten und Konzepten
zur Verkehrswende im öffentlichen Raum
unter dem Titel »Vom Parkraum zum Freiraum«, Einsendeschluss ist der 1. September; Auskünfte und Anmeldung:
[Termine
Ausstellung im Architekturmuseum der
Technischen Universität München in der
Pinakothek der Moderne in München
vom 14. Oktober bis 10. Januar 2021;
Di–So 10–18 Uhr, Do 10–20 Uhr.
Expo Real Hybrid Summit 2020
Vereinigung für Stadt-, Regional- und Landesplanung SRL e.V.
Schrammstraße 8, 10715 Berlin
Tel.: 0 30/2 78 74 69-0
Bayerischer Ingenieurpreis 2021
Alle zwei Jahre verliehene und mit 10.000 €
dotierte Auszeichnung für »große und
kleine Ingenieurleistungen, Projekte und
Bauwerke aller Fachrichtungen, die auf
ihre jeweils ganz besondere Weise herausstechen«, Einreichungstermin ist der
30. Oktober; Auskünfte und Anmeldung:
Bayerische Ingenieurekammer-Bau
Schloßschmidstraße 3, 80639 München
Tel.: 0 89/41 94 34-21
Europäische
Baukulturkonferenz 2020
Tagung in Gelsenkirchen vom 29. bis
31. Oktober; Auskünfte und Anmeldung:
Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung
Deichmanns Aue 31–37, 53179 Bonn
Tel.: 02 28/9 94 01-12 19
Nationale
Stadtentwicklungspolitik
14. Bundeskongress in Leipzig vom 2. bis
3. Dezember; Auskünfte und Anmeldung:
Messen
Nationale Stadtentwicklungspolitik
c/o ProjektPro
Friedrichstraße 60, 10117 Berlin
Tel.: 0 03/92 03 90-35
denkmal 2020
Europäische Leitmesse für Denkmalpflege,
Restaurierung und Altbausanierung in
Leipzig vom 5. bis 7. November; Auskünfte
und Anmeldung:
Leipziger Messe GmbH
Messe-Allee 1, 04356 Leipzig
Tel.: 03 41/6 78-0
Graz Kulturjahr 2020
BAU 2021
Weltleitmesse für Architektur, Materialien
und Systeme in München vom 11. bis
16. Januar 2021; Auskünfte und Anmeldung:
Messe München GmbH
Messegelände, 81823 München
Tel.: 0 89/9 49-0
[Umrisse]
Veranstaltungen
Ganzjährige Veranstaltung mit Ausstellungen, Besichtigungsmöglichkeiten,
Diskussionen etc. zum Thema der urbanen Zukunft in Graz bis 31. Dezember;
Auskünfte und Anmeldung:
Trafo
Schillerstraße 29, A – 8010 Graz
Tel.: 00 43/6 60/1 02 41 80
[73
Bücher
]
Industriekultur im Mittelpunkt
74]
Diese Neuerscheinung ist zweifelsohne
außergewöhnlich, unterscheidet sie sich
doch in vielerlei Hinsicht von thematisch
ähnlich gelagerten Publikationen, also von
Be- oder Abhandlungen, die ihr Sujet in
puncto Text wie Bebilderung eher dokumentarisch und insofern oft sehr trocken
oder sogar reizarm bis -los zu durchdringen pflegen.
Im vorliegenden Fall wird hingegen ein
anderer, ein wesentlich leserfreundlicherer
Weg beschritten, der sich dennoch oder
eben gerade deshalb als höchst qualitätsvoll bezeichnen lässt: Statt mit einer Abfolge mehr oder minder stringent verfasster
Bauwerksbeschreibungen aufzuwarten,
die dann nicht selten in und mit einem arg
wohlfeil anmutenden Resümee ausklingen
(müssen), wurde hier die Form des oder
eines Gesprächs gewählt.
Das heißt, der Inhalt aller zehn Kapitel vom
»Vorwort« über »Industriestadt Frankfurt/
Offenbach«, »Knoten Frankfurt«, »Städtebau«, »Architektur und Konstruktion«,
»Energie«, »Trinkwasser und Abwasser«,
»Arbeitersiedlungen und Unternehmervillen« und »Umnutzungen« bis hin zum
»Nachwort« erschließt sich in Gestalt von
einzelnen Aussagen, von sich ergänzenden, den roten Faden quasi weiterspinnenden Redebeiträgen, aber auch von sich
partiell korrigierenden Einwürfen und manche Querverweise eröffnenden Anmerkungen, die in Summe überaus lebendig
wirken, immer wieder zum Nachdenken
anregen und derart einen im Endeffekt
genauso anschaulichen wie tiefschürfenden Eindruck von der »Industriekultur in
Frankfurt und Offenbach« vermitteln.
Dass die drei Diskutanten profunde Kenner von Materie und Region sind, sie im
Rhein-Main-Gebiet als Architekt, Stadtplaner bzw. -soziologe und Fotograf leb(t)
en und arbei(te)ten, ja sich zudem für die
»Route der Industriekultur Rhein-Main«
engagier(t)en, erstaunt demnach kaum,
sondern untermauert im Grunde lediglich
den per se nur schwerlich zu bestreitenden Erkenntniswert des gesamten Buches.
Wer es nun aufschlägt und zu studieren
beginnt, stößt daher fast zwangsläufig
auf, im besten Sinne, charakterisierende
Darstellungen und Einschätzungen von
markanten, Stadt und Umland prägenden
(Ingenieur-)Bauwerken, wie zum Beispiel
Eisenbahnbrücken, Krankonstruktionen,
Staustufen, Bahnstationen, Verwaltungs-
und Wohngebäude, Fabrik- und Großmarkthallen sowie Wasser-, Heiz- und
Gaskraftwerke, die en gros wie en détail in
Erinnerung rufen, welche Bedeutung jenen
Anlagen und Einrichtungen früher beinahe
unweigerlich zukam, was ihre Entwicklung
letztlich bestimmte und warum sie trotz
wechselnder ästhetischer Vorlieben und
der sich bisweilen rasant wandelnden
funktionalen Anforderungen den technischen Fortschritt stets widerzuspiegeln
vermochten.
Den Schutzumschlag sollte Mann oder
Frau im Übrigen vor oder spätestens während der Lektüre abnehmen, umdrehen und
ein bisschen intensiver betrachten, da auf
seiner Rückseite zusätzliche, den Innenteil
gleichsam komplettierende Informationen
einer oder der Entdeckung harren – nämlich eine Karte, auf der die erwähnten Bauten und Orte inklusive exakter Adressen
angegeben und aufgelistet sind.
Eine wissensgesättigtere, mit solch großem Vergnügen zu goutierende Alternative
dürfte sich vorerst nicht finden (lassen).
Michael Wiederspahn
DW Dreysse, Peter Lieser, Matthias
Matzak: Industriekultur in Frankfurt und
Offenbach. Heinrich Editionen, Frankfurt
am Main 2019. 204 S., 80 Abb., geb., 28 €.
»Geschichte« eines Bausystems
Obwohl das Planen und Bauen in Ostdeutschland durchaus erforscht wurde und
wird, lassen sich noch Entdeckungen machen, erscheinen bisweilen Publikationen,
die das Augenmerk auf bisher übersehene
oder gar vergessene Kapitel der DDR-Baugeschichte lenken – wie eben das hier
anzuzeigende Buch von Florian Krieg.
Eher lapidar mit »Typ Leipzig« be- und mit
»Ein Mehrzweckgebäude des VEB Metallleichtbaukombinat« untertitelt, vermittelt es
einen genauso detaillierten wie zielorientierten Einblick in eine außerordentlich
interessante Entwicklung, die in den 1960er
Jahren begann und eine Dekade später in
und mit jener Konzeption ihren Höhepunkt
erreichte, wie bereits im Vorwort zu lesen
ist: »Mit dem Mehrzweckgebäude ›Typ
Leipzig‹ zog das Metalleichtbaukombinat
der DDR im Jahre 1971 die Summe der rund
zehnjährigen Beschäftigung mit Aluminium-Vorhangfassaden und entwickelte ein
verblüffend einfaches Projekt mit einer
kleinen Zahl konstruktiver Bauteile, wenigen Fassadenelementen und einfachem
Ausbaustandard. Es war flexibel nutzbar,
stellte nur wenige Bedingungen an den
Standort und kam selbst am Nikolaikirchhof im historischen Stadtkern Leipzigs zur
Ausführung.«
Basierend auf einem Stahlskelett als Tragstruktur, ermöglichte dieses System die
Ausbildung anpassungsfähiger Grundrisse, so dass es sich unter anderem für
die Errichtung von Verwaltungsbauten,
Wohnheimen und Produktionshallen eignete, seiner An- oder Verwendung waren
insofern kaum Grenzen gesetzt. Und: Die
Fassade wies im Bereich von Sturz und
Brüstung emaillierte Ausfachungen auf,
was wiederum erlaubte, in puncto Farbigkeit unterschiedliche Gestaltungsideen zu
verwirklichen und die Außenhülle damit je
nach Funktion oder Kontext entsprechend
zu akzentuieren. Deren Gliederung war im
Übrigen keineswegs festgelegt, erfolgte
die Vorfertigung der Fassadenelemente
doch in zwei Standardbreiten, die quasi
nach Belieben miteinander kombiniert
werden konnten.
Auf und mit den in Summe 80 Seiten mit
Text, erläuternden Zeichnungen und historischen wie aktuellen Fotos werden nun
Genese, Konstruktion, Variabilität, Innenausbau und Montage des »Typ Leipzig«
thematisiert, und zwar in der gebotenen
Tiefe, wobei der Katalogteil am Ende gleichfalls große Beachtung verdient – als eine
Art illustrierter Zusammenstellung, in der
eine Auswahl aller ca. 150 realisierten
Entwürfe in Deutschland und Polen mit
Angaben zu ihren Ausstattungsmerkmalen, ihrer früheren wie heutigen Nutzung
und dem jeweiligen Erhaltungszustand zu
finden ist.
Die Lektüre des schmalen und kartonierten, dafür aber sehr instruktiven und zudem
nur 20 € kostenden Bandes lohnt also
uneingeschränkt.
Michael Wiederspahn
Florian Krieg: Typ Leipzig. Ein Mehrzweckgebäude des VEB Metalleichtbaukombinat.
Verlag Dreiviertelhaus, Berlin 2020. 80 S.,
zahlr. Abb., kt., 20 €.
[Umrisse]
Herausgeber
Dipl.-Ing. Michael Wiederspahn
Chefredaktion
Dipl.-Ing. Michael Wiederspahn
mwiederspahn@verlagsgruppewiederspahn.de
Verlag
VERLAGSGRUPPE
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P A Konzepts
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65187 Wiesbaden
Tel.: 06 11/84 65 15
Fax: 06 11/80 12 52
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Satz und Layout
Christina Neuner
Fotos Titel und Inhalt
Innovation Factory in Rheinau
© HGesch
Innovation Factory in Rheinau
© Henn
Erweiterungsbau im Kanton Schwyz
© Karin Gauch und Fabien Schwartz
Verwaltungsneubau in Iserlohn
© Roland Halbe
Verwaltungsgebäude in Aitrach
© Adolf Bereuter
Future Factory in San Pellegrino Terme
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Fotos »Rückseite« und Inhalt
Industriedenkmal in Wuppertal
© Tom Bauer/Rudolf Hensel GmbH
Stellmotor für Brandschutzklappen
© Gruner AG
Feuerschutzvorhang aus Glasfilamentgewebe
© Hörmann KG
Brandschutzabschluss in Verwaltungsgebäude
© heroal Johann Henkenjohann GmbH & Co. KG
Konstruktionsprinzip für Brandschutzfassaden
© Jansen AG
Brandschutztor in der Emslandarena
© Jansen Tore GmbH & Co. KG
Kontrastreiche Fassadengestaltung mit Holz
© Ladenburger GmbH
Stéphane-Hessel-Platz in Weimar
© Traco Deutsche Travertin Werke GmbH
Neues Puskás-Stadion in Budapest
© MC-Bauchemie Müller GmbH & Co. KG
Hangar mit Treppentürmen und Seitenschutz in Hahn
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Druck
Schmidt printmedien GmbH
Haagweg 44, 65462 Ginsheim-Gustavsburg
Erscheinungsweise
und Bezugspreis
[Umrisse]
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[Impressum
[Umrisse]
Zeitschrift für Baukultur
ISSN 1437 - 2533
20. Jahrgang
Ausgabe 4∙2020
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