60 Großstadt-Dokinnente Bd. 37. Der internationale Mädchenhandel.
Nur ab und zu wurde derjenigen Prostituierten, die
sich die Zufriedenheit ihrer Herrin erworben hatte, ge¬
stattet, sich in dem bei dem Hause befindlichen Garten
zu ergehen. Hierbei standen sie aber stets unter der Auf¬
sicht der Riehl, und es wurde mit besonderer Vorsicht
darauf gesehen, daß die Türen, die auf die Straße
. hinaus führen, versperrt waren.
Zuweilen unternahm die Riehl mit einzelnen Prosti¬
tuierten auch Ausfahrten; sie besuchte mit ihnen Ver¬
gnügungslokale, um die dort verkehrende Lebewelt auf
ihr Unternehmen aufmerksam zu machen. Sie belud hierbei
die Mädchen mit Schmuck und ließ sie ihr Geldtäsch¬
chen tragen, um sie, wenn sie hätten ausreißen wollen,
beschuldigen zu können, daß das Mädchen Schmuck und
Geld zu stehlen beabsichtigt habe.
Faßt man diese mit großem Raffinement ersonnenen
Vorkehrungen, die mehrfache Einsperrung, die strenge
Beaufsichtigung, die Ausstattung mit einer auf der Straße
unmöglichen Garderobe und die Abnahme allen Geldes
zusammen, so ergibt sich, daß es einem mit normaler
Energie und Intelligenz begabten Mädchen außerordent¬
lich schwer war, aus dem Hause zu entkommen.
Durch die Unterbindung der Korrespondenz und
durch die Verhinderung des persönlichen Verkehrs mit
den Angehörigen wurde diese Einsperrung zu einer gänz¬
lichen Absperrung von der Außenwelt gemacht.
Auch außerhalb des Hauses mußten sich die Pro
tuierten dem Willen der Riehl beugen.
Der Ertrag ihres Unternehmens bestand zum 2
auch in dem Erlös für Champagner und Kognak, den
ihren Gästen zu entsprechenden Preisen verschenkte. '
Mädchen mußten zu diesem Zweck die Gäste animie
und selbst auf Kosten der Gäste konsumieren. Sie muf
sich betrinken und im Rausche noch weiter trinken, s(