Argentinien.
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Sie kam in Vuenos Aires krank an und erfuhr,
daß sie die.Sklavin dieses Kumpanski sei, an den ihr
sauberer Freund sie verkauft hatte. Als sie sich weigerte,
zum Männerfänge auf die Straße zu gehen, wurde sie
auf die Polizei gebracht, die sie auf Veranlassung ihres
Kasten vor die Alternative stellte, sich seinen Wünschen
zu fügen oder ins Gefängnis zu wandern. Als er abreiste,
verkaufte er sie an eine Madame Nathalia, die sie jedoch
auf ihren Wunsch nach einigen Tagen mit einem Emp¬
fehlungsbrief nach Rio de Janeiro entließ. Dort ange¬
kommen, wurde sie gleich wie eine Meretrize empfangen,
die man von einem Schlafzimmer ins andere versetzt.
Sie beschloß, sich Geld zur Flucht zu verdienen. Nach
14 Tagen endlich hatte sie 14 Pfund Sterling zusammen
und reiste mit der „Weser" nach Deutschland ab. In
ciiient Bremer Hospital wurde sie von einem Mädchen
entbunden. Sie fuhr nach Lodz, traf aber Borosky nicht,
der nach Afrika abgereist war. Seine Mutter trennte
sie von dem Kinde und zwang sie, in ihrem Bordelle zu
bleiben.
Als B. aus Afrika zurückkehrte, wo er in Berufs-
geschäften gewesen war, beruhigte er das unerfahrene Mäd¬
chen und wies ihren Vater zurück, der intervenieren wollte.
Nach anderthalb Jahren reiste er mit ihr und vier andern
Frauen nach Buenos Aires ab, wo sie fünfzehn Monate
unter seiner Aufsicht arbeitete. Als er auf einer Ge¬
schäftsreise in Rußland war, floh sie nach Montevideo,
von wo er sich aber nach kurzer Zeit die Sklavin zurück¬
holte. Auch eine zweite Flucht nach Rio wurde vereitelt,
da Borosky sie nach acht Tagen wieder auffand und zur
Rückkehr zwang.
Sie entfloh aber ein drittes Mal nach Rio. Das
war im Dezember. Diesmal ließ er sie einige Monate
unbehelligt.