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drei Stufen der Realschule (Sexta, Quinta und Quarta) haben eine solche Einrichtung er-
halten, dass die Schüler derselben einerseits ohne Schwierigkeit in die entsprechenden Klassen
des Gymnasiums eintreten, andererseits mit einem gewissen Abschluss der Bildung, so-
weit bei Knaben in diesem Alter von einem solchen die Rede sein kann, in das bürgerliche
Leben übergehen können. In einem höheren Grade wird derselbe in den drei nächstfolgenden
Klassen (Tertia, Unter- und Ober-Secunda) für diejenigen erreicht, welche nach Beendi-
gung des Cursus der Ober- Secunda mit dem Zeugniss der Reife für Prima (an dieses ist die Be-
rechtigung der Ableistung des einjährigen freiwilligen Dienstjahres geknüpftl ) die Anstalt
verlassen. In sich abgeschlossen steht die Prim a da."
Da auf ein baldiges Erscheinen des Unterrichtsgesetzes nicht zu rechnen war, und eine pro-
visorische Reform des Lehrplanes von officieller Seite nicht erfolgte, so blieb nichts Anderes
übrig, als den Lehrplan, so viel als möglich, nach den Gesichtspunkten einzurichten, welche die
im Jahre 1849 zusammenberufene Landes - Schul- Conferenz 1) aufgestellt hatte. Dies ist denn
auch geschehen. Es wurde ein Fundamental-Lehrplan ausgearbeitet, der Jahre lang in Kraft
blieb, und den ich deshalb wörtlich mittheile.
Lehrplan der Dorotheenstädtischen Realschule im Jahre 1851.
A. Vorschule.
Vierte KIllsse. (Der Cnrsus ist halbjlhrig.) Religion. 3 St. Erzählungen aus dem A. T.; erste
Hälfte. Leichte Sprüche und Liederverse werden erklärt uud gelernt. - Rech nen. 6 St. Numeriren
und die vier Species, eingeübt an den Zahlen von 1 bis 100. - Sprechübungen. 3 St. Der Stoff
wird von dem Lehrer, dem Zweck entsprechend, seUiständig gewählt. - Lesen. 7 St. Lautiren und
Lesen nach der Berlinischen HandfibeJ. - Schreiben. [) St. Einübung der deutschen Buchstaben
an kleinen Wörtern. - Ge sau g. 2 St. Leichte Lieder werden gelernt und nach dem Gehör gesungen.
Anmerkung. In den Schreibstunden dieser wie aller übrigen Klassen kommen die Lesshaft'-
schen Hefte zur Anwendung.
Dritt.. Klasse. (Der Cursus ist halbjährig.) Religi on. 3 St. Erzählungen aus dem A. T.; zweite
Hälfte. Gelernt werden leichte Sprüche und Lieder. - Re ch n e n. 6 St. Die vier Species werden an
den Zahlen von 1 bis 1000 mündlich und schriftlich eingeübt. - Formenlehre. 2 St. Betrachtungen
der regelmässigen Körper, verbunden mit Zeichenübungen. - Lesen und Sprechübungen. 8 8t.
Beim Lesen wird die Handfibel gebraucht; der Stoff zu den Sprechübungen zum Theil den Wilkeschen
Bildertafeln entlehnt, zum Theil selbständig gewählt. Orthographische Uebungen. - Sc h r e iben. [) St.
Einübung deutscher und lateinischer Buchstaben in Wörtern und Sätzen. - Gesang. 2 8t. Leichte
Lieder werden gelernt und nach dem Gehör gesungeu.
Zweite Klas!le. (Der Cur8uS ist halbjährig.) Religion. 3 St. Erzählungen aus dem N. T.; das
Leben Jesu, erster Thei!. Gelernt werden ausser Liedern und Sprüchen die Zehn Gebote. - Rechnen
6 St. Uebung der vier Species mit grössern unuenannten Zahlen. - Formenlehre und Zeichnen.
2 St. Entwickelung der aus der Anschauung der Säulen und Spitzsäulen sich ergebenden geometrischen
Begriffe. - Heimathskunde. 2 St. Geographische Vorbegriffe, Berlin und seine Umgebungen. -
D e u ts ch e S p ra cheu nd L e sen. 7 St. Das Berlinische Lesebuch Th\. 1. wird gelesen und an den
Lesestücken werden die Geschlechts-, Haupt., Eigenschafts-, Zeit- und Fürwörter durchgenommen, die
Declinationen und zum Theil noch die Conjugationen eingeübt und die Schüler mit dem einfachen Satze
bekannt gemacht. ,Orthographische Uebungen in Abschriften und Dictaten. - Sc h r e iben.. 4 St.
Deutsche und lateinische Schrift in Wörtetn und Sätzen. - Gesang. 2 St. Lieder und Chorä.le wer·
den nach dem Gehör gesungen.
Erste Klasse. (Der Cnrsus ist einjährig.) Religion. 3 St. Erzählungen aus dem N. T.; das
Leben Jesu, zweiter TheH. Gelernt werden das vollständige erste HauptstUck, Sprüche und Lieder. -
1) d. S. as.