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Full text: Das Zeitalter der Reformation / Wach, Carl (Public Domain)

56 VI. Die Reformatoren. Ungeachtet aller Verfolgungen, Gefängnifs- und Todesqualen brachen sich die Ideen der reformirenden Geister im Laufe der Jahr- hunderte ihre Bahn. Aus dem unheilvollen Verfall des Kirchenwesens mit seinen starren Dogmen, die den Glauben der Menschheit beein- trächtigten, ging die geistige Strömung der kirchlichen Reinigung dennoch siegreich hervor. Die Curie arbeitete selbst auf den Con- cilien zu Basel und Constanz für ihre Reformen.. }<'ürsten und Volk sahen ungeduldig der Abhülfe langjähriger kirchlicher Uebergriffe entgegen. Das sittenlose Leben des römischen Hofes verschlang die ungeheuren Einkünfte und Kirchensteuern, welche Deutschland nach Rom schicken mufste. Das entartete Mönchsthum wurde yom deut- schen Volke verlacht oder verspottet. Viele der besseren katholischen Theologen huldigten den humanistischen Anschauungen und bekannten sich öffentlich oder im Geheimen zu ihren Lehren. Der Trieb nach geistiger Freiheit regte sich mächtig in aUen Gebildeten. Der ent- schlossene Wille, dem Unwesen der drückenden geistlichen Thätig- keit endlich ein Ziel zu setzen, gelangte durch Luthers ener!{isches Auftreten zum Ausbruch. Auch die Nation war entschlossen die Refor- mation zu stützen und zu tragen. Die edlen und unedlen Begierden aufs Tiefste erregt, arbeiteten gegenseitig an der Vollendung dieses Umschwunges. Viele der bedeutenderen Reformatoren waren zugleich ausgezeichnete Humanisten; zu ihnen gehörten Me- lanchthon, Luther, Jonas, Bugenhagen und Zwingli. Hufs, Eoban Hesse und Yiele andere vertheidigten vor ihnen die humanisti- schen Principien. Von den Kanzeln der Kirchen, von den Kathedern der Hochschulen begeisterten die Reformatoren für ihre gerechte Sache das Volk und die studirende Jugend. Freudig jauchtzte die Menge ihnen entgegen. Bibelstücke , Psalmen, Lieder, Flugschriften streute die Buchdruckerkunst in Masse unter das empfängliche Volk, das sie las oder sich vorlesen Hefs. Reden und Schriften entzünde- ten den Feuereifer für die fr 0 heB 0 t s c haft, die Luther so herr- lich verkündete. Die Disputationen der Gelehrten brachten klare Anschauungen in die Massen. Die ganze Nation war in Aufregung und nahm, von der geistigen Strömung ergriffen, Partei für die neue
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