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tionsfreundlichen Königiu Elisabeth war in den Kreisen des ritter-
lichen und genialen Philipp Sidney, der kühne Nolaner Giordano
B run 0, der geistige Urheber des modernen Pantheismus, erschienen.
Dieser vertheidigte in öffentlicher Diskussion die Be weg u n g der
Erde und die Unendlichkeit der Welten. Vor Allem bekämpfte
er das System des Aristoteles, das auf der Oxforder Universität mit
sklavischer Orthodoxie gelehrt wurde. Auch Bacon griff die allmäch-
tige Philosophie des Aristoteles mit dem Feuer der Beredsamkeit an,
die ihn durch den Gegensatz zu ihr sicherer gemacht, zur wahren in-
duktiven Denkmethode der Naturwissenschaft führte. Nur in der Na-
turerkenntnifs suchte er seine wahre religiöse Befriedigung. Denn als
er aus den Intriguen, dem Geräusch des Hoflebens und der politi
sehen Parteien in den Schatten von Twikenhams Park, einem reizen-
den Landgut an den Ufern der Themse, entfloh, tröstete ihn in länd-
licher Stille nur das Studium der Naturwissenschaften. Damals gab
er auch seine Es s a y s heraus, die für die politische Geschichte Eng-
lands von so grofser Bedeutung sind. Seine Betrachtungen über
Politik und Moral, in populärem Styl geschrieben, gründeten eine
neue Gattung der Schriftstellerei iu der englischen Literatur.
Zu Anfang des 17. Jahrhunderts erschien Bacon's berühmtes
Werk unter dem Titel • N ov u m organ um· s c ie n t iaru m." Es
war dem König Jak 0 b mit grofsen Schmeicheleien gewidmet. Indem
Bacon die J,ehren der alten Philosophen in seiner Weise zu verbessern
suchte, erschien sein Buch .Ueber die Weisheit der Alten". Jn
diesem mit Scharfsinn uud Geist geschriebeneu Werke beurtheilte er
leider die alten Philosophen vom Standpunkte eines einseitigen ~Iate
rialismus, wobei er wenig Sinn für Poesie und Kulturgeschichte be-
kundet. Bacon lebte damals verschwenderisch. Ein königlicher Luxus
umgab ihn in London. Eitelkeit und Prunksucht waren seine
Schwächen. Freigiebig und glänzend in seinem Hause, war er auch
im Umgange anmuthig, liebenswürdig, witzig und geistvoll. Zu sei-
nen Freunden zählte Ben J 0 n s 0 n, der Freimaurer, Soldat, Komö-
diendichter und glückliche Nebenbuhler Shakespeare's. Jonson's lu-
stige, witzige Lieder wurden nicht selten bei den Prunkgelagen Ba-
con's improvisirt. Alles war entzückt von diesen in ihrer Art einzi-
gen Festen. Mit Bacon verkehrten ferner in intimer Weise: Thomas
Bodley, geistreich als Schriftsteller, fein als Diplomat, Lancelot An-
drew, Bischof von Winchester, und Georg Herbert, Dichter und Theologe.