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mrich Herzog von Württemberg erhob, als dieser die schöne Frau sei-
nes Vetters Hans v. Hutten verführt und den Gatten im Walde erschla-
gen hatte. Die deutschen Fürsten aber rief Hutten in den Wirrsalen un-
ter dem deutschen Kaiser auf, gegen die italienische Nichtswürdigkeit,
Stolz, Mannesehre und Macht einzusetzen. Ueberall traten seine refor-
matorischen Bestrebungen an das Licht; sie drängten ihn, die deutschen
Verhältnisse in Staat und Kirche umzugestalten. Hutten's Wangen
glühten vor Scham, dafs die deutsche Kraft, durch Uneinigkeit seiner
Fürsten, von wälschem Einflufs gemifsbraucht und geschwächt wurde.
Nur von einem tbatkräftigen, grofsgeistig denkenden Fürste,! erwartete
er die kirchliche und staatliche Wiedergeburt des deutschen Vater-
landes. Ein solcher hatte ihn freundlich an seinem IIofe aufgenom-
men und begünstigte' die Reformen. Dieser ~!ann war Kurfürst A1-
brecht von Brandenburg, Erzbischof von Mainz und Magdebllrg.
Von ihm, als einem der einflufsreichsten und mächtigsten Fürsten,
hoffte er, wie es heute Deutschland von Preufsen ersehnt, dafs er mit
kräftigem Eingriff die zerrissene deutsche Einheit herstellen werde.
Hutten schreibt damals au Albrecht von Brandenburg : .Nicht weich-
liche Völker sind Dir anvertraut, sondern des Rheines waffengeübte
Männer und die trotzigen Bewohner an der Eibe, in Westfalen, Thü-
ringen und Hessen. Die Mark gehört Dir. Und wenn Du zu herrschen
weifst, werden sich Dir auch die Sachsen, des Joches unkundige Män-
ner, unterwerfen. Der beste Thei! der Erde ist Dein. Du has& Waffen,
Männer, Schätze und die Zügel eines grofsen Reiches in Händen. Du
kannst Vater und Bürger sein. Nur bedenke, dars diesen Völkern
nicht Herrschaft, sondern ein Bei s pie I Noth thut." Dieselbe Idee, die
in der Reformationsepoche Huttens Gemüth durchdrang, bewegt auch
heute wiederum das deutsche Volk. - Wird sich diese Hoffnung durch
Preufsen erfüllen? - Seinem Herrscher allein scheint von allen Deut-
schen die Mission vorbehalten zu sein, ein einiges Deutschland zu schaf-
fen. - Wohl keiner unter den adeligen Gelehrten seiner Zeit förderte Lu-
thers Lehren durch Wort und Schrift mehr, als der ruhelose, von Land
zu Land fahrende Ritter Ulrich v. Hutten. Hatte er es doch schon ge-
wa~t, in der Vorrede zu seinem .Laurentius Valla" den Papst Leo X.
aufzufordern, vom Stuhle Petri herabzusteigen, seiner weltlichen Macht
zu entsagen, Rom zu verlassen und nach Florenz zu gehen, damit
der Frieden der Kirche, den seine Vorgänger im Pontifikate verjagt
hatten, unter den Völkern wieder hergestellt werde.