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Full text: Das Zeitalter der Reformation / Wach, Carl (Public Domain)

24 mrich Herzog von Württemberg erhob, als dieser die schöne Frau sei- nes Vetters Hans v. Hutten verführt und den Gatten im Walde erschla- gen hatte. Die deutschen Fürsten aber rief Hutten in den Wirrsalen un- ter dem deutschen Kaiser auf, gegen die italienische Nichtswürdigkeit, Stolz, Mannesehre und Macht einzusetzen. Ueberall traten seine refor- matorischen Bestrebungen an das Licht; sie drängten ihn, die deutschen Verhältnisse in Staat und Kirche umzugestalten. Hutten's Wangen glühten vor Scham, dafs die deutsche Kraft, durch Uneinigkeit seiner Fürsten, von wälschem Einflufs gemifsbraucht und geschwächt wurde. Nur von einem tbatkräftigen, grofsgeistig denkenden Fürste,! erwartete er die kirchliche und staatliche Wiedergeburt des deutschen Vater- landes. Ein solcher hatte ihn freundlich an seinem IIofe aufgenom- men und begünstigte' die Reformen. Dieser ~!ann war Kurfürst A1- brecht von Brandenburg, Erzbischof von Mainz und Magdebllrg. Von ihm, als einem der einflufsreichsten und mächtigsten Fürsten, hoffte er, wie es heute Deutschland von Preufsen ersehnt, dafs er mit kräftigem Eingriff die zerrissene deutsche Einheit herstellen werde. Hutten schreibt damals au Albrecht von Brandenburg : .Nicht weich- liche Völker sind Dir anvertraut, sondern des Rheines waffengeübte Männer und die trotzigen Bewohner an der Eibe, in Westfalen, Thü- ringen und Hessen. Die Mark gehört Dir. Und wenn Du zu herrschen weifst, werden sich Dir auch die Sachsen, des Joches unkundige Män- ner, unterwerfen. Der beste Thei! der Erde ist Dein. Du has& Waffen, Männer, Schätze und die Zügel eines grofsen Reiches in Händen. Du kannst Vater und Bürger sein. Nur bedenke, dars diesen Völkern nicht Herrschaft, sondern ein Bei s pie I Noth thut." Dieselbe Idee, die in der Reformationsepoche Huttens Gemüth durchdrang, bewegt auch heute wiederum das deutsche Volk. - Wird sich diese Hoffnung durch Preufsen erfüllen? - Seinem Herrscher allein scheint von allen Deut- schen die Mission vorbehalten zu sein, ein einiges Deutschland zu schaf- fen. - Wohl keiner unter den adeligen Gelehrten seiner Zeit förderte Lu- thers Lehren durch Wort und Schrift mehr, als der ruhelose, von Land zu Land fahrende Ritter Ulrich v. Hutten. Hatte er es doch schon ge- wa~t, in der Vorrede zu seinem .Laurentius Valla" den Papst Leo X. aufzufordern, vom Stuhle Petri herabzusteigen, seiner weltlichen Macht zu entsagen, Rom zu verlassen und nach Florenz zu gehen, damit der Frieden der Kirche, den seine Vorgänger im Pontifikate verjagt hatten, unter den Völkern wieder hergestellt werde.
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