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seine Familie nothdürftig zu ernähren, zehn Jahre bei der Schiffspro-
viantirung in Sevilla. Dann schrieb der vierzigjährige Dichter seinen
Hirtenroman Ga la t e a. Dreifsig Dramen flossen ails seiner l<'eder,
unter denen manche von grofser Schönheit sind. Aber auch mit die-
sen Geisteserzeugnissen hatte er kein sonderliches Glück.
Im Jahre IGO-l schrieb er den ersten Theil seines Don Quixote,
der von den Spaniern mit gröfsester Begier gelesen wurde. Nach 11 Jah-
ren erschien dessen zweiter Thei!. Aber bei allem "Fleifs und sonstigen
humanistischen Bestrebungen, bei aller Bewunderung, die ihm von
seinen Zeitgenossen zu T heil wurde, konnte Cervantes durch seine
schriftstellerischen Arbeiten kaum den nothdürftigsten Lebensunter-
halt erschwingen. Edle Freunde unterstützten ihn bis an sein Ende.
Er starb 1616 in ~Iadrid. Spanien war damals reicher an Dichtern
als "Frankreich. In beiden Ländern fand die Kirchenreformation in den
Höfen und dem Klerus ihre heftigsten Widersacher.
In Frankreich war du Moulin, genannt
llolinaens,
geb. 1.500, gest. 1566, einer der eifrigsten IInmanisten. Er war Par-
laments - Allvokat zu Paris. Mit dem feurigsten Eifer suchte der aus
Frankreich Verbannte durch seine Schriften für die Reformation zu
wirken. Daher hat Kaulbach den verdienstvollen Mitarbeiter an dem
grofsen Werke in dieser Gruppe placirt. In seiner Nähe erscheint
Nicolans Cnsanns,
genannt da Cu s a, 1-l01 zu Kues an der Mosel geboren. Er bahnte
auf dem Baseler Coucil die durchgreifendsten Reformen der Kirche
an. Als Minister des deutschen Kaisers suchte er die verworrensten
Rechtshändel zu lösen. Als Gesandter des I'apstes wurde er nach
Konstantinopet geschickt, um die Wiedervereinigung der katholischen
und der griechischen Kirche zu ermöglichen. Doch gelang ihm diese
schwierige Aufgabe nicht. Später wurde er Bischof von Brixen, dann
Kardina!. Sein reformatorisches Streben zeichnete ihn ebenso in der
Philosophie, Mathematik lind Astronomie, wie in Kirche und Staat aus.
Seine Verdienste um diese sicherten ihm ein ehrenvolles Andenken.
Er starb 1464 zu Todi in Umbrien.
Unter den deutschen Rechtsgelehrten glänzte in humanisti-
sc her Richtuug auch der rede - und schriftgewaltige , vom Kaiser
}[aximilian zu Augsburg als Dichter gekrönte