Die Berliner Umweltzeitung
August / September 2020
Herausgegeben seit 1990 durch die GRÜNE LIGA Berlin e.V. – Netzwerk ökologischer Bewegungen
Interview:
„Ein Blick über den
Toilettenschüsselrand“
Grüne Deals:
Wer bezahlt und wer
kassiert?
Seite 3
UMWELTFESTIVAL
ab 20. August im Internet
Seite 12
Seite 9
PVSt – Deutsche Post AG ZKZ 14194 – IV (2020) - Entgelt bezahlt • GRÜNE LIGA Berlin e.V., Prenzlauer Allee 8, 10405 Berlin, Tel. (030) 44 33 91-47/-0, Fax -33 • 31. Jahrgang, Nr. 217
Berlins Moore im Stress
Klimaschutz durch Moorrenaturierung – Berlin steht erst am Anfang
M
oore speichern extrem viel
Kohlendioxid. Werden sie
entwässert, wie es hierzulande seit dem 18. Jahrhundert geschieht,
stoßen sie enorme CO2-Mengen aus –
deutschlandweit heute doppelt so viel
wie ein großes Braunkohlekraftwerk.
Auch in Berlin gibt es Moore: hinter
dem Müggelsee, im Grunewald, im Tegeler Fließtal und in Buch. Seit Beginn
des 20. Jahrhunderts sind die Flächen auf
ein Viertel geschrumpft, aber 740 Hektar
g
mweltzeitun
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r
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B
Die
Berliner Moore sind noch übrig. Der Zustand ist jedoch besorgniserregend. Aus
Berliner Mooren drohen große Mengen
CO2 freigesetzt zu werden. Eine Wiedervernässung könnte die Gefahr stoppen.
Doch ein Moor-Managementplan des
Senats lässt auf sich warten. Stellenweise
entnehmen die Wasserwerke sogar zu
viel Grundwasser. Berlin verstößt gegen
europäisches Naturschutzrecht.
Bericht auf Seite 4
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Abo-Coupon Seite 11
2
August / September 2020
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
viel zu lesen bekommen Sie ja immer bei uns, aber diesmal vielleicht
noch mehr. Jede Menge Buchrezensionen haben unsere Autorinnen und
Autoren in der Coronalücke verfasst, einige mussten wir sogar auf
die nächste Ausgabe verschieben.
Wenn das eine oder andere Buch für
Sie dabei ist, können Sie also gleich
weiterlesen – besorgen Sie es sich
am besten in der inhabergeführten
Buchhandlung im Kiez.
EditoriaL
Sicher haben auch Sie in diesem Jahr das Umweltfestival am
Brandenburger Tor vermisst. Ab
20. August gibt es nun wenigstens
einen virtuellen Ersatz – lesen Sie
die Seite 9.
Wir berichten diesmal vom
Kampf gegen Braunkohletagebaue
in Brandenburg, Steinkohlekraftwerke in Berlin und Steinkohletagebaue in Kolumbien. Wildbienen und
andere Insekten sind auch wieder
ein Thema, aber etwas anders als
gewohnt. Und wir schauen erneut
über den Rand des Wirtschaftssystems, diesmal auch in der Praxis
(Seite 5) und nicht nur in der Theorie
(Seite 18).
Den schnellen Überblick haben
Sie unten im Inhaltsverzeichnis. Wir
wünschen eine anregende Lektüre
und freuen uns wie immer über Lob,
Kritik und Hinweise – per E-Mail an
raberalf@grueneliga.de oder auch
gern per Post.
Die Redaktion
Aus dem Inhalt
Nachhaltigkeitsforum . . . . . . . . . . . . . . 2
Green (New) Deal . . . . . . . . . . . . . . . . 3
Moorrenaturierung . . . . . . . . . . . . . . . . 4
Wandelwoche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5
Corona und Klima . . . . . . . . . . . . . . . . 6
Kohleausstieg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7
Superfood-Workshop . . . . . . . . . . . . . . 8
Umweltfestival . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9
Elektroschrott . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10
Infodienst Gentechnik . . . . . . . . . . . . 11
Toiletten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12
Köppchensee . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13
Waldbrände . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14
Baum des Jahres . . . . . . . . . . . . . . . . 15
Wildbienen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15
Regenwassernutzung . . . . . . . . . . . . 16
Rechte Landnahme . . . . . . . . . . . . . . 17
Nachhaltig wirtschaften (3) . . . . . .18/19
Steinkohle in Kolumbien . . . . . . . . . . 20
Lebenswelten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25
Rezensionen . . . . . . . . . . 21-23, 26/27
Ralf kocht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24
Termine/Kleinanzeigen . . . . . . . .28/29
Leserbriefe/Spartipp/Impressum . . 30
Umwelt-Adressen . . . . . . . . . . . . . . 31
Vom Profil zur Strategie
Forum „Auf dem Weg zur Berliner Nachhaltigkeitsstrategie“ am 20. August
D
ie Corona-Pandemie hat die Folgen der globalisierten Wirtschaft
mit all ihren wechselseitigen
Abhängigkeiten und Gefährdungen
schlagartig sichtbar werden lassen. In
der „Einen Welt“ ist plötzlich jede und
jeder unmittelbar betroffen. Die Auswirkungen von Armut und menschenverachtenden Arbeitsbedingungen nicht
nur in den Billiglohnländern, sondern
Berlin ist kein Vorbild
In Berlin existieren schon zahlreiche Initiativen, Projekte und kreative
Start-ups, die auf dem Weg zur Transformation sind. Aber sie benötigen dringend eine verbindliche Rahmengebung.
Deshalb plant der Verein Berlin 21
gemeinsam mit dem BUND Berlin, der
Grünen Liga Berlin und Brandenburg 21
zwar so, dass sie in einem offenen Diskurs zusammen mit der Zivilgesellschaft
schrittweise entwickelt werden kann.
Auf dem Podium diskutieren Christian
Calliess vom Sachverständigenrat für
Umweltfragen, die Referatsleiterin
für die Nachhaltigkeitsstrategie in
Hessen, Simone Ariane Pflaum, der
Generalsekretär des Rates für Nachhaltige Entwicklung, Marc-Oliver
Um Umweltgerechtigkeit ging es in der Podiumsdiskussion beim Nachhaltigkeitsforum 2019.
Foto: Berlin 21
auch direkt vor unserer Haustür werden
endlich öffentlich wahrgenommen. Die
Pandemie breitet sich vor allem dort aus,
wo solche Lebens- und Arbeitsbedingungen herrschen und wo die Gesundheitssysteme zusammenbrechen.
UN-Nachhaltigkeitsziele
gelten für alle
Wie das Beispiel Tönnies drastisch
vor Augen führt, werden auch in
Deutschland Menschen über Werkverträge unzumutbar ausgepresst. Die
Gewerkschaften fordern schon seit
Langem gerechte Regeln für derartige
Arbeitsverhältnisse. Aber auch der
Umgang mit Tieren, um unseren Fleischkonsum zu möglichst niedrigen Preisen
stillen und Fleischexporte bedienen zu
können, zeigt drastisch, dass wir unseren
Lebensstil und unser Wirtschaftssystem
transformieren müssen.
Was die Pandemie heute sichtbar
macht, ist schon seit vielen Jahren
Gegenstand einer kritischen Auseinandersetzung und des Bestrebens, eine
andere, eine nachhaltige Entwicklung
durchzusetzen. Seit den „Grenzen des
Wachstums“ (Club-of-Rome-Bericht
1972), diversen Gutachten, der UNKonferenz in Rio 1992 und ihren Folgekonferenzen bis zum Beschluss über
die UN-Nachhaltigkeitsziele im Jahr
2015 sind die Auswirkungen unserer
„kannibalischen Weltordnung“ (Jean
Ziegler) bekannt. Die 17 Nachhaltigkeitsziele (Sustainable Development
Goals, SDGs) mit 169 Unterzielen
verpflichten die Regierungen, bis 2030
extreme Armut und Hunger zu beseitigen
und die natürlichen Lebensgrundlagen
für alle Menschen zu schützen. Der
Grundsatz „Niemanden zurücklassen“
ist für alle 17 Ziele gültig.
für 2020 und 2021 drei Veranstaltungen
im Vorfeld der Wahlen zum Berliner
Abgeordnetenhaus und zu den Bezirksverordnetenversammlungen.
Berlin ist eines der letzten Bundesländer ohne eine eigene Nachhaltigkeitsstrategie und ohne konkreten
Fahrplan für eine sozial-ökologische
Transformation. Die besondere Vorbildfunktion der Bundeshauptstadt
wird hier nicht ausgefüllt, Berlin hat
erheblichen Nachholbedarf. Im rot-rotgrünen Koalitionsvertrag wurde vor drei
Jahren angekündigt, dass zum Berliner
Nachhaltigkeitsprofil ein UmsetzungsFahrplan erarbeitet werden soll. Die
Legislaturperiode endet turnusmäßig
im kommenden Jahr, doch zu den 17
Entwicklungszielen ist bislang in Berlin
lediglich für einige Politikbereiche ein
Kurs zur Nachhaltigkeit angekündigt
worden.
Auftakt am 20. August
Mit der Auftakt-Veranstaltung am
20. August möchten Berlin 21 und
seine Partner einen Beitrag leisten, um
die Diskussion über Ausgestaltung und
Umsetzung einer Nachhaltigkeitsstrategie für Berlin voranzubringen und auch
kontrovers zu führen. Die Veranstaltung
setzt damit die Berlin-21-Nachhaltigkeitsforen von 2018 und 2019 fort,
in denen es um die Teilstrategien
und Konzepte zum Klimawandel, zur
Mobilität, zur Ernährung, zur „Charta
Stadtgrün“, zur Umweltgerechtigkeit
und zur Kreislaufwirtschaft ging.
Beim Auftakt am 20. August sollen
die Anregungen ausgewählter Expertinnen und Experten genutzt werden,
damit Berlin möglichst schnell und
fundiert eine eigene Landesnachhaltigkeitsstrategie auf den Weg bringt – und
Pahl, sowie Thomas Koch, Leiter des
Nachhaltigkeitsreferats im Thüringer
Umweltministerium.
An diesem Abend soll es auch um
die Ausnahmesituation der CoronaPandemie und die neuen Erfahrungen
mit gesellschaftlichem Engagement
und der erhöhten Aufmerksamkeit für
wissenschaftliche Erkenntnisse gehen
– und was sich davon für einen sozialökologischen Umbau nutzen lässt.
Pia Paust-Lassen, Sebastian Stragies,
Verena Fehlenberg
Berliner Nachhaltigkeitsforum
„Auf dem Weg zur Berliner
Nachhaltigkeitsstrategie: Was kann
Berlin von Anderen lernen?“,
Donnerstag, 20.8., 18-21 Uhr,
bUm – Raum für die engagierte
Zivilgesellschaft, Paul-LinckeUfer 21, 10999 Berlin-Kreuzberg
(U8 Schönleinstraße).
Weitere Informationen sowie
verbindliche Anmeldung bis
12. August:
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IM RABENBLICK
August / September 2020
3
Grüne Deals: Wer bezahlt und wer kassiert?
Der „Green Deal“ der EU treibt die Gesellschaft ökonomisch und sozial weiter auseinander
M
it großem Tamtam hat die
neue EU-Kommission unter
Ursula von der Leyen Ende
letzten Jahres verkündet, sie wolle
einen „European Green Deal“ anschieben. Im Zuge der gigantischen
Corona-Rettungspakete ist der Green
Deal nun ins Hintertreffen geraten,
seine Zukunft ist unsicher. Sollte man
das nun bedauern und für ihn kämpfen? So einfach ist die Frage nicht zu
beantworten.
Es soll Europas „Mann auf dem
Mond“-Projekt werden. Im Jahr 2050
soll die EU klimaneutral und „giftfrei“ sei. Bis 2030 sollen mit einem
Investitionspaket von einer Billion
Euro die Treibhausgasemissionen statt
bisher um 40 nun um 50 bis 55 Prozent
reduziert werden. Damit „niemand im
Stich gelassen“ wird, will die Kommission einen Mechanismus für eine
gerechte Energiewende („Just Transition“) einrichten. Mit 100 Milliarden
sollen Regionen unterstützt werden,
die bisher am meisten von fossilen
Brennstoffen und der Kohleförderung
abhängig sind.
Insgesamt setzt sich die Billion für
den Green Deal bis 2030 zusammen aus
etwa 500 Milliarden aus dem EU-Haushalt, rund 250 Milliarden an Krediten
der Europäischen Investitionsbank
EIB, 110 Milliarden Kofinanzierung
aus den EU-Mitgliedsstaaten – den Rest
sollen Privatinvestoren beisteuern.
Diese Rechnung hat viele Unbekannte: Es ist unklar, wie viel Geld
die EU-Staaten der Kommission
tatsächlich zusagen. Insgesamt will
die Kommission den Umbau zu einer
Öko-Volkswirtschaft praktisch ohne
frisches Geld schaffen – auch die EIBKredite sind keine zusätzlichen Mittel.
Der Green Deal dürfte wohl das erste
„Man on the Moon“-Projekt sein, das
quasi aus der Portokasse finanziert
wird. Billionen an öffentlichem Geld
auszugeben, wie für Bankenrettungen
und Corona-Krisenfolgen, ist für die
Klimarettung nicht vorgesehen.
„Geeignete Bedingungen
für Investoren“
In ihrer Mitteilung zum Green
Deal vom Januar sagt die EU-Kommission klar, was das bedeutet: Das
vorhandene öffentliche Geld wird
mit dem Ziel investiert, „geeignete
Rahmenbedingungen für private Investoren“ zu schaffen. „Um das mit dem
europäischen Grünen Deal gesteckte
Ziel zu erreichen, muss eine erhebliche Investitionslücke geschlossen
werden“, schreibt die Kommission
in ihrem Green-Deal-Konzept. „Der
Privatsektor wird bei der Finanzierung
der grünen Wende jedoch eine Schlüsselrolle spielen. Langfristige Signale
sind erforderlich, um Finanz- und Kapitalströme auf grüne Investitionen zu
lenken und verlorene Vermögenswerte
zu vermeiden.“
Man sollte die Konsequenzen dieses Herangehens nicht unterschätzen.
Die EU-Kommission erklärt, mit dem
öffentlichen Geld werde privates Kapital für den Klimaschutz mobilisiert, man
spare also knappe öffentliche Mittel.
So schön das klingt – das private Geld
bekommt man aber nicht geschenkt.
In der Realität führt dies zwangsläufig dazu, dass das öffentliche Geld
derselben Logik unterworfen wird wie
dass sie genug Rendite für Investoren
abwerfen. Dabei sind die Alternativen
klar:
Entweder wird die „Transformation zur Klimaneutralität“ als
öffentliche Aufgabe verstanden, die
mit öffentlichen Mitteln organisiert
wird und die keine Finanzrendite für
Investoren abwerfen muss. Dafür wird
die Geldschöpfung der Zentralbank
herangezogen und es werden nur diejenigen stärker besteuert, die in 30 Jahren
Neoliberalismus reicher geworden sind.
Elektroauto: So stellen sich Investoren Klimaschutz vor.
Foto: Mark Henry/Unsplash
das Privatkapital: Die Projekte müssen
Rendite für die Investoren erwirtschaften, und mit dem öffentlichen Geld wird
vor allem das Investitionsrisiko minimiert. Die Rendite landet beim Investor,
das Risiko nimmt ihm die öffentliche
Hand kostenlos wenigstens teilweise
ab. Die globale Investorenklasse bekommt ihre „Just Transition“, so viel
ist jedenfalls sicher.
Wenn man von vornherein darauf
setzt, dass die Energiewende, ein gut
ausgebauter öffentlicher Nahverkehr
und energetisch sanierte Wohnungen
oder auch der Schutz der Biodiversität
Anlageobjekte sind, die Rendite für
Investoren zu erbringen haben, dann
verändert man weit mehr als nur eine
Finanzierungsform. Man verändert
überhaupt das Verständnis davon, was
Politik ist. Es ist die Perfektionierung
der „marktkonformen Demokratie“.
„Green New Deal“ meint
etwas ganz anderes
Genau dieser Ideologie folgt Ursula
von der Leyens Green Deal. Nach der
Privatisierung von öffentlichen Unternehmen und Dienstleistungen wird
der „Anlagenotstand“ auch in Europa
nun dadurch behoben, dass man sogar
umfassende politische Programme wie
den Green Deal davon abhängig macht,
Man kann den Anlagenotstand
vieler Anleger auch dadurch beheben,
dass sie nicht mehr so viel anzulegen
haben. Außer der Finanzoligarchie, die
das ganze Projekt direkt und indirekt
zu bezahlen hat, profitieren dann alle
davon, vor allem arbeitende Menschen.
Kurzum: Klimaschutz und Überwindung des Neoliberalismus als
gemeinsames Projekt. Das ist der
Kern des amerikanischen „Green New
Deal“-Projekts von Bernie Sanders und
Alexandria Ocasio-Cortez, angelehnt an
Franklin D. Roosevelts „New Deal“ der
1930er Jahre.
Oder man versteht die „Transformation“ zur Klimaneutralität als technokratisches Geschäftsmodell, als neue
Anlagemöglichkeit für renditesuchende
Investoren, bei der der Staat lediglich
günstige Rahmenbedingungen setzt,
ansonsten die Dogmen von „schwarzer Null“ und Sparkurs hochhält und
möglichst wenig öffentliches Geld
aufwendet.
In diesem Modell bezahlen arbeitende Menschen die „Transformation“, sie haben für die erforderlichen
Renditen der Klimaschutz-Anleger zu
sorgen. Die globale Investorenklasse
bekommt diese Renditen, nachdem sie
jahrzehntelang gut mit ihren Investitionen in die fossile Wirtschaft verdient
hat. Mit öffentlichem Geld wird ihr
Investitionsrisiko vermindert.
Sie wird auch für „gestrandete Investitionen“ wie etwa vorzeitig stillgelegte
Kohlekraftwerke noch entschädigt – aus
Steuermitteln, wohlgemerkt, zu denen
sie selbst immer weniger beiträgt.
Kurzum: Klimaschutz als grüne
Fortsetzung des Neoliberalismus, der
die Reichen reicher macht auf Kosten
aller anderen.
Umverteilung nach oben
ist kein Klimaschutz
Gesellschaftliche Mehrheiten für
ein großes Projekt – man muss es nicht
„Man on the Moon“ nennen – schafft
man nur, wenn breite Mehrheiten davon
selbst etwas haben. Aber wen es nicht
mehr interessiert, wer eigentlich für die
Klimapolitik bezahlen soll, der verspielt
leider auch genau das, was er für die
Durchsetzung jedes „ambitionierten“
Klima-Ziels braucht: gesellschaftliche
Mehrheiten jenseits der eigenen PolitFilterblase.
Mit Verzichtsappellen gewinnt
man nichts, wenn sich gleichzeitig die
Reichen weiter bereichern. Mit einer
Politik von Mittelschichten für obere
Mittelschichten kann man nur scheitern.
Ein CO2-Preis, der alle gleichmäßig
belastet, den Millionär genauso wie
die Krankenschwester, belastet eben
nicht alle gleich.
Die „Transformation“ kann zu
einem Projekt werden, auseinanderdriftende Gesellschaften wieder
zusammenzubringen, wenn sie damit
auch ökonomisch und psychologisch
wieder zusammenkommen. Und das
bedeutet nichts weniger als: Nach 30
Jahren Umverteilung von unten nach
oben muss es jetzt wieder andersrum
laufen. Die Transformation müssen
diejenigen bezahlen, die in 30 Jahren
Neoliberalismus reicher geworden sind,
und eben nicht „wir alle“.
Jürgen Maier
Der Autor ist seit 1996 Geschäftsführer des Forums Umwelt und Entwicklung. Weitere Informationen:
www.forumue.de (Suchwort: Deal)
Tel. (030) 6781775920
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4
August / September 2020
TITELTHEMA
Magie der Moore
Wie aus CO2-Quellen Senken werden: Klimaschutz durch Moorrenaturierung in Berlin
M
aisäcker, Vogelschlag durch sich die NABU-Stiftung Nationales rung auf größeren Flächen ist in einer dass trockengelegte Flächen wiederverWindräder, für Wasserkraft- Naturerbe bei der Moorsanierung im dicht besiedelten Region wie Berlin nässt werden, drohen die verbliebenen
werke verbaute Flussläufe Biesenthaler Becken nordöstlich von schwierig“, gibt Justus Meißner von Moore weiter auszutrocknen. Zwar
– aus Sicht der Naturschützer hat die Berlin. In der Hauptstadt selbst hat die der Stiftung Naturschutz Berlin zu gelten in den FFH-Gebieten Mindestdeutsche Klimapolitik einige fatale Stiftung Naturschutz Berlin die Moore bedenken, die derzeit nach einem wasserstände, die nicht unterschritten
Nebenwirkungen. Doch Klima- und Kleine Pelzlaake und Krumme Laake neuen Projektgebiet sucht. In der Pra- werden sollten, dennoch ist der Pegel in
Naturschutz müssen nicht zwangs- südlich des Müggelsees renaturiert – xis wirft die Moor-Reparatur allerlei den letzten Sommern wiederholt unter
läufig in einem Zielkonflikt stehen. als Ausgleich für Flugreisen Berliner Probleme auf: Flächen befinden sich die kritische Marke gesunken. Denn verin Streubesitz, so dass bindlich vorgeschrieben sind lediglich
Zunehmend setzt sich
sich die Eigentümer übers Jahr gerechnete Fördermengen.
die Einsicht durch, dass
schwer ermitteln las- Damit verstößt Berlin gegen die FFHnatürliche Ökosysteme
sen, Pferdehalter wol- Richtlinie, nach der sich der Erhaltungswie Wälder, Moore
len ihre Weiden nicht zustand geschützter Lebensräume und
und Graslandschaften
überschwemmt sehen, Arten nicht verschlechtern darf.
enorme Mengen CO2
Außerhalb der Berliner LandesBürger protestieren
speichern – und dass
gegen die Rodung von grenzen sind es vor allem die Inteihr Schutz oder ihre
ressen der Landwirtschaft, die eine
Bäumen.
Wiederherstellung eine
Tatsächlich kann Moorwiedervernässung in größerem
wirksame Klimaschutzdie Renaturierung zu- Ausmaß blockieren. Immerhin sieben
maßnahme darstellt.
nächst brachial anmu- Prozent der deutschen Agrarfläche
Die wohl größten
ten. Häufig müssen sind entwässerte Moore – die aber
K o h l e n s t o ff s e n k e n
Bäume entfernt wer- verursachen mehr als ein Drittel der
des Planeten sind die
den, da ihre durstigen CO2-Emissionen aus dem gesamten
Moore. Weltweit entWurzeln den Boden Sektor Landwirtschaft.
halten sie doppelt so
austrocknen. In der
viel Kohlenstoff wie
östlichen Krummen „Moorsünder“ Nummer eins
alle Wälder der Erde zuLaake wurden die Stubsammen, obwohl diese Schmalblättriges Wollgras
ben sogar mit einem
zehnmal mehr Fläche
Ein Ausweg aus dem Dilemma
Bagger herausgezogen könnte die sogenannte Paludikultur
einnehmen. Leider befinden sich die Feuchtgebiete häufig in Landesbediensteter. Bislang sind die (Titelfoto), weil sie die natürliche Ent- sein, die Landwirtschaft auf nassem
katastrophalem Zustand.
Bemühungen insgesamt aber viel zu wicklung des Moors behinderten. In Grund. Mögliche Erzeugnisse sind
In Deutschland ist nur noch ein kleinräumig, um das Klima nennenswert der Kleinen Pelzlaake wiederum war nachhaltig angebautes Torfmoos für
Prozent der ursprünglichen Moorfläche zu entlasten.
die Gemüsekultur,
wirklich intakt. Wo einst Torfmoos
Wissenschaftler von
Schilf und Rohrkolwuchs und Nebel waberten, bestellen der Humboldt-Universiben für Dämmplatten
heute Landwirte den Boden.
tät haben eine Bestandsund Biomasse, Holz
Mit der Entwässerung geht nicht aufnahme aller Berliner
von Erlen. Derart geetwa nur die CO2-Speicherfähigkeit Moore vorgenommen
nutzte Moore sind
für Artenschützer
des Moors verloren – im Gegenteil: Im und für jedes Gebiet
zwar weniger attraktrocken gefallenen Moorboden zersetzt Entwicklungsziele vorgetiv als nährstoffarme
sich das organische Material allmählich, schlagen. Ihr betrübliches
Hochmoore mit ihrer
und die ehemalige Senke verwandelt Ergebnis: Von einst 2.900
einzigartigen Flora
sich in eine kräftig sprudelnde CO2- Hektar Moor, die zu Beund Fauna, allemal
Quelle. Allein in Deutschland stoßen ginn des 20. Jahrhundert
jedoch wertvollere
entwässerte Moore jedes Jahr doppelt existierten, sind nur noch
Habitate als intensiv
so viel CO2 aus wie ein großes Braun- 740 Hektar übrig – und
ein erheblicher Teil davon
bewirtschaftete Äcker
kohlekraftwerk.
und Wiesen.
„Wer ein Glas Milch von einer ent- sitzt mehr oder weniger
Um die Klimawässerten Moorwiese trinkt, kann ge- auf dem Trockenen. Die
ziele von Paris einzunauso gut ein Glas Benzin verbrennen“, größte zusammenhänhalten, rechnet Hans
sagt Hans Joosten von der Universität gende Fläche sind die Krumme Laake: Nach der Renaturierung
Joosten vor, müssten
Greifswald. Joosten ist ein lautstarker Gosener Wiesen ganz
Fotos und Titelfoto: Justus Meißner
bis 2050 weltweit
Verfechter der Moorrestaurierung. Er im Südosten Berlins,
500.000 Quadratkifordert, trockengelegte Moorböden in weitere bedeutende Aregroßem Stil wiederzuvernässen, um ale haben sich im Tegeler Fließtal, im es nötig, einen artenarmen Bestand aus lometer Moor wiedervernässt werden.
die CO2-Quellen wieder in Senken zu Grunewald und im Naturschutzgebiet Pfeifengrashorsten abzuplaggen, also Deutschland kommt dabei eine SchlüsBogenseekette in Buch erhalten. Allein auszustechen. Das Ergebnis solcher selrolle zu. Nach Indonesien hat kein
verwandeln.
in den Gosener Wiesen in Müggelheim Eingriffe sieht zunächst nicht hübsch Staat mehr Moore entwässert als die EU,
sind 150.000 Tonnen Kohlenstoff aus, doch schnell erobern Torfmoos, und innerhalb der EU ist Deutschland
Bestandsaufnahme
gespeichert, davon drohen wegen der Wollgras und Sonnentau die entblößten Moorsünder Nummer eins. Ausgerechder Berliner Moore
teilweisen Entwässerung 24.000 Tonnen Flächen zurück.
net Indonesien geht nun mit gutem
Beispiel voran: Nach den verheerenden
Eine Win-win-Situation, denn von freigesetzt zu werden.
Torfbränden der Vergangenheit hat das
den großflächig wiederhergestellten
Berlin verletzt
Land seit 2017 beachtliche 800.000
Feuchtgebieten würden auch viele
Renaturierung kann
Naturschutzrecht
Hektar Moor wiedervernässt.
Tierarten und seltene Pflanzen probrachial anmuten
Alexandra Rigos
fitieren – und natürlich menschliche
Die momentan größten Feinde der
Naturliebhaber. Da gesunde Moore wie
Gegenmaßnahmen wären also drin- Berliner Moore sind die Trockenheit
Weitere Informationen:
gewaltige Filter wirken, sänke zudem gend angezeigt. Der Managementplan der letzten Jahre und der Durst der
www.nabu.de/moor
die Nitratbelastung des Grundwassers. des Senats für Moore in FFH-Gebieten, Großstadt. Noch immer entnehmen
Der Artikel erschien
Vielerorts haben Naturschützer die nach der europäischen Fauna-Flora- die Wasserwerke stellenweise mehr
zuerst in der NABU-Zeitschrift
bereits Projekte zur Moorrenaturierung Habitat-Richtlinie geschützt sind, liegt Grundwasser, als es den verbliebenen
„Natur in Berlin“, Heft 2/20.
in Angriff genommen. So engagiert noch immer nicht vor. „Moorrenaturie- Mooren guttut. Paradoxe Folge: Statt
WIRTSCHAFT
August / September 2020
5
Von den gelebten Alternativen lernen
Die Wandelwoche Berlin-Brandenburg geht in ihr sechstes Jahr
H
er mit dem guten Leben – für
alle, überall! Rund um diese
Idee findet vom 4. bis 14.
September die sechste Wandelwoche
Berlin-Brandenburg statt – mit Touren, Online-Seminaren und Märkten.
Sie zeigt Betriebe und Projekte in der
Region, die Ideen und Ansätze für ein
anderes Wirtschaften ausprobieren
und weitertragen. Die Veranstaltungen
werden gegen Spende angeboten und
sind offen für alle Interessierten, zu
Fuß, mit dem Rad, den Öffentlichen
oder über das Internet. Das Programm
hat bereits Form angenommen.
Die Covid-19-Pandemie bestimmt
unseren Alltag seit Wochen. Während
einige fast unverändert ihrem alltäglichen Leben nachgehen können,
werden viele Menschen in ihrer Lebensgestaltung eingeschränkt. Corona
zeigt in aller Deutlichkeit, was ersetzbar
und was unverzichtbar ist.
Veränderungspotenzial
in jedem Menschen
Gleichzeitig werden uns die unzähligen „Krankheiten“ unserer vom
Kapitalismus geprägten Lebensweise
mit ihren Auswirkungen auf die Gesellschaft in einer – zumindest hier
Anzeigen
Enkeltauglich
leben
In der Wandelwoche 2016 wurden Kollektivbetriebe in Berlin besucht.
marginalisiert und unterdrückt werden.
Aber es gibt auch positive Gegenbeispiele. Es gibt die wachsende Solidarität in der direkten Nachbarschaft,
die Arbeitskämpfe und die digitalen
Vernetzungs- und Austauschformate,
die eine dezentrale Teilhabe an Diskursen ermöglichen.
Es ist das Vertrauen in das Streben
nach Veränderung in jedem Menschen,
das die OrganisatorInnen seit Jahren
2017 fanden die „Radelwochen“ als energiepolitische Tour in der Lausitz statt.
Fotos: Sandra Wildemann/Wandelwoche Berlin-Brandenburg
– bisher ungekannten Deutlichkeit
vor Augen geführt. Ausbeutung in der
Landwirtschaft und im verarbeitenden
und produzierenden Gewerbe, die Folgen der zunehmenden Privatisierung
des Gesundheitswesens und einer
Zweiklassengesellschaft, rechtes Gedankengut und Verschwörungstheorien,
menschenverachtende Lebensbedingungen von Geflüchteten in Massenunterkünften, Wohnraumverknappung,
prekäre Beschäftigungsverhältnisse,
Menschenrechtsverletzungen, die
Fadenscheinigkeit der Gleichberechtigung der Geschlechter ... Es ist
unerlässlich, dass diejenigen, die die
Privilegien der Bewegungsfreiheit
und Meinungsäußerung genießen,
diese nutzen, um gemeinsam mit all
jenen zu kämpfen, die ausgebeutet,
antreibt. In der Wandelwoche soll der
Wunsch nach einem Leben in Selbstorganisation und Solidarität durch
IdeengeberInnen und Projekte belebt
werden, die bereits aktiv einen solidarökonomischen Wandel gestalten.
Projekte des Wandels
Auch 2020, im sechsten Jahr der
Wandelwoche Berlin-Brandenburg,
sind wieder rund 30 Veranstaltungen
geplant. Etliche Themen und Beteiligte
stehen bereits fest: Es geht um Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie,
Arbeiten im Kollektiv, ökologische
Landwirtschaft, Klimagerechtigkeit,
nachhaltige Lebensweise, Landkonflikte, Rechtsextremismus, Mietenkampf, solidarische Landwirtschaft
und vieles mehr.
Mit dabei sind unter anderem: Netzwerk Solidarischer Direkthandel Berlin
und DirektKonsum, Kunst-Stoffe, Akademie für Suffizienz, handgewebt in
berlin, Initiative Haus der Statistik und
KO-Markt, Vierstunden-Liga, Grenzgänger Berlin, Kipppunkt Kollektiv,
Naturfreundejugend, Fairbindung,
Linke Medienakademie, Denkwerkstadt Nahrungswandel, Kulturmühle
Lietzen, Hofkollektiv Füchse und
Hasen, Inkota-Netzwerk und Gemeinschaftsgarten Himmelbeet, Oikonnect
und 2000 m² Weltacker.
Maria Schmidt,
das kooperativ e.V.
Wirtschaft ohne Wachstumszwang | Commons | Landwende |
Subsistenz | selbstbestimmtes
Lernen | Beitragen auf Augenhöhe |
Ausstieg aus der Tauschlogik |
Kostenloses Probeheft auf:
www.oya-online.de
Donnerstags ab 12 Uhr
Wörther Straße
www.grueneliga-berlin.de
BAYER
$PSPOB7FSTBHFO
Wandelwoche Berlin-Brandenburg
vom 4.-14.9.2020
Programm und Anmeldung:
www.bbb.wandelwoche.org
Tel. (030) 61652466
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6
KLIMA
August / September 2020
Coronakrise und Klimakatastrophe
Nur eine grundlegende sozial-ökologische Wende kann Klima und Biosphäre noch stabilisieren
I
n Deutschland hat sich die Temperatur laut Deutschem Wetterdienst
bereits um mehr als zwei Grad
erhöht, und laut Umweltbundesamt
stieg sie zuletzt um 0,3 Grad in fünf
Jahren. Damit bewegen wir uns auf
eine Erwärmung Deutschlands von
fünf Grad und mehr bis zum Ende des
Jahrhunderts zu, möglicherweise sogar
bis zu acht Grad – was in der Tat einer
„Selbstverbrennung“ gleichkommt,
wie es der Klimaforscher Hans Joachim
Schellnhuber nennt.
Klimawissenschaftler warnen
inzwischen vor katastrophalen Bedrohungen und unsäglichem menschlichem
Leid, vor einem „planetaren Notfall”,
einem drohenden Klimanotstand. Nur
eine Eindämmung der lebensbedrohlichen „Treibhausgas-Pandemie“ und
eine Stabilisierung der Biosphäre kann
eine irreversible Klimakatastrophe und
die vor unseren Augen stattfindende
Zerstörung der Lebensgrundlagen
zumindest noch begrenzen – wozu
eine grundlegende sozial-ökologische
Wende nötig ist. Ob und wie wir die
Klimakatastrophe noch aufhalten oder
wenigstens verlangsamen können, ist
zur beinahe alles entscheidenden Frage
der Gegenwart geworden.
„Alle reden von Corona,
keiner mehr von Greta“
Doch die Coronakrise hat die eigentliche Überlebensfrage der Menschheit
wieder in den Hintergrund gedrängt.
„Alle reden von Corona, keiner redet
mehr von Greta“, brachte es meine
Zeitungshändlerin auf den Punkt.
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Vielleicht lässt sich unsere derzeitige Situation am besten bildhaft,
allegorisch beschreiben: Wir gleichen
einem Tankstellenbetreiber, dessen
Tankstelle brennt und der sagt, er
mehr um null Emissionen im Jahr
2050 gehen, sondern um weitgehende
Klimaneutralität schon 2030. Doch
statt vom notwendigen Umbau oder
wenigstens einem „Green Deal“ ist
Fridays-for-Future-Demonstration am Wirtschaftsministerium in Berlin.
Foto: Leonhard Lenz, commons.wikimedia.org/?curid=77359244
könne jetzt nicht löschen, weil er krank
geworden sei, er könne aber auch nicht
aufhören, Kraftstoff zu verkaufen, da
sonst sein Laden pleitegeht. Absurd?
Gewiss! Zumal das „Feuer“ schon
dabei ist, auf große Tanklager überzugreifen, sich weiter auszubreiten
und völlig unkontrollierbar zu werden.
Wir beschäftigen uns fast nur noch
mit einer bisher unbekannten Atemwegserkrankung und damit, wie wir
den Geschäftsbetrieb schnellstmöglich
auf sein vorheriges, erderhitzendes
Niveau hochfahren können. Doch unser
Haus Erde brennt längst ganz real an
allen Ecken und Enden, wie die weltweiten verheerenden Waldbrände der
letzten zwei Jahre überdeutlich zeigten.
Die Permafrostböden in Sibirien und
Kanada tauen inzwischen so rasant,
wie es erst für 2090 kalkuliert war.
Der Amazonas-Regenwald droht zu
kippen und zur Savanne zu werden,
was Klimaforschern zufolge einen
zusätzlichen Ausstoß von 90 Milliarden
Tonnen CO2 zur Folge hätte. Dazu
kämen noch 110 Milliarden Tonnen
CO2 durch den Verlust großer Teile
des borealen Waldes in Nordamerika.
jetzt in Europa nur noch vom „Wiederaufbau“ die Rede, obwohl doch
gar kein Krieg war und das Feuer der
Erderhitzung noch gar nicht gelöscht
ist. Doch dieser „Wiederaufbau“ ist
nicht zukunftsfähig.
Viele dachten nach dem Aufbruch der neuen Klimabewegung im
vergangenen Jahr: Das war jetzt der
Durchbruch, jetzt haben es die Verantwortlichen begriffen. Doch damit
haben sie das derzeitige System offenbar überschätzt oder auch unterschätzt.
Was wir gerade erleben, ist gewissermaßen eine Art fossil-virale
Konterrevolution, mit der versucht
wird, die Uhren auch beim Klimaschutz
zurückzudrehen. Die Coronakrise hat
die Klimakatastrophe in den Hintergrund gedrängt und rechtfertigt die
staatlich alimentierte Verlängerung
der bisherigen Großstrukturen in die
Zukunft. Der fossil-mobile Machtkomplex nutzte die Gunst der Stunde,
die eine des starken Staates war, für
eine Restauration seiner Strukturen,
aber auch zur Beeinflussung der öffentlichen Meinung. Der Mundschutz
ist gewissermaßen auch ein Maulkorb.
Das Rad soll wieder
zurückgedreht werden
Die Weichen werden
jetzt gestellt
Auch in Deutschland ging in den
vergangenen beiden Jahren bereits
eine Waldfläche von der Größe des
Saarlands verloren. Angesichts der
dramatischen Entwicklungen müsste
es laut neueren Studien längst nicht
Weltweit stellt sich die Frage: ob
es zu einer zunehmend autoritären
Restauration eines fossil- technokratischen, wachstumsorientierten
(Staats-)Kapitalismus kommt, der die
Grenzen des Erdsystems und die Ge-
setze der Physik weiter ignoriert, oder
ob ein sozial-ökologischer Durchbruch
gelingt, der die Verhinderung der Klimakatastrophe und die Sicherung der
Lebensgrundlagen in den Mittelpunkt
stellt. Jetzt werden die Weichen für
die Zukunft des Planeten gestellt, und
dies sollte keinesfalls den Verteidigern
der Vergangenheit und den Profiteuren
des „Weiter so“ überlassen bleiben.
Welche Gesellschaft und welche
Wirtschaft wir brauchen und wollen,
das ist eine Frage, die angesichts der
Klimakatastrophe gesellschaftlich neu
entschieden werden muss.
Keine Restauration ist dauerhaft,
wie die Geschichte lehrt. „Keine Macht
der Welt kann eine Idee aufhalten,
deren Zeit gekommen ist“, hieß es
schon vor 150 Jahren. Um das Feuer
der Klimakatstrophe zu löschen, ist
ein wirklicher Machtwechsel und ein
grundlegender Um- und Neubau der
Gesellschaft notwendig. Es geht um
den Aufbau einer Gesellschaft, deren
zentrales Paradigma nicht Wachstum
um jeden Preis, sondern der Fortbestand des Lebens und der Menschheit
ist. Die Coronakrise ist gleichsam das
letzte Gefecht zwischen rückwärtsgewandter Besitzstandswahrung und
entschlossener Zukunftssicherung, und
noch ist der Ausgang offen.
Zur Notbremse greifen
Wenn wir in 10 bis 15 Jahren klimaneutral sein müssen, um wenigstens
noch die Chance auf eine Begrenzung
der Aufheizung der Erde zu haben, und
dazu auch noch die Biosphäre stabilisieren und wiederherstellen müssen,
dann ist es nicht mit ein paar neuen
Weichenstellungen für den kapitalistischen Wachstumszug getan, dann
müssen wir zur Notbremse greifen und
den Zug anhalten und den Umbau zu
einer stationären, klimaverträglichen,
nachhaltigen Wirtschaft und Gesellschaft jetzt vollbringen. Das Handeln
in der Coronakrise hat gezeigt, wie
viel möglich ist, wenn es denn wirklich gewollt wird – das ist jetzt auch
der Maßstab für das Handeln gegen
die Klimakatastrophe. Wir müssen
sofort die „Treibhausgas-Pandemie“
eindämmen und haben keinesfalls das
Recht, weiter Öl und Benzin ins Feuer
zu gießen und in eine verheerende
Klimakatastrophe zu laufen.
Die Zeit symbolischer Klimapolitik ist vorbei – so oder so. Es ist höchste
Zeit, erneut aufzustehen für Demokratie, for Future, für einen realistischen
Klimaplan und eine sofortige grundlegende sozial-ökologische Wende.
Jürgen Tallig
Langfassung mit Quellen
und Kontakt:
www.earthattack-talligsklimablog.
jimdofree.com
ENERGIE
7
August / September 2020
Erneuerbar geht anders
Gegen Kohle, Gas und Müll: „Coal & Boat“-Demonstration am 29. August in Berlin-Spandau
D
ie Strom- und WärBündnis Kohleausstieg
meversorgung in
Berlin – in dem auch die
Berlin beruht immer
Grüne Liga Berlin vertreten
noch zum großen Teil auf
ist – am 29. August mit der
fossilen Energieträgern. In
traditionellen Bootsdemo
den Kraftwerken Reuter West
und einer Laufdemo für
und Moabit wird Steinkohle
eine schnellere Abschalverbrannt (siehe auch S. 20).
tung der Kohlekraftwerke
Diese beiden Kohlekraftund eine zu 100 Prozent
werke stießen letztes Jahr
ökologische Wärmewende.
insgesamt fast zwei MillioDamit soll das Thema Wärnen Tonnen CO2 aus. Das
me und Heizung aus seinem
politischen Nischendasein
Heizkraftwerk Reuter West
herausgeholt werden.
im Bezirk Spandau versorgt
Das Kohleausstiegseine halbe Million Berliner
bündnis fordert bei der diesHaushalte mit Fernwärme Die Coal & Boat 2019 war eine tolle Sache.
jährigen „Coal & Boat“-Deaus Kohleverbrennung. DeFoto: Sedat Mehder mo auch ein ökologisches
zentrale Wärmeerzeugung
Wärmegesetz für Berlin
und Fernwärme machen zusammen circa 50 Prozent der gesamten und durch ein Gaskraftwerk ersetzt mit einem CO2-Grenzwert und einer
CO2-Emissionen in Berlin aus.
werden, das bis mindestens 2050 mit Quote für erneuerbare Energien. Das
fossilem Gas betrieben werden soll. Gesetz soll noch in dieser LegislaAußerdem soll mehr Wärme durch turperiode im Berliner AbgeordneBerlin will noch 30 Jahre
Müllverbrennung erzeugt werden, statt tenhaus beschlossen werden, also
fossil heizen
auf Müllvermeidung zu setzen.
vor der nächsten Wahl im September
Am größeren der beiden Kraft- 2021. Außerdem will das Bündnis ein
Erst 2029 sollen die Berliner
Steinkohlekraftwerke vom Netz gehen werke, Reuter West, demonstriert das Eckpunktepapier zum Erneuerbare-
Energien-Wärmegesetz und zur Verringerung des Wärmeverbrauchs in Berlin
veröffentlichen.
Demo soll laut
und bunt werden
Um die Pariser Klimaziele einzuhalten, sind nach wissenschaftlichen
Erkenntnissen ein deutlich früherer
Ausstieg aus den fossilen Energien und
ein zügiger Ausbau der erneuerbaren
Energieerzeugung nötig. Deshalb hofft
das Bündnis auf eine laute und bunte
„Coal & Boat“-Demo am 29. August in
Spandau. Die Corona-Sicherheitsmaßnahmen werden bei der Demonstration
selbstverständlich eingehalten.
Jochen Mühlbauer
Treffpunkt: Samstag, 29.8., 13 Uhr,
Kraftwerk Reuter West
(U7 Paulsternstraße)
Weitere Informationen und Anmeldung für die Boots- und Laufdemo:
www.kohleausstieg-berlin.de
Tel. (030) 24357803
Der Kohleausstieg ist Gesetz
... aber der Lausitzer Braunkohlebetreiber Leag zockt weiter
B
undestag und Bundesrat haben am
3. Juli das Kohleausstiegsgesetz
und das Strukturwandelgesetz beschlossen. Die Lausitzer Braunkohlekraftwerke werden dabei aber längstmöglich
geschont – so sehr, dass sie praktisch
genauso viel Kohle verbrennen können,
wie es der schwedische VattenfallKonzern vor vier Jahren beim Verkauf
der Kraftwerke und Tagebaue an den
tschechischen Finanzinvestor EPH
angenommen hatte.
Es ist zwar auch noch möglich,
dass weniger Kohle verbrannt wird,
dann müssten genehmigte Tagebaue
verkleinert werden. Doch das läge dann
nicht am Kohleausstiegsgesetz, sondern
an der Entwicklung der Stromnachfrage
und der CO2- und Gaspreise. Die Kraftwerksbetreiber müssten deshalb nicht
vom Staat entschädigt werden.
„Kohleverstromungsverlängerungsgesetz“
Im Kohleausstiegsgesetz sind 1,75
Milliarden Euro angebliche Entschädigung an den heutigen Betreiber Leag
vorgesehen. Die jetzt bekannt gewordenen Vertragsentwürfe gehen davon
aus, dass der Milliardenbetrag über 15
Jahre gezahlt werden soll – zweckgebunden für die Rekultivierung der Tagebaue. Das würde nichts daran ändern,
dass damit die Braunkohleverstromung
subventioniert und künstlich am Markt
gehalten wird. Zu Recht macht das Wort
„Kohleverstromungsverlängerungsgesetz“ die Runde. Und Geld aus der
Lausitz in Richtung des EPH-Konzerns
abzuzweigen bleibt natürlich trotz der
Zweckbindung möglich – solange der
Stromverkauf noch welches einbringt.
Politischer Druck
zeigt Wirkung
Der politische Druck – zu dem die
Grüne Liga auch mit viel Pressearbeit,
einem Brief an die Abgeordneten und
bei einem Fachgespräch im Umweltausschuss des Bundestags beigetragen
hat – zeigt insofern Wirkung, dass die
öffentlich-rechtlichen Verträge zum
Kohleausstieg am 3. Juli nicht im Bundestag beschlossen wurden. Damit ist
die Lausitzer Bergbauregion nicht mehr
Geisel der beiden Milliardäre, denen der
EPH-Konzern gehört. Denn die Strukturhilfen hängen nicht mehr daran, wie
zufrieden die tschechischen Leag-Eigner
mit den öffentlich-rechtlichen Verträgen
sind. Es besteht also zumindest die
Chance, dass die absurd hohen Milliardenzahlungen an den Kohlekonzern
tatsächlich kritisch überprüft werden.
Nach der Sommerpause sollen die
Verträge erneut Thema im Bundestag
sein, Anfang September soll es eine Anhörung dazu geben. Dementsprechend
hat auch die Leag die Bekanntgabe ihres
neuen Revierkonzepts verschoben.
Der Lausitzer Energiekonzern will
offensichtlich nicht nur das Kohleausstiegsgesetz abwarten, sondern auch
die Unterschrift unter die öffentlichrechtlichen Verträge.
Grüne Liga fordert
Rechtsstaatlichkeit ein
Ein Revierkonzept beschreibt die
Vorstellungen des Unternehmens. Die
Entscheidung fällt aber in den Plan-
und Genehmigungsverfahren, in denen
durch Variantenuntersuchungen die am
wenigsten schädliche Tagebauplanung
ermittelt werden muss. Zumindest
sollte es in einem Rechtsstaat so sein,
und die Grüne Liga wird es vehement
einfordern.
René Schuster, Grüne Liga
Weitere Informationen:
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8
August / September 2020
Erbse – die neue Avocado
„Superfood wächst überall“, hieß es im vierten Workshop der Bildungsreihe „So is(s)t die Welt“
A
çaí, Goji-Beeren, Chia-Samen,
Ingwer- und Kurkuma-Shots,
Avocado, Mandeln und Quinoa. Sogenanntes Superfood ist schon
länger ein Trend. Diese besonderen
Nahrungsmittel sollen gesund sein,
schlank machen und für eine ausgewogene Ernährung sorgen. Doch wie schon
die meist exotischen Namen verraten,
haben sie auch lange Transportwege
hinter sich und hinter der Öko- und
Gesundheits-Werbung verstecken sich
oft Umweltsünden.
Im vierten Workshop ihrer Bildungsreihe „So is(st) die Welt“ geht die
Grüne Liga Berlin der Sache genauer
nach. Die Veranstaltung kann trotz der
Corona-Beschränkungen stattfinden –
unter freiem Himmel im Botanischen
Volkspark Blankenfelde. 16 Menschen
jeden Alters sind gekommen.
Eingestimmt werden sie durch
einen Vortrag von Meike Fienitz. Die
Mitautorin des Buches „Super Local
Food“ gibt ihr spannendes Fachwissen
weiter, bevor es mit Ernährungsberaterin Elisabeth Westphal auf eine
Kräuterwanderung gehen soll, um selbst
lokales „Superfood“ zu finden.
Werbung. Eine Milch-Bananen-Diät
sollte eine gesundheitsfördernde Wirkung haben – wobei sich später herausstellte, dass eine entsprechende
Studie fehlerhaft war: Der Grund für
die Genesung vieler Menschen war
stattdessen, dass diese kein Gluten zu
sich nahmen.
Neben dem Superfood-Klassiker
Avocado nennt Meike Fienitz auch
Quinoa als Beispiel für sogenanntes
Greenwashing. Quinoa sieht zwar wie
ein Getreide aus und verbreitet sich
auch so, ist aber näher verwandt mit
anbauen lässt. Das gefährdet nun das
Einkommen vieler südamerikanischer
Kleinbauern. Wer Quinoa konsumiert,
sollte deshalb darauf achten, dass sie
biologisch und fair produziert wurde
und von Kleinbauern aus den Anden
stammt – oder auf Alternativen wie lokal
angebaute Hirse umsteigen.
5. Die fertige Guacamole in eine Schüssel geben und zum Beispiel mit Brot,
Gemüse oder Tortilla-Chips servieren.
Tipp: Wer mag, kann auch zwei
kleine Strauchtomaten und Koriander
dazugeben.
Guacamole aus Erbsen
Das Superfood nicht weitgereist
sein muss, zeigt Elisabeth Westphal.
Die langjährige Ökomarktleiterin der
Grünen Liga Berlin beschäftigt sich seit
Jahren mit einheimischen Kräutern und
anderen Pflanzen, die reich an Nährstoffen sind und denen eine gesundheitsfördernde Wirkung zugesprochen wird.
Als Pilz- und Kräutersachverständige
führt sie Kräuter- und Pilzwanderungen
durch und hat mit dem Raben Ralf und
dem Packpapierverlag ein Wildkräuterbuch herausgebracht (siehe S. 21).
Gemeinsam mit ihr spazieren die Workshop-Teilnehmer durch den Botanischen
Volkspark und halten immer wieder an,
um verschiedene Blüten und Blätter zu
sammeln, zu probieren und etwas über
die Nutzung zu erfahren. Elisabeth
Westphal empfiehlt, täglich zwei Tassen
rohe oder eine Tasse gekochte Blätter
und Kräuter zu konsumieren. Zunächst
solle man mit weniger anfangen, damit
sich der Magen daran gewöhnen kann.
Das dauerblühende Gänseblümchen
ist ein schmackhaftes Beispiel. Es hält
Frost aus und wächst schnell nach.
Wichtige Inhaltsstoffe sind Vitamin C,
Saponine, Schleim- und Gerbstoffe.
Dadurch regen Gänseblümchen den
Stoffwechsel an, ähnlich wie Chiasamen. Der Geschmack der Blüten ist
leicht nussartig, die Blätter haben eine
feine säuerliche Note. So eignen sich die
kleinen Blumen gut im Kartoffelsalat,
zu Pilzen oder im Obstsalat.
Guacamole, der mexikanische Dip
mit Avocado, ist auch bei uns sehr beliebt. Doch mit ihrer miesen Ökobilanz
Superfood als
Marketingstrategie
Die Buchautorin beschäftigt sich
schon länger mit Superfood – und vor
allem mit der Frage nach der Nachhaltigkeit der vielen Angebote. Das gab
auch den Anstoß zum Buch. Meike
Fienitz beginnt ihren Vortrag mit der
Frage ans Publikum, welches Superfood
am liebsten gegessen wird. Häufiger
genannt werden Brennnessel, Banane,
Avocado, Ingwer und Kürbis.
Interessant ist, dass es keine allgemein anerkannte Definition für Superfood gibt. Am nächsten kommt dem
noch das recht ungenaue Kriterium, dass
ein Lebensmittel viele Nährstoffe enthält. Der Begriff Superfood entstammt
einer Marketingstrategie für BananenAnzeige
Kräuterfachfrau Elisabeth Westphal zeigt heimisches „Superfood“.
Foto: Anke Küttner
Spinat und Mangold. Es wird oft als
glutenfreier Getreideersatz verwendet.
Die Kulturpflanze stammt aus den
Anden und gilt als nährstoffreiches
Lebensmittel durch ihren hohen Anteil
an Kalzium, Magnesium, Eisen, Kupfer,
Zink, Eiweiß und Omega-6-Fettsäuren.
Das klingt erst mal super, doch 90
Prozent der Quinoa in unseren Supermarktregalen stammen aus Bolivien und
Peru. Importierter Weizen verdrängte
dort Quinoa als Grundnahrungsmittel.
Die Bauern in den Anden suchten nach
neuen Absatzmärkten, weil in dem
speziellen Hochgebirgsklima sonst
nicht viel wächst. Seit etwa 30 Jahren
wurde für Quinoa international geworben – aufgrund der Inhaltsstoffe. Die
Exportzahlen stiegen, es kam zu einem
Aufschwung in der Landwirtschaft, die
Anbauflächen wurden ausgeweitet.
Doch neben den langen Transportwegen hatte das auch in den Anbaugebieten negative Folgen. Brachzeiten
wurden nicht eingehalten, wodurch
der Boden weniger fruchtbar wurde.
Zunehmend mangelte es an Dünger.
Andere Länder züchteten die Quinoa
weiter, sodass sie sich in anderen
Klimazonen und im industriellen Stil
fällt die Avocado durch – durstig, belastet, weitgereist. Auf den Dip verzichten
muss man trotzdem nicht: Die Erbse ist
ein ausgezeichneter Ersatz.
Zutaten:
300 g Erbsen (2 Tassen)
½ Zwiebel
2 Knoblauchzehen
½ Chilischote oder eine Prise
Chiliflocken
½ Zitrone
Salz, Pfeffer
evtl. 1-2 EL Wasser
1. Die Erbsen in Wasser abkochen und
abgießen. Zwiebel und Knoblauchzehen schälen und in kleine Stücke
schneiden.
2. Die Chilischote kleinschneiden. Je
nachdem, wie scharf man es mag,
die Kerne entfernen.
3. Die halbe Zitrone auspressen. Erbsen,
Zwiebeln, Knoblauch, Chilischoten
und Zitronensaft zusammengeben
und sämig pürieren.
4. Das Püree mit Salz und Pfeffer abschmecken. Falls es zu dickflüssig ist,
etwas Wasser hinzugeben.
Täglich Kräuter
Giersch statt Goji
Etwas seltener zu finden ist Giersch.
Das Kraut enthält wie die Gojibeere viel
Vitamin C und zusätzlich Eisen, Kupfer,
Mangan und Titan. So kann es gegen
Rheuma, Gicht und Arthritis helfen – und
ein zerquetschtes Blatt, auf einen Insektenstich gelegt, lindert den Schmerz. Mit
seinem feinherben Geschmack passt
Giersch gut in herzhaften und süßen
Speisen wie in Salaten, zu Tomaten,
Kartoffeln, Quark, Knödeln oder Äpfeln.
Und für diejenigen unter uns, die den
Stadtwiesen, Parks und Wäldern nicht
vertrauen, gibt es einen einfachen Tipp
für die Fensterbank. Dort kann praktisch
jedes Gemüse oder Kraut wachsen und
als Keimling auf dem Butterbrot oder
im Salat verzehrt werden. Auch das ist
super – und kein weitgereistes Food auf
großem Fuß.
Paula Rinderle
Weitere Informationen:
www.grueneliga-berlin.de/food
Tel. (030) 4433910
UMWELTFESTIVAL
9
August / September 2020
Klicks fürs Klima
Das Umweltfestival findet diesmal nicht am Brandenburger Tor, sondern online statt
W
... und mitmachen!
eil das Umweltfestival am
Brandenburger Tor in diesem
Jahr nicht wie gewohnt als
Straßenfest stattfinden kann, gestaltet die
Grüne Liga Berlin stattdessen auf www.
umweltfestival.de eine bunte, interaktive
und unterhaltsame Meile mit vielen
Ausstellerinnen und Ausstellern. In den
nächsten Monaten können Umweltbewegte hier ihr vielfältiges Engagement
im Umwelt-, Natur- und Klimaschutz
präsentieren und erlebbar machen.
Einschalten ...
Vom 20. August bis in den Herbst
wird regelmäßig in Livestreams,
Online-Seminaren und -Workshops über
nachhaltiges Leben in vielen Facetten
diskutieren und informiert. Die Vision
ist es, digitale Mitmachangebote, interaktive Beteiligungsformate und vieles
mehr für Groß und Klein zu schaffen und
zusammen mit Partnerorganisationen
öffentlichkeitswirksam zu verbreiten.
Zum Umweltfestival kommen jährlich Zehntausende – in diesem Jahr ins Internet.
Ob Workshopvideos, smarte Lernvideos, spielerische Comics, digitale
Umweltinformations- und Mitmachangebote, Präsentationen, Vorträge,
Bilderausstellungen, Hörspiele, Podcasts oder kreative Ideen, um über
Natur-, Umwelt- und Klimaschutz
unterhaltsam zu informieren – alles,
was die bunte Vielfalt des Umweltfestivals ausmacht, ist in digitaler Form
willkommen.
Die Anmeldung für Ausstellungswillige ist fortlaufend möglich. Ideen,
Impulse und Kooperationsanfragen
können per E-Mail oder telefonisch
an das Organisationsteam gerichtet
werden.
Gunnar Hamel
Grüne Liga Berlin e.V.
Foto: Matthias Wehofsky
Das Umweltfestival auf der Straße
lebt vor allem von den Ideen und dem
Umweltengagement der Ausstellenden.
Das will die Grüne Liga nun auch auf
www.umweltfestival.de zeigen und
öffentlichkeitswirksam verbreiten.
Das Ziel ist Deutschlands größte ökologische, digitale Erlebnismeile im
Netz. Und auch in diesem Jahr wird
besonderes Engagement wieder mit
dem Großen Preis des Umweltfestivals
ausgezeichnet.
Weitere Informationen und Kontakt:
www.umweltfestival.de
Tel. (030) 44339149,
E-Mail: info@umweltfestival.de
Das Umweltfestival wird durch das
Umweltbundesamt aus Mitteln des
Bundesumweltministeriums gefördert.
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Mit der GASAG Lieblingsprojekte unterstützen.
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10
KONSUM
August / September 2020
Wohin mit dem Elektroschrott?
Der einfachste Weg zum richtigen Recycling
W
enn der Toaster durchbrennt
oder der Drucker den Geist
aufgibt, stellt sich die Frage:
Wohin damit? In Deutschland wurden
2017 über zehn Kilogramm Elektroschrott pro Kopf und Jahr erfasst. Und
das ist nur der Teil, der ordnungsgemäß
entsorgt wurde. Denn leider landen
ausgediente Geräte oft im Hausmüll
oder an der nächsten Straßenecke.
Dabei können nicht nur Schadstoffe in
die Umwelt gelangen, es gehen auch
wertvolle Rohstoff verloren, die man
zurückgewinnen könnte.
Handel muss Geräte
zurücknehmen
„14 Tonnen Elektrokleingeräte
enthalten eine Tonne Kupfer. Um eine
Tonne Kupfer bergmännisch zu fördern,
müssen 1.000 Tonnen Gestein abgebaut
werden“, rechnen die Berliner Stadtreinigungsbetriebe (BSR) vor. Die BSR
betreibt in Berlin 15 Recyclinghöfe,
bei denen man bis zu 20 Elektrogeräte
gleichzeitig kostenlos entsorgen kann.
Bei einem so großen Stadtgebiet ist
der nächste Hof allerdings häufig weit
weg. Deshalb arbeitet die BSR auch
mit Baumärkten zusammen: Kleinere
Geräte wie Computer, Monitore oder
Kaffeemaschinen können genauso bei
Hellweg, Hornbach oder Obi abgegeben
werden.
Viele wissen außerdem nicht,
dass der Handel verpflichtet ist, ausgediente E-Geräte zurückzunehmen.
Verantwortungsvoll
verwenden
Elektronikhändler ab 400
Quadratmeter Ladenfläche
müssen Kleingeräte bis
25 Zentimeter Größe auch
dann kostenlos entsorgen,
wenn man nichts bei ihnen
einkauft. Alte Waschmaschinen oder Kühlschränke
müssen zurückgenommen
werden, wenn man sich ein
neues Gerät holt.
Die beste Lösung für
Elektroschrott ist natürlich,
ihn gar nicht erst entstehen
zu lassen. Wie wäre es mit
reparieren, spenden oder
leihen statt kaufen? Auf der interaktiven Karte www.remapberlin.de findet man schnell
Leihläden, Sozialkaufhäuser
oder Repair-Cafés in der
Gute Idee
Umgebung. Nicht nur für
Elektrogeräte, sondern auch
Die thüringische Stadt
für Möbel, Fahrräder und Co
Jena hatte 2012 eine besfindet man so eine Alternative
sere Idee, wie man Altzur Wegwerfgesellschaft.
geräte einsammeln kann:
Finanziell ist SchrottElektroschrottcontainer.
sammeln übrigens keine
Mittlerweile stehen 144
Nullnummer, denn es hanEinwurfcontainer an Sammelplätzen zusammen mit Jena sammelt E-Schrott in umfunktionierten Altkleidercontainern. delt sich ja um Rohstoffe.
Wer in seinen Schubladen
Altkleider- und GlasconFoto: Kommunalservice Jena noch ausrangierte Handys
tainern. Pro Kopf und Jahr
oder Smartphones hat, kann
landen fast drei Kilo Elektro- und Kleinschrott in den silbergrauen liche Modelle gibt es mittlerweile in sie für einen guten Zweck abgeben.
Der NABU sammelt die Geräte und
Behältern. Das städtische Unternehmen ganz Deutschland.
Erstaunlich, dass Berlin bisher verwendet den Erlös für den InsektenKommunalservice Jena (KSJ) leert die
Container und sortiert die Wertstoffe, nicht dabei ist! Von einer vor zehn schutzfonds. Abgabestellen findet man
die dann von einer externen Firma Jahren angekündigten orangefarbenen unter www.nabu.de/handyrecycling.
Tonne für Elektrogeräte, Metall, Holz Die Geschäftsstelle der Grünen Liga
verwertet werden.
Die Container werden von der und Altkleider blieb fast nur die Farbe Berlin in der Prenzlauer Allee 8 ist
Sarah Buron
Bevölkerung gut angenommen, auch übrig. In die jetzige „Wertstofftonne“ auch dabei.
wenn manchmal anderer Müll einge- (gelb oder orange) dürfen zwar auch
Weitere Informationen: www.bsr.de
worfen wird oder große Geräte daneben Kunststoffe und Metalle rein, die keine
(Abfall-Art eingeben: Elektro)
abgestellt werden. Und Jena ist nicht Verpackung sind – aber E-Geräte müswww.ksj.jena.de (Abfallentsorgung –
die einzige Stadt mit einer dezentralen sen genauso draußen bleiben wie Holz
Abfallarten – Elektroaltgeräte)
Elektroschrottsammlung. Unterschied- und Altkleidung.
Gefahren durch Mobilfunk
Handys, Mobilfunkmaste, Schnurlostelefone, WLAN und Bluetooth als Gesundheitsrisiko
S
chlafstörungen, Kopfschmerzen,
Tinnitus oder Gedächtnisstörungen
– das sind mögliche Beschwerden von
Menschen, die Funkstrahlen ausgesetzt
sind. Ein nicht zu unterschätzender
Teil der Bevölkerung reagiert sensibel
darauf. „Es handelt es sich nicht um ein
Problem von einigen wenigen, sondern
um eine Volkskrankheit, die Millionen
Menschen betrifft“, sagt Klaus Buchner,
Physikprofessor und Europaabgeordneter der Ökologisch-Demokratischen
Partei (ÖDP). 25.000 Betroffene sind
ihm zufolge so verzweifelt, dass sie im
Keller ihres Hauses leben oder in strahlungsarme Gebiete umgezogen sind.
Mehr Strahlung mit 5G für
selbstfahrende Autos
Nicht nur Handys und Mobilfunkmasten sind ein Problem, auch Schnurlostelefone, WLAN, Bluetooth oder der
Behördenfunk Tetra senden schädliche
Strahlen aus und beeinträchtigen da-
durch die Gesundheit der Menschen.
„Studien haben die Schädlichkeit der
Strahlen mittlerweile eindeutig belegt“,
erklärt Buchner. So warnte etwa die Europäische Umweltagentur in Kopenhagen wiederholt vor der Funkstrahlung.
Die Strahlung erhöht die Anzahl der
Freien Radikale in den Zellen, die die
Erbsubstanz im Körper angreifen. Außerdem wurden Kälberblindheit, eine
verringerte Milchleistung von Kühen,
Fruchtbarkeitsstörungen und Missbildungen bei Tieren nachgewiesen, deren
Ställe sich in der Nähe von Funkmasten
befanden. „Bei Menschen, die längerfristig Funkstrahlen ausgesetzt sind, haben
Studien die Steigerung der Krebsgefahr
bewiesen“, so der Europaabgeordnete.
5G, die „fünfte Generation“ des
Mobilfunks, ist noch problematischer
als ihre Vorgänger. Oft sind die Strahlungsintensitäten noch höher. Für die
künftigen selbstfahrenden Autos sind
entlang aller Straßen Funkstationen
im Abstand von wenigen 100 Metern
geplant, die eng gebündelte Strahlen
großer Intensität senden. Dadurch
wird die Strahlenbelastung erheblich
ansteigen. Auch eine weitgehende
Überwachung der Privatsphäre ist mit
5G möglich. Vernetzte Haushaltsgeräte
verstrahlen den Wohnraum und senden
persönliche Daten an Unternehmen und
Datenhändler.
Unbedenklicher Mobilfunk
ist technisch möglich
Buchner betont, dass er niemandem
das Handy verbieten wolle. Vielmehr
setzt er sich für einen Mobilfunk ein,
der die Menschen nicht belastet. Das
sei technisch möglich. „Der Europarat schlägt einen Grenzwert von 100
Mikrowatt pro Quadratmeter vor, was
ein Hunderttausendstel des derzeit in
Deutschland gültigen Grenzwertes ist.
Das reicht aus für ein funktionsfähiges
Mobilfunknetz“, so der Europaabgeordnete. Denselben Grenzwert hat das
EU-Parlament schon früher empfohlen.
In Luxemburg und in der Toskana gelten
heute schon Grenzwerte, die weit unter
den deutschen liegen. Die Kosten für die
Umstellung waren dort so gering, dass
sie die Wirtschaftlichkeit des Betriebs
nicht beeinträchtigt haben.
Rolf Brinkmann, Ecovillage e.V.
Weitere Informationen:
www.diagnose-funk.org
Tel. 069 / 36704203
GENTECHNIK
August / September 2020
11
Infodienst Gentechnik
Nachrichten zur Gentechnik in der Landwirtschaft
Erste glyphosatresistente
Gräser in Deutschland
Der jahrzehntelange Einsatz glyphosathaltiger Herbizide auf deutschen
Äckern und Obstplantagen zeigt
Wirkung: Unkrautforscher haben die
ersten glyphosatresistenten Pflanzen
gefunden. Auch gegen andere Herbizide
werden immer mehr Pflanzen immun.
Behördenmitarbeiter hatten Deutsches Weidelgras aus einem Obstbaubetrieb in Rheinhessen untersucht. Dort
war das Weidelgras unter den Bäumen
seit 2003 mit Glyphosat bekämpft worden. 2017 waren laut Behördenbericht
drei Glyphosat-Behandlungen erforderlich, um eine akzeptable Wirkung auf
das Weidelgras zu erzielen. Daraufhin
wandte sich der Landwirt an die
amtlichen Unkrautforscher, die in aufwändigen Versuchen nachwiesen, dass
dieses Gras tatsächlich resistent war.
Der Ackerfuchsschwanz und andere Gräser haben in vielen Regionen
Deutschlands bereits Resistenzen gegen
zwei wichtige Gruppen von Herbizidwirkstoffen entwickelt, und Glyphosat
gilt bei Landwirten, die unter diesen
resistenten Gräsern leiden, als letzte
Hoffnung. Deshalb argumentieren viele
von ihnen gegen ein Verbot von Glyphosat. Die Ergebnisse der Unkrautforscher
zeigen jedoch, dass auch Glyphosat
keine dauerhafte Lösung darstellt.
Widerstand gegen
Gentechnik in Ostafrika
In Äthiopien hat die Regierung
den Anbau gentechnisch veränderter
Baumwoll- und Maispflanzen erlaubt.
Im benachbarten Kenia wurde erstmals
Gentech-Baumwolle ausgesät, außerdem sollen Feldversuche mit GentechManiok beginnen. In beiden Ländern
wehrt sich die Zivilgesellschaft.
In Äthiopien fordern 50 Umwelt-,
Bauern- und Menschenrechtsorganisationen ein mindestens fünfjähriges
Moratorium für alle Feldversuche und
den kommerziellen Anbau gentechnisch
veränderter Pflanzen. Die Regierung
soll die Bevölkerung befragen, ob
Äthiopien überhaupt Gentechnik in
der Landwirtschaft zulassen soll. Die
Organisationen weisen auf die schlechten Erfahrungen hin, die in Südafrika
bei Feldversuchen mit Monsanto-Mais
und in Burkina Faso mit dem Anbau
von Gentechnik-Baumwolle gemacht
wurden.
In Kenia will ein Forschungsinstitut gentechnisch veränderten Maniok
anbauen. Die Zulassungsbehörde hat
bereits ihr Ja signalisiert. Die Pflanze
soll gegen eine Virus-Erkrankung resistent und mit Geld von Bayer und Nestlé
entwickelt worden sein. Maniok oder
Kassava ist ein Grundnahrungsmittel
im gesamten tropischen Afrika. Kenias
Regierung hat laut Medienberichten
im Frühjahr eine Tonne Saatgut für
Gentechnik-Baumwolle kostenlos in 24
Landkreisen verteilt. Dem WiderstandsBündnis BIBA gehören über 60 Organisationen an.
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wenn sie nicht vor Ablauf des Abo-Jahres schriftlich gekündigt wird )
Gentech-Bakterien sollen
Bienen manipulieren
Forscher der Universität von Texas
haben Bakterien gentechnisch verändert, die im Darm von Bienen und
Hummeln leben. Sie sollen Botenstoffe
produzieren, die sich im Körper der
Bienen verteilen und in deren Genregulation eingreifen. Das Verfahren
wurde zum Patent angemeldet. Es soll
eingesetzt werden, um Bienenparasiten
wie die Varroamilbe zu bekämpfen oder
die Bienen widerstandsfähiger gegen
Pestizide zu machen.
Bernd Rodekohr von der AureliaStiftung hält den Ansatz für grundlegend
falsch. „Statt pestizidresistenter Bienen
brauchen wir endlich eine echte Agrarwende mit vielfältiger, nachhaltiger,
bäuerlicher Landwirtschaft ohne Ackergifte“, fordert der Designer und Aktivist
aus Berlin-Tempelhof. Die Stiftung hat
eine Petition gestartet, um Bienen vor
Gentechnik zu schützen.
Abgeordnete beschweren
sich über Missachtung
42-mal hat die EU-Kommission
bisher ablehnende Stellungnahmen
des Europäischen Parlaments zu
Gentechnik-Zulassungen ignoriert.
Jetzt geht es um den 43. Fall, und
50 Europaabgeordnete fordern von
EU-Vizekommissionspräsident Frans
Timmermans, den aus ihrer Sicht undemokratischen Entscheidungsmodus
zu ändern.
Die EU-Zulassung gentechnisch
veränderter Pflanzen für den Import als
Futter- und Lebensmittel läuft derzeit
so ab: Im zuständigen MinisterratsAusschuss fehlt die zur Zulassung
notwendige qualifizierte Mehrheit
unter den Mitgliedsstaaten. In diesem
Fall fällt das Entscheidungsrecht an die
EU-Kommission – und die erteilt jedes
Mal die Zulassung. Das EU-Parlament
hat in den 42 Fällen eigene Stellungnahmen verabschiedet und jedes Mal
die Kommission aufgefordert, die
Gentech-Pflanze nicht zuzulassen. Doch
auf die Gentechnik-Zulassung haben
Parlamentsbeschlüsse keinen Einfluss.
Vera Fischer, Leo Frühschütz
Informationsdienst Gentechnik
Ausführliche und aktuelle Texte:
www.keine-gentechnik.de
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12
August / September 2020
SANITÄR
„Ein Blick über den Toilettenschüsselrand“
Was Sanitärversorgung mit globaler Gerechtigkeit und Bildung zu tun hat
anbieten, sondern die Schule muss mit
allen Beteiligten überlegen, wie sie etwas verändern kann. Unser Wettbewerb
„Toiletten machen Schule“ 2018/2019
hatte genau das Ziel, Schulen zum
Einreichen von Konzepten einzuladen.
Und mehr als 37.000 Schülerinnen und
Schüler haben sich engagiert. Diese
Konzepte sind jetzt in der Umsetzung.
Mindestens 20 Sekunden lang soll man
sich gründlich die Hände waschen, um
sich vor Corona-Viren und anderen
Erregern zu schützen. Aber was, wenn
man keine Seife und kein fließend
Wasser hat – und im schlimmsten Fall
nicht mal eine Toilette? Der Zugang zu
einer hygienischen Sanitärversorgung
ist weltweit höchst ungleich verteilt.
Die German Toilet Organization
(GTO) arbeitet seit 15 Jahren daran,
das Toiletten-Tabu zu brechen. Beatrice
Lange ist Projektkoordinatorin für Globales Lernen und erzählt im Interview,
welche Bedeutung Toiletten haben und
wie man sogar kichernde Jugendliche
für das Thema begeistern kann.
Der Rabe Ralf: Beatrice, warum sind
Toiletten so wichtig und welche Probleme entstehen, wenn es keinen Zugang zu hygienischen Toiletten gibt?
Beatrice Lange: Sobald man sich mit
Sanitärversorgung tiefergehend beschäftigt, merkt man, welche weitreichenden
Auswirkungen eine gute Versorgung hat,
besonders in den Bereichen Gesundheit
und Bildung. Oder andersrum gesagt:
Man sieht, was passiert, wenn man keine
sichere Versorgung mit hygienischen
Toiletten hat, wie es für ein Drittel der
Weltbevölkerung der Fall ist. Gerade
marginalisierte Gruppen wie Frauen
und Kinder sind davon betroffen. Zum
Beispiel, wenn sie Angst haben müssen,
überfallen zu werden, wenn sie mal
müssen, oder gar nicht erst zur Schule
gehen während ihrer Menstruation.
Der Zugang zu sauberem Trinkwasser ist nicht zu trennen von einer sicheren
Abwasserentsorgung. Wir sprechen auch
vom Themenbereich WASH, das heißt
„water, sanitation, hygiene“. Weil in
vielen Regionen der Welt die Wasserversorgung über einen Brunnen erfolgt,
muss dort sichergestellt werden, dass
das Wasser auch sauber und keimfrei
ist. Sonst können sich Krankheitserreger
ausbreiten. Außerdem ist der Zugang
zu einer Toilette auch eine Frage der
Menschenwürde.
Apropos Menschenwürde: Es gibt
das Menschenrecht auf Wasser und
Sanitärversorgung. Hilft dieser rechtliche Ansatz, reale Verbesserungen zu
erreichen?
Dieses Menschenrecht ist noch
relativ jung und wurde erst 2010 von
der Generalversammlung der Vereinten
Nationen als eigenständiges Recht beschlossen. Das nimmt die Staaten noch
konkreter in die Pflicht. Als Maßstab
schafft das Menschenrecht einen Definitionsrahmen: Es muss eine Sanitärversorgung sein, die verfügbar ist, die
zugänglich ist, erschwinglich, angemessen, mit einer gesicherten Qualität. Die
Versorgung oder Dienstleistung muss
auch langfristig bestehen, beispielsweise
müssen notwendige Materialien immer
verfügbar sein.
Aktion am letzten Welttoilettentag auf dem Potsdamer Platz
Foto: Delia Wöhlert
Das Recht bringt darüber hinaus eine
Legitimation: Man kann sich als zivilgesellschaftliche Organisation darauf
berufen, wenn man versucht, politische
Aufmerksamkeit für das Thema zu
bekommen. Es ist ja ein Tabu-Thema.
immer über weitere Unterstützung. Wir
bilden Fachkräfte im In- und Ausland
fort, wir entwickeln Materialien für die
Hygieneaufklärung in Schulen und wir
sind eine laute Stimme für das tabuisierte
Thema in Politik und Öffentlichkeit.
Philippinnen: Trockentoilette mit Urinseparation
Foto: German Toilet Organization
Was macht die German Toilet Organization, um die Sanitärversorgung
zu verbessern?
Die ersten Mitarbeitenden haben
beim Wiederaufbau nach dem verheerenden Tsunami von 2004 in Südostasien festgestellt, dass häufig Wissen
zu nachhaltiger Sanitärversorgung fehlt.
Daraus ist die Idee entstanden, einen
Verein zu gründen, der sich für Umweltschutz und Gesundheit im Bereich
der Entwicklungszusammenarbeit und
humanitären Hilfe weltweit einsetzt.
Wir sind ein gemeinnütziger Verein
mit Sitz in Berlin, haben inzwischen
mehr als 120 Mitglieder und freuen uns
Bei mangelhaften Toiletten denkt
man erst einmal an den globalen
Süden. Aber auch in Deutschland
sind öffentliche Toiletten oft schlecht.
Ihr habt vor allem Erfahrung mit
Schultoiletten. Wie sehen die aus?
Es ist kein Geheimnis, dass Schultoiletten ein Problem darstellen und
oft mit Frust und Ärger verbunden
sind. Oftmals werden Schuldige für
die Missstände gesucht. Aber uns geht
es besonders um die Akzeptanz und
die Wertschätzung. Die Probleme mit
Schultoiletten werden seit der Gründung
des Vereins an uns herangetragen. Wir
als GTO können keine Einzellösungen
Wie sieht eure Bildungsarbeit an
Schulen aus? Wie sind die Reaktionen
in den Klassen?
Nach unserem Verständnis ist die
Schultoilette ein pädagogischer Ort,
denn Schülerinnen und Schüler lernen
dort Verantwortungsbewusstsein. Wir
bieten ein entwicklungspolitisches
Bildungsprojekt an, das nennt sich
„Klobalisierte Welt“. Wenn wir in
eine 7. Klasse kommen, reagieren oft
manche erst angeekelt oder belustigt.
Wir wagen dann zusammen den Blick
über den Toilettenschüsselrand und
nutzen die eigene Lebenswelt, um
einen Perspektivwechsel zu erwirken.
Die Schüler und Schülerinnen diskutieren über ihre Sanitäranlagen und
ihre eigenen Anliegen. Und dann wird
diese Situation mit Schulen weltweit
verglichen. Das steigert auch noch mal
die Wertschätzung, weil man merkt:
Aha, ich habe den Zugang, ich habe
Ressourcen und eine ausreichende Versorgung – wie gehe ich denn eigentlich
damit um?
Die Schultoiletten sind ein Ort, an
dem Schülerinnen und Schüler unbeobachtet sind, aber auch ein Ort, an
dem sie Verantwortung übernehmen
können. Wenn sie sich auf der Toilette
wohlfühlen, gehen sie mit diesem Ort
achtsamer um, es gibt zum Beispiel
auch weniger Vandalismus. Vor allem
geht es uns darum, dass die Kinder und
Jugendlichen Teil einer globalen Welt
sind, in der sie auch dazu beitragen
können, dass es mehr Gerechtigkeit gibt.
Arbeitet ihr auch mit Organisationen
im Ausland zusammen?
Wir kooperieren mit der GIZ, der
Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit, und mit lokalen
Partnern beispielsweise in Pakistan,
Uganda und Jordanien. Für das Projekt
„Toilets Making the Grade“ haben wir
unsere Erfahrungen mit Schultoiletten
in Deutschland eingesetzt. Im Prinzip
wurde der deutsche „Toiletten machen
Schule“-Wettbewerb ins Ausland übertragen und von Organisationen vor Ort
zusammen mit Schulen veranstaltet. Das
Projekt soll Schulen dabei fördern, in
einem selbst gestalteten Prozess ihre
Probleme zu analysieren und darauf
aufbauend ihre eigenen Lösungswege
zu erarbeiten. Da sind tolle Ergebnisse
zu sehen. Es ist eben nicht so, dass hier
alles gut ist und woanders alles schlecht.
Fortsetzung auf Seite 13
BERLIN
August / September 2020
13
Hilferuf der Pankower Naturschützer
Köppchensee in Gefahr – Senatsverwaltung reagiert nicht
D
er Köppchensee im Naturschutzgebiet „Niedermoorwiesen am Tegeler Fließ“ läuft
aus. Der vier Hektar große See hat
seit Februar etwa 10.000 Kubikmeter
Wasser verloren, nicht so sehr durch
Trockenheit als vielmehr durch einen
illegal angelegten Abflussgraben. Die
Obere Naturschutzbehörde weiß davon,
unternimmt aber nichts. Lassen Sie mich
kurz die Vorgeschichte erzählen.
Biberstau offenbar
eingerissen
1902 wurde mit dem Bau der Heidekrautbahn das Tegeler Fließ das erste
Mal begradigt. Vermutlich diente dies
auch dazu, den Torfstich zu entwässern, der ungefähr von 1870 bis 1920
betrieben wurde. Um 1950 wurde das
Fließ ein zweites Mal wegen des hohen
Wasseranfalls aus den Rieselfeldern
begradigt, etwas nach Norden gedrückt
und eingetieft. Die Landesgrenze zu
Brandenburg gibt noch die alten Mäander des Fließes wieder. Es liegt rund 50
Zentimeter tiefer als der Köppchensee,
wie wir Naturschützer schon 1990 feststellten. Leider glaubt dies die Obere
Naturschutzbehörde bis heute nicht.
Der See wird nur noch aus Grund- und
Sickerwasser gespeist.
Bei Begehungen in dem besonders
trockenen Jahr 2018 staunte ich, dass der
See nach anfänglichem Sinken um rund
30 Zentimeter dennoch am Jahresende
den alten Wasserstand wieder erreicht
hatte. Bei der Begehung am 4. Februar
Fortsetzung von Seite 12
Wie sieht es denn mit den Schultoiletten weltweit aus?
Wenn 620 Millionen Kinder keine
entsprechenden Toiletten und sauberes
Wasser an ihren Schulen haben, dann
trägt das zu einer mangelnden Bildung
bei. Viele Mädchen verpassen den Unterricht oder gehen vorzeitig von der Schule
ab, weil sie während der Menstruation
nicht zur Schule gehen können, wenn
keine hygienische Versorgung gewährleistet wird. Das ist ein großes Problem.
Wenn es keine Wasserversorgung
vor Ort gibt, sind es oft Frauen und
Kinder, die dafür zuständig sind, Wasser
zu holen – was viel Zeit in Anspruch
nehmen kann, die auch wieder für
Bildung fehlt.
Toiletten sind also wichtig für Geschlechtergerechtigkeit, Gesundheit
und Gesellschaft. Aber wie ist es
mit dem ökologischen Aspekt? Wie
kann man nachhaltiger sein Geschäft
verrichten?
Es geht um eine nachhaltige Versorgung, die ständig und unbegrenzt
zur Verfügung steht, die aber auch die
2019 stellte ich einen Stau von
etwa 50 Zentimetern Höhe
im Fließ fest. Er bestand aus
sehr vielen, zum Teil frisch
benagten Ästen, was auf
einen Biberstau hindeutete.
Eine kräftige Weide am Ufer
war frisch durch keilförmiges
Benagen umgelegt worden.
Ende Februar wurde der
Stau eingerissen, vermutlich
durch die Wasserbehörde
von Brandenburg, auf dessen
Territorium das begradigte
Fließ liegt.
In dem monatlichen Protokoll, das ich seit fast 30
Jahren für die Obere Naturschutzbehörde schreibe, teilte
ich im Februar den Sachstand
mit. Nochmals ausführlich
schrieb ich am 28. Juli 2019
an die Senatsverwaltung
wegen der aus meiner Sicht
illegalen Beseitigung des
Biberstaus und bat, sich mit
Brandenburg in Verbindung
zu setzen. Lapidar bekam
ich am 11. September zur
Antwort, dass man dafür nicht
zuständig sei.
Anfang 2020 entdeckte ich fast an
der gleichen Stelle einen erneuten Stau.
Ältere benagte Äste, Wurzeln, Grasbatzen und Treibgut deuteten diesmal auf
Menschenhand hin. Neben dem Stau
war ein breiter und 50 Zentimeter tiefer
Graben zum drei Meter entfernten See
gezogen worden – Verursacher unbe-
kannt. Bei mehreren Begehungen auf
dem Trampelpfad zum Jägerhochstand
stellte ich fest, dass bei Regenreichtum
etwas Wasser zum See floss, häufiger
jedoch Seewasser zum gestauten Fließ
plätscherte. Die Kaulquappen mussten
gegen die Strömung ankämpfen, um
nicht ins Fließ gespült zu werden.
ökologischen Kreisläufe schützt. Es gibt
Systeme, bei denen Fäkalien und Urin
getrennt werden, die dann als Wertstoffe
weiterverwertbar sind. Da gibt es viele
unterschiedliche Modelle, wie TrockenTrenntoiletten oder Kompost-Toiletten,
sodass auch die Landwirtschaft davon
profitieren kann. Fäkalschlamm kann
vergoren werden, um Biogas zu gewinnen. Es existieren auch zahlreiche
Ideen, Wasser wiederzuverwenden.
Auch hier wird an Schulen oft diskutiert,
inwiefern man Regenwasser sammeln
und nutzen kann.
Handlungs- und Hygienepraktiken mit
der Toilette in Verbindung stehen. Man
kann nicht einfach zu den Leuten gehen
und sagen: So, hier ist eine Spültoilette
und die benutzt ihr jetzt. Es hängt immer
davon ab, welcher soziokulturelle Kontext vorherrscht. So ist beispielsweise
weltweit die Hocktoilette verbreiteter als
die hiesige Sitztoilette. Die sogenannten
„Wascher“ bevorzugen eine Reinigung
mit Wasser, während „Wischer“ Klopapier benutzen. Hierbei spielt auch
die Religion eine Rolle. Im Endeffekt
muss ein System vor Ort funktionieren.
Bei uns in Deutschland sind Wasserklosetts der Standard und viele sind
schon verwirrt, wenn sie im Urlaub
das Toilettenpapier in einen Eimer
statt in die Kloschüssel werfen sollen.
Unsere Vorstellungen sind also auch
sehr von Normen geprägt. Die kann
man aber nicht einfach woandershin
übertragen, oder?
Bei der Wahl eines Toilettensystems
spielen immer die Gegebenheiten
vor Ort eine Rolle. Zum Beispiel die
klimatischen Verhältnisse. Aber auch
das Bewusstsein, dass die Toilette
Kultur ist. Das heißt, dass verschiedene
Wie geht es nach dem Corona-Lockdown für euch weiter? Welche Möglichkeiten haben Berliner Schulen,
die sich jetzt für eure Bildungsarbeit
interessieren?
Die Schulen mussten sich jetzt alle
mit dem Thema Hygiene auseinandersetzen. Es gibt natürlich Vorlagen vom
Senat, aber die Schulen stehen weiter
vor großen Herausforderungen, den
Infektionsschutz zu gewährleisten.
Das begreifen wir auch als Chance,
um gemeinsam das Thema auf die
Agenda zu setzen und die „klobalen“
Auswirkungen der Corona-Krise zu
Da ich vermutete, dass der
Knüppeldamm erneut abgerissen werden würde, wandte
ich mich wieder über Katrin
Koch vom NABU an die
Senatsverwaltung und bat
um Schließung des Grabens.
Illegalen Graben
legal zuschütten?
Am 18. Juni stellte ich
fest, dass der Damm mit
recht großer Technik abgerissen worden war, wie vom
Trampelpfad auf brandenburgischer Seite erkennbar. Nun
fließt und fließt und fließt
das Wasser und man hört das
Rinnsal sogar plätschern.
Wieder reagierte die Senatsverwaltung durch Nichtstun.
Eines Ortstermins oder auch
nur einer Antwort wurde ich
nicht für würdig gehalten.
Eigentlich möchte ich die
Pankower Bürger auffordern,
den illegalen Graben legal
zuzuschütten. Inzwischen
können die Graureiher schon
im knietiefen Wasser des Sees
stehen. Wir bitten um Hilfe für den See,
vielleicht sogar langfristig mit einem
offiziellen Stau im Fließ.
Wolfgang Heger
Weitere Informationen: Katrin Koch,
Tel. (030) 98608370,
www.berlin.nabu.de/pankow
betrachten. Ab diesem Schuljahr bieten
wir wieder Projekttage an, bei denen
die Schülerinnen und Schüler auch die
eigenen Erfahrungen mit der Pandemie
und den eigenen Hygienepraktiken
reflektieren können.
Am Ende eines Projekttags steht
immer eine gemeinsame Aktion, bei
der die kreativen Ideen der Kinder und
Jugendlichen im Vordergrund stehen. An
Grundschulen kann das eine schulinterne
Aktion wie eine Ausstellung sein. Mit
den weiterführenden Schulklassen organisieren wir einen Kongress, der am
Welttoilettentag stattfinden wird, am 19.
November. Dabei werden alle Schulklassen, die in diesem Jahr einen Projekttag
erlebt haben, zusammenkommen.
Vielen Dank für das Gespräch!
Interview: Sarah Buron
Weitere Informationen:
www.germantoilet.org
Tel. (030) 41934345
Kontakt zum Bildungsprogramm:
E-Mail: klowelt@germantoilet.org
Übersicht zu Toilettensystemen (engl.):
www.emersan-compendium.org
14
August / September 2020
BRANDENBURG
Rauchwolken über den Wäldern
Gefährliche Waldbrände in Brandenburg zu verhindern heißt vor allem die richtigen Bäume zu pflanzen
D
ie Wälder Brandenburgs stehen unter Dauerbeobachtung.
Kameragestützte, digitale
Fernbeobachtungssysteme suchen
über den Baumkronen die Luft nach
Rauchwolken ab. Ein Indiz für des
Landes flammendsten Missetäter – das
Feuer. Noch in guter Erinnerung sind
die Waldbrände vor den Toren Berlins
im trocken-heißen Sommer 2018, als
der Geruch von verbranntem Holz bis
in die Innenstadt zog. Der Rabe Ralf
berichtete.
Bei Treuenbrietzen brannten 400
Hektar Wald. Mehrere Tage wüteten
die Flammen. Drei Dörfer – Klausdorf,
Frohnsdorf und Tiefenbrunn – mussten
evakuiert werden. Auch bei Fichtenwalde in unmittelbarer Nähe zum
Autobahndreieck Potsdam zerstörte ein
Feuer 30 Hektar Wald. Einigen Landhauseignern, die erst vor wenigen Jahren
in ihre neu errichteten Anwesen gezogen
waren, wird noch heute bange, wenn sie
an den Waldbrand denken, berichtet der
Sender RBB: „Eine Feuerwand bewegte
sich bis auf wenige hundert Meter an
den Ort heran.“
66 Menschen starben, 200 trugen zum
Teil schwerste Verletzungen davon. Bei
erneuten Bränden im Herbst desselben
Jahres kamen weitere 45 Menschen
ums Leben.
„Mit dem Eukalyptus
kamen die Brände“
Waldbrände sind in der sommertrockenen Mittelmeerregion aber nichts
Ungewöhnliches. Die ursprünglichen
Hartlaubwälder aus weitständigen
Stein- und Korkeichen, Zistrosen,
Lorbeer und Myrte waren daran bestens
angepasst. Der sklerophytische Bau der
Pflanzen mit kleinen, lederartigen und
oft mit Wachs oder Haaren überzogenen
Blättern schützte vor Austrocknung
und Brand. Die Feuer verblieben am
Boden. Von Bauern und Landarbeitern
wurden sie dafür geschätzt, wandelten
sie doch Stroh und Gras in Asche und
damit in für Pflanzen leicht verfügbare
Mineralien um.
Das änderte sich mit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert, als
aus Australien Eukalyptusbäume
importiert wurden. Im vergangenen
Jahrhundert avancierte der Eukalyptus
zum „grünen Gold“ Portugals. Sein
nichts davon: „Erst mit dem Eukalyptus
kamen die Brände“, zitiert „Die Zeit“
einen örtlichen Waldbrandexperten. Die
neobiotischen Eukalypten, an und für
sich eine sehr interessante Baumgattung, mit denen die australischen Aborigines folgenlos umzugehen wussten,
sind für manche heute „Europas Pest in
Baumgestalt“. Die Bäume sind bestens
an Feuer angepasst. Gewaltige Kronenfeuer brennen alles nieder. Ebenso
schwungvoll verläuft die anschließende
Erholung der Brandbäume. Tief reichen
ihre Wurzeln, groß ist ihr Durst. Kein
europäischer Baum hat an der Seite des
Eukalyptus auch nur den Hauch einer
Wachstumschance. Sie sind Monopolisten in Reinform. Einzig zum Wohle
der Wirtschaft.
Bodenfeuer sorgen für
gesunde Wälder
Von den gigantischen Waldbränden
Portugals geschossene Fotos werden in
den Online-Netzwerken millionenfach
geteilt. Unter Ergänzung von weiteren
Brandbildern aus anderen Weltgegenden ist daher verständlich, dass
Waldfeuer überwiegend als destruktiv
Süd- und Nordeuropa
und schädlich wahrgenommen werden.
stärker betroffen
Dabei können sich
viele Wälder nur mit
Wenn‘s im Wald brennt,
Feuers Hilfe natürlich
rückt nicht nur die Feuerwehr
entfalten und eine
aus. Im Mai 1971 brannten
hohe Artenvielfalt entbei Märkisch-Buchholz südwickeln.
östlich von Berlin 300 Hektar
Beispielgebend
Wald. An die 2.000 Helfer
dafür steht der boreale
kämpften gegen die Glut.
Nadelwald nördlich
Bei den Löscharbeiten halfen
der sommergrünen
auch sowjetische Soldaten.
Laub- und LaubnaEiner von ihnen kam dabei
delmischwälder. Froums Leben.
stig und doch immer1975 brannte es in Niegrün bedeckt er Teile
dersachsen lichterloh. Bei
Skandinaviens, des
dem bis zum heutigen Tag
Baltikums und weite
größten Waldfeuer DeutschGebiete Russlands,
lands kamen fünf Feuerdas ihm den Namen
wehrleute um. 82 Menschen
Taiga gab. Die Taiga
wurden verletzt. Von 6.000
kühlt das Klima, ist
Hektar Wald in den Kreisen
aber auch ein Wald,
Lüchow-Dannenberg, Celle
der in Jahrtausenden
und Gifhorn blieben nur verder Evolution Pflanzekohlte Baumstämme übrig.
narten hervorgebracht
Weitere 2.000 Hektar waren
hat, die an Bodenfeuer
geschädigt. Tagelang kämpfangepasst sind. So
ten 35.000 Feuerwehrleute,
die hochwachsende
Technisches Hilfswerk und
Waldkiefer, deren
freiwillige Helfer gegen das
Verbreitungsgebiet
Feuermeer. Dörfer wurden
bis nach Mitteleuroevakuiert. Zwölf Häuser
pa reicht. Daneben
brannten nieder. Erst der
die kleinblättrigen
Einsatz der Bundeswehr half
Laubhölzer Birke und
die Großfeuer einzudämmen.
Pappel. Des WeiteSo tragisch die Waldbrän- Bei Fichtenwalde wächst ein Mischwald heran.
ren Zwergsträucher,
de für die Betroffenen hierzuFoto: Thomas Thierschmann Farne, Moose und
lande auch sind: An Ausmaß
Flechten. Allesamt
und Folgen werden sie von
den Feuersbrünsten im Süden und Holz wird ausschließlich zu Papier sorgen sie für eine mächtige StreuauflaNorden Europas deutlich übertroffen. und Zellulose verarbeitet. Industrie und ge, die in der niederschlagsarmen Taiga
Allein in Portugal vernichteten im Juni Waldbesitzer profitieren, berichtet der im Frühjahr nach der Schneeschmelze
2017 Großbrände 26.000 Hektar Wald. Deutschlandfunk. Nur die Umwelt hat stark austrocknet. Blitzschläge von
Trockengewittern sind in der Regel der
Auslöser der Brände, die als Lauffeuer
kilometerweit durch die Wälder ziehen,
die Streuschicht abbrennen und so den
Mineralboden freilegen, auf dem dann
vom Wind herangetragene Sämlinge
keimen können.
In jüngster Zeit häufen sich jedoch
die Trockenperioden. Es kommt vermehrt zu Waldbränden. Einige Feuer
entwickeln sich zu Kronenfeuern, mit
desaströsen Folgen für Wald, Tier,
Mensch und Besitz. In Schweden brannten 2018 im Sommer 25.000 Hektar
Nadelwald. 188.000 Hektar waren es
in Russland 2010, wo großflächige
Wald- und Torfbrände mindestens 50
Menschenleben forderten.
Schlimmere Waldbrände
durch Brandbekämpfung
Als Reaktion auf die verheerenden
Waldbrände wurden in den vergangenen
Jahren die Ressourcen zur Waldbrandbekämpfung europaweit erhöht. Mit
dem Ergebnis, dass kleine und mittlere
Brände – also Bodenfeuer, die eine
weitgehend feuerresistente Waldstruktur ausbilden – mit Erfolg unterdrückt
wurden. Mit jedem Jahr kommt mehr
Streu aus Laub und anderem Pflanzenmaterial hinzu. Das bietet dann
genügend Nahrung für Großfeuer, die
den gesamten Baumbestand erfassen
und auch mit Großtechnik nicht mehr
zu kontrollieren sind. Dem ist wohl
nur beizukommen, wenn Waldbau und
Landschaftsplanung sich intensiver als
bisher an naturnahen Landentwicklungsprinzipien orientieren, in die auch
Erkenntnisse aus der feuerökologischen
Forschung einbezogen werden.
Auf den Waldbrandflächen Brandenburgs ist man schon einen Schritt
weiter. Der seit einigen Jahren praktizierte Waldumbau der Nadelholzreinbestände in standortgerechte und stabile
Mischbestände soll forciert werden,
heißt es in einem Bericht. Bei Treuenbrietzen ist bereits ein Mischwald aus
Kiefern, Traubeneichen, Stieleichen
und Birken gepflanzt worden. Und
auch auf der Brandfläche bei Fichtenwalde zwischen der Autobahn 9 und
dem Europaradweg wächst ein junger
Waldbestand heran: eine Mischung aus
Kiefern, Birken, Pappeln und Robinien.
Ein Tipp für Interessierte: Vom Bahnhof
Beelitz-Heilstätten aus ist die Fichtenwalder Brandfläche für Radfahrer in
kurzer Zeit leicht zu erreichen.
Thomas Thierschmann
NATUR
August / September 2020
15
Fluch und Segen
Die Robinie ist Baum des Jahres 2020
D
ie Robinie (Robinia pseudoacacia) wurde vor 400 Jahren aus
Nordamerika nach Mitteleuropa
eingeführt und nach dem französischen
Hofgärtner und Botaniker Jean Robin
benannt.
Erkennen kann man den Baum
im Sommer an seinen zart gefiederten
Blättern und den weißen Blütenständen.
Im Winterhalbjahr hängen braune bis
schwarz-braune Hülsenfrüchte in den
verzweigten Baumkronen. Der Stamm
hat eine graue, grobe, tief gefurchte
Borke. Aufgrund von Ähnlichkeiten
bei Blättern, Dornen und Früchten
kann die Robinie leicht mit der Akazie
verwechselt werden und wird deshalb
auch Scheinakazie genannt.
Schön und robust
Die Robinie wurde aufgrund ihres
ansprechenden Aussehens im 17.
Jahrhundert zunächst zur Verschönerung von Garten- und Parkanlagen
verwendet. Später fand man im Grubenbau Verwendung für sie, da sie ein
ungewöhnlich hartes Holz hat. Zudem
ist das Holz sehr witterungsbeständig,
weshalb es im Freien vielseitig einsetzbar ist, etwa für Spielplatzgeräte
oder Terrassen, aber auch im Wasser-,
Boot- und Brückenbau. Als Energieholz
wird Robinienholz ebenfalls , da es einen
sehr hohen Brennwert besitzt.
Die Robinie hat ein weit in die Fläche reichendendes Feinwurzelsystem,
wodurch sie auch als Alleebaum und
zur Bodensicherung an Steilhängen,
Dämmen, Böschungen und offenen
Sandflächen dient.
eines nährstoffarmen Bodens verloren
ist. Robinien besitzen nämlich Knöllchenbakterien an ihren Wurzeln, die
Luftstickstoff binden können.
Die Robinie ermöglicht damit die
Rückgewinnung von jahrhundertelang
übernutzten und verödeten Landstrichen, trägt aber auf der anderen Seite
dazu bei, dass nährstoffarme Lebensräume noch seltener werden.
Magere Standorte
verschwinden
Ebendieses Feinwurzelsystem kann
aber auch zum Problem werden. Es
gibt heute nur noch wenige sonnenbeschienene, trockene und stickstoffarme
Standorte, weshalb diese wegen ihrer
speziell angepassten Pflanzen- und
Tierwelt als schützenswerte Lebensräume gelten – beispielsweise Magerund Trockenrasen, warm-trockene
Hanglagen, Binnendünen oder lichte
Kiefernbestände auf sandigen Böden.
Der Anteil der Robinien in deutschen Wäldern ist mit 0,1 Prozent
sehr gering, wobei mehr als die Hälfte
der Bestände auf Berlin-Brandenburg
entfällt. Wo sich die Robinie jedoch
ausbreitet, ist dies meist unerwünscht.
Sie steht auf der Liste der invasiven
Baumarten, denn die lichtbedürftigen
Akazienhonig von Robinien
Die weißen Blüten der Robinie im
Sommer
Foto: Oliver Seehagen/Pixabay
Bäume verdrängen schnell andere Pflanzenarten. Versucht man die Robinien zu
fällen oder abzusägen, treiben Stubben
und Wurzelbrut umso stärker aus. Selbst
wenn es gelingt, diese mit viel Mühe
aus dem Boden zu holen, ist der Boden
bereits mit Stickstoff angereichert, wodurch das wesentliche Charakteristikum
Aus dem Leben einer Wildbiene
Warum Gärten mit Wildblumen und blühenden Kräutern so wichtig sind
H
allo, liebe Leserinnen und Leser,
ich bin eine von fast 600 wildlebenden Bienenarten in Deutschland
und möchte euch meine Geschichte
erzählen.
Wir Wildbienen sind Einzelgänger.
Wir pflegen unsere Nachkommen nicht
gemeinsam in einem Bienenstock, wie
es die Honigbienen tun.
Als ich zur Welt kam, war ich
allein in meiner Brutröhre, hatte aber
genug Futter, um zu einer starken Biene
heranzuwachsen. Ich knabberte mich
durch die Versiegelung der Brutröhre
nach draußen und suchte erst einmal
Nahrung.
Die Suche nach Futter führte mich
in den Garten des Grünen Hauses
in Hellersdorf. Hier wachsen viele
Wildblumen und Wildkräuter. Mit
ihrem Nektar konnte ich meinen ersten
Hunger stillen. Im großen Garten saß
auf einer Blume eine Drohne. Dieser
Bienenmann gefiel mir gut und auch
ich habe wohl sein Interesse geweckt.
Zuerst wollte ich mich aber richtig
satt essen.
Spät am Nachmittag flog ich zu der
Stelle zurück, wo ich den Bienenmann
gesehen hatte. Er war noch da, saß auf
einer Blume und naschte vom Nektar.
Auch diese Mauerbiene freut sich über die Nisthilfe.
Foto: David Hablützel/Pixabay
Ich flog in seine Nähe und hoffte, dass
er mich bemerkte. Er zeigte wieder, dass
ich ihm gefiel, und dieses Mal flogen
wir aufeinander zu und verliebten uns
heftig ...
Jetzt war es wichtig, den perfekten
Ort für ein Nest zu suchen. Im schönen Garten am Grünen Haus fand ich
eine Behausung für Wildbienen und
sammelte Nahrung für „meine“ Brutröhren, vor allem den Blütenpollen
von meinen Lieblingspflanzen. Wilde
Bienenarten wie wir sind nämlich oft
auf ganz bestimmte Pflanzenfamilien
spezialisiert.
Die Wildbieneneier habe ich hin-
Die Robinie enthält Lektine, weshalb vor allem ihre Rinde und ihre
Blätter für Menschen giftig sind. Rehe,
Ziegen und Rinder nutzen die Blätter
hingegen als Nahrungsmittel, und im
Winter nagen Hasen und Kaninchen
oft an der Rinde.
Die Blüten können ähnlich wie Holunderblüten in Süßspeisen oder zu Limonaden und Gelees verarbeitet sowie
im Pfannkuchenteig oder im heißen Öl
ausgebacken werden. Bienenhonig von
Robinien gilt als Delikatesse – obwohl
er meist als „Akazienhonig“ verkauft
wird.
Paula Rinderle
Weitere Informationen:
www.baum-des-jahres.de
Tel. 05194 / 900240
tereinander in der Brutröhre abgelegt.
Dann habe ich die Röhren mit Lehmmörtel verschlossen. So können meine
Kinder erst zu Larven und dann zu erwachsenen Wildbienen heranwachsen.
Ich habe meine Aufgabe erfüllt.
Wir Wildbienen leben nur ein paar
Wochen im Jahr. Aus diesem Grund ist
es für uns so wichtig, in dieser kurzen
Zeit eine Kinderstube und Nahrung für
unsere Nachkommen zu finden.
Wir Wildbienen freuen uns sehr,
wenn die Menschen dabei helfen, unsere natürlichen Nistplätze zu erhalten. Je
nachdem, zu welcher Art wir gehören,
brauchen wir offene Sandstellen, Totholz und andere Nischen. Einige von
uns ziehen auch gerne in die Röhren
von Insektenhotels ein.
Weil wir bei der Nahrungssuche
nicht so weit fliegen, sind Gärten wie der
vom Grünen Haus für uns so wichtig.
Zum Dank dafür helfen wir mit, dass
Obst, Gemüse und Blumen bestäubt
werden und mit unserer Arbeit prächtig
gedeihen und viele Früchte tragen.
Monja Häntzschel
Die Autorin ist zurzeit Praktikantin
im Grünen Haus in der Boizenburger
Straße 52. Weitere Informationen:
www.gruenes-haus-hellersdorf.de
Tel. (030) 56298081
Tipps für bestäuberfreundliche
Gärten: www.giftfreiesgaertnern.de
16
WASSER
August / September 2020
Blau und Grün zum Grau-Berlin!
Nachhaltige Regenwassernutzung ermöglicht Stadtbäumen, ihre Leistungen für die Quartiere aufrechtzuerhalten
R
eden wir zuerst vom Grün. Städter haben eine eigentümliche
Sicht auf die sie umgebende Vegetation, speziell auf das Straßenbegleitgrün, pardon: die Bäume. Sie nehmen
sie als Staubfänger, Lärmbremse, Schattenspender und – aus einem gewissen
Abstand – als Augenweide wahr, nicht
aber als das, was sie tatsächlich sind:
Lebenspartner. Städter atmen Sauerstoff
ein und glauben, er käme irgendwie
vom Himmel. Dem ist nicht so. Der von
uns Menschen eingeatmete Sauerstoff
wurde – Molekül für Molekül – seit
Jahrmillionen und so auch heute noch
per Photosynthese durch die irdische
Flora erzeugt.
Die 300 Kubikmeter Laub (auch
als Kronenvolumen bezeichnet) eines
erwachsenen vitalen Stadtbaumes erbringen pro Jahr im Durchschnitt eine
enorme Leistung:
• 1.250 Kilogramm Sauerstoff
• 1.750 Kilo gebundenes CO2
• 300 Kilo gebundener Feinstaub
• rund 50 Kubikmeter Feuchtluft
• über 150 Quadratmeter Schatten
• über 50 Kilowattstunden Kühlung
• Lärmreduzierung (keine Messwerte
verfügbar)
• zahllose ernährte Insekten und Vögel
(keine Messwerte)
Die Sauerstoffleistung des Baumes
steht an der Spitze der Übersicht, weil
wir Menschen nicht lange überleben
würden, wenn wir diesen Stoff nicht
ausreichend und kontinuierlich zu uns
nehmen könnten. Mediziner haben den
Sauerstoffbedarf des Menschen errechnet. Pro Jahr sind es durchschnittlich
500 Kilogramm.
Setzt man diese Menge zur Leistung
des Baumes in Beziehung, dann benötigt eine erwachsene Person 40 Prozent
der Jahreserzeugung eines erwachsenen
Baumes. „Ein Baum versorgt zweieinhalb Menschen“, rund gerechnet also
„eine Familie“ (siehe Grafik) – dieses
Verhältnis müssen wir uns merken,
wenn wir über „Stadtklima“ und „Verdichtung der Wohnbebauung“ urteilen
wollen.
Apropos Verdichtung: Selbstverständlich hat ein erwachsener vitaler
Baum ebenfalls einen „Wohnanspruch“.
Der heißt Standfläche. Darunter ist die
Projektion des Kronendurchmessers
auf den Erdboden zu verstehen. Dies
hat folgende biologische Bewandtnis:
Damit der Baum ein Wurzelvolumen
ausbilden kann, welches seinem Kronenvolumen gleichwertig ist, sollte
der Wurzelraum eines Baumes nicht
geringer als 300 Kubikmeter sein.
Weil sich seine Wurzeln gleichmäßig
seitwärts in alle Richtungen erstrecken
wollen, sollte die Standfläche pro Baum
nicht geringer als 50 Quadratmeter
sein. Theoretisch wissen das alle Landschaftsgärtner. In der Praxis wird oft
gegen diese Proportionen verstoßen,
gerade bei Straßenbäumen.
Verdichtung heißt
Baumverdrängung
Nun kommen wir zum Grau. Bäume
stehen auf der Erde nebeneinander,
während „Verdichtung der Wohnbebauung“ bedeutet, dass Menschen in
grauen Betonkästen acht, zehn oder
mehr Etagen übereinander gestapelt
werden. Stadtplaner glauben offenbar,
baumabhängige Sauerstoffatmer beliebig übereinander auftürmen zu können.
Bei zugemessenen 60 Quadratmetern pro Familienwohnung schrumpft
in einem Sechsstöcker die Wohngrundflächenquote auf weniger als 10
Quadratmeter pro Familie – nicht aber
deren Sauerstoffbedarf (siehe Foto S. 17
oben). Während die Relation von 60
Quadratmetern für die Familie drinnen
und 50 Quadratmetern für den Baum
draußen in zweistöckigen Häusern im
Siedlungsgebiet und auch noch für
viergeschossige Mehrfamilienhäuser
im „allgemeinen Wohngebiet“ leicht
einzuhalten ist, geht die Gleichung der
Investoren und Planer für einen Hauseingang im sechsstöckigen Wohnblock
den hinzurechnen könnte, ergäbe sich
eine beträchtliche Sauerstoff-Unterversorgung. Die Unterversorgung im
wohnnahen Bereich muss durch den
„Import“ von Sauerstoff aus entfernteren Gegenden ausgeglichen werden.
Wenn Platz fehlt,
fehlt auch Wasser
Schließlich ist über das Blau nachzudenken. Bäume entwickeln stattliche,
vitale Laubkronen nur, wenn sie ganzjährig ausreichend mit Wasser versorgt
sind. Um neben der Photosynthese
von Sauerstoff noch 50 Kubikmeter
Feuchtluft erzeugen zu können, muss
mindestens diese Menge an Wasser
durch die Wurzeln aufnehmbar sein.
Auf 50 Quadratmetern unversiegelter Standfläche ausgedehnt, erhalten die Berliner Stadtbäume jährlich
30 Kubikmeter direkten Regen, der
zunächst im Porenvolumen der Krume und des Unterbodens gespeichert
wird und von dort allmählich mit den
Wurzeln aufgenommen wird. Das
Speichervermögen der Krumenporen ist
1.250 kg
Sauerstoff
pro Jahr
1.250 kg
Sauerstoff
pro Jahr
Ein Stadtbaum erzeugt rechnerisch den Sauerstoffbedarf für zweieinhalb Menschen.
Grafik: Nina Garman/Openclipart/Hermann Wollner/Rabe Ralf
des allgemeinen Wohngebietes nicht
auf: 20 bis 30 Atmende sollen hier
durch zwei Sauerstoffspender auf 80
Quadratmetern Außenfläche versorgt
werden – das ist gemäß Berliner Baunutzungsverordnung zulässig. Menschenverdichtung heißt Baumverdrängung.
Selbst wenn man die in der Berliner
„Charta Stadtgrün“ von 2018 geforderte
Grünfläche im Ein-Kilometer-Radius
um ein Wohngebiet als baumbestan-
jedoch weit größer als 0,6 Kubikmeter
je Quadratmeter. Selbst wenn ihnen im
Sommer außerdem noch der berühmte
„tägliche Eimer Wasser“ verabreicht
würde, ergäbe das nur eine zusätzliche
Gabe von rund zwei Kubikmetern –
sechs Prozent mehr. Ein lockerer und
tiefer natürlicher Boden könnte aber
im 50-Quadratmeter-Radius durchaus
die 20 Kubikmeter zusätzlich für den
Baum aufnehmen, womit dieser die
sommerlich trockene Stadtluft kräftig
befeuchten kann.
Hinzu kommt, dass in der Vegetationsperiode (April bis September,
182 Tage) im Berliner Raum mit mehr
als 100 Trockentagen ohne Regen zu
rechnen ist. Das ergeben die langjährigen Niederschlagsaufzeichnungen
des Deutschen Wetterdienstes. Diese
regelmäßige Trockenzeit schadet der
Allgemeinheit weit mehr als die wenigen spektakulären Starkregengüsse.
Um den Stadtbaumbestand von
etwa einer Million Exemplaren zu halten, müssen in Berlin jedes Jahr etwa
25.000 Bäume nachgepflanzt werden.
Von den angepflanzten Jungbäumen
vertrocknen etwa 10 Prozent, während
die Laubkronen älterer Bäume unter
der „Hitzeglocke“ Berlins irreversible
Trockenschäden entwickeln. Die Photosynthese-Leistung der Stadtbäume
für die Menschen sinkt in besonders
trockenen Sommern mit Sicherheit um
mehr als 10 Prozent.
Diese natürliche Leistungsminderung der Bäume in Trockenzeiten wird
durch das Auftürmen hoher weißer
Außenwände von Gebäuden in ihrer
Umgebung verstärkt, denn derartige
Wände haben die Eigenschaft, auftreffendes Sonnenlicht auf ihre Umgebung
abzustrahlen, also die verbliebenen
Bäume zusätzlich zu „grillen“.
„Dezentrale
Regenwasserwirtschaft“
Abhilfe gegen diese Trockenzeiteffekte kann die Nutzung der bisher
ungenutzten städtischen Ressource
Regenwasser bringen. Uns interessieren dabei die Wassermengen, die
auf die 535.920 Dächer in Berlin
herniedergehen. Dieses reine Himmelswasser nennen wir „Regen“ und
unterscheiden es qualitativ streng
vom „Niederschlagswasser“ auf den
Verkehrsflächen. Dort aufgetroffen,
wird es sogleich durch Reifenabrieb,
Hundekot und weggeworfenen Müll
verunreinigt. Für die Ableitung dieses
„Niederschlagswassers“ ist die Kanalisation da.
Auf Berlins rund 110 Millionen
Quadratmeter Dachfläche, ob flach,
ob steil, gehen im langjährigen Durchschnitt 65 Millionen Kubikmeter Regen
pro Jahr nieder. Diese Menge ließe sich
zu einem gewissen Teil durch Dach- und
Fassadenbegrünungen (mit wesentlich geringerem photosynthetischem
Leistungsvermögen als erdbürtige
Bäume) abfangen. Multiplizieren wir
den Stadtbaumbestand mit der Regenaufnahmekapazität seiner effektiven
Standflächen, kommt ein zusätzliches
Aufnahmevermögen von über 25 Millionen Kubikmetern Wasser zustande.
Diese Mengen und Flächen wollen
geregelt betreut werden. Daher geistert
schon seit einigen Jahren der Begriff „de-
August / September 2020
dratmetern Boden angepflanzten 80 bis
120 Gehölzen angedeihen lassen. Das
ergäbe erfreuliche 20 bis 30 Kubikmeter
Zusatzwasser pro Baum, aber für die
Baumpflege nur ein Zubrot von 7.200
Euro im Jahr. Mit diesem Betrag lässt
sich weder eine ordentliche Zisterne
für die Zwischenspeicherung noch eine
Betreuungsperson finanzieren.
zentrale Regenwasserwirtschaft“ durch
amtliche Verlautbarungen und Medien.
Sie kommt aber nicht in Schwung. Schon
gar nicht als Wirtschaft.
Wie viel schulden
wir einem Baum?
Ebenso schwer, wie es Städtern
fällt, die Naturbeziehungen Regenwasser–Vegetation–Mensch–Atmosphäre
im Zusammenhang zu betrachten,
scheint es den Zuständigen für die
kommunale Stadtwirtschaft Berlins
zu fallen, die ökonomisch-juristischen
Beziehungen Aufwendungen–Aufwendungsträger–Nutzen–Nutzenbezieher
sinnvoll zu regeln. Bei letzteren kommen Geld und Eigentumsgrenzen ins
Spiel. Und bei Geld hört bekanntlich
die Gemütlichkeit auf.
Meine Meinung ist: Da sämtliche
ökologische Leistungen der Bäume
außer Schatten und Kühlung dem
kollektiven Verbrauch ausgesetzt sind,
schulden die kollektiven Nutzer den
individuellen Pflegern der Bäume die
Vergütung ihrer Leistung. Die bisher
nicht überwundene Hürde liegt in der
Frage: Wie hoch ist der kollektive
Nutzen der Bäume zu veranschlagen?
Bisher wollen die Berliner Wasserbetriebe, die jährlich mehr als 100
Millionen Euro Gewinn machen, nur
auf den Erlös aus der sogenannten Nie-
17
150 Euro pro Baum
in den Landeshaushalt
Berliner Grauraum: Gesobau-Wohnanlage in Hellersdorf-Nord, Oktober 2019
Foto: Hermann Wollner
derschlagswassereinleitungsabgabe
verzichten. Das ist ein flächenbezogener Betrag in Höhe von 1,80 Euro
pro Quadratmeter entwässerter versiegelter Grundstücksfläche. Großzügig
formulieren die Wasserbetriebe: „Bei
Umsetzung von Maßnahmen der dezentralen Regenwasserbewirtschaftung ist
eine anteilige oder sogar vollständige
Befreiung vom Niederschlagswasserentgelt möglich.“ (www.bwb.de/204)
Da sind also jede Menge Hintertüren möglich. Angenommen, der Betreiber eines Wohnblock-Grundstücks von
10.000 Quadratmetern hat die laut Baunutzungsverordnung zulässige „Grundflächenzahl“ ausgeschöpft, dann könnte
er den Regen von maximal 4.000
Quadratmetern Dachfläche auf dem
eigenen Grundstück „bewirtschaften“
– das heißt, er könnte das Regenwasser
den auf ebenfalls maximal 4.000 Qua-
Daher lautet der Vorschlag des
Berliner Wasserrates, die photosynthetische und stadthygienische Leistung der Stadtbäume mit 200 Euro
pro Baum und Jahr zu veranschlagen.
Zur Finanzierung von nachhaltigem
Regenwasser-zu-Baum-Management
sollten für jeden erwachsenen Baum
mit gesunder Krone 150 Euro in den
Landeshaushalt eingestellt werden.
Dieser Betrag soll denjenigen Grundstücksbetreibern – ob öffentlich oder
privat – zur Verfügung gestellt werden,
die ein derart nachhaltiges Management gewährleisten. Allianzen über
Grundstücksgrenzen hinaus sind dabei
bevorzugt zu finanzieren.
Hermann Wollner
Weitere Informationen:
www.berliner-wasserrat.de
www.bwb.de/1052
Gegen „rechte Landnahme“
Bildungsangebote, um Rechtsextremismus im ländlichen Raum zu erkennen und zu verhindern
E
xtrem rechte Gruppierungen und
Einzelpersonen versuchen seit einigen Jahren zunehmend, den ländlichen
Raum zu besiedeln. Über ihr Engagement in Erziehungseinrichtungen und
Vereinen, gerade auch im Naturschutzund Umweltbereich, wollen sie den
gesellschaftlichen Diskurs nach rechts
verschieben. Begünstigt wird diese
Entwicklung durch den Rückgang der
Bevölkerung in den ländlichen Räumen
und die immer weitere Vernachlässigung öffentlicher Infrastrukturen in
diesen Regionen.
zu beurteilen. Ein Online-Seminar soll
außerdem Studierende der „Grünen
Berufe“ in die Lage versetzen, mögliche
Anknüpfungspunkte menschenverachtender und völkischer Ideologien
in ihrem zukünftigen Berufsfeld zu
erkennen. Hinzu kommen Vorträge
und Workshops für einen Einstieg in
das Thema und zur Sensibilisierung
für die Gefahren durch nationalistische,
völkische und rassistische Aktivitäten
im Natur- und Umweltschutz.
Marion Andert
Weitere Informationen:
www.nf-farn.de/naturschutzraum
Tel. (030) 29773267
Für Fachkräfte vor Ort
und für Studierende
Das von der Fachstelle Radikalisierungsprävention und Engagement
im Naturschutz (FARN) angeschobene
Projekt „NaturSchutzRaum“ will dieser
strategischen „rechten Landnahme“
ein wirksames Mittel entgegensetzen
– durch Bildung und Prävention. Das
Projekt will rechtsextrem gefährdete
Jugendliche und junge Erwachsene
in ländlichen Räumen über die Natur-
Anzeige
Es gibt schon Dörfer mit rechtsradikaler Mehrheit.
Foto: Quapan, flickr.com/hinkelstone/15893039017
und Umweltschutzverbände erreichen.
Die Angebote sollen es ermöglichen,
die Gefahren der Radikalisierung zu
erkennen und ihnen rechtzeitig entgegenzuwirken.
Dazu gehören Schulungen, die
Multiplikatorinnen und Multiplikatoren vor Ort befähigen, bei ihrer
Arbeit aufzuklären und mögliche Radikalisierungstendenzen sachkundig
18
August / September 2020
WIRTSCHAFT
Nachhaltig wirtschaften – aber wie?
Teil 3: Trotz allem nicht aufgeben – Wirtschaftsdemokratie!
K
ein Massentourismus, keine Kreuzfahrten, Flugzeuge
blieben am Boden und die
Autoproduktion kam zum Erliegen. Die
Maßnahmen des Corona-Lockdowns,
die auch unter Klimagesichtspunkten
vernünftig waren, haben keinen Bestand. Das war zu erwarten. Obwohl
bekannt ist, dass die Klimakatastrophe
längst stattfindet und dass die klimapolitischen Ziele mit dieser Wirtschaft
unerreichbar sind, hat die Politik nichts
Besseres zu tun, als mit einem Konjunkturpaket dafür zu sorgen, dass es
möglichst schnell wieder weitergeht
wie bisher, auf den bekannten Pfaden,
die schon heute die Lebensgrundlagen
von Millionen Menschen zerstören.
Kaum nehmen die Ansteckungen
mit Corona ab, wird die Wirtschaft
wieder hochgefahren. Das Konjunkturpaket soll die Rezession abfedern
und ist auf Konsumanreize, Wirtschaftswachstum und Standortpflege
ausgerichtet. Zwar gibt es wenigstens
keine Abwrackprämie für Autos mit
Verbrennungsmotor, aber auch die
Subventionierung von Elektroautos
geht in die falsche Richtung. Statt
den Individualverkehr zu fördern,
wäre es notwendig, den öffentlichen
Nahverkehr attraktiver zu machen.
Zuverlässiger, günstiger oder noch
besser gleich kostenlos – und vor allem
flächendeckend. Städtische Randlagen
und ganze Regionen auf dem Land
müssten problemlos autofrei erreichbar
sein, denn der Verkehr gilt als einer der
schlimmsten Klimakiller. In anderen
Bereichen sinken die Treibhausgasemissionen seit 1990, beim Verkehr sind
sie gleich geblieben.
Umweltschäden töten
mehr Menschen als Corona
Dass Zahlen nicht immer verlässlich und daher mit Vorsicht zu
genießen sind, zeigte sich in den letzten
Monaten auch bei den verwirrenden
Angaben zu Corona-Infektionen.
Aber Zahlen sind nicht egal. So ist
dem Epidemiologischen Bulletin des
Robert-Koch-Instituts (RKI) vom Juni
2019 zu entnehmen, dass 2018, im
zweitheißesten Sommer seit Beginn
der Wetteraufzeichnung, allein in Berlin
490 Menschen an der Hitze gestorben
sind. Bundesweit wurde damals von
etwa 10.000 Hitzetoten ausgegangen.
Betroffen waren vor allem ältere
Menschen, ebenso wie bei Corona. An
dem Virus starben bisher laut RKI 217
Menschen in Berlin, in Deutschland
insgesamt 9.063 (Stand 12. Juli 2020).
Noch gefährlicher sind die Auswirkungen der Luftverschmutzung.
Im Oktober 2018 teilte das Umweltbundesamt mit, dass in den Jahren
2007 bis 2015 jährlich etwa 44.900
Menschen deutschlandweit vorzeitig
durch Feinstaub gestorben seien.
Das Ärzteblatt berichtete im Februar
2020 von einer Studie, wonach in
Deutschland in jedem Jahr etwa 80.000
Menschen durch Luftverschmutzung
sterben, weltweit wurden 4,5 Millionen Luftverschmutzungstote pro Jahr
ermittelt. Schutzmaßnahmen für die
Bevölkerung oder auch nur annähernd
drastische Eingriffe in die Wirtschaft
wie bei Corona? Fehlanzeige.
Am 3. Juli verabschiedeten Bundestag und Bundesrat mit der Koalitionsmehrheit das sogenannte „Kohleaus-
und haben dann vorrangig die Aufgabe,
Profite zu erwirtschaften. Die Kranken
und zu Pflegenden sind Mittel zum
Zweck, ebenso wie das Personal. Mit
der Krankenhausfinanzierung durch
Fallpauschalen wird der Dienst am
Menschen auch in öffentlichen und
freigemeinnützigen Einrichtungen
betriebswirtschaftlichem Denken
unterworfen. Die erschreckenden Auswirkungen auf die Gesundheit und auf
die Beschäftigten zeigen Leslie Franke
und Herdolor Lorenz anschaulich in
„Was wirklich wichtig ist“, versucht Attac mit Corona-Aktionen zu vermitteln.
Foto: attac.de/corona
stiegsgesetz“ mit Milliardensubventionen für die Kohlereviere (siehe S. 7).
Die Grünen kritisieren es zu Recht als
„Kohleverlängerungsgesetz“.
Wie glaubwürdig ist angesichts all
dessen der behauptete Bevölkerungsschutz durch die Corona-Politik? Steht
wirklich die Gesundheit der Bevölkerung im Mittelpunkt, oder geht es um
ganz andere Interessen?
In den Anfangszeiten der CoronaPandemie schien es, als würden soziale
Werte an Bedeutung gewinnen. Es wurde gefragt, was wirklich wichtig ist und
was Menschen zum Leben brauchen.
Angesichts der Gefahren des neuartigen
Virus und der politisch und medial beförderten Angst vor Ansteckungen wurde die Verletzlichkeit aller Menschen
spürbar. Die Bedeutung einer guten,
zuverlässigen Gesundheitsversorgung
geriet in den Blick. Es gab Momente der
Wertschätzung für diejenigen, die in der
Pflege arbeiten – das scheint schon fast
wieder vergessen. In Lohnerhöhungen
oder gar besseren Arbeitsbedingungen
drückte sich das nicht aus, im Gegenteil.
Vorerst bis zum Jahresende wurde die
in der Pflege zulässige Arbeitszeit auf
bis zu 12 Stunden am Tag ausgedehnt.
Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen werden zunehmend privatisiert
ihrem 2018 fertiggestellten Film „Der
marktgerechte Patient“. Sie zeigen
jedoch auch, wie es anders besser geht,
ohne Beratung von McKinsey und Co,
wenn die Krankenhausleitung selbst die
Verantwortung übernimmt.
Agroindustrie macht
Hunger und Pandemien
Die Unterwerfung der Welt unter
das Diktat der Profitmaximierung ist
ein menschheitsbedrohendes Problem,
das lässt sich kaum noch leugnen
und war auch lange vor Corona klar.
Schon 2008 hatte der Weltagrarrat –
ein auf Vorschlag der Weltbank von
den Vereinten Nationen einberufenes
wissenschaftliches Gremium – einen
Weltagrarbericht vorgelegt, wonach nur
eine kleinbäuerliche Landwirtschaft im
Sinne der Ernährungssouveränität in
der Lage sei, die wachsende Weltbevölkerung zu ernähren. 64 Länder hatten
damals den Bericht unterzeichnet und
damit Ernährungssouveränität zu ihrem
politischen Ziel erklärt – Deutschland
nicht. Ernährungssouveränität bedeutet, dass jedes Land und jede Gemeinde
das Recht hat, über die eigene Landwirtschaft und Ernährung demokratisch
selbst zu bestimmen.
Via Campesina, der Verband von
Kleinbäuerinnen und Landlosen,
hatte dies schon lange gefordert. Ernährungssouveränität geht weiter als
Ernährungssicherung, bei der lediglich
gewährleistet werden soll, dass alle
Menschen genug zu essen haben – was
jedoch nicht gelingen kann, so lange
Landnutzung und Lebensmittelproduktion in der Hand von Konzernen und
Finanzinvestoren liegen, die systematisch die Natur zerstören, indem sie
Böden verseuchen und Grundwasser
übernutzen, und die Arbeitenden unter
oft sklavereiähnlichen Bedingungen
ausbeuten. Nur eine kleinbäuerliche
Landwirtschaft ist in der Lage, eine
wachsende Weltbevölkerung zu ernähren.
Auch die Corona-Pandemie ist
nicht plötzlich aus dem Nichts gekommen, sondern hat ihre Ursachen
in der industriellen Landwirtschaft und
Viehzucht sowie in der Abholzung von
Urwäldern. Darauf wies beispielsweise
der US-amerikanische Evolutionsbiologe Rob Wallace in einem Interview
mit der Zeitschrift marx21 bereits im
März 2020 hin. Durch die Globalisierung können sich die Erreger dann
innerhalb kürzester Zeit weltweit
verbreiten.
Während Deutschland noch glimpflich davon gekommen ist, sind andere
Länder weitaus stärker betroffen, nicht
nur vom Virus selbst. „In Folge der
Covid-19-Pandemie könnten bis zum
Jahresende täglich weltweit bis zu
12.000 Menschen an Hunger sterben“,
teilte die internationale Nothilfe- und
Entwicklungsorganisation Oxfam am
9. Juli in einer Pressemitteilung mit,
„möglicherweise sogar mehr als an der
Krankheit selbst“. Vor allem Frauen
seien besonders betroffen. Gleichzeitig
hätten die acht größten Lebensmittelund Getränkeunternehmen seit Januar
18 Milliarden Dollar an ihre Aktionäre
ausgezahlt, das sei „zehnmal mehr als
der Betrag, den die Vereinten Nationen
benötigen, um Hunger zu bekämpfen“.
Oxfam fordert von den Regierungen
finanzielle Hilfen und Schuldenstreichungen für arme Länder, außerdem
die Förderung kleinbäuerlicher Landwirtschaft.
Nicht die Wirtschaft retten,
sondern Menschen
Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin
rechnet mit einem gegenüber 2019
um 9,4 Prozent verminderten Bruttoinlandsprodukt (BIP) in diesem Jahr,
das durch das Konjunkturpaket auf 8,1
Prozent abgemildert werden könnte. Einen solchen Wirtschaftseinbruch hat es
seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs
nicht gegeben. Die Arbeitslosigkeit
wird weiter zunehmen, viele kleine
Unternehmen werden die Pandemie
WIRTSCHAFT
trotz Soforthilfen kaum überstehen. Mit
großem Geld werden vor allem Großunternehmen unterstützt, über direkte
Subventionen oder Kreditgarantien.
Dieses „degrowth by disaster“ wird
absehbar die ohnehin schon Benachteiligten und Marginalisierten besonders
treffen, aber auch viele, die sich heute
noch zur Mittelschicht zählen.
Eine aus Gründen der Klimagerechtigkeit dringend erforderliche Wachstumsrücknahme (degrowth) bräuchte
stattdessen eine Wirtschaftspolitik
des sozialen Ausgleichs, mit gerechter
Besteuerung und einer zuverlässigen
Grundversorgung für alle. Dafür wären
gerade jetzt öffentliche Investitionen
in öffentliche, demokratisch bewirtschaftete Infrastrukturen erforderlich
statt Hilfen für Private. Denn warum
soll „die Wirtschaft“ gerettet werden?
Die Wirtschaft ist keine Person,
sie hat keine eigenen Rechte, ihr sollte
endlich der Subjektstatus aberkannt
werden, denn „die Wirtschaft“ gibt
es nicht. Was heute gemeinhin darunter verstanden wird, hat aufgrund
von Profitstreben, Konkurrenz und
Wachstumsorientierung überwiegend
destruktiven Charakter. In den ersten
beiden Beiträgen dieser Artikelserie
zum nachhaltigen Wirtschaften ging
es darum, dass ein anderes Verständnis
von Wirtschaft notwendig ist (Rabe
Ralf Februar und April 2020, jeweils
S. 18). Das Wirtschaften sollte wieder
in die Gesellschaft eingebettet sein,
als ein Prozess zur Herstellung des
Lebensnotwendigen, der den Menschen
dient, ohne die die natürlichen Lebensgrundlagen zu zerstören.
In Weltregionen, die noch nicht der
kapitalistischen Marktlogik unterworfen sind, gibt es solche Ökonomien,
die auf Selbsthilfe und Kooperation
beruhen. Durch Privatisierungen und
Landnahme sind sie jedoch gefährdet.
Solidarische Ökonomien existieren
weltweit teilweise jenseits, teilweise
auch innerhalb der Märkte, als genossenschaftliches Wirtschaften und auch
in öffentlichen Versorgungsökonomien
(Rabe Ralf Februar 2019, S. 20). Sie
sind dadurch gekennzeichnet, dass ihr
Antrieb nicht die Gewinnerwirtschaftung ist und dass sie mehr oder weniger
demokratisch organisiert sind.
Das „Weltsozialforum Transformatorische Ökonomien“, das für Juni
2020 als große globale Veranstaltung in
Barcelona geplant war, musste in dieser
Form ausfallen. Stattdessen gab es ein
umfangreiches Online-Programm. In
einem „Internationalen Manifest für
Solidarische Ökonomie“ weisen 45
Wissenschaftlerinnen, Wissenschaftler
und Studierende auf die Existenz und
Bedeutung bereits existierender solidarökonomischer Strukturen in allen
Kontinenten hin. Sie fordern, dass die
Akteure der Solidarwirtschaft gehört
werden, denn „Anpassungen des beste-
August / September 2020
19
hat die stellvertretende Bürgermeisterin
Marieke van Doorninck die britische
Wirtschaftswissenschaftlerin Kate
Raworth beauftragt, gemeinsam mit
der Stadtverwaltung einen Leitfaden
für eine gedeihliche Stadtentwicklung
im planetarischen Gleichgewicht zu erarbeiten. Das von Raworth entwickelte
Modell einer sozial-ökologischen
Donut-Ökonomie wurde im ersten Teil
dieser Artikelreihe vorgestellt (Rabe
Ralf Februar 2020, S. 18). In weiteren
Beiträgen soll es um die Erfahrungen
aus Amsterdam gehen, sowie um die
verschiedenen Vorstellungen von einem
Green New Deal.
Elisabeth Voß
Online-Fassung mit Quellen auf
www.raberalf.grueneliga-berlin.de
Anzeigen
Demonstration für den Erhalt des Berliner Kinos Colosseum im Juli. Die Beschäftigten wollen eine Genossenschaft gründen.
Foto: arbeitsunrecht.de
henden Systems sind erforderlich, aber
sie werden nicht ausreichen. Die durch
die Solidarwirtschaft initiierten Experimente sind Träger neuer Beziehungen
zwischen Wirtschaft und Gesellschaft,
sowohl in ihrer menschlichen als auch in
ihrer nicht-menschlichen Dimension.“
Die Wirtschaft, die für die Zukunft
notwendig sei, existiere bereits, für
ihren Ausbau sei „eine neue Generation
öffentlichen Handelns erforderlich“.
Jetzt erst recht –
Wirtschaftsdemokratie
Mit der Forderung nach öffentlichem Handeln ist direkt die Frage der
Demokratisierung angesprochen. Statt
einer „marktkonformen Demokratie“,
wie sie Kanzlerin Angela Merkel am
1. September 2011 propagierte, wäre
umgekehrt eine Demokratisierung
der Wirtschaft auf allen Ebenen – von
lokal bis transnational – notwendig.
Der Bielefelder Jura-Professor Andreas Fisahn spricht von einer derzeit
„halbierten Demokratie“ und fordert,
dass „ein emanzipatorischer Begriff
der Demokratie auch ökonomische Gesetzmäßigkeiten in den Blick nehmen
und ihnen gegenüber den Vorrang der
Politik betonen“ muss.
Wirtschaftsdemokratie hat zwei Dimensionen, zum einen die betriebliche,
zum anderen die volkswirtschaftlichgesellschaftliche. Auf betrieblicher
Ebene gibt es hierzulande genossenschaftlich organisierte selbstverwaltete
Betriebe und Projekte, die oftmals aus
dem ausdrücklichen Wunsch der Beteiligten entstehen, „ohne Chef und Staat“
arbeiten zu wollen. Einige von ihnen
haben sich in Berlin im Kollektive-Netz
zusammengeschlossen, eine Kollektive-Liste für den deutschsprachigen
Raum ist im Aufbau. Diese Betriebe
und Projekte solidarischen Wirtschaftens sind ein Vorschein des Morgen im
Heute. Kollektivbetriebe und Hausprojekte, Solidarische Landwirtschaft und
emanzipatorische Bildungsprojekte
können als Keimformen verstanden
werden, in denen neue Praktiken des
sozialen Austauschs erprobt werden,
beispielsweise in der Arbeit und Entscheidungsfindung, beim Teilen des
Ertrages oder in der Gestaltung des
sozialen Miteinander.
Die Übernahme bestehender Unternehmen durch die Beschäftigten – vor
allem durch Betriebsbesetzungen in
Lateinamerika bekannt geworden – ist
hingegen in Deutschland sehr selten.
Das soll sich nach Auffassung der
Aktion Arbeitsunrecht ändern. Der
von dem Kölner Publizisten Werner
Rügemer 2014 initiierte Verein setzt
sich für die Rechte besonders ausgebeuteter Beschäftigter ein, von Putzleuten und Hostel-Beschäftigten über
Arbeitende in der Fleischindustrie bis
zu Pilotinnen und Piloten. Auf einer
Konferenz im Juni 2020 in Berlin diskutierten Fachleute unterschiedlicher
Disziplinen zum Thema „Workers‘
Buy-out – Arbeiter*innen-Kontrolle
statt Betriebe schließen“. In seiner
Eröffnungsrede kritisierte Rügemer
ausgesprochen scharf den „Pandemienund Unternehmer-Staat Deutschland“.
An dessen Stelle sollen nun die
Arbeitenden selbst „in einem großen
demokratischen Experimentierfeld
die Verantwortung“ für ihre eigenen
Arbeitsplätze übernehmen und diese
damit zukunftsfähig machen.
Wie demokratisches Wirtschaften
über einzelne Betriebe hinaus möglich
sein kann, möchte die niederländische
Hauptstadt Amsterdam zeigen. Dazu
GRÜNES NACHHÖREN!
Umweltsendungen online hören
Aktuelle Interviews mit Expert*innen
bei Radio Corax – freies Radio aus Halle
www.radiocorax.de (Nachhören – Grünes)
Im Raum Halle auch auf UKW 95,9 MHz. Podcast:
radiocorax.de/nachhoeren/beitraege/gruenes/feed
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20
INTERNATIONAL
August / September 2020
„Wir werden hierbleiben und kämpfen“
Die afrokolumbianische Umweltaktivistin Narlis Guzmán über Tagebauschäden und Corona
gefährden, damit ihre Familien nicht
sterben. Aber viele Menschen werden
sterben, denn schon heute haben viele
kein Essen mehr für ihre Kinder. Da wir
hier in La Sierra in einer Bergbauregion
leben, dachten wir, dass wir zumindest
ausreichende Hilfen erhalten würden,
um diese Pandemie zu überstehen,
aber wir erhalten lediglich 60.000
Pesos (14 Euro). Wie soll ich damit
eine elfköpfige Familie ernähren? Die
Situation ist sehr kompliziert.
Die Menschenrechts- und Umweltaktivistin Narlis Guzmán Angulo lebt im
Norden Kolumbiens in La Sierra in
der afrokolumbianischen Gemeinde
Chiriguaná, die stark vom Steinkohleabbau betroffen ist. Die Kohle aus
dem Departamento Cesar wird unter
anderem in deutschen Steinkohlekraftwerken verfeuert, auch in Berlin.
Zum vergifteten Wasser und anderen
Umweltschäden durch die Tagebaue
kommt die in der Coronakrise besonders
spürbare staatliche Vernachlässigung
der Region. In der Initiative „mujeres
guerreras“ (kämpferische Frauen) engagiert sich Narlis Guzmán gegen die
Steinkohletagebaue, aber auch gegen
Monokulturen.
Frau Guzmán, wann haben die
Menschen in La Sierra die ersten
Auswirkungen der Corona-Pandemie
gespürt und welche waren es?
Narlis Guzmán: Am Anfang haben
die Leute in unserer Region dem Coronavirus nicht viel Aufmerksamkeit
geschenkt, weil sie dachten, es wäre
nicht so bedrohlich. Aber als es auch
in Kolumbien immer mehr Infizierte
gab und über die Medien verbreitet
wurde, wie gefährlich die Krankheit
ist, fing auch mein kleines Dorf an,
sich verrückt zu machen. Hier gibt es
zwar keinen Coronafall, das heißt aber
nicht, dass wir nicht vom Coronavirus
betroffen sind. Die Zufahrtswege zum
Dorf sind gesperrt. Wir sind arbeitslos.
Besonders die Leute, die von Tag zu Tag
leben, haben kein Essen für ihre Kinder.
Zusätzlich zur Pandemie haben wir nur
Wasser, das sich nicht als Trinkwasser
eignet und das Bindehautentzündungen
und Hautentzündungen hervorruft. Wir
sind Bauern und Bäuerinnen. Ein Sturm
hat jedoch unsere letzte Ernte zerstört.
Deswegen haben wir auch mit Nahrungsmittelmangel zu kämpfen.
Narlis Guzmán
Foto: privat
Welchen Zusammenhang gibt es
zwischen dem Bergbau und den Problemen, mit denen Sie zu tun haben?
Wir haben überhaupt keinen Nutzen
davon, in einer Bergbauregion zu leben.
Von den Profiten kommt nichts bei uns
an. In unserem Landkreis leben wir in
absoluter Armut. Es gibt nicht mal eine
grundlegende ärztliche Versorgung
durch Gesundheitsstationen. Kein
Trinkwasser, kein Gas, wir leben im
totalen Elend. Und solange wir nicht
arbeiten können, wird das so bleiben.
Die Bergbaufirmen haben sich nie für
unsere Probleme interessiert, nicht mal
jetzt, in diesen schwierigen Zeiten.
Wird in den Kohlegruben denn weitergearbeitet?
Die Arbeit in den Gruben geht weiter, wenn auch nicht im gleichen Maße.
Die Gemeinden, die noch näher an den
Gruben dran sind, haben versucht, die
Busse aufzuhalten, die in die Gruben
fahren. Das hat zu vielen, auch handgreiflichen Konflikten geführt.
Die Tagebaue im Departamento Cesar
gehören Großkonzernen wie Drummond und Glencore. Wie reagieren
die Bergbaufirmen auf die Probleme
Ihrer Gemeinde?
Es hat die Firmen nie interessiert,
wie sich die Lage in den Gemeinden
verbessern lässt. Sie sagen, dass das
neue Gesetz des Präsidenten ihnen
erlaubt, trotz Corona weiterzuarbeiten.
Das tun sie, aber ohne sich um die
vielen Probleme zu kümmern, die die
Gemeinde hat. Nicht einmal um die
Probleme ihrer eigenen Beschäftigten
kümmern sie sich.
Wie sieht es mit der medizinischen
Versorgung vor Ort aus?
Die ist sehr schlecht. Wir hatten
mal ein Krankenhaus, das durch die
unverantwortliche Politik des Staates
geschlossen wurde. Als wir uns dagegen
gewehrt haben, hat die Bereitschaftspolizei einen Gemeindevorstand von uns
bei einer Demonstration erschossen.
Jetzt hören wir, dass das Krankenhaus
wiederaufgebaut wird, aber das ist noch
nicht vollständig geschehen. Nach Auskunft des Bürgermeisters gibt es 20 Betten und eine Intensivstation. Aber das
Krankenhaus ist nicht so gut ausgestattet
wie vorher und es gibt nicht genügend
medizinisches Fachpersonal. Um unsere
Gesundheit ist es sehr schlecht bestellt.
Wenn wir eine fachärztliche Behandlung brauchen, müssen wir in eine der
großen Städte fahren, was schwierig ist
und mindestens drei Stunden dauert.
Was denken Sie, wie wird es nun
weitergehen?
Die Pandemie ist auf ihrem Höhepunkt. Um nicht zu verhungern, müssen
die Menschen arbeiten und ihr Leben
Die latino-deutsche Organisation Red
de Iniciativas Comunitarias (RICO)
möchte in den vom Bergbau betroffenen Regionen langfristige Strukturen für die Zeit nach der Steinkohle
aufbauen. Ihre Gemeinde ist eine von
denen, die von RICO e.V. in der Coronakrise mit einer Spendenkampagne
unterstützt werden. Um was für ein
Projekt handelt es sich?
Wir haben nicht nur mit der Pandemie zu kämpfen, wir haben auch
Probleme mit der Wasserversorgung.
Daher kam die Idee mit den Wasserfiltern. Durch die Spendenkampagne von
RICO werden 200 manuelle Wasserfilter
für unseren Ort finanziert. Diese Filter
werden nicht für alle reichen, aber so
können zumindest die schwächsten
Mitglieder unserer Gemeinschaft die
Situation überstehen.
Wie stellen Sie sich die Zukunft Ihres
Dorfes ohne den Bergbau vor? Ist das
überhaupt denkbar?
Meine „mujeres guerreras“ und
ich würden uns wünschen, dass eine
Zukunft ohne den Bergbau möglich ist.
Wir würden gerne so leben wie unsere
Vorfahren, die ihre eigenen Nahrungsmittel anbauen und essen konnten – ohne
davon krank zu werden oder zu sterben
oder die Umwelt zu zerstören. Wir haben
alle Gründe der Welt, uns zu wünschen,
dass der Bergbau aufhört. La Sierra ist
ein sehr kleines Dorf, aber es gibt sieben
Fälle von genetischen Missbildungen
bei Kindern, die wir den Folgen des
Bergbaus zuschreiben. Der Bergbau hat
uns eine Vielzahl von Problemen beschert: Kinderprostitution, Drogenabhängigkeit, Arbeitslosigkeit, politische
Korruption, Umweltverschmutzung,
die Zerstörung des sozialen Gefüges,
Vertriebene, Vermisste, Tote. Einen
friedlichen Ort zurückzugewinnen wie
den, den wir hatten, wäre ein großes
Privileg. Wir wissen, dass das schwierig
ist, doch wir werden hierbleiben und
weiter dafür kämpfen.
Interview: Ina Friebe
Aus der Mai-Ausgabe der
„Lateinamerika Nachrichten“
Weitere Informationen:
www.ricoev.com
www.lateinamerika-nachrichten.de
Tel. (030) 6946100
REZENSIONEN
August / September 2020
21
Fast alles ist essbar
... und gegen jedes Zipperlein ist ein Kraut gewachsen, zeigt das Rabe-Ralf-Wildkräuter-Buch
M
an kann fast alles essen!“,
erklärt uns auf unserer Pfingstwanderung Dana, sie habe da
mal so einen Kräuterspaziergang mit
Elisabeth Westphal mitgemacht ... Und
Rabe-Ralf-Leserinnen erinnern sich an
die Wildkräuterseite der Ernährungsexpertin, die es jahrelang in der Zeitung
gab. Nun ist das Buch zur Artikelserie
unter dem schlichten Namen „Wildkräuter“ erneut aufgelegt worden, und zwar
in dem bescheiden-originellen Design
des Packpapierverlags aus Osnabrück.
180 bei uns wild wachsende Heilkräuter
werden darin vorgestellt, und die meisten
von ihnen kann man tatsächlich – zumindest auch – essen.
perforatum-Pillen spezialisiert hatten,
zumachen mussten, weil sie das alte
Naturheilmittel plötzlich nicht mehr
verkaufen durften. Denn Johanniskraut
erhöht die Lichtdurchlässigkeit der
Haut und kann allergische Reaktionen
Schafgarbe und
Johanniskraut
Eines meiner Lieblingskräuter ist die
Gemeine Schafgarbe (Achilles millefolium). Eine ältere Mitbewohnerin erzählte
mal, dass ihre Mutter bei Kriegsende, als
nichts mehr zu essen da war und kein
Geld für Arzt und Apotheke, ihre vielen
Kinder allesamt mittels SchafgarbenTee von der Gelbsucht geheilt habe. Ich
glaubte ihr sofort, denn der quietschgelbe Schafgarben-Tee wäre ja auch nach
ayurvedischen Regeln gut dazu geeignet,
Galle und Leber anzuregen, und auch die
starke Bitterkeit des Tees spricht dafür.
Die Gemeine Schafgarbe ist im Frühjahr
kaum zu erkennen. Nur Eingeweihte
sehen die filigranen Blätter dicht am
Boden und wissen, dass man sie – in
Maßen – in den Salat schneiden kann, wo
sie wie die Brennnessel unter anderem
blutreinigende Wirkung entfalten soll.
Die erwachsene Pflanze blüht erst ab
Ende Mai und dann den Hochsommer
hindurch als weiße (Schein-)Dolde
auf verholztem Stängel – eine Pflanze,
der die Sommertrockenheit offenbar
nicht mehr zusetzen kann. Dauerndes
Gießen durch brave Gärtner bringt sie
zum Verschwinden. Die Schafgarbe ist
seit tausenden Jahren als Heilpflanze
in Gebrauch, gilt als wundheilend und
Schönheitsmittel.
Das Johanniskraut (Hypericum
perforatum) zeigt den Sommer an und
ist pünktlich zur Sommersonnenwende
respektive zu „Johanni“ am 24. Juni zu
sammeln. Blüten in leuchtend warmem
Gelb, fünf Blütenblätter mit grünen
Blattzungen dazwischen, filigrane
Blätter. Die beiden Johanniskrautbüsche
in unserem Trümmerberg-Garten sehen
fast wie kleine Bäume aus, morgens
sind sie von in allen Tonlagen brummenden Bienen und Hummeln umtost.
Besonders in diesem Jahr erscheinen
die im Garten wild wachsenden Blumen
eigentlich als die schönsten und beeindrucken mich in ihrer Vitalität. Dass
das Johanniskraut ein altes Heilkraut
ist, wissen wir spätestens, seit kleine
Fabriken und Werkstätten, die sich
auf die Herstellung von Hypericum-
auslösen. Aber das wussten die Heilkundigen, die Hypericum seit Jahrhunderten
gegen Depressionen, Kopfschmerzen,
Nervosität und als Wundheilmittel einsetzen, immer schon: Keine Wirkung
ohne Nebenwirkungen, das gilt auch
für Naturheilmittel. Auch hier gilt: Die
Dosis macht’s. In der Küche kommt
das Johanniskraut tatsächlich seltener
vor – aber Salat kann man damit dekorieren sowie Salate und Fleischgerichte
würzen.
Erstaunliche Zutaten
Was dann doch erstaunt, ist, dass
sogar der so schön blühende Blaue Natternkopf (Echium vulgare) trotz seiner
ganzen Stacheligkeit in der Küche verwendbar sein soll und gut zu Kartoffeln,
Reis, Eiern et cetera passt. Sogar Pizza
könne man mit den Blättern belegen. Der
Tee aus Blüten und Blättern hilft laut
der Autorin bei Atemwegserkrankungen
oder Kopfschmerzen und fördert die
Wundheilung.
Die Gewöhnliche Nachtkerze (Oenothera biennis) mit ihren erst abends
sich öffnenden vierblättrigen gelben
Sternblüten duftet nicht nur schön, sie
ist auch essbar und als Heilmittel einzusetzen. Sie wirkt positiv auf Haut-,
Kreislauf- und Stoffwechselkrankheiten, wie auf Rheuma, Hyperaktivität
und Arteriosklerose. Mir leuchtet es ein,
dass ich sie in meiner Gesichtscreme
finde, was mich vor dem Ausbuddeln
der Wurzel befreit, das ich mir für
ländlichere Zeiten vorbehalte.
Ebenfalls im Hochsommer blüht die
Gemeine Wegwarte (Cichorium intybus), als hellblauer Stern wunderschön
auf hartem Stengel. Aber nur morgens.
Wer erst nachmittags rausgeht, sieht sie
nie. Auch sie, die Wilde Zichorie oder
Wilde Endivie unserer Altvorderen, hat
als Wurzelsaft starke blutreinigende
Wirkung beziehungsweise regt den
Stoffwechsel an, ist gut für Magen,
Galle, Leber und Gedärm. Wie gut,
dass ich sie im Bioladen „kultiviert“ als
Chicorée bekommen kann und so auf das
Ausbuddeln der wenigen Schönheiten
am Wegesrand verzichten kann.
Wo ich mich aber immer bediene,
das ist der Wegerich (Plantago). Als
Spitzwegerich wächst er in Mengen in
unserem Garten, der auf einem illegal
entsorgten Bauschuttberg liegt. Laut
dem Buch sind die Hauptinhaltsstoffe:
Schleim-, Bitter- und Gerbstoffe,
Mineralien wie Kieselsäure oder Zink
sowie antibiotische Stoffe. Die jungen
Blätter passen gut in meinen gemischten
Frühlings-Salat. Aber am liebsten reibe
ich mir die zerquetschten Blätter auf
juckende Mückenstiche – hilft sofort.
Unter die schmerzenden Füße in Schuhe
gelegt, sollen sie auch hier Wunder
wirken – und besonders auch bei der
Regeneration des Lungengewebes nach
Beendigung des Rauchens.
Begleitbuch für
Outdoorfreaks
Als Guerilla-Gärtnerin und bedingungslose Anhängerin der Topinambur
– oder „Jerusalem artichoke“, wie die
Amerikaner sie nennen – hat mich gefreut zu erfahren, dass Helianthus toberosus in der Volksmedizin als Geschenk
des Himmels gilt und gegen Hautpilze
und Darmbeschwerden und vielerlei
mehr helfen soll. Auch beim Abbau
von Gallebeschweren und Ähnlichem.
Generell gilt die Topinambur-Knolle
als ideales Gemüse für Diabetiker und
Menschen mit Bauchspeicheldrüsenproblemen und soll auch als Appetitzügler
einsetzbar sein, da sie den Ballaststoff
Inulin enthält. Eventuell helfen diese
Einsichten, bei Kleingärtnern die
Topinambur-Bedenken zu zerstreuen.
Neu war mir auch, dass man sogar
den als hyperinvasiv geltenden Japanischen Staudenknöterich (Fallopia
japonica) essen kann, und zwar am
besten die jungen Triebe (und Blätter)
im Frühjahr, sozusagen spargelartig, wie
das ja auch mit den Trieben des jungen
Hopfens gut zu machen sein soll ...
Gegen jedes Zipperlein ist also ein
Kraut gewachsen. Die Ernährungsberaterin Elisabeth Westphal und die Grüne
Liga Berlin als Herausgeberin zeigen
auch in zwei Tabellen, welche Pflanze
gegen welches Gebrechen einsetzbar ist
und wann man sie am besten sammeln
kann. Was mir fehlt, ist – auch wenn das
in derartigen Büchern unüblich ist – ein
Literaturverzeichnis, um nachzuvollziehen, wo die Autorin ihre Weisheiten
herhat.
Kurzum: Ein schönes Buch, als
Begleitbuch für Wandertouren sowie
für Outdoorfreaks unbedingt empfehlenswert, zumal es auch so manchen
Picobello-Kleingärtner von seiner Unkraut-Ausrupf-Manie befreien könnte.
Elisabeth Meyer-Renschhausen
Elisabeth Westphal:
Wildkräuter
Rabe Ralf und Packpapierverlag,
Berlin/Osnabrück 2019
208 Seiten, 16 Euro
ISBN 978-3-931504-48-4
Erhältlich bei der Grünen Liga Berlin
in der Prenzlauer Allee 8
(Mo-Fr 10-15 Uhr), auf dem
Ökomarkt am Kollwitzplatz
(Do 12-19 Uhr), in guten
Buchhandlungen oder bei
www.packpapierverlag.de
22
August / September 2020
REZENSIONEN
Umwelt-Revolution
Mehr Mitbestimmung am Arbeitsplatz soll den Umbau der Industriegesellschaft ermöglichen
D
er in Salzburg lehrende Wirtschaftsgeograf Christian Zeller
entwirft in seinem neuen Buch
ein umfassendes ökosozialistisches Programm. Zu einem solchen Ansatz gibt
es für ihn angesichts der tiefgreifenden
Krise, in der die Menschheit durch den
Klimawandel stecke, keine Alternative.
Zeller hat die Programmatik dabei
ziemlich detailliert ausformuliert und
seine Kritik und seine Alternativen
für die Bereiche Produktion/Industrie,
Landwirtschaft, Verkehr und Wohnen
konkretisiert.
In seiner Analyse und Kritik betont
Zeller, dass die Ursache der aktuellen
sozial-ökologischen Krise – und damit
auch ihre Lösung – mit Fragen von
Macht und Eigentum eng verbunden
sei. Die aus dem Profitprinzip herrührende private Verfügungsgewalt über
die Struktur der Gesellschaft müsse
zurückgedrängt werden. Damit benennt
er Tatsachen, die viele in der Umweltbewegung nicht so gerne ansprechen. Der
Autor verbleibt zwar im marxistischen
Kanon, verbindet dies aber mit Ansätzen einer Kritik der stofflichen Seite
der Produktion und der Entfremdung
in der Arbeit.
Umwelt- und Klimabewegungen mit
Arbeiterinnen und Arbeitern, denn
mehr Mitbestimmung am Arbeitsplatz
würde, so seine These, den Umbau
der Industriegesellschaft erleichtern,
sei womöglich sogar eine Bedingung
dafür.
Fragen von Staat und Finanzmarkt
widmet Zeller längere Passagen. Weitere Themen sind Planung und Koordination sowie eine fundamentale Kritik
von Bürokratie, die in den Staaten des
realen Sozialismus ebenso anzutreffen
gewesen sei wie in den Gewerkschaften
und sozialdemokratischen Parteien.
Höchste Zeit für einen radikalen ökosozialistischen Aufbruch also.
Illusion von der großen,
einigen Bewegung?
Demokratie statt Bürokratie
Statt für einen „Green New Deal“
(siehe S. 3) plädiert Zeller für einen
Um- und Rückbau und für mehr Care
und Sorgearbeit – und immer wieder
auch für mehr Demokratie. Grundlegend ist für ihn die Kooperation der
Als inhaltlicher Leitfaden und als
Utopie ist das Buch sehr lesenswert.
Auch den Räte-Gedanken und Fragen
von Mitbestimmung stark zu betonen,
ist überaus sympathisch. Trotzdem
stellt sich beim Lesen die Frage, wie
das alles erreicht werden soll. Wie
bestimmte Lebensweisen (Autofahren,
Fleischkonsum) sich durchsetzen und
wer (etwa als Arbeiter oder Arbeiterin)
davon auf welche Weise profitiert, wird
kaum reflektiert. Haben nicht viele
Menschen gerade im globalen Norden
immer noch einen vergleichsweise
großen Anteil am gesellschaftlichen
Reichtum, der allein aus ihrem Geburtsort resultiert? Würde mehr „Mitbestimmung“ daran etwas ändern? Wie
soll der Druck auf den Staat aufgebaut
werden, um Gesetze zu verändern oder
um gar gesellschaftlich grundsätzlich
umzusteuern? Was ist die Motivation
für Widerstand und Protest? Ist der
linke Traum von der großen, einigen
Bewegung, in der sich Arbeiterinnen,
Bauern, Ökoaktive, Indigene und
andere zusammenschließen – wie er
bei Zeller immer wieder durchscheint
– heute nicht Illusion angesichts der
inhaltlichen und habituellen Differenzen?
Bernd Hüttner
Christian Zeller:
Revolution für das Klima
Warum wir eine ökosozialistische
Alternative brauchen
Oekom Verlag, München 2020
242 Seiten, 22 Euro
ISBN 978-3-96238-188-2
Kämpferisch-solidarische Nachbarschaften
Erfahrungen selbstorganisierter Initiativen in Berlin und anderen europäischen Städten
A
usgangspunkt der vorliegenden
Textsammlung sind Gespräche der
Herausgeber mit solidarischen Nachbarschaftsinitiativen und von diesen selbst
verfasste Beiträge aus den Jahren 2015
bis 2019. Der Schwerpunkt liegt auf
der gegenseitigen Unterstützung von
Mieterinnen und Mietern für ihr Recht
auf Wohnen. Jedoch ist dieser zentrale
Lebensbereich nicht vom Einkommen
zu trennen, und so geht es ebenso um
Arbeitskämpfe und soziale Sicherung.
Beispiele von
Barcelona bis Poznań
Die meisten Beiträge stammen von
Gruppen aus Deutschland, in denen
es oft auch um die Unterstützung bei
Auseinandersetzungen mit dem Jobcenter geht. Beispiele aus Berlin sind
die Erwerbsloseninitiative Basta!, die
Stadtteilinitiativen Hände weg vom
Wedding, Bizim Kiez und Solidarische
Aktion Neukölln und die bezirksübergreifende Kiezkommune. Auch aus Bremen, Hamburg und Frankfurt am Main
sowie aus Dresden und Leipzig tragen
solidarische Nachbarschaftsnetzwerke
Erfahrungen bei. Darüber hinaus gibt
es Blicke über die Grenzen.
Tasos Sagris beschreibt das Engagement im besetzten Theater Embros
in Athen, die Auswirkungen von
Gentrifizierung, Gegenwehr und Solidarität. Aus Barcelona berichtet Carlos
Macías als Sprecher der Plattform
der Hypothekenbetroffenen (PAH) in
Katalonien, wie es gelungen ist, ein soziales Wohnraumgesetz durchzusetzen.
Der damalige Wohnungssenator Josep
Maria Montaner von der 2015 neu gewählten Basispartei Barcelona en Comú
gibt Einblicke in die problematische
Wohnungssituation der Stadt und lobt
den sozialen Wohnungsbau in Berlin.
Aktivistinnen eines StadtteilKomitees in Mailand, die aus der
Hausbesetzungsbewegung kommen,
erläutern ihre nachbarschaftlichen Organisierungserfahrungen und wie vor
allem Frauen dadurch selbstbewusster
werden. Monika Kupczyk berichtet
vom ersten Sozialen Frauenkongress
im polnischen Poznań im März 2018
und dem Folgekongress, der bereits
ein halbes Jahr später stattfand. Die
Teilnehmerinnen tauschten sich über
ihre Kämpfe gegen Benachteiligungen
beim Wohnen und am Arbeitsplatz,
gegen Diskriminierung von Roma und
für freien Zugang zu Abtreibungen aus.
Auf selbstorganisierte
Räume kommt es an
So, wie die Texte vorliegen, geben
sie interessante Einblicke in unterschiedliche Arbeitsweisen und Erfahrungen basisdemokratisch organisierter
Gruppen. Sie zeigen beispielsweise, wie
wichtig selbstorganisierte Räume sind
und dass der Wunsch nach Vielfalt in
der Zusammensetzung einer Initiative
und die Realität nicht immer übereinstimmen, und bewegen sich zwischen
gemeinschaftlicher Selbsthilfe und Unterstützung von Marginalisierten. Diese
Erfahrungen könnten – gegebenenfalls
ein wenig aktualisiert – noch tiefer
analysiert werden, um zum Beispiel
herauszuarbeiten, was kritische Punkte
sind, die nachhaltiges Engagement
erschweren, und welche „Zutaten“ auf
der anderen Seite unterstützend wirken
können, wenn es um den Aufbau dauerhaft tragfähiger solidarischer Strukturen
geht. Aber auch so leistet das Buch einen
anschaulichen Beitrag zum Nachdenken
über politische Strategien und verdeutlicht die Vielfalt und die Notwendigkeit
konkreter solidarischer Alltagskämpfe.
Elisabeth Voß
Peter Nowak, Matthias Coers:
Umkämpftes Wohnen
Neue Solidarität in den Städten
Edition Assemblage, Münster 2020
144 Seiten, 10 Euro
ISBN 978-3-96042-017-0
REZENSIONEN
August / September 2020
23
Die Wiederverzauberung der Welt
Die Grundsatzkritik der feministischen Theoretikerin Silvia Federici am Marxismus
D
ie Welt wieder verzaubern“:
Der Titel des Buches verweist
auf Max Weber, der vor mehr
als 100 Jahren die „Entzauberung
der Welt“ diagnostizierte. Während
der Soziologe Weber damit den Bedeutungsverlust der Religion meinte,
interpretiert Silvia Federici den Begriff
politisch: Unter Wiederverzauberung
versteht die Autorin die Entwicklung
der Fähigkeit, „eine andere Logik als
die der kapitalistischen Entwicklung
zu erkennen“. Der Weg dorthin führt
für sie über eine feministische MarxKritik sowie das Wiedererstarken der
„Commons“, des selbstorganisierten
gemeinsamen bedürfnisorientierten
Wirtschaftens.
Das Buch beginnt mit einer Neubestimmung des marxistischen Konzepts
der ursprünglichen Akkumulation aus
der Perspektive von unten – von Versklavten, Unterdrückten, indigenen
Völkern und Frauen. Die heutigen
„Einhegungen“, so die Autorin, seien
vor allem Einhegungen der Reproduktion. Die Enteignung von Land und
Subsistenzmitteln – sei es infolge der
Schuldenkrise in Afrika oder durch den
Umbau der Wirtschaft in China – be-
deute auch die Zerstörung von Wissen
und Identität.
Gleichzeitig entstünden aber auch
neue Commons, überall auf der Welt
inmitten von Konflikten und Protesten.
In diesen Protesten werde die Zeit der
politischen Organisierung nicht mehr
von jener der Reproduktion getrennt,
sondern es komme zu einer Vergemeinschaftung der Reproduktion, die
auf Selbstorganisation und kollektiven
Entscheidungsprozessen beruhe.
Der Wandel geht nicht von
den Fabriken aus
Das aufschlussreichste Kapitel
des Buches ist vielleicht jenes, in dem
die Autorin den Marxismus aus einer
feministischen Perspektive kritisiert.
Der Idee von Karl Marx, dass es die
am weitesten entwickelten Produktivkräfte seien, die die gesellschaftliche
Transformation über den Kapitalismus
hinaus anführen, erteilt sie dabei eine
grundlegende Absage. Vielmehr sind
es aus ihrer Sicht die am wenigsten
in die kapitalistische Produktion Eingebundenen – Subsistenzbäuerinnen,
Tagelöhner, kurz, die am meisten Aus-
gebeuteten –, die das Potenzial haben,
diesen Schritt zu vollziehen. Denn deren
alltägliche reproduktive Arbeit sei eine
Commons-Praxis. Dort – und nicht in
der Fabrik – werde der Grundstein für
Kooperation gelegt, dort könnten sich
die menschlichen Fähigkeiten entfalten.
Eine Politik der Commons müsse darauf
abzielen „das Leben so zu reproduzie-
ren, dass die gegenseitigen Bindungen
gestärkt und der Kapitalakkumulation
Grenzen gesetzt werden“.
Ebenso widerspricht sie Marx
bezüglich der Rolle der technischen
Entwicklung der Produktionsmittel: Die
Technik befreie uns nicht, im Gegenteil.
Die wirklich wichtigen Erfindungen
stammten aus vorindustrieller Zeit – und
würden nun durch industrielle Formen
der Produktion zerstört, genau wie die
natürliche Umwelt.
Leidenschaftlich vertritt Federici
die Position derer, die in der kapitalistischen Logik unsichtbar bleiben
und genau deswegen bereits jetzt
an Alternativen bauen. Durch diese
Wiederverzauberung der Welt werden
auch die Beziehungen zur Natur, zu
anderen Menschen und zu uns selbst
neu gestaltet.
Brigitte Kratzwald
Silvia Federici:
Die Welt wieder verzaubern
Feminismus, Marxismus und
Commons
Mandelbaum Verlag, Wien 2020
300 Seiten, 20 Euro
ISBN 978-3-85476-693-3
Schon möglich
Texte zur Stadt- und Regionalplanung nach dem Ende des Wachstums
R
aumplanung“ als Objekt für Studien ist ein weit gefasster Begriff.
Konkret beschäftigt sich Raumplanung
mit der Gestaltung bebauter öffentlicher
Räume. Wenn zum Beispiel in Berlin
neue Fahrradwege entstehen, sind daran
Raumplaner beteiligt. Sie beantworten
Fragen danach, wie der bestehende
Raum und die bestehende Infrastruktur
genutzt werden, welche Konflikte es
zwischen einzelnen Nutzungsgruppen
gibt und was verbessert oder verändert
werden kann.
In einem weiteren Sinne befasst
sich Raumplanung mit allen institutionellen Beziehungen, die sich auf
Räume auswirken. Also ganz allgemein
mit Handlungsmöglichkeiten in der bebauten Umwelt, mit Management- und
Planungsprozessen.
Lokale Potenziale
Das Heft „Möglichkeitsräume“ der
Zeitschrift Politische Ökologie richtet
sich wohl vor allem an angehende Raumplanerinnen und Regionalplaner. Die 18
kurzen Texte versammeln Konzepte und
Informationen zur Raumplanung unter
dem Banner von Postwachstum, auch
Degrowth genannt. In der Raumplanung
– wie in anderen, vor allem technischen
Studiengängen auch – seien wachstums-
kritische Konzepte noch nicht in dem
Maße verbreitet, wie es an der Zeit sei.
Gerade in der räumlichen Entwicklung
und Planung aber liege das Potenzial für
mehr Sharing-Ökonomie, individuelle
Mobilität mit dem Fahrrad statt dem
Auto, Bürgerbeteiligung bei Planungsund Entscheidungsprozessen, lokale
Entwicklung statt Einkaufszentren auf
der grünen Wiese. Die Texte stammen
zumeist von Geografen, Stadt- und
Regional- oder Raumplanerinnen.
In seiner übersichtsartigen Allgemeinheit liest sich das Ganze ein
bisschen wie ein Tagungsband. Der erste
Teil unter der Überschrift „Planungsinstrumente“ gibt eine Einstimmung ins
Thema mit Texten, die bei der Rezensentin den Eindruck hinterlassen, sie
seien entstanden, weil die Produktion
von Texten zum Tätigkeitsbereich „Lehren und Forschen“ gehört. Im zweiten
Teil „Inkubationsräume“ werden dann,
wenn auch sehr allgemein, auch einige
kritische Fragen gestellt. Der dritte Teil
„Experimentierfelder“ informiert über
die Möglichkeiten der praktischen Umsetzung neuer Raumkonzepte und stellt
zwei Studien vor. Es folgt ein Informationsteil mit Links zum Weiterlesen oder
um selbst aktiv zu werden. Der letzte
Teil „Spektrum Nachhaltigkeit“ enthält
Texte, die über den engeren Bereich
der Raumplanung hinausgehen, hin zu
Fragen der sozialen Mobilisierung, des
Mentalitätswandels und der Überwindung von Pfadabhängigkeiten.
Keine Angst vor
Auseinandersetzung!
Bleibt zu hoffen, dass einige der jungen Raumplanerinnen und Stadtplaner
nach der Lektüre dieser oder ähnlicher
Publikationen für sich den Schluss
ziehen, dass es Zeit ist, mit dem Wandel
auch praktisch zu beginnen, und keine
Angst haben vor Auseinandersetzungen
mit den Kräften, die keine Veränderungen wollen. Studien sind gut und
Begleitforschung kann Prozesse durch
Handlungsempfehlungen vereinfachen.
Aber letztlich braucht es Menschen, vor
allem in den Verwaltungen, die die Ideen
auch in die Tat umsetzen.
Dana Jestel
Akademie für Raumentwicklung
(Hrsg.):
Möglichkeitsräume
Raumplanung im Zeichen des
Postwachstums
Oekom Verlag, München 2020
138 Seiten, 17,95 Euro
ISBN 978-3-96238-197-4
24
RALF KOCHT
August / September 2020
Bananenbrot
Je reifer die Bananen, desto leckerer der Kuchen
D
Zutaten:
ieser gesunde Kuchen ist nicht
nur lecker, sondern vor allem
sehr gut geeignet für diejenigen, die ungern überreife Bananen
essen, aber nun mal vergessen haben,
was alles im Obstkorb rumliegt. Für
das Bananenbrot oder Monkey Bread
gilt jedoch: Je reifer die Bananen sind,
desto leckerer das Brot.
3 reife Bananen
1 Chia-Ei (hier: 1 EL
Chiasamen mit 8-10 EL
Wasser für 10 Minuten
aufquellen lassen)
130 g Zucker
1 Prise Salz
4 EL geschmacksneutrales Öl
290 g Mehl
1 Päckchen Backpulver
3 EL Kokosraspeln
1 Handvoll gehackte Nüsse
(Walnüsse eignen sich sehr
gut)
nach Wunsch: gehackte Datteln,
Schokoladenstückchen, Zimt
oder Orangenabrieb (bio),
weitere Banane
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14059 Berlin
Tel. 0173 176 176 5
1. Ofen vorheizen auf 170 Grad
(Umluft).
2. Die drei reifen Bananen mit einer
Gabel oder einem Kartoffelstampfer
zerdrücken.
3. Chia-Ei, Zucker, Salz und Öl dazugeben und alles mit einem Mixer zu
einer einheitlichen Masse schlagen.
4. Mehl und Backpulver dazugeben und
... für die
Familie
Alpakita ist elegant,
modisch, klassisch,
geschmackvoll, stilvoll,
sportlich und mehr ...
erneut schlagen, bis der Teig keine
Klumpen mehr hat.
5. Kokosraspel gründlich einrühren
(gerne auch mit dem Mixer) und
dann die Nüsse unterheben. Nach
Belieben können weitere Zutaten
hinzugegeben werden, z.B. gehackte
Datteln, Schokoladenstückchen,
Zimt oder Orangenabrieb.
6. Eine Kastenform mit Backpapier
auslegen oder einfetten, Masse einfüllen. Für ein besonders hübsches
Monkey Bread eine vierte Banane
in der Mitte längs durchschneiden
und mit der Schnittfläche nach oben
leicht in den Teig drücken.
7. Das süße Brot bei 170 Grad (Umluft) für 30 Minuten backen, zur
Sicherheit die Kastenform nach
den 30 Minuten einmal um 180
Grad drehen. Dann weitere 18-25
Minuten bei 165 Grad ausbacken.
(Der kleine Temperaturunterschied
verhindert tatsächlich, dass das Brot
zu dunkel wird.) Auf jeden Fall mit
einem Zahnstocher die Teigprobe
machen: Wenn keine Krümel am
Holz hängenbleiben, ist das Brot
durch. Kurz auskühlen lassen.
Guten Appetit!
Lia
ein peruanisches Frauenprojekt
TBG auf dem Alex
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zeituhr!
CHQDJSçan der Welt
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NATUR & KULTUR
August / September 2020
25
Ein Rasen ist noch keine Wiese
Alle reden über Blühwiesen für Insekten, aber es gibt noch nicht genug davon
I
nsektenfreundliches Gärtnern liegt
im Trend, hat aber auch einen
ernsten Hintergrund. Vor allem
durch die intensive Landwirtschaft mit
ihren großen Monokulturen und Pestizideinsätzen sind die Bestände vieler
Insektenarten teils dramatisch zurückgegangen. Blütenbesuchende Insekten
wie Wildbienen, Schmetterlinge und
Schwebfliegen finden immer weniger
geeignete Nahrungspflanzen und Nistmöglichkeiten. Viele von ihnen sind auf
bestimmte Pflanzenfamilien oder sogar
einzelne Arten angewiesen und erfüllen
durch ihre Bestäubungsleistung und als
Bestandteil der Nahrungskette ihrerseits
eine wichtige Rolle im Ökosystem.
Blühwiesen anlegen ist
auch Klimaanpassung
Städte wie Berlin mit seinem hohen
Grünanteil und vielfältig strukturierten
Parks, Gärten, Friedhöfen und Brachflächen sind heute oft artenreicher als
die umliegenden Agrarlandschaften.
Sie sind wichtige Rückzugsräume für
viele Insekten- und andere Tierarten und
bieten Möglichkeiten für praktischen
Artenschutz.
Doch nicht jedes Grün ist ökologisch wertvoll. Auch in unseren
aufgeräumten Gärten und Parks fehlt
es häufig an Pflanzenvielfalt. Eine
gemäht werden und beMöglichkeit, die Lage
nötigt kaum Pflege. Die
für Wildbiene und Co
meisten Wiesenblumen
zu verbessern, ist das
kommen auch mit den
Anlegen von Blühwiesen.
nährstoffarmen BerliWährend die klassischen,
ner Sandböden und mit
intensiv gepflegten Ratrockenen Sommern gut
senflächen artenarm sind,
zurecht. Rasen in Blühsetzen sich die Wiesen aus
wiesen umzuwandeln
einer Vielzahl blühender
ist also auch KlimaanKräuter zusammen und
passung. Und spätestens
liefern über die gesamte
wenn die Wiese in voller
Vegetationsperiode hinBlüte steht, sieht sie
weg Nektar und Pollen.
einfach schön aus.
Manchmal reicht
Im Rahmen des seschon selteneres Mähen,
natsgeförderten Prodamit aus einem Rasen
jekts „Mehr Bienen für
eine blühende Wiese
Berlin“ sind schon viele
entsteht. Eine Neuanlage Eine blühende Wiese erfreut Mensch und Tier.
Flächen im öffentlichen
ist etwas aufwändiger,
Foto: Jeyaratnam Caniceus Raum insektenfreundführt aber schneller zum
lich begrünt worden.
Erfolg. Dabei wird die
alte Grasnarbe entfernt und die Fläche nährstoffarm ist. Die beste Zeit für Auch viele Privatleute, Hauseigendann mit einer Saatgutmischung aus die Aussaat ist zwischen August und tümerinnen und immer mehr Wohheimischen Wildblumen neu eingesät Oktober oder zwischen März und Mai. nungsbaugesellschaften machen Ra– passende Mischungen sind beispiels- Wer jetzt beginnt, kann sich also bald senflächen zu Blühwiesen und fördern
weise bei der Deutschen Wildtierstif- an den ersten Wildblumen erfreuen. so die Biodiversität in der Stadt. Die
tung erhältlich oder bei den vom NABU Ein wenig Geduld ist aber gefragt, Grüne Liga Berlin steht ihnen dabei
empfohlenen Anbietern. Die bunten weil die Wiese Zeit braucht, um sich zu gern beratend zur Seite.
Lena Assmann
Blühmischungen, die man heute oft als entwickeln, und viele der Pflanzen erst
Werbegeschenk bekommt, können zwar im zweiten Jahr blühen. Auch wenn erst
Weitere Informationen:
den Garten bereichern, sind aber nicht mal etwas Arbeit und Kosten anfallen,
www.nabu.de/saatgut
zahlt sich das langfristig aus – nicht nur
zum Anlegen einer Wiese geeignet.
www.grueneliga-berlin.de
Wichtig ist, dass der Standort ökologisch: Ist die Wiese angewachsen,
Tel. (030) 4433910
sonnig, frei von Staunässe und eher muss sie nur noch zweimal im Jahr
Lebenswelten – bedroht und geliebt
Aquarellausstellung der künstlerisch-ökologischen Arbeitsgruppe Formica
V
Engagement weitere
or 30 Jahren ge15 Kalender.
stalteten Berliner
Die Gruppe malte
Kinder und Jugendliche
zum Beispiel im Ökounter der Leitung von
dorf Brodowin und in
Gilbert Waligora einen
den Buchenwäldern
ersten Aquarellkalender,
des Grumsin, die später
um auf bedrohte Lebensvon der Unesco als
welten aufmerksam zu
Weltnaturerbe deklamachen. Kinder und
riert wurden. Einige
Jugendliche malten mit
Mitglieder protestierAnleitung des Kunstpäten sogar in Island
dagogen nicht nur augegen einen geplanten
ßergewöhnliche AquaStaudamm im ostislänrelle, sie waren auch in
dischen Hochland. Vor
Umweltprojekten aktiv.
drei Jahren entstanden
Bis 2004 gestaltete die
Aquarelle zum Thema
daraus entstandene Ju„IGA am Wegesrand“,
gendgruppe „Grafik, Gruppe Formica: Stefan Struzina, Karsten Kurde, Hendryk-W. John,
die in Kooperation mit
Malerei, Umweltpflege“ Joachim Czepa, Marita Czepa, Gilbert Waligora (v.l.n.r.)
der Krankenhauskirdes Biosphärenreservats
Foto: FORMICA n.e.V.
che im Wuhlgarten
Schorfheide-Chorin insanlässlich der Internagesamt 15 Aquarellkalender. Diese Arbeiten befinden sich ders zusammen mit Gilbert Waligora tionalen Gartenausstellung in Marzahn
jetzt in der Bibliothek für Bildungs- die Arbeit am Kalender fort. Aus ihnen ausgestellt wurden.
Mit einer neuen Ausstellung in der
geschichtliche Forschung in Berlin- formierte sich Ende 2005 die künstleFriedrichshain und können nicht mehr risch-ökologische Arbeitsgruppe For- Krankenhauskirche richtet sich nun
mica. Neben gemeinsamen Malreisen, der Blick auf eine kleine Auswahl der
im Original gezeigt werden.
Nach 15 Jahren setzten ehemalige Wanderungen und Ausstellungen ent- letzten 15 Jahre. Getreu dem Motto
Jugendliche und Freunde des Kalen- standen mit großem ehrenamtlichem „Lebenswelten – bedroht und geliebt“
entstanden Aquarelle von gefährdeten
Meeren, Böden und Wäldern. Aber
auch die Schönheit von Bäumen und
Landschaften und die Vielfalt der Arten
wurden sensibel gestaltet. Noch heute
sind die Themen früherer Kalender
aktuell.
Marita Czepa
Ausstellung: 11. Juli bis 30. August,
täglich 14-17 Uhr
Eintritt frei, Spenden erbeten
Krankenhauskirche im Wuhlgarten,
Brebacher Weg 15, 12683 BerlinBiesdorf (S5/U5 Wuhletal),
Tel. (030) 562969423
Führungen Mi 16 Uhr auf
Anfrage: Tel. (030) 56301973
Kostenloser Aquarellschnupperkurs
in der Krankenhauskirche:
Mi, 19.8., 16-18 Uhr,
max. 8 Teilnehmer, Anmeldung s.u.
Neuer Kalender „Lebenswelten
2021“ für 10 Euro zzgl. Versand bei:
Formica n.e.V., Joachim Czepa,
Ludwigsluster Str. 7, 12619 Berlin,
E-Mail: marita.czepa@berlin.de,
Tel. (030) 56301973
26
August / September 2020
REZENSIONEN
Umweltretter weltweit
Thomas Kruchem berichtet über den Kampf gegen die Folgen des Klimawandels
V
or allem die ärmsten und wirtschaftlich unterlegenen Länder
trifft der Klimawandel am
schlimmsten, zudem sind sie ihm oft
schutzlos ausgesetzt. Doch in vielen Teilen der Welt versuchen Menschen und
Organisationen dagegen anzukommen
und die Situation zu verbessern. „Wie
Menschen weltweit das Klima retten“,
hat der Journalist Thomas Kruchem
sein Buch genannt, in dem er genau
davon berichtet.
genkrankheiten. Solarenergie kann eine
Alternative sein und auch Arbeitsplätze
mithilfe elektrischer Geräte schaffen.
Mangelnde Bildungsmöglichkeiten, ein durch Diktaturen geprägtes
politisches Leben und ungerechte Wirtschaftsbeziehungen, teils von anderen
Ländern aufgezwungen, gehören zu den
Gründen, warum Menschen in vielen
Regionen lange Zeit der Natur und
dem Klima geschadet haben, ohne die
Zusammenhänge richtig zu verstehen.
Jetzt geht es um Umsteuern und Wiedergutmachen.
Solarenergie statt
Holzkohle
Wie ein Gedankenspaziergang ist
das Buch in Sinnabschnitte unterteilt.
Damit werden vier Hauptfelder angesprochen, in denen Verbesserungen dazu
beitragen können, den Klimawandel
aufzuhalten und wichtige Ressourcen
zu sparen: Strom, Trinkwasser, Wälder
und Städte.
Im westafrikanischen Mali hat
beispielsweise das Unternehmen Africa GreenTec „Solartainer“ – mobile
Solaranlagen – in Dörfern aufgestellt.
Die Dorfbewohner können den dort pro-
Vorbildlicher Waldschutz
in Schottland
duzierten Solarstrom günstig erwerben.
In den meisten Ländern Afrikas haben
große Teile der Bevölkerung keinen
Strom. Zum Kochen und Heizen werden
oft Holz und Holzkohle verwendet, das
erhöht den Druck auf die Wälder und
führt zu Luftverschmutzung und Lun-
Schottland ist als einziges westliches Land eine Ausnahme in diesem
Buch. Aber auch dort gab es bis vor
einigen Jahrzehnten große Probleme
mit einem Mangel an Wald oder falsch
angelegten Wäldern, die viele der Moore
zerstörten. Heute gibt es in Schottland
ein weltweit vorbildliches Wiederaufforstungsprogramm. Jedes Jahr sollen
mindestens 10.000 Hektar neu gepflanzt
werden. Ein gutes Beispiel, um darauf
aufmerksam zu machen, dass auch
europäische Länder mehr gegen den
Klimawandel tun können und müssen.
Das Buch ist spannend, wenn auch
häufig etwas subjektiv geschrieben. Es
stört aber nicht, wenn die Meinung des
Autors deutlich wird, und vieles davon
regt zum Nachdenken an. Oft waren
die beschriebenen Probleme für mich
neu. Zu lesen und auf den zahlreichen
Fotos zu sehen, wie Organisationen
und betroffene Menschen versuchen,
etwas gegen die Umweltzerstörung in
ihren Ländern zu tun, gibt Hoffnung
und macht gleichzeitig traurig. Das
Buch ist allen zu empfehlen, die sich
einmal mit den Problemen in Ländern
befassen möchten, über die sonst nur
wenig berichtet wird.
Paula Rinderle
Thomas Kruchem:
Wie Menschen weltweit das Klima
retten. Licht-Bringer, WaldMacher, Wasser-Kämpfer
Brandes & Apsel, Frankfurt am
Main 2020
172 Seiten, 14,90 Euro
ISBN 978-3-95558-277-7
Kritik immer öfter unerwünscht
Der Atlas der Zivilgesellschaft informiert zur globalen Lage der Menschenrechte
D
ein homosexueller, trans- oder intersexueller Mensch ermordet, häufig von
Anhängern Bolsonaros.
er „Atlas der Zivilgesellschaft
2020“ von Brot für die Welt zeigt,
wo auf der Erde die Menschenrechte
– wie das Recht auf freie Rede und
Meinungsäußerung sowie die Vereinigungs- und Versammlungsfreiheit
– geachtet werden und wo nicht. Dazu
haben die Autorinnen und Autoren
mit Unterstützung der internationalen
Organisation Civicus den sogenannten
„Civic Space“ in allen Ländern der Erde
ermittelt. Civic Space ist die Bezeichnung für den Handlungsspielraum, den
die Zivilgesellschaft in einem Land hat.
Gegen kulturelle Vielfalt
Eingeschränkte Freiheiten
Nur drei Prozent der Weltbevölkerung leben in Ländern, in denen der
Civic Space vollständig offen ist. Das
heißt, nur 259 Millionen Menschen
haben uneingeschränkte zivilgesellschaftliche Freiheiten. Sie leben in 43
Staaten, wie Deutschland, Schweden
oder Uruguay. Das Gegenteil dazu
bilden 24 Staaten, in denen die zivilgesellschaftlichen Freiheiten rechtlich wie
praktisch komplett fehlen. Dazu gehören China, Eritrea und Kuba. Menschen,
die sich gegen die Regierung stellen,
werden dort streng bestraft.
Aber auch schon in den 129 anderen
Staaten, wie Österreich, Italien, Brasilien, Russland, Mexiko oder Türkei,
kommt es zu unterschiedlich starken
Verletzungen der zivilgesellschaftlichen
Freiheiten, und das in den letzten Jahren
zunehmend.
Ein Beispiel ist Brasilien, wo der
rechtsextreme Präsident Jair Bolsonaro
und seine Anhänger gegen Umweltschützer, Indigene und LGBTQ-Aktivisten vorgehen. Bolsonaro droht seinen
Gegnern mit Gefängnis und „Säuberungen“. Trotzdem gewann er mit 55
Prozent die Wahlen. Durchschnittlich
alle neunzehn Stunden wird in Brasilien
Auch in vielen anderen Ländern
werden Frauen, Umweltschützer, Journalistinnen, Menschenrechtsverteidiger
oder LGBTQ-Aktivistinnen in ihren
Freiheiten beschränkt. Gerade im Internet sind Hass und Gewaltandrohungen
weit verbreitet.
Eine starke Gegenbewegung versucht zum Beispiel, das traditionelle
Familienbild und „die natürliche Ordnung zu schützen“ und macht gegen
Verhütung, Schwangerschaftsabbrüche,
Gender Studies, gleichgeschlechtliche
Ehen und überhaupt gegen ein selbstbestimmtes Leben mobil, auch mit politischen Großveranstaltungen wie dem
„Weltfamilienkongress“. Dabei treffen
die Anhänger zwar auf Widerspruch,
doch sie sind weltweit gut vernetzt und
erreichen mit ihren kulturellen Begründungen viel Zustimmung.
Fakten zum Nachdenken
Der Zivilatlas bringt vielseitige
Beispiele. Teilweise ist es erschreckend,
wie groß die Einschränkungen sogar
in den als demokratisch eingestuften
Ländern noch sind. Gerade für Frauen
zeigt sich am Lohnunterschied oder am
Bild in der Gesellschaft, welch weiten
Weg selbst Länder wie Deutschland
noch vor sich haben.
Die verschiedenen Themen werden
im Atlas interessant und informativ
abgehandelt. An manchen Stellen
wünscht man sich einen differenzierten
Blick, besser fundierte Fakten und eine
neutralere Darstellung. Trotzdem ist die
Lektüre zu empfehlen, allein schon weil
dabei deutlich wird, wie ernst die Lage
ist. Definitiv ein Thema, über das zu
selten gesprochen wird.
Paula Rinderle
Brot für die Welt (Hrsg.):
Atlas der Zivilgesellschaft
Oekom Verlag, München 2020
84 Seiten, 18 Euro
ISBN 978-3-96238-171-4
Kostenlos herunterladen:
www.bfdw.de (Themen – Dossiers)
REZENSIONEN
August / September 2020
27
Unglaubliche Vielfalt
Sonntagsausflug ins Grüne, Direktverkauf ab Hof: Offene Höfe in Brandenburg
E
in schier unglaubliches Buch
präsentiert 300 Hofläden von
insgesamt knapp über 500 derartigen Hofverkaufsstellen im ganzen
Land Brandenburg. Darunter sind
viele „Biobetriebe“, aber lange nicht
alle, ein paar bezeichnen sich etwa als
„Naturbauern“, scheuen jedoch die teure
Umstellung respektive Zertifizierung,
und wieder andere arbeiten schlicht
„konventionell“.
Das bildet die Realität ab, denn
Brandenburg hat zwar über 950 Biobauernhöfe, aber das sind nur 13 Prozent
der insgesamt knapp 9000 landwirtschaftlichen Betriebe. Immerhin: Was
vor 30 Jahren niemand für möglich
hielt, ist heute Realität: In fast jedem
brandenburgischen Dorf gibt es einen
alteneingesessen Landwirt, ein engagiertes Aussteigerpaar, eine Ökoinitiative oder eine Agrar GmbH, die sich die
Mühe machen, sich die Sonntage um die
Ohren schlagen und direkt verkaufen
oder sogar ein Café betreiben.
Frischer Fisch,
vor Ort geräuchert
Viele von ihnen haben ihre Landwirtschaft mit einem Handwerk
kombiniert und verkaufen nun ihre
handwerklichen Käse- oder Wursterzeugnisse direkt an ihre Freunde und
Bekannten in der Region, an Gourmetrestaurants und Touristen. Neben
Landwirten im engeren Sinne gibt es
darunter auch Imker, die ihren Honig
verkaufen, Fischer, die den frischen
Fang aus „ihrem“ See gleich vor Ort
rierte Mühle als lebendiges Museum.
Auch Getreide kann die Mühle malen
oder als Sägewerk fungieren. Im Hofladen des Biohofs Auguste in Kolkwitz
bei Cottbus pflegen und verkaufen Menschen mit Behinderung Bio-Gemüse
sowie Suppenhühner und Gänse.
Dieser unglaubliche Katalog der
kreativen Musterbetriebe zeigt, was
alles möglich ist, wenn Landwirte, Gärtnerinnen, Fischer oder Imkerinnen mit
Lust und Spucke sozusagen dranbleiben
und im Verein mit ihrer Abnehmerschaft
handwerklich und naturnah produzieren
und wo möglich zumindest teilweise
direkt verkaufen.
räuchern und den Vorbeiwandernden
servieren und viele andere.
Ein Ehepaar arbeitet eigentlich
mit Holz, hält aber nebenbei aber
auch mancherlei Tiere. Andere haben
eine Mosterei und die dazugehörigen
Obstbäume, unter denen auch Schweine
weiden. In manchen Dörfern wie im
„Ökodorf“ Brodowin häufen sich die
Bio-Betriebe und machen deutlich, dass
ein erfolgreicher großer Biobetrieb nicht
nur magische Anziehungskräfte hat,
sondern auch in einer ganzen Gegend
das Ruder in Richtung Zuwanderung
und vermehrter Arbeit herumreißen
kann. In der Uckermark zeigt Landwirt Hemme in Schmargendorf, wie
man mit eigener Molkerei und Milch
von Weidekühen auch heute noch als
Milchbetrieb überleben und dabei zahlreiche Beschäftigungsmöglichkeiten
bieten kann.
Kreative Musterbetriebe
Erstaunlich sind die Vielfalt und
der Ideenreichtum der zahlreichen
Nachwendegründungen, die hier allerdings in der Mehrheit sind. Damit sind
nicht nur die zahlreichen Ziegen- und
Schafmilch-Käsereien gemeint, die
Straußen- und Alpaka-Farmen oder
die Whisky-Brennereien. Nein, es gibt
auch kleinere Betriebe, die von ihrem
„zweiten“ Standbein in Form von zwei,
drei Ferienwohnungen nebst Eselwanderungen leben, und andere, die außer
Gästezimmern Reitunterricht anbieten.
In Schlieben bei Herzberg wird sogar
wieder Wein angebaut, anderswo wer-
Alte und neue Bauern
den Bio-Rosen gezogen. Und gleich vor
den Toren Berlins gibt es bei Bernau
einen Pilzhof, der seit über 20 Jahren
Shiitake und andere Pilze anbaut und
sie im dazugehörigen Lokal auch in der
Pfanne serviert.
Es gibt Betriebe, die eine Ölmühle
betreiben sowie ein gemütliches LandCafé und in ihrem „Hofladen“ vor
allem die Erzeugnisse aus der Region
verkaufen. In der Nähe von Cottbus bietet eine Lama-Halterin therapeutische
Wanderungen mit ihren Tieren an, nebst
Erzeugnissen aus der Lamawolle. In der
Straupitzer Holland-Windmühle wird
das Spreewälder Leinöl gemahlen. Der
zugehörige Verein betreibt die restau-
Von wegen vegetieren!
Pflanzen verfügen über zahlreiche Sinne und entwickeln Schwarmintelligenz
P
rofessor Stefano
Mancuso leitet in
Florenz das Institut für
pflanzliche Neurobiologie und nahm mit Experimenten am SpaceShuttle-Programm teil.
Alessandra Viola ist
eine preisgekrönte Wissenschaftsjournalistin.
Gemeinsam nehmen
sie die Lesenden mit
auf die Reise in die
wunderbare Welt der
Pflanzen.
Haben Sie sich mal
gefragt, wer Pflanzen
und Tiere eingeteilt
hat und warum? Merkwürdig ist, das Pflanzen lange als
Lebewesen niederer Ordnung galten,
knapp oberhalb der unbelebten Natur.
Langsam beginnt die Wissenschaft zu
erkennen, was Darwin schon vermutete: Pflanzen verfügen
trotz ihrer scheinbaren
Unbeweglichkeit über
besondere Fähigkeiten, ja sogar über Intelligenz.
Eine völlig
neue Welt
Die Pflanzen haben 15 Sinne mehr
als der Mensch, mit
denen sie nicht nur
elektromagnetische
Felder erspüren und
die Schwerkraft berechnen, sondern auch zahlreiche
chemische Substanzen in ihrer Umwelt
analysieren. Mit Duftstoffen warnen sie
sich gegenseitig vor Fressfeinden oder
locken Tiere an, mit ihren Wurzeln
bilden sie ein riesiges Netzwerk, in dem
Informationen über den Zustand der
Umwelt zirkulieren. Ohne Organe können sie über eine Form der Schwarmintelligenz Strategien entwickeln, die ihr
Überleben sichern.
Von wegen vegetieren! Ein Einblick
in die Intelligenz der Pflanzen kann uns
lehren, auf Pestizide zu verzichten oder
bessere Netzwerke und Computer zu
entwickeln. Stefano Mancuso und Alessandra Viola eröffnen uns mit großer
Leidenschaft eine völlig neue Welt. In
jedem Fall ein besonders lesenswertes
Buch.
Beate Kitzmann
Stefano Mancuso, Alessandra Viola:
Die Intelligenz der Pflanzen
Verlag Antje Kunstmann,
München 2019
188 Seiten, 19,95 Euro
ISBN 978-3-95614-030-3
Ein sehr sympathisches Buch, das
zu mehr Sonntagsausflügen aufs Land
anregt und zeigt, wie belebend die
„Aussteiger“ für so manche Dörfer sein
können. Es zeigt auch, dass es Bauern
gab und gibt, die den Widrigkeiten
der Zeiten zum Trotz „durchgehalten“
haben und denen ein erfolgreicher
Neuanfang nach der Wende gelang.
Und dass junge Bio-Bauern mit Ideen
wie „Ranch-Safaris“ oder Wanderungen
mit Schafen wie etwa die Bio Ranch
Zempow bei jungen Leuten etwas
ansprechen können.
Das Buch ist nach Regionen gegliedert und zeigt vor jeder Großregion
mittels eines Pünktchensystems auf vier
Regionalkarten, wo die beschriebenen
Höfe und Verkaufstätten in etwa liegen.
Diese Karten sind eine große Hilfe, aber
anderseits recht grob und nicht immer
vollständig, manche Punkte sind verrutscht, andere fehlen. Bis man da mit
den elektronischen Helferlein oder der
guten alten Landkarte seine Sonntagswanderung oder Wochenend-Radtour
zusammengebastelt hat, sind durchaus
noch ein paar Minuten zu investieren.
Elisabeth Meyer-Renschhausen
Robert Zagolla:
Hofläden in Brandenburg
Die besten Ideen und Adressen für
kulinarische Landausflüge
BeBra Verlag, Berlin 2020
175 Seiten, viele Fotos, 16 Euro
ISBN 978-3-86124-714-2
28
TERMINE
August / September 2020
7.8.+11.9.
Blühender Campus –
Mitmachaktion
Fr 11 Uhr
Ein „Citizen Science“-Projekt für
Interessierte: Auf den Flächen
und den naturbelassenen Wiesen
rund um die Freie Universität
Berlin zählen Fachleute und
Interessierte an jedem zweiten
Freitag im Monat Schmetterlinge
sowie deren Eier, Raupen und
Puppen. Die Daten leiten sie
an das Helmholtz-Zentrum für
Umweltforschung (UFZ) in Halle
weiter. Schmetterlinge zeigen der
Wissenschaft den Zustand der Natur in der Stadt genau an, da sie
sehr sensibel auf Umwelteinflüsse
reagieren. Interessierte können
darüber hinaus nach weiteren
Tier- und Pflanzenarten auf dem
Campus Ausschau halten und auf
der Online-Plattform iNaturalist
mit den Forschenden der FU
teilen. Die Plattform hilft bei der
Bestimmung.
Treffpunkt: Mensa-Terrasse neben
der Wildbienennisthilfe, Van’t-HoffStr. 6, 14195 Berlin-Dahlem
Anmeldung erforderlich:
E-Mail: bluehender-campus@
nachhaltigkeit.fu-berlin.de
Anfahrt: U3 Freie Universität –
Thielplatz
Info: www.fu-berlin.de/
bluehender-campus
Sa 8.8.
Lichtenberger Wasserwelten – Fahrradtour
11-16 Uhr
Der ADFC und das Umweltbüro
Lichtenberg laden zu einer rund
30 Kilometer langen Radwanderung durch den Bezirk ein. Es geht
um die Teiche und Kleingewässer
Lichtenbergs, die eine große
Artenvielfalt aufweisen. Neben
dem Gehrensee, der Malchower
Aue und dem Malchower See
führt die Tour auch am Ober- und
Orankesee vorbei. Das Landschaftsschutzgebiet Herzberge
bildet den Abschluss.
Treffpunkt: Brücke am S-Bhf.
Hohenschönhausen, stadtauswärts (Endpunkt ist der S-Bhf.
Friedrichsfelde Ost)
Anmeldung erforderlich:
www.touren-termine.adfc.de
Kosten: 6/3 Euro
Anfahrt: S75 Hohenschönhausen
Info: Tel. 0172-5890024
So 9.8.
Bahnbrechende Natur –
Führung im Natur-Park
Schöneberger Südgelände
14-16 Uhr
Lassen Sie sich von Detlev Dahlmann (BUND, ehemaliger Bauund Projektleiter des Natur-Parks)
die Entstehungsgeschichte und
die Naturbesonderheiten im NaturPark Schöneberger Südgelände
zeigen. Erleben Sie, wie die Natur
eine stillgelegte Bahnanlage über
die Jahre hinweg zurückerobert
hat. Seltene Moose, Kräuter und
Insekten prägen eine für Berlin
einzigartige Tier- und Pflanzenwelt. Heute findet sich hier eine
einzigartige Symbiose zwischen
urwüchsigen Wäldern, offenen
Trockenflächen und alten Bahnrelikten. Tauchen Sie ein in eine verwunschene Welt und erfahren Sie
mehr über ihre Entstehung und die
Pflege der Anlage zum Erhalt der
Artenvielfalt. Alle Teilnehmenden
müssen einen geeigneten MundNasen-Schutz tragen und sich
registrieren lassen.
Anmeldung erforderlich:
Kosten: 11/8,50/0 Euro
Treffpunkt: Natur-Park Schöneberger Südgelände, Haupteingang
am S-Bhf. Priesterweg, Ausgang
Prellerweg
Anfahrt: S2 Priesterweg
Info: E-Mail: gartengestaltung@
detlevdahlmann.de, Tel. 45023189
Do 13.8.
Den Kopf entlasten: Kritik
an vereinfachten Welterklärungen – Vortrag/Diskussion
19 Uhr
Monsanto ist schuld. Nein, die
Bilderberger. Quatsch, das
Finanzkapital macht alles kaputt.
Hinter allem stecken zwei Bankiersfamilien. Europa wird immer
mehr amerikanisiert. Geht doch
gar nicht, weil die BRD ohnehin
von den USA besetzt ist. Oder gar
nicht existiert ... So oder ähnlich
klingen viele Erklärungsmodelle
für die Ursachen empfundener
Missstände. Was sie gemeinsam
haben: Sie vereinfachen, verkürzen komplexe Herrschaftsanalysen und spielen mit den Mitteln
des Populismus. Statt Menschen
zu eigenständigem Denken und
kritischem Hinterfragen anzuregen, wandeln sie Ohnmacht oder
Empörung in billige Zustimmung –
zwecks politischer Beeinflussung.
Vor allem aber können sie gefährlich sein, wenn plumpe Feindbilder
und verkürzte Ursache-WirkungsKetten zu einem Hass gegen
Bevölkerungsgruppen führen,
denen die Schuld für das Böse auf
der Welt zugeschoben wird – der
Antisemitismus ist nur ein Beispiel
dafür, die Folgen sind bekannt.
Im Vortrag werden Prinzipien
vereinfachter Welterklärungen
benannt, Beispiele vorgestellt und
praktische Tipps für skeptisches
Denken gegeben.
Ort: Kultur- und Bildungszentrum
Raoul Wallenberg, Bernkasteler
Str. 78, 13088 Berlin-Weißensee,
www.kubiz-wallenberg.de
Anfahrt: Tram 12, 27 Rennbahnstraße/Berliner Allee; Tram M4
Buschallee. Info:
www.kopfentlastung.siehe.website
E-Mail: office@kubiz-wallenberg.de
Auf diesen Seiten stehen Berliner
Umwelt-Termine (im weiteren
Sinne). GRÜNE-LIGA-Termine
sind mit dem Logo gekennzeichnet (grau: Mitarbeit).
Wir möchten besonders auch
Termine kleinerer Umweltgruppen und BIs veröffentlichen und
bitten um rechtzeitige Information
bis zum 20. des Vormonats.
Die Redaktion
Adressen: Seite 31
In der Praxis stößt dies jedoch auf
zahlreiche Herausforderungen:
Versicherung, Verkehrssicherheit,
Schlüsselübergabe, Gewinnen
von Nachbarschaft und Unterstützern, ... Auf dem praxisnahen
Fachtag wollen wir Erfahrungswissen teilen und gemeinsam verschiedene Perspektiven beleuchten, um konstruktive Lösungswege
und Synergien zu finden.
Ort: Quartiersschule Pusteblume,
Kastanienallee 118, 12627 BerlinHellersdorf
Anfahrt: Tram 18, M6 Zossener
Straße/Kastanienallee
Anmeldung bis 17.8: E-Mail:
urbanegaerten@grueneliga-berlin.de
Tel. 443391-65
Info: www.grueneliga-berlin.de
(Integrierte Urbane Gärten)
Do 3.9.
Mit Saatgut und
Gemüse durch den
Winter – Praxisworkshops
15-19 Uhr
Der Workshop „Saatgutgewinnung“ zeigt, worauf es ankommt,
wenn man eigenes Saatgut vermehren will, wie es geerntet und
gelagert wird und was es bei der
Sorten- und Artenvielfalt zu beachten gibt. Beleuchtet wird auch
die Bedeutung für die Biodiversität, speziell im Klimawandel. Im
Workshop „Wintergemüse“ geht
es darum, wie man gesundes und
frisches Gemüse auch im Winter
und Frühjahr anbauen und ernten
kann, welche Sorten sich für den
Winteranbau eignen und wie sich
der Gemüsegarten gut vor Kälte
und Frost schützen lässt. Nach
den beiden parallelen Angeboten
mit Wanda Born (Daucum Werkstatt für Biodiversität) und Burkhard Bohne (Kräuterschule und
Autor) bleibt Zeit für Austausch,
ein kleiner Imbiss steht bereit.
Ort: KulturGut, Alt-Marzahn 23,
12685 Berlin
Anmeldung bis 24.8.: E-Mail:
urbanegaerten@grueneliga-berlin.de
Mitbringen: Mundschutz, Kleidung
für zwei Stunden im Freien
Info: www.grueneliga-berlin.de
(Integrierte Urbane Gärten),
Tel. 44339165
4.-14.9.
6. Wandelwoche BerlinBrandenburg
Touren, Workshops, Seminare
und Märkte rund um Ideen für ein
gutes Leben für alle, überall in
unserer Region. Siehe Seite 5.
Info, Programm, Anmeldung:
www.bbb.wandelwoche.org
Tel. 61652466
Sa 15.8.
Aktionstag im Prinzessinnengarten
11-15 Uhr
Ort: Prinzessinnengarten, Hermannstr. 99, 12051 Berlin-Neukölln
Anfahrt: S+U-Bhf. Hermannstraße
Info: www.prinzessinnengartenkollektiv.net – Tel. 0176-20815390
Do 20.8.
Auf dem Weg zur
Berliner Nachhaltigkeitsstrategie: Was
kann Berlin von Anderen
lernen? – Berliner
Nachhaltigkeitsforum
18-21 Uhr
Die Veranstaltung möchte einen
Beitrag leisten, um die Diskussion
über eine Nachhaltigkeitsstrategie
für Berlin voranzubringen und
auch kontrovers zu führen. Mehr
dazu auf Seite 3.
Ort: bUm – Raum für die engagierte Zivilgesellschaft, Paul-LinckeUfer 21, 10999 Berlin-Kreuzberg
Anfahrt: U8 Schönleinstraße
Info/Anmeldung bis 12.8.:
www.berlin21.net (Termine)
Di 25.8.
Öffnung von Schulgärten: Herausforderungen und Lösungsideen –
Fachtag und Workshop
9:30-13 Uhr
Schulhöfe und besonders
Schulgärten sind wichtige grüne
Infrastruktur in Berlin und Orte für
praktische Umweltbildung. Ein
Schulgarten braucht aber auch
konstante Pflege und „Kümmerer“,
vor allem in den Ferien. Gleichzeitig steigt der Nutzungsdruck auf
städtische Grünanlagen. Möglichkeiten, dem zu begegnen, sind die
Mehrfachnutzung von Schulhöfen
sowie die Öffnung zum Quartier.
So 6.9.
28.8.+25.9./
6.9.+4.10.
Critical Mass
Fr 20, So 14 Uhr
Wir radeln gemeinsam durch
unsere schöne Stadt. Das Motto
lautet: Wir behindern nicht den
Verkehr, wir sind der Verkehr!
Zur Critical Mass Berlin finden
sich jeden letzten Freitagabend
im Monat Hunderte Menschen
mit ihren Fahrrädern zusammen.
Außerdem gibt es noch einen sehr
schönen und relativ entspannten
Termin jeden ersten Sonntagnachmittag im Monat. Die Gruppe fährt
als Verband auf einer Spur auf
der Fahrbahn und hält sich an
die Verkehrsregeln. Alle bleiben
möglichst kompakt zusammen, um
dem motorisierten Verkehr nicht
Gelegenheit zu geben, die Gruppe
zu trennen. Alles bleibt friedlich
und lässt sich durch aggressive
Autofahrer nicht provozieren. Der
Verkehr wird nicht absichtlich
gestört. Wer mitfährt, ist für sich
selbst verantwortlich. Trotzdem ist
es schön, ein Auge aufeinander
zu haben und sich gegenseitig zu
helfen.
Treffpunkt: Freitag 20 Uhr
Mariannenplatz (Kreuzberg) und
Heinrichplatz (Neukölln), Sonntag
14 Uhr Brandenburger Tor
Info: www.criticalmass.berlin
Sa 29.8.
Coal & Boat – Demonstration
13 Uhr
Siehe Seite 7.
Ort: Kraftwerk Reuter West
Anfahrt: U7 Paulsternstraße
Info/Anmeldung für die Boots- und
Laufdemonstration:
www.kohleausstieg-berlin.de
Tel. 24357803
Zugvögel im Britzer Garten
– Führung
9 Uhr
Grauschnäpper, Gartenrotschwanz und Zilpzalp bereiten
sich auf den Abflug in ihre Winterquartiere vor. Sie nutzen das
reichhaltige Beeren- und Insektenangebot, um fit für die Reise zu
sein. Mit Bernd Steinbrecher. Bitte
Fernglas und Mund-Nasen-Schutz
mitbringen. Es muss eine Teilnahmeliste geführt werden.
Kosten: 6,50/4 Euro
Treffpunkt: Britzer Garten, Parkeingang Buckower Damm 168,
12349 Berlin-Britz
Anfahrt: Bus M44 Britzer Garten
Info: Tel. 7033020, E-Mail:
dialog@freilandlabor-britz.de
www.freilandlabor-britz.de
Fr 11.9.
Pilzwanderung im Barnim:
Wandlitz
12-15 Uhr
Man muss Pilze sehr genau
kennen, denn manche reizvolle
Schönheit ist hinterhältig giftig.
Wer sie aber in ihrer Vielfalt
kennt, kann die guten unter ihnen
genießen und seinen eigenen
Speiseplan mit den Pilz-Köstlichkeiten bereichern. Die Gemeinde
Wandlitz mit ihren abwechslungsreichen Wäldern und klaren Seen
ist idealer Ausgangspunkt für PilzWanderungen in den Naturpark
Barnim. Mit Elisabeth Westphal.
Bitte Pilzkorb und Messer mitbringen.
Kosten: 8,12/5,56 Euro
Anmeldung erforderlich:
www.berlin.de/vhs (Suche: Pilzwanderung)
Treff: Bahnhof Wandlitz
Anfahrt: S2 bis Karow, vom selben
Gleis mit NE 27 Richtung Klosterfelde (ABC-Tarif)
Info: s.o. Auch am 23.10.
16.-22.9.
Autofrei und Spaß dabei! –
Aktionswoche
Abgase, Lärm, Unfälle, Treibhausgase, Versiegelung, Flächen- und
Ressourcenverschwendung:
Die Liste der negativen Folgen
des Autoverkehrs ist lang. Wenn
wir eine gesunde, lebenswerte
Stadt gestalten möchten, müssen
wir den motorisierten Individualverkehr und vermeidbaren
Wirtschaftsverkehr aus Berlin
zurückdrängen. Dazu gehören
der massive Ausbau des ÖPNV,
sichere Rad- und Fußwege und
kurze Entfernungen zu wichtigen
Versorgungseinrichtungen. Während der europäischen Mobilitätswoche rufen Naturfreunde,
VCD, PowerShift und andere zu
kreativen Aktionen, Straßenfesten,
Demonstrationen und Veranstaltungen an vielen Orten in Berlin
auf. Wir wollen eine Stadt für alle,
in der Menschen wieder auf den
Straßen und Plätzen verweilen
können. Der öffentliche Raum in
Berlin soll so wenig wie möglich
für fahrende oder parkende Autos
zur Verfügung stehen.
Am 18. September ist „Park(ing)
Day“. Als Teil dieser jährlichen
weltweiten Aktion werden wir
Parkplätze in öffentliche Parks
verwandeln und Alternativen zur
Platzverschwendung durch Autoparkplätze aufzeigen.
Am 19. September machen wir
Berliner Kieze mit 100 dezentralen Aktionen ohne Autoverkehr
erlebbar. Gemeinsam wollen wir
die Verantwortlichen in Senat,
Abgeordnetenhaus und Bezirken
für eine schnelle Verkehrswende
gewinnen.
Info: Tel. 0176-62015902,
E-Mail: hiksch@naturfreunde.de,
www.naturfreunde-berlin.de
20.9.+3.10.
Pilzwanderung im Barnim:
Lobetal
12.45-15.45 Uhr
Warum sind Pilze für den Wald
wichtig? Wie sind Pilze voneinander zu unterscheiden? Welche
Pilze sind genießbar? Man muss
sie sehr genau kennen, denn
manche reizvolle Schönheit ist
hinterhältig giftig. Wer sie aber in
ihrer Vielfalt kennt, kann die guten
unter ihnen genießen und seinen
eigenen Speiseplan mit den PilzKöstlichkeiten bereichern. Das
Lobetal ist reizvoll eingebunden in
die leicht hügelige Landschaft des
Barnim an der Märkischen Eiszeitstraße, nur wenige Kilometer von
Bernau entfernt. Die Pilzwanderung führt am Mechesee vorbei in
das ausgedehnte Waldgebiet. Mit
Elisabeth Westphal. Bitte Pilzkorb
und Messer mitbringen.
Kosten: 8,12/5,56 Euro
Anmeldung erforderlich:
www.berlin.de/vhs (Suche: Pilzwanderung)
Treff: Bushaltestelle Lobetal Dorf
(Wendeschleife)
Anfahrt: S2, RB 60 oder RE3 bis
Bhf. Bernau, weiter Bus 903 Richtung Marienwerder (ABC-Tarif)
Info: s.o. Auch am 31.10.
Fr 25.9.
6. internationaler Klimastreik
Für den Aufbau der Wirtschaft
werden weltweit Billionen ausgegeben, von denen ein großer Teil
in Kohle, Öl und Gas fließt, auch
in Europa. Die bereits erreichte
Erderwärmung von über einem
Grad, brennende Wälder in
Sibirien und der trockene Wald bei
uns zeigen, dass die Klimakrise
auch in der Pandemie keinen Halt
macht. Um die Katastrophe noch
zu verhindern, müssen wir jetzt
laut werden. Deshalb fluten wir
die Straßen und zeigen, dass gute
Klimapolitik wichtiger ist denn je.
Info: www.fridaysforfuture.berlin
ANZEIGEN
TERMINE/ KLEIN-
15.-18.10.
International Uranium Film
Festival 2020
Seit 2011 ist das International
Uranium Film Festival das weltweit
wichtigste und größte Filmevent
zum Thema Radioaktivität und
atomare Brennstoffkette – vom
Uranbergbau bis zum Atommüll,
von der Atombombe bis zum
atomaren Unfall, von Hiroshima
bis Fukushima, von der Nuklearmedizin bis zur Bestrahlung
von Lebensmitteln. Radioaktivität ist unsichtbar, hat keinen
Geschmack, keine Farbe, keinen
Geruch. Das Medium Film ist
das beste Mittel, die unsichtbare
Gefahr sichtbar zu machen. Und
ein Filmfest ist das beste Mittel,
diesen Filmen zu einem breiten
Publikum zu verhelfen.
Ort: Zeiss-Großplanetarium
und Kino in der Kulturbrauerei,
Prenzlauer Berg
Info, Programm, Karten:
www.uraniumfilmfestival.org
Tel. 46725136
Achtung!
Noch nicht alle Veranstaltungen
können zurzeit wie geplant
stattfinden, bitte informieren Sie
sich vorher elektronisch oder
telefonisch.
Ausstellungen
bis 30.8.
Lebenswelten, bedroht
und geliebt – Aquarellausstellung
tgl. 14-17 Uhr
Ausstellung der AquarellkalenderGruppe Formica – siehe Seite 25.
Eintritt frei, Spenden erbeten
Führungen Mi 16 Uhr auf Anfrage,
Tel. 56301973
Ort: Krankenhauskirche im Wuhlgarten, Brebacher Weg 15,
12683 Berlin-Biesdorf
Anfahrt: S5/U5 Wuhletal
Info: Tel. 562969423
Öko-Märkte
Ökomarkt am Leopoldplatz
Wedding
Di+Fr 10-17 Uhr
U6, U9 Leopoldplatz
www.bbm-maerkte.de
Ökomarkt am Nordbahnhof
Mitte, Invalidenstraße/Elisabeth-Schwarzhaupt-Platz
Mi 11-18 Uhr
S1, S2, S 25, Tram M8, M10, Bus
245, 247 Nordbahnhof. Tel. 01704832058, www.marktzeit.berlin
Ökomarkt Thusneldaallee
Moabit (vor der Heilandskirche), Turmstraße/Alt-Moabit
Mi 12-18 Uhr
U9 Turmstraße. Tel. 0170-4832058
www.marktzeit.berlin
ÖkomarktinderAkazienstraße
Schöneberg (an der
Apostel-Paulus-Kirche)
Do 12-18 Uhr
U7 Eisenacher Straße. Tel. 01704832058, www.marktzeit.berlin
bis 3.10.
Lehmbau an der Hochschule
– eine zeitgemäße und simple
Möglichkeit, Baupraxis im
Curriculum der Hochschulen
zu vertiefen
Do-So 13-17 Uhr
Auswärts
25.-30.8.
Zukunft für alle – gerecht,
ökologisch, machbar –
Kongress
Wie wollen wir 2048 leben? Wie
werden wir wohnen, arbeiten,
essen, uns fortbewegen? Wie
können wir eine Zukunft gestalten,
die gerecht und ökologisch ist?
Statt sich von Klimakrise und
Rechtsruck entmutigen zu lassen,
werden auf dem Kongress gemeinsame positive Visionen, die
über die kapitalistische Wachstumsgesellschaft hinausgehen,
entwickelt, geteilt und diskutiert.
Es sollen Menschen zusammenwirken, die in unterschiedlicher
Weise bereits an einer „Zukunft
für alle“ arbeiten: in der Praxis, in
sozialen Bewegungen, in Medien
und Bildung, in Wissenschaft
und Politik, Gewerkschaften und
Zivilgesellschaft. Der Kongress
soll aber auch ein Ort für alle sein,
die Lust haben, über Utopien und
Transformation nachzudenken,
ob Einsteigerin oder Pionier. Das
Konzeptwerk Neue Ökonomie will
keinen Masterplan entwerfen, sondern vielfältige Vorstellungen darüber zusammentragen, wie alles
auch ganz anders sein könnte.
Ort: Leipzig und online
Info: www.zukunftfueralle.jetzt
Tel. 0341 / 39281686
Die Ausstellung zeigt neue Möglichkeiten, zeitgemäße ökologische Baustoffe in der Ausbildung
der zukünftigen Planerinnen
und Planer zu verankern. Bitte
anmelden.
Ort: Lehmmuseum, Dorfstr. 27,
19395 Wangelin, Tel. 038737 /
337990, www.lehmmuseum.de
4.9.-2.10.
Kunst der Nachhaltigkeit
Di+Fr 17-20 Uhr
Die Kraft der Kunst für die
nachhaltige Transformation der
Gesellschaft: 220 Künstler und
Künstlerinnen zeigen Werke, die
Themen der Nachhaltigkeit kritisch
und visionär darstellen, in einer
Jubiläumsausstellung. Fotos,
Malerei, Zeichnungen, Installationen, Objekte, Video, Audio und
Performance sind real und/oder
digital zu sehen.
Ort: Group Global 3000 – Galerie
für nachhaltige Kunst, Leuschnerdamm 19, 10999 Berlin-Kreuzberg
Anfahrt: U8 Moritzplatz, U1/U3
Kottbusser Tor, M29 Oranienplatz,
Bus 147 Michaelkirchplatz
Info: www.gg3.eu
Tel. 6154749
Waldspaziergang am
Tagebau Nochten
13:30 Uhr
Beim Spaziergang zu dem von der
Grünen Liga gepachteten Waldgrundstück am Braunkohletagebau Nochten (Rabe Ralf Februar
2020, S. 7) wird als Gast diesmal
Michael Zobel sprechen, der die
Waldspaziergänge am Hambacher
Wald initiiert hat und regelmäßig
durchführt. Musik im Wald spielt
Paul Geigerzähler.
Treffpunkt: Bhf. Schleife
Anfahrt: RE1/2 Cottbus + RB65
Schleife
Info: www.kein-tagebau.de
Tel. 0151-14420487, E-Mail:
umweltgruppe@kein-tagebau.de
montags
Tomate sucht
Gießkanne
16-18 Uhr
U9 Hansaplatz. Tel. 0170-4832058
www.ökomarkt-im-hansaviertel.de
Ökomarkt Domäne Dahlem
Königin-Luise-Str. 49
Sa 8-13 Uhr
U3 Dahlem-Dorf. Tel. 66630024
www.domaene-dahlem.de
Ökomarkt Chamissoplatz
Kreuzberg
Sa 9-15 Uhr
U6 Platz der Luftbrücke, U6, U7
Mehringdamm. Tel. 8430043
www.oekomarkt-chamissoplatz.de
innovativer Energiequellen
meist 3. Mi, 18 Uhr
NABU Berlin, Wollankstr. 4, Pankow
www.pinie-solar.de
Anti Atom Berlin
1. Mi 20 Uhr
AK Stadtnaturschutz
1. Mo 18 Uhr
BUND, Crellestr. 35, Schöneberg
Tel. 0171-5861640, www.bundberlin.de (Über uns – Gruppen)
Weltküche mit entwicklungspolitischem Nachschlag
Mo 20 Uhr
K19, Kreutzigerstr. 19, Friedrichshain, www.soned.de, Tel. 2945401
Initiative Grundeinkommen
letzter Mo 19-22 Uhr
Franz-Mehring-Platz 1 (1. Etage,
Seminarraum 6), Friedrichshain
www.grundeinkommen-berlin.de
dienstags
Baubüro, Crellestr. 43, Schöneberg
Das weltweit einzige Theater für
gefährdete heimische Tierarten
weckt Neugier auf die wilde Tierwelt Europas.
Eintritt: ca. 9 Euro nach Einkommen
Ort: Theater im Naturpark Schöneberger Südgelände, Brückenmeisterei
Anfahrt: S2/S25 Priesterweg
Info: Tel. 12091785,
www.brehms-tierleben.com
Im September können sich Zeiten
und genauer Spielort ändern.
Ökomarkt im Hansaviertel
Tiergarten, Altonaer/Ecke
Klopstockstr.
Fr 12-18.30 Uhr
Projektgruppe Schäfersee
1.+3. Mo 17 Uhr
Grüne Radler
1. Di 19 Uhr
Fräulein Brehms Tierleben
Sa+So 14+16 Uhr
U2 Senefelderplatz. Tel. 44339148
www.grueneliga-berlin.de
Berliner Energietisch
2. Mi 19 Uhr
BBK-Büro, Greifswalder Str. 4,
Hinterhof Aufgang A, 1. Etage,
Prenzlauer Berg, Tel. 24357803
www.kohleausstieg-berlin.de
Theaterreihe
Ökomarkt am Kollwitzplatz
Prenzlauer Berg
Wörther Straße
Do 12-19 Uhr
Januar-März bis 18 Uhr
Heinrich-Roller-Str. 4 (Friedhofseingang), Prenzlauer Berg
GRÜNE LIGA Berlin, Anke Küttner,
Tel. 4433910
QM-Büro, Mickestr. 4, Reinickendorf, Tel. 0152-33794404,
www.projektgruppe-schaefersee.de
Attac Berlin
3. Di 19 Uhr
Attac-Treff, Grünberger Str. 24,
Friedrichshain, Tel. 6946101
www.attacberlin.de
Robin Wood Berlin
4. Di 20 Uhr
Neue Republik Reger, Bouchéstr.
79a, Treptow, Tel. 12085616
www.robinwood.de/berlin
Franz-Mehring-Platz 1, Raum 739,
Friedrichshain, Tel. 0176-62015902
www.berliner-energietisch.net
Warschauer Str. 23, Friedrichshain, Tel. 61201791
www.antiatomberlin.de
Ende Gelände Berlin
3. Mi 20 Uhr
Café Cralle, Hochstädter Str. 10a,
Wedding, www.eg-berlin.org
donnerstags
Aktionsbündnis A100 stoppen
1. Do 20 Uhr
Jugendclub E-Lok, Laskerstr. 6-8
(Hof), Friedrichshain (am Ostkreuz),
Tel. 2913749, www.a100stoppen.de
Extinction Rebellion Café
19-21 Uhr
Stadteilladen Halk Köşesi, Crellestr. 38, Schöneberg,
www.twitter.com/xrberlin
freitags
Fridays for Future
12 Uhr
Invalidenpark, Mitte (zwischen
U6 Naturkundemuseum und
Hauptbahnhof).
www.fridaysforfuture.berlin
After Work Gardening
15-18 Uhr
Frieda Süd, Friedrichstr. 18,
Kreuzberg, www.2000m2.eu
Repair-Café
2. Fr 16-19 Uhr
Café Grenzenlos, Plesser Str. 1,
Treptow, Tel. 53216201,
www.cafe-grenzenlos.de
samstags
mittwochs
PINiE e.V. – Pankower
Initiative zur Nutzung
29
Kleinanzeigen
Regelmäßig
Kohleausstieg Berlin
3. Di 18.30 Uhr
So 20.9.
August / September 2020
Natur-Erlebnis-Tag
1. Sa
Naturschule, www.naturschuleberlin-brandenburg.de
Private Kleinanzeigen kosten
nicht die Welt, sondern 0,70
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Radio gegen Alles: Dienstag,
18.8.+15.9., 18 Uhr. Monatliches Berliner Umweltradio auf
88,4 MHz oder
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Die größten Klimakiller: Militär und Rüstungsindustrie.
Wir präsentieren die Fakten!
Mahnwache für Frieden und
Menschenrechte, montags 1819:30 Uhr, Brandenburger Tor
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oder 12 Monate. Im Rahmen
des entwicklungspolitischen
Freiwilligenprogramms von
Brot für die Welt suchen wir
für junge Menschen aus Costa
Rica, Georgien, Kamerun
und Kambodscha (18 bis 28
Jahre) Unterkünfte in Berlin
und Umgebung (Biesenthal,
Neuruppin, Potsdam, Königs
Wusterhausen). Gastfamilien
erhalten einen monatlichen
Unterkunftszuschuss von 100
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Kontakt: Brot für die Welt, SüdNord-Freiwilligenprogramm,
Tel. (030) 65211-1332, Fax
-3332, E-Mail:
incoming-freiwilligendienst@
brot-fuer-die-welt.de
Offene Beratung für Kollektivbetriebe und Einsteiger
bei der unabhängigen Basisgewerkschaft FAU. Termine:
faub-kollektivbetriebe@fau.org
www.berlin.fau.org (Termine)
Vorträge und Workshops:
Solidarische Ökonomie, politische Kommunen, Entscheidungen im Konsens, Anarchismus und Selbstorganisation,
Feminismus, zapatistische
Bewegung, Kapitalismus-, Entwicklungs-, Wachstums-Kritik.
www.dasmaedchenimpark.org
Private Kleinanzeigen im
Raben Ralf sind erfolgreich!
30
August / September 2020
Auch neue Gentechnik
bleibt Gentechnik
LESERINNENBRIEFE
IMPRESSUM
Die Berliner Umweltzeitung
GRÜNE LIGA Berlin e.V.
Prenzlauer Allee 8
10405 Berlin-Prenzlauer Berg
(Tram M2 Metzer Str.; U2 Senefelderplatz)
Tel. (030 ) 44 33 91-47, -0, Fax -33
E-Mail: raberalf@grueneliga.de
www.raberalf.grueneliga-berlin.de
Herausgeber: GRÜNE LIGA Berlin e.V.
ISSN: 1438-8065
V.i.S.d.P.: Leif Miller
Redaktion: Matthias Bauer, Rebecca
Lange, Paula Rinderle, Sarah Buron,
Jochen Mühlbauer
Satz: Evelin Bulling, www.mixcurve.com
Vignetten: Luwie, www.kuhnstalle.de
Karikaturen: Paul Pribbernow,
Freimut Wössner, www.f-woessner.de
Post-Bezug: siehe Abo-Coupon auf Seite 11
Konto-Nr.: 3060502, BLZ: 10020500
IBAN: DE38 1002 0500 0003 0605 02
BIC: BFSWDE33BER
Bank für Sozialwirtschaft
Adressenänderung bitte melden!
Erscheinen: zu Beginn gerader Monate
Redaktionsschluss: 10. des Vormonats,
Anzeigen und Termine bis 20. des Vormonats
Auflage: 11.000
Druck: Union Druckerei Berlin, www.udb.de
Anzeigenvertretung:
GRÜNE LIGA Berlin e.V., Prenzlauer Allee 8,
10405 Berlin, Tel. (030) 443391-0, Fax -33,
E-Mail: raberalf@grueneliga.de
Grundpreis:0,80 Euro je Spalte und mm
(s/w, netto)
Kleinanzeigen: über die Redaktion, je
Zeile (30 Zeichen) 0,70 Euro, nur Vorkasse
(Briefmarken, bar)
Mit Namen gezeichnete Artikel geben nicht
unbedingt die Meinung der Redaktion bzw. des
Herausgebers wieder. Die Redaktion behält
sich das Bearbeiten von Beiträgen vor. Für
unverlangt eingesandte Texte und Materialien
keine Haftung. Beiträge bitte möglichst per
E-Mail senden. Nachdruck nach Rücksprache gestattet und erwünscht, bitte Quelle
angeben, gern Belegexemplar schicken.
LESERBRIEFE
Bedürfen Leserbriefe einer Beurteilung?
„Smart City: Utopie oder Alptraum?“ von Elisabeth Voß, „Gibt es wirklich Eltern,
denen so eine Vorstellung von Kindheit gefällt?“ von Miriam Mucke und Antwort
von Elisabeth Voß, DER RABE RALF Juni/Juli 2020, S. 18-21
Ich habe mich sehr gefreut über den
Leserbrief von Miriam Mucke und teile
voll und ganz ihre Bestürzung! Und es
ist mir unbegreiflich, wie Sie, Elisabeth
Voß, dazu beurteilend und belehrend
Stellung beziehen. Die Leserbriefe
bedürfen also einer Beurteilung, dürfen
nicht unbearbeitet abgedruckt werden?
Sofort wird wieder abgewiegelt – alles
nicht so schlimm, wir kriegen das schon
hin – das ist so beschwichtigend! Und
sie schreiben selber ja kritisch zum
Thema, doch angesichts der Lage, in
der wir uns heute befinden, ist jede Art
von Kritik erwünscht, denn es gibt sie
kaum, und wenn, wird sie sofort im
Keim erstickt. Diese Vorgehensweise
auch in dieser Zeitung zu erleben,
schockiert. Denn Miriam Mucke aus
Berlin sieht, was so wenige sehen
wollen: die sich bestürzend schnell
aufrüstende digitale Diktatur.
Sylvia Mayen, Berlin
Vielen Dank für Ihre ausführlichen
Zuschriften, aus denen wir nur einen
kleinen Ausschnitt veröffentlichen.
Wenn die Antwort belehrend gewirkt
haben sollte, so war das keine Absicht!
Wenn eine Autorin auf einen Leserbrief
antworten möchte, drucken wir die
Antwort normalerweise in derselben
Ausgabe ab. Früher haben wir das
nicht gemacht, doch mit zwei Monaten
Abstand geht oft der Zusammenhang
verloren.
Sie weisen mehrmals auf die Internetseite www.diagnose-funk.de hin, die
auch unsere Autorin in ihrem Artikel
genannt hatte und die wir unseren
Leserinnen und Lesern noch einmal für
vertiefende Informationen zum Thema
Smart City und 5G empfehlen möchten.
Die Redaktion
D
ie neuen gentechnischen Verfahren
wie die Gen-Schere Crispr/Cas
ermöglichen Änderungen im Erbgut,
die bisher so nicht möglich waren. Und
sie vereinfachen und beschleunigen die
Entwicklung solcher gentechnischen
Veränderungen. Die Befürworter argumentieren, dass die vorgenommenen
Änderungen von natürlichen Mutationen
nicht unterscheidbar seien. Außerdem
seien sie präzise und sicher.
Die gentechnikkritische Organisation Testbiotech erklärt in einer Broschüre gut verständlich die Unterschiede
zwischen herkömmlicher Züchtung,
alter Gentechnik und neuer Gentechnik.
Sie beschreibt die Risiken der neuen
Gentechnik, die bei Weitem nicht so
zielgenau und nebenwirkungsarm ist,
wie ihre Befürworter behaupten.
Das Fazit: Die neue Gentechnik ist
anders als züchterische Verfahren. Denn
sie ermöglicht Eingriffe in das Erbgut,
bei denen die natürlichen Mechanismen von Vererbung und Genregulation
umgangen werden. Diese technischen
Prozesse können zu Veränderungen
führen, die für Mensch und Umwelt
gefährlich sind.
Leo Frühschütz
Broschüre:
www.testbiotech.org (Info-Materialien)
Wir tun was, Mensch!
UMWELTFESTIVAL
Als Berliner Umweltverband haben wir die Zukunft im Blick, locken
die Menschen raus ins Grüne, feiern Feste, setzen uns für unseren
STADTBEGRÜNUNG
Kiez ein, fordern Transparenz bei politischen Entscheidungen und
UMWELTBILDUNG
machen die Stadt zu unserem Garten. Wir vernetzen,
initiieren, informieren, organisieren, beraten, qualifiÖKOMARKT KOLLWITZPLATZ
zieren und unterstützen! Für uns gibt es auch zukünftig viel zu tun
UMWELTBERATUNG
in unserer Stadt! Unterstützen Sie uns! Engagieren Sie sich
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DER RABE RALF
Eigentumsvorbehalt: Dieses Heft bleibt bis
zur Aushändigung an den Adressaten Eigentum des Herausgebers. „Zur-Habe-Nahme“
ist keine Aushändigung im Sinne dieses Vorbehalts. Nicht ausgehändigte Hefte sind unter
Angabe des Grundes der Nichtaushändigung
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Ich möchte Fördermitglied werden! (Mindestbeitrag 84,- Euro)
Spartipp:
Schimmel entfernen
GRÜNE LIGA Berlin e.V.
Landesgeschäftsstelle:
Prenzlauer Allee 8
10405 Berlin-Prenzlauer Berg
Mo-Fr 10-15 Uhr
Tel. 030 / 44 33 91-0, Fax -33
berlin@grueneliga.de
Projekte (Durchwahl, E-Mail):
Umweltbibliothek: -30
Beratung/Hofbegrünung: -44, -30
hofberatung@grueneliga-berlin.de
DER RABE RALF: -47
raberalf@grueneliga.de
Ökomarkt: -48, -58
oekomarkt.kollwitzplatz@
grueneliga-berlin.de
Presse/Öffentlichkeitsarbeit: -49
Internationales: -30
internationales@grueneliga.de
Umweltbildung: -59
umweltbildung@grueneliga-berlin.de
S
tatt mit Chemiecocktails gelingt
die Schimmelbeseitigung auch
mit Hausmitteln, die zudem weniger
Nebenwirkungen haben und weniger
kosten. Vor allem 70-prozentiger Alkohol – auch medizinischer Alkohol
genannt – ist dazu geeignet, aber auch
Brennspiritus sowie Wasserstoffperoxid. Die Mittel sind in Drogerien oder
Apotheken erhältlich.
Bei der Schimmelbeseitigung
Fenster öffnen, Handschuhe, Brille
und Atemmaske tragen. Die befallenen
Stellen werden mehrmals mit einem
getränkten Lappen oder Schwamm
abgewischt. Diese müssen dann in einer
Tüte im Hausmüll entsorgt werden.
Essiglösung ist nur auf Metall
und Keramik sinnvoll. Von Azeton ist
generell abzuraten. Matthias Bauer
Name, Vorname:
Geburtsdatum:
Telefon:
E-Mail:
Straße:
PLZ, Ort:
Einwilligung zum SEPA-Lastschriftmandat
Jahresbeitrag:
84,- Euro
GRÜNE
GRÜNELIGA
LIGABerlin
BerlinGläubiger-ID:
Gläubiger-ID: DE53GLB00000252961
DE53GLB00000252961
100,- Euro
,
Euro
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Datum/Unterschrift Kontoinhaber_in:
Einsenden an: GRÜNE LIGA Berlin e. V., Prenzlauer Allee 8, 10405 Berlin oder per Fax an 030 44 33 91-33
Die
LIGA
Berlin
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und verarbeitet
Ihre Daten gem.
Art. Daten
6 Abs. 1 lit.
b DSGVO
Vereinszwecke
DieGRÜNE
GRÜNE
LIGA
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und verarbeitet
Ihre
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Art. im
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Abs. 1 der
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b DSGVO im Rahmen
der für die
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der Mitgliedschaft.
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Vereinszwecke
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tionen zum Datenschutz finden Sie unter www.grueneliga-berlin.de/datenschutz
UMWELTADRESSEN
Aus Platzgründen kann hier nur eine
Auswahl von Umwelt-Adressen in Berlin
und Umgebung veröffentlicht werden.
Die grau unterlegten Adressen sind
Mitglieder der GRÜNEN LIGA.
Achtung!
Zurzeit sind noch einige
Einrichtungen geschlossen,
bitte informieren Sie sich
elektronisch oder telefonisch.
ADFC – Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club, Yorck- 25, 10965 (Kreuzberg)
T 4484724, F 44340520
www.adfc-berlin.de
AG Kleinlandwirtschaft, AllmendeKontor Gemeinschaftsgarten, Bülow74, 10783 (Schöneberg), T 2612287
userpage.fu-berlin.de/garten
www.allmende-kontor.de
Agenda-Agentur Berlin Trautenau- 5
10717 (Wilmersdorf) T 96 534 777
www.agenda-agentur.de
Aktionsbündnis A100 stoppen! c/o Jugendclub E-LOK, Lasker- 6-8, 10245
(Friedrichshain), T 2913749
www.a100stoppen.de
Aktionsgemeinschaft Gleisdreieck
c/o Büro Rheinlaender, Crelle- 43
10827 (Schöneberg) T 7883396
Matthias Bauer, T 2151135
www.gleisdreieck-blog.de
Aktion Tier – Menschen für Tiere e.V.
Kaiserdamm 97, 14057(Charlottenburg) T 30103831, F -34
www.aktiontier.org
A-Laden Brunnen- 7, 10119 (Mitte)
T 83108085 (AB) www.a-laden.org
Anti-Atom-Plenum Waldemar- 46
10999 (Kreuzberg)
www.squat.net/aap-berlin
Anti Atom Berlin
c/o Stadtteilladen Friedrichshain
Warschauer- 23, 10243, T 61201791
www.antiatomberlin.de
Arbeitskreis Igelschutz Berliner- 79a
13467 (Hermsdorf) T 4049409
www.igelschutzberlin.de
Arbeitskreis Nordkaukasus c/o Vitalij
Kovalev, NABU, Charité- 3
10117 (Mitte) T 284984-0
Arbeitskreis Verkehr und Umwelt
(UMKEHR) e.V. Exerzier- 20, 13357
(Wedding) T 4927-473, F -972
www.umkehr.de
Attac Gneisenau- 2a, 10961 (Kreuzberg) T 69517791, F 6926590
www.attacberlin.de
autofrei leben! e.V. Körting- 63b,12107
(Tempelhof) T 23135674
www.autofrei.de
BAOBAB Infoladen Eine Welt e.V.
10405 (Prenzl. Berg) Greifswalder - 4
T 4426174, F 44359066
www.baobab-infoladen.de
Barnimer Aktionsbündnis gegen
gentechnische Freilandversuche
c/o DOSTO, Berliner - 52
16321 Bernau, T/F 03338/5590
www.dosto.de/gengruppe
B.A.U.C.H. e.V. Verein für Umweltchemie, Wilsnacker- 15, 10559 (Moabit)
T 394-4908, F -7379
bauch@alab-berlin.de
BauFachFrau e.V. Berufliche Umweltbildung, Lehder- 108 13086 (Weißensee) T 92092176
www.baufachfrau-berlin.de
Baumschutzgemeinschaft
c/o A. Solmsdorf, Windscheid- 40
10627 (Charlottenb.) T 0170 2147676
www.bmsgb.de
Bauwerkarchitekt Lutz Dimter, Naturbahnhof, Brüssower Allee 90, 17291
Prenzlau, T 03984-834679-14
lutz.dimter@gmx.de
Berliner Entwicklungspolitischer
Ratschlag Greifswalder- 4
10405 (Prenzl. Berg) T 4285-1587
www.ber-landesnetzwerk.de
Berliner Netzwerk für Grünzüge
c/o Berliner Landesarbeitsgemeinschaft Naturschutz (BLN) Potsdamer68, 10785 (Tiergarten) T 26550864
www.grünzüge-für-berlin.de
Berlin 21 Greifswalder- 4, 10405
(Prenzl. Berg) T 498 54 107
www.berlin21.net
BI Berliner Luft Hohenschönhausen
Ahrenshooper- 5, Zi. 1, 13051, T/F
9621033, www.selbsthilfe-lichtenberg.de
(suche: Luft)
BI „Nein zum Kohlekraftwerk“ Alte
Schmiede, Spitta- 40, 10317 (Lichtenberg) www.kraftwerksneubau.de
Biochemischer Verein Greifswalder - 4
10405 (Prenzl. Berg) T 2044599
www.biochemischerverein-berlin.de
BI Rettet die Marienfelder Feldmark
M. Delor, Marienfelder- 85, 12309
bimfeldmark@aol.com
BI Westtangente (BIW) Crelle- 43
10827 (Schöneberg) T 7883396
F 7811059, www.bi-westtangente.de
B-Laden Lehrter - 27-30
10557 (Moabit) T/F 3975238
BLN – Berliner Landesarbeitsgemeinschaft Naturschutz Potsdamer- 68
10785 (Tiergarten) T 2655-0864,
-0865, www.bln-berlin.de
BLUE 21 – Berliner Landesarbeitsgemeinschaft Umwelt und Entwicklung c/o FDCL, Gneisenau- 2a
10961 (Kreuzberg) T 6946101
F 6926590, www.blue21.de
Botanischer Verein Königin-Luise- 6-8
14195 (Dahlem) T 033768969-14
Herr Sonnenberg, www.botanischerverein-brandenburg.de
BUND Crelle- 35, 10827 (Schöneberg)
T 787900-0, F -18
www.bund-berlin.de
BUNDjugend LandesGSt ErichWeinert- 82, 10439 (Prenzl. Berg)
T 392-8280, F 80 94 14 77
BundesGst Am Köllnischen Park 1
10179 (Mitte) T 275865-0, F -55
www.berlin.bundjugend.de
Bundesumweltministerium Stresemann- 128-130, 10117 (Mitte)
T 18305-0 F -2044, www.bmu.de
Bündnis 90/Die Grünen Landesverb.,
Bereich Umwelt Kommandanten- 80
10117 (Mitte) T 615005-0, F -99
www.gruene-berlin.de
Grüne Jugend Dirschauer - 13
10245 (Friedrichshain) T 66763000
www.gj-berlin.de
Abgeordnetenhaus Niederkirchner- 5
10111 (Mitte) T 232524-00, F -09 Umwelt -11, Verkehr -64
Bundestag, Bereich Umwelt, Luisen- 3234, 10117 (Mitte) T 227 567 89 F -5
52, ak2@gruenefraktion.de
Bürgerverein Brandenburg-Berlin
(BVBB) gegen Flughafen Schönefeld
Wilhelm-Grunewald- 48-50, 15827
Blankenfelde, T 03379/2014-34,
F -35, www.bvbb-ev.de
Changing Cities e.V. Netzwerk Lebenswerte Stadt Lychener - 74,
10437 (Prenzl. Berg), T 25781125
www.changing-cities.org
Cöllnische Heide e.V. c/o Dr. Erxleben
Dörpfeld- 54-56, 12489 (Adlershof)
T 67187381
www.adlershoferbuergerverein.de
Deutsche Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen
(DFG-VK) c/o BamM (Buchladen
Schwarze Risse) Gneisenau- 2a
10961 (Kreuzberg) www.dfg-vk.de
www.schwarzerisse.de
Deutsche Umwelthilfe (DUH) Hackescher Markt 4, 10178 (Mitte)
T 2400867-0, F -19, www.duh.de
Deutscher Bahnkundenverband
(DBV) Wilmersdorfer - 113-114, 10627
(Charlottenburg) 634970-76, F -99
www.bahnkunden.de
Deutscher Naturschutzring (DNR)
Marien-19/20, 10117 (Mitte)
T 6781775-70, F -80, www.dnr.de
Diözesanrat der Katholiken, Sachausschuss Eine Welt und Bewahrung der
Schöpfung, Niederwall- 8/9
10117 (Mitte) T 32684-206, F -203
www.dioezesanrat-berlin.de
ecovillage e.V. c/o H.-R. Brinkmann
Glogauer Weg 38, 49088 Osnabrück
T/F 0541/445941, www.ecovillage.de
Extinction Rebellion Berlin
www.extinctionrebellion.de/ortsgruppen
www.twitter.com/xrberlin
www.facebook.com/xrberlin
FIAN – Food First Information and
Action Network Ute Stephani,
T 39878204, www.fian-berlin.de
Fördergemeinschaft Brandenburger
Landwaren Oranien- 47a, 10969
(Kreuzberg), T 69534420
www.fblweb.wordpress.com
Förderverein Landschaftspark
Nordost Dorf- 4a (Dorfkate Falkenberg)
13057, T 9244003, F 63370289
www.dorfkate-falkenberg-berlin.de
Forum Umwelt und Entwicklung
Marien-19-20, 10117 (Mitte)
T 6781775910, www.forumue.de
Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft (FÖS) Schweden- 15a 13357
(Wedding) T 7623991-30, F -59
www.foes.de
FUSS e.V. – Fußgängerschutzverein
Exerzier- 20, 13357 (Wedding)
T 4927-473, F -972, www.fuss-ev.de
Gen-ethisches Netzwerk (GeN)
Stephan- 13, 10559 (Moabit)
T 6857073, F 6841183
www.gen-ethisches-netzwerk.de
Germanwatch Stresemann- 72, 10963
(Mitte) T 288835-60, F -61
www.germanwatch.org
Gesellschaft Naturforschender
Freunde c/o Institut für Zoologie der FU
NACH DEM LESEN
WEITERREICHEN!
Königin-Luise- 1-3, 14195 (Dahlem)
T 8104 1411, gnf.jotpee.de
Fridays for Future Berlin
www.fridaysforfuture.de/regionalgruppen
www.twitter.com/fff_berlin
www.facebook.com/fridaysforfutureberlin
Gesundheitsladen Veteranen- 21
10119 (im ACUD) T 6932090
www.gesundheitsladen-berlin.de
gegenstromberlin kapitalismuskritische
Klimagruppe, Berlin-Kreuzberg,
www.gegenstromberlin.org
GIZ Landesbüro Berlin/Brandenburg
Lützowufer 6, 10785 (Tiergarten)
T 254820, F -423, www.giz.de
Greenhouse Infopool Duncker- 14/15
10437 (Prenzl. Berg)
www.jpberlin.de/greenhouse
Greenpeace Chaussee- 84
10115 (Mitte) T 28043322
www.greenpeace-berlin.de
GRÜNE LIGA e.V. BundesGSt., Red.
ALLIGATOR Greifswalder- 4, 10405
(Prenzl. Berg) T 2044745
www.grueneliga.de
BKst Wasser, Michael Bender
T 40393530, wasser@grueneliga.de
GRÜNE LIGA Berlin e.V. LandesGSt.
Prenzlauer Allee 8, 10405 (Prenzl.
Berg) T 443391-0
www.grueneliga-berlin.de
Grüne Radler Crelle- 43, 10827 (Schöneberg) Dieter Hertwig, T 6236833
Grünes Haus für Hellersdorf
Boizenburger- 52-54, 12619 (Hellersdorf) T 56298081, F 56499950
www.gruenes-haus-hellersdorf.de
Haus der Natur Potsdam Linden- 34
14467, T 0331/20155-0 F-27,
www.hausdernatur-brandenburg.de
Arbeitsgemeinschaft Natur- und
Umweltbildung (ANU) T -15, F -16
Arbeitskreis Naturschutzgeschichte T -25, F -27
ARGUS Umweltbiblioth., T -11, F -12
Förderverein für Öffentlichkeitsarbeit im Natur- und Umweltschutz
(FÖN) T -35, F -36
GRÜNE LIGA Brandenburg T -20
F -22
Landesbüro anerkannter Naturschutzverbände T -50, F -55
NaturFreunde Brandenburg T -41
Naturschutzbund NABU LV
Brandenburg T -70, F -77
Naturschutzjugend LV Brandenburg
T -75, F -78
VCD – Verkehrsclub Deutschland
LV Brandenburg T -60, F -66
HOLON e.V. Friedrich-Engels- 25
15711 (Königs Wusterhausen)
T 03375-211817 F -294636
HU-RefRat Referat Ökologie und
Umwelt, Unter den Linden 6, 10099
(Mitte) T 2093-46662, F -2396
www.refrat.hu-berlin.de/oeko
IUGR e.V. Studienarchiv Umweltgeschichte, Brodaer - 2, 17033
(Neubrandenburg) T 0395/5693-8201,
-4500 F -74500, www.iugr.net
www.naturschutzgeschichte-ost.de
IGEB e.V. Fahrgastverband S-Bhf.
Lichtenberg, Weitling- 22, 10317
(Lichtenberg) T 787055-11, F -10,
www.igeb.org
IG Saubere Energie Berlin, Wandlitz13, 10318 (Lichtenberg)
www.ig-biomasse.de
IG Wuhletal c/o Andreas Ratsch, Sewan- 181, 10319 (Friedrichsfelde)
T 5122816
Infrastrukturelles Netzwerk Umweltschutz (INU) Zingster- 6, 13051 (Hohenschönh.) T 934427-10, F -29
www.inu-ggmbh.de
Initiative gegen die Verletzung ökologischer Kinderrechte Wundt- 40
14057 (Charlottenburg) T 3257443
Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) Potsdamer- 105
10785 (Tiergarten) T 884594-0
F 8825439, www.ioew.de
Institut für Zukunftsstudien und
Technologiebewertung (IZT) Schopenhauer- 26, 14129 (Nikolassee)
T 803088-0, F -88, www.izt.de
IPPNW Ärzte gegen Atom Körte- 10
10967 (Kreuzberg) T 6980740
F -8166, www.ippnw.de
Jugendfarm Moritzhof Schwedter- 90
10437 (Prenzl. Berg) T 44024220
F -22, www.jugendfarm-moritzhof.de
Jugendnaturschutzakademie
Brückentin, Brückentin 8, 17237 Dabelow, T/F 039825/20281
www.brueckentin.de
KATE Kontaktstelle für Umwelt und
Entwicklung Greifswalder- 4
10405 (Prenzl. Berg) T 440531-10
F -09, www.kate-berlin.de
Kinderbauernhof Pinke Panke
Am Bürgerpark 15-18
13156 (Pankow) T 47552593
www.kinderbauernhof-pinke-panke.de
KMGNE Kolleg für Managment und Gestaltung nachhaltiger Entwicklung
Reichenberger- 150, 10999 (Kreuzb.)
T 293679-40, F -49, www.kmgne.de
Kunst-Stoffe-Berlin Berliner- 17, 13189
Berlin, T 34089840
www.kunst-stoffe-berlin.de
Linkspartei Kl. Alexander- 28
10178 (Mitte) Ökologische Plattform
August / September 2020
T 24009-0, F 2411046
www.oekologische-plattform.de
Abgeordnetenhaus, AG Umwelt c/o
Marion Platta MdA, Niederkirchner- 5
10111 (Mitte) T 23252500, F -05
platta@linksfraktion-berlin.de
Lokale Agenda 21 siehe Berlin 21
und GRÜNE LIGA Berlin
www.agenda21berlin.de
Mahnwache für Frieden und Menschenrechte c/o Udo Eisner, T 29490782
Messzelle e.V. (Umweltanalytik) MüllerBreslau- 10, 10623 (Charlottenburg)
T 3142-5806, F -6863
www.messzelle.de
Moabiter Ratschlag Rostocker- 32
10553, T 390812-0, F -29
www.moabiter-ratschlag.de
NaturFreunde Landesverb. Paretzer- 7,
10713 (Wilmersdorf) T 810560250
info@naturfreunde-berlin.de
Bundesverb. Warschauer- 58a+59a,
10243 (Friedrichshain) T 297732-60,
F -80, www.naturfreunde.de
Naturfreundejugend Berlin
Weichsel- 13, 12045 (Neukölln)
T 325327-70, F -71
www.naturfreundejugend-berlin.de
Naturschutz- und Grünflächenämter
siehe Gelbe Seiten: Berlin-Service
(vorn) oder Telefonbuch: „Landesregierung – Bezirksämter“ (grau) oder
www.berlin.de/verwaltungsfuehrer
NABU Wollank- 4, 13187 (Pankow)
T 986-08370, F -7051
www.berlin.nabu.de
Bezirksgr. Pankow T 986083718
Freilandlabor Flughafensee 4325155
Naturschutz Berlin-Malchow Dorf- 35,
13051, T 927998-30, F -31
www.naturschutz-malchow.de
Naturschutzzentrum Schleipfuhl
Hermsdorfer- 11a
12627 (Hellersdorf) T 9989184
www.naturschutz-malchow.de
NETZ für Selbstverwaltung und Kooperation Berlin-Brandenburg
T/F 2169105, www.netz-bb.de
Netzwerk SPIEL/KULTUR Lychener - 74
10437 (Prenzl. Berg) T 446778550
www.netzwerkspielkultur.de
Nichtraucherbund Greifswalder- 4
10405 (Prenzl. Berg) T 2044583
www.nichtraucher-berlin.de
Ökologisch-Demokratische Partei
ödp Erich-Weinert- 134, 10409
(Prenzl. Berg) T 49854050
www.oedp.de
oekogekko Zentrum für Ökologie, Gesundheit, Kunst und Kommunikation,
An den Bergen 106, 14552 Wilhelmshorst, T 033205-309396
www.oekogekko.com
ÖkoLeA Hohensteiner Weg 3, 15377
Oberbarnim, OT Klosterdorf, T 033413593930, F -50, www.oekolea.de
Ökowerk Naturschutzzentrum Teufelsseechaussee 22-24, 14193
(Grunewald) T 300005-0, F -15
www.oekowerk.de
Pankgräfin e.V./Wagendorf Karow
Pankgrafen- 12d, 13125 (Buchholz)
T 22029049, F -25
www.pankgraefin.de
Peace of Land Gemeinschaftsgarten
und Lernort für Permakultur Am Weingarten 14, 10407 (Prenzlauer Berg)
T 0163 9201763, www.peaceof.land
per pedes e.V., c/o Heiko Balsmeyer
Wilhelm-Kuhr- 82, 13187 (Pankow)
T 57707707, www.perpedes-ev.de
PINiE e.V. Pankow c/o NABU
Wollank- 4, 13187 (Pankow)
F 9867051, www.pinie-solar.de
PowerShift Verein für eine ökologischsolidarische Energie- und Weltwirtschaft Greifswalder - 4, 10405
(Prenzl. Berg) T 27875736
www.power-shift.de
Projektlabor BANA Bernd Phillipsenburg, Themse- 6, 13349 (Wedding)
berndp@banastudenten.de
Robin Wood Bölsche- 60, 12587
(Friedrichshagen) T 12085616
www.robinwood.de
Schutzgemeinschaft Deutscher
Wald Königsweg 4/Jagen 57, 14193
(Dahlem) T/F 84721920
post@sdw-berlin.de
Senatsverwaltung für Stadtentwicklung (SenStadt) Württembergische - 6,
31
10707 (Wilmersdorf) T 90139-3000,
Umwelt-Tel. 9025-1111
www.stadtentwicklung.berlin.de
Solarverein Berlin e.V. Paulsen- 55/56
12163 (Steglitz) T 82097-236, F -366
www.solarverein-berlin.de
Stiftung Naturschutz Berlin
Potsdamer- 68, 10785 (Tiergarten)
T 26394140, F 2615277
www.stiftung-naturschutz.de
Tauschring Friedrichshain T 2918348
www.tauschring-friedrichshain.de
Tierschutzverein – Tierheim Berlin
Hausvaterweg 39, 13057 (Falkenberg) T 76888-0
www.tierschutz-berlin.de
Tierversuchsgegner Dahlmann- 16
10629 (Wilmersdorf) T 3418043
www.tierversuchsgegner-berlinbrandenburg.de
TU-Energieseminar March- 18, 10587
(Charlottenb.) T 314-25280, F -73379
www.energieseminar.de
TU-Kooperations- und Beratungsstelle für Umweltfragen – kubus
Fraunhofer- 33-36, Sekr. FH 10-1
10587 (Charlottenburg) T 314-21580
F -24276, www.zewk.tu-berlin.de
Ufa-Fabrik/id22 Viktoria- 10-18
12105 (Tempelhof) T 75503-0
F -110, www.ufafabrik.de
UMKEHR e.V. siehe ArbeitskreisVerkehr
Umsonstladen www.umsonstladen.de
UfU – Unabhängiges Institut für
Umweltfragen Greifswalder- 4
10405 (Prenzl. Berg) T 4284993-0
F 42800485, www.ufu.de
Umwelt und Bildung e.V.
Walter-Rathenau-- 5, 16225 Eberswalde, T/F 03362/8432, info@umbi.de
Umweltämter der Bezirke siehe Gelbe
Seiten: Berlin-Service (vorn) oder
Telefonbuch: „Landesregierung –
Bezirksämter“ (grau) oder
www.berlin.de/verwaltungsfuehrer
Umweltbeauftragter der Ev. Kirche
Pfr. Hans-Georg Baaske, Georgenkirch- 69-70, 10249 (Friedrichshain)
T 24344-418 F -333
www.ekbo.de/umwelt
Umweltbüro Lichtenberg
Passower - 35, 13057 (Neu-Hohenschönhausen) T 92901866
www.umweltbuero-lichtenberg.de
Umweltbüro Berlin-Pankow
Hansa- 182A, 13088 (Weißensee)
T 9209-1007 oder -0480, F -3007
www.umweltbuero-pankow.de
Umweltforum Berlin Auferstehungskirche Pufendorf- 11, 10249 (Friedrichshain) T 5268021-0, F -10
www.besondere-orte.de
Umweltkontaktstelle Lichtenberg am
Interkulturellen Garten, Liebenwalder
- 12-18, 13055, T 818590-98, F -97,
www.sozdia.de/1327.html
Umweltladen Lichtenberg Markt- 7
10317, T 65762647
Umweltladen Mitte Karl-Marx-Allee 31
10178 (Mitte), T 9018-22081
F-48822081, www.berlin.de/ba-mitte
(Politik – Ämter – Umwelt)
Urgewald Marien- 19/20, 10117 (Mitte)
T 28482271, www.urgewald.org
VCD – Verkehrsclub Deutschland
LandesGSt Yorck- 48,10965 (Schöneberg) T 4463-664 F -703
www.vcd-nordost.de
BundesGSt Wall- 58 (Mitte)
T 280351-0, www.vcd.org
Vebu – Vegetarierbund Deutschland
BundesGSt Genthiner - 48, 10785
(Schöneberg) T 29028253-0
www.vebu.de
Verbraucher Initiative Berliner Allee
105, 13088 (Weißensee) T 536073-3,
F -45 www.verbraucher.org
Verbraucherzentrale Ordensmeister15, 12099 (Tempelhof) T 214850,
F 2117201, www.vz-berlin.de
Volksbund Naturschutz KöniginLuise-- 6-8, 14195 (Zehlend.)
T 84107130 F 83229321
WEED Weltwirtschaft, Ökologie
Entwicklung Eldenaer- 60, 10247
(Friedrichshain) T 275-82163
F -96928, www.weed-online.org
Wurzelwerk e.V. Food-Coop Oder- 10
10247 (Friedrichshain) T/F 2941216
WWF Reinhardt- 18, 10117 (Mitte)
T 311777-0
Yeşil Çember – ökologisch interkulturell Schweden- 15a, 13357 (Wedding), www.yesilcember.eu
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