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Full text: Ecke (Rights reserved) Ausgabe 2022,4 (Rights reserved)

ecke nr. 4 – september /oktober 2022 müllerstraße Zeitung für das »lebendige Zentrum« und Sanierungsgebiet Müllerstraße. Erscheint sechsmal im Jahr kostenlos. Ch. Eckelt Herausgeber: Bezirksamt Mitte von Berlin, Stadtentwicklungsamt, Fachbereich Stadtplanung 2 —— E C KE M Ü LLERSTR ASSE E CKE MÜLLE R STR A SSE —— 3 Ch. Eckelt W E LC H E E C K E ? ————— ———————————————————— I N H A LT Seite 3 Parkraumbewirtschaftung Seite 4 Radstreifen an der Amrumer Seite 5 Anna-Lindh-Schule mit Notbetrieb Seite 6 Radwege an der Müllerstraße Zone 77 e­ingerichtet Parkraumbewirtschaftung ­erreicht jetzt die Seestraße Seite 7 Stadtmagazine im Wedding Seite 8 Bundesamt am Nettelbeckplatz Seite 9 Regeln am Rathausplatz gelten weiter Seite 10 BerlinHistory.App Aus dem Bezirk Mitte: • Seite 11 Baumscheiben-Bepflanzung legal • Seite 12 / 13 E-Mobilität in Mitte • Seite 14 Umweltgerechtigkeit als Atlas Seite 15 Adressen + Gebietskarte Seite 16 Eckensteher —— ——————————————————— I M P R E S S U M Herausgeber: Bezirksamt Mitte von Berlin, Stadtentwicklungsamt Heikos Welt auf dem Leo Ein besonderes Highlight bietet am 25. August das »Sommerkino auf dem Leopoldplatz«. Ab 20 Uhr läuft auf dem Gelände des ehemaligen KitaSpielplatzes neben der Alten Nazarethkirche der Film »Heikos Welt« von Dominik Galizia. Der Eintritt ist kostenlos, der Einlass beginnt um 19 Uhr, es ist ratsam, rechtzeitig zu kommen, denn mehr als 100 Gäste dürfen nicht eingelassen werden. Der Film läuft seit Ende Mai in den Kinos und feiert vor allem in Berlin einen riesigen Erfolg. Er handelt vom Wedding und seinen Eckkneipen und spielt vor allem im Bellermann-Kiez am Gesundbrunnen. Seine Haupt­ figur »Heiko« trat zum ersten Mal in dem Musikvideo »Nettelbeckplatz« von Shacke One auf. Daraus entwi­ ckelte sich die Youtube-Serie »Heikos Welt« – und schließlich der gleichna- Redaktion: Christof Schaffelder, mige Film. Der wurde durch Crowdfunding finanziert und steckte zunächst in der Corona-Krise fest. Erst in diesem Sommer kam er in die Kinos und hat bereits Kult-Status: Im Freiluftkino Rehberge soll er vor mehr als tausend Zuschauern und -innen gelaufen sein. Das Titelbild wurde auf dem Weddingmarkt auf dem Leopoldplatz aufgenommen. Der findet immer am ersten Sonntag im Monat statt – zuletzt auch mit Einführungskursen in den brasilianischen ForroTanz, Die nächsten Termine des »Kunst­ markt ausm Wedding« sind am 4. September, am 2. Oktober am 6. November sowie an allen vier Adventsonntagen. Ulrike Steglich Redaktionsadresse: »Ecke Müllerstraße«, c /o Ulrike Steglich, Elisabethkirchstraße 21, 10115 Berlin, Tel (030) 283 31 27, eckemueller@gmx.net Fotoredaktion: Christoph Eckelt, eckelt@bildmitte.de Entwurf und Gestaltung: capa, Anke Fesel, www.capadesign.de Druck: BVZ Berliner Zeitungsdruck GmbH, www.berliner-zeitungsdruck.de V.i.S.d.P.: Ulrike Steglich Für den Inhalt der Zeitung zeichnet nicht der Herausgeber, sondern die Redaktion verantwortlich. Elektronischer Versand Sie möchten auf elektronischem Weg die aktuelle Zeitung als PDF erhalten? Schreiben Sie uns eine kurze E-Mail, und wir nehmen Sie in unseren Mail-Verteiler auf: eckemueller@gmx.net Ecken im Web Sämtliche Ausgaben der »Ecke ­Müllerstraße« sind abrufbar unter: www.muellerstrasse-aktiv.de Vermutlich werden sich in diesen Bereichen große Lücken an den Fahrbahnrändern auftun, wie man sie auch schon in anderen Parkzonen des Weddings beobachten kann. In einigen Wochen, wenn die Parkzone eingeführt ist, wird man das genauer beobachten können. Denn der Haupteffekt der Parkraumbewirtschaftung betrifft diejenigen, die in den Parkzonen arbeiten oder studieren bzw. die dorthin zu Besuch kommen. Die Einpendler werden davon abgehalten, ihr Auto zu nutzen und dazu angehalten, auf öffentliche Verkehrsmittel oder Fahrräder umzusteigen. Und das sind in der neuen Parkzone 77 mit der Uniklinik und der Hochschule besonders viele. Für Anwohner und -innen mit PKW verbessert sich dagegen die Situation. Sie finden meist wesentlich schneller einen Parkplatz in der Nähe ihrer Wohnung. Wer keine Plakette der Zone 77 an seiner Windschutz­ scheibe kleben hat, muss ein Ticket ziehen. Rund 150 Parkscheinautomaten sind zu diesem Zweck in der neuen Zone Die nächste Ausgabe der Ecke Turmstraße erscheint Ende Oktober 2022. Die Parkzone 79 westlich der Müllerstraße ist schon seit dem 1. Juli in Betrieb. Die Zone 78 nördlich der Seestraße soll am 1. Dezember an den Start gehen. Ch. Eckelt Wo hat unser Fotograf Christoph Eckelt dieses Foto aufgenommen? Wenn Sie den Ort wissen, schreiben Sie uns die Lösung und vergessen bitte auch nicht Ihre Post-Adresse! Denn unter allen richtigen Einsendungen verlosen wir einen Gutschein über 20 Euro für das Kino Alhambra. Schicken Sie uns Ihre Antwort bitte per Post an: Ulrike Steglich c/o Ecke Müllerstraße, Elisabethkirchstraße 21, 10115 Berlin oder per Mail an: eckemueller@gmx.net. Einsendeschluss ist ­Montag, der 10. Oktober 2022. Das Bilderrätsel in der Ecke Müllerstraße 3 /2022 zeigte den Imbisswagen vor dem Jobcenter Müllerstraße. Wir danken allen Einsenderinnen und Einsendern. Den Kinogutschein hat Maria Rossmanith gewonnen – herzlichen Glückwunsch! Seit dem 15. August ist die neue Parkzone 77 in Betrieb. Sie umfasst den Brüsseler und den Sprengelkiez, also den ­gesamten Bereich zwischen Seestraße und S-Bahn-Ring ­sowie dem Kanal und der Müllerstraße. Auch um die ­Virchow-Klinik und das Robert-Koch-Institut herum benötigt man ab sofort eine Parkvignette der Zone 77 oder muss ein Ticket ziehen, sogar in der Sylter Straße und in den Abschnitten der Straße Nordufer, wo weit und breit keiner wohnt. aufgestellt. Davon nimmt nur jeder zweite Automat Bargeld an. Die anderen sind durch gelbe Bänder gekennzeichnet. An ihnen kann man nur bargeldlos mit den üblichen Karten bezahlen sowie seit neuestem auch mit der BVG-Guthabenkarte. Diese kann man an den BVG-Fahrscheinautomaten etwa in U-Bahnhöfen aufladen, was einen komplett anonymen Zahlvorgang ermöglicht, der datenschutzrechtlich dem der Bargeldzahlung vergleichbar ist. Zahlen kann man zudem auch per Handy, wenn man sich bei einem der sieben Anbieter entsprechender Apps registriert und dessen Anweisungen befolgt hat. Mit der Parkraumbewirtschaftung kommen deutlich mehr Kontrolleure und -innen des Ordnungsamtes in den Kiez. Diese sind zwar in der Regel nur für die Überwachung der Parkzonen zuständig, haben aber schon durch ihre Präsenz im öffentlichen Raum eine gewisse disziplinierende Wirkung. Allerdings ist der Personalbedarf für die Überwachung enorm und stellt die Bezirke auch angesichts des allgemeinen Personalmangels vor große Probleme. Zusammen mit dem Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg und in Kooperation mit dem Senat richtet der Bezirk Mitte deshalb derzeit eine neue Geschäftsstelle zur Vorbereitung einer digitalisierten Parkraumbewirtschaftung ein. Mit sogenannten Scan-Cars, die durch die Parkzonen fahren, sollen die Nummernschilder der abgestellten PKWs erfasst werden und digital abgeglichen werden, ob sie eine Berechtigung haben, an dieser Stelle zu parken. In anderen europäischen Großstädten wie Amsterdam, Paris oder Warschau wird diese Methode bereits erfolgreich eingesetzt. In Deutschland müssen vor dem Einsatz von Scan-Fahrzeugen jedoch erst bundesweit geltende rechtliche Grund­ lagen in der StVO geschaffen werden, was noch einige Jahre dauern kann. Finanziert wird die Arbeit der Geschäftsstelle zum Teil auch aus den Einnahmen der Parkraumbewirtschaftung. Die sind allerdings lange nicht so hoch, wie manch einer denken mag – zumindest so lange die Überwachung so personalintensiv ist wie jetzt. Mit den ca. 20 Euro Gebühren für die zwei Jahre lang gültige Vignette lassen sich gerade einmal die Bearbeitungskosten ihrer Ausstellung finanzieren. Manche halten sie denn auch für deutlich zu niedrig – etwa im Vergleich zu den Kosten, die private Vermieter für ihre Stellplätze aufwenden müssen. Deren Errichtung beim Neubau eines Wohnhauses hatte das Land Berlin jahrzehntelang gesetzlich vorgeschrieben. Für weniger als einen Euro im Monat lassen sie sich aber beim besten Willen nicht betreiben. Im Koalitionsvertrag des Senats ist daher vereinbart, die Gebühren für die Vignetten der Anwohner und -innen auf 120 Euro im Jahr zu erhöhen. Das wäre immer noch deutlich weniger, als man für einen privaten Parkplatz bezahlen muss. cs 4 —— E CKE M Ü LLERSTRASSE Nur auf der Westseite durch­ ­Poller geschützt­ Ch. Eckelt Eigentlich sollte die Maßnahme schon im Juli abgeschlossen sein. Aber Mitte August wurde immer noch gebaut in der Amrumer Straße. Dort war die westliche Fahrbahn in Richtung Luxemburger Straße noch teilweise gesperrt, weil sie punktuell mit einer neuen Asphaltdecke versehen wurde. »Der Bezirk Mitte baut noch im Juni 2022 beidseitig neue Radverkehrsanlagen mit einer Gesamtlänge von mehr als 1000 Metern in der Amrumer Straße zwischen Föhrer Straße und Seestraße«, so hatte es in einer Presseerklärung vom 15. Juni geheißen. »In Zukunft fahren Radfahrende in Nordrichtung auf einem Radfahrstreifen mit Sicherheitstrennstreifen zu den parkenden Kfz und in Richtung Süden sicher auf einem geschützten Radfahrstreifen.« An den Bushaltestellen werde, so heißt es weiter, der nur alle zehn Minuten verkehrende Bus der Linie 221 die Radfahrstreifen kurzzeitig unterbrechen oder queren müssen. Beide Radfahrstreifen entsprächen mit einer nutzbaren Breite von 2,30 Metern innerhalb der markierten Linien den Vorgaben des Radverkehrsplans an Radverkehrsanlagen im Ergänzungsnetz. Die Maßnahme verbessert die Nord-Süd-Radverkehrsbeziehung von Reinickendorf, dem Kurt-Schumacher-Platz, dem Afrikanischen Viertel und den Rehbergen mit dem Nordufer, Moabit und Alt-Mitte sowie dem Hauptbahnhof. Davon profitieren insbesondere die Mitarbeiter und -innen des Virchow-Klinikums sowie die Besucher und -innen des Krankenhauses. Kritiker aus der Nachbarschaft halten jedoch auch die Einführung eines geschützten Radstreifens entlang der östlichen Fahrbahn in Richtung Seestraße für machbar. Dafür müssten zwar die Parkplätze auch am östlichen Straßenrand weichen, die Amrumer Straße verfügt aber über Parkraum auf dem Mittelstreifen, der den Bedarf der Anwohner und -innen decken könnte. Allerdings hält die infraVelo GmbH, die den Radstreifen geplant hat, einen durch Poller geschützten Streifen auf der östlichen Seite nicht für sinnvoll, weil hier zu viele Einfahrten freigehalten werden müssten. Entlang der Mauer des Virchow auf der anderen Straßenseite dagegen gibt es keine Einfahrten. Der tatsächliche Bedarf an Parkraum im Gebiet rund um die Klinik hängt davon ab, wie groß die Bereitschaft der Besucher und -innen des Virchow-Klinikums ist, nach Einführung der Parkraumbewirtschaftung zwei Euro Parkgebühren pro Stunde für Parkplätze zu entrichten. Im Parkhaus der Klinik wird bisher nur ein Euro pro Stunde fällig.  cs Plantagenstraße wird am 22. September zur Spielstraße Am internationalen autofreien Tag am 22. September beteiligt sich der Bezirk Mitte mit fünf Straßen, darunter auch mit der Plantagenstraße im Kiez um die Antonstraße. Sie bleibt an diesem Tag für den Verkehr gesperrt, auch die Parkplätze am Straßenrand müssen geräumt werden. Stattdessen steht der Straßenraum für Spiele, nachbarschaftlichen Austausch etc. zur Verfügung. Ähnliche Aktionen fanden in diesem Jahr auch an anderen Tagen statt und sollen in den kommenden Jahren wieder durchgeführt werden. Die temporären Spielstraßen entstehen dabei auf private Initiative. Das Bezirksamt Mitte und die Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucherund Klimaschutz unterstützen bei der Beantragung und Einrichtung. Ehrenamtliche Kiezlotsen und -innen betreuen sie im Vorfeld und während der Durchführung. Bezirksstadträtin Dr. Almut Neumann wünscht sich noch mehr temporäre Spielstraßen: »In unserem dicht besiedelten Bezirk ist jeder Platz zum Spielen willkommen. Temporäre Spielstraßen zeigen, wie wunderbar man Straßen nutzen kann, wenn sie von Autos befreit werden: nämlich als Orte, wo Kinder sich gemeinsam ausprobieren können, wo Nachbarn ins Gespräch kommen und sich ein Kiezleben entfalten kann. Ich wünsche mir, dass sich in noch mehr Straßen in Mitte Menschen finden, die eine temporäre Spielstraße einmal ausprobieren möchten. Das Bezirksamt unterstützt sie dabei nach Kräften.« Exil für die AnnaLindh-Schule Sechs Jahre Ausweichquartier in Charlottenburg-Nord Mit Schimmelbefall kämpft die Anna-Lindh-Grundschule in der Guineastraße schon seit fünf Jahren. In diesem Sommer aber nahm die Geschichte eine dramatische Wendung: Die Schülerinnen und Schüler werden in den kommenden Jahren zum Unterricht in ein Ausweichquartier in Charlottenburg-Nord gebracht. In der ehemaligen Zentrale von Air Berlin am Saatwinkler Damm 42 findet die Schule vorübergehend Asyl. Das Bezirksamt Mitte hat dort für zunächst sechs Jahre Räumlichkeiten angemietet, mit einer Option auf Verlängerung um zwei weitere Jahre. Das Gebäude befindet sich in einem guten baulichen Zustand, Bis die neuen Räume bezugsfertig sind, werden die Kinder der Klassen 3–6 im Homeschooling und Hybridunterricht beschult. Die Erst- und Zweitklässler werden zunächst noch in den mobilen Klassenräumen in der Guineastraße unterrichtet. Das Bezirksamt Mitte plante bei Redaktionsschluss, über private Busunternehmen einen Schülerverkehr einzurichten und verhandelte mit der BVG über eine Verstärkung der bestehenden Buslinien: Direkt vor dem Bürogebäude hält der 123er Bus (Buchholzweg), kommt man vom Afrikanischen Viertel aus muss man aber mindestens einmal umsteigen (vom 106er an der Haltestelle Seestraße / Beusselstraße). Nach dem Willen des Bezirks Mitte sollen auf dem Saatwinkler Damm verkehrsberuhigende Maßnahmen und eine mobile Ampel eingerichtet werden. Vor fünf Jahren erstmals Schimmel entdeckt Im Jahr 2017 wurde an der Anna-Lindh-Grundschule erstmals Schimmel festgestellt, zunächst in den Umkleideräumen der Sporthalle. Die Räume wurden gesperrt, ein Gutachten angefertigt und die Sanierung der Sporthalle in Angriff genommen. Bei bauvorbereitenden Arbeiten im Jahr 2020 wurde dann aber auch im Kellerbereich eine Schimmelbelastung entdeckt und der gesamte Keller daraufhin gesperrt. Im Februar 2021 wurden Raumluftmessungen im gesamten Erdgeschoss durchgeführt. Wiederum wurden Schimmelbelastungen gemessen und Gebäudeteile gesperrt. Es erfolgte eine Sanierung durch das Entfernen und Austauschen belasteter Bauteile nach Austrocknen, Pilzbehandlung und Reinigung. Im März und April 2021 konnten die Räume erfolgreich frei gemessen werden. Seitdem werden dort Luftfilteranlagen im Dauerbetrieb eingesetzt und regelmäßig Raumluftmessungen vorgenommen. Im Juni 2021 wurden nach einer solchen Messung das Lehrerzimmer und ein Büro gesperrt. Auch diese Räume wurden saniert und mit Luftfilteranlagen ausgestattet. Und Ch. Eckelt Amrumer Straße ­ bekommt Radfahrstreifen E CKE MÜLLE R STR A SSE —— 5 auch sie wurden nach der Sanierung erfolgreich frei gemessen. Bei einer erneuten Messung am 31. Mai dieses ­Jahres wurden jedoch trotz der Raumluftfilter erneute Schimmelbelastungen mit besonderer gesundheitlicher Bedeutung im Erdgeschoss des Bauteils festgestellt. Ein Gut­achten kommt daraufhin zu dem Schluss, dass eine gesicherte Nutzung des Gebäudes nur durch eine Beseitigung der verantwortlichen Schimmelpilzquellen möglich ist. Früher war hier wohl mal Sumpf Auf einer historischen Karte von Berlin aus dem Jahr 1880 lässt sich erkennen, dass das Gelände an der heutigen Guineastraße vor seiner Bebauung sumpfig gewesen sein muss. Ein Entwässerungsgraben verlief damals direkt über das heutige Schulgrundstück. Möglicherweise erklärt dies einen Teil der heutigen Probleme. Das Wasser scheint hier aufgrund der Bodenbeschaffenheit nicht allzu tief einsickern zu können. Ein Bausachverständiger hatte zudem im April 2021 einen desolaten Zustand der Grundstücksentwässerung festgestellt und eine fehlende Vertikalabdichtung des Kellers bemängelt, die neben offenen Lichtschächten und Kellerabgängen die maßgebliche Ursache für die Feuchtigkeit und den Schimmel darstelle. Er empfahl die Abdichtung des Kellers und die Sanierung der Grundleitungen, also der Abwasserkanalisation und der Regenwasser-Ableitung auf dem Grundstück. Gleichzeitig riet er zu einer energetischen Sanierung des gesamten Gebäudes, da sich an unzureichend gedämmten, kühlen Außenwänden Kondenswasser bilden kann, vor allem wenn, wie in einer Schule, viele Menschen zusammenkommen. Die Serviceeinheit Facility Management des Bezirks Mitte hat die Empfehlungen übernommen: »Nachdem Versuche zur Zwischensanierung mit zumindest mittelfristigem Erfolg nachweislich gescheitert sind, kann ein dauerhafter Sanierungserfolg nur mit einer grundhaften energetischen Sanierung einschließlich Trockenlegung und Abdichtung des Kellers sowie Sanierung der Grundleitungen erzielt und garantiert werden«, so stellt sie fest. »Es wird daher die umgehende Sperrung des kompletten Bauteils 2 und die umgehende grundhafte energetische Sanierung bzw. Gesamtsanierung der Schule empfohlen.« cs Poller derzeit nicht lieferbar Radstreifen an der Müllerstraße bleibt unvollendet Die Bauarbeiten für den Radstreifen Müllerstraße hinken hinter dem Zeitplan hinterher. Nach den Meldungen des Bezirks von Ende Juni sollten sie im Juli eigentlich abgeschlossen sein. Mitte August wurde auf der Ostseite der Müllerstraße aber immer noch gebaut: Offenbar sind die Kapazitäten der Bauwirtschaft in diesem Sommer überlastet. Auf der Westseite des betroffenen Abschnitts zwischen Luxemburger Straße und S-Bahnhof Wedding ist der Radstreifen jedoch schon fast fertig. Es fehlen nur noch die Poller, die den Radstreifen vom KFZ-Verkehr abschirmen und so zum »geschützten Radstreifen« machen sollen. Sie sind derzeit nicht lieferbar und fehlen auch bei anderen ähnlichen Projekten in der Stadt. Anfangs musste man daher recht häufig beobachten, wie Autos direkt auf dem Radstreifen hielten. Die Geschäfte der Müllerstraße wollen ja beliefert werden und manch ein Kunde will vielleicht »nur kurz mal was abholen«. Inzwischen sieht man, dass professionelle Kraftfahrer lieber auf der Fahrbahn in zweiter Reihe stehen bleiben. Das ist zwar auch verboten und kostet genauso wie das Halten oder Parken auf dem Radstreifen ein Ordnungsgeld von zwischen 55 und 100 Euro. Wer aber mit seinem KFZ auf dem Radstreifen hält, riskiert zusätzlich noch einen Punkt in Flensburg, weil er den Verkehr behindert und Radfahrende gefährdet. Wenn der Verkehr auf der Fahrbahn an den in zweiter Reihe Parkenden flüssig vorbeikommt, droht im Gegensatz dazu kein Eintrag im bundesweiten Fahreignungs-Register. Und weil bei acht Punkten der Führerschein eine Zeit lang weg ist, sind Berufskraftfahrer und E CKE MÜLLE R STR A SSE —— 7 -innen in dieser Hinsicht besonders sensibel. Auch vor der Einrichtung des Radstreifens haben Lieferanten in der Müllerstraße übrigens häufig in zweiter Reihe gehalten, in dieser Hinsicht ist also eigentlich alles beim Alten geblieben. Offiziell sind die Aufstellflächen für den Lieferverkehr genauso wie die Behindertenparkplätze und die Taxihaltepunkte in die Trift- und Burgsdorfstraße auf der westlichen und die Anton- und Schulstraße auf der östlichen Seite der Müllerstraße verlegt worden. Durch die neue Parkraumbewirtschaftung besteht sogar die Chance, dass diese Sonderbereiche manchmal auch tatsächlich freigehalten werden. Denn der Überwachungsdruck steigt hier natürlich, weil die neuen Parkzonen regelmäßig vom Ordnungsamt Mitte kontrolliert werden. Möglicherweise hilft ja auch die Beobachtung der realen Verhältnisse an den neuen Radstreifen (erst ohne, später mit Poller) den Verkehrsplanern und -innen bei der schwierigen Frage, wie der Radstreifen auf dem letzten Abschnitt der Müllerstraße ohne Radweg zwischen Schul- und Seestraße geführt werden könnte. Hier gibt es zwei lange Abschnitte mit hohem Besatz an Geschäften, aber ohne Einmündungen von Seitenstraßen, in denen hilfsweise Ladezonen eingerichtet werden könnten. Man müsste hier vermutlich zumindest stellenweise die Fahrbahnen für die Kraftfahrzeuge auf nur eine pro Richtung reduzieren – oder den begrünten Mittelstreifen aufgeben, wozu man aber die Sanierung der U-Bahn-Tunnel durch die BVG abwarten müsste. Extrem problematisch ist zudem die Situation vor der Kreuzung mit der Seestraße. Hier müssen einerseits die Fahrbahnen der KFZ für den Abbiegeverkehr aufgefächert werden, andererseits beschränken die Eingänge des U-Bahnhofs Seestraße die Möglichkeiten der Verkehrsführung. Eine planerische Lösung mit einem ausreichend breiten Radstreifen ist hier noch nicht gefunden. Das Problem drängt aber: Die zentrale Einkaufsstraße des Ortsteils Wedding gerät ohne eine Anbindung an das Radnetz der Stadt nämlich auch wirtschaftlich zunehmend ins Hintertreffen.  cs Öffentliche Toiletten nur noch bargeldlos Die öffentlichen Toiletten in Berlin sind ab sofort nur noch bargeldlos zugänglich. Wer eine »Berliner Toilette« (ehemals »City-Toilette«) nutzen will, braucht also eine Kreditoder Girokarte. Möglich sind auch Apple Pay und andere Bezahldienste, sogar eine eigene WC-App ist eingerichtet (»Berliner Toilette«). Eine wenige Toiletten sollen komplett kostenlos werden, allerdings befindet sich keine davon im Verbreitungsgebiet dieser Zeitung. Die kostenfreie Nutzung für körperlich eingeschränkte Personen per EuroSchlüssel bleibt weiterhin möglich. Notwendig wird diese Maßnahme, weil seit vergangenem Jahr verstärkt in Berliner Toiletten eingebrochen wird. Nach einer halbjährigen Erprobungsphase soll ein neues Konzept für die Berliner Toiletten ausgearbeitet werden. Stadtmagazin tip jetzt im Wedding Auch der englischsprachige ­ XBERLINER sitzt in der E ­Müllerstraße 12 Schon seit einigen Monaten firmiert die »Tip Berlin Media Group GmbH« in dem neuen Bürohaus in der Müllerstraße 12 direkt am U+S-Bahnhof Wedding. Damit ist auch die Redaktion des Berliner Stadtmagazins »tip« in den Wedding gezogen, genauso wie die des englischsprachigen »EXBERLINER«. Der tip feierte im Juni sein 50-jähriges Jubiläum, der E ­ XBERLINER sein 20-jähriges. Die Auflagen beider Stadtmagazine bewegen sich derzeit in ähnlichen Größenordnungen. Die Druckauflage des tip lag noch im Jahr 2000 bei 100.000 Exemplaren, inzwischen ist sie nach Angaben der Informationsgemeinschaft zur Verbreitung von Werbeträgern (IWV) auf etwa 18.000 geschrumpft, verkauft werden davon etwa 13.000. Der EXBERLINER hat nach eigenen Angaben eine Auflage von etwa 15.000. Die Tip Berlin Media Group GmbH verdient ihr Geld inzwischen auch als Zulieferer von »Content« für andere Stadtzeitungen in Deutschland und diverse Medien im Internet, sie betreibt eine Food App über die Berliner Gastronomie und gibt zahlreiche Sonderhefte heraus, etwa im Auftrag der BVG oder für spezielle Zielgruppen wie Studenten und -innen in Berlin. Wer schon länger in Berlin lebt, für den ist der tip ein Begriff. Denn in den 1980er und 1990er Jahren waren entweder der tip und die zitty für alle, die am Berliner Kultur­ leben teilnehmen wollten, nahezu unerlässlich. Sie informierten mit großen Veranstaltungskalendern über die Veranstaltungen in der Stadt, zusätzlich boten sie einen riesigen Kleinanzeigenteil. Die zweiwöchentlich erscheinenden Stadtmagazine waren dick wie Taschenbücher. Nach dem Millenium ging ihre Bedeutung aber drastisch zurück: man informierte sich immer mehr im Internet und auch das Geschäft mit den Kleinanzeigen und das Werbegeschäft verlagerte sich zunehmend in die sozialen Medien. Die zitty hat inzwischen ihren Betrieb völlig aufgegeben, nachdem sie vorübergehend vom tip weitergeführt worden war. Beide Zeitungen hatten ihren Sitz zuletzt am Salzufer in der Nähe der TU Berlin, der tip residierte zuvor lange Zeit in der Potsdamer Straße unweit des Tagesspiegels. Darüber, ob die Adresse in der Müllerstraße im Vergleich dazu eher einen Imagegewinn oder -verlust darstellt, mag man so unterschiedlicher Meinung sein wie einst über die Frage, ob der tip oder die zitty das bessere Stadtmagazin ist. Auf jeden Fall aber hat sich die Anbindung der Redaktion an den öffentlichen Nahverkehr verbessert. Das gilt natürlich auch für den EXBERLINER. Das »EX« im Namen steht dabei für »expatriat«, also »im Ausland lebend«, spielt aber auch an eine Bedeutung der Vorsilbe »Ex-« im Deutschen an, denn das monatlich erscheinende Magazin musste seinen ursprünglichen Namen »Berliner« nach einem Namensstreit aufgeben. Die Zeitung wurde lange Zeit in einem Plattenbau in der Spandauer Vorstadt produziert. Ihr neuer Standort in der Müllerstraße lässt sich als Anzeichen dafür interpretieren, dass die englischsprachige Geschäftswelt der Chausseestraße mit ihren vielen IT-Firmen allmählich gen Norden dringt. Nicht nur in Cafés und Geschäften hört man jenseits von Bayer Healthcare (früher: »Schering«) inzwischen immer häufiger englische Satzfetzen, auch beispielsweise in Arztpraxen oder beim Physiotherapeuten ist Englisch bereits gängige Zweitsprache.  cs Sag’s durch die Blume Das Straßen- und Grünflächenamt (SGA) Mitte wäre bei einem ausreichenden Personalbesatz zu wahren Wundern fähig. Daran erinnert die Verkehrsinsel auf der Böttgerstraße an der Einmündung in die Badstraße, direkt gegenüber des Gesundbrunnen-Centers. Ein buntes Blumenmeer erstreckt sich hier und macht gute Laune. Eine solche Blütenpracht kennt man ansonsten eigentlich nur aus Rosengärten und Bundesgartenschauen. Kommt diese Augenweide wirklich vom SGA oder war hier ein Sponsor aktiv oder das lokale Quartiersmanagement oder eine ungemein fachkundige Nachbarschaftsinitiative? Wir haben nachgefragt und wirklich: Das SGA ist verantwortlich und zeigt uns hier mal, was es eigentlich so drauf hat. Wie schön wäre es, wenn man solche Farbtupfer auch anderswo aufblühen lassen könnte. Verdorrte Verkehrsinseln gibt’s im Wedding zuhauf und gute Laune haben wir hier auf jeden Fall nötig!  cs Ch. Eckelt Ch. Eckelt 6 —— E C KE MÜ LLERSTR ASSE E CKE MÜLLE R STR A SSE —— 9 Ch. Eckelt 8 —— EC KE M Ü LLERSTR ASSE Rathausvorplatz für alle deutlich geringeren Bedarf ausgeht. Im Erdgeschoss soll eine gastronomische Nutzung einziehen. Ob diese aber nur für den Bedarf der Mitarbeiter und -innen im Gebäude da sein oder auch für die Öffentlichkeit zugänglich sein soll, stand im Juni noch nicht fest.  cs Bezirksamt besteht auf ­Platzordnung Tag des offenen Denkmals am 10. und 11. September Bundesamt für Verbraucherschutz zieht an den Nettelbeckplatz Das Gebäude ist schon weitgehend fertig gestellt, nur die Inneneinrichtung fehlt noch. Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit könnte eigentlich schon in diesem Jahr in das neue Bürogebäude in der Gerichtstraße einziehen. Aber erst ab dem kommenden Jahr werden in dem Bürohaus auf dem früheren Parkplatz der Postfiliale am Nettelbeckplatz etwa 600 bis 800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Bundesbehörde arbeiten. Bei einem Rundgang anlässlich des Tages der Architektur konnten sich Ende Juni auch die Nachbarinnen und Nachbarn vom fortgeschrittenen Stand der Arbeiten überzeugen. Das Gebäude wurde geplant, ohne dass die spätere Nutzung feststand. Es ist daher sehr flexibel nutzbar und könnte auch etwaige Nutzungswechsel ohne schwere bauliche Eingriffe überstehen. Derzeit werden in die eigentlich auch als Großraumbüros nutzbaren Etagen überall Zwischenwände eingezogen, damit dort die in Behörden üblichen Kleinstbüros geschaffen werden. Die könnten aber später auch wieder problemlos herausgenommen werden. Zum Glück verzichteten die Bauherren auf die in Berlin bei Bürogebäuden so beliebte »Schießscharten«-Verkleidung der Außenfassade (überreichlich zu bewundern zum Beispiel in der Umgebung des Hauptbahnhofs oder beim Bundesnachrichtendienst in der Chausseestraße). Die lässt im Inneren zwar eine optimale Wahlfreiheit beim Zuschnitt der einzelnen Büros, wird in ihrer Außenwirkung von dem meisten Berlinerinnen und Berlinern jedoch als potthäss­ lich empfunden. Die Tiefgarage wurde ursprünglich für 200 PKW geplant, inzwischen aber reduziert, weil die Behörde von einem Nur ein Teilbereich des fraglichen Stadtraums ist dabei ­öffentliches Straßenland: der Abschnitt unmittelbar am Rathaus Wedding, der früher den südöstlichen Teil der Limburger Straße bildete und heute den Namen »Eliseund-Otto-Hampel-Weg« trägt sowie der Weg entlang der Bibliothek. Die anderen Bereiche unterstehen verschiedenen Ämtern und Einrichtungen: Der Grundstücksteil mit dem »Lesegarten« etwa wird von der Stadtbibliothek Mitte im Amt für Weiterbildung und Kultur geführt, der Gastronomie-Pavillon an der Müllerstraße samt seinem Schankvorgarten gehört zum Fachvermögen der Serviceeinheit Facility Management und ist verpachtet. Und der Bereich vor dem ehemaligen Rathausneubau und heutigem »Jobcenter Leopoldplatz« gehört wiederum der Berliner Immobilienmanagement GmbH, einem landeseigenen Unternehmen, das rechtlich wie ein Privatunternehmen agiert. FEIN-Projekte gefördert Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen stellt den Bezirken jedes Jahr Fördermittel für Freiwilliges Engagement in Nachbarschaften (FEIN) zur Verfügung. Diese Mittel sind für Sachausgaben bestimmt. Die Förderung beträgt höchstens 3.500 € je Einzelmaßnahme. Das Bezirksamt Mitte hat im Juli u.a. die Förderung folgender Projekte im Einzugsgebiet dieser Zeitung beschlossen: – Kinderladen Gänseblümchen e.V., Glasgower Str. 26: Begrünung des Innenhofs der Kita, 3.500,00 € – Verein für suchtfreies Leben Eigeninitiative e.V., Genter Str. 56: Renovierung und Neugestaltung des Theken­ bereichs des Vereinslokals: 3.500,00 € –B  SC Rehberge 1945 e.V., Sambesistr. 11: Erneuerung Zaun, 3.500,00 € – Deutsches Rotes Kreuz Kreisverband Wedding, Neue Hochstr. 21: Renovierung der Innenräume: 2.250,00 € – Förderverein des Lessing-Gymnasiums, Schöningstr. 17: Herrichtung einer Wellenbank /»Waldsofa« 3.500,00 € – Leo-Lionni-Grundschule, Müllerstr. 158: HolzwerkstattAusstattung 3.500,00 € – Nachbarschaftsinitiative »Leben im Parkviertel«, ­Müllerstr. 56–58: Gemeinwohlorientierte Aktivierung, 3.500,00 € Zumindest der vordere Teil der Platzanlage hat ähnliche Probleme wie der Leopoldplatz auf der anderen Seite der Müllerstraße. Vor zehn Jahren galten beide Orte noch als Treffpunkt der lokalen Trinkerszene des Wedding, inzwi- Ch. Eckelt Einzug erst 2023 Das Bezirksamt hat die Anregung der BVV Mitte zurückgewiesen, die Schilder mit der Platzordnung für den Rathausvorplatz Wedding abzumontieren und den Platz künftig als normalen öffentlichen Raum zu behandeln. Offiziell ist der Platz kein zusammenhängender öffentlicher Raum und heißt auch nicht Rathausvorplatz, sondern trägt überhaupt keinen Namen. Bei google maps wird er inzwischen als Gedenkpark namens »Elise-und-Otto-Hampel-Platz« geführt. Auch in diesem Jahr findet am zweiten Wochenende im September wieder der Tag des offenen Denkmals statt. Dann öffnen in ganz Deutschland Denkmaleigentümer und ehrenamtliche Denkmalfreunde wieder die Türen zu sonst nicht allgemein zugänglichen Bau-, Boden- und Gartendenkmalen. Deren Besuch ist in der Regel kostenfrei, Tickets sind nicht erforderlich, häufig aber Anmeldungen direkt bei den Veranstaltern. Der Tag des offenen Denkmals am 10. und 11. September 2022 steht in diesem Jahr unter dem Motto »Spurensuche. Unterwegs mit der Denkmalpflege«. Auch im Wedding beteiligen sich wieder viele Initiativen, Einrichtungen und Eigentümer. Eine Übersicht über die Angebote finden Sie auf der Website denkmaltag.berlin.de. schen hat sich die Lage aber deutlich verschärft. Statt Bier und Schnaps ist jetzt Heroin das große Problem. Der Stadtraum ist zu einem Treffpunkt einer internationalen JunkieSzene mit hoher Fluktuation geworden, deren meist obdachlose Mitglieder im gesamten Bezirk Mitte unterwegs sind. Inzwischen wurden die Einrichtungen der Drogenhilfe im Umfeld des Leopoldplatzes ausgebaut, am eigent­ lichen Problem können die aber nur wenig ändern. Auch ein Platzdienst agiert schon seit mehreren Jahren auf dem zentralen Weddinger Doppelplatz. Dabei handelt es sich um einen Security-Service mit besonderen sozialen Ansprüchen, darüber hinaus gibt es ein Projekt mit Sozialarbeitern und -innen, das aber für einen wesentliche größeren Stadtraum zuständig ist. Die »Platzhausmeister« des Platzdienstes sollen die Nutzerinnen und Nutzer des Stadtraums auf die besonderen Regeln hinweisen, die auch auf dem Leopoldplatz im Abschnitt vor der Alten Nazarethkirche gelten, der der evangelischen Nazarethkirchgemeinde gehört. Dort reichen freilich wenige kleine Schilder mit kleinen Piktogrammen, um diese zu verdeutlichen. Auf dem Rathausvorplatz hingegen sind mehrere großformatige Tafeln aufgestellt mit recht kompliziertem Text, der selbst für viele Weddinger mit durchlaufener deutscher Schulbildung nur schwer verständlich sein dürfte. Die meisten der schwer Suchtkranken auf dem Platz verstehen davon kein Wort. Das Bezirksamt wies in seiner Sitzung vom 19. Juli 2022 die Anregung der BVV zurück, diese Schilder zu entfernen und begründete dies am Beispiel der Schillerbibliothek: »Beim Umbau des Platzes wurde der sog. Lesegarten geschaffen, der explizit Kinder und Jugendliche zum Lesen im öffentlichen Raum anregen soll. Zu beobachten ist regelmäßig, dass es eben jene Verstöße gegen die Platzordnung sind, die zu Ängsten bei den Bibliotheksnutzenden führen. Nach Alkoholkonsum werden Flaschen nicht entsorgt, sondern auf den Boden geschmissen. Glasscherben sind Gefahrenquellen, ebenso wie auf den Boden geworfene, benutzte Spritzen. Eine produktive Lernumgebung kann nicht entstehen, wenn dort zugleich Drogen konsumiert und gehandelt werden und dies zu inadäquatem Verhalten gegenüber den dort Verweilenden führt. Somit dient die Platzordnung auch der Sicherung von mehr Bildungsgerechtigkeit dieser vulnerablen Nutzendengruppe im Wedding, die oftmals keine Ausweichmöglichkeiten zu öffentlichen Einrichtungen und Flächen hat.« cs Nach der Platzordnung ist es insbesondere untersagt: 1. Abfälle (einschl. Zigaretten und Kaugummis) außerhalb der Abfallbehälter wegzuwerfen, sonstige Verunreinigungen – auch urinieren – im Geltungsbereich zu hinterlassen, 2. Alkohol im Geltungsbereich dieser Platzordnung zu konsumieren, 3. Betäubungsmittel mit sich zu führen bzw. mit ­diesen zu handeln oder diese zu konsumieren, 4. Straßenhandel zu betreiben, 5. Fahrrad zu fahren, 6. Hunde frei laufen zu lassen, 7. im Geltungsbereich zu nächtigen oder zu betteln. 8. Veranstaltungen und Versammlungen bedürfen einer ­Sondergenehmigung durch das Land Berlin. AUS DE M BE ZI R K MI T TE —— 11 10 —— EC KE MÜ LLERSTRASSE In Berlin gibt es seit einiger Zeit eine neue Handy-App für lokale Geschichte. Unter anderem bietet sie die Möglichkeit, sich auf einer Karte von Berlin über die Historie bestimmter »Points of Interest« zu informieren. Das Projekt steht noch am Anfang und ist auf die Mitarbeit vieler Freiwilliger angewiesen. Die berlinHistory App wird von einem Verein angeboten, in dem über 50 Kulturinstitutionen und Geschichtsinitiativen Berlins miteinander kooperieren. Dazu gehören praktisch alle großen Institutionen, die sich mit der Geschichte der Stadt auseinandersetzen: von der Stiftung Stadtmuseum Berlin über das Deutsche Historische Museum bis zur Stiftung Berliner Mauer, die Gedenkstätte Deutscher Widerstand und das Landesarchiv, was aber nur eine höchst unvollständige Auflistung darstellt. Man vermisst freilich den Bezirk Mitte in der Liste der Kooperationspartner. Lichtenberg und Charlottenburg-Wilmersdorf beteiligen sich dagegen bereits. Eigentlich könnten auch die Projekte und Ausstellungen des Mitte-Museums in diese App eingestellt sein, etwa die digitale Aufarbeitung der Ausstellung zur Geschichte des Rathauses Tiergarten. Das könnte zusätzlich Interessenten dazu motivieren, sich die Ausstellung im Rathaus an der Turmstraße anzuschauen – oder die Möglichkeit bieten, sich auch außerhalb der Öffnungszeiten zu informieren, bei einem Wochenend-Spaziergang durch Moabit etwa. Beteiligen kann man sich auf vielfältige Art, etwa mit Fotos. In einer Aktion werden zum Beispiel ganz gezielt aktuelle Vergleichsaufnahmen zu historischen Stadtfotos gesucht. Die sollten möglichst in derselben Perspektive aufgenommen sein wie die historischen Originale. Mit einem speziellen Tool werden beide Bilder übereinander gelegt zu einem Zeitfenster, in dem man per Schieber zwischen heute und früher wechseln kann. Auch kleine Filme oder Audio-Dateien lassen sich einbinden. Beim Stöbern auf der App finden sich zum Beispiel auch Kopfhörer-Rundgänge, die ursprünglich zu besonderen Anlässen erarbeitet worden waren. Die multimediale Vielfalt sollte jedoch nicht zu dem Irrtum verleiten, die App sei hauptsächlich ein Angebot für Touristen. Das ist sie höchstens nebenbei für geschichtlich schon vorgebildete Gäste der Stadt. Denn sie unterbreitet ja keine vorgekauten Häppchen der Stadtgeschichte wie eine Stadtrundfahrt, sondern liefert sehr unterschiedliche Themen und Inhalte, mit denen man sich – so man denn mag – auseinandersetzen muss. Das kann auch anstrengend sein. Diese App ist ein zusätzliches Angebot für uns Einheimische, für Stadtbürger und -innen, die Fragen stellen wie »Was ist das für ein Ort, wo ich lebe« und »Wie war es hier früher?« cs Ch. Eckelt berlinhistory.app Auf dem »Elise-und-Otto-Hampel-Weg« erinnert bereits eine Gedenktafel an die beiden einfachen Weddinger, die sich mutig dem Nazi-Regime entgegen stellten und dafür mit ­ihrem Leben bezahlten. Diese Geschichte wäre auch gut in der BerlinHistory App aufgehoben. Begrünung ­erwünscht! Das Grünflächenamt Mitte ­revidiert seine Haltung zur Bepflanzung von Baumscheiben Das nennt man wohl eine 180-Grad-Wende: Nachdem das Grünflächenamt Mitte in der Vergangenheit der Bepflanzung von Baumscheiben durch Anwohner und -innen ablehnend gegenüberstand und großen Unmut auf sich zog, wenn es solche Bepflanzungen sogar wieder beseitigte, hat es nun seine Haltung gründlich revidiert: Es wird künftig nicht nur entsprechende Eigeninitiativen von Bürgern dulden, sondern ruft sogar ausdrücklich und offensiv zum Bepflanzen von Baumscheiben auf, u.a. mit einem Faltblatt, aber auch online (s.u.). Die Aktion trägt wohl die Handschrift der neuen Umweltstadträtin in Mitte, Dr. Almut Neumann. Unter der Überschrift »Mach Mitte schöner!« schreibt sie: »Ich freue mich sehr, dass Du Deinen Kiez mitgestalten willst! Fürs Bepflanzen einer Baumscheibe brauchst Du in Mitte keine Genehmigung – nur Deinen grünen Daumen, Umsicht und Engagement. Die Gesundheit unserer Bäume liegt mir sehr am Herzen. Um sie zu schützen, möchte ich Dich bitten, unsere Tipps zum Begrünen zu beachten. Ich würde mich freuen, wenn Du uns ein Foto von Deiner fertigen Bepflanzung schickst! Wir nehmen es gerne in unsere Sammlung der ›Schönsten Baumscheiben in Mitte‹ auf.« Ganz nebenbei zeigt die neue Kampagne auch, wie man die ja durchaus berechtigten Bedenken, die das Grünflächenamt Mitte als Argumente gegen die Bepflanzung durch Bürger bislang vorbrachte, ins Positive wendet: indem man nämlich Empfehlungen und Tipps für eine sachgerechte Bepflanzung gibt. Denn es ist ja nicht von der Hand zu weisen, dass gut gemeint nicht immer auch richtig gemacht ist und unsachgemäßer Umgang mitunter dem Straßenbaum eher schadet, was das Grünflächenamt verhindern wollte. Daher das bisherige Generalverbot. Das neue Faltblatt gibt hingegen in leicht verständlicher Sprache hilfreiche Tipps, was geht und was nicht – beispielsweise darf man keinen Torf oder Pflanzensubstrate benutzen und der Wurzelbereich muss frei bleiben. Auch »übergriffige« Gewächse wie z.B. Efeu sind tabu. Kübel, Kästen und Töpfe sollen vermieden werden, weil das den Baum schädigen könnte. Es gibt Tipps zum richtigen Gießen und zur Pflanzenauswahl: Hier ist die Website verlinkt mit einer informativen Broschüre des BUND (»Kleiner Leitfaden für die ökologische Bepflanzung von Baumscheiben«), die ausführlich Auskünfte zur sachgerechten Bepflanzung und eben auch zu geeigneten Pflanzenarten gibt – vorzugsweise sollten es heimische und insektenfreund­ liche Arten sein. Und bitte: Baumscheiben sind keine privaten Vor- bzw. Kleingärtchen! (Das steht so nicht im Faltblatt, sollte man aber nochmal anmerken – gemütliche, womöglich noch von Gartenzwergen oder ähnlichem Dekor umzingelte Sitzbänkchen gehören da nicht hin.) Natürlich werden begrünte Baumscheiben nicht das Klima retten. Aber wer Baumscheiben bepflanzt, ob allein oder zusammen mit anderen, ist auch viel eher dazu bereit, den Baum regelmäßig zu wässern – und das ist angesichts des Zustands vieler Straßenbäume dringend nötig. Die Grünflächenämter, auch das weiß man inzwischen, schaffen es nicht allein, das Stadtgrün mit ausreichend Wasser zu versorgen. Auch unter diesem Aspekt ist die neue Initiative des Grünflächenamtes bemerkenswert, Denn sie signalisiert ein Umdenken der Verwaltung: Wer Bürgerinnen und Bürger nicht als potentiell renitente Störenfriede und lästige Nörgler verdächtigt, sondern die eigene Kompetenz und das Fachwissen mit ihnen teilt, hat die Chance, die Bewohner der Stadt als mithandelnde Partner zu gewinnen, denn womöglich verfolgen die ja dasselbe Ziel (in diesem Fall ein besseres Stadtklima). Auch in Mittes Nachbarbezirk Friedrichshain / Kreuzberg hat sich diese Erkenntnis durchgesetzt, und auch dort sind Privatinitiativen zur Baumscheibenbegrünung nicht nur geduldet, sondern ausdrücklich erwünscht. Freilich ist das längst nicht in allen Bezirken so, da entscheidet jeder Bezirk für sich: Ob man eine Baumscheibe vor der eigenen Haustür begrünen darf oder nicht, ob die Bepflanzung unterstützt, still hingenommen oder umgehend beseitigt wird, hängt also vom Wohnort des Begrünenden ab. Insbesondere für Neuberliner kann dieses Resultat der zweistufigen Berliner Verwaltung mitunter recht verwirrend sein. Aber vielleicht folgen ja auch bald andere Grünflächenämter dem Beispiel von Mitte. us Das Faltblatt liegt u.a. in vielen öffentlichen Einrichtungen des Bezirks aus. Online findet man es unter: www.berlin.de/ ba-mitte/politik-und-verwaltung /aemter/strassen-und-­ gruen­flaechenamt Ch. Eckelt Die »berlinHistory App« ist ein Angebot für uns Einheimische Vermutlich wird es aber irgendwann dazu kommen, dass sich auch der Bezirk Mitte in diese App einbringt. Denn es ist wesentlich effektiver, hier eine Projektdokumentation in digitaler Form zu veröffentlichen als Broschüren zu drucken, die dann meist doch nur herumliegen, Das gilt natürlich auch für die viele privaten Initiativen, dies sich mit Stadtgeschichte beschäftigen. Der jährliche Tag des offenen Denkmals am ersten Wochenende im September beweist ja immer wieder aufs Neue, wie viele solcher Initiativen es gibt. Die Rundgänge und Führungen, die für diesen Tag ausgearbeitet werden, lassen sich relativ leicht zu einem Beitrag zu einem »Point of Interest« umarbeiten und in die App einbringen. Und dieser Beitrag lässt sich mit Links versehen, zur Website der Autoren des Beitrags zum Beispiel oder zu den Publikationen, die diese zum Thema veröffentlicht haben. Allerdings werden die Beiträge redaktionell geprüft und gegebenenfalls überarbeitet. Nicht alles landet also sofort in der App. Das gibt den Nutzern und -innen die Sicherheit, seriöse und gut aufbereitete Informationen zu erhalten. Ch. Eckelt Stadtteil-Geschichte per Smartphone 12 —— AU S DEM BEZIRK MIT TE AUS DE M BE ZI R K MI T TE —— 13 E-Mobilität braucht »Hubs« In der Innenstadt kommen wir mit Ladesäulen an der Straße nicht weiter Die Elektromobilität boomt. Im Bezirk Mitte bekommt man davon aber nicht allzu viel mit, denn es gibt hier kaum private Carports. Man tut sich schwer mit dem Umstieg, wenn man nur auf die öffentliche Ladeinfrastruktur angewiesen ist. Wie kriegt man die E-Mobilität in die Innenstadt? Dank enormer öffentlicher Zuschüsse hat sich im vergangenen Jahr die Gesamtzahl der PKW mit E-Antrieb in Deutschland mehr als verdoppelt. In nur einem Jahr wurden mehr E-Mobile verkauft als in all den Jahren zuvor zusammen. In Berlin ist inzwischen etwa jeder siebte neu zugelassene Personenkraftwagen rein elektrisch unterwegs und zusätzlich etwas mehr als jeder siebte als »Plug-inHybrid«. Der Boom dauert an – ohne die Lieferschwierigkeiten der Industrie könnte er sogar noch deutlich stärker ausfallen. Das müsste er auch, denn im Jahr 2035, also in etwas mehr als einem Jahrzehnt, sollen nach dem Willen der EU die normalen Verbrenner nahezu vollkommen vom Markt verschwinden. Dann darf sich die Wende zur E-Mobilität aber nicht nur auf die Gebiete mit Einfamilien- und Reihenhäusern beschränken. In der Innenstadt ist die Bereitschaft, auf EMobilität umzusteigen, wesentlich geringer. Und das liegt nicht nur an zu wenigen Ladestationen: Selbst die wenigen, die es gibt, sind hier nämlich nicht ausgelastet. Das lässt sich im Netz einfach nachprüfen: Auf Seiten wie www.chargefinder.com zum Beispiel, auf der angezeigt wird, wo öffentliche Ladesäulen gerade verfügbar sind. Oder durch Augenschein, wenn man unterwegs ist: An den Ladestationen ist fast immer etwas frei. Stromwirtschaft auch dazu, die konventionellen ReserveKraftwerke hochzufahren. Mittags tankt man Sonne, abends eher Gas. Eine private Wallbox zuhause dagegen lässt sich so steuern, dass sie nur lädt, wenn ausreichend günstiger Ökostrom verfügbar ist. Allerdings entstehen dann zusätzliche Kos­ ten für den »intelligenten« Stromzähler, weshalb sich der nur für Vielfahrer auszahlt. Dabei passt die E-Mobilität eigentlich ideal in die Innenstadt: Sie ist sauber, leise und sparsam. Und sie ist trendy, denn sie erweckt den Anschein, nachhaltig und klimafreundlich zu sein. Eigentlich müsste der Bezirk Mitte von PKW mit einem großen »E« am Ende des Nummernschildes nur so wimmeln. Aber in Wirklichkeit sieht man sie nur vergleichsweise selten – und dann oft auch nur in der Version »Plug-in-Hybrid«. Der hat zusätzlich zum normalen Verbrennungsmotor auch einen Elektroantrieb und eine vergleichsweise kleine Batterie mit meist weniger als 50 Kilometer Reichweite. Wenn man mit so einem Auto elektrisch unterwegs sein will, muss man also ständig nachladen. Mit eigener Wallbox im Carport wäre das vielleicht kein Problem – in der Innenstadt ist es das. Denn von öffentlichen Ladesäulen muss man ja sein E-Fahrzeug nach dem Ladevorgang auch wieder abholen und das wird sehr mühsam, wenn man es täglich tun muss. Plug-ins müssen nicht nur häufiger laden, sondern tun das auch deutlich langsamer: meist nur mit 3,7 kW. Die meisten öffentlichen Ladestationen schaffen das aber drei oder gar sechsmal schneller, mit 11 oder 22 kW, Schnellladestationen sogar mit 50 kW und mehr. Um auf eine Reichweite von 200 Kilometer zu kommen (in etwa die durchschnittliche wöchentliche Laufleistung eines PKW in Berlin), muss ein Plug-In vier bis fünfmal für jeweils mehrere Stunden an die Ladestation. Bei den meisten Vollelektrischen reicht dafür nur ein Ladevorgang, an einer öffentlichen Ladesäule mit 11 kW braucht man dazu etwa drei bis vier Stunden. An einer Schnellladestation mit 50 kW (es gibt sie sogar schon mit 350 kW, das funktioniert aber nur bei Top-Modellen) schafft man eine Ladung für ca. 200 Kilometer in deutlich weniger als einer Stunde, also ganz bequem nebenbei während eines Wocheneinkaufs. Auch deshalb werden jetzt immer mehr SupermarktParkplätze mit Schnellladestationen ausgerüstet. Kaufland und Lidl haben schon angefangen, andere Lebensmittelketten sowie McDonalds wollen jetzt folgen. Wären »Hubs« eine Lösung? Im Wedding oder in Moabit gibt es jede Menge nicht ausgenutzter Mietergaragen unter den Sozialbauten der 1980er Jahre, die wegen der damals geltenden Stellplatzverordnung oft mit riesigen unterirdischen Parketagen ausgestattet wurden. Darüber hinaus gibt es hier große Parkhäuser an Einkaufszentren wie dem ehemaligen Schillerpark-Center im Wedding oder dem Moa-Bogen in Moabit, die heute weitgehend leer stehen und nur wenig genutzt werden. Die ließen sich zu lokalen E-Mobilitäts-Zentren (»Hubs«) mit Dutzenden bis Hunderten Ladestationen umbauen. Wie im Carport sollte man dort sein E-Auto für längere Zeit intelligent aufladen lassen können. Solche Hubs könnten zudem als Stützpunkt für Firmenflotten dienen, etwa für die Kleinwagen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter häus­ licher Pflegedienste, für Transporter diverser Lieferdienste oder für E-Fahrzeuge von Handwerkern und anderer Selbständigen, die mobil sein und dabei ihr Arbeitsmaterial mitführen müssen. Die Betriebe könnten sich in den Hubs Ladeplätze gezielt reservieren und die Kosten genau kalkulieren – und dabei die Unsicherheiten vermeiden, die das Laden auf der Straße mit sich bringt. Und natürlich wären Hubs auch gute Standorte für Carsharing, ob nun von großen Mobilitätskonzernen organisiert oder in nachbarschaft­ licher Selbsthilfe. Neuer Schub für die »Zero Emission Zone« In der Innenstadt soll laut Koalitionsvertrag der rot-grünroten Berliner Landesregierung mittelfristig nur noch elektromobiler Verkehr stattfinden und dafür eine »Zero Emission Zone« eingerichtet werden, frühere Verlautbarungen hatten dabei explizit das Jahr 2030 sowie das Gebiet innerhalb des S-Bahn-Ringes benannt. Vermutlich würden zunächst einmal innerhalb dieses Gebiets viele Ausnahmegenehmigungen für Bestandsfahrzeuge ausgestellt werden müssen. Außerhalb des S-Bahn-Rings aber, etwa im größten Teil des Weddings, müsste man sich E-Fahrzeuge zulegen, wenn man auch jenseits der S-Bahn automobil unterwegs sein will. Um die Akzeptanz einer solchen »Zero Emission Zone« zu stärken, müsste man also schon jetzt auch in Gebieten knapp außerhalb die E-Mobilität viel stärker fördern – etwa mit Modellversuchen von E-Mobility-Hubs. Spannend wäre hier die Frage, ob und wie weit sich durch intelligentes Lademanagement die Betriebskosten solcher Hubs senken lassen. Die Möglichkeit, sie sozusagen nebenbei als zu Energiespeicher betreiben, könnte sie für Energieversorger wie Lichtblick oder Vattenfall interessant machen. Zudem rückt eine weitere Revolution des Individualverkehrs in greifbare Nähe: Die Robo-Taxis kommen! Und die werden eine Infrastruktur brauchen. In Zukunft wird man sich von seinem »Mobility-Provider« jederzeit eine fahrerlose Kutsche ordern können. Man teilt sich dann entweder mit anderen ein Shuttle-Taxi zum nächsten Bahnhof oder lässt sich, wenn man genug Zeit für den Stau mitbringt, solo am Arbeitsplatz abliefern. Man lädt die Familie in den Ferien in ein Ausflugs-Cab oder bringt Einkäufe mit einem Robo-Transporter nach Hause – und zahlt dafür »on demand« oder per Flatrate. In wenigen Jahren, so meinen Experten, könnte es so weit sein. Das wird den Verkehr in den Städten so radikal ändern wie einstmals die Erfindung des Automobils. Unternehmen, die schon jetzt in E-Mobility-Hubs investieren, schaffen damit die notwendige räumliche Infrastruktur ihrer künftige Robo-Taxi-Flotte. Und haben später wahrscheinlich die Nase vorn … cs Laden, wenn die Sonne scheint! Freilich hat dieses Schnellladen auch einen Haken. Es zieht sehr viel Strom aus dem Netz und muss, falls das Angebot knapp wird, hinunter geregelt werden. Dann schafft man während des Einkaufens vielleicht nur 50 und nicht 200 Kilometer Ladeleistung. Im Sommer steht bei uns der ­meiste Strom in der Mittagszeit zur Verfügung, wenn die Sonne am höchsten steht und die Solarkollektoren ihre Höchstleistung erreichen. Nachmittags sinkt das Angebot rapide und stabilisiert sich wieder am Abend, wenn die Speicher-Kraftwerke anspringen und die Gaskraftwerke hochfahren, um den dann starken Stromverbrauch der Privathaushalte auszugleichen. Im Winter hat die Sonne weniger Kraft, dafür weht der Wind stärker, das Angebot an regenerativer Energie ist in der dunklen Jahreszeit also unregelmäßig. Wer sein E-Mobil abends auf dem Heimweg während der Spitzenverbrauchszeit am Supermarkt auflädt, riskiert also nicht nur, dass vielleicht nur ein Bruchteil der erhofften Strommenge in der Batterie landet. Er oder sie zwingt die Zunächst einmal würden wohl relativ wenige, dafür aber gut an den ÖPNV angebundene Hubs im Bezirk ausreichen, für die man öffentlich werben könnte, um die erhoffte Signalwirkung zu erreichen. Mit der Zeit und mit zunehmendem Bestand an E-Mobilen könnte das Netzwerk ­dieser Hubs immer kleinteiliger ausgebaut werden. Ge­­ge­ benenfalls müsste man wohl auch neue Quartier-Parkhäuser errichten, vor allem im Ostteil Berlins, wo es aus historischen Gründen deutlich weniger Tiefgaragen gibt als im Westen. Und auch noch die Robo-Taxis … Ch. Eckelt Ch. Eckelt Plug-ins blockieren die Lade-Infrastruktur 14 —— AU S DEM BEZIRK MIT TE Umweltgerechtigkeit in Mitte Wedding und Moabit-West besonders ­belastet Eine aktuelle Version des Berliner »Umweltgerechtigkeitsatlas« liegt vor. Darin wird die räumliche Verteilung von gesundheitsschädlichen Umweltbelastungen im Zusammen­ hang mit dem sozialen Status der Wohnbevölkerung dargestellt. Im Bezirk Mitte finden sich besonders viele Gebiete mit hohen Belastungen, vor allem im Wedding und im westlichen Moabit. Erstellt wird der Umweltgerechtigkeitsatlas von der Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz. In den Worten von Senatorin Bettina Jarrasch geht es bei ihm darum zu sehen, »in welchen Kiezen Menschen besonders hohen gesundheitsschädlichen Umweltbelastungen ausgesetzt sind. Der Atlas zeigt uns, auf welche Kieze wir unser Augenmerk für entsprechende Programme richten müssen.« Dabei identifiziert er in den 542 Planungsräumen Berlins jeweils fünf unterschiedliche Kernindikatoren: Lärmbelastung, Luftverschmutzung, thermische Belastung, Grünversorgung sowie den sozialen Statusindex der Wohnbevölkerung. Dann werden Gruppen mit jeweils hoher, mittlerer oder niedriger Belastung gebildet und ausgezählt, bei wie vielen Kernindikatoren zugleich die einzelnen Gebiete als hoch belastet gelten. In allen fünf Kategorien war das nur E CKE MÜLLE R STR A SSE —— 15 bei zwei Planungsräumen Berlins der Fall: einmal im nördlichen Neukölln und einmal im Planungsraum »Schwedenstraße« südlich der Osloer Straße im Wedding. Sie erscheinen auf der abgebildeten Karte in schwarzbrauner Farbe. Dunkelrot sind die Gebiete dargestellt, in denen vier von fünf Kernindikatoren eine hohe Belastung anzeigen. Insgesamt gibt es davon in Berlin 17, im Bezirk Mitte aber allein schon zehn. Im zentralen Bezirk der Stadt konzentrieren sich also nicht nur die sozialen, sondern auch die umweltgesundheitlichen Probleme. So ist der Bezirk Mitte zusammen mit Neukölln Spitzenreiter bei der sozialen Belastung und beim Defizit an Grünflächen. Zudem findet er sich unter den drei am stärksten belasteten Bezirken bei der thermischen Belastung und bei der Luftbelastung. Schwerpunkte bilden dabei der Wedding nördlich der Ringbahn und der Westen Moabits. Auch das Gebiet »Unter den Linden« gehört bei den vier ökologischen Indikatoren (Lärm, Luft, thermische Belastung und Grünflächenversorgung) zu den hoch belasteten Stadträumen, nur ist der soziale Status der Wohnbevölkerung hier als mittelhoch eingestuft. Wobei wir wohl eher nicht davon ausgehen sollten, dass der Gendarmenmarkt deshalb entsiegelt und in eine Blumenwiese verwandelt werden wird. Im Wedding und in Moabit müssen in Zukunft jedoch wohl deutlich mehr Entsiegelungen vorgenommen werden, um das Stadtklima zu verbessern. Zwar wird in Sanierungs- und Quartiersmanagement-Gebieten bereits die Begrünung von privaten Höfen gefördert – aber solche Fördergebiete gibt es keinesfalls flächendeckend und selbst in ihnen finden sich noch viele stark zugepflasterte Parkplatz-Höfe. Da gibt es also noch viel zu tun. Auch das öffentliche Straßenland könnte oftmals klimafreundlicher umgestaltet werden. Im aktuellen Berliner Koalitionsvertrag heißt es dazu auf Seite 61: »Im Rahmen des Mobilitätsgesetzes werden die Bezirke darin unterstützt, dort, wo es sinnvoll und möglich ist, unter Berücksichtigung geeigneter Beteiligungsformate Parklets, verkehrsberuhigte Kieze, fußverkehrsfreundliche Nebenstraßen, Kiezblocks, Klimastraßen und Pocketparks einzurichten, Maßnahmen zur Entsiegelung zu fördern und Modellprojekte mit dem Ziel der Umweltgerechtigkeit zu initiieren. Die Koalition wird diese Maßnahmen durch ein Förderprogramm für Quartiersumgestaltungen unterstützen.« Für ein solches Förderprogramm könnte es möglicherweise auch Zuschüsse des Bundes geben. In dessen Koalitionsvertrag ist jedenfalls festgeschrieben, das Programm »Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren« mit der Städtebauförderung kompatibel zu machen. Dieses Programm dient der »Stärkung der Resilienz und Krisenbewältigung« der inneren Stadtquartiere und wurde noch vor der Bundestagswahl anlässlich der Corona-Krise aufgelegt. Es könnte sich zu einem Programm zum Umbau besonders belasteter innerstädtischer Quartiere weiterentwickeln.  cs www.berlin.de /sen /uvk /umwelt /nachhaltigkeit / umweltgerechtigkeit Schillerpark Rehberge Stadtteilzentrum Paul Gerhardt Stift Informationen und Dokumentationen zum Lebendigen Zentrum Müllerstraße sowie frühere Ausgaben dieser Zeitung finden Sie auf der Website: www.muellerstrasse-aktiv.de Seestraße Rathaus Rehberge BeuthHochschule Volkshochschule Leopoldplatz Veranstaltungsorte Müllerstraße Vor-Ort-Büro Programmkulisse Aktives Stadtzentrum Virchow-Klinikum / Charité Wedding Adressen Bezirksstadtrat für Stadtentwicklung und Facility Management: Ephraim Gothe Müllerstraße 146/147, 13353 Berlin (030) 90 18-446 00 ephraim.gothe@ba-mitte.berlin.de Stadtentwicklungsamt, Fachbereich Stadtplanung Müllerstraße 146, 13353 Berlin Fachbereichsleiterin: Frau Laduch, Zimmer 106, (030) 90 18-458 46 stadtplanung@ba-mitte.berlin.de Vorbereitende Bauleitplanung, Städtebauförderung Müllerstraße 146, 13353 Berlin Sprechzeiten: Di 9–12 Uhr, donnerstags, 15.00–18.00 Uhr stadtplanung@ba-mitte.berlin.de Gruppenleiter: Martin Rogge (030) 90 18-436 32 Sanierungsgebietsgrenze Lebendiges Zentrum und Sanierungsgebiet Müllerstraße Gonzalo Milcoff (030) 9018 45409 gonzalo.milcoff@ba-mitte.berlin.de Runder Tisch Leopoldplatz Prozessmanagement Quartiersmanagement Pankstraße Prinz-Eugen-Straße 1, 13347 Berlin (030) 74 74 63 47 qm-pank@list-gmbh.de www.pankstrasse-quartier.de Jahn, Mack und Partner Wilhelm-Kabus-Straße 74, 10829 Berlin Karsten Scheffer (030) 85 75 77 28 Marcel Göbel (030) 857 57 71 39 muellerstrasse@jahn-mack.de www.jahn-mack.de Geschäftsstraßenmanagement Jahn, Mack und Partner Wilhelm-Kabus-Straße 74, 10829 Berlin Martina Trapani (030) 857 57 71 38 M.Trapani@jahn-mack.de Stadtteilvertretung Müllerstraße Vor-Ort-Büro Triftstraße 2 menschmueller@stadtteilvertretung.de www.stadtteilvertretung.de Wenn Sie per E-Mail Informationen der ­Stadtteilvertretung erhalten möchten, dann senden Sie eine E-Mail an: mitteilungen@stadtteilvertretung.de Frau Castelot Mathilde-Jacob-Platz 1, 10551 Berlin (030) 90 18-322 50 Runder Tisch Sprengelkiez Sprengelstraße 15, 13353 Berlin (030) 20 06 78 85 info@runder-tisch-sprengelkiez.de www.runder-tisch-sprengelkiez.de Mieterberatung Wedding für Bewohner der Milieuschutzgebiete Sparrplatz, Leopoldplatz und Seestraße sowie des Sanierungsgebietes Müllerstraße Mo 10–12 Uhr, telefonisch: (030) 44 33 81-11 und Do 16–18 Uhr im Vor-Ort-Büro Triftstraße 2 www.mieterberatungpb.de team-wedding@mieterberatungpb.de Ch. Eckelt Ch. Eckelt BILDECKE ——————— ——— ——— ——— ——— ——— ——— ——— —— ——— ——— —— — ECKENSTEHER Sommer im Wedding oder wie Demis Roussos mir gute Laune machte Eine führende grüne Landespolitikerin aus Berlin-Mitte forderte unlängst in einem dieser Sommerloch-Interviews ein »Recht auf Schatten in den Kiezen«. Das erinnerte ich mich an einen mittäglichen Spaziergang unlängst in den Bellermann-Kiez. Ich wollte mir dort den berühmten »Bellermann-Garten« anschauen, der insbesondere von den Grünen in Bezirk so gepriesen und gelobt wird. Ich war enttäuscht. In den Hochbeeten neben den »Kiezblock«-­ Pollern spross es doch eher kümmerlich. Man hätte früher im Jahr ansäen müssen, damit sich hier im Hochsommer ein Hauch von Naturstimmung einstellte. Und auch das »Parklet« am Straßenrand lud in seinem skandinavischen Sauna-Design nicht wirklich zum Hinsetzen ein. Es war heiß und es stand voll in der prallen Sonne. Ich schlenderte also weiter und ließ mich ein Stück weiter unter den Baumkronen der Grüntaler Promenade auf einer schattigen Parkbank nieder. Ich trug einen breitkrempigen Sommerhut aus Italien, den ich zum Geburtstag geschenkt bekommen hatte. Ein sehr brauchbares Kleidungsstück übrigens, um sich sein »Recht auf Schatten in den Kiezen« zu erkämpfen. Meine Lieblings-Parkbänke stehen ja immer mal wieder in der Sonne, die einen morgens, die anderen mittags und wieder andere eher abends. Da schirmt so ein Hut zumindest den Kopf etwas ab. Allerdings kann ich mich auch daran erinnern, im April und Mai lange gesucht haben zu müssen, bis ich eine freie Bank in der Sonne fand. Das »Recht auf Sonne in den Kiezen« klingt ­jedoch vergleichsweise vorgestrig nach dunklen Hinterhöfen voller rachitischer Kinder, also eher sozialdemokratisch. Als ich mich also auf der schattigen Bank unter den Baumkronen der Grüntaler Promenade niedergelassen hatte, kam ein älterer, mäßig beleibter Herr auf mich zu, setzte ein breites Strahlen auf und rief laut auf: »Demis Roussos!« Dann begann er voller Elan ein Lied zu schmettern, mutmaßlich auf Griechisch, und zog weitersingend ­seines Weges. Ich habe später im Internet nachgeschaut, wer dieser Demis Roussos ist. Tatsächlich war er ein griechischer Sänger, der in den 1970ern einen schier unerträglich schmalztriefenden NummerEins-Hit hatte: »Goodbye My Love Goodbye«. Und wirklich: auf dem Cover der Single trug er einen ähnlichen Hut wie ich jetzt. Später soll ihm das Kunststück gelungen sein, so berichtet Wikipedia, innerhalb von zehn Monaten einen vollen Zentner Körpergewicht abzuspecken. Vielleicht, so grübelt es in mir inzwischen, hatte der griechenlandstämmige Mit-Weddinger ja auch das im Hinterkopf, als er mich anstrahlte. cs
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