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Full text: Ecke (Rights reserved) Issue2017,4 (Rights reserved)

ecke nr. 4 – juni /juli 2017 müllerstraße Ch. Eckelt Seite 3: Granaten unterm Max-Josef-Metzger-Platz Seite 4: Straßennamen im Afrikanischen Viertel Seite 10: Leo ist »kriminalitätsbelasteter Ort« Seite 11: Studentenwohnen im Wedding Zeitung für das »Aktive Zentrum« und Sanierungsgebiet Müllerstraße. Erscheint achtmal im Jahr kostenlos. Herausgeber: Bezirksamt Mitte von Berlin, Stadtentwicklungsamt, Fachbereich Stadtplanung Termine Ch. Eckelt Bilderrätsel: Gewinner gesucht! Runder Tisch Leopoldplatz Dienstag, xxxxxxxxxxx 2017, 17 Uhr, Schiller-Bibliothek, Versammlungsraum Händlerfrühstück des Geschäfts­ straßenmanagements und der ­StandortGemeinschaft Granaten unter dem Max-JosefMetzger-Platz Warum sich die Neugestaltung ­immer weiter hinauszieht Mittwoch, 5. Juli 7.30 Uhr, Ort: bitte erfragen unter Telefon (030) 88 59 14 36, www.planergemeinschaft.de Sitzung der Stadtteilvertretung ­Müllerstraße mensch.müller Ch. Eckelt An jedem ersten Donnerstag im Monat jeweils um 19 Uhr in der Volkshochschule, Antonstraße 37 Sprechstunde der Stadtteilvertretung mo 18–20 Uhr, Vor-Ort-Büro Triftstraße 2 Welche Ecke? ecke im Netz Wo wurde dieses Foto aufgenommen? Wer es weiß, schicke die Lösung bitte mit genauer Absenderadresse an die Redaktion: ecke müllerstraße, c/o Ulrike Steglich, Elisabethkirchstraße 21, 10115 Berlin oder per Mail an: eckemueller@gmx.net. Unter den Einsendern verlosen wir einen Kinogutschein für zwei Personen für das Kino Alhambra. Einsendeschluss ist Montag, der 10. Juli 2017. Unsere letzte Rätselecke wurde in der Schiller-Bibliothek fotografiert. Viele Einsender wussten die Lösung. Gewinnerin ist diesmal Katrin Rettel . Herzlichen Glückwunsch! Der Preis wird Ihnen zugesandt. Im Internet findet man alle bisher erschienenen Ausgaben der ecke ­müllerstraße unter www.muellerstrasse-aktiv.de /oeffentlichkeitsarbeit/zeitung-ecke-muellerstrasse Die nächste Ausgabe erscheint ab 20. Juli Das Titelbild dieser Ausgabe Nächstes Stadt­ forum am 26. Juni Thema: Beteiligen! Die Senatorin für Stadtentwicklung und Wohnen, Katrin Lompscher, lädt ein zum nächsten Stadtforum Berlin am 26. Juni in die Markthalle Neun (Ort: Eisenbahnstraße 42–43, Kreuzberg). Das Thema ist: »Beteiligen! Wie reden wir zukünftig über Stadtentwicklung?« Berlin befindet sich in einem enormen Veränderungsprozess. Bevölkerungswachstum, steigende Mieten, Wohnraum- und Infrastrukturbedarf sind brennende Themen. Doch wie kann man diese Prozesse gemeinsam mit den Berlinern steuern? Der neue Senat hat es sich zum Ziel gesetzt, Wachstum und Wandel zu steuern und die Beteiligungskultur zu stärken. Deshalb will die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und 2 Wohnen gemeinsam mit den Bürgern Berlins Leitlinien für Bürgerbeteiligung entwickeln. Den Auftakt für diesen Prozess bildet das nächste Stadtforum Berlin. Das dürfte insbesondere auch für viele Stadtteil- und Betroffenenvertretungen sowie städtische Initiativen von Interesse sein. Ab 16 Uhr findet ein Ideenmarkt statt, bei dem es Gelegenheit gibt, mit Aktiven aus Berliner Bürgerinitiativen sowie Vertretern aus der Berliner Verwaltung und der Berliner Stadtgesellschaft ins Gespräch kommen. Ab 18 Uhr werden im Stadtforum dann ­Anforderungen, Kriterien, Qualitäten und Spielregeln an künftige Beteiligungsprozesse diskutiert. Seien Sie dabei, beteiligen Sie sich beim Ideenmarkt und merken Sie sich den Termin vor! Mehr Informationen im Internet unter: www.stadtentwicklung.berlin.de /planen / stadtforum wurde auf dem neugestalteten Zeppelinplatz aufgenommen Impressum Herausgeber: Bezirksamt Mitte von Berlin, Stadtentwicklungsamt Redaktion: Christof Schaffelder, Ulrike Steglich Redaktionsadresse: »Ecke Müllerstraße«, c /o Ulrike Steglich, Elisabethkirchstraße 21, 10115 Berlin Tel (030) 44 01 06 05, eckemueller@gmx.net Fotos: Christoph Eckelt, eckelt@bildmitte.de Entwurf und Gestaltung: capa, Anke Fesel, www.capadesign.de Druck: BVZ Berliner Zeitungsdruck GmbH, www.berliner-zeitungsdruck.de V.i.S.d.P.: Ulrike Steglich Für den Inhalt der Zeitung zeichnet nicht der Herausgeber, sondern die Redaktion verantwortlich. Scheinbar tut sich nichts auf dem Max-Josef-Metzger-Platz. Schon seit Monaten türmen sich dort Erdhaufen zu Stilleben: kaum ein Arbeiter ist zu sehen, keine Baumaschinen aktiv, allgemeiner Stillstand herrscht auf der Grünfläche zwischen Müller- und Gerichtstraße. Dabei soll hier »ein grüner Platzraum in Bewegung« entstehen, mit einer Laufstrecke, die auch von den Kindern der umliegenden Grundschulen benutzt werden kann, mit zahlreichen Bewegungselementen, einem neugestalteten Spielplatz und einer Kletterecke. Viele Anwohner hatten sich in mehreren Workshops und Begehungen an der Planung beteiligt, auch Schulen und Kitas sowie Kinder und Jugendliche waren einbezogen worden. Und eigentlich hätte im letzten Herbst, spätestens aber in diesem Frühjahr der Bau schon beginnen sollen. Eine Vierteltonne Kriegsmaterial Die eingetretene Verzögerung hat jedoch einen triftigen Grund: »Ich habe ja schon viele Jahre Berufserfahrung. Aber so etwas wie auf dem Max-Josef-Metzger-Platz habe ich noch nie erlebt«, sagt Sabine Krutzsch, die in der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen für die Sanierungsgebiete Müller- und Turmstraße zuständig ist und zuvor auch die ehemaligen Sanierungsgebiete in der Spandauer und Rosenthaler Vorstadt betreut hat: »So viele verschiedene Munitionsreste aus dem Zweiten Weltkrieg wie hier holt man heutzutage in Berlin kaum noch irgendwo aus der Erde.« Bis zum April diesen Jahres waren es rund 250 Kilogramm Munition und Waffen, darunter Brandbomben, verschiedene Granaten, Pistolen, Gewehre, Waffen- und Munitionsteile – und damit deutlich mehr, als man erwartet hatte. Nach dem Krieg einfach zugeschüttet Schon Ende 2015 hatte eine Auswertung von alten Luftbildern des Max-Josef-Metzger-Platzes ergeben, dass dort die Wahrscheinlichkeit für Kampfmittelfunde recht hoch ist: Auf der großen Wiesenfläche befanden sich am Ende des Krieges zwei zickzackförmige Erdbunker von rund 2,50 Meter Tiefe sowie ein großer, ca. 4 Meter tiefer Löschteich. An solchen Stellen wurden am Ende der Kampfhandlungen oft Waffen und Munition beseitigt und dann mit Erde überschüttet. Nach dem Krieg war der in den 1870er Jahren nach barockem Vorbild als Schmuckplatz angelegte »Courbièreplatz« weitgehend zerstört und diente zunächst als Schutt- und Müllplatz. Im Jahr 1970 erhielt er die bekannte Gestalt mit der großen Liegewiese. Dabei war offensichtlich auf eine Beseitigung von Kampfmitteln in den tieferen Erdschichten verzichtet worden. Damals hielt man die Kampfmittelberäumung anderer Baustellen Berlins wohl für vordringlicher – genug zu tun hatten die Kampfmittelexperten beider Stadthälften in den 1960er Jahren allemal. Jetzt aber zeigte sich nach den ersten Grabungen von Suchschlitzen, dass der Bereich tatsächlich stark belastet ist. Eine systematische Beseitigung durch Fachfirmen wurde in Auftrag gegeben, die bis Ende April 2017 besagte Vierteltonne an unterschiedlichstem Kriegsmaterial in den ehemaligen Bunkern und in dem ehemaligen Löschteich zutage förderte. Daraufhin wurden auch außerhalb dieser Schwerpunktbereiche Proben genommen. Auch dort sind nach den neuesten Erkenntnissen noch Kampfmittel vorhanden, die im Zuge der bevorstehenden Bauarbeiten noch auftauchen werden. Deshalb soll jetzt eine Fachfirma für Kampfmittelberäumung die Landschaftsbauarbeiten überwachen. Auch die eigentlichen Bauarbeiten können sich verzögern Das sorgt für weitere Verzögerungen. Unter anderem muss geklärt werden, aus welchen Etats welcher Senatsverwaltung die Mehr­ kosten von rund 500.000 Euro getragen werden, die vermutlich durch die Bergung und Vernichtung der Kampfmittel entstehen. Die Kosten der eigentlichen Baumaßnahme werden über das Bund-Länder- Förderprogramm »Aktive Stadt und Ortsteilzentren« finanziert. »Mit dem Baubeginn rechnen wir in diesem Sommer«, erklärt die für das Straßen- und Grünflächenamt zuständige Bezirksstadträtin Sabine Weißler. »Dafür ist auch eine kleine Feier vorgesehen.« Wann aber die Einweihungsfeier für den neuen Max-Josef-Metzger-Platz stattfinden wird, kann dagegen derzeit noch niemand auch nur ungefähr abschätzen. Das hängt davon ab, welche Überraschungen sich im Verlauf der Arbeiten noch ergeben. cs 3 Sklavenhändler statt Kolonialbeamte? Umstrittene Straßenumbenennung im Afrikanischen Viertel Die Anwohner des Afrikanischen Viertels stehen Straßenumbenennungen zwar überwiegend kritisch gegenüber. Das hinderte die Bezirksverordnetenversammlung Mitte im vergangenen Jahr aber nicht daran, die Suche neuen Namen für drei Straßen und Plätze in Auftrag zu geben. Eine Jury wählte jetzt sechs Vorschläge aus. Danach soll die Petersallee künftig »Nzinga-von-Matamba-Allee« heißen, der Nachtigalplatz »Yaa-Asantewaa-Platz« und die Lüderitzstraße »Martin-Dibobe-Straße«. Alternativ wurden auch Miriam Makeba, Manga Bell und Wangari Maathai als neue Namensgeber benannt. Problematisch ist dabei auch aus der Sicht der zuständigen Bezirksstadträtin Sabine Weißler (Grüne) vor allem die Umbenennung der Petersallee. Denn die ist seit 1986 nicht mehr nach dem bekennenden Rassisten und Kolonialbeamten Carl Peters, sondern nach Hans Peters benannt – einem Widerstandskämpfer gegen die Nazis. Die vorgeschlagene Namensgeberin Nzinga von Matamba war im 17. Jahrhundert eine afrikanische Herrscherin auf dem Gebiet des heutigen Angola, die zwar gegen die portugiesischen Kolonisatoren ankämpfte, aber gleichzeitig in großem Maß in den Sklavenhandel mit den Holländern verwickelt war. Gegen den Sklavenhandel engagierte sich dagegen Gustav Nachtigal, nach dem der Nachtigalplatz benannt ist. Er war ein preußischer Afrikaforscher in der Tradition der Aufkärung und gilt heute als einer der Begründer der ethnologischen Feldforschung. In seinem letzten Lebensjahr 1884 / 85 war er aber auch der wichtigste deutschen Kolonialbeamte in Westafrika. Die vorgeschlagene Namenspatin Yaa Asantewaa führte in den Jahren 1900 bis 1902 einen Aufstand des Volkes der Ashanti gegen die Briten in deren Kolonie Ghana an. Adolf Lüderitz war Großhändler und Großgrundbesitzer, dessen durch Betrug erworbene Ländereien zur Keimzelle der deutschen Kolonie Südwestafrika wurden. Im jetzigen Namibia ist immer noch eine Kleinstadt nach ihm benannt, deren Bewohner sich bislang erfolgreich einer Umbenennung widersetzt haben. Der anvisierte neue Namensgeber für die Lüderitzstraße, Martin Dibobe, kam 1896 aus Kamerun nach Berlin, wo er auf der Gewerbeausstellung im Treptower Park auftrat. Später heiratete er die Tochter seines Vermieters und arbeitete bei der Hochbahn, 1922 kehrte er mit seiner Familie nach Afrika zurück. Die alternativen Vorschläge sind Miriam Makeba, eine weltberühmte südafrikanische Sängerin und Menschenrechtlerin, nach der schon eine Grundschule in Moabit benannt ist; Wangari Maathai, eine Wissenschaftlerin und Politikerin aus Kenia, die 2004 für ihr Engagement für Umweltschutz und Frauenrechte den Friedensnobelpreis erhielt, sowie Rudolf Manga Bell, der während der deutschen Kolonialzeit König des Duala-Volkes in der deutschen Kolonie Kamerun war und wegen seines friedlichen Protestes im Jahr 1914 hingerichtet wurde. Nach Beschlüssen der BVV Mitte aus den Jahren 2002 und 2004 sollen bei Umbenennungen Frauen solange besonders berücksichtigt werden, bis »ein Gleichstand zwischen den Geschlechtern in der Benennung von Straßen und Plätzen im Bezirk Mitte erreicht ist.« Danach kämen also nur die vorgeschlagenen Frauennamen in Frage. Doch die weisen keinen Bezug zur deutschen Kolonialgeschichte auf. Das Afrikanische Viertel, dessen Straßen überwiegend zwischen 1899 und 1912 benannt wurden, böte nach einer Umbenennung also weit weniger Anlass für eine Auseinandersetzung mit diesem unbequemen Teil unserer Vergangenheit. Trotz eines immer enger zusammenwachsenden Europas und einer globalisierten Welt erinnert zudem in Berlin ansonsten nicht viel an den Kolonialismus – und das, obwohl die Stadt dabei ein weltgeschichtlich entscheidender Ort ist: In der Wilhelmstraße fand 1884 / 85 die »Kongo-Konferenz« statt, bei der die europäischen Kolonialmächte Afrika unter sich aufteilten. Mit den neuen Namensvorschlägen werden sich jetzt die Ausschüsse der BVV befassen. Vor den Sommerferien soll es noch eine Infoveranstaltung für betroffenen Anwohner geben. Am Ende entscheidet das Bezirksamt. cs Ach Berlin, du krumme Pflanze Ein Poem von Paul Bokowski Ach Berlin, du krumme Pflanze, plötzlich heißt du Metropole! Massen bitten dich zum Tanze! Wollen Mate, keene Bowle! Keine Stullen mehr, kein Grünkohl! Nur noch Künstler, Kreative. Dich macht neue Liebe skeptisch. Ganz besonders die naive. Tindertolle Zwirbelbärte, in den Haaren dick Pomade! Doch die Bürgschaft ihrer Eltern finanziert dir die Fassade. Viele sind dir schon verfallen: Hitler, Kohl, halb Bielefeld. Loreley ein Witz dagegen! Liebe ist ein weites Feld. ›Dein Gesicht hat Sommersprossen!‹ wusste Hilde zu berichten. Altersflecken aber, sag ich, liefern bessere Geschichten. Du bist längst ’ne alte Dame! Wasserbeine! Flaumkotletten! Doch für mich, das sag’ ich gerne, bist du die MILF unter den ­ Städten! Was das Urvolk und die Touris gleichermaßen an dir lieben, ist der Hang zur Trödelei. Chillig wär’ noch untertrieben. Du machst alles sehr gemächlich. Selbst dem Scheitern lässt du Zeit. Sei’s der neue Stadtflughafen oder ein Theaterstreit. Du hast alles ausgesessen: König, Kaiser, Hunger, Durst, Schwaben oder Schwabenwitze und vegane Currywurst. Komm, ich schick’ die ganzen Spanier, die uns nach dem Berghain fragen, mit der U-Bahn Richtung Spandau: »Yes Yes! Fahrrad? Erster Wagen!« Bald schon werden Neue kommen! Koffer hatten hier schon viele. Doch die meisten steh’n im Keller und nur kurz in deiner Diele. Aus der Kammer hol’ ich Schultheiss, aus der Schrankwand Aquavit. Und dann werden wir gemütlich, bis der Hype nach Leipzig zieht! Bildecke PS: Jüngste Entwicklung: Nach der massiven öffentlichen Kritik an der Juryentscheidung zu »Nzinga von Matamba« wird die Jury jetzt erneut einzuberufen, um eventuell eine Ersatznominierung vorzunehmen. 4 Ch. Eckelt Noch dreimal in diesem Sommer wird auf dem Leopoldplatz sonntags der »Weddingmarkt« stattfinden. Am 2. Juli, 6. August und 10. September werden dort jeweils zwischen 10 und 19 Uhr rund 70 Stände mit Kunst und Design sowie zehn Stände mit Streetfood aufgebaut sein. Auch Weddinger Kulturbetriebe wie das Prime Time Theater präsentieren sich auf dem Platz vor der Alten Nazarethkirche und tragen zum kulturellen Rahmenprogramm bei. Mehr Informationen findet man online unter www.wedding-markt.de Weddingmarkt Primetimetheater Wedding-Markt auf dem Leo 5 Ch. Eckelt (3) Die gerettete ­Moderne Karl-Marx-Allee, zweiter Bauabschnitt – ein neues Gebiet im Denkmalschutzprogramm Es ist noch nicht so lange her, dass dem »Café Moskau« an der KarlMarx-Allee der Abriss drohte. Im Jahr 2000 sah es aus wie ein ungeliebtes Kind, das schon verloren hat – seit Jahren stand es leer, eine Fensterscheibe war zerbrochen, andere mit Sperrholz vernagelt oder mit trüb-olivbraunem Stoff verhängt. Die architektonische DDR-­ Moderne der 60er und 70er Jahre war damals, in den 1990er Jahren, bei der regierenden Berliner Stadtentwicklungspolitik alles andere als beliebt, um nicht zu sagen: verhasst. Seitdem hat sich vieles verändert. Das gerettete und wiederbelebte »Café Moskau« ist längst ein begehrter Veranstaltungsort, das »International« als Premierenkino fester Bestandteil der Berlinale. In die Pavillons links und rechts der Karl-Marx-Allee ist neues Leben eingezogen: Geschäfte, Cafés und Bars, Ausstellungs- und Veranstaltungsorte. Vor allem die jüngere Generation hat die städtebauliche und architektonische Qualität des Viertels zwischen Strausberger Platz und Alexanderplatz neu entdeckt. Mehr noch: Teile des Gebiets wurden in Anerkennung ihrer bau­ historischen und stadtentwicklungspolitischen Bedeutung unter ­Ensemble-Denkmalschutz gestellt. Im Juli 2015 wurde der 2. Bauabschnitt außerdem in das Förderprogramm »Städtebaulicher Denkmalschutz« aufgenommen und ist damit ein weiteres Gebiet in Mitte, das mit Städtebaufördermitteln entwickelt wird. Außerdem arbei- 6 tet das Land Berlin an einem Antrag, das Quartier gemeinsam mit seinem Westberliner Pendant, dem Hansa-Viertel, als herausragendes Beispiel der Architektur-Nachkriegsmoderne in die Weltkulturerbe-Liste aufzunehmen. Anlässlich des »Tages der Städtebauförderung«, der bundesweit im Mai mit zahlreichen Veranstaltungen in den Fördergebieten begangen wird, gab es eine Führung durch das Gebiet. Das Interesse war gewaltig: über hundert Menschen kamen. Ein visionäres Zukunftsversprechen »Karl-Marx-Allee, II. Bauabschnitt«, kurz: KMA Zwo, heißt das Quartier zwischen Alex und Strausberger Platz, Holzmarktstraße und Mollstraße. Es wurde zwischen 1959 und 1965 nördlich und südlich der Magistrale errichtet und unterscheidet sich deutlich von der ­historisierenden, traditionalistischen Zuckerbäckerei, die Anfang der 50er entlang der damaligen Stalinallee errichtet worden war. In den 60er Jahren war das neue, maßgeblich von Josef Kaiser und Werner Dutschke entworfene Ensemble ein frisches und modernes Aushängeschild, ein trotzig-visionäres Zukunftsversprechen nach den Kriegstrümmern, der stalinistischen Enge und dem Bau der Berliner Mauer: Licht, Luft, Sonne. Jede Menge Platz zum Flanieren. Das Kino, das Hotel Berolina, Cafés, fünf luftig-transparente Pavillons entlang der achtspurigen Magistrale: So große Fensterscheiben wurden in der DDR später nie wieder produziert. Legendäre Orte entstanden hier: Das Filmtheater International als elegante Bühne, wie geschaffen für den großen Auftritt – mit Treppen zu beiden Flanken und einem schweren, samtenen Vorhang. ­Josef Kaiser, der es entwarf, war auch Opernsänger und wusste, wie man Auftritte inszeniert. In den Pavillons wurden zu DDR-Zeiten unzählige Modefotos geschossen. Und in der Mokka-Milch-Eisbar mit ihrer geschwungenen Treppe und der verglasten Front probten viele Teenager den Auftritt. Von der beliebten »Mokke«, der sogar ein Song gewidmet wurde, ist leider, nach einem veritablen Brand im Jahr 1996 und einem Umbau durch die Bar »Albert’s«, kaum etwas geblieben. Im Hotel Berolina hinter dem Kino waren internationale Gäste willkommen. Die 13-geschossige Hochhausscheibe mit hellblauer Fassade und viel Glas, ebenfalls von Josef Kaiser entworfen, ereilte allerdings ein absurdes Schicksal: Was heute hier steht, sieht zwar so aus wie das ursprüngliche Hotel, ist jetzt aber Sitz des Rathauses Mitte und ein bauliches Imitat. Das Original wurde 1996 abgerissen, trotz Denkmalschutz. Eine aberwitzige, typisch berlinische NachwendeImmobilienposse: Der schwarzrote Senat hatte damals den einstigen Sitz des Bezirksamts Mitte im Berolina-Haus am Alexanderplatz an die frisch gegründete »Bankgesellschaft Berlin« verkauft (die nur wenige Jahre später Berlin in eine heftige Finanzkrise stürzen sollte). Das Bezirksamt Mitte brauchte deshalb dringend ein neues Quartier. Dafür wurde das denkmalgeschützte Hotel durch einen Investor abgerissen, musste allerdings nach strengen Vorgaben der Denkmalschutzbehörde zumindest äußerlich originalgetreu nachgebaut werden. Das Bezirksamt Mitte mietete den Neubau an – für eine saftige Miete, die die Kommune nun an den Privatinvestor zahlen durfte. Das »Café Moskau«, entworfen von Josef Kaiser und Horst Bauer. Das prägnante Fassadenmosaik schuf Bert Heller, den imposanten Stahlbrunnen im Innenhof der Bildhauer Fritz Kühn. Den Schriftzug auf dem Dach entwarf der renommierte Grafiker Klaus Wittkugel: Er entwickelte eigens für die Karl-Marx-Allee eine ganz neue Schrifttype. Auf dem Dach des Cafés sieht man eine originalgroße Nachbildung des ersten sowjetischen Sputniks, der 1959 ins All geschossen wurde – ein Geschenk der Sowjetunion an die DDR. Grüne Vielfalt dank Bürgerprotesten und Mangelwirtschaft Dass man heute entlang der Karl-Marx-Allee im heißen Sommer auch im Schatten der großgewachsenen Bäume flanieren kann, ist dem Bürgerprotest zu verdanken, der sich gegen den Architektenwillen durchsetzte – ja, auch das gab es in der DDR der 60er Jahre. Denn eigentlich wollte Josef Kaiser die breite Magistrale und die großzügigen Bürgersteige komplett baumlos lassen. Doch die ersten Bewohner der neuen Hochhausscheiben entlang der Karl-Marx-Allee forderten energisch Bäume. Dem musste sich schließlich auch der Stararchitekt beugen. Und der DDR-Mangelwirtschaft ist es zu verdanken, dass das Grün im Gebiet heute so wunderbar vielfältig ist: Man sieht Linden, Flieder, Kastanien und viele andere Gewächse. Denn gepflanzt wurden nicht die von Josef Kaiser gewünschten einheitlichen »Ungarischen Silberlinden«, sondern einfach immer das, was die Ostberliner Baumschulen gerade eben anbieten konnten. Genau diese vielfältigen, nicht immer perfekten Gewächse tragen heute zum Charme des Gebiets bei. Die Wohnbauten, vorwiegend Fünf-, Acht- und Zehngeschosser, die links und rechts der Karl-Marx-Allee hinter den Pavillons und dem Kino errichtet wurden, entstanden erstmals in industrieller Plattenbauweise. Die Wohnungen hier waren äußerst begehrt: endlich fließendes Warmwasser aus dem Hahn, statt freitags mühsam das Wasser für den Badebottich zu erhitzen, Zentralheizung statt Kachelöfen und Kohlenschleppen, Fahrstühle statt Treppensteigen. Unter Walter Ulbricht, der den Westen überholen wollte statt ihn einzuholen, war sogar Werbung erlaubt – davon künden noch heute die (ebenfalls denkmalgeschützten) Reklamen auf den Dächern der Hochhausscheiben. mangelt außerdem insbesondere an Nahversorgung und Einzelhandelsgeschäften, an Dienstleistungen, an sozialen Einrichtungen und medizinischer Versorgung. Im Ambulatorium an der Schillingstraße praktizieren nur noch drei Ärzte. Der Zustand ist fatal, besonders für die vielen Menschen, die vor Jahrzehnten hier einzogen und die in und mit diesem Viertel älter geworden sind. Die Verbesserung der Infrastruktur wird in den nächsten Jahren ein wichtiges Aufgabenfeld im Städtebaufördergebiet »KMA II« sein. Angesichts der demografischen Daten ist in den nächsten Jahren mit einer deutlichen Verjüngung der Gebietsbevölkerung und dem Zuzug vieler Familien zu rechnen (siehe auch S. 8). Auch deshalb ist es ein Ziel der Prozesssteuerung, die Gutsmuths-Grundschule und das Max-Planck-Gymnasium zu einem modernen gemeinsamen Campus auszubauen. Gleichzeitig werden aber auch neue, generationengerechte Wohnformen gebraucht: für ältere Menschen ebenso wie für junge Familien. Eine wichtige Frage ist deshalb, wie das Quartier behutsam nachverdichtet werden kann. Nicht brachial, wie es das »Planwerk Innenstadt« noch Ende der 1990er Jahre vorsah, das unter Federführung des schwarz-roten Senats einfach mit dem barocken Berliner Straßenraster quer durch die Viertel der Nachkriegsmoderne pflügen wollte (letztlich aber nicht zum Tragen kam) – sondern nun mit Augenmaß und mit Respekt vor den Konzepten der Moderne. Wohnungsneubau soll etwa auf einem Parkplatz und einer Grünfläche südlich der Ifflandstraße entstehen, oder auch entlang der Schillingstraße an Stelle der sanierungsbedürftigen Verkaufspavillons. Solche Konzepte sollen in den nächsten Jahren gemeinsam mit den Anwohnern entwickelt werden. Dass das Ostberliner Quartier trotz allen Moderne-Bashings der 90er Jahre immer noch ein beliebter Wohnort ist, nicht nur bei den Erstbewohnern, sondern auch bei der jüngeren Generation, sagt eigentlich alles über die städtebauliche Qualität der damaligen Moderne. Sie war möglich nicht nur wegen der großen Zukunftshoffnung – sondern auch, weil Grund und Boden, Wohn- und Freiraum keinerlei finanziellen Verwertungsinteressen unterlagen. us Nachholbedarf bei der Infrastruktur Wer in die im Karree angeordneten Wohnviertel links und rechts der Karl-Marx-Allee hineinspaziert, findet städtische Oasen: großzügige Innenhöfe, schattige Bäume, liebevoll gepflegte Blumenbeete, Spielgeräte. Außerdem Kitas, Schulen, zwei Kinderplanschen, ein Ambulatorium – oder jedenfalls das, was davon noch übriggeblieben ist. Denn hier beginnen die größeren Probleme: Die Grundschule ist, ebenso wie die Plansche, inzwischen in einem kläglichen Zustand. Es 7 Ch. Eckelt Wo werden wir zur ­Schule gehen? Gedenken an Klaus Wolfermann Ch. Eckelt Jahr für Jahr steigt die Zahl der Kinder im Bezirk Mitte Die Bevölkerung Berlins ist auch im Jahr 2016 wieder kräftig gewachsen: um rund 60.000 in der gesamten Stadt und rund 8.200 im Bezirk Mitte. Besonders stark stieg dabei die Zahl der Kinder, was Senat und Bezirke vor erhebliche Herausforderungen stellt: denn Schul- und ­Kitaplätze werden knapp. In diesem Jahr wird die Einschulung nur noch deshalb einigermaßen unproblematisch über die Bühne gehen, weil das Einschulungsalter um ein Vierteljahr reduziert wurde: Schulpflichtig werden nur die Kinder, die zwischen dem 1. Januar und dem 30. September 2011 geboren wurden. In den kommenden Jahren, wenn wieder ganze Jahrgänge eingeschult werden, wird die Herausforderung dafür umso größer. Das hat zwei unterschiedliche Gründe. Erstens werden Jahr für Jahr mehr Babys in Berlin geboren. So ist, wie ein Blick in die Datenbank des Statistische Landesamtes (Einwohnerregisterstatistik) zeigt, der Jahrgang 2016 mit rund 37.000 Kindern um rund 1500 Kinder stärker als der Jahrgang der Neugeborenen vom Vorjahr und um fast 6000 Kinder stärker als der Jahrgang der Neugeborenen fünf Jahre zuvor, der jetzt vor der Einschulung steht. Die steigende Geburtenzahl ist eine Folge der Zuwanderung vieler junger Erwachsener der »mobilen Generation«, die eben gleichzeitig auch die Generation der Familiengründer ist. Schon jetzt ist damit also absehbar, dass sich in den nächsten Jahren die Zahl der Einschulungen jedes Jahr steigern wird. Der zweite Effekt ist schwerer zu prognostizieren. Aus den rund 31.200 Neugeborenen des Jahrgangs 2011 ist am Ende des Jahres 2016 eine Gruppe von rund 33.500 Fünfjährigen geworden – einfach, weil auch immer mehr junge Familien mit bereits geborenen Kindern den Jobs hinterher ziehen, die fast nirgendwo in Europa so zahlreich entstehen wie derzeit in Berlin. Dieser Überschuss aus der Zuwanderung betrifft die jüngeren Jahrgänge der Kinder stärker als die älteren. So betrug der Zuwanderungsüberschuss der in Berlin gemeldeten 0 bis unter-6-Jährigen im Jahr 2016 gegenüber dem Vorjahr insgesamt rund 3.900 Kinder, was die Kitas vor zusätzliche Probleme stellt. Bei den Kindern zwischen 6 und unter 12 Jahren, also der Grundschuljahrgänge, betrug er rund 2.500 – und auch diese Kinder müssen in den Schulen ja untergebracht werden. 8 Auch im Bezirk Mitte wirkten sich beide Tendenzen aus. Hier stieg die Stärke der Grundschuljahrgänge allein im vergangenen Jahr um rund 450 Kinder an – das entspräche der Größe einer dreizügigen Grundschule mit extremer Auslastung. Die Zahl der Kinder im vorschulischen Alter zwischen 0 und unter 6 Jahren stieg um etwa 470. Dabei stellen sich die Herausforderungen für die Schulversorgung unterschiedlich stark. Im Prognoseraum Wedding zum Beispiel stieg die Stärke der Grundschuljahrgänge im vergangenen Jahr gegenüber dem Vorjahr um 75 Kinder an, die der vorschulischen Jahrgänge um etwa 90. Im Prognoseraum Moabit waren rund 100 Kinder im Grundschulalter zusätzlich gemeldet und etwa 140 mehr Vorschulkinder. Im Prognoseraum »Zentrum« (grob gesagt: Altbezirk Mitte plus Südlicher Tiergarten) waren es sogar fast 250 zusätzliche Kinder im Grundschul- sowie im 230 im Vorschulalter. Rund die Hälfte von ihnen wohnt in der Bezirksregion »Alexanderplatz«, die sich von der Spandauer Vorstadt bis zur Nördlichen Luisenstadt zieht. Das ist der Stadtraum, in dem in der Vergangenheit ein Großteil der neugeschaffenen Wohnungen in Mitte entstanden. Das sind zwar oft luxuriöse Eigentumswohnungen oder aber spartanische »Mikro-Apartments« – doch offenbar ziehen auch dort zunehmend Familien ein. Diese Entwicklung geht ungebrochen weiter. Es spricht also alles dafür, dass sich in den kommenden Jahren ein regelrechter Notstand bei der Versorgung mit Grundschulplätzen entwickeln wird – bei den Kitas dürfte er bereits eingetreten sein. Auch das Argument, dass ein Teil des gegenwärtigen Bevölkerungszuwachses auf die besondere ­Situation des zweiten Halbjahres 2015 zurückzuführen sei, als die Flüchtlingswelle Deutschland erfasste, greift nicht. Zwar stammen tatsächlich rund 3.100 der insgesamt 8.200 zusätzlichen Mitte-Bewohner von 2016 aus islamischen Ländern Dabei dürfte es sich vorwiegend um Flüchtlinge handeln, die erst im vergangenen Jahr ins Einwohnerregister aufgenommen wurden. Aber bei vielen von ihnen steht die Familienzusammenführung noch bevor, die zu beantragen etwa für die meisten Syrer erst ab März 2018 möglich ist.  cs Am 9. Mai verstarb Klaus Wolfermann. Vor allem im Sprengelkiez, aber auch in der Stadtteilvertretung mensch.müller sowie am Runden Tisch Leopoldplatz engagierte er sich bis zuletzt für die Belange der Anwoh­ nerinnen und Anwohner. Den Sprengelkiez würde es ohne die Energie von Klaus in seiner jetzigen Form nicht mehr geben. Anfang der 1980er war nämlich auch dort eine Kahlschlagsanierung geplant: Eine Seite der Sparrstraße sollte damals komplett abgerissen werden, fast alle Häuser waren schon aufgekauft – bis auf die Sparrstraße 22, die der Mutter von Klaus gehörte. Sie weigerte sich zu verkaufen und Klaus gründete eine Mieterinitiative. Seitdem war er aktiv im Kiez. Er engagierte sich in Gremien wie dem Quartiersrat des QM-Gebietes Sparrplatz und vielen Vereinen und Initiativen. Er war aber auch die treibende Kraft hinter nachbarschaftlichen Aktionen wie etwa dem »Lebendigen Adventskalender« des Sprengelkiezes. Am 2. Juni fand in der Osterkirche eine Gedenkfeier für ihn statt. Die Kirche war voll. Viele Freunde und zahlreiche Mitstreiter waren gekommen, um sich von ihm zu verabschieden. Klaus Wolfermann wurde 78 Jahre alt. Er wird nicht nur im Sprengelkiez fehlen. cs Leser-Ecke Betr: Betongold auch in der Müllerstraße Die Situation auf dem Berliner Wohnungsmarkt ist für Normalverdiener schlecht und die rechtlichen Möglichkeiten, mehr bezahlbaren Wohnraum zu schaffen sind, gelinde formuliert, sehr begrenzt oder, besser formuliert, nicht vorhanden. Schnell wird es dann – wie in dem Artikel von Frau Steglich zum Betongold – auch polemisch, was ich gut verstehen kann. Doch wozu in die Ferne in die Köpe­ nicker Straße schweifen, wenn der Beton auch im »Aktiven Zentrum« und Sanierungsgebiet Müllerstraße vergoldet wird oder nur gewartet wird. … »Studentenwohnen mit + YOUNIQ« in der Müllerstraße 34 ist nichts anderes. Genau gegenüber steht ein großes Eckhaus Müllerstraße 144, Ecke Ostender Straße weitgehend leer. Das Gewerbe ist schon länger raus. Nix passiert. In der Burgsdorfstraße 1 unweit des SPDLandesverbands verrottet ein großes Mietshaus. In dem großen Haus mit Hinterhöfen in der Fehmarner Str. 21 wohnen möglicherweise noch drei Mietparteien, der Rest steht leer, seit mehreren Jahren. Bezahlbarer Wohnraum ist Mangelware und für den Eigentümer gibt es keine Not, die Zeit vergoldet sein Eigentum! Ich bin auf Frau Lompscher gespannt. Ich wünsche Ihr, dass sie die passenden gesetzlichen Hebel zur Änderung dieser Situation findet. Ich finde es gut, dass Ihr das Thema in »Ecke Müllerstraße« verfolgt! Mit freundlichen Grüßen Hartmut Meyer Kiezfest in der Togostraße Am Mittwoch, 28. Juni findet nachmittags in der Togostraße wieder das Kiezfest der Regionalen Arbeitsgemeinschaft Parkviertel statt. In der Umgebung der Anna-Lindh-Grundschule wird ein Bühnenprogramm geboten, an mehreren Ständen wird die Kreativität der Besucher angeregt. Besonders angesprochen sind dabei Familien, Kinder und Jugend­ liche. Das Fest beginnt um 14 Uhr und endet um 18 Uhr, der Eintritt ist frei. Bürgerredaktion »Panker 65« Am 22. Juni 2017 trifft sich um 16.30 Uhr die Bürgerredaktion der Kiezzeitung »Panker 65« beim Kulturen im Kiez e.V. in der Utrechter Straße 34, um Neuigkeiten und interessante Geschichten aus dem Quartier Pankstraße zu sammeln. Wer Freude am Schreiben, Fotografieren oder Diskutieren hat, ist herzlich eingeladen, sich einzubringen und mitzuwirken. Weitere Informationen: www.pankstrasse-quartier.de »unverblümt« wieder am 30. Juni Bevor sich die Kultur- und Konzertreihe »unverblümt« in die Sommerpause verabschiedet, findet am 30. Juni die nächste Kulturexpedition im Wedding statt. Nähere Infos zu den Veranstaltungsorten, zum Treffpunkt sowie zu den teilnehmenden Künstlern gibt es demnächst unter www.facebook.com / unverbluemt.kulturexpeditionen. Good Bye Ballhaus im City-Kino Einer der ganz großen Filmleute ist von uns gegangen – der Kameramann Michael Ballhaus. Die Macherinnen des City Kino Wedding im Centre Francais sind besonders getroffen, da Ballhaus noch im Februar 2016, mit dem Ehrenbären der Berlinale ausgezeichnet, im City Kino zu Gast war und dabei einen ganz besonderen Eindruck hinterlassen hat. Es ehrt ihn jetzt mit einer kleinen Filmreihe immer sonntags um 18 Uhr: Am 18.6. um 18 Uhr läuft Scorseses Film »Good Fellas« von 1990 in englischer Orginalversion. Eine Woche später ist »Bram Stroker’s Dracula« (1992, OmU) an der Reihe und am 2. Juli kommt »Die Ehe der Maria Braun« von R.W. Fassbinder (1978). Ein weiterer Highlight wird der Wettbewerbsfilm der Berlinale »Beuys« sein, der am Donnerstag, 22. Juni um 18.30 Uhr von Regisseur Andres Veiel persönlich vorgestellt wird. 9 Auf dem Leopoldplatz hat die Polizei besondere Rechte – und Pflichten Es verwundert eigentlich niemanden: Der Leopoldplatz gilt innerhalb der Berliner Polizei als »kriminalitätsbelasteter Ort«. Hier darf sie auch ohne konkreten Verdacht Personenkontrollen durchführen, beispielsweise, indem sie sich Ausweise zeigen lässt. Sie darf aber auch Personen und Räume durchsuchen, ohne dafür besondere Gründe angeben zu müssen. Im Bezirk Mitte kann sie das sonst nur noch am Alexanderplatz und im Kleinen Tiergarten. Bislang hat die Polizei diese Orte nicht genannt – auch, um dort das persönliche Sicherheitsgefühl der Bevölkerung nicht zu beeinträchtigen. In ihrem Koalitionsvertrag hatten sich die Berliner Regierungsparteien jedoch darauf geeinigt, sie künftig öffentlich zu machen. Dabei sollen die genauen Abgrenzungen der Gebiete nicht bekannt werden, um organisierten Kriminellen keine allzu genauen Hinweise auf die örtliche Polizeitaktik zu geben, aber auch, weil diese Grenzen relativ kurzfristig geändert werden können, wenn die Polizeiführung dies für notwendig hält. An kriminalitätsbelasteten Orten ist die ­Polizei nämlich auch zu verstärkten Maßnahmen der Kriminalitätsbekämpfung verpflichtet. Dort müssen die lokalen Abschnitte mehr Aufwand betreiben als anderswo in ihrem Zuständigkeitsbereich. Am Leopoldplatz ist das offensichtlich der Fall. Hier beteiligt sich der lokale Polizeibschnitt ja auch am öffentlichen »Runden Tisch Leopoldplatz« und an der nichtöffentlichen »Praktikerrunde«, in der sich regelmäßig lokale Akteure austauschen – die örtlichen Sozialarbeiter etwa und die lokalen Sicherheitsdienste, Gewerbetreibende, die Kirchengemeinde und natürlich auch die Vertreter des Bezirks. Mit der offiziellen Einordnung des Leopoldplatzes als kriminalitätsbelasteter Ort werden diese Gremien jetzt natürlich auch aufgewertet: Insbesondere die Fachämter des Bezirks sind damit aufgefordert, sich weiterhin für dem Leo zu engagieren, selbst wenn sie unter Personalnot leiden. Konsequenzen könnten sich auch anderweitig ergeben: So fordern ja viele derzeit eine verstärkte Videoüberwachung im öffentlichen Raum, für die solche kriminalitätsbe­ lasteten Orte natürlich vorrangige Einsatzfelder wären. Die Erfahrungen vom Leopold­ platz warnen da aber eher vor übertriebenen Hoffnungen: Die Stellen am Leo, an denen der Drogenhandel besonders offen und aggressiv auftritt, befinden nämlich gar nicht auf öffentlichen Straßenland und sind deshalb bereits videoüberwacht: der U-Bahnhof zum Beispiel, und vor allem sein Ausgang am Leopoldcenter. Wenn sich die Drogenszene ausgerechnet dort konzentriert, weist das nicht gerade auf die Effektivität dieser Technik hin. cs Wedding-Fotos vom ­Allerfeinsten Ch. Eckelt 17. Juni bis 30. Juni: Ausstellung in der Galerie Wedding Mein Wedding 4 Zwölf mal Wedding auf dem Mittelstreifen der Müllerstraße: Noch bis zum 3. Juli ist der wieder mal Open-Air-Galerie. Zum vierten Mal präsentiert die StandortGemeinschaft Müllerstraße dort künstlerische Sichtweisen auf unseren Stadtteil auf großformatigen 10 P­ lakaten. Eine Jury hatte zuvor die zwölf ­Bilder aus insgesamt 40 Einsendungen ausgewählt. In zwölf Geschäften und Einrichtungen entlang der Müllerstraße und ihrem näheren Einzugsbereich sind diesmal auch die Origi­ nale ausgestellt. Wunderbare Wedding-Fotos gibt es in den letzten beiden Juni-Wochen in der Galerie Wedding zu sehen. Dort stellen 16 Fotografinnen und Fotografen aus dem Umfeld der Agentur Ostkreuz die Serien aus, die sie eigens über den Wedding angefertigt haben. Die Eröffnung findet am Freitag, dem 16. Juni um 19 Uhr statt, Finissage ist am 30.6. um 18 Uhr. An diesem Tag erscheint dann auch »Berlin-Wedding – Das Fotobuch« mit den Bildern (Kerber-Verlag). Wir können nur dringend dazu raten, in diesem Zeitraum in der Galerie Wedding vorbei zu schauen: Die Agentur Ostkreuz ist die wohl renommierteste Fotoagentur Berlins und wird von Fotografen geführt. Die Initiatoren des Buchprojekts, Axel Voelcker und Julia Boek vom Büro »Redaktion & Gestaltung«, sind ausgewiesene Experten für den Stadtteil, haben sie doch bereits meh­ rere Ausgaben des Magazins für Alltagskultur »Der Wedding« herausgebracht. Die Galerie Wedding hat dienstags bis samstags von 12 bis 19 Uhr geöffnet, der Eintritt ist frei. Das Fotobuch wird im Buchhandel 35 Euro kosten. cs ­ Studentenwohnen im Wedding Ch. Eckelt Auch offiziell kriminalitäts­ belastet Überall entstehen Wohnanlagen für Studenten, doch die unterscheiden sich sehr Noch in diesem Jahr sollen die Bauarbeiten beginnen. In der Amrumer Straße entstehen zwei Wohnheime für studentisches Wohnen mit zusammen rund 195 Wohnplätzen: »Norderoog« an der Ecke zur Seestraße und »Süderoog« an der Ecke zur Ostender Straße. Bauherr ist die Wohnungsbaugesellschaft GEWOBAG, Betreiber wird die Genossenschaft »Studentendorf Schlachtensee e.G.« sein. Beide Bauvorhaben werden vom Land Berlin im im Rahmen des »Sondervermögens Infrastruktur der wachsenden Stadt« (SIWA) gefördert. Norderoog und Süderoog in der ­Amrumer Straße Dabei handelt es tatsächlich um Studentenwohnheime, die auch preislich in einem erschwinglichen Rahmen bleiben sollen. Die Schaffung von »bezahlbarem Wohnraum für Studierende in Berlin« ist das Ziel der Genossenschaft »Studentendorf Schlachtensee e.G.,« die im Jahr 2003 das Studentendorf der FU Berlin vor dem Abriss rettete und es seitdem bei laufendem Betrieb saniert. Dabei entwickelt das Konzept der Genossenschaft das des Studentendorfes weiter: Die Wohnplätze werden nicht isoliert voneinander eingerichtet, sondern in Wohngemeinschaften zusammengefasst, zum Wohnkonzept gehören auch viele Gemeinschaftseinrichtungen. Im »Studentendorf Adlershof« wurden zum Beispiel acht dreigeschossige Wohnhäuser neu errichtet, wobei sich jeweils 13 Wohneinheiten von rund 15 Quadratmetern um einen rund 100 qm großen Gemeinschaftsbereich gruppieren. Dabei verfügen die privaten Wohnbereiche über eigene Duschen und die Gemeinschaftsbereiche über Wohnküchen, eine Lounge sowie »Denker-Erker« mit Schreibtischen, Regalen und Ablageflächen, wohin man sich zum Lernen zurückziehen kann, ohne sich von seinen Mitbewohnern abzuschotten. Dazu kommen noch Einrichtungen für das gesamte Dorf wie Studentenclub, Poststelle und Waschsalon – und die Wohnhöfe, die u.a. auch Platz zum Grillen bieten. Ein Zimmer im Studentendorf Adlershof kostet möbliert und inklusive aller Nebenkosten und W-LAN zwischen 390 und 450 Euro im Monat. YOUNIQ in der Müllerstraße Das scheint auf den ersten Blick sehr viel zu sein, liegt aber inzwischen doch eher am unteren Ende der Wohnkosten für Studierende in Berlin. In rein privatwirtschaftlichen Wohnanlagen mit »Studentenwohnungen« sind die Preise meist deutlich höher und die Gemeinschaftsbereiche deutlich dürftiger ausgestattet. So bietet zum Beispiel der Betreiber der neugebauten Anlage »YOUNIQ« in der Müllerstraße 34 ab September möblierte 1-Zimmer-Apartments in einer Preisspanne von 499 Euro für 18 Quadratmeter bis hin zu 1.119 Euro für 45 Quadratmeter an. Auch hier sind Heiz- und Nebenkosten sowie »Highspeed-Internet« im Preis enthalten, dazu kommt ein »8-h-Service durch einen YOUNIQ Scout vor Ort«, sowie eine »Learning Lounge«, eine »Cooking Lounge« sowie eine »Washing Lounge« – allerdings für die gesamte Anlage und nicht für einzelne Wohngruppen. Immerhin gibt es aber wenigstens Gemeinschaftsräume. Der Betreiber ist eine Kette, die ähnliche Studentenwohnanlagen auch in Städten wie Frankfurt am Main, Potsdam oder München unterhält und die Erfahrungen von dort in ihr Berliner Projekt mit einbringt. Studio:B in der Gerichtstraße Das ist nicht überall der Fall, wo möblierte Apartments für Studenten entstehen. Für ihr Projekt in der Gerichtstraße, wo an der Stelle des ehemaligen Stadtbades Wedding derzeit eine große Baugrube klafft, sucht »Studio:B« nicht nach Mietern, sondern zunächst einmal nach Anlegern, die dort ein Apartment als Eigentumswohnung erwerben und damit den Profit von Studio:B vorzeitig sichern sollen: »Studenten-Apartments sind DAS Immobilienprodukt unserer Zeit.« Angeboten werden Ein-Raum-Wohnungen zwischen 19,95 und 25,2 qm Größe. Gemeinschaftsräume gibt es gar keine, es sei den man hält enge Flure, Fahrradabstellplätze und »einen großen Spind für jede Wohnung« für solche. In der Nähe des Alexanderplatzes hat »Studio:B« bereits eine ähnliche Anlage mit 402 Apartments errichtet und als Eigentumswohnungen vermarktet. Jetzt bietet die Firma die Zimmer auch zur Miete an: »Die Kaltmiete beträgt 19 Euro/ m². Dazu kommen 3,50 Euro/qm Neben­ kosten.« Für ein Apartment Typ 1 von 23,16 Quadratmetern werden monatlich 540 Euro warm fällig, die Möbel muss man allerdings selber mitbringen. Dafür gibt es aber auch hier Fahrradabstellplätze und einen Metallspind. Das Problem bei diesem Konstrukt: Diese Anlage wurde nicht zum Bewohnen konzipiert, sondern zum Verkaufen. Wenn in der Praxis Probleme auftreten, weil 402 junge Leute, die dicht aneinander gepackt in winzigen überteuerten Eigentumswohnungen eingepfercht sind, eben auch Probleme bereiten, dann lassen sich auch nachträglich keine Gemeinschaftsräume mehr einrichten. Norderoog und Süderoog dagegen kann man sich auch in 30 Jahren noch als gut funktionierende Studentenwohnanlagen vorstellen.  cs 11 Schillerpark Rehberge Stadtteilzentrum Paul Gerhardt Stift Informationen und Dokumentationen zum Aktiven Zentrum Müllerstraße sowie frühere Ausgaben dieser Zeitung finden Sie auf der Website: www.muellerstrasse-aktiv.de Seestraße Rathaus Rehberge BeuthHochschule Volkshochschule Leopoldplatz Veranstaltungsorte Müllerstraße Vor-Ort-Büro Programmkulisse Aktives Stadtzentrum Virchow-Klinikum / Charité Sanierungsgebietsgrenze Wedding Adressen Bezirksstadtrat für Stadtentwicklung, Soziales und Gesundheit: Ephraim Gothe Müllerstraße 146/147, 13353 Berlin (030) 90 18-446 00 baustadtrat@ba-mitte.berlin.de Stadtentwicklungsamt, Fachbereich Stadtplanung Müllerstraße 146, 13353 Berlin Fachbereichsleiterin: Frau Laduch, Zimmer 106, (030) 90 18-458 46 stadtplanung@ba-mitte.berlin.de Vorbereitende Bauleitplanung, Städtebauförderung Müllerstraße 146, 13353 Berlin Sprechzeiten: Di 9–12 Uhr, donnerstags, 15.00–18.00 Uhr stadtplanung@ba-mitte.berlin.de Gruppenleiter: Stephan Lange (030) 90 18-436 32 Aktives Zentrum und Sanierungsgebiet Müllerstraße René Plessow (030) 9018 45409 rene.plessow@ba-mitte.berlin.de Claudia Jahns (030) 9018 45463 claudia.jahns@ba-mitte.berlin.de Prozessmanagement Jahn, Mack und Partner Alt Moabit 73, 10555 Berlin Karsten Scheffer (030) 85 75 77 28 Tanja Claußnitzer (030) 85 75 77 26 muellerstrasse@jahn-mack.de www.jahn-mack.de Geschäftsstraßenmanagement Planergemeinschaft Lietzenburger Straße 44, 10789 Berlin (030) 88 59 14-0, (030) 88 59 14 32 Gabriele Isenberg-Holm g.isenberg@planergemeinschaft.de Winfried Pichierri w.pichierri@planergemeinschaft.de www.planergemeinschaft.de Stadtteilvertretung Müllerstraße Sprecher: Peter Arndt, Antje Grimm und Christoph Keller Vor-Ort-Büro Triftstraße 2 Sprechstunde: Mo 18–20 Uhr (030) 34 39 47 80 (AB), (0174) 701 35 94 menschmueller@stadtteilvertretung.de www.stadtteilvertretung.de Wenn Sie per E-Mail Informationen der ­Stadtteilvertretung erhalten möchten, dann senden Sie eine E-Mail an: mitteilungen@stadtteilvertretung.de StandortGemeinschaft Müllerstraße c/o Steuerberatung bpw Müllerstraße 138b, 13353 Berlin info@muellerstrasse-wedding.de www.muellerstrasse-wedding.de Runder Tisch Leopoldplatz Thorsten Haas, Präventionsrat Mathilde-Jacob-Platz 1, 10551 Berlin (030) 90 18-325 70 Quartiersmanagement Pankstraße Prinz-Eugen-Straße 1, 13347 Berlin (030) 74 74 63 47 qm-pank@list-gmbh.de www.pankstrasse-quartier.de Runder Tisch Sprengelkiez Sprengelstraße 15, 13353 Berlin (030) 20 06 78 85 info@runder-tisch-sprengelkiez.de www.runder-tisch-sprengelkiez.de Mieterberatung Wedding für Bewohner der Milieuschutzgebiete Sparrplatz, Leopoldplatz und Seestraße Mo 10–12 Uhr, Do 16–18 Uhr Vor-Ort-Büro Triftstraße 2
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