Pflanzenschutzamt Berlin
Grünes Blatt Berlin 06-2017
Fachinformation Pflanzenschutz für den Dienstleistungsgartenbau
vom 24.07.2017
Die Witterung der letzten Wochen wurde durch starke Niederschläge geprägt. Nach einer längeren
überwiegend trockenen Periode fiel am 22./23.06. erster nennenswerter Regen, der bereits zu einer
Durchfeuchtung des Bodens führte. Der sintflutartige Starkregen zum Monatsende (29.06./ 30.06.) mit
bis zu 160 mm/m2 führte nicht nur zu vollen Kellern, sondern auch zu einer Vernässung der Böden.
Besonders auf dichten und zu Staunässe neigenden Böden ist dies problematisch. Der Monatsbeginn
war feucht und für Juli zu kühl. Die stark wechselhafte Witterung soll uns noch erhalten bleiben.
Abb. 1: starker Regenguss mit Hagel am 07.07.17, Tempelhof
Abb. 2: Nährstoffmangel an Triebspitze
Die mehr als ausreichende Wasserversorgung spiegelt sich in einer satten grünen Blattfarbe an
Bäumen und Gehölzen wieder. Vereinzelt sind die neuen Triebe leicht hell und gelblich – leicht chlorotisch (Abb. 2), was auf eine Auswaschung von Nährstoffen zurückzuführen ist.
Nährstoffversorgung auf Rasenflächen
Die heftigen Niederschläge haben besonders auf leichten Böden zur Verlagerung der Nährstoffe –
„Auswaschung“ – geführt. Bei genauer Betrachtung sichtbar als leicht gescheckter Rasen mit unterschiedlichen Grüntönen. Diese punktuelle Unterversorgung führt zu einer erhöhten Anfälligkeit für Pilzerkrankungen. Eine gute Durchlüftung des Rasens, Beseitigung von Schnittgut und vorhandenem
Rasenfilz in Verbindung mit einer Düngung schaffen hier Abhilfe. Bei eher mäßigen bis schlechten
Bodenbedingungen hat sich die Einarbeitung von Bodenaktivator bewährt.
Rotspitzigkeit im Rasen
Die derzeitigen Witterungsbedingungen begünstigen das Auftreten der Rotspitzigkeit (Abb. 3 u. Abb.
4) im Rasen. Hervorgerufen wird diese Rasenkrankheit durch den Pilz Cortisium fuciforme. Als Gegenmaßnahmen gelten eine optimale Versorgung mit Nährstoffen und eine gute Durchlüftung der Rasenflächen.
Pflanzenschutzamt Berlin, Mohriner Allee 137, 12347 Berlin
E-Mail: pflanzenschutzamt@senuvk.berlin.de
Internet: www.stadtentwicklung.berlin.de/pflanzenschutz
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Abb. 3: beginnende Rotspitzigkeit im Rasen
Abb. 4: Erkennungsmerkmal rotes Myzel
Platanen und Dickenwachstum
Durch die reichlichen Niederschläge wurde das Dickenwachstum der Platanen angeregt, so dass die
dünne Rinde regelrecht abgesprengt und im Umkreis der Stämme zu finden ist. Dies geschieht jährlich, ist unterschiedlich stark ausgeprägt und ist eine natürliche Reaktion des Baumes.
Abb. 5: Rindenabplatzungen am Starkast
Abb. 6: Rindenstücke im Traufenbereich von Platanen
Auftreten von beißenden Insekten
Auffällig ist in diesem Jahr das starke Auftreten von beißenden Insekten. Neben Blattkäfern und deren Larven sind Fraßschäden durch Schmetterlingsraupen und Blattwespenlarven sichtbar.
In der Regel führt der Fraß durch die Larvenstadien meist nur zu einer optischen Beeinträchtigung
(Abb. 9). In begrenzten Arealen (u.a. Innenhöfe) und Monopflanzungen (Bsp. Buchsbaum) kann der
Fraß auch zur Gefährdung des Bestandes (Abb. 11) führen. Je nach Schaderreger, Schädigungsgrad
des Bestandes und Beschaffenheit der Fläche kann eine Bekämpfung empfehlenswert sein.
Blattkäfer:
Die optisch sehr schönen Käfer (Abb. 7 u. Abb. 8) können zunächst abgeschüttelt und abgesammelt
werden. Der Einsatz von Insektiziden wird meist durch die Höhe der betroffenen Pflanzen (über 50
cm) begrenzt.
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Abb. 7: Ameisensackkäfer beim Reifungsfraß
Abb. 9: Schartenfraß der Altkäfer
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Abb. 8: Erlenblattkäfer beim Fraß
Abb. 10: Schabefraß der Käferlarven
Larvenstadien von Blattkäfern, Schmetterlingen, Blattwespen:
Junge Larvenstadien (Abb. 10, Abb. 12 u. Abb. 13) lassen sich in der Regel gut bekämpfen. Dazu ist
die Kenntnis der Lebensweise des betreffenden Schädlings Voraussetzung für den idealen Bekämpfungszeitpunkt. Einsetzbar sind Insektizide gegen beißende Insekten bzw. gegen freifressende
Schmetterlingsraupen.
Abb. 11: Kahlfraß an Hainbuche durch den Schlehenspinner
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Vor einer Bekämpfung ist unbedingt die Art der Fläche zu berücksichtigen. Je nachdem ob es sich um
eine öffentliche Fläche nach § 17 PflaSchG, einen Haus- oder Kleingarten oder eine sonstige Fläche
handelt sind zusätzliche Anwendungsbestimmungen und Auflagen einzuhalten. Deshalb bei Bedarf
bitte die Beratung des Pflanzenschutzdienstes in Anspruch nehmen.
Abb. 12: Schlehenspinnerraupe
Abb. 13: Jungraupe des Buchsbaumzünsler, erster Fraß
Abgängige Birken im Stadtgebiet
Bereits in den letzten beiden Jahren waren während der Sommermonate abgängige Birken im Stadtgebiet auffällig, so auch in diesem Sommer.
Abb. 14: Absterbende Birke
Abb. 15: Abgestorbene Birke
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Abb. 16: fast tote Birke
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Die Ursache liegt primär in der ungleichmäßigen Niederschlagsverteilung der vergangenen
Jahre sowie den langanhaltenden Trockenphasen der Sommermonate. Dadurch wurde die
flachwurzelnde Baumart Birke geschwächt.
Birken aller Altersklassen und Standorte weisen Absterbeerscheinungen auf und in der Folge sind bei
genauerer Betrachtung auch Folgeparasiten wie Splintkäfer (Abb. 17 bis Abb. 19) und holzzersetzende Pilze auffindbar. Oftmals bleibt nur die Fällung der abgängigen Birken.
Abb. 17: Bohrlöcher durch Splintkäfer Abb. 18: Verfärbungen u. Saftaustritt
Abb. 19: Fraßgänge unter der Rinde
Bei Untersuchungen zum Vitalitätszustand von Birken im Stadtgebiet durch die Humboldt-Universität
zu Berlin in Kooperation mit dem Grünflächenamt Steglitz-Zehlendorf und dem Pflanzenschutzamt
Berlin konnten vielfach diverse Pflanzenviren wie das CLRV (Cherry leave roll virus) nachgewiesen
werden. Ungeklärt ist, ob ein Zusammenhang zwischen dem Absterben der Birken und dem Auftreten
der Viren besteht.
Weitere Informationen zu den Untersuchungen entnehmen Sie bitte dem Artikel „Viruserkrankungen
im urbanen Grün – eine Studie an Birken im Berliner Bezirk Steglitz-Zehlendorf“ des Fachgebiets
Phytomedizin der Humboldt-Universität:
https://www.agrar.hu-berlin.de/de/institut/departments/dntw/phytomedizin/pdf/publikationen/landgraf-artikel-jahrbuch-der-baumpflege2017.pdf/view
Zunehmend weisen auch relativ frisch gepflanzte Birken Trockenheitssymptome (Abb. 20) auf. Neben einer unzureichenden Wasserversorgung und Konkurrenz durch Bei- oder Wildkraut empfiehlt es sich, je
nach Fläche, den Baumstandort auf mögliche
Staunässe hin zu kontrollieren.
Empfehlung bei Jungpflanzungen:
Solange die Äste noch saftführend sind, kann durch
eine ausreichende Wasserversorgung der Zustand
der Birken verbessert werden. Dabei hat sich die Einbringung von Hydrogelen, u.a. Stockosorb, Terrabalance zur besseren Wasserhaltefähigkeit bewährt,
wie auch die Anbringung von Wassersäcken. Letztere
sind besonders an exponierten Standorten einzusetzen, da hier eine genau definierte Wassermenge an
den Baumstandort kommt.
Abb. 20: Jungbirke mit Trockenheitserscheinungen
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Blattfleckenerreger
Die feuchte Witterung begünstigt eine längere Blattfeuchtigkeit und somit das Auftreten von pilzlichen
Erkrankungen, u.a. Sternrußtau an Rosen, Thedgonia am Liguster, Blattbräune am Rotdorn. Die vorherrschenden Temperaturen über 24 °C und eine hohe Luftfeuchtigkeit sind u.a. günstige Infektionsbedingungen für den Pilz Cylindrocladium buxicola, der das Buchsbaumtriebsterben verursacht.
Empfehlung: Beim Auftreten von Blattfleckenerregern gilt, dass befallenes Material möglichst rasch
aus dem Bestand entfernt wird. Diese Hygienemaßnahme reduziert das Infektionspotential. In wertvollen Beständen – Rosen, Buchsbaum – können Pflanzenschutzanwendungen bei Befallsbeginn ein
starkes Fortschreiten der Erkrankung verhindern.
Abb. 21: Sternrußtau an Rosen
Abb. 22: Thedgonia am Liguster
Anthraknose an der Linde
Seit dem Frühsommer sind einzelne Linden mit welkem Blattwerk auffällig. Ursache ist die Blattbräune der Linde, die durch den pilzlichen Erreger Apiognomonia tiliae hervorgerufen wird.
Ähnlich wie bei der Blattbräune der Platane, kommt es
durch den Erreger zu einer Verbräunung des Blattgewebes. Zunächst sind nur einzelne braune Flecken auffällig, die mit zunehmender Dauer auch entlang der
Blattnerven auftreten. Der Pilz wandert bei guten Infektionsbedingungen entlang der Blattstiele in den Trieb
ein, wodurch es zu einem vorzeitigen Blattfall kommt.
Die Entfernung des Falllaubs reduziert den Infektionsdruck.
Abb. 23: Anthraknose an der Linde
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