Pflanzenschutzam t Berlin
Berliner Gartenbrief Nr. 02-2022
vom 16.02.2022
Gereinigte Gewächshäuser reduzieren Pflanzenschutzprobleme
Die milde Witterung bietet die Möglichkeit, jetzt nicht genutzte Gewächshäuser zu reinigen, bevor sie
bepflanzt werden. Das betrifft auch Regale, Tische, Stellagen, Stützsysteme (Stäbe und Bänder) oder
leere Gefäße.
Gewächshaus mit Grünalgenbelag außen
Von Innen verschmutzte
Gewächshausscheiben mindern die Lichtdurchlässigkeit
Gereinigte Pflanzcontainer auf ungereinigter Oberfläche sichern
schnelle Pilzinfektion
Das feuchte milde Wetter in den letzten Monaten hat zu starker Moosund Algenbildung am Boden und an allen Bauteilen innen wie auch
außen geführt. Vertrocknete Pflanzenreste der letzten Saison sind zusätzlich mit Pilzen bewachsen. Auch Unkräuter haben sich schon gut
unter den geschützten Bedingungen entwickelt.
Vor der Feinreinigung mit lauwarmen Wasser und Kernseife sollten
mechanisch Algen, Moose, alte Pflanzenreste einschließlich Bänder
und Unkräuter gründlich entfernt werden. Um die Lichtdurchlässigkeit
zu optimieren, ist das Abwaschen der Flächen von innen und außen
empfehlenswert. Je nach Gewächshausgröße kann die Reinigung mit
einem Hochdruckreiniger oder mit Abwaschschwamm und Lappen erfolgen. Durch diese Reinigung verbessert man nicht nur den Lichteinfall, sondern reduziert zum erheblichen Teil überdauerte Krankheiten
und Schädlinge.
Nicht bearbeiteter Oberboden,
Ob ein Erdaustausch im Gewächshaus alte Pflanzenreste, Unkräuter sind
Basis für Schaderreger im
nötig ist, sollte vom Gesundheitszustand Gewächshaus
der Vorjahrespflanzen abhängig gemacht werden. Auf jeden Fall muss die Oberfläche ca. 10 cm mit frischer
Erde abgedeckt werden bzw. durch Umgraben entfernt werden. Wichtige
Pilzkrankheiten wie die Samtfleckenkrankheit, Echter Mehltau und auch
Milben überdauern an kleinsten Pflanzenresten unmittelbar am Oberboden. Werden die Pflanzen in Containern (Töpfe, Tröge) kultiviert, sollte
auch hier die Stellfläche mit neuen Materialien (Mulchmaterialien, neue
Folien und Vliese) abgedeckt werden, um eine frühzeitige Infektion von
Schadorganismen zu verhindern.
Tomatenmumien im Gewächshaus sichern den Pilzbefall in
der neuen Saison
Pflanzenschutzamt Berlin, Mohriner Allee 137, 12347 Berlin
Weitergabe bitte nur im Original.
E-Mail: pflanzenschutzamt@senuvk.berlin.de
Internet: www.berlin.de/senuvk/pflanzenschutz
Bildnachweis:© Pflanzenschutzamt Berlin
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Milde Witterung erhöht Infektionsgefahr durch Kräuselkrankheit
Der jetzige Temperaturverlauf stimuliert das Wachstum der Gehölze, bei Pfirsichen und Nektarinen schwellen bereits die Knospen. Das bedeutet aber auch,
dass das in den Knospenschuppen überwinternde Pilzgeflecht der Kräuselkrankheit die neuen Blätter infizieren wird. Die milden Wintertemperaturen haben nicht ausgereicht, um den wärmeliebenden Schadpilz abzutöten.
Sorten, die im vergangenen Jahr stark unter der Kräuselkrankheit litten, sind
wieder durch Befall gefährdet. Um das zu verhindern, ist zeitnah die erste Spritzung durchzuführen. Da maximal nur drei Behandlungen zugelassen sind, sind
Folgebehandlungen so zu terminieren, dass
besonders Zeiten mit erhöhtem Infektionsdruck (feuchte Witterungsabschnitte) bis AnAnschwellende Knospen fang April berücksichtigt werden.
am Pfirsich
Das einzige für den Haus- und Kleingarten zugelassene Pflanzenschutzmittel „DUAXO-Universal-Pilzspritzmittel“
kann appliziert werden, wenn am Tag die Temperaturen für ca. 5 Stunden über 8 °C liegen.
Alternativen bilden Produkte (z.B. auf Algenbasis, kaliumbetonte Blattdünger), die über das Blatt appliziert werden (Blattdüngung). Die Oberfläche der Blätter verändert sich, die Blattinfektion durch den Pilz wird
behindert. Diese Mittel müssen wiederholt angewendet werden.
Blattsymptome der Kräuselkrankheit
Trauermückenlarven in der Blumenerde
Neben den im letzten Gartenbrief beschriebenen Springschwänzen
(Collembolen) besiedeln auch Trauermückenlarven zu dieser Jahreszeit die Blumenerde. Sie sind dünn und glasig durchscheinend mit
dunkler Kopfkapsel.
Im Gartenboden ernähren sie sich von uns unbemerkt von absterbender oder toter organischer Substanz. Im engen Blumentopf hingegen
schädigen sie bei starkem Befall die Wurzeln besonders von Sämlingen und Stecklingen. Die Fraßstellen sind zusätzlich Eintrittspforten für
Pilze und Bakterien. Trauermücken fühlen sich wohl in torfhaltigen Erden mit organischem Dünger, die mitunter zum Ausbilden einer
„Schimmelschicht“ auf der Oberfläche neigen. Solche verpilzte TopfTrauermücke auf Blumenerde
erde regt die Mücken überdurchschnittlich stark zur Eiablage an.
Der Befall tritt jetzt auch verstärkt auf, weil die Zimmerpflanzen unter
anderen Bedingungen kultiviert werden müssen. Die Pflanzen haben
einen hohen Lichtbedarf, sodass der Standort nah am Fenster meist
gleichbedeutend mit trockener Heizungsluft ist. Entsprechend kann
der Wasserbedarf höher sein, ein Zuviel schafft optimale Bedingungen für die Massenvermehrung bodenlebender Insekten. Besonders
bei torfarmen/-freien Erden trocknet die Bodenoberfläche schnell ab,
sodass bereits wieder gegossen wird, obwohl der Ballen noch ausreichend feucht wäre.
Im Gießverfahren mit Nematoden der Gattung Steinernema feltiae
lassen sich die Larven gut bekämpfen. Gelbsticker oder -tafeln dienen der Kontrolle und Bekämpfung der erwachsenen Trauermücken,
die sich mit torkelnd zuckendem Flug über der Erdoberfläche aufhalten.
Gelbtafel mit Trauermücken
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Schädlinge an Nahrungs- und Genussmitteln im Haus
Nicht nur unsere Pflanzen sind Nahrungsquelle für Schädlinge sonders auch Vorräte, die wir in der Küche benötigen
oder als Genussmittel verspeisen wie Nudeln, Müsli, Trockenobst, diverse Backzutaten Gewürze und getrocknete
Kräuter, sowie Nüsse und Schokolade.
Da diese Schädlingsgruppe lichtscheu ist, versteckt sie sich
gern in Ritzen und Spalten von Küchenschränken, in Vorratskammern und hinter Fußleisten.
Der Befall lässt sich in den eigenen Vorräten wie auch an
zugekaufter Ware an feinen Gespinsten und kleinen Klumpen, in deren Innerem kleine weißliche „Würmchen“ zu finden
sind, erkennen. Die Motten können sporadisch in der Küche Dörrobstmotte häufig auf und in Mehl- und
herumflattern. Auch unterschiedliche Käferarten oder deren Kakaoprodukten, Trockenfrüchten, Nüssen
Larven in unterschiedlicher Größe und Gestalt fressen an
und in den Lebensmitteln.
Häufig handelt es sich um den Befall mit der Dörrobstmotte.
Sollte Befall bemerkt worden sein, muss der Umfang lokalisiert werden. Ist man sich nicht sicher, ob eine Ware befallen
ist, genügt es, die Produkte für 2 Tage bei Temperaturen um
minus 18 °C einzufrieren oder mit Wärme (Backofen) bei 45
°C für mehrere Stunden zu behandeln. Für Schokolade ist
dies natürlich nicht geeignet. Ritzen akribisch aussaugen und
danach Vorratsschränke mit Essigwasser sorgfältig auswischen.
Speisebohnenkäfer, markantes Schadbild
Biologisch lassen sich die Lebensmittelmotten mit winzigen durch den Larvenfraß
Schlupfwespen sehr gut einschränken. Weitere Informationen zum Thema Vorratsschädlinge finden Sie unter:
http://www.biologische-beratung.de/
Lebensmittelmotten-Klebefallen eignen sich zur Befallsüberwachung, eine merkliche Befallsreduzierung ist nicht zu erwarten.
Grundsätzlich empfiehlt sich schon beim Kauf auf Befall zu
achten. Sollen Produkte für längere Zeit aufbewahrt werden,
ist eine Lagerung in fest verschließbaren Gefäßen mit
Schraubverschluss ratsam. Dennoch ist immer wieder eine
„Gütekontrolle“ der Produkte und Lagerorte ratsam.
Brotkäfer, nur 2 mm groß, befällt als Allesfresser auch Gewürze und Tiernahrung
Versponnene Ausscheidungen von Raupen
der Dörrobstmotte auf Pistazien
"lebende Haferflocken"
Weitergabe bitte nur im Original.