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Full text: Naturbewusstsein ... (Rights reserved) Ausgabe 2021 (Rights reserved)

Naturbewusstsein 2021 Bevölkerungsumfrage zu Natur und biologischer Vielfalt Naturbewusstsein 2021 > Impressum Impressum Herausgeber Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) Arbeitsgruppe Öffentlichkeitsarbeit, Online-Kommunikation, Trends & Analysen • 11055 Berlin E-Mail: buergerinfo@bmuv.bund.de • Internet: www.bmuv.de Bundesamt für Naturschutz (BfN) Fachgebiet: I 2.2 - Naturschutz, Gesellschaft und soziale Fragen Konstantinstraße 110 • 53179 Bonn E-Mail: I2-Abteilung@bfn.de • Internet: www.bfn.de Redaktion Rebecca Mole (BMUV, Referat N I 1), Dr. Christiane Schell (BfN, Abteilung I 2), Prof. Dr. Karl-Heinz Erdmann (BfN, Fachgebiet: I 2.2), Dr. Brigitte Schuster (BfN, Fachgebiet: I 2.2), Dr. Andreas Wilhelm Mues (BfN, Fachgebiet: I 2.2) Fachliche Bearbeitung Dr. Christoph Schleer (SINUS-Institut) Dr. habil. Fritz A. Reusswig (Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung) Naima Wisniewski (SINUS-Institut) Gestaltung Bernhard Stein (SINUS-Institut) Diana Sanusi-Teichgräber (diansan) Druck Silber Druck oHG Bildnachweis Titelseite: Bild „Waldpädagogik“, ©Landesforsten RLP.de, Jonathan Fieber Stand Januar 2023 1. Auflage 3.000 Exemplare (gedruckt auf Recyclingpapier) Bestellung dieser Publikation Publikationsversand der Bundesregierung Postfach 48 10 09 • 18132 Rostock Telefon: 030 / 18 272 272 1 • Fax: 030 / 18 10 272 272 1 E-Mail: publikationen@bundesregierung.de Internet: www.bmuv.de/publikationen Hinweis Diese Publikation wird vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz kostenlos heraus­ gegeben. Sie ist nicht zum Verkauf bestimmt und darf nicht zur Wahlwerbung politischer Parteien oder Gruppen eingesetzt werden. Mehr ­Informationen unter: www.bmuv.de/publikationen 2 Naturbewusstsein 2021 Naturbewusstsein 2021 Bevölkerungsumfrage zu Natur und biologischer Vielfalt „Naturbewusstsein in Deutschland“ ist eine Studienreihe, die das Bundesumweltministerium und das Bundesamt für Naturschutz alle zwei Jahre gemeinsam herausgeben („Forschung und Entwicklung“-Vorhaben, Förderkennzeichen 3520850500). Die fachliche Bearbeitung erfolgte durch Dr. Christoph Schleer (SINUS-Institut, Projektleitung), Dr. habil. Fritz Reusswig (Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung) und Naima Wisniewski (SINUS-Institut), in Zusammenarbeit mit der Sociotrend GmbH (Unterstützung statistischer Analysen) und der Ipsos GmbH (Erhebung) sowie unter fachlicher Begleitung des Bundesumweltministeriums (BMUV, Rebecca Mole) und des Bundesamtes für Naturschutz (BfN, Dr. Andreas Wilhelm Mues). Die Naturbewusstseinsstudie ist Teil der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt. Die Strategie steht für Leben, Natur und Vielfalt. Sie zeigt auf, wie wir handeln müssen, um die biologische Vielfalt für heute lebende Menschen und künftige Generationen zu erhalten. 3 Naturbewusstsein 2021 > Inhalt Inhalt Kernaussagen und Empfehlungen 6 1 Einführung 1.1 Zielsetzung und Konzept 1.2 Vorstellung der Sinus-Milieus 1.3 Erläuterungen zur Broschüre 19 19 21 26 2 Am Limit – Wahrnehmung von Belastungsgrenzen der Erde und Veränderungen von Natur und Landschaft 2.1 Befindet sich die Erde in einem stabilen Zustand? 2.2 Wahrnehmung von Natur- und Landschaftsveränderungen 2.3 Einschätzung der Entwicklung von Insekten und ihren Lebensräumen in Agrarlandschaften 2.4 Zustimmung zur Verbreitung von Wildtieren 28 29 32 34 39 3 Die Pandemie – Verständnis der Bevölkerung für Ursachen und Einfluss auf die Naturbeziehung 3.1 Zusammenhänge zwischen der Corona-Krise und dem Zustand von Natur und Umwelt 3.2 Persönliche Bedeutung der Natur und veränderte Wertschätzung in Zeiten der Pandemie 3.3 Aufenthalt in der Natur während der Pandemie 41 41 43 46 4 Klimakrise und Biodiversitätsverlust – Risikowahrnehmung und Bewusstsein für den Einfluss auf Natur und Gesellschaft 4.1 Ursachen und Auswirkungen des Klimawandels 4.2 Bedrohungswahrnehmungen und Wirksamkeitsvorstellungen 48 48 53 5 Veränderung – Verantwortung, transformativer Wandel und technologischer Fortschritt 5.1 Politikfelder-Ranking: Wahrgenommene Bedeutung von Natur-, Umwelt- und Klimaschutz 5.2 Verantwortung für den Schutz der Natur 5.3 Einstellungen zu Naturgefährdung und Schutz der Natur 5.4 Einstellung und Bereitschaft zu einem Wandel der Lebens- und Wirtschaftsweisen 5.5 Einstellung zur Energiewende und Auswirkungen auf die Natur 5.6 Agrogentechnik und neue gentechnische Verfahren im Naturschutz 5.7 Digitalisierung und Naturschutz 58 60 61 62 67 69 72 74 6 Bewusstsein für biologische Vielfalt – Der bisherige Gesellschaftsindikator und Ergebnisse des neuen Messmodells 6.1 Bewusstsein für biologische Vielfalt: Der bisherige Gesamtindikator 6.2 Ergebnisse der bisherigen Teilindikatoren: Wissen, Einstellungen und Verhaltensbereitschaften 6.3 Bewusstsein für biologische Vielfalt – psychologisch fundierte Konzeption des neuen Indikators 6.4 Bewusstsein für biologische Vielfalt in den neuen psychologischen Einzelfaktoren 78 78 80 88 90 4 Naturbewusstsein 2021 > Inhalt Literatur 102 Abbildungsverzeichnis 107 Tabellenverzeichnis 110 Abkürzungsverzeichnis 112 Grundauszählung: Naturbewusstsein 2021 – Erwachsene 114 Grundauszählung: Jugend-Naturbewusstsein 2021 – 14- bis 17-Jährige 130 Fußnotenverzeichnis 135 5 Naturbewusstsein 2021 > Kernaussagen und Empfehlungen Kernaussagen und Empfehlungen Naturbewusstsein 2021 ist die siebte Publikation der Studienreihe Naturbewusstsein, die im zweijährigen Turnus durch das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz und das Bundesamt für Naturschutz seit 2009 herausgegeben wird. Die Studienreihe dient der Untersuchung des Bewusstseins der Bevölkerung über die Natur. Neben der Beobachtung von Veränderungen des Bewusstseins durch Wiederholungsfragen werden neue Themen von aktueller naturschutzpolitischer Relevanz aufgegriffen. Inhaltlicher Schwerpunkt der vorliegenden Studie bilden die gegenwärtigen Krisen mit Bezug zur Natur: die Ökosystemkrise und der Verlust der biologischen Vielfalt, die Klimakrise sowie die Corona-Pandemie. Die Studie widmet sich weiterhin der gesellschaftlichen Verantwortungsübernahme, um diesen Krisen zu begegnen, und der Bereitschaft der Bevölkerung, einen transformativen Wandel hin zu nachhaltigen und naturverträglichen Lebens- und Wirtschaftsweisen mitzutragen. Präsentiert werden primär die Ergebnisse einer umfassenden Befragung von 2.410 Erwachsenen ab 18 Jahren, ergänzt um eine Befragung von 1.004 Jugendlichen im Alter von 14 bis 17 Jahren. Eine vertiefende Analyse der Jugend-Daten wird zu einem späteren Zeitpunkt veröffentlicht. Beide Erhebungen wurden im Herbst 2021 durchgeführt. Die dargestellten Ergebnisse sind für die Bevölkerung in Deutschland repräsentativ. Im Folgenden werden ausgesuchte Kernaussagen der Studie sowie exemplarische Empfehlungen für die benannten Ergebnisse präsentiert. Am Limit – Wahrnehmung von Belastungs­ grenzen der Erde und Veränderung von Natur und Landschaft Kernaussagen: ❯ Unter den von den Befragten wahrgenommenen Belastungsgrenzen der Erde wird der Zustand der Meere am bedenklichsten bewertet („sehr bedenklich“: 36 Prozent, weitere 35 Prozent „eher bedenklich“), gefolgt von der Situation des Klimas („sehr bedenklich“: 33 Prozent, weitere 34 Prozent „eher bedenklich“) sowie von Lebensräumen und Artenvielfalt („sehr bedenklich“: 26 Prozent, weitere 39 Prozent „eher bedenklich“). 6 ❯ Deutlich zugenommen hat eine negative Bewertung des Zustands von Natur und Landschaft in Deutschland: Die Hälfte der Befragten bewertet die Entwicklung von Natur und Landschaft in den letzten 20 Jahren im Jahre 2021 als deutlich schlechter („überwiegend verschlechtert“: 50 Prozent, „überwiegend verbessert“: sieben Prozent) als bei der ersten Befragung 2011 („überwiegend verschlechtert“: 27 Prozent, „überwiegend verbessert“: 13 Prozent). ❯ Jugendliche sind vom Insektenrückgang überzeugter als Erwachsene: Der Rückgang der Insektenvielfalt wird von Erwachsenen sowohl weltweit („trifft voll und ganz zu“: 35 Prozent, „trifft eher zu“: 36 Prozent) als auch für Deutschland fast im gleichen Ausmaß wahrgenommen („trifft voll und ganz zu“: 36 Prozent, „trifft eher zu“: 35 Prozent). Jugendliche äußern sich hierzu mit mehr Nachdruck (weltweit, volle Zustimmung: 45 Prozent, eher: 31 Prozent; in Deutschland, volle Zustimmung: 40 Prozent, eher: 30 Prozent). ❯ Die Entwicklung von Bienen und Schmetterlingen in landwirtschaftlich genutzten Gebieten wird im Rückblick der letzten zehn Jahre in der aktuellen Umfrage negativer beurteilt als noch 2015. 2021 nehmen 70 Prozent einen Rückgang von Bienen wahr (2015: 66 Prozent) und 63 Prozent einen Rückgang von Schmetterlingen (2015: 55 Prozent). Empfehlungen: In der vorliegenden Naturbewusstseinsstudie wurden Erwachsene in vereinfachter Form nach ihrer persönlichen Einschätzung der planetaren Belastungen befragt. Zur Erläuterung: Das Modell der planetaren Grenzen beinhaltet eine Einschätzung von neun übergeordneten Faktoren und einigen Unterfaktoren, die für die Aufrechterhaltung der Erdatmosphäre und des Ökosystems für den Menschen entscheidend sind.1 Stand Januar 20222 werden nach diesem Modell die Grenzen von fünf der neun übergeordneten planetaren Grenzen kritisch überschritten: Die Unversehrtheit der Biosphäre, Klimawandel, biogeochemische Kreisläufe (Phosphor und Stickstoff), die Einbrin­ gung neuartiger Stoffe und S ­ ubstanzen ­sowie Land­ Naturbewusstsein 2021 > Kernaussagen und Empfehlungen Wie schätzen Sie den aktuellen Zustand der Erde ein? Bitte bewerten Sie, inwieweit Sie die weltweite Situation in folgenden Bereichen Bereichen als bedenklich einstufen. nutzungsänderungen (zum Beispiel Land- und Forstwirtschaft). Noch im vertretbaren Bereich werden derzeit der Verbrauch von Süßwasser, die Versauerung der Ozeane und der Ozonabbau in der Stratosphäre bewertet. Luftverschmutzung als weitere planetare Grenze ist für eine globale Bewertung derzeit noch nicht ausreichend mit Daten unterlegt. Zustand der Meere 36 % sehr bedenklich 35 % eher bedenklich Klima 33 % sehr bedenklich 34 % eher bedenklich Lebensräume und Artenvielfalt sehr bedenklich 26 % eher bedenklich 39 % Fähigkeit der Erde zum Ausgleich menschlicher Belastungen sehr bedenklich 24 % 35 % eher bedenklich Ozonschicht sehr bedenklich 23 % 35 % eher bedenklich Landnutzung und Flächenverbrauch 16 % sehr bedenklich 36 % eher bedenklich Kreisläufe in der Natur 13 % sehr bedenklich 34 % eher bedenklich Luftqualität 13 % sehr bedenklich 33 % eher bedenklich Trinkwasserzugang 12 % sehr bedenklich 31 % eher bedenklich Am bedenklichsten bewertet wurden bei der Naturbewusstseinsstudie auf den ersten fünf Rängen der Zustand der Meere („sehr bedenklich“: 36 Prozent, weitere 35 Prozent „eher bedenklich“), des Klimas („sehr bedenklich“: 33 Prozent, weitere 34 Prozent „eher bedenklich“), von Lebensräumen und Artenvielfalt („sehr bedenklich“: 26 Prozent, weitere 39 Prozent „eher bedenklich“), die Fähigkeit der Erde zum Ausgleich menschlicher Belastungen beispielsweise durch Chemie und künstliche Stoffe („sehr bedenklich“: 24 Prozent, weitere 35 Prozent „eher bedenklich“) sowie der Zustand der Ozonschicht („sehr bedenklich“: 23 Prozent, weitere 35 Prozent „eher bedenklich“). Auch der Zustand der übrigen abgefragten Faktoren (Landnutzungsveränderungen, Stoffkreisläufe, Luftqualität und Trinkwasserzugang) wird von 43 bis 52 Prozent der Befragten mit „sehr bedenklich“ oder zumindest „eher bedenklich“ bewertet. Ein vergleichbares Bild ergibt sich bei der Gesamtbewertung der Entwicklung von Natur und Landschaft im Rückblick auf die letzten 20 Jahre: Ein Großteil der Befragten (50 Prozent) gibt an, eine substanzielle Verschlechterung wahrzunehmen. Dies deckt sich mit wissenschaftlich aufgezeigten Trends hinsichtlich der Entwicklung des Zustands der Natur. Insgesamt betrachtet zeigt sich damit eine hohe Sensibilisierung der Bevölkerung für die planetaren Belastungsgrenzen. Hierbei ist zum einen zu beachten, dass die benannten Belastungsgrenzen miteinander in Wechselwirkung stehen (beispielsweise hat der Zustand der Meere einen wesentlichen Einfluss auf den Klimawandel). Zum anderen weisen auch naturschutzpolitische Maßnahmen Synergieeffekte auf, die positiven Einfluss auf unterschiedliche planetare Belastungsgrenzen ausüben können (beispielsweise kann durch Meeresnaturschutz und Meeresmanagement auch ein Beitrag zum Klimaschutz geleistet werden). Die breite Sensibilisierung der Bevölkerung ist vor diesem Hintergrund eine gute Ausgangslage, um vertiefend über die wechselseitigen Abhängigkeiten der planetaren Grenzen zu informieren, und um gesellschaftliche Wege zur Lösung der Krisen aufzuzeigen. Es gilt, das vorhandene Bewusstsein durch eine breit angelegte, niedrigschwellige Kommunikation zu sichern und weiter auszubauen, insbesondere um 7 Naturbewusstsein 2021 > Kernaussagen und Empfehlungen den Zusammenhang zwischen planetaren Grenzen, menschlichem Handeln und Lebensstil aufzuzeigen, und um die Entwicklung nachhaltiger und naturverträglicher Lebens- und Wirtschaftsweisen weiter zu befördern. Inhaltlich gehört hierzu auch, die Kipppunkte im Erdsystem noch deutlicher und zielgruppengerechter zu kommunizieren als bisher. Darüber hinaus sollten die Zusammenhänge und Abhängigkeiten, die zwischen den planetaren Grenzen bestehen, vermittelt werden. Ein Beispiel ist der Einfluss des Klimas auf die Stabilität der Biosphäre – und in Wechselbeziehung hierzu – die positiven Effekte von Natur und biologischer Vielfalt auf das lokale und globale Klima. Der Großteil der Befragten ist darüber hinaus im Allgemeinen vom Insektenrückgang in Deutschland und weltweit überzeugt. Bemerkenswert ist dabei insbe- Wie schätzen Sie die Entwicklung der folgenden folgenden Bestandteile von landwirtschaftlich genutzten genutzten Gebieten in den letzten zehn Jahren ein? Der Bestand der Bienen hat eher abgenommen. 2021 2015 70 % 66 % Der Bestand der Schmetterlinge hat eher abgenommen. 2021 2015 63 % 55 % Würden Sie sagen, dass sich der Zustand von Natur und Landschaft in Ihrer Umgebung Umgebung in in den letzten 20 Jahren im Großen Großen und und Ganzen Ganzen verbessert oder verschlechtert verschlechtert hat? hat? 2021 50 % Er hat sich überwiegend verschlechtert. 7% Er hat sich überwiegend verbessert. 2011 27 % Er hat sich überwiegend verschlechtert. 13 % Er hat sich überwiegend verbessert. 8 sondere auch die deutlich wahrgenommene negative Entwicklung von Schmetterlingen und Bienen in den Agrarlandschaften zwischen den Umfragezeitpunkten 2015 und 2021. Damit kann von einem breiten gesellschaftlichen Verständnis für die Notwendigkeit von Gegenmaßnahmen der Politik, beispielsweise im Rahmen des Aktionsprogramms Insektenschutz des BMUV3, ausgegangen werden. Als wichtigste Gründe für den Insektenrückgang geben die Befragten den Einsatz von Pestiziden (69 Prozent) und den Verlust von Lebensräumen für Insekten (68 Prozent) an, was in Übereinstimmung mit der Meinung von Fachleuten steht. Der Verlust von Insekten und ihren Lebensräumen hat grundsätzlich eine Vielzahl an Ursachen, zum Beispiel die Intensivierung der Landnutzung, unsachgemäße Anwendung von Pflanzenschutzmitteln und die Lichtverschmutzung. Veränderungen in der Agrarpolitik können ein wichtiger Ansatzpunkt sein, um Maßnahmen, die positive Auswirkungen auf die Insekten und ihre Lebensräume haben, zu finanzieren. Es braucht jedoch aus Sicht des Naturschutzes einen grundlegenden Wandel der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) der Europäischen Union, damit ökologische Leistungen stärker honoriert werden können. Es braucht also eine bessere Ausstattung der zweiten Säule. Naturbewusstsein 2021 > Kernaussagen und Empfehlungen Die Pandemie – Verständnis der Bevölkerung für Ursachen und Einfluss auf die Naturbezie­ hung Kernaussagen: ❯ Die grundsätzliche Abhängigkeit unserer Gesundheit von der Gesundheit unseres Planeten ist einem Großteil der Befragten bewusst. Von den Erwachsenen äußern sich 62 Prozent („voll und ganz“: 30 Prozent, „eher“: weitere 32 Prozent) entsprechend, von den Jugendlichen fast genauso viele („voll und ganz“: 32 Prozent, „eher“: weitere 29 Prozent). ❯ Bei der Frage, ob die Corona-Pandemie ausschließlich ein Gesundheitsthema ist und nichts mit dem Zustand von Natur und Umwelt zu tun hat, stimmen 26 Prozent „voll und ganz“ zu, weitere 32 Prozent stimmen „eher“ zu. Das Bewusstsein für Zusammenhänge zwischen Pandemie und Naturzustand ist bei Jugendlichen stärker ausgeprägt. Hier antworten nur 40 Prozent entsprechend („stimme voll und ganz zu“: 17 Prozent, „eher“: weitere 23 Prozent). ❯ 44 Prozent der Jugendlichen geben an, dass die Bedeutung der Natur sich für sie im Vergleich zu der Zeit vor der Pandemie verändert hat und wichtiger geworden ist („viel wichtiger“: 15 Prozent, „etwas wichtiger“: weitere 29 Prozent). Im Vergleich zur ersten JugendBefragung 2020 hat die Bedeutung jedoch insgesamt leicht abgenommen (Ergebnisse 2020: 52 Prozent; davon „viel wichtiger“: 18 Prozent, „etwas wichtiger“: 34 Prozent). Erwachsene wurden in der Umfrage 2021 zum ersten Mal hierzu befragt. Dabei sind die Werte der Erwachsenen etwas niedriger als die der Jugendlichen (38 Prozent; davon „viel wichtiger“: 13 Prozent, „etwas wichtiger“: 25 Prozent). ❯ 38 Prozent der Erwachsenen halten sich in Zeiten von Corona häufiger in der Natur auf als vor der Pandemie (davon „viel häufiger“: elf Prozent, „etwas häufiger“: 27 Prozent), bei den Jugendlichen sind es sogar 44 Prozent (davon „viel häufiger“: 16 Prozent, „etwas häufiger“: 28 Prozent). Unsere Gesundheit ist abhängig abhängig von von Planeten. der Gesundheit unseres Planeten. Erwachsene Jugendliche 30 % stimme voll und ganz zu 32 % stimme eher zu 32 % stimme voll und ganz zu 29 % stimme eher zu Empfehlungen: Kaum ein Thema beschäftigte und forderte die Gesellschaft im Jahr 2021 stärker als die COVID-19-Pandemie. Zusammenhänge zwischen der Corona-Pandemie und dem Zustand von Natur und Umwelt oder der Bezug zur Zerstörung von Lebensräumen und der Klimakrise sind einem großen Teil der Befragten allerdings nicht bekannt. Aufbauend auf diesem Ergebnis wird empfohlen, zukünftig Informationsangebote zu schaffen, die der breiten Bevölkerung aufzeigen, wie persönliches Alltagsverhalten und gesellschaftliche Lebens- und Wirtschaftsweisen in Wechselwirkung zu Natur, Umwelt und Gesundheit stehen, und welche systemischen Veränderungen für eine positive zukünftige Entwicklung notwendig sind. Dabei sollte herausgestellt werden, dass das Risiko für Zoonosen, bei denen Infektionskrankheiten von Tieren auf Menschen übertragen werden, durch das menschliche Verhalten befördert oder reduziert werden kann. Ein spezieller Fokus sollte in diesem Kontext auf die durch hohen Fleischkonsum bedingte (Massen-)Tierhaltung sowie auf die von Menschen verursachte Natur- und Umweltzerstörung gelegt werden, welche als Treiber von Zoonosen gelten.4 9 Naturbewusstsein 2021 > Kernaussagen und Empfehlungen Eine mögliche Grundlage für die Naturschutzkommunikation bildet dafür der One-Health-Ansatz, der den starken Zusammenhang zwischen der Gesundheit von Menschen, Tieren sowie von Natur und Umwelt thematisiert. Durch die gezielte Berücksichtigung dieser Abhängigkeiten und Wechselbeziehungen kann ein Beitrag zur Gesundheit des Planeten und zur Verminderung von zukünftigen Gesundheitsrisiken geleistet werden.5 Grundsätzlich zeigen die Ergebnisse der Naturbewusstseinsstudie 2021 ein Verständnis der Bevölkerung für die wechselseitige Abhängigkeit des persönlichen Wohlseins von der Gesundheit des Planeten, was eine gute Ausgangslage für den weiteren Ausbau der Naturschutzkommunikation über den One-Health-Ansatz darstellt. Als Ressource, die in Zeiten der Krise grundsätzlich allen Menschen frei zugänglich zur Verfügung steht, ist die Natur als wichtiger Schutzfaktor für die körperliche und mentale Gesundheit von Erwachsenen und Jugendlichen zu benennen. Es bleibt abzuwarten, ob die weiterhin messbare, erhöhte Bedeutsamkeit der Naturbeziehung in Zeiten, in denen viele alternative Formen der Freizeitgestaltung eingeschränkt wurden, auch bei einer weiteren Normalisierung der Situation erhalten bleibt und nachklingt. Dass 38 Prozent der Erwachsenen und 44 Prozent der Jugendlichen 2021 angeben, sich in Zeiten von Corona häufiger in der Natur aufzuhalten als vor der Pandemie, ist ein wichtiger Hinweis für die Naturschutz- sowie Kommunalpolitik, sozial gerechte Zugänge zu Naturräumen zu ermöglichen, um dem gestiegenen Bedarf Rechnung zu tragen. Dabei ist auch zu berücksichtigen, dass Naturräume, vor allem in der Nähe städtischer Ballungszentren, unter einer „Übernutzung“ gelitten haben und auch weiterhin unter hohem Nutzungsdruck stehen, der sich nicht mit Zeiten vor der Krise vergleichen lässt. Hier sind die Verantwortlichen in Kommunen und Schutzgebieten gefragt, durch Maßnahmen und Gestaltungspläne den Nutzungsdruck zu regulieren, die Besucherströme aus sensiblen Bereichen wegzulenken und zugleich mehr naturnahe Räume zu schaffen, die den Bedürfnissen der Bevölkerung und der substanziell gestiegenen Wertschätzung von Natur in Zeiten der Corona-Krise entgegenkommen. 10 Klimakrise und Biodiversitätsverlust – Risiko­ wahrnehmung und Bewusstsein für den Einfluss auf Natur und Gesellschaft Kernaussagen: ❯ Nur eine Minderheit von fünf Prozent der Jugendlichen und sechs Prozent der Erwachsenen meint, dass der Klimawandel nur durch natürliche Prozesse verursacht wird. Die Vorstellung, dass es überhaupt keinen Klimawandel gibt, ist noch seltener anzutreffen: Nur eine Minderheit von drei Prozent der Erwachsenen äußert sich entsprechend, und fast niemand von den Jugendlichen (gerundet: null Prozent, in absoluten Zahlen: 4 von 1.004 Befragten). Keine Angabe oder Unentschiedenheit liegen bei zwei Prozent der Erwachsenen und drei Prozent der Jugendlichen vor. ❯ Hinsichtlich der Effekte des Klimawandels geben die befragten Erwachsenen am häufigsten an, dass sich der Klimawandel auf Extremwetterereignisse („sehr überzeugt“: 46 Prozent, „eher überzeugt“: weitere 30 Prozent) sowie wildlebende Arten und die biologische Vielfalt auswirkt („sehr überzeugt“: 39 Prozent, „eher überzeugt“: weitere 35 Prozent). In der Wahr­ nehmung schließt sich der Einfluss des Kli­ mawandels auf Lebensstil und Lebensqualität kommender Generationen, Landwirtschaft und Forstwirtschaft an („sehr überzeugt“: jeweils 33 Prozent, „eher überzeugt“: weitere 39 Prozent, 38 Prozent und 36 Prozent in der Reihe der Nennung). ❯ 59 Prozent der Jugendlichen („voll und ganz“: 25 Prozent, „eher“: weitere 34 Prozent) und 47 Prozent der Erwachsenen („voll und ganz“: 14 Prozent, „eher“: weitere 33 Prozent) äußern die Sorge, dass Klimakrise und Naturzerstörung ihren eigenen Lebensstil beeinträchtigen werden. ❯ 88 Prozent der Erwachsenen sind der Meinung, dass Naturschutz notwendig ist, um den Herausforderungen des Klimawandels zu begegnen („voll und ganz“: 48 Prozent, „eher“: weitere 40 Prozent). Die Wahrnehmung fällt etwas verhaltener aus als bei der vorhergehenden Abfrage (2019, „voll und ganz“: 65 Prozent, „eher“: weitere 28 Prozent). Dennoch ist die Zustimmung zu natürlichem Klimaschutz damit weiterhin sehr hoch. Naturbewusstsein 2021 > Kernaussagen und Empfehlungen ❯ Jugendliche sind zuversichtlich, dass sie sich persönlich („voll und ganz“: 18 Prozent, „eher“: weitere 36 Prozent) oder im Kollektiv („voll und ganz“: 33 Prozent, „eher“: weitere 37 Prozent) für den Schutz der Natur und des Klimas einsetzen können. Bei Erwachsenen fällt die Zustimmung etwas schwächer aus, sowohl mit Blick auf den persönlichen Einsatz („voll und ganz“: 14 Prozent, „eher“: weitere 30 Prozent) als auch mit Blick auf ein Mitwirken im Kollektiv („voll und ganz“: 22 Prozent, „eher“: weitere 37 Prozent). Sowohl Jugendliche als auch Erwachsene sind jedoch optimistischer, gemeinsam etwas erreichen zu können als auf sich allein gestellt zu sein. notwendig, um um den den Naturschutz ist notwendig, Herausforderungen des Klimawandels Klimawandels zu begegnen. 2021 trifft voll und ganz zu 48 % trifft eher zu 40 % 2019 65 % 28 % trifft voll und ganz zu trifft eher zu Empfehlungen: Bereits seit mehreren Jahren ist die Klimakrise im öffentlichen Diskurs verankert. Das Jahr 2021 wurde in Deutschland durch verheerende Extremwetter­ ereignisse im Sommer überschattet, wodurch die Bürgerinnen und Bürger hautnah Auswirkungen der Klimakrise erlebt haben. Die aktuellen, im Herbst 2021 erhobenen Studiendaten zeigen, dass ein breites Verständnis im Themenbereich Klimawandel bei der Bevölkerung vorhanden ist. Beispielsweise ist die überwiegende Mehrheit der Ansicht, dass der Klimawandel die biologische Vielfalt bedroht, und die meisten Befragten wissen, dass der Klimawandel durch menschliches Handeln verursacht wird: Jugendliche sind mit 58 Prozent stärker davon überzeugt als Erwachsene mit 45 Prozent. Dass der Klimawandel teilweise durch natürliche Prozesse und teilweise durch menschliches Handeln verursacht wird, geben weitere 34 Prozent der Jugendlichen und 44 Prozent der Erwachsenen an. Mit Blick auf die Umsetzung etwaiger Maßnahmen zur Anpassung oder Minderung der Klimakrise kann das ausgeprägte Bewusstsein der Bevölkerung auch für Zusammenhänge zwischen Klima- und Biodiversitätskrise als sehr wertvoll eingestuft und als Legitimation herangezogen werden. Die grundsätzlich hohen Bewusstseinswerte im Bereich „Klimawandel“ weisen dennoch eine deutliche Abweichung zwischen Bürgerinnen und Bürgern unterschiedlicher Bildungsniveaus auf. Demnach sind es besonders Menschen mit niedriger Formalbildung, die sich den Auswirkungen des Klimawandels weniger bewusst sind und konkreten Schutzmaßnahmen skeptischer gegenüberstehen. Daher bleibt es weiterhin notwendig, dass über die Auswirkungen der Klimakrise und die Relevanz und Effektivität von Schutzmaßnahmen informiert wird. In diesem Zusammenhang kann zum Beispiel das Konzept der Bildung für nachhaltige Entwicklung weiter vorangetrieben werden. Dies kann beispielsweise in der Form ethischer Diskurse zu Fragen der Generationengerechtigkeit sowie der Gerechtigkeit gegenüber heute lebenden Menschen in anderen Ländern geschehen, und durch die Vermittlung von nachhaltigen sowie natur- und klimaverträglichen Verhaltensweisen im Alltag.6 Überhaupt ist in diesem Zusammenhang zu beachten, dass die jüngere Generation deutlich besorgter im Hinblick auf Klimawandel und Naturzerstörung ist als Erwachsene es sind. Dies ist eine gute Ausgangslage, um Jugendliche in ihrem vorhandenen Engagement für den Natur- und Klimaschutz weiter zu bestärken und zu fördern. Im Gegenzug ist auch der Erwach­ senenbevölkerung klarer zu vermitteln, dass sie direkt Betroffene der Klimakrise sind, und Menschen im höheren Alter durch klimawandelbedingte extreme Temperaturen sogar stärker gesundheitlich gefährdet sind als Jüngere. Die Klimakrise und der Verlust von biologischer Vielfalt sind zwei der zentralen Herausforderungen unserer Zeit und können nur gemeinsam angegangen werden. Einen wichtigen Beitrag kann der natürliche Klimaschutz leisten, mit dem Synergien von Natur- 11 Naturbewusstsein 2021 > Kernaussagen und Empfehlungen und Klimaschutz gestärkt werden und der zunehmend in den Fokus der mittel- und langfristigen nationalen Umweltpolitik rückt (siehe BMUV 2022, Eckpunktepapier zum Aktionsprogramm natürlicher Klimaschutz7). Das in der vorliegenden Studie demonstrierte, sehr hohe Bevölkerungsbewusstsein für die Notwendigkeit des Naturschutzes zur Begegnung der Klimakrise stellt eine gute gesellschaftliche Ausgangslage zur Formulierung entsprechender Ziele sowie für die Umsetzung von Maßnahmen (zum Beispiel im Rahmen des Aktionsprogramms Natürlicher Klimaschutz) dar. Der natürliche Klimaschutz ist auch ein wichtiges Kernelement der UN-Dekade zur Wiederherstellung von Ökosystemen 2021 bis 2030 8 der Vereinten Nationen, die dazu aufruft, die fortschreitende Verschlechterung und Zerstörung von Ökosystemen zu stoppen und degradierte Ökosysteme wiederherzustellen. Die UN-Dekade bietet dabei – dank ihres globalen Ansatzes – eine gute Gelegenheit, den bewährten Grundsatz „think global, act local“ mit neuen Ideen und innovativen Maßnahmen zu füllen. Die stärkere Vernetzung von Lebensräumen und Schutzgebieten stellt dabei einen immer bedeutsamer werdenden Ansatz dar, der sowohl für Anpassungen an den Klimawandel als auch für den Schutz der biologischen Vielfalt positive Effekte erzielen kann. Veränderung – Verantwortung, transformativer Wandel und technologischer Fortschritt Kernaussagen: ❯ Im Ranking von Politikfeldern durch erwachsene Befragte werden folgende drei als wichtigste benannt: Natur-, Umwelt- und Klimaschutz (57 Prozent), Armut und soziale Gerechtigkeit (43 Prozent) sowie Gesundheit (37 Prozent). ❯ Dass der Naturschutz in Krisenzeiten mit weniger Geld auskommen muss, lehnt aktuell fast die Hälfte der erwachsenen Befragten ab (46 Prozent, davon „trifft überhaupt nicht zu“: 16 Prozent, „trifft eher nicht zu“: weitere 30 Prozent). Die Messwerte liegen damit auf fast dem gleichen Niveau wie bei der letzten Studie vor der Corona-Krise (2019: 50 Prozent, davon „trifft überhaupt nicht zu“: 18 Prozent, „trifft eher nicht zu“: weitere 32 Prozent). Jugendliche antworten in Übereinstimmung mit den Erwachsenen (2021: 50 Prozent, davon „trifft 12 überhaupt nicht zu“: 18 Prozent, „trifft eher nicht zu“: weitere 32 Prozent). ❯ Hinsichtlich der Aussage, dass die Natur der wirtschaftlichen Entwicklung nicht im Weg stehen darf, äußert sich eine Mehrheit der Erwachsenen ebenfalls ablehnend (61 Prozent, davon „trifft überhaupt nicht zu“: 26 Prozent, „trifft eher nicht zu“: weitere 35 Prozent). Jugendliche positionieren sich ebenso deutlich (64 Prozent, davon „trifft überhaupt nicht zu“: 31 Prozent, „trifft eher nicht zu“: weitere 33 Prozent). ❯ Die Bereitschaft, einen umfassenden Wandel der Lebens- und Wirtschaftsweisen durch einen nachhaltigen und naturverträglichen Lebensstil mitzutragen, ist hoch ausgeprägt. 68 Prozent der Erwachsenen („ja“: 28 Prozent, weitere 40 Prozent „eher ja“) und 71 Prozent der Jugendlichen („ja“: 30 Prozent, weitere 41 Prozent „eher ja“) äußern sich entsprechend. ❯ Im Vergleich der letzten Jahre erhält die Frage nach der Zustimmung zur Energiewende bei der aktuellen Naturbewusstseinsstudie den bisher niedrigsten Wert bei den Erwachsenen. Hierbei ist zu bedenken, dass die Messwerte vor dem Ukraine-Krieg und einer Neubewertung der europäischen Energiepolitik erhoben wurden. Insgesamt halten im Jahr 2021 48 Prozent die Energiewende für richtig – im Jahr 2019 waren es noch 60 Prozent. Bei den Jugendlichen ist der Rückhalt für die Energiewende in 2021 mit 64 Prozent weiterhin hoch (erste Erfassung 2020: 66 Prozent). ❯ Bedenken gegenüber dem Einsatz von Gentechnik in der Agrarwirtschaft bleiben in der Reihe der Naturbewusstseinsstudien hoch, sind jedoch leicht schwankend: Beispielsweise sprechen sich von den Erwachsenen 84 Prozent („voll und ganz“: 55 Prozent, weitere 29 Prozent „eher“) für eine Kennzeichnungspflicht für Lebensmittel von Tieren aus, die mit gentechnisch veränderter Nahrung gefüttert wurden. 2019 waren es 95 Prozent („voll und ganz“: 79 Prozent, weitere 16 Prozent „eher“), und 93 Prozent in 2017 („voll und ganz“: 69 Prozent, weitere 24 Prozent „eher“). Erstmals machen fünf Prozent der Befragten 2021 keine Angaben oder sind unentschlossen. Im Vergleich zu Erwachsenen äußern Jugendliche die Notwendigkeit einer Kennzeichnungspflicht mit etwas weniger Nachdruck Naturbewusstsein 2021 > Kernaussagen und Empfehlungen (2021: 68 Prozent, davon 45 Prozent „voll und ganz“ und weitere 23 Prozent „eher“; 2020: 83 Prozent, davon 59 Prozent „voll und ganz“, weitere 24 Prozent „eher“). ❯ 20 Prozent der Erwachsenen („voll und ganz“: sechs Prozent, weitere 14 Prozent „eher“) und 34 Prozent der Jugendlichen („voll und ganz“: 14 Prozent, weitere 20 Prozent „eher“) wurden schon einmal durch digitale Naturangebote motiviert, die Natur draußen zu erleben. Digitale Kommunikationsformate sind daher insbesondere wichtig, um die junge Generation für eigene Naturentdeckungen zu begeistern. Sind Sie bereit, einen umfassenden umfassenden Wandel Wandel der Lebens- und Wirtschaftsweisen Wirtschaftsweisenaktiv aktivdurch durch einen nachhaltigen und natufreundlichen naturfreundlichen Lebensstil mitzutragen, mitzutragen, um um die die weltweite weltweite Natur-, Umwelt- und Klimakrise aufzuhalten? Erwachsene 1% nein 28 % ja 2% eher nein 40 % eher ja 29 % teils/teils Jugendliche 1% nein 30 % ja 4% eher nein 41 % eher ja 24 % teils/teils Empfehlungen: Es ist erfreulich, dass die Befragten der Naturbewusstseinsstudie 2021 das Politikfeld Natur-, Umwelt- und Klimaschutz an die Spitze der wichtigsten Politikfelder gewählt haben, dicht gefolgt von den Themen soziale Gerechtigkeit und Gesundheit. Das politische Bewusstsein der Bevölkerung spiegelt damit die Notwendigkeit einer Verknüpfung dieser Politikfelder wider. Der Ruf nach einem notwendigen und umfassenden transformativen Wandel unserer Lebens- und Wirtschaftsweisen, insbesondere von wissenschaftlicher Seite, wird schon seit einiger Zeit kommuniziert (siehe WBGU 20119, IPBES 201910). Die persönliche Bereitschaft, diesen Wandel selbst mitzutragen, wird von mehr als zwei Dritteln der Befragten explizit geäußert. Zudem lehnt eine Mehrheit der Erwachsenen und Jugendlichen die Aussage ab, dass die Natur der wirtschaftlichen Entwicklung nicht im Weg stehen darf. Dies deutet auf einen gewissen gesellschaftlichen Rückhalt für eine umfassende Einbeziehung von „Naturverträglichkeit“ in unsere Lebens- und Wirtschaftsweisen hin, die aber nicht innerhalb eines Politikfeldes, einer Branche oder von einzelnen Initiativen alleine zu bewältigen ist. Neue und innovative Lösungswege müssen dabei konkret gedacht werden. Politische Strategien wie das Pariser Klimaschutzabkommen oder die Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt, insbesondere in ihrer aktuellen Weiterentwicklung11, können dabei den Rahmen für gesellschaftliche Legitimationsprozesse für konkrete Maßnahmen und finanzielle Impulse bilden. Natur-, Umwelt- und Klimaschutz müssen dabei auch Fragen der sozialen Gerechtigkeit aufgreifen. Dazu braucht es neue Allianzen,12, 13 um zugunsten gemeinschaftlicher und interdisziplinärer Ansätze einen tatsächlichen strukturellen Wandel zu ermöglichen. Die Komplexität der globalen Herausforderungen macht es erforderlich, dass bisher häufig getrennt gedachte Politikfelder wie zum Beispiel Raumplanung, Soziales, Wirtschaft, Landwirtschaft, Ernährung und Energie sowie Natur-, Umwelt- und Klimaschutz gemeinsam gedacht und umgesetzt werden. Dabei sind aber auch Zielkonflikte zu benennen und auszuhalten. Lösungswege, die gemeinsam getragen werden können, müssen ausgehandelt werden. Im Vergleich der Naturbewusstseinsstudien der vergangenen zehn Jahre erhält die Zustimmung zur Energiewende im Jahr 2021 den bisher niedrigsten Wert. Dennoch halten mit 48 Prozent noch immer fast die Hälfte der erwachsenen Befragten die Energiewende für richtig. 35 Prozent sind unentschieden, 13 Prozent dagegen und vier Prozent machen keine Angabe. Hierbei ist zum einen zu bedenken, dass die Abfrage in der Naturbewusstseinsstudie eine sehr eindeutige Positionierung von den Befragten 13 Naturbewusstsein 2021 > Kernaussagen und Empfehlungen Meiner Meinung nach sollten Lebensmittel Lebensmittel von Tieren, die mit gentechnisch ­vveränderter eränderter Nahrung gefüttert wurden, wurden, vom vom Handel Handel ­g ekennzeichnet werden. gekennzeichnet Erwachsene Jugendliche 1% 5% 4% 3% 3% 8% 16 % 16 % 13 % 29 % 23 % weiß ich nicht / keine Angabe stimme überhaupt nicht zu stimme eher nicht zu stimme eher zu 79 % geänderten Bewertung der Energiepolitik hier auch wieder höhere Werte präsentieren könnten. Mögliche Gründe für den festgestellten Rückgang 2021 lassen sich beispielsweise in steigenden Energiepreisen in Kombination mit den wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie finden. Zu empfehlen ist daher, die Kommunikation zur Notwendigkeit der Energiewende dringend auszuweiten. Dabei sollten vor allem die Naturverträglichkeit und die gesellschaftliche Dimension der Energiewende in den Fokus gerückt werden.14 Bürgerinnen und Bürger sollten in diesem Prozess angesprochen werden und Möglichkeiten kennenlernen, wie sie sich als Individuum am Gelingen dieses Wandels – einschließlich dem Einsparen von Energie – beteiligen können. Die Kritik gegenüber gentechnischen Verfahren bleibt konstant hoch, ist jedoch in den Zeitreihen schwankend und fällt in der aktuellen Umfrage schwächer aus als bisher. Ethische Bedenken bestehen weiterhin, denn 70 Prozent der Befragten sind nach wie vor der Meinung, dass der Mensch kein Recht habe, Tiere und Pflanzen gentechnisch zu verändern (40 Prozent „voll und ganz“, weitere 30 Prozent „eher“). Politik und Verbände haben die Aufgabe, weiterhin den gesellschaftlichen Diskurs zum Thema Gentechnik voranzutreiben und dabei neben den Risiken auch andere gesellschaftliche Auswirkungen wieder stärker zu thematisieren. Hierfür ist es unter anderem notwendig, neben der naturwissenschaftlichen Analyse zu den ökologischen Auswirkungen, auch soziologische und ökonomische Aspekte transparent zu machen und zu kommunizieren. 55 % 45 % 2021 2019 stimme voll und ganz zu 2021 erfordert und abgestufte Antwortkategorien an dieser Stelle („stimme eher zu“, „lehne eher ab“) nicht wählbar sind. Zum anderen ist bei der Interpretation der Ergebnisse zu beachten, dass die Befragung vor dem Ukraine-Krieg durchgeführt wurde, und neue Befragungen vor dem Hintergrund eines stärkeren Wunsches nach Energieunabhängigkeit und einer 14 Neben der Kommunikation ist Wahlfreiheit ein wesentlicher Aspekt, um das vorhandene Risiko- und Gesundheitsbewusstsein der Bevölkerung gegenüber gentechnisch veränderten Produkten ernst zu nehmen. Beispielsweise sind 79 Prozent der Erwachsenen der Meinung, dass der Mensch nicht in der Lage ist, die langfristigen Folgen von neuen gentechnischen Verfahren abzusehen („volle Zustimmung“: 49 Prozent, weitere 30 Prozent „eher“). Auch dem weiterhin vorhandenen Wunsch von 84 Prozent der Erwachsenen und 68 Prozent der Jugendlichen nach der Kennzeichnung von tierischen Lebensmitteln im Handel, die mit gentechnisch veränderten Organismen (GVO) als Futtermittel hergestellt wurden (zum Beispiel durch Fütterung von gentechnisch verändertem Soja), ist eine zentrale Voraussetzung von Wahlfreiheit. Die freiwillige „Ohne Gentechnik“-Kennzeichnung und die Kennzeichnung der ökologischen Lebensmittelwirtschaft im Handel werden diesem breiten Wunsch in der Bevölkerung gerecht und sind ein zentraler Baustein der Wahlfreiheit. Den Konsumentinnen und Konsumenten ist zudem besonders wichtig, dass Naturbewusstsein 2021 > Kernaussagen und Empfehlungen mögliche Auswirkungen auf die Natur durch Pflanzen, die mit neuen gentechnischen Verfahren verändert wurden, immer untersucht werden (Erwachsene, „volle Zustimmung“: 57 Prozent, weitere 32 Prozent „eher“). Dies kann nur garantiert werden, wenn sich das politische Handeln seitens der Europäischen Union (EU) und auf internationaler Ebene weiterhin am Vorsorgeprinzip orientiert. Ähnlich wie bei der vorhergehenden Naturbewusstseinsstudie zeigt sich, dass die Digitalisierung eine Frage des Alters ist. Während jüngere Menschen sich interessiert an digitalen Angeboten zeigen, nimmt mit zunehmendem Alter das Interesse daran oftmals ab. Digitale Naturerlebnis-Angebote sind beispielsweise für 27 Prozent der Jugendlichen im Alter von 14 bis 17 Jahren „voll und ganz“ oder zumindest „eher“ interessant, sogar 33 Prozent der 18- bis 29-Jährigen antworten entsprechend, aber nur 19 Prozent der 50bis 65-Jährigen und 16 Prozent der über 65-Jährigen. Daher sollten zusätzlich zu traditionellen Medien auch verstärkt moderne Formate entwickelt und eingesetzt werden, um digital affine Milieus und jüngere Altersgruppen für Naturschutzthemen zu begeistern. Um digitale Angebote attraktiv zu gestalten, könnten beispielsweise Elemente des „Gamification“-Konzepts integriert werden, bei dem spielerische Aspekte in einem spielfremden Kontext integriert werden. Ungeachtet der Vorteile digitaler Angebote muss ein gesellschaftlicher Diskurs darüber eröffnet werden, inwieweit digitale Angebote in Bereichen wie beispielsweise der Umweltbildung und bei Beteiligungsverfahren im Naturschutz etabliert und ausgebaut werden sollten, ohne weniger digital affine Milieus zu benachteiligen. Ältere Personengruppen müssen in diesem Prozess gezielt mit der Nutzung digitaler Angebote vertraut gemacht werden. Neben Chancen, beispielsweise im Kontext der Informationsvermittlung, der Vernetzung von Akteuren oder bei der Meldung von Naturbeobachtungen durch Bürgerinnen und Bürger (Citizen Science), sind auch Risiken, wie die Kontrolle über sensible Umwelt- und Naturschutzdaten oder der steigende Verbrauch von Energie und natürlichen Ressourcen, zu reflektieren. Weiterhin sollte auch bei der Digitalisierung die soziale Dimension beachtet werden. In diesem Zusammenhang muss die sogenannte „digitale Kluft“ berücksichtigt werden, verursacht unter anderem durch unterschiedlichen Zugang zu schnellem Internet zwischen städtischen und ländlichen Räumen oder zu technischen Endgeräten zwischen sozial schwachen und gehobenen Milieus. Bewusstsein für biologische Vielfalt – Der bisherige Gesellschaftsindikator und Ergebnisse des neuen Messmodells Kernaussagen: ❯ Die Naturbewusstseinsstudie 2021 zeigt im Vergleich zur vorhergehenden Erhebung 2019 wieder ein leichtes Absinken des Gesamtindikators „Bewusstsein für biologische Vielfalt“ für die Erwachsenenbevölkerung. Aktuell liegt der Wert bei 26 Prozent, 2019 waren es 28 Prozent. Die Anforderungen des Gesamtindikators sind erfüllt, wenn eine Person allen Bedingungen in den drei Teilbereichen Wissen, Einstellungen und Verhaltensbereitschaft gleichzeitig gerecht wird – der Gesamtindikator liegt damit grundsätzlich niedriger als die Messwerte der Teilindikatoren. Die Anforderungen des Wissensindikators werden aktuell von 48 Prozent der Befragten erfüllt (2019: 44 Prozent), die Anforderungen des Einstellungsindikators von 55 Prozent (2019: 60 Prozent) und die Anforderungen des Verhaltensindikators von 53 Prozent (2019: 63 Prozent). ❯ Die aktuelle Studie präsentiert zudem einen neuen Bewusstseinsindikator für biologische Vielfalt für die Erwachsenenbevölkerung. Der neue empirische Indikator betrachtet das Antwortverhalten der Befragten hinsichtlich relevanter psychologischer Faktoren, die im Zusammenhang zu umwelt- und naturverträglichem Verhalten stehen. Gemessen werden Naturverbundenheit, Problembewusstsein, soziale Identität, soziale Norm, Einstellungen und wahrgenommene Verhaltenskontrolle sowie Verhaltensbereitschaften zu Schutz, nachhaltiger und gerechter Nutzung von biologischer Vielfalt. ❯ Ausgewählte Befunde des neuen Bewusstseins­ indikators hinsichtlich relevanter psychologischer Faktoren sind unter anderem: 69 Prozent der Befragten fühlen sich mit der Natur verbunden (Faktor Naturverbundenheit, Zustimmung „voll und ganz“: 31 Prozent, weitere 38 Prozent „eher“). 74 Prozent sind davon überzeugt, dass die biologische Vielfalt auf der Erde abnimmt (Faktor Problembewusstsein, Zustimmung „voll und ganz“: 39 Prozent, weitere 35 Prozent „eher“). 35 Prozent fühlen sich mit Gruppen verbunden, die sich aktiv für den Schutz der biologischen Vielfalt 15 Naturbewusstsein 2021 > Kernaussagen und Empfehlungen einsetzen (Faktor soziale Identität, Zustimmung „voll und ganz“: zehn Prozent, weitere 25 Prozent „eher“). 38 Prozent der Befragten äußern, dass Menschen, die den Befragten persönlich wichtig sind, naturschonende Produkte bei ihren Einkäufen bevorzugen (Faktor soziale Norm, Zustimmung „voll und ganz“: elf Prozent, weitere 27 Prozent „eher“). Alltägliche Wege, zum Beispiel zum Einkaufen oder zur Arbeit, zu Fuß oder mit dem Rad zu erledigen, finden 59 Prozent der Befragten gut (Faktor Einstellungen, Zustimmung „finde ich sehr gut“: 27 Prozent, weitere 32 Prozent „finde ich eher gut“). Für 36 Prozent der Befragten ist es persönlich leicht, bei Einkäufen für naturschonend erzeugte Produkte mehr zu bezahlen (Faktor Wahrgenommene Verhaltenskontrolle, Zustimmung „sehr leicht“: acht Prozent, weitere 28 Prozent „eher leicht“). Als ein Beispiel für Verhaltensbereitschaft geben 69 Prozent der Befragten an, dass sie bereit sind, ihren Fleischkonsum zu reduzieren („sehr bereit“: 29 Prozent, weitere 40 Prozent „eher“). Empfehlungen: Der Gesamtindikator ist zwar von 28 Prozent in 2019 auf jetzt 26 Prozent leicht gesunken, wichtig ist jedoch die Gesamtbetrachtung der Entwicklung seit der ersten Erhebung in 2009: Damals lag der Messwert nur bei 22 Prozent, so dass nach wie vor eine grundsätzlich positive Entwicklung des Bewusstseins vorhanden ist. Hierbei ist zu beachten, dass der Gesamtindikator gleichzeitig ausreichendes Wissen, stimmige Einstellungen und Verhaltensbereitschaft für biologische Vielfalt erfordert, damit alle Anforderungen als erfüllt gelten. Der gemessene Anstieg des Bewusstseins in einem Zehnjahreszeitraum auf allen drei Ebenen gleichzeitig – Wissen, Einstellungen und Verhaltensbereitschaft – ist daher umfassend, substanziell und ein positives Signal. Möglicherweise steht das Absinken der Messwerte in 2021 im Zusammenhang zur Corona-Krise, in der andere Themen und Inhalte das Alltagsverhalten stark geprägt haben. Ein Wandel des Bewusstseins findet jedoch grundsätzlich statt, er erfordert aber Durchhaltevermögen: Die Fortsetzung von Kommunikations- und Bildungsaktivitäten ist daher dringend notwendig, um die Zugewinne an Bewusstsein zu stabilisieren und langfristig weiter auszubauen. Hierzu soll in Zukunft auch die neue Fassung des Bewusstseinsindikators beitragen, der das sozialwissenschaftliche Wissen von etwa 40 Jahren umweltpsychologischer Forschung berücksichtigt und in absehbarer Zeit die evidenzbasierte Gestaltung von zielgruppenspezifischer Naturschutzkommunikation und Evaluation ermöglicht. Konkret ist damit gemeint, naturschutzrelevante, psychologische Bewusstsein für biologische Vielfalt: Vielfalt: Bisheriges Messinstrument, Messinstrument, Skala Skala von von 00 bis bis 100 100Prozent Prozent Gesamtindikator 2021 26 % Teilindikator „Wissen“ 2019 28 % 48 % 44 % Teilindikator „Verhalten“ 2021 2019 16 53 % 63 % 2021 2019 Teilindikator „Einstellung“ 55 % 60 % 2021 2019 Naturbewusstsein 2021 > Kernaussagen und Empfehlungen Bewusstsein für biologische biologische Vielfalt: Vielfalt: der neue Gesamtindikator Naturverbundenheit Soziale Norm Soziale Identität Private Verhaltensänderungen Kollektive Handlungen Verhaltensbereitschaft Lebensstilveränderungen Problembewusstsein Zahlungsbereitschaft Einstellungen Wahrgenommene Verhaltenskontrolle 2021 25 % erfüllen die Kriterien 75 % erfüllen nicht die Kriterien Faktoren wie beispielsweise Einstellungen, soziale Normen, soziale Identität oder wahrgenommene Verhaltenskontrolle im öffentlichen Diskurs in Zukunft stärker direkt zu adressieren und in Kommunikations- und Bildungsmaßnahmen zur Anwendung zu bringen. Beispielsweise kann Naturschutzarbeit und -kommunikation zum Faktor „soziale Normen“ darauf ausgerichtet werden, dass die stärkere Wirksamkeitsüberzeugung, im Kollektiv etwas für den Natur- und Klimaschutz erreichen zu können, direkt kommuniziert wird („Wir als Gemeinschaft können das schaffen“, siehe Abschnitt Klimakrise oben). Kommunikations- und Bildungsaktivitäten zum Thema „soziale Identität“ könnten beispielsweise verstärkt darauf ausgerichtet werden, ein positives gesellschaftliches Selbst- und Fremdbild von Naturschützerinnen und Naturschützern gezielt weiterzuentwickeln. Entsprechende Kommunikationsaktivitäten sind in Kultur, Sport und Politik weit verbreitet und werden unter anderem durch Menschen mit Vorbildfunktion weitergetragen, ein Beispiel sind hier Influencerinnen und Influencer im Bereich Social Media. Das Spek­ trum der Möglichkeiten ist groß und im Naturschutz bisher bei weitem nicht ausgeschöpft. Verhaltensbereitschaften zum Schutz der biologischen Vielfalt sollten in der Kommunikationsarbeit durch Erarbeitung und mediale Verbreitung von konkreten Handlungsoptionen bestärkt sowie durch Angebote zur begleitenden Umsetzung („Coaching“) gestützt werden. Hier eröffnet sich ein weites Arbeitsfeld für Akteurinnen und Akteure der Bildung für nachhaltige Entwicklung. 17 Naturbewusstsein 2021 > Kernaussagen und Empfehlungen Zu empfehlen ist, den bisher stark ausgeprägten Fokus der Kommunikationsarbeit auf Begriffs-Wissen (das heißt der reinen Vermittlung der inhaltlichen Bedeutung zum Beispiel des Begriffs der biologischen Vielfalt) auf den Prüfstand zu stellen. Zahlreiche psychologische Studien belegen einen nur geringen Zusammenhang zwischen abstraktem Wissen und Verhalten. Wissensvermittlung sollte stattdessen eher auf eine Schärfung des Problembewusstseins abzielen, indem über lokale wie globale Prozesse und UrsacheWirkungs-Zusammenhänge in Bezug auf den Verlust von biologischer Vielfalt informiert wird. Zudem wird das menschliche Naturverhältnis von kulturell erzeugten, oft intuitiv wirksamen Welt- und Menschenbildern unterfüttert, die bei Kommunikations- und Bildungsprozessen berücksichtigt werden sollten. 18 Die Naturbewusstseinsstudie 2021 zeigt wie ihre Vorgängerstudien, dass biologische Vielfalt für die Menschen in Deutschland insgesamt ein hohes Gut darstellt. Auf übergeordneter, gesellschaftlicher Ebene ist das Verhältnis des Menschen zur Natur und biologischen Vielfalt jedoch ein Paradoxon. Besonders deutlich wird dies daran, dass aktuell wie auch in Vorgängerstudien – und im bisherigen wie auch im neuen Bewusstseinsindikator für biologische Vielfalt – wiederholt sichtbar wird, dass Angehörige der gehobenen Milieus ein deutlich höheres Naturbewusstsein äußern als Angehörige der gesellschaftlichen Mitte oder der sozial schwächer gestellten Milieus. Im Gegensatz zu diesen haben gesellschaftlich besser gestellte Personenkreise aber eine deutlich schlechtere Ökobilanz und einen ressourcenintensiveren Lebensstil (zum Beispiel durch Energieverbrauch oder Fernreisen). Naturbewusstsein 2021 > Einführung 1 Einführung Die vorliegende Studie „Naturbewusstsein 2021“ ist eine repräsentative Bevölkerungsbefragung zu Natur und biologischer Vielfalt in Deutschland. Im Auftrag des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) und des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) werden die Naturbewusstseinsstudien seit 2009 im Zweijahresrhythmus durchgeführt und publiziert. Die Naturbewusstseinsstudie untersucht, wie die Menschen in Deutschland Natur wahrnehmen, wie sie sich für ihre Erhaltung einsetzen und wie sie aktuelle Fragen der Naturschutzpolitik beurteilen. Als Monitoring gesellschaftlicher Trends stellt sie aktuelle und empirisch abgesicherte Daten bereit, die für die Naturschutzpolitik, den öffentlichen Diskurs und die Bildungsarbeit eine wertvolle Grundlage bieten. Die Grundgesamtheit der vorliegenden Studie bildet die deutschsprachige Wohnbevölkerung ab 18 Jahren. Befragt wurden 2.410 Personen, im Zeitraum von Anfang Oktober bis Mitte November 2021. Für die Datenerhebung wurde ein Mixed-Method-Design verwendet: Etwa die Hälfte der Interviews wurde als computergestützte persönliche Befragung (CAPI) durchgeführt, die andere Hälfte als Online-Befragung (CAWI). Dieses Hybridverfahren wurde angewandt, um untersuchen zu können, ob eine Variation der Erhebungsmethodik (CAPI, CAWI) die Ergebnisse der Befragungen beeinflusst. Neben der Hauptstudie zum Naturbewusstsein der Erwachsenenbevölkerung wurde im Dezember 2021 eine gesonderte Erhebung des Naturbewusstseins Jugendlicher durchgeführt. Die Jugenderhebung ist repräsentativ für die deutschsprachigen 14- bis 17-Jährigen. Dabei kamen hauptsächlich Online-Befragungen zum Einsatz (800 Interviews). Um auch Jugendliche zu befragen, die online nur schwer zu erreichen sind, wurde die Erhebung um persönlich-mündliche Interviews ergänzt (204 Interviews). Diese Broschüre stellt primär die Ergebnisse der Erwachsenenbefragung vor. Allerdings wird bei Fragen, die sowohl den Erwachsenen als auch den Jugendlichen gestellt wurden, auch auf die Befunde der Jugendbefragung eingegangen. Vertiefende Ergebnisse der Jugendbefragung werden zu einem späteren Zeitpunkt in einem Bericht des BfN veröffentlicht. Die Konzeption der Studie erfolgte durch Dr. Christoph Schleer und Naima Wisniewski von der SINUS Markt- und Sozialforschung GmbH, Dr. habil. Fritz Reusswig vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) und durch die Fachbetreuung von BMUV und BfN. Die Datenerhebungen wurden von der Ipsos GmbH durchgeführt. Bei der Konstruktion der Erhebungsinstrumente und der Interpretation der Daten wurde das Projektteam durch eine Arbeitsgruppe aus Expertinnen und Experten beratend begleitet, dazu gehörten: Prof. Dr. Sebastian Bamberg (Fachhochschule Bielefeld), Dr. Nicole Bauer (WSL Schweiz), Prof. Dr. Stefanie Engel (Universität Osnabrück), Prof. Dr. Immo Fritsche (Universität Leipzig), Prof. Dr. Ulrich Gebhard (Universität Hamburg), Prof. Dr. Armin Lude (Pädagogische Hochschule Ludwigsburg), Dr. Manuel Rivera (Institut für transformative Nachhaltigkeitsforschung), Prof. Dr. Johan Rockström (Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung) und Dr. Zita Sebesvari (United Nations University). 1.1 Zielsetzung und Konzept Die Naturbewusstseinsstudie ist ein Instrument für das Monitoring des gesellschaftlichen Bewusstseins für Natur, Naturschutz und biologische Vielfalt. Die Untersuchungen zum Naturbewusstsein sind in der „Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt“ (NBS) als konkretes Handlungsziel verankert. Die Studien erheben die Daten, die für die Berechnung des in den Berichtspflichten zur NBS vereinbarten Indikators zur „Bedeutsamkeit umweltpolitischer Ziele und Aufgaben“ erforderlich sind (der sogenannte „Gesellschaftsindikator“). Darüber hinaus sollen auf Basis der Befunde maßgebliche Hinweise für den Erfolg und die Akzeptanz von Naturschutzpolitik, die allgemeine und zielgruppenspezifische Naturschutzkommunikation und die Bildungsarbeit abgeleitet werden. Um gesellschaftliche Trends im Naturbewusstsein aufzudecken, wird in jeder Naturbewusstseinsstudie ein Grundgerüst an gleichbleibenden Fragen gestellt. Darüber hinaus werden bei jeder Studie neue Themenfelder in den Blick genommen, die an aktuellen Diskussionen und naturschutzpolitischen Aufgabenfeldern anknüpfen. Die Befragungen zur vorliegenden Naturbewusstseinsstudie wurden im Herbst 2021 durchgeführt und anschließend ausgewertet und verschriftlicht. Die hier präsentierten und in 2022 veröffentlichten Ergebnisse geben daher das gesellschaftliche Bewusstsein der Bevölkerung zum Erhebungszeitraum Ende 19 Naturbewusstsein 2021 > Einführung 2021 wieder. Hierbei ist zu bedenken, das jüngere Ereignisse, wie die aktuelle Krisenlage durch den Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine sowie damit verbundene Debatten über die Energie- und Lebensmittelversorgung, hier nicht miterfasst sind. Schwerpunktthema der Naturbewusstseinsstudie 2021 ist der Themenkomplex „Ökologische Krisen, Wandel und Erhalt von Natur und Landschaft“. Hintergrund für diese Schwerpunktsetzung ist die besondere Situation der Jahre 2020 und 2021. Zum Zeitpunkt der Befragung (Herbst 2021) befand sich Deutschland bereits über eineinhalb Jahre in der Corona-Pandemie. Um die Ausbreitung des Virus zu verhindern und eine Überlastung des Gesundheitssystems zu vermeiden, wurden phasenweise drastische Maßnahmen der Kontaktbeschränkung ergriffen, die das öffentliche und private Leben stark einschränkten, aber auch viele Wirtschaftsbereiche massiv getroffen haben. Auch aus Naturschutzsicht ist die Corona-Krise von Bedeutung. Zum einen gibt es viele wissenschaftliche Hinweise darauf, dass der Ausbruch der Pandemie durch das Corona-Virus, das Menschen wie Tiere befallen kann, durch eine Kombination aus fortschreitender Naturzerstörung, Übernutzung natürlicher Ressourcen und Wildtierhandel herbeigeführt wurde (siehe unter anderem Gibb et al. 2020, Rulli et al. 2021). Zum anderen führte die massive Beschränkung sozialer Kontakte dazu, dass viele Menschen verstärkt die „freie Natur“ aufgesucht haben, um das eigene Zuhause zeitweise verlassen zu können. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, ob und gegebenenfalls wie Corona das Naturbewusstsein der Deutschen verändert hat (siehe hierzu Kapitel 3). Bei einem Krisenschwerpunkt ist es unumgänglich, dass sich die vorliegende Naturbewusstseinsstudie auch mit der Klimakrise beschäftigt. Auf deren massive Bedeutung für Mensch und Natur verweist die Wissenschaft spätestens seit Gründung des IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) im Jahr 1988. Je näher die periodischen Berichte dieses weltweiten Wissenschaftsgremiums an die Gegenwart rücken, desto eindringlicher und mahnender werden sie. Im Jahr 2019 nahm das Klimathema in der öffentlichen Wahrnehmung weltweit einen deutlichen Aufschwung. Ausgelöst durch die immer größer werdenden Massenproteste der stark von Kindern und Jugendlichen geprägten Fridays-for-Future-Bewegung nahm die allgemeine Wahrnehmung einer Krisensituation ebenso zu wie die Erwartung, die Politik müsse mehr gegen die Klimakrise tun. Die CoronaKrise beraubte dieser Bewegung ihres mächtigsten Mittels – der Demonstration im öffentlichen Raum. 20 Trotz der medialen Dominanz der Corona-Krise ist das Klimathema auch in den Jahren 2020 und 2021 im öffentlichen Bewusstsein geblieben. Verschiedene Indikatoren (zum Beispiel gute Wahlergebnisse für Parteien, die der Klimakrise hohe Priorität einräumen oder höhere Marktanteile für klimafreundliche Geldanlagen) deuten darauf hin, dass wir eine neue Qualität des Klima- und Umweltbewusstseins erreicht haben. Dafür spricht auch die prominente Rolle, die das Klima im Regierungsprogramm der im Herbst 2021 gewählten Ampelkoalition spielt. Mit dem Thema Klimakrise befasst sich die vorliegende Studie schwerpunktmäßig in den Kapiteln 2 und 4. Die Biodiversitätskrise schließlich beschäftigt die Naturbewusstseinsstudie naturgemäß durchgängig und seit es sie gibt. Auch in der vorliegenden Studie wird in allen Kapiteln auf eine ihrer Facetten eingegangen, insbesondere auf die Bereiche Verlust der Artenvielfalt und Verlust der Lebensräume. Vor dem Hintergrund dieser multiplen Krisenlagen (siehe Settele 2020) stellte sich die Frage, wie diese drei erwähnten sich zu weiteren Krisen der gesellschaftlichen Naturverhältnisse verhalten und wie diese sich dann im Bewusstsein der Menschen „abbilden“. Dazu bedient sich die Naturbewusstseinsstudie 2021 eines mittlerweile auch umweltpolitisch bedeutsam gewordenen wissenschaftlichen Ansatzes: dem Konzept der planetaren Grenzen (planetary boundaries) (siehe Rockström et al. 2009, Steffen et al. 2015). Mit diesem Konzept wird versucht, ein interdisziplinär abgesichertes, aber gleichzeitig in Politik und Öffentlichkeit verständliches Zielsystem für das Wirken der Menschheit im Kontext planetarer Ökosysteme zu finden. Die Leitfrage lautet: In welchen Umweltbereichen befinden wir uns global gesehen noch in einer weitgehend unproblematischen, weil nachhaltig fortsetzbaren Zone, wo es kritisch wird, und wo haben wir die Grenzen überschritten, jenseits derer massive Krisen drohen? Neben Themen wie Überdüngung in der Landwirtschaft oder Versauerung der Ozeane werden auch die Klimakrise und der Verlust der Biodiversität untersucht. Nach dem Konzept der planetaren Grenzen sind wir beim Klimawandel in einer kritischen Zone, haben aber noch eine geringe Chance auf Einhaltung der Klimaziele des Pariser Abkommens. Im Bereich des Artenverlusts sind wir bereits jenseits der „planetaren Grenze“ angekommen. In der Naturbewusstseinsstudie 2021 wollten wir wissen, ob sich diese wissenschaftliche Problemwahrnehmung auch im Bewusstsein der Bevölkerung spiegelt. Darüber hinaus fragt die vorliegende Studie nach der Notwendigkeit einer sozial-ökologischen Transformation und nach der Rolle, die jeder und jede Einzelne Naturbewusstsein 2021 > Einführung dabei spielen kann (siehe hierzu Kapitel 2). Angesichts der Dramatik der Folgen der Klimakrise – sie haben mit der Jahrhundertflut des Sommers 2021 vor allem in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz einen weiteren Beleg gefunden – und des weltweiten Biodiversitätsverlusts mehren sich die Stimmen derjenigen, die einen grundsätzlichen Wandel unserer Lebensund Wirtschaftsweisen für erforderlich halten. Technologien, Konsum- und Lebensstile, Geschäftsund Wirtschaftsmodelle und auch Politikkonzepte müssten sich grundlegend wandeln, damit die Überschreitung der planetaren Grenzen vermieden oder rückgängig gemacht werden kann. Diese Haltung wird – mit unterschiedlichen Akzentsetzungen – in weiten Teilen der Wissenschaft und der Naturschutzund Umweltbewegung geteilt. Gleichzeitig lässt sich beobachten, dass es gegen diese Forderung und die ihr zugrundeliegende Deutung auch Widerstände gibt. Nicht alle Menschen schätzen die Dramatik der sozialökologischen Krisen so massiv ein, und nicht alle Menschen würden eine sozial-ökologische Transformation begrüßen. Für viele mag die Aussicht darauf mit Unsicherheiten und Ängsten behaftet sein, die sich nicht nur aus ideologischen Vorbehalten, sondern auch aus Sorgen vor den materiellen Konsequenzen für ihr persönliches und berufliches Lebensumfeld speist. In der Naturbewusstseinsstudie 2021 wird untersucht, wie groß die Bereitschaft für einen umfassenden Wandel tatsächlich ausfällt. Der Themenkomplex zur biologischen Vielfalt15 (siehe hierzu Kapitel 6) gehört zum festen Bestandteil jeder Naturbewusstseinsstudie. Anhand von Wissens-, Einstellungs- und Verhaltensabfragen misst er das gesellschaftliche Bewusstsein für die Bedeutung der biologischen Vielfalt und damit den sogenannten „Gesellschaftsindikator“ der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt (NBS). Dieser seit 2009 verwendete Indikator wurde in einem eigenen Forschungsprojekt unter Leitung von Prof. Dr. Sebastian Bamberg (Fachhochschule Bielefeld) einer Revision unterzogen, um ein breiteres Spektrum von umweltverhaltensrelevanten Variablen abzubilden. Im Rahmen der Naturbewusstseinsstudie 2021 wurden der bisherige, etablierte Indikator und die neue, revidierte Form parallel erhoben. Neben dem Themenfeld „Biologische Vielfalt“ wurden weitere Themenbereiche aus den Vorgängerstudien fortgeführt und in Teilen ergänzt. So wurde erneut nach den Einstellungen zu Gentechnik, der Energiewende und der Digitalisierung im Naturschutz gefragt (siehe hierzu Kapitel 5). 1.2 Vorstellung der Sinus-Milieus Seit 2009 wird der soziokulturelle Ansatz des Zielgruppenmodells der Sinus-Milieus in das Forschungsdesign der Naturbewusstseinsstudie integriert. Durch die differenzierte Auswertung der Daten nach Milieuzugehörigkeit der Befragten wird die soziodemographische Analyse um Lebensstil und Wertekomponenten ergänzt. Die Sinus-Milieus gruppieren Menschen, die sich in ihrer Lebensauffassung und Lebensweise ähnlich sind (siehe Flaig und Barth 2018). Dabei handelt es sich um ein wissenschaftlich fundiertes Gesellschaftsmodell. Im Gegensatz zu einem induktiv-empiristischen Vorgehen, nach dem Lebensstiltypen mittels statistischer Ordnungsverfahren wie Cluster- und Korrespondenzanalysen generiert und nicht a priori bestimmt werden, erfolgte die Entwicklung der Sinus-Milieus auf Basis qualitativer Befunde.16 Die Milieuperspektive ersetzt die Untersuchung soziodemographischer Merkmale nicht, sondern ergänzt und verfeinert sie, indem sie grundlegende Werte, die Lebensstil und Lebensziele bestimmen, ebenso berücksichtigt wie Alltagseinstellungen beispielsweise zu Familie, Arbeit, Freizeit und Konsum. Da sich die Gesellschaft stetig fortentwickelt, sind auch die sozialen Milieus ständig in Bewegung. Einerseits führt die wechselnde Konjunktur gesellschaftlich dominanter Werte zu Verschiebungen in der Milieulandschaft, andererseits ist jede Jugendgeneration mit neuen Wertegemengen konfrontiert, woraus neue Milieus entstehen können (siehe Bertram 2021). Daher wurde das deutsche Milieumodell schon einige Male grundlegend überarbeitet, zuletzt 2021. Abbildung 1 zeigt das aktuelle Sinus-Modell für Deutschland. Durch die Aufnahme des Sinus-Milieuindikators17 in das Fragebogendesign der Naturbewusstseinsstudie lassen sich die Angehörigen der verschiedenen Lebenswelten quantitativ auf die Erwachsenenbevölkerung abbilden.18 Dabei wird deutlich, dass die einzelnen Milieus unterschiedliche Anteile der Bevölkerung repräsentieren (siehe Abbildung 1). Das Sinus-Modell für Deutschland 2022 besteht aus zehn unterschiedlichen sozialen Milieus. Da Lebenswelten nicht so (vermeintlich) exakt – etwa nach Einkommen oder Schulabschluss – eingrenzbar sind wie soziale Schichten19, sind die Grenzen zwischen den Lebenswelten fließend. SINUS nennt das die „Unschärferelation der Alltagswirklichkeit“. Dabei handelt es sich um einen zentralen Bestandteil des Milieu-Konzepts: 21 Naturbewusstsein 2021 > Einführung Abbildung 1: Die Sinus-Milieus in Deutschland 2021 Soziale Lage und Grundorientierung Soziale Lage Oberschicht / Obere Mittelschicht Mittlere Mittelschicht Traditionelles Milieu 10 % AdaptivPragmatische Mitte 12 % NostalgischBürgerliches Milieu 11 % Untere Mittelschicht / Unterschicht Grundorientierung Postmaterielles Milieu 12 % KonservativGehobenes Milieu 11 % Prekäres Milieu 9% Tradition Pflichterfüllung, Ordnung Modernisierung Individualisierung, Selbstverwirklichung, Genuss Zwischen den verschiedenen Lebenswelten gibt es Berührungspunkte und Übergänge. Erst dadurch wird es möglich, von einem lebensechten Modell zu sprechen. Expeditives Milieu 10 % Milieu der Performer 10 % KonsumHedonistisches Milieu 8% NeoÖkologisches Milieu 8% Neuorientierung Multi-Optionalität, neue Synthesen teverfalls. Besonders von der verantwortungslosen Spaß- und Wegwerfgesellschaft distanziert man sich demonstrativ. Sie äußern entsprechend deutlich den Wunsch nach (mehr) Ordnung, Disziplin, Balance und Nachhaltigkeit. Nachfolgend werden die Profile der Sinus-Milieus vorgestellt. Soziodemographische Merkmale: Konservativ-Gehobenes Milieu ❯ Milieu mittleren bis höheren Alters: das Durchschnittsalter liegt bei 55 Jahren. Das Konservativ-Gehobene Milieu repräsentiert die alte strukturkonservative Elite mit einer klassischen Verantwortungs- und Erfolgsethik und klaren Exklusivitäts- und Statusansprüchen. Typisch sind der Wunsch nach Ordnung und Balance und das Selbstbild als Fels in der Brandung postmoderner Beliebigkeit. Konservativ-Gehobene haben das Selbstverständnis des klassischen, konservativen Establishments. Ihre Schlüsselwerte sind zum einen Pflichtbewusstsein, Zielstrebigkeit, Ernsthaftigkeit und Verantwortung gegenüber sich und der Gesellschaft. Zum anderen sind sie Verfechter christlich-humanistischer Grundsätze und konservativ-bürgerlicher Werte: Tradition, intakte Familie, Seriosität, Anstand, Bildung und Kultiviertheit, Autorität, Glaube und Religion. Sie sind Kritiker des substanzlosen postmodernen Zeitgeistes und des fortschreitenden Wer- 22 ❯ Mittlere bis höhere Bildungsabschlüsse. ❯ Überwiegend voll berufstätig oder bereits im Ruhestand, leicht überdurchschnittlicher Anteil an Selbständigen, überwiegend in qualifizierten oder leitenden Positionen. ❯ Das Haushaltsnettoeinkommen liegt deutlich über dem Durchschnitt der Gesamtbevölkerung. ❯ Sehr häufig verheiratet; überdurchschnittlich häufig Kinder, die jedoch oft nicht mehr mit im Haushalt leben. Naturbewusstsein 2021 > Einführung Postmaterielles Milieu Das Postmaterielle Milieu ist die engagiert-souveräne Bildungselite mit postmateriellen Wurzeln: Selbstbestimmung und -entfaltung, Gemeinwohl, Diversität und diskriminierungsfreie Verhältnisse sind Ankerwerte. Typisch ist das Selbstbild als gesellschaftliches Korrektiv, besonders als Verfechter von Postwachstum und Nachhaltigkeit. Postmaterielle verstehen sich als progressives Leitmilieu der Gesellschaft, als Trägerinnen und Träger globaler Verantwortung und ökologische Mahnerinnen und Mahner. Sie zeichnet eine selbstbewusst-liberale Grundhaltung aus: Weltoffenheit, Toleranz, kosmopolitische Weltsicht, Anti-Fundamentalismus und Aufklärung sind in dieser Gruppe Leitmaxime. Milieutypisch ist ein postmateriell geprägter Individualismus mit den zentralen Werten Authentizität, Selbstbestimmung und -entfaltung: Man möchte Freiräume für sich selbst schaffen, eigene Ideen realisieren und sich nicht von autoritären Strukturen, starren Abläufen, Sachzwängen und Bürokratie drangsalieren lassen. Grundhaltung. Typisch ist ihre Effizienz-, Wettbewerbs- und Karriereorientierung, verbunden mit dem Streben nach Selbstverwirklichung und einem intensiven Leben. „Flexibel zum Erfolg“ kann als Leitmotiv für das Milieu gelten. Man steckt viel Energie und Risikobereitschaft in die Verfolgung eigener Ziele und vermischt dabei Arbeit, Freizeit und soziales Leben. Soziodemographische Merkmale: ❯ Altersschwerpunkt 40 bis 60 Jahre; Durchschnitt: 46 Jahre. ❯ Hoher Anteil an Paaren, meist verheiratet; häufig mit Kindern. ❯ Mittlere und häufig hohe Bildung. ❯ Hoher Anteil an voll Berufstätigen; leicht überdurchschnittlicher Anteil an Selbständigen; überwiegend in qualifizierten Anstellungen; hohe Haushaltsnettoeinkommen. Soziodemographische Merkmale: ❯ Mittlere Altersgruppen: Schwerpunkt 40 bis 70 Jahre, Durchschnitt: 50 Jahre. ❯ Frauen leicht überrepräsentiert. ❯ Hohe Formalbildung; viele mit akademischen Abschlüssen. ❯ Häufig verheiratet; mit Kindern im Haushalt. ❯ Höchster Anteil an Akademikerinnen und Akademikern, höchster Anteil an Selbständigen, überdurchschnittlicher Anteil an Beamtinnen und Beamten im gehobenen Dienst. ❯ Hohe Haushaltsnettoeinkommen. Milieu der Performer Beim Milieu der Performer handelt es sich um die effizienzorientierte und fortschrittsoptimistische Leistungselite unserer Gesellschaft mit liberalem und global-ökonomischem Denken. Die Milieuangehörigen sehen sich selbst als moderne Business-Elite und als Digital-, Lifestyle- und Konsum-Pioniere. In den letzten Jahren zeigen die Performer deutliche Etablierungstendenzen und sind dabei, den früheren visionären Elan allmählich zu verlieren. Performer haben eine von Zielstrebigkeit, Ehrgeiz, Leistungsoptimismus und pragmatischem Denken geprägte Expeditives Milieu Beim Expeditiven Milieu handelt es sich um die ambitionierte kreative Bohème: urban, hip, digital, kosmopolitisch, vernetzt und immer auf der Suche nach neuen Grenzen und unkonventionellen Erfahrungen, Lösungen und Erfolgen. Das Milieu ist stark individualistisch geprägt: Selbstverwirklichung, Einzigartigkeit, Neugierde, Diversity, Coolness und Experimentierfreude sind Ankerwerte. Typisch ist das Selbstbild als stilbewusste und stilbildende postmoderne Elite. Typisch für Expeditive ist eine nonkonformistische, risikoakzeptierende Grundhaltung ohne ideologische Festlegungen. Sie sind offen für alles, wollen Grenzen durchbrechen, Horizonte erweitern, neue Herausforderungen annehmen und auf unkonventionellen Wegen neue Lösungen finden. Viele sehen das Leben als Spiel – und die ganze Welt als ihre Bühne. Und alle haben sie eine grundsätzliche Neugier und Toleranz gegenüber unterschiedlichen Lebensformen und Kulturen. Soziodemographische Merkmale: ❯ Junges Milieu: über ein Drittel ist unter 30 Jahre, Durchschnitt: 37 Jahre. ❯ Viele Ledige und Singles ohne eigene Kinder; viele leben noch im Haushalt der Eltern oder in Wohngemeinschaften. 23 Naturbewusstsein 2021 > Einführung ❯ Hohe Formalbildung: die Hälfte hat Abitur oder ein abgeschlossenes Studium. ❯ Überdurchschnittlicher Anteil an voll Erwerbstätigen; überdurchschnittliche Haushaltsnettoeinkommen. Neo-Ökologisches Milieu Das Neo-Ökologische Milieu ist ein neu entstandenes Milieu, das auf globale Vernetzung, sozialen Mehrwert und die Postwachstumsgesellschaft setzt. Kennzeichnend für diese Lebenswelt sind neue Wertesynthesen: Disruption und Pragmatismus, Erfolg und Nachhaltigkeit, Party und Protest. Die Mitglieder dieses Milieus zeigen einerseits ausgeprägte Selbstentfaltungswerte wie Unabhängigkeit, Selbstbestimmung, Authentizität und Offenheit für das Experimentieren mit alternativen Lebensentwürfen, andererseits stehen sie für Verantwortungsethik, ökologisches Bewusstsein und soziales Gewissen. Dabei grenzen sie sich deutlich von Untergangsrhetorik und Lamentiererei ab: Es hilft nichts, das Korallensterben oder das Austrocknen der Wälder im Harz zu beklagen, gefragt sind Realismus und Anpassungsfähigkeit – ein progressiver Pragmatismus, der nach alternativen Lösungen sucht (zum Beispiel das Lastenrad als Alternative zum Auto) und sich auf wenige, nicht mehr verhandelbare Kernpositionen konzentriert. Neo-Ökologische sind relevante Initiationspunkte für Veränderungsprozesse, da sie Modernisierung und Umdenken befürworten und grundsätzlich offen sind für verändertes Verhalten, sie haben allerdings eine deutlich geringer ausgeprägte Leitbildfunktion für Milieus der Mitte oder der Oberschicht als zum Beispiel das Postmaterielle Milieu. Milieu der Adaptiv-Pragmatischen Mitte Beim Milieu der Adaptiv-Pragmatischen Mitte handelt es sich um den modernen Mainstream unserer Gesellschaft mit ausgeprägtem Lebenspragmatismus und Nützlichkeitsdenken sowie hoher Anpassungsbereitschaft. Die Angehörigen dieses Milieus sehen sich als flexible Pragmatikerinnen und Pragmatiker. Typisch ist der Spagat zwischen Erlebnisorientierung und Sicherheitsbedürfnis. Adaptiv-Pragmatische sind zielstrebig und offen für Neues – und haben gleichzeitig ein starkes Bedürfnis nach Verankerung und Zugehörigkeit. Die aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen (vor allem die wahrgenommene Wohlstandspolarisierung) führen in diesem Milieu zu wachsender Unzufriedenheit und Verunsicherung. Adaptiv-Pragmatische sind aufgeschlossen, zielstrebig und anpassungsbereit, gut ausgebildet und organisiert, aber auch konventionell und bodenständig. Von „altbackenen“ Werten, Lebensstilen und Moralvorstellungen grenzt man sich aber ab. Das eigene Leitbild ist: modisch und trendy sein, aber nicht expressiv. Man strebt nach einem gehobenen Lebensstandard, jedoch nicht nach übertriebenem Luxus. Soziodemographische Merkmale: ❯ Männer leicht überrepräsentiert. ❯ Altersschwerpunkt unter 50 Jahren; Durchschnitt: 44 Jahre. ❯ Häufig verheiratet oder mit Partnerin oder Partner zusammenlebend, häufig mit Kindern. ❯ Mittlere und hohe Bildungsabschlüsse; überwiegend voll berufstätig als einfache Angestellte oder Arbeiterinnen und Arbeiter. Soziodemographische Merkmale: ❯ Junges Milieu: zwei Drittel sind unter 50 Jahre; Durchschnitt: 44 Jahre. ❯ Häufig haben alle Personen im Haushalt ein eigenes Einkommen; durchschnittliches Haushaltsnettoeinkommen. ❯ Viele Ledige und Singles ohne eigene Kinder. ❯ Bildungsabschlüsse sind durchschnittlich verteilt. ❯ Zum größten Teil voll- oder teilzeitbeschäftigt; überdurchschnittlicher Anteil an einfachen Angestellten. ❯ Leicht überdurchschnittliche Haushaltsnettoeinkommen. 24 Konsum-Hedonistisches Milieu Das Konsum-Hedonistische Milieu repräsentiert die auf Konsum und Entertainment fokussierte (untere) Mitte, die Spaß haben will im Hier und Jetzt. Die Milieuangehörigen pflegen das Selbstbild als cooler Lifestyle-Mainstream und haben oft ein starkes Geltungsbedürfnis. Viele sind zunehmend genervt vom Diktat der Nachhaltigkeit und politischer Korrektheit. Die Angehörigen dieses Milieus verstehen sich als lässige Lebenskünstlerinnen und Lebenskünstler, die den Alltag packen, im Job funktionieren und in der Naturbewusstsein 2021 > Einführung Freizeit Spaß haben und alle Fünfe gerade sein lassen. Der Wunsch ist groß nach einem intensiven Leben im Hier und Jetzt mit viel Spaß und Action, spontanem Konsum und Luxus. Man gibt sich demonstrativ locker und unbekümmert und nimmt die Dinge, wie sie kommen. Die Lebensmaxime ist auf kurzfristige Bedürfnisbefriedigung ausgelegt und lautet: Gleich genießen („lebe jetzt, zahle später“), nicht warten und sparen. Die Verzichtsbereitschaft ist entsprechend gering und die „Angst“, etwas zu verpassen, groß. Freizeit gilt vielen im Milieu als der eigentliche Lebensraum, in dem man zielstrebig und mit viel Begeisterung spezielle Freizeitinteressen verfolgt (von Mangas bis Motorsport). Soziodemographische Merkmale: ❯ Männer überrepräsentiert. Soziodemographische Merkmale: ❯ Ältere Altersgruppen, Schwerpunkt in der Alterskohorte ab 60 Jahre; Durchschnitt: 61 Jahre. ❯ Überdurchschnittlich viele Alleinlebende und Verwitwete; höchster Anteil an Geschiedenen im Milieuvergleich. ❯ Meist niedrige Bildungsabschlüsse (Hauptschule mit oder ohne Lehre). ❯ Über die Hälfte ist nicht erwerbstätig (Rentnerinnen, Rentner und Arbeitslose); unterdurchschnittlicher Anteil an voll Berufstätigen, häufig Mini-Jobs; stark überdurchschnittlicher Anteil an Angestellten, hoher Anteil an Arbeiterinnen und Arbeitern. ❯ Jüngere bis mittlere Altersgruppen: Schwerpunkt bis 50 Jahre; Durchschnitt: 45 Jahre. ❯ Niedrige Haushaltsnettoeinkommen. ❯ Hoher Anteil an Ledigen; nur jede und jeder Zweite hat Kinder. Nostalgisch-Bürgerliches Milieu ❯ Alle Bildungsabschlüsse vertreten. ❯ Überwiegend voll oder teilweise berufstätig; leicht überdurchschnittlicher Anteil an Selbständigen; in der Regel Facharbeiterinnen und Facharbeiter oder mittlere Angestellte; überdurchschnittlicher Anteil an Arbeitslosen. ❯ Alle Einkommensklassen. Prekäres Milieu Das Prekäre Milieu repräsentiert die um Orientierung und Teilhabe bemühte untere Gesellschaftsschicht, die danach strebt, den gleichen Lebensstandard wie die breite Mitte zu erreichen und sich oft abgehängt fühlt. In diesem Milieu häufen sich soziale Benachteiligungen, Ausgrenzungserfahrungen und Verbitterung. Viele Angehörige dieser Lebenswelt leben in sozial und finanziell schwierigen Verhältnissen, versuchen aber, das Bild des normalen Durchschnittsbürgers (für sich selbst und nach außen) zu wahren. Und viele fühlen sich aufgrund einer Reihe von Defiziten (fehlende Ausbildung, Krankheit, familiäre Probleme, Arbeitslosigkeit) als Benachteiligte – ohne eigene Schuld. Verbreitet ist auch die Wahrnehmung, als Opfer des globalen Wandels und der neoliberalen Reformen unverschuldet ausgeschlossen zu werden. Das Nostalgisch-Bürgerliche Milieu ist die harmonieorientierte (untere) Mitte, die nach gesicherten Verhältnissen und einem angemessenen Status strebt. Diese Gruppe fühlt sich durch den wahrgenommenen Verlust gelernter Regeln und Gewissheiten zusehends überfordert, was zu einer rückwärtsgewandten Sehnsucht nach den „guten alten Zeiten“ führt. Typisch ist das Selbstverständnis als gutbürgerliche Mitte, die von den tonangebenden Eliten zunehmend vernachlässigt wird. Das Nostalgisch-Bürgerliche Milieu sieht sich als Rückgrat der Gesellschaft: vernünftig, verläss­ lich und loyal, leistungs- und anpassungsbereit, realistisch und vorsorgend. Typisch ist das Streben nach geordneten Verhältnissen, nach Harmonie, Balance und Sicherheit – beruflich wie privat. Die Erfüllung im Leben bedeutet privates Glück, Geborgenheit in einer (intakten) Familie und Eingebundensein in die lokale Nahwelt mit einem verlässlichen und akzeptierenden Netzwerk von Freunden, Nachbarn und Vereinen. Soziodemographische Merkmale: ❯ Frauen leicht überrepräsentiert. ❯ Mittlere Altersgruppe und Ältere ab 50 Jahren überrepräsentiert; Durchschnitt: 56 Jahre. ❯ Hauptsächlich mittlere Bildungsabschlüsse; geringer Akademikeranteil. ❯ Hoher Anteil an Verheirateten mit Kindern, die häufig jedoch schon ausgezogen sind; leicht über- 25 Naturbewusstsein 2021 > Einführung durchschnittlicher Anteil an Geschiedenen und Verwitweten. ❯ Überwiegend voll berufstätig oder bereits im Ruhestand; überdurchschnittlicher Anteil an Facharbeiterinnen und Facharbeitern. ❯ Untere bis mittlere Einkommensklassen. Traditionelles Milieu Das Traditionelle Milieu hat seinen Schwerpunkt in der Sicherheit und Ordnung liebenden älteren Generation und ist verhaftet in der kleinbürgerlichen Welt, also in der traditionellen Arbeiterkultur. Typisch ist das Selbstbild als rechtschaffene kleine Leute. Im Zuge fortschreitender gesellschaftlicher Modernisierung setzt sich bei den Milieuangehörigen zunehmend das Gefühl des Abgehängtseins durch. Die Angehörigen des Traditionellen Milieus haben ein hierarchisches, von Konformität und traditionellen Moralvorstellungen geprägtes Weltbild. Sie sind, so ihr Selbstbild, „die kleinen Leute“, rechtschaffen und bodenständig – aber durch die gesellschaftliche Modernisierung zunehmend an den Rand gedrängt. Die Folgen sind: Resignation und Rückzug in die eigene Nische (Heim, Familie, Gemeinde). Traditionelle sind Kritikerinnen und Kritiker des Sittenverfalls (der zu „lockeren Moral“), des umsichgreifenden Anspruchsdenkens und der Überfremdung. Auch werfen sie einen skeptischen Blick auf Globalisierung und Diversity. Die neue Nachhaltigkeitsnorm findet hingegen (in der milieutypischen Form von Anspruchslosigkeit und Sparsamkeit) zunehmend Akzeptanz. Soziodemographische Merkmale: ❯ Frauen überrepräsentiert. ❯ Das älteste Milieu: Schwerpunkt im Alterssegment ab 75 Jahre; Durchschnitt: 70 Jahre. ❯ Kaum Erwerbstätige, viele Rentnerinnen und Rentner und Verwitwete. ❯ Meist niedrige Formalbildung (Grundschule/ Hauptschule). ❯ Kleine bis mittlere Einkommen. 26 1.3 Erläuterungen zur Broschüre In den folgenden fünf Kapiteln werden die Befragungsergebnisse der Naturbewusstseinsstudie 2021 präsentiert. Zentrale Befunde sind in Diagrammen und Tabellen dargestellt. Bei Fragestellungen mit einer mehrstufigen Antwortskala sind alle Antwortkategorien abgebildet. Dabei handelt es sich überwiegend um vierstufige und fünfstufige Skalen: Die ersten beiden Kategorien geben den Grad der Zustimmung an (zum Beispiel „trifft voll und ganz zu“/„trifft eher zu“), die letzten beiden Stufen bilden den Grad der Ablehnung ab („trifft eher nicht zu“/„trifft überhaupt nicht zu“). Bei einer fünfstufigen Skala bringt die mittlere Kategorie („teils, teils“) zum Ausdruck, dass die oder der Befragte unentschieden ist. Gegebenenfalls wird die Kategorie „weiß nicht/keine Angabe“ aufgeführt. Bei den Prozentwerten wurde aus Gründen der besseren Lesbarkeit und Verständlichkeit auf die Angabe von Dezimalstellen verzichtet und die Werte auf ganze Zahlen gerundet. Wenn die Summe der verschiedenen Werte aller Antwortkategorien dabei mehr oder weniger als 100 Prozent ergab, wurde eine Anpassung von maximal 1,4 Prozentpunkten bei der Kategorie „weiß nicht/keine Angabe“ vorgenommen. In sehr seltenen Fällen reichte dieses Vorgehen nicht aus, sodass zusätzlich der höchste Wert geringfügig angepasst wurde. Der Datensatz wurde nach Unterschieden im Antwortverhalten verschiedener Bevölkerungsgruppen untersucht. Dabei berücksichtigt wurden die folgenden soziodemographischen Merkmale der Befragten: Geschlecht, Alter (18 bis 29 Jahre, 30 bis 49 Jahre, 50 bis 65 Jahre, 66 Jahre und älter), formales Bildungsniveau (niedrig, mittel, hoch)20 und Haushaltsnettoeinkommen (bis 999 Euro, 1.000 bis 1.999 Euro, 2.000 bis 3.499 Euro, ab 3.500 Euro). Für eine Auswertung nach Milieuzugehörigkeit wurde – wie in Kapitel 1.2 beschrieben – der Sinus-Milieuindikator in den Fragenkatalog aufgenommen. Signifikante Unterschiede sind im Fließtext erläutert. Zusätzlich wurden besonders interessante Befunde graphisch in Abbildungen oder Tabellen aufbereitet. Zur Überprüfung der statistischen Signifikanz von Befragungsergebnissen wurden etablierte Testverfahren der empirischen Sozialforschung verwendet. Unterschiede im Antwortverhalten von Bevölkerungsgruppen wurden mittels Chi-Quadrat-Test überprüft (siehe Sedlmeier 2013, Eid 2013 oder Janssen und Laatz 2010). Diesem liegt ein für sozialwissenschaftliche Zwecke übliches Konfidenzintervall von 95 Prozent (über- respektive unterrepräsentiert) oder 99 Prozent Naturbewusstsein 2021 > Einführung (stark über- respektive unterrepräsentiert) zu Grunde. Demnach werden Merkmale als überrepräsentiert (überdurchschnittlich) oder unterrepräsentiert (unterdurchschnittlich) in der Stichprobe interpretiert, wenn die Wahrscheinlichkeit dafür bei mindestens 95 Prozent liegt. Als stark überrepräsentiert oder stark unterrepräsentiert werden Merkmale betrachtet, wenn eine Wahrscheinlichkeit von 99 Prozent angesetzt werden kann. In den Abbildungen und Tabellen sind die Über- und Unterrepräsentanzen farbig markiert und in der Legende beschrieben. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die Ergebnisse von Signifikanztests auch von der untersuchten Gruppengröße abhängig sind. Je größer die untersuchte Gruppe (zum Beispiel Personen mit hohen Bildungsabschlüssen), desto eher lässt sich die Signifikanz auch schwacher Über- oder Unterrepräsentanzen nachweisen (siehe Janssen und Laatz 2010, Seite 276). Aus diesem Grund kann es in Einzelfällen vorkommen, dass identische Zahlenwerte als unterschiedlich stark über- oder unterrepräsentiert dargestellt werden. Bei Zeitreihen, also bei Fragestellungen, die sich in jeder Studie wiederholen, wurden parametrische (t-Tests) und nicht-parametrische Testverfahren (Mann-Whitney-Test) herangezogen, um die Signifikanz der Veränderung im Zeitverlauf zu untersuchen. Der Grad der Zustimmung zu einer Frage ebenso wie die Häufigkeit des Auftretens eines Merkmals in einer Bevölkerungsgruppe wurden – wie oben beschrieben – farbig markiert und in der Legende erklärt. Außerdem wurden auch die Ziffern farblich angepasst: Bei überrepräsentierten Werten und Zustimmungen (zum Beispiel „trifft voll und ganz zu“/„trifft eher zu“) sind die Ziffern schwarz gehalten, bei unterrepräsentierten Werten und Ablehnungen („trifft eher nicht zu“/„trifft überhaupt nicht zu“) sind die Ziffern weiß markiert. Damit können auch bei einem Schwarz-Weiß-Ausdruck alle Einfärbungen voneinander unterschieden werden. Bei den Milieugraphiken werden die Überschneidungsflächen zwischen zwei Milieus in der Farbe desjenigen Milieus markiert, das den höheren Prozentwert der darzustellenden Antwortkategorie aufweist. Abbildungen, die neben den Ergebnissen der Erwachsenenbefragung auch die Ergebnisse der Jugendbefragung präsentieren, sind entsprechend gekennzeichnet. Dabei werden „Jugendliche“ als jene Personen bezeichnet, die zwischen 14 und 17 Jahre alt sind. Personen ab 18 Jahren werden in vorliegendem Bericht als „Erwachsene“ verstanden. Ein Überblick über das Antwortverhalten der Erwachsenenbevölkerung kann der Grundauszählung im Anhang entnommen werden. Es sind dort alle abgefragten Themen in der Reihenfolge, wie sie im Fragebogen angeordnet waren, in Tabellenform aufgeführt. Vertiefende Analysen der Jugendbefragung werden in einem gesonderten Bericht des BfN publiziert. Ein wissenschaftlicher Abschlussbericht mit vertiefenden Analysen zum Vergleich des bisherigen und neuen Gesellschaftsindikators „Bewusstsein für biologische Vielfalt“ ist für den Frühling 2023 vorgesehen. Diese Broschüre sowie die Vorgängerstudien und die jeweiligen Vertiefungsberichte stehen auf www.bfn.de/ naturbewusstsein zum Download bereit. In englischer Fassung ist die Basisdatenbroschüre im Frühling 2023 unter www.bfn.de/en/nature-awareness abrufbar. 27 Naturbewusstsein 2021 > Am Limit 2 Am Limit – Wahrnehmung von Belastungsgrenzen der Erde und Veränderungen von Natur und Landschaft 1972 erschien der erste Bericht des 1968 gegründeten Club of Rome. Seine deutsche Ausgabe trug den Titel „Grenzen des Wachstums“, und dieses seinerzeit viel beachtete Buch kann als ein Meilenstein für ein globales Natur- und Umweltbewusstsein betrachtet werden. 21 Mithilfe von Computermodellen wurde erstmals aufgezeigt, dass unbegrenztes Wirtschaftsund Bevölkerungswachstum zu immer mehr Umweltproblemen führen und die Ressourcenbasis der Menschheit aufzehren würde. Für Mitte des 21. Jahrhunderts wurde eine massive Krise prognostiziert. Das Buch löste eine kontroverse Debatte aus und wurde, weil es den Wachstumsoptimismus der Nachkriegszeit infrage stellte, auch heftig angegriffen. Heute, ein halbes Jahrhundert später, führen uns Klimakrise und globaler Biodiversitätsverlust die Begrenztheit und Verletzlichkeit des Planeten sehr deutlich vor Augen. Wir leben im Zeitalter des „Anthropozän“ (siehe Ellis 2020). Zu seinen Kennzeichen gehört, dass wir dabei sind, vielfache Belastungsgrenzen planetarer Ökosysteme zu überschreiten oder dies bereits getan haben. In den letzten Jahren wurde von einer interdisziplinären Wissenschaftsgemeinschaft ein Ansatz entwickelt, der diese planetaren Belastungsgrenzen genauer betrachtet und zu quantifizieren versucht. Das Konzept der Planetaren Grenzen (planetary boundaries) wurde durch Rockström et al. (2009) formuliert und durch Steffen et al. (2015) weiterentwickelt. Die planetaren Grenzen betreffen biologische, chemische und physikalische Prozesse des Erdsystems. Bezugsperiode des Konzepts ist der historische Erdsystemzustand des Holozäns. 22 Mit dem Verlassen dieses Zustands sind Risiken verbunden, weil sogenannte Kipppunkte des Erdsystems erreicht werden, oder weil es zu sich aufschaukelnden Prozessen kommt (siehe Dittrich et al. 2021 für eine genauere Erläuterung). In diesem Konzept werden neun übergreifende Bereiche des Erdsystems betrachtet, die alle voneinander abhängig sind und sich gegenseitig beeinflussen können (siehe Folke et al. 2021, Lade et al. 2019 und Rockström et al. 2021). Vier davon wurden bereits ausgereizt oder gänzlich überschritten: Vor allem in den Bereichen genetische Vielfalt und des Phosphor- und Stickstoffkreislaufs wurden die planetaren Grenzen bereits stark überschritten, aber auch die Bereiche des Klima- und Landnutzungswandels haben den sicheren Hand- 28 lungsraum mittlerweile verlassen. Dadurch steigt die Gefahr, dass die Stabilität der Ökosysteme und damit die Lebensgrundlage der Menschen nachhaltig gefährdet wird. Der Begriff „planetare Grenzen“ könnte den Eindruck erwecken, die Lage sei weltweit schlimm, aber in Deutschland sei „alles in Ordnung“. Das ist jedoch nicht der Fall. So sind die Funktionsfähigkeit der Biosphäre und der Zustand der Biodiversität in Europa teilweise sehr bedenklich, insbesondere was die Artenvielfalt anbelangt (siehe EEA 2019 und IPBES 2021). Auch in Deutschland sind die Bereiche Artenvielfalt und Landschaftsqualität, gefährdete Arten, Erhaltungszustand von Lebensräumen und der ökologische Gewässerzustand weit bis sehr weit vom Zielzustand entfernt (siehe BMU 2021). Das betrifft auch den Insektenbestand. Insekten sind die artenreichste Gruppe aller Lebewesen und stellen gut 70 Prozent der Tierarten weltweit. Damit sind sie ein wesentlicher Bestandteil der Biodiversität und finden sich in nahezu jedem Lebensraum. Bei Erhebungen in 63 deutschen Schutzgebieten zwischen 1989 und 2016 wurde ein Rückgang von 76 Prozent (im Hochsommer bis zu 82 Prozent) der Fluginsekten-Biomasse festgestellt (siehe Hallmann et al. 2017). Auch wenn mit dieser Methode die Artenzusammensetzung nicht direkt erfassbar ist, kann sie im Zusammenhang mit anderen Untersuchungen doch zeigen, dass in den vergangenen Jahrzehnten die Anzahl der Insektenarten in Deutschland deutlich abgenommen hat (siehe Scherber et al. 2017). Die vom Bundesamt für Naturschutz (siehe BfN 2022) veröffentlichten Roten Listen der gefährdeten Tier-, Pflanzen- und Pilzarten in Deutschland belegen diese negative Entwicklung für mehr als 3.000 Insektenarten (laut Einschätzungen von Expertinnen und Experten). Auch die Rote Liste der Biotoptypen zeigt die negative Entwicklung von Lebensräumen in Deutschland an, die für Insekten lebensnotwendig sind (siehe BfN 2017). Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, inwiefern diese Entwicklungen den Menschen in Deutschland bewusst sind. Daher wird in der vorliegenden Studie danach gefragt, ob und wie Natur- und Landschaftsveränderungen wahrgenommen werden und wie die Menschen die Entwicklung der Biodiversität in Deutschland einschätzen. Dabei wird explizit auch Naturbewusstsein 2021 > Am Limit Jahren stark aufgegriffenes Thema. Dies könnte eine Begründung dafür sein, dass der Zustand der Meere bei der Bevölkerung noch vor dem Klima als besorgniserregend gilt: 36 Prozent der Befragten halten den Zustand der Meere für „sehr bedenklich und instabil“, weitere 35 Prozent für „eher bedenklich“ (siehe Abbildung 2). 23 nach der Wahrnehmung der Entwicklung des Insektenbestandes in Deutschland gefragt. Das eingangs vorgestellte Konzept der planetaren Grenzen stellt den Ausgangspunkt und konzeptionellen Rahmen dar, um spezifischer nach der Wahrnehmung von Facetten der Biodiversitätskrise zu fragen (zum Beispiel: Zustand der Meere, Klima, Lebensräume, Luftqualität). Im Vergleich der Bereiche Klima und Artenvielfalt allerdings wird der Klimawandel für problematischer gehalten als der Verlust von Lebensräumen und Arten: 33 Prozent der Befragten sehen den Zustand des Klimas als „sehr bedenklich und instabil“, weitere 34 Prozent als „eher bedenklich“. Der Zustand der Lebensräume und der Artenvielfalt wird von 26 Prozent für „sehr bedenklich und instabil“ gehalten, von weiteren 39 Prozent für „eher bedenklich“. Auch in diesem Fall dürfte die stärkere mediale und politische Präsenz des Klimathemas im Vergleich zum Thema Biodiversität verantwortlich sein. 2.1 Befindet sich die Erde in einem stabilen Zustand? Der Zustand der Meere ist die größte planetare Sorge der Menschen in Deutschland. Aus vorangegangenen Naturbewusstseinsstudien (siehe insbesondere BMU und BfN 2018) wissen wir, dass sich die Menschen große Sorgen um die Verschmutzung der Weltmeere, beispielsweise durch Plastikmüll, machen – ein in den Massenmedien vor einigen Abbildung 2: Wahrnehmung der planetaren Grenzen bei Erwachsenen Die Erde bietet viele Ressourcen und Lebensgrundlagen, die für das Wohlergehen der Menschen verlässlich und in ausreichender Menge vorhanden sein müssen. Die Stabilität dieser Lebensgrundlagen ist auch notwendig, um Belastungen der Natur durch den Menschen ausgleichen zu können. Bitte bewerten Sie, ob die weltweite Situation in folgenden Bereichen sehr bedenklich und instabil, eher bedenklich, teils/teils, eher nicht bedenklich oder gar nicht bedenklich und stabil ist. sehr bedenklich und instabil -- teils / teils 0 gar nicht bedenklich und stabil ++ eher bedenklich - eher nicht bedenklich + kann ich nicht beurteilen / keine Angabe X Zustand der Meere -- - 0 + ++ 36 35 19 7 21 33 Klima Lebensräume und Artenvielfalt 34 26 Fähigkeit der Erde zum Ausgleich menschlicher Belastungen, zum Beispiel durch Chemie und künstliche Stoffe 24 Ozonschicht 23 Landnutzung und Flächenverbrauch, zum Beispiel durch Agrar- und Holzwirtschaft, Siedlungen und Verkehr Kreisläufe in der Natur, zum Beispiel der Austausch natürlicher Stoffe zwischen Luft, Wasser und Boden 39 35 35 16 8 24 7 22 24 36 31 21 9 3 4 10 4 4 25 10 31 3 4 13 33 33 14 4 3 Luftqualität 13 34 32 13 3 5 Trinkwasserzugang 12 0 31 10 20 30 40 50 60 6 15 32 70 80 90 X 4 100 Angaben in Prozent 29 Naturbewusstsein 2021 > Am Limit liegt bei sechs Prozent im Bereich Trinkwasserzugang. Vor diesem Hintergrund haben die Menschen in der Naturbewusstseinsstudie 2021 die Frage „Befindet sich die Erde in einem stabilen Zustand?“ mit einem eindeutigen „Nein“ beantwortet. Die Fähigkeit der Erde zum Ausgleich menschlicher Belastungen, etwa durch Chemie und künstliche Stoffe, sehen 24 Prozent als „sehr bedenklich und instabil“, weitere 35 Prozent als „eher bedenklich“. Ähnlich verhält es sich mit der Ozonschicht: Von 23 Prozent wird sie als „sehr bedenklich und instabil“ eingestuft, von weiteren 35 Prozent als „eher bedenklich“. Frauen betrachten den Zustand der Erde insgesamt etwas häufiger mit Sorge als Männer. Beispielsweise wird das Klima von 71 Prozent der Frauen als sehr oder eher bedenklich wahrgenommen, bei den Männern sind es 63 Prozent. Im Altersvergleich fällt auf, dass die 18- bis 29-Jährigen in vier der neun abgefragten Bereiche – Weltmeere, Ausgleich menschlicher Belastungen, Ozonschicht und Trinkwasser – den Zustand der Erde unterdurchschnittlich häufig als sehr oder eher bedenklich einstufen (siehe Tabelle 1). Die Unterschiede sind jedoch nicht groß, vielmehr zeigt sich eine generationenübergreifende Einhelligkeit der Besorgnis. Auch die Unterschiede beim Einkommen sind nur vereinzelt statistisch relevant: Befragte mit hohem Haushaltsnettoeinkommen (über 3.500 Euro) sind in den Bereichen Meere, Klima und Landnutzung/Flächenverbrauch etwas häufiger Weiter hinten in der Belastungswahrnehmung rangieren Landnutzung und Flächenverbrauch („sehr bedenklich und instabil“: 16 Prozent, „eher bedenklich“: 36 Prozent), die Luftqualität („sehr bedenklich und instabil“: 13 Prozent, „eher bedenklich“: 34 Prozent), natürliche Kreisläufe („sehr bedenklich und instabil“: 13 Prozent, „eher bedenklich“: 33 Prozent) und der Trinkwasserzugang („sehr bedenklich und instabil“: zwölf Prozent, „eher bedenklich“: 31 Prozent). Insgesamt fällt auf, dass der Zustand des Erdsystems in keinem der abgefragten Bereiche auch nur ansatzweise von einer Mehrheit der Befragten als „gar nicht bedenklich und stabil“ eingeschätzt wird. Der maximale Zustimmungswert für diese Antwortkategorie Tabelle 1: Wahrnehmung der planetaren Grenzen bei Erwachsenen nach Geschlecht, Alter, Bildung und Einkommen Bitte bewerten Sie, ob die weltweite Situation in folgenden Bereichen sehr bedenklich und instabil, eher bedenklich, teils/teils, eher nicht bedenklich oder gar nicht bedenklich und stabil ist. Antwortkategorie: „sehr/eher bedenklich“ W Alter (Jahre) 30 bis 50 bis über niedrig mittel hoch 49 65 65 Ø M Zustand der Meere 71 ↓ 67 75 ↑ ↓ ↓ 64 71 75 ↑ 71 ↓ ↓ 65 Klima 67 ↓ 63 71 ↑ 63 66 69 70 64 Lebensräume und Artenvielfalt 65 ↓ 61 69 ↑ 60 66 69 63 ↓ ↓ 59 Fähigkeit der Erde zum Aus­ gleich menschlicher Belastun­ gen, zum Beispiel durch Chemie und künstliche Stoffe 59 ↓ ↓ 54 64 ↑ ↑ ↓ 52 59 65 ↑ ↑ 57 Ozonschicht 58 ↓ 54 62 ↑ ↓ 51 55 64 ↑ ↑ Landnutzung und Flächenver­ brauch, zum Beispiel durch Agrarund Holzwirtschaft, Siedlungen und Verkehr 52 50 54 47 54 Kreisläufe in der Natur, zum Beispiel der Austausch natür­ licher Stoffe zwischen Luft, Wasser und Boden 47 ↓ 44 51 ↑ 45 Luftqualität 46 ↓ 40 50 ↑ Trinkwasserzugang 43 41 46 bis 29 Haushaltsnetto­ einkommen (Euro) Bildung Angaben in Prozent stark überrepräsentiert ↑ ↑ 30 Durch­ Geschlecht schnitt bis 999 1.000 2.000 3.500 bis bis und 1.999 3.499 mehr 75 ↑ 75 ↑ 69 71 69 76 ↑ 69 70 65 65 66 71 ↑ 69 ↑ 67 63 63 65 69 55 62 60 63 59 56 62 58 57 61 56 54 59 58 59 53 51 ↓ ↓ 45 55 56 ↑ 51 51 50 58 ↑ 47 48 48 45 49 49 43 49 45 51 44 45 50 45 42 50 ↑ 46 49 47 45 47 ↓ 37 44 47 43 ↓ 39 48 ↑ 43 43 43 43 44 überrepräsentiert ↑ unterrepräsentiert ↓ stark unterrepräsentiert ↓ ↓ Naturbewusstsein 2021 > Am Limit Tabelle 2: Wahrnehmung der planetaren Grenzen bei Erwachsenen nach Milieus Bitte bewerten Sie, ob die weltweite Situation in folgenden Bereichen sehr bedenklich und instabil, eher bedenklich, teils/teils, eher nicht bedenklich oder gar nicht bedenklich und stabil ist. Ø = Durchschnitt PER = Performer ADA= Adaptiv-Pragmatische Mitte NOB = Nostalgisch-Bürgerliche KOG = Konservativ-Gehobene EPE = Expeditive HED = Konsum-Hedonisten TRA = Traditionelle PMA = Postmaterielle NÖK = Neo-Ökologische PRE = Prekäre Antwortkategorie: „sehr/eher bedenklich“ Ø KOG PMA PER EPE NÖK ADA HED PRE NOB TRA Angaben in Prozent Zustand der Meere 71 81 ↑ ↑ 91 ↑ ↑ 70 77 72 ↓ ↓ 57 ↓ ↓ 46 ↓ 64 73 73 Klima 67 77 ↑ ↑ 84 ↑ ↑ 70 81 ↑ ↑ 68 ↓ ↓ 57 ↓ ↓ 38 ↓ ↓ 58 ↓ 60 72 Lebensräume und Artenvielfalt 65 73 ↑ ↑ 81 ↑ ↑ 62 73 ↑ 71 ↓ ↓ 55 ↓ ↓ 34 62 68 63 Fähigkeit der Erde zum Ausgleich menschlicher Belastungen, zum Beispiel durch Chemie und künstliche Stoffe 59 69 ↑ ↑ 75 ↑ ↑ 54 67 ↑ 63 ↓ ↓ 51 ↓ ↓ 32 55 58 60 Ozonschicht 58 68 ↑ ↑ 70 ↑ ↑ 56 64 58 ↓ ↓ 48 ↓ ↓ 35 59 57 61 Landnutzung und Flächenverbrauch, zum Beispiel durch Agrar- und Holzwirtschaft, Sied­ lungen und Verkehr 52 63 ↑ ↑ 68 ↑ ↑ 46 57 60 ↑ 48 ↓ ↓ 26 46 51 51 Kreisläufe in der Natur, zum Beispiel der Aus­ tausch natürlicher Stoffe zwischen Luft, Wasser und Boden 47 60 ↑ ↑ 56 ↑ ↑ 48 57 ↑ ↑ 51 43 ↓ ↓ 27 41 ↓ 40 45 Luftqualität 46 55 ↑ ↑ 57 ↑ ↑ 42 54 ↑ 57 ↑ ↑ 44 ↓ ↓ 26 43 42 40 Trinkwasserzugang 43 53 ↑ ↑ 57 ↑ ↑ 42 50 ↑ 48 39 ↓ ↓ 20 40 40 41 stark überrepräsentiert ↑ ↑ überrepräsentiert ↑ besorgt als der Durchschnitt. Im Bildungsvergleich zeigen sich Unterschiede in den Bereichen Meere, Lebensräume und Artenvielfalt, Landnutzung und Flächenverbrauch sowie Trinkwasserzugang. Jeweils sind es Befragte mit niedriger Formalbildung, die die Situation unterdurchschnittlich häufig als sehr oder eher bedenklich bewerten. Postmaterielle und Konservativ-Gehobene sind am stärksten für die Belastungsgrenzen der Erde sensibilisiert. Deutlicher als die soziodemographischen Unterschiede fallen die Milieuunterschiede aus: Über alle abgefragten planetaren Grenzen hinweg sehen die nachhaltigkeitsorientierten Postmateriellen und die verantwortungsbewussten Konservativ-Gehobenen den Zustand der Erde weit überdurchschnittlich häufig mit (großer) Besorgnis. Den Zustand der Meere etwa stufen 91 Prozent der Postmateriellen und 81 Prozent der Konservativ-Gehobenen als sehr oder eher bedenklich ein. Auch die kosmopolitisch orientierten Expeditiven befinden den Zustand der Erde in einigen Bereichen überdurchschnittlich häufig unterrepräsentiert ↓ stark unterrepräsentiert ↓ ↓ für besorgniserregend. Das gilt insbesondere für die Bereiche Klima (sehr/eher bedenklich: 81 Prozent, Durchschnitt: 67 Prozent) und Kreisläufe in der Natur (sehr/eher bedenklich: 57 Prozent, Durchschnitt: 47 Prozent). Das junge Milieu der Neo-Ökologischen sorgt sich überdurchschnittlich häufig um die Bereiche Landnutzung und Flächenverbrauch (sehr/eher bedenklich: 60 Prozent, Durchschnitt: 52 Prozent) sowie Luftqualität (sehr/eher bedenklich: 57 Prozent, Durchschnitt: 46 Prozent). Hierbei handelt es sich stärker um „lokale“ Themen, die in diesem Milieu offenbar mehr Beachtung finden als in anderen. Menschen mit einer erlebnisorientierten, konsumhedonistischen Werteausrichtung sind im Vergleich zu den anderen sozialen Milieus am wenigsten für die Belastungsgrenzen der Erde sensibilisiert. Beispielsweise betrachten in diesem Milieu nur 38 Prozent den Zustand des Klimas als sehr oder eher bedenklich – das sind 29 Prozentpunkte weniger als im Durchschnitt. Zwar nehmen auch die Angehörigen der sozial benachteiligten Lebenswelt mit Blick auf Klima und Meere unterdurchschnittlich häufig problematische Belastungen wahr, ihre Einschätzungen liegen 31 Naturbewusstsein 2021 > Am Limit 2.2 Wahrnehmung von Natur- und Landschaftsveränderungen aber weit weniger vom Bevölkerungsdurchschnitt entfernt als in der Gruppe mit stark konsum-hedonistisch orientierten Werten. Außerdem zeigen die Angehörigen der sozial benachteiligten Lebenswelt in allen anderen Bereichen der planetaren Grenzen ein durchschnittliches Antwortmuster. Die These, dass eine prekäre soziale Lage die Menschen daran hindern würde, globale Belastungsgrenzen nicht wahrzunehmen oder als nicht bedenklich einzuschätzen, trifft hier also nicht zu. Mehrheitlich wird eine überwiegende Verschlechterung des Zustands von Natur und Landschaft in Deutschland wahrgenommen. Siedlungswachstum, landwirtschaftlicher Strukturwandel, Infrastrukturausbau – in den beiden vergangenen Jahrzehnten haben sich die Landschaften in Deutschland verändert. Und die Mehrheit der Deutschen scheint solche Veränderungen auch wahrzunehmen. Dabei geben 50 Prozent an, der Zustand von Natur und Landschaft habe sich in den letzten 20 Jahren überwiegend verschlechtert, während sieben Prozent eher eine Verbesserung wahrnehmen. Keine wesentlichen Veränderungen sehen 37 Prozent, weitere sechs Prozent können keine Angabe machen. Bei der stark durch Nützlichkeitsdenken zu charakterisierenden Adaptiv-Pragmatischen Mitte zeigt sich: Während sie bei lebensweltlich „näheren“ Themen wie Luftqualität oder Trinkwasserversorgung durchschnittliche Bedenklichkeitswerte aufweist, gibt sie sich bei den explizit globalen Themen wie Weltmeere oder Klima eher zurückhaltend besorgt. Das Antwortverhalten der Nostalgisch-Bürgerlichen, die sich selbst als gut bürgerliche Mitte und Rückgrat der Gesellschaft sehen, fällt nur in den Bereichen Klima und natürliche Kreisläufe auf. Jeweils betrachten sie die Situation etwas weniger häufig als sehr oder eher bedenklich. Besonders interessant ist diese Frage im Zeitvergleich, denn in der Naturbewusstseinsstudie 2011 gaben noch 49 Prozent der Befragten an, in den vergangenen 20 Jahren keine Veränderung im Zustand von Natur und Landschaft bemerkt zu haben. Seinerzeit waren nur 27 Prozent der Ansicht, in ihrer Region habe sich der Zustand von Natur und Landschaft verschlechtert. 13 Prozent nahmen eine Verbesserung wahr. Elf Pro- Abbildung 3: Wahrnehmung des Natur- und Landschaftswandels der Erwachsenenbevölkerung nach Milieus Würden Sie sagen, dass sich der Zustand von Natur und Landschaft in Ihrer Umgebung in den letzten 20 Jahren im Großen und Ganzen verbessert hat, gleichgeblieben ist oder verschlechtert hat? Soziale Lage „überwiegend verschlechtert“ Oberschicht / Obere Mittelschicht Mittlere Mittelschicht 0 0 Traditionelles Milieu 54 % NostalgischBürgerliches Milieu 54 % Prekäres Milieu 50 % Tradition stark überrepräsentiert ++ 32 -AdaptivPragmatische Mitte 41 % 0 Untere Mittelschicht / Unterschicht Grundorientierung ++ Postmaterielles Milieu 69 % ++ KonservativGehobenes Milieu 63 % Milieu der Performer 42 % 0 -KonsumHedonistisches Milieu 27 % Modernisierung durchschnittlich 0 0 Expeditives Milieu 50 % unterrepräsentiert - NeoÖkologisches Milieu 44 % Durchschnitt = 50 % Neuorientierung stark unterrepräsentiert -- Naturbewusstsein 2021 > Am Limit ahrgenommene Verschlechterung des Zustands von Natur und Landschaft in der Abbildung 4: W Wahrgenommene Erwachsenenbevölkerung ­E rwachsenenbevölkerung Was genau hat sich verschlechtert? (Offene Abfrage) Klima/Wetter 30 Pflanzen/Bäume/Wälder 23 Landschaft/Natur-/Landschaftsobjekte 22 Natur-/Umweltkatastrophen 17 Tiere/Lebewesen 16 Luft/Luftqualität 14 Meere/Ozeane 10 Umwelt/Natur 8 Landwirtschaft 7 Wasser/Wasserqualität 4 Gewässer/Seen 2 Sonstiges 18 Weiß nicht/keine Angabe 11 0 10 20 30 40 50 60 Basis: nur Personen, die zuvor angaben, der Zustand von Natur und Landschaft habe sich verschlechtert zent konnten keine Meinung abgeben. Damit hat die Wahrnehmung einer Verschlechterung des Zustands von Natur und Landschaft in Deutschland im Zeitvergleich deutlich zugenommen. Eine überwiegende Verschlechterung des Zustands von Natur und Landschaft sehen überdurchschnittlich viele Frauen (54 Prozent), Befragte mit mittlerer Formalbildung (55 Prozent) und Befragte mit niedrigem Haushaltsnettoeinkommen (59 Prozent). Dass die 18bis 29-Jährigen eine Verschlechterung seltener wahrnehmen als der Bevölkerungsdurchschnitt (41 Prozent gegenüber 50 Prozent im Durchschnitt), dürfte eine Folge des gewählten Zeithorizonts (20 Jahre) sein. Im Milieuvergleich sind es vor allem die problembewussten Postmateriellen und die nach Ordnung und Bewahrung strebenden Konservativ-Gehobenen, die der Ansicht sind, dass sich der Zustand von Natur und Landschaft in der eigenen Umgebung in den letzten 20 Jahren verschlechtert hat (69 Prozent respektive 63 Prozent). Die moderne Businesselite (die Performer) und der moderne Mainstream (die Adaptiv-Pragmatische Mitte) sind unterdurchschnittlich häufig von einer Verschlechterung überzeugt (42 Prozent respektive 41 Prozent). Noch deutlich zurückhaltender ist die auf Spaß und Entertainment fokussierte (untere) Mitte. In diesem Milieu sehen nur 27 Prozent eine Verschlechterung von Natur und Landschaft (siehe Abbildung 3). 70 80 90 100 Angaben in Prozent Am häufigsten werden Probleme im Klima sowie im Zustand von Wäldern und Landschaften gesehen. In einer Folgefrage wurden diejenigen, die zuvor angaben, Veränderungen von Natur und Landschaft bemerkt zu haben, jeweils offen, das heißt ohne feste Antwortkategorien, gefragt, was genau sich verbessert oder verschlechtert hat. Von den 165 Befragten, aus deren Sicht sich der Zustand von Natur und Landschaft verbessert hat, konnten 112 (72 Prozent) keine genauen Angaben machen („weiß nicht“). Das deutet darauf hin, dass sich die Wahrnehmung von Verbesserungen weniger an spezifischen Erfahrungen festmacht, denn an allgemeineren Einschätzungen des Naturzustands. Die meisten konkreten Antworten bezogen sich auf eine Verbesserung der Gewässerqualität (fünf Prozent) und eine höhere Luftqualität (vier Prozent). Die 1.208 Personen, die eine überwiegende Verschlechterung des Zustands von Natur und Landschaft festgestellt haben, sehen die Probleme vor allem im Klima (30 Prozent) sowie im Zustand von Wäldern (23 Prozent) und Landschaften (22 Prozent) (siehe Abbildung 4). Sorgen machen sich die Befragten auch mit Blick auf Natur- und Umweltkatastrophen (17 Prozent), die Abnahme der Artenvielfalt (16 Prozent), die geringere Luftqualität (14 Prozent) und den 33 Naturbewusstsein 2021 > Am Limit Deutschland häufiger der Ansicht, dass diese in den letzten zehn Jahren abgenommen haben, als dass sie gleich geblieben sind. Das gilt vor allem für Bienen (wahrgenommene Abnahme: 70 Prozent, gleich geblieben: 20 Prozent) und Schmetterlinge (Abnahme: 63 Prozent, gleich geblieben: 26 Prozent), aber auch für Grünland (Abnahme: 49 Prozent, gleich geblieben: 38 Prozent) sowie für Säume und Blühstreifen (Abnahme: 44 Prozent, gleich geblieben: 36 Prozent). Dass der Bestand der abgefragten Bestandteile von Agrarlandschaften zugenommen hat, glauben jeweils nur wenige der Befragten (siehe Abbildung 5). Zustand der Meere (zehn Prozent). Weitere Nennungen beziehen sich auf den Zustand von Umwelt/Natur allgemein (acht Prozent), die landwirtschaftliche Nutzung von Agrarflächen (sieben Prozent) sowie die Wasser- und Gewässerqualität (vier Prozent respektive zwei Prozent). 2.3 Einschätzung der Entwicklung von Insekten und ihren Lebensräumen in Agrarlandschaften Bei Abfrage der Einschätzung zur Entwicklung des Bienenbestands wurde nicht zwischen Honig- und Wildbienen unterschieden. Wie die Roten Listen belegen (Westrich et al. 2011), sind insbesondere bei den Wildbienen starke Rückgänge festzustellen. Es ist allerdings anzunehmen, dass die Befragten bei ihrer Einschätzung vor allem die Gefährdung der Honigbiene im Sinn hatten. Die Veränderung der Agrarlandschaft und der landwirtschaftlichen Praxis ist eine Haupttriebkraft des beobachteten Rückgangs von Insekten (siehe Hallmann et al. 2017, Seibold et al. 2019, Uhler et al. 2021). Das ist Grund genug, nach der Wahrnehmung der Entwicklung von Insekten und ihren Lebensräumen in Agrarlandschaften zu fragen. 70 Prozent der Erwachsenenbevölkerung in Deutschland glauben, dass der Bestand an Bienen zurückgegangen ist. Ob für diese Wahrnehmungen die eigene Beobachtung oder vielmehr die gesellschaftliche (mediale) Debatte ursächlich ist, kann hier nicht beurteilt werden, im Zeitvergleich zeigt sich aber, dass die Wahrnehmung einer abnehmenden Entwicklung gewachsen Bei allen hier abgefragten Elementen von Agrarlandschaften sind die Bürgerinnen und Bürger in Einschätzung inschätzung der der Erwachsenenbevölkerung Erwachsenenbevölkerungzur zurEntwicklung Entwicklungvon vonBestandteilen Bestandteilen Abbildung 5: E Agrarlandschaften im der Agrarlandschaften im Zeitvergleich Zeitvergleich Wie schätzen Sie die Entwicklung der folgenden Bestandteile von landwirtschaftlich genutzten Gebieten in den letzten zehn Jahren ein? Bitte geben Sie jeweils an, ob Sie meinen, dass der Bestand eher zugenommen hat, etwa gleichgeblieben ist oder eher abgenommen hat. Der Bestand hat eher abgenommen. - Der Bestand hat eher zugenommen. + Der Bestand ist in etwa gleichgeblieben. 0 weiß nicht / kann ich nicht beurteilen X Bienen 2021 2015 Grünland, wie Wiesen und Weiden Säume und Blühstreifen, also Flächen zwischen den Äckern oder zwischen Äckern und Wegen + X 70 20 5 5 8 4 22 63 2015 26 55 2021 38 41 2021 4 32 49 2015 2015 0 66 2021 Schmetterlinge - 45 44 7 8 5 7 6 11 13 36 3 7 Diese Aussage wurde 2015 nicht abgefragt. 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Angaben in Prozent 34 Naturbewusstsein 2021 > Am Limit Tabelle 3: Einschätzung der Erwachsenenbevölkerung zur Entwicklung von Insekten und ihren Lebensräumen in Agrarlandschaften nach Milieus Wie schätzen Sie die Entwicklung der folgenden Bestandteile von landwirtschaftlich genutzten Gebieten in den letzten zehn Jahren ein? Ø = Durchschnitt PER = Performer ADA= Adaptiv-Pragmatische Mitte NOB = Nostalgisch-Bürgerliche KOG = Konservativ-Gehobene EPE = Expeditive HED = Konsum-Hedonisten TRA = Traditionelle PMA = Postmaterielle NÖK = Neo-Ökologische PRE = Prekäre Antwortkategorie: „Der Bestand hat eher abgenommen.“ Ø KOG Bienen 70 72 Schmetterlinge 63 Grünland, wie Wiesen und Weiden Säume und Blühstreifen, also Flächen zwischen den Äckern oder zwischen Äckern und Wegen PMA PER EPE NÖK ADA 85 ↑ ↑ 68 71 67 ↓ ↓ 60 66 82 ↑ ↑ 63 64 62 49 53 63 ↑ ↑ ↓ ↓ 40 50 44 53 ↑ ↑ 51 ↑ 51 ↑ HED PRE NOB TRA ↓ ↓ 56 71 74 74 ↓ ↓ 50 ↓ ↓ 41 60 68 65 55 ↓ ↓ 38 42 50 55 47 42 ↓ 37 ↓ ↓ 32 38 45 44 Angaben in Prozent stark überrepräsentiert ↑ ↑ überrepräsentiert ↑ ist oder sich zumindest verfestigt hat (siehe Abbildung 5). 2015, als diese Frage schon einmal gestellt wurde, gaben 55 Prozent an, einen Rückgang im Bestand an Schmetterlingen bemerkt zu haben, in der aktuellen Studie sind es 63 Prozent. Ähnlich verhält es sich mit dem wahrgenommenen Rückgang von Grünland (2015: 41 Prozent, 2021: 49 Prozent). Bei den agrarstrukturellen Elementen sind keine nennenswerten soziodemographischen Unterschiede zu erkennen, wohl aber bei den Insekten. Der Geschlechtervergleich zeigt, dass Frauen häufiger einen Rückgang im Bestand an Bienen (75 Prozent) und Schmetterlingen (60 Prozent) wahrnehmen als Männer (66 Prozent respektive 57 Prozent). Darüber hinaus macht sich das Alter bemerkbar. So sind es die 50- bis 65-Jährigen, die bei Bienen und Schmetterlingen den Rückgang am stärksten bemerken und die 18- bis 29-Jährigen, die ihn am wenigsten wahrnehmen, was nicht besonders überraschend ist, wenn man bedenkt, dass der Verlust von Insekten schon seit längerer Zeit zu beklagen ist. Bemerkenswert ist, dass die Einschätzung zum abnehmenden Bestand der Schmetterlinge bei den 50- bis 65-Jährigen seit 2015 um fast zehn Prozentpunkte angestiegen ist (2015: 61 Prozent, 2021: 70 Prozent), wobei er in der jüngeren Altersgruppe der 18- bis 29-Jährigen nahezu konstant geblieben ist (2015: 49 Prozent, 2021: 51 Prozent). Bei der Wahrnehmung eines Rückgangs des Bestands der Bienen haben sich die Werte seit 2015 in beiden Altersgruppen kaum geändert (50- bis 65-Jährige, 2015: 73 Prozent, 2021: 74 Prozent; 18- bis 29-Jährige, 2015: 57 Prozent, 2021: 60 Prozent). 43 unterrepräsentiert ↓ stark unterrepräsentiert ↓ ↓ Eine rückläufige Entwicklung von Insekten und ihren Lebensräumen in Agrarlandschaften wird vor allem von den Postmateriellen wahrgenommen. 85 Prozent der Postmateriellen geben an, eine Abnahme im Bestand an Bienen bemerkt zu haben (Durchschnitt: 70 Prozent). Bei Schmetterlingen sind es 82 Prozent (Durchschnitt: 63 Prozent), bei Grünland 63 Prozent (Durchschnitt: 49 Prozent) und bei Säumen und Blühstreifen 51 Prozent (Durchschnitt: 44 Prozent). Im Gegensatz dazu wird die Abnahme von Bestandteilen der Agrarlandschaften in der anpassungsbereiten Adaptiv-Pragmatischen Mitte und in der spaß- und erlebnisorientierten Lebenswelt deutlich weniger wahrgenommen (siehe Tabelle 3). Den meisten Deutschen sind die Gründe für den Insektenrückgang nicht bekannt. Fragt man nach der regionalen Ausprägung des Rückgangs der Insektenvielfalt, dann fällt auf, dass zwischen dem Bezugsraum Deutschland und dem Bezugsraum „weltweit“ kein Unterschied besteht (siehe Abbildung 6): Jeweils sind es 71 Prozent, die der Meinung sind, die Anzahl und Vielfalt der Insekten nehme ab (beide Zustimmungsstufen). Mit Zustimmungswerten von 59 Prozent (Abnahme weltweit) und 61 Prozent (Abnahme in Deutschland) sind es in der Altersgruppe der 18- bis 29-Jährigen deutlich weniger, die von einer Abnahme überzeugt sind. Das gilt vor allem im Vergleich mit der Altersgruppe der 50- bis 65-Jährigen (Abnahme weltweit: 78 Prozent, 35 Naturbewusstsein 2021 > Am Limit ahrgenommener Rückgang der Insektenvielfalt und Kenntnisstand zu den Ursachen – Abbildung 6: W Wahrgenommener Erwachsene und Jugendliche im Vergleich Wie zutreffend finden Sie die folgenden Aussagen? trifft voll und ganz zu ++ teils / teils 0 trifft überhaupt nicht zu -- trifft eher zu + trifft eher nicht zu - weiß ich nicht / kann ich nicht beurteilen X ++ + 0 Weltweit nimmt Erwachsene die Anzahl und Vielfalt der Insekten ab. Jugendliche 35 36 18 In Deutschland nimmt Erwachsene die Anzahl und Vielfalt der Insekten ab. Jugendliche 36 45 31 19 Die Gründe für den Erwachsene Insektenrückgang sind mir bekannt. Jugendliche 26 18 0 10 15 41 11 31 30 40 50 60 12 70 8 7 14 34 26 20 3 17 30 X 5 1 5 13 35 40 - -- 10 5 7 80 5 6 90 100 Angaben in Prozent Das trifft vor allem für Menschen mit einem niedrigen Bildungsabschluss und einem niedrigen Einkommen zu: In diesen Personengruppen sagen weniger als 40 Prozent, die Ursachen seien ihnen bekannt (beide Zustimmungsstufen, siehe Tabelle 4). Abnahme in Deutschland: 76 Prozent) und der Personengruppe mit hohem Haushaltsnettoeinkommen (Abnahme weltweit und Abnahme in Deutschland: jeweils 76 Prozent). Die Gründe für den Insektenrückgang zu kennen, bekunden 45 Prozent der Befragten ab 18 Jahren (beide Zustimmungsstufen), wobei sich nur 19 Prozent wirklich sicher sind („trifft voll und ganz zu“). Dies deutet auf einen Bedarf an weiterer Aufklärung über die Ursachen des Rückgangs der Insektenvielfalt hin. Die Fragen nach dem wahrgenommenen Rückgang der Insektenvielfalt und dem Kenntnisstand zu den Ursachen wurden auch den Jugendlichen gestellt (siehe Abbildung 6). Dabei fällt auf, dass die 14- bis 17-Jährigen – zumindest in Teilen – etwas stärker Tabelle 4: Wahrgenommener Rückgang der Insektenvielfalt und Kenntnisstand zu den Ursachen in der Erwachsenenbevölkerung nach Alter, Bildung und Einkommen Wie zutreffend finden Sie die folgenden Aussagen? Durch­ schnitt Antwortkategorie: „trifft voll und ganz/eher zu“ Haushaltsnetto­ einkommen (Euro) Bildung 30 bis 50 bis über nied­ mittel hoch 49 65 65 rig bis 999 1.000 2.000 3.500 bis bis und 1.999 3.499 mehr Angaben in Prozent Ø bis 29 Weltweit nimmt die Anzahl und Vielfalt der Insekten ab. 71 ↓ ↓ 59 71 78 ↑ ↑ 72 68 75 ↑ 72 71 70 69 76 ↑ In Deutschland nimmt die Anzahl und Vielfalt der Insekten ab. 71 ↓ ↓ 61 70 76 ↑ 73 68 74 72 65 71 69 76 ↑ Die Gründe für den Insektenrückgang sind mir bekannt. 45 43 47 46 44 ↓ ↓ 38 48 51 ↑ ↑ ↓ 37 43 44 53 ↑ ↑ stark überrepräsentiert ↑ ↑ 36 Alter (Jahre) überrepräsentiert ↑ unterrepräsentiert ↓ stark unterrepräsentiert ↓ ↓ Naturbewusstsein 2021 > Am Limit von der abnehmenden Insektenvielfalt überzeugt sind. Deutlich wird das mit Blick auf die höchste Zustimmungsstufe: 45 Prozent der Jugendlichen sind „voll und ganz“ von einem weltweiten Rückgang und 40 Prozent „voll und ganz“ von einem Rückgang in Deutschland überzeugt. Bei den Erwachsenen sind es auf der höchsten Zustimmungsstufe 35 Prozent (weltweite Abnahme) respektive 36 Prozent (Abnahme in Deutschland). Bei der Frage nach dem Kenntnisstand zu den Ursachen für den Insektenrückgang lassen sich keine Unterschiede ausmachen: 18 Prozent der Jugendlichen sind sich sicher, die Gründe zu kennen (Erwachsene: 19 Prozent), weitere 26 Prozent sind sich eher sicher (Erwachsene: 26 Prozent). Prozent, Abnahme in Deutschland: 57 Prozent) und die Angehörigen der spaß- und erlebnisorientierten Lebenswelt (Abnahme weltweit: 40 Prozent, Abnahme in Deutschland: 41 Prozent) weniger von einem Rückgang überzeugt sind. Neben den Postmateriellen sind auch die mobilen, digital und kosmopolitisch orientierten Expeditiven überdurchschnittlich häufig von einer weltweiten Abnahme (80 Prozent) und einem Rückgang in Deutschland (79 Prozent) überzeugt. Im Kreis der Konservativ-Gehobenen – dem klassischen Establishment – meinen 78 Prozent und damit leicht überdurchschnittlich viele, dass die Anzahl und Vielfalt der Insekten weltweit im Rückgang begriffen ist. Kenntnis über die Ursachen für den Insektenrückgang zu haben, bekunden vor allem die gebildeten und aufgeschlossenen Milieus der Postmateriellen (beide Zustimmungsstufen: 61 Prozent) und der Expeditiven (54 Prozent). Wesentlich weniger Wissen attestieren sich die Angehörigen des sozial benachteiligten Milieus (38 Prozent) und die Gruppe mit Die Milieuergebnisse bekräftigen den Befund, dass es vor allem die Postmateriellen sind, die von einer Abnahme der Insektenvielfalt ausgehen (beide Zustimmungsstufen, Abnahme weltweit: 90 Prozent, Abnahme in Deutschland: 89 Prozent), während die Adaptiv-Pragmatische Mitte (Abnahme weltweit: 58 Abbildung 7: Gründe für das Insektensterben – Erwachsene und Jugendliche im Vergleich Bitte wählen Sie zwei Gründe aus, die Sie für das Insektensterben am wichtigsten halten. Einsatz von Pestiziden oder Spritzmitteln Verlust von Lebensräumen für Insekten Klimawandel 69 Erwachsene 72 Jugendliche Erwachsene 68 Jugendliche 68 32 Erwachsene 33 Jugendliche 17 Erwachsene Krankheiten der Insekten 11 Jugendliche 9 Lichtverschmutzung Erwachsene (zum Beispiel durch Straßenlaternen) Jugendliche 10 Erwachsene 1 Andere Gründe Jugendliche 2 0 10 20 30 40 Basis: nur Personen, die zuvor angaben, die Gründe für den Insektenrückgang seien zumindest teils/teils bekannt 50 60 70 80 90 100 Angaben in Prozent 37 Naturbewusstsein 2021 > Am Limit stark konsum-hedonistisch orientierten Werten (26 Prozent). Der Einsatz von Pestiziden und der Verlust von Lebensräumen sind die am häufigsten genannten Gründe für das Insektensterben. Um herauszufinden, welche Ursachen die Befragten im Insektensterben vermuten, wurden diejenigen, die zuvor angaben, einen Rückgang beobachtet zu haben, gebeten, aus einer vorgegebenen Liste die aus ihrer Sicht zwei wichtigsten Gründe auszuwählen. Das Ergebnis ist eindeutig: Am häufigsten werden der Einsatz von Pestiziden (69 Prozent) und der Verlust von Lebensräumen (68 Prozent) genannt. Mit 32 Prozent Nennungen steht der Klimawandel an dritter Stelle. Krankheiten von Insekten (17 Prozent) und Lichtverschmutzung (neun Prozent) spielen nach Ansicht der Befragten eine untergeordnete Rolle (siehe Abbildung 7). Geschlechter-, Bildungs- oder Einkommensunterschiede sind in der Frage nach den Ursachen kaum festzustellen, allerdings differenzieren die Ergebnisse nach dem Alter der Befragten (siehe Tabelle 5): In der Gruppe der 18- bis 29-Jährigen spielen Pestizide und der Verlust von Lebensräumen eine geringere, der Klimawandel eine größere Rolle, bei den 50- bis 65-Jähringen ist es umgekehrt. Krankheiten der Insekten von Erwachsenen häufiger angeführt werden als von Jugendlichen (17 Prozent gegenüber elf Prozent). Die Milieubetrachtung zeigt: Der Einsatz von Pestiziden und der Verlust von Lebensräumen werden vor allem von den Postmateriellen (85 Prozent respektive 81 Prozent) und den sicherheitsbewussten NostalgischBürgerlichen (jeweils 76 Prozent) als Gründe für das Insektensterben hervorgehoben. Hingegen wird der Klimawandel in diesen Milieus unterdurchschnittlich häufig als Begründung angeführt (22 Prozent bei den Postmateriellen, 19 Prozent bei den NostalgischBürgerlichen). In der Adaptiv-Pragmatischen Mitte und der konsum- und erlebnisorientierten Lebenswelt wird der Einsatz von Pestiziden (58 Prozent respektive 54 Prozent) und der Verlust von Lebensräumen (58 Prozent respektive 51 Prozent) weniger als ursächlich gesehen. Vergleichsweise häufig heben die Angehörigen des konsum- und erlebnisorientierten Milieus die Lichtverschmutzung hervor (16 Prozent, Durchschnitt: neun Prozent), die Adaptiv-Pragmatische Mitte verweist stärker auf etwaige Krankheiten der Insekten (25 Prozent, Durchschnitt: 17 Prozent). Auch die Expeditiven betrachten den Verlust von Lebensräumen etwas weniger häufig als ursächlich für den Rückgang der Insektenvielfalt (55 Prozent). Den Klimawandel (41 Prozent) und Krankheiten der Insekten (27 Prozent) führen sie dagegen überdurchschnittlich häufig an. Vergleicht man die Ergebnisse der Erwachsenenbefragung mit den Ergebnissen der Jugendbefragung, lassen sich insgesamt kaum Unterschiede erkennen (siehe Abbildung 7). Lediglich fällt auf, dass etwaige Tabelle 5: Gründe der Erwachsenenbevölkerung für das Insektensterben nach dem Alter Bitte wählen Sie zwei Gründe aus, die Sie für das Insektensterben am wichtigsten halten. Durch­ schnitt Angaben in Prozent Alter (Jahre) Ø bis 29 Einsatz von Pestiziden oder Spritzmitteln 69 ↓ ↓ 57 66 77 ↑ ↑ 70 Verlust von Lebensräumen für Insekten 68 ↓ ↓ 55 66 75 ↑ ↑ 70 Klimawandel 32 42 ↑ ↑ 33 ↓ ↓ 25 31 Krankheiten der Insekten 17 20 18 14 18 Lichtverschmutzung (zum Beispiel durch Straßenlaternen) 9 14 ↑ ↑ 9 ↓ 6 8 Andere Gründe 1 2 2 1 1 stark überrepräsentiert ↑ ↑ unterrepräsentiert ↓ 30 bis 49 50 bis 65 über 65 stark unterrepräsentiert ↓ ↓ Basis: nur Personen, die zuvor angaben, die Gründe für den Insektenrückgang seien zumindest teils/teils bekannt 38 Naturbewusstsein 2021 > Am Limit 2.4 Zustimmung zur Verbreitung von Wildtieren Verbreitung des Fischotters am größten aus („finde ich gut“: 58 Prozent) – gefolgt vom Biber (56 Prozent), dem Luchs (55 Prozent) und der Wildkatze (54 Prozent). Um dem Rückgang der Tiervielfalt entgegenzuwirken, wurde die Wiederverbreitung von verschiedenen Tierarten in der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt als Zielvorgabe festgehalten (siehe BMU 2007). Doch wie stehen die Bürgerinnen und Bürger einer stärkeren Verbreitung von Wildtieren gegenüber? In der Naturbewusstseinsstudie 2013 wurde dieser Frage erstmals nachgegangen. Nachfolgend wird aufgezeigt, was die Bevölkerung in 2021 denkt. Einer Verbreitung von Wölfen stehen die Befragten zurückhaltender gegenüber. 40 Prozent finden es gut, wenn sich der Wolf in Deutschland verbreitet, genauso viele sprechen sich aber dagegen aus. Die stärksten Vorbehalte werden dem Waschbären entgegengebracht. Nur 34 Prozent finden eine Verbreitung gut, 43 Prozent lehnen sie hingegen ab. Angesichts der Tatsache, dass es sich bei Waschbären um eine invasive Art24 handelt, sind diese Ergebnisse aus Naturschutzsicht positiv zu bewerten. Einer Verbreitung des nicht heimischen Waschbärens werden die stärksten Vorbehalte entgegengebracht. Gegenüber der Befragung in 2013 hat die Zustimmung zur Verbreitung der abgefragten Wildtiere abgenommen. Das gilt vor allem für den Waschbären („finde ich gut“, 2013: 48 Prozent, 2021: 34 Prozent) und den Biber („finde ich gut“, 2013: 67 Prozent, 2021: 56 Prozent), aber auch der Luchs, die Wildkatze und (etwas weniger) der Wolf haben an Zuspruch verloren. Bei der Einer Verbreitung von Fischotter, Biber, Luchs und Wildkatze stehen die Bürgerinnen und Bürger positiv gegenüber: Jeweils mehr als die Hälfte der Befragten befürwortet eine Verbreitung und jeweils sind es maximal 25 Prozent, die sich dagegen aussprechen (siehe Abbildung 8). Dabei fällt die Zustimmung für die Abbildung 8: Zustimmung der Erwachsenenbevölkerung zur Verbreitung von Wildtieren im Zeitvergleich Wie finden Sie es, wenn sich die folgenden Tiere in Deutschland verbreiten? finde ich gut ++ ist mir egal 0 Fischotter finde ich nicht gut - 2021 weiß nicht X + 0 - X 58 17 18 7 56 2021 16 22 6 Biber 67 2013 Luchs Wildkatze 14 55 2021 15 64 2013 14 63 2013 13 3 7 17 5 25 14 40 2021 23 14 54 2021 16 7 19 4 40 7 41 6 Wolf 44 2013 9 34 2021 15 43 8 Waschbär 48 2013 0 10 20 14 30 40 50 34 60 70 80 4 90 100 Angaben in Prozent 39 Naturbewusstsein 2021 > Am Limit Tabelle 6: Zustimmung der Erwachsenenbevölkerung zur Verbreitung von Wildtieren nach Alter und Bildung Wie finden Sie es, wenn sich die folgenden Tiere in Deutschland verbreiten? Antwortkategorie: „finde ich gut“ Durch­ schnitt Alter (Jahre) Angaben in Prozent Ø bis 29 Fischotter 58 ↓ ↓ 45 58 64 ↑ ↑ Biber 56 ↓ ↓ 47 58 Luchs 55 ↓ ↓ 44 Wildkatze 54 Wolf Waschbär stark überrepräsentiert ↑ ↑ niedrig mittel hoch 59 57 59 59 57 57 55 56 57 56 62 ↑ ↑ 55 53 59 ↑ 54 ↓ ↓ 46 56 59 ↑ 51 50 57 55 40 ↓ 34 43 44 36 36 40 44 ↑ 34 37 38 30 31 36 32 35 überrepräsentiert ↑ Zustimmung zur Verbreitung des Wolfs fällt weiter auf, dass der Anteil derer, die mit „ist mir egal“ geantwortet haben, zugenommen hat, während der Anteil derer, die eine Verbreitung ablehnen, gegenüber 2013 nahezu konstant geblieben ist (siehe Abbildung 8). Im Vergleich zu den älteren Befragtengruppen – vor allem den 50- bis 65-Jährigen – wird die Verbreitung der abgefragten Wildtiere von den 18- bis 29-Jährigen weniger häufig befürwortet – einzig für den Waschbär trifft das nicht zu (siehe Tabelle 6). Weiterhin zeigt der Bildungsvergleich: Der Wolf ist bei Befragten mit hohen Bildungsabschlüssen am beliebtesten (finde ich gut: 44 Prozent, Durchschnitt: 40 Prozent). Zuspruch für die Verbreitung von Wildtieren kommt vor allem von den Postmateriellen, deutlich weniger von den Angehörigen der konsum- und erlebnisorientierten Lebenswelt. 40 Bildung 30 bis 49 50 bis 65 über 65 unterrepräsentiert ↓ stark unterrepräsentiert ↓ ↓ Die Verbreitung von Wildtieren polarisiert zum Teil stark zwischen den sozialen Milieus: Während die engagiert-souveräne Bildungselite (die Postmateriellen) bei fast allen abgefragten Wildtieren (Ausnahme: Waschbär) einer Verbreitung wesentlich häufiger als der Durchschnitt zustimmt, ist der Zuspruch in der konsum- und erlebnisorientierten (unteren) Mitte deutlich geringer. Beispielsweise sind 70 Prozent der Postmateriellen für die Verbreitung der Wildkatze, in der konsum- und erlebnisorientierten (unteren) Mitte sind es nur 30 Prozent. Weniger Zuspruch kommt auch aus der Adaptiv-Pragmatischen Mitte – das betrifft die Verbreitung des Fischotters (51 Prozent, Durchschnitt: 58 Prozent), des Luchses (47 Prozent, Durchschnitt: 55 Prozent) und der Wildkatze (46 Prozent, Durchschnitt: 54 Prozent). Darüber hinaus zeigt sich, dass die optimistischen und unkonventionell denkenden Neo-Ökologischen von allen Milieus am häufigsten die Verbreitung von Waschbären gut finden (46 Prozent, Durchschnitt: 34 Prozent). Naturbewusstsein 2021 > Die Pandemie 3 Die Pandemie – Verständnis der Bevölkerung für Ursachen und Einfluss auf die Naturbeziehung Seit über zwei Jahren befinden wir uns in einer Pandemie. Die für alle direkt spürbare Reaktion des Staates auf die Infektionsgefahr waren zahlreiche Einschränkungen im Kontakt zu Mitmenschen, die es zeitweilig gegeben hatte. Unter den Corona-Einschränkungen litten besonders die Bereiche Kultur und Gastronomie, bei denen größere Menschenmengen auf engem Raum oder in Innenräumen zusammenkommen. Hingegen sind Aktivitäten im Außenbereich, vor allem solche, die ohne größere Menschenansammlungen stattfinden können, weniger stark betroffen. Damit hat die Corona-Krise den Aufenthalt in der Natur – vom Stadtpark bis zum Naturschutzgebiet – für die Menschen objektiv attraktiver gemacht. Untersuchungen zum Internet-Suchverhalten in zwölf EU-Ländern zeigen, dass die Aufmerksamkeit für (lokale) Natur und naturbezogene Aktivitäten während der Phasen massiver Kontakteinschränkungen deutlich gewachsen ist (siehe Rousseau und Deschacht 2020). Mithilfe mobiler Tracking-Daten konnte für Oslo gezeigt werden, dass die Nutzung der städtischen Parks und stadtnahen Wälder während des Lockdowns um fast 300 Prozent über dem Wert normaler Jahre lag (siehe Venter et al. 2021). Weiterhin haben etwa 70 Prozent der Befragten einer Studie in der Stadt Burlington (Vermont, USA) das städtische Grün zu Pandemie-Zeiten (deutlich) häufiger genutzt als sonst (siehe Grima et al. 2020). Darüber hinaus konnten Untersuchungen zu Verhaltensmustern und Einstellungen junger Erwachsener zeigen, dass die Pandemie die Verbundenheit mit der Natur in einem positiven Sinne beeinflusst hat (siehe BMU und BfN 2021, Wächter 2021). Vor diesem Hintergrund drängt sich die Frage auf, ob die Natur auch in Deutschland in Zeiten der Pandemie eine Aufwertung erfährt. In der Naturbewusstseinsstudie 2021 wird versucht, diese Frage zu beantworten. Wie in allen Naturbewusstseinsstudien der letzten Jahre wird auch in diesem Jahr nach der persönlichen Bedeutung von Natur gefragt. In der aktuellen Studie wurden die Teilnehmenden zusätzlich danach gefragt, inwiefern sich ihre Wertschätzung für Natur während der Pandemie verändert hat und ob sie die Natur in Pandemie-Zeiten häufiger aufsuchen als zuvor. Außerdem wurde untersucht, ob die Befragten einen Zusammenhang zwischen der Corona-Krise und dem Zustand der Natur sehen: Ist die Corona-Krise „nur“ ein Gesundheitsthema und hat mit dem Zustand der Natur nichts zu tun oder hängt die Pandemie mit unserem Umgang mit der Natur zusammen, wie beispielsweise der Zerstörung von Lebensräumen? Hintergrund für diese Frage ist die in Fachkreisen ausführlich diskutierte Hypothese zum Zusammenhang zwischen dem Vordringen menschlicher Nutzungen in Naturräume (zum Beispiel Entwaldung von Urwäldern) und der Zunahme von Zoonosen – übertragbare Krankheiten, die Menschen und Tiere befallen (siehe unter anderem Gibb et al. 2020, IPBES 2020, Johnson et al. 2020, Morand und Lajaunie 2021, Rulli et al. 2021). Anders als lange vermutet, sind artenreiche, oft wenig durch menschliche Nutzung überformte Gebiete nicht etwa Risikoquellen für Zoonosen, sondern schützen uns eher (siehe Keesing und Ostfeld 2021). Die komplexen Zusammenhänge zwischen gesunder Umwelt, menschlicher und tierischer Gesundheit werden vom One-Health-Ansatz25 erfasst, der im Kontext der Pandemie zunehmend an Bedeutung gewinnt. Ob auch die Gesellschaft in Deutschland einen Zusammenhang zwischen Biodiversität und planetarer Gesundheit erkennt, ist eine Frage, die gleich zu Beginn dieses Kapitels gestellt wird. 3.1 Zusammenhänge zwischen der Corona-Krise und dem Zustand von Natur und Umwelt Nur eine Minderheit vermutet einen Zusammenhang zwischen der Corona-Krise und dem Zustand von Natur und Umwelt. Dass unsere Gesundheit abhängig ist von der Gesundheit unseres Planeten sagen 62 Prozent (beide Zustimmungsstufen). Nur acht Prozent widersprechen dieser Ansicht. Die übrigen 30 Prozent sind bei dieser Frage unentschieden („teils, teils“). Allerdings zeigen die Ergebnisse auch, dass nur eine Minderheit einen Zusammenhang zwischen der Corona-Krise und dem Zustand von Natur und Umwelt erkennt: 58 Prozent vertreten die Meinung, die Corona-Krise sei ein Gesundheitsthema und habe mit dem Zustand von Natur und Umwelt nichts zu tun. 26 Prozent antworten mit „teils, teils“, nur 16 Prozent widersprechen dieser Sichtweise. Weiterhin meinen nur 31 Prozent, die Corona-Krise hänge mit unserem Umgang mit der Natur zusammen, wie beispielsweise der Zerstörung von Lebensräumen und dem Klimawandel. Mehrheitlich, nämlich von 40 Prozent, wird dies jedoch bestritten (siehe Abbildung 9). 41 Naturbewusstsein 2021 > Die Pandemie Zusammenhänge usammenhänge zwischen der Corona-Krise und dem Zustand von Natur und Umwelt – Abbildung 9: Z Erwachsene und Jugendliche im Vergleich Inwieweit stimmen Sie den folgenden Aussagen zu? stimme voll und ganz zu ++ teils / teils 0 stimme eher zu + stimme eher nicht zu ++ + 30 Unsere Gesundheit ist Erwachsene abhängig von der Gesundheit unseres Planeten. Jugendliche 32 32 Die Corona-Krise ist ein Erwachsene Gesundheitsthema und hat mit dem Zustand von Natur Jugendliche und Umwelt nichts zu tun. Die Corona-Krise hängt mit unserem Umgang mit der Erwachsene Natur zusammen, wie beispielsweise der Zerstörung Jugendliche von Lebensräumen und dem Klimawandel. stimme überhaupt nicht zu -- 29 26 0 10 20 21 29 22 40 11 25 50 60 70 3 12 29 28 30 9 13 27 21 12 11 26 23 10 - -6 2 19 32 17 0 30 13 80 90 100 Angaben in Prozent Frauen sind etwas häufiger als Männer der Meinung, dass die Gesundheit der Menschen abhängig ist von der Gesundheit unseres Planeten (beide Zustimmungsstufen: 66 Prozent gegenüber 59 Prozent). Bei der Frage, ob die Corona-Krise mit dem Zustand von Natur und Umwelt zusammenhängt, sind keine Geschlechterunterschiede auszumachen, wohl aber Unterschiede nach dem Alter und der Bildung der Befragten: Dass die Corona-Krise ein Gesundheitsthema ist und mit dem Zustand von Natur und Umwelt nichts zu tun hat, vertreten die älteren Befragten häufiger als die 18- bis 29-Jährigen und Personen mit niedriger Formalbildung häufiger als Personen mit hoher Formalbildung (siehe Tabelle 7). Ähnlich verhält es sich mit der Aussage, die Corona-Krise hänge mit unserem Umgang mit der Natur zusammen. Auf Zustimmung trifft diese Aussage vor allem bei den 18- bis 29-Jährigen (beide Zustimmungsstufen: 38 Prozent, Durchschnitt: 31 Prozent) und bei Befragten mit hohen Bildungsabschlüssen (36 Prozent). Jugendliche sehen häufiger als Erwachsene einen Zusammenhang zwischen der Corona-Krise und dem Zustand von Natur und Umwelt. Tabelle 7: Zusammenhänge zwischen der Corona-Krise und dem Zustand von Natur und Umwelt in der Erwachsenenbevölkerung nach Geschlecht, Alter und Bildung Inwieweit stimmen Sie den folgenden Aussagen zu? Durch­ Geschlecht schnitt Antwortkategorie: „stimme voll und ganz/eher zu“ Angaben in Prozent Ø M Unsere Gesundheit ist abhängig von der Gesundheit unseres Planeten. 62 ↓ 59 Die Corona-Krise ist ein Gesundheitsthema und hat mit dem Zustand von Natur und Umwelt nichts zu tun. 58 61 56 Die Corona-Krise hängt mit unserem Umgang mit der Natur zusammen, wie beispielsweise der Zerstörung von Lebensräumen und dem Klimawandel. 31 32 30 stark überrepräsentiert ↑ ↑ 42 überrepräsentiert ↑ W 66 ↑ Alter (Jahre) bis 29 Bildung 30 bis 50 bis über niedrig mittel hoch 49 65 65 60 64 61 64 59 63 66 ↓ 52 56 62 61 64 ↑ ↑ 58 ↓ 54 36 ↑ ↓ ↓ 24 29 38 ↑ ↑ unterrepräsentiert ↓ ↓ 26 30 36 ↑ ↑ stark unterrepräsentiert ↓ ↓ Naturbewusstsein 2021 > Die Pandemie in sozial schwächerer Lage und von der Sicherheit liebenden älteren Generation (Traditionelles Milieu) angegeben (68 Prozent respektive 67 Prozent). Dass unsere Gesundheit abhängig ist von der Gesundheit unseres Planeten meinen in etwa genauso viele Jugendliche wie Erwachsene (61 Prozent gegenüber 62 Prozent). Auch bei der Frage, ob die Corona-Krise mit unserem Umgang mit der Natur zusammenhängt, liegen die Zustimmungswerte nah beieinander (Jugendliche: 34 Prozent, Erwachsene: 31 Prozent). Anders sieht es aus bei der Frage nach dem Zusammenhang zwischen der Corona-Krise und dem Zustand von Natur und Umwelt (siehe Abbildung 9): Jugendliche sind deutlich seltener der Ansicht, die Corona-Krise sei ein Gesundheitsthema und habe mit dem Zustand von Natur und Umwelt nichts zu tun (40 Prozent gegenüber 58 Prozent bei den Erwachsenen). Interessantes zeigt sich bei der Frage, ob die Corona-Krise mit unserem Umgang mit der Natur zusammenhängt: Überdurchschnittlich hohe Zustimmungswerte finden sich nicht nur bei den Konservativ-Gehobenen (38 Prozent) und den Expeditiven (40 Prozent), sondern auch in der AdaptivPragmatischen Mitte (42 Prozent). Adaptiv-Pragmatische zeichnen sich durch ein starkes Bedürfnis nach Orientierung, Verankerung und Planbarkeit aus. Die Unwägbarkeiten, die die Corona-Krise mit sich bringt, führen womöglich dazu, dass die Angehörigen dieses Milieus sich vermehrt Gedanken über die Ursachen der Pandemie machen. Unterdurchschnittlich fällt die Zustimmung bei den Nostalgisch-Bürgerlichen (25 Prozent), den Performern (23 Prozent), den Traditionellen (21 Prozent) und in der Lebenswelt der sozial benachteiligten Menschen (21 Prozent) aus. Im Milieuvergleich sind es vor allem die verantwortungsbewussten Angehörigen der Postmateriellen und Konservativ-Gehobenen (beide Zustimmungsstufen: 78 Prozent respektive 76 Prozent), aber auch die jungen, postmodernen Milieus der Expeditiven und Neo-Ökologischen (76 Prozent respektive 71 Prozent), die meinen, dass unsere Gesundheit mit der Gesundheit unseres Planeten zusammenhängt. Deutlich weniger Zustimmung kommt aus den Reihen der sozial benachteiligten Lebenswelt (54 Prozent), der besonders leistungsorientierten Performer (51 Prozent) und aus dem spaß- und erlebnisorientierten Milieu (30 Prozent). 3.2 Persönliche Bedeutung der Natur und veränderte Wertschätzung in Zeiten der Pandemie Bevor die Teilnehmenden der Studie danach gefragt wurden, ob sich ihre Wertschätzung für Natur während der Pandemie verändert hat, sollten sie angeben, was Natur für sie persönlich bedeutet. Dass die Pandemie nichts mit dem Zustand von Natur und Umwelt zu tun hat, sondern ein Gesundheitsthema ist, wird am häufigsten von der Lebenswelt Abbildung 10: Persönliche Persönliche Bedeutung Bedeutung der der Natur Natur –– Erwachsene Erwachsene und und Jugendliche Jugendliche im Vergleich Vergleich Wie zutreffend finden Sie die folgenden Aussagen? trifft voll und ganz zu ++ trifft eher nicht zu - trifft eher zu + trifft überhaupt nicht zu -++ Es macht mich glücklich, in der Natur zu sein. Zu einem guten Leben gehört die Natur dazu. In der Natur fühle ich mich nicht wohl. weiß ich nicht / kann ich nicht beurteilen X 46 Erwachsene 44 Jugendliche + - -- 44 8 43 50 Erwachsene 9 39 65 Jugendliche 8 Erwachsene 6 Jugendliche 0 10 10 10 20 11 22 9 29 11 5 1 16 64 2 18 63 3 30 40 50 60 70 80 X 90 100 Angaben in Prozent 43 Naturbewusstsein 2021 > Die Pandemie Abbildung 11: Persönliche Bedeutung der Natur in der Erwachsenenbevölkerung im Zeitvergleich Abbildung Wie zutreffend finden Sie die folgenden Aussagen? trifft voll und ganz zu ++ trifft eher nicht zu - trifft eher zu + trifft überhaupt nicht zu -- Es macht mich glücklich, in der Natur zu sein. Zu einem guten Leben gehört die Natur dazu. In der Natur fühle ich mich nicht wohl. weiß ich nicht / kann ich nicht beurteilen X 2021 ++ + - -- 46 44 8 59 2019 35 50 2021 9 69 8 2021 5 2019 0 10 5 25 16 2 76 10 20 30 40 50 60 11 5 1 64 13 11 5 1 39 2019 X 1 70 80 90 100 Angaben in Prozent sicht sind, zu einem guten Leben gehöre Natur dazu. 2019, als diese Frage letztmals gestellt wurde, sagten das 69 Prozent. Hinzu kommt, dass aktuell 18 Prozent sagen, sie würden sich nicht wohl in der Natur fühlen (höchste Zustimmungsstufe: acht Prozent), 2019 waren es zehn Prozent (höchste Zustimmungsstufe: fünf Prozent) (siehe Abbildung 11). Offenbar hat der emotionale Zugang zu Natur im Zeitverlauf abgenommen. Eine Erklärung könnte sein, dass es angesichts der Pandemie und all ihren Begleiterscheinungen vielen Menschen schwerer fallen mag – sowohl in als auch außerhalb der Natur – das Gefühl des Glücklichseins bewusst wahrzunehmen. Dies gilt umso mehr, da die Befragungen im Herbst und Winter durchgeführt wurden. Der emotionale Zugang zu Natur hat im Zeitverlauf abgenommen. Wie in den vergangenen Naturbewusstseinsstudien kann auch in der aktuellen Befragung festgehalten werden, dass Natur für die Deutschen eine wichtige Rolle spielt (siehe Abbildung 10). 90 Prozent der Befragten sagen, es mache sie glücklich, in der Natur zu sein (beide Zustimmungsstufen). Für 89 Prozent gehört Natur zu einem guten Leben dazu, und nur 18 Prozent meinen, sie fühlen sich in der Natur nicht wohl. Mit Blick auf die höchste Zustimmungsstufe lassen sich dennoch Unterschiede im Zeitvergleich erkennen: In der aktuellen Messung geben 46 Prozent uneingeschränkt an, es mache sie glücklich, in der Natur zu ein, 2019 waren es noch 59 Prozent. Weiterhin sind es aktuell 50 Prozent, die „voll und ganz“ der An- Tabelle 8: Persönliche Bedeutung der Natur in der Erwachsenenbevölkerung nach Geschlecht und Alter Wie zutreffend finden Sie die folgenden Aussagen? Durch­ schnitt Antwortkategorie: „trifft voll und ganz/eher zu“ Alter (Jahre) Angaben in Prozent Ø M W bis 29 Es macht mich glücklich, in der Natur zu sein. 90 88 92 ↓ ↓ 82 90 91 94 ↑ ↑ Zu einem guten Leben gehört die Natur dazu. 89 ↓ 86 91 ↑ ↓ ↓ 79 88 94 ↑ ↑ 90 In der Natur fühle ich mich nicht wohl. 18 19 19 15 stark überrepräsentiert ↑ ↑ 44 Geschlecht überrepräsentiert ↑ 16 unterrepräsentiert ↓ 27 ↑ ↑ 30 bis 49 50 bis 65 über 65 ↓ ↓ 12 stark unterrepräsentiert ↓ ↓ Naturbewusstsein 2021 > Die Pandemie Abbildung 12: Veränderte Wertschätzung für die Natur – Erwachsene und Jugendliche im Vergleich Hat sich für Sie persönlich die Bedeutung der Natur geändert im Vergleich zu der Zeit vor der Corona-Krise? viel wichtiger ++ kein Unterschied 0 etwas wichtiger + etwas weniger wichtig - Erwachsene ++ + 0 13 25 60 15 Jugendliche viel weniger wichtig -- 0 29 10 20 - -1 1 54 30 40 50 60 70 2 80 90 100 Angaben in Prozent Betrachtet man die Ergebnisse der Jugendbefragung (14- bis 17-Jährige), zeigt sich weiter: Jugendliche betonen noch häufiger als Erwachsene, dass Natur zu einem guten Leben dazugehört (höchste Zustimmungsstufe: 65 Prozent gegenüber 50 Prozent bei den Erwachsenen, siehe Abbildung 10). Und dieser hohe Zustimmungswert der Jugendlichen hat sich im Zeitverlauf nicht geändert (höchste Zustimmungsstufe in 2020: 66 Prozent). Interessant ist ferner, dass beim Vergleich der Jugendlichen (14- bis 17-Jährige) mit den jungen Erwachsenen (18- bis 29-Jährige), die 18- bis Dass Natur zu einem guten Leben dazugehört, sagen Frauen noch etwas häufiger als Männer (beide Zustimmungsstufen: 91 Prozent gegenüber 86 Prozent). Die persönliche Bedeutung der Natur hängt aber stärker vom Alter der Befragten ab: Jeweils sind es die über 30-Jährigen, die häufiger als die 18- bis 29-Jährigen angeben, dass Natur zu einem guten Leben dazugehört und es sie glücklich mache, in der Natur zu sein. Außerdem nimmt der Anteil derer, die sich nach eigener Aussage nicht wohl in der Natur fühlen, mit dem Alter der Befragten ab (siehe Tabelle 8). Milieus Abbildung 13: Veränderte Wertschätzung der Erwachsenenbevölkerung für die Natur nach Milieus Hat sich für Sie persönlich die Bedeutung der Natur geändert im Vergleich zu der Zeit vor der Corona-Krise? Soziale Lage „viel/etwas wichtiger“ Oberschicht / Obere Mittelschicht Mittlere Mittelschicht Traditionelles Milieu 30 % 0 NostalgischBürgerliches Milieu 33 % ++ AdaptivPragmatische Mitte 50 % -Prekäres Milieu 25 % Untere Mittelschicht / Unterschicht Grundorientierung Postmaterielles Milieu 31 % ++ KonservativGehobenes Milieu 49 % Tradition 0 KonsumHedonistisches Milieu 31 % unterrepräsentiert - überrepräsentiert + stark unterrepräsentiert -- + NeoÖkologisches Milieu 47 % Durchschnitt = 38 % Modernisierung stark überrepräsentiert ++ + Expeditives Milieu 45 % 0 Milieu der Performer 35 % Neuorientierung durchschnittlich 0 45 Naturbewusstsein 2021 > Die Pandemie 29-Jährigen deutlich häufiger angeben, sich in der Natur nicht wohl zu fühlen (beide Zustimmungsstufen: 27 Prozent gegenüber 16 Prozent bei den Jugendlichen). Die Milieuperspektive belegt: In nahezu allen sozialen Milieus wird die Natur weit überwiegend wertgeschätzt. Jeweils geben mehr als 80 Prozent an, dass Natur zu einem guten Leben dazugehört und es sie glücklich mache, in der Natur zu sein (beide Zustimmungsstufen). Nur in der Gruppe mit stark konsumhedonistisch orientierten Werten wird beiden Aussagen weniger häufig zugestimmt (jeweils rund zwei Drittel). Eine starke emotionale Nähe zur Natur zeigt sich besonders in den Milieus der Konservativ-Gehobenen, der Postmateriellen und der Traditionellen. Deutlich wird das mit Blick auf die höchste Zustimmungsstufe. So stimmen 67 Prozent der KonservativGehobenen, 60 Prozent der Postmateriellen und 57 Prozent der Traditionellen uneingeschränkt der Aussage zu, es mache sie glücklich, in der Natur zu sein. Im Vergleich dazu sind es in der spaß- und erlebnis­ orientierten Lebenswelt nur 16 Prozent. Für über ein Drittel der Deutschen ist Natur während der Pandemie wichtiger geworden. Obwohl der emotionale Zugang zu Natur gegenüber 2019 im Bevölkerungsdurchschnitt abgenommen hat, gibt es auch einen nicht unerheblichen Teil in der Erwachsenenbevölkerung, der angibt, die persönliche Bedeutung für Natur sei in Zeiten von Corona gestiegen: Für 38 Prozent der Befragten ist Natur im Vergleich zu der Zeit vor der Pandemie wichtiger geworden (13 Prozent „viel wichtiger“, weitere 25 Prozent „etwas wichtiger“). 60 Prozent geben an, ihre Wertschätzung für Natur habe sich nicht geändert. Nur ein Bruchteil von zwei Prozent hält Natur im Vergleich zu der Zeit vor der Corona-Krise jetzt für weniger wichtig (siehe Abbildung 12). Dass die Natur während der Pandemie wichtiger geworden ist, wird vor allem von den 18- bis 29-Jährigen hervorgehoben (48 Prozent, Durchschnitt: 38 Prozent). Überdurchschnittlich häufig sagen das auch Personen mit hohen Bildungsabschlüssen (42 Prozent) und hohem Haushaltsnettoeinkommen (43 Prozent). Bei dem Vergleich der Jugendbefragung mit der Erwachsenenbefragung fällt auf: Jugendliche (14 bis 17 Jahre) geben häufiger als Erwachsene an, dass die Natur während der Pandemie wichtiger geworden ist (Jugendliche: 44 Prozent, Erwachsene: 38 Prozent). Im Milieuvergleich zeigt sich: Bei den Adaptiv-Pragmatischen, den Konservativ-Gehobenen, den NeoÖkologischen und den Expeditiven hat die Wertschätzung für die Natur am deutlichsten zugenommen (siehe Abbildung 13). Postmaterielle und Traditionelle waren schon vor Beginn der Pandemie als stark naturverbundene Milieus zu bezeichnen. Daher überrascht es nicht, dass es in diesen Lebenswelten signifikant weniger sind, die angeben, dass die Natur während der Pandemie persönlich (noch) wichtiger geworden ist (31 Prozent respektive 30 Prozent). Am wenigsten hat sich in der sozial schwächeren Lebenswelt getan. In diesem Milieu gibt nur ein Viertel an, dass Natur seit der Corona-Pandemie eine wichtigere Rolle im Leben spielt. 3.3 Aufenthalt in der Natur während der Pandemie 38 Prozent der Erwachsenen halten sich in Zeiten von Corona häufiger in der Natur auf als vor der Pandemie, bei den Jugendlichen sind es sogar 44 Prozent. 38 Prozent der befragten Erwachsenen geben an, dass sie in den letzten Monaten häufiger in der Natur gewesen sind als in der Zeit vor der Corona-Krise. Dabei Abbildung 14: Aufenthalt Aufenthalt in in der der Natur Natur während während der der Pandemie Pandemie –– Erwachsene Erwachsene und und Jugendliche Jugendliche im im Vergleich Vergleich Wie häufig waren Sie in den letzten Monaten draußen in der Natur, im Vergleich zu der Zeit vor der Corona-Krise? viel häufiger ++ kein Unterschied 0 etwas häufiger + etwas weniger - Erwachsene ++ + 0 - -- 11 27 54 6 2 16 Jugendliche 0 viel weniger -- 10 28 20 30 40 40 50 60 11 70 80 90 5 100 Angaben in Prozent 46 Naturbewusstsein 2021 > Die Pandemie sind elf Prozent nach eigener Aussage „viel häufiger“ in der Natur gewesen. 54 Prozent haben sich genauso häufig in der Natur aufgehalten. Nur acht Prozent waren in den letzten Monaten weniger häufig in der Natur als vor der Pandemie (siehe Abbildung 14). Die soziodemographische Analyse macht deutlich: Bei den 18- bis 29-Jährigen ist während der Pandemie nicht nur die Wertschätzung für die Natur gestiegen, in dieser Altersgruppe geben auch besonders viele an, sie seien in den letzten Monaten häufiger in der Natur gewesen als in der Zeit vor der Corona-Krise (viel oder etwas häufiger: 44 Prozent respektive 48 Prozent, Durchschnitt: 38 Prozent). Neben den 18- bis 29-Jährigen haben auch Personen mit hoher Formalbildung und hohem Einkommen während der Pandemie überdurchschnittlich häufig mehr Zeit in der Natur verbracht (42 Prozent respektive 44 Prozent). Weiterhin zeigen die Ergebnisse der Jugendbefragung: Jugendliche geben häufiger als Erwachsene an, im Vergleich zu der Zeit vor der Corona-Krise in den letzten Monaten häufiger in der Natur gewesen zu sein (viel oder etwas häufiger: 44 Prozent, Erwachsene: 38 Prozent). Im Milieuvergleich sind es die nach Sicherheit und Stabilität strebenden Adaptiv-Pragmatischen und die jungen, für neue Erfahrungen besonders aufgeschlossenen Neo-Ökologischen, die nach eigener Aussage in den letzten Monaten häufiger in der Natur waren als vor Beginn der Corona-Krise (53 Prozent respektive 48 Prozent). Im Traditionellen Milieu und der sozial schwächeren Lebenswelt geben am wenigsten Milieuangehörige an, seit der Pandemie mehr Zeit in der Natur zu verbringen (30 Prozent respektive 29 Prozent). 47 Naturbewusstsein 2021 > Klimakrise und Biodiversitätsverlust 4 Klimakrise und Biodiversitätsverlust – Risikowahrnehmung und Bewusstsein für den Einfluss auf Natur und Gesellschaft Die Klimakrise gehört zu den großen umweltpolitischen Herausforderungen der Gegenwart. Anders als bei der Biodiversität, bei der die planetare Grenze schon überschritten wurde (siehe hierzu Kapitel 2), besteht noch eine geringe Chance, die Ziele des Pariser Klimaabkommens (deutlich unter 2 Grad Celsius, möglichst jedoch maximal 1,5 Grad Celsius globaler Erwärmung gegenüber dem vorindustriellen Niveau) einzuhalten. Aber die Zeit läuft ab und die weltweiten Treibhausgasemissionen steigen noch immer (siehe GCP 2021). Die vielfältigen Einschränkungen von wirtschaftlichen Aktivitäten im Rahmen der Bekämpfung der COVID-19-Pandemie haben die weltweiten Emissionen im Jahr 2020 um 5,4 Prozent einbrechen lassen, aber schon 2021 wurde diese kurzfristige „Delle“ nahezu komplett wieder „ausgebügelt“ (siehe Jackson et al. 2021). Soziale Bewegungen für mehr Klimaschutz wie Fridays for Future, die unmittelbar vor Ausbruch der Corona-Krise weltweite Aufmerksamkeit erhalten haben, oder Extremwetterereignisse wie die Starkregen im Sommer 2021 im Westen Deutschlands, haben dafür gesorgt, dass das Thema Klimakrise trotz Corona weiterhin eine sehr hohe Relevanz für eine breite Mehrheit der Bevölkerung behalten hat (siehe BMUV und UBA 2022). Gleichzeitig gibt es immer wieder Stimmen, die den aktuell beobachtbaren Klimawandel leugnen oder verharmlosen (siehe Björnberg et al. 2017). Es wird entweder behauptet, ein Klimawandel finde gar nicht statt, oder er finde zwar statt, sei aber ohne menschliches Zutun allein auf natürliche Ursachen zurückzuführen. Nicht selten wird auch argumentiert, die Klimakrise hätte gar keine negativen oder unter dem Strich mehr positive Folgen für Natur und Gesellschaft. In den Sozialwissenschaften werden diese verschiedenen Arten oder Stufen der Klimawandelleugnung genauer untersucht und ihre Ursachen diskutiert (siehe Cohen 2001, Norgaard 2011). Auch die Naturbewusstseinsstudie 2021 fragt in diesem Kontext nach der Einschätzung der Ursachen des Klimawandels. Neben den Ursachen der Klimakrise fragt die vorliegende Studie auch nach den befürchteten Auswirkungen. Im Rahmen der im Jahr 2008 verabschiedeten Deutschen Anpassungsstrategie an die Folgen des Klimawandels (DAS) werden regelmäßig Risikoabschätzungen für verschiedene Sektoren und Regio- 48 nen in Deutschland durchgeführt; die letzte dieser Klimawirkungs- und Risikoanalysen (KWRA) wurde 2021 veröffentlicht (siehe UBA 2021). In der Naturbewusstseinsstudie 2021 wurden einige der DAS-Sektoren ausgewählt und um den Bereich „persönlicher Lebensstil“ (heute und in Zukunft) ergänzt. Wissenschaftliche Studien belegen, dass Klimakrise und Biodiversität in enger Beziehung zueinander stehen (siehe Folke et al. 2021, Lade et al. 2019, Pörtner et al. 2021, Rockström et al. 2021). So nehmen beispielsweise Wälder nicht nur viel Kohlendioxid auf, sondern sind auch Lebensraum für viele Tier- und Pflanzenarten. Entsprechend deutlich wird der positive Beitrag des Naturschutzes für den Klimaschutz hervorgehoben (siehe Settele 2020, Shin et al. 2022). Die Naturbewusstseinsstudie 2021 fragt, ob dieser Zusammenhang auch von den Bürgerinnen und Bürgern in Deutschland erkannt wird, ob sie ihren Lebensstil durch Klimakrise und Naturzerstörung bedroht fühlen, und inwiefern sie glauben, durch kollektives Handeln und eigenes Zutun etwas für den Schutz der Natur und des Klimas bewirken zu können. 4.1 Ursachen und Auswirkungen des Klimawandels Die Hauptursache des seit etwa 100 Jahren zu beobachtenden Klimawandels sind menschliche Aktivitäten, wie das Verbrennen fossiler Energieträger, Landnutzungsänderungen, die Intensivierung der Landwirtschaft oder die Abholzung von Wäldern. Der Beitrag natürlicher Schwankungen im globalen Klimasystem ist aktuell sehr gering. Darüber besteht mittlerweile ein überwältigender wissenschaftlicher Konsens (siehe Lynas et al. 2021). Dennoch wird immer wieder die Ansicht vertreten, der Klimawandel sei ein rein natürliches Phänomen oder finde überhaupt nicht statt. Wie sehen das die Menschen in Deutschland? Die Menschen in Deutschland sind sich einig: Der Klimawandel ist Realität. Die Ergebnisse aus der Erwachsenenbefragung machen deutlich: Nur eine kleine Minderheit von drei Prozent bestreitet den Klimawandel. Zwei Prozent trauen sich keine Angabe zu. Alle anderen (95 Pro- Naturbewusstsein 2021 > Klimakrise und Biodiversitätsverlust Abbildung 15: Ursachen des Klimawandels – Erwachsene und Jugendliche im Vergleich Wenn Sie an die Ursachen des Klimawandels denken: Welche der folgenden Aussagen kommt Ihrer Meinung am nächsten? 6 Der Klimawandel wird Erwachsene durch natürliche Prozesse verursacht. Jugendliche 5 Der Klimawandel wird teilweise durch natürliche Erwachsene Prozesse und teilweise durch menschliches Jugendliche Handeln verursacht. 44 34 45 Der Klimawandel wird Erwachsene überwiegend durch menschliches Handeln verursacht. Jugendliche 58 Erwachsene Es gibt keinen Klimawandel. 3 Jugendliche 0 Erwachsene 2 Weiß nicht/keine Angabe Jugendliche 3 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Angaben in Prozent zent) betrachten den Klimawandel als Realität. Dabei glauben sechs Prozent der Erwachsenen, der Klimawandel sei durch natürliche Prozesse verursacht. 44 Prozent meinen, der Klimawandel sei teilweise durch natürliche Prozesse und teilweise durch menschliches Handeln bedingt. Den Stand der Forschung – Klimawandel ist überwiegend durch menschliches Handeln verursacht (siehe Lynas et al. 2021) – teilen 45 Prozent (siehe Abbildung 15). Auffällig ist: Die Altersgruppe der 18- bis 29-Jährigen ist unterdurchschnittlich häufig der Meinung, der Klimawandel sei überwiegend durch menschliches Handeln verursacht (38 Prozent). Bei den 30- bis 49-Jährigen sind es 44 Prozent und bei den Altersgruppen der 50- bis 65-Jährigen und der über 65-Jährigen jeweils 48 Prozent. Jugendliche sehen den Klimawandel stärker durch menschliches Handeln verursacht als Erwachsene. Interessant sind die Ergebnisse aus der Befragung der Jugendlichen (14 bis 17 Jahre): Gerade einmal vier der befragten Jugendlichen sind der Meinung, es gebe keinen Klimawandel (0,4 Prozent). 58 Prozent – und damit deutliche 13 Prozentpunkte mehr als bei den Erwachsenen – meinen, der Klimawandel sei überwiegend durch menschliches Handeln verur- sacht. Weitere 34 Prozent sagen, der Klimawandel sei teilweise durch natürliche Prozesse und teilweise durch menschliches Handeln bedingt (Erwachsene: 44 Prozent). Vor allem unter Postmateriellen wird die Ansicht geteilt, dass der Klimawandel auf menschliches Handeln zurückzuführen ist. Zu rund drei Viertel und damit mit Abstand am häufigsten sind die gesellschaftskritischen Postmateriellen davon überzeugt, dass der Klimawandel überwiegend durch menschliches Handeln verursacht wird. Demgegenüber sind es im sozial benachteiligten Milieu 37 Prozent, im modernen Mainstream (Adaptiv-Pragmatische Mitte) 35 Prozent und in der spaß- und erlebnisorientierten Lebenswelt 32 Prozent. Auffällig ist auch, dass die Angehörigen der spaß- und erlebnisorientierten Lebenswelt unter den Klimaleugnerinnen und Klimaleugnern mit elf Prozent stark überrepräsen-tiert sind (Durchschnitt: drei Prozent). Drei Viertel der Erwachsenenbevölkerung sind davon überzeugt, dass Extremwetterereignisse eine Folge des Klimawandels sind. 49 Naturbewusstsein 2021 > Klimakrise und Biodiversitätsverlust Abbildung 16: Ursachen des Klimawandels bei Erwachsenen nach Milieus Wenn Sie an die Ursachen des Klimawandels denken: Welche der folgenden Aussagen kommt Ihrer Meinung am nächsten? Soziale Lage „Der Klimawandel wird überwiegend durch menschliches Handeln verursacht.“ Oberschicht / Obere Mittelschicht Mittlere Mittelschicht KonservativGehobenes Milieu 44 % 0 0 Traditionelles Milieu 47 % NostalgischBürgerliches Milieu 43 % Tradition stark überrepräsentiert ++ 0 0 Milieu der Performer 44 % Expeditives Milieu 41 % 0 -KonsumHedonistisches Milieu 32 % Modernisierung durchschnittlich 0 Diejenigen, die bei der Frage zuvor den Klimawandel nicht bestritten hatten, wurden im Anschluss darum gebeten, ihre Überzeugungen hinsichtlich der Auswirkungen des Klimawandels anzugeben. Die Ergebnisse zeigen, dass Extremwetterereignisse wie Hitze, Dürre oder Starkniederschläge von allen abgefragten Auswirkungen am häufigsten als Folge des Klimawandels gesehen werden: 76 Prozent sind davon überzeugt, dass der Klimawandel Extremwetterereignisse verursacht (beide Zustimmungsstufen). 46 Prozent sind sogar sehr davon überzeugt. Dass der Klimawandel diese Auswirkungen haben wird, betont die Klimaforschung seit langem und dies wurde auch vom jüngsten Bericht des weltweiten Klimarats IPCC erneut bestätigt (siehe IPCC 2022). Für die Befragten wahrscheinlich präsenter waren allerdings die katastrophalen Folgen der Hochwasserereignisse vom Juli 2021 in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz, die 184 Todesopfer forderten und einen Rekordschaden von 33 Milliarden Euro angerichtet hatten (siehe Munich Re 2022). Die deutschen Medien berichteten umfassend, und auch der Zusammenhang zum Klimawandel wurde hier immer wieder herausgestellt. Sowohl aus klimawissenschaftlicher Sicht als auch vor dem Hintergrund der massenmedialen Berichterstattung ist dieses Ergebnis daher gut zu erklären. An zweiter Stelle der wahrgenommenen Klimafolgen rangieren wildlebende Arten und die biologische Viel- 50 -AdaptivPragmatische Mitte 35 % Prekäres Milieu 37 % Untere Mittelschicht / Unterschicht Grundorientierung ++ Postmaterielles Milieu 74 % 0 unterrepräsentiert - NeoÖkologisches Milieu 47 % Durchschnitt = 45 % Neuorientierung stark unterrepräsentiert -- falt. 39 Prozent sind sehr davon überzeugt, dass der Klimawandel Auswirkungen auf diesen Bereich hat, weitere 35 Prozent antworten mit „eher überzeugt“. Die Klimawirkungs- und Risikoanalyse für Deutschland bewertet das Klimarisiko für die Biodiversität in Deutschland gegenwärtig zwar als „noch gering“, aber bereits für die Mitte des Jahrhunderts als „mittel“ (optimistischer Fall) oder „mittelhoch“ (pessimistischer Fall) – wenn es zu keinen Anpassungsmaßnahmen kommt (siehe Kahlenborn et al. 2021). 26 Am dritthäufigsten wird der Einfluss des Klimawandels auf den Lebensstil und die Lebensqualität zukünftiger Generationen gesehen (sehr überzeugt: 33 Prozent, eher überzeugt: 39 Prozent), dicht gefolgt von den befürchteten Auswirkungen auf die Landwirtschaft (sehr überzeugt: 33 Prozent, eher überzeugt: 38 Prozent) und die Forstwirtschaft (sehr überzeugt: 33 Prozent, eher überzeugt: 36 Prozent) (siehe Abbildung 17). Mehrheitlich wird auch davon ausgegangen, dass der Klimawandel Auswirkungen auf Industrie und Wirtschaft (sehr überzeugt: 23 Prozent, eher überzeugt: 35 Prozent) und auf den eigenen Lebensstil oder die eigene Lebensqualität (sehr überzeugt: 20 Prozent, eher überzeugt: 38 Prozent) hat. Weniger überzeugt sind die Befragten von etwaigen Folgen für die Bereiche „Migration, Flucht und Zuwanderung“ (sehr Naturbewusstsein 2021 > Klimakrise und Biodiversitätsverlust Abbildung 17: Überzeugungen zu Auswirkungen des Klimawandels in der Erwachsenenbevölkerung Wie sehr sind Sie davon überzeugt, dass der Klimawandel sich auf folgende Bereiche auswirkt? sehr überzeugt ++ teils / teils 0 eher überzeugt + eher nicht überzeugt - gar nicht überzeugt -weiß nicht / keine Angabe X Extremwetterereignisse Wildlebende Arten und biologische Vielfalt ++ + 0 - -- 46 30 16 5 12 39 35 33 39 20 Landwirtschaft 33 38 21 Forstwirtschaft 33 36 23 Industrie und Wirtschaft Migration, Flucht und Zuwanderung Frieden und stabile Außenbeziehungen 15 0 10 29 26 20 30 Wie die Befunde zeigen, sehen die Befragten die Lebensqualität der kommenden Generationen stärker durch den Klimawandel beeinflusst als die Lebensqualität der gegenwärtigen Generation. Dieses Ergebnis ist zwar nachvollziehbar, der relativ geringe Anteil derjenigen, die uneingeschränkt von Auswirkungen auf die eigene Lebensqualität überzeugt sind (sehr überzeugt: 20 Prozent), deutet aber auf eine Unterschätzung der eigenen Betroffenheit hin: Bereits heute ist zu beobachten, dass die Häufigkeit und Intensität von Hitzeereignissen (Tageshöchsttemperatur über 30 Grad Celsius) deutlich zugenommen hat; je nach Klimawandel-Szenario wird Hitze schon bis 2050 deutlich ansteigen. Hitze wird je nach Alter und Konstitution sehr unterschiedlich wahrgenommen – erhöhte gesundheitliche Risiken haben hier vor allem Ältere, aber auch chronisch kranke Menschen, Schwangere und Kleinkinder. Zwischen 1992 und 2017 starben in diesem Kontext nach Auswertungen des Robert-Koch-Instituts rund 2.500 Menschen pro 17 31 40 Basis: nur Personen, die nicht „Es gibt keinen Klimawandel“ angegeben haben überzeugt: 18 Prozent, eher überzeugt: 26 Prozent) sowie „Frieden und stabile Außenbeziehungen“ (sehr überzeugt: 15 Prozent, eher überzeugt: 26 Prozent). 17 26 26 50 6 11 5 13 60 70 3 4 8 27 38 18 4 13 22 35 20 Persönlicher Lebensstil und Lebensqualität 5 12 18 Lebensstil und Lebensqualität kommender Generationen 80 X 9 22 10 3 6 90 5 100 Angaben in Prozent Jahr, meist Ältere (an der Heiden et al. 2020). 27 Der demographische Wandel erhöht zusammen mit dem Klimawandel – die Verwundbarkeit (Vulnerabilität) der deutschen Bevölkerung gegenüber hitzebedingter Morbidität und Mortalität. In der soziodemographischen Befundbetrachtung sind vor allem unterschiedliche Einschätzungen der Auswirkungen des Klimawandels in Abhängigkeit vom Bildungsstand zu erkennen. Demnach sind Personen mit hoher Formalbildung insgesamt (etwas) häufiger von der Existenz von Klimafolgen überzeugt als Personen mit niedriger Formalbildung (beide Zustimmungsstufen, siehe Tabelle 9). Außerdem sehen 18- bis 29-Jährige die Auswirkungen des Klimawandels auf Extremwetterereignisse, die Landwirtschaft und die Forstwirtschaft etwas weniger deutlich als die älteren Befragtengruppen. Und: Personen mit hohem Haushaltsnettoeinkommen befürchten überdurchschnittlich häufig, dass der Klimawandel Konsequenzen für die Lebensqualität der eigenen und zukünftigen Generationen, für die Landwirtschaft und für Migrations- und Flüchtlingsbewegungen haben wird. 51 Naturbewusstsein 2021 > Klimakrise und Biodiversitätsverlust Tabelle 9: Befürchtete Auswirkungen des Klimawandels in der Erwachsenenbevölkerung nach Alter, Bildung und Einkommen Wie sehr sind Sie davon überzeugt, dass der Klimawandel sich auf folgende Bereiche auswirkt? Durch­ schnitt Antwortkategorie: „sehr/eher überzeugt“ Alter (Jahre) Haushaltsnetto­ einkommen (Euro) Bildung 30 bis 50 bis über nied­ mittel hoch 49 65 65 rig bis 999 1.000 2.000 3.500 bis bis und 1.999 3.499 mehr Angaben in Prozent Ø bis 29 Extremwetterereignisse 76 ↓ ↓ 69 75 81 ↑ 77 ↓ 72 78 78 ↓ 68 77 75 79 Wildlebende Arten und biologische Vielfalt 74 70 74 77 74 ↓ 70 75 77 ↓ 64 72 75 78 Lebensstil und Lebensqualität kommender Generationen 72 67 72 76 72 ↓ ↓ 66 74 76 ↑ ↓ 64 72 71 78 ↑ ↑ Landwirtschaft 71 ↓ ↓ 63 71 74 73 ↓ ↓ 66 73 75 ↑ 66 68 71 75 ↑ Forstwirtschaft 69 ↓ 62 68 73 69 ↓ ↓ 61 72 73 ↑ 63 67 69 72 Industrie und Wirtschaft 58 54 57 62 59 56 58 60 52 57 59 59 Persönlicher Lebensstil und Lebensqualität 58 55 58 60 59 55 58 62 52 57 58 63 ↑ Migration, Flucht und Zuwanderung 44 47 45 43 40 ↓ 39 42 49 ↑ 39 41 41 51 ↑ ↑ Frieden und stabile Außenbeziehungen 41 43 41 40 38 37 38 45 ↑ 40 39 40 44 stark überrepräsentiert ↑ ↑ überrepräsentiert ↑ unterrepräsentiert ↓ stark unterrepräsentiert ↓ ↓ Basis: nur Personen, die nicht "Es gibt keinen Klimawandel" angegeben haben Postmaterielle, Expeditive und Konservativ-Gehobene sind am häufigsten von den Auswirkungen des Klimawandels überzeugt. Differenziert nach sozialen Milieus machen die Befunde deutlich, dass drei Lebenswelten besonders häufig von den Folgen des Klimawandels sehr oder eher überzeugt sind – die Bildungselite (Postmaterielle), die alte strukturkonservative Elite (KonservativGehobene) und die postmoderne Elite (Expeditive) (siehe Tabelle 10). Bei den Neo-Ökologischen fällt auf, dass sie von allen Milieus am häufigsten Auswirkungen auf die Bereiche Migration/Flucht/Zuwanderung (58 Prozent) sowie Frieden und stabile Außenbeziehungen (55 Prozent) vermuten. Dieses relativ junge und über soziale Medien gut vernetzte Milieu ist offensichtlich stärker für die indirekten Folgen des Klimawandels sensibilisiert – also für solche Folgen, die an anderer Stelle auf der Erde entstehen, sich aber erst durch Konflikte, Handelsketten oder Migrationsgeschehen indirekt auf die Situation in Deutschland auswirken. Weiterhin zeigt sich, dass das Risikobewusstsein für die Folgen des Klimawandels in der AdaptivPragmatischen Mitte, bei den Angehörigen des sozial benachteiligten Milieus und in der spaß- und erlebnisorientierten Lebenswelt deutlich geringer ausfällt. 52 Mit Abstand am geringsten ist das Risikobewusstsein in der spaß- und erlebnisorientierten Lebenswelt. Beispielsweise sind in diesem Milieu nur 38 Prozent sehr oder eher davon überzeugt, dass der Klimawandel Auswirkungen auf die Landwirtschaft hat (Durchschnitt: 71 Prozent). Dabei macht der Vergleich zwischen Menschen in prekären Lebensverhältnissen und Menschen mit einer erlebnisorientierten, konsumhedonistischen Werteausrichtung deutlich, dass es weniger das Einkommen als vielmehr der Lebensstil und die Wertorientierungen sind, die das Bewusstsein für die Folgen des Klimawandels bestimmen: Obwohl die Angehörigen der prekären Lebenswelt im Schnitt über ein geringeres Haushaltseinkommen verfügen als die Angehörigen des spaß- und erlebnisorientierten Milieus, ist das Risikobewusstsein der auf Konsum und Entertainment fokussierten Gruppe noch einmal wesentlich niedriger. Hier ist es offenkundig die grundsätzliche Lebensorientierung (das Leben heute genießen und sich den Spaß nicht verderben lassen), die zu einer weitgehenden Ausblendung der indirekten, aber auch der direkten Folgen des Klimawandels führt. Naturbewusstsein 2021 > Klimakrise und Biodiversitätsverlust Tabelle 10: Befürchtete Auswirkungen des Klimawandels in der Erwachsenenbevölkerung nach Milieus Wie sehr sind Sie davon überzeugt, dass der Klimawandel sich auf folgende Bereiche auswirkt? Ø = Durchschnitt PER = Performer ADA= Adaptiv-Pragmatische Mitte NOB = Nostalgisch-Bürgerliche KOG = Konservativ-Gehobene EPE = Expeditive HED = Konsum-Hedonisten TRA = Traditionelle PMA = Postmaterielle NÖK = Neo-Ökologische PRE = Prekäre Antwortkategorie: „sehr/eher überzeugt“ Ø KOG PMA PER EPE NÖK ADA HED PRE NOB TRA Angaben in Prozent Extremwetterereignisse 76 86 ↑ ↑ 89 ↑ ↑ 78 87 ↑ ↑ 75 ↓ 70 ↓ ↓ 46 ↓ 70 71 80 Wildlebende Arten und biologische Vielfalt 74 83 ↑ ↑ 89 ↑ ↑ 75 88 ↑ ↑ 81 ↑ ↓ ↓ 62 ↓ ↓ 47 68 ↓ 68 74 Lebensstil und Lebensqualität kommender Generationen 72 82 ↑ ↑ 89 ↑ ↑ 67 84 ↑ ↑ 75 ↓ 65 ↓ ↓ 52 ↓ ↓ 60 ↓ 66 75 Landwirtschaft 71 80 ↑ ↑ 86 ↑ ↑ 71 80 ↑ ↑ 73 ↓ ↓ 62 ↓ ↓ 38 ↓ ↓ 62 71 75 Forstwirtschaft 69 80 ↑ ↑ 83 ↑ ↑ 68 79 ↑ ↑ 71 ↓ ↓ 60 ↓ ↓ 38 ↓ ↓ 55 71 72 Industrie und Wirtschaft 58 67 ↑ ↑ 64 53 73 ↑ ↑ 64 54 ↓ ↓ 38 ↓ ↓ 47 56 62 Persönlicher Lebensstil und Lebensqualität 58 68 ↑ ↑ 72 ↑ ↑ 55 69 ↑ ↑ 63 55 ↓ ↓ 29 ↓ 50 ↓ 52 61 Migration, Flucht und Zuwanderung 44 47 55 ↑ ↑ 39 56 ↑ ↑ 58 ↑ ↑ 43 ↓ ↓ 28 ↓ ↓ 30 42 ↓ ↓ 34 Frieden und stabile Außenbeziehungen 41 48 ↑ 46 36 48 ↑ 55 ↑ ↑ 45 ↓ ↓ 21 ↓ ↓ 30 ↓ 33 37 stark überrepräsentiert ↑ ↑ überrepräsentiert ↑ unterrepräsentiert ↓ stark unterrepräsentiert ↓ ↓ Basis: nur Personen, die nicht "Es gibt keinen Klimawandel" angegeben haben 4.2 Bedrohungswahrnehmungen und Wirksamkeitsvorstellungen Um herauszufinden, ob die Menschen in Deutschland einen Zusammenhang von Klimakrise, biologischer Vielfalt und Naturschutz erkennen, sollten die Befragten angeben, inwiefern sie glauben, dass der Klimawandel die biologische Vielfalt bedroht und Naturschutz eine Notwendigkeit ist, um den Herausforderungen des Klimawandels zu begegnen. Diejenigen, die zuvor angaben, es gebe keinen Klimawandel, waren von diesen Fragen ausgenommen. Rund 90 Prozent der Erwachsenen sehen im Naturschutz eine Notwendigkeit, um den Herausforderungen des Klimawandels zu begegnen. Dass der Klimawandel die biologische Vielfalt bedroht, meinen 86 Prozent der Befragten, 46 Prozent sind sogar „voll und ganz“ dieser Ansicht (siehe Abbildung 18). Etwas weniger überzeugt sind Männer (höchste Zustimmungsstufe: 42 Prozent), 18- bis 29-Jährige (41 Prozent) und Befragte mit niedriger Formalbildung (44 Prozent). Ähnlich verhält es sich mit der Aussage, Naturschutz sei notwendig, um den Herausforderungen des Klimawandels zu begegnen: 48 Prozent stimmen hier „voll und ganz“ zu, weitere 40 Prozent stimmen eher zu. Wiederum sind es die 18- bis 29-Jährigen (höchste Zustimmungsstufe: 41 Prozent) und Befragte mit niedriger Formalbildung (40 Prozent), deren Zustimmung etwas verhaltener ausfällt. Im Vergleich zu der Vorgängererhebung ist der Anteil derer, die den Klimawandel uneingeschränkt als Bedrohung für die biologische Vielfalt wahrnehmen, zurückgegangen (siehe Abbildung 18): 2019 waren noch 54 Prozent voll und ganz der Meinung, der Klimawandel stelle eine Gefahr für die biologische Vielfalt dar, in der aktuellen Messung sind es 46 Prozent. Auch der Anteil derer, die voll und ganz davon überzeugt sind, Naturschutz sei notwendig, um den Herausforderungen des Klimawandels zu begegnen, ist gesunken – von 65 Prozent in 2019 auf 48 Prozent in 2021. Dieser Rückgang muss vor dem Hintergrund des Auf und Abs in der öffentlichen Berichterstattung über den Klimawandel gesehen werden (siehe Boykoff et al. 2022). Das Jahr 2019 war ein Jahr mit ungewöhnlich hoher Intensität der Klima-Berichterstattung, nicht zuletzt aufgrund der weltweiten Fridays-for-FutureProteste. Im Folgejahr brach die Corona-Pandemie aus und zog die öffentliche Aufmerksamkeit auf sich – kontinuierlich bis ins Jahr 2021 hinein. Es darf 53 Naturbewusstsein 2021 > Klimakrise und Biodiversitätsverlust Abbildung 18: Bedrohungswahrnehmungen Bedrohungswahrnehmungen in in der der Erwachsenenbevölkerung Erwachsenenbevölkerung im Zeitvergleich Wie zutreffend finden Sie die folgenden Aussagen? trifft voll und ganz zu ++ trifft eher nicht zu - trifft eher zu + trifft überhaupt nicht zu -- Naturschutz ist notwendig, um den Herausforderungen des Klimawandels zu begegnen. Der Klimawandel bedroht die biologische Vielfalt. weiß ich nicht / kann ich nicht beurteilen X 2021 ++ + - -- 48 40 9 12 65 2019 28 46 2021 0 10 4 21 40 9 54 2019 20 36 30 40 50 60 14 6 22 70 80 Basis: nur Personen, die nicht „Es gibt keinen Klimawandel“ angegeben haben X 90 100 Angaben in Prozent Fragen zuvor abgezeichnet hat: Die Angehörigen der Adaptiv-Pragmatischen Mitte, die Lebenswelt in sozial schwächerer Lage und vor allem die auf Konsum und Entertainment fokussierte (untere) Mitte weisen sowohl in der Problemdiagnose als auch in der Beurteilung der Notwendigkeit des Handelns deutlich geringere Werte auf als der Durchschnitt aller Milieus. Zieht man die Kernmerkmale des Lebensstils und der Werthaltungen dieser drei Lebenswelten als Deutungshintergrund heran, dann kann man die Vermutung äußern, dass einer verstärkten Wahrnehmung der Doppelkrise „Klimawandel und Biodiversitätsverlust“ drei Barrieren entgegenstehen: knappe (finanzielle) Ressourcen, Spaß im Hier und Jetzt und ein subjektiv-pragmatisches Nützlichkeitsdenken (Adaptiv-Pragmatische Mitte). vermutet werden, dass dieser Vorgang auch die Bedrohungswahrnehmungen zum Klimawandel beeinflusst hat – dies müssen die Naturbewusstseinsstudien der Folgejahre zeigen. Große Unterschiede deckt die Milieubetrachtung auf: Postmaterielle und Konservativ-Gehobene äußern weit überdurchschnittlich häufig die Überzeugung, dass der Klimawandel die Biodiversität bedroht und Naturschutz notwendig ist, um den Herausforderungen des Klimawandels zu begegnen. Deutlich weniger Überzeugung kommt von den Adaptiv-Pragmatischen, von der Lebenswelt in sozial schwächerer Lage und vor allem von der konsum- und erlebnisorientierten Gruppe (siehe Tabelle 11). Damit verdichtet sich eine Milieukonstellation, die sich schon in den Tabelle 11: Bedrohungswahrnehmungen in der Erwachsenenbevölkerung nach Milieus Wie zutreffend finden Sie die folgenden Aussagen? Ø = Durchschnitt PER = Performer ADA= Adaptiv-Pragmatische Mitte NOB = Nostalgisch-Bürgerliche KOG = Konservativ-Gehobene EPE = Expeditive HED = Konsum-Hedonisten TRA = Traditionelle PMA = Postmaterielle NÖK = Neo-Ökologische PRE = Prekäre Antwortkategorie: „trifft voll und ganz zu“ Ø KOG PMA PER EPE NÖK ADA HED PRE NOB TRA Angaben in Prozent Naturschutz ist notwendig, um den Herausfor­ derungen des Klimawandels zu begegnen. Der Klimawandel bedroht die biologische Vielfalt. stark überrepräsentiert ↑ ↑ 48 59 ↑ ↑ 76 ↑ ↑ 45 52 46 ↓ ↓ 36 ↓ ↓ 15 ↓ ↓ 37 44 53 46 63 ↑ ↑ 73 ↑ ↑ 41 49 47 ↓ ↓ 36 ↓ ↓ 16 ↓ ↓ 35 41 50 stark unterrepräsentiert ↓ ↓ Basis: nur Personen, die nicht „Es gibt keinen Klimawandel “ angegeben haben 54 Naturbewusstsein 2021 > Klimakrise und Biodiversitätsverlust Angesichts der Größe, Komplexität und Geschwindigkeit, mit der Klimaschutzmaßnahmen eingeleitet werden müssen, um die Ziele des Pariser Klimaabkommens einzuhalten, sind rein individuelle Bemühungen (Mülltrennung, ökologischer Produktkauf, vegane Ernährung etc.) sehr wahrscheinlich nicht ausreichend. Kollektives Handeln ist erforderlich, etwa auch um zu politischen Mehrheiten für mehr Klimaschutz zu kommen. Damit rückt die Frage nach der Wahrnehmung der Wirksamkeit des Handelns ins Zentrum (siehe Bostrom et al. 2018, Hamann und Reese 2020, Fritsche et al. 2021, Masson und Fritsche 2021). Für wie wirksam halten die Menschen ihr eigenes Handeln und ihr Handeln im Kollektiv? Nur eine kleine Minderheit ist der Ansicht, weder persönlich noch im Kollektiv in der Lage zu sein, zum Schutz der Natur und des Klimas beizutragen. 60 Prozent glauben, dass wir Menschen in Deutschland gemeinsam etwas für den Schutz der Natur und des Klimas bewirken können (beide Zustimmungsstufen, siehe Abbildung 19), und 59 Prozent geben an, dass wir Menschen in Deutschland in der Lage sind, uns gemeinsam für den Schutz der Natur und des Klimas einzusetzen (beide Zustimmungsstufen). Weiterhin meinen 48 Prozent, sie könnten (auch) persönlich etwas für den Schutz der Natur und des Klimas bewirken (beide Zustimmungsstufen), und 44 Prozent, sie seien persönlich in der Lage, sich für den Schutz der Natur und des Klimas einzusetzen (beide Zustimmungsstufen). Dabei geben 47 Prozent an, Angst zu haben, dass Klimakrise und Naturzerstörung den eigenen Lebensstil negativ beeinträchtigen werden (beide Zustimmungsstufen). Dass die kollektive (die durch gemeinsame Anstrengungen erreichte) Wirksamkeit von den Befragten höher eingeschätzt wird als die individuelle, ist angesichts der Größe der Aufgabe kein überraschender Befund. Interessanter ist, dass jeweils nur sehr wenige Befragte der Meinung sind, im Kollektiv oder ganz persönlich eher nichts oder überhaupt nichts bewirken zu können. Beispielsweise sind es nur acht Prozent, die „eher nicht“ und nur vier Prozent, die „überhaupt nicht“ der Ansicht sind, dass wir Men- ndividuelle und Abbildung 19: IIndividuelle und kollektive kollektive Wirksamkeitsvorstellungen Wirksamkeitsvorstellungen im im Kontext Kontext des des Klimawandels Klimawandels –– und Jugendliche Jugendliche im im Vergleich Vergleich ­EErwachsene rwachsene und Im Folgenden sehen Sie einige Aussagen zum Thema Klima und Natur. Inwieweit stimmen Sie persönlich den Aussagen zu? trifft voll und ganz zu ++ teils/teils 0 trifft überhaupt nicht zu -- trifft eher zu + trifft eher nicht zu - weiß ich nicht /kann ich nicht beurteilen X Ich glaube, dass wir Menschen in Deutschland Erwachsene gemeinsam etwas für den Schutz der Natur und des Jugendliche Klimas bewirken können. + 0 - -- 25 35 26 8 4 2 8 3 3 X Diese Aussage war in der Jugendbefragung nicht enthalten. Wir Menschen in Deutschland sind in der Lage, uns Erwachsene gemeinsam für den Schutz der Natur und des Klimas Jugendliche einzusetzen. Ich glaube, dass ich ganz Erwachsene persönlich etwas für den Schutz der Natur und des Jugendliche Klimas bewirken kann. ++ 22 37 33 27 37 16 23 32 4 12 14 6 3 16 6 3 29 Diese Aussage war in der Jugendbefragung nicht enthalten. Ich bin persönlich in der Erwachsene Lage, mich für den Schutz der Natur und des Klimas Jugendliche einzusetzen. 14 30 18 Ich habe Angst, dass die Erwachsene Klimakrise und Naturzerstörung meinen Lebensstil Jugendliche beeinträchtigen werden. 36 14 31 33 25 0 31 10 30 34 20 30 10 40 16 23 50 60 70 6 1 13 80 32 90 41 100 Angaben in Prozent 55 Naturbewusstsein 2021 > Klimakrise und Biodiversitätsverlust Tabelle 12: Individuelle und kollektive Wirksamkeitsvorstellungen in der Erwachsenenbevölkerung nach Milieus Im Folgenden sehen Sie einige Aussagen zum Thema Klima und Natur. Inwieweit stimmen Sie persönlich den Aussagen zu? Ø = Durchschnitt PER = Performer ADA= Adaptiv-Pragmatische Mitte NOB = Nostalgisch-Bürgerliche KOG = Konservativ-Gehobene EPE = Expeditive HED = Konsum-Hedonisten TRA = Traditionelle PMA = Postmaterielle NÖK = Neo-Ökologische PRE = Prekäre Antwortkategorie: „trifft voll und ganz zu“ Ø KOG PMA PER EPE NÖK ADA HED PRE NOB TRA Angaben in Prozent Ich glaube, dass wir Menschen in Deutschland gemeinsam etwas für den Schutz der Natur und des Klimas bewirken können. 60 75 ↑ ↑ 76 ↑ ↑ 62 76 ↑ ↑ 70 ↑ ↑ 54 ↓ ↓ 26 ↓ ↓ 43 ↓ 49 58 Wir Menschen in Deutschland sind in der Lage, uns gemeinsam für den Schutz der Natur und des Klimas einzusetzen. 59 78 ↑ ↑ 77 ↑ ↑ 59 77 ↑ ↑ 70 ↑ ↑ 57 ↓ ↓ 30 ↓ ↓ 45 ↓ ↓ 44 ↓ ↓ 53 Ich glaube, dass ich ganz persönlich etwas für den Schutz der Natur und des Klimas bewirken kann. 48 65 ↑ ↑ 65 ↑ ↑ 48 69 ↑ ↑ 65 ↑ ↑ 43 ↓ ↓ 21 ↓ ↓ 36 ↓ ↓ 35 ↓ ↓ 36 Ich bin persönlich in der Lage, mich für den Schutz der Natur und des Klimas einzusetzen. 44 58 ↑ ↑ 58 ↑ ↑ 42 67 ↑ ↑ 63 ↑ ↑ 46 ↓ ↓ 24 ↓ ↓ 25 ↓ ↓ 26 ↓ ↓ 28 Ich habe Angst, dass die Klimakrise und Naturzerstörung meinen Lebensstil beeinträchtigen werden. 47 60 ↑ ↑ 52 ↓ ↓ 32 67 ↑ ↑ 53 48 ↓ ↓ 25 ↓ 38 42 40 stark überrepräsentiert ↑ ↑ unterrepräsentiert ↓ schen in Deutschland gemeinsam etwas für den Schutz der Natur und des Klimas bewirken können. Die ältesten Befragten und Personen mit niedriger Formalbildung äußern insgesamt am wenigsten Zutrauen, sich selbst für den Schutz von Natur und Klima einsetzen und etwas erreichen zu können. So sind nur 35 Prozent der über 65-Jährigen und 36 Prozent der formal niedrig Gebildeten voll und ganz oder eher davon überzeugt, persönlich in der Lage zu sein, sich für den Schutz der Natur und des Klimas einsetzen zu können. Im Gegensatz dazu sind es bei den 18- bis 29-Jährigen 51 Prozent und bei Personen mit hoher Formalbildung 52 Prozent. Auch in der Gruppe mit hohem Haushaltseinkommen sind überdurchschnittlich viele davon überzeugt, sich persönlich für den Schutz der Natur und des Klimas einsetzen zu können (beide Zustimmungsstufen: 54 Prozent). Weiterhin zeigt sich: Kollektives Handeln wird vor allem von Frauen und Personen mit hohem Einkommen als wirksam angesehen. Beispielsweise glauben 65 Prozent der Frauen und 67 Prozent der Befragten mit hohem Einkommen, dass wir Menschen in Deutschland gemeinsam etwas für den Schutz der Natur und des Klimas bewirken können. Bei den Männern sind es 54 Prozent und in der Gruppe mit niedriger Formalbildung 55 Prozent. 56 stark unterrepräsentiert ↓ ↓ Jugendliche äußern mehr Zutrauen, sich persönlich und im Kollektiv für den Schutz der Natur und des Klimas einsetzen zu können. Die Ergebnisse der Jugendbefragung machen deutlich: Jugendliche haben ein höheres Zutrauen als Erwachsene, sich gemeinsam mit anderen und als Einzelperson für den Schutz von Natur und Klima zu engagieren. 70 Prozent der 14- bis 17-Jährigen meinen, wir Menschen in Deutschland seien in der Lage, uns gemeinsam für den Schutz der Natur und des Klimas einzusetzen (Erwachsene: 59 Prozent) und 54 Prozent sagen, sich auch ganz persönlich einsetzen zu können (Erwachsene: 44 Prozent). Darüber hinaus bekunden die Jugendlichen wesentlich häufiger als die Erwachsenen, Angst zu haben, dass Klimakrise und Naturzerstörung den eigenen Lebensstil beeinträchtigen werden (59 Prozent gegenüber 47 Prozent bei den Erwachsenen). Kollektive und individuelle Wirksamkeitswahrnehmungen sind im Traditionellen Mainstream, in der spaß- und erlebnisorientierten Lebenswelt und im sozial benachteiligten Milieu am geringsten ausgeprägt. Ein klares Bild weist die Betrachtung der Milieubefunde auf: Sowohl die kollektive als auch die Naturbewusstsein 2021 > Klimakrise und Biodiversitätsverlust individuelle Wirksamkeit wird bei den KonservativGehobenen, den Postmateriellen, den Expeditiven und den Neo-Ökologischen höher eingeschätzt als bei den anderen Milieus. Hingegen ist der Glaube daran, sich persönlich oder im Kollektiv wirksam für den Schutz von Natur und Klima einsetzen zu können, im traditionellen Mainstream (Nostalgisch-Bürgerliches Milieu, Traditionelles Milieu), bei den Angehörigen des sozial schwächeren Milieus und in der spaß- und erlebnisorientierten Lebenswelt wesentlich schwächer ausgeprägt (siehe Tabelle 12). Die Angehörigen des traditionellen Mainstreams und des sozial schwächeren Milieus teilen die Sorge um Wohlstandssicherung, Chancengerechtigkeit und das Gefühl, nicht (mehr) gehört zu werden. Hingegen verstehen sich die Angehörigen der spaß- und erlebnisorientierten Lebenswelt als unvergrübelte Genussmenschen, die im Job funktionieren, aber in der Freizeit vor allem Unterhaltung wollen. Bei den fortschrittsoptimistischen Performern fällt auf, dass sie vergleichsweise selten befürchten, Klimakrise und Naturzerstörung könnten den eigenen Lebensstil beeinträchtigen. 57 Naturbewusstsein 2021 > Veränderung 5 Veränderung – Verantwortung, transformativer Wandel und technologischer Fortschritt Im Zeichen des Überschreitens planetarer Grenzen ist die Debatte um die Notwendigkeit einer „großen Transformation“ von Wirtschaft und Gesellschaft (WBGU 2011) neu entbrannt. Die Umweltbewusstseinsstudie 2020 hat erstmals nach der Transformationsbereitschaft der Deutschen gefragt und kommt auf hohe Unterstützungswerte für eine konsequente Klimapolitik, aber auch auf viel Bereitschaft zu eigenen Verhaltensänderungen (siehe BMUV und UBA 2022). Transformative Umweltpolitik stellt keine Abkehr von bisheriger Umweltpolitik dar, sondern ist vielmehr ihre Ergänzung (siehe Jacob et al. 2020). Die Spannweite dessen, was unter „Transformation“ verstanden wird, ist allerdings sehr groß. Während die einen darunter den Strukturwandel hin zu einer klimafreundlichen und grünen Ökonomie verstehen (siehe Hünecke et al. 2020), geht es den anderen um eine Postwachstumsgesellschaft (siehe Roos 2020) oder gar die Überwindung des Kapitalismus im Sinne einer Nachhaltigkeitsrevolution (siehe Dörre 2019). Entsprechend vielfältig zeigen sich auch die Einschätzungen zu den Chancen und Risiken des Transformationsbegriffs im Nachhaltigkeitsbereich (siehe Luks 2019). Da sich ein einheitliches Begriffsverständnis von sozial-ökologischer Transformation (noch) nicht herausgebildet hat, wollen wir es bei einer ebenso einfachen wie hinreichend unscharfen Begrifflichkeit belassen – einem umfassenden Wandel der Lebensund Wirtschaftsweisen. Im vorliegenden Kapitel geht es zum einen um die Frage, ob und gegebenenfalls durch wen ein Wandel von Lebens- und Wirtschaftsweisen für mehr Naturschutz eingeleitet werden soll, und zum anderen darum, welche Rolle ausgewählte Technologien dabei spielen können – hier an den Beispielen erneuerbare Energien, Agrogentechnik und Digitalisierung. Als Einstieg dient die Frage nach den aktuell am wichtigsten wahrgenommenen Politikfeldern. Dadurch lässt sich nicht nur ein Einblick in die politischen Prioritäten gewinnen, die die Bürgerinnen und Bürger derzeit haben, sondern auch der Stellenwert untersuchen, den sie dem breit gefassten Politikfeld Natur-, Umweltund Klimaschutz zuordnen. Weiterhin wollten wir wissen, welchen Akteuren die Menschen die Verantwortung für den Schutz der Natur im Speziellen hauptsächlich zuweisen. Neben sektoralen Akteuren (zum Beispiel Landwirtschaft) werden die Politikebenen im föderalen System (Bund, Länder, Kommunen) abgefragt, ebenso wie die Bürgerinnen und Bürger selbst als Beitragsleistende. Für alle diese Akteure 58 sollte angegeben werden, ob sie sich nach Meinung der Befragten genug, zu wenig oder auch zu stark für den Naturschutz engagieren. In Fortsetzung der früheren Naturbewusstseinsstudien wurden auch in diesem Jahr emotionale und moralische Aspekte von Naturgefährdung und Naturschutz untersucht: Wie wütend macht es die Menschen, dass andere sorglos mit Natur umgehen? Wird eine Pflicht zum Schutz der Natur gesehen? Und inwieweit wird das Prinzip einer nachhaltigen Naturnutzung akzeptiert? Während die Frage nach der Priorität von Naturschutz im Verhältnis zu wirtschaftlichen Interessen immer wieder in den Naturbewusstseinsstudien gestellt wird, sind die Fragen nach der Bereitschaft für einen grundsätzlichen Wandel von Lebens- und Wirtschaftsweisen – sowohl auf kollektiver Ebene wie mit Blick auf sich selbst – ein Novum der Naturbewusstseinsstudie 2021. Die Einstellung der Bevölkerung zur Energiewende wird in der Studienreihe zum Naturbewusstsein schon von Anfang an untersucht. Die für die deutsche Energiewende charakteristische Kombination aus Atomausstieg und Klimaschutz führt dazu, dass der Ausbau der erneuerbaren Energien besonders schnell und umfassend erfolgen muss. Die Herausforderungen dafür sind gewaltig und tragen nicht unerhebliches Konfliktpotenzial (siehe hierzu das Kopernikus-Projekt Ariadne 2021). Die seit Dezember 2021 amtierende Koalition aus SPD, Bündnis 90/Die Grünen und FDP hat sich daher vorgenommen, die Energiewende voranzutreiben, unter anderem durch beschleunigte Genehmigungsverfahren bei erneuerbaren Energien (siehe BMWK 2022). Durch den Krieg Russlands gegen die Ukraine und seine politischen und wirtschaftlichen Folgen wurde der zügige Ausbau der erneuerbaren Energien – gerade auch mit Blick auf den Wärme- und Mobilitätssektor – auch zu einer außen- und sicherheitspolitischen Notwendigkeit. Dieser Aspekt konnte allerdings in die diesjährige Naturbewusstseinsstudie noch keinen Eingang finden. Schon heute regt sich jedoch vielfach lokaler Protest etwa gegen den Ausbau von Windkraftanlagen oder den Netzausbau. Neben der Frage nach gesundheitlichen Auswirkungen und der als mangelhaft betrachteten Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern spielt der Naturschutz bei diesen Konflikten oft eine große Rolle (siehe Hoeft et al. 2017, Hübner 2019, Reusswig et al. 2016). Darum finden sich häufig auch Umwelt- und Naturbewusstsein 2021 > Veränderung Technikfeldern. Gleichwohl können beide Technologiebereiche in Bezug auf den Naturschutz erhebliche Auswirkungen haben. Wie in den vergangenen Naturbewusstseinsstudien wird erneut nach der Zustimmung zu einer Kennzeichnungspflicht für gentechnisch veränderte Nahrungsmittel gefragt. Wiederholt wird auch eine Frage zur Einschätzung von neueren gentechnischen Verfahren, zu denen auch das sogenannte „genome editing“, unter anderem zum Beispiel die „Genschere“, gehört. Hier hat ein technischer Fortschritt stattgefunden, der allerdings auch mit neuen Risiken einhergeht (siehe Kawall et al. 2020). Insofern ist es interessant zu erfahren, wie die Bevölkerung zu diesen neuen Verfahren steht. Naturschutzvereinigungen auf der Seite derjenigen, die gegen konkrete Projekte aktiv vorgehen. Allerdings wurden in den letzten Jahren auch rechtspopulistische Argumente gegen die Energiewende geäußert – insbesondere beim Ausbau der Windkraft und beim Kohleausstieg (siehe Eichenauer et al. 2018, Radtke et al. 2020, Reusswig et al. 2020). Hierbei handelt es sich um Äußerungen einer kleinen, aber lautstarken Minderheit, die durch die sozialen Medien und parteipolitischen Verbindungen Resonanz zu erzeugen vermag (siehe Reusswig und Schleer 2021). Davon unberührt bleiben sachlich begründete naturschutzfachliche Bedenken gegen einzelne Projekte der Energiewende. Das Bundesamt für Naturschutz unterstützt mit seiner Forschungsförderung einen naturverträglichen Ausbau der erneuerbaren Energien (siehe BfN 2018, Riedl et al. 2020). Bei den Fragen zur Digitalisierung – einem stark transformationsrelevanten Technikfeld – wird untersucht, inwiefern digitale Angebote tatsächliche Naturerfahrungen ersetzen, verhindern oder aber verstärken können. Hintergrund dafür ist die Debatte um die Vor- und Nachteile digitaler Medien und Nutzungsmuster für eine nachhaltige Entwicklung generell und den Naturschutz im Besonderen (siehe Höfner und Frick 2019). Um in diesem Kontext detaillierter zu werden, wurde auch gefragt, ob sich die Menschen vorstellen könnten, eine NaturschutzApp zu nutzen, die beispielsweise über die Gefahren für den Naturschutz informiert und auf persönliche Handlungsmöglichkeiten verweist. Die Naturbewusstseinsstudie 2021 setzt die lange Zeitreihe zur generellen Akzeptanz der Energiewende auch in diesem Jahr fort. Neu hinzugekommen ist die Frage, ob die Menschen eine Umsetzung der Energiewende aufgrund von Klimaschutz auch trotz möglicher negativer Auswirkungen auf die Natur (Biodiversität, Landschaftsbild) unterstützen würden. Den Abschluss dieses Kapitels bilden Fragen zu Gentechnik und Digitalisierung. Zweifellos gibt es erhebliche Unterschiede zwischen diesen beiden Abbildung 20: Die nach Ansicht der Erwachsenenbevölkerung wichtigsten Politikfelder (Top 3) Welche der im Folgenden genannten Politikfelder sind Ihrer Meinung nach aktuell am wichtigsten? Bitte benennen Sie die für Sie drei wichtigsten Politikfelder. 57 Natur-, Umwelt- und Klimaschutz 43 Armut und soziale Gerechtigkeit 37 Gesundheit 30 Rente Zuwanderung, Migration und Fremdenfeindlichkeit 29 Bildung 25 Kriminalität, innere Sicherheit 24 Wirtschaft, Finanzen und Arbeitsmarkt 23 Friedenspolitik und stabile Außenbeziehungen 17 Gleichstellung der Geschlechter 7 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Angaben in Prozent 59 Naturbewusstsein 2021 > Veränderung 5.1 Politikfelder-Ranking: Wahrgenommene Bedeutung von Natur-, Umwelt- und Klimaschutz Ein Politikfelder-Ranking ist naturgemäß stark davon abhängig, welche Themen und Probleme eine Gesellschaft aktuell beschäftigen und in den Massenmedien diskutiert werden. So ist die Einstufung der Wichtigkeit des Themas „Friedenspolitik und stabile Außenbeziehungen“ vor dem Hintergrund zu bewerten, dass die Befragung der vorliegenden Studie vor dem Angriff Russlands auf die Ukraine (im Februar 2022) stattgefunden hat. Das Thema Gesundheit auf dem dritten Rang ist in Zeiten der Pandemie nicht überraschend – vergleichbar ist das Abschneiden von Geschlechtergerechtigkeit im Kontext der anderen, aktuell brennenden Themen zu bewerten. Ganz deutlich zeigt das Ergebnis des Politikfelder-Rankings allerdings, dass dem Natur-, Umwelt- und Klimaschutz von der Bevölkerung jedoch der höchste Stellenwert zugesprochen wird. 28 Um zu untersuchen, welchen Stellenwert die Bevölkerung dem Themenfeld Natur-, Umwelt- und Klimaschutz im Kontext anderer Politikfelder einräumt, wurde den Befragten eine Liste mit zehn Politikfeldern vorgelegt, von denen sie die drei ihrer Meinung nach wichtigsten benennen sollten. Über die Hälfte der Bevölkerung zählt den Natur-, Umwelt- und Klimaschutz zu den wichtigsten Aufgaben der Politik. Mit 57 Prozent Nennungen wird der Natur-, Umwelt- und Klimaschutz mit Abstand am häufigsten zu den drei wichtigsten Politikfeldern gezählt (siehe Abbildung 20). Am zweithäufigsten wird das Thema Armut und soziale Gerechtigkeit (43 Prozent), und am dritthäufigsten das Thema Gesundheit (37 Prozent) genannt. Dahinter folgen die Politikfelder Rente (30 Prozent), Zuwanderung, Migration und Fremdenfeindlichkeit (29 Prozent), Bildung (25 Prozent), Kriminalität, innere Sicherheit (24 Prozent), Wirtschaft, Finanzen, Arbeitsmarkt (23 Prozent), Friedenspolitik und stabile Außenbeziehungen (17 Prozent) und Gleichstellung der Geschlechter (sieben Prozent). Die soziodemographische Analyse deckt auf: Natur-, Umwelt- und Klimaschutz wird von Frauen noch etwas häufiger als von Männern zu den drei wichtigsten Politikfeldern gezählt (61 Prozent gegenüber 53 Prozent). Auch Personen mit hoher Formalbildung (62 Prozent) und hohem Haushaltsnettoeinkommen (63 Prozent) zählen den Natur-, Umwelt- und Klimaschutz überdurchschnittlich häufig zu den wichtigsten drei Politikfeldern. Dabei fällt auf: Bei fast allen betrachteten soziodemographischen Gruppen steht der Natur-, Umwelt- und Klimaschutz an erster Stelle der Tabelle 13: Politikfelder-Ranking: Wahrgenommene Bedeutung von Natur-, Umwelt- und Klimaschutz in der Erwachsenenbevölkerung nach Geschlecht, Bildung und Einkommen Welche der im Folgenden genannten Politikfelder sind Ihrer Meinung nach aktuell am wichtigsten? Bitte benennen Sie die für Sie drei wichtigsten Politikfelder. Durch­ schnitt Angaben in Prozent Ø M Natur-, Umwelt- und Klimaschutz 57 ↓ 53 Armut und soziale Gerechtigkeit 43 40 Gesundheit 37 ↓ 33 Rente 30 Zuwanderung, Migration, Fremdenfeindlichkeit Haushaltsnetto­ einkommen (Euro) Bildung W niedrig mittel hoch bis 999 1.000 bis 1.999 2.000 bis 3.499 3.500 und mehr 61 ↑ ↓ ↓ 49 60 62 ↑ 52 54 57 45 46 41 41 57 ↑ ↑ 46 42 ↓ ↓ 36 41 ↑ 39 39 ↓ 33 36 39 37 34 30 30 43 ↑ ↑ 29 ↓ ↓ 18 35 37 ↑ ↑ 28 ↓ ↓ 22 29 32 26 31 28 28 ↓ 21 27 30 31 Bildung 25 24 26 ↓ ↓ 18 23 33 ↑ ↑ 20 ↓ 20 25 31 ↑ ↑ Kriminalität, innere Sicherheit 24 27 21 25 24 22 18 25 24 23 Wirtschaft, Finanzen, Arbeitsmarkt 23 26 21 21 23 25 20 21 24 25 Friedenspolitik, stabile Außenbeziehungen 17 18 15 ↓ ↓ 13 17 21 ↑ ↑ 13 16 17 19 Gleichstellung der Geschlechter 7 6 8 5 7 8 7 5 7 8 stark überrepräsentiert ↑ ↑ 60 Geschlecht überrepräsentiert ↑ unterrepräsentiert ↓ 63 ↑ ↑ stark unterrepräsentiert ↓ ↓ Naturbewusstsein 2021 > Veränderung 5.2 Verantwortung für den Schutz der Natur wichtigsten Politikfelder (siehe Tabelle 13). Nur in der Gruppe mit einem Haushaltsnettoeinkommen von unter 1.000 Euro steht es nicht an erster (dort steht das Thema Armut und Gerechtigkeit: 57 Prozent), sondern an zweiter Stelle (52 Prozent). Unternehmen und Industrie werden am häufigsten in die Pflicht genommen. Auch die Milieuanalyse bestätigt, dass der Natur-, Umwelt- und Klimaschutz in der Bevölkerung einen hohen Stellenwert einnimmt. Allerdings fallen hier die Unterschiede zwischen den Milieus deutlich größer aus. Während 79 Prozent der nachhaltigkeitsorientierten Postmateriellen, 73 Prozent der verantwortungsbewussten Konservativ-Gehobenen und 72 Prozent aus dem jungen und mobilen Milieu der Expeditiven den Natur-, Umwelt- und Klimaschutz zu den drei wichtigsten Politikfeldern zählen, sind es in der Adaptiv-Pragmatischen Mitte 44 Prozent, bei Menschen in prekären Lebensverhältnissen 38 Prozent und bei Menschen mit einer erlebnisorientierten, konsum-hedonistischen Werteausrichtung 30 Prozent. Beim Naturschutz ist es nicht anders als beim Umwelt- oder Klimaschutz: Es handelt sich um komplexe Gemeinschaftsaufgaben, an denen viele Akteure mitwirken müssen, damit Erfolge erzielt werden können. Fraglich ist aber, ob sie das bisher schon in ausreichendem Maße tun. Nach Meinung der Befragten sind zuvorderst Unternehmen und Industrie in der Pflicht, mehr für den Schutz der Natur zu leisten (siehe Abbildung 21). 65 Prozent halten den Einsatz von Unternehmen und Industrie für zu gering. Die Bemühungen der Bundesregierung (zu gering: 61 Prozent), der eigenen Landesregierung (56 Prozent), der Bürgerinnen und Bürger (50 Prozent) und des eigenen Stadtund Gemeinderats (49 Prozent) werden ebenfalls von einem Großteil der Befragten als unzureichend bewertet. Etwas weniger kritisch sind die Befragten mit dem Einsatz der Land- und Forstwirtschaft (46 Prozent respektive 38 Prozent). Das mit Abstand beste Zeugnis stellen die Befragten den Umwelt- und Abbildung 21: Verantwortung für den Schutz der Natur in der Erwachsenenbevölkerung Der Schutz der Natur ist eine Aufgabe, zu der viele einen Beitrag leisten können. Bitte geben Sie jeweils an, wie Sie den Einsatz der im Folgenden Genannten bewerten: übertrieben, genau richtig oder zu gering? Der Einsatz ist zu gering. + Der Einsatz ist übertrieben. - Der Einsatz ist genau richtig. 0 weiß nicht / keine Angabe X Unternehmen und Industrie + 0 - X 65 25 4 6 61 Bundesregierung 25 56 Ihre Landesregierung 50 36 Ihr Stadt- und Gemeinderat 49 36 46 Umwelt- und Naturschutzverbände (zum Beispiel Greenpeace, NABU, BUND) 21 0 10 6 4 54 20 30 40 50 70 80 8 10 18 60 7 9 4 48 5 8 7 42 38 Forstwirtschaft 7 29 Bürgerinnen und Bürger Landwirtschaft 9 7 90 100 Angaben in Prozent 61 Naturbewusstsein 2021 > Veränderung der Erwachsenenbevölkerung nach Milieus Abbildung 22: 22: Verantwortung Verantwortungfür fürden denSchutz Schutzder derNatur Naturinin der Erwachsenenbevölkerung nach Milieus Der Schutz der Natur ist eine Aufgabe, zu der viele einen Beitrag leisten können. Bitte geben Sie jeweils an, wie Sie den Einsatz der im Folgenden Genannten bewerten. „Der Einsatz der Bundesregierung ist zu gering.“ Soziale Lage Oberschicht / Obere Mittelschicht Mittlere Mittelschicht 0 0 Traditionelles Milieu 62 % NostalgischBürgerliches Milieu 60 % Prekäres Milieu 59 % Tradition stark überrepräsentiert ++ 0 0 Milieu der Performer 63 % Expeditives Milieu 61 % 0 -KonsumHedonistisches Milieu 39 % durchschnittlich 0 Die soziodemographischen Unterschiede fallen sehr gering aus. Erwähnenswert ist, dass der Einsatz von Unternehmen und Industrie von den 18- bis 29-Jährigen (57 Prozent) und Personen mit niedriger Formalbildung (60 Prozent) unterdurchschnittlich häufig als zu gering wahrgenommen wird (Durchschnitt: 65 Prozent). Außerdem bewerten Frauen etwas häufiger als Männer die Bemühungen der Bundesregierung für unzureichend (64 Prozent gegenüber 58 Prozent). Die eigene Landesregierung wird am häufigsten von der Gruppe der 50- bis 65-Jährigen in die Pflicht genommen (zu geringer Einsatz: 62 Prozent, Durchschnitt: 56 Prozent). Im Milieuvergleich sind es vor allem die Postmateriellen und die Konservativ-Gehobenen, die einen zu geringen Einsatz der gesellschaftlichen Akteure bemängeln. Deutlich weniger Kritik kommt von der modernen, unideologischen Adaptiv-Pragmatischen Mitte und der spaß- und erlebnisorientierten Lebenswelt. Beispielsweise geben 82 Prozent der Postmateriellen und 71 Prozent der Konservativ-Gehobenen NeoÖkologisches Milieu 60 % Durchschnitt = 61 % Modernisierung Naturschutzverbänden aus: Nur 21 Prozent halten den Einsatz der Umwelt- und Naturschutzverbände für zu gering, 54 Prozent nehmen ihn als genau richtig wahr, und 18 Prozent finden sogar, das Engagement der Natur- und Umweltschutzverbände sei übertrieben. 62 -AdaptivPragmatische Mitte 48 % 0 Untere Mittelschicht / Unterschicht Grundorientierung ++ Postmaterielles Milieu 82 % ++ KonservativGehobenes Milieu 71 % Neuorientierung stark unterrepräsentiert -- an, der Einsatz der Bundesregierung sei zu gering. Hingegen sind es in der Adaptiv-Pragmatischen Mitte 48 Prozent und in der spaß- und erlebnisorientierten Lebenswelt 39 Prozent (siehe Abbildung 22). 5.3 Einstellungen zu Naturgefährdung und Schutz der Natur Neun von zehn Deutschen meinen, dass der Schutz der Natur in der Verantwortung des Menschen liegt. 83 Prozent der befragten Erwachsenen ärgern sich, dass viele Menschen so sorglos mit der Natur umgehen (beide Zustimmungsstufen). 90 Prozent sagen, es sei die Pflicht des Menschen, die Natur zu schützen und ebenfalls 90 Prozent meinen, wir dürfen die Natur nur so nutzen, dass dies auch für kommende Generationen im gleichen Umfang möglich ist (siehe Abbildung 23). Die soziodemographische Analyse zeigt, dass die uneingeschränkte Zustimmung zu allen drei Aussagen in der Altersgruppe der 18- bis 29-Jährigen unterdurchschnittlich ausfällt (siehe Tabelle 14). Darüber hinaus fällt auf: Dass viele Menschen so sorglos mit der Natur umgehen, ärgert Frauen noch etwas stärker als Männer (höchste Zustimmungsstufe: 49 Prozent gegenüber Naturbewusstsein 2021 > Veränderung Abbildung 23: E zu Naturgefährdung Naturgefährdung und und Schutz der Natur – Erwachsene und Jugendliche Einstellungen instellungen zu im Vergleich Vergleich im Wie zutreffend finden Sie die folgenden Aussagen? trifft voll und ganz zu ++ trifft eher nicht zu - trifft eher zu + trifft überhaupt nicht zu -- weiß ich nicht / kann ich nicht beurteilen X Es ist die Pflicht des Erwachsene Menschen, die Natur zu schützen. Jugendliche ++ + - -- 55 35 7 12 63 Wir dürfen die Natur nur so nutzen, dass dies Erwachsene auch für kommende Generationen im gleichen Jugendliche Umfang möglich ist. 30 55 Ich ärgere mich darüber, Erwachsene dass viele Menschen so sorglos mit der Natur Jugendliche umgehen. 20 6 22 38 50 10 8 11 30 45 0 35 30 4 12 35 60 40 50 60 X 70 80 14 21 11 31 90 100 Angaben in Prozent 41 Prozent). Außerdem betonen Frauen häufiger als Männer, es sei die Pflicht des Menschen, die Natur zu schützen (60 Prozent gegenüber 50 Prozent). das eine Hypothese, die untersucht werden müsste. Bei Berücksichtigung beider Antwortstufen relativieren sich die Unterschiede (siehe Abbildung 24). Im Zeitvergleich wird deutlich: Der Anteil der Befragten, der den Aussagen zur Naturgefährdung uneingeschränkt zustimmt, ist signifikant gesunken. Beispielsweise sind in der aktuellen Erhebung 55 Prozent „voll und ganz“ davon überzeugt, es sei die Pflicht des Menschen, die Natur zu schützen. 2019 sagten das noch 75 Prozent. Womöglich haben zwei Jahre Corona-Krise die Prioritäten mancher Menschen so verschoben, dass der Schutz der Natur nicht mehr mit dem gleichen Nachdruck verfolgt wird. Allerdings ist Auch die Jugendlichen wurden gebeten, ihre Einstellungen zu Naturgefährdung und Schutz der Natur zu äußern. Dabei zeigt sich: Bei allen drei Statements stimmen die Jugendlichen etwas häufiger uneingeschränkt zu als die Erwachsenen (siehe Abbildung 23). Beispielsweise meinen 60 Prozent der 14- bis 17-Jährigen, wir dürfen die Natur nur so nutzen, dass dies auch für kommende Generationen im gleichen Umfang möglich ist, bei den Erwachsenen sind es 55 Prozent. Tabelle 14: Einstellungen zu Naturgefährdung und Schutz der Natur in der Erwachsenenbevölkerung nach Geschlecht und Alter Wie zutreffend finden Sie die folgenden Aussagen? Durch­ schnitt Antwortkategorie: „trifft voll und ganz zu“ Geschlecht Angaben in Prozent Ø M Es ist die Pflicht des Menschen, die Natur zu schützen. 55 ↓ ↓ 50 Wir dürfen die Natur nur so nutzen, dass dies auch für kom­ mende Generationen im gleichen Umfang möglich ist. 55 52 Ich ärgere mich darüber, dass viele Menschen so sorglos mit der Natur umgehen. 45 ↓ 41 stark überrepräsentiert ↑ ↑ überrepräsentiert ↑ Alter (Jahre) W bis 29 30 bis 49 50 bis 65 über 65 60 ↑ ↑ ↓ ↓ 45 54 61 ↑ ↑ 56 57 ↓ ↓ 44 54 60 ↑ ↑ 56 49 ↑ ↓ ↓ 35 46 50 46 unterrepräsentiert ↓ stark unterrepräsentiert ↓ ↓ 63 Naturbewusstsein 2021 > Veränderung Einstellungen instellungen der Abbildung 24: E der Erwachsenenbevölkerung Erwachsenenbevölkerung zu zu Naturgefährdung und Schutz der Natur im Jahresvergleich Jahresvergleich im Wie zutreffend finden Sie die folgenden Aussagen? trifft voll und ganz zu ++ trifft eher nicht zu - trifft eher zu + trifft überhaupt nicht zu -- Es ist die Pflicht des Menschen, die Natur zu schützen. Wir dürfen die Natur nur so nutzen, dass dies auch für kommende Generationen im gleichen Umfang möglich ist. Ich ärgere mich darüber, dass viele Menschen so sorglos mit der Natur umgehen. weiß ich nicht / kann ich nicht beurteilen X 2021 ++ + - -- 55 35 7 12 75 2019 20 55 2021 8 75 45 2021 38 63 2019 0 10 20 41 35 2019 40 50 60 70 11 22 21 14 21 28 30 X 7 80 90 2 100 Angaben in Prozent stream (Adaptiv-Pragmatische) und im Milieu der auf Konsum und Entertainment fokussierten (unteren) Mitte. Bei den effizienzorientierten und fortschrittsoptimistischen Performern fällt auf, dass sie sich unterdurchschnittlich häufig über den sorglosen Umgang mit der Natur empören. Forderungen, die Natur zu schützen, stoßen vor allem bei den Postmateriellen und den KonservativGehobenen auf uneingeschränkte Zustimmung. Bei allen drei abgefragten Aussagen ist die uneingeschränkte Zustimmung bei den Angehörigen der engagiert-souveränen Bildungselite (Postmateriellen) und des klassischen Establishments (KonservativGehobenen) am größten (siehe Tabelle 15). Wesentlich niedrigere Werte finden sich im modernen Main- Auch in Zeiten der Corona-Pandemie spricht nur eine Minderheit der wirtschaftlichen Entwicklung eine höhere Bedeutung zu als der Natur. Tabelle 15: Einstellungen zu Naturgefährdung und Schutz der Natur in der Erwachsenenbevölkerung nach Milieus Wie zutreffend finden Sie die folgenden Aussagen? Ø = Durchschnitt PER = Performer ADA= Adaptiv-Pragmatische Mitte NOB = Nostalgisch-Bürgerliche KOG = Konservativ-Gehobene EPE = Expeditive HED = Konsum-Hedonisten TRA = Traditionelle PMA = Postmaterielle NÖK = Neo-Ökologische PRE = Prekäre Antwortkategorie: „trifft voll und ganz zu“ Ø KOG PMA PER EPE NÖK ADA HED PRE NOB TRA Angaben in Prozent Es ist die Pflicht des Menschen, die Natur zu schützen. 55 71 ↑ ↑ 80 ↑ ↑ 49 54 58 ↓ ↓ 44 ↓ ↓ 20 51 60 53 Wir dürfen die Natur nur so nutzen, dass dies auch für kommende Generationen im gleichen Umfang möglich ist. 55 66 ↑ ↑ 79 ↑ ↑ 52 55 61 ↓ ↓ 45 ↓ ↓ 23 48 50 58 Ich ärgere mich darüber, dass viele Menschen so sorglos mit der Natur umgehen. 45 56 ↑ ↑ 65 ↑ ↑ ↓ 38 49 49 ↓ ↓ 36 ↓ ↓ 23 43 46 43 stark überrepräsentiert ↑ ↑ 64 unterrepräsentiert ↓ stark unterrepräsentiert ↓ ↓ Naturbewusstsein 2021 > Veränderung Naturschutz aturschutz im Abbildung 25: N im Spannungsfeld Spannungsfeld von von Politik Politik und und Wirtschaft Wirtschaft –– Erwachsene Erwachsene und und Jugendliche Jugendliche im Vergleich Vergleich im Wie zutreffend finden Sie die folgenden Aussagen? trifft voll und ganz zu ++ trifft eher nicht zu - trifft eher zu + trifft überhaupt nicht zu -- In wirtschaftlichen Erwachsene Krisenzeiten muss auch der Naturschutz mit weniger Jugendliche Geld auskommen. weiß ich nicht / kann ich nicht beurteilen X ++ + - -- X 10 38 30 16 6 12 31 7 Die Natur darf der wirt- Erwachsene schaftlichen Entwicklung nicht im Weg stehen. Jugendliche 26 9 0 32 35 20 10 18 26 33 20 30 40 7 6 31 50 60 70 80 7 90 100 Angaben in Prozent Zustimmungsstufen). Bei Personen mit mittlerer Formalbildung sind es 47 Prozent und bei Personen mit hoher Formalbildung 43 Prozent. Unterschiede weist auch der Altersvergleich auf: Bei der Aussage, die Natur dürfe der wirtschaftlichen Entwicklung nicht im Weg stehen, sind es die 18- bis 29-Jährigen, die häufiger als der Durchschnitt zustimmen (beide Zustimmungsstufen: 39 Prozent, Durchschnitt: 33 Prozent). Bei der Aussage, in wirtschaftlichen Krisenzeiten müsse auch der Naturschutz mit weniger Geld auskommen, sind es die über 65-Jährigen, die am häufigsten zustimmen (53 Prozent, Durchschnitt: 48 Prozent). In der aktuellen Erhebung finden 33 Prozent der Befragten, dass die Natur der wirtschaftlichen Entwicklung nicht im Weg stehen darf (beide Zustimmungsstufen). Eine deutliche Mehrheit von 61 Prozent teilt diese Meinung nicht (siehe Abbildung 25). Anders verhält es sich bei der Frage, ob in wirtschaftlichen Krisenzeiten auch der Naturschutz mit weniger Geld auskommen müsse: 48 Prozent stimmen dieser Aussage zu (beide Zustimmungsstufen). Fast genauso viele sind nicht dieser Ansicht (trifft eher nicht/überhaupt nicht zu: 46 Prozent). Im Bildungsvergleich zeigt sich, dass die Zustimmung bei beiden Aussagen mit dem Bildungsniveau der Befragten abnimmt (siehe Tabelle 16). Beispielsweise sagen 53 Prozent der Personen mit niedriger Formalbildung, in wirtschaftlichen Krisenzeiten müsse auch der Naturschutz mit weniger Geld auskommen (beide Der Zeitvergleich deckt auf: Der Anteil derer, die meinen, in Krisenzeiten müsse auch der Naturschutz mit weniger Geld auskommen, ist relativ konstant geblieben (2019: 46 Prozent, 2021: 48 Prozent). Aber Tabelle 16: Naturschutz im Spannungsfeld von Politik und Wirtschaft in der Erwachsenenbevölkerung nach Alter und Bildung Wie zutreffend finden Sie die folgenden Aussagen? Durch­ schnitt Antwortkategorie: „trifft voll und ganz/eher zu“ Alter (Jahre) Bildung Angaben in Prozent Ø bis 29 In wirtschaftlichen Krisenzeiten muss auch der Naturschutz mit weniger Geld auskommen. 48 43 47 47 53 ↑ 53 ↑ ↑ 47 ↓ 43 Die Natur darf der wirtschaftlichen Entwick­ lung nicht im Weg stehen. 33 39 ↑ 30 31 36 41 ↑ ↑ 33 ↓ ↓ 27 stark überrepräsentiert ↑ ↑ überrepräsentiert ↑ 30 bis 49 50 bis 65 über 65 unterrepräsentiert ↓ niedrig mittel hoch stark unterrepräsentiert ↓ ↓ 65 Naturbewusstsein 2021 > Veränderung Naturschutz aturschutz im Abbildung 26: N im Spannungsfeld Spannungsfeld von von Politik Politik und und Wirtschaft Wirtschaft –– Erwachsenenbevölkerung Erwachsenenbevölkerung im Jahresvergleich Jahresvergleich im Wie zutreffend finden Sie die folgenden Aussagen? trifft voll und ganz zu ++ trifft eher nicht zu - trifft eher zu + trifft überhaupt nicht zu -- In wirtschaftlichen Krisenzeiten muss auch der Naturschutz mit weniger Geld auskommen. Die Natur darf der wirtschaftlichen Entwicklung nicht im Weg stehen. 2021 ++ + - -- X 10 38 30 16 6 13 2019 2021 7 2019 8 0 weiß ich nicht / kann ich nicht beurteilen X 33 32 26 35 18 10 20 18 26 41 30 40 4 6 30 50 60 70 3 80 90 100 Angaben in Prozent der Anteil derer, die der wirtschaftlichen Entwicklung eine höhere Bedeutung als der Natur zusprechen, hat zugenommen (2019: 26 Prozent, 2021: 33 Prozent) (siehe Abbildung 26). Vor dem Hintergrund, dass sich die Menschen in Deutschland zum Zeitpunkt der Befragung bereits seit ungefähr zwei Jahren in einer Pandemie mit enormen wirtschaftlichen Folgeschäden befunden haben, ist dieser (leichte) Anstieg gut nachvollziehbar. Im Vergleich zu der Jugendbefragung lassen sich keine großen Unterschiede erkennen (siehe Abbildung 25): Der Aussage, die Natur dürfe der wirtschaftlichen Entwicklung nicht im Weg stehen, stimmen etwas weniger Jugendliche als Erwachsene zu (beide Zustimmungsstufen: 29 Prozent gegenüber 33 Prozent). Gleiches gilt für die Aussage, in wirtschaftlichen Krisenzeiten müsse auch der Naturschutz mit weniger Geld auskommen. Die Zustimmung der Jugendlichen liegt hier bei 43 Prozent (beide Zustimmungsstufen), die Zustimmung der Erwachsenen bei 48 Prozent. Vor allem im Postmateriellen Milieu wird dem Naturschutz Vorrang vor der wirtschaftlichen Entwicklung eingeräumt. Von allen Milieus sind die naturschutzorientierten Postmateriellen am seltensten der Meinung, die Natur dürfe der wirtschaftlichen Entwicklung nicht im Weg stehen (beide Zustimmungsstufen: 15 Prozent, Durchschnitt: 33 Prozent). Deutlich höher sind die Zustimmungswerte bei Menschen in prekären Lebensverhältnissen (41 Prozent), den Angehörigen der erlebnisorientierten, konsum-hedonistischen Lebenswelt (43 Prozent) und den Adaptiv-Pragmatischen (48 Prozent). Dass in Zeiten wirtschaftlicher Krisen auch der Naturschutz mit weniger Geld auskommen müsse, sagen überdurchschnittlich viele Angehörige der prekären Lebenswelt (57 Prozent) und Adaptiv-Pragmatische (60 Prozent). Niedriger sind die Zustimmungswerte bei den Konservativ-Gehobenen (40 Prozent) und erneut bei den Postmateriellen (27 Prozent). Abbildung 27: Finanzielle Finanzielle Förderung Förderung des des Naturschutzes Naturschutzes –– Erwachsenenbevölkerung Erwachsenenbevölkerung im im Zeitvergleich Wie wichtig finden Sie es, dass die folgende Maßnahme zum Schutz der Natur vorrangig eingesetzt wird? sehr wichtig ++ eher nicht wichtig - eher wichtig + überhaupt nicht wichtig -- Der Staat stellt mehr Geld zur Förderung des Naturschutzes und zum Erhalt seltener Tierund Pflanzenarten bereit. weiß ich nicht /keine Angabe X ++ + - -- 2021 37 47 9 2 5 2019 36 0 10 20 43 30 40 50 60 14 70 80 X 2 5 90 100 Angaben in Prozent 66 Naturbewusstsein 2021 > Veränderung Abbildung 28: nach Milieus 28: Finanzielle FinanzielleFörderung Förderungdes desNaturschutzes Naturschutzes– –Erwachsenenbevölkerung Erwachsenenbevölkerung nach Milieus Wie wichtig finden Sie es, dass die folgende Maßnahme zum Schutz der Natur vorrangig eingesetzt wird? „Der Staat stellt mehr Geld zur Förderung des Naturschutzes und zum Erhalt seltener Tier- und Pflanzenarten bereit.“ „sehr/eher wichtig“ Soziale Lage Oberschicht / Obere Mittelschicht ++ Postmaterielles Milieu 93 % ++ KonservativGehobenes Milieu 92 % ++ Expeditives Milieu 93 % 0 Milieu der Performer 84 % 0 Mittlere Mittelschicht 0 0 Traditionelles Milieu 84 % NostalgischBürgerliches Milieu 83 % -Prekäres Milieu 77 % Untere Mittelschicht / Unterschicht Grundorientierung AdaptivPragmatische Mitte 82 % Tradition stark überrepräsentiert ++ -KonsumHedonistisches Milieu 59 % Durchschnitt = 84 % Modernisierung überrepräsentiert + Eine klare Mehrheit befürwortet höhere Ausgaben des Staates zur Förderung des Naturschutzes. 84 Prozent der Befragten finden es sehr oder eher wichtig, dass der Staat mehr Geld zur Förderung des Naturschutzes und zum Erhalt seltener Tier- und Pflanzenarten bereitstellt (siehe Abbildung 27). Eine höhere finanzielle Förderung des Naturschutzes befürworten Frauen und finanziell Gutgestellte noch etwas häufiger als der Durchschnitt (Frauen: 87 Prozent, Haushaltsnettoeinkommen über 3.500 Euro: 88 Prozent). Im Vergleich mit der letzten Messung dieser Frage sind die Zustimmungswerte leicht gestiegen (siehe Abbildung 27): 2019 waren es noch 79 Prozent, die höhere Ausgaben des Staates zur Förderung des Naturschutzes befürwortet haben. Die Milieubetrachtung bekräftigt, dass die finanzielle Förderung des Naturschutzes quer durch die Bevölkerung auf große Zustimmung stößt. Bei Berücksichtigung beider Antwortstufen (sehr/eher wichtig) liegt der Zuspruch auch bei Menschen in sozial schwäche­ rer Lage und in der erlebnisorientierten, konsum­ hedonistischen Lebenswelt bei deutlich über 50 Pro­ zent (siehe Abbildung 28). + NeoÖkologisches Milieu 91 % durchschnittlich 0 Neuorientierung stark unterrepräsentiert -- 5.4 Einstellung und Bereitschaft zu einem Wandel der Lebens- und Wirtschaftsweisen Über die Hälfte der Bevölkerung hält einen Wandel der Lebens- und Wirtschaftsweisen in Deutschland für notwendig. 60 Prozent der Befragten ab 18 Jahren sind der Meinung, dass ein umfassender Wandel der Lebens- und Wirtschaftsweisen in Deutschland erforderlich ist, um die weltweite Natur-, Umwelt- und Klimakrise aufzuhalten. Dabei sind mehr als ein Viertel uneingeschränkt dieser Ansicht („ja“: 27 Prozent). 26 Prozent sind bei dieser Frage unentschieden („teils/teils“), nur zehn Prozent antworten mit „nein“ oder „eher nein“ und ein Prozent gibt an, es gebe keine Natur-, Umweltund Klimakrise (siehe Abbildung 29). In den Gruppen mit hoher Formalbildung (beide Zustimmungsstufen: 65 Prozent) und hohem Haushaltsnettoeinkommen (über 3.500 Euro: 69 Prozent) wird die Notwendigkeit eines Wandels überdurchschnittlich häufig gesehen. Die Unterschiede zum Durchschnitt sind aber nicht allzu groß (Durchschnitt: 60 Prozent). 67 Naturbewusstsein 2021 > Veränderung Abbildung 29: Einstellung Einstellung zur zur Notwendigkeit Notwendigkeit eines eines Wandels Wandels –– Erwachsene Erwachsene und und Jugendliche Jugendliche im im Vergleich Vergleich Ist Ihrer Meinung nach ein umfassender Wandel der Lebens- und Wirtschaftsweisen in Deutschland erforderlich, um die weltweite Natur-, Umwelt- und Klimakrise aufzuhalten? ja ++ teils/teils 0 nein -- eher ja + eher nein ++ Es gibt keine Natur-, Umwelt- und Klimakrise. ¦ 0 + weiß ich nicht / keine Angabe X 27 Erwachsene 33 29 Jugendliche 0 10 26 35 20 30 40 24 50 60 70 - -- ¦ 7 3 1 3 5 80 X 21 4 90 100 Angaben in Prozent Auch der Vergleich mit der Jugendbefragung deckt nur leichte Unterschiede auf (siehe Abbildung 29). Danach sind Jugendliche etwas häufiger als Erwachsene der Auffassung, ein umfassender Wandel der Lebens- und Wirtschaftsweisen sei notwendig, um die weltweite Natur-, Umwelt- und Klimakrise aufzuhalten (beide Zustimmungsstufen: 64 Prozent gegenüber 60 Prozent). Ein anderes Bild zeigt die Milieuanalyse (siehe Abbildung 30): Während jeweils 79 Prozent der engagiertsouveränen Postmateriellen und der besonders pflichtbewussten Konservativ-Gehobenen und 75 Prozent der jungen Trendsetterinnen und Trendsetter des Expeditiven Milieus einen umfassenden Wandel der Lebens- und Wirtschaftsweisen in Deutschland als erforderlich betrachten, sind die zunehmend abstiegsbesorgten Nostalgisch-Bürgerlichen (48 Prozent), Menschen in prekären Lebensverhältnissen (47 Prozent) und vor allem die auf Konsum und Entertainment fokussierte Lebenswelt (26 Prozent) deutlich weniger überzeugt. inin der Erwachsenenbevölkerung nach Milieus Abbildung 30: 30: Einstellung Einstellungzur zurNotwendigkeit Notwendigkeiteines einesWandels Wandels der Erwachsenenbevölkerung nach Milieus Ist Ihrer Meinung nach ein umfassender Wandel der Lebens- und Wirtschaftsweisen in Deutschland erforderlich, um die weltweite Natur-, Umwelt- und Klimakrise aufzuhalten? „ja/eher ja“ Soziale Lage Oberschicht / Obere Mittelschicht ++ Postmaterielles Milieu 79 % ++ KonservativGehobenes Milieu 79 % ++ Expeditives Milieu 75 % 0 Milieu der Performer 56 % 0 Mittlere Mittelschicht 0 Traditionelles Milieu 63 % -Prekäres Milieu 47 % Untere Mittelschicht / Unterschicht Grundorientierung Tradition stark überrepräsentiert ++ 68 -NostalgischBürgerliches Milieu 48 % AdaptivPragmatische Mitte 55 % 0 -KonsumHedonistisches Milieu 26 % Durchschnitt = 60 % Modernisierung durchschnittlich 0 NeoÖkologisches Milieu 62 % stark unterrepräsentiert -- Neuorientierung Naturbewusstsein 2021 > Veränderung Bereitschaft ereitschaft zu Abbildung 31: B zu einem einem Wandel Wandel der der LebensLebens- und und Wirtschaftsweisen Wirtschaftsweisen –– Erwachsene Erwachsene und und Jugendliche Jugendliche im Vergleich Vergleich im Sind Sie bereit, diesen Wandel aktiv durch einen nachhaltigen und naturfreundlichen Lebensstil mitzutragen? ja ++ teils/teils 0 eher ja + eher nein - Erwachsene nein -- ++ + 0 28 40 29 21 24 4 1 30 Jugendliche 0 10 41 20 30 40 50 60 70 Basis: nur Personen, die zuvor angaben, ein umfassender Wandel der Lebens- und Wirtschaftsweisen in Deutschland sei erforderlich („ja“, „eher ja“, „teils/teils“) Einen umfassenden Wandel der Lebens- und Wirtschaftsweisen zu befürworten, ist das Eine. Wie aber steht es um die Bereitschaft, diesen Wandel durch einen nachhaltigen und naturfreundlichen Lebensstil mitzutragen? Auch diese Frage wurde gestellt. Diejenigen, die zuvor angaben, ein umfassender Wandel sei nicht notwendig („eher nein“, „nein“), waren von dieser Frage ausgenommen. Mehr als zwei Drittel erklären sich bereit, zu einem Wandel der Lebens- und Wirtschaftsweisen aktiv beizutragen. 68 Prozent der Befragten erklären sich bereit, durch einen nachhaltigen und naturfreundlichen Lebensstil selbst aktiv zu einem gesellschaftlichen Wandel beizutragen – 28 Prozent stimmen sogar uneingeschränkt zu (siehe Abbildung 31). Dem stehen nur drei Prozent gegenüber, die sich nicht oder eher nicht dafür bereit erklären. Weitere 29 Prozent sind bei dieser Frage unentschieden („teils/teils“). Die soziodemographische Analyse deckt erneut nur geringe Unterschiede auf: Die Gruppen mit hoher Formalbildung (beide Zustimmungsstufen: 72 Prozent) und hohem Haushaltsnettoeinkommen (über 3.500 Euro: 73 Prozent), geben leicht überdurchschnittlich häufig an, zu einem Wandel der Lebens- und Wirtschaftsweisen beitragen zu wollen (Durchschnitt: 68 Prozent). Auch der Vergleich mit der Jugendbefragung, lässt keine größeren Unterschiede erkennen (siehe Abbildung 31). Aufschlussreicher ist die Milieuperspektive. Hier zeigt sich ein ähnliches Bild wie in der vorangegangenen Frage: Postmaterielle (beide Zustimmungsstufen: 85 Prozent), Expeditive (81 Prozent) und KonservativGehobene (79 Prozent) sind am häufigsten dazu bereit, durch einen nachhaltigen und naturfreundlichen 80 - 90 -- 100 Angaben in Prozent Lebensstil selbst aktiv zu einem gesellschaftlichen Wandel beizutragen. Wesentlich weniger Bereitschaft kommt aus den Reihen der Nostalgisch-Bürgerlichen (60 Prozent), der Menschen in prekärer Lebenslage (56 Prozent) und der erlebnisorientierten, konsum-hedonistischen Lebenswelt (41 Prozent). Auffällig ist, dass auch die wirtschaftsnahen und stark wettbewerbsorientierten Performer nur unterdurchschnittlich häufig selbst aktiv zu einem Wandel der Lebens- und Wirtschaftsweisen beitragen möchten (59 Prozent). 5.5 Einstellung zur Energiewende und Auswirkungen auf die Natur Die Zustimmung zur Energiewende hat abgenommen. Die Frage nach der Haltung der Bevölkerung zur Energiewende wird regelmäßig in der Naturbewusstseinsstudie gestellt. Seit 2011 bewegen sich die Zustimmungswerte mit kleineren Schwankungen um die 60 Prozent. Im Jahr 2021 muss aber von einem deutlichen Rückgang berichtet werden: Knapp die Hälfte der Befragten hält die Energiewende für richtig, 35 Prozent sind unentschieden (mehr als in den letzten Jahren), und 13 Prozent sind dagegen (siehe Abbildung 32). Diese Abnahme in der Zustimmung zur Energiewende muss vor dem Hintergrund des Zeitpunkts der Befragung betrachtet werden. Durchgeführt wurde die Befragung im Herbst 2021 als die Bundestagswahl zugunsten der Ampelkoalition entschieden war und – schon damals – über steigende Energiepreise und allgemein über eine Zunahme der Inflationsgefahr öffentlich diskutiert wurde. Der „Regierungseffekt“ dürfte bewirkt haben, dass sich im Bewusstsein der Menschen „Energiewende“ und „Umsetzung“ näher aufeinander zubewegt haben; oder anders gesagt: Es 69 Naturbewusstsein 2021 > Veränderung Abbildung 32: Einstellung Einstellung zur zur Energiewende Energiewende in in der der Erwachsenenbevölkerung im Zeitvergleich Halten Sie die Energiewende – hin zu einer überwiegenden Versorgung aus erneuerbaren Energien – für richtig? ja + nein - unentschieden 0 2021 weiß ich nicht / keine Angabe X + 0 - X 48 35 13 4 2019 60 29 2017 61 30 2015 61 29 56 2013 0 10 20 30 50 60 70 2 7 80 3 10 4 6 5 26 40 3 7 30 63 2011 8 90 100 Angaben in Prozent wurde absehbar, dass die Energiewende künftig noch „näher“ an den Alltag der Menschen herankommen würde. Für alle diejenigen, denen die Energiewende schon länger ein Kernanliegen gewesen war, eine gute Nachricht – und kein Grund, irgendetwas an der eigenen Einstellung zu ändern, insbesondere dann nicht, wenn die eigenen Lebensumstände eine sich andeutende Preissteigerung für Energie abfedern können. Aber: Offenbar haben bei anderen die sich abzeichnenden Änderungen dazu geführt, dass ihre Zustimmung zur Energiewende bröckelte. Seit dem Zeitpunkt der Befragung bis zur Veröffentlichung der Studie haben sich die Ereignisse weiter zugespitzt: Der Ukraine-Krieg hat die Frage der Abhängigkeit von russischen fossilen Energieträgern ganz oben auf die Tagesordnung gesetzt. Wie sich das auf die Einstellungen zur Energiewende (mittel- bis langfristig) auswirken wird, kann erst eine zukünftige Befragung zeigen. Jugendliche befürworten die Energiewende deutlich häufiger als die Erwachsenen. Die Zustimmung zur Energiewende nimmt mit dem Bildungsniveau der Befragten zu (einfache Bildung: 43 Prozent, mittlere Bildung: 49 Prozent, hohe Bildung: 53 Prozent). Größere Unterschiede weist der Vergleich mit der Jugendbefragung auf (siehe Abbildung 33). Mit einem Zustimmungswert von 64 Prozent halten Jugendliche die Energiewende – hin zu einer überwiegenden Versorgung aus erneuerbaren Energien – deutlich häufiger für richtig als Erwachsene. Die Zustimmung zur Energiewende polarisiert zwischen den sozialen Milieus. Eklatant sind die Unterschiede in der Milieubetrachtung (siehe Abbildung 34): Vor allem bei den Postmateriellen (71 Prozent), aber auch bei den Expeditiven (65 Prozent) und den Konservativ-Gehobenen (62 Prozent) liegen die Zustimmungswerte bei über 60 Prozent – und damit über dem Wert, der in den vergangenen Jahren für die Gesamtbevölkerung gemessen wurde. Auf der anderen Seite liegt die Zustimmung in drei sozialen Milieus bei deutlich unter Abbildung 33: Einstellung Einstellung zur zur Energiewende Energiewende –– Erwachsene Erwachsene und und Jugendliche Jugendliche im Vergleich Vergleich Halten Sie die Energiewende – hin zu einer überwiegenden Versorgung aus erneuerbaren Energien – für richtig? ja + nein - unentschieden 0 Erwachsene Jugendliche weiß ich nicht / keine Angabe X + 0 - X 48 35 13 4 64 0 10 20 30 26 40 50 60 70 4 80 90 6 100 Angaben in Prozent 70 Naturbewusstsein 2021 > Veränderung nach Milieus Abbildung 34: 34: Zustimmung Zustimmungzur zurEnergiewende Energiewendeininder derErwachsenenbevölkerung Erwachsenenbevölkerung nach Milieus Halten Sie die Energiewende – hin zu einer überwiegenden Versorgung aus erneuerbaren Energien – für richtig? „ja, halte ich für richtig“ Soziale Lage Oberschicht / Obere Mittelschicht ++ Postmaterielles Milieu 71 % ++ KonservativGehobenes Milieu 62 % ++ Expeditives Milieu 65 % 0 Milieu der Performer 48 % 0 Mittlere Mittelschicht 0 Traditionelles Milieu 46 % -NostalgischBürgerliches Milieu 33 % -Prekäres Milieu 32 % Untere Mittelschicht / Unterschicht Grundorientierung AdaptivPragmatische Mitte 43 % Tradition stark überrepräsentiert ++ 0 -KonsumHedonistisches Milieu 24 % Durchschnitt = 48 % Modernisierung durchschnittlich 0 50 Prozent – im Nostalgisch-Bürgerlichen Milieu liegt sie bei 33 Prozent, in der sozial schwächeren Lebenswelt bei 32 Prozent und in der Lebenswelt mit einer konsum-hedonistischen Werteausrichtung bei 24 Prozent. Bei diesen Milieus hat das „Näherrücken“ der Energiewende offenbar zu verschiedenen Gegenreaktionen geführt – von der Angst vor der „Spaßbremse“ Energiewende und Befürchtungen zunehmender ökologisch motivierter Regulierungen bis hin zu Abstiegsängsten in Teilen der bürgerlichen Mitte und im sozial benachteiligten Milieu. Die Mehrheit befürwortet die Energiewende trotz Bedenken hinsichtlich etwaiger negativer Auswirkungen auf Natur, Landschaft und die Biodiversität. Für die Akzeptanz erneuerbarer Energieanlagen sind sowohl die Berücksichtigung der Belange des Natur- und Artenschutzes als auch des Landschaftsbilds wichtige Faktoren (siehe Hübner et al. 2019). Angesichts der Tatsache, dass eine überwiegende Versorgung aus erneuerbaren Energien auch negative Auswirkungen auf Natur, Landschaft und die Biodiversität haben kann, stellt sich die Frage, ob die Menschen trotz dieser Bedenken für einen Ausbau der Erneuerbaren votieren. NeoÖkologisches Milieu 49 % Neuorientierung stark unterrepräsentiert -- für eher wichtig. Ein weiteres Drittel ist unentschieden („teils/teils“), und elf Prozent finden den Ausbau eher oder gar nicht wichtig. Vier Prozent können keine Antwort auf diese Frage geben (siehe Abbildung 35). Damit Zustimmung ustimmung der Abbildung 35: Z der Erwachsenen­ Erwachsenenbevölkerung bevölkerung zur zur Energiewende Energiewende unter unter Berücksichtigung Berücksichtigung der der Belange des des NaturNatur- und und Artenschutzes Artenschutzes Eine überwiegende Versorgung aus erneuerbaren Energien zur Bewältigung der Klimakrise kann auch negative Auswirkungen auf Natur, Landschaft und die Biodiversität haben. Beispielsweise können Windräder das Landschaftsbild und den Lebensraum von Vögeln beeinträchtigen. Wie wichtig ist es Ihnen, dass die Umsetzung der Energiewende trotzdem erfolgt? weiß nicht/keine Angabe gar nicht wichtig eher nicht wichtig 7 4 4 sehr wichtig 19 Angaben in Prozent teils/teils 33 33 eher wichtig 19 Prozent der Befragten ab 18 Jahren halten einen Ausbau trotz dieser Bedenken für sehr wichtig, ein Drittel 71 Naturbewusstsein 2021 > Veränderung wird eine überwiegende Versorgung aus erneuerbaren Energien grundsätzlich von einer Mehrheit der Befragten (52 Prozent) befürwortet – wohlwissend, dass der Ausbau der Erneuerbaren auch negative Auswirkungen auf Natur, Landschaft und die Biodiversität haben kann. In der soziodemographischen Betrachtung sind es vor allem Personen mit hoher Formalbildung (sehr/eher wichtig: 58 Prozent) und hohem Haushaltsnettoeinkommen (60 Prozent) sowie die 18- bis 29-Jährigen (60 Prozent), die trotz der Bedenken hinsichtlich etwaiger negativer Auswirkungen auf Natur, Landschaft und die Biodiversität die Energiewende befürworten (Durchschnitt: 52 Prozent). In Deutschland sind gentechnisch veränderte Futtermittel gekennzeichnet. Keine Kennzeichnungspflicht besteht bislang für Lebensmittel von Tieren, die mit gentechnisch veränderter Nahrung gefüttert wurden. Eine solche Kennzeichnungspflicht wird aber von den meisten Befragten befürwortet: 84 Prozent sprechen sich „voll und ganz“ oder „eher“ dafür aus, Produkte von Tieren, die mit gentechnisch veränderter Nahrung gefüttert wurden, im Handel zu kennzeichnen. Dabei sprechen sich 18- bis 29-Jährige (höchste Zustimmungsstufe: 44 Prozent), formal niedrig Gebildete (50 Prozent) und Männer (51 Prozent) unterdurchschnittlich häufig „voll und ganz“ für eine Kennzeichnungspflicht aus (Durchschnitt: 55 Prozent). Im Zeitvergleich zeigt sich eine schwankende Forderung zu einer Kennzeichnungspflicht (siehe Abbildung 36): 2019 war die uneingeschränkte Zustimmung im Vergleich zu 2017 um zehn Prozentpunkte gestiegen (von 69 Prozent auf 79 Prozent). In der aktuellen Erhebung hat sie wieder abgenommen und liegt nun bei 55 Prozent. Weiterhin fällt auf, dass 2021 erstmals fünf Prozent der Befragten keine Angabe machten oder unentschlossen sind. Die Milieuanalyse bestätigt, dass die meisten Befürworterinnen und Befürworter aus den Reihen der Postmateriellen (sehr/eher wichtig: 64 Prozent), der Expeditiven (64 Prozent) und der KonservativGehobenen (62 Prozent) kommen. Deutlich zurückhaltender sind die bodenständigen und besonders heimatverbundenen Traditionellen (43 Prozent), die harmonieorientierte Mitte der Gesellschaft (Nostalgisch-Bürgerliche: 35 Prozent), die Angehörigen der konsum- und erlebnisorientierten Lebenswelt (37 Prozent) und Menschen, die sich in prekären Lebensverhältnissen befinden (40 Prozent). Auch den Jugendlichen wurde diese Frage gestellt: 45 Prozent der 14- bis 17-Jährigen stimmen einer Kennzeichnungspflicht „voll und ganz“ zu, weitere 23 Prozent stimmen ihr „eher zu“. Damit fällt die Zustimmung zu einer Kennzeichnungspflicht bei Jugendlichen – wenn auch auf hohem Niveau – signifikant geringer aus als bei den Erwachsenen (siehe Abbildung 37). 5.6 Agrogentechnik und neue gentechnische Verfahren im Naturschutz Im Milieuvergleich sind es vor allem die Postmateriellen und die Konservativ-Gehobenen, die einer Kennzeichnungspflicht ausdrücklich zustimmen (höchste Zustimmungsstufe: 74 Prozent respektive 63 Prozent). Deutlich weniger Zustimmung kommt aus Vier von fünf Deutschen befürworten eine Kennzeichnungspflicht für Lebensmittel von Tieren, die mit gentechnisch veränderter Nahrung gefüttert wurden. Abbildung 36: Zustimmung Zustimmung zur zur Kennzeichnungspflicht Kennzeichnungspflicht in in der der Erwachsenenbevölkerung Erwachsenenbevölkerung im Zeitvergleich Bitte bewerten Sie folgende Aussage zum Thema Gentechnik in der Landwirtschaft. stimme voll und ganz zu ++ stimme eher nicht zu - stimme eher zu + stimme überhaupt nicht zu -- Meiner Meinung nach sollten Lebensmittel von Tieren, die mit gentechnisch veränderter Nahrung gefüttert wurden, vom Handel gekennzeichnet werden. 2021 weiß ich nicht /kann ich nicht beurteilen X ++ + - -- 55 29 8 3 5 79 2019 16 69 2017 0 10 20 30 41 24 40 50 60 70 80 X 6 1 90 100 Angaben in Prozent 72 Naturbewusstsein 2021 > Veränderung Abbildung 37: Zustimmung Zustimmung zur zur Kennzeichnungspflicht Kennzeichnungspflicht –– Erwachsene Erwachsene und und Jugendliche Jugendliche im im Vergleich Vergleich Bitte bewerten Sie folgende Aussage zum Thema Gentechnik in der Landwirtschaft. stimme voll und ganz zu ++ stimme eher nicht zu - stimme eher zu + stimme überhaupt nicht zu -- Meiner Meinung nach sollten Lebensmittel von Erwachsene Tieren, die mit gentechnisch veränderter Nahrung ge- Jugendliche füttert wurden, vom Handel gekennzeichnet werden. 0 weiß ich nicht / keine Angabe X ++ + - -- 55 29 8 3 5 45 10 20 23 30 40 50 13 60 X 16 70 80 3 90 100 Angaben in Prozent den Reihen der Adaptiv-Pragmatischen und der Menschen mit einem konsum- und erlebnisorientierten Wertemodell (46 Prozent respektive 23 Prozent). Die Bedenken gegenüber neuen Verfahren in der Gentechnik zeigen sich auch daran, dass mehr als drei Viertel der Befragten (79 Prozent) davon ausgehen, dass die langfristigen Folgen neuer gentechnischer Verfahren aktuell nicht abgesehen werden können (höchste Zustimmungsstufe: 49 Prozent, „stimme eher zu“: weitere 30 Prozent). Dies wird vor allem von Frauen und von den 50- bis 65-Jährigen hervorgehoben (höchste Zustimmungsstufe: 52 Prozent respektive 56 Prozent). Darüber hinaus äußern die Befragten auch ethische Bedenken: 70 Prozent sind der Meinung, der Mensch habe kein Recht, Pflanzen und Tiere gezielt gentechnisch zu verändern – 40 Prozent sind „voll und ganz“ dieser Ansicht. Am häufigsten werden ethische Vorbehalte von Frauen und von Personen mit mittlerer Formalbildung betont (höchste Zustimmungsstufe: jeweils 46 Prozent). Die Bedenken gegenüber neuen Verfahren in der Gentechnik haben abgenommen, sind aber auf hohem Niveau. 89 Prozent der Befragten sind der Meinung, mögliche Auswirkungen auf die Natur sollten immer untersucht werden, wenn Pflanzen mit neuen Verfahren gentechnisch verändert werden (beide Zustimmungsstufen) – 57 Prozent stimmen dieser Forderung „voll und ganz“ zu (siehe Abbildung 38). Am größten fällt die uneingeschränkte Zustimmung in der Altersgruppe der 50- bis 65-Jährigen aus (65 Prozent). Abbildung 38: Einstellung Einstellung der der Erwachsenenbevölkerung Erwachsenenbevölkerung zur zur Agrogentechnik Agrogentechnik im im Zeitvergleich Inwieweit stimmen Sie den folgenden Aussagen zu? stimme voll und ganz zu ++ stimme eher nicht zu - stimme eher zu + stimme überhaupt nicht zu -- Wenn Pflanzen mit neuen Verfahren gentechnisch verändert werden, sollten mögliche Auswirkungen auf die Natur immer untersucht werden. Wir sind noch nicht in der Lage, die langfristigen Folgen der neuen gentechnischen Verfahren abzusehen. Ich finde, der Mensch hat kein Recht, Pflanzen und Tiere gezielt gentechnisch zu verändern. weiß ich nicht / keine Angabe X 2021 ++ + - -- 57 32 7 13 2019 80 15 49 2021 30 30 0 10 20 30 6 1 5 17 55 2019 2 5 25 40 2021 29 40 50 60 41 14 63 2019 70 X 80 5 8 11 32 90 100 Angaben in Prozent 73 Naturbewusstsein 2021 > Veränderung 59 Prozent, die ihre Vorbehalte uneingeschränkt zum Ausdruck bringen (höchste Zustimmungsstufe). Die wenigsten Bedenken kommen erneut von der spaßund erlebnisorientierten Lebenswelt (höchste Zustimmungsstufe: 19 Prozent). Das ethische Argument wird am häufigsten im Expeditiven Milieu hervorgehoben: 48 Prozent der Expeditiven finden, der Mensch habe kein Recht, Pflanzen und Tiere gezielt gentechnisch zu verändern. Insgesamt belegen die Befunde, dass die Bedenken gegenüber neuen Verfahren in der Gentechnik bei der Mehrheit der Bevölkerung vorhanden sind. Im Zeitvergleich wird aber auch deutlich, dass die Zahl der Unentschlossenen steigt und die Bedenken abgenommen haben (siehe Abbildung 38). Beispielsweise waren es 2019 noch 84 Prozent, die die Meinung vertraten, der Mensch habe kein Recht, Tiere und Pflanzen gezielt gentechnisch zu verändern (beide Zustimmungsstufen). In der aktuellen Erhebung sind es 70 Prozent. Im gleichen Zeitraum ist der Anteil derer, die bei dieser Frage mit „weiß ich nicht“ geantwortet haben, von zwei Prozent auf acht Prozent gestiegen. 5.7 Digitalisierung und Naturschutz Das Interesse für digitale Natur-Angebote ist vor allem eine Frage des Alters. Die Postmateriellen und Konservativ-Gehobenen betonen am häufigsten, dass mögliche Auswirkungen auf die Natur immer untersucht werden sollten. 23 Prozent der Befragten finden digitale Angebote für ein Naturerlebnis, wie zum Beispiel einen virtuellen Waldspaziergang oder eine virtuelle Safari, interessant (beide Zustimmungsstufen). Dem steht eine Mehrheit von 50 Prozent gegenüber, die entsprechende Angebote eher nicht oder überhaupt nicht interessant findet. 23 Prozent sind unentschieden („teils/teils“), vier Prozent können keine Angabe machen. Ähnlich verhält es sich mit der Frage, ob es beruhigend sei, dass Tier- und Pflanzenarten, die in ihren echten Lebensräumen aussterben, weiterhin digital erlebt werden können (siehe Abbildung 39): 23 Prozent stimmen dieser Frage voll und ganz oder eher zu, hingegen stimmen 49 Prozent eher nicht oder überhaupt nicht zu. Und auch bei der dritten Aussage hält sich die Zustimmung in Grenzen: 20 Prozent geben an, digitale Angebote, wie zum Beispiel virtuelle Die Bildungselite (Postmaterielle) und die verantwortungsbewussten Konservativ-Gehobenen betonen am häufigsten, dass mögliche Auswirkungen auf die Natur immer untersucht werden sollten, wenn Pflanzen mit neuen Verfahren gentechnisch verändert werden (höchste Zustimmungsstufe: 78 Prozent respektive 66 Prozent). Im Vergleich dazu sind die nutzenorientierten Adaptiv-Pragmatischen (44 Prozent), vor allem aber Menschen mit einer spaß- und erlebnisorientierten, konsum-hedonistischen Werteausrichtung (20 Prozent) wesentlich zurückhaltender (siehe Tabelle 17). Bei den Postmateriellen fällt weiter auf, dass sie von allen Milieus die größten Zweifel haben, dass die langfristigen Folgen der neuen gentechnischen Verfahren abzusehen sind. In diesem Milieu sind es Tabelle 17: Einstellungen zu neuen Verfahren in der Gentechnik in der Erwachsenenbevölkerung nach Milieus Inwieweit stimmen Sie den folgenden Aussagen zu? Ø = Durchschnitt PER = Performer ADA= Adaptiv-Pragmatische Mitte NOB = Nostalgisch-Bürgerliche KOG = Konservativ-Gehobene EPE = Expeditive HED = Konsum-Hedonisten TRA = Traditionelle PMA = Postmaterielle NÖK = Neo-Ökologische PRE = Prekäre Antwortkategorie: „stimme voll und ganz zu“ Ø KOG PMA PER EPE NÖK ADA HED PRE NOB TRA Angaben in Prozent Wenn Pflanzen mit neuen Verfahren gen­ technisch verändert werden, sollten mögliche Auswirkungen auf die Natur immer untersucht werden. Wir sind noch nicht in der Lage, die langfristigen Folgen der neuen gentechnischen Verfahren abzusehen. Ich finde, der Mensch hat kein Recht, Pflanzen und Tiere gezielt gentechnisch zu verändern. stark überrepräsentiert ↑ ↑ 74 57 66 ↑ ↑ 78 ↑ ↑ 55 61 54 ↓ ↓ 44 ↓ ↓ 20 56 61 62 49 53 59 ↑ ↑ 48 49 51 43 ↓ ↓ 19 49 54 54 40 45 41 39 48 ↑ 40 35 ↓ ↓ 16 46 47 44 überrepräsentiert ↑ stark unterrepräsentiert ↓ ↓ Naturbewusstsein 2021 > Veränderung Abbildung 39: Interesse Interesse für für digitale digitale Natur-Angebote Natur-Angebote –– Erwachsene Erwachsene und und Jugendliche Jugendliche im im Vergleich Vergleich Die Lebenswelt vieler Menschen wird immer digitaler. Wie stehen Sie vor diesem Hintergrund zu den folgenden Aussagen über virtuelle und digitale Naturerlebnisse? stimme voll und ganz zu ++ teils / teils 0 stimme überhaupt nicht zu -- stimme eher zu + stimme eher nicht zu - weiß ich nicht / keine Angabe X Digitale Angebote für ein Naturerlebnis, wie Erwachsene zum Beispiel ein virtueller Waldspaziergang oder eine virtuelle Safari, sind für mich Jugendliche interessant. Es beruhigt mich, dass Tierund Pflanzenarten, die in Erwachsene ihren echten Lebensräumen aussterben, weiterhin digital Jugendliche erlebt werden können. ++ + 0 - -- X 6 17 23 19 31 4 10 7 17 16 10 Naturerlebnisse oder Informationsseiten im Internet, hätten sie schon einmal motiviert, die Natur draußen zu erleben (beide Zustimmungsstufen). Eine Mehrheit von 53 Prozent stimmt dieser Aussage eher nicht oder überhaupt nicht zu. Die soziodemographische Analyse zeigt, dass das Interesse für digitale Natur-Angebote vor allem eine Frage des Alters ist. Es sind vor allem die jüngeren Befragten, die sich für die digitalen Natur-Angebote begeistern können (siehe Tabelle 18). Beispielsweise interessiert sich immerhin ein Drittel der 18- bis 29-Jährigen für digitale Angebote wie etwa einen 40 20 50 5 32 24 30 5 27 21 20 2 31 20 23 23 20 25 18 23 15 Digitale Natur-Angebote, 6 14 wie zum Beispiel virtuelle Erwachsene Naturerlebnisse oder Infor14 mationsseiten im Internet, Jugendliche haben mich schon einmal motiviert, die Natur 0 10 draußen zu erleben. 22 24 60 4 16 70 80 6 90 100 Angaben in Prozent virtuellen Waldspaziergang. In der Altersgruppe der über 65-Jährigen sind es nur 16 Prozent. Interessant ist der Vergleich mit der Jugendbefragung (siehe Abbildung 39). Dieser macht deutlich, dass es in erster Linie die Jugendlichen sind, die sich durch digitale Natur-Angebote motiviert fühlen, die Natur draußen zu erleben: So sagen 34 Prozent der 14- bis 17-Jährigen, digitale Natur-Angebote, wie zum Beispiel virtuelle Naturerlebnisse oder Informationsseiten im Internet, hätten sie schon einmal motiviert, die Natur draußen zu erleben. In der Erwachsenenbefragung sagten das nur 20 Prozent. Tabelle 18: Interesse der Erwachsenenbevölkerung für digitale Natur-Angebote nach dem Alter der Befragten Die Lebenswelt vieler Menschen wird immer digitaler. Wie stehen Sie vor diesem Hintergrund zu den folgenden Aussagen über virtuelle und digitale Naturerlebnisse? Durch­ schnitt Antwortkategorie: „stimme voll und ganz/eher zu“ Alter (Jahre) Angaben in Prozent Ø bis 29 Digitale Angebote für ein Naturerlebnis, wie zum Beispiel ein virtueller Wald­ spaziergang oder eine virtuelle Safari, sind für mich interessant. 23 33 ↑ ↑ 27 ↑ ↓ 19 ↓ ↓ 16 Es beruhigt mich, dass Tier- und Pflanzenarten, die in ihren echten Lebens­ räumen aussterben, weiterhin digital erlebt werden können. 23 30 ↑ ↑ 26 ↓ 18 ↓ 19 Digitale Natur-Angebote, wie zum Beispiel virtuelle Naturerlebnisse oder Informationsseiten im Internet, haben mich schon einmal motiviert, die Natur draußen zu erleben. 20 24 26 ↑ ↑ 18 ↓ ↓ 15 stark überrepräsentiert ↑ ↑ überrepräsentiert ↑ unterrepräsentiert ↓ 30 bis 49 50 bis 65 über 65 stark unterrepräsentiert ↓ ↓ 75 Naturbewusstsein 2021 > Veränderung Tabelle 19: Interesse der Erwachsenenbevölkerung für digitale Natur-Angebote nach Milieus Die Lebenswelt vieler Menschen wird immer digitaler. Wie stehen Sie vor diesem Hintergrund zu den folgenden Aussagen über virtuelle und digitale Naturerlebnisse? Ø = Durchschnitt PER = Performer ADA= Adaptiv-Pragmatische Mitte NOB = Nostalgisch-Bürgerliche KOG = Konservativ-Gehobene EPE = Expeditive HED = Konsum-Hedonisten TRA = Traditionelle PMA = Postmaterielle NÖK = Neo-Ökologische PRE = Prekäre Antwortkategorie: „stimme voll und ganz/eher zu“ Ø KOG PMA PER EPE NÖK ADA HED PRE NOB TRA Digitale Angebote für ein Naturerlebnis, wie zum Beispiel ein virtueller Waldspaziergang oder eine virtuelle Safari, sind für mich interessant. 23 27 ↓ ↓ 12 21 47 ↑ ↑ 40 ↑ ↑ 35 ↑ ↑ 21 ↓ ↓ 13 ↓ ↓ 11 ↓↓ 9 Es beruhigt mich, dass Tier- und Pflanzenarten, die in ihren echten Lebensräumen aussterben, weiterhin digital erlebt werden können. 23 24 ↓ ↓ 11 19 35 ↑ ↑ 40 ↑ ↑ 35 ↑ ↑ 24 19 ↓ 17 ↓↓ 7 Digitale Natur-Angebote, wie zum Beispiel vir­ tuelle Naturerlebnisse oder Informationsseiten im Internet, haben mich schon einmal motiviert, die Natur draußen zu erleben. 20 29 ↑ ↑ ↓ ↓ 12 16 37 ↑ ↑ 37 ↑ ↑ 29 ↑ ↑ 15 ↓ ↓ 12 ↓ 14 ↓↓ 6 Angaben in Prozent stark überrepräsentiert ↑ ↑ unterrepräsentiert ↓ Aufschlussreich ist auch die Milieuperspektive (siehe Tabelle 19): Vor allem die jüngeren und technikaffinen Milieus der Expeditiven, Neo-Ökologischen und Adaptiv-Pragmatischen können sich für die Digitalisierung im Naturschutz begeistern. So sind es jeweils 37 Prozent der Expeditiven und der NeoÖkologischen und 29 Prozent der Adaptiv-Pragmatischen, die angeben, digitale Natur-Angebote hätten sie schon einmal motiviert, die Natur draußen zu erleben. Wenig überraschend ist, dass die Sicherheit und Ordnung liebende ältere Generation (Traditionelles Milieu) von allen Milieus am wenigsten an digitalen Natur-Angeboten interessiert ist. Auch die Nostalgisch-Bürgerlichen und die Menschen in sozial benachteiligter Lage können sich wenig für digitale Natur-Angebote begeistern. Dass auch die Postma- stark unterrepräsentiert ↓ ↓ teriellen solchen Angeboten weniger abgewinnen können, hängt vermutlich damit zusammen, dass sie Natur nicht digital, sondern draußen, am liebsten im Wald erleben wollen. Viele Bürgerinnen und Bürger können sich vorstellen, eine Naturschutz-App zu nutzen. 43 Prozent der befragten Erwachsenen können sich zudem vorstellen, eine App zu nutzen, die über Naturgefährdungen, Erfolge des Naturschutzes oder auch persönliche Handlungsmöglichkeiten für die Natur informiert (beide Zustimmungsstufen), 30 Prozent würden eine solche App (eher) nicht nutzen, 22 Prozent sind sich nicht sicher und fünf Prozent können sich keine Meinung bilden. Gegenüber der Vorgängererhe- Abbildung 40: Interesse Interesse der der Erwachsenenbevölkerung, Erwachsenenbevölkerung, eine eine Naturschutz-App Naturschutz-App zu zu nutzen, nutzen, im im Zeitvergleich Zeitvergleich Inwieweit stimmen Sie der folgenden Aussage zu? stimme voll und ganz zu ++ teils / teils 0 stimme überhaupt nicht zu -- stimme eher zu + stimme eher nicht zu ++ weiß ich nicht / keine Angabe X Ich kann mir vorstellen, eine App zu nutzen, die über Natur- 2021 gefährdungen, Erfolge des Naturschutzes oder auch persönliche 2019 Handlungsmöglichkeiten für die Natur informiert. 0 + 0 - -- X 15 28 22 12 18 5 16 28 10 20 30 23 40 50 14 60 70 80 18 1 90 100 Angaben in Prozent 76 Naturbewusstsein 2021 > Veränderung Abbildung 41: Interesse Interesse eine eine Naturschutz-App Naturschutz-App zu zu nutzen nutzen –– Erwachsene Erwachsene und und Jugendliche Jugendliche im im Vergleich Vergleich Inwieweit stimmen Sie der folgenden Aussage zu? stimme voll und ganz zu ++ teils / teils 0 stimme überhaupt nicht zu -- stimme eher zu + stimme eher nicht zu - weiß ich nicht / keine Angabe X Ich kann mir vorstellen, eine App zu nutzen, die Erwachsene über Naturgefährdungen, Erfolge des Naturschutzes Jugendliche oder auch persönliche Handlungsmöglichkeiten 0 für die Natur informiert. ++ + 0 - -- X 15 28 22 12 18 5 19 10 28 20 25 30 40 50 60 13 70 80 11 4 90 100 Angaben in Prozent bung hat sich damit keine signifikante Änderung im Antwortverhalten ergeben (siehe Abbildung 40). Größer ist die Nutzungsbereitschaft bei den 18- bis 29-Jährigen (60 Prozent), den 30- bis 49-Jährigen (51 Prozent), bei Personen mit hoher Formalbildung (53 Prozent) und bei finanziell Gutgestellten (56 Prozent). Die Nutzungsbereitschaft der Jugendlichen liegt bei 47 Prozent (beide Zustimmungsstufen) (siehe Abbildung 41). Die Milieubetrachtung zeigt: Die größte Bereitschaft, eine App zu nutzen, die über Naturgefährdungen, Erfolge des Naturschutzes oder auch persönliche Handlungsmöglichkeiten für die Natur informiert, haben Expeditive (71 Prozent), Neo-Ökologische (60 Prozent) und Adaptiv-Pragmatische (56 Prozent). Deutlich geringer ist die Nutzungsbereitschaft bei den Milieus, die der zunehmenden Digitalisierung des Alltags skeptisch gegenüber stehen – bei den Nostalgisch-Bürgerlichen (28 Prozent), den Traditionellen (21 Prozent) und bei Menschen in sozial schwächerer Lage (21 Prozent). Dass auch die auf Konsum und Entertainment fokussierte (untere) Mitte weniger Interesse an einer Naturschutz-App bekundet, ist darauf zurückzuführen, dass Natur in ihrem Leben kaum vorkommt und sie sich generell wenig Sorgen um Naturgefährdungen macht (siehe Abbildung 42). Abbildung 42: – Erwachsenenbevölkerung nach Milieus 42: Interesse, Interesse,eine eineNaturschutz-App Naturschutz-Appzuzunutzen nutzen – Erwachsenenbevölkerung nach Milieus Inwieweit stimmen Sie der folgenden Aussage zu? „Ich kann mir vorstellen, eine App zu nutzen, die über Naturgefährdungen, Erfolge des Naturschutzes oder auch persönliche Handlungsmöglichkeiten für die Natur informiert.“ „stimme voll und ganz/eher zu“ Soziale Lage Oberschicht / Obere Mittelschicht Mittlere Mittelschicht 0 KonservativGehobenes Milieu 49 % -Traditionelles Milieu 21 % 0 Milieu der Performer 48 % -NostalgischBürgerliches Milieu 28 % ++ AdaptivPragmatische Mitte 56 % -Prekäres Milieu 21 % Untere Mittelschicht / Unterschicht Grundorientierung 0 Postmaterielles Milieu 49 % Tradition stark überrepräsentiert ++ -KonsumHedonistisches Milieu 29 % ++ NeoÖkologisches Milieu 60 % Durchschnitt = 43 % Modernisierung durchschnittlich 0 ++ Expeditives Milieu 71 % Neuorientierung stark unterrepräsentiert -- 77 Naturbewusstsein 2021 > Bewusstsein für biologische Vielfalt 6 Bewusstsein für biologische Vielfalt – Der bisherige Gesellschaftsindikator und Ergebnisse des neuen Messmodells Das Thema biologische Vielfalt gehört von Anfang an zu den Kernthemen der Naturbewusstseinsstudien. Der Begriff „Biologische Vielfalt“ – oder auch „Biodiversität“ – bezeichnet die „Variabilität unter lebenden Organismen jeglicher Herkunft [...] und die ökologischen Komplexe, zu denen sie gehören“ (siehe UN 1992, Seite 3). Dies umfasst drei Ebenen: die Vielfalt innerhalb der Arten (das heißt die genetische Vielfalt), die Vielfalt zwischen den Arten und die Vielfalt der Ökosysteme (Lebensräume und Landschaften mit ihren Lebensgemeinschaften). Der Begriff Biodiversität wurde erst in den 1980er Jahren von namhaften US-amerikanischen Biologinnen und Biologen verwendet, und schon damals spielten politisch-strategische Erwägungen eine Rolle: Es sollte auf den weltweiten Artenrückgang, die Zerstörung von Lebensräumen und den rapiden Verlust von genetischer Vielfalt bei Nutzpflanzen und Nutztieren aufmerksam gemacht werden. Das gleichnamige Buch des Evolutionsbiologen Edward O. Wilson aus dem Jahr 1988 (siehe Wilson 1988) hat zur weiteren Verbreitung des Biodiversitäts-Konzepts beigetragen, weil es neben der wissenschaftlichen Bedeutung auch auf die Förderung eines gesellschaftlichen Bewusstseins zielte (siehe Takacs 1996). Dies schlug sich bereits wenige Jahre später durch die Annahme der Biodiversitätskonvention (Convention on Biological Diversity, CBD) auf der UN-Konferenz für Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro 1992 nieder. Alle Mitglieds­ staaten des Übereinkommens haben sich verpflichtet, auf nationaler Ebene Strategien zum Schutz und zur nachhaltigen Nutzung der biologischen Vielfalt zu erarbeiten. Deutschland ist dieser Verpflichtung mit der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt (NBS) im Jahr 2007 nachgekommen (siehe BMU 2007). Die Stärkung des gesellschaftlichen Bewusstseins für die Bedeutung der biologischen Vielfalt und der Notwendigkeit für deren Schutz ist ein zentrales Erfordernis, um eine solche Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt mit Leben zu füllen und weiter zu entwickeln (siehe Zinngrebe et al. 2021). Nicht zuletzt deshalb wird in den Naturbewusstseinsstudien über den sogenannten „Gesellschaftsindikator“ berichtet, der das Bewusstsein der Bevölkerung für die biologische Vielfalt misst. Dieser seit 2009 verwendete Indikator wurde einer Revision unterzogen, um ein breiteres Spektrum von umweltverhaltensrelevanten Variablen abzubilden. Das vorliegende 78 Kapitel präsentiert den bisher verwendeten Indikator und den neu entwickelten Indikator – jeweils für den Erhebungszeitpunkt 2021 und einschließlich der empirischen Befunde der für die Berechnung der Indikatoren zugrunde liegenden Fragen. Künftig, ab der Naturbewusstseinsstudie 2023, wird das gesellschaftliche Bewusstsein für die biologische Vielfalt nur noch anhand des neuen Indikators erhoben. Beide Indikatoren wurden inhaltlich und im Komplexitätsgrad für die Erwachsenenbevölkerung entwickelt und können daher nicht für Jugendliche berechnet werden. 6.1 Bewusstsein für biologische Vielfalt: Der bisherige Gesamtindikator Der bisherige Gesellschaftsindikator „Bewusstsein für biologische Vielfalt“ setzt sich aus den Teilbereichen „Wissen“, „Einstellung“ und „Verhalten“ zusammen. Für jeden dieser Teilbereiche sind Anforderungen vorgegeben, in denen die Zielvorgaben der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt zum Ausdruck kommen. Auf Grundlage dieser Anforderungen und auf Basis der Erhebungsdaten wird für alle drei Bereiche ein Teilindikator berechnet: ❯ Der Wissensindikator erfasst die Bekanntheit und das Verständnis des Begriffs „Biologische Vielfalt“. ❯ Der Einstellungsindikator ermittelt die Wertschätzung für die biologische Vielfalt. ❯ Der Verhaltensindikator misst die Bereitschaft, einen eigenen Beitrag zur Erhaltung der biologischen Vielfalt zu leisten. Das Fragenset zur Berechnung der drei Teilindikatoren besteht aus zwei Fragen zum Wissen, sieben Fragen zur Einstellung und sechs Fragen zu Verhaltensbereitschaften. Der Gesamtindikator errechnet sich aus den drei Teilindikatoren und erfasst, wie viel Prozent der Bevölkerung die Anforderungen in allen drei Teilbereichen (Wissen, Einstellung, Verhalten) erfüllen. Nach dieser Definition entspricht die Höhe des Gesamtindikators dem Prozentanteil an Personen, die (1) mindestens eine Teilkomponente biologischer Vielfalt (Vielfalt der Arten, Ökosysteme, Gene) benennen können, (2) eine Naturbewusstsein 2021 > Bewusstsein für biologische Vielfalt indikator). Die Anforderungen in allen drei Teilbereichen erfüllen 26 Prozent (Gesamtindikator). Der Definition des Gesamtindikators folgend kann damit ein hohes Bewusstsein für die biologische Vielfalt bei gut einem Viertel der Deutschen konstatiert werden. Wesentlich größer ist der Anteil in der Gruppe mit hohen Bildungsabschlüssen (33 Prozent) und in der Gruppe mit hohem Haushaltsnettoeinkommen (ab 3.500 Euro: 33 Prozent). Im Gegensatz dazu sind Personen mit niedriger Formalbildung (17 Prozent) und Personen mit einem Haushaltsnettoeinkommen von 1.000 bis 1.999 Euro (22 Prozent) unterrepräsentiert. Abbildung 43: TTeilindikatoren undGesamtindi­ Gesamtindieilindikatoren und kator „Bewusstsein für biologische kator „Bewusstsein für biologische Vielfalt“ Vielfalt“ „Wissen“ „Gesamt“ „Einstellung“ „Verhalten“ Der Zeitvergleich deckt auf: Seit Erhebungsbeginn in 2009 bis zur Messung in 2017 lag der Gesamtindikator relativ stabil zwischen 22 und 25 Prozent. 2019 lag er mit 28 Prozent erstmals über der 25 Prozent-Marke. Dies gilt auch für die aktuelle Messung, der Gesamtindikator ist aber binnen zwei Jahren auf 26 Prozent gesunken (siehe Tabelle 20). Abgenommen hat der Gesamtindikator vor allem bei Männern (2019: 30 Prozent, 2021: 24 Prozent) und in der Gruppe mit hohen Bildungsabschlüssen (2019: 39 Prozent, 2021: 33 Prozent). positive Einstellung gegenüber biologischer Vielfalt äußern, und (3) eine hohe Bereitschaft bekunden, selbst zum Schutz der biologischen Vielfalt beizutragen. Da es nach der festgelegten Konstruktion des Ge­ samtindikators nicht ausreicht, wenn eine Person die definierten Anforderungen nur in einem oder in zwei Teilbereichen erfüllt (zum Beispiel ausreichendes Wis­ sen und positive Einstellung, aber keine ausreichende Verhaltensbereitschaft), kann der Gesamtindikator maximal so hoch sein wie der niedrigste T ­ eilindikator – in der Regel liegt er deutlich darunter (siehe hierzu auch Abbildung 43). 29 Mit Blick auf die drei Teilbereiche zeigt sich, dass der Einstellungsindikator und vor allem der Verhaltensindikator gegenüber 2019 gesunken sind (Einstellungsindikator: 2019: 60 Prozent, 2021: 55 Prozent; Verhaltensindikator: 2019: 63 Prozent, 2021: 53 Prozent). Interessanterweise gilt das aber nicht für den Wissensindikator. Dieser hat gegenüber 2019 (44 Prozent) noch einmal zugelegt und erreicht mit nunmehr 48 Prozent den bisher höchsten gemessenen Wert. Gut ein Viertel der Deutschen hat ein hohes Bewusstsein für die Bedeutung der biologischen Vielfalt. Im Milieuvergleich sind es die Angehörigen der naturschutzorientierten Postmateriellen und der pflichtbewussten Konservativ-Gehobenen, die mit ihren Einstellungen, ihren Verhaltensbereitschaften und ihrem Wissensstand die höchsten Werte beim Gesamtindikator erzielen (43 Prozent respektive 42 Prozent). Auch das junge und sehr mobile Milieu der Expeditiven (35 Prozent) hat überdurchschnittlich häufig ein hohes Bewusstsein für die Bedeutung der Nach den aktuellen Messwerten können 48 Prozent der Deutschen mindestens einen der drei Teilaspekte biologischer Vielfalt benennen (Wissensindikator), 55 Prozent sind ausreichend für die Erhaltung der biologischen Vielfalt sensibilisiert (Einstellungsindikator), und 53 Prozent bekunden eine hohe Bereitschaft, selbst zum Schutz der Biodiversität beizutragen (Verhaltens- Tabelle 20: Zeitliche Entwicklung des Indikators „Bewusstsein für biologische Vielfalt“ – Erwachsenenbevölkerung Gesamtindikator und Teilindikatoren im Zeitvergleich Angaben in Prozent 2009 2011 2013 2015 2017 2019 2021 Teilindikator „Wissen“ 42 41 40 41 42 44 48 Teilindikator „Einstellung“ 54 51 54 53 54 60 55 Teilindikator „Verhalten“ 50 46 50 59 56 63 53 Gesamtindikator 22 23 25 24 25 28 26 79 Naturbewusstsein 2021 > Bewusstsein für biologische Vielfalt Abbildung 44: 44: Gesamtindikator Gesamtindikator––Erwachsenenbevölkerung Erwachsenenbevölkerungnach nachMilieus Milieus Bewusstsein für biologische Vielfalt - bisheriger Gesamtindikator Soziale Lage Oberschicht / Obere Mittelschicht ++ Postmaterielles Milieu 43 % ++ KonservativGehobenes Milieu 42 % ++ Expeditives Milieu 35 % 0 Milieu der Performer 26 % 0 Mittlere Mittelschicht -Traditionelles Milieu 17 % NostalgischBürgerliches Milieu 20 % -Prekäres Milieu 16 % Untere Mittelschicht / Unterschicht Grundorientierung Tradition stark überrepräsentiert ++ 0 -KonsumHedonistisches Milieu 5% Modernisierung durchschnittlich 0 biologischen Vielfalt. Im Vergleich dazu liegen die Werte in der nostalgischen, gutbürgerlichen Mitte (Nostalgisch-Bürgerliche: 20 Prozent), in der Sicherheit und Ordnung liebenden älteren Generation (Traditionelle: 17 Prozent), der Lebenswelt am unteren sozialen Rand (16 Prozent) und im spaß- und erlebnisorientierten Milieu (fünf Prozent) deutlich darunter (siehe Abbildung 44). Für eine eingehendere Betrachtung werden die Befragungsergebnisse zu allen drei Teilbereichen im nachfolgenden Abschnitt präsentiert. 6.2 Ergebnisse der bisherigen Teilindikatoren: Wissen, Einstellungen und Verhaltensbereitschaften Bekanntheit und Verständnis Immer weniger Menschen sagen, sie hätten den Begriff „Biologische Vielfalt“ noch nie gehört. In der aktuellen Erhebung sind es elf Prozent der Befragten, die den Begriff der biologischen Vielfalt noch nie gehört haben. 39 Prozent geben an, den Begriff schon einmal gehört zu haben, aber nicht zu wissen, was biologische Vielfalt bedeutet, und 47 Prozent 80 AdaptivPragmatische Mitte 22 % unterrepräsentiert - NeoÖkologisches Milieu 29 % Durchschnitt = 26 % Neuorientierung stark unterrepräsentiert -- geben an, den Begriff „Biologische Vielfalt“ nicht nur zu kennen, sondern auch um seine inhaltliche Bedeutung wissen (siehe Abbildung 45). Es sind vor allem Personen mit hoher Formalbildung und hohem Haushaltsnettoeinkommen, die angeben, um die inhaltliche Bedeutung von Biodiversität zu wissen (formal Gutgebildete: 59 Prozent, Haushaltsnettoeinkommen ab 3.500 Euro: 58 Prozent). Demgegenüber ist der Begriff bei Personen mit niedriger Formalbildung (34 Prozent) und Personen mit einem Haushaltsnettoeinkommen von unter 2.000 Euro (1.000 bis 1.999 Euro: 40 Prozent, unter 1.000 Euro: 39 Prozent) weniger bekannt. Im Milieuvergleich zeigt sich, dass die inhaltliche Bedeutung von Biodiversität in den gesellschaftlich gehobenen Milieus am bekanntesten ist (siehe Abbildung 46). Das gilt vor allem für die Postmateriellen (69 Prozent). Die moderne, junge Mitte der Gesellschaft (Adaptiv-Pragmatische Mitte) und die auf Konsum und Entertainment fokussierte Lebenswelt sind mit der inhaltlichen Bedeutung von Biodiversität unterdurchschnittlich häufig vertraut (40 Prozent respektive 38 Prozent). Im Traditionellen Milieu (34 Prozent) und in der sozial benachteiligten Lebenswelt (32 Prozent) geben am wenigsten Personen an, um die inhaltliche Bedeutung des Begriffs „Biologische Vielfalt“ zu wissen. Naturbewusstsein 2021 > Bewusstsein für biologische Vielfalt Abbildung 45: Bekanntheit des Begriffs „Biologische Vielfalt“ – Erwachsenenbevölkerung im Zeitvergleich Ist Ihnen der Begriff „Biologische Vielfalt“ bekannt? 2009 2011 2013 „Ich habe davon gehört, und ich 2015 weiß, was der Begriff bedeutet.“ 2017 2019 2021 „Ich habe davon gehört, aber ich weiß nicht, was der Begriff bedeutet.“ 2009 2011 2013 2015 2017 2019 2021 „Ich habe noch nie davon gehört.“ 2009 2011 2013 2015 2017 2019 2021 44 42 40 42 42 45 47 30 29 36 36 38 39 39 26 25 20 22 20 16 11 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Angaben in Prozent Abbildung 46: – Erwachsenenbevölkerung nach Milieus 46: Bekanntheit Bekanntheitdes desBegriffs Begriffs„Biologische „BiologischeVielfalt“ Vielfalt“ – Erwachsenenbevölkerung nach Milieus Ist Ihnen der Begriff „Biologische Vielfalt“ bekannt? „Ich habe davon gehört, und ich weiß, was der Begriff bedeutet.“ Soziale Lage Oberschicht / Obere Mittelschicht Mittlere Mittelschicht -Traditionelles Milieu 34 % 0 NostalgischBürgerliches Milieu 48 % AdaptivPragmatische Mitte 40 % -Prekäres Milieu 32 % Untere Mittelschicht / Unterschicht Grundorientierung ++ Postmaterielles Milieu 69 % + KonservativGehobenes Milieu 54 % Tradition + Milieu der Performer 54 % 0 KonsumHedonistisches Milieu 38 % unterrepräsentiert - überrepräsentiert + stark unterrepräsentiert -- NeoÖkologisches Milieu 46 % Durchschnitt = 47 % Modernisierung stark überrepräsentiert ++ 0 Expeditives Milieu 52 % Neuorientierung durchschnittlich 0 81 Naturbewusstsein 2021 > Bewusstsein für biologische Vielfalt Abbildung 47: Verständnis des Begriffs „Biologische Vielfalt“ – Erwachsenenbevölkerung Was bedeutet der Begriff „Biologische Vielfalt“ für Sie? Vielfalt von Arten (Tieren und/oder Pflanzen) 87 Vielfalt von Ökosystemen, Lebensräumen 67 Vielfalt von Genen, Erbinformationen, Erbgut 32 Sonstiges 2 0 10 20 30 40 50 60 70 Basis: nur Personen, die angeben zu wissen, was „Biologische Vielfalt“ bedeutet Im Zeitvergleich fällt auf, dass der Anteil derjenigen, die mit dem Begriff „Biologische Vielfalt“ nichts verbinden können, weiter zurückgegangen ist (siehe Abbildung 45). Nachdem er 2019 mit 16 Prozent erstmals deutlich unter einem Fünftel lag, sind es 2021 nur noch elf Prozent. Der Anteil derjenigen, die die Bedeutung nicht kennen, den Begriff aber schon mal gehört haben, ist gegenüber 2019 konstant geblieben (39 Prozent). Die Zahl der Personen, die den Begriff inhaltlich zuordnen können, ist zwar nur leicht gestiegen, erreicht aber den bislang höchsten Wert (47 Prozent). 80 90 100 Angaben in Prozent Biologische Vielfalt wird mit Abstand am häufigsten mit der Vielfalt von Arten verbunden. 87 Prozent der Befragten, die mit dem Begriff „Biologische Vielfalt“ vertraut sind, verbinden damit die Vielfalt von Tier- und Pflanzenarten (siehe Abbildung 47). Etwas weniger sind es in der Gruppe mit niedrigen Bildungsabschlüssen (82 Prozent). 67 Prozent der Befragten denken (auch) an die Vielfalt von Ökosystemen und Lebensräumen. Dass biologische Vielfalt auch die Vielfalt von Genen, Erbinformationen und Erbgut umfasst, ist 32 Prozent der Befragten geläufig. Abbildung 48: Verständnis des Begriffs „Biologische Vielfalt“ – Erwachsenenbevölkerung im Zeitvergleich Was bedeutet der Begriff „Biologische Vielfalt“ für Sie? Vielfalt von Arten (Tieren und/oder Pflanzen) 2009 2011 2013 2015 2017 2019 2021 Vielfalt von Ökosystemen, Lebensräumen 2009 2011 2013 2015 2017 2019 2021 Vielfalt von Genen, Erbinformationen, Erbgut 92 96 95 88 91 93 87 36 68 70 54 61 64 67 2009 2011 2013 2015 2017 2019 2021 12 37 41 30 38 42 32 0 10 20 30 40 Basis: nur Personen, die angeben zu wissen, was „Biologische Vielfalt“ bedeutet 82 50 60 70 80 90 100 Angaben in Prozent Naturbewusstsein 2021 > Bewusstsein für biologische Vielfalt Im Milieuvergleich ist die Zahl derer, die bei Biodiversität (auch) an Ökosysteme und Lebensräume denken, im Postmateriellen Milieu am größten (77 Prozent, Durchschnitt: 67 Prozent). Gleiches gilt für die Befragten, die Biodiversität (auch) mit der Vielfalt von Genen verbinden – auch in dieser Gruppe sind die Postmateriellen überrepräsentiert (40 Prozent, Durchschnitt: 32 Prozent). Im Vergleich zu der Vorgängererhebung zeigt sich: Der Anteil der Befragten, die biologische Vielfalt mit der Vielfalt von Arten verbinden, hat um sechs Prozentpunkte abgenommen (siehe Abbildung 48). Abgenommen hat auch der Anteil derjenigen, die unter biologischer Vielfalt (auch) die Vielfalt von Genen, Erbinformationen und Erbgut verstehen (2019: 42 Prozent, 2021: 32 Prozent). Hingegen ist der Anteil derjenigen, die mit Biodiversität (auch) die Vielfalt von Ökosystemen und Lebensräumen in Verbindung bringen, um drei Prozentpunkte gestiegen. Wertschätzung für die biologische Vielfalt Im Anschluss an die Fragen im Teilbereich „Wissen“ wurde allen Befragten eine Definition biologischer Vielfalt präsentiert, um sie hinsichtlich der inhaltlichen Bedeutung des Begriffs auf einen vergleichbaren Kenntnisstand zu bringen.30 Daran anknüpfend folgten Einstellungsfragen und Fragen zu Verhaltensbereitschaften. Drei von vier Deutschen sind von der Abnahme der biologischen Vielfalt überzeugt. 74 Prozent der Befragten sind sehr oder eher davon überzeugt, dass die biologische Vielfalt auf der Erde abnimmt, 17 Prozent sind unentschieden, nur ein Bruchteil von sechs Prozent ist eher nicht oder gar nicht davon überzeugt. Drei Prozent können keine Angabe machen (siehe Abbildung 49). Auffällig ist, dass der Anteil derjenigen, die von dem Rückgang der biologischen Vielfalt „sehr überzeugt“ sind, gegenüber 2019 um 14 Prozentpunkte abgenommen hat (2019: 43 Prozent, 2021: 29 Punkte). Bei Berücksichtigung beider Zustimmungsstufen fällt der Unterschied geringer aus (sehr/ eher überzeugt: 2019: 82 Prozent, 2021: 74 Prozent). Die Überzeugung, dass die biologische Vielfalt auf der Erde abnimmt, ist in den Gruppen mit höheren Bildungsabschlüssen stärker ausgeprägt als in der Gruppe mit niedriger Formalbildung (sehr überzeugt: niedrige Bildung: 25 Prozent, mittlere Bildung: 31 Prozent, hohe Bildung: 33 Prozent). Im Vergleich zu der Jugendbefragung lassen sich keine Unterschiede erkennen (siehe Abbildung 49): Wie die Erwachsenen sind auch die 14- bis 17-Jährigen in großen Teilen davon überzeugt, dass die biologische Vielfalt weltweit im Rückgang begriffen ist (sehr überzeugt: 28 Prozent, eher überzeugt: 46 Prozent). Die Milieubetrachtung zeigt: Es sind vor allem die bildungs- und informationsaffinen Milieus der Postmateriellen und Expeditiven, die für die Gefährdung der biologischen Vielfalt sensibilisiert sind (sehr überzeugt: 49 Prozent respektive 37 Prozent). Am geringsten ausgeprägt ist das Bewusstsein für den Rückgang der biologischen Vielfalt in der Adaptiv-Pragmatischen Mitte (20 Prozent) und in der Lebenswelt mit einer starken konsum-hedonistischen Werteausrichtung (neun Prozent). Zwei Drittel der Deutschen halten den Schutz der biologischen Vielfalt für eine vorrangige gesellschaftliche Aufgabe. Danach gefragt, ob die Erhaltung der biologischen Vielfalt eine vorrangige gesellschaftliche Aufgabe sei, antworten 30 Prozent vorbehaltlos mit „ja“, weitere 37 Prozent mit „eher ja“ (siehe Abbildung 50). Damit hat die generelle Zustimmung zu dieser Frage im Vergleich zu 2019 um zehn Prozentpunkte abgenommen Abbildung 49: Wahrgenommene WahrgenommeneAbnahme Abnahmeder derbiologischen biologischenVielfalt Vielfalt––Erwachsene Erwachseneund undJugendliche JugendlicheimimVergleich Vergleich Inwieweit sind Sie davon überzeugt, dass die biologische Vielfalt auf der Erde abnimmt? Sind Sie … sehr überzeugt ++ unentschieden 0 eher überzeugt + gar nicht überzeugt -- eher nicht überzeugt ++ weiß ich nicht / kann ich nicht beurteilen X + - -- 0 X Erwachsene 29 45 17 5 13 Jugendliche 28 46 18 3 1 4 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Angaben in Prozent 83 Naturbewusstsein 2021 > Bewusstsein für biologische Vielfalt Gesellschaftlicher esellschaftlicher Stellenwert Abbildung 50: G Stellenwert der der Erhaltung Erhaltung der biologischen Vielfalt – Erwachsene und im Vergleich Vergleich ­JJugendliche ugendliche im Inwieweit halten Sie persönlich die Erhaltung der biologischen Vielfalt für eine vorrangige gesellschaftliche Aufgabe? Würden Sie sagen, … Ja, dies ist eine vorrangige gesellschaftliche Aufgabe. ++ teils/teils 0 eher ja + eher nein - ++ Erwachsene 30 Jugendliche 29 0 10 Nein, dies ist keine vorrangige gesellschaftliche Aufgabe. -weiß ich nicht / kann ich nicht beurteilen X 0 + 37 22 41 20 30 40 50 - -- 5 2 4 22 60 70 80 X 3 1 4 90 100 Angaben in Prozent (2019: „ja“/„eher ja“: 77 Prozent). Die uneingeschränkte Zustimmung ist um 13 Prozentpunkte zurückgegangen (2019: „ja“: 43 Prozent). Am größten ist die uneingeschränkte Zustimmung in der Gruppe mit hohem Haushaltsnettoeinkommen (über 3.500 Euro: 35 Prozent), unterdurchschnittlich ist sie in der Altersgruppe der 18- bis 29- Jährigen (24 Prozent). Bei den Jugendlichen (14- bis 17-Jährige) sind es 29 Prozent, die den Schutz der biologischen Vielfalt vorbehaltlos als eine vorrangige gesellschaftliche Aufgabe betrachten (siehe Abbildung 50). Differenziert nach sozialen Milieus sind es vor allem die Postmateriellen („ja“: 49 Prozent), die KonservativGehobenen (43 Prozent) und die Expeditiven (37 Prozent), die die Erhaltung der biologischen Vielfalt vorbehaltlos zu einer vorrangigen gesellschaftlichen Aufgabe zählen. Hingegen ist das Problembewusstsein in der Adaptiv-Pragmatischen Mitte („ja“: 22 Prozent), bei Menschen, die in prekären Verhältnissen leben (22 Prozent) und in der spaß- und erlebnisorientierten Lebenswelt (sieben Prozent) unterdurchschnittlich ausgeprägt. In weiten Teilen der Bevölkerung stoßen Forderungen nach politischen Maßnahmen zur Erhaltung der Biodiversität auf Zuspruch. Die unmittelbaren Folgen, die ein Verlust der biologischen Vielfalt für das eigene Leben haben kann, sind für die meisten Befragten ein wichtiges Argument für ihre Erhaltung. So sind 79 Prozent „voll und ganz“ oder zumindest „eher“ der Ansicht, dass die biologische Vielfalt in der Natur ihr Wohlbefinden und ihre Lebensqualität fördert – vor allem Frauen teilen diese Auffassung (beide Zustimmungsstufen: 83 Prozent). Darüber hinaus bekunden 69 Prozent der Befragten, es würde sie persönlich beeinträchtigen, wenn die 84 biologische Vielfalt schwindet (siehe Abbildung 51). Noch etwas häufiger sagen das Personen mit hohen Bildungsabschlüssen (beide Zustimmungsstufen: 73 Prozent). Im Vergleich zur Vorgängererhebung hat die Zustimmung zu beiden Aussagen etwas nachgelassen: 2019 waren 87 Prozent der Ansicht, dass die biologische Vielfalt in der Natur ihr Wohlbefinden und ihre Lebensqualität fördert (2021: 79 Prozent), und 74 Prozent meinten, es würde sie persönlich beeinträchtigen, wenn die biologische Vielfalt schwindet (2021: 69 Prozent). Dass die Bewahrung der Biodiversität für viele Deutsche ein wichtiges Anliegen ist, zeigt sich auch daran, dass Forderungen nach politischen Maßnahmen in weiten Teilen der Bevölkerung auf Zustimmung treffen: 76 Prozent sprechen sich „voll und ganz“ oder zumindest „eher“ dafür aus, zur Erhaltung der Biodiversität den Verbrauch von Flächen für Siedlungen, Gewerbe und Verkehrswege einzuschränken. Noch etwas mehr sind es in der Gruppe mit mittleren Bildungsabschlüssen (81 Prozent). Außerdem befürworten 68 Prozent der Befragten, dass ärmere Staaten zum Schutz ihrer biologischen Vielfalt durch reichere Staaten finanziell unterstützt werden sollten. Am häufigsten wird diese Forderung in den Gruppen mit hoher Formalbildung (71 Prozent) und hohem Haushaltsnettoeinkommen (74 Prozent) geteilt. Gegenüber 2019 hat der Anteil derjenigen, die einer Reduzierung des Verbrauchs von Flächen für Siedlungen, Gewerbe und Verkehrswege zustimmen, abgenommen: 2019 sprachen sich 81 Prozent „voll und ganz“ oder zumindest „eher“ dafür aus, in der aktuellen Erhebung sind es 76 Prozent. Auch die Zustimmung zur finanziellen Unterstützung von ärmeren Staaten ist zurückgegangen (2019: 76 Prozent, 2021: 68 Prozent). Obwohl die meisten Befragten die Erhaltung von Biodiversität als eine vorrangige gesellschaftliche Naturbewusstsein 2021 > Bewusstsein für biologische Vielfalt Abbildung 51: Persönliche Bedeutung der biologischen Vielfalt in der Erwachsenenbevölkerung Wie zutreffend finden Sie die folgenden Aussagen? trifft voll und ganz zu ++ trifft eher nicht zu - trifft eher zu + trifft überhaupt nicht zu -- Die biologische Vielfalt in der Natur fördert mein Wohlbefinden und meine Lebensqualität. Zur Erhaltung der biologischen Vielfalt sollte der Verbrauch von Flächen für Siedlungen, Gewerbe und Verkehrswege reduziert werden. weiß ich nicht / kann ich nicht beurteilen X ++ + - 35 44 14 29 Wenn die biologische Vielfalt schwindet, beeinträchtigt mich das persönlich. 25 Ärmere Staaten sollten zum Schutz ihrer biologischen Vielfalt durch reichere Staaten finanziell unterstützt werden. 24 Ich fühle mich persönlich für die Erhaltung der biologischen Vielfalt verantwortlich. 47 0 18 42 10 20 30 3 20 44 5 50 60 70 7 80 6 6 8 6 26 40 X 3 4 15 44 19 -- 90 6 100 Angaben in Prozent Aufgabe betrachten, fällt die Bereitschaft, selbst Verantwortung zu übernehmen, geringer aus: 61 Prozent bekunden, sich persönlich für die Erhaltung der biologischen Vielfalt verantwortlich zu fühlen, 33 Prozent sehen sich aber selbst nicht in der Pflicht. Am weitesten verbreitet ist das Bewusstsein für die eigene Verantwortung in den Gruppen mit hohen Bildungsabschlüssen (68 Prozent) und hohem Haushaltsnetto- Abbildung 52: der Erwachsenenbevölkerung nach Milieus 52: Wahrgenommene WahrgenommeneVerantwortungspflicht Verantwortungspflichtinin der Erwachsenenbevölkerung nach Milieus Wie zutreffend finden Sie die folgende Aussage? „Ich fühle mich persönlich für die Erhaltung der biologischen Vielfalt verantwortlich.“ „trifft voll und ganz/eher zu“ Soziale Lage Oberschicht / Obere Mittelschicht ++ Postmaterielles Milieu 81 % ++ KonservativGehobenes Milieu 71 % ++ Expeditives Milieu 74 % 0 Milieu der Performer 56 % 0 Mittlere Mittelschicht 0 Traditionelles Milieu 56 % NostalgischBürgerliches Milieu 54 % -Prekäres Milieu 50 % Untere Mittelschicht / Unterschicht Grundorientierung AdaptivPragmatische Mitte 60 % Tradition stark überrepräsentiert ++ -KonsumHedonistisches Milieu 33 % Modernisierung durchschnittlich 0 unterrepräsentiert - ++ NeoÖkologisches Milieu 76 % Durchschnitt = 62 % Neuorientierung stark unterrepräsentiert -- 85 Naturbewusstsein 2021 > Bewusstsein für biologische Vielfalt Die generelle Bereitschaft, einen eigenen Beitrag zum Schutz der biologischen Vielfalt zu leisten, ist in der Bevölkerung weit verbreitet (siehe Abbildung 53): 78 Prozent sind sehr oder eher bereit, auf naturverträgliche Kosmetika und Drogerie-Artikel zu wechseln. Sich über aktuelle Entwicklungen im Bereich biologische Vielfalt zu erkundigen, kommt für 75 Prozent in Frage. Freunde und Bekannte über den Schutz von Biodiversität aufzuklären, können sich 70 Prozent vorstellen. Auch die Bereitschaft, beim Einkaufen einen Ratgeber zu nutzen, der beispielsweise über gefährdete Fischarten informiert, wird von über 60 Prozent bekundet. Weiterhin erklären sich 57 Prozent dazu bereit, für die Pflege und Erhaltung eines Schutzgebietes zu spenden. Die generelle Bereitschaft, aktiv in einem Naturschutzverband mitzuarbeiten, liegt immerhin bei 42 Prozent. einkommen (67 Prozent). Gegenüber 2019 hat sich die wahrgenommene Verantwortungspflicht nur unwesentlich verändert (2019: 59 Prozent, 2021: 61 Prozent). Die sozialen Milieus unterscheiden sich zum Teil erheblich in ihrer Wertschätzung für Biodiversität. Besonders deutlich wird das an ihrer Einstellung, persönlich für den Schutz der Biodiversität verantwortlich zu sein. Im Postmateriellen Milieu, im Konservativ-Gehobenen Milieu und in den postmodernen Milieus der Neo-Ökologischen und Expeditiven ist das Verantwortungsbewusstsein weit verbreitet. Jeweils sind es über 70 Prozent, die sich „voll und ganz“ oder zumindest „eher“ persönlich für die Erhaltung der biologischen Vielfalt verantwortlich fühlen (siehe Abbildung 52). Im Gegensatz dazu sieht sich die harmonieorientierte Mitte der Gesellschaft (Nostalgisch-Bürgerliche: 54 Prozent), der wirtschaftlich, sozial und kulturell benachteiligte Personenkreis (50 Prozent) und die auf Konsum und Entertainment fokussierte Lebenswelt (33 Prozent) deutlich weniger in der Pflicht. Mit welcher Ernsthaftigkeit die Verhaltensbereitschaften bekundet werden, zeigt ein Blick auf die oberste Zustimmungsstufe. Danach liegt die uneingeschränkte Bereitschaft, aktiv zur Erhaltung der biologischen Vielfalt beizutragen, bei allen aufgeführten Verhaltensmöglichkeiten deutlich unter 50 Prozent. Anzumerken ist auch, dass die uneingeschränkte Bereitschaft bei vier der sechs abgefragten Verhaltensmöglichkeiten gegenüber der Vorgängererhebung zurückgegangen ist. Nur die Spendenbereitschaft und Handlungsbereitschaft Die Bereitschaft, aktiv zur Erhaltung der biologischen Vielfalt beizutragen, hat abgenommen. Abbildung 53: Bereitschaft der Erwachsenenbevölkerung, aktiv zur Erhaltung der biologischen biologischen Vielfalt beizutragen beizutragen Inwieweit sind Sie persönlich bereit, … sehr bereit ++ weniger bereit - eher bereit + gar nicht bereit -- keine Angabe X … die Marke von Kosmetika oder Drogerieartikeln zu wechseln, wenn Sie erfahren, dass deren Herstellung die biologische Vielfalt gefährdet? … sich über aktuelle Entwicklungen im Bereich biologische Vielfalt zu informieren? 24 … Ihre Freunde und Bekannten auf den Schutz der biologischen Vielfalt aufmerksam zu machen? 23 … beim Einkaufen einen Ratgeber zu benutzen, der zum Beispiel über gefährdete Fischarten informiert? 22 … für die Pflege und Erhaltung eines Schutzgebietes zu spenden? ++ + - 36 42 14 51 … in einem Naturschutzverband aktiv mitzuarbeiten, um die biologische Vielfalt zu schützen? 0 23 41 10 20 40 5 10 4 20 33 30 7 15 24 32 10 5 3 18 41 50 60 70 80 X 4 4 17 47 16 -- 4 5 90 100 Angaben in Prozent 86 Naturbewusstsein 2021 > Bewusstsein für biologische Vielfalt Tabelle 21: Zeitliche Entwicklung der Bereitschaft, aktiv zur Erhaltung der biologischen Vielfalt beizutragen – Erwachsenenbevölkerung Inwieweit sind Sie persönlich bereit, … Antwortkategorie: „sehr bereit“ 2009 2011 2013 2015 2017 2019 2021 … die Marke von Kosmetika oder Drogerieartikeln zu wechseln, wenn Sie erfahren, dass deren Herstellung die biologische Vielfalt gefährdet? 42 37 34 40 46 54 36 … sich über aktuelle Entwicklungen im Bereich biologische Vielfalt zu informieren? 18 23 25 26 24 32 24 … Ihre Freunde und Bekannten auf den Schutz der biologischen Vielfalt aufmerksam zu machen? 24 23 21 32 27 34 23 … beim Einkaufen einen Ratgeber zu benutzen, der zum Beispiel über gefährdete Fischarten informiert? 19 24 22 27 26 34 22 … für die Pflege und Erhaltung eines Schutzgebietes zu spenden? 13 10 11 14 14 16 16 … in einem Naturschutzverband aktiv mitzuarbeiten, um die biologische Vielfalt zu schützen? 11 8 9 13 8 10 10 Angaben in Prozent Basis: Studienreihe zum Naturbewusstsein von 2009 bis 2021 Die soziodemographische Analyse macht deutlich, dass die Handlungsbereitschaft stark mit dem Bildungsniveau zunimmt (siehe Tabelle 22). Darüber hinaus fällt auf, dass Frauen häufiger als Männer ihre Bereitschaft hervorheben, Freunde und Bekannte auf den Schutz der biologischen Vielfalt aufmerksam die Bereitschaft, aktiv in einem Naturschutzverband mitzuarbeiten, sind in etwa gleichgeblieben (siehe Tabelle 21). Ob dieser Rückgang eine Folge der CoronaPandemie ist – etwa weil man sich im Alltag ohnehin tendenziell überfordert fühlt – kann hier leider nicht überprüft werden. Tabelle 22: Bereitschaft, aktiv zur Erhaltung der biologischen Vielfalt beizutragen – Erwachsenenbevölkerung nach Geschlecht, Bildung und Einkommen Inwieweit sind Sie persönlich bereit, … Durch­ schnitt Antwortkategorie: „sehr bereit“ Geschlecht Angaben in Prozent Ø M … die Marke von Kosmetika oder Drogerieartikeln zu wechseln, wenn Sie erfahren, dass deren Her­ stellung die biologische Vielfalt gefährdet? 36 ↓ 33 … sich über aktuelle Entwicklungen im Bereich biologische Vielfalt zu informieren? 24 22 … Ihre Freunde und Bekannten auf den Schutz der biologischen Vielfalt aufmerksam zu machen? 23 ↓ 20 … beim Einkaufen einen Ratgeber zu benutzen, der zum Beispiel über gefährdete Fischarten informiert? 22 … für die Pflege und Erhaltung eines Schutzge­ bietes zu spenden? … in einem Naturschutzverband aktiv mitzuar­ beiten, um die biologische Vielfalt zu schützen? stark überrepräsentiert ↑ ↑ W Haushaltsnetto­ einkommen (Euro) Bildung niedrig mittel hoch bis 999 1.000 bis 1.999 2.000 bis 3.499 3.500 und mehr 40 ↑ ↓ 32 40 37 41 35 35 40 27 ↓ ↓ 18 26 29 ↑ ↑ 23 24 23 28 26 ↑ ↓ ↓ 18 24 28 ↑ 25 21 24 26 19 24 ↓ 18 22 26 ↑ 23 21 20 26 ↑ 16 16 16 ↓ ↓ 11 15 21 ↑ ↑ 11 13 17 19 10 9 11 8 10 12 11 ↓ 7 10 13 überrepräsentiert ↑ unterrepräsentiert ↓ stark unterrepräsentiert ↓ ↓ 87 Naturbewusstsein 2021 > Bewusstsein für biologische Vielfalt zu machen (26 Prozent gegenüber 20 Prozent) und die Marke von Kosmetika oder Drogerieartikeln zu wechseln, wenn sie erfahren, dass deren Herstellung die biologische Vielfalt gefährdet (40 Prozent gegenüber 33 Prozent). Der Blick auf das Haushaltsnettoeinkommen zeigt weiter, dass finanziell Gutgestellte überdurchschnittlich häufig Bereitschaft bekunden, beim Einkaufen einen Ratgeber zu benutzen, der zum Beispiel über gefährdete Fischarten informiert (26 Prozent, Durchschnitt: 22 Prozent). Bei der Betrachtung der sozialen Milieus fällt auf, dass die Bereitschaft, die biologische Vielfalt zu schützen, bei den Postmateriellen, den Konservativ-Gehobenen und den Expeditiven am stärksten ausgeprägt ist. Beispielsweise erklären sich 38 Prozent der Postmateriellen, 31 Prozent der Konservativ-Gehobenen und 30 Prozent der Expeditiven uneingeschränkt dazu bereit, sich über aktuelle Entwicklungen im Bereich biologische Vielfalt zu informieren. In der harmonieorientierten Mitte der Gesellschaft (NostalgischBürgerliches Milieu) sind es dagegen 17 Prozent. Noch geringer fällt die Bereitschaft bei Menschen in sozial schwächerer Lage (13 Prozent) und in der Gruppe mit stark konsum-hedonistisch orientierten Werten aus (sechs Prozent). Auffällig ist auch, dass die beiden postmodernen Milieus der Expeditiven und NeoÖkologischen am häufigsten uneingeschränkt Bereitschaft bekunden, sich in einem Naturschutzverband aktiv zu engagieren (18 Prozent respektive 17 Prozent, Durchschnitt: zehn Prozent). 6.3 Bewusstsein für biologische Vielfalt – psychologisch fundierte Konzeption des neuen Indikators Der seit 2009 verwendete Gesellschaftsindikator „Bewusstsein für biologische Vielfalt“ wurde 2020/2021 in einem Forschungsprojekt unter Leitung von Prof. Dr. Sebastian Bamberg (Fachhochschule Bielefeld) einer Revision unterzogen. Hintergrund der Revision war eine Re-Analyse der Daten aus den Naturbewusstseinsstudien der Jahre 2009 bis 2015: Hoppe et al. (2019) konnten in dieser Untersuchung nachweisen, dass es sich bei den von Kuckartz und Rädiker (2009) entwickelten drei Teilindikatoren (Wissen, Einstellungen, Verhaltensbereitschaften) um zuverlässige Messinstrumente handelt. Allerdings zeigen ihre Analysen auch, dass die der Indikatorentwicklung zugrunde liegende Leitidee, das Bewusstsein für die Bedeutung der biologischen Vielfalt als Kombination der drei Teilindikatoren zu konzipieren, theoretisch-konzeptionell und empirisch wenig gestützt ist. So trägt insbesondere der Wissensindikator nur unwesentlich 88 zur Erklärung der abgefragten Verhaltensintentionen bei. Außerdem bedarf es eines breiteren Spektrums umweltverhaltensrelevanter Variablen, um das Bewusstsein für biologische Vielfalt umfassend messen zu können. In ihrem Fazit empfehlen Hoppe et al. (2019) eine am Stand der aktuellen umweltpsychologischen Theoriebildung orientierte Neuentwicklung des Gesellschaftsindikators. Zur empirischen Erfassung des neuen Gesellschaftsindikators entwickelten und erprobten Bamberg et al. (2022) ein Fragen-Set, das sich aus 33 Fragen zusammensetzt. Hervorzuheben ist, dass die ausgewählten Variablen nicht nur theoriebasiert und empirisch gut gestützt sind, sondern darüber hinaus zentrale psychologische Faktoren naturschützender Verhaltensabsichten abdecken. Anhand von inhaltlichen und methodischen Kriteri­ en wurden 17 Fragen zur Messung von sechs psycho­ logischen Faktoren entwickelt, die bedeutsam für die Erklärung von natur- und umweltfreundlichem Verhalten sind, und die Erkenntnisse von etwa 40 Jahren umweltpsychologischer Forschung repräsentieren: Naturverbundenheit, Problembewusstsein, Verbundenheit mit Gruppen, die sich für den Schutz der biologischen Vielfalt einsetzen (soziale Identität), Wahrnehmung naturschonender Verhaltensweisen als soziale Norm, Einstellungen zu naturschonenden Verhaltensweisen und wahrgenommene Verhaltenskontrolle. Weitere 16 Fragen mit Bezug zu Schutz sowie nachhaltiger und gerechter Nutzung von biologischer Vielfalt wurden zur Messung von vier Facetten von Verhaltensabsichten herangezogen: Bereitschaft zu Lebensstilveränderungen, Bereitschaft zu privaten Verhaltensänderungen, Bereitschaft zu kollektiven Handlungen und Zahlungsbereitschaft zum Schutz der Natur. In diesem Zusammenhang ist darauf hinzuweisen, dass die sechs Fragen zur Messung der Verhaltensbereitschaft des bisher verwendeten Gesellschaftsindikators als weiterhin geeignet, in den neuen Indikator integriert und um zehn neue Fragen ergänzt wurden. Die entsprechenden Fragen des bisher verwendeten Indikators werden im Folgenden daher in unterschiedlichen Kontexten mehrfach präsentiert. Der Vorteil der Übernahme dieser Fragen ist darüber hinaus, dass die Möglichkeit zur Zeitreihenanalyse für diese Fragen erhalten bleibt. Insgesamt besteht der neue Gesellschaftsindikator also aus zehn psychologischen Faktoren, die sich zu einem einzigen Gesamtindex-Wert zusammenfassen lassen: Der pro Person gebildete Indexwert beruht auf der Summe der Mittelwerte der psychologischen Naturbewusstsein 2021 > Bewusstsein für biologische Vielfalt Tabelle 23: Neuer und bisher verwendeter Gesellschaftsindikator im Vergleich – Erwachsenenbevölkerung nach Bildung und Einkommen NBS-Indikator „Bewusstsein für biologische Vielfalt“ (neue und bisherige Berechnung im Vergleich) Durch­ schnitt Angaben in Prozent Ø niedrig Neuer Gesamtindikator 25 ↓ ↓ 18 Bisheriger Gesamtindikator 26 ↓ ↓ 17 stark überrepräsentiert ↑ ↑ Haushaltsnetto­ einkommen (Euro) Bildung hoch bis 999 25 32 ↑ ↑ 24 ↓ ↓ 20 25 32 ↑ ↑ 28 33 ↑ ↑ 21 ↓ 22 26 33 ↑ ↑ mittel unterrepräsentiert ↓ 1.000 bis 1.999 2.000 bis 3.500 3.499 und mehr stark unterrepräsentiert ↓ ↓ Die Tabellen 23 und 24 zeigen den neuen und den bisher verwendeten Gesellschaftsindikator im Vergleich. Dabei wird deutlich: Unabhängig von der Berechnungsmethodik sind es in der soziodemographischen Analyse jeweils die Gruppen mit hoher Formalbildung und hohem Haushaltsnettoeinkommen, die die höchsten Werte aufweisen (siehe Tabelle 23). Auch die Ergebnisse der Milieudifferenzierung sind sehr gut miteinander vergleichbar (siehe Tabelle 24): Sowohl beim bisher verwendeten als auch beim neuen Gesellschaftsindikator sind die Postmateriellen, die Konservativ-Gehobenen und die Expeditiven überrepräsentiert, während die Traditionellen, die Nostalgisch-Bürgerlichen, das sozial benachteiligte Milieu und die auf Konsum und Entertainment fokussierte Lebenswelt unterrepräsentiert sind. Auffällig sind lediglich zwei Unterschiede: Nach dem neuen Gesellschaftsindikator haben die Neo-Ökologischen überdurchschnittlich häufig ein hohes Bewusstsein für die biologische Vielfalt, nach dem bisher verwendeten Gesellschaftsindikator liegen sie zwar auch über dem Durchschnitt, statistische Signifikanz kann aber nicht nachgewiesen werden. Ähnlich verhält es sich mit Blick auf die Adaptiv-Pragmatische Mitte: Nach dem neuen Gesellschaftsindikator haben die Angehörigen Faktoren, gewichtet um die standardisierten Faktorladungen.31 Dabei gilt: Je höher der Indexwert, desto eher kann von einem hohen Bewusstsein für die Bedeutung der biologischen Vielfalt ausgegangen werden. Nach dem bisher verwendeten Gesellschaftsindikator kann ein ausreichend hohes Bewusstsein für biologische Vielfalt aktuell bei jedem vierten Deutschen konstatiert werden (2021: 26 Prozent). Um den Übergang zum neuen Indikator zu gewährleisten, muss dies auch für den neuen Gesellschaftsindikator gelten. Aus diesem Grund wurden für den neuen Gesellschaftsindikator drei Schwellenwerte berechnet, die die Stichprobe der Befragten in vier gleich große Gruppen aufteilen. In der vierten Gruppe befinden sich jene 25 Prozent der Befragten mit den höchsten erzielten Indexwerten. Diese oberen 25 Prozent der Befragten mit dem höchsten Bewusstsein für biologische Vielfalt bilden einen neuen empirischen Eichwert. In den kommenden Erhebungen wird der neue Indikator messen, ob sich der Anteil der Bevölkerung mit dem höchsten Bewusstsein im Bezug auf den Stand im Jahr 2021 verändern wird. Tabelle 24: Neuer und bisher verwendeter Gesellschaftsindikator im Vergleich – Erwachsenenbevölkerung nach Milieus NBS-Indikator „Bewusstsein für biologische Vielfalt“ (neue und bisherige Berechnung im Vergleich) Ø = Durchschnitt KOG = Konservativ-Gehobene PMA = Postmaterielle PER = Performer EPE = Expeditive NÖK = Neo-Ökologische ADA= Adaptiv-Pragmatische Mitte HED = Konsum-Hedonisten PRE = Prekäre Angaben in Prozent Ø Neuer Gesamtindikator 25 43 ↑ ↑ 42 ↑ ↑ 23 45 ↑ ↑ 34 ↑ ↑ ↓ 19 ↓↓ 3 ↓ ↓ 10 ↓ ↓ 11 ↓ 17 Bisheriger Gesamtindikator 26 42 ↑ ↑ 43 ↑ ↑ 26 35 ↑ ↑ 29 ↓↓ 5 ↓ ↓ 16 ↓ 20 ↓ ↓ 17 stark überrepräsentiert ↑ ↑ KOG unterrepräsentiert ↓ PMA PER EPE NÖK NOB = Nostalgisch-Bürgerliche TRA = Traditionelle ADA 22 HED PRE NOB TRA stark unterrepräsentiert ↓ ↓ 89 Naturbewusstsein 2021 > Bewusstsein für biologische Vielfalt dieses Milieus unterdurchschnittlich häufig ein hohes Bewusstsein für die biologische Vielfalt, nach dem bisher verwendeten Gesellschaftsindikator liegt der für dieses Milieu gemessene Wert zwar unter dem Durchschnitt, der Unterschied ist aber nicht signifikant. Vor diesem Hintergrund und in Anbetracht der Tatsache, dass es sich bei dem neuen Gesellschaftsindikator um ein theoriebasiertes, empirisch gestütztes Messinstrument handelt, das zudem zentrale Faktoren naturschützender Verhaltensintentionen abdeckt, wird in den künftigen Naturbewusstseinsstudien der neu entwickelte Indikator „Bewusstsein für biologische Vielfalt“ herangezogen. Für eine genauere Betrachtung der für die Berechnung des neuen Gesellschaftsindikators verwendeten Einzelfaktoren werden die Befragungsergebnisse zu allen zehn psychologischen Faktoren nachfolgend präsentiert und differenziert nach soziodemographischen Merkmalen und sozialen Milieus beschrieben. 6.4 Bewusstsein für biologische Vielfalt in den neuen psychologischen Einzelfaktoren Verbundenheit mit der Natur Rund 70 Prozent der Deutschen fühlen sich mit der Natur verbunden. 69 Prozent der Befragten fühlen sich mit der Natur verbunden (beide Zustimmungsstufen), 62 Prozent sehen sich als Teil der Natur und 40 Prozent geben an, sich in der Natur mit etwas Höherem verbunden zu fühlen (siehe Abbildung 54). Die soziodemographische Analyse zeigt: Frauen (beide Zustimmungsstufen: 72 Prozent), Personen mit mittleren und hohen Bildungsabschlüssen (jeweils 73 Prozent) und finanziell Gutgestellte (74 Prozent) fühlen sich überdurchschnittlich häufig mit der Natur verbunden (Durchschnitt: 69 Prozent). Unterdurchschnittliche Werte finden sich bei Männern (66 Prozent), den 18- bis 29-Jährigen (58 Prozent) und in der Gruppe mit niedrigen Bildungsabschlüssen (61 Prozent). Weiterhin fällt auf, dass die 18- bis 29-Jährigen (53 Prozent) und die Gruppe mit niedrigen Bildungsabschlüssen (85 Prozent) weniger häufig als der Durchschnitt (63 Prozent) angeben, sich als Teil der Natur wahrzunehmen. Vor allem die Postmateriellen und Konservativ-­ Gehobenen fühlen sich mit der Natur verbunden. Im Milieuvergleich zeigt sich die größte Naturverbundenheit in den Milieus der Postmateriellen und Konservativ-Gehobenen (siehe Abbildung 55). Jeweils sind es 84 Prozent, die angeben, sich mit der Natur verbunden zu fühlen (beide Zustimmungsstufen). Auch im Milieu der jungen Trendsetterinnen und Trendsetter (Expeditive) ist die Naturverbundenheit weit verbreitet (76 Prozent). Im modernen Mainstream der Gesellschaft (Adaptiv-Pragmatische Mitte) ist die emotionale Bindung an die Natur unterdurchschnittlich ausgeprägt (63 Prozent). Gleiches gilt für den sozial, wirtschaftlich und kulturell benachteiligten Personenkreis (61 Prozent). In der auf Konsum und Entertainment fokussierten Lebenswelt fühlen sich mit Abstand am wenigsten mit der Natur verbunden (32 Prozent). Abbildung 54: Naturverbundenheit in der Erwachsenenbevölkerung Inwieweit treffen die folgenden Aussagen Ihrer Meinung nach zu? trifft voll und ganz zu ++ teils / teils 0 trifft überhaupt nicht zu -- trifft eher zu + trifft eher nicht zu - weiß ich nicht / kann ich nicht beurteilen X Ich fühle mich mit der Natur verbunden. Ich bin nicht von der Natur getrennt, sondern ein Teil der Natur. ++ + 0 - -- 31 38 23 5 12 27 In der Natur fühle ich mich mit etwas Höherem verbunden. 35 16 0 10 24 20 30 25 20 26 40 50 60 70 80 8 23 10 4 90 X 100 Angaben in Prozent 90 Naturbewusstsein 2021 > Bewusstsein für biologische Vielfalt 55: Naturverbundenheit Naturverbundenheitininder derErwachsenenbevölkerung Erwachsenenbevölkerung nach Milieus Abbildung 55: nach Milieus Inwieweit trifft die folgende Aussage Ihrer Meinung nach zu? „Ich fühle mich mit der Natur verbunden.“ „trifft voll und ganz/eher zu“ Soziale Lage Oberschicht / Obere Mittelschicht Mittlere Mittelschicht ++ Postmaterielles Milieu 84 % ++ KonservativGehobenes Milieu 84 % 0 0 Traditionelles Milieu 73 % NostalgischBürgerliches Milieu 67 % Grundorientierung AdaptivPragmatische Mitte 63 % Prekäres Milieu 61 % Untere Mittelschicht / Unterschicht Tradition 0 -KonsumHedonistisches Milieu 32 % unterrepräsentiert - überrepräsentiert + stark unterrepräsentiert -- NeoÖkologisches Milieu 72 % Durchschnitt = 69 % Modernisierung stark überrepräsentiert ++ + Expeditives Milieu 76 % 0 Milieu der Performer 69 % Neuorientierung durchschnittlich 0 Rund vier von fünf Deutschen meinen, durch die Zerstörung der biologischen Vielfalt gefährde die Menschheit ihre Lebensgrundlagen. Biodiversität gefährde die Menschheit ihre Lebensgrundlagen. Darüber hinaus sind 71 Prozent der Auffassung, unser Lebensstil trage dazu bei, dass in anderen Ländern die biologische Vielfalt geschädigt wird (siehe Abbildung 56). 74 Prozent der Befragten glauben, dass die biologische Vielfalt auf der Erde abnimmt (beide Zustimmungsstufen). 73 Prozent meinen, durch die Zerstörung der In der soziodemographischen Analyse wird deutlich: Unter Männern, den 18- bis 29-Jährigen und formal niedrig Gebildeten ist das Problembewusstsein Problembewusstsein Abbildung 56: Problembewusstsein in der Erwachsenenbevölkerung Inwieweit treffen die folgenden Aussagen Ihrer Meinung nach zu? trifft voll und ganz zu ++ teils / teils 0 trifft überhaupt nicht zu -- trifft eher zu + trifft eher nicht zu - weiß ich nicht / kann ich nicht beurteilen X ++ + 0 Die biologische Vielfalt auf der Erde nimmt ab. - -- 39 35 17 6 12 Durch die Zerstörung biologischer Vielfalt gefährdet die Menschheit ihre Lebensgrundlagen. 39 34 18 6 12 Unser Lebensstil trägt dazu bei, dass in anderen Ländern die biologische Vielfalt geschädigt wird. 35 0 10 20 36 30 40 50 6 13 19 60 70 80 X 90 100 Angaben in Prozent 91 Naturbewusstsein 2021 > Bewusstsein für biologische Vielfalt Tabelle 25: Problembewusstsein in der Erwachsenenbevölkerung nach Geschlecht, Alter und Bildung Inwieweit treffen die folgenden Aussagen Ihrer Meinung nach zu? Durch­ Geschlecht schnitt Antwortkategorie: „trifft voll und ganz/eher zu“ 30 bis 50 bis über niedrig mittel hoch 49 65 65 Ø M Die biologische Vielfalt auf der Erde nimmt ab. 74 ↓ 70 78 ↑ ↓ ↓ 64 74 79 ↑ ↑ 73 ↓ ↓ 67 79 ↑ ↑ 76 Durch die Zerstörung biologischer Vielfalt gefährdet die Menschheit ihre Lebensgrundlagen. 73 ↓ ↓ 69 77 ↑ ↑ ↓ ↓ 64 73 78 ↑ 73 ↓ ↓ 67 76 76 Unser Lebensstil trägt dazu bei, dass in anderen Ländern die biologische Vielfalt geschädigt wird. 71 ↓ ↓ 67 75 ↑ ↑ 73 73 69 ↓ ↓ 64 74 76 ↑ ↑ überrepräsentiert ↑ bis 29 Bildung Angaben in Prozent stark überrepräsentiert ↑ ↑ W Alter (Jahre) 68 unterrepräsentiert ↓ weniger verbreitet als im Bevölkerungsdurchschnitt (siehe Tabelle 25). Der Milieuvergleich zeigt weiter, dass es vor allem die Postmateriellen, die KonservativGehobenen und die Expeditiven sind, die für die Gefährdung der biologischen Vielfalt – und den damit zusammenhängenden Konsequenzen – sensibilisiert sind. Beispielsweise meinen 90 Prozent der Postmateriellen und jeweils 86 Prozent der KonservativGehobenen und Expeditiven, durch die Zerstörung der biologischen Vielfalt gefährde die Menschheit ihre Lebensgrundlagen. Im Gegensatz dazu sind es in der prekären Lebenswelt 69 Prozent, in der AdaptivPragmatischen Mitte 63 Prozent und in der spaß- und erlebnisorientierten Lebenswelt 31 Prozent. stark unterrepräsentiert ↓ ↓ Soziale Identität Ein Drittel fühlt sich mit Gruppen verbunden, die sich aktiv für den Schutz der biologischen Vielfalt einsetzen. 35 Prozent der Befragten fühlen sich mit Gruppen verbunden, die sich aktiv für den Schutz der biologischen Vielfalt einsetzen (beide Zustimmungsstufen). 33 Prozent haben nach eigener Aussage viel mit Menschen gemeinsam, die sich in Gruppen aktiv für eine nachhaltige Natur- und Ressourcennutzung einsetzen, und 31 Prozent geben an, ein intensiver Kontakt mit Gruppen, die sich aktiv für den Schutz von Natur und biologischer Vielfalt engagieren, würde den eigenen Interessen und Wünschen entsprechen (siehe Abbildung 57). Abbildung 57: Verbundenheit der Erwachsenenbevölkerung mit Abbildung mit Gruppen, Gruppen, die die sich sich für für den den Schutz Schutz der biologi­ biologischen schen Vielfalt Vielfalt einsetzen einsetzen Inwieweit treffen die folgenden Aussagen Ihrer Meinung nach zu? trifft voll und ganz zu ++ teils / teils 0 trifft eher zu + trifft eher nicht zu - Ich fühle mich mit Gruppen verbunden, die sich aktiv für den Schutz biologischer Vielfalt einsetzen. weiß ich nicht / kann ich nicht beurteilen X ++ + 0 - -- X 10 25 33 18 10 4 9 5 12 4 90 100 Mit Menschen, die sich in Gruppen aktiv für eine nachhaltige Natur- und Ressourcennutzung einsetzen, habe ich viel gemeinsam. 10 Intensiver Kontakt mit Gruppen, die sich aktiv für den Schutz der Natur und biologischen Vielfalt einsetzen, entspricht meinen Interessen und Wünschen. 9 0 trifft überhaupt nicht zu -- 23 22 10 20 20 33 21 32 30 40 50 60 70 80 Angaben in Prozent 92 Naturbewusstsein 2021 > Bewusstsein für biologische Vielfalt Tabelle 26: Verbundenheit in der Erwachsenenbevölkerung mit Gruppen, die sich für den Schutz der biologi­ schen Vielfalt einsetzen nach Milieus Inwieweit treffen die folgenden Aussagen Ihrer Meinung nach zu? Ø = Durchschnitt PER = Performer ADA= Adaptiv-Pragmatische Mitte NOB = Nostalgisch-Bürgerliche KOG = Konservativ-Gehobene EPE = Expeditive HED = Konsum-Hedonisten TRA = Traditionelle PMA = Postmaterielle NÖK = Neo-Ökologische PRE = Prekäre Antwortkategorie: „trifft voll und ganz/eher zu“ Angaben in Prozent Ø KOG PMA PER EPE NÖK ADA HED PRE NOB TRA Ich fühle mich mit Gruppen verbunden, die sich aktiv für den Schutz biologischer Vielfalt einsetzen. 35 49 ↑ ↑ 44 ↑ ↑ ↓ 28 49 ↑ ↑ 52 ↑ ↑ 36 ↓ ↓ 19 ↓ ↓ 22 ↓ ↓ 22 ↓ ↓ 24 Mit Menschen, die sich in Gruppen aktiv für eine nachhaltige Natur- und Ressourcennutzung einsetzen, habe ich viel gemeinsam. 33 49 ↑ ↑ 40 ↑ 30 52 ↑ ↑ 51 ↑ ↑ 39 ↓ ↓ 13 ↓ ↓ 20 ↓ ↓ 19 ↓ ↓ 21 Intensiver Kontakt mit Gruppen, die sich aktiv für den Schutz der Natur und biologischen Vielfalt einsetzen, entspricht meinen Interessen und Wünschen. 31 45 ↑ ↑ 33 28 47 ↑ ↑ 45 ↑ ↑ 36 ↓ ↓ 18 ↓ ↓ 19 ↓ ↓ 19 ↓ ↓ 20 stark überrepräsentiert ↑ ↑ überrepräsentiert ↑ unterrepräsentiert ↓ stark unterrepräsentiert ↓ ↓ welten der Neo-Ökologischen und Expeditiven und bei den besonders naturverbundenen Milieus der Konservativ-Gehobenen und Postmateriellen können sich überdurchschnittlich viele mit Gruppen identifizieren, die sich aktiv für den Schutz der biologischen Vielfalt engagieren. Auf der anderen Seite sind es die älteren, Sicherheit und Ordnung liebenden Traditionellen, die harmonieorientierten Nostalgisch-Bürgerlichen sowie die Lebenswelten der sozial schwächer Gestellten und auf Konsum und Unterhaltung Fokussierten, die nach eigener Aussage deutlich weniger Gemeinsamkeiten mit naturschutzorientierten Gruppen wahrnehmen. Bei allen drei Aussagen, sind es die 18- bis 29-Jährigen, Personen mit hohen Bildungsabschlüssen und finanziell Gutgestellte (Haushaltsnettoeinkommen ab 3.500 Euro), die überdurchschnittlich häufig zustimmen. Beispielsweise sagen 45 Prozent der 18- bis 29-Jährigen, 42 Prozent der Personen mit hohen Bildungsabschlüssen und 41 Prozent der finanziell Gutgestellten, sie fühlten sich mit Gruppen verbunden, die sich aktiv für den Schutz der biologischen Vielfalt einsetzen (Durchschnitt: 35 Prozent). In der Milieubetrachtung zeigt sich ein zweigeteiltes Bild (siehe Tabelle 26): In den postmodernen Lebens- Abbildung 58: Deskriptive soziale Norm in der Erwachsenenbevölkerung Inwieweit treffen die folgenden Aussagen Ihrer Meinung nach zu? trifft voll und ganz zu ++ teils / teils 0 trifft eher zu + trifft eher nicht zu - Menschen, die mir wichtig sind, sind bereit, mehr für naturschonend erzeugte Produkte zu bezahlen. Menschen, die mir wichtig sind, bevorzugen bei ihren Einkäufen naturschonend erzeugte Produkte. Menschen, die mir wichtig sind, erledigen alltägliche Wege, zum Beispiel zur Arbeit oder zum Einkaufen, überwiegend zu Fuß oder mit dem Rad. weiß ich nicht / kann ich nicht beurteilen X ++ + 0 - -- X 11 28 34 14 7 6 11 27 37 5 7 7 6 10 0 trifft überhaupt nicht zu -- 24 10 20 13 17 36 30 40 50 60 70 80 90 100 Angaben in Prozent 93 Naturbewusstsein 2021 > Bewusstsein für biologische Vielfalt Tabelle 27: Deskriptive soziale Norm in der Erwachsenenbevölkerung nach Bildung und Einkommen Inwieweit treffen die folgenden Aussagen Ihrer Meinung nach zu? Durch­ schnitt Bildung Angaben in Prozent Ø niedrig mittel hoch bis 999 1.000 2.000 3.500 bis bis und 1.999 3.499 mehr Menschen, die mir wichtig sind, sind bereit, mehr für naturschonend erzeugte Produkte zu bezahlen. 38 ↓ 33 39 42 33 ↓ 34 39 45 ↑ ↑ Menschen, die mir wichtig sind, bevorzugen bei ihren Einkäufen natur­ schonend erzeugte Produkte. 39 ↓ 35 39 43 ↑ 32 35 39 46 ↑ ↑ Menschen, die mir wichtig sind, erledigen alltägliche Wege, zum Beispiel zur Arbeit oder zum Einkaufen, überwiegend zu Fuß oder mit dem Rad. 35 ↓ 30 35 39 ↑ 37 33 34 37 Antwortkategorie: „trifft voll und ganz/eher zu“ stark überrepräsentiert ↑ ↑ überrepräsentiert ↑ Deskriptive soziale Norm Knapp 40 Prozent der Deutschen sind im persönlichen Nahumfeld von Menschen umgeben, die bereit sind, für naturschonend erzeugte Produkte mehr zu bezahlen. 38 Prozent der Befragten geben an, dass sie von Menschen umgeben sind, die bei ihren Einkäufen naturschonend erzeugte Produkte bevorzugen. Weiterhin sagen 39 Prozent, dass diese Menschen (auch) bereit sind, mehr für naturschonend erzeugte Produkte zu bezahlen (beide Zustimmungsstufen). Darüber hinaus meinen 34 Prozent, die ihnen wichtigen Personen würden ihre alltäglichen Wege (zum Beispiel zur Arbeit oder zum Einkaufen) überwiegend zu Fuß oder mit dem Rad erledigen (siehe Abbildung 58). Bei den drei abgefragten Aussagen zur deskriptiven sozialen Norm fällt auf, dass es jeweils Personen mit niedriger Formalbildung sind, die unterdurchschnittlich häufig zustimmen. Beispielsweise geben 30 Prozent der formal niedrig Gebildeten an, dass Menschen, die ihnen wichtig sind, alltägliche Wege überwiegend zu Fuß oder mit dem Rad erledigen. Im Vergleich dazu sind es in der Gruppe mit hohen Bildungsabschlüssen 39 Prozent. Außerdem zeigt sich, dass es vor allem finanziell Gutgestellte sind, die in ihrem persönlichen Nahumfeld Menschen kennen, die bei ihren Einkäufen naturschonend erzeugte Produkte bevorzugen und darüber hinaus bereit sind, für solche Produkte mehr zu bezahlen (siehe Tabelle 27). In der Milieuperspektive wird deutlich, dass es vor allem die besonders naturverbundenen Milieus der Konservativ-Gehobenen und Postmateriellen sowie die postmodernen Lebenswelten der Expeditiven und Neo-Ökologischen sind, die sich mit Menschen 94 Haushaltsnetto­ einkommen (Euro) unterrepräsentiert ↓ umgeben, denen es wichtig ist, naturschonend erzeugte Produkte zu präferieren – selbst wenn diese mehr Kosten sollten. So sagen jeweils 54 Prozent der Konservativ-Gehobenen und Expeditiven, 49 Prozent der Neo-Ökologischen und 46 Prozent der Postmateriellen, Menschen die ihnen wichtig sind, wären bereit, für naturschonend erzeugte Produkte einen Aufpreis zu zahlen. Im Gegensatz dazu sind es bei den Nostalgisch-Bürgerlichen 28 Prozent, im sozial schwächer gestellten Personenkreis 23 Prozent und in der Gruppe mit stark konsum-hedonistisch orientierten Werten 17 Prozent. Einstellungen zu naturschonenden Verhaltens­ weisen Zwei Drittel der Deutschen finden es gut, bei Einkäufen naturschonend erzeugte Produkte zu bevorzugen. 66 Prozent finden es sehr oder eher gut, bei Einkäufen naturschonend erzeugte Produkte zu bevorzugen (siehe Abbildung 59). Etwas weniger – und dennoch knapp die Hälfte der Befragten (47 Prozent) – befürworten es, für solche Produkte mehr zu bezahlen. 59 Prozent sprechen sich dafür aus, alltägliche Wege überwiegend zu Fuß oder mit dem Rad zu erledigen. Erneut sind es Personen mit niedriger Formalbildung, die den drei Aussagen unterdurchschnittlich häufig zustimmen und finanziell gut Gestellte (Haushaltsnettoeinkommen ab 3.500 Euro), die sich von allen Befragtengruppen am häufigsten dafür aussprechen, für naturschonend erzeugte Produkte einen Aufpreis zu zahlen (beide Zustimmungsstufen: 61 Prozent, Durchschnitt: 47 Prozent). Naturbewusstsein 2021 > Bewusstsein für biologische Vielfalt Abbildung 59: Einstellungen zu naturschonenden Verhaltensweisen in der Erwachsenenbevölkerung Wie finden Sie die folgenden Möglichkeiten grundsätzlich? sehr gut ++ teils / teils 0 sehr schlecht -- eher gut + eher schlecht - weiß ich nicht / kann ich nicht beurteilen X Bei Einkäufen naturschonend erzeugte Produkte zu bevorzugen, finde ich … ++ + 0 25 41 23 Alltägliche Wege, zum Beispiel zur Arbeit oder zum Einkaufen, überwiegend zu Fuß oder mit dem Rad zu erledigen, finde ich … 27 Für naturschonend erzeugte Produkte mehr zu bezahlen, finde ich … 32 14 0 20 9 30 40 50 4 2 16 28 60 70 X 6 14 26 33 10 - -- 80 7 90 2 100 Angaben in Prozent Eindeutig fallen auch die Milieuergebnisse aus (siehe Tabelle 28): Wiederum sind es die Postmateriellen, die Konservativ-Gehobenen sowie die Expeditiven und Neo-Ökologischen, deren Einstellungen auf eine hohe Wertschätzung für die Natur und die biologische Vielfalt schließen lassen. Beispielsweise finden es 66 Prozent der Expeditiven, 63 Prozent der Postmateriellen, 60 Prozent der Konservativ-Gehobenen und 57 Prozent der Neo-Ökologischen sehr oder eher gut, für naturschonend erzeugte Produkte mehr zu bezahlen. Demgegenüber sind es bei den Nostalgisch-Bürgerlichen 36 Prozent, bei Menschen in sozial schwächerer Lage 26 Prozent und in der spaß- und erlebnisorientierten Lebenswelt 20 Prozent. Wahrgenommene Verhaltenskontrolle Bei Einkäufen naturschonend erzeugte Produkte zu bevorzugen, ist oft eine Frage des Geldes. Für 47 Prozent der Befragten ist es nach eigener Aussage persönlich sehr oder eher leicht, bei Einkäufen naturschonend erzeugte Produkte zu bevorzugen – mehr Geld dafür zu bezahlen, findet aber nur ein gu­ tes Drittel sehr oder zumindest eher leicht (siehe Ab­ bildung 60). Entsprechend nehmen die Zustimmungs­ werte zu den abgefragten Aussagen nicht nur mit der Bildung, sondern stärker noch mit dem Haushalts­ nettoeinkommen der Befragten zu (siehe Tabelle 29). Tabelle 28: Einstellungen zu naturschonenden Verhaltensweisen in der Erwachsenenbevölkerung nach Milieus Wie finden Sie die folgenden Möglichkeiten grundsätzlich? Ø = Durchschnitt PER = Performer ADA= Adaptiv-Pragmatische Mitte NOB = Nostalgisch-Bürgerliche KOG = Konservativ-Gehobene EPE = Expeditive HED = Konsum-Hedonisten TRA = Traditionelle PMA = Postmaterielle NÖK = Neo-Ökologische PRE = Prekäre Antwortkategorie: „sehr/eher gut“ Ø KOG PMA PER EPE NÖK ADA HED PRE NOB TRA Angaben in Prozent Bei Einkäufen naturschonend erzeugte Produkte zu bevorzugen, finde ich … 66 81 ↑ ↑ 84 ↑ ↑ 72 80 ↑ ↑ 75 ↑ ↓ ↓ 58 ↓ ↓ 30 ↓ ↓ 51 63 67 Alltägliche Wege, zum Beispiel zur Arbeit oder zum Einkaufen, überwiegend zu Fuß oder mit dem Rad zu erledigen, finde ich … 59 72 ↑ ↑ 73 ↑ ↑ 65 66 60 55 ↓ ↓ 31 ↓ 52 55 57 Für naturschonend erzeugte Produkte mehr zu bezahlen, finde ich … 47 60 ↑ ↑ 63 ↑ ↑ 51 66 ↑ ↑ 57 ↑ ↑ 42 ↓ ↓ 20 ↓ ↓ 26 ↓ ↓ 36 47 stark überrepräsentiert ↑ ↑ überrepräsentiert ↑ unterrepräsentiert ↓ stark unterrepräsentiert ↓ ↓ 95 Naturbewusstsein 2021 > Bewusstsein für biologische Vielfalt ahrgenommene Verhaltenskontrolle Abbildung 60: W Wahrgenommene Verhaltenskontrollein inder derErwachsenenbevölkerung Erwachsenenbevölkerung––Möglichkeit, Möglichkeit,bei bei naturschonend erzeugte erzeugte Produkte Produkte zu zu bevorzugen bevorzugen ­EEinkäufen inkäufen naturschonend Wie schwer finden Sie es, die folgenden Verhaltensweisen umzusetzen? sehr leicht ++ teils / teils 0 sehr schwierig -- eher leicht + eher schwierig - weiß ich nicht / kann ich nicht beurteilen X Bei Einkäufen naturschonend erzeugte Produkte zu bevorzugen, ist für mich persönlich … Für naturschonend erzeugte Produkte mehr zu bezahlen, ist für mich persönlich … ++ + 0 - 12 35 32 15 8 0 28 10 20 30 30 40 50 21 60 70 -4 2 11 80 X 90 2 100 Angaben in Prozent Tabelle 29: Wahrgenommene Verhaltenskontrolle in der Erwachsenenbevölkerung – Möglichkeit, bei Einkäufen naturschonend erzeugte Produkte zu bevorzugen nach Bildung und Einkommen Wie schwer finden Sie es, die folgenden Verhaltensweisen umzusetzen? Durch­ schnitt Bildung Angaben in Prozent Ø niedrig mittel hoch Bei Einkäufen naturschonend erzeugte Produkte zu bevorzugen, ist für mich persönlich … 47 ↓ ↓ 39 50 53 ↑ ↑ ↓ ↓ 28 ↓ ↓ 39 49 60 ↑ ↑ Für naturschonend erzeugte Produkte mehr zu bezahlen, ist für mich persönlich … 36 ↓ ↓ 30 36 43 ↑ ↑ ↓ ↓ 17 ↓ ↓ 27 37 53 ↑ ↑ Antwortkategorie: „sehr/eher leicht“ stark überrepräsentiert ↑ ↑ Haushaltsnetto­ einkommen (Euro) bis 999 1.000 2.000 3.500 bis bis und 1.999 3.499 mehr stark unterrepräsentiert ↓ ↓ Die Milieuanalyse zeigt: Überdurchschnittlich hohe Zustimmungswerte finden sich in den sozial gehobenen Milieus (Konservativ-Gehobene, Postmaterielle, Performer, Expeditive) und im Milieu der unangepassten, progressiven Realisten (Neo-Ökologische). So finden es 70 Prozent der Expeditiven, 65 Prozent der Konservativ-Gehobenen, 58 Prozent der Neo-Ökologischen und jeweils 55 Prozent der Performer und Postmateriellen sehr oder eher leicht, bei Einkäufen naturschonend erzeugte Produkte zu präferieren. Bei den Nostalgisch-Bürgerlichen sind es 32 Prozent, den sozial schwächer Gestellten 26 Prozent und den Milieuangehörigen mit starker konsum-hedonistischer Werteausrichtung 19 Prozent. 78 Prozent der Befragten sind sehr oder eher bereit, die Marke von Kosmetika oder Drogerieartikeln zu wechseln, wenn sie erfahren, dass deren Herstellung die biologische Vielfalt gefährdet. Jeweils rund drei Viertel erklären sich bereit, mehr ökologisch produzierte Lebensmittel einzukaufen und sparsamer zu leben, damit künftige Generationen die Vielfalt und den Reichtum der Natur weiterhin nutzen können. Angesichts eines Bioprodukt-Marktanteils von aktuell 6,8 Prozent am gesamten Lebensmittelmarkt – Tendenz steigend – offenbart diese Antwort durchaus ein erhebliches Potenzial (siehe BMEL 2022). Beim Einkaufen einen Ratgeber zu benutzen, der zum Beispiel über gefährdete Fischarten informiert, können sich 63 Prozent vorstellen (siehe Abbildung 61). Bereitschaft zu Lebensstilveränderungen Die Bereitschaft, seinen Lebensstil zu verändern, um die biologische Vielfalt zu schützen, ist bei Frauen, Personen mit hoher Formalbildung und hohem Haushaltsnettoeinkommen überdurchschnittlich ausgeprägt. Beispielsweise sind 30 Prozent der befragten In weiten Teilen der Bevölkerung besteht für Verhaltensweisen, die auf eine Lebensstilveränderung abzielen, grundsätzliche Bereitschaft. 96 Naturbewusstsein 2021 > Bewusstsein für biologische Vielfalt Abbildung 61: Bereitschaft zu Lebensstilveränderungen in der Erwachsenenbevölkerung Inwieweit sind Sie persönlich bereit, … sehr bereit ++ weniger bereit - eher bereit + gar nicht bereit -- keine Angabe X … die Marke von Kosmetika oder Drogerieartikeln zu wechseln, wenn Sie erfahren, dass deren Herstellung die biologische Vielfalt gefährdet? ++ + - 36 42 14 -- X 4 4 … mehr ökologisch produzierte Lebensmittel einzukaufen? 27 47 18 5 3 … sparsamer zu leben, damit künftige Generationen die Vielfalt und den Reichtum der Natur weiterhin nutzen können? 26 48 18 6 2 … beim Einkaufen einen Ratgeber zu benutzen, der zum Beispiel über gefährdete Fischarten informiert? 22 0 41 10 20 30 40 10 23 50 60 70 80 90 4 100 Angaben in Prozent Frauen, 32 Prozent der formal hoch Gebildeten und 34 Prozent der finanziell Gutgestellten uneingeschränkt bereit, mehr ökologisch produzierte Lebensmittel einzukaufen (Durchschnitt: 27 Prozent). Im Milieuvergleich sind es die Postmateriellen, die Konservativ-Gehobenen und die Expeditiven, die die größte Bereitschaft bekunden, ihren Lebensstil zu verändern. So erklären sich nahezu 50 Prozent der Postmateriellen „sehr bereit“, mehr ökologisch produzierte Lebensmittel einzukaufen. Bei den Konservativ-Gehobenen sind es 38 Prozent und bei den Expeditiven 36 Prozent. Im Gegensatz dazu fällt die Bereitschaft, den eigenen Lebensstil zu verändern Abbildung 62: Erwachsenenbevölkerung nach Milieus 62: Bereitschaft Bereitschaftzu zuLebensstilveränderungen Lebensstilveränderungenininder der Erwachsenenbevölkerung nach Milieus Inwieweit sind Sie persönlich bereit, mehr ökologisch produzierte Lebensmittel einzukaufen? „sehr bereit“ Soziale Lage Oberschicht / Obere Mittelschicht ++ Postmaterielles Milieu 46 % ++ KonservativGehobenes Milieu 38 % ++ Expeditives Milieu 36 % 0 Milieu der Performer 26 % 0 Mittlere Mittelschicht 0 Traditionelles Milieu 22 % -Prekäres Milieu 17 % Untere Mittelschicht / Unterschicht Grundorientierung -NostalgischBürgerliches Milieu 20 % AdaptivPragmatische Mitte 22 % Tradition stark überrepräsentiert ++ 0 -KonsumHedonistisches Milieu 6% Durchschnitt = 27 % Modernisierung durchschnittlich 0 NeoÖkologisches Milieu 33 % Neuorientierung stark unterrepräsentiert -- 97 Naturbewusstsein 2021 > Bewusstsein für biologische Vielfalt Abbildung 63: Bereitschaft zu privaten Verhaltensänderungen in der Erwachsenenbevölkerung Inwieweit sind Sie persönlich bereit, … sehr bereit ++ weniger bereit - eher bereit + gar nicht bereit -- keine Angabe X … im Alltag die naturschonende Verhaltensalternative zu wählen, weil die nächste Generation einen Anspruch auf eine intakte Natur hat? ++ + - 26 53 13 … sich über aktuelle Entwicklungen im Bereich biologische Vielfalt zu informieren? 24 … Ihre Freunde und Bekannten auf den Schutz der biologischen Vielfalt aufmerksam zu machen? 23 … den eigenen Fleischkonsum zu reduzieren? 51 0 10 40 20 30 40 50 60 70 5 3 18 7 19 10 80 X 5 3 17 47 29 -- 90 5 2 100 Angaben in Prozent – beispielsweise beim Einkauf ökologisch produzierte Lebensmittel zu bevorzugen – im Nostalgisch-Bürgerlichen Milieu, in der sozial schwächeren Lebenswelt und im spaß- und erlebnisorientierten Milieu wesentlich geringer aus (siehe Abbildung 62). Bereitschaft zu privaten Verhaltensänderungen Rund 70 Prozent sind bereit, den eigenen Fleischkonsum zu reduzieren. Im Alltag die naturschonende Verhaltensalternative zu wählen, weil die nächste Generation einen Anspruch auf eine intakte Natur hat, können sich fast 80 Prozent der Befragten vorstellen. Drei Viertel sind sehr oder eher bereit, sich über aktuelle Entwicklungen im Bereich biologische Vielfalt zu informieren. Weiterhin bekunden 70 Prozent ihre generelle Bereitschaft, Freunde und Bekannte auf den Schutz der biologischen Vielfalt aufmerksam zu machen. Fast genauso viele können sich vorstellen, den eigenen Fleischkonsum zu reduzieren (siehe Abbildung 63). Diese Zahlen beziehen sich auf bekundete Verhaltensbereitschaften, sie messen nicht das tatsächliche Verhalten. Dass es zwischen Bewusstsein und Verhalten teilweise erhebliche Diskrepanzen gibt, hebt die sozialwissenschaftliche Umweltforschung seit Jahrzehnten hervor. Der Bereich Fleischkonsum ist ein gutes Beispiel: Trotz gesundheits- und umweltbezogener Gründe für einen reduzierten Fleischkonsum Tabelle 30: Bereitschaft zu privaten Verhaltensänderungen in der Erwachsenenbevölkerung nach Geschlecht und Bildung Inwieweit sind Sie persönlich bereit, … Antwortkategorie: „sehr bereit“ Durch­ schnitt Angaben in Prozent Ø M W … im Alltag die naturschonende Verhaltensalternative zu wählen, weil die nächste Generation einen Anspruch auf eine intakte Natur hat? 26 24 29 23 26 30 … sich über aktuelle Entwicklungen im Bereich biologische Vielfalt zu informieren? 24 22 27 ↓ ↓ 18 26 29 ↑ ↑ … Ihre Freunde und Bekannten auf den Schutz der biologischen Vielfalt aufmerk­ sam zu machen? 23 ↓ 20 26 ↑ ↓ ↓ 18 24 28 ↑ … den eigenen Fleischkonsum zu reduzieren? 29 ↓ ↓ 22 36 ↑ ↑ ↓ ↓ 23 30 34 ↑ stark überrepräsentiert ↑ ↑ 98 überrepräsentiert ↑ unterrepräsentiert ↓ Geschlecht Bildung niedrig mittel hoch stark unterrepräsentiert ↓ ↓ Naturbewusstsein 2021 > Bewusstsein für biologische Vielfalt stehen aus Sicht vieler Verbraucherinnen und Verbraucher einer tatsächlichen Verhaltensänderung die wahrgenommenen Kosten, Bequemlichkeit, Verfügbarkeit und bei manchen auch Statusgründe entgegen. Gleichwohl ist in den letzten Jahren die Breite des Angebots an vegetarischen und veganen Ernährungsalternativen deutlich gewachsen, insbesondere in statushohen sozialen Milieus kann von einem gewissen Trend gesprochen werden (siehe Friedrichsen und Gärtner 2020). Bereitschaft zu kollektiven Handlungen Jeder und jede Zweite kann sich vorstellen, zusammen mit anderen Menschen bei der Pflege eines Naturschutzgebietes mitzuhelfen. Im Vergleich zu der Bereitschaft, sein Verhalten im persönlich-privaten Bereich zu verändern, fällt die Bereitschaft, im Kollektiv zu handeln, insgesamt geringer aus: 58 Prozent erklären sich sehr oder eher bereit, zusammen mit anderen Menschen Lebensräume für Tiere und Pflanzen, wie zum Beispiel Blumenwiesen oder Teiche, anzulegen. Jeweils rund 50 Prozent können sich vorstellen, zusammen mit anderen Menschen bei der Pflege eines Naturschutzgebietes mitzuhelfen, und sich öffentlich (zum Beispiel über Petitionen, Demonstrationen) dafür einzusetzen, dass die Politik sich für alle heute lebenden Menschen und künftige Generationen stärker um den Schutz der Natur kümmert. Weiterhin erklären sich 42 Prozent der Befragten grundsätzlich bereit, in einem Naturschutzverband aktiv mitzuarbeiten, um die biologische Vielfalt zu schützen (siehe Abbildung 64). Die Bereitschaft, zum Schutz der biologischen Vielfalt das Verhalten im privaten Bereich zu ändern, ist bei Frauen insgesamt stärker ausgeprägt als bei Männern. Außerdem nimmt sie mit dem Bildungsniveau der Befragten zu (siehe Tabelle 30). Im Milieuvergleich sind es erneut die Postmateriellen, die KonservativGehobenen und die Expeditiven, die die höchsten Verhaltensbereitschaften bekunden. Beispielsweise sind 52 Prozent der Postmateriellen, 41 Prozent der Expeditiven und 35 Prozent der KonservativGehobenen „sehr bereit“, den eigenen Fleischkonsum zu reduzieren. Im Vergleich dazu sind es bei den fortschrittsoptimistischen Performern und den bodenständigen Nostalgisch-Bürgerlichen jeweils 22 Prozent, bei Menschen in prekärer Lage und den Adaptiv-Pragmatischen jeweils 21 Prozent und in der Gruppe mit stark konsum-hedonistisch orientierten Werten gar nur sieben Prozent. Sich zusammen mit anderen zum Schutz der biologischen Vielfalt einzusetzen, können sich die über 65-Jährigen sowie Personen mit niedriger Formalbildung weniger vorstellen. Deutlich wird das vor allem mit Blick auf die höchste Zustimmungsstufe: Abbildung 64: Bereitschaft zu kollektiven Handlungen in der Erwachsenenbevölkerung Inwieweit sind Sie persönlich bereit, … sehr bereit ++ weniger bereit - eher bereit + gar nicht bereit -- keine Angabe X … zusammen mit anderen Menschen Lebensräume für Tiere und Pflanzen, wie zum Beispiel Blumenwiesen oder Teiche, anzulegen? ++ + - -- X 19 39 25 13 4 16 3 … zusammen mit anderen Menschen bei der Pflege eines Naturschutzgebietes mitzuhelfen? 14 … sich öffentlich dafür einzusetzen (zum Beispiel über Petitionen, Demonstrationen), dass die Politik sich für alle heute lebenden Menschen und künftige Generationen stärker um den Schutz der Natur kümmert? 13 … in einem Naturschutzverband aktiv mitzuarbeiten, um die biologische Vielfalt zu schützen? 38 36 10 0 29 29 32 10 20 17 33 30 40 50 60 5 20 70 80 5 90 100 Angaben in Prozent 99 Naturbewusstsein 2021 > Bewusstsein für biologische Vielfalt Erwachsenenbevölkerung nach Milieus Abbildung 65: 65: Bereitschaft Bereitschaftzu zukollektiven kollektivenHandlungen Handlungenininder der Erwachsenenbevölkerung nach Milieus Inwieweit sind Sie persönlich bereit, zusammen mit anderen Menschen bei der Pflege eines Naturschutzgebietes mitzuhelfen? „sehr bereit“ Soziale Lage Oberschicht / Obere Mittelschicht ++ Postmaterielles Milieu 22 % 0 KonservativGehobenes Milieu 18 % ++ Expeditives Milieu 21 % 0 Milieu der Performer 10 % 0 Mittlere Mittelschicht -Traditionelles Milieu 7% -NostalgischBürgerliches Milieu 6% -Prekäres Milieu 7% Untere Mittelschicht / Unterschicht Grundorientierung Tradition stark überrepräsentiert ++ -KonsumHedonistisches Milieu 6% durchschnittlich 0 Die Milieuanalyse zeigt: Es sind vor allem die besonders naturschutzorientierten Postmateriellen sowie die postmodernen Milieus der Expeditiven und Neo-Ökologischen, die bereit sind, sich im Verbund mit anderen für den Schutz der biologischen Vielfalt einzusetzen. So sind 23 Prozent der Neo-Ökologischen, 22 Prozent der Postmateriellen und 21 Prozent der Expeditiven „sehr bereit“, zusammen mit anderen Menschen bei der Pflege eines Naturschutzgebietes mitzuhelfen. In der Sicherheit und Ordnung liebenden älteren Generation (Traditionelles Milieu), dem Milieu der Nostalgisch-Bürgerlichen, der um Orientierung und Teilhabe bemühten Unterschicht und der auf Konsum und Unterhaltung fokussierten (unteren) Mitte sind es deutlich weniger (siehe Abbildung 65). Zahlungsbereitschaft Über die Hälfte der Bevölkerung kann sich grundsätzlich vorstellen, für nachhaltig und naturscho- ++ NeoÖkologisches Milieu 23 % Durchschnitt = 14 % Modernisierung Beispielsweise sind nur zwölf Prozent der über 65-Jährigen und 14 Prozent der formal niedrig Gebildeten uneingeschränkt bereit, zusammen mit anderen Menschen bei der Pflege eines Naturschutzgebietes mitzuhelfen. Im Durchschnitt der Befragten sind es immerhin 19 Prozent. 100 AdaptivPragmatische Mitte 18 % Neuorientierung stark unterrepräsentiert -- nend produzierte Lebensmittel höhere Preise zu zahlen – die uneingeschränkte Bereitschaft liegt aber deutlich darunter. 61 Prozent können sich grundsätzlich vorstellen, für naturschonend hergestellte Produkte mehr zu bezahlen, wenn sie damit wirtschaftlich schwächere Regionen in Deutschland fördern. Weiterhin sind jeweils 57 Prozent sehr oder eher bereit, für nachhaltig und naturschonend produzierte Lebensmittel höhere Preise zu zahlen, für naturschonend hergestellte Produkte aus wirtschaftlich schwächeren Ländern mehr zu bezahlen, damit der internationale Handel gerechter wird, und für die Pflege und Erhaltung eines Schutzgebietes zu spenden. Bei allen vier abgefragten Verhaltensweisen liegt die uneingeschränkte Zahlungsbereitschaft bei maximal 16 Prozent (siehe Abbildung 66). Die Zahlungsbereitschaft nimmt mit dem Bildungsniveau der Befragten zu und ist in der Gruppe mit hohem Haushaltsnettoeinkommen am stärksten ausgeprägt (siehe Tabelle 31). Die Milieuanalyse deckt erneut deutliche Unterschiede auf: Postmaterielle, Expeditive und Konservativ-Gehobene weisen die höchsten Zahlungsbereitschaften auf, NostalgischBürgerliche, die Angehörigen der sozial benachteiligten Lebenswelt und die Gruppe mit stark konsum- Naturbewusstsein 2021 > Bewusstsein für biologische Vielfalt Abbildung 66: Zahlungsbereitschaft in der Erwachsenenbevölkerung Inwieweit sind Sie persönlich bereit, … sehr bereit ++ weniger bereit - eher bereit + gar nicht bereit -- … für naturschonend hergestellte Produkte mehr zu bezahlen, wenn sie damit wirtschaftlich schwächere Regionen in Deutschland fördern? keine Angabe X ++ + - -- X 16 45 24 11 4 … höhere Preise für nachhaltig und naturschonend produzierte Lebensmittel zu zahlen? 14 43 … für naturschonend hergestellte Produkte aus wirtschaftlich schwächeren Ländern mehr zu bezahlen, damit der internationale Handel gerechter wird? 14 43 … für die Pflege und Erhaltung eines Schutzgebietes zu spenden? 16 0 10 25 27 41 20 30 15 12 24 40 50 60 3 4 15 70 80 4 90 100 Angaben in Prozent Tabelle 31: Zahlungsbereitschaft in der Erwachsenenbevölkerung nach Bildung und Einkommen Inwieweit sind Sie persönlich bereit, … Durch­ schnitt Bildung Angaben in Prozent Ø niedrig mittel hoch bis 999 1.000 2.000 3.500 bis bis und 1.999 3.499 mehr … für naturschonend hergestellte Produkte mehr zu bezahlen, wenn sie damit wirtschaftlich schwächere Regionen in Deutschland fördern? 16 ↓ ↓ 11 16 21 ↑ ↑ 16 ↓ ↓ 10 15 25 ↑ ↑ … höhere Preise für nachhaltig und naturschonend produzierte Lebens­ mittel zu zahlen? 14 ↓ ↓ 11 13 20 ↑ ↑ 12 ↓↓ 9 14 23 ↑ ↑ … für naturschonend hergestellte Produkte aus wirtschaftlich schwä­ cheren Ländern mehr zu bezahlen, damit der internationale Handel gerechter wird? 14 ↓ 11 14 16 14 ↓ 10 13 19 ↑ ↑ … für die Pflege und Erhaltung eines Schutzgebietes zu spenden? 16 ↓ ↓ 11 15 21 ↑ ↑ 11 13 17 19 Antwortkategorie: „sehr bereit“ stark überrepräsentiert ↑ ↑ unterrepräsentiert ↓ hedonistisch orientierten Werten die niedrigsten. So sind 26 Prozent der Postmateriellen, 23 Prozent der Expeditiven und 19 Prozent der Konservativ-Gehobenen uneingeschränkt bereit, für nachhaltig und naturschonend produzierte Lebensmittel höhere Preise in Kauf zu nehmen. Hingegen sind es sechs Prozent in der konsum-hedonistischen Lebenswelt und jeweils fünf Prozent bei den Nostalgisch-Bürgerlichen und den sozial benachteiligten Milieuangehörigen. Haushaltsnetto­ einkommen (Euro) stark unterrepräsentiert ↓ ↓ Insgesamt wird deutlich, dass die Zahlungsbereitschaft – ebenso wie alle anderen zur Messung des neuen Gesellschaftsindikators herangezogenen Faktoren – sowohl nach soziodemographischen als auch nach soziokulturellen Merkmalen variieren. In den künftigen Naturbewusstseinsstudien wird zu untersuchen sein, wie sich die naturschützenden Verhaltensbereitschaften und die Faktoren, die sie beeinflussen, über die Zeit hinweg verändern. 101 Naturbewusstsein 2021 > Literatur Literatur An der Heiden M. et al. 2020: Hitzebedingte Mortalität. Eine Analyse der Auswirkungen von Hitzewellen in Deutschland zwischen 1992 und 2017. Deutsches Ärzteblatt, 117, Seiten 603–609. Bamberg S. et al. 2023: Überprüfung des NBS-Gesellschaftsindikators Biologische Vielfalt sowie Entwicklung eines alternativen Messverfahrens. BfN-Skripten (im Erscheinen). Barth B. 2022: Die Sinus-Milieus in der Gesellschaftswissenschaft. Leviathan, Berliner Zeitschrift für Sozialwissenschaft, 49 (4), Seiten 470-479. BfN (Bundesamt für Naturschutz) 2018: Naturschutz und Erneuerbare Energien. 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Jugendliche im Vergleich  42 10 Persönliche Bedeutung der Natur – Erwachsene und Jugendliche im Vergleich  43 11 Persönliche Bedeutung der Natur in der Erwachsenenbevölkerung im Zeitvergleich  44 12 Veränderte Wertschätzung für die Natur – Erwachsene und Jugendliche im Vergleich  45 13 Veränderte Wertschätzung der Erwachsenenbevölkerung für die Natur nach Milieus  45 14 Aufenthalt in der Natur während der Pandemie – Erwachsene und Jugendliche im Vergleich  46 15 Ursachen des Klimawandels – Erwachsene und Jugendliche im Vergleich  49 16 Ursachen des Klimawandels bei Erwachsenen nach Milieus  50 17 Überzeugungen zu Auswirkungen des Klimawandels in der Erwachsenenbevölkerung  51 18 Bedrohungswahrnehmungen in der Erwachsenenbevölkerung im Zeitvergleich  54 19 Individuelle und kollektive Wirksamkeitsvorstellungen im Kontext des Klimawandels – ­Erwachsene und Jugendliche im Vergleich  55 20 Die nach Ansicht der Erwachsenenbevölkerung wichtigsten Politikfelder (Top 3)  59 21 Verantwortung für den Schutz der Natur in der Erwachsenenbevölkerung  61 22 Verantwortung für den Schutz der Natur in der Erwachsenenbevölkerung nach Milieus  62 107 Naturbewusstsein 2021 > Abbildungsverzeichnis 23 Einstellungen zu Naturgefährdung und Schutz der Natur – Erwachsene und Jugendliche im Vergleich  63 24 Einstellungen der Erwachsenenbevölkerung zu Naturgefährdung und Schutz der Natur im Jahresvergleich  64 25 Naturschutz im Spannungsfeld von Politik und Wirtschaft – Erwachsene und Jugendliche im Vergleich  65 26 Naturschutz im Spannungsfeld von Politik und Wirtschaft – Erwachsenenbevölkerung im Jahresvergleich  66 27 Finanzielle Förderung des Naturschutzes – Erwachsenenbevölkerung im Zeitvergleich  66 28 Finanzielle Förderung des Naturschutzes – Erwachsenenbevölkerung nach Milieus  67 29 Einstellung zur Notwendigkeit eines Wandels – Erwachsene und Jugendliche im Vergleich  68 30 Einstellung zur Notwendigkeit eines Wandels in der Erwachsenenbevölkerung nach Milieus  68 31 Bereitschaft zu einem Wandel der Lebens- und Wirtschaftsweisen – Erwachsene und Jugendliche im Vergleich  69 32 Einstellung zur Energiewende in der Erwachsenenbevölkerung im Zeitvergleich  70 33 Einstellung zur Energiewende – Erwachsene und Jugendliche im Vergleich  70 34 Zustimmung zur Energiewende in der Erwachsenenbevölkerung nach Milieus  71 35 Zustimmung der Erwachsenen­bevölkerung zur Energiewende unter Berücksichtigung der Belange des Natur- und Artenschutzes  71 36 Zustimmung zur Kennzeichnungspflicht in der Erwachsenenbevölkerung im Zeitvergleich  72 37 Zustimmung zur Kennzeichnungspflicht – Erwachsene und Jugendliche im Vergleich  73 38 Einstellung der Erwachsenenbevölkerung zur Agrogentechnik im Zeitvergleich  73 39 Interesse für digitale Natur-Angebote – Erwachsene und Jugendliche im Vergleich  75 40 Interesse der Erwachsenenbevölkerung, eine Naturschutz-App zu nutzen, im Zeitvergleich  76 41 Interesse eine Naturschutz-App zu nutzen – Erwachsene und Jugendliche im Vergleich  77 42 Interesse, eine Naturschutz-App zu nutzen – Erwachsenenbevölkerung nach Milieus  77 43 Teilindikatoren und Gesamtindi­kator „Bewusstsein für biologische Vielfalt“  79 44 Gesamtindikator – Erwachsenenbevölkerung nach Milieus  80 45 Bekanntheit des Begriffs „Biologische Vielfalt“ – Erwachsenenbevölkerung im Zeitvergleich  81 46 Bekanntheit des Begriffs „Biologische Vielfalt“ – Erwachsenenbevölkerung nach Milieus  81 47 Verständnis des Begriffs „Biologische Vielfalt“ – Erwachsenenbevölkerung  82 108 Naturbewusstsein 2021 > Abbildungsverzeichnis 48 Verständnis des Begriffs „Biologische Vielfalt“ – Erwachsenenbevölkerung im Zeitvergleich  82 49 Wahrgenommene Abnahme der biologischen Vielfalt – Erwachsene und Jugendliche im Vergleich  83 50 Gesellschaftlicher Stellenwert der Erhaltung der biologischen Vielfalt – Erwachsene und ­Jugendliche im Vergleich  84 51 Persönliche Bedeutung der biologischen Vielfalt in der Erwachsenenbevölkerung  85 52 Wahrgenommene Verantwortungspflicht in der Erwachsenenbevölkerung nach Milieus  85 53 Bereitschaft der Erwachsenenbevölkerung, aktiv zur Erhaltung der biologischen Vielfalt beizutragen  86 54 Naturverbundenheit in der Erwachsenenbevölkerung  90 55 Naturverbundenheit in der Erwachsenenbevölkerung nach Milieus  91 56 Problembewusstsein in der Erwachsenenbevölkerung  91 57 Verbundenheit der Erwachsenenbevölkerung mit Gruppen, die sich für den Schutz der biologischen Vielfalt einsetzen  92 58 Deskriptive soziale Norm in der Erwachsenenbevölkerung  93 59 Einstellungen zu naturschonenden Verhaltensweisen in der Erwachsenenbevölkerung  95 60 Wahrgenommene Verhaltenskontrolle in der Erwachsenenbevölkerung – Möglichkeit, bei E ­ inkäufen naturschonend erzeugte Produkte zu bevorzugen  96 61 Bereitschaft zu Lebensstilveränderungen in der Erwachsenenbevölkerung  97 62 Bereitschaft zu Lebensstilveränderungen in der Erwachsenenbevölkerung nach Milieus  97 63 Bereitschaft zu privaten Verhaltensänderungen in der Erwachsenenbevölkerung  98 64 Bereitschaft zu kollektiven Handlungen in der Erwachsenenbevölkerung  99 65 Bereitschaft zu kollektiven Handlungen in der Erwachsenenbevölkerung nach Milieus  100 66 Zahlungsbereitschaft in der Erwachsenenbevölkerung  101 109 Naturbewusstsein 2021 > Tabellenverzeichnis Tabellenverzeichnis Tabelle Seite 1 Wahrnehmung der planetaren Grenzen bei Erwachsenen nach Geschlecht, Alter, Bildung und Einkommen  30 2: Wahrnehmung der planetaren Grenzen bei Erwachsenen nach Milieus  31 3 Einschätzung der Erwachsenenbevölkerung zur Entwicklung von Insekten und ihren Lebensräumen in Agrarlandschaften nach Milieus  35 4 Wahrgenommener Rückgang der Insektenvielfalt und Kenntnisstand zu den Ursachen in der Erwachsenenbevölkerung nach Alter, Bildung und Einkommen  36 5 Gründe der Erwachsenenbevölkerung für das Insektensterben nach dem Alter  38 6 Zustimmung der Erwachsenenbevölkerung zur Verbreitung von Wildtieren nach Alter und Bildung  40 7 Zusammenhänge zwischen der Corona-Krise und dem Zustand von Natur und Umwelt in der Erwachsenenbevölkerung nach Geschlecht, Alter und Bildung  42 8 Persönliche Bedeutung der Natur in der Erwachsenenbevölkerung nach Geschlecht und Alter  44 9 Befürchtete Auswirkungen des Klimawandels in der Erwachsenenbevölkerung nach Alter, Bildung und Einkommen  52 10 Befürchtete Auswirkungen des Klimawandels in der Erwachsenenbevölkerung nach Milieus  53 11 Bedrohungswahrnehmungen in der Erwachsenenbevölkerung nach Milieus  54 12 Individuelle und kollektive Wirksamkeitsvorstellungen in der Erwachsenenbevölkerung nach Milieus  56 13 Politikfelder-Ranking: Wahrgenommene Bedeutung von Natur-, Umwelt- und Klimaschutz in der Erwachsenenbevölkerung nach Geschlecht, Bildung und Einkommen  60 14 Einstellungen zu Naturgefährdung und Schutz der Natur in der Erwachsenenbevölkerung nach Geschlecht und Alter  63 15 Einstellungen zu Naturgefährdung und Schutz der Natur in der Erwachsenenbevölkerung nach Milieus  64 16 Naturschutz im Spannungsfeld von Politik und Wirtschaft in der Erwachsenenbevölkerung nach Alter und Bildung  65 17 Einstellungen zu neuen Verfahren in der Gentechnik in der Erwachsenenbevölkerung nach Milieus  74 18 Interesse der Erwachsenenbevölkerung für digitale Natur-Angebote nach dem Alter der ­ efragten  75 B 19 Interesse der Erwachsenenbevölkerung für digitale Natur-Angebote nach Milieus  76 110 Naturbewusstsein 2021 > Tabellenverzeichnis 20 Zeitliche Entwicklung des Indikators „Bewusstsein für biologische Vielfalt“ – Erwachsenen­ bevölkerung  79 21 Zeitliche Entwicklung der Bereitschaft, aktiv zur Erhaltung der biologischen Vielfalt beizutragen – Erwachsenenbevölkerung  87 22 Bereitschaft, aktiv zur Erhaltung der biologischen Vielfalt beizutragen – Erwachsenenbevölkerung nach Geschlecht, Bildung und Einkommen  87 23 Neuer und bisher verwendeter Gesellschaftsindikator im Vergleich – Erwachsenenbevölkerung nach Bildung und Einkommen  89 24 Neuer und bisher verwendeter Gesellschaftsindikator im Vergleich – Erwachsenenbevölkerung nach Milieus  89 25 Problembewusstsein in der Erwachsenenbevölkerung nach Geschlecht, Alter und Bildung  92 26 Verbundenheit in der Erwachsenenbevölkerung mit Gruppen, die sich für den Schutz der biologischen Vielfalt einsetzen nach Milieus  93 27 Deskriptive soziale Norm in der Erwachsenenbevölkerung nach Bildung und Einkommen  94 28 Einstellungen zu naturschonenden Verhaltensweisen in der Erwachsenenbevölkerung nach Milieus  95 29 Wahrgenommene Verhaltenskontrolle in der Erwachsenenbevölkerung – Möglichkeit, bei Einkäufen naturschonend erzeugte Produkte zu bevorzugen nach Bildung und Einkommen  96 30 Bereitschaft zu privaten Verhaltensänderungen in der Erwachsenenbevölkerung nach ­ eschlecht und Bildung  98 G 31 Zahlungsbereitschaft in der Erwachsenenbevölkerung nach Bildung und Einkommen  101 111 Naturbewusstsein 2021 > Abkürzungsverzeichnis Abkürzungsverzeichnis Abkürzungen BfN Bundesamt für Naturschutz BMEL Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft BMUV Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz BMWK Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz CAPI Computerunterstützte Face-to-Face-Interviews CAWI Computerunterstützte Online-Interviews CBD Convention on Biological Diversity - Übereinkommen über die biologische Vielfalt DAS Deutsche Anpassungsstrategie an die Folgen des Klimawandels DOI Digital Object Identifier - Digitaler Objektbezeichner EEA Europäische Umweltagentur - European Environment Agency et al. et alii/et aliae/et alia (und andere) etc. et cetera (und so weiter) EU Europäische Union FAO Food and Agriculture Organization of the United Nations - Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen FDP Freie Demokratische Partei GAP Gemeinsame Agrarpolitik GCP Global Carbon Project (Organisation, die versucht, die globalen Treibhausgasemissionen und ihre Ursachen zu quantifizieren) GmbH Gesellschaft mit beschränkter Haftung GVO Gentechnisch veränderte Organismen Hg. Herausgeber IOE The International Organisation of Employers - internationaler Arbeitgeberverband IPBES Intergovernmental Platform on Biodiversity and Ecosystem Services - Zwischenstaatliche Plattform für Biodiversität und Ökosystem-Dienstleistungen IPCC Intergovernmental Panel on Climate Change - Zwischenstaatlicher Ausschuss für Klimaänderungen 112 Naturbewusstsein 2021 > Abkürzungsverzeichnis KWRA Klimawirkungs- und Risikoanalyse NBS Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt OHHLEP One Health High Level Expert Panel - Panel hochrangiger Sachverständiger für „One Health” PIK Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung SPD Sozialdemokratische Partei Deutschlands SPSS Statistik- und Analyse-Software von IBM (Statistical Package for the Social Sciences) UBA Umweltbundesamt UN United Nations – Vereinte Nationen UNEP United Nations Environment Programme - Umweltprogramm der Vereinten Nationen US United States - Vereinigte Staaten von Amerika WBGU Wissenschaftlicher Beirat der Bundesregierung für globale Umweltveränderungen WHO World Health Organization – Welt-Gesundheitsorganisation WSL Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft Abkürzungen der Sinus-Milieus ADA Adaptiv-Pragmatische Mitte EPE Expeditives Milieu HED Konsum-Hedonistisches Milieu KOG Konservativ-Gehobenes Milieu NOB Nostalgisch-Bürgerliches Milieu NÖK Neo-Ökologisches Milieu PER Milieu der Performer PMA Postmaterielles Milieu PRE Prekäres Milieu TRA Traditionelles Milieu 113 Naturbewusstsein 2021 > Grundauszählung Grundauszählung: Naturbewusstsein 2021 - Erwachsene Kapitel 2: Am Limit – Wahrnehmung von Belastungsgrenzen der Erde und Veränderungen von Natur und Landschaft A2.1 Die Erde bietet viele Ressourcen und Lebensgrundlagen, die für das Wohlergehen der Menschen verlässlich und in ausreichender Menge vorhanden sein müssen. Die Stabilität dieser Lebensgrundlagen ist auch notwendig, um Belastungen der Natur durch den Menschen ausgleichen zu können. Bitte bewerten Sie, ob die weltweite Situation in folgenden Bereichen sehr bedenklich und instabil, eher bedenklich, teils/teils, eher nicht bedenklich oder gar nicht bedenklich und stabil ist. (Abbildung 2) Angaben in Prozent sehr eher bedenklich bedenklich und instabil teils/teils kann ich gar nicht nicht eher nicht bedenklich beurteilen/ bedenklich und stabil keine Angabe Zustand der Meere 36 35 19 7 2 1 Klima 33 34 21 8 3 1 Lebensräume und Artenvielfalt 26 39 24 7 2 2 Fähigkeit der Erde zum Ausgleich menschli­ cher Belastungen, zum Beispiel durch Chemie und künstliche Stoffe 24 35 25 9 3 4 Ozonschicht 23 35 24 10 4 4 Landnutzung und Flächenverbrauch, zum Beispiel durch Agrar- und Holzwirtschaft, Siedlungen und Verkehr 16 36 31 10 3 4 Kreisläufe in der Natur, zum Beispiel der Austausch natürlicher Stoffe zwischen Luft, Wasser und Boden 13 34 32 13 3 5 Luftqualität 13 33 33 14 4 3 Trinkwasserzugang 12 31 32 15 6 4 A2.2 Würden Sie sagen, dass sich der Zustand von Natur und Landschaft in Ihrer Umgebung in den letzten 20 Jahren im Großen und Ganzen verbessert hat, gleichgeblieben ist oder verschlechtert hat? (Abbildung 3) Angaben in Prozent Er hat sich überwiegend verbessert. 7 Er ist gleichgeblieben. 37 Er hat sich überwiegend verschlechtert. 50 Weiß nicht/keine Angabe 6 A2.3a Was genau hat sich verbessert? (Offene Abfrage, Mehrfachnennungen möglich; nur Personen, die zuvor angaben, der Zustand habe sich verbessert) Angaben in Prozent 114 Angaben in Prozent Gewässer/Seen 5 Tiere/Lebewesen 1 Luft/Luftqualität 4 Meere/Ozeane 1 Landschaft/Natur- und Landschaftsobjekte 3 Wiesen/Felder 1 Landwirtschaft 3 Klima/Wetter 1 Umwelt/Natur 3 Sonstige Assoziationen 12 Pflanzen/Bäume/Wälder 1 Naturbewusstsein 2021 > Grundauszählung Gewässer/Seen – Unterkategorien (5 %) Angaben in Prozent Angaben in Prozent Bessere Wasserqualität/sauberes/klares Wasser 3 Saubere Flüsse 2 Gewässer haben sich verbessert 1 Luft/Luftqualität – Unterkategorien (4 %) Angaben in Prozent Luft/bessere Luftqualität Angaben in Prozent 4 Sonstige 1 Landschaft/Natur- und Landschaftsobjekte – Unterkategorien (3 %) Angaben in Prozent Angaben in Prozent Es wird viel für die Natur/Umwelt getan 1 Natur/Umwelt 1 Grünflächen/mehr Grünflächen/Bepflanzungen 1 Sonstige 1 Landwirtschaft – Unterkategorien (3 %) Angaben in Prozent Sonstige Angaben in Prozent 3 Umwelt/Natur – Unterkategorien (3 %) Angaben in Prozent Angaben in Prozent Umwelt-/Naturschutz 1 Mehr/viele Naturschutzgebiete 1 Sonstige 2 Pflanzen/Bäume/Wälder – Unterkategorien (1 %) Angaben in Prozent Gesunde Wälder Angaben in Prozent 1 Sonstige 1 Tiere/Lebewesen – Unterkategorien (1 %) Angaben in Prozent Sonstige Angaben in Prozent 1 Meere/Ozeane – Unterkategorien (1 %) Angaben in Prozent Sonstige Angaben in Prozent 1 Wiesen/Felder – Unterkategorien (1 %) Angaben in Prozent Sonstige Angaben in Prozent 1 115 Naturbewusstsein 2021 > Grundauszählung Klima/Wetter – Unterkategorien (1 %) Angaben in Prozent Sonstige Angaben in Prozent 1 Sonstige Assoziationen – Unterkategorien (12 %) Angaben in Prozent Angaben in Prozent Alles/alles hat sich verbessert 6 Sauberkeit/sauber allgemein 1 Es wird mehr getan (allgemein) 1 Sonstige 4 Artenvielfalt/Vielfalt/sehr vielfältig 1 A2.3b Was genau hat sich verschlechtert? (Offene Abfrage, Mehrfachnennungen möglich; nur Personen, die zuvor angaben, der Zustand habe sich verschlechtert) (Abbildung 4) Angaben in Prozent Angaben in Prozent Klima/Wetter 30 Meere/Ozeane 10 Pflanzen/Bäume/Wälder 23 Umwelt/Natur 8 Landschaft/Natur- und Landschaftsobjekte 22 Landwirtschaft 7 Natur- und Umweltkatastrophen 17 Wasser/Wasserqualität 4 Tiere/Lebewesen 16 Gewässer/Seen 2 Luft/Luftqualität 14 Sonstige Assoziationen 18 Klima/Wetter – Unterkategorien (30 %) Angaben in Prozent Angaben in Prozent Klima 10 Ozonloch/Vergrößerung des Ozonlochs 3 Hitze/hohe Temperaturen/Trockenheit 7 Wetter 2 Unwetter/mehr Unwetter/Starkregen 5 Wind/Sturm/Tornados 2 Klimawandel 4 Jahreszeiten haben sich verändert 1 Klima-/Erderwärmung 4 Sonstige 1 Pflanzen/Bäume/Wälder – Unterkategorien (23 %) Angaben in Prozent 116 Angaben in Prozent Pflanzen allgemein 1 Abholzung der Regenwälder 1 Abholzung von Wäldern 6 Verschmutzung der Wälder/Müll im Wald 1 Baum-/Waldsterben 5 Pflanzensterben/Aussterben von Pflanzen 1 Wälder im schlechten Zustand/krank 4 Waldbrände/mehr Waldbrände 1 Wald/Wälder 3 Schäden der Wälder durch Käfer/Schädlinge Baum-/Waldbestand verringert 2 Sonstige 0,4 1 Naturbewusstsein 2021 > Grundauszählung Landschaft/Natur- und Landschaftsobjekte – Unterkategorien (22 %) Angaben in Prozent Angaben in Prozent Zu viele bebaute Gebiete/Landschaften 10 Zerstörung von Lebensräumen 1 Weniger Grünflächen/Grünstreifen/Wiesen 7 Mehr Fabriken/Industrie 1 Verkehrsdichte/mehr Autos 3 Mehr Energieerzeugung-/verschwendung/EBikes/E-Autos 1 Schmelzen der Gletscher/Eisberge 2 Flugzeuge/Fluglärm 0,3 Schlechtere Böden/schlechte Bodenqualität 2 Zu wenig natürliche Flächen 0,1 Immer mehr Steingärten 1 Sonstige 1 Natur- und Umweltkatastrophen – Unterkategorien (17 %) Angaben in Prozent Angaben in Prozent Artensterben/weniger Artenvielfalt 8 Vermüllung der Natur 3 Mehr Umwelt-/Naturkatastrophen 3 Flutkatastrophen 1 Hochwasser/es gibt mehr/öfter Hochwasser/ Überschwemmungen 3 Sonstige 0,4 Tiere/Lebewesen – Unterkategorien (16 %) Angaben in Prozent Angaben in Prozent Tiere allgemein 1 Weniger Schmetterlinge 2 Insektensterben/weniger Insekten 7 Lebensraum für Tiere verschwindet/reduziert sich 2 Bienensterben/weniger Bienen 4 Zu wenig Tierschutz Tiervielfalt hat sich reduziert/Aussterben von Tierarten 4 Sonstige Weniger Vogelarten/Vogelarten verschwinden 3 0,3 1 Luft/Luftqualität – Unterkategorien (14 %) Angaben in Prozent Angaben in Prozent Luft/schlechte Luftqualität/Luftverschmutzung 11 Feinstaubbelastung/mehr Feinstaubbelastung 1 Zu viel CO2/CO2-Ausstoß 2 Sonstige 1 Meere/Ozeane – Unterkategorien (10 %) Angaben in Prozent Angaben in Prozent Verschmutzung der Meere/Plastikmüll in den Meeren 7 Ansteigen des Meeresspiegels 0,3 Meere/Ozeane/Zustand der Meere 2 Korallensterben/Absterben der Korallenbänke 0,3 Fischsterben/Fischbestand geht zurück 1 Sonstige 1 Umwelt/Natur – Unterkategorien (8 %) Angaben in Prozent Angaben in Prozent Umweltverschmutzung 4 Umweltzerstörung/Zerstörung/in Gefahr/bedroht Natur/Umwelt 3 Sonstige 0,3 1 117 Naturbewusstsein 2021 > Grundauszählung Landwirtschaft – Unterkategorien (7 %) Angaben in Prozent Angaben in Prozent Verdichtung der Böden 2 Mehr Agrarflächen/Ackerland 1 Einsatz von Pestiziden/Dünger in der Landwirt­ schaft 2 Ernteausfälle/Ernteerträge gehen zurück Monokultur/zu viel Monokultur 2 Sonstige Massentierhaltung 1 0,4 1 Wasser/Wasserqualität – Unterkategorien (4 %) Angaben in Prozent Angaben in Prozent Wasser hat sich verschlechtert/schlechte Was­ serqualität 3 Trinkwasserzugang nicht für alle gewährleistet 0,4 Wasserknappheit/Wassermangel 1 Sonstige 0,4 Gewässer/Seen – Unterkategorien (2 %) Angaben in Prozent Verschmutzte Gewässer/Seen Flüsse Angaben in Prozent 1 Sonstige 0,4 0,3 Sonstige Assoziationen – Unterkategorien (4 %) Angaben in Prozent Alles hat sich verschlechtert 6 Verbrauch von Ressourcen/alles wird ausgebeu­ tet 2 Umgang des Menschen mit der Natur 3 Zu viel Konsum 1 Müllverbrauch/zu viel Müll 3 Zu viele Menschen/Überbevölkerung 1 Zu viel Plastik/Plastikverschmutzung/Mikroplastik 3 Sonstige 3 A2.4 Wie schätzen Sie die Entwicklung der folgenden Bestandteile von landwirtschaftlich genutzten Gebieten in den letzten zehn Jahren ein? Bitte geben Sie jeweils an, ob Sie meinen, dass der Bestand eher zugenommen hat, etwa gleichgeblieben ist oder eher abgenommen hat. (Abbildung 5). Der Bestand hat eher abgenommen. Der Bestand ist in etwa gleichgeblieben. Der Bestand hat eher zugenommen. Weiß ich nicht/ kann ich nicht beurteilen Bienen 70 20 5 5 Schmetterlinge 63 26 4 7 Grünland, wie Wiesen und Weiden 49 38 7 6 Säume und Blühstreifen, also Flächen zwischen den Äckern oder zwischen Äckern und Wegen 44 36 13 7 Angaben in Prozent 118 Angaben in Prozent Naturbewusstsein 2021 > Grundauszählung A2.5 Wie zutreffend finden Sie die folgenden Aussagen? (Abbildung 6) Angaben in Prozent trifft voll trifft eher und ganz zu zu teils/teils trifft eher nicht zu trifft weiß nicht/ überhaupt keine nicht zu Angabe Weltweit nimmt die Anzahl und Vielfalt der Insekten ab. 35 36 18 5 1 5 In Deutschland nimmt die Anzahl und Vielfalt der Insekten ab. 36 35 17 7 1 4 Die Gründe für den Insektenrückgang sind mir bekannt. 19 26 34 11 5 5 A2.6 Bitte wählen Sie zwei Gründe aus, die Sie für das Insektensterben am wichtigsten halten? (Mehrfachnennungen möglich; nur Personen, die zuvor angaben, die Gründe für den Insektenrückgang seien zumindest teils/teils bekannt) (Abbildung 7) Angaben in Prozent Einsatz von Pestiziden/Spritzmitteln 69 Verlust von Lebensräumen für Insekten 68 Klimawandel 32 Krankheiten der Insekten 17 Lichtverschmutzung (zum Beispiel durch Straßenlaternen) 9 Andere Gründe 1 A2.7 Wie finden Sie es, wenn sich die folgenden Tiere in Deutschland verbreiten? (Abbildung 8) Angaben in Prozent finde ich gut ist mir egal finde ich nicht gut weiß ich nicht Fischotter 58 17 18 7 Biber 56 16 22 6 Luchs 55 15 23 7 Wildkatze 54 14 25 7 Wolf 40 13 40 7 Waschbär 34 15 43 8 Kapitel 3: Die Pandemie – Verständnis der Bevölkerung für Ursachen und Einfluss auf die Naturbeziehung A3.1 Inwieweit stimmen Sie den folgenden Aussagen zu? (Abbildung 9) stimme voll und ganz zu stimme eher zu teils/teils stimme eher nicht zu stimme überhaupt nicht zu Unsere Gesundheit ist abhängig von der Gesund­ heit unseres Planeten. 30 32 30 6 2 Die Corona-Krise ist ein Gesundheitsthema und hat mit dem Zustand von Natur und Umwelt nichts zu tun. 26 32 26 13 3 Die Corona-Krise hängt mit unserem Umgang mit der Natur zusammen, wie beispielsweise der Zerstörung von Lebensräumen und dem Klima­ wandel. 10 21 29 29 11 Angaben in Prozent 119 Naturbewusstsein 2021 > Grundauszählung A3.2 Bitte geben Sie für jede der folgenden Aussagen an, ob sie Ihrer Meinung nach voll und ganz, eher, eher nicht oder überhaupt nicht zutrifft. (Abbildung 10) Angaben in Prozent trifft voll und trifft eher zu ganz zu trifft eher nicht zu trifft überhaupt nicht zu weiß nicht/ keine Angabe Es macht mich glücklich, in der Natur zu sein. 46 44 8 1 1 Zu einem guten Leben gehört die Natur dazu. 50 39 9 1 1 In der Natur fühle ich mich nicht wohl. 8 10 16 64 2 A3.3 Hat sich die Bedeutung der Natur für Sie verändert, im Vergleich zu der Zeit vor der Corona-Krise? Natur ist für mich jetzt… (Abbildung 12) Angaben in Prozent Viel wichtiger 13 Etwas wichtiger 25 Genauso wichtig 60 Etwas weniger wichtig 1 Viel weniger wichtig 1 A3.4 Wie häufig waren Sie in den letzten Monaten draußen in der Natur, im Vergleich zu der Zeit vor der Corona-Krise? (Abbildung 14) Angaben in Prozent Viel häufiger 11 Etwas häufiger 27 Kein Unterschied 54 Etwas weniger 6 Viel weniger 2 Kapitel 4: Klimawandel und Biodiversitätsverlust – Risikowahrnehmung und Bewusstsein für den Einfluss auf Natur und Gesellschaft A4.1 Wenn Sie an die Ursachen des Klimawandels denken: Welche der folgenden Aussagen kommt Ihrer Meinung am nächsten? (Abbildung 15) Angaben in Prozent 120 Der Klimawandel wird durch natürliche Prozesse verursacht. 6 Der Klimawandel wird teilweise durch natürliche Prozesse und teilweise durch menschliches Handeln verur­ sacht. 44 Der Klimawandel wird überwiegend durch menschliches Handeln verursacht. 45 Es gibt keinen Klimawandel. 3 Weiß nicht/keine Angabe 2 Naturbewusstsein 2021 > Grundauszählung A4.2 Wie sehr sind Sie davon überzeugt, dass der Klimawandel sich auf folgende Bereiche auswirkt? (nur Personen, die nicht „Es gibt keinen Klimawandel.“ angegeben haben) (Abbildung 17) sehr überzeugt eher überzeugt teils/teils ehr nicht überzeugt gar nicht überzeugt weiß nicht/ keine Angabe Extremwetterereignisse 46 30 16 5 1 2 Wildlebende Arten und biologische Vielfalt 39 35 18 5 1 2 Lebensstil und Lebensqualität kommender Generationen 33 39 20 4 1 3 Landwirtschaft 33 38 21 6 1 1 Forstwirtschaft 33 36 22 6 1 2 Industrie und Wirtschaft 23 35 27 9 3 3 Persönlicher Lebensstil und Lebensqualität 20 38 29 9 2 2 Migration, Flucht und Zuwanderung 18 26 26 17 10 3 Frieden und stabile Außenbeziehungen 15 26 31 17 6 5 Angaben in Prozent A4.3 Wie zutreffend finden Sie die folgenden Aussagen? (Abbildung 18) Angaben in Prozent trifft voll und trifft eher zu ganz zu trifft eher nicht zu trifft überhaupt nicht zu weiß nicht/ kann ich nicht beurteilen Naturschutz ist notwendig, um den Herausforde­ rungen des Klimawandels zu begegnen. 48 40 9 1 2 Der Klimawandel bedroht die biologische Vielfalt. 46 40 9 1 4 A4.4 Im Folgenden sehen Sie einige Aussagen zum Thema Klima und Natur. Inwieweit stimmen Sie persönlich den Aussagen zu? (Abbildung 19) Angaben in Prozent trifft voll trifft eher und ganz zu zu teils/teils trifft eher nicht zu trifft weiß nicht/ überhaupt keine nicht zu Angabe Ich glaube, dass wir Menschen in Deutschland gemeinsam etwas für den Schutz der Natur und des Klimas bewirken können. 25 35 26 8 4 2 Wir Menschen in Deutschland sind in der Lage, uns gemeinsam für den Schutz der Natur und des Klimas einzusetzen. 22 37 27 8 3 3 Ich glaube, dass ich ganz persönlich etwas für den Schutz der Natur und des Klimas bewirken kann. 16 32 29 14 6 3 Ich bin persönlich in der Lage, mich für den Schutz der Natur und des Klimas einzusetzen. 14 30 31 16 6 3 Ich habe Angst, dass die Klimakrise und Na­ turzerstörung meinen Lebensstil beeinträchtigen werden. 14 33 30 16 6 1 121 Naturbewusstsein 2021 > Grundauszählung Kapitel 5: Veränderung - Verantwortung, transformativer Wandel und technologischer Fortschritt A5.1 Welche der im Folgenden genannten Politikfelder sind Ihrer Meinung nach aktuell am wichtigsten? Bitte benennen Sie die für Sie drei wichtigsten Politikfelder. (Mehrfachnennungen möglich) (Abbildung 20) Angaben in Prozent Natur-, Umwelt- und Klimaschutz 57 Armut und soziale Gerechtigkeit 43 Gesundheit 37 Rente 30 Zuwanderung, Migration und Fremdenfeindlichkeit 29 Bildung 25 Kriminalität, innere Sicherheit 24 Wirtschaft, Finanzen und Arbeitsmarkt 23 Friedenspolitik und stabile Außenbeziehungen 17 Gleichstellung der Geschlechter 7 A5.2 Der Schutz der Natur ist eine Aufgabe, zu der viele einen Beitrag leisten können. Bitte geben Sie jeweils an, wie Sie den Einsatz der im Folgenden Genannten bewerten: übertrieben, genau richtig oder zu gering? (Abbildung 21) Der Einsatz ist zu gering. Der Einsatz ist genau richtig. Der Einsatz ist übertrieben. Weiß ich nicht/ keine Angabe Unternehmen und Industrie 65 25 4 6 Bundesregierung 61 25 9 5 Ihre Landesregierung 56 29 7 8 Bürgerinnen und Bürger 50 36 7 7 Ihr Stadt- und Gemeinderat 49 36 6 9 Landwirtschaft 46 42 4 8 Forstwirtschaft 38 48 4 10 Umwelt- und Naturschutzverbände (zum Beispiel Greenpeace, NABU, BUND) 21 54 18 7 Angaben in Prozent A5.3 Wie zutreffend finden Sie die folgenden Aussagen? (Abbildung 23) Angaben in Prozent 122 trifft voll und trifft eher zu ganz zu trifft eher nicht zu trifft überhaupt nicht zu weiß nicht/ kann ich nicht beurteilen Es ist die Pflicht des Menschen, die Natur zu schützen. 55 35 7 1 2 Wir dürfen die Natur nur so nutzen, dass dies auch für kommende Generationen im gleichen Umfang möglich ist. 55 35 8 1 1 Ich ärgere mich darüber, dass viele Menschen so sorglos mit der Natur umgehen. 45 38 14 2 1 Naturbewusstsein 2021 > Grundauszählung A5.4 Wie zutreffend finden Sie die folgenden Aussagen? (Abbildung 25) Angaben in Prozent trifft voll und trifft eher zu ganz zu trifft eher nicht zu trifft überhaupt nicht zu weiß nicht/ kann ich nicht beurteilen In wirtschaftlichen Krisenzeiten muss auch der Naturschutz mit weniger Geld auskommen. 10 38 30 16 6 Die Natur darf der wirtschaftlichen Entwicklung nicht im Weg stehen. 7 26 35 26 6 A5.5 Wie wichtig finden Sie es, dass die folgende Maßnahme zum Schutz der Natur vorrangig eingesetzt wird? (Abbildung 27) Angaben in Prozent Der Staat stellt mehr Geld zur Förderung des Naturschutzes und zum Erhalt seltener Tier- und Pflanzenarten bereit. A5.6 sehr wichtig eher wichtig eher nicht wichtig 37 47 9 überhaupt weiß nicht/ nicht wichtig keine Angabe 2 5 Ist Ihrer Meinung nach ein umfassender Wandel der Lebens- und Wirtschaftsweisen in Deutschland erforderlich, um die weltweite Natur-, Umwelt- und Klimakrise aufzuhalten? (Abbildung 29) Angaben in Prozent Ja 27 Eher ja 33 Teils/teils 26 Eher nein 7 Nein 3 Es gibt keine Natur-, Umwelt- und Klimakrise. 1 Weiß nicht/kann ich nicht beurteilen 3 A5.7 Sind Sie bereit, diesen Wandel aktiv durch einen nachhaltigen und naturfreundlichen Lebensstil mitzutragen? (nur Personen, die zuvor angaben, ein umfassender Wandel der Lebens- und Wirtschaftsweisen in Deutschland sei erforderlich [„ja“, „eher ja“, „teils/teils“]) (Abbildung 31) Angaben in Prozent Ja 28 Eher ja 40 Teils/teils 29 Eher nein 2 Nein 1 Weiß nicht/keine Angabe 0 A5.8 Halten Sie die Energiewende – hin zu einer überwiegenden Versorgung aus erneuerbaren Energien – für richtig? (Abbildung 32) Angaben in Prozent Ja 48 Unentschieden 35 Nein 13 Weiß nicht/keine Angabe 4 123 Naturbewusstsein 2021 > Grundauszählung A5.9 Eine überwiegende Versorgung aus erneuerbaren Energien zur Bewältigung der Klimakrise kann auch negative Auswirkungen auf Natur, Landschaft und die Biodiversität haben. Beispielsweise können Windräder das Landschaftsbild und den Lebensraum von Vögeln beeinträchtigen. Wie wichtig ist es Ihnen, dass die Umsetzung der Energiewende trotzdem erfolgt? (Abbildung 35) Angaben in Prozent Sehr wichtig 19 Eher wichtig 33 Teils/teils 33 Eher nicht wichtig 7 Gar nicht wichtig 4 Weiß nicht/keine Angabe 4 A5.10 Bitte bewerten Sie folgende Aussage zum Thema Gentechnik in der Landwirtschaft: „Meiner Meinung nach sollten Lebensmittel von Tieren, die mit gentechnisch veränderter Nahrung gefüttert wurden, vom Handel gekennzeichnet werden.“ (Abbildung 36) Angaben in Prozent Stimme voll und ganz zu 55 Stimme eher zu 29 Stimme eher nicht zu 8 Stimme überhaupt nicht zu 3 Weiß nicht/keine Angabe 5 A5.11 Wir möchten Ihnen nun ganz allgemein Fragen zu neuen Verfahren in der Gentechnik stellen. Diese neuen Verfahren ermöglichen es beispielsweise, Gene im Erbgut gezielter an- und abzuschalten oder umzuschreiben, und das Erbgut nach dem Baukasten-Prinzip gezielt neu zu kombinieren. In der Presse werden diese Verfahren unter anderem auch als Genome Editing, CRISPR/Cas oder Genschere bezeichnet. Inwieweit stimmen Sie den folgenden Aussagen zu? (Abbildung 38) stimme voll und ganz zu stimme eher zu stimme eher nicht zu stimme überhaupt nicht zu weiß nicht/ keine Angabe Wenn Pflanzen mit neuen Verfahren gentech­ nisch verändert werden, sollten mögliche Auswir­ kungen auf die Natur immer untersucht werden. 57 32 7 1 3 Wir sind noch nicht in der Lage, die langfristigen Folgen der neuen gentechnischen Verfahren abzusehen. 49 30 14 2 5 Ich finde, der Mensch hat kein Recht, Pflanzen und Tiere gezielt gentechnisch zu verändern. 40 30 17 5 8 Angaben in Prozent 124 Naturbewusstsein 2021 > Grundauszählung A5.12 Die Lebenswelt vieler Menschen wird immer digitaler. Wie stehen Sie vor diesem Hintergrund zu den folgenden Aussagen über virtuelle und digitale Naturerlebnisse? (Abbildung 39) Angaben in Prozent stimme weiß nicht/ stimme voll stimme eher stimme eher teils/teils überhaupt keine und ganz zu zu nicht zu nicht zu Angabe Digitale Angebote für ein Naturerlebnis, wie zum Beispiel ein virtueller Waldspaziergang oder eine virtuelle Safari, sind für mich interessant. 6 17 23 19 31 4 Es beruhigt mich, dass Tier- und Pflanzenarten, die in ihren echten Lebensräumen aussterben, weiterhin digital erlebt werden können. 7 16 23 18 31 5 Digitale Natur-Angebote, wie zum Beispiel virtu­ elle Naturerlebnisse oder Informationsseiten im Internet, haben mich schon einmal motiviert, die Natur draußen zu erleben. 6 14 23 21 32 4 A5.13 Inwieweit stimmen Sie der folgenden Aussage zu? „Ich kann mir vorstellen, eine App zu nutzen, die über Naturgefährdungen, Erfolge des Naturschutzes oder auch persönliche Handlungsmöglichkeiten für die Natur informiert.“ (Abbildung 40) Angaben in Prozent Stimme voll und ganz zu 15 Stimme eher zu 28 Teils/teils 22 Stimme eher nicht zu 12 Stimme überhaupt nicht zu 18 Weiß nicht/keine Angabe 5 Kapitel 6: Bewusstsein für biologische Vielfalt – Der bisherige Gesellschafts­ indikator und Ergebnisse des neuen Messmodells A6.1 Ist Ihnen der Begriff „Biologische Vielfalt“ bekannt? (Abbildung 45) Angaben in Prozent Ich habe davon gehört und ich weiß, was der Begriff bedeutet. 47 Ich habe davon gehört, aber ich weiß nicht, was der Begriff bedeutet. 39 Ich habe noch nie davon gehört. 11 A6.2 Was bedeutet der Begriff „Biologische Vielfalt“ für Sie? (Mehrfachantworten möglich; nur Personen, die zuvor angaben, zu wissen, was „Biologische Vielfalt“ bedeutet) (Abbildung 47) Angaben in Prozent Vielfalt von Arten (Tieren und/oder Pflanzen) 87 Vielfalt von Ökosystemen, Lebensräumen 67 Vielfalt von Genen, Erbinformationen, Erbgut 32 Sonstiges 2 125 Naturbewusstsein 2021 > Grundauszählung A6.3 Inwieweit sind Sie davon überzeugt, dass die biologische Vielfalt auf der Erde abnimmt? Sind Sie … (Abbildung 49) Angaben in Prozent Sehr überzeugt 29 Eher überzeugt 45 Unentschieden 17 Eher nicht überzeugt 5 Gar nicht überzeugt 1 Weiß nicht/kann ich nicht beurteilen 3 A6.4 Die Bundesrepublik Deutschland hat sich in internationalen Abkommen zur Erhaltung der biologischen Vielfalt verpflichtet. Inwieweit halten Sie persönlich die Erhaltung der biologischen Vielfalt für eine vorrangige gesellschaftliche Aufgabe? Würden Sie sagen, … (Abbildung 50) Angaben in Prozent Ja, dies ist eine vorrangige gesellschaftliche Aufgabe. 30 Eher ja 37 Teils/teils 22 Eher nein 5 Nein, dies ist keine vorrangige gesellschaftliche Aufgabe. 2 Weiß nicht/kann ich nicht beurteilen 4 A6.5 Wie zutreffend finden Sie die folgenden Aussagen? (Abbildung 51) Angaben in Prozent 126 trifft voll und trifft eher zu ganz zu trifft eher nicht zu trifft überhaupt nicht zu weiß nicht/ kann ich nicht beurteilen Die biologische Vielfalt in der Natur fördert mein Wohlbefinden und meine Lebensqualität. 35 44 14 3 4 Zur Erhaltung der biologischen Vielfalt sollte der Verbrauch von Flächen für Siedlungen, Gewerbe und Verkehrswege reduziert werden. 29 47 15 3 6 Wenn die biologische Vielfalt schwindet, beein­ trächtigt mich das persönlich. 25 44 20 5 6 Ärmere Staaten sollten zum Schutz ihrer biolo­ gischen Vielfalt durch reichere Staaten finanziell unterstützt werden. 24 44 18 6 8 Ich fühle mich persönlich für die Erhaltung der biologischen Vielfalt verantwortlich. 19 42 26 7 6 Naturbewusstsein 2021 > Grundauszählung A6.6 Inwieweit sind Sie persönlich bereit, …? (Abbildung 53) sehr bereit eher bereit weniger bereit gar nicht bereit keine Angabe ... die Marke von Kosmetika oder Drogerieartikeln zu wechseln, wenn Sie erfahren, dass deren Her­ stellung die biologische Vielfalt gefährdet? 36 42 14 4 4 … sich über aktuelle Entwicklungen im Bereich biologische Vielfalt zu informieren? 24 51 17 5 3 … Ihre Freunde und Bekannten auf den Schutz der biologischen Vielfalt aufmerksam zu machen? 23 47 18 7 5 … beim Einkaufen einen Ratgeber zu benutzen, der zum Beispiel über gefährdete Fischarten informiert? 22 41 23 10 4 … für die Pflege und Erhaltung eines Schutzge­ bietes zu spenden? 16 41 24 15 4 … in einem Naturschutzverband aktiv mitzuarbei­ ten, um die biologische Vielfalt zu schützen? 10 32 33 20 5 Angaben in Prozent A6.7 Inwieweit treffen die folgenden Aussagen Ihrer Meinung nach zu? (Abbildung 54) Angaben in Prozent trifft voll trifft eher und ganz zu zu teils/teils trifft eher nicht zu trifft überhaupt nicht zu weiß nicht/ kann ich nicht beurteilen Ich fühle mich mit der Natur verbunden. 31 38 23 5 1 2 Ich bin nicht von der Natur getrennt, sondern ein Teil der Natur. 27 35 25 8 2 3 In der Natur fühle ich mich mit etwas Höherem verbunden. 16 24 26 20 10 4 A6.8 Inwieweit treffen die folgenden Aussagen Ihrer Meinung nach zu? (Abbildung 56) Angaben in Prozent trifft voll trifft eher und ganz zu zu teils/teils trifft eher nicht zu trifft überhaupt nicht zu weiß nicht/ kann ich nicht beurteilen Die biologische Vielfalt auf der Erde nimmt ab. 39 35 17 6 1 2 Durch die Zerstörung biologischer Vielfalt ge­ fährdet die Menschheit ihre Lebensgrundlagen. 39 34 18 6 1 2 Unser Lebensstil trägt dazu bei, dass die biologi­ sche Vielfalt weltweit geschädigt wird. 35 36 19 6 1 3 teils/teils trifft eher nicht zu trifft überhaupt nicht zu weiß nicht/ kann ich nicht beurteilen A6.9 Inwieweit treffen die folgenden Aussagen Ihrer Meinung nach zu? (Abbildung 57) Angaben in Prozent trifft voll trifft eher und ganz zu zu Ich fühle mich mit Gruppen verbunden, die sich aktiv für den Schutz biologischer Vielfalt einsetzen. 10 25 33 18 10 4 Mit Menschen, die sich in Gruppen aktiv für eine nachhaltige Natur- und Ressourcennutzung einsetzen, habe ich viel gemeinsam. 10 23 33 20 9 5 Intensiver Kontakt mit Gruppen, die sich aktiv für den Schutz der Natur und biologischen Vielfalt einsetzen, entspricht meinen Interessen und Wünschen. 9 22 32 21 12 4 127 Naturbewusstsein 2021 > Grundauszählung A6.10 Inwieweit treffen die folgenden Aussagen Ihrer Meinung nach zu? (Abbildung 58) Angaben in Prozent trifft voll trifft eher und ganz zu zu teils/teils trifft eher nicht zu trifft überhaupt nicht zu weiß nicht/ kann ich nicht beurteilen Menschen, die mir wichtig sind, sind bereit, mehr für naturschonend erzeugte Produkte zu bezahlen. 11 28 34 14 7 6 Menschen, die mir wichtig sind, bevorzugen bei ihren Einkäufen naturschonend erzeugte Produkte. 11 27 37 13 5 7 Menschen, die mir wichtig sind, erledigen alltäg­ liche Wege, zum Beispiel zur Arbeit oder zum Ein­ kaufen, überwiegend zu Fuß oder mit dem Rad. 10 24 36 17 7 6 sehr schlecht weiß nicht/ kann ich nicht beurteilen A6.11 Wie finden Sie die folgenden Möglichkeiten grundsätzlich? (Abbildung 59) sehr gut eher gut teils/teils eher schlecht Bei Einkäufen naturschonend erzeugte Produkte zu bevorzugen, finde ich … 25 41 23 6 1 4 Alltägliche Wege, zum Beispiel zur Arbeit oder zum Einkaufen, überwiegend zu Fuß oder mit dem Rad zu erledigen, finde ich … 27 32 26 9 4 2 Für naturschonend erzeugte Produkte mehr zu bezahlen, finde ich … 14 33 28 16 7 2 Angaben in Prozent A6.12 Wie schwer finden Sie es, die folgenden Verhaltensweisen umzusetzen? (Abbildung 60) Angaben in Prozent sehr leicht eher leicht teils/teils eher schwierig sehr schwierig weiß nicht/ kann ich nicht beurteilen Bei Einkäufen naturschonend erzeugte Produkte zu bevorzugen, ist für mich persönlich … 12 35 32 15 4 2 Für naturschonend erzeugte Produkte mehr zu bezahlen, ist für mich persönlich … 8 28 30 21 11 2 A6.13 Inwieweit sind Sie persönlich bereit, …? (Abbildung 61) sehr bereit eher bereit weniger bereit gar nicht bereit keine Angabe ... die Marke von Kosmetika oder Drogerieartikeln zu wechseln, wenn Sie erfahren, dass deren Her­ stellung die biologische Vielfalt gefährdet? 36 42 14 4 4 … mehr ökologisch produzierte Lebensmittel einzukaufen? 27 47 18 5 3 … sparsamer zu leben, damit künftige Genera­ tionen die Vielfalt und den Reichtum der Natur weiterhin nutzen können? 26 48 18 6 2 … beim Einkaufen einen Ratgeber zu benutzen, der zum Beispiel über gefährdete Fischarten informiert? 22 41 23 10 4 Angaben in Prozent 128 Naturbewusstsein 2021 > Grundauszählung A6.14 Inwieweit sind Sie persönlich bereit, …? (Abbildung 63) sehr bereit eher bereit weniger bereit gar nicht bereit keine Angabe ...im Alltag die naturschonende Verhaltensalter­ native zu wählen, weil die nächste Generation einen Anspruch auf eine intakte Natur hat? 26 53 13 5 3 … sich über aktuelle Entwicklungen im Bereich biologische Vielfalt zu informieren? 24 51 17 5 3 … Ihre Freunde und Bekannten auf den Schutz der biologischen Vielfalt aufmerksam zu machen? 23 47 18 7 5 … den eigenen Fleischkonsum zu reduzieren? 29 40 19 10 2 sehr bereit eher bereit weniger bereit gar nicht bereit keine Angabe ... zusammen mit anderen Menschen Lebens­ räume für Tiere und Pflanzen, wie zum Beispiel Blumenwiesen oder Teiche, anzulegen? 19 39 25 13 4 … zusammen mit anderen Menschen bei der Pfle­ ge eines Naturschutzgebietes mitzuhelfen? 14 38 29 16 3 … sich öffentlich dafür einzusetzen (zum Beispiel über Petitionen, Demonstrationen), dass die Po­ litik sich für alle heute lebenden Menschen und künftige Generationen stärker um den Schutz der Natur kümmert? 13 36 29 17 5 … in einem Naturschutzverband aktiv mitzuarbei­ ten, um die biologische Vielfalt zu schützen? 10 32 33 20 5 sehr bereit eher bereit weniger bereit gar nicht bereit keine Angabe … für naturschonend hergestellte Produkte mehr zu bezahlen, wenn sie damit wirtschaftlich schwächere Regionen in Deutschland fördern? 16 45 24 11 4 ... höhere Preise für nachhaltig und naturscho­ nend produzierte Lebensmittel zu zahlen? 14 43 25 15 3 … für naturschonend hergestellte Produkte aus wirtschaftlich schwächeren Ländern mehr zu bezahlen, damit der internationale Handel gerechter wird? 14 43 27 12 4 … für die Pflege und Erhaltung eines Schutzge­ bietes zu spenden? 16 41 24 15 4 Angaben in Prozent A6.15 Inwieweit sind Sie persönlich bereit, …? (Abbildung 64) Angaben in Prozent A6.16 Inwieweit sind Sie persön1ich bereit, …? (Abbildung 66) Angaben in Prozent 129 Naturbewusstsein 2021 > Grundauszählung Grundauszählung: Jugend-Naturbewusstsein 2021 – 14- bis 17-Jährige Kapitel 2: Am Limit – Wahrnehmung von Belastungsgrenzen der Erde und Veränderungen von Natur und Landschaft A2.1 Wie zutreffend findest Du die folgenden Aussagen? (Abbildung 6) Angaben in Prozent trifft voll trifft eher und ganz zu zu teils/teils trifft eher nicht zu trifft weiß nicht/ überhaupt keine nicht zu Angabe Weltweit nimmt die Anzahl und Vielfalt der Insekten ab. 45 31 13 3 0 8 In Deutschland nimmt die Anzahl und Vielfalt der Insekten ab. 40 30 15 4 1 10 Die Gründe für den Insektenrückgang sind mir bekannt. 18 26 31 12 7 6 A2.2 Bitte wähle zwei Gründe aus, die Du für das Insektensterben am wichtigsten hältst? (Mehrfachnennungen möglich; nur Personen, die zuvor angaben, die Gründe für den Insektenrückgang seien zumindest teils/ teils bekannt) (Abbildung 7) Angaben in Prozent Einsatz von Pestiziden bzw. Spritzmitteln 72 Verlust von Lebensräumen für Insekten 68 Klimawandel 33 Krankheiten der Insekten 11 Lichtverschmutzung (zum Beispiel durch Straßenlaternen) 10 Andere Gründe 2 Kapitel 3: Die Pandemie – Verständnis der Bevölkerung für Ursachen und Einfluss auf die Naturbeziehung A3.1 Inwieweit stimmst Du den folgenden Aussagen zu? (Abbildung 9) stimme voll und ganz zu stimme eher zu teils/teils stimme eher nicht zu stimme überhaupt nicht zu Unsere Gesundheit ist abhängig von der Gesund­ heit unseres Planeten. 32 29 19 11 9 Die Corona-Krise ist ein Gesundheitsthema und hat mit dem Zustand von Natur und Umwelt nichts zu tun. 17 23 27 21 12 Die Corona-Krise hängt mit unserem Umgang mit der Natur zusammen, wie beispielsweise der Zerstörung von Lebensräumen und dem Klima­ wandel. 12 22 28 25 13 Angaben in Prozent 130 Naturbewusstsein 2021 > Grundauszählung A3.2 Bitte gib für jede der folgenden Aussagen an, ob sie Deiner Meinung nach voll und ganz, eher, eher nicht oder überhaupt nicht zutrifft. (Abbildung 10) Angaben in Prozent trifft voll und trifft eher zu ganz zu trifft eher nicht zu trifft überhaupt nicht zu weiß nicht/ keine Angabe Es macht mich glücklich, in der Natur zu sein. 44 43 9 2 2 Zu einem guten Leben gehört die Natur dazu. 65 29 5 1 0 In der Natur fühle ich mich nicht wohl. 6 10 18 63 3 A3.3 Hat sich die Bedeutung der Natur für Dich verändert, im Vergleich zu der Zeit vor der Corona-Krise? Natur ist für mich jetzt… (Abbildung 12) Angaben in Prozent Viel wichtiger 15 Etwas wichtiger 29 Genauso wichtig 54 Etwas weniger wichtig 2 Viel weniger wichtig 0 A3.4 Wie häufig warst Du in den letzten Monaten draußen in der Natur, im Vergleich zu der Zeit vor der Corona-Krise? (Abbildung 14) Angaben in Prozent Viel häufiger 16 Etwas häufiger 28 Kein Unterschied 40 Etwas weniger 11 Viel weniger 5 Kapitel 4: Klimawandel und Biodiversitätsverlust – Risikowahrnehmung und Bewusstsein für den Einfluss auf Natur und Gesellschaft A4.1 Wenn Du an die Ursachen des Klimawandels denkst: Welche der folgenden Aussagen kommt Deiner Meinung am nächsten? (Mehrfachnennungen möglich) (Abbildung 15) Angaben in Prozent Der Klimawandel wird durch natürliche Prozesse verursacht. 5 Der Klimawandel wird teilweise durch natürliche Prozesse und teilweise durch menschliches Handeln verur­ sacht. 34 Der Klimawandel wird überwiegend durch menschliches Handeln verursacht. 58 Es gibt keinen Klimawandel. 0 Weiß nicht/keine Angabe 3 131 Naturbewusstsein 2021 > Grundauszählung A4.2 Im Folgenden siehst Du einige Aussagen zum Thema Klima und Natur. Inwieweit stimmst Du persönlich den Aussagen zu? (Abbildung 9) Angaben in Prozent trifft voll trifft eher und ganz zu zu teils/teils trifft eher nicht zu trifft überhaupt nicht zu weiß nicht/ kann ich nicht beurteilen Wir Menschen in Deutschland sind in der Lage, uns gemeinsam für den Schutz der Natur und des Klimas einzusetzen. 33 37 23 4 1 2 Ich bin persönlich in der Lage, mich für den Schutz der Natur und des Klimas einzusetzen. 18 36 31 10 3 2 Ich habe Angst, dass die Klimakrise und Na­ turzerstörung meinen Lebensstil beeinträchtigen werden. 25 34 23 13 4 1 Kapitel 5: Veränderung - Verantwortung, transformativer Wandel und technologischer Fortschritt A5.1 Wie zutreffend findest Du die folgenden Aussagen? (Abbildung 23) Angaben in Prozent trifft voll und trifft eher zu ganz zu trifft eher nicht zu trifft überhaupt nicht zu weiß nicht/ kann ich nicht beurteilen Es ist die Pflicht des Menschen, die Natur zu schützen. 63 30 4 1 2 Wir dürfen die Natur nur so nutzen, dass dies auch für kommende Generationen im gleichen Umfang möglich ist. 60 30 6 2 2 Ich ärgere mich darüber, dass viele Menschen so sorglos mit der Natur umgehen. 50 35 11 3 1 trifft eher nicht zu trifft überhaupt nicht zu weiß nicht/ kann ich nicht beurteilen A5.2 Wie zutreffend findest Du die folgenden Aussagen? (Abbildung 25) Angaben in Prozent trifft voll und trifft eher zu ganz zu In wirtschaftlichen Krisenzeiten muss auch der Naturschutz mit weniger Geld auskommen. 12 31 32 18 7 Die Natur darf der wirtschaftlichen Entwicklung nicht im Weg stehen. 9 20 33 31 7 A5.3 Ist Deiner Meinung nach ein umfassender Wandel der Lebens- und Wirtschaftsweisen in Deutschland erforderlich, um die weltweite Natur-, Umwelt- und Klimakrise aufzuhalten? (Abbildung 29) Angaben in Prozent 132 Ja 29 Eher ja 35 Teils/teils 24 Eher nein 5 Nein 2 Es gibt keine Natur-, Umwelt- und Klimakrise. 1 Weiß nicht/kann ich nicht beurteilen 4 Naturbewusstsein 2021 > Grundauszählung A5.4 Bist Du bereit, diesen Wandel aktiv durch einen nachhaltigen und naturfreundlichen Lebensstil mitzutragen? (nur Personen, die zuvor angaben, ein umfassender Wandel der Lebens- und Wirtschaftsweisen in Deutschland sei erforderlich [„ja“, „eher ja“, „teils/teils“]) (Abbildung 31) Angaben in Prozent Ja 30 Eher ja 41 Teils/teils 24 Eher nein 4 Nein 1 Weiß nicht/keine Angabe 0 A5.5 Hältst Du die Energiewende – hin zu einer überwiegenden Versorgung aus erneuerbaren Energien – für richtig? (Abbildung 33) Angaben in Prozent Ja 64 Unentschieden 26 Nein 4 Weiß nicht/keine Angabe 6 A5.6 Bitte bewerte folgende Aussage zum Thema Gentechnik in der Landwirtschaft: „Meiner Meinung nach sollten Lebensmittel von Tieren, die mit gentechnisch veränderter Nahrung gefüttert wurden, vom Handel gekennzeichnet werden.“ (Abbildung 37) Angaben in Prozent Stimme voll und ganz zu 45 Stimme eher zu 23 Stimme eher nicht zu 13 Stimme überhaupt nicht zu 16 Weiß nicht/keine Angabe 3 A5.7 Die Lebenswelt vieler Menschen wird immer digitaler. Wie stehst Du vor diesem Hintergrund zu den folgenden Aussagen über virtuelle und digitale Naturerlebnisse? (Abbildung 39) Angaben in Prozent stimme weiß nicht/ stimme voll stimme eher stimme eher teils/teils überhaupt keine und ganz zu zu nicht zu nicht zu Angabe Digitale Angebote für ein Naturerlebnis, wie zum Beispiel ein virtueller Waldspaziergang oder eine virtuelle Safari, sind für mich interessant. 10 17 24 22 25 2 Es beruhigt mich, dass Tier- und Pflanzenarten, die in ihren echten Lebensräumen aussterben, weiterhin digital erlebt werden können. 10 15 23 20 27 5 Digitale Natur-Angebote, wie zum Beispiel virtu­ elle Naturerlebnisse oder Informationsseiten im Internet, haben mich schon einmal motiviert, die Natur draußen zu erleben. 14 20 24 20 16 6 133 Naturbewusstsein 2021 > Grundauszählung A5.8 Inwieweit stimmst Du der folgenden Aussage zu? „Ich kann mir vorstellen, eine App zu nutzen, die über Naturgefährdungen, Erfolge des Naturschutzes oder auch persönliche Handlungsmöglichkeiten für die Natur informiert.“ (Abbildung 41) Angaben in Prozent Stimme voll und ganz zu 19 Stimme eher zu 28 Teils/teils 25 Stimme eher nicht zu 13 Stimme überhaupt nicht zu 11 Weiß nicht/keine Angabe 4 Kapitel 6: Bewusstsein für biologische Vielfalt – Der bisherige Gesellschafts­ indikator und Ergebnisse des neuen Messmodells A6.1 Inwieweit bist Du davon überzeugt, dass die biologische Vielfalt auf der Erde abnimmt? Sind Sie … (Abbildung 49) Angaben in Prozent Sehr überzeugt 28 Eher überzeugt 46 Unentschieden 18 Eher nicht überzeugt 3 Gar nicht überzeugt 1 Weiß nicht/kann ich nicht beurteilen 4 A6.2 Die Bundesrepublik Deutschland hat sich in internationalen Abkommen zur Erhaltung der biologischen Vielfalt verpflichtet. Inwieweit hältst Du persönlich die Erhaltung der biologischen Vielfalt für eine vorrangige gesellschaftliche Aufgabe? Würdest Du sagen, … (Abbildung 50) Angaben in Prozent 134 Ja, dies ist eine vorrangige gesellschaftliche Aufgabe. 29 Eher ja 41 Teils/teils 22 Eher nein 3 Nein, dies ist keine vorrangige gesellschaftliche Aufgabe. 1 Weiß nicht/kann ich nicht beurteilen 4 Naturbewusstsein 2021 > Fußnotenverzeichnis Fußnotenverzeichnis Fußnote Seite 1 www.stockholmresilience.org/research/planetary-boundaries.html 6 2 Persson L. et al. 2022: Outside the Safe Operating Space of the Planetary Boundary for N ­ ovel Entities. Environ. Sci. Technol., 56, 3, Seiten 1.510-1.521. https://pubs.acs.org/doi/10.1021/acs. est.1c04158 6 www.bmuv.de/fileadmin/Daten_BMU/Pools/Broschueren/aktionsprogramm_insektenschutz_ kabinettversion_bf.pdf 8 www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2020/kw20-pa-umwelt-zoonosen-694096, Abruf: 8. Februar 2022 9 3 4 5 www.giz.de/de/weltweit/95590.html, Abruf: 8. Februar 2022 10 6 www.bne-portal.de/bne/de/einstieg/was-ist-bne/was-ist-bne, Abruf: 9. Februar 2022 11 7 www.bmuv.de/download/dl-aktionsprogramm-natuerlicher-klimaschutz 12 8 Siehe www.undekade-restoration.de/ 12 9 WBGU 2011: Welt im Wandel – Gesellschaftsvertrag für eine Große Transformation. www.wbgu.de/de/publikationen/publikation/welt-im-wandel-gesellschaftsvertrag-fuer-einegrosse-transformation 13 IPBES 2019: Global Assessment Report on Biodiversity and Ecosystem Services. https://ipbes. net/global-assessment 13 11 https://biologischevielfalt.bfn.de/nationale-strategie/nbs-post-2020.html 13 12 www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/5750/publikationen/neue_ allianzen_fuer_sozial-oekologische_transformationen.pdf 13 www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/479/publikationen/texte_1342021_potenziale_hemmnisse_und_perspektiven_neuer_allianzen_fuer_sozial-oekologische_ transformationen.pdf 13 www.bundesregierung.de/breg-de/themen/energiewende/was-bringt-was-kostet-dieenergiewende-394146, Abruf: 27. Januar 2022 14 15 Die Begriffe „Biologische Vielfalt“ und „Biodiversität“ können synonym verwendet werden. 21 16 Methodologisch wird das umgesetzt durch den Rückgriff auf Erhebungsverfahren aus der Ethnologie, wie etwa das non-direktiv angelegte narrative Interview, bei dem die Befragten in ihrer eigenen Sprache alle aus ihrer Sicht relevanten Lebensbereiche darstellen (siehe Flaig und Barth 2018). 21 10 13 14 135 Naturbewusstsein 2021 > Fußnotenverzeichnis 17 18 19 20 21 22 23 24 25 136 Der Milieuindikator beinhaltet Statements, die die typischen Werthaltungen der einzelnen Lebensstile repräsentieren und damit auch die Grenzen zwischen den Gruppen rekonstruier­­ bar ­machen. Dabei haben sich Aussagen am besten bewährt, die Grundüberzeugungen der Befragten erfassen oder alltäglich wirksame Motive diagnostizieren. Kriterium für die Aus­ wahl solcher Statements ist ihre Differenzierungskraft, das heißt ihre Eignung, die verschie­ denen G ­ ruppen optimal zu trennen. Auf dieser Basis werden die Befragten anhand eines Wahrscheinlichkeitsmodells mit Hilfe einer speziell adaptierten Form der Clusteranalyse den Lebenswelten zugeordnet. Dies geschieht, indem für jede Gruppe eine spezifische Verteilung von Antwortwahrscheinlichkeiten über alle Indikator-Items bestimmt wird (Normprofile). Die Lebensstilklassifikation erfolgt dann nach Ähnlichkeit der individuellen Antwortmuster mit dem Wahrscheinlichkeitsmodell, entsprechend der Logik des Profilvergleichs. 21 Wie sich die Angehörigen der jugendlichen Lebenswelten quantitativ auf die Jugendpopulation abbilden lassen, wird in einem gesonderten Bericht des BfN aufgezeigt. 21 Die soziale Schicht beschreibt die Stellung in der Gesellschaft, die mit Bildung, Einkommen und Berufsprestige einhergeht. Sie ist gekoppelt an das Vorhandensein von ökonomischem, kulturellem, sozialem und symbolischem Kapital. 21 Niedrig: Ohne Haupt- / Volksschulabschluss oder Haupt- / Volksschulabschluss oder Poly­ technische Oberschule mit Abschluss 8. oder 9. Klasse. Mittel: Mittlere Reife / Realschulab­ schluss oder Abschluss der Polytechnischen Oberschule 10. Klasse oder Fachschulabschluss. Hoch: Allgemeine oder fachgebundene Hochschulreife / Abitur oder Universitäts- / Hoch­ schul- oder Fachhochschulstudium. 26 Schon im Erscheinungsjahr wurde es in zwölf Sprachen übersetzt (siehe Uekötter 2011, Seite 86). 28 Das Holozän bezeichnet die klimatisch relativ stabile erdgeschichtliche Epoche seit dem Ende der letzten Eiszeit vor etwa 11.000 Jahren. In dieser Zeit hat sich die Menschheit bis zur Moderne hin entwickelt. Im Zeichen des Klimawandels sind wir gerade dabei, diesen sicheren Operationsraum zu verlassen – falls es der Weltgemeinschaft nicht gelingt, die Ziele des Pariser Klimaabkommens (maximal 1,5-2 Grad Celsius Erwärmung gegenüber der vorindus­ triellen Epoche) einzuhalten. 28 Der wissenschaftliche Ansatz der planetaren Grenzen bewertet die Versauerung der Meere. Zur Vermeidung von Verständnisschwierigkeiten wurde in der Naturbewusstseinsstudie allgemeiner nach dem Zustand der Meere gefragt. 29 Als invasive Arten benennt die EU Tier- und Pflanzenarten, die mit ihrer Ausbreitung Lebens­ räume, Arten oder Ökosysteme beeinträchtigen und somit der biologischen Vielfalt schaden können. 39 Das von WHO, FAO, IOE und UNEP einberufene Beratungsgremium OHHLEP (One Health High Level Expert Panel) definiert One Health wie folgt: One Health ist ein integrierter, ver­ einheitlichender Ansatz, der darauf abzielt, die Gesundheit von Menschen, Tieren und Öko­ systemen nachhaltig ins Gleichgewicht zu bringen und zu optimieren. Er erkennt an, dass die Gesundheit von Menschen, Haus- und Wildtieren, Pflanzen und der weiteren Umwelt (einschließlich der Ökosysteme) eng miteinander verbunden und voneinander abhängig sind. Der Ansatz mobilisiert verschiedene Sektoren, Disziplinen und Gemeinschaften auf unter­ schiedlichen Ebenen der Gesellschaft, um gemeinsam das Wohlergehen zu fördern und Be­ drohungen der Gesundheit und der Ökosysteme zu bekämpfen und gleichzeitig den kollek­ tiven ­Bedarf an sauberem Wasser, Energie und Luft sowie an sicheren und nahrhaften ­Lebensmitteln zu decken, Maßnahmen gegen den Klimawandel zu ergreifen und zu einer ­nachhaltigen Entwicklung beizutragen. Siehe hierzu: www.who.int/news/item/01-12-2021tripartite-and-unep-support-ohhlep-s-definition-of-one-health 41 Naturbewusstsein 2021 > Fußnotenverzeichnis 26 27 28 29 30 31 Dabei ist zu beachten, dass hier allein der Effekt des Klimawandels auf die biologische Vielfalt betrachtet wird, nicht der Zustand der biologischen Vielfalt an sich. Wie der Blick auf die plane­ taren Grenzen (siehe Kapitel 2) gezeigt hat, ist dieser Zustand bereits heute im „roten Bereich“, ist also als gefährlich einzustufen. Der Klimawandel wird – sollte es zu keinen Anpassungs­ maßnahmen kommen – in den nächsten Jahren als risikoverschärfend noch hinzukommen. 50 In Jahren mit besonders heißen Sommern waren es deutlich mehr (zum Beispiel 2003 rund 10.000), in Jahren mit kühleren Sommern waren es deutlich weniger (zum Beispiel 2011: 200 Hitzetote). Watts et al. (2020) wenden eine andere Berechnungsmethode an und kommen für 2018 auf rund 20.000 Hitzetote in Deutschland. 51 Es gibt keinen Hinweis darauf, dass dieses Ergebnis dadurch beeinflusst ist, dass die Abfrage im Rahmen der Naturbewusstseinsstudie erfolgte: Die Frage nach den am wichtigsten wahr­ genommenen Politikfeldern wurde bewusst zu Beginn der Befragung gestellt, um eine Be­ einflussung durch die weitere Beschäftigung mit Naturschutzthemen auszuschließen. Aus Umfrage-ethischen Gründen wird der Auftraggeber der Studie (BMUV und BfN) den Befrag­ ten zwar zu Beginn mitgeteilt, die Analysen einer experimentellen Vorstudie zur Naturbe­ wusstseinsstudie 2017 zeigen aber, dass hieraus keine grundsätzlich positive Beeinflussung abgeleitet werden kann (siehe Trautwein et al. 2019). 60 Die Entwicklung, Operationalisierung und konkrete Berechnung des Gesellschaftsindikators kann bei Kuckartz und Rädiker (2009) nachgelesen werden. Eine Erläuterung der Vorgehens­ weise und eine umfassende Diskussion der Befunde wird im Vertiefungsbericht zum Gesellschaftsindikator präsentiert. 79 Folgende Definition wurde den Befragten vorgelesen: In der Wissenschaft versteht man unter biologischer Vielfalt erstens die Vielfalt von Erbinformationen und Genen, zweitens die Vielfalt von Tier- und Pflanzenarten und drittens die Vielfalt von Lebensräumen und Ökosystemen. 83 Je stärker der Zusammenhang zwischen einem Faktor (zum Beispiel „Problembewusstsein“) und der naturschützenden Verhaltensabsichten, desto größer ist die Gewichtung für diesen Faktor. Die Entwicklung, Operationalisierung und genaue Berechnung des neuen Gesell­ schaftsindikators kann bei Bamberg et al. (2023) nachgelesen werden. 89 137 138 139 www.bmuv.de
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