Naturbewusstsein 2021
Bevölkerungsumfrage zu Natur und biologischer Vielfalt
Naturbewusstsein 2021 > Impressum
Impressum
Herausgeber
Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV)
Arbeitsgruppe Öffentlichkeitsarbeit, Online-Kommunikation, Trends & Analysen • 11055 Berlin
E-Mail: buergerinfo@bmuv.bund.de • Internet: www.bmuv.de
Bundesamt für Naturschutz (BfN)
Fachgebiet: I 2.2 - Naturschutz, Gesellschaft und soziale Fragen
Konstantinstraße 110 • 53179 Bonn
E-Mail: I2-Abteilung@bfn.de • Internet: www.bfn.de
Redaktion
Rebecca Mole (BMUV, Referat N I 1), Dr. Christiane Schell (BfN, Abteilung I 2),
Prof. Dr. Karl-Heinz Erdmann (BfN, Fachgebiet: I 2.2), Dr. Brigitte Schuster (BfN, Fachgebiet: I 2.2),
Dr. Andreas Wilhelm Mues (BfN, Fachgebiet: I 2.2)
Fachliche Bearbeitung
Dr. Christoph Schleer (SINUS-Institut)
Dr. habil. Fritz A. Reusswig (Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung)
Naima Wisniewski (SINUS-Institut)
Gestaltung
Bernhard Stein (SINUS-Institut)
Diana Sanusi-Teichgräber (diansan)
Druck
Silber Druck oHG
Bildnachweis
Titelseite: Bild „Waldpädagogik“, ©Landesforsten RLP.de, Jonathan Fieber
Stand
Januar 2023
1. Auflage
3.000 Exemplare (gedruckt auf Recyclingpapier)
Bestellung dieser Publikation
Publikationsversand der Bundesregierung
Postfach 48 10 09 • 18132 Rostock
Telefon: 030 / 18 272 272 1 • Fax: 030 / 18 10 272 272 1
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Hinweis
Diese Publikation wird vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz kostenlos heraus
gegeben. Sie ist nicht zum Verkauf bestimmt und darf nicht zur Wahlwerbung politischer Parteien oder Gruppen eingesetzt werden.
Mehr Informationen unter: www.bmuv.de/publikationen
2
Naturbewusstsein 2021
Naturbewusstsein 2021
Bevölkerungsumfrage zu Natur und biologischer Vielfalt
„Naturbewusstsein in Deutschland“ ist eine Studienreihe, die das Bundesumweltministerium und das Bundesamt
für Naturschutz alle zwei Jahre gemeinsam herausgeben („Forschung und Entwicklung“-Vorhaben, Förderkennzeichen 3520850500).
Die fachliche Bearbeitung erfolgte durch Dr. Christoph Schleer (SINUS-Institut, Projektleitung),
Dr. habil. Fritz Reusswig (Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung) und Naima Wisniewski (SINUS-Institut),
in Zusammenarbeit mit der Sociotrend GmbH (Unterstützung statistischer Analysen) und der Ipsos GmbH
(Erhebung) sowie unter fachlicher Begleitung des Bundesumweltministeriums (BMUV, Rebecca Mole) und des
Bundesamtes für Naturschutz (BfN, Dr. Andreas Wilhelm Mues).
Die Naturbewusstseinsstudie ist Teil der Nationalen Strategie zur
biologischen Vielfalt. Die Strategie steht für Leben, Natur und Vielfalt.
Sie zeigt auf, wie wir handeln müssen, um die biologische Vielfalt für
heute lebende Menschen und künftige Generationen zu erhalten.
3
Naturbewusstsein 2021 > Inhalt
Inhalt
Kernaussagen und Empfehlungen
6
1
Einführung
1.1 Zielsetzung und Konzept
1.2 Vorstellung der Sinus-Milieus
1.3 Erläuterungen zur Broschüre
19
19
21
26
2
Am Limit – Wahrnehmung von Belastungsgrenzen der Erde und Veränderungen von Natur und
Landschaft
2.1 Befindet sich die Erde in einem stabilen Zustand?
2.2 Wahrnehmung von Natur- und Landschaftsveränderungen
2.3 Einschätzung der Entwicklung von Insekten und ihren Lebensräumen in Agrarlandschaften
2.4 Zustimmung zur Verbreitung von Wildtieren
28
29
32
34
39
3
Die Pandemie – Verständnis der Bevölkerung für Ursachen und Einfluss auf die Naturbeziehung
3.1 Zusammenhänge zwischen der Corona-Krise und dem Zustand von Natur und Umwelt
3.2 Persönliche Bedeutung der Natur und veränderte Wertschätzung in Zeiten der Pandemie
3.3 Aufenthalt in der Natur während der Pandemie
41
41
43
46
4
Klimakrise und Biodiversitätsverlust – Risikowahrnehmung und Bewusstsein für den Einfluss auf
Natur und Gesellschaft
4.1 Ursachen und Auswirkungen des Klimawandels
4.2 Bedrohungswahrnehmungen und Wirksamkeitsvorstellungen
48
48
53
5
Veränderung – Verantwortung, transformativer Wandel und technologischer Fortschritt
5.1 Politikfelder-Ranking: Wahrgenommene Bedeutung von Natur-, Umwelt- und Klimaschutz
5.2 Verantwortung für den Schutz der Natur
5.3 Einstellungen zu Naturgefährdung und Schutz der Natur
5.4 Einstellung und Bereitschaft zu einem Wandel der Lebens- und Wirtschaftsweisen
5.5 Einstellung zur Energiewende und Auswirkungen auf die Natur
5.6 Agrogentechnik und neue gentechnische Verfahren im Naturschutz
5.7 Digitalisierung und Naturschutz
58
60
61
62
67
69
72
74
6
Bewusstsein für biologische Vielfalt – Der bisherige Gesellschaftsindikator und Ergebnisse des
neuen Messmodells
6.1 Bewusstsein für biologische Vielfalt: Der bisherige Gesamtindikator
6.2 Ergebnisse der bisherigen Teilindikatoren: Wissen, Einstellungen und Verhaltensbereitschaften
6.3 Bewusstsein für biologische Vielfalt – psychologisch fundierte Konzeption des neuen Indikators
6.4 Bewusstsein für biologische Vielfalt in den neuen psychologischen Einzelfaktoren
78
78
80
88
90
4
Naturbewusstsein 2021 > Inhalt
Literatur
102
Abbildungsverzeichnis
107
Tabellenverzeichnis
110
Abkürzungsverzeichnis
112
Grundauszählung: Naturbewusstsein 2021 – Erwachsene
114
Grundauszählung: Jugend-Naturbewusstsein 2021 – 14- bis 17-Jährige
130
Fußnotenverzeichnis
135
5
Naturbewusstsein 2021 > Kernaussagen und Empfehlungen
Kernaussagen und Empfehlungen
Naturbewusstsein 2021 ist die siebte Publikation der
Studienreihe Naturbewusstsein, die im zweijährigen
Turnus durch das Bundesministerium für Umwelt,
Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz und das Bundesamt für Naturschutz seit 2009
herausgegeben wird. Die Studienreihe dient der
Untersuchung des Bewusstseins der Bevölkerung über
die Natur. Neben der Beobachtung von Veränderungen des Bewusstseins durch Wiederholungsfragen
werden neue Themen von aktueller naturschutzpolitischer Relevanz aufgegriffen. Inhaltlicher Schwerpunkt der vorliegenden Studie bilden die gegenwärtigen Krisen mit Bezug zur Natur: die Ökosystemkrise
und der Verlust der biologischen Vielfalt, die Klimakrise sowie die Corona-Pandemie. Die Studie widmet
sich weiterhin der gesellschaftlichen Verantwortungsübernahme, um diesen Krisen zu begegnen, und der
Bereitschaft der Bevölkerung, einen transformativen
Wandel hin zu nachhaltigen und naturverträglichen
Lebens- und Wirtschaftsweisen mitzutragen. Präsentiert werden primär die Ergebnisse einer umfassenden Befragung von 2.410 Erwachsenen ab 18 Jahren,
ergänzt um eine Befragung von 1.004 Jugendlichen im
Alter von 14 bis 17 Jahren. Eine vertiefende Analyse
der Jugend-Daten wird zu einem späteren Zeitpunkt
veröffentlicht. Beide Erhebungen wurden im Herbst
2021 durchgeführt. Die dargestellten Ergebnisse sind
für die Bevölkerung in Deutschland repräsentativ.
Im Folgenden werden ausgesuchte Kernaussagen der
Studie sowie exemplarische Empfehlungen für die
benannten Ergebnisse präsentiert.
Am Limit – Wahrnehmung von Belastungs
grenzen der Erde und Veränderung von Natur
und Landschaft
Kernaussagen:
❯ Unter den von den Befragten wahrgenommenen Belastungsgrenzen der Erde wird der
Zustand der Meere am bedenklichsten bewertet („sehr bedenklich“: 36 Prozent, weitere 35
Prozent „eher bedenklich“), gefolgt von der
Situation des Klimas („sehr bedenklich“: 33
Prozent, weitere 34 Prozent „eher bedenklich“)
sowie von Lebensräumen und Artenvielfalt
(„sehr bedenklich“: 26 Prozent, weitere 39
Prozent „eher bedenklich“).
6
❯ Deutlich zugenommen hat eine negative Bewertung des Zustands von Natur und Landschaft in Deutschland: Die Hälfte der Befragten bewertet die Entwicklung von Natur und
Landschaft in den letzten 20 Jahren im Jahre
2021 als deutlich schlechter („überwiegend
verschlechtert“: 50 Prozent, „überwiegend
verbessert“: sieben Prozent) als bei der ersten
Befragung 2011 („überwiegend verschlechtert“: 27 Prozent, „überwiegend verbessert“: 13
Prozent).
❯ Jugendliche sind vom Insektenrückgang
überzeugter als Erwachsene: Der Rückgang
der Insektenvielfalt wird von Erwachsenen
sowohl weltweit („trifft voll und ganz zu“: 35
Prozent, „trifft eher zu“: 36 Prozent) als auch
für Deutschland fast im gleichen Ausmaß
wahrgenommen („trifft voll und ganz zu“: 36
Prozent, „trifft eher zu“: 35 Prozent). Jugendliche äußern sich hierzu mit mehr Nachdruck
(weltweit, volle Zustimmung: 45 Prozent, eher:
31 Prozent; in Deutschland, volle Zustimmung: 40 Prozent, eher: 30 Prozent).
❯ Die Entwicklung von Bienen und Schmetterlingen in landwirtschaftlich genutzten Gebieten wird im Rückblick der letzten zehn Jahre
in der aktuellen Umfrage negativer beurteilt
als noch 2015. 2021 nehmen 70 Prozent einen
Rückgang von Bienen wahr (2015: 66 Prozent)
und 63 Prozent einen Rückgang von Schmetterlingen (2015: 55 Prozent).
Empfehlungen:
In der vorliegenden Naturbewusstseinsstudie wurden
Erwachsene in vereinfachter Form nach ihrer persönlichen Einschätzung der planetaren Belastungen
befragt. Zur Erläuterung: Das Modell der planetaren
Grenzen beinhaltet eine Einschätzung von neun
übergeordneten Faktoren und einigen Unterfaktoren,
die für die Aufrechterhaltung der Erdatmosphäre und
des Ökosystems für den Menschen entscheidend sind.1
Stand Januar 20222 werden nach diesem Modell die
Grenzen von fünf der neun übergeordneten planetaren Grenzen kritisch überschritten: Die Unversehrtheit der Biosphäre, Klimawandel, biogeochemische
Kreisläufe (Phosphor und Stickstoff), die Einbrin
gung neuartiger Stoffe und S
ubstanzen sowie Land
Naturbewusstsein 2021 > Kernaussagen und Empfehlungen
Wie schätzen Sie den aktuellen Zustand der
Erde ein? Bitte bewerten Sie, inwieweit Sie
die weltweite Situation in folgenden Bereichen
Bereichen
als bedenklich einstufen.
nutzungsänderungen (zum Beispiel Land- und Forstwirtschaft). Noch im vertretbaren Bereich werden
derzeit der Verbrauch von Süßwasser, die Versauerung
der Ozeane und der Ozonabbau in der Stratosphäre
bewertet. Luftverschmutzung als weitere planetare
Grenze ist für eine globale Bewertung derzeit noch
nicht ausreichend mit Daten unterlegt.
Zustand der Meere
36 %
sehr bedenklich
35 %
eher bedenklich
Klima
33 %
sehr bedenklich
34 %
eher bedenklich
Lebensräume
und Artenvielfalt
sehr bedenklich
26 %
eher bedenklich
39 %
Fähigkeit der Erde zum Ausgleich
menschlicher Belastungen
sehr bedenklich
24 %
35 %
eher bedenklich
Ozonschicht
sehr bedenklich
23 %
35 %
eher bedenklich
Landnutzung
und Flächenverbrauch
16 %
sehr bedenklich
36 %
eher bedenklich
Kreisläufe in der Natur
13 % sehr bedenklich
34 %
eher bedenklich
Luftqualität
13 % sehr bedenklich
33 %
eher bedenklich
Trinkwasserzugang
12 % sehr bedenklich
31 %
eher bedenklich
Am bedenklichsten bewertet wurden bei der Naturbewusstseinsstudie auf den ersten fünf Rängen der
Zustand der Meere („sehr bedenklich“: 36 Prozent,
weitere 35 Prozent „eher bedenklich“), des Klimas
(„sehr bedenklich“: 33 Prozent, weitere 34 Prozent
„eher bedenklich“), von Lebensräumen und Artenvielfalt („sehr bedenklich“: 26 Prozent, weitere 39 Prozent
„eher bedenklich“), die Fähigkeit der Erde zum Ausgleich menschlicher Belastungen beispielsweise durch
Chemie und künstliche Stoffe („sehr bedenklich“: 24
Prozent, weitere 35 Prozent „eher bedenklich“) sowie
der Zustand der Ozonschicht („sehr bedenklich“: 23
Prozent, weitere 35 Prozent „eher bedenklich“).
Auch der Zustand der übrigen abgefragten Faktoren (Landnutzungsveränderungen, Stoffkreisläufe,
Luftqualität und Trinkwasserzugang) wird von 43 bis
52 Prozent der Befragten mit „sehr bedenklich“ oder
zumindest „eher bedenklich“ bewertet.
Ein vergleichbares Bild ergibt sich bei der Gesamtbewertung der Entwicklung von Natur und Landschaft
im Rückblick auf die letzten 20 Jahre: Ein Großteil
der Befragten (50 Prozent) gibt an, eine substanzielle
Verschlechterung wahrzunehmen. Dies deckt sich mit
wissenschaftlich aufgezeigten Trends hinsichtlich der
Entwicklung des Zustands der Natur.
Insgesamt betrachtet zeigt sich damit eine hohe
Sensibilisierung der Bevölkerung für die planetaren
Belastungsgrenzen. Hierbei ist zum einen zu beachten, dass die benannten Belastungsgrenzen miteinander in Wechselwirkung stehen (beispielsweise hat der
Zustand der Meere einen wesentlichen Einfluss auf
den Klimawandel). Zum anderen weisen auch naturschutzpolitische Maßnahmen Synergieeffekte auf,
die positiven Einfluss auf unterschiedliche planetare
Belastungsgrenzen ausüben können (beispielsweise
kann durch Meeresnaturschutz und Meeresmanagement auch ein Beitrag zum Klimaschutz geleistet werden). Die breite Sensibilisierung der Bevölkerung ist
vor diesem Hintergrund eine gute Ausgangslage, um
vertiefend über die wechselseitigen Abhängigkeiten
der planetaren Grenzen zu informieren, und um gesellschaftliche Wege zur Lösung der Krisen aufzuzeigen. Es gilt, das vorhandene Bewusstsein durch eine
breit angelegte, niedrigschwellige Kommunikation
zu sichern und weiter auszubauen, insbesondere um
7
Naturbewusstsein 2021 > Kernaussagen und Empfehlungen
den Zusammenhang zwischen planetaren Grenzen,
menschlichem Handeln und Lebensstil aufzuzeigen,
und um die Entwicklung nachhaltiger und naturverträglicher Lebens- und Wirtschaftsweisen weiter zu
befördern.
Inhaltlich gehört hierzu auch, die Kipppunkte im Erdsystem noch deutlicher und zielgruppengerechter zu
kommunizieren als bisher. Darüber hinaus sollten die
Zusammenhänge und Abhängigkeiten, die zwischen
den planetaren Grenzen bestehen, vermittelt werden.
Ein Beispiel ist der Einfluss des Klimas auf die Stabilität der Biosphäre – und in Wechselbeziehung hierzu
– die positiven Effekte von Natur und biologischer
Vielfalt auf das lokale und globale Klima.
Der Großteil der Befragten ist darüber hinaus im Allgemeinen vom Insektenrückgang in Deutschland und
weltweit überzeugt. Bemerkenswert ist dabei insbe-
Wie schätzen Sie die Entwicklung der folgenden
folgenden
Bestandteile von landwirtschaftlich genutzten
genutzten
Gebieten in den letzten zehn Jahren ein?
Der Bestand der Bienen
hat eher abgenommen.
2021
2015
70 %
66 %
Der Bestand der Schmetterlinge
hat eher abgenommen.
2021
2015
63 %
55 %
Würden Sie sagen, dass sich der Zustand von
Natur und Landschaft in Ihrer Umgebung
Umgebung in
in
den letzten 20 Jahren im Großen
Großen und
und Ganzen
Ganzen
verbessert oder verschlechtert
verschlechtert hat?
hat?
2021
50 %
Er hat sich
überwiegend
verschlechtert.
7%
Er hat sich überwiegend
verbessert.
2011
27 %
Er hat sich
überwiegend
verschlechtert.
13 %
Er hat sich überwiegend
verbessert.
8
sondere auch die deutlich wahrgenommene negative
Entwicklung von Schmetterlingen und Bienen in den
Agrarlandschaften zwischen den Umfragezeitpunkten 2015 und 2021. Damit kann von einem breiten
gesellschaftlichen Verständnis für die Notwendigkeit
von Gegenmaßnahmen der Politik, beispielsweise im
Rahmen des Aktionsprogramms Insektenschutz des
BMUV3, ausgegangen werden. Als wichtigste Gründe
für den Insektenrückgang geben die Befragten den
Einsatz von Pestiziden (69 Prozent) und den Verlust
von Lebensräumen für Insekten (68 Prozent) an, was
in Übereinstimmung mit der Meinung von Fachleuten steht. Der Verlust von Insekten und ihren Lebensräumen hat grundsätzlich eine Vielzahl an Ursachen,
zum Beispiel die Intensivierung der Landnutzung,
unsachgemäße Anwendung von Pflanzenschutzmitteln und die Lichtverschmutzung. Veränderungen in
der Agrarpolitik können ein wichtiger Ansatzpunkt
sein, um Maßnahmen, die positive Auswirkungen auf
die Insekten und ihre Lebensräume haben, zu finanzieren. Es braucht jedoch aus Sicht des Naturschutzes
einen grundlegenden Wandel der Gemeinsamen
Agrarpolitik (GAP) der Europäischen Union, damit
ökologische Leistungen stärker honoriert werden
können. Es braucht also eine bessere Ausstattung der
zweiten Säule.
Naturbewusstsein 2021 > Kernaussagen und Empfehlungen
Die Pandemie – Verständnis der Bevölkerung
für Ursachen und Einfluss auf die Naturbezie
hung
Kernaussagen:
❯ Die grundsätzliche Abhängigkeit unserer Gesundheit von der Gesundheit unseres Planeten
ist einem Großteil der Befragten bewusst.
Von den Erwachsenen äußern sich 62 Prozent
(„voll und ganz“: 30 Prozent, „eher“: weitere 32
Prozent) entsprechend, von den Jugendlichen
fast genauso viele („voll und ganz“: 32 Prozent,
„eher“: weitere 29 Prozent).
❯ Bei der Frage, ob die Corona-Pandemie
ausschließlich ein Gesundheitsthema ist und
nichts mit dem Zustand von Natur und Umwelt zu tun hat, stimmen 26 Prozent „voll und
ganz“ zu, weitere 32 Prozent stimmen „eher“
zu. Das Bewusstsein für Zusammenhänge
zwischen Pandemie und Naturzustand ist bei
Jugendlichen stärker ausgeprägt. Hier antworten nur 40 Prozent entsprechend („stimme voll
und ganz zu“: 17 Prozent, „eher“: weitere 23
Prozent).
❯ 44 Prozent der Jugendlichen geben an, dass die
Bedeutung der Natur sich für sie im Vergleich
zu der Zeit vor der Pandemie verändert hat
und wichtiger geworden ist („viel wichtiger“:
15 Prozent, „etwas wichtiger“: weitere 29
Prozent). Im Vergleich zur ersten JugendBefragung 2020 hat die Bedeutung jedoch insgesamt leicht abgenommen (Ergebnisse 2020:
52 Prozent; davon „viel wichtiger“: 18 Prozent,
„etwas wichtiger“: 34 Prozent). Erwachsene
wurden in der Umfrage 2021 zum ersten Mal
hierzu befragt. Dabei sind die Werte der Erwachsenen etwas niedriger als die der Jugendlichen (38 Prozent; davon „viel wichtiger“: 13
Prozent, „etwas wichtiger“: 25 Prozent).
❯ 38 Prozent der Erwachsenen halten sich in
Zeiten von Corona häufiger in der Natur auf
als vor der Pandemie (davon „viel häufiger“: elf
Prozent, „etwas häufiger“: 27 Prozent), bei den
Jugendlichen sind es sogar 44 Prozent (davon
„viel häufiger“: 16 Prozent, „etwas häufiger“: 28
Prozent).
Unsere Gesundheit ist abhängig
abhängig von
von
Planeten.
der Gesundheit unseres Planeten.
Erwachsene
Jugendliche
30 %
stimme voll und ganz zu
32 %
stimme eher zu
32 %
stimme voll und ganz zu
29 %
stimme eher zu
Empfehlungen:
Kaum ein Thema beschäftigte und forderte die Gesellschaft im Jahr 2021 stärker als die COVID-19-Pandemie. Zusammenhänge zwischen der Corona-Pandemie und dem Zustand von Natur und Umwelt oder
der Bezug zur Zerstörung von Lebensräumen und
der Klimakrise sind einem großen Teil der Befragten
allerdings nicht bekannt.
Aufbauend auf diesem Ergebnis wird empfohlen,
zukünftig Informationsangebote zu schaffen, die
der breiten Bevölkerung aufzeigen, wie persönliches
Alltagsverhalten und gesellschaftliche Lebens- und
Wirtschaftsweisen in Wechselwirkung zu Natur,
Umwelt und Gesundheit stehen, und welche systemischen Veränderungen für eine positive zukünftige Entwicklung notwendig sind. Dabei sollte
herausgestellt werden, dass das Risiko für Zoonosen,
bei denen Infektionskrankheiten von Tieren auf
Menschen übertragen werden, durch das menschliche
Verhalten befördert oder reduziert werden kann. Ein
spezieller Fokus sollte in diesem Kontext auf die durch
hohen Fleischkonsum bedingte (Massen-)Tierhaltung
sowie auf die von Menschen verursachte Natur- und
Umweltzerstörung gelegt werden, welche als Treiber
von Zoonosen gelten.4
9
Naturbewusstsein 2021 > Kernaussagen und Empfehlungen
Eine mögliche Grundlage für die Naturschutzkommunikation bildet dafür der One-Health-Ansatz, der
den starken Zusammenhang zwischen der Gesundheit von Menschen, Tieren sowie von Natur und
Umwelt thematisiert. Durch die gezielte Berücksichtigung dieser Abhängigkeiten und Wechselbeziehungen
kann ein Beitrag zur Gesundheit des Planeten und zur
Verminderung von zukünftigen Gesundheitsrisiken
geleistet werden.5 Grundsätzlich zeigen die Ergebnisse
der Naturbewusstseinsstudie 2021 ein Verständnis
der Bevölkerung für die wechselseitige Abhängigkeit
des persönlichen Wohlseins von der Gesundheit des
Planeten, was eine gute Ausgangslage für den weiteren Ausbau der Naturschutzkommunikation über den
One-Health-Ansatz darstellt.
Als Ressource, die in Zeiten der Krise grundsätzlich
allen Menschen frei zugänglich zur Verfügung steht,
ist die Natur als wichtiger Schutzfaktor für die körperliche und mentale Gesundheit von Erwachsenen
und Jugendlichen zu benennen. Es bleibt abzuwarten,
ob die weiterhin messbare, erhöhte Bedeutsamkeit der
Naturbeziehung in Zeiten, in denen viele alternative
Formen der Freizeitgestaltung eingeschränkt wurden,
auch bei einer weiteren Normalisierung der Situation
erhalten bleibt und nachklingt. Dass 38 Prozent der
Erwachsenen und 44 Prozent der Jugendlichen 2021
angeben, sich in Zeiten von Corona häufiger in der
Natur aufzuhalten als vor der Pandemie, ist ein wichtiger Hinweis für die Naturschutz- sowie Kommunalpolitik, sozial gerechte Zugänge zu Naturräumen zu
ermöglichen, um dem gestiegenen Bedarf Rechnung
zu tragen.
Dabei ist auch zu berücksichtigen, dass Naturräume,
vor allem in der Nähe städtischer Ballungszentren,
unter einer „Übernutzung“ gelitten haben und auch
weiterhin unter hohem Nutzungsdruck stehen, der
sich nicht mit Zeiten vor der Krise vergleichen lässt.
Hier sind die Verantwortlichen in Kommunen und
Schutzgebieten gefragt, durch Maßnahmen und Gestaltungspläne den Nutzungsdruck zu regulieren, die
Besucherströme aus sensiblen Bereichen wegzulenken
und zugleich mehr naturnahe Räume zu schaffen, die
den Bedürfnissen der Bevölkerung und der substanziell gestiegenen Wertschätzung von Natur in Zeiten
der Corona-Krise entgegenkommen.
10
Klimakrise und Biodiversitätsverlust – Risiko
wahrnehmung und Bewusstsein für den Einfluss
auf Natur und Gesellschaft
Kernaussagen:
❯ Nur eine Minderheit von fünf Prozent der
Jugendlichen und sechs Prozent der Erwachsenen meint, dass der Klimawandel nur durch
natürliche Prozesse verursacht wird. Die Vorstellung, dass es überhaupt keinen Klimawandel gibt, ist noch seltener anzutreffen: Nur eine
Minderheit von drei Prozent der Erwachsenen
äußert sich entsprechend, und fast niemand
von den Jugendlichen (gerundet: null Prozent,
in absoluten Zahlen: 4 von 1.004 Befragten).
Keine Angabe oder Unentschiedenheit liegen
bei zwei Prozent der Erwachsenen und drei
Prozent der Jugendlichen vor.
❯ Hinsichtlich der Effekte des Klimawandels
geben die befragten Erwachsenen am häufigsten an, dass sich der Klimawandel auf Extremwetterereignisse („sehr überzeugt“: 46 Prozent,
„eher überzeugt“: weitere 30 Prozent) sowie
wildlebende Arten und die biologische Vielfalt
auswirkt („sehr überzeugt“: 39 Prozent, „eher
überzeugt“: weitere 35 Prozent). In der Wahr
nehmung schließt sich der Einfluss des Kli
mawandels auf Lebensstil und Lebensqualität
kommender Generationen, Landwirtschaft
und Forstwirtschaft an („sehr überzeugt“:
jeweils 33 Prozent, „eher überzeugt“: weitere
39 Prozent, 38 Prozent und 36 Prozent in der
Reihe der Nennung).
❯ 59 Prozent der Jugendlichen („voll und ganz“:
25 Prozent, „eher“: weitere 34 Prozent) und 47
Prozent der Erwachsenen („voll und ganz“: 14
Prozent, „eher“: weitere 33 Prozent) äußern
die Sorge, dass Klimakrise und Naturzerstörung ihren eigenen Lebensstil beeinträchtigen
werden.
❯ 88 Prozent der Erwachsenen sind der Meinung, dass Naturschutz notwendig ist, um
den Herausforderungen des Klimawandels zu
begegnen („voll und ganz“: 48 Prozent, „eher“:
weitere 40 Prozent). Die Wahrnehmung fällt
etwas verhaltener aus als bei der vorhergehenden Abfrage (2019, „voll und ganz“: 65 Prozent,
„eher“: weitere 28 Prozent). Dennoch ist die
Zustimmung zu natürlichem Klimaschutz
damit weiterhin sehr hoch.
Naturbewusstsein 2021 > Kernaussagen und Empfehlungen
❯ Jugendliche sind zuversichtlich, dass sie sich
persönlich („voll und ganz“: 18 Prozent, „eher“:
weitere 36 Prozent) oder im Kollektiv („voll
und ganz“: 33 Prozent, „eher“: weitere 37 Prozent) für den Schutz der Natur und des Klimas
einsetzen können. Bei Erwachsenen fällt die
Zustimmung etwas schwächer aus, sowohl mit
Blick auf den persönlichen Einsatz („voll und
ganz“: 14 Prozent, „eher“: weitere 30 Prozent) als auch mit Blick auf ein Mitwirken im
Kollektiv („voll und ganz“: 22 Prozent, „eher“:
weitere 37 Prozent). Sowohl Jugendliche als
auch Erwachsene sind jedoch optimistischer,
gemeinsam etwas erreichen zu können als auf
sich allein gestellt zu sein.
notwendig, um
um den
den
Naturschutz ist notwendig,
Herausforderungen des Klimawandels
Klimawandels
zu begegnen.
2021
trifft voll und
ganz zu
48 %
trifft eher zu
40 %
2019
65 %
28 %
trifft voll und
ganz zu
trifft eher zu
Empfehlungen:
Bereits seit mehreren Jahren ist die Klimakrise im
öffentlichen Diskurs verankert. Das Jahr 2021 wurde
in Deutschland durch verheerende Extremwetter
ereignisse im Sommer überschattet, wodurch die
Bürgerinnen und Bürger hautnah Auswirkungen der
Klimakrise erlebt haben. Die aktuellen, im Herbst
2021 erhobenen Studiendaten zeigen, dass ein breites
Verständnis im Themenbereich Klimawandel bei
der Bevölkerung vorhanden ist. Beispielsweise ist die
überwiegende Mehrheit der Ansicht, dass der Klimawandel die biologische Vielfalt bedroht, und die meisten Befragten wissen, dass der Klimawandel durch
menschliches Handeln verursacht wird: Jugendliche
sind mit 58 Prozent stärker davon überzeugt als
Erwachsene mit 45 Prozent. Dass der Klimawandel
teilweise durch natürliche Prozesse und teilweise
durch menschliches Handeln verursacht wird, geben
weitere 34 Prozent der Jugendlichen und 44 Prozent
der Erwachsenen an.
Mit Blick auf die Umsetzung etwaiger Maßnahmen
zur Anpassung oder Minderung der Klimakrise
kann das ausgeprägte Bewusstsein der Bevölkerung
auch für Zusammenhänge zwischen Klima- und
Biodiversitätskrise als sehr wertvoll eingestuft und
als Legitimation herangezogen werden. Die grundsätzlich hohen Bewusstseinswerte im Bereich „Klimawandel“ weisen dennoch eine deutliche Abweichung
zwischen Bürgerinnen und Bürgern unterschiedlicher
Bildungsniveaus auf. Demnach sind es besonders
Menschen mit niedriger Formalbildung, die sich den
Auswirkungen des Klimawandels weniger bewusst
sind und konkreten Schutzmaßnahmen skeptischer
gegenüberstehen. Daher bleibt es weiterhin notwendig, dass über die Auswirkungen der Klimakrise und
die Relevanz und Effektivität von Schutzmaßnahmen
informiert wird. In diesem Zusammenhang kann
zum Beispiel das Konzept der Bildung für nachhaltige Entwicklung weiter vorangetrieben werden. Dies
kann beispielsweise in der Form ethischer Diskurse
zu Fragen der Generationengerechtigkeit sowie der
Gerechtigkeit gegenüber heute lebenden Menschen in
anderen Ländern geschehen, und durch die Vermittlung von nachhaltigen sowie natur- und klimaverträglichen Verhaltensweisen im Alltag.6
Überhaupt ist in diesem Zusammenhang zu beachten,
dass die jüngere Generation deutlich besorgter im
Hinblick auf Klimawandel und Naturzerstörung ist als
Erwachsene es sind. Dies ist eine gute Ausgangslage,
um Jugendliche in ihrem vorhandenen Engagement
für den Natur- und Klimaschutz weiter zu bestärken
und zu fördern. Im Gegenzug ist auch der Erwach
senenbevölkerung klarer zu vermitteln, dass sie direkt
Betroffene der Klimakrise sind, und Menschen im
höheren Alter durch klimawandelbedingte extreme
Temperaturen sogar stärker gesundheitlich gefährdet
sind als Jüngere.
Die Klimakrise und der Verlust von biologischer
Vielfalt sind zwei der zentralen Herausforderungen
unserer Zeit und können nur gemeinsam angegangen
werden. Einen wichtigen Beitrag kann der natürliche
Klimaschutz leisten, mit dem Synergien von Natur-
11
Naturbewusstsein 2021 > Kernaussagen und Empfehlungen
und Klimaschutz gestärkt werden und der zunehmend in den Fokus der mittel- und langfristigen
nationalen Umweltpolitik rückt (siehe BMUV 2022,
Eckpunktepapier zum Aktionsprogramm natürlicher Klimaschutz7). Das in der vorliegenden Studie
demonstrierte, sehr hohe Bevölkerungsbewusstsein
für die Notwendigkeit des Naturschutzes zur Begegnung der Klimakrise stellt eine gute gesellschaftliche
Ausgangslage zur Formulierung entsprechender Ziele
sowie für die Umsetzung von Maßnahmen (zum Beispiel im Rahmen des Aktionsprogramms Natürlicher
Klimaschutz) dar.
Der natürliche Klimaschutz ist auch ein wichtiges
Kernelement der UN-Dekade zur Wiederherstellung
von Ökosystemen 2021 bis 2030 8 der Vereinten Nationen, die dazu aufruft, die fortschreitende Verschlechterung und Zerstörung von Ökosystemen zu stoppen
und degradierte Ökosysteme wiederherzustellen. Die
UN-Dekade bietet dabei – dank ihres globalen Ansatzes – eine gute Gelegenheit, den bewährten Grundsatz
„think global, act local“ mit neuen Ideen und innovativen Maßnahmen zu füllen. Die stärkere Vernetzung
von Lebensräumen und Schutzgebieten stellt dabei
einen immer bedeutsamer werdenden Ansatz dar,
der sowohl für Anpassungen an den Klimawandel als
auch für den Schutz der biologischen Vielfalt positive
Effekte erzielen kann.
Veränderung – Verantwortung, transformativer
Wandel und technologischer Fortschritt
Kernaussagen:
❯ Im Ranking von Politikfeldern durch erwachsene Befragte werden folgende drei als
wichtigste benannt: Natur-, Umwelt- und
Klimaschutz (57 Prozent), Armut und soziale
Gerechtigkeit (43 Prozent) sowie Gesundheit
(37 Prozent).
❯ Dass der Naturschutz in Krisenzeiten mit
weniger Geld auskommen muss, lehnt aktuell
fast die Hälfte der erwachsenen Befragten ab
(46 Prozent, davon „trifft überhaupt nicht zu“:
16 Prozent, „trifft eher nicht zu“: weitere 30
Prozent). Die Messwerte liegen damit auf fast
dem gleichen Niveau wie bei der letzten Studie
vor der Corona-Krise (2019: 50 Prozent, davon
„trifft überhaupt nicht zu“: 18 Prozent, „trifft
eher nicht zu“: weitere 32 Prozent). Jugendliche antworten in Übereinstimmung mit den
Erwachsenen (2021: 50 Prozent, davon „trifft
12
überhaupt nicht zu“: 18 Prozent, „trifft eher
nicht zu“: weitere 32 Prozent).
❯ Hinsichtlich der Aussage, dass die Natur der
wirtschaftlichen Entwicklung nicht im Weg
stehen darf, äußert sich eine Mehrheit der
Erwachsenen ebenfalls ablehnend (61 Prozent,
davon „trifft überhaupt nicht zu“: 26 Prozent,
„trifft eher nicht zu“: weitere 35 Prozent).
Jugendliche positionieren sich ebenso deutlich
(64 Prozent, davon „trifft überhaupt nicht zu“:
31 Prozent, „trifft eher nicht zu“: weitere 33
Prozent).
❯ Die Bereitschaft, einen umfassenden Wandel
der Lebens- und Wirtschaftsweisen durch
einen nachhaltigen und naturverträglichen
Lebensstil mitzutragen, ist hoch ausgeprägt.
68 Prozent der Erwachsenen („ja“: 28 Prozent,
weitere 40 Prozent „eher ja“) und 71 Prozent
der Jugendlichen („ja“: 30 Prozent, weitere 41
Prozent „eher ja“) äußern sich entsprechend.
❯ Im Vergleich der letzten Jahre erhält die Frage
nach der Zustimmung zur Energiewende bei
der aktuellen Naturbewusstseinsstudie den
bisher niedrigsten Wert bei den Erwachsenen.
Hierbei ist zu bedenken, dass die Messwerte
vor dem Ukraine-Krieg und einer Neubewertung der europäischen Energiepolitik erhoben
wurden. Insgesamt halten im Jahr 2021 48
Prozent die Energiewende für richtig – im
Jahr 2019 waren es noch 60 Prozent. Bei den
Jugendlichen ist der Rückhalt für die Energiewende in 2021 mit 64 Prozent weiterhin hoch
(erste Erfassung 2020: 66 Prozent).
❯ Bedenken gegenüber dem Einsatz von Gentechnik in der Agrarwirtschaft bleiben in der
Reihe der Naturbewusstseinsstudien hoch,
sind jedoch leicht schwankend: Beispielsweise sprechen sich von den Erwachsenen 84
Prozent („voll und ganz“: 55 Prozent, weitere
29 Prozent „eher“) für eine Kennzeichnungspflicht für Lebensmittel von Tieren aus, die
mit gentechnisch veränderter Nahrung
gefüttert wurden. 2019 waren es 95 Prozent
(„voll und ganz“: 79 Prozent, weitere 16 Prozent „eher“), und 93 Prozent in 2017 („voll und
ganz“: 69 Prozent, weitere 24 Prozent „eher“).
Erstmals machen fünf Prozent der Befragten
2021 keine Angaben oder sind unentschlossen.
Im Vergleich zu Erwachsenen äußern Jugendliche die Notwendigkeit einer Kennzeichnungspflicht mit etwas weniger Nachdruck
Naturbewusstsein 2021 > Kernaussagen und Empfehlungen
(2021: 68 Prozent, davon 45 Prozent „voll und
ganz“ und weitere 23 Prozent „eher“; 2020: 83
Prozent, davon 59 Prozent „voll und ganz“,
weitere 24 Prozent „eher“).
❯ 20 Prozent der Erwachsenen („voll und ganz“:
sechs Prozent, weitere 14 Prozent „eher“) und
34 Prozent der Jugendlichen („voll und ganz“:
14 Prozent, weitere 20 Prozent „eher“) wurden
schon einmal durch digitale Naturangebote
motiviert, die Natur draußen zu erleben. Digitale Kommunikationsformate sind daher insbesondere wichtig, um die junge Generation
für eigene Naturentdeckungen zu begeistern.
Sind Sie bereit, einen umfassenden
umfassenden Wandel
Wandel
der Lebens- und Wirtschaftsweisen
Wirtschaftsweisenaktiv
aktivdurch
durch
einen nachhaltigen und natufreundlichen
naturfreundlichen
Lebensstil mitzutragen,
mitzutragen, um
um die
die weltweite
weltweite
Natur-, Umwelt- und Klimakrise aufzuhalten?
Erwachsene
1%
nein
28 %
ja
2%
eher nein
40 %
eher ja
29 %
teils/teils
Jugendliche
1%
nein
30 %
ja
4%
eher nein
41 %
eher ja
24 %
teils/teils
Empfehlungen:
Es ist erfreulich, dass die Befragten der Naturbewusstseinsstudie 2021 das Politikfeld Natur-, Umwelt- und
Klimaschutz an die Spitze der wichtigsten Politikfelder gewählt haben, dicht gefolgt von den Themen
soziale Gerechtigkeit und Gesundheit. Das politische
Bewusstsein der Bevölkerung spiegelt damit die Notwendigkeit einer Verknüpfung dieser Politikfelder
wider.
Der Ruf nach einem notwendigen und umfassenden
transformativen Wandel unserer Lebens- und Wirtschaftsweisen, insbesondere von wissenschaftlicher
Seite, wird schon seit einiger Zeit kommuniziert (siehe
WBGU 20119, IPBES 201910). Die persönliche Bereitschaft, diesen Wandel selbst mitzutragen, wird von
mehr als zwei Dritteln der Befragten explizit geäußert. Zudem lehnt eine Mehrheit der Erwachsenen
und Jugendlichen die Aussage ab, dass die Natur der
wirtschaftlichen Entwicklung nicht im Weg stehen
darf. Dies deutet auf einen gewissen gesellschaftlichen Rückhalt für eine umfassende Einbeziehung
von „Naturverträglichkeit“ in unsere Lebens- und
Wirtschaftsweisen hin, die aber nicht innerhalb eines
Politikfeldes, einer Branche oder von einzelnen Initiativen alleine zu bewältigen ist.
Neue und innovative Lösungswege müssen dabei
konkret gedacht werden. Politische Strategien wie das
Pariser Klimaschutzabkommen oder die Nationale
Strategie zur biologischen Vielfalt, insbesondere in
ihrer aktuellen Weiterentwicklung11, können dabei
den Rahmen für gesellschaftliche Legitimationsprozesse für konkrete Maßnahmen und finanzielle
Impulse bilden. Natur-, Umwelt- und Klimaschutz
müssen dabei auch Fragen der sozialen Gerechtigkeit
aufgreifen. Dazu braucht es neue Allianzen,12, 13 um
zugunsten gemeinschaftlicher und interdisziplinärer
Ansätze einen tatsächlichen strukturellen Wandel zu
ermöglichen. Die Komplexität der globalen Herausforderungen macht es erforderlich, dass bisher häufig
getrennt gedachte Politikfelder wie zum Beispiel
Raumplanung, Soziales, Wirtschaft, Landwirtschaft,
Ernährung und Energie sowie Natur-, Umwelt- und
Klimaschutz gemeinsam gedacht und umgesetzt werden. Dabei sind aber auch Zielkonflikte zu benennen
und auszuhalten. Lösungswege, die gemeinsam getragen werden können, müssen ausgehandelt werden.
Im Vergleich der Naturbewusstseinsstudien der
vergangenen zehn Jahre erhält die Zustimmung zur
Energiewende im Jahr 2021 den bisher niedrigsten
Wert. Dennoch halten mit 48 Prozent noch immer
fast die Hälfte der erwachsenen Befragten die Energiewende für richtig. 35 Prozent sind unentschieden,
13 Prozent dagegen und vier Prozent machen keine
Angabe. Hierbei ist zum einen zu bedenken, dass
die Abfrage in der Naturbewusstseinsstudie eine
sehr eindeutige Positionierung von den Befragten
13
Naturbewusstsein 2021 > Kernaussagen und Empfehlungen
Meiner Meinung nach sollten Lebensmittel
Lebensmittel
von Tieren, die mit gentechnisch vveränderter
eränderter
Nahrung gefüttert wurden,
wurden, vom
vom Handel
Handel
g
ekennzeichnet werden.
gekennzeichnet
Erwachsene
Jugendliche
1%
5%
4%
3%
3%
8%
16 %
16 %
13 %
29 %
23 %
weiß ich nicht /
keine Angabe
stimme
überhaupt
nicht zu
stimme
eher nicht zu
stimme
eher zu
79 %
geänderten Bewertung der Energiepolitik hier auch
wieder höhere Werte präsentieren könnten. Mögliche
Gründe für den festgestellten Rückgang 2021 lassen
sich beispielsweise in steigenden Energiepreisen in
Kombination mit den wirtschaftlichen Folgen der
Corona-Pandemie finden. Zu empfehlen ist daher,
die Kommunikation zur Notwendigkeit der Energiewende dringend auszuweiten. Dabei sollten vor allem
die Naturverträglichkeit und die gesellschaftliche
Dimension der Energiewende in den Fokus gerückt
werden.14 Bürgerinnen und Bürger sollten in diesem
Prozess angesprochen werden und Möglichkeiten
kennenlernen, wie sie sich als Individuum am Gelingen dieses Wandels – einschließlich dem Einsparen
von Energie – beteiligen können.
Die Kritik gegenüber gentechnischen Verfahren bleibt
konstant hoch, ist jedoch in den Zeitreihen schwankend und fällt in der aktuellen Umfrage schwächer
aus als bisher. Ethische Bedenken bestehen weiterhin,
denn 70 Prozent der Befragten sind nach wie vor der
Meinung, dass der Mensch kein Recht habe, Tiere und
Pflanzen gentechnisch zu verändern (40 Prozent „voll
und ganz“, weitere 30 Prozent „eher“). Politik und
Verbände haben die Aufgabe, weiterhin den gesellschaftlichen Diskurs zum Thema Gentechnik voranzutreiben und dabei neben den Risiken auch andere
gesellschaftliche Auswirkungen wieder stärker zu
thematisieren. Hierfür ist es unter anderem notwendig, neben der naturwissenschaftlichen Analyse zu
den ökologischen Auswirkungen, auch soziologische
und ökonomische Aspekte transparent zu machen
und zu kommunizieren.
55 %
45 %
2021
2019
stimme voll und
ganz zu
2021
erfordert und abgestufte Antwortkategorien an
dieser Stelle („stimme eher zu“, „lehne eher ab“) nicht
wählbar sind. Zum anderen ist bei der Interpretation
der Ergebnisse zu beachten, dass die Befragung vor
dem Ukraine-Krieg durchgeführt wurde, und neue
Befragungen vor dem Hintergrund eines stärkeren
Wunsches nach Energieunabhängigkeit und einer
14
Neben der Kommunikation ist Wahlfreiheit ein
wesentlicher Aspekt, um das vorhandene Risiko- und
Gesundheitsbewusstsein der Bevölkerung gegenüber
gentechnisch veränderten Produkten ernst zu nehmen. Beispielsweise sind 79 Prozent der Erwachsenen
der Meinung, dass der Mensch nicht in der Lage ist,
die langfristigen Folgen von neuen gentechnischen
Verfahren abzusehen („volle Zustimmung“: 49 Prozent, weitere 30 Prozent „eher“). Auch dem weiterhin
vorhandenen Wunsch von 84 Prozent der Erwachsenen und 68 Prozent der Jugendlichen nach der Kennzeichnung von tierischen Lebensmitteln im Handel,
die mit gentechnisch veränderten Organismen (GVO)
als Futtermittel hergestellt wurden (zum Beispiel
durch Fütterung von gentechnisch verändertem Soja),
ist eine zentrale Voraussetzung von Wahlfreiheit. Die
freiwillige „Ohne Gentechnik“-Kennzeichnung und
die Kennzeichnung der ökologischen Lebensmittelwirtschaft im Handel werden diesem breiten Wunsch
in der Bevölkerung gerecht und sind ein zentraler
Baustein der Wahlfreiheit. Den Konsumentinnen
und Konsumenten ist zudem besonders wichtig, dass
Naturbewusstsein 2021 > Kernaussagen und Empfehlungen
mögliche Auswirkungen auf die Natur durch Pflanzen, die mit neuen gentechnischen Verfahren verändert wurden, immer untersucht werden (Erwachsene,
„volle Zustimmung“: 57 Prozent, weitere 32 Prozent
„eher“). Dies kann nur garantiert werden, wenn sich
das politische Handeln seitens der Europäischen Union (EU) und auf internationaler Ebene weiterhin am
Vorsorgeprinzip orientiert.
Ähnlich wie bei der vorhergehenden Naturbewusstseinsstudie zeigt sich, dass die Digitalisierung eine
Frage des Alters ist. Während jüngere Menschen sich
interessiert an digitalen Angeboten zeigen, nimmt
mit zunehmendem Alter das Interesse daran oftmals
ab. Digitale Naturerlebnis-Angebote sind beispielsweise für 27 Prozent der Jugendlichen im Alter von 14
bis 17 Jahren „voll und ganz“ oder zumindest „eher“
interessant, sogar 33 Prozent der 18- bis 29-Jährigen
antworten entsprechend, aber nur 19 Prozent der 50bis 65-Jährigen und 16 Prozent der über 65-Jährigen.
Daher sollten zusätzlich zu traditionellen Medien
auch verstärkt moderne Formate entwickelt und eingesetzt werden, um digital affine Milieus und jüngere
Altersgruppen für Naturschutzthemen zu begeistern.
Um digitale Angebote attraktiv zu gestalten, könnten
beispielsweise Elemente des „Gamification“-Konzepts
integriert werden, bei dem spielerische Aspekte in
einem spielfremden Kontext integriert werden.
Ungeachtet der Vorteile digitaler Angebote muss ein
gesellschaftlicher Diskurs darüber eröffnet werden,
inwieweit digitale Angebote in Bereichen wie beispielsweise der Umweltbildung und bei Beteiligungsverfahren im Naturschutz etabliert und ausgebaut
werden sollten, ohne weniger digital affine Milieus
zu benachteiligen. Ältere Personengruppen müssen
in diesem Prozess gezielt mit der Nutzung digitaler
Angebote vertraut gemacht werden. Neben Chancen,
beispielsweise im Kontext der Informationsvermittlung, der Vernetzung von Akteuren oder bei der Meldung von Naturbeobachtungen durch Bürgerinnen
und Bürger (Citizen Science), sind auch Risiken, wie
die Kontrolle über sensible Umwelt- und Naturschutzdaten oder der steigende Verbrauch von Energie und
natürlichen Ressourcen, zu reflektieren. Weiterhin
sollte auch bei der Digitalisierung die soziale Dimension beachtet werden. In diesem Zusammenhang muss
die sogenannte „digitale Kluft“ berücksichtigt werden,
verursacht unter anderem durch unterschiedlichen
Zugang zu schnellem Internet zwischen städtischen
und ländlichen Räumen oder zu technischen Endgeräten zwischen sozial schwachen und gehobenen
Milieus.
Bewusstsein für biologische Vielfalt – Der
bisherige Gesellschaftsindikator und Ergebnisse
des neuen Messmodells
Kernaussagen:
❯ Die Naturbewusstseinsstudie 2021 zeigt im
Vergleich zur vorhergehenden Erhebung 2019
wieder ein leichtes Absinken des Gesamtindikators „Bewusstsein für biologische Vielfalt“
für die Erwachsenenbevölkerung. Aktuell
liegt der Wert bei 26 Prozent, 2019 waren es
28 Prozent. Die Anforderungen des Gesamtindikators sind erfüllt, wenn eine Person allen
Bedingungen in den drei Teilbereichen Wissen, Einstellungen und Verhaltensbereitschaft
gleichzeitig gerecht wird – der Gesamtindikator liegt damit grundsätzlich niedriger als die
Messwerte der Teilindikatoren. Die Anforderungen des Wissensindikators werden aktuell
von 48 Prozent der Befragten erfüllt (2019: 44
Prozent), die Anforderungen des Einstellungsindikators von 55 Prozent (2019: 60 Prozent)
und die Anforderungen des Verhaltensindikators von 53 Prozent (2019: 63 Prozent).
❯ Die aktuelle Studie präsentiert zudem einen
neuen Bewusstseinsindikator für biologische
Vielfalt für die Erwachsenenbevölkerung.
Der neue empirische Indikator betrachtet das
Antwortverhalten der Befragten hinsichtlich relevanter psychologischer Faktoren, die
im Zusammenhang zu umwelt- und naturverträglichem Verhalten stehen. Gemessen
werden Naturverbundenheit, Problembewusstsein, soziale Identität, soziale Norm, Einstellungen und wahrgenommene Verhaltenskontrolle sowie Verhaltensbereitschaften zu
Schutz, nachhaltiger und gerechter Nutzung
von biologischer Vielfalt.
❯ Ausgewählte Befunde des neuen Bewusstseins
indikators hinsichtlich relevanter psychologischer Faktoren sind unter anderem: 69
Prozent der Befragten fühlen sich mit der
Natur verbunden (Faktor Naturverbundenheit, Zustimmung „voll und ganz“: 31 Prozent,
weitere 38 Prozent „eher“). 74 Prozent sind
davon überzeugt, dass die biologische Vielfalt
auf der Erde abnimmt (Faktor Problembewusstsein, Zustimmung „voll und ganz“: 39
Prozent, weitere 35 Prozent „eher“). 35 Prozent
fühlen sich mit Gruppen verbunden, die sich
aktiv für den Schutz der biologischen Vielfalt
15
Naturbewusstsein 2021 > Kernaussagen und Empfehlungen
einsetzen (Faktor soziale Identität, Zustimmung „voll und ganz“: zehn Prozent, weitere
25 Prozent „eher“). 38 Prozent der Befragten
äußern, dass Menschen, die den Befragten
persönlich wichtig sind, naturschonende
Produkte bei ihren Einkäufen bevorzugen
(Faktor soziale Norm, Zustimmung „voll und
ganz“: elf Prozent, weitere 27 Prozent „eher“).
Alltägliche Wege, zum Beispiel zum Einkaufen
oder zur Arbeit, zu Fuß oder mit dem Rad zu
erledigen, finden 59 Prozent der Befragten gut
(Faktor Einstellungen, Zustimmung „finde ich
sehr gut“: 27 Prozent, weitere 32 Prozent „finde
ich eher gut“). Für 36 Prozent der Befragten
ist es persönlich leicht, bei Einkäufen für
naturschonend erzeugte Produkte mehr zu
bezahlen (Faktor Wahrgenommene Verhaltenskontrolle, Zustimmung „sehr leicht“: acht
Prozent, weitere 28 Prozent „eher leicht“). Als
ein Beispiel für Verhaltensbereitschaft geben
69 Prozent der Befragten an, dass sie bereit
sind, ihren Fleischkonsum zu reduzieren
(„sehr bereit“: 29 Prozent, weitere 40 Prozent
„eher“).
Empfehlungen:
Der Gesamtindikator ist zwar von 28 Prozent in
2019 auf jetzt 26 Prozent leicht gesunken, wichtig ist
jedoch die Gesamtbetrachtung der Entwicklung seit
der ersten Erhebung in 2009: Damals lag der Messwert nur bei 22 Prozent, so dass nach wie vor eine
grundsätzlich positive Entwicklung des Bewusstseins vorhanden ist. Hierbei ist zu beachten, dass der
Gesamtindikator gleichzeitig ausreichendes Wissen,
stimmige Einstellungen und Verhaltensbereitschaft
für biologische Vielfalt erfordert, damit alle Anforderungen als erfüllt gelten. Der gemessene Anstieg
des Bewusstseins in einem Zehnjahreszeitraum auf
allen drei Ebenen gleichzeitig – Wissen, Einstellungen
und Verhaltensbereitschaft – ist daher umfassend,
substanziell und ein positives Signal. Möglicherweise
steht das Absinken der Messwerte in 2021 im Zusammenhang zur Corona-Krise, in der andere Themen
und Inhalte das Alltagsverhalten stark geprägt haben.
Ein Wandel des Bewusstseins findet jedoch grundsätzlich statt, er erfordert aber Durchhaltevermögen:
Die Fortsetzung von Kommunikations- und Bildungsaktivitäten ist daher dringend notwendig, um
die Zugewinne an Bewusstsein zu stabilisieren und
langfristig weiter auszubauen.
Hierzu soll in Zukunft auch die neue Fassung des
Bewusstseinsindikators beitragen, der das sozialwissenschaftliche Wissen von etwa 40 Jahren umweltpsychologischer Forschung berücksichtigt und
in absehbarer Zeit die evidenzbasierte Gestaltung
von zielgruppenspezifischer Naturschutzkommunikation und Evaluation ermöglicht. Konkret ist
damit gemeint, naturschutzrelevante, psychologische
Bewusstsein für biologische Vielfalt:
Vielfalt:
Bisheriges Messinstrument,
Messinstrument, Skala
Skala von
von 00 bis
bis 100
100Prozent
Prozent
Gesamtindikator
2021
26 %
Teilindikator „Wissen“
2019
28 %
48 %
44 %
Teilindikator „Verhalten“
2021
2019
16
53 %
63 %
2021
2019
Teilindikator „Einstellung“
55 %
60 %
2021
2019
Naturbewusstsein 2021 > Kernaussagen und Empfehlungen
Bewusstsein für biologische
biologische Vielfalt:
Vielfalt:
der neue Gesamtindikator
Naturverbundenheit
Soziale
Norm
Soziale
Identität
Private Verhaltensänderungen
Kollektive Handlungen
Verhaltensbereitschaft
Lebensstilveränderungen
Problembewusstsein
Zahlungsbereitschaft
Einstellungen
Wahrgenommene Verhaltenskontrolle
2021
25 %
erfüllen die Kriterien
75 %
erfüllen nicht die Kriterien
Faktoren wie beispielsweise Einstellungen, soziale
Normen, soziale Identität oder wahrgenommene Verhaltenskontrolle im öffentlichen Diskurs in Zukunft
stärker direkt zu adressieren und in Kommunikations- und Bildungsmaßnahmen zur Anwendung
zu bringen. Beispielsweise kann Naturschutzarbeit
und -kommunikation zum Faktor „soziale Normen“
darauf ausgerichtet werden, dass die stärkere Wirksamkeitsüberzeugung, im Kollektiv etwas für den
Natur- und Klimaschutz erreichen zu können, direkt
kommuniziert wird („Wir als Gemeinschaft können
das schaffen“, siehe Abschnitt Klimakrise oben). Kommunikations- und Bildungsaktivitäten zum Thema
„soziale Identität“ könnten beispielsweise verstärkt
darauf ausgerichtet werden, ein positives gesellschaftliches Selbst- und Fremdbild von Naturschützerinnen
und Naturschützern gezielt weiterzuentwickeln.
Entsprechende Kommunikationsaktivitäten sind in
Kultur, Sport und Politik weit verbreitet und werden
unter anderem durch Menschen mit Vorbildfunktion
weitergetragen, ein Beispiel sind hier Influencerinnen
und Influencer im Bereich Social Media. Das Spek
trum der Möglichkeiten ist groß und im Naturschutz
bisher bei weitem nicht ausgeschöpft.
Verhaltensbereitschaften zum Schutz der biologischen
Vielfalt sollten in der Kommunikationsarbeit durch
Erarbeitung und mediale Verbreitung von konkreten
Handlungsoptionen bestärkt sowie durch Angebote
zur begleitenden Umsetzung („Coaching“) gestützt
werden. Hier eröffnet sich ein weites Arbeitsfeld für
Akteurinnen und Akteure der Bildung für nachhaltige Entwicklung.
17
Naturbewusstsein 2021 > Kernaussagen und Empfehlungen
Zu empfehlen ist, den bisher stark ausgeprägten
Fokus der Kommunikationsarbeit auf Begriffs-Wissen
(das heißt der reinen Vermittlung der inhaltlichen
Bedeutung zum Beispiel des Begriffs der biologischen
Vielfalt) auf den Prüfstand zu stellen. Zahlreiche
psychologische Studien belegen einen nur geringen
Zusammenhang zwischen abstraktem Wissen und
Verhalten. Wissensvermittlung sollte stattdessen eher
auf eine Schärfung des Problembewusstseins abzielen,
indem über lokale wie globale Prozesse und UrsacheWirkungs-Zusammenhänge in Bezug auf den Verlust
von biologischer Vielfalt informiert wird. Zudem wird
das menschliche Naturverhältnis von kulturell erzeugten, oft intuitiv wirksamen Welt- und Menschenbildern unterfüttert, die bei Kommunikations- und
Bildungsprozessen berücksichtigt werden sollten.
18
Die Naturbewusstseinsstudie 2021 zeigt wie ihre
Vorgängerstudien, dass biologische Vielfalt für die
Menschen in Deutschland insgesamt ein hohes Gut
darstellt. Auf übergeordneter, gesellschaftlicher
Ebene ist das Verhältnis des Menschen zur Natur und
biologischen Vielfalt jedoch ein Paradoxon. Besonders deutlich wird dies daran, dass aktuell wie auch
in Vorgängerstudien – und im bisherigen wie auch im
neuen Bewusstseinsindikator für biologische Vielfalt
– wiederholt sichtbar wird, dass Angehörige der gehobenen Milieus ein deutlich höheres Naturbewusstsein
äußern als Angehörige der gesellschaftlichen Mitte
oder der sozial schwächer gestellten Milieus. Im
Gegensatz zu diesen haben gesellschaftlich besser
gestellte Personenkreise aber eine deutlich schlechtere Ökobilanz und einen ressourcenintensiveren
Lebensstil (zum Beispiel durch Energieverbrauch oder
Fernreisen).
Naturbewusstsein 2021 > Einführung
1 Einführung
Die vorliegende Studie „Naturbewusstsein 2021“ ist
eine repräsentative Bevölkerungsbefragung zu Natur
und biologischer Vielfalt in Deutschland. Im Auftrag
des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz,
nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV)
und des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) werden
die Naturbewusstseinsstudien seit 2009 im Zweijahresrhythmus durchgeführt und publiziert.
Die Naturbewusstseinsstudie untersucht, wie die
Menschen in Deutschland Natur wahrnehmen, wie
sie sich für ihre Erhaltung einsetzen und wie sie
aktuelle Fragen der Naturschutzpolitik beurteilen. Als
Monitoring gesellschaftlicher Trends stellt sie aktuelle
und empirisch abgesicherte Daten bereit, die für die
Naturschutzpolitik, den öffentlichen Diskurs und die
Bildungsarbeit eine wertvolle Grundlage bieten.
Die Grundgesamtheit der vorliegenden Studie bildet
die deutschsprachige Wohnbevölkerung ab 18 Jahren.
Befragt wurden 2.410 Personen, im Zeitraum von
Anfang Oktober bis Mitte November 2021. Für die
Datenerhebung wurde ein Mixed-Method-Design
verwendet: Etwa die Hälfte der Interviews wurde als
computergestützte persönliche Befragung (CAPI)
durchgeführt, die andere Hälfte als Online-Befragung
(CAWI). Dieses Hybridverfahren wurde angewandt,
um untersuchen zu können, ob eine Variation der
Erhebungsmethodik (CAPI, CAWI) die Ergebnisse der
Befragungen beeinflusst.
Neben der Hauptstudie zum Naturbewusstsein der
Erwachsenenbevölkerung wurde im Dezember 2021
eine gesonderte Erhebung des Naturbewusstseins Jugendlicher durchgeführt. Die Jugenderhebung ist repräsentativ für die deutschsprachigen 14- bis 17-Jährigen. Dabei kamen hauptsächlich Online-Befragungen
zum Einsatz (800 Interviews). Um auch Jugendliche
zu befragen, die online nur schwer zu erreichen sind,
wurde die Erhebung um persönlich-mündliche Interviews ergänzt (204 Interviews).
Diese Broschüre stellt primär die Ergebnisse der
Erwachsenenbefragung vor. Allerdings wird bei
Fragen, die sowohl den Erwachsenen als auch den
Jugendlichen gestellt wurden, auch auf die Befunde
der Jugendbefragung eingegangen. Vertiefende Ergebnisse der Jugendbefragung werden zu einem späteren
Zeitpunkt in einem Bericht des BfN veröffentlicht.
Die Konzeption der Studie erfolgte durch Dr. Christoph
Schleer und Naima Wisniewski von der SINUS Markt-
und Sozialforschung GmbH, Dr. habil. Fritz Reusswig
vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung
(PIK) und durch die Fachbetreuung von BMUV und
BfN. Die Datenerhebungen wurden von der Ipsos
GmbH durchgeführt. Bei der Konstruktion der Erhebungsinstrumente und der Interpretation der Daten
wurde das Projektteam durch eine Arbeitsgruppe aus
Expertinnen und Experten beratend begleitet, dazu
gehörten: Prof. Dr. Sebastian Bamberg (Fachhochschule Bielefeld), Dr. Nicole Bauer (WSL Schweiz), Prof.
Dr. Stefanie Engel (Universität Osnabrück), Prof. Dr.
Immo Fritsche (Universität Leipzig), Prof. Dr. Ulrich
Gebhard (Universität Hamburg), Prof. Dr. Armin Lude
(Pädagogische Hochschule Ludwigsburg), Dr. Manuel
Rivera (Institut für transformative Nachhaltigkeitsforschung), Prof. Dr. Johan Rockström (Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung) und Dr. Zita Sebesvari
(United Nations University).
1.1 Zielsetzung und Konzept
Die Naturbewusstseinsstudie ist ein Instrument für
das Monitoring des gesellschaftlichen Bewusstseins
für Natur, Naturschutz und biologische Vielfalt. Die
Untersuchungen zum Naturbewusstsein sind in der
„Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt“ (NBS)
als konkretes Handlungsziel verankert. Die Studien
erheben die Daten, die für die Berechnung des in den
Berichtspflichten zur NBS vereinbarten Indikators
zur „Bedeutsamkeit umweltpolitischer Ziele und
Aufgaben“ erforderlich sind (der sogenannte „Gesellschaftsindikator“). Darüber hinaus sollen auf Basis der
Befunde maßgebliche Hinweise für den Erfolg und
die Akzeptanz von Naturschutzpolitik, die allgemeine
und zielgruppenspezifische Naturschutzkommunikation und die Bildungsarbeit abgeleitet werden.
Um gesellschaftliche Trends im Naturbewusstsein
aufzudecken, wird in jeder Naturbewusstseinsstudie
ein Grundgerüst an gleichbleibenden Fragen gestellt.
Darüber hinaus werden bei jeder Studie neue Themenfelder in den Blick genommen, die an aktuellen
Diskussionen und naturschutzpolitischen Aufgabenfeldern anknüpfen.
Die Befragungen zur vorliegenden Naturbewusstseinsstudie wurden im Herbst 2021 durchgeführt
und anschließend ausgewertet und verschriftlicht.
Die hier präsentierten und in 2022 veröffentlichten
Ergebnisse geben daher das gesellschaftliche Bewusstsein der Bevölkerung zum Erhebungszeitraum Ende
19
Naturbewusstsein 2021 > Einführung
2021 wieder. Hierbei ist zu bedenken, das jüngere
Ereignisse, wie die aktuelle Krisenlage durch den
Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine sowie damit
verbundene Debatten über die Energie- und Lebensmittelversorgung, hier nicht miterfasst sind.
Schwerpunktthema der Naturbewusstseinsstudie
2021 ist der Themenkomplex „Ökologische Krisen,
Wandel und Erhalt von Natur und Landschaft“.
Hintergrund für diese Schwerpunktsetzung ist die
besondere Situation der Jahre 2020 und 2021. Zum
Zeitpunkt der Befragung (Herbst 2021) befand sich
Deutschland bereits über eineinhalb Jahre in der
Corona-Pandemie. Um die Ausbreitung des Virus zu
verhindern und eine Überlastung des Gesundheitssystems zu vermeiden, wurden phasenweise drastische
Maßnahmen der Kontaktbeschränkung ergriffen, die
das öffentliche und private Leben stark einschränkten, aber auch viele Wirtschaftsbereiche massiv
getroffen haben.
Auch aus Naturschutzsicht ist die Corona-Krise von
Bedeutung. Zum einen gibt es viele wissenschaftliche
Hinweise darauf, dass der Ausbruch der Pandemie
durch das Corona-Virus, das Menschen wie Tiere befallen kann, durch eine Kombination aus fortschreitender Naturzerstörung, Übernutzung natürlicher
Ressourcen und Wildtierhandel herbeigeführt wurde
(siehe unter anderem Gibb et al. 2020, Rulli et al.
2021). Zum anderen führte die massive Beschränkung
sozialer Kontakte dazu, dass viele Menschen verstärkt
die „freie Natur“ aufgesucht haben, um das eigene
Zuhause zeitweise verlassen zu können. Vor diesem
Hintergrund stellt sich die Frage, ob und gegebenenfalls wie Corona das Naturbewusstsein der Deutschen
verändert hat (siehe hierzu Kapitel 3).
Bei einem Krisenschwerpunkt ist es unumgänglich,
dass sich die vorliegende Naturbewusstseinsstudie auch mit der Klimakrise beschäftigt. Auf deren
massive Bedeutung für Mensch und Natur verweist
die Wissenschaft spätestens seit Gründung des IPCC
(Intergovernmental Panel on Climate Change) im
Jahr 1988. Je näher die periodischen Berichte dieses
weltweiten Wissenschaftsgremiums an die Gegenwart rücken, desto eindringlicher und mahnender
werden sie. Im Jahr 2019 nahm das Klimathema in der
öffentlichen Wahrnehmung weltweit einen deutlichen Aufschwung. Ausgelöst durch die immer größer
werdenden Massenproteste der stark von Kindern und
Jugendlichen geprägten Fridays-for-Future-Bewegung
nahm die allgemeine Wahrnehmung einer Krisensituation ebenso zu wie die Erwartung, die Politik
müsse mehr gegen die Klimakrise tun. Die CoronaKrise beraubte dieser Bewegung ihres mächtigsten
Mittels – der Demonstration im öffentlichen Raum.
20
Trotz der medialen Dominanz der Corona-Krise ist
das Klimathema auch in den Jahren 2020 und 2021
im öffentlichen Bewusstsein geblieben. Verschiedene
Indikatoren (zum Beispiel gute Wahlergebnisse für
Parteien, die der Klimakrise hohe Priorität einräumen oder höhere Marktanteile für klimafreundliche
Geldanlagen) deuten darauf hin, dass wir eine neue
Qualität des Klima- und Umweltbewusstseins erreicht
haben. Dafür spricht auch die prominente Rolle, die
das Klima im Regierungsprogramm der im Herbst
2021 gewählten Ampelkoalition spielt. Mit dem
Thema Klimakrise befasst sich die vorliegende Studie
schwerpunktmäßig in den Kapiteln 2 und 4.
Die Biodiversitätskrise schließlich beschäftigt die Naturbewusstseinsstudie naturgemäß durchgängig und
seit es sie gibt. Auch in der vorliegenden Studie wird
in allen Kapiteln auf eine ihrer Facetten eingegangen,
insbesondere auf die Bereiche Verlust der Artenvielfalt
und Verlust der Lebensräume.
Vor dem Hintergrund dieser multiplen Krisenlagen
(siehe Settele 2020) stellte sich die Frage, wie diese drei
erwähnten sich zu weiteren Krisen der gesellschaftlichen Naturverhältnisse verhalten und wie diese
sich dann im Bewusstsein der Menschen „abbilden“.
Dazu bedient sich die Naturbewusstseinsstudie 2021
eines mittlerweile auch umweltpolitisch bedeutsam
gewordenen wissenschaftlichen Ansatzes: dem Konzept der planetaren Grenzen (planetary boundaries)
(siehe Rockström et al. 2009, Steffen et al. 2015). Mit
diesem Konzept wird versucht, ein interdisziplinär
abgesichertes, aber gleichzeitig in Politik und Öffentlichkeit verständliches Zielsystem für das Wirken
der Menschheit im Kontext planetarer Ökosysteme
zu finden. Die Leitfrage lautet: In welchen Umweltbereichen befinden wir uns global gesehen noch in
einer weitgehend unproblematischen, weil nachhaltig
fortsetzbaren Zone, wo es kritisch wird, und wo haben
wir die Grenzen überschritten, jenseits derer massive
Krisen drohen? Neben Themen wie Überdüngung
in der Landwirtschaft oder Versauerung der Ozeane
werden auch die Klimakrise und der Verlust der Biodiversität untersucht. Nach dem Konzept der planetaren
Grenzen sind wir beim Klimawandel in einer kritischen Zone, haben aber noch eine geringe Chance auf
Einhaltung der Klimaziele des Pariser Abkommens.
Im Bereich des Artenverlusts sind wir bereits jenseits
der „planetaren Grenze“ angekommen. In der Naturbewusstseinsstudie 2021 wollten wir wissen, ob sich
diese wissenschaftliche Problemwahrnehmung auch
im Bewusstsein der Bevölkerung spiegelt.
Darüber hinaus fragt die vorliegende Studie nach der
Notwendigkeit einer sozial-ökologischen Transformation und nach der Rolle, die jeder und jede Einzelne
Naturbewusstsein 2021 > Einführung
dabei spielen kann (siehe hierzu Kapitel 2). Angesichts
der Dramatik der Folgen der Klimakrise – sie haben
mit der Jahrhundertflut des Sommers 2021 vor allem
in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz einen
weiteren Beleg gefunden – und des weltweiten Biodiversitätsverlusts mehren sich die Stimmen derjenigen,
die einen grundsätzlichen Wandel unserer Lebensund Wirtschaftsweisen für erforderlich halten.
Technologien, Konsum- und Lebensstile, Geschäftsund Wirtschaftsmodelle und auch Politikkonzepte
müssten sich grundlegend wandeln, damit die Überschreitung der planetaren Grenzen vermieden oder
rückgängig gemacht werden kann. Diese Haltung
wird – mit unterschiedlichen Akzentsetzungen – in
weiten Teilen der Wissenschaft und der Naturschutzund Umweltbewegung geteilt. Gleichzeitig lässt sich
beobachten, dass es gegen diese Forderung und die ihr
zugrundeliegende Deutung auch Widerstände gibt.
Nicht alle Menschen schätzen die Dramatik der sozialökologischen Krisen so massiv ein, und nicht alle
Menschen würden eine sozial-ökologische Transformation begrüßen. Für viele mag die Aussicht darauf
mit Unsicherheiten und Ängsten behaftet sein, die
sich nicht nur aus ideologischen Vorbehalten, sondern
auch aus Sorgen vor den materiellen Konsequenzen
für ihr persönliches und berufliches Lebensumfeld
speist. In der Naturbewusstseinsstudie 2021 wird untersucht, wie groß die Bereitschaft für einen umfassenden Wandel tatsächlich ausfällt.
Der Themenkomplex zur biologischen Vielfalt15 (siehe
hierzu Kapitel 6) gehört zum festen Bestandteil jeder
Naturbewusstseinsstudie. Anhand von Wissens-,
Einstellungs- und Verhaltensabfragen misst er das
gesellschaftliche Bewusstsein für die Bedeutung der
biologischen Vielfalt und damit den sogenannten
„Gesellschaftsindikator“ der Nationalen Strategie zur
biologischen Vielfalt (NBS). Dieser seit 2009 verwendete Indikator wurde in einem eigenen Forschungsprojekt unter Leitung von Prof. Dr. Sebastian Bamberg
(Fachhochschule Bielefeld) einer Revision unterzogen,
um ein breiteres Spektrum von umweltverhaltensrelevanten Variablen abzubilden. Im Rahmen der
Naturbewusstseinsstudie 2021 wurden der bisherige,
etablierte Indikator und die neue, revidierte Form
parallel erhoben.
Neben dem Themenfeld „Biologische Vielfalt“ wurden
weitere Themenbereiche aus den Vorgängerstudien
fortgeführt und in Teilen ergänzt. So wurde erneut
nach den Einstellungen zu Gentechnik, der Energiewende und der Digitalisierung im Naturschutz gefragt
(siehe hierzu Kapitel 5).
1.2 Vorstellung der Sinus-Milieus
Seit 2009 wird der soziokulturelle Ansatz des Zielgruppenmodells der Sinus-Milieus in das Forschungsdesign der Naturbewusstseinsstudie integriert.
Durch die differenzierte Auswertung der Daten nach
Milieuzugehörigkeit der Befragten wird die soziodemographische Analyse um Lebensstil und Wertekomponenten ergänzt.
Die Sinus-Milieus gruppieren Menschen, die sich in
ihrer Lebensauffassung und Lebensweise ähnlich sind
(siehe Flaig und Barth 2018). Dabei handelt es sich um
ein wissenschaftlich fundiertes Gesellschaftsmodell.
Im Gegensatz zu einem induktiv-empiristischen Vorgehen, nach dem Lebensstiltypen mittels statistischer
Ordnungsverfahren wie Cluster- und Korrespondenzanalysen generiert und nicht a priori bestimmt
werden, erfolgte die Entwicklung der Sinus-Milieus
auf Basis qualitativer Befunde.16
Die Milieuperspektive ersetzt die Untersuchung soziodemographischer Merkmale nicht, sondern ergänzt
und verfeinert sie, indem sie grundlegende Werte,
die Lebensstil und Lebensziele bestimmen, ebenso
berücksichtigt wie Alltagseinstellungen beispielsweise
zu Familie, Arbeit, Freizeit und Konsum.
Da sich die Gesellschaft stetig fortentwickelt, sind
auch die sozialen Milieus ständig in Bewegung. Einerseits führt die wechselnde Konjunktur gesellschaftlich dominanter Werte zu Verschiebungen in der
Milieulandschaft, andererseits ist jede Jugendgeneration mit neuen Wertegemengen konfrontiert, woraus
neue Milieus entstehen können (siehe Bertram 2021).
Daher wurde das deutsche Milieumodell schon einige
Male grundlegend überarbeitet, zuletzt 2021.
Abbildung 1 zeigt das aktuelle Sinus-Modell für
Deutschland. Durch die Aufnahme des Sinus-Milieuindikators17 in das Fragebogendesign der Naturbewusstseinsstudie lassen sich die Angehörigen
der verschiedenen Lebenswelten quantitativ auf die
Erwachsenenbevölkerung abbilden.18 Dabei wird
deutlich, dass die einzelnen Milieus unterschiedliche
Anteile der Bevölkerung repräsentieren (siehe Abbildung 1).
Das Sinus-Modell für Deutschland 2022 besteht aus
zehn unterschiedlichen sozialen Milieus. Da Lebenswelten nicht so (vermeintlich) exakt – etwa nach Einkommen oder Schulabschluss – eingrenzbar sind wie
soziale Schichten19, sind die Grenzen zwischen den Lebenswelten fließend. SINUS nennt das die „Unschärferelation der Alltagswirklichkeit“. Dabei handelt es sich
um einen zentralen Bestandteil des Milieu-Konzepts:
21
Naturbewusstsein 2021 > Einführung
Abbildung 1: Die Sinus-Milieus in Deutschland 2021
Soziale Lage und Grundorientierung
Soziale Lage
Oberschicht /
Obere Mittelschicht
Mittlere
Mittelschicht
Traditionelles
Milieu
10 %
AdaptivPragmatische
Mitte
12 %
NostalgischBürgerliches
Milieu
11 %
Untere Mittelschicht /
Unterschicht
Grundorientierung
Postmaterielles
Milieu
12 %
KonservativGehobenes
Milieu
11 %
Prekäres Milieu
9%
Tradition
Pflichterfüllung,
Ordnung
Modernisierung
Individualisierung,
Selbstverwirklichung, Genuss
Zwischen den verschiedenen Lebenswelten gibt es
Berührungspunkte und Übergänge. Erst dadurch
wird es möglich, von einem lebensechten Modell zu
sprechen.
Expeditives
Milieu
10 %
Milieu der
Performer
10 %
KonsumHedonistisches
Milieu
8%
NeoÖkologisches
Milieu
8%
Neuorientierung
Multi-Optionalität,
neue Synthesen
teverfalls. Besonders von der verantwortungslosen
Spaß- und Wegwerfgesellschaft distanziert man sich
demonstrativ. Sie äußern entsprechend deutlich den
Wunsch nach (mehr) Ordnung, Disziplin, Balance und
Nachhaltigkeit.
Nachfolgend werden die Profile der Sinus-Milieus
vorgestellt.
Soziodemographische Merkmale:
Konservativ-Gehobenes Milieu
❯ Milieu mittleren bis höheren Alters: das Durchschnittsalter liegt bei 55 Jahren.
Das Konservativ-Gehobene Milieu repräsentiert
die alte strukturkonservative Elite mit einer klassischen Verantwortungs- und Erfolgsethik und klaren
Exklusivitäts- und Statusansprüchen. Typisch sind
der Wunsch nach Ordnung und Balance und das
Selbstbild als Fels in der Brandung postmoderner
Beliebigkeit. Konservativ-Gehobene haben das Selbstverständnis des klassischen, konservativen Establishments. Ihre Schlüsselwerte sind zum einen Pflichtbewusstsein, Zielstrebigkeit, Ernsthaftigkeit und
Verantwortung gegenüber sich und der Gesellschaft.
Zum anderen sind sie Verfechter christlich-humanistischer Grundsätze und konservativ-bürgerlicher
Werte: Tradition, intakte Familie, Seriosität, Anstand,
Bildung und Kultiviertheit, Autorität, Glaube und
Religion. Sie sind Kritiker des substanzlosen postmodernen Zeitgeistes und des fortschreitenden Wer-
22
❯ Mittlere bis höhere Bildungsabschlüsse.
❯ Überwiegend voll berufstätig oder bereits im Ruhestand, leicht überdurchschnittlicher Anteil an
Selbständigen, überwiegend in qualifizierten oder
leitenden Positionen.
❯ Das Haushaltsnettoeinkommen liegt deutlich über
dem Durchschnitt der Gesamtbevölkerung.
❯ Sehr häufig verheiratet; überdurchschnittlich
häufig Kinder, die jedoch oft nicht mehr mit im
Haushalt leben.
Naturbewusstsein 2021 > Einführung
Postmaterielles Milieu
Das Postmaterielle Milieu ist die engagiert-souveräne
Bildungselite mit postmateriellen Wurzeln: Selbstbestimmung und -entfaltung, Gemeinwohl, Diversität
und diskriminierungsfreie Verhältnisse sind Ankerwerte. Typisch ist das Selbstbild als gesellschaftliches
Korrektiv, besonders als Verfechter von Postwachstum und Nachhaltigkeit. Postmaterielle verstehen
sich als progressives Leitmilieu der Gesellschaft, als
Trägerinnen und Träger globaler Verantwortung und
ökologische Mahnerinnen und Mahner. Sie zeichnet eine selbstbewusst-liberale Grundhaltung aus:
Weltoffenheit, Toleranz, kosmopolitische Weltsicht,
Anti-Fundamentalismus und Aufklärung sind in
dieser Gruppe Leitmaxime. Milieutypisch ist ein postmateriell geprägter Individualismus mit den zentralen
Werten Authentizität, Selbstbestimmung und -entfaltung: Man möchte Freiräume für sich selbst schaffen,
eigene Ideen realisieren und sich nicht von autoritären Strukturen, starren Abläufen, Sachzwängen und
Bürokratie drangsalieren lassen.
Grundhaltung. Typisch ist ihre Effizienz-, Wettbewerbs- und Karriereorientierung, verbunden mit dem
Streben nach Selbstverwirklichung und einem intensiven Leben. „Flexibel zum Erfolg“ kann als Leitmotiv
für das Milieu gelten. Man steckt viel Energie und
Risikobereitschaft in die Verfolgung eigener Ziele und
vermischt dabei Arbeit, Freizeit und soziales Leben.
Soziodemographische Merkmale:
❯ Altersschwerpunkt 40 bis 60 Jahre; Durchschnitt:
46 Jahre.
❯ Hoher Anteil an Paaren, meist verheiratet; häufig
mit Kindern.
❯ Mittlere und häufig hohe Bildung.
❯ Hoher Anteil an voll Berufstätigen; leicht überdurchschnittlicher Anteil an Selbständigen;
überwiegend in qualifizierten Anstellungen; hohe
Haushaltsnettoeinkommen.
Soziodemographische Merkmale:
❯ Mittlere Altersgruppen: Schwerpunkt 40 bis 70
Jahre, Durchschnitt: 50 Jahre.
❯ Frauen leicht überrepräsentiert.
❯ Hohe Formalbildung; viele mit akademischen
Abschlüssen.
❯ Häufig verheiratet; mit Kindern im Haushalt.
❯ Höchster Anteil an Akademikerinnen und
Akademikern, höchster Anteil an Selbständigen,
überdurchschnittlicher Anteil an Beamtinnen und
Beamten im gehobenen Dienst.
❯ Hohe Haushaltsnettoeinkommen.
Milieu der Performer
Beim Milieu der Performer handelt es sich um die
effizienzorientierte und fortschrittsoptimistische
Leistungselite unserer Gesellschaft mit liberalem
und global-ökonomischem Denken. Die Milieuangehörigen sehen sich selbst als moderne Business-Elite
und als Digital-, Lifestyle- und Konsum-Pioniere. In
den letzten Jahren zeigen die Performer deutliche
Etablierungstendenzen und sind dabei, den früheren
visionären Elan allmählich zu verlieren. Performer
haben eine von Zielstrebigkeit, Ehrgeiz, Leistungsoptimismus und pragmatischem Denken geprägte
Expeditives Milieu
Beim Expeditiven Milieu handelt es sich um die ambitionierte kreative Bohème: urban, hip, digital, kosmopolitisch, vernetzt und immer auf der Suche nach
neuen Grenzen und unkonventionellen Erfahrungen,
Lösungen und Erfolgen. Das Milieu ist stark individualistisch geprägt: Selbstverwirklichung, Einzigartigkeit, Neugierde, Diversity, Coolness und Experimentierfreude sind Ankerwerte. Typisch ist das Selbstbild
als stilbewusste und stilbildende postmoderne Elite.
Typisch für Expeditive ist eine nonkonformistische,
risikoakzeptierende Grundhaltung ohne ideologische
Festlegungen. Sie sind offen für alles, wollen Grenzen
durchbrechen, Horizonte erweitern, neue Herausforderungen annehmen und auf unkonventionellen
Wegen neue Lösungen finden. Viele sehen das Leben
als Spiel – und die ganze Welt als ihre Bühne. Und alle
haben sie eine grundsätzliche Neugier und Toleranz
gegenüber unterschiedlichen Lebensformen und
Kulturen.
Soziodemographische Merkmale:
❯ Junges Milieu: über ein Drittel ist unter 30 Jahre,
Durchschnitt: 37 Jahre.
❯ Viele Ledige und Singles ohne eigene Kinder; viele
leben noch im Haushalt der Eltern oder in Wohngemeinschaften.
23
Naturbewusstsein 2021 > Einführung
❯ Hohe Formalbildung: die Hälfte hat Abitur oder
ein abgeschlossenes Studium.
❯ Überdurchschnittlicher Anteil an voll Erwerbstätigen; überdurchschnittliche Haushaltsnettoeinkommen.
Neo-Ökologisches Milieu
Das Neo-Ökologische Milieu ist ein neu entstandenes
Milieu, das auf globale Vernetzung, sozialen Mehrwert
und die Postwachstumsgesellschaft setzt. Kennzeichnend für diese Lebenswelt sind neue Wertesynthesen:
Disruption und Pragmatismus, Erfolg und Nachhaltigkeit, Party und Protest. Die Mitglieder dieses
Milieus zeigen einerseits ausgeprägte Selbstentfaltungswerte wie Unabhängigkeit, Selbstbestimmung,
Authentizität und Offenheit für das Experimentieren
mit alternativen Lebensentwürfen, andererseits
stehen sie für Verantwortungsethik, ökologisches
Bewusstsein und soziales Gewissen. Dabei grenzen
sie sich deutlich von Untergangsrhetorik und Lamentiererei ab: Es hilft nichts, das Korallensterben oder
das Austrocknen der Wälder im Harz zu beklagen,
gefragt sind Realismus und Anpassungsfähigkeit
– ein progressiver Pragmatismus, der nach alternativen Lösungen sucht (zum Beispiel das Lastenrad
als Alternative zum Auto) und sich auf wenige, nicht
mehr verhandelbare Kernpositionen konzentriert.
Neo-Ökologische sind relevante Initiationspunkte
für Veränderungsprozesse, da sie Modernisierung
und Umdenken befürworten und grundsätzlich offen
sind für verändertes Verhalten, sie haben allerdings
eine deutlich geringer ausgeprägte Leitbildfunktion
für Milieus der Mitte oder der Oberschicht als zum
Beispiel das Postmaterielle Milieu.
Milieu der Adaptiv-Pragmatischen Mitte
Beim Milieu der Adaptiv-Pragmatischen Mitte handelt es sich um den modernen Mainstream unserer
Gesellschaft mit ausgeprägtem Lebenspragmatismus
und Nützlichkeitsdenken sowie hoher Anpassungsbereitschaft. Die Angehörigen dieses Milieus sehen
sich als flexible Pragmatikerinnen und Pragmatiker.
Typisch ist der Spagat zwischen Erlebnisorientierung
und Sicherheitsbedürfnis. Adaptiv-Pragmatische
sind zielstrebig und offen für Neues – und haben
gleichzeitig ein starkes Bedürfnis nach Verankerung
und Zugehörigkeit. Die aktuellen gesellschaftlichen
Entwicklungen (vor allem die wahrgenommene
Wohlstandspolarisierung) führen in diesem Milieu
zu wachsender Unzufriedenheit und Verunsicherung.
Adaptiv-Pragmatische sind aufgeschlossen, zielstrebig
und anpassungsbereit, gut ausgebildet und organisiert, aber auch konventionell und bodenständig. Von
„altbackenen“ Werten, Lebensstilen und Moralvorstellungen grenzt man sich aber ab. Das eigene Leitbild
ist: modisch und trendy sein, aber nicht expressiv.
Man strebt nach einem gehobenen Lebensstandard,
jedoch nicht nach übertriebenem Luxus.
Soziodemographische Merkmale:
❯ Männer leicht überrepräsentiert.
❯ Altersschwerpunkt unter 50 Jahren; Durchschnitt:
44 Jahre.
❯ Häufig verheiratet oder mit Partnerin oder Partner
zusammenlebend, häufig mit Kindern.
❯ Mittlere und hohe Bildungsabschlüsse; überwiegend voll berufstätig als einfache Angestellte oder
Arbeiterinnen und Arbeiter.
Soziodemographische Merkmale:
❯ Junges Milieu: zwei Drittel sind unter 50 Jahre;
Durchschnitt: 44 Jahre.
❯ Häufig haben alle Personen im Haushalt ein eigenes Einkommen; durchschnittliches Haushaltsnettoeinkommen.
❯ Viele Ledige und Singles ohne eigene Kinder.
❯ Bildungsabschlüsse sind durchschnittlich verteilt.
❯ Zum größten Teil voll- oder teilzeitbeschäftigt;
überdurchschnittlicher Anteil an einfachen Angestellten.
❯ Leicht überdurchschnittliche Haushaltsnettoeinkommen.
24
Konsum-Hedonistisches Milieu
Das Konsum-Hedonistische Milieu repräsentiert die
auf Konsum und Entertainment fokussierte (untere) Mitte, die Spaß haben will im Hier und Jetzt. Die
Milieuangehörigen pflegen das Selbstbild als cooler
Lifestyle-Mainstream und haben oft ein starkes Geltungsbedürfnis. Viele sind zunehmend genervt vom
Diktat der Nachhaltigkeit und politischer Korrektheit.
Die Angehörigen dieses Milieus verstehen sich als
lässige Lebenskünstlerinnen und Lebenskünstler, die
den Alltag packen, im Job funktionieren und in der
Naturbewusstsein 2021 > Einführung
Freizeit Spaß haben und alle Fünfe gerade sein lassen.
Der Wunsch ist groß nach einem intensiven Leben
im Hier und Jetzt mit viel Spaß und Action, spontanem Konsum und Luxus. Man gibt sich demonstrativ
locker und unbekümmert und nimmt die Dinge, wie
sie kommen. Die Lebensmaxime ist auf kurzfristige
Bedürfnisbefriedigung ausgelegt und lautet: Gleich
genießen („lebe jetzt, zahle später“), nicht warten
und sparen. Die Verzichtsbereitschaft ist entsprechend gering und die „Angst“, etwas zu verpassen,
groß. Freizeit gilt vielen im Milieu als der eigentliche
Lebensraum, in dem man zielstrebig und mit viel
Begeisterung spezielle Freizeitinteressen verfolgt (von
Mangas bis Motorsport).
Soziodemographische Merkmale:
❯ Männer überrepräsentiert.
Soziodemographische Merkmale:
❯ Ältere Altersgruppen, Schwerpunkt in der Alterskohorte ab 60 Jahre; Durchschnitt: 61 Jahre.
❯ Überdurchschnittlich viele Alleinlebende und
Verwitwete; höchster Anteil an Geschiedenen im
Milieuvergleich.
❯ Meist niedrige Bildungsabschlüsse (Hauptschule
mit oder ohne Lehre).
❯ Über die Hälfte ist nicht erwerbstätig (Rentnerinnen, Rentner und Arbeitslose); unterdurchschnittlicher Anteil an voll Berufstätigen, häufig
Mini-Jobs; stark überdurchschnittlicher Anteil an
Angestellten, hoher Anteil an Arbeiterinnen und
Arbeitern.
❯ Jüngere bis mittlere Altersgruppen: Schwerpunkt
bis 50 Jahre; Durchschnitt: 45 Jahre.
❯ Niedrige Haushaltsnettoeinkommen.
❯ Hoher Anteil an Ledigen; nur jede und jeder Zweite
hat Kinder.
Nostalgisch-Bürgerliches Milieu
❯ Alle Bildungsabschlüsse vertreten.
❯ Überwiegend voll oder teilweise berufstätig; leicht
überdurchschnittlicher Anteil an Selbständigen;
in der Regel Facharbeiterinnen und Facharbeiter
oder mittlere Angestellte; überdurchschnittlicher
Anteil an Arbeitslosen.
❯ Alle Einkommensklassen.
Prekäres Milieu
Das Prekäre Milieu repräsentiert die um Orientierung
und Teilhabe bemühte untere Gesellschaftsschicht,
die danach strebt, den gleichen Lebensstandard wie
die breite Mitte zu erreichen und sich oft abgehängt
fühlt. In diesem Milieu häufen sich soziale Benachteiligungen, Ausgrenzungserfahrungen und Verbitterung. Viele Angehörige dieser Lebenswelt leben
in sozial und finanziell schwierigen Verhältnissen,
versuchen aber, das Bild des normalen Durchschnittsbürgers (für sich selbst und nach außen) zu wahren.
Und viele fühlen sich aufgrund einer Reihe von
Defiziten (fehlende Ausbildung, Krankheit, familiäre
Probleme, Arbeitslosigkeit) als Benachteiligte – ohne
eigene Schuld. Verbreitet ist auch die Wahrnehmung,
als Opfer des globalen Wandels und der neoliberalen
Reformen unverschuldet ausgeschlossen zu werden.
Das Nostalgisch-Bürgerliche Milieu ist die harmonieorientierte (untere) Mitte, die nach gesicherten
Verhältnissen und einem angemessenen Status strebt.
Diese Gruppe fühlt sich durch den wahrgenommenen
Verlust gelernter Regeln und Gewissheiten zusehends
überfordert, was zu einer rückwärtsgewandten Sehnsucht nach den „guten alten Zeiten“ führt. Typisch ist
das Selbstverständnis als gutbürgerliche Mitte, die
von den tonangebenden Eliten zunehmend vernachlässigt wird. Das Nostalgisch-Bürgerliche Milieu sieht
sich als Rückgrat der Gesellschaft: vernünftig, verläss
lich und loyal, leistungs- und anpassungsbereit, realistisch und vorsorgend. Typisch ist das Streben nach geordneten Verhältnissen, nach Harmonie, Balance und
Sicherheit – beruflich wie privat. Die Erfüllung im
Leben bedeutet privates Glück, Geborgenheit in einer
(intakten) Familie und Eingebundensein in die lokale
Nahwelt mit einem verlässlichen und akzeptierenden
Netzwerk von Freunden, Nachbarn und Vereinen.
Soziodemographische Merkmale:
❯ Frauen leicht überrepräsentiert.
❯ Mittlere Altersgruppe und Ältere ab 50 Jahren
überrepräsentiert; Durchschnitt: 56 Jahre.
❯ Hauptsächlich mittlere Bildungsabschlüsse; geringer Akademikeranteil.
❯ Hoher Anteil an Verheirateten mit Kindern, die
häufig jedoch schon ausgezogen sind; leicht über-
25
Naturbewusstsein 2021 > Einführung
durchschnittlicher Anteil an Geschiedenen und
Verwitweten.
❯ Überwiegend voll berufstätig oder bereits im
Ruhestand; überdurchschnittlicher Anteil an
Facharbeiterinnen und Facharbeitern.
❯ Untere bis mittlere Einkommensklassen.
Traditionelles Milieu
Das Traditionelle Milieu hat seinen Schwerpunkt in
der Sicherheit und Ordnung liebenden älteren Generation und ist verhaftet in der kleinbürgerlichen Welt,
also in der traditionellen Arbeiterkultur. Typisch ist
das Selbstbild als rechtschaffene kleine Leute. Im Zuge
fortschreitender gesellschaftlicher Modernisierung
setzt sich bei den Milieuangehörigen zunehmend das
Gefühl des Abgehängtseins durch.
Die Angehörigen des Traditionellen Milieus haben ein
hierarchisches, von Konformität und traditionellen
Moralvorstellungen geprägtes Weltbild. Sie sind, so
ihr Selbstbild, „die kleinen Leute“, rechtschaffen und
bodenständig – aber durch die gesellschaftliche Modernisierung zunehmend an den Rand gedrängt. Die
Folgen sind: Resignation und Rückzug in die eigene
Nische (Heim, Familie, Gemeinde). Traditionelle sind
Kritikerinnen und Kritiker des Sittenverfalls (der zu
„lockeren Moral“), des umsichgreifenden Anspruchsdenkens und der Überfremdung. Auch werfen sie
einen skeptischen Blick auf Globalisierung und Diversity. Die neue Nachhaltigkeitsnorm findet hingegen
(in der milieutypischen Form von Anspruchslosigkeit
und Sparsamkeit) zunehmend Akzeptanz.
Soziodemographische Merkmale:
❯ Frauen überrepräsentiert.
❯ Das älteste Milieu: Schwerpunkt im Alterssegment
ab 75 Jahre; Durchschnitt: 70 Jahre.
❯ Kaum Erwerbstätige, viele Rentnerinnen und
Rentner und Verwitwete.
❯ Meist niedrige Formalbildung (Grundschule/
Hauptschule).
❯ Kleine bis mittlere Einkommen.
26
1.3 Erläuterungen zur Broschüre
In den folgenden fünf Kapiteln werden die Befragungsergebnisse der Naturbewusstseinsstudie 2021
präsentiert. Zentrale Befunde sind in Diagrammen
und Tabellen dargestellt. Bei Fragestellungen mit
einer mehrstufigen Antwortskala sind alle Antwortkategorien abgebildet. Dabei handelt es sich überwiegend um vierstufige und fünfstufige Skalen: Die
ersten beiden Kategorien geben den Grad der Zustimmung an (zum Beispiel „trifft voll und ganz zu“/„trifft
eher zu“), die letzten beiden Stufen bilden den Grad
der Ablehnung ab („trifft eher nicht zu“/„trifft überhaupt nicht zu“). Bei einer fünfstufigen Skala bringt
die mittlere Kategorie („teils, teils“) zum Ausdruck,
dass die oder der Befragte unentschieden ist. Gegebenenfalls wird die Kategorie „weiß nicht/keine Angabe“
aufgeführt.
Bei den Prozentwerten wurde aus Gründen der
besseren Lesbarkeit und Verständlichkeit auf die
Angabe von Dezimalstellen verzichtet und die Werte
auf ganze Zahlen gerundet. Wenn die Summe der
verschiedenen Werte aller Antwortkategorien dabei
mehr oder weniger als 100 Prozent ergab, wurde eine
Anpassung von maximal 1,4 Prozentpunkten bei der
Kategorie „weiß nicht/keine Angabe“ vorgenommen.
In sehr seltenen Fällen reichte dieses Vorgehen nicht
aus, sodass zusätzlich der höchste Wert geringfügig
angepasst wurde.
Der Datensatz wurde nach Unterschieden im Antwortverhalten verschiedener Bevölkerungsgruppen
untersucht. Dabei berücksichtigt wurden die folgenden soziodemographischen Merkmale der Befragten:
Geschlecht, Alter (18 bis 29 Jahre, 30 bis 49 Jahre, 50
bis 65 Jahre, 66 Jahre und älter), formales Bildungsniveau (niedrig, mittel, hoch)20 und Haushaltsnettoeinkommen (bis 999 Euro, 1.000 bis 1.999 Euro, 2.000 bis
3.499 Euro, ab 3.500 Euro). Für eine Auswertung nach
Milieuzugehörigkeit wurde – wie in Kapitel 1.2 beschrieben – der Sinus-Milieuindikator in den Fragenkatalog aufgenommen. Signifikante Unterschiede sind
im Fließtext erläutert. Zusätzlich wurden besonders
interessante Befunde graphisch in Abbildungen oder
Tabellen aufbereitet.
Zur Überprüfung der statistischen Signifikanz von
Befragungsergebnissen wurden etablierte Testverfahren der empirischen Sozialforschung verwendet. Unterschiede im Antwortverhalten von Bevölkerungsgruppen wurden mittels Chi-Quadrat-Test überprüft
(siehe Sedlmeier 2013, Eid 2013 oder Janssen und Laatz
2010). Diesem liegt ein für sozialwissenschaftliche
Zwecke übliches Konfidenzintervall von 95 Prozent
(über- respektive unterrepräsentiert) oder 99 Prozent
Naturbewusstsein 2021 > Einführung
(stark über- respektive unterrepräsentiert) zu Grunde.
Demnach werden Merkmale als überrepräsentiert
(überdurchschnittlich) oder unterrepräsentiert (unterdurchschnittlich) in der Stichprobe interpretiert,
wenn die Wahrscheinlichkeit dafür bei mindestens 95
Prozent liegt. Als stark überrepräsentiert oder stark
unterrepräsentiert werden Merkmale betrachtet,
wenn eine Wahrscheinlichkeit von 99 Prozent angesetzt werden kann. In den Abbildungen und Tabellen sind die Über- und Unterrepräsentanzen farbig
markiert und in der Legende beschrieben. Dabei ist
zu berücksichtigen, dass die Ergebnisse von Signifikanztests auch von der untersuchten Gruppengröße
abhängig sind. Je größer die untersuchte Gruppe (zum
Beispiel Personen mit hohen Bildungsabschlüssen),
desto eher lässt sich die Signifikanz auch schwacher
Über- oder Unterrepräsentanzen nachweisen (siehe
Janssen und Laatz 2010, Seite 276). Aus diesem Grund
kann es in Einzelfällen vorkommen, dass identische
Zahlenwerte als unterschiedlich stark über- oder
unterrepräsentiert dargestellt werden.
Bei Zeitreihen, also bei Fragestellungen, die sich in
jeder Studie wiederholen, wurden parametrische
(t-Tests) und nicht-parametrische Testverfahren
(Mann-Whitney-Test) herangezogen, um die Signifikanz der Veränderung im Zeitverlauf zu untersuchen.
Der Grad der Zustimmung zu einer Frage ebenso wie
die Häufigkeit des Auftretens eines Merkmals in einer
Bevölkerungsgruppe wurden – wie oben beschrieben
– farbig markiert und in der Legende erklärt. Außerdem wurden auch die Ziffern farblich angepasst: Bei
überrepräsentierten Werten und Zustimmungen (zum
Beispiel „trifft voll und ganz zu“/„trifft eher zu“) sind
die Ziffern schwarz gehalten, bei unterrepräsentierten
Werten und Ablehnungen („trifft eher nicht zu“/„trifft
überhaupt nicht zu“) sind die Ziffern weiß markiert.
Damit können auch bei einem Schwarz-Weiß-Ausdruck alle Einfärbungen voneinander unterschieden
werden. Bei den Milieugraphiken werden die Überschneidungsflächen zwischen zwei Milieus in der
Farbe desjenigen Milieus markiert, das den höheren
Prozentwert der darzustellenden Antwortkategorie
aufweist. Abbildungen, die neben den Ergebnissen
der Erwachsenenbefragung auch die Ergebnisse der
Jugendbefragung präsentieren, sind entsprechend
gekennzeichnet. Dabei werden „Jugendliche“ als jene
Personen bezeichnet, die zwischen 14 und 17 Jahre alt
sind. Personen ab 18 Jahren werden in vorliegendem
Bericht als „Erwachsene“ verstanden.
Ein Überblick über das Antwortverhalten der Erwachsenenbevölkerung kann der Grundauszählung im
Anhang entnommen werden. Es sind dort alle abgefragten Themen in der Reihenfolge, wie sie im Fragebogen angeordnet waren, in Tabellenform aufgeführt.
Vertiefende Analysen der Jugendbefragung werden in
einem gesonderten Bericht des BfN publiziert.
Ein wissenschaftlicher Abschlussbericht mit vertiefenden Analysen zum Vergleich des bisherigen und
neuen Gesellschaftsindikators „Bewusstsein für biologische Vielfalt“ ist für den Frühling 2023 vorgesehen.
Diese Broschüre sowie die Vorgängerstudien und die
jeweiligen Vertiefungsberichte stehen auf www.bfn.de/
naturbewusstsein zum Download bereit. In englischer
Fassung ist die Basisdatenbroschüre im Frühling 2023
unter www.bfn.de/en/nature-awareness abrufbar.
27
Naturbewusstsein 2021 > Am Limit
2 Am Limit – Wahrnehmung von Belastungsgrenzen
der Erde und Veränderungen von Natur und Landschaft
1972 erschien der erste Bericht des 1968 gegründeten Club of Rome. Seine deutsche Ausgabe trug den
Titel „Grenzen des Wachstums“, und dieses seinerzeit
viel beachtete Buch kann als ein Meilenstein für ein
globales Natur- und Umweltbewusstsein betrachtet
werden. 21 Mithilfe von Computermodellen wurde
erstmals aufgezeigt, dass unbegrenztes Wirtschaftsund Bevölkerungswachstum zu immer mehr Umweltproblemen führen und die Ressourcenbasis
der Menschheit aufzehren würde. Für Mitte des 21.
Jahrhunderts wurde eine massive Krise prognostiziert. Das Buch löste eine kontroverse Debatte aus und
wurde, weil es den Wachstumsoptimismus der Nachkriegszeit infrage stellte, auch heftig angegriffen.
Heute, ein halbes Jahrhundert später, führen uns
Klimakrise und globaler Biodiversitätsverlust die
Begrenztheit und Verletzlichkeit des Planeten sehr
deutlich vor Augen. Wir leben im Zeitalter des „Anthropozän“ (siehe Ellis 2020). Zu seinen Kennzeichen
gehört, dass wir dabei sind, vielfache Belastungsgrenzen planetarer Ökosysteme zu überschreiten oder dies
bereits getan haben.
In den letzten Jahren wurde von einer interdisziplinären Wissenschaftsgemeinschaft ein Ansatz entwickelt, der diese planetaren Belastungsgrenzen genauer
betrachtet und zu quantifizieren versucht. Das Konzept der Planetaren Grenzen (planetary boundaries)
wurde durch Rockström et al. (2009) formuliert und
durch Steffen et al. (2015) weiterentwickelt. Die planetaren Grenzen betreffen biologische, chemische und
physikalische Prozesse des Erdsystems. Bezugsperiode
des Konzepts ist der historische Erdsystemzustand
des Holozäns. 22 Mit dem Verlassen dieses Zustands
sind Risiken verbunden, weil sogenannte Kipppunkte
des Erdsystems erreicht werden, oder weil es zu sich
aufschaukelnden Prozessen kommt (siehe Dittrich
et al. 2021 für eine genauere Erläuterung). In diesem
Konzept werden neun übergreifende Bereiche des
Erdsystems betrachtet, die alle voneinander abhängig
sind und sich gegenseitig beeinflussen können (siehe
Folke et al. 2021, Lade et al. 2019 und Rockström et
al. 2021). Vier davon wurden bereits ausgereizt oder
gänzlich überschritten: Vor allem in den Bereichen
genetische Vielfalt und des Phosphor- und Stickstoffkreislaufs wurden die planetaren Grenzen bereits stark
überschritten, aber auch die Bereiche des Klima- und
Landnutzungswandels haben den sicheren Hand-
28
lungsraum mittlerweile verlassen. Dadurch steigt
die Gefahr, dass die Stabilität der Ökosysteme und
damit die Lebensgrundlage der Menschen nachhaltig
gefährdet wird.
Der Begriff „planetare Grenzen“ könnte den Eindruck
erwecken, die Lage sei weltweit schlimm, aber in
Deutschland sei „alles in Ordnung“. Das ist jedoch
nicht der Fall. So sind die Funktionsfähigkeit der
Biosphäre und der Zustand der Biodiversität in Europa
teilweise sehr bedenklich, insbesondere was die Artenvielfalt anbelangt (siehe EEA 2019 und IPBES 2021).
Auch in Deutschland sind die Bereiche Artenvielfalt
und Landschaftsqualität, gefährdete Arten, Erhaltungszustand von Lebensräumen und der ökologische
Gewässerzustand weit bis sehr weit vom Zielzustand
entfernt (siehe BMU 2021). Das betrifft auch den
Insektenbestand. Insekten sind die artenreichste
Gruppe aller Lebewesen und stellen gut 70 Prozent der
Tierarten weltweit. Damit sind sie ein wesentlicher
Bestandteil der Biodiversität und finden sich in nahezu jedem Lebensraum.
Bei Erhebungen in 63 deutschen Schutzgebieten
zwischen 1989 und 2016 wurde ein Rückgang von
76 Prozent (im Hochsommer bis zu 82 Prozent) der
Fluginsekten-Biomasse festgestellt (siehe Hallmann et
al. 2017). Auch wenn mit dieser Methode die Artenzusammensetzung nicht direkt erfassbar ist, kann
sie im Zusammenhang mit anderen Untersuchungen
doch zeigen, dass in den vergangenen Jahrzehnten
die Anzahl der Insektenarten in Deutschland deutlich abgenommen hat (siehe Scherber et al. 2017). Die
vom Bundesamt für Naturschutz (siehe BfN 2022)
veröffentlichten Roten Listen der gefährdeten Tier-,
Pflanzen- und Pilzarten in Deutschland belegen diese
negative Entwicklung für mehr als 3.000 Insektenarten
(laut Einschätzungen von Expertinnen und Experten).
Auch die Rote Liste der Biotoptypen zeigt die negative
Entwicklung von Lebensräumen in Deutschland an,
die für Insekten lebensnotwendig sind (siehe BfN 2017).
Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, inwiefern diese Entwicklungen den Menschen in Deutschland bewusst sind. Daher wird in der vorliegenden
Studie danach gefragt, ob und wie Natur- und Landschaftsveränderungen wahrgenommen werden und
wie die Menschen die Entwicklung der Biodiversität
in Deutschland einschätzen. Dabei wird explizit auch
Naturbewusstsein 2021 > Am Limit
Jahren stark aufgegriffenes Thema. Dies könnte eine
Begründung dafür sein, dass der Zustand der Meere
bei der Bevölkerung noch vor dem Klima als besorgniserregend gilt: 36 Prozent der Befragten halten den
Zustand der Meere für „sehr bedenklich und instabil“,
weitere 35 Prozent für „eher bedenklich“ (siehe Abbildung 2). 23
nach der Wahrnehmung der Entwicklung des Insektenbestandes in Deutschland gefragt. Das eingangs
vorgestellte Konzept der planetaren Grenzen stellt den
Ausgangspunkt und konzeptionellen Rahmen dar, um
spezifischer nach der Wahrnehmung von Facetten der
Biodiversitätskrise zu fragen (zum Beispiel: Zustand
der Meere, Klima, Lebensräume, Luftqualität).
Im Vergleich der Bereiche Klima und Artenvielfalt
allerdings wird der Klimawandel für problematischer
gehalten als der Verlust von Lebensräumen und Arten:
33 Prozent der Befragten sehen den Zustand des Klimas als „sehr bedenklich und instabil“, weitere 34 Prozent als „eher bedenklich“. Der Zustand der Lebensräume und der Artenvielfalt wird von 26 Prozent für
„sehr bedenklich und instabil“ gehalten, von weiteren
39 Prozent für „eher bedenklich“. Auch in diesem Fall
dürfte die stärkere mediale und politische Präsenz des
Klimathemas im Vergleich zum Thema Biodiversität
verantwortlich sein.
2.1 Befindet sich die Erde in einem
stabilen Zustand?
Der Zustand der Meere ist die größte planetare Sorge
der Menschen in Deutschland.
Aus vorangegangenen Naturbewusstseinsstudien (siehe insbesondere BMU und BfN 2018) wissen wir, dass
sich die Menschen große Sorgen um die Verschmutzung der Weltmeere, beispielsweise durch Plastikmüll, machen – ein in den Massenmedien vor einigen
Abbildung 2: Wahrnehmung der planetaren Grenzen bei Erwachsenen
Die Erde bietet viele Ressourcen und Lebensgrundlagen, die für das Wohlergehen der Menschen verlässlich und in ausreichender
Menge vorhanden sein müssen. Die Stabilität dieser Lebensgrundlagen ist auch notwendig, um Belastungen der Natur durch
den Menschen ausgleichen zu können. Bitte bewerten Sie, ob die weltweite Situation in folgenden Bereichen sehr bedenklich und
instabil, eher bedenklich, teils/teils, eher nicht bedenklich oder gar nicht bedenklich und stabil ist.
sehr bedenklich und instabil --
teils / teils 0
gar nicht bedenklich und stabil ++
eher bedenklich -
eher nicht bedenklich +
kann ich nicht beurteilen / keine Angabe X
Zustand der Meere
--
-
0
+ ++
36
35
19
7 21
33
Klima
Lebensräume und Artenvielfalt
34
26
Fähigkeit der Erde zum Ausgleich
menschlicher Belastungen, zum Beispiel
durch Chemie und künstliche Stoffe
24
Ozonschicht
23
Landnutzung und Flächenverbrauch,
zum Beispiel durch Agrar- und
Holzwirtschaft, Siedlungen und Verkehr
Kreisläufe in der Natur, zum Beispiel
der Austausch natürlicher Stoffe
zwischen Luft, Wasser und Boden
39
35
35
16
8
24
7 22
24
36
31
21
9
3 4
10
4 4
25
10
31
3 4
13
33
33
14
4 3
Luftqualität
13
34
32
13
3 5
Trinkwasserzugang
12
0
31
10
20
30
40
50
60
6
15
32
70
80
90
X
4
100
Angaben in Prozent
29
Naturbewusstsein 2021 > Am Limit
liegt bei sechs Prozent im Bereich Trinkwasserzugang.
Vor diesem Hintergrund haben die Menschen in der
Naturbewusstseinsstudie 2021 die Frage „Befindet
sich die Erde in einem stabilen Zustand?“ mit einem
eindeutigen „Nein“ beantwortet.
Die Fähigkeit der Erde zum Ausgleich menschlicher
Belastungen, etwa durch Chemie und künstliche Stoffe, sehen 24 Prozent als „sehr bedenklich und instabil“,
weitere 35 Prozent als „eher bedenklich“. Ähnlich
verhält es sich mit der Ozonschicht: Von 23 Prozent
wird sie als „sehr bedenklich und instabil“ eingestuft,
von weiteren 35 Prozent als „eher bedenklich“.
Frauen betrachten den Zustand der Erde insgesamt
etwas häufiger mit Sorge als Männer. Beispielsweise
wird das Klima von 71 Prozent der Frauen als sehr
oder eher bedenklich wahrgenommen, bei den Männern sind es 63 Prozent. Im Altersvergleich fällt auf,
dass die 18- bis 29-Jährigen in vier der neun abgefragten Bereiche – Weltmeere, Ausgleich menschlicher
Belastungen, Ozonschicht und Trinkwasser – den
Zustand der Erde unterdurchschnittlich häufig als
sehr oder eher bedenklich einstufen (siehe Tabelle 1).
Die Unterschiede sind jedoch nicht groß, vielmehr
zeigt sich eine generationenübergreifende Einhelligkeit der Besorgnis. Auch die Unterschiede beim
Einkommen sind nur vereinzelt statistisch relevant:
Befragte mit hohem Haushaltsnettoeinkommen
(über 3.500 Euro) sind in den Bereichen Meere, Klima
und Landnutzung/Flächenverbrauch etwas häufiger
Weiter hinten in der Belastungswahrnehmung rangieren Landnutzung und Flächenverbrauch („sehr bedenklich und instabil“: 16 Prozent, „eher bedenklich“:
36 Prozent), die Luftqualität („sehr bedenklich und
instabil“: 13 Prozent, „eher bedenklich“: 34 Prozent),
natürliche Kreisläufe („sehr bedenklich und instabil“:
13 Prozent, „eher bedenklich“: 33 Prozent) und der
Trinkwasserzugang („sehr bedenklich und instabil“:
zwölf Prozent, „eher bedenklich“: 31 Prozent).
Insgesamt fällt auf, dass der Zustand des Erdsystems
in keinem der abgefragten Bereiche auch nur ansatzweise von einer Mehrheit der Befragten als „gar nicht
bedenklich und stabil“ eingeschätzt wird. Der maximale Zustimmungswert für diese Antwortkategorie
Tabelle 1: Wahrnehmung der planetaren Grenzen bei Erwachsenen nach Geschlecht, Alter, Bildung
und Einkommen
Bitte bewerten Sie, ob die weltweite Situation in folgenden Bereichen sehr bedenklich und instabil, eher bedenklich, teils/teils,
eher nicht bedenklich oder gar nicht bedenklich und stabil ist.
Antwortkategorie:
„sehr/eher bedenklich“
W
Alter (Jahre)
30 bis 50 bis über
niedrig mittel hoch
49
65
65
Ø
M
Zustand der Meere
71
↓ 67
75 ↑ ↓ ↓ 64
71
75 ↑
71
↓ ↓ 65
Klima
67
↓ 63
71 ↑
63
66
69
70
64
Lebensräume und Artenvielfalt
65
↓ 61
69 ↑
60
66
69
63
↓ ↓ 59
Fähigkeit der Erde zum Aus
gleich menschlicher Belastun
gen, zum Beispiel durch Chemie
und künstliche Stoffe
59
↓ ↓ 54
64 ↑ ↑ ↓ 52
59
65 ↑ ↑
57
Ozonschicht
58
↓ 54
62 ↑ ↓ 51
55
64 ↑ ↑
Landnutzung und Flächenver
brauch, zum Beispiel durch Agrarund Holzwirtschaft, Siedlungen
und Verkehr
52
50
54
47
54
Kreisläufe in der Natur, zum
Beispiel der Austausch natür
licher Stoffe zwischen Luft,
Wasser und Boden
47
↓ 44
51 ↑
45
Luftqualität
46
↓ 40
50 ↑
Trinkwasserzugang
43
41
46
bis 29
Haushaltsnetto
einkommen (Euro)
Bildung
Angaben in Prozent
stark überrepräsentiert ↑ ↑
30
Durch
Geschlecht
schnitt
bis
999
1.000 2.000 3.500
bis
bis
und
1.999 3.499 mehr
75 ↑
75 ↑
69
71
69
76 ↑
69
70
65
65
66
71 ↑
69 ↑
67
63
63
65
69
55
62
60
63
59
56
62
58
57
61
56
54
59
58
59
53
51
↓ ↓ 45
55
56 ↑
51
51
50
58 ↑
47
48
48
45
49
49
43
49
45
51
44
45
50
45
42
50 ↑
46
49
47
45
47
↓ 37
44
47
43
↓ 39
48 ↑
43
43
43
43
44
überrepräsentiert ↑
unterrepräsentiert ↓
stark unterrepräsentiert ↓ ↓
Naturbewusstsein 2021 > Am Limit
Tabelle 2: Wahrnehmung der planetaren Grenzen bei Erwachsenen nach Milieus
Bitte bewerten Sie, ob die weltweite Situation in folgenden Bereichen sehr bedenklich und instabil, eher bedenklich, teils/teils,
eher nicht bedenklich oder gar nicht bedenklich und stabil ist.
Ø = Durchschnitt
PER = Performer
ADA= Adaptiv-Pragmatische Mitte
NOB = Nostalgisch-Bürgerliche
KOG = Konservativ-Gehobene
EPE = Expeditive
HED = Konsum-Hedonisten
TRA = Traditionelle
PMA = Postmaterielle
NÖK = Neo-Ökologische
PRE = Prekäre
Antwortkategorie:
„sehr/eher bedenklich“
Ø
KOG
PMA
PER
EPE
NÖK
ADA
HED
PRE
NOB
TRA
Angaben in Prozent
Zustand der Meere
71
81 ↑ ↑
91 ↑ ↑
70
77
72
↓ ↓ 57
↓ ↓ 46
↓ 64
73
73
Klima
67
77 ↑ ↑
84 ↑ ↑
70
81 ↑ ↑
68
↓ ↓ 57
↓ ↓ 38
↓ ↓ 58
↓ 60
72
Lebensräume und Artenvielfalt
65
73 ↑ ↑
81 ↑ ↑
62
73 ↑
71
↓ ↓ 55
↓ ↓ 34
62
68
63
Fähigkeit der Erde zum Ausgleich menschlicher
Belastungen, zum Beispiel durch Chemie und
künstliche Stoffe
59
69 ↑ ↑
75 ↑ ↑
54
67 ↑
63
↓ ↓ 51
↓ ↓ 32
55
58
60
Ozonschicht
58
68 ↑ ↑
70 ↑ ↑
56
64
58
↓ ↓ 48
↓ ↓ 35
59
57
61
Landnutzung und Flächenverbrauch, zum
Beispiel durch Agrar- und Holzwirtschaft, Sied
lungen und Verkehr
52
63 ↑ ↑
68 ↑ ↑
46
57
60 ↑
48
↓ ↓ 26
46
51
51
Kreisläufe in der Natur, zum Beispiel der Aus
tausch natürlicher Stoffe zwischen Luft, Wasser
und Boden
47
60 ↑ ↑
56 ↑ ↑
48
57 ↑ ↑
51
43
↓ ↓ 27
41
↓ 40
45
Luftqualität
46
55 ↑ ↑
57 ↑ ↑
42
54 ↑
57 ↑ ↑
44
↓ ↓ 26
43
42
40
Trinkwasserzugang
43
53 ↑ ↑
57 ↑ ↑
42
50 ↑
48
39
↓ ↓ 20
40
40
41
stark überrepräsentiert ↑ ↑
überrepräsentiert ↑
besorgt als der Durchschnitt. Im Bildungsvergleich
zeigen sich Unterschiede in den Bereichen Meere,
Lebensräume und Artenvielfalt, Landnutzung und
Flächenverbrauch sowie Trinkwasserzugang. Jeweils
sind es Befragte mit niedriger Formalbildung, die die
Situation unterdurchschnittlich häufig als sehr oder
eher bedenklich bewerten.
Postmaterielle und Konservativ-Gehobene sind
am stärksten für die Belastungsgrenzen der Erde
sensibilisiert.
Deutlicher als die soziodemographischen Unterschiede fallen die Milieuunterschiede aus: Über alle
abgefragten planetaren Grenzen hinweg sehen die
nachhaltigkeitsorientierten Postmateriellen und die
verantwortungsbewussten Konservativ-Gehobenen
den Zustand der Erde weit überdurchschnittlich
häufig mit (großer) Besorgnis. Den Zustand der Meere
etwa stufen 91 Prozent der Postmateriellen und 81
Prozent der Konservativ-Gehobenen als sehr oder
eher bedenklich ein. Auch die kosmopolitisch orientierten Expeditiven befinden den Zustand der Erde
in einigen Bereichen überdurchschnittlich häufig
unterrepräsentiert ↓
stark unterrepräsentiert ↓ ↓
für besorgniserregend. Das gilt insbesondere für die
Bereiche Klima (sehr/eher bedenklich: 81 Prozent,
Durchschnitt: 67 Prozent) und Kreisläufe in der Natur
(sehr/eher bedenklich: 57 Prozent, Durchschnitt: 47
Prozent). Das junge Milieu der Neo-Ökologischen
sorgt sich überdurchschnittlich häufig um die Bereiche Landnutzung und Flächenverbrauch (sehr/eher
bedenklich: 60 Prozent, Durchschnitt: 52 Prozent)
sowie Luftqualität (sehr/eher bedenklich: 57 Prozent,
Durchschnitt: 46 Prozent). Hierbei handelt es sich
stärker um „lokale“ Themen, die in diesem Milieu
offenbar mehr Beachtung finden als in anderen.
Menschen mit einer erlebnisorientierten, konsumhedonistischen Werteausrichtung sind im Vergleich
zu den anderen sozialen Milieus am wenigsten für die
Belastungsgrenzen der Erde sensibilisiert. Beispielsweise betrachten in diesem Milieu nur 38 Prozent
den Zustand des Klimas als sehr oder eher bedenklich
– das sind 29 Prozentpunkte weniger als im Durchschnitt. Zwar nehmen auch die Angehörigen der
sozial benachteiligten Lebenswelt mit Blick auf Klima
und Meere unterdurchschnittlich häufig problematische Belastungen wahr, ihre Einschätzungen liegen
31
Naturbewusstsein 2021 > Am Limit
2.2 Wahrnehmung von Natur- und
Landschaftsveränderungen
aber weit weniger vom Bevölkerungsdurchschnitt
entfernt als in der Gruppe mit stark konsum-hedonistisch orientierten Werten. Außerdem zeigen die
Angehörigen der sozial benachteiligten Lebenswelt in
allen anderen Bereichen der planetaren Grenzen ein
durchschnittliches Antwortmuster. Die These, dass
eine prekäre soziale Lage die Menschen daran hindern
würde, globale Belastungsgrenzen nicht wahrzunehmen oder als nicht bedenklich einzuschätzen, trifft
hier also nicht zu.
Mehrheitlich wird eine überwiegende Verschlechterung des Zustands von Natur und Landschaft in
Deutschland wahrgenommen.
Siedlungswachstum, landwirtschaftlicher Strukturwandel, Infrastrukturausbau – in den beiden vergangenen Jahrzehnten haben sich die Landschaften
in Deutschland verändert. Und die Mehrheit der
Deutschen scheint solche Veränderungen auch wahrzunehmen. Dabei geben 50 Prozent an, der Zustand
von Natur und Landschaft habe sich in den letzten 20
Jahren überwiegend verschlechtert, während sieben
Prozent eher eine Verbesserung wahrnehmen. Keine
wesentlichen Veränderungen sehen 37 Prozent, weitere sechs Prozent können keine Angabe machen.
Bei der stark durch Nützlichkeitsdenken zu charakterisierenden Adaptiv-Pragmatischen Mitte zeigt sich:
Während sie bei lebensweltlich „näheren“ Themen
wie Luftqualität oder Trinkwasserversorgung durchschnittliche Bedenklichkeitswerte aufweist, gibt sie
sich bei den explizit globalen Themen wie Weltmeere
oder Klima eher zurückhaltend besorgt. Das Antwortverhalten der Nostalgisch-Bürgerlichen, die sich
selbst als gut bürgerliche Mitte und Rückgrat der
Gesellschaft sehen, fällt nur in den Bereichen Klima
und natürliche Kreisläufe auf. Jeweils betrachten sie
die Situation etwas weniger häufig als sehr oder eher
bedenklich.
Besonders interessant ist diese Frage im Zeitvergleich,
denn in der Naturbewusstseinsstudie 2011 gaben
noch 49 Prozent der Befragten an, in den vergangenen
20 Jahren keine Veränderung im Zustand von Natur
und Landschaft bemerkt zu haben. Seinerzeit waren
nur 27 Prozent der Ansicht, in ihrer Region habe sich
der Zustand von Natur und Landschaft verschlechtert.
13 Prozent nahmen eine Verbesserung wahr. Elf Pro-
Abbildung 3: Wahrnehmung des Natur- und Landschaftswandels der Erwachsenenbevölkerung nach Milieus
Würden Sie sagen, dass sich der Zustand von Natur und Landschaft in Ihrer Umgebung in den letzten 20 Jahren im Großen und
Ganzen verbessert hat, gleichgeblieben ist oder verschlechtert hat?
Soziale Lage
„überwiegend verschlechtert“
Oberschicht /
Obere Mittelschicht
Mittlere
Mittelschicht
0
0
Traditionelles
Milieu
54 %
NostalgischBürgerliches
Milieu
54 %
Prekäres Milieu
50 %
Tradition
stark überrepräsentiert ++
32
-AdaptivPragmatische
Mitte
41 %
0
Untere Mittelschicht /
Unterschicht
Grundorientierung
++
Postmaterielles
Milieu
69 %
++
KonservativGehobenes
Milieu
63 %
Milieu der
Performer
42 %
0
-KonsumHedonistisches
Milieu
27 %
Modernisierung
durchschnittlich 0
0
Expeditives
Milieu
50 %
unterrepräsentiert -
NeoÖkologisches
Milieu
44 %
Durchschnitt = 50 %
Neuorientierung
stark unterrepräsentiert --
Naturbewusstsein 2021 > Am Limit
ahrgenommene Verschlechterung des Zustands von Natur und Landschaft in der
Abbildung 4: W
Wahrgenommene
Erwachsenenbevölkerung
E
rwachsenenbevölkerung
Was genau hat sich verschlechtert? (Offene Abfrage)
Klima/Wetter
30
Pflanzen/Bäume/Wälder
23
Landschaft/Natur-/Landschaftsobjekte
22
Natur-/Umweltkatastrophen
17
Tiere/Lebewesen
16
Luft/Luftqualität
14
Meere/Ozeane
10
Umwelt/Natur
8
Landwirtschaft
7
Wasser/Wasserqualität
4
Gewässer/Seen
2
Sonstiges
18
Weiß nicht/keine Angabe
11
0
10
20
30
40
50
60
Basis: nur Personen, die zuvor angaben, der Zustand von Natur und Landschaft habe sich verschlechtert
zent konnten keine Meinung abgeben. Damit hat die
Wahrnehmung einer Verschlechterung des Zustands
von Natur und Landschaft in Deutschland im Zeitvergleich deutlich zugenommen.
Eine überwiegende Verschlechterung des Zustands
von Natur und Landschaft sehen überdurchschnittlich
viele Frauen (54 Prozent), Befragte mit mittlerer Formalbildung (55 Prozent) und Befragte mit niedrigem
Haushaltsnettoeinkommen (59 Prozent). Dass die 18bis 29-Jährigen eine Verschlechterung seltener wahrnehmen als der Bevölkerungsdurchschnitt (41 Prozent
gegenüber 50 Prozent im Durchschnitt), dürfte eine
Folge des gewählten Zeithorizonts (20 Jahre) sein.
Im Milieuvergleich sind es vor allem die problembewussten Postmateriellen und die nach Ordnung und
Bewahrung strebenden Konservativ-Gehobenen, die
der Ansicht sind, dass sich der Zustand von Natur und
Landschaft in der eigenen Umgebung in den letzten 20
Jahren verschlechtert hat (69 Prozent respektive 63 Prozent). Die moderne Businesselite (die Performer) und
der moderne Mainstream (die Adaptiv-Pragmatische
Mitte) sind unterdurchschnittlich häufig von einer
Verschlechterung überzeugt (42 Prozent respektive 41
Prozent). Noch deutlich zurückhaltender ist die auf
Spaß und Entertainment fokussierte (untere) Mitte. In
diesem Milieu sehen nur 27 Prozent eine Verschlechterung von Natur und Landschaft (siehe Abbildung 3).
70
80
90
100
Angaben in Prozent
Am häufigsten werden Probleme im Klima sowie im
Zustand von Wäldern und Landschaften gesehen.
In einer Folgefrage wurden diejenigen, die zuvor
angaben, Veränderungen von Natur und Landschaft
bemerkt zu haben, jeweils offen, das heißt ohne feste
Antwortkategorien, gefragt, was genau sich verbessert
oder verschlechtert hat.
Von den 165 Befragten, aus deren Sicht sich der
Zustand von Natur und Landschaft verbessert hat,
konnten 112 (72 Prozent) keine genauen Angaben
machen („weiß nicht“). Das deutet darauf hin, dass
sich die Wahrnehmung von Verbesserungen weniger
an spezifischen Erfahrungen festmacht, denn an allgemeineren Einschätzungen des Naturzustands. Die
meisten konkreten Antworten bezogen sich auf eine
Verbesserung der Gewässerqualität (fünf Prozent) und
eine höhere Luftqualität (vier Prozent).
Die 1.208 Personen, die eine überwiegende Verschlechterung des Zustands von Natur und Landschaft festgestellt haben, sehen die Probleme vor
allem im Klima (30 Prozent) sowie im Zustand von
Wäldern (23 Prozent) und Landschaften (22 Prozent)
(siehe Abbildung 4). Sorgen machen sich die Befragten
auch mit Blick auf Natur- und Umweltkatastrophen
(17 Prozent), die Abnahme der Artenvielfalt (16 Prozent), die geringere Luftqualität (14 Prozent) und den
33
Naturbewusstsein 2021 > Am Limit
Deutschland häufiger der Ansicht, dass diese in den
letzten zehn Jahren abgenommen haben, als dass sie
gleich geblieben sind. Das gilt vor allem für Bienen
(wahrgenommene Abnahme: 70 Prozent, gleich
geblieben: 20 Prozent) und Schmetterlinge (Abnahme:
63 Prozent, gleich geblieben: 26 Prozent), aber auch für
Grünland (Abnahme: 49 Prozent, gleich geblieben: 38
Prozent) sowie für Säume und Blühstreifen (Abnahme: 44 Prozent, gleich geblieben: 36 Prozent). Dass
der Bestand der abgefragten Bestandteile von Agrarlandschaften zugenommen hat, glauben jeweils nur
wenige der Befragten (siehe Abbildung 5).
Zustand der Meere (zehn Prozent). Weitere Nennungen beziehen sich auf den Zustand von Umwelt/Natur
allgemein (acht Prozent), die landwirtschaftliche
Nutzung von Agrarflächen (sieben Prozent) sowie die
Wasser- und Gewässerqualität (vier Prozent respektive
zwei Prozent).
2.3 Einschätzung der Entwicklung
von Insekten und ihren Lebensräumen in Agrarlandschaften
Bei Abfrage der Einschätzung zur Entwicklung des
Bienenbestands wurde nicht zwischen Honig- und
Wildbienen unterschieden. Wie die Roten Listen
belegen (Westrich et al. 2011), sind insbesondere bei
den Wildbienen starke Rückgänge festzustellen. Es ist
allerdings anzunehmen, dass die Befragten bei ihrer
Einschätzung vor allem die Gefährdung der Honigbiene im Sinn hatten.
Die Veränderung der Agrarlandschaft und der landwirtschaftlichen Praxis ist eine Haupttriebkraft des
beobachteten Rückgangs von Insekten (siehe Hallmann et al. 2017, Seibold et al. 2019, Uhler et al. 2021).
Das ist Grund genug, nach der Wahrnehmung der
Entwicklung von Insekten und ihren Lebensräumen
in Agrarlandschaften zu fragen.
70 Prozent der Erwachsenenbevölkerung in
Deutschland glauben, dass der Bestand an Bienen
zurückgegangen ist.
Ob für diese Wahrnehmungen die eigene Beobachtung oder vielmehr die gesellschaftliche (mediale) Debatte ursächlich ist, kann hier nicht beurteilt werden,
im Zeitvergleich zeigt sich aber, dass die Wahrnehmung einer abnehmenden Entwicklung gewachsen
Bei allen hier abgefragten Elementen von Agrarlandschaften sind die Bürgerinnen und Bürger in
Einschätzung
inschätzung der
der Erwachsenenbevölkerung
Erwachsenenbevölkerungzur
zurEntwicklung
Entwicklungvon
vonBestandteilen
Bestandteilen
Abbildung 5: E
Agrarlandschaften im
der Agrarlandschaften
im Zeitvergleich
Zeitvergleich
Wie schätzen Sie die Entwicklung der folgenden Bestandteile von landwirtschaftlich genutzten Gebieten in den letzten
zehn Jahren ein? Bitte geben Sie jeweils an, ob Sie meinen, dass der Bestand eher zugenommen hat, etwa gleichgeblieben ist
oder eher abgenommen hat.
Der Bestand hat eher abgenommen. -
Der Bestand hat eher zugenommen. +
Der Bestand ist in etwa gleichgeblieben. 0
weiß nicht / kann ich nicht beurteilen X
Bienen
2021
2015
Grünland, wie Wiesen und Weiden
Säume und Blühstreifen, also
Flächen zwischen den Äckern oder
zwischen Äckern und Wegen
+
X
70
20
5
5
8
4
22
63
2015
26
55
2021
38
41
2021
4
32
49
2015
2015
0
66
2021
Schmetterlinge
-
45
44
7
8
5
7
6
11
13
36
3
7
Diese Aussage wurde 2015 nicht abgefragt.
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
Angaben in Prozent
34
Naturbewusstsein 2021 > Am Limit
Tabelle 3: Einschätzung der Erwachsenenbevölkerung zur Entwicklung von Insekten und ihren Lebensräumen
in Agrarlandschaften nach Milieus
Wie schätzen Sie die Entwicklung der folgenden Bestandteile von landwirtschaftlich genutzten Gebieten
in den letzten zehn Jahren ein?
Ø = Durchschnitt
PER = Performer
ADA= Adaptiv-Pragmatische Mitte
NOB = Nostalgisch-Bürgerliche
KOG = Konservativ-Gehobene
EPE = Expeditive
HED = Konsum-Hedonisten
TRA = Traditionelle
PMA = Postmaterielle
NÖK = Neo-Ökologische
PRE = Prekäre
Antwortkategorie:
„Der Bestand hat eher abgenommen.“
Ø
KOG
Bienen
70
72
Schmetterlinge
63
Grünland, wie Wiesen und Weiden
Säume und Blühstreifen, also Flächen zwischen
den Äckern oder zwischen Äckern und Wegen
PMA
PER
EPE
NÖK
ADA
85 ↑ ↑
68
71
67
↓ ↓ 60
66
82 ↑ ↑
63
64
62
49
53
63 ↑ ↑ ↓ ↓ 40
50
44
53 ↑ ↑
51 ↑
51 ↑
HED
PRE
NOB
TRA
↓ ↓ 56
71
74
74
↓ ↓ 50
↓ ↓ 41
60
68
65
55
↓ ↓ 38
42
50
55
47
42
↓ 37
↓ ↓ 32
38
45
44
Angaben in Prozent
stark überrepräsentiert ↑ ↑
überrepräsentiert ↑
ist oder sich zumindest verfestigt hat (siehe Abbildung
5). 2015, als diese Frage schon einmal gestellt wurde,
gaben 55 Prozent an, einen Rückgang im Bestand an
Schmetterlingen bemerkt zu haben, in der aktuellen
Studie sind es 63 Prozent. Ähnlich verhält es sich mit
dem wahrgenommenen Rückgang von Grünland
(2015: 41 Prozent, 2021: 49 Prozent).
Bei den agrarstrukturellen Elementen sind keine nennenswerten soziodemographischen Unterschiede zu
erkennen, wohl aber bei den Insekten. Der Geschlechtervergleich zeigt, dass Frauen häufiger einen Rückgang
im Bestand an Bienen (75 Prozent) und Schmetterlingen (60 Prozent) wahrnehmen als Männer (66 Prozent
respektive 57 Prozent). Darüber hinaus macht sich das
Alter bemerkbar. So sind es die 50- bis 65-Jährigen, die
bei Bienen und Schmetterlingen den Rückgang am
stärksten bemerken und die 18- bis 29-Jährigen, die
ihn am wenigsten wahrnehmen, was nicht besonders
überraschend ist, wenn man bedenkt, dass der Verlust
von Insekten schon seit längerer Zeit zu beklagen ist.
Bemerkenswert ist, dass die Einschätzung zum abnehmenden Bestand der Schmetterlinge bei den 50- bis
65-Jährigen seit 2015 um fast zehn Prozentpunkte angestiegen ist (2015: 61 Prozent, 2021: 70 Prozent), wobei
er in der jüngeren Altersgruppe der 18- bis 29-Jährigen
nahezu konstant geblieben ist (2015: 49 Prozent, 2021:
51 Prozent). Bei der Wahrnehmung eines Rückgangs
des Bestands der Bienen haben sich die Werte seit 2015
in beiden Altersgruppen kaum geändert (50- bis 65-Jährige, 2015: 73 Prozent, 2021: 74 Prozent; 18- bis 29-Jährige, 2015: 57 Prozent, 2021: 60 Prozent).
43
unterrepräsentiert ↓
stark unterrepräsentiert ↓ ↓
Eine rückläufige Entwicklung von Insekten und
ihren Lebensräumen in Agrarlandschaften wird vor
allem von den Postmateriellen wahrgenommen.
85 Prozent der Postmateriellen geben an, eine Abnahme im Bestand an Bienen bemerkt zu haben
(Durchschnitt: 70 Prozent). Bei Schmetterlingen sind
es 82 Prozent (Durchschnitt: 63 Prozent), bei Grünland 63 Prozent (Durchschnitt: 49 Prozent) und bei
Säumen und Blühstreifen 51 Prozent (Durchschnitt:
44 Prozent). Im Gegensatz dazu wird die Abnahme
von Bestandteilen der Agrarlandschaften in der
anpassungsbereiten Adaptiv-Pragmatischen Mitte
und in der spaß- und erlebnisorientierten Lebenswelt
deutlich weniger wahrgenommen (siehe Tabelle 3).
Den meisten Deutschen sind die Gründe für den
Insektenrückgang nicht bekannt.
Fragt man nach der regionalen Ausprägung des
Rückgangs der Insektenvielfalt, dann fällt auf, dass
zwischen dem Bezugsraum Deutschland und dem
Bezugsraum „weltweit“ kein Unterschied besteht
(siehe Abbildung 6): Jeweils sind es 71 Prozent, die der
Meinung sind, die Anzahl und Vielfalt der Insekten
nehme ab (beide Zustimmungsstufen). Mit Zustimmungswerten von 59 Prozent (Abnahme weltweit)
und 61 Prozent (Abnahme in Deutschland) sind es
in der Altersgruppe der 18- bis 29-Jährigen deutlich
weniger, die von einer Abnahme überzeugt sind. Das
gilt vor allem im Vergleich mit der Altersgruppe der
50- bis 65-Jährigen (Abnahme weltweit: 78 Prozent,
35
Naturbewusstsein 2021 > Am Limit
ahrgenommener Rückgang der Insektenvielfalt und Kenntnisstand zu den Ursachen –
Abbildung 6: W
Wahrgenommener
Erwachsene und Jugendliche im Vergleich
Wie zutreffend finden Sie die folgenden Aussagen?
trifft voll und ganz zu ++
teils / teils 0
trifft überhaupt nicht zu --
trifft eher zu +
trifft eher nicht zu -
weiß ich nicht / kann ich nicht beurteilen X
++
+
0
Weltweit nimmt Erwachsene
die Anzahl und Vielfalt
der Insekten ab. Jugendliche
35
36
18
In Deutschland nimmt Erwachsene
die Anzahl und Vielfalt
der Insekten ab. Jugendliche
36
45
31
19
Die Gründe für den Erwachsene
Insektenrückgang
sind mir bekannt. Jugendliche
26
18
0
10
15
41
11
31
30
40
50
60
12
70
8
7 14
34
26
20
3
17
30
X
5 1 5
13
35
40
- --
10
5
7
80
5
6
90
100
Angaben in Prozent
Das trifft vor allem für Menschen mit einem niedrigen Bildungsabschluss und einem niedrigen Einkommen zu: In diesen Personengruppen sagen weniger als
40 Prozent, die Ursachen seien ihnen bekannt (beide
Zustimmungsstufen, siehe Tabelle 4).
Abnahme in Deutschland: 76 Prozent) und der Personengruppe mit hohem Haushaltsnettoeinkommen
(Abnahme weltweit und Abnahme in Deutschland:
jeweils 76 Prozent).
Die Gründe für den Insektenrückgang zu kennen,
bekunden 45 Prozent der Befragten ab 18 Jahren
(beide Zustimmungsstufen), wobei sich nur 19 Prozent
wirklich sicher sind („trifft voll und ganz zu“). Dies
deutet auf einen Bedarf an weiterer Aufklärung über
die Ursachen des Rückgangs der Insektenvielfalt hin.
Die Fragen nach dem wahrgenommenen Rückgang
der Insektenvielfalt und dem Kenntnisstand zu den
Ursachen wurden auch den Jugendlichen gestellt
(siehe Abbildung 6). Dabei fällt auf, dass die 14- bis
17-Jährigen – zumindest in Teilen – etwas stärker
Tabelle 4: Wahrgenommener Rückgang der Insektenvielfalt und Kenntnisstand zu den Ursachen
in der Erwachsenenbevölkerung nach Alter, Bildung und Einkommen
Wie zutreffend finden Sie die folgenden Aussagen?
Durch
schnitt
Antwortkategorie:
„trifft voll und ganz/eher zu“
Haushaltsnetto
einkommen (Euro)
Bildung
30 bis 50 bis über nied
mittel hoch
49
65
65
rig
bis
999
1.000 2.000 3.500
bis
bis und
1.999 3.499 mehr
Angaben in Prozent
Ø
bis 29
Weltweit nimmt die Anzahl und Vielfalt
der Insekten ab.
71
↓ ↓ 59
71
78 ↑ ↑
72
68
75 ↑
72
71
70
69
76 ↑
In Deutschland nimmt die Anzahl und
Vielfalt der Insekten ab.
71
↓ ↓ 61
70
76 ↑
73
68
74
72
65
71
69
76 ↑
Die Gründe für den Insektenrückgang sind
mir bekannt.
45
43
47
46
44
↓ ↓ 38
48
51 ↑ ↑ ↓ 37
43
44
53 ↑ ↑
stark überrepräsentiert ↑ ↑
36
Alter (Jahre)
überrepräsentiert ↑
unterrepräsentiert ↓
stark unterrepräsentiert ↓ ↓
Naturbewusstsein 2021 > Am Limit
von der abnehmenden Insektenvielfalt überzeugt
sind. Deutlich wird das mit Blick auf die höchste
Zustimmungsstufe: 45 Prozent der Jugendlichen sind
„voll und ganz“ von einem weltweiten Rückgang und
40 Prozent „voll und ganz“ von einem Rückgang in
Deutschland überzeugt. Bei den Erwachsenen sind es
auf der höchsten Zustimmungsstufe 35 Prozent (weltweite Abnahme) respektive 36 Prozent (Abnahme in
Deutschland). Bei der Frage nach dem Kenntnisstand
zu den Ursachen für den Insektenrückgang lassen
sich keine Unterschiede ausmachen: 18 Prozent der
Jugendlichen sind sich sicher, die Gründe zu kennen
(Erwachsene: 19 Prozent), weitere 26 Prozent sind sich
eher sicher (Erwachsene: 26 Prozent).
Prozent, Abnahme in Deutschland: 57 Prozent) und
die Angehörigen der spaß- und erlebnisorientierten
Lebenswelt (Abnahme weltweit: 40 Prozent, Abnahme
in Deutschland: 41 Prozent) weniger von einem Rückgang überzeugt sind. Neben den Postmateriellen sind
auch die mobilen, digital und kosmopolitisch orientierten Expeditiven überdurchschnittlich häufig von
einer weltweiten Abnahme (80 Prozent) und einem
Rückgang in Deutschland (79 Prozent) überzeugt. Im
Kreis der Konservativ-Gehobenen – dem klassischen
Establishment – meinen 78 Prozent und damit leicht
überdurchschnittlich viele, dass die Anzahl und Vielfalt der Insekten weltweit im Rückgang begriffen ist.
Kenntnis über die Ursachen für den Insektenrückgang zu haben, bekunden vor allem die gebildeten
und aufgeschlossenen Milieus der Postmateriellen
(beide Zustimmungsstufen: 61 Prozent) und der
Expeditiven (54 Prozent). Wesentlich weniger Wissen
attestieren sich die Angehörigen des sozial benachteiligten Milieus (38 Prozent) und die Gruppe mit
Die Milieuergebnisse bekräftigen den Befund, dass
es vor allem die Postmateriellen sind, die von einer
Abnahme der Insektenvielfalt ausgehen (beide Zustimmungsstufen, Abnahme weltweit: 90 Prozent,
Abnahme in Deutschland: 89 Prozent), während die
Adaptiv-Pragmatische Mitte (Abnahme weltweit: 58
Abbildung 7: Gründe für das Insektensterben – Erwachsene und Jugendliche im Vergleich
Bitte wählen Sie zwei Gründe aus, die Sie für das Insektensterben am wichtigsten halten.
Einsatz von Pestiziden
oder Spritzmitteln
Verlust von Lebensräumen
für Insekten
Klimawandel
69
Erwachsene
72
Jugendliche
Erwachsene
68
Jugendliche
68
32
Erwachsene
33
Jugendliche
17
Erwachsene
Krankheiten der Insekten
11
Jugendliche
9
Lichtverschmutzung Erwachsene
(zum Beispiel durch
Straßenlaternen) Jugendliche
10
Erwachsene
1
Andere Gründe
Jugendliche
2
0
10
20
30
40
Basis: nur Personen, die zuvor angaben, die Gründe für den Insektenrückgang seien
zumindest teils/teils bekannt
50
60
70
80
90
100
Angaben in Prozent
37
Naturbewusstsein 2021 > Am Limit
stark konsum-hedonistisch orientierten Werten (26
Prozent).
Der Einsatz von Pestiziden und der Verlust von
Lebensräumen sind die am häufigsten genannten
Gründe für das Insektensterben.
Um herauszufinden, welche Ursachen die Befragten
im Insektensterben vermuten, wurden diejenigen, die
zuvor angaben, einen Rückgang beobachtet zu haben,
gebeten, aus einer vorgegebenen Liste die aus ihrer
Sicht zwei wichtigsten Gründe auszuwählen.
Das Ergebnis ist eindeutig: Am häufigsten werden der
Einsatz von Pestiziden (69 Prozent) und der Verlust
von Lebensräumen (68 Prozent) genannt. Mit 32
Prozent Nennungen steht der Klimawandel an dritter
Stelle. Krankheiten von Insekten (17 Prozent) und
Lichtverschmutzung (neun Prozent) spielen nach Ansicht der Befragten eine untergeordnete Rolle (siehe
Abbildung 7).
Geschlechter-, Bildungs- oder Einkommensunterschiede sind in der Frage nach den Ursachen kaum
festzustellen, allerdings differenzieren die Ergebnisse
nach dem Alter der Befragten (siehe Tabelle 5): In
der Gruppe der 18- bis 29-Jährigen spielen Pestizide
und der Verlust von Lebensräumen eine geringere,
der Klimawandel eine größere Rolle, bei den 50- bis
65-Jähringen ist es umgekehrt.
Krankheiten der Insekten von Erwachsenen häufiger
angeführt werden als von Jugendlichen (17 Prozent
gegenüber elf Prozent).
Die Milieubetrachtung zeigt: Der Einsatz von Pestiziden und der Verlust von Lebensräumen werden vor allem von den Postmateriellen (85 Prozent respektive 81
Prozent) und den sicherheitsbewussten NostalgischBürgerlichen (jeweils 76 Prozent) als Gründe für das
Insektensterben hervorgehoben. Hingegen wird der
Klimawandel in diesen Milieus unterdurchschnittlich häufig als Begründung angeführt (22 Prozent bei
den Postmateriellen, 19 Prozent bei den NostalgischBürgerlichen). In der Adaptiv-Pragmatischen Mitte
und der konsum- und erlebnisorientierten Lebenswelt
wird der Einsatz von Pestiziden (58 Prozent respektive
54 Prozent) und der Verlust von Lebensräumen (58
Prozent respektive 51 Prozent) weniger als ursächlich
gesehen. Vergleichsweise häufig heben die Angehörigen des konsum- und erlebnisorientierten Milieus
die Lichtverschmutzung hervor (16 Prozent, Durchschnitt: neun Prozent), die Adaptiv-Pragmatische
Mitte verweist stärker auf etwaige Krankheiten der
Insekten (25 Prozent, Durchschnitt: 17 Prozent). Auch
die Expeditiven betrachten den Verlust von Lebensräumen etwas weniger häufig als ursächlich für den
Rückgang der Insektenvielfalt (55 Prozent). Den Klimawandel (41 Prozent) und Krankheiten der Insekten
(27 Prozent) führen sie dagegen überdurchschnittlich
häufig an.
Vergleicht man die Ergebnisse der Erwachsenenbefragung mit den Ergebnissen der Jugendbefragung,
lassen sich insgesamt kaum Unterschiede erkennen
(siehe Abbildung 7). Lediglich fällt auf, dass etwaige
Tabelle 5: Gründe der Erwachsenenbevölkerung für das Insektensterben nach dem Alter
Bitte wählen Sie zwei Gründe aus, die Sie für das Insektensterben am wichtigsten halten.
Durch
schnitt
Angaben in Prozent
Alter (Jahre)
Ø
bis 29
Einsatz von Pestiziden oder Spritzmitteln
69
↓ ↓ 57
66
77 ↑ ↑
70
Verlust von Lebensräumen für Insekten
68
↓ ↓ 55
66
75 ↑ ↑
70
Klimawandel
32
42 ↑ ↑
33
↓ ↓ 25
31
Krankheiten der Insekten
17
20
18
14
18
Lichtverschmutzung (zum Beispiel durch Straßenlaternen)
9
14 ↑ ↑
9
↓ 6
8
Andere Gründe
1
2
2
1
1
stark überrepräsentiert ↑ ↑
unterrepräsentiert ↓
30 bis 49 50 bis 65 über 65
stark unterrepräsentiert ↓ ↓
Basis: nur Personen, die zuvor angaben, die Gründe für den Insektenrückgang seien zumindest teils/teils bekannt
38
Naturbewusstsein 2021 > Am Limit
2.4 Zustimmung zur Verbreitung
von Wildtieren
Verbreitung des Fischotters am größten aus („finde ich
gut“: 58 Prozent) – gefolgt vom Biber (56 Prozent), dem
Luchs (55 Prozent) und der Wildkatze (54 Prozent).
Um dem Rückgang der Tiervielfalt entgegenzuwirken, wurde die Wiederverbreitung von verschiedenen
Tierarten in der Nationalen Strategie zur biologischen
Vielfalt als Zielvorgabe festgehalten (siehe BMU 2007).
Doch wie stehen die Bürgerinnen und Bürger einer
stärkeren Verbreitung von Wildtieren gegenüber? In
der Naturbewusstseinsstudie 2013 wurde dieser Frage
erstmals nachgegangen. Nachfolgend wird aufgezeigt,
was die Bevölkerung in 2021 denkt.
Einer Verbreitung von Wölfen stehen die Befragten
zurückhaltender gegenüber. 40 Prozent finden es gut,
wenn sich der Wolf in Deutschland verbreitet, genauso viele sprechen sich aber dagegen aus. Die stärksten
Vorbehalte werden dem Waschbären entgegengebracht. Nur 34 Prozent finden eine Verbreitung gut, 43
Prozent lehnen sie hingegen ab. Angesichts der Tatsache, dass es sich bei Waschbären um eine invasive
Art24 handelt, sind diese Ergebnisse aus Naturschutzsicht positiv zu bewerten.
Einer Verbreitung des nicht heimischen Waschbärens
werden die stärksten Vorbehalte entgegengebracht.
Gegenüber der Befragung in 2013 hat die Zustimmung
zur Verbreitung der abgefragten Wildtiere abgenommen. Das gilt vor allem für den Waschbären („finde
ich gut“, 2013: 48 Prozent, 2021: 34 Prozent) und den
Biber („finde ich gut“, 2013: 67 Prozent, 2021: 56 Prozent), aber auch der Luchs, die Wildkatze und (etwas
weniger) der Wolf haben an Zuspruch verloren. Bei der
Einer Verbreitung von Fischotter, Biber, Luchs und
Wildkatze stehen die Bürgerinnen und Bürger positiv
gegenüber: Jeweils mehr als die Hälfte der Befragten
befürwortet eine Verbreitung und jeweils sind es maximal 25 Prozent, die sich dagegen aussprechen (siehe
Abbildung 8). Dabei fällt die Zustimmung für die
Abbildung 8: Zustimmung der Erwachsenenbevölkerung zur Verbreitung von Wildtieren im Zeitvergleich
Wie finden Sie es, wenn sich die folgenden Tiere in Deutschland verbreiten?
finde ich gut ++
ist mir egal 0
Fischotter
finde ich nicht gut -
2021
weiß nicht X
+
0
-
X
58
17
18
7
56
2021
16
22
6
Biber
67
2013
Luchs
Wildkatze
14
55
2021
15
64
2013
14
63
2013
13
3
7
17
5
25
14
40
2021
23
14
54
2021
16
7
19
4
40
7
41
6
Wolf
44
2013
9
34
2021
15
43
8
Waschbär
48
2013
0
10
20
14
30
40
50
34
60
70
80
4
90
100
Angaben in Prozent
39
Naturbewusstsein 2021 > Am Limit
Tabelle 6: Zustimmung der Erwachsenenbevölkerung zur Verbreitung von Wildtieren nach Alter und Bildung
Wie finden Sie es, wenn sich die folgenden Tiere in Deutschland verbreiten?
Antwortkategorie:
„finde ich gut“
Durch
schnitt
Alter (Jahre)
Angaben in Prozent
Ø
bis 29
Fischotter
58
↓ ↓ 45
58
64 ↑ ↑
Biber
56
↓ ↓ 47
58
Luchs
55
↓ ↓ 44
Wildkatze
54
Wolf
Waschbär
stark überrepräsentiert ↑ ↑
niedrig
mittel
hoch
59
57
59
59
57
57
55
56
57
56
62 ↑ ↑
55
53
59 ↑
54
↓ ↓ 46
56
59 ↑
51
50
57
55
40
↓ 34
43
44
36
36
40
44 ↑
34
37
38
30
31
36
32
35
überrepräsentiert ↑
Zustimmung zur Verbreitung des Wolfs fällt weiter
auf, dass der Anteil derer, die mit „ist mir egal“ geantwortet haben, zugenommen hat, während der Anteil
derer, die eine Verbreitung ablehnen, gegenüber 2013
nahezu konstant geblieben ist (siehe Abbildung 8).
Im Vergleich zu den älteren Befragtengruppen – vor
allem den 50- bis 65-Jährigen – wird die Verbreitung
der abgefragten Wildtiere von den 18- bis 29-Jährigen
weniger häufig befürwortet – einzig für den Waschbär
trifft das nicht zu (siehe Tabelle 6). Weiterhin zeigt
der Bildungsvergleich: Der Wolf ist bei Befragten mit
hohen Bildungsabschlüssen am beliebtesten (finde ich
gut: 44 Prozent, Durchschnitt: 40 Prozent).
Zuspruch für die Verbreitung von Wildtieren kommt
vor allem von den Postmateriellen, deutlich weniger
von den Angehörigen der konsum- und erlebnisorientierten Lebenswelt.
40
Bildung
30 bis 49 50 bis 65 über 65
unterrepräsentiert ↓
stark unterrepräsentiert ↓ ↓
Die Verbreitung von Wildtieren polarisiert zum Teil
stark zwischen den sozialen Milieus: Während die
engagiert-souveräne Bildungselite (die Postmateriellen) bei fast allen abgefragten Wildtieren (Ausnahme:
Waschbär) einer Verbreitung wesentlich häufiger als
der Durchschnitt zustimmt, ist der Zuspruch in der
konsum- und erlebnisorientierten (unteren) Mitte
deutlich geringer. Beispielsweise sind 70 Prozent der
Postmateriellen für die Verbreitung der Wildkatze, in
der konsum- und erlebnisorientierten (unteren) Mitte
sind es nur 30 Prozent. Weniger Zuspruch kommt
auch aus der Adaptiv-Pragmatischen Mitte – das
betrifft die Verbreitung des Fischotters (51 Prozent,
Durchschnitt: 58 Prozent), des Luchses (47 Prozent,
Durchschnitt: 55 Prozent) und der Wildkatze (46
Prozent, Durchschnitt: 54 Prozent). Darüber hinaus
zeigt sich, dass die optimistischen und unkonventionell denkenden Neo-Ökologischen von allen Milieus
am häufigsten die Verbreitung von Waschbären gut
finden (46 Prozent, Durchschnitt: 34 Prozent).
Naturbewusstsein 2021 > Die Pandemie
3 Die Pandemie – Verständnis der Bevölkerung für
Ursachen und Einfluss auf die Naturbeziehung
Seit über zwei Jahren befinden wir uns in einer Pandemie. Die für alle direkt spürbare Reaktion des Staates
auf die Infektionsgefahr waren zahlreiche Einschränkungen im Kontakt zu Mitmenschen, die es zeitweilig
gegeben hatte. Unter den Corona-Einschränkungen
litten besonders die Bereiche Kultur und Gastronomie, bei denen größere Menschenmengen auf engem
Raum oder in Innenräumen zusammenkommen.
Hingegen sind Aktivitäten im Außenbereich, vor
allem solche, die ohne größere Menschenansammlungen stattfinden können, weniger stark betroffen.
Damit hat die Corona-Krise den Aufenthalt in der
Natur – vom Stadtpark bis zum Naturschutzgebiet –
für die Menschen objektiv attraktiver gemacht.
Untersuchungen zum Internet-Suchverhalten in
zwölf EU-Ländern zeigen, dass die Aufmerksamkeit
für (lokale) Natur und naturbezogene Aktivitäten
während der Phasen massiver Kontakteinschränkungen deutlich gewachsen ist (siehe Rousseau und
Deschacht 2020). Mithilfe mobiler Tracking-Daten
konnte für Oslo gezeigt werden, dass die Nutzung der
städtischen Parks und stadtnahen Wälder während
des Lockdowns um fast 300 Prozent über dem Wert
normaler Jahre lag (siehe Venter et al. 2021). Weiterhin
haben etwa 70 Prozent der Befragten einer Studie in
der Stadt Burlington (Vermont, USA) das städtische
Grün zu Pandemie-Zeiten (deutlich) häufiger genutzt
als sonst (siehe Grima et al. 2020). Darüber hinaus
konnten Untersuchungen zu Verhaltensmustern und
Einstellungen junger Erwachsener zeigen, dass die
Pandemie die Verbundenheit mit der Natur in einem
positiven Sinne beeinflusst hat (siehe BMU und BfN
2021, Wächter 2021).
Vor diesem Hintergrund drängt sich die Frage auf,
ob die Natur auch in Deutschland in Zeiten der
Pandemie eine Aufwertung erfährt. In der Naturbewusstseinsstudie 2021 wird versucht, diese Frage zu
beantworten. Wie in allen Naturbewusstseinsstudien
der letzten Jahre wird auch in diesem Jahr nach der
persönlichen Bedeutung von Natur gefragt. In der
aktuellen Studie wurden die Teilnehmenden zusätzlich danach gefragt, inwiefern sich ihre Wertschätzung für Natur während der Pandemie verändert hat
und ob sie die Natur in Pandemie-Zeiten häufiger
aufsuchen als zuvor. Außerdem wurde untersucht,
ob die Befragten einen Zusammenhang zwischen der
Corona-Krise und dem Zustand der Natur sehen: Ist
die Corona-Krise „nur“ ein Gesundheitsthema und hat
mit dem Zustand der Natur nichts zu tun oder hängt
die Pandemie mit unserem Umgang mit der Natur
zusammen, wie beispielsweise der Zerstörung von
Lebensräumen? Hintergrund für diese Frage ist die in
Fachkreisen ausführlich diskutierte Hypothese zum
Zusammenhang zwischen dem Vordringen menschlicher Nutzungen in Naturräume (zum Beispiel Entwaldung von Urwäldern) und der Zunahme von Zoonosen – übertragbare Krankheiten, die Menschen und
Tiere befallen (siehe unter anderem Gibb et al. 2020,
IPBES 2020, Johnson et al. 2020, Morand und Lajaunie
2021, Rulli et al. 2021). Anders als lange vermutet, sind
artenreiche, oft wenig durch menschliche Nutzung
überformte Gebiete nicht etwa Risikoquellen für Zoonosen, sondern schützen uns eher (siehe Keesing und
Ostfeld 2021). Die komplexen Zusammenhänge zwischen gesunder Umwelt, menschlicher und tierischer
Gesundheit werden vom One-Health-Ansatz25 erfasst,
der im Kontext der Pandemie zunehmend an Bedeutung gewinnt. Ob auch die Gesellschaft in Deutschland einen Zusammenhang zwischen Biodiversität
und planetarer Gesundheit erkennt, ist eine Frage, die
gleich zu Beginn dieses Kapitels gestellt wird.
3.1 Zusammenhänge zwischen der
Corona-Krise und dem Zustand
von Natur und Umwelt
Nur eine Minderheit vermutet einen Zusammenhang zwischen der Corona-Krise und dem Zustand
von Natur und Umwelt.
Dass unsere Gesundheit abhängig ist von der Gesundheit unseres Planeten sagen 62 Prozent (beide
Zustimmungsstufen). Nur acht Prozent widersprechen dieser Ansicht. Die übrigen 30 Prozent sind bei
dieser Frage unentschieden („teils, teils“). Allerdings
zeigen die Ergebnisse auch, dass nur eine Minderheit
einen Zusammenhang zwischen der Corona-Krise
und dem Zustand von Natur und Umwelt erkennt: 58
Prozent vertreten die Meinung, die Corona-Krise sei
ein Gesundheitsthema und habe mit dem Zustand
von Natur und Umwelt nichts zu tun. 26 Prozent antworten mit „teils, teils“, nur 16 Prozent widersprechen
dieser Sichtweise. Weiterhin meinen nur 31 Prozent,
die Corona-Krise hänge mit unserem Umgang mit der
Natur zusammen, wie beispielsweise der Zerstörung
von Lebensräumen und dem Klimawandel. Mehrheitlich, nämlich von 40 Prozent, wird dies jedoch
bestritten (siehe Abbildung 9).
41
Naturbewusstsein 2021 > Die Pandemie
Zusammenhänge
usammenhänge zwischen der Corona-Krise und dem Zustand von Natur und Umwelt –
Abbildung 9: Z
Erwachsene und Jugendliche im Vergleich
Inwieweit stimmen Sie den folgenden Aussagen zu?
stimme voll und ganz zu ++
teils / teils 0
stimme eher zu +
stimme eher nicht zu ++
+
30
Unsere Gesundheit ist Erwachsene
abhängig von der Gesundheit unseres Planeten. Jugendliche
32
32
Die Corona-Krise ist ein
Erwachsene
Gesundheitsthema und hat
mit dem Zustand von Natur
Jugendliche
und Umwelt nichts zu tun.
Die Corona-Krise hängt mit
unserem Umgang mit der
Erwachsene
Natur zusammen, wie beispielsweise der Zerstörung
Jugendliche
von Lebensräumen und dem
Klimawandel.
stimme überhaupt nicht zu --
29
26
0
10
20
21
29
22
40
11
25
50
60
70
3
12
29
28
30
9
13
27
21
12
11
26
23
10
- -6 2
19
32
17
0
30
13
80
90
100
Angaben in Prozent
Frauen sind etwas häufiger als Männer der Meinung,
dass die Gesundheit der Menschen abhängig ist von
der Gesundheit unseres Planeten (beide Zustimmungsstufen: 66 Prozent gegenüber 59 Prozent).
Bei der Frage, ob die Corona-Krise mit dem Zustand
von Natur und Umwelt zusammenhängt, sind keine
Geschlechterunterschiede auszumachen, wohl aber
Unterschiede nach dem Alter und der Bildung der
Befragten: Dass die Corona-Krise ein Gesundheitsthema ist und mit dem Zustand von Natur und Umwelt nichts zu tun hat, vertreten die älteren Befragten
häufiger als die 18- bis 29-Jährigen und Personen mit
niedriger Formalbildung häufiger als Personen mit
hoher Formalbildung (siehe Tabelle 7). Ähnlich verhält
es sich mit der Aussage, die Corona-Krise hänge mit
unserem Umgang mit der Natur zusammen. Auf
Zustimmung trifft diese Aussage vor allem bei den
18- bis 29-Jährigen (beide Zustimmungsstufen: 38
Prozent, Durchschnitt: 31 Prozent) und bei Befragten
mit hohen Bildungsabschlüssen (36 Prozent).
Jugendliche sehen häufiger als Erwachsene einen Zusammenhang zwischen der Corona-Krise und dem
Zustand von Natur und Umwelt.
Tabelle 7: Zusammenhänge zwischen der Corona-Krise und dem Zustand von Natur und Umwelt
in der Erwachsenenbevölkerung nach Geschlecht, Alter und Bildung
Inwieweit stimmen Sie den folgenden Aussagen zu?
Durch
Geschlecht
schnitt
Antwortkategorie:
„stimme voll und ganz/eher zu“
Angaben in Prozent
Ø
M
Unsere Gesundheit ist abhängig von der Gesundheit
unseres Planeten.
62
↓ 59
Die Corona-Krise ist ein Gesundheitsthema und hat mit
dem Zustand von Natur und Umwelt nichts zu tun.
58
61
56
Die Corona-Krise hängt mit unserem Umgang mit der
Natur zusammen, wie beispielsweise der Zerstörung von
Lebensräumen und dem Klimawandel.
31
32
30
stark überrepräsentiert ↑ ↑
42
überrepräsentiert ↑
W
66 ↑
Alter (Jahre)
bis 29
Bildung
30 bis 50 bis über
niedrig mittel hoch
49
65
65
60
64
61
64
59
63
66
↓ 52
56
62
61
64 ↑ ↑
58
↓ 54
36 ↑ ↓ ↓ 24
29
38 ↑ ↑
unterrepräsentiert ↓
↓ 26
30
36 ↑ ↑
stark unterrepräsentiert ↓ ↓
Naturbewusstsein 2021 > Die Pandemie
in sozial schwächerer Lage und von der Sicherheit
liebenden älteren Generation (Traditionelles Milieu)
angegeben (68 Prozent respektive 67 Prozent).
Dass unsere Gesundheit abhängig ist von der Gesundheit unseres Planeten meinen in etwa genauso viele
Jugendliche wie Erwachsene (61 Prozent gegenüber 62
Prozent). Auch bei der Frage, ob die Corona-Krise mit
unserem Umgang mit der Natur zusammenhängt, liegen die Zustimmungswerte nah beieinander (Jugendliche: 34 Prozent, Erwachsene: 31 Prozent). Anders
sieht es aus bei der Frage nach dem Zusammenhang
zwischen der Corona-Krise und dem Zustand von Natur und Umwelt (siehe Abbildung 9): Jugendliche sind
deutlich seltener der Ansicht, die Corona-Krise sei ein
Gesundheitsthema und habe mit dem Zustand von
Natur und Umwelt nichts zu tun (40 Prozent gegenüber 58 Prozent bei den Erwachsenen).
Interessantes zeigt sich bei der Frage, ob die
Corona-Krise mit unserem Umgang mit der Natur zusammenhängt: Überdurchschnittlich hohe
Zustimmungswerte finden sich nicht nur bei den
Konservativ-Gehobenen (38 Prozent) und den Expeditiven (40 Prozent), sondern auch in der AdaptivPragmatischen Mitte (42 Prozent). Adaptiv-Pragmatische zeichnen sich durch ein starkes Bedürfnis nach
Orientierung, Verankerung und Planbarkeit aus. Die
Unwägbarkeiten, die die Corona-Krise mit sich bringt,
führen womöglich dazu, dass die Angehörigen dieses
Milieus sich vermehrt Gedanken über die Ursachen
der Pandemie machen. Unterdurchschnittlich fällt
die Zustimmung bei den Nostalgisch-Bürgerlichen (25
Prozent), den Performern (23 Prozent), den Traditionellen (21 Prozent) und in der Lebenswelt der sozial
benachteiligten Menschen (21 Prozent) aus.
Im Milieuvergleich sind es vor allem die verantwortungsbewussten Angehörigen der Postmateriellen
und Konservativ-Gehobenen (beide Zustimmungsstufen: 78 Prozent respektive 76 Prozent), aber auch die
jungen, postmodernen Milieus der Expeditiven und
Neo-Ökologischen (76 Prozent respektive 71 Prozent),
die meinen, dass unsere Gesundheit mit der Gesundheit unseres Planeten zusammenhängt. Deutlich
weniger Zustimmung kommt aus den Reihen der
sozial benachteiligten Lebenswelt (54 Prozent), der besonders leistungsorientierten Performer (51 Prozent)
und aus dem spaß- und erlebnisorientierten Milieu
(30 Prozent).
3.2 Persönliche Bedeutung der Natur
und veränderte Wertschätzung in
Zeiten der Pandemie
Bevor die Teilnehmenden der Studie danach gefragt
wurden, ob sich ihre Wertschätzung für Natur während der Pandemie verändert hat, sollten sie angeben,
was Natur für sie persönlich bedeutet.
Dass die Pandemie nichts mit dem Zustand von Natur
und Umwelt zu tun hat, sondern ein Gesundheitsthema ist, wird am häufigsten von der Lebenswelt
Abbildung 10: Persönliche
Persönliche Bedeutung
Bedeutung der
der Natur
Natur –– Erwachsene
Erwachsene und
und Jugendliche
Jugendliche im Vergleich
Vergleich
Wie zutreffend finden Sie die folgenden Aussagen?
trifft voll und ganz zu ++
trifft eher nicht zu -
trifft eher zu +
trifft überhaupt nicht zu -++
Es macht mich glücklich,
in der Natur zu sein.
Zu einem guten Leben
gehört die Natur dazu.
In der Natur fühle ich
mich nicht wohl.
weiß ich nicht / kann ich nicht beurteilen X
46
Erwachsene
44
Jugendliche
+
- --
44
8
43
50
Erwachsene
9
39
65
Jugendliche
8
Erwachsene
6
Jugendliche
0
10
10
10
20
11
22
9
29
11
5 1
16
64
2
18
63
3
30
40
50
60
70
80
X
90
100
Angaben in Prozent
43
Naturbewusstsein 2021 > Die Pandemie
Abbildung 11: Persönliche Bedeutung der Natur in der Erwachsenenbevölkerung im Zeitvergleich
Abbildung
Wie zutreffend finden Sie die folgenden Aussagen?
trifft voll und ganz zu ++
trifft eher nicht zu -
trifft eher zu +
trifft überhaupt nicht zu --
Es macht mich glücklich,
in der Natur zu sein.
Zu einem guten Leben
gehört die Natur dazu.
In der Natur fühle ich
mich nicht wohl.
weiß ich nicht / kann ich nicht beurteilen X
2021
++
+
- --
46
44
8
59
2019
35
50
2021
9
69
8
2021
5
2019
0
10
5
25
16
2
76
10
20
30
40
50
60
11
5 1
64
13
11
5 1
39
2019
X
1
70
80
90
100
Angaben in Prozent
sicht sind, zu einem guten Leben gehöre Natur dazu.
2019, als diese Frage letztmals gestellt wurde, sagten
das 69 Prozent. Hinzu kommt, dass aktuell 18 Prozent
sagen, sie würden sich nicht wohl in der Natur fühlen
(höchste Zustimmungsstufe: acht Prozent), 2019 waren es zehn Prozent (höchste Zustimmungsstufe: fünf
Prozent) (siehe Abbildung 11). Offenbar hat der emotionale Zugang zu Natur im Zeitverlauf abgenommen.
Eine Erklärung könnte sein, dass es angesichts der
Pandemie und all ihren Begleiterscheinungen vielen
Menschen schwerer fallen mag – sowohl in als auch
außerhalb der Natur – das Gefühl des Glücklichseins
bewusst wahrzunehmen. Dies gilt umso mehr, da die
Befragungen im Herbst und Winter durchgeführt
wurden.
Der emotionale Zugang zu Natur hat im Zeitverlauf
abgenommen.
Wie in den vergangenen Naturbewusstseinsstudien
kann auch in der aktuellen Befragung festgehalten
werden, dass Natur für die Deutschen eine wichtige Rolle spielt (siehe Abbildung 10). 90 Prozent der
Befragten sagen, es mache sie glücklich, in der Natur
zu sein (beide Zustimmungsstufen). Für 89 Prozent
gehört Natur zu einem guten Leben dazu, und nur
18 Prozent meinen, sie fühlen sich in der Natur nicht
wohl. Mit Blick auf die höchste Zustimmungsstufe
lassen sich dennoch Unterschiede im Zeitvergleich
erkennen: In der aktuellen Messung geben 46 Prozent
uneingeschränkt an, es mache sie glücklich, in der Natur zu ein, 2019 waren es noch 59 Prozent. Weiterhin
sind es aktuell 50 Prozent, die „voll und ganz“ der An-
Tabelle 8: Persönliche Bedeutung der Natur in der Erwachsenenbevölkerung nach Geschlecht und Alter
Wie zutreffend finden Sie die folgenden Aussagen?
Durch
schnitt
Antwortkategorie:
„trifft voll und ganz/eher zu“
Alter (Jahre)
Angaben in Prozent
Ø
M
W
bis 29
Es macht mich glücklich, in der Natur zu sein.
90
88
92
↓ ↓ 82
90
91
94 ↑ ↑
Zu einem guten Leben gehört die Natur dazu.
89
↓ 86
91 ↑
↓ ↓ 79
88
94 ↑ ↑
90
In der Natur fühle ich mich nicht wohl.
18
19
19
15
stark überrepräsentiert ↑ ↑
44
Geschlecht
überrepräsentiert ↑
16
unterrepräsentiert ↓
27 ↑ ↑
30 bis 49 50 bis 65 über 65
↓ ↓ 12
stark unterrepräsentiert ↓ ↓
Naturbewusstsein 2021 > Die Pandemie
Abbildung 12: Veränderte Wertschätzung für die Natur – Erwachsene und Jugendliche im Vergleich
Hat sich für Sie persönlich die Bedeutung der Natur geändert im Vergleich zu der Zeit vor der Corona-Krise?
viel wichtiger ++
kein Unterschied 0
etwas wichtiger +
etwas weniger wichtig -
Erwachsene
++
+
0
13
25
60
15
Jugendliche
viel weniger wichtig --
0
29
10
20
- -1
1
54
30
40
50
60
70
2
80
90
100
Angaben in Prozent
Betrachtet man die Ergebnisse der Jugendbefragung
(14- bis 17-Jährige), zeigt sich weiter: Jugendliche
betonen noch häufiger als Erwachsene, dass Natur
zu einem guten Leben dazugehört (höchste Zustimmungsstufe: 65 Prozent gegenüber 50 Prozent bei den
Erwachsenen, siehe Abbildung 10). Und dieser hohe
Zustimmungswert der Jugendlichen hat sich im Zeitverlauf nicht geändert (höchste Zustimmungsstufe
in 2020: 66 Prozent). Interessant ist ferner, dass beim
Vergleich der Jugendlichen (14- bis 17-Jährige) mit den
jungen Erwachsenen (18- bis 29-Jährige), die 18- bis
Dass Natur zu einem guten Leben dazugehört, sagen
Frauen noch etwas häufiger als Männer (beide Zustimmungsstufen: 91 Prozent gegenüber 86 Prozent).
Die persönliche Bedeutung der Natur hängt aber
stärker vom Alter der Befragten ab: Jeweils sind es die
über 30-Jährigen, die häufiger als die 18- bis 29-Jährigen angeben, dass Natur zu einem guten Leben
dazugehört und es sie glücklich mache, in der Natur
zu sein. Außerdem nimmt der Anteil derer, die sich
nach eigener Aussage nicht wohl in der Natur fühlen,
mit dem Alter der Befragten ab (siehe Tabelle 8).
Milieus
Abbildung 13: Veränderte Wertschätzung der Erwachsenenbevölkerung für die Natur nach Milieus
Hat sich für Sie persönlich die Bedeutung der Natur geändert im Vergleich zu der Zeit vor der Corona-Krise?
Soziale Lage
„viel/etwas wichtiger“
Oberschicht /
Obere Mittelschicht
Mittlere
Mittelschicht
Traditionelles
Milieu
30 %
0
NostalgischBürgerliches
Milieu
33 %
++
AdaptivPragmatische
Mitte
50 %
-Prekäres Milieu
25 %
Untere Mittelschicht /
Unterschicht
Grundorientierung
Postmaterielles
Milieu
31 %
++
KonservativGehobenes
Milieu
49 %
Tradition
0
KonsumHedonistisches
Milieu
31 %
unterrepräsentiert -
überrepräsentiert +
stark unterrepräsentiert --
+
NeoÖkologisches
Milieu
47 %
Durchschnitt = 38 %
Modernisierung
stark überrepräsentiert ++
+
Expeditives
Milieu
45 %
0
Milieu der
Performer
35 %
Neuorientierung
durchschnittlich 0
45
Naturbewusstsein 2021 > Die Pandemie
29-Jährigen deutlich häufiger angeben, sich in der
Natur nicht wohl zu fühlen (beide Zustimmungsstufen: 27 Prozent gegenüber 16 Prozent bei den Jugendlichen).
Die Milieuperspektive belegt: In nahezu allen sozialen
Milieus wird die Natur weit überwiegend wertgeschätzt. Jeweils geben mehr als 80 Prozent an, dass
Natur zu einem guten Leben dazugehört und es sie
glücklich mache, in der Natur zu sein (beide Zustimmungsstufen). Nur in der Gruppe mit stark konsumhedonistisch orientierten Werten wird beiden Aussagen weniger häufig zugestimmt (jeweils rund zwei
Drittel). Eine starke emotionale Nähe zur Natur zeigt
sich besonders in den Milieus der Konservativ-Gehobenen, der Postmateriellen und der Traditionellen.
Deutlich wird das mit Blick auf die höchste Zustimmungsstufe. So stimmen 67 Prozent der KonservativGehobenen, 60 Prozent der Postmateriellen und 57
Prozent der Traditionellen uneingeschränkt der Aussage zu, es mache sie glücklich, in der Natur zu sein.
Im Vergleich dazu sind es in der spaß- und erlebnis
orientierten Lebenswelt nur 16 Prozent.
Für über ein Drittel der Deutschen ist Natur während der Pandemie wichtiger geworden.
Obwohl der emotionale Zugang zu Natur gegenüber
2019 im Bevölkerungsdurchschnitt abgenommen
hat, gibt es auch einen nicht unerheblichen Teil in der
Erwachsenenbevölkerung, der angibt, die persönliche Bedeutung für Natur sei in Zeiten von Corona
gestiegen: Für 38 Prozent der Befragten ist Natur
im Vergleich zu der Zeit vor der Pandemie wichtiger
geworden (13 Prozent „viel wichtiger“, weitere 25
Prozent „etwas wichtiger“). 60 Prozent geben an, ihre
Wertschätzung für Natur habe sich nicht geändert.
Nur ein Bruchteil von zwei Prozent hält Natur im
Vergleich zu der Zeit vor der Corona-Krise jetzt für
weniger wichtig (siehe Abbildung 12).
Dass die Natur während der Pandemie wichtiger
geworden ist, wird vor allem von den 18- bis 29-Jährigen hervorgehoben (48 Prozent, Durchschnitt: 38
Prozent). Überdurchschnittlich häufig sagen das auch
Personen mit hohen Bildungsabschlüssen (42 Prozent)
und hohem Haushaltsnettoeinkommen (43 Prozent).
Bei dem Vergleich der Jugendbefragung mit der
Erwachsenenbefragung fällt auf: Jugendliche (14 bis
17 Jahre) geben häufiger als Erwachsene an, dass die
Natur während der Pandemie wichtiger geworden ist
(Jugendliche: 44 Prozent, Erwachsene: 38 Prozent).
Im Milieuvergleich zeigt sich: Bei den Adaptiv-Pragmatischen, den Konservativ-Gehobenen, den NeoÖkologischen und den Expeditiven hat die Wertschätzung für die Natur am deutlichsten zugenommen
(siehe Abbildung 13). Postmaterielle und Traditionelle
waren schon vor Beginn der Pandemie als stark naturverbundene Milieus zu bezeichnen. Daher überrascht
es nicht, dass es in diesen Lebenswelten signifikant
weniger sind, die angeben, dass die Natur während der
Pandemie persönlich (noch) wichtiger geworden ist
(31 Prozent respektive 30 Prozent). Am wenigsten hat
sich in der sozial schwächeren Lebenswelt getan. In
diesem Milieu gibt nur ein Viertel an, dass Natur seit
der Corona-Pandemie eine wichtigere Rolle im Leben
spielt.
3.3 Aufenthalt in der Natur während
der Pandemie
38 Prozent der Erwachsenen halten sich in Zeiten
von Corona häufiger in der Natur auf als vor der Pandemie, bei den Jugendlichen sind es sogar 44 Prozent.
38 Prozent der befragten Erwachsenen geben an, dass
sie in den letzten Monaten häufiger in der Natur gewesen sind als in der Zeit vor der Corona-Krise. Dabei
Abbildung 14: Aufenthalt
Aufenthalt in
in der
der Natur
Natur während
während der
der Pandemie
Pandemie –– Erwachsene
Erwachsene und
und Jugendliche
Jugendliche im
im Vergleich
Vergleich
Wie häufig waren Sie in den letzten Monaten draußen in der Natur, im Vergleich zu der Zeit vor der Corona-Krise?
viel häufiger ++
kein Unterschied 0
etwas häufiger +
etwas weniger -
Erwachsene
++
+
0
-
--
11
27
54
6
2
16
Jugendliche
0
viel weniger --
10
28
20
30
40
40
50
60
11
70
80
90
5
100
Angaben in Prozent
46
Naturbewusstsein 2021 > Die Pandemie
sind elf Prozent nach eigener Aussage „viel häufiger“
in der Natur gewesen. 54 Prozent haben sich genauso
häufig in der Natur aufgehalten. Nur acht Prozent
waren in den letzten Monaten weniger häufig in der
Natur als vor der Pandemie (siehe Abbildung 14).
Die soziodemographische Analyse macht deutlich:
Bei den 18- bis 29-Jährigen ist während der Pandemie
nicht nur die Wertschätzung für die Natur gestiegen,
in dieser Altersgruppe geben auch besonders viele an,
sie seien in den letzten Monaten häufiger in der Natur
gewesen als in der Zeit vor der Corona-Krise (viel oder
etwas häufiger: 44 Prozent respektive 48 Prozent,
Durchschnitt: 38 Prozent). Neben den 18- bis 29-Jährigen haben auch Personen mit hoher Formalbildung
und hohem Einkommen während der Pandemie
überdurchschnittlich häufig mehr Zeit in der Natur
verbracht (42 Prozent respektive 44 Prozent).
Weiterhin zeigen die Ergebnisse der Jugendbefragung: Jugendliche geben häufiger als Erwachsene an,
im Vergleich zu der Zeit vor der Corona-Krise in den
letzten Monaten häufiger in der Natur gewesen zu sein
(viel oder etwas häufiger: 44 Prozent, Erwachsene: 38
Prozent).
Im Milieuvergleich sind es die nach Sicherheit und
Stabilität strebenden Adaptiv-Pragmatischen und die
jungen, für neue Erfahrungen besonders aufgeschlossenen Neo-Ökologischen, die nach eigener Aussage
in den letzten Monaten häufiger in der Natur waren
als vor Beginn der Corona-Krise (53 Prozent respektive 48 Prozent). Im Traditionellen Milieu und der
sozial schwächeren Lebenswelt geben am wenigsten
Milieuangehörige an, seit der Pandemie mehr Zeit
in der Natur zu verbringen (30 Prozent respektive 29
Prozent).
47
Naturbewusstsein 2021 > Klimakrise und Biodiversitätsverlust
4 Klimakrise und Biodiversitätsverlust – Risikowahrnehmung und Bewusstsein für den Einfluss auf
Natur und Gesellschaft
Die Klimakrise gehört zu den großen umweltpolitischen Herausforderungen der Gegenwart. Anders
als bei der Biodiversität, bei der die planetare Grenze
schon überschritten wurde (siehe hierzu Kapitel 2),
besteht noch eine geringe Chance, die Ziele des Pariser
Klimaabkommens (deutlich unter 2 Grad Celsius,
möglichst jedoch maximal 1,5 Grad Celsius globaler
Erwärmung gegenüber dem vorindustriellen Niveau)
einzuhalten. Aber die Zeit läuft ab und die weltweiten Treibhausgasemissionen steigen noch immer
(siehe GCP 2021). Die vielfältigen Einschränkungen
von wirtschaftlichen Aktivitäten im Rahmen der
Bekämpfung der COVID-19-Pandemie haben die
weltweiten Emissionen im Jahr 2020 um 5,4 Prozent
einbrechen lassen, aber schon 2021 wurde diese kurzfristige „Delle“ nahezu komplett wieder „ausgebügelt“
(siehe Jackson et al. 2021).
Soziale Bewegungen für mehr Klimaschutz wie
Fridays for Future, die unmittelbar vor Ausbruch der
Corona-Krise weltweite Aufmerksamkeit erhalten
haben, oder Extremwetterereignisse wie die Starkregen im Sommer 2021 im Westen Deutschlands, haben
dafür gesorgt, dass das Thema Klimakrise trotz Corona weiterhin eine sehr hohe Relevanz für eine breite
Mehrheit der Bevölkerung behalten hat (siehe BMUV
und UBA 2022). Gleichzeitig gibt es immer wieder
Stimmen, die den aktuell beobachtbaren Klimawandel leugnen oder verharmlosen (siehe Björnberg et
al. 2017). Es wird entweder behauptet, ein Klimawandel finde gar nicht statt, oder er finde zwar statt, sei
aber ohne menschliches Zutun allein auf natürliche
Ursachen zurückzuführen. Nicht selten wird auch
argumentiert, die Klimakrise hätte gar keine negativen oder unter dem Strich mehr positive Folgen für
Natur und Gesellschaft. In den Sozialwissenschaften
werden diese verschiedenen Arten oder Stufen der
Klimawandelleugnung genauer untersucht und ihre
Ursachen diskutiert (siehe Cohen 2001, Norgaard
2011). Auch die Naturbewusstseinsstudie 2021 fragt in
diesem Kontext nach der Einschätzung der Ursachen
des Klimawandels.
Neben den Ursachen der Klimakrise fragt die vorliegende Studie auch nach den befürchteten Auswirkungen. Im Rahmen der im Jahr 2008 verabschiedeten
Deutschen Anpassungsstrategie an die Folgen des
Klimawandels (DAS) werden regelmäßig Risikoabschätzungen für verschiedene Sektoren und Regio-
48
nen in Deutschland durchgeführt; die letzte dieser
Klimawirkungs- und Risikoanalysen (KWRA) wurde
2021 veröffentlicht (siehe UBA 2021). In der Naturbewusstseinsstudie 2021 wurden einige der DAS-Sektoren ausgewählt und um den Bereich „persönlicher
Lebensstil“ (heute und in Zukunft) ergänzt.
Wissenschaftliche Studien belegen, dass Klimakrise
und Biodiversität in enger Beziehung zueinander
stehen (siehe Folke et al. 2021, Lade et al. 2019, Pörtner
et al. 2021, Rockström et al. 2021). So nehmen beispielsweise Wälder nicht nur viel Kohlendioxid auf,
sondern sind auch Lebensraum für viele Tier- und
Pflanzenarten. Entsprechend deutlich wird der positive Beitrag des Naturschutzes für den Klimaschutz
hervorgehoben (siehe Settele 2020, Shin et al. 2022).
Die Naturbewusstseinsstudie 2021 fragt, ob dieser Zusammenhang auch von den Bürgerinnen und Bürgern
in Deutschland erkannt wird, ob sie ihren Lebensstil
durch Klimakrise und Naturzerstörung bedroht
fühlen, und inwiefern sie glauben, durch kollektives
Handeln und eigenes Zutun etwas für den Schutz der
Natur und des Klimas bewirken zu können.
4.1 Ursachen und Auswirkungen des
Klimawandels
Die Hauptursache des seit etwa 100 Jahren zu beobachtenden Klimawandels sind menschliche Aktivitäten, wie das Verbrennen fossiler Energieträger,
Landnutzungsänderungen, die Intensivierung der
Landwirtschaft oder die Abholzung von Wäldern.
Der Beitrag natürlicher Schwankungen im globalen
Klimasystem ist aktuell sehr gering. Darüber besteht
mittlerweile ein überwältigender wissenschaftlicher
Konsens (siehe Lynas et al. 2021). Dennoch wird immer wieder die Ansicht vertreten, der Klimawandel sei
ein rein natürliches Phänomen oder finde überhaupt
nicht statt. Wie sehen das die Menschen in Deutschland?
Die Menschen in Deutschland sind sich einig: Der
Klimawandel ist Realität.
Die Ergebnisse aus der Erwachsenenbefragung machen deutlich: Nur eine kleine Minderheit von drei
Prozent bestreitet den Klimawandel. Zwei Prozent
trauen sich keine Angabe zu. Alle anderen (95 Pro-
Naturbewusstsein 2021 > Klimakrise und Biodiversitätsverlust
Abbildung 15: Ursachen des Klimawandels – Erwachsene und Jugendliche im Vergleich
Wenn Sie an die Ursachen des Klimawandels denken: Welche der folgenden Aussagen kommt Ihrer Meinung am nächsten?
6
Der Klimawandel wird Erwachsene
durch natürliche Prozesse
verursacht. Jugendliche
5
Der Klimawandel wird
teilweise durch natürliche Erwachsene
Prozesse und teilweise
durch menschliches Jugendliche
Handeln verursacht.
44
34
45
Der Klimawandel wird Erwachsene
überwiegend durch menschliches Handeln verursacht. Jugendliche
58
Erwachsene
Es gibt keinen Klimawandel.
3
Jugendliche 0
Erwachsene
2
Weiß nicht/keine Angabe
Jugendliche
3
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
Angaben in Prozent
zent) betrachten den Klimawandel als Realität. Dabei
glauben sechs Prozent der Erwachsenen, der Klimawandel sei durch natürliche Prozesse verursacht. 44
Prozent meinen, der Klimawandel sei teilweise durch
natürliche Prozesse und teilweise durch menschliches
Handeln bedingt. Den Stand der Forschung – Klimawandel ist überwiegend durch menschliches Handeln
verursacht (siehe Lynas et al. 2021) – teilen 45 Prozent
(siehe Abbildung 15). Auffällig ist: Die Altersgruppe
der 18- bis 29-Jährigen ist unterdurchschnittlich häufig der Meinung, der Klimawandel sei überwiegend
durch menschliches Handeln verursacht (38 Prozent).
Bei den 30- bis 49-Jährigen sind es 44 Prozent und bei
den Altersgruppen der 50- bis 65-Jährigen und der
über 65-Jährigen jeweils 48 Prozent.
Jugendliche sehen den Klimawandel stärker durch
menschliches Handeln verursacht als Erwachsene.
Interessant sind die Ergebnisse aus der Befragung
der Jugendlichen (14 bis 17 Jahre): Gerade einmal
vier der befragten Jugendlichen sind der Meinung, es
gebe keinen Klimawandel (0,4 Prozent). 58 Prozent
– und damit deutliche 13 Prozentpunkte mehr als
bei den Erwachsenen – meinen, der Klimawandel sei
überwiegend durch menschliches Handeln verur-
sacht. Weitere 34 Prozent sagen, der Klimawandel
sei teilweise durch natürliche Prozesse und teilweise
durch menschliches Handeln bedingt (Erwachsene: 44
Prozent).
Vor allem unter Postmateriellen wird die Ansicht
geteilt, dass der Klimawandel auf menschliches Handeln zurückzuführen ist.
Zu rund drei Viertel und damit mit Abstand am
häufigsten sind die gesellschaftskritischen Postmateriellen davon überzeugt, dass der Klimawandel
überwiegend durch menschliches Handeln verursacht
wird. Demgegenüber sind es im sozial benachteiligten Milieu 37 Prozent, im modernen Mainstream
(Adaptiv-Pragmatische Mitte) 35 Prozent und in der
spaß- und erlebnisorientierten Lebenswelt 32 Prozent.
Auffällig ist auch, dass die Angehörigen der spaß- und
erlebnisorientierten Lebenswelt unter den Klimaleugnerinnen und Klimaleugnern mit elf Prozent stark
überrepräsen-tiert sind (Durchschnitt: drei Prozent).
Drei Viertel der Erwachsenenbevölkerung sind
davon überzeugt, dass Extremwetterereignisse eine
Folge des Klimawandels sind.
49
Naturbewusstsein 2021 > Klimakrise und Biodiversitätsverlust
Abbildung 16: Ursachen des Klimawandels bei Erwachsenen nach Milieus
Wenn Sie an die Ursachen des Klimawandels denken: Welche der folgenden Aussagen kommt Ihrer Meinung am nächsten?
Soziale Lage
„Der Klimawandel wird überwiegend
durch menschliches Handeln verursacht.“
Oberschicht /
Obere Mittelschicht
Mittlere
Mittelschicht
KonservativGehobenes
Milieu
44 %
0
0
Traditionelles
Milieu
47 %
NostalgischBürgerliches
Milieu
43 %
Tradition
stark überrepräsentiert ++
0
0
Milieu der
Performer
44 %
Expeditives
Milieu
41 %
0
-KonsumHedonistisches
Milieu
32 %
Modernisierung
durchschnittlich 0
Diejenigen, die bei der Frage zuvor den Klimawandel nicht bestritten hatten, wurden im Anschluss
darum gebeten, ihre Überzeugungen hinsichtlich
der Auswirkungen des Klimawandels anzugeben.
Die Ergebnisse zeigen, dass Extremwetterereignisse
wie Hitze, Dürre oder Starkniederschläge von allen
abgefragten Auswirkungen am häufigsten als Folge
des Klimawandels gesehen werden: 76 Prozent sind
davon überzeugt, dass der Klimawandel Extremwetterereignisse verursacht (beide Zustimmungsstufen).
46 Prozent sind sogar sehr davon überzeugt. Dass der
Klimawandel diese Auswirkungen haben wird, betont
die Klimaforschung seit langem und dies wurde auch
vom jüngsten Bericht des weltweiten Klimarats IPCC
erneut bestätigt (siehe IPCC 2022). Für die Befragten
wahrscheinlich präsenter waren allerdings die katastrophalen Folgen der Hochwasserereignisse vom Juli
2021 in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz,
die 184 Todesopfer forderten und einen Rekordschaden von 33 Milliarden Euro angerichtet hatten (siehe
Munich Re 2022). Die deutschen Medien berichteten
umfassend, und auch der Zusammenhang zum Klimawandel wurde hier immer wieder herausgestellt.
Sowohl aus klimawissenschaftlicher Sicht als auch vor
dem Hintergrund der massenmedialen Berichterstattung ist dieses Ergebnis daher gut zu erklären.
An zweiter Stelle der wahrgenommenen Klimafolgen
rangieren wildlebende Arten und die biologische Viel-
50
-AdaptivPragmatische
Mitte
35 %
Prekäres Milieu
37 %
Untere Mittelschicht /
Unterschicht
Grundorientierung
++
Postmaterielles
Milieu
74 %
0
unterrepräsentiert -
NeoÖkologisches
Milieu
47 %
Durchschnitt = 45 %
Neuorientierung
stark unterrepräsentiert --
falt. 39 Prozent sind sehr davon überzeugt, dass der
Klimawandel Auswirkungen auf diesen Bereich hat,
weitere 35 Prozent antworten mit „eher überzeugt“.
Die Klimawirkungs- und Risikoanalyse für Deutschland bewertet das Klimarisiko für die Biodiversität in
Deutschland gegenwärtig zwar als „noch gering“, aber
bereits für die Mitte des Jahrhunderts als „mittel“ (optimistischer Fall) oder „mittelhoch“ (pessimistischer
Fall) – wenn es zu keinen Anpassungsmaßnahmen
kommt (siehe Kahlenborn et al. 2021). 26
Am dritthäufigsten wird der Einfluss des Klimawandels auf den Lebensstil und die Lebensqualität
zukünftiger Generationen gesehen (sehr überzeugt: 33
Prozent, eher überzeugt: 39 Prozent), dicht gefolgt von
den befürchteten Auswirkungen auf die Landwirtschaft (sehr überzeugt: 33 Prozent, eher überzeugt: 38
Prozent) und die Forstwirtschaft (sehr überzeugt: 33
Prozent, eher überzeugt: 36 Prozent) (siehe Abbildung
17).
Mehrheitlich wird auch davon ausgegangen, dass
der Klimawandel Auswirkungen auf Industrie und
Wirtschaft (sehr überzeugt: 23 Prozent, eher überzeugt: 35 Prozent) und auf den eigenen Lebensstil oder
die eigene Lebensqualität (sehr überzeugt: 20 Prozent,
eher überzeugt: 38 Prozent) hat. Weniger überzeugt
sind die Befragten von etwaigen Folgen für die Bereiche „Migration, Flucht und Zuwanderung“ (sehr
Naturbewusstsein 2021 > Klimakrise und Biodiversitätsverlust
Abbildung 17: Überzeugungen zu Auswirkungen des Klimawandels in der Erwachsenenbevölkerung
Wie sehr sind Sie davon überzeugt, dass der Klimawandel sich auf folgende Bereiche auswirkt?
sehr überzeugt ++
teils / teils 0
eher überzeugt +
eher nicht überzeugt -
gar nicht überzeugt -weiß nicht / keine Angabe X
Extremwetterereignisse
Wildlebende Arten und biologische
Vielfalt
++
+
0
- --
46
30
16
5 12
39
35
33
39
20
Landwirtschaft
33
38
21
Forstwirtschaft
33
36
23
Industrie und Wirtschaft
Migration, Flucht und Zuwanderung
Frieden und stabile Außenbeziehungen
15
0
10
29
26
20
30
Wie die Befunde zeigen, sehen die Befragten die
Lebensqualität der kommenden Generationen
stärker durch den Klimawandel beeinflusst als die
Lebensqualität der gegenwärtigen Generation. Dieses
Ergebnis ist zwar nachvollziehbar, der relativ geringe
Anteil derjenigen, die uneingeschränkt von Auswirkungen auf die eigene Lebensqualität überzeugt
sind (sehr überzeugt: 20 Prozent), deutet aber auf
eine Unterschätzung der eigenen Betroffenheit hin:
Bereits heute ist zu beobachten, dass die Häufigkeit
und Intensität von Hitzeereignissen (Tageshöchsttemperatur über 30 Grad Celsius) deutlich zugenommen
hat; je nach Klimawandel-Szenario wird Hitze schon
bis 2050 deutlich ansteigen. Hitze wird je nach Alter
und Konstitution sehr unterschiedlich wahrgenommen – erhöhte gesundheitliche Risiken haben hier vor
allem Ältere, aber auch chronisch kranke Menschen,
Schwangere und Kleinkinder. Zwischen 1992 und
2017 starben in diesem Kontext nach Auswertungen
des Robert-Koch-Instituts rund 2.500 Menschen pro
17
31
40
Basis: nur Personen, die nicht „Es gibt keinen Klimawandel“ angegeben haben
überzeugt: 18 Prozent, eher überzeugt: 26 Prozent)
sowie „Frieden und stabile Außenbeziehungen“ (sehr
überzeugt: 15 Prozent, eher überzeugt: 26 Prozent).
17
26
26
50
6 11
5 13
60
70
3 4
8
27
38
18
4 13
22
35
20
Persönlicher Lebensstil und Lebensqualität
5 12
18
Lebensstil und Lebensqualität kommender
Generationen
80
X
9
22
10
3
6
90
5
100
Angaben in Prozent
Jahr, meist Ältere (an der Heiden et al. 2020). 27 Der
demographische Wandel erhöht zusammen mit dem
Klimawandel – die Verwundbarkeit (Vulnerabilität)
der deutschen Bevölkerung gegenüber hitzebedingter
Morbidität und Mortalität.
In der soziodemographischen Befundbetrachtung
sind vor allem unterschiedliche Einschätzungen der
Auswirkungen des Klimawandels in Abhängigkeit
vom Bildungsstand zu erkennen. Demnach sind
Personen mit hoher Formalbildung insgesamt (etwas)
häufiger von der Existenz von Klimafolgen überzeugt
als Personen mit niedriger Formalbildung (beide Zustimmungsstufen, siehe Tabelle 9). Außerdem sehen
18- bis 29-Jährige die Auswirkungen des Klimawandels auf Extremwetterereignisse, die Landwirtschaft
und die Forstwirtschaft etwas weniger deutlich als die
älteren Befragtengruppen. Und: Personen mit hohem
Haushaltsnettoeinkommen befürchten überdurchschnittlich häufig, dass der Klimawandel Konsequenzen für die Lebensqualität der eigenen und zukünftigen Generationen, für die Landwirtschaft und für
Migrations- und Flüchtlingsbewegungen haben wird.
51
Naturbewusstsein 2021 > Klimakrise und Biodiversitätsverlust
Tabelle 9: Befürchtete Auswirkungen des Klimawandels in der Erwachsenenbevölkerung nach Alter, Bildung
und Einkommen
Wie sehr sind Sie davon überzeugt, dass der Klimawandel sich auf folgende Bereiche auswirkt?
Durch
schnitt
Antwortkategorie:
„sehr/eher überzeugt“
Alter (Jahre)
Haushaltsnetto
einkommen (Euro)
Bildung
30 bis 50 bis über nied
mittel hoch
49
65
65
rig
bis
999
1.000 2.000 3.500
bis
bis und
1.999 3.499 mehr
Angaben in Prozent
Ø
bis 29
Extremwetterereignisse
76
↓ ↓ 69
75
81 ↑
77
↓ 72
78
78
↓ 68
77
75
79
Wildlebende Arten und biologische Vielfalt
74
70
74
77
74
↓ 70
75
77
↓ 64
72
75
78
Lebensstil und Lebensqualität kommender
Generationen
72
67
72
76
72
↓ ↓ 66
74
76 ↑ ↓ 64
72
71
78 ↑ ↑
Landwirtschaft
71
↓ ↓ 63
71
74
73
↓ ↓ 66
73
75 ↑
66
68
71
75 ↑
Forstwirtschaft
69
↓ 62
68
73
69
↓ ↓ 61
72
73 ↑
63
67
69
72
Industrie und Wirtschaft
58
54
57
62
59
56
58
60
52
57
59
59
Persönlicher Lebensstil und Lebensqualität
58
55
58
60
59
55
58
62
52
57
58
63 ↑
Migration, Flucht und Zuwanderung
44
47
45
43
40
↓ 39
42
49 ↑
39
41
41
51 ↑ ↑
Frieden und stabile Außenbeziehungen
41
43
41
40
38
37
38
45 ↑
40
39
40
44
stark überrepräsentiert ↑ ↑
überrepräsentiert ↑
unterrepräsentiert ↓
stark unterrepräsentiert ↓ ↓
Basis: nur Personen, die nicht "Es gibt keinen Klimawandel" angegeben haben
Postmaterielle, Expeditive und Konservativ-Gehobene sind am häufigsten von den Auswirkungen des
Klimawandels überzeugt.
Differenziert nach sozialen Milieus machen die
Befunde deutlich, dass drei Lebenswelten besonders
häufig von den Folgen des Klimawandels sehr oder
eher überzeugt sind – die Bildungselite (Postmaterielle), die alte strukturkonservative Elite (KonservativGehobene) und die postmoderne Elite (Expeditive)
(siehe Tabelle 10). Bei den Neo-Ökologischen fällt auf,
dass sie von allen Milieus am häufigsten Auswirkungen auf die Bereiche Migration/Flucht/Zuwanderung
(58 Prozent) sowie Frieden und stabile Außenbeziehungen (55 Prozent) vermuten. Dieses relativ junge
und über soziale Medien gut vernetzte Milieu ist
offensichtlich stärker für die indirekten Folgen des
Klimawandels sensibilisiert – also für solche Folgen,
die an anderer Stelle auf der Erde entstehen, sich aber
erst durch Konflikte, Handelsketten oder Migrationsgeschehen indirekt auf die Situation in Deutschland
auswirken.
Weiterhin zeigt sich, dass das Risikobewusstsein
für die Folgen des Klimawandels in der AdaptivPragmatischen Mitte, bei den Angehörigen des sozial
benachteiligten Milieus und in der spaß- und erlebnisorientierten Lebenswelt deutlich geringer ausfällt.
52
Mit Abstand am geringsten ist das Risikobewusstsein
in der spaß- und erlebnisorientierten Lebenswelt.
Beispielsweise sind in diesem Milieu nur 38 Prozent
sehr oder eher davon überzeugt, dass der Klimawandel Auswirkungen auf die Landwirtschaft hat (Durchschnitt: 71 Prozent). Dabei macht der Vergleich zwischen Menschen in prekären Lebensverhältnissen und
Menschen mit einer erlebnisorientierten, konsumhedonistischen Werteausrichtung deutlich, dass es
weniger das Einkommen als vielmehr der Lebensstil
und die Wertorientierungen sind, die das Bewusstsein
für die Folgen des Klimawandels bestimmen: Obwohl
die Angehörigen der prekären Lebenswelt im Schnitt
über ein geringeres Haushaltseinkommen verfügen
als die Angehörigen des spaß- und erlebnisorientierten Milieus, ist das Risikobewusstsein der auf Konsum
und Entertainment fokussierten Gruppe noch einmal
wesentlich niedriger. Hier ist es offenkundig die
grundsätzliche Lebensorientierung (das Leben heute
genießen und sich den Spaß nicht verderben lassen),
die zu einer weitgehenden Ausblendung der indirekten, aber auch der direkten Folgen des Klimawandels
führt.
Naturbewusstsein 2021 > Klimakrise und Biodiversitätsverlust
Tabelle 10: Befürchtete Auswirkungen des Klimawandels in der Erwachsenenbevölkerung nach Milieus
Wie sehr sind Sie davon überzeugt, dass der Klimawandel sich auf folgende Bereiche auswirkt?
Ø = Durchschnitt
PER = Performer
ADA= Adaptiv-Pragmatische Mitte
NOB = Nostalgisch-Bürgerliche
KOG = Konservativ-Gehobene
EPE = Expeditive
HED = Konsum-Hedonisten
TRA = Traditionelle
PMA = Postmaterielle
NÖK = Neo-Ökologische
PRE = Prekäre
Antwortkategorie:
„sehr/eher überzeugt“
Ø
KOG
PMA
PER
EPE
NÖK
ADA
HED
PRE
NOB
TRA
Angaben in Prozent
Extremwetterereignisse
76
86 ↑ ↑
89 ↑ ↑
78
87 ↑ ↑
75
↓ 70
↓ ↓ 46
↓ 70
71
80
Wildlebende Arten und biologische Vielfalt
74
83 ↑ ↑
89 ↑ ↑
75
88 ↑ ↑
81 ↑ ↓ ↓ 62
↓ ↓ 47
68
↓ 68
74
Lebensstil und Lebensqualität kommender
Generationen
72
82 ↑ ↑
89 ↑ ↑
67
84 ↑ ↑
75
↓ 65
↓ ↓ 52
↓ ↓ 60
↓ 66
75
Landwirtschaft
71
80 ↑ ↑
86 ↑ ↑
71
80 ↑ ↑
73
↓ ↓ 62
↓ ↓ 38
↓ ↓ 62
71
75
Forstwirtschaft
69
80 ↑ ↑
83 ↑ ↑
68
79 ↑ ↑
71
↓ ↓ 60
↓ ↓ 38
↓ ↓ 55
71
72
Industrie und Wirtschaft
58
67 ↑ ↑
64
53
73 ↑ ↑
64
54
↓ ↓ 38
↓ ↓ 47
56
62
Persönlicher Lebensstil und Lebensqualität
58
68 ↑ ↑
72 ↑ ↑
55
69 ↑ ↑
63
55
↓ ↓ 29
↓ 50
↓ 52
61
Migration, Flucht und Zuwanderung
44
47
55 ↑ ↑
39
56 ↑ ↑
58 ↑ ↑
43
↓ ↓ 28
↓ ↓ 30
42
↓ ↓ 34
Frieden und stabile Außenbeziehungen
41
48 ↑
46
36
48 ↑
55 ↑ ↑
45
↓ ↓ 21
↓ ↓ 30
↓ 33
37
stark überrepräsentiert ↑ ↑
überrepräsentiert ↑
unterrepräsentiert ↓
stark unterrepräsentiert ↓ ↓
Basis: nur Personen, die nicht "Es gibt keinen Klimawandel" angegeben haben
4.2 Bedrohungswahrnehmungen
und Wirksamkeitsvorstellungen
Um herauszufinden, ob die Menschen in Deutschland einen Zusammenhang von Klimakrise, biologischer Vielfalt und Naturschutz erkennen, sollten
die Befragten angeben, inwiefern sie glauben, dass
der Klimawandel die biologische Vielfalt bedroht und
Naturschutz eine Notwendigkeit ist, um den Herausforderungen des Klimawandels zu begegnen. Diejenigen, die zuvor angaben, es gebe keinen Klimawandel,
waren von diesen Fragen ausgenommen.
Rund 90 Prozent der Erwachsenen sehen im Naturschutz eine Notwendigkeit, um den Herausforderungen des Klimawandels zu begegnen.
Dass der Klimawandel die biologische Vielfalt bedroht, meinen 86 Prozent der Befragten, 46 Prozent
sind sogar „voll und ganz“ dieser Ansicht (siehe
Abbildung 18). Etwas weniger überzeugt sind Männer (höchste Zustimmungsstufe: 42 Prozent), 18- bis
29-Jährige (41 Prozent) und Befragte mit niedriger
Formalbildung (44 Prozent). Ähnlich verhält es sich
mit der Aussage, Naturschutz sei notwendig, um den
Herausforderungen des Klimawandels zu begegnen:
48 Prozent stimmen hier „voll und ganz“ zu, weitere
40 Prozent stimmen eher zu. Wiederum sind es die
18- bis 29-Jährigen (höchste Zustimmungsstufe: 41
Prozent) und Befragte mit niedriger Formalbildung
(40 Prozent), deren Zustimmung etwas verhaltener
ausfällt.
Im Vergleich zu der Vorgängererhebung ist der Anteil
derer, die den Klimawandel uneingeschränkt als Bedrohung für die biologische Vielfalt wahrnehmen, zurückgegangen (siehe Abbildung 18): 2019 waren noch
54 Prozent voll und ganz der Meinung, der Klimawandel stelle eine Gefahr für die biologische Vielfalt dar,
in der aktuellen Messung sind es 46 Prozent. Auch der
Anteil derer, die voll und ganz davon überzeugt sind,
Naturschutz sei notwendig, um den Herausforderungen des Klimawandels zu begegnen, ist gesunken –
von 65 Prozent in 2019 auf 48 Prozent in 2021.
Dieser Rückgang muss vor dem Hintergrund des Auf
und Abs in der öffentlichen Berichterstattung über
den Klimawandel gesehen werden (siehe Boykoff et al.
2022). Das Jahr 2019 war ein Jahr mit ungewöhnlich
hoher Intensität der Klima-Berichterstattung, nicht
zuletzt aufgrund der weltweiten Fridays-for-FutureProteste. Im Folgejahr brach die Corona-Pandemie
aus und zog die öffentliche Aufmerksamkeit auf
sich – kontinuierlich bis ins Jahr 2021 hinein. Es darf
53
Naturbewusstsein 2021 > Klimakrise und Biodiversitätsverlust
Abbildung 18: Bedrohungswahrnehmungen
Bedrohungswahrnehmungen in
in der
der Erwachsenenbevölkerung
Erwachsenenbevölkerung im Zeitvergleich
Wie zutreffend finden Sie die folgenden Aussagen?
trifft voll und ganz zu ++
trifft eher nicht zu -
trifft eher zu +
trifft überhaupt nicht zu --
Naturschutz ist notwendig,
um den Herausforderungen des
Klimawandels zu begegnen.
Der Klimawandel bedroht die
biologische Vielfalt.
weiß ich nicht / kann ich nicht beurteilen X
2021
++
+
-
--
48
40
9
12
65
2019
28
46
2021
0
10
4 21
40
9
54
2019
20
36
30
40
50
60
14
6 22
70
80
Basis: nur Personen, die nicht „Es gibt keinen Klimawandel“ angegeben haben
X
90
100
Angaben in Prozent
Fragen zuvor abgezeichnet hat: Die Angehörigen
der Adaptiv-Pragmatischen Mitte, die Lebenswelt in
sozial schwächerer Lage und vor allem die auf Konsum und Entertainment fokussierte (untere) Mitte
weisen sowohl in der Problemdiagnose als auch in der
Beurteilung der Notwendigkeit des Handelns deutlich geringere Werte auf als der Durchschnitt aller
Milieus. Zieht man die Kernmerkmale des Lebensstils
und der Werthaltungen dieser drei Lebenswelten als
Deutungshintergrund heran, dann kann man die
Vermutung äußern, dass einer verstärkten Wahrnehmung der Doppelkrise „Klimawandel und Biodiversitätsverlust“ drei Barrieren entgegenstehen: knappe
(finanzielle) Ressourcen, Spaß im Hier und Jetzt und
ein subjektiv-pragmatisches Nützlichkeitsdenken
(Adaptiv-Pragmatische Mitte).
vermutet werden, dass dieser Vorgang auch die Bedrohungswahrnehmungen zum Klimawandel beeinflusst
hat – dies müssen die Naturbewusstseinsstudien der
Folgejahre zeigen.
Große Unterschiede deckt die Milieubetrachtung auf:
Postmaterielle und Konservativ-Gehobene äußern
weit überdurchschnittlich häufig die Überzeugung,
dass der Klimawandel die Biodiversität bedroht und
Naturschutz notwendig ist, um den Herausforderungen des Klimawandels zu begegnen. Deutlich weniger
Überzeugung kommt von den Adaptiv-Pragmatischen, von der Lebenswelt in sozial schwächerer Lage
und vor allem von der konsum- und erlebnisorientierten Gruppe (siehe Tabelle 11). Damit verdichtet
sich eine Milieukonstellation, die sich schon in den
Tabelle 11: Bedrohungswahrnehmungen in der Erwachsenenbevölkerung nach Milieus
Wie zutreffend finden Sie die folgenden Aussagen?
Ø = Durchschnitt
PER = Performer
ADA= Adaptiv-Pragmatische Mitte
NOB = Nostalgisch-Bürgerliche
KOG = Konservativ-Gehobene
EPE = Expeditive
HED = Konsum-Hedonisten
TRA = Traditionelle
PMA = Postmaterielle
NÖK = Neo-Ökologische
PRE = Prekäre
Antwortkategorie:
„trifft voll und ganz zu“
Ø
KOG
PMA
PER
EPE
NÖK
ADA
HED
PRE
NOB
TRA
Angaben in Prozent
Naturschutz ist notwendig, um den Herausfor
derungen des Klimawandels zu begegnen.
Der Klimawandel bedroht die biologische
Vielfalt.
stark überrepräsentiert ↑ ↑
48
59 ↑ ↑
76 ↑ ↑
45
52
46
↓ ↓ 36
↓ ↓ 15
↓ ↓ 37
44
53
46
63 ↑ ↑
73 ↑ ↑
41
49
47
↓ ↓ 36
↓ ↓ 16
↓ ↓ 35
41
50
stark unterrepräsentiert ↓ ↓
Basis: nur Personen, die nicht „Es gibt keinen Klimawandel “ angegeben haben
54
Naturbewusstsein 2021 > Klimakrise und Biodiversitätsverlust
Angesichts der Größe, Komplexität und Geschwindigkeit, mit der Klimaschutzmaßnahmen eingeleitet
werden müssen, um die Ziele des Pariser Klimaabkommens einzuhalten, sind rein individuelle Bemühungen (Mülltrennung, ökologischer Produktkauf,
vegane Ernährung etc.) sehr wahrscheinlich nicht
ausreichend. Kollektives Handeln ist erforderlich,
etwa auch um zu politischen Mehrheiten für mehr
Klimaschutz zu kommen. Damit rückt die Frage nach
der Wahrnehmung der Wirksamkeit des Handelns
ins Zentrum (siehe Bostrom et al. 2018, Hamann und
Reese 2020, Fritsche et al. 2021, Masson und Fritsche
2021). Für wie wirksam halten die Menschen ihr eigenes Handeln und ihr Handeln im Kollektiv?
Nur eine kleine Minderheit ist der Ansicht, weder
persönlich noch im Kollektiv in der Lage zu sein,
zum Schutz der Natur und des Klimas beizutragen.
60 Prozent glauben, dass wir Menschen in Deutschland gemeinsam etwas für den Schutz der Natur und
des Klimas bewirken können (beide Zustimmungsstufen, siehe Abbildung 19), und 59 Prozent geben an,
dass wir Menschen in Deutschland in der Lage sind,
uns gemeinsam für den Schutz der Natur und des
Klimas einzusetzen (beide Zustimmungsstufen). Weiterhin meinen 48 Prozent, sie könnten (auch) persönlich etwas für den Schutz der Natur und des Klimas
bewirken (beide Zustimmungsstufen), und 44 Prozent,
sie seien persönlich in der Lage, sich für den Schutz
der Natur und des Klimas einzusetzen (beide Zustimmungsstufen). Dabei geben 47 Prozent an, Angst zu
haben, dass Klimakrise und Naturzerstörung den
eigenen Lebensstil negativ beeinträchtigen werden
(beide Zustimmungsstufen).
Dass die kollektive (die durch gemeinsame Anstrengungen erreichte) Wirksamkeit von den Befragten
höher eingeschätzt wird als die individuelle, ist
angesichts der Größe der Aufgabe kein überraschender Befund. Interessanter ist, dass jeweils nur sehr
wenige Befragte der Meinung sind, im Kollektiv oder
ganz persönlich eher nichts oder überhaupt nichts
bewirken zu können. Beispielsweise sind es nur acht
Prozent, die „eher nicht“ und nur vier Prozent, die
„überhaupt nicht“ der Ansicht sind, dass wir Men-
ndividuelle und
Abbildung 19: IIndividuelle
und kollektive
kollektive Wirksamkeitsvorstellungen
Wirksamkeitsvorstellungen im
im Kontext
Kontext des
des Klimawandels
Klimawandels ––
und Jugendliche
Jugendliche im
im Vergleich
Vergleich
EErwachsene
rwachsene und
Im Folgenden sehen Sie einige Aussagen zum Thema Klima und Natur. Inwieweit stimmen Sie persönlich den Aussagen zu?
trifft voll und ganz zu ++
teils/teils 0
trifft überhaupt nicht zu --
trifft eher zu +
trifft eher nicht zu -
weiß ich nicht /kann ich nicht beurteilen X
Ich glaube, dass wir
Menschen in Deutschland Erwachsene
gemeinsam etwas für den
Schutz der Natur und des Jugendliche
Klimas bewirken können.
+
0
-
--
25
35
26
8
4 2
8
3 3
X
Diese Aussage war in der Jugendbefragung nicht enthalten.
Wir Menschen in Deutschland sind in der Lage, uns Erwachsene
gemeinsam für den Schutz
der Natur und des Klimas Jugendliche
einzusetzen.
Ich glaube, dass ich ganz
Erwachsene
persönlich etwas für den
Schutz der Natur und des
Jugendliche
Klimas bewirken kann.
++
22
37
33
27
37
16
23
32
4 12
14
6
3
16
6
3
29
Diese Aussage war in der Jugendbefragung nicht enthalten.
Ich bin persönlich in der
Erwachsene
Lage, mich für den Schutz
der Natur und des Klimas
Jugendliche
einzusetzen.
14
30
18
Ich habe Angst, dass die
Erwachsene
Klimakrise und Naturzerstörung meinen Lebensstil
Jugendliche
beeinträchtigen werden.
36
14
31
33
25
0
31
10
30
34
20
30
10
40
16
23
50
60
70
6 1
13
80
32
90
41
100
Angaben in Prozent
55
Naturbewusstsein 2021 > Klimakrise und Biodiversitätsverlust
Tabelle 12: Individuelle und kollektive Wirksamkeitsvorstellungen in der Erwachsenenbevölkerung
nach Milieus
Im Folgenden sehen Sie einige Aussagen zum Thema Klima und Natur. Inwieweit stimmen Sie persönlich den Aussagen zu?
Ø = Durchschnitt
PER = Performer
ADA= Adaptiv-Pragmatische Mitte
NOB = Nostalgisch-Bürgerliche
KOG = Konservativ-Gehobene
EPE = Expeditive
HED = Konsum-Hedonisten
TRA = Traditionelle
PMA = Postmaterielle
NÖK = Neo-Ökologische
PRE = Prekäre
Antwortkategorie:
„trifft voll und ganz zu“
Ø
KOG
PMA
PER
EPE
NÖK
ADA
HED
PRE
NOB
TRA
Angaben in Prozent
Ich glaube, dass wir Menschen in Deutschland
gemeinsam etwas für den Schutz der Natur und
des Klimas bewirken können.
60
75 ↑ ↑
76 ↑ ↑
62
76 ↑ ↑
70 ↑ ↑
54
↓ ↓ 26
↓ ↓ 43
↓ 49
58
Wir Menschen in Deutschland sind in der Lage,
uns gemeinsam für den Schutz der Natur und
des Klimas einzusetzen.
59
78 ↑ ↑
77 ↑ ↑
59
77 ↑ ↑
70 ↑ ↑
57
↓ ↓ 30
↓ ↓ 45
↓ ↓ 44
↓ ↓ 53
Ich glaube, dass ich ganz persönlich etwas für
den Schutz der Natur und des Klimas bewirken
kann.
48
65 ↑ ↑
65 ↑ ↑
48
69 ↑ ↑
65 ↑ ↑
43
↓ ↓ 21
↓ ↓ 36
↓ ↓ 35
↓ ↓ 36
Ich bin persönlich in der Lage, mich für den
Schutz der Natur und des Klimas einzusetzen.
44
58 ↑ ↑
58 ↑ ↑
42
67 ↑ ↑
63 ↑ ↑
46
↓ ↓ 24
↓ ↓ 25
↓ ↓ 26
↓ ↓ 28
Ich habe Angst, dass die Klimakrise und Naturzerstörung meinen Lebensstil beeinträchtigen
werden.
47
60 ↑ ↑
52
↓ ↓ 32
67 ↑ ↑
53
48
↓ ↓ 25
↓ 38
42
40
stark überrepräsentiert ↑ ↑
unterrepräsentiert ↓
schen in Deutschland gemeinsam etwas für den
Schutz der Natur und des Klimas bewirken können.
Die ältesten Befragten und Personen mit niedriger
Formalbildung äußern insgesamt am wenigsten Zutrauen, sich selbst für den Schutz von Natur und Klima einsetzen und etwas erreichen zu können. So sind
nur 35 Prozent der über 65-Jährigen und 36 Prozent
der formal niedrig Gebildeten voll und ganz oder eher
davon überzeugt, persönlich in der Lage zu sein, sich
für den Schutz der Natur und des Klimas einsetzen
zu können. Im Gegensatz dazu sind es bei den 18- bis
29-Jährigen 51 Prozent und bei Personen mit hoher
Formalbildung 52 Prozent. Auch in der Gruppe mit
hohem Haushaltseinkommen sind überdurchschnittlich viele davon überzeugt, sich persönlich für den
Schutz der Natur und des Klimas einsetzen zu können
(beide Zustimmungsstufen: 54 Prozent).
Weiterhin zeigt sich: Kollektives Handeln wird vor
allem von Frauen und Personen mit hohem Einkommen als wirksam angesehen. Beispielsweise glauben
65 Prozent der Frauen und 67 Prozent der Befragten mit hohem Einkommen, dass wir Menschen in
Deutschland gemeinsam etwas für den Schutz der
Natur und des Klimas bewirken können. Bei den
Männern sind es 54 Prozent und in der Gruppe mit
niedriger Formalbildung 55 Prozent.
56
stark unterrepräsentiert ↓ ↓
Jugendliche äußern mehr Zutrauen, sich persönlich
und im Kollektiv für den Schutz der Natur und des
Klimas einsetzen zu können.
Die Ergebnisse der Jugendbefragung machen deutlich: Jugendliche haben ein höheres Zutrauen als
Erwachsene, sich gemeinsam mit anderen und als
Einzelperson für den Schutz von Natur und Klima zu
engagieren. 70 Prozent der 14- bis 17-Jährigen meinen, wir Menschen in Deutschland seien in der Lage,
uns gemeinsam für den Schutz der Natur und des
Klimas einzusetzen (Erwachsene: 59 Prozent) und 54
Prozent sagen, sich auch ganz persönlich einsetzen
zu können (Erwachsene: 44 Prozent). Darüber hinaus
bekunden die Jugendlichen wesentlich häufiger als die
Erwachsenen, Angst zu haben, dass Klimakrise und
Naturzerstörung den eigenen Lebensstil beeinträchtigen werden (59 Prozent gegenüber 47 Prozent bei den
Erwachsenen).
Kollektive und individuelle Wirksamkeitswahrnehmungen sind im Traditionellen Mainstream, in der
spaß- und erlebnisorientierten Lebenswelt und im
sozial benachteiligten Milieu am geringsten ausgeprägt.
Ein klares Bild weist die Betrachtung der Milieubefunde auf: Sowohl die kollektive als auch die
Naturbewusstsein 2021 > Klimakrise und Biodiversitätsverlust
individuelle Wirksamkeit wird bei den KonservativGehobenen, den Postmateriellen, den Expeditiven
und den Neo-Ökologischen höher eingeschätzt als bei
den anderen Milieus. Hingegen ist der Glaube daran,
sich persönlich oder im Kollektiv wirksam für den
Schutz von Natur und Klima einsetzen zu können, im
traditionellen Mainstream (Nostalgisch-Bürgerliches
Milieu, Traditionelles Milieu), bei den Angehörigen
des sozial schwächeren Milieus und in der spaß- und
erlebnisorientierten Lebenswelt wesentlich schwächer
ausgeprägt (siehe Tabelle 12). Die Angehörigen des
traditionellen Mainstreams und des sozial schwächeren Milieus teilen die Sorge um Wohlstandssicherung,
Chancengerechtigkeit und das Gefühl, nicht (mehr)
gehört zu werden. Hingegen verstehen sich die Angehörigen der spaß- und erlebnisorientierten Lebenswelt als unvergrübelte Genussmenschen, die im Job
funktionieren, aber in der Freizeit vor allem Unterhaltung wollen. Bei den fortschrittsoptimistischen
Performern fällt auf, dass sie vergleichsweise selten
befürchten, Klimakrise und Naturzerstörung könnten
den eigenen Lebensstil beeinträchtigen.
57
Naturbewusstsein 2021 > Veränderung
5 Veränderung – Verantwortung, transformativer
Wandel und technologischer Fortschritt
Im Zeichen des Überschreitens planetarer Grenzen
ist die Debatte um die Notwendigkeit einer „großen
Transformation“ von Wirtschaft und Gesellschaft
(WBGU 2011) neu entbrannt. Die Umweltbewusstseinsstudie 2020 hat erstmals nach der Transformationsbereitschaft der Deutschen gefragt und kommt
auf hohe Unterstützungswerte für eine konsequente
Klimapolitik, aber auch auf viel Bereitschaft zu
eigenen Verhaltensänderungen (siehe BMUV und
UBA 2022). Transformative Umweltpolitik stellt keine
Abkehr von bisheriger Umweltpolitik dar, sondern
ist vielmehr ihre Ergänzung (siehe Jacob et al. 2020).
Die Spannweite dessen, was unter „Transformation“
verstanden wird, ist allerdings sehr groß. Während
die einen darunter den Strukturwandel hin zu einer
klimafreundlichen und grünen Ökonomie verstehen
(siehe Hünecke et al. 2020), geht es den anderen um
eine Postwachstumsgesellschaft (siehe Roos 2020)
oder gar die Überwindung des Kapitalismus im Sinne
einer Nachhaltigkeitsrevolution (siehe Dörre 2019).
Entsprechend vielfältig zeigen sich auch die Einschätzungen zu den Chancen und Risiken des Transformationsbegriffs im Nachhaltigkeitsbereich (siehe Luks
2019). Da sich ein einheitliches Begriffsverständnis
von sozial-ökologischer Transformation (noch) nicht
herausgebildet hat, wollen wir es bei einer ebenso
einfachen wie hinreichend unscharfen Begrifflichkeit
belassen – einem umfassenden Wandel der Lebensund Wirtschaftsweisen.
Im vorliegenden Kapitel geht es zum einen um die
Frage, ob und gegebenenfalls durch wen ein Wandel
von Lebens- und Wirtschaftsweisen für mehr Naturschutz eingeleitet werden soll, und zum anderen
darum, welche Rolle ausgewählte Technologien dabei
spielen können – hier an den Beispielen erneuerbare
Energien, Agrogentechnik und Digitalisierung. Als
Einstieg dient die Frage nach den aktuell am wichtigsten wahrgenommenen Politikfeldern. Dadurch lässt
sich nicht nur ein Einblick in die politischen Prioritäten gewinnen, die die Bürgerinnen und Bürger derzeit
haben, sondern auch der Stellenwert untersuchen, den
sie dem breit gefassten Politikfeld Natur-, Umweltund Klimaschutz zuordnen. Weiterhin wollten wir
wissen, welchen Akteuren die Menschen die Verantwortung für den Schutz der Natur im Speziellen
hauptsächlich zuweisen. Neben sektoralen Akteuren
(zum Beispiel Landwirtschaft) werden die Politikebenen im föderalen System (Bund, Länder, Kommunen)
abgefragt, ebenso wie die Bürgerinnen und Bürger
selbst als Beitragsleistende. Für alle diese Akteure
58
sollte angegeben werden, ob sie sich nach Meinung der
Befragten genug, zu wenig oder auch zu stark für den
Naturschutz engagieren.
In Fortsetzung der früheren Naturbewusstseinsstudien wurden auch in diesem Jahr emotionale und moralische Aspekte von Naturgefährdung und Naturschutz
untersucht: Wie wütend macht es die Menschen,
dass andere sorglos mit Natur umgehen? Wird eine
Pflicht zum Schutz der Natur gesehen? Und inwieweit
wird das Prinzip einer nachhaltigen Naturnutzung
akzeptiert? Während die Frage nach der Priorität von
Naturschutz im Verhältnis zu wirtschaftlichen Interessen immer wieder in den Naturbewusstseinsstudien
gestellt wird, sind die Fragen nach der Bereitschaft
für einen grundsätzlichen Wandel von Lebens- und
Wirtschaftsweisen – sowohl auf kollektiver Ebene wie
mit Blick auf sich selbst – ein Novum der Naturbewusstseinsstudie 2021.
Die Einstellung der Bevölkerung zur Energiewende
wird in der Studienreihe zum Naturbewusstsein
schon von Anfang an untersucht. Die für die deutsche Energiewende charakteristische Kombination
aus Atomausstieg und Klimaschutz führt dazu, dass
der Ausbau der erneuerbaren Energien besonders
schnell und umfassend erfolgen muss. Die Herausforderungen dafür sind gewaltig und tragen nicht
unerhebliches Konfliktpotenzial (siehe hierzu das
Kopernikus-Projekt Ariadne 2021). Die seit Dezember
2021 amtierende Koalition aus SPD, Bündnis 90/Die
Grünen und FDP hat sich daher vorgenommen, die
Energiewende voranzutreiben, unter anderem durch
beschleunigte Genehmigungsverfahren bei erneuerbaren Energien (siehe BMWK 2022). Durch den Krieg
Russlands gegen die Ukraine und seine politischen
und wirtschaftlichen Folgen wurde der zügige Ausbau
der erneuerbaren Energien – gerade auch mit Blick
auf den Wärme- und Mobilitätssektor – auch zu einer
außen- und sicherheitspolitischen Notwendigkeit.
Dieser Aspekt konnte allerdings in die diesjährige Naturbewusstseinsstudie noch keinen Eingang finden.
Schon heute regt sich jedoch vielfach lokaler Protest
etwa gegen den Ausbau von Windkraftanlagen oder
den Netzausbau. Neben der Frage nach gesundheitlichen Auswirkungen und der als mangelhaft betrachteten Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern spielt
der Naturschutz bei diesen Konflikten oft eine große
Rolle (siehe Hoeft et al. 2017, Hübner 2019, Reusswig et
al. 2016). Darum finden sich häufig auch Umwelt- und
Naturbewusstsein 2021 > Veränderung
Technikfeldern. Gleichwohl können beide Technologiebereiche in Bezug auf den Naturschutz erhebliche Auswirkungen haben. Wie in den vergangenen
Naturbewusstseinsstudien wird erneut nach der
Zustimmung zu einer Kennzeichnungspflicht für
gentechnisch veränderte Nahrungsmittel gefragt.
Wiederholt wird auch eine Frage zur Einschätzung
von neueren gentechnischen Verfahren, zu denen
auch das sogenannte „genome editing“, unter anderem zum Beispiel die „Genschere“, gehört. Hier hat ein
technischer Fortschritt stattgefunden, der allerdings
auch mit neuen Risiken einhergeht (siehe Kawall et al.
2020). Insofern ist es interessant zu erfahren, wie die
Bevölkerung zu diesen neuen Verfahren steht.
Naturschutzvereinigungen auf der Seite derjenigen,
die gegen konkrete Projekte aktiv vorgehen. Allerdings wurden in den letzten Jahren auch rechtspopulistische Argumente gegen die Energiewende geäußert
– insbesondere beim Ausbau der Windkraft und beim
Kohleausstieg (siehe Eichenauer et al. 2018, Radtke et
al. 2020, Reusswig et al. 2020). Hierbei handelt es sich
um Äußerungen einer kleinen, aber lautstarken Minderheit, die durch die sozialen Medien und parteipolitischen Verbindungen Resonanz zu erzeugen vermag
(siehe Reusswig und Schleer 2021). Davon unberührt
bleiben sachlich begründete naturschutzfachliche
Bedenken gegen einzelne Projekte der Energiewende. Das Bundesamt für Naturschutz unterstützt mit
seiner Forschungsförderung einen naturverträglichen
Ausbau der erneuerbaren Energien (siehe BfN 2018,
Riedl et al. 2020).
Bei den Fragen zur Digitalisierung – einem stark
transformationsrelevanten Technikfeld – wird
untersucht, inwiefern digitale Angebote tatsächliche Naturerfahrungen ersetzen, verhindern oder
aber verstärken können. Hintergrund dafür ist die
Debatte um die Vor- und Nachteile digitaler Medien
und Nutzungsmuster für eine nachhaltige Entwicklung generell und den Naturschutz im Besonderen
(siehe Höfner und Frick 2019). Um in diesem Kontext
detaillierter zu werden, wurde auch gefragt, ob sich
die Menschen vorstellen könnten, eine NaturschutzApp zu nutzen, die beispielsweise über die Gefahren
für den Naturschutz informiert und auf persönliche
Handlungsmöglichkeiten verweist.
Die Naturbewusstseinsstudie 2021 setzt die lange
Zeitreihe zur generellen Akzeptanz der Energiewende
auch in diesem Jahr fort. Neu hinzugekommen ist die
Frage, ob die Menschen eine Umsetzung der Energiewende aufgrund von Klimaschutz auch trotz möglicher negativer Auswirkungen auf die Natur (Biodiversität, Landschaftsbild) unterstützen würden.
Den Abschluss dieses Kapitels bilden Fragen zu
Gentechnik und Digitalisierung. Zweifellos gibt es
erhebliche Unterschiede zwischen diesen beiden
Abbildung 20: Die nach Ansicht der Erwachsenenbevölkerung wichtigsten Politikfelder (Top 3)
Welche der im Folgenden genannten Politikfelder sind Ihrer Meinung nach aktuell am wichtigsten?
Bitte benennen Sie die für Sie drei wichtigsten Politikfelder.
57
Natur-, Umwelt- und Klimaschutz
43
Armut und soziale Gerechtigkeit
37
Gesundheit
30
Rente
Zuwanderung, Migration und Fremdenfeindlichkeit
29
Bildung
25
Kriminalität, innere Sicherheit
24
Wirtschaft, Finanzen und Arbeitsmarkt
23
Friedenspolitik und stabile Außenbeziehungen
17
Gleichstellung der Geschlechter
7
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
Angaben in Prozent
59
Naturbewusstsein 2021 > Veränderung
5.1 Politikfelder-Ranking: Wahrgenommene Bedeutung von Natur-,
Umwelt- und Klimaschutz
Ein Politikfelder-Ranking ist naturgemäß stark
davon abhängig, welche Themen und Probleme eine
Gesellschaft aktuell beschäftigen und in den Massenmedien diskutiert werden. So ist die Einstufung der
Wichtigkeit des Themas „Friedenspolitik und stabile
Außenbeziehungen“ vor dem Hintergrund zu bewerten, dass die Befragung der vorliegenden Studie vor
dem Angriff Russlands auf die Ukraine (im Februar
2022) stattgefunden hat. Das Thema Gesundheit auf
dem dritten Rang ist in Zeiten der Pandemie nicht
überraschend – vergleichbar ist das Abschneiden von
Geschlechtergerechtigkeit im Kontext der anderen,
aktuell brennenden Themen zu bewerten. Ganz deutlich zeigt das Ergebnis des Politikfelder-Rankings allerdings, dass dem Natur-, Umwelt- und Klimaschutz
von der Bevölkerung jedoch der höchste Stellenwert
zugesprochen wird. 28
Um zu untersuchen, welchen Stellenwert die Bevölkerung dem Themenfeld Natur-, Umwelt- und Klimaschutz im Kontext anderer Politikfelder einräumt,
wurde den Befragten eine Liste mit zehn Politikfeldern vorgelegt, von denen sie die drei ihrer Meinung
nach wichtigsten benennen sollten.
Über die Hälfte der Bevölkerung zählt den Natur-,
Umwelt- und Klimaschutz zu den wichtigsten Aufgaben der Politik.
Mit 57 Prozent Nennungen wird der Natur-, Umwelt- und Klimaschutz mit Abstand am häufigsten
zu den drei wichtigsten Politikfeldern gezählt (siehe
Abbildung 20). Am zweithäufigsten wird das Thema
Armut und soziale Gerechtigkeit (43 Prozent), und am
dritthäufigsten das Thema Gesundheit (37 Prozent)
genannt. Dahinter folgen die Politikfelder Rente (30
Prozent), Zuwanderung, Migration und Fremdenfeindlichkeit (29 Prozent), Bildung (25 Prozent), Kriminalität, innere Sicherheit (24 Prozent), Wirtschaft,
Finanzen, Arbeitsmarkt (23 Prozent), Friedenspolitik
und stabile Außenbeziehungen (17 Prozent) und
Gleichstellung der Geschlechter (sieben Prozent).
Die soziodemographische Analyse deckt auf: Natur-,
Umwelt- und Klimaschutz wird von Frauen noch
etwas häufiger als von Männern zu den drei wichtigsten Politikfeldern gezählt (61 Prozent gegenüber 53
Prozent). Auch Personen mit hoher Formalbildung (62
Prozent) und hohem Haushaltsnettoeinkommen (63
Prozent) zählen den Natur-, Umwelt- und Klimaschutz
überdurchschnittlich häufig zu den wichtigsten drei
Politikfeldern. Dabei fällt auf: Bei fast allen betrachteten soziodemographischen Gruppen steht der
Natur-, Umwelt- und Klimaschutz an erster Stelle der
Tabelle 13: Politikfelder-Ranking: Wahrgenommene Bedeutung von Natur-, Umwelt- und Klimaschutz in der
Erwachsenenbevölkerung nach Geschlecht, Bildung und Einkommen
Welche der im Folgenden genannten Politikfelder sind Ihrer Meinung nach aktuell am wichtigsten? Bitte benennen Sie die für
Sie drei wichtigsten Politikfelder.
Durch
schnitt
Angaben in Prozent
Ø
M
Natur-, Umwelt- und Klimaschutz
57
↓ 53
Armut und soziale Gerechtigkeit
43
40
Gesundheit
37
↓ 33
Rente
30
Zuwanderung, Migration, Fremdenfeindlichkeit
Haushaltsnetto
einkommen (Euro)
Bildung
W
niedrig mittel
hoch
bis
999
1.000
bis
1.999
2.000
bis
3.499
3.500
und
mehr
61 ↑ ↓ ↓ 49
60
62 ↑
52
54
57
45
46
41
41
57 ↑ ↑
46
42
↓ ↓ 36
41 ↑
39
39
↓ 33
36
39
37
34
30
30
43 ↑ ↑
29
↓ ↓ 18
35
37 ↑ ↑
28
↓ ↓ 22
29
32
26
31
28
28
↓ 21
27
30
31
Bildung
25
24
26
↓ ↓ 18
23
33 ↑ ↑
20
↓ 20
25
31 ↑ ↑
Kriminalität, innere Sicherheit
24
27
21
25
24
22
18
25
24
23
Wirtschaft, Finanzen, Arbeitsmarkt
23
26
21
21
23
25
20
21
24
25
Friedenspolitik, stabile Außenbeziehungen
17
18
15
↓ ↓ 13
17
21 ↑ ↑
13
16
17
19
Gleichstellung der Geschlechter
7
6
8
5
7
8
7
5
7
8
stark überrepräsentiert ↑ ↑
60
Geschlecht
überrepräsentiert ↑
unterrepräsentiert ↓
63 ↑ ↑
stark unterrepräsentiert ↓ ↓
Naturbewusstsein 2021 > Veränderung
5.2 Verantwortung für den Schutz
der Natur
wichtigsten Politikfelder (siehe Tabelle 13). Nur in der
Gruppe mit einem Haushaltsnettoeinkommen von
unter 1.000 Euro steht es nicht an erster (dort steht das
Thema Armut und Gerechtigkeit: 57 Prozent), sondern
an zweiter Stelle (52 Prozent).
Unternehmen und Industrie werden am häufigsten
in die Pflicht genommen.
Auch die Milieuanalyse bestätigt, dass der Natur-,
Umwelt- und Klimaschutz in der Bevölkerung einen
hohen Stellenwert einnimmt. Allerdings fallen hier
die Unterschiede zwischen den Milieus deutlich
größer aus. Während 79 Prozent der nachhaltigkeitsorientierten Postmateriellen, 73 Prozent der verantwortungsbewussten Konservativ-Gehobenen und
72 Prozent aus dem jungen und mobilen Milieu der
Expeditiven den Natur-, Umwelt- und Klimaschutz
zu den drei wichtigsten Politikfeldern zählen, sind
es in der Adaptiv-Pragmatischen Mitte 44 Prozent,
bei Menschen in prekären Lebensverhältnissen 38
Prozent und bei Menschen mit einer erlebnisorientierten, konsum-hedonistischen Werteausrichtung 30
Prozent.
Beim Naturschutz ist es nicht anders als beim Umwelt- oder Klimaschutz: Es handelt sich um komplexe
Gemeinschaftsaufgaben, an denen viele Akteure mitwirken müssen, damit Erfolge erzielt werden können.
Fraglich ist aber, ob sie das bisher schon in ausreichendem Maße tun. Nach Meinung der Befragten
sind zuvorderst Unternehmen und Industrie in der
Pflicht, mehr für den Schutz der Natur zu leisten (siehe Abbildung 21). 65 Prozent halten den Einsatz von
Unternehmen und Industrie für zu gering. Die Bemühungen der Bundesregierung (zu gering: 61 Prozent),
der eigenen Landesregierung (56 Prozent), der Bürgerinnen und Bürger (50 Prozent) und des eigenen Stadtund Gemeinderats (49 Prozent) werden ebenfalls
von einem Großteil der Befragten als unzureichend
bewertet. Etwas weniger kritisch sind die Befragten
mit dem Einsatz der Land- und Forstwirtschaft (46
Prozent respektive 38 Prozent). Das mit Abstand
beste Zeugnis stellen die Befragten den Umwelt- und
Abbildung 21: Verantwortung für den Schutz der Natur in der Erwachsenenbevölkerung
Der Schutz der Natur ist eine Aufgabe, zu der viele einen Beitrag leisten können. Bitte geben Sie jeweils an, wie Sie den Einsatz
der im Folgenden Genannten bewerten: übertrieben, genau richtig oder zu gering?
Der Einsatz ist zu gering. +
Der Einsatz ist übertrieben. -
Der Einsatz ist genau richtig. 0
weiß nicht / keine Angabe X
Unternehmen und Industrie
+
0
-
X
65
25
4
6
61
Bundesregierung
25
56
Ihre Landesregierung
50
36
Ihr Stadt- und Gemeinderat
49
36
46
Umwelt- und Naturschutzverbände
(zum Beispiel Greenpeace, NABU, BUND)
21
0
10
6
4
54
20
30
40
50
70
80
8
10
18
60
7
9
4
48
5
8
7
42
38
Forstwirtschaft
7
29
Bürgerinnen und Bürger
Landwirtschaft
9
7
90
100
Angaben in Prozent
61
Naturbewusstsein 2021 > Veränderung
der
Erwachsenenbevölkerung
nach
Milieus
Abbildung 22:
22: Verantwortung
Verantwortungfür
fürden
denSchutz
Schutzder
derNatur
Naturinin
der
Erwachsenenbevölkerung
nach
Milieus
Der Schutz der Natur ist eine Aufgabe, zu der viele einen Beitrag leisten können. Bitte geben Sie jeweils an, wie Sie den Einsatz
der im Folgenden Genannten bewerten.
„Der Einsatz der Bundesregierung
ist zu gering.“
Soziale Lage
Oberschicht /
Obere Mittelschicht
Mittlere
Mittelschicht
0
0
Traditionelles
Milieu
62 %
NostalgischBürgerliches
Milieu
60 %
Prekäres Milieu
59 %
Tradition
stark überrepräsentiert ++
0
0
Milieu der
Performer
63 %
Expeditives
Milieu
61 %
0
-KonsumHedonistisches
Milieu
39 %
durchschnittlich 0
Die soziodemographischen Unterschiede fallen sehr
gering aus. Erwähnenswert ist, dass der Einsatz von
Unternehmen und Industrie von den 18- bis 29-Jährigen (57 Prozent) und Personen mit niedriger Formalbildung (60 Prozent) unterdurchschnittlich häufig
als zu gering wahrgenommen wird (Durchschnitt: 65
Prozent). Außerdem bewerten Frauen etwas häufiger
als Männer die Bemühungen der Bundesregierung für
unzureichend (64 Prozent gegenüber 58 Prozent). Die
eigene Landesregierung wird am häufigsten von der
Gruppe der 50- bis 65-Jährigen in die Pflicht genommen (zu geringer Einsatz: 62 Prozent, Durchschnitt:
56 Prozent).
Im Milieuvergleich sind es vor allem die Postmateriellen und die Konservativ-Gehobenen, die einen
zu geringen Einsatz der gesellschaftlichen Akteure
bemängeln. Deutlich weniger Kritik kommt von der
modernen, unideologischen Adaptiv-Pragmatischen
Mitte und der spaß- und erlebnisorientierten Lebenswelt. Beispielsweise geben 82 Prozent der Postmateriellen und 71 Prozent der Konservativ-Gehobenen
NeoÖkologisches
Milieu
60 %
Durchschnitt = 61 %
Modernisierung
Naturschutzverbänden aus: Nur 21 Prozent halten den
Einsatz der Umwelt- und Naturschutzverbände für zu
gering, 54 Prozent nehmen ihn als genau richtig wahr,
und 18 Prozent finden sogar, das Engagement der Natur- und Umweltschutzverbände sei übertrieben.
62
-AdaptivPragmatische
Mitte
48 %
0
Untere Mittelschicht /
Unterschicht
Grundorientierung
++
Postmaterielles
Milieu
82 %
++
KonservativGehobenes
Milieu
71 %
Neuorientierung
stark unterrepräsentiert --
an, der Einsatz der Bundesregierung sei zu gering.
Hingegen sind es in der Adaptiv-Pragmatischen Mitte
48 Prozent und in der spaß- und erlebnisorientierten
Lebenswelt 39 Prozent (siehe Abbildung 22).
5.3 Einstellungen zu Naturgefährdung und Schutz der Natur
Neun von zehn Deutschen meinen, dass der Schutz
der Natur in der Verantwortung des Menschen liegt.
83 Prozent der befragten Erwachsenen ärgern sich,
dass viele Menschen so sorglos mit der Natur umgehen (beide Zustimmungsstufen). 90 Prozent sagen, es
sei die Pflicht des Menschen, die Natur zu schützen
und ebenfalls 90 Prozent meinen, wir dürfen die
Natur nur so nutzen, dass dies auch für kommende
Generationen im gleichen Umfang möglich ist (siehe
Abbildung 23).
Die soziodemographische Analyse zeigt, dass die uneingeschränkte Zustimmung zu allen drei Aussagen in
der Altersgruppe der 18- bis 29-Jährigen unterdurchschnittlich ausfällt (siehe Tabelle 14). Darüber hinaus
fällt auf: Dass viele Menschen so sorglos mit der Natur
umgehen, ärgert Frauen noch etwas stärker als Männer (höchste Zustimmungsstufe: 49 Prozent gegenüber
Naturbewusstsein 2021 > Veränderung
Abbildung 23: E
zu Naturgefährdung
Naturgefährdung und
und Schutz der Natur – Erwachsene und Jugendliche
Einstellungen
instellungen zu
im Vergleich
Vergleich
im
Wie zutreffend finden Sie die folgenden Aussagen?
trifft voll und ganz zu ++
trifft eher nicht zu -
trifft eher zu +
trifft überhaupt nicht zu --
weiß ich nicht / kann ich nicht beurteilen X
Es ist die Pflicht des Erwachsene
Menschen, die Natur
zu schützen. Jugendliche
++
+
- --
55
35
7 12
63
Wir dürfen die Natur
nur so nutzen, dass dies Erwachsene
auch für kommende
Generationen im gleichen Jugendliche
Umfang möglich ist.
30
55
Ich ärgere mich darüber,
Erwachsene
dass viele Menschen
so sorglos mit der Natur
Jugendliche
umgehen.
20
6 22
38
50
10
8 11
30
45
0
35
30
4 12
35
60
40
50
60
X
70
80
14
21
11
31
90
100
Angaben in Prozent
41 Prozent). Außerdem betonen Frauen häufiger als
Männer, es sei die Pflicht des Menschen, die Natur zu
schützen (60 Prozent gegenüber 50 Prozent).
das eine Hypothese, die untersucht werden müsste.
Bei Berücksichtigung beider Antwortstufen relativieren sich die Unterschiede (siehe Abbildung 24).
Im Zeitvergleich wird deutlich: Der Anteil der
Befragten, der den Aussagen zur Naturgefährdung
uneingeschränkt zustimmt, ist signifikant gesunken.
Beispielsweise sind in der aktuellen Erhebung 55 Prozent „voll und ganz“ davon überzeugt, es sei die Pflicht
des Menschen, die Natur zu schützen. 2019 sagten
das noch 75 Prozent. Womöglich haben zwei Jahre
Corona-Krise die Prioritäten mancher Menschen so
verschoben, dass der Schutz der Natur nicht mehr mit
dem gleichen Nachdruck verfolgt wird. Allerdings ist
Auch die Jugendlichen wurden gebeten, ihre Einstellungen zu Naturgefährdung und Schutz der Natur
zu äußern. Dabei zeigt sich: Bei allen drei Statements
stimmen die Jugendlichen etwas häufiger uneingeschränkt zu als die Erwachsenen (siehe Abbildung
23). Beispielsweise meinen 60 Prozent der 14- bis
17-Jährigen, wir dürfen die Natur nur so nutzen, dass
dies auch für kommende Generationen im gleichen
Umfang möglich ist, bei den Erwachsenen sind es 55
Prozent.
Tabelle 14: Einstellungen zu Naturgefährdung und Schutz der Natur in der Erwachsenenbevölkerung
nach Geschlecht und Alter
Wie zutreffend finden Sie die folgenden Aussagen?
Durch
schnitt
Antwortkategorie:
„trifft voll und ganz zu“
Geschlecht
Angaben in Prozent
Ø
M
Es ist die Pflicht des Menschen, die Natur zu schützen.
55
↓ ↓ 50
Wir dürfen die Natur nur so nutzen, dass dies auch für kom
mende Generationen im gleichen Umfang möglich ist.
55
52
Ich ärgere mich darüber, dass viele Menschen so sorglos mit
der Natur umgehen.
45
↓ 41
stark überrepräsentiert ↑ ↑
überrepräsentiert ↑
Alter (Jahre)
W
bis 29 30 bis 49 50 bis 65 über 65
60 ↑ ↑
↓ ↓ 45
54
61 ↑ ↑
56
57
↓ ↓ 44
54
60 ↑ ↑
56
49 ↑
↓ ↓ 35
46
50
46
unterrepräsentiert ↓
stark unterrepräsentiert ↓ ↓
63
Naturbewusstsein 2021 > Veränderung
Einstellungen
instellungen der
Abbildung 24: E
der Erwachsenenbevölkerung
Erwachsenenbevölkerung zu
zu Naturgefährdung und Schutz der Natur
im Jahresvergleich
Jahresvergleich
im
Wie zutreffend finden Sie die folgenden Aussagen?
trifft voll und ganz zu ++
trifft eher nicht zu -
trifft eher zu +
trifft überhaupt nicht zu --
Es ist die Pflicht des Menschen,
die Natur zu schützen.
Wir dürfen die Natur nur so
nutzen, dass dies auch für
kommende Generationen im
gleichen Umfang möglich ist.
Ich ärgere mich darüber,
dass viele Menschen so sorglos
mit der Natur umgehen.
weiß ich nicht / kann ich nicht beurteilen X
2021
++
+
- --
55
35
7 12
75
2019
20
55
2021
8
75
45
2021
38
63
2019
0
10
20
41
35
2019
40
50
60
70
11
22
21
14
21
28
30
X
7
80
90
2
100
Angaben in Prozent
stream (Adaptiv-Pragmatische) und im Milieu der
auf Konsum und Entertainment fokussierten (unteren) Mitte. Bei den effizienzorientierten und fortschrittsoptimistischen Performern fällt auf, dass sie
sich unterdurchschnittlich häufig über den sorglosen
Umgang mit der Natur empören.
Forderungen, die Natur zu schützen, stoßen vor
allem bei den Postmateriellen und den KonservativGehobenen auf uneingeschränkte Zustimmung.
Bei allen drei abgefragten Aussagen ist die uneingeschränkte Zustimmung bei den Angehörigen der
engagiert-souveränen Bildungselite (Postmateriellen)
und des klassischen Establishments (KonservativGehobenen) am größten (siehe Tabelle 15). Wesentlich
niedrigere Werte finden sich im modernen Main-
Auch in Zeiten der Corona-Pandemie spricht nur
eine Minderheit der wirtschaftlichen Entwicklung
eine höhere Bedeutung zu als der Natur.
Tabelle 15: Einstellungen zu Naturgefährdung und Schutz der Natur in der Erwachsenenbevölkerung
nach Milieus
Wie zutreffend finden Sie die folgenden Aussagen?
Ø = Durchschnitt
PER = Performer
ADA= Adaptiv-Pragmatische Mitte
NOB = Nostalgisch-Bürgerliche
KOG = Konservativ-Gehobene
EPE = Expeditive
HED = Konsum-Hedonisten
TRA = Traditionelle
PMA = Postmaterielle
NÖK = Neo-Ökologische
PRE = Prekäre
Antwortkategorie:
„trifft voll und ganz zu“
Ø
KOG
PMA
PER
EPE
NÖK
ADA
HED
PRE
NOB
TRA
Angaben in Prozent
Es ist die Pflicht des Menschen, die Natur zu
schützen.
55
71 ↑ ↑
80 ↑ ↑
49
54
58
↓ ↓ 44
↓ ↓ 20
51
60
53
Wir dürfen die Natur nur so nutzen, dass dies
auch für kommende Generationen im gleichen
Umfang möglich ist.
55
66 ↑ ↑
79 ↑ ↑
52
55
61
↓ ↓ 45
↓ ↓ 23
48
50
58
Ich ärgere mich darüber, dass viele Menschen so
sorglos mit der Natur umgehen.
45
56 ↑ ↑
65 ↑ ↑ ↓ 38
49
49
↓ ↓ 36
↓ ↓ 23
43
46
43
stark überrepräsentiert ↑ ↑
64
unterrepräsentiert ↓
stark unterrepräsentiert ↓ ↓
Naturbewusstsein 2021 > Veränderung
Naturschutz
aturschutz im
Abbildung 25: N
im Spannungsfeld
Spannungsfeld von
von Politik
Politik und
und Wirtschaft
Wirtschaft –– Erwachsene
Erwachsene und
und Jugendliche
Jugendliche
im Vergleich
Vergleich
im
Wie zutreffend finden Sie die folgenden Aussagen?
trifft voll und ganz zu ++
trifft eher nicht zu -
trifft eher zu +
trifft überhaupt nicht zu --
In wirtschaftlichen
Erwachsene
Krisenzeiten muss auch der
Naturschutz mit weniger
Jugendliche
Geld auskommen.
weiß ich nicht / kann ich nicht beurteilen X
++
+
-
--
X
10
38
30
16
6
12
31
7
Die Natur darf der wirt- Erwachsene
schaftlichen Entwicklung
nicht im Weg stehen. Jugendliche
26
9
0
32
35
20
10
18
26
33
20
30
40
7
6
31
50
60
70
80
7
90
100
Angaben in Prozent
Zustimmungsstufen). Bei Personen mit mittlerer
Formalbildung sind es 47 Prozent und bei Personen
mit hoher Formalbildung 43 Prozent. Unterschiede
weist auch der Altersvergleich auf: Bei der Aussage,
die Natur dürfe der wirtschaftlichen Entwicklung
nicht im Weg stehen, sind es die 18- bis 29-Jährigen,
die häufiger als der Durchschnitt zustimmen (beide
Zustimmungsstufen: 39 Prozent, Durchschnitt: 33
Prozent). Bei der Aussage, in wirtschaftlichen Krisenzeiten müsse auch der Naturschutz mit weniger
Geld auskommen, sind es die über 65-Jährigen, die am
häufigsten zustimmen (53 Prozent, Durchschnitt: 48
Prozent).
In der aktuellen Erhebung finden 33 Prozent der
Befragten, dass die Natur der wirtschaftlichen Entwicklung nicht im Weg stehen darf (beide Zustimmungsstufen). Eine deutliche Mehrheit von 61 Prozent
teilt diese Meinung nicht (siehe Abbildung 25). Anders
verhält es sich bei der Frage, ob in wirtschaftlichen
Krisenzeiten auch der Naturschutz mit weniger Geld
auskommen müsse: 48 Prozent stimmen dieser Aussage zu (beide Zustimmungsstufen). Fast genauso viele
sind nicht dieser Ansicht (trifft eher nicht/überhaupt
nicht zu: 46 Prozent).
Im Bildungsvergleich zeigt sich, dass die Zustimmung
bei beiden Aussagen mit dem Bildungsniveau der
Befragten abnimmt (siehe Tabelle 16). Beispielsweise
sagen 53 Prozent der Personen mit niedriger Formalbildung, in wirtschaftlichen Krisenzeiten müsse auch
der Naturschutz mit weniger Geld auskommen (beide
Der Zeitvergleich deckt auf: Der Anteil derer, die
meinen, in Krisenzeiten müsse auch der Naturschutz
mit weniger Geld auskommen, ist relativ konstant
geblieben (2019: 46 Prozent, 2021: 48 Prozent). Aber
Tabelle 16: Naturschutz im Spannungsfeld von Politik und Wirtschaft in der Erwachsenenbevölkerung
nach Alter und Bildung
Wie zutreffend finden Sie die folgenden Aussagen?
Durch
schnitt
Antwortkategorie:
„trifft voll und ganz/eher zu“
Alter (Jahre)
Bildung
Angaben in Prozent
Ø
bis 29
In wirtschaftlichen Krisenzeiten muss auch der
Naturschutz mit weniger Geld auskommen.
48
43
47
47
53 ↑
53 ↑ ↑
47
↓ 43
Die Natur darf der wirtschaftlichen Entwick
lung nicht im Weg stehen.
33
39 ↑
30
31
36
41 ↑ ↑
33
↓ ↓ 27
stark überrepräsentiert ↑ ↑
überrepräsentiert ↑
30 bis 49 50 bis 65 über 65
unterrepräsentiert ↓
niedrig
mittel
hoch
stark unterrepräsentiert ↓ ↓
65
Naturbewusstsein 2021 > Veränderung
Naturschutz
aturschutz im
Abbildung 26: N
im Spannungsfeld
Spannungsfeld von
von Politik
Politik und
und Wirtschaft
Wirtschaft –– Erwachsenenbevölkerung
Erwachsenenbevölkerung
im Jahresvergleich
Jahresvergleich
im
Wie zutreffend finden Sie die folgenden Aussagen?
trifft voll und ganz zu ++
trifft eher nicht zu -
trifft eher zu +
trifft überhaupt nicht zu --
In wirtschaftlichen Krisenzeiten
muss auch der Naturschutz mit
weniger Geld auskommen.
Die Natur darf der wirtschaftlichen
Entwicklung nicht im Weg stehen.
2021
++
+
-
--
X
10
38
30
16
6
13
2019
2021
7
2019
8
0
weiß ich nicht / kann ich nicht beurteilen X
33
32
26
35
18
10
20
18
26
41
30
40
4
6
30
50
60
70
3
80
90
100
Angaben in Prozent
der Anteil derer, die der wirtschaftlichen Entwicklung
eine höhere Bedeutung als der Natur zusprechen, hat
zugenommen (2019: 26 Prozent, 2021: 33 Prozent)
(siehe Abbildung 26). Vor dem Hintergrund, dass sich
die Menschen in Deutschland zum Zeitpunkt der
Befragung bereits seit ungefähr zwei Jahren in einer
Pandemie mit enormen wirtschaftlichen Folgeschäden befunden haben, ist dieser (leichte) Anstieg gut
nachvollziehbar.
Im Vergleich zu der Jugendbefragung lassen sich keine
großen Unterschiede erkennen (siehe Abbildung 25):
Der Aussage, die Natur dürfe der wirtschaftlichen
Entwicklung nicht im Weg stehen, stimmen etwas
weniger Jugendliche als Erwachsene zu (beide Zustimmungsstufen: 29 Prozent gegenüber 33 Prozent).
Gleiches gilt für die Aussage, in wirtschaftlichen
Krisenzeiten müsse auch der Naturschutz mit weniger
Geld auskommen. Die Zustimmung der Jugendlichen
liegt hier bei 43 Prozent (beide Zustimmungsstufen),
die Zustimmung der Erwachsenen bei 48 Prozent.
Vor allem im Postmateriellen Milieu wird dem
Naturschutz Vorrang vor der wirtschaftlichen Entwicklung eingeräumt.
Von allen Milieus sind die naturschutzorientierten
Postmateriellen am seltensten der Meinung, die Natur
dürfe der wirtschaftlichen Entwicklung nicht im
Weg stehen (beide Zustimmungsstufen: 15 Prozent,
Durchschnitt: 33 Prozent). Deutlich höher sind die
Zustimmungswerte bei Menschen in prekären Lebensverhältnissen (41 Prozent), den Angehörigen der
erlebnisorientierten, konsum-hedonistischen Lebenswelt (43 Prozent) und den Adaptiv-Pragmatischen (48
Prozent). Dass in Zeiten wirtschaftlicher Krisen auch
der Naturschutz mit weniger Geld auskommen müsse,
sagen überdurchschnittlich viele Angehörige der prekären Lebenswelt (57 Prozent) und Adaptiv-Pragmatische (60 Prozent). Niedriger sind die Zustimmungswerte bei den Konservativ-Gehobenen (40 Prozent)
und erneut bei den Postmateriellen (27 Prozent).
Abbildung 27: Finanzielle
Finanzielle Förderung
Förderung des
des Naturschutzes
Naturschutzes –– Erwachsenenbevölkerung
Erwachsenenbevölkerung im
im Zeitvergleich
Wie wichtig finden Sie es, dass die folgende Maßnahme zum Schutz der Natur vorrangig eingesetzt wird?
sehr wichtig ++
eher nicht wichtig -
eher wichtig +
überhaupt nicht wichtig --
Der Staat stellt mehr Geld zur
Förderung des Naturschutzes
und zum Erhalt seltener Tierund Pflanzenarten bereit.
weiß ich nicht /keine Angabe X
++
+
-
--
2021
37
47
9
2 5
2019
36
0
10
20
43
30
40
50
60
14
70
80
X
2 5
90
100
Angaben in Prozent
66
Naturbewusstsein 2021 > Veränderung
Abbildung 28:
nach
Milieus
28: Finanzielle
FinanzielleFörderung
Förderungdes
desNaturschutzes
Naturschutzes– –Erwachsenenbevölkerung
Erwachsenenbevölkerung
nach
Milieus
Wie wichtig finden Sie es, dass die folgende Maßnahme zum Schutz der Natur vorrangig eingesetzt wird?
„Der Staat stellt mehr Geld zur Förderung des Naturschutzes und zum Erhalt seltener Tier- und Pflanzenarten bereit.“
„sehr/eher wichtig“
Soziale Lage
Oberschicht /
Obere Mittelschicht
++
Postmaterielles
Milieu
93 %
++
KonservativGehobenes
Milieu
92 %
++
Expeditives
Milieu
93 %
0
Milieu der
Performer
84 %
0
Mittlere
Mittelschicht
0
0
Traditionelles
Milieu
84 %
NostalgischBürgerliches
Milieu
83 %
-Prekäres Milieu
77 %
Untere Mittelschicht /
Unterschicht
Grundorientierung
AdaptivPragmatische
Mitte
82 %
Tradition
stark überrepräsentiert ++
-KonsumHedonistisches
Milieu
59 %
Durchschnitt = 84 %
Modernisierung
überrepräsentiert +
Eine klare Mehrheit befürwortet höhere Ausgaben
des Staates zur Förderung des Naturschutzes.
84 Prozent der Befragten finden es sehr oder eher
wichtig, dass der Staat mehr Geld zur Förderung des
Naturschutzes und zum Erhalt seltener Tier- und
Pflanzenarten bereitstellt (siehe Abbildung 27). Eine
höhere finanzielle Förderung des Naturschutzes
befürworten Frauen und finanziell Gutgestellte noch
etwas häufiger als der Durchschnitt (Frauen: 87 Prozent, Haushaltsnettoeinkommen über 3.500 Euro: 88
Prozent).
Im Vergleich mit der letzten Messung dieser Frage
sind die Zustimmungswerte leicht gestiegen (siehe Abbildung 27): 2019 waren es noch 79 Prozent, die höhere
Ausgaben des Staates zur Förderung des Naturschutzes befürwortet haben.
Die Milieubetrachtung bekräftigt, dass die finanzielle
Förderung des Naturschutzes quer durch die Bevölkerung auf große Zustimmung stößt. Bei Berücksichtigung beider Antwortstufen (sehr/eher wichtig) liegt
der Zuspruch auch bei Menschen in sozial schwäche
rer Lage und in der erlebnisorientierten, konsum
hedonistischen Lebenswelt bei deutlich über 50 Pro
zent (siehe Abbildung 28).
+
NeoÖkologisches
Milieu
91 %
durchschnittlich 0
Neuorientierung
stark unterrepräsentiert --
5.4 Einstellung und Bereitschaft zu
einem Wandel der Lebens- und
Wirtschaftsweisen
Über die Hälfte der Bevölkerung hält einen Wandel
der Lebens- und Wirtschaftsweisen in Deutschland
für notwendig.
60 Prozent der Befragten ab 18 Jahren sind der Meinung, dass ein umfassender Wandel der Lebens- und
Wirtschaftsweisen in Deutschland erforderlich ist,
um die weltweite Natur-, Umwelt- und Klimakrise
aufzuhalten. Dabei sind mehr als ein Viertel uneingeschränkt dieser Ansicht („ja“: 27 Prozent). 26 Prozent
sind bei dieser Frage unentschieden („teils/teils“), nur
zehn Prozent antworten mit „nein“ oder „eher nein“
und ein Prozent gibt an, es gebe keine Natur-, Umweltund Klimakrise (siehe Abbildung 29).
In den Gruppen mit hoher Formalbildung (beide Zustimmungsstufen: 65 Prozent) und hohem Haushaltsnettoeinkommen (über 3.500 Euro: 69 Prozent) wird
die Notwendigkeit eines Wandels überdurchschnittlich häufig gesehen. Die Unterschiede zum Durchschnitt sind aber nicht allzu groß (Durchschnitt: 60
Prozent).
67
Naturbewusstsein 2021 > Veränderung
Abbildung 29: Einstellung
Einstellung zur
zur Notwendigkeit
Notwendigkeit eines
eines Wandels
Wandels –– Erwachsene
Erwachsene und
und Jugendliche
Jugendliche im
im Vergleich
Vergleich
Ist Ihrer Meinung nach ein umfassender Wandel der Lebens- und Wirtschaftsweisen in Deutschland erforderlich,
um die weltweite Natur-, Umwelt- und Klimakrise aufzuhalten?
ja ++
teils/teils 0
nein --
eher ja +
eher nein ++
Es gibt keine Natur-, Umwelt- und Klimakrise. ¦
0
+
weiß ich nicht / keine Angabe X
27
Erwachsene
33
29
Jugendliche
0
10
26
35
20
30
40
24
50
60
70
-
-- ¦
7
3 1 3
5
80
X
21 4
90
100
Angaben in Prozent
Auch der Vergleich mit der Jugendbefragung deckt
nur leichte Unterschiede auf (siehe Abbildung 29).
Danach sind Jugendliche etwas häufiger als Erwachsene der Auffassung, ein umfassender Wandel der
Lebens- und Wirtschaftsweisen sei notwendig, um die
weltweite Natur-, Umwelt- und Klimakrise aufzuhalten (beide Zustimmungsstufen: 64 Prozent gegenüber
60 Prozent).
Ein anderes Bild zeigt die Milieuanalyse (siehe Abbildung 30): Während jeweils 79 Prozent der engagiertsouveränen Postmateriellen und der besonders
pflichtbewussten Konservativ-Gehobenen und 75
Prozent der jungen Trendsetterinnen und Trendsetter
des Expeditiven Milieus einen umfassenden Wandel
der Lebens- und Wirtschaftsweisen in Deutschland
als erforderlich betrachten, sind die zunehmend
abstiegsbesorgten Nostalgisch-Bürgerlichen (48 Prozent), Menschen in prekären Lebensverhältnissen (47
Prozent) und vor allem die auf Konsum und Entertainment fokussierte Lebenswelt (26 Prozent) deutlich
weniger überzeugt.
inin
der
Erwachsenenbevölkerung
nach
Milieus
Abbildung 30:
30: Einstellung
Einstellungzur
zurNotwendigkeit
Notwendigkeiteines
einesWandels
Wandels
der
Erwachsenenbevölkerung
nach
Milieus
Ist Ihrer Meinung nach ein umfassender Wandel der Lebens- und Wirtschaftsweisen in Deutschland erforderlich,
um die weltweite Natur-, Umwelt- und Klimakrise aufzuhalten?
„ja/eher ja“
Soziale Lage
Oberschicht /
Obere Mittelschicht
++
Postmaterielles
Milieu
79 %
++
KonservativGehobenes
Milieu
79 %
++
Expeditives
Milieu
75 %
0
Milieu der
Performer
56 %
0
Mittlere
Mittelschicht
0
Traditionelles
Milieu
63 %
-Prekäres Milieu
47 %
Untere Mittelschicht /
Unterschicht
Grundorientierung
Tradition
stark überrepräsentiert ++
68
-NostalgischBürgerliches
Milieu
48 %
AdaptivPragmatische
Mitte
55 %
0
-KonsumHedonistisches
Milieu
26 %
Durchschnitt = 60 %
Modernisierung
durchschnittlich 0
NeoÖkologisches
Milieu
62 %
stark unterrepräsentiert --
Neuorientierung
Naturbewusstsein 2021 > Veränderung
Bereitschaft
ereitschaft zu
Abbildung 31: B
zu einem
einem Wandel
Wandel der
der LebensLebens- und
und Wirtschaftsweisen
Wirtschaftsweisen –– Erwachsene
Erwachsene und
und Jugendliche
Jugendliche
im Vergleich
Vergleich
im
Sind Sie bereit, diesen Wandel aktiv durch einen nachhaltigen und naturfreundlichen Lebensstil mitzutragen?
ja ++
teils/teils 0
eher ja +
eher nein -
Erwachsene
nein --
++
+
0
28
40
29
21
24
4 1
30
Jugendliche
0
10
41
20
30
40
50
60
70
Basis: nur Personen, die zuvor angaben, ein umfassender Wandel der Lebens- und Wirtschaftsweisen
in Deutschland sei erforderlich („ja“, „eher ja“, „teils/teils“)
Einen umfassenden Wandel der Lebens- und Wirtschaftsweisen zu befürworten, ist das Eine. Wie aber
steht es um die Bereitschaft, diesen Wandel durch
einen nachhaltigen und naturfreundlichen Lebensstil
mitzutragen? Auch diese Frage wurde gestellt. Diejenigen, die zuvor angaben, ein umfassender Wandel
sei nicht notwendig („eher nein“, „nein“), waren von
dieser Frage ausgenommen.
Mehr als zwei Drittel erklären sich bereit, zu einem
Wandel der Lebens- und Wirtschaftsweisen aktiv
beizutragen.
68 Prozent der Befragten erklären sich bereit, durch
einen nachhaltigen und naturfreundlichen Lebensstil selbst aktiv zu einem gesellschaftlichen Wandel
beizutragen – 28 Prozent stimmen sogar uneingeschränkt zu (siehe Abbildung 31). Dem stehen nur drei
Prozent gegenüber, die sich nicht oder eher nicht dafür bereit erklären. Weitere 29 Prozent sind bei dieser
Frage unentschieden („teils/teils“).
Die soziodemographische Analyse deckt erneut nur
geringe Unterschiede auf: Die Gruppen mit hoher Formalbildung (beide Zustimmungsstufen: 72 Prozent)
und hohem Haushaltsnettoeinkommen (über 3.500
Euro: 73 Prozent), geben leicht überdurchschnittlich
häufig an, zu einem Wandel der Lebens- und Wirtschaftsweisen beitragen zu wollen (Durchschnitt: 68
Prozent). Auch der Vergleich mit der Jugendbefragung,
lässt keine größeren Unterschiede erkennen (siehe
Abbildung 31).
Aufschlussreicher ist die Milieuperspektive. Hier zeigt
sich ein ähnliches Bild wie in der vorangegangenen
Frage: Postmaterielle (beide Zustimmungsstufen: 85
Prozent), Expeditive (81 Prozent) und KonservativGehobene (79 Prozent) sind am häufigsten dazu bereit,
durch einen nachhaltigen und naturfreundlichen
80
-
90
--
100
Angaben in Prozent
Lebensstil selbst aktiv zu einem gesellschaftlichen
Wandel beizutragen. Wesentlich weniger Bereitschaft
kommt aus den Reihen der Nostalgisch-Bürgerlichen
(60 Prozent), der Menschen in prekärer Lebenslage (56
Prozent) und der erlebnisorientierten, konsum-hedonistischen Lebenswelt (41 Prozent). Auffällig ist, dass
auch die wirtschaftsnahen und stark wettbewerbsorientierten Performer nur unterdurchschnittlich
häufig selbst aktiv zu einem Wandel der Lebens- und
Wirtschaftsweisen beitragen möchten (59 Prozent).
5.5 Einstellung zur Energiewende
und Auswirkungen auf die Natur
Die Zustimmung zur Energiewende hat abgenommen.
Die Frage nach der Haltung der Bevölkerung zur
Energiewende wird regelmäßig in der Naturbewusstseinsstudie gestellt. Seit 2011 bewegen sich die
Zustimmungswerte mit kleineren Schwankungen
um die 60 Prozent. Im Jahr 2021 muss aber von einem
deutlichen Rückgang berichtet werden: Knapp die
Hälfte der Befragten hält die Energiewende für richtig, 35 Prozent sind unentschieden (mehr als in den
letzten Jahren), und 13 Prozent sind dagegen (siehe
Abbildung 32).
Diese Abnahme in der Zustimmung zur Energiewende muss vor dem Hintergrund des Zeitpunkts der
Befragung betrachtet werden. Durchgeführt wurde
die Befragung im Herbst 2021 als die Bundestagswahl
zugunsten der Ampelkoalition entschieden war und
– schon damals – über steigende Energiepreise und
allgemein über eine Zunahme der Inflationsgefahr
öffentlich diskutiert wurde. Der „Regierungseffekt“
dürfte bewirkt haben, dass sich im Bewusstsein der
Menschen „Energiewende“ und „Umsetzung“ näher
aufeinander zubewegt haben; oder anders gesagt: Es
69
Naturbewusstsein 2021 > Veränderung
Abbildung 32: Einstellung
Einstellung zur
zur Energiewende
Energiewende in
in der
der Erwachsenenbevölkerung im Zeitvergleich
Halten Sie die Energiewende – hin zu einer überwiegenden Versorgung aus erneuerbaren Energien – für richtig?
ja +
nein -
unentschieden 0
2021
weiß ich nicht / keine Angabe X
+
0
-
X
48
35
13
4
2019
60
29
2017
61
30
2015
61
29
56
2013
0
10
20
30
50
60
70
2
7
80
3
10
4
6
5
26
40
3
7
30
63
2011
8
90
100
Angaben in Prozent
wurde absehbar, dass die Energiewende künftig noch
„näher“ an den Alltag der Menschen herankommen
würde. Für alle diejenigen, denen die Energiewende
schon länger ein Kernanliegen gewesen war, eine
gute Nachricht – und kein Grund, irgendetwas an der
eigenen Einstellung zu ändern, insbesondere dann
nicht, wenn die eigenen Lebensumstände eine sich
andeutende Preissteigerung für Energie abfedern
können. Aber: Offenbar haben bei anderen die sich
abzeichnenden Änderungen dazu geführt, dass ihre
Zustimmung zur Energiewende bröckelte. Seit dem
Zeitpunkt der Befragung bis zur Veröffentlichung der
Studie haben sich die Ereignisse weiter zugespitzt: Der
Ukraine-Krieg hat die Frage der Abhängigkeit von
russischen fossilen Energieträgern ganz oben auf die
Tagesordnung gesetzt. Wie sich das auf die Einstellungen zur Energiewende (mittel- bis langfristig) auswirken wird, kann erst eine zukünftige Befragung zeigen.
Jugendliche befürworten die Energiewende deutlich
häufiger als die Erwachsenen.
Die Zustimmung zur Energiewende nimmt mit dem
Bildungsniveau der Befragten zu (einfache Bildung: 43
Prozent, mittlere Bildung: 49 Prozent, hohe Bildung:
53 Prozent). Größere Unterschiede weist der Vergleich
mit der Jugendbefragung auf (siehe Abbildung 33).
Mit einem Zustimmungswert von 64 Prozent halten
Jugendliche die Energiewende – hin zu einer überwiegenden Versorgung aus erneuerbaren Energien –
deutlich häufiger für richtig als Erwachsene.
Die Zustimmung zur Energiewende polarisiert zwischen den sozialen Milieus.
Eklatant sind die Unterschiede in der Milieubetrachtung (siehe Abbildung 34): Vor allem bei den Postmateriellen (71 Prozent), aber auch bei den Expeditiven
(65 Prozent) und den Konservativ-Gehobenen (62
Prozent) liegen die Zustimmungswerte bei über
60 Prozent – und damit über dem Wert, der in den
vergangenen Jahren für die Gesamtbevölkerung
gemessen wurde. Auf der anderen Seite liegt die Zustimmung in drei sozialen Milieus bei deutlich unter
Abbildung 33: Einstellung
Einstellung zur
zur Energiewende
Energiewende –– Erwachsene
Erwachsene und
und Jugendliche
Jugendliche im Vergleich
Vergleich
Halten Sie die Energiewende – hin zu einer überwiegenden Versorgung aus erneuerbaren Energien – für richtig?
ja +
nein -
unentschieden 0
Erwachsene
Jugendliche
weiß ich nicht / keine Angabe X
+
0
-
X
48
35
13
4
64
0
10
20
30
26
40
50
60
70
4
80
90
6
100
Angaben in Prozent
70
Naturbewusstsein 2021 > Veränderung
nach
Milieus
Abbildung 34:
34: Zustimmung
Zustimmungzur
zurEnergiewende
Energiewendeininder
derErwachsenenbevölkerung
Erwachsenenbevölkerung
nach
Milieus
Halten Sie die Energiewende – hin zu einer überwiegenden Versorgung aus erneuerbaren Energien – für richtig?
„ja, halte ich für richtig“
Soziale Lage
Oberschicht /
Obere Mittelschicht
++
Postmaterielles
Milieu
71 %
++
KonservativGehobenes
Milieu
62 %
++
Expeditives
Milieu
65 %
0
Milieu der
Performer
48 %
0
Mittlere
Mittelschicht
0
Traditionelles
Milieu
46 %
-NostalgischBürgerliches
Milieu
33 %
-Prekäres Milieu
32 %
Untere Mittelschicht /
Unterschicht
Grundorientierung
AdaptivPragmatische
Mitte
43 %
Tradition
stark überrepräsentiert ++
0
-KonsumHedonistisches
Milieu
24 %
Durchschnitt = 48 %
Modernisierung
durchschnittlich 0
50 Prozent – im Nostalgisch-Bürgerlichen Milieu liegt
sie bei 33 Prozent, in der sozial schwächeren Lebenswelt bei 32 Prozent und in der Lebenswelt mit einer
konsum-hedonistischen Werteausrichtung bei 24
Prozent. Bei diesen Milieus hat das „Näherrücken“ der
Energiewende offenbar zu verschiedenen Gegenreaktionen geführt – von der Angst vor der „Spaßbremse“
Energiewende und Befürchtungen zunehmender
ökologisch motivierter Regulierungen bis hin zu Abstiegsängsten in Teilen der bürgerlichen Mitte und im
sozial benachteiligten Milieu.
Die Mehrheit befürwortet die Energiewende trotz
Bedenken hinsichtlich etwaiger negativer Auswirkungen auf Natur, Landschaft und die Biodiversität.
Für die Akzeptanz erneuerbarer Energieanlagen
sind sowohl die Berücksichtigung der Belange des
Natur- und Artenschutzes als auch des Landschaftsbilds wichtige Faktoren (siehe Hübner et al. 2019).
Angesichts der Tatsache, dass eine überwiegende
Versorgung aus erneuerbaren Energien auch negative Auswirkungen auf Natur, Landschaft und die
Biodiversität haben kann, stellt sich die Frage, ob die
Menschen trotz dieser Bedenken für einen Ausbau der
Erneuerbaren votieren.
NeoÖkologisches
Milieu
49 %
Neuorientierung
stark unterrepräsentiert --
für eher wichtig. Ein weiteres Drittel ist unentschieden
(„teils/teils“), und elf Prozent finden den Ausbau eher
oder gar nicht wichtig. Vier Prozent können keine Antwort auf diese Frage geben (siehe Abbildung 35). Damit
Zustimmung
ustimmung der
Abbildung 35: Z
der Erwachsenen
Erwachsenenbevölkerung
bevölkerung zur
zur Energiewende
Energiewende
unter
unter Berücksichtigung
Berücksichtigung der
der Belange
des
des NaturNatur- und
und Artenschutzes
Artenschutzes
Eine überwiegende Versorgung aus erneuerbaren Energien zur Bewältigung der Klimakrise kann auch negative
Auswirkungen auf Natur, Landschaft und die Biodiversität
haben. Beispielsweise können Windräder das Landschaftsbild und den Lebensraum von Vögeln beeinträchtigen.
Wie wichtig ist es Ihnen, dass die Umsetzung der Energiewende trotzdem erfolgt?
weiß nicht/keine Angabe
gar nicht wichtig
eher nicht
wichtig
7
4 4
sehr
wichtig
19
Angaben
in Prozent
teils/teils
33
33
eher
wichtig
19 Prozent der Befragten ab 18 Jahren halten einen Ausbau trotz dieser Bedenken für sehr wichtig, ein Drittel
71
Naturbewusstsein 2021 > Veränderung
wird eine überwiegende Versorgung aus erneuerbaren
Energien grundsätzlich von einer Mehrheit der Befragten (52 Prozent) befürwortet – wohlwissend, dass der
Ausbau der Erneuerbaren auch negative Auswirkungen auf Natur, Landschaft und die Biodiversität haben
kann.
In der soziodemographischen Betrachtung sind es vor
allem Personen mit hoher Formalbildung (sehr/eher
wichtig: 58 Prozent) und hohem Haushaltsnettoeinkommen (60 Prozent) sowie die 18- bis 29-Jährigen (60
Prozent), die trotz der Bedenken hinsichtlich etwaiger negativer Auswirkungen auf Natur, Landschaft
und die Biodiversität die Energiewende befürworten
(Durchschnitt: 52 Prozent).
In Deutschland sind gentechnisch veränderte Futtermittel gekennzeichnet. Keine Kennzeichnungspflicht
besteht bislang für Lebensmittel von Tieren, die mit
gentechnisch veränderter Nahrung gefüttert wurden.
Eine solche Kennzeichnungspflicht wird aber von den
meisten Befragten befürwortet: 84 Prozent sprechen
sich „voll und ganz“ oder „eher“ dafür aus, Produkte
von Tieren, die mit gentechnisch veränderter Nahrung gefüttert wurden, im Handel zu kennzeichnen.
Dabei sprechen sich 18- bis 29-Jährige (höchste Zustimmungsstufe: 44 Prozent), formal niedrig Gebildete
(50 Prozent) und Männer (51 Prozent) unterdurchschnittlich häufig „voll und ganz“ für eine Kennzeichnungspflicht aus (Durchschnitt: 55 Prozent).
Im Zeitvergleich zeigt sich eine schwankende Forderung zu einer Kennzeichnungspflicht (siehe Abbildung 36): 2019 war die uneingeschränkte Zustimmung im Vergleich zu 2017 um zehn Prozentpunkte
gestiegen (von 69 Prozent auf 79 Prozent). In der
aktuellen Erhebung hat sie wieder abgenommen und
liegt nun bei 55 Prozent. Weiterhin fällt auf, dass 2021
erstmals fünf Prozent der Befragten keine Angabe
machten oder unentschlossen sind.
Die Milieuanalyse bestätigt, dass die meisten Befürworterinnen und Befürworter aus den Reihen
der Postmateriellen (sehr/eher wichtig: 64 Prozent),
der Expeditiven (64 Prozent) und der KonservativGehobenen (62 Prozent) kommen. Deutlich zurückhaltender sind die bodenständigen und besonders
heimatverbundenen Traditionellen (43 Prozent), die
harmonieorientierte Mitte der Gesellschaft (Nostalgisch-Bürgerliche: 35 Prozent), die Angehörigen der
konsum- und erlebnisorientierten Lebenswelt (37
Prozent) und Menschen, die sich in prekären Lebensverhältnissen befinden (40 Prozent).
Auch den Jugendlichen wurde diese Frage gestellt:
45 Prozent der 14- bis 17-Jährigen stimmen einer
Kennzeichnungspflicht „voll und ganz“ zu, weitere
23 Prozent stimmen ihr „eher zu“. Damit fällt die
Zustimmung zu einer Kennzeichnungspflicht bei
Jugendlichen – wenn auch auf hohem Niveau – signifikant geringer aus als bei den Erwachsenen (siehe
Abbildung 37).
5.6 Agrogentechnik und neue gentechnische Verfahren im Naturschutz
Im Milieuvergleich sind es vor allem die Postmateriellen und die Konservativ-Gehobenen, die einer
Kennzeichnungspflicht ausdrücklich zustimmen
(höchste Zustimmungsstufe: 74 Prozent respektive 63
Prozent). Deutlich weniger Zustimmung kommt aus
Vier von fünf Deutschen befürworten eine Kennzeichnungspflicht für Lebensmittel von Tieren, die
mit gentechnisch veränderter Nahrung gefüttert
wurden.
Abbildung 36: Zustimmung
Zustimmung zur
zur Kennzeichnungspflicht
Kennzeichnungspflicht in
in der
der Erwachsenenbevölkerung
Erwachsenenbevölkerung im Zeitvergleich
Bitte bewerten Sie folgende Aussage zum Thema Gentechnik in der Landwirtschaft.
stimme voll und ganz zu ++
stimme eher nicht zu -
stimme eher zu +
stimme überhaupt nicht zu --
Meiner Meinung nach sollten
Lebensmittel von Tieren, die mit
gentechnisch veränderter Nahrung
gefüttert wurden, vom Handel
gekennzeichnet werden.
2021
weiß ich nicht /kann ich nicht beurteilen X
++
+
-
--
55
29
8
3 5
79
2019
16
69
2017
0
10
20
30
41
24
40
50
60
70
80
X
6 1
90
100
Angaben in Prozent
72
Naturbewusstsein 2021 > Veränderung
Abbildung 37: Zustimmung
Zustimmung zur
zur Kennzeichnungspflicht
Kennzeichnungspflicht –– Erwachsene
Erwachsene und
und Jugendliche
Jugendliche im
im Vergleich
Vergleich
Bitte bewerten Sie folgende Aussage zum Thema Gentechnik in der Landwirtschaft.
stimme voll und ganz zu ++
stimme eher nicht zu -
stimme eher zu +
stimme überhaupt nicht zu --
Meiner Meinung nach
sollten Lebensmittel von Erwachsene
Tieren, die mit gentechnisch
veränderter Nahrung ge- Jugendliche
füttert wurden, vom Handel
gekennzeichnet werden.
0
weiß ich nicht / keine Angabe X
++
+
-
--
55
29
8
3 5
45
10
20
23
30
40
50
13
60
X
16
70
80
3
90
100
Angaben in Prozent
den Reihen der Adaptiv-Pragmatischen und der Menschen mit einem konsum- und erlebnisorientierten
Wertemodell (46 Prozent respektive 23 Prozent).
Die Bedenken gegenüber neuen Verfahren in der
Gentechnik zeigen sich auch daran, dass mehr als drei
Viertel der Befragten (79 Prozent) davon ausgehen,
dass die langfristigen Folgen neuer gentechnischer
Verfahren aktuell nicht abgesehen werden können
(höchste Zustimmungsstufe: 49 Prozent, „stimme
eher zu“: weitere 30 Prozent). Dies wird vor allem von
Frauen und von den 50- bis 65-Jährigen hervorgehoben (höchste Zustimmungsstufe: 52 Prozent respektive 56 Prozent). Darüber hinaus äußern die Befragten
auch ethische Bedenken: 70 Prozent sind der Meinung, der Mensch habe kein Recht, Pflanzen und Tiere
gezielt gentechnisch zu verändern – 40 Prozent sind
„voll und ganz“ dieser Ansicht. Am häufigsten werden
ethische Vorbehalte von Frauen und von Personen
mit mittlerer Formalbildung betont (höchste Zustimmungsstufe: jeweils 46 Prozent).
Die Bedenken gegenüber neuen Verfahren in der
Gentechnik haben abgenommen, sind aber auf
hohem Niveau.
89 Prozent der Befragten sind der Meinung, mögliche
Auswirkungen auf die Natur sollten immer untersucht werden, wenn Pflanzen mit neuen Verfahren
gentechnisch verändert werden (beide Zustimmungsstufen) – 57 Prozent stimmen dieser Forderung „voll
und ganz“ zu (siehe Abbildung 38). Am größten fällt
die uneingeschränkte Zustimmung in der Altersgruppe der 50- bis 65-Jährigen aus (65 Prozent).
Abbildung 38: Einstellung
Einstellung der
der Erwachsenenbevölkerung
Erwachsenenbevölkerung zur
zur Agrogentechnik
Agrogentechnik im
im Zeitvergleich
Inwieweit stimmen Sie den folgenden Aussagen zu?
stimme voll und ganz zu ++
stimme eher nicht zu -
stimme eher zu +
stimme überhaupt nicht zu --
Wenn Pflanzen mit neuen
Verfahren gentechnisch verändert
werden, sollten mögliche Auswirkungen auf die Natur immer
untersucht werden.
Wir sind noch nicht in der
Lage, die langfristigen Folgen
der neuen gentechnischen
Verfahren abzusehen.
Ich finde, der Mensch hat kein
Recht, Pflanzen und Tiere gezielt
gentechnisch zu verändern.
weiß ich nicht / keine Angabe X
2021
++
+
- --
57
32
7 13
2019
80
15
49
2021
30
30
0
10
20
30
6 1 5
17
55
2019
2 5
25
40
2021
29
40
50
60
41
14
63
2019
70
X
80
5
8
11
32
90
100
Angaben in Prozent
73
Naturbewusstsein 2021 > Veränderung
59 Prozent, die ihre Vorbehalte uneingeschränkt zum
Ausdruck bringen (höchste Zustimmungsstufe). Die
wenigsten Bedenken kommen erneut von der spaßund erlebnisorientierten Lebenswelt (höchste Zustimmungsstufe: 19 Prozent). Das ethische Argument wird
am häufigsten im Expeditiven Milieu hervorgehoben:
48 Prozent der Expeditiven finden, der Mensch habe
kein Recht, Pflanzen und Tiere gezielt gentechnisch zu
verändern.
Insgesamt belegen die Befunde, dass die Bedenken
gegenüber neuen Verfahren in der Gentechnik bei der
Mehrheit der Bevölkerung vorhanden sind. Im Zeitvergleich wird aber auch deutlich, dass die Zahl der
Unentschlossenen steigt und die Bedenken abgenommen haben (siehe Abbildung 38). Beispielsweise waren
es 2019 noch 84 Prozent, die die Meinung vertraten,
der Mensch habe kein Recht, Tiere und Pflanzen gezielt gentechnisch zu verändern (beide Zustimmungsstufen). In der aktuellen Erhebung sind es 70 Prozent.
Im gleichen Zeitraum ist der Anteil derer, die bei
dieser Frage mit „weiß ich nicht“ geantwortet haben,
von zwei Prozent auf acht Prozent gestiegen.
5.7 Digitalisierung und Naturschutz
Das Interesse für digitale Natur-Angebote ist vor
allem eine Frage des Alters.
Die Postmateriellen und Konservativ-Gehobenen
betonen am häufigsten, dass mögliche Auswirkungen auf die Natur immer untersucht werden sollten.
23 Prozent der Befragten finden digitale Angebote
für ein Naturerlebnis, wie zum Beispiel einen virtuellen Waldspaziergang oder eine virtuelle Safari,
interessant (beide Zustimmungsstufen). Dem steht
eine Mehrheit von 50 Prozent gegenüber, die entsprechende Angebote eher nicht oder überhaupt nicht
interessant findet. 23 Prozent sind unentschieden
(„teils/teils“), vier Prozent können keine Angabe
machen. Ähnlich verhält es sich mit der Frage, ob es
beruhigend sei, dass Tier- und Pflanzenarten, die in
ihren echten Lebensräumen aussterben, weiterhin
digital erlebt werden können (siehe Abbildung 39):
23 Prozent stimmen dieser Frage voll und ganz oder
eher zu, hingegen stimmen 49 Prozent eher nicht oder
überhaupt nicht zu. Und auch bei der dritten Aussage
hält sich die Zustimmung in Grenzen: 20 Prozent geben an, digitale Angebote, wie zum Beispiel virtuelle
Die Bildungselite (Postmaterielle) und die verantwortungsbewussten Konservativ-Gehobenen betonen am
häufigsten, dass mögliche Auswirkungen auf die Natur immer untersucht werden sollten, wenn Pflanzen
mit neuen Verfahren gentechnisch verändert werden
(höchste Zustimmungsstufe: 78 Prozent respektive
66 Prozent). Im Vergleich dazu sind die nutzenorientierten Adaptiv-Pragmatischen (44 Prozent), vor allem
aber Menschen mit einer spaß- und erlebnisorientierten, konsum-hedonistischen Werteausrichtung (20
Prozent) wesentlich zurückhaltender (siehe Tabelle
17). Bei den Postmateriellen fällt weiter auf, dass sie
von allen Milieus die größten Zweifel haben, dass
die langfristigen Folgen der neuen gentechnischen
Verfahren abzusehen sind. In diesem Milieu sind es
Tabelle 17: Einstellungen zu neuen Verfahren in der Gentechnik in der Erwachsenenbevölkerung nach Milieus
Inwieweit stimmen Sie den folgenden Aussagen zu?
Ø = Durchschnitt
PER = Performer
ADA= Adaptiv-Pragmatische Mitte
NOB = Nostalgisch-Bürgerliche
KOG = Konservativ-Gehobene
EPE = Expeditive
HED = Konsum-Hedonisten
TRA = Traditionelle
PMA = Postmaterielle
NÖK = Neo-Ökologische
PRE = Prekäre
Antwortkategorie:
„stimme voll und ganz zu“
Ø
KOG
PMA
PER
EPE
NÖK
ADA
HED
PRE
NOB
TRA
Angaben in Prozent
Wenn Pflanzen mit neuen Verfahren gen
technisch verändert werden, sollten mögliche
Auswirkungen auf die Natur immer untersucht
werden.
Wir sind noch nicht in der Lage, die langfristigen
Folgen der neuen gentechnischen Verfahren
abzusehen.
Ich finde, der Mensch hat kein Recht, Pflanzen
und Tiere gezielt gentechnisch zu verändern.
stark überrepräsentiert ↑ ↑
74
57
66 ↑ ↑
78 ↑ ↑
55
61
54
↓ ↓ 44
↓ ↓ 20
56
61
62
49
53
59 ↑ ↑
48
49
51
43
↓ ↓ 19
49
54
54
40
45
41
39
48 ↑
40
35
↓ ↓ 16
46
47
44
überrepräsentiert ↑
stark unterrepräsentiert ↓ ↓
Naturbewusstsein 2021 > Veränderung
Abbildung 39: Interesse
Interesse für
für digitale
digitale Natur-Angebote
Natur-Angebote –– Erwachsene
Erwachsene und
und Jugendliche
Jugendliche im
im Vergleich
Vergleich
Die Lebenswelt vieler Menschen wird immer digitaler. Wie stehen Sie vor diesem Hintergrund zu den folgenden Aussagen
über virtuelle und digitale Naturerlebnisse?
stimme voll und ganz zu ++
teils / teils 0
stimme überhaupt nicht zu --
stimme eher zu +
stimme eher nicht zu -
weiß ich nicht / keine Angabe X
Digitale Angebote
für ein Naturerlebnis, wie Erwachsene
zum Beispiel ein virtueller
Waldspaziergang oder eine
virtuelle Safari, sind für mich Jugendliche
interessant.
Es beruhigt mich, dass Tierund Pflanzenarten, die in Erwachsene
ihren echten Lebensräumen
aussterben, weiterhin digital Jugendliche
erlebt werden können.
++
+
0
-
--
X
6
17
23
19
31
4
10
7
17
16
10
Naturerlebnisse oder Informationsseiten im Internet,
hätten sie schon einmal motiviert, die Natur draußen
zu erleben (beide Zustimmungsstufen). Eine Mehrheit
von 53 Prozent stimmt dieser Aussage eher nicht oder
überhaupt nicht zu.
Die soziodemographische Analyse zeigt, dass das
Interesse für digitale Natur-Angebote vor allem eine
Frage des Alters ist. Es sind vor allem die jüngeren
Befragten, die sich für die digitalen Natur-Angebote
begeistern können (siehe Tabelle 18). Beispielsweise interessiert sich immerhin ein Drittel der 18- bis
29-Jährigen für digitale Angebote wie etwa einen
40
20
50
5
32
24
30
5
27
21
20
2
31
20
23
23
20
25
18
23
15
Digitale Natur-Angebote,
6
14
wie zum Beispiel virtuelle Erwachsene
Naturerlebnisse oder Infor14
mationsseiten im Internet, Jugendliche
haben mich schon einmal motiviert, die Natur
0
10
draußen zu erleben.
22
24
60
4
16
70
80
6
90
100
Angaben in Prozent
virtuellen Waldspaziergang. In der Altersgruppe der
über 65-Jährigen sind es nur 16 Prozent.
Interessant ist der Vergleich mit der Jugendbefragung (siehe Abbildung 39). Dieser macht deutlich,
dass es in erster Linie die Jugendlichen sind, die sich
durch digitale Natur-Angebote motiviert fühlen, die
Natur draußen zu erleben: So sagen 34 Prozent der
14- bis 17-Jährigen, digitale Natur-Angebote, wie zum
Beispiel virtuelle Naturerlebnisse oder Informationsseiten im Internet, hätten sie schon einmal motiviert,
die Natur draußen zu erleben. In der Erwachsenenbefragung sagten das nur 20 Prozent.
Tabelle 18: Interesse der Erwachsenenbevölkerung für digitale Natur-Angebote nach dem Alter der Befragten
Die Lebenswelt vieler Menschen wird immer digitaler. Wie stehen Sie vor diesem Hintergrund zu den folgenden Aussagen über
virtuelle und digitale Naturerlebnisse?
Durch
schnitt
Antwortkategorie:
„stimme voll und ganz/eher zu“
Alter (Jahre)
Angaben in Prozent
Ø
bis 29
Digitale Angebote für ein Naturerlebnis, wie zum Beispiel ein virtueller Wald
spaziergang oder eine virtuelle Safari, sind für mich interessant.
23
33 ↑ ↑
27 ↑
↓ 19
↓ ↓ 16
Es beruhigt mich, dass Tier- und Pflanzenarten, die in ihren echten Lebens
räumen aussterben, weiterhin digital erlebt werden können.
23
30 ↑ ↑
26
↓ 18
↓ 19
Digitale Natur-Angebote, wie zum Beispiel virtuelle Naturerlebnisse oder
Informationsseiten im Internet, haben mich schon einmal motiviert, die Natur
draußen zu erleben.
20
24
26 ↑ ↑
18
↓ ↓ 15
stark überrepräsentiert ↑ ↑
überrepräsentiert ↑
unterrepräsentiert ↓
30 bis 49 50 bis 65
über 65
stark unterrepräsentiert ↓ ↓
75
Naturbewusstsein 2021 > Veränderung
Tabelle 19: Interesse der Erwachsenenbevölkerung für digitale Natur-Angebote nach Milieus
Die Lebenswelt vieler Menschen wird immer digitaler. Wie stehen Sie vor diesem Hintergrund zu den folgenden Aussagen über
virtuelle und digitale Naturerlebnisse?
Ø = Durchschnitt
PER = Performer
ADA= Adaptiv-Pragmatische Mitte
NOB = Nostalgisch-Bürgerliche
KOG = Konservativ-Gehobene
EPE = Expeditive
HED = Konsum-Hedonisten
TRA = Traditionelle
PMA = Postmaterielle
NÖK = Neo-Ökologische
PRE = Prekäre
Antwortkategorie:
„stimme voll und ganz/eher zu“
Ø
KOG
PMA
PER
EPE
NÖK
ADA
HED
PRE
NOB
TRA
Digitale Angebote für ein Naturerlebnis, wie
zum Beispiel ein virtueller Waldspaziergang oder
eine virtuelle Safari, sind für mich interessant.
23
27
↓ ↓ 12
21
47 ↑ ↑
40 ↑ ↑
35 ↑ ↑
21
↓ ↓ 13
↓ ↓ 11
↓↓ 9
Es beruhigt mich, dass Tier- und Pflanzenarten,
die in ihren echten Lebensräumen aussterben,
weiterhin digital erlebt werden können.
23
24
↓ ↓ 11
19
35 ↑ ↑
40 ↑ ↑
35 ↑ ↑
24
19
↓ 17
↓↓ 7
Digitale Natur-Angebote, wie zum Beispiel vir
tuelle Naturerlebnisse oder Informationsseiten
im Internet, haben mich schon einmal motiviert,
die Natur draußen zu erleben.
20
29 ↑ ↑ ↓ ↓ 12
16
37 ↑ ↑
37 ↑ ↑
29 ↑ ↑
15
↓ ↓ 12
↓ 14
↓↓ 6
Angaben in Prozent
stark überrepräsentiert ↑ ↑
unterrepräsentiert ↓
Aufschlussreich ist auch die Milieuperspektive (siehe
Tabelle 19): Vor allem die jüngeren und technikaffinen Milieus der Expeditiven, Neo-Ökologischen
und Adaptiv-Pragmatischen können sich für die
Digitalisierung im Naturschutz begeistern. So sind
es jeweils 37 Prozent der Expeditiven und der NeoÖkologischen und 29 Prozent der Adaptiv-Pragmatischen, die angeben, digitale Natur-Angebote hätten
sie schon einmal motiviert, die Natur draußen zu
erleben. Wenig überraschend ist, dass die Sicherheit
und Ordnung liebende ältere Generation (Traditionelles Milieu) von allen Milieus am wenigsten an
digitalen Natur-Angeboten interessiert ist. Auch die
Nostalgisch-Bürgerlichen und die Menschen in sozial
benachteiligter Lage können sich wenig für digitale
Natur-Angebote begeistern. Dass auch die Postma-
stark unterrepräsentiert ↓ ↓
teriellen solchen Angeboten weniger abgewinnen
können, hängt vermutlich damit zusammen, dass sie
Natur nicht digital, sondern draußen, am liebsten im
Wald erleben wollen.
Viele Bürgerinnen und Bürger können sich vorstellen, eine Naturschutz-App zu nutzen.
43 Prozent der befragten Erwachsenen können sich
zudem vorstellen, eine App zu nutzen, die über Naturgefährdungen, Erfolge des Naturschutzes oder auch
persönliche Handlungsmöglichkeiten für die Natur
informiert (beide Zustimmungsstufen), 30 Prozent
würden eine solche App (eher) nicht nutzen, 22 Prozent
sind sich nicht sicher und fünf Prozent können sich
keine Meinung bilden. Gegenüber der Vorgängererhe-
Abbildung 40: Interesse
Interesse der
der Erwachsenenbevölkerung,
Erwachsenenbevölkerung, eine
eine Naturschutz-App
Naturschutz-App zu
zu nutzen,
nutzen, im
im Zeitvergleich
Zeitvergleich
Inwieweit stimmen Sie der folgenden Aussage zu?
stimme voll und ganz zu ++
teils / teils 0
stimme überhaupt nicht zu --
stimme eher zu +
stimme eher nicht zu ++
weiß ich nicht / keine Angabe X
Ich kann mir vorstellen, eine
App zu nutzen, die über Natur- 2021
gefährdungen, Erfolge des Naturschutzes oder auch persönliche 2019
Handlungsmöglichkeiten für die
Natur informiert.
0
+
0
-
--
X
15
28
22
12
18
5
16
28
10
20
30
23
40
50
14
60
70
80
18
1
90
100
Angaben in Prozent
76
Naturbewusstsein 2021 > Veränderung
Abbildung 41: Interesse
Interesse eine
eine Naturschutz-App
Naturschutz-App zu
zu nutzen
nutzen –– Erwachsene
Erwachsene und
und Jugendliche
Jugendliche im
im Vergleich
Vergleich
Inwieweit stimmen Sie der folgenden Aussage zu?
stimme voll und ganz zu ++
teils / teils 0
stimme überhaupt nicht zu --
stimme eher zu +
stimme eher nicht zu -
weiß ich nicht / keine Angabe X
Ich kann mir vorstellen,
eine App zu nutzen, die Erwachsene
über Naturgefährdungen,
Erfolge des Naturschutzes Jugendliche
oder auch persönliche
Handlungsmöglichkeiten
0
für die Natur informiert.
++
+
0
-
--
X
15
28
22
12
18
5
19
10
28
20
25
30
40
50
60
13
70
80
11
4
90
100
Angaben in Prozent
bung hat sich damit keine signifikante Änderung im
Antwortverhalten ergeben (siehe Abbildung 40). Größer
ist die Nutzungsbereitschaft bei den 18- bis 29-Jährigen
(60 Prozent), den 30- bis 49-Jährigen (51 Prozent), bei
Personen mit hoher Formalbildung (53 Prozent) und
bei finanziell Gutgestellten (56 Prozent). Die Nutzungsbereitschaft der Jugendlichen liegt bei 47 Prozent (beide
Zustimmungsstufen) (siehe Abbildung 41).
Die Milieubetrachtung zeigt: Die größte Bereitschaft,
eine App zu nutzen, die über Naturgefährdungen,
Erfolge des Naturschutzes oder auch persönliche
Handlungsmöglichkeiten für die Natur informiert,
haben Expeditive (71 Prozent), Neo-Ökologische (60
Prozent) und Adaptiv-Pragmatische (56 Prozent).
Deutlich geringer ist die Nutzungsbereitschaft bei
den Milieus, die der zunehmenden Digitalisierung des
Alltags skeptisch gegenüber stehen – bei den Nostalgisch-Bürgerlichen (28 Prozent), den Traditionellen
(21 Prozent) und bei Menschen in sozial schwächerer
Lage (21 Prozent). Dass auch die auf Konsum und
Entertainment fokussierte (untere) Mitte weniger Interesse an einer Naturschutz-App bekundet, ist darauf
zurückzuführen, dass Natur in ihrem Leben kaum
vorkommt und sie sich generell wenig Sorgen um
Naturgefährdungen macht (siehe Abbildung 42).
Abbildung 42:
– Erwachsenenbevölkerung
nach
Milieus
42: Interesse,
Interesse,eine
eineNaturschutz-App
Naturschutz-Appzuzunutzen
nutzen
– Erwachsenenbevölkerung
nach
Milieus
Inwieweit stimmen Sie der folgenden Aussage zu? „Ich kann mir vorstellen, eine App zu nutzen, die über Naturgefährdungen,
Erfolge des Naturschutzes oder auch persönliche Handlungsmöglichkeiten für die Natur informiert.“
„stimme voll und ganz/eher zu“
Soziale Lage
Oberschicht /
Obere Mittelschicht
Mittlere
Mittelschicht
0
KonservativGehobenes
Milieu
49 %
-Traditionelles
Milieu
21 %
0
Milieu der
Performer
48 %
-NostalgischBürgerliches
Milieu
28 %
++
AdaptivPragmatische
Mitte
56 %
-Prekäres Milieu
21 %
Untere Mittelschicht /
Unterschicht
Grundorientierung
0
Postmaterielles
Milieu
49 %
Tradition
stark überrepräsentiert ++
-KonsumHedonistisches
Milieu
29 %
++
NeoÖkologisches
Milieu
60 %
Durchschnitt = 43 %
Modernisierung
durchschnittlich 0
++
Expeditives
Milieu
71 %
Neuorientierung
stark unterrepräsentiert --
77
Naturbewusstsein 2021 > Bewusstsein für biologische Vielfalt
6 Bewusstsein für biologische Vielfalt –
Der bisherige Gesellschaftsindikator und Ergebnisse
des neuen Messmodells
Das Thema biologische Vielfalt gehört von Anfang
an zu den Kernthemen der Naturbewusstseinsstudien. Der Begriff „Biologische Vielfalt“ – oder auch
„Biodiversität“ – bezeichnet die „Variabilität unter
lebenden Organismen jeglicher Herkunft [...] und
die ökologischen Komplexe, zu denen sie gehören“
(siehe UN 1992, Seite 3). Dies umfasst drei Ebenen:
die Vielfalt innerhalb der Arten (das heißt die genetische Vielfalt), die Vielfalt zwischen den Arten
und die Vielfalt der Ökosysteme (Lebensräume und
Landschaften mit ihren Lebensgemeinschaften). Der
Begriff Biodiversität wurde erst in den 1980er Jahren
von namhaften US-amerikanischen Biologinnen
und Biologen verwendet, und schon damals spielten
politisch-strategische Erwägungen eine Rolle: Es
sollte auf den weltweiten Artenrückgang, die Zerstörung von Lebensräumen und den rapiden Verlust von
genetischer Vielfalt bei Nutzpflanzen und Nutztieren
aufmerksam gemacht werden. Das gleichnamige
Buch des Evolutionsbiologen Edward O. Wilson aus
dem Jahr 1988 (siehe Wilson 1988) hat zur weiteren
Verbreitung des Biodiversitäts-Konzepts beigetragen,
weil es neben der wissenschaftlichen Bedeutung auch
auf die Förderung eines gesellschaftlichen Bewusstseins zielte (siehe Takacs 1996). Dies schlug sich bereits
wenige Jahre später durch die Annahme der Biodiversitätskonvention (Convention on Biological Diversity,
CBD) auf der UN-Konferenz für Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro 1992 nieder. Alle Mitglieds
staaten des Übereinkommens haben sich verpflichtet,
auf nationaler Ebene Strategien zum Schutz und zur
nachhaltigen Nutzung der biologischen Vielfalt zu erarbeiten. Deutschland ist dieser Verpflichtung mit der
Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt (NBS)
im Jahr 2007 nachgekommen (siehe BMU 2007).
Die Stärkung des gesellschaftlichen Bewusstseins
für die Bedeutung der biologischen Vielfalt und der
Notwendigkeit für deren Schutz ist ein zentrales
Erfordernis, um eine solche Nationale Strategie zur
biologischen Vielfalt mit Leben zu füllen und weiter
zu entwickeln (siehe Zinngrebe et al. 2021). Nicht
zuletzt deshalb wird in den Naturbewusstseinsstudien über den sogenannten „Gesellschaftsindikator“
berichtet, der das Bewusstsein der Bevölkerung für
die biologische Vielfalt misst. Dieser seit 2009 verwendete Indikator wurde einer Revision unterzogen,
um ein breiteres Spektrum von umweltverhaltensrelevanten Variablen abzubilden. Das vorliegende
78
Kapitel präsentiert den bisher verwendeten Indikator
und den neu entwickelten Indikator – jeweils für
den Erhebungszeitpunkt 2021 und einschließlich der
empirischen Befunde der für die Berechnung der Indikatoren zugrunde liegenden Fragen. Künftig, ab der
Naturbewusstseinsstudie 2023, wird das gesellschaftliche Bewusstsein für die biologische Vielfalt nur noch
anhand des neuen Indikators erhoben. Beide Indikatoren wurden inhaltlich und im Komplexitätsgrad für
die Erwachsenenbevölkerung entwickelt und können
daher nicht für Jugendliche berechnet werden.
6.1 Bewusstsein für biologische
Vielfalt: Der bisherige Gesamtindikator
Der bisherige Gesellschaftsindikator „Bewusstsein für
biologische Vielfalt“ setzt sich aus den Teilbereichen
„Wissen“, „Einstellung“ und „Verhalten“ zusammen.
Für jeden dieser Teilbereiche sind Anforderungen
vorgegeben, in denen die Zielvorgaben der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt zum Ausdruck
kommen. Auf Grundlage dieser Anforderungen und
auf Basis der Erhebungsdaten wird für alle drei Bereiche ein Teilindikator berechnet:
❯ Der Wissensindikator erfasst die Bekanntheit und
das Verständnis des Begriffs „Biologische Vielfalt“.
❯ Der Einstellungsindikator ermittelt die Wertschätzung für die biologische Vielfalt.
❯ Der Verhaltensindikator misst die Bereitschaft,
einen eigenen Beitrag zur Erhaltung der biologischen Vielfalt zu leisten.
Das Fragenset zur Berechnung der drei Teilindikatoren
besteht aus zwei Fragen zum Wissen, sieben Fragen zur
Einstellung und sechs Fragen zu Verhaltensbereitschaften. Der Gesamtindikator errechnet sich aus den drei
Teilindikatoren und erfasst, wie viel Prozent der Bevölkerung die Anforderungen in allen drei Teilbereichen
(Wissen, Einstellung, Verhalten) erfüllen. Nach dieser
Definition entspricht die Höhe des Gesamtindikators
dem Prozentanteil an Personen, die (1) mindestens
eine Teilkomponente biologischer Vielfalt (Vielfalt der
Arten, Ökosysteme, Gene) benennen können, (2) eine
Naturbewusstsein 2021 > Bewusstsein für biologische Vielfalt
indikator). Die Anforderungen in allen drei Teilbereichen erfüllen 26 Prozent (Gesamtindikator). Der
Definition des Gesamtindikators folgend kann damit
ein hohes Bewusstsein für die biologische Vielfalt bei
gut einem Viertel der Deutschen konstatiert werden.
Wesentlich größer ist der Anteil in der Gruppe mit hohen Bildungsabschlüssen (33 Prozent) und in der Gruppe mit hohem Haushaltsnettoeinkommen (ab 3.500
Euro: 33 Prozent). Im Gegensatz dazu sind Personen mit
niedriger Formalbildung (17 Prozent) und Personen mit
einem Haushaltsnettoeinkommen von 1.000 bis 1.999
Euro (22 Prozent) unterrepräsentiert.
Abbildung 43: TTeilindikatoren
undGesamtindi
Gesamtindieilindikatoren und
kator
„Bewusstsein
für
biologische
kator „Bewusstsein für biologische
Vielfalt“
Vielfalt“
„Wissen“
„Gesamt“
„Einstellung“
„Verhalten“
Der Zeitvergleich deckt auf: Seit Erhebungsbeginn in
2009 bis zur Messung in 2017 lag der Gesamtindikator
relativ stabil zwischen 22 und 25 Prozent. 2019 lag er
mit 28 Prozent erstmals über der 25 Prozent-Marke.
Dies gilt auch für die aktuelle Messung, der Gesamtindikator ist aber binnen zwei Jahren auf 26 Prozent
gesunken (siehe Tabelle 20). Abgenommen hat der
Gesamtindikator vor allem bei Männern (2019: 30
Prozent, 2021: 24 Prozent) und in der Gruppe mit hohen Bildungsabschlüssen (2019: 39 Prozent, 2021:
33 Prozent).
positive Einstellung gegenüber biologischer Vielfalt
äußern, und (3) eine hohe Bereitschaft bekunden, selbst
zum Schutz der biologischen Vielfalt beizutragen.
Da es nach der festgelegten Konstruktion des Ge
samtindikators nicht ausreicht, wenn eine Person die
definierten Anforderungen nur in einem oder in zwei
Teilbereichen erfüllt (zum Beispiel ausreichendes Wis
sen und positive Einstellung, aber keine ausreichende
Verhaltensbereitschaft), kann der Gesamtindikator
maximal so hoch sein wie der niedrigste T
eilindikator
– in der Regel liegt er deutlich darunter (siehe hierzu
auch Abbildung 43). 29
Mit Blick auf die drei Teilbereiche zeigt sich, dass
der Einstellungsindikator und vor allem der Verhaltensindikator gegenüber 2019 gesunken sind (Einstellungsindikator: 2019: 60 Prozent, 2021: 55 Prozent; Verhaltensindikator: 2019: 63 Prozent, 2021: 53
Prozent). Interessanterweise gilt das aber nicht für den
Wissensindikator. Dieser hat gegenüber 2019 (44 Prozent) noch einmal zugelegt und erreicht mit nunmehr
48 Prozent den bisher höchsten gemessenen Wert.
Gut ein Viertel der Deutschen hat ein hohes Bewusstsein für die Bedeutung der biologischen Vielfalt.
Im Milieuvergleich sind es die Angehörigen der
naturschutzorientierten Postmateriellen und der
pflichtbewussten Konservativ-Gehobenen, die mit
ihren Einstellungen, ihren Verhaltensbereitschaften
und ihrem Wissensstand die höchsten Werte beim
Gesamtindikator erzielen (43 Prozent respektive 42
Prozent). Auch das junge und sehr mobile Milieu der
Expeditiven (35 Prozent) hat überdurchschnittlich
häufig ein hohes Bewusstsein für die Bedeutung der
Nach den aktuellen Messwerten können 48 Prozent
der Deutschen mindestens einen der drei Teilaspekte
biologischer Vielfalt benennen (Wissensindikator), 55
Prozent sind ausreichend für die Erhaltung der biologischen Vielfalt sensibilisiert (Einstellungsindikator),
und 53 Prozent bekunden eine hohe Bereitschaft, selbst
zum Schutz der Biodiversität beizutragen (Verhaltens-
Tabelle 20: Zeitliche Entwicklung des Indikators „Bewusstsein für biologische Vielfalt“ – Erwachsenenbevölkerung
Gesamtindikator und Teilindikatoren im Zeitvergleich
Angaben in Prozent
2009
2011
2013
2015
2017
2019
2021
Teilindikator „Wissen“
42
41
40
41
42
44
48
Teilindikator „Einstellung“
54
51
54
53
54
60
55
Teilindikator „Verhalten“
50
46
50
59
56
63
53
Gesamtindikator
22
23
25
24
25
28
26
79
Naturbewusstsein 2021 > Bewusstsein für biologische Vielfalt
Abbildung 44:
44: Gesamtindikator
Gesamtindikator––Erwachsenenbevölkerung
Erwachsenenbevölkerungnach
nachMilieus
Milieus
Bewusstsein für biologische Vielfalt - bisheriger Gesamtindikator
Soziale Lage
Oberschicht /
Obere Mittelschicht
++
Postmaterielles
Milieu
43 %
++
KonservativGehobenes
Milieu
42 %
++
Expeditives
Milieu
35 %
0
Milieu der
Performer
26 %
0
Mittlere
Mittelschicht
-Traditionelles
Milieu
17 %
NostalgischBürgerliches
Milieu
20 %
-Prekäres Milieu
16 %
Untere Mittelschicht /
Unterschicht
Grundorientierung
Tradition
stark überrepräsentiert ++
0
-KonsumHedonistisches
Milieu
5%
Modernisierung
durchschnittlich 0
biologischen Vielfalt. Im Vergleich dazu liegen die
Werte in der nostalgischen, gutbürgerlichen Mitte
(Nostalgisch-Bürgerliche: 20 Prozent), in der Sicherheit und Ordnung liebenden älteren Generation
(Traditionelle: 17 Prozent), der Lebenswelt am unteren
sozialen Rand (16 Prozent) und im spaß- und erlebnisorientierten Milieu (fünf Prozent) deutlich darunter
(siehe Abbildung 44).
Für eine eingehendere Betrachtung werden die
Befragungsergebnisse zu allen drei Teilbereichen im
nachfolgenden Abschnitt präsentiert.
6.2 Ergebnisse der bisherigen Teilindikatoren: Wissen, Einstellungen
und Verhaltensbereitschaften
Bekanntheit und Verständnis
Immer weniger Menschen sagen, sie hätten den Begriff „Biologische Vielfalt“ noch nie gehört.
In der aktuellen Erhebung sind es elf Prozent der Befragten, die den Begriff der biologischen Vielfalt noch
nie gehört haben. 39 Prozent geben an, den Begriff
schon einmal gehört zu haben, aber nicht zu wissen,
was biologische Vielfalt bedeutet, und 47 Prozent
80
AdaptivPragmatische
Mitte
22 %
unterrepräsentiert -
NeoÖkologisches
Milieu
29 %
Durchschnitt = 26 %
Neuorientierung
stark unterrepräsentiert --
geben an, den Begriff „Biologische Vielfalt“ nicht nur
zu kennen, sondern auch um seine inhaltliche Bedeutung wissen (siehe Abbildung 45).
Es sind vor allem Personen mit hoher Formalbildung
und hohem Haushaltsnettoeinkommen, die angeben,
um die inhaltliche Bedeutung von Biodiversität zu
wissen (formal Gutgebildete: 59 Prozent, Haushaltsnettoeinkommen ab 3.500 Euro: 58 Prozent). Demgegenüber ist der Begriff bei Personen mit niedriger
Formalbildung (34 Prozent) und Personen mit einem
Haushaltsnettoeinkommen von unter 2.000 Euro
(1.000 bis 1.999 Euro: 40 Prozent, unter 1.000 Euro: 39
Prozent) weniger bekannt.
Im Milieuvergleich zeigt sich, dass die inhaltliche
Bedeutung von Biodiversität in den gesellschaftlich
gehobenen Milieus am bekanntesten ist (siehe Abbildung 46). Das gilt vor allem für die Postmateriellen (69
Prozent). Die moderne, junge Mitte der Gesellschaft
(Adaptiv-Pragmatische Mitte) und die auf Konsum
und Entertainment fokussierte Lebenswelt sind mit
der inhaltlichen Bedeutung von Biodiversität unterdurchschnittlich häufig vertraut (40 Prozent respektive
38 Prozent). Im Traditionellen Milieu (34 Prozent) und
in der sozial benachteiligten Lebenswelt (32 Prozent)
geben am wenigsten Personen an, um die inhaltliche
Bedeutung des Begriffs „Biologische Vielfalt“ zu wissen.
Naturbewusstsein 2021 > Bewusstsein für biologische Vielfalt
Abbildung 45: Bekanntheit des Begriffs „Biologische Vielfalt“ – Erwachsenenbevölkerung im Zeitvergleich
Ist Ihnen der Begriff „Biologische Vielfalt“ bekannt?
2009
2011
2013
„Ich habe davon gehört, und ich
2015
weiß, was der Begriff bedeutet.“
2017
2019
2021
„Ich habe davon gehört,
aber ich weiß nicht, was der
Begriff bedeutet.“
2009
2011
2013
2015
2017
2019
2021
„Ich habe noch nie
davon gehört.“
2009
2011
2013
2015
2017
2019
2021
44
42
40
42
42
45
47
30
29
36
36
38
39
39
26
25
20
22
20
16
11
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
Angaben in Prozent
Abbildung 46:
– Erwachsenenbevölkerung
nach
Milieus
46: Bekanntheit
Bekanntheitdes
desBegriffs
Begriffs„Biologische
„BiologischeVielfalt“
Vielfalt“
– Erwachsenenbevölkerung
nach
Milieus
Ist Ihnen der Begriff „Biologische Vielfalt“ bekannt?
„Ich habe davon gehört, und ich weiß,
was der Begriff bedeutet.“
Soziale Lage
Oberschicht /
Obere Mittelschicht
Mittlere
Mittelschicht
-Traditionelles
Milieu
34 %
0
NostalgischBürgerliches
Milieu
48 %
AdaptivPragmatische
Mitte
40 %
-Prekäres Milieu
32 %
Untere Mittelschicht /
Unterschicht
Grundorientierung
++
Postmaterielles
Milieu
69 %
+
KonservativGehobenes
Milieu
54 %
Tradition
+
Milieu der
Performer
54 %
0
KonsumHedonistisches
Milieu
38 %
unterrepräsentiert -
überrepräsentiert +
stark unterrepräsentiert --
NeoÖkologisches
Milieu
46 %
Durchschnitt = 47 %
Modernisierung
stark überrepräsentiert ++
0
Expeditives
Milieu
52 %
Neuorientierung
durchschnittlich 0
81
Naturbewusstsein 2021 > Bewusstsein für biologische Vielfalt
Abbildung 47: Verständnis des Begriffs „Biologische Vielfalt“ – Erwachsenenbevölkerung
Was bedeutet der Begriff „Biologische Vielfalt“ für Sie?
Vielfalt von Arten (Tieren und/oder
Pflanzen)
87
Vielfalt von Ökosystemen, Lebensräumen
67
Vielfalt von Genen, Erbinformationen,
Erbgut
32
Sonstiges
2
0
10
20
30
40
50
60
70
Basis: nur Personen, die angeben zu wissen, was „Biologische Vielfalt“ bedeutet
Im Zeitvergleich fällt auf, dass der Anteil derjenigen, die
mit dem Begriff „Biologische Vielfalt“ nichts verbinden
können, weiter zurückgegangen ist (siehe Abbildung
45). Nachdem er 2019 mit 16 Prozent erstmals deutlich unter einem Fünftel lag, sind es 2021 nur noch elf
Prozent. Der Anteil derjenigen, die die Bedeutung nicht
kennen, den Begriff aber schon mal gehört haben, ist
gegenüber 2019 konstant geblieben (39 Prozent). Die
Zahl der Personen, die den Begriff inhaltlich zuordnen
können, ist zwar nur leicht gestiegen, erreicht aber den
bislang höchsten Wert (47 Prozent).
80
90
100
Angaben in Prozent
Biologische Vielfalt wird mit Abstand am häufigsten
mit der Vielfalt von Arten verbunden.
87 Prozent der Befragten, die mit dem Begriff „Biologische Vielfalt“ vertraut sind, verbinden damit die
Vielfalt von Tier- und Pflanzenarten (siehe Abbildung
47). Etwas weniger sind es in der Gruppe mit niedrigen Bildungsabschlüssen (82 Prozent). 67 Prozent der
Befragten denken (auch) an die Vielfalt von Ökosystemen und Lebensräumen. Dass biologische Vielfalt
auch die Vielfalt von Genen, Erbinformationen und
Erbgut umfasst, ist 32 Prozent der Befragten geläufig.
Abbildung 48: Verständnis des Begriffs „Biologische Vielfalt“ – Erwachsenenbevölkerung im Zeitvergleich
Was bedeutet der Begriff „Biologische Vielfalt“ für Sie?
Vielfalt von Arten
(Tieren und/oder Pflanzen)
2009
2011
2013
2015
2017
2019
2021
Vielfalt von Ökosystemen,
Lebensräumen
2009
2011
2013
2015
2017
2019
2021
Vielfalt von Genen,
Erbinformationen, Erbgut
92
96
95
88
91
93
87
36
68
70
54
61
64
67
2009
2011
2013
2015
2017
2019
2021
12
37
41
30
38
42
32
0
10
20
30
40
Basis: nur Personen, die angeben zu wissen, was „Biologische Vielfalt“ bedeutet
82
50
60
70
80
90
100
Angaben in Prozent
Naturbewusstsein 2021 > Bewusstsein für biologische Vielfalt
Im Milieuvergleich ist die Zahl derer, die bei Biodiversität (auch) an Ökosysteme und Lebensräume denken,
im Postmateriellen Milieu am größten (77 Prozent,
Durchschnitt: 67 Prozent). Gleiches gilt für die Befragten, die Biodiversität (auch) mit der Vielfalt von Genen
verbinden – auch in dieser Gruppe sind die Postmateriellen überrepräsentiert (40 Prozent, Durchschnitt:
32 Prozent).
Im Vergleich zu der Vorgängererhebung zeigt sich:
Der Anteil der Befragten, die biologische Vielfalt
mit der Vielfalt von Arten verbinden, hat um sechs
Prozentpunkte abgenommen (siehe Abbildung 48).
Abgenommen hat auch der Anteil derjenigen, die
unter biologischer Vielfalt (auch) die Vielfalt von
Genen, Erbinformationen und Erbgut verstehen (2019:
42 Prozent, 2021: 32 Prozent). Hingegen ist der Anteil
derjenigen, die mit Biodiversität (auch) die Vielfalt
von Ökosystemen und Lebensräumen in Verbindung
bringen, um drei Prozentpunkte gestiegen.
Wertschätzung für die biologische Vielfalt
Im Anschluss an die Fragen im Teilbereich „Wissen“
wurde allen Befragten eine Definition biologischer
Vielfalt präsentiert, um sie hinsichtlich der inhaltlichen
Bedeutung des Begriffs auf einen vergleichbaren Kenntnisstand zu bringen.30 Daran anknüpfend folgten Einstellungsfragen und Fragen zu Verhaltensbereitschaften.
Drei von vier Deutschen sind von der Abnahme der
biologischen Vielfalt überzeugt.
74 Prozent der Befragten sind sehr oder eher davon
überzeugt, dass die biologische Vielfalt auf der Erde abnimmt, 17 Prozent sind unentschieden, nur ein Bruchteil von sechs Prozent ist eher nicht oder gar nicht
davon überzeugt. Drei Prozent können keine Angabe
machen (siehe Abbildung 49). Auffällig ist, dass der Anteil derjenigen, die von dem Rückgang der biologischen
Vielfalt „sehr überzeugt“ sind, gegenüber 2019 um 14
Prozentpunkte abgenommen hat (2019: 43 Prozent,
2021: 29 Punkte). Bei Berücksichtigung beider Zustimmungsstufen fällt der Unterschied geringer aus (sehr/
eher überzeugt: 2019: 82 Prozent, 2021: 74 Prozent).
Die Überzeugung, dass die biologische Vielfalt auf
der Erde abnimmt, ist in den Gruppen mit höheren
Bildungsabschlüssen stärker ausgeprägt als in der
Gruppe mit niedriger Formalbildung (sehr überzeugt:
niedrige Bildung: 25 Prozent, mittlere Bildung: 31
Prozent, hohe Bildung: 33 Prozent).
Im Vergleich zu der Jugendbefragung lassen sich keine
Unterschiede erkennen (siehe Abbildung 49): Wie
die Erwachsenen sind auch die 14- bis 17-Jährigen in
großen Teilen davon überzeugt, dass die biologische
Vielfalt weltweit im Rückgang begriffen ist (sehr überzeugt: 28 Prozent, eher überzeugt: 46 Prozent).
Die Milieubetrachtung zeigt: Es sind vor allem die
bildungs- und informationsaffinen Milieus der Postmateriellen und Expeditiven, die für die Gefährdung
der biologischen Vielfalt sensibilisiert sind (sehr überzeugt: 49 Prozent respektive 37 Prozent). Am geringsten ausgeprägt ist das Bewusstsein für den Rückgang
der biologischen Vielfalt in der Adaptiv-Pragmatischen Mitte (20 Prozent) und in der Lebenswelt mit
einer starken konsum-hedonistischen Werteausrichtung (neun Prozent).
Zwei Drittel der Deutschen halten den Schutz der
biologischen Vielfalt für eine vorrangige gesellschaftliche Aufgabe.
Danach gefragt, ob die Erhaltung der biologischen
Vielfalt eine vorrangige gesellschaftliche Aufgabe sei,
antworten 30 Prozent vorbehaltlos mit „ja“, weitere 37
Prozent mit „eher ja“ (siehe Abbildung 50). Damit hat
die generelle Zustimmung zu dieser Frage im Vergleich zu 2019 um zehn Prozentpunkte abgenommen
Abbildung 49: Wahrgenommene
WahrgenommeneAbnahme
Abnahmeder
derbiologischen
biologischenVielfalt
Vielfalt––Erwachsene
Erwachseneund
undJugendliche
JugendlicheimimVergleich
Vergleich
Inwieweit sind Sie davon überzeugt, dass die biologische Vielfalt auf der Erde abnimmt? Sind Sie …
sehr überzeugt ++
unentschieden 0
eher überzeugt +
gar nicht überzeugt --
eher nicht überzeugt ++
weiß ich nicht / kann ich nicht beurteilen X
+
- --
0
X
Erwachsene
29
45
17
5 13
Jugendliche
28
46
18
3 1 4
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
Angaben in Prozent
83
Naturbewusstsein 2021 > Bewusstsein für biologische Vielfalt
Gesellschaftlicher
esellschaftlicher Stellenwert
Abbildung 50: G
Stellenwert der
der Erhaltung
Erhaltung der biologischen Vielfalt – Erwachsene und
im Vergleich
Vergleich
JJugendliche
ugendliche im
Inwieweit halten Sie persönlich die Erhaltung der biologischen Vielfalt für eine vorrangige gesellschaftliche Aufgabe?
Würden Sie sagen, …
Ja, dies ist eine vorrangige gesellschaftliche Aufgabe. ++
teils/teils 0
eher ja +
eher nein -
++
Erwachsene
30
Jugendliche
29
0
10
Nein, dies ist keine vorrangige gesellschaftliche Aufgabe. -weiß ich nicht / kann ich nicht beurteilen X
0
+
37
22
41
20
30
40
50
-
--
5
2 4
22
60
70
80
X
3 1 4
90
100
Angaben in Prozent
(2019: „ja“/„eher ja“: 77 Prozent). Die uneingeschränkte
Zustimmung ist um 13 Prozentpunkte zurückgegangen (2019: „ja“: 43 Prozent).
Am größten ist die uneingeschränkte Zustimmung in
der Gruppe mit hohem Haushaltsnettoeinkommen
(über 3.500 Euro: 35 Prozent), unterdurchschnittlich
ist sie in der Altersgruppe der 18- bis 29- Jährigen (24
Prozent). Bei den Jugendlichen (14- bis 17-Jährige) sind
es 29 Prozent, die den Schutz der biologischen Vielfalt
vorbehaltlos als eine vorrangige gesellschaftliche
Aufgabe betrachten (siehe Abbildung 50).
Differenziert nach sozialen Milieus sind es vor allem
die Postmateriellen („ja“: 49 Prozent), die KonservativGehobenen (43 Prozent) und die Expeditiven (37
Prozent), die die Erhaltung der biologischen Vielfalt
vorbehaltlos zu einer vorrangigen gesellschaftlichen
Aufgabe zählen. Hingegen ist das Problembewusstsein
in der Adaptiv-Pragmatischen Mitte („ja“: 22 Prozent),
bei Menschen, die in prekären Verhältnissen leben (22
Prozent) und in der spaß- und erlebnisorientierten
Lebenswelt (sieben Prozent) unterdurchschnittlich
ausgeprägt.
In weiten Teilen der Bevölkerung stoßen Forderungen nach politischen Maßnahmen zur Erhaltung der
Biodiversität auf Zuspruch.
Die unmittelbaren Folgen, die ein Verlust der biologischen Vielfalt für das eigene Leben haben kann, sind
für die meisten Befragten ein wichtiges Argument
für ihre Erhaltung. So sind 79 Prozent „voll und ganz“
oder zumindest „eher“ der Ansicht, dass die biologische Vielfalt in der Natur ihr Wohlbefinden und ihre
Lebensqualität fördert – vor allem Frauen teilen diese
Auffassung (beide Zustimmungsstufen: 83 Prozent).
Darüber hinaus bekunden 69 Prozent der Befragten,
es würde sie persönlich beeinträchtigen, wenn die
84
biologische Vielfalt schwindet (siehe Abbildung 51).
Noch etwas häufiger sagen das Personen mit hohen
Bildungsabschlüssen (beide Zustimmungsstufen: 73
Prozent). Im Vergleich zur Vorgängererhebung hat die
Zustimmung zu beiden Aussagen etwas nachgelassen:
2019 waren 87 Prozent der Ansicht, dass die biologische Vielfalt in der Natur ihr Wohlbefinden und
ihre Lebensqualität fördert (2021: 79 Prozent), und 74
Prozent meinten, es würde sie persönlich beeinträchtigen, wenn die biologische Vielfalt schwindet (2021:
69 Prozent).
Dass die Bewahrung der Biodiversität für viele Deutsche ein wichtiges Anliegen ist, zeigt sich auch daran,
dass Forderungen nach politischen Maßnahmen
in weiten Teilen der Bevölkerung auf Zustimmung
treffen: 76 Prozent sprechen sich „voll und ganz“
oder zumindest „eher“ dafür aus, zur Erhaltung der
Biodiversität den Verbrauch von Flächen für Siedlungen, Gewerbe und Verkehrswege einzuschränken.
Noch etwas mehr sind es in der Gruppe mit mittleren
Bildungsabschlüssen (81 Prozent). Außerdem befürworten 68 Prozent der Befragten, dass ärmere Staaten
zum Schutz ihrer biologischen Vielfalt durch reichere
Staaten finanziell unterstützt werden sollten. Am
häufigsten wird diese Forderung in den Gruppen mit
hoher Formalbildung (71 Prozent) und hohem Haushaltsnettoeinkommen (74 Prozent) geteilt. Gegenüber
2019 hat der Anteil derjenigen, die einer Reduzierung
des Verbrauchs von Flächen für Siedlungen, Gewerbe
und Verkehrswege zustimmen, abgenommen: 2019
sprachen sich 81 Prozent „voll und ganz“ oder zumindest „eher“ dafür aus, in der aktuellen Erhebung sind
es 76 Prozent. Auch die Zustimmung zur finanziellen
Unterstützung von ärmeren Staaten ist zurückgegangen (2019: 76 Prozent, 2021: 68 Prozent).
Obwohl die meisten Befragten die Erhaltung von
Biodiversität als eine vorrangige gesellschaftliche
Naturbewusstsein 2021 > Bewusstsein für biologische Vielfalt
Abbildung 51: Persönliche Bedeutung der biologischen Vielfalt in der Erwachsenenbevölkerung
Wie zutreffend finden Sie die folgenden Aussagen?
trifft voll und ganz zu ++
trifft eher nicht zu -
trifft eher zu +
trifft überhaupt nicht zu --
Die biologische Vielfalt in der Natur
fördert mein Wohlbefinden und meine
Lebensqualität.
Zur Erhaltung der biologischen Vielfalt
sollte der Verbrauch von Flächen für
Siedlungen, Gewerbe und Verkehrswege
reduziert werden.
weiß ich nicht / kann ich nicht beurteilen X
++
+
-
35
44
14
29
Wenn die biologische Vielfalt schwindet,
beeinträchtigt mich das persönlich.
25
Ärmere Staaten sollten zum Schutz
ihrer biologischen Vielfalt durch reichere
Staaten finanziell unterstützt werden.
24
Ich fühle mich persönlich für
die Erhaltung der biologischen Vielfalt
verantwortlich.
47
0
18
42
10
20
30
3
20
44
5
50
60
70
7
80
6
6
8
6
26
40
X
3 4
15
44
19
--
90
6
100
Angaben in Prozent
Aufgabe betrachten, fällt die Bereitschaft, selbst
Verantwortung zu übernehmen, geringer aus: 61
Prozent bekunden, sich persönlich für die Erhaltung
der biologischen Vielfalt verantwortlich zu fühlen, 33
Prozent sehen sich aber selbst nicht in der Pflicht. Am
weitesten verbreitet ist das Bewusstsein für die eigene
Verantwortung in den Gruppen mit hohen Bildungsabschlüssen (68 Prozent) und hohem Haushaltsnetto-
Abbildung 52:
der
Erwachsenenbevölkerung
nach
Milieus
52: Wahrgenommene
WahrgenommeneVerantwortungspflicht
Verantwortungspflichtinin
der
Erwachsenenbevölkerung
nach
Milieus
Wie zutreffend finden Sie die folgende Aussage? „Ich fühle mich persönlich für die Erhaltung der biologischen Vielfalt verantwortlich.“
„trifft voll und ganz/eher zu“
Soziale Lage
Oberschicht /
Obere Mittelschicht
++
Postmaterielles
Milieu
81 %
++
KonservativGehobenes
Milieu
71 %
++
Expeditives
Milieu
74 %
0
Milieu der
Performer
56 %
0
Mittlere
Mittelschicht
0
Traditionelles
Milieu
56 %
NostalgischBürgerliches
Milieu
54 %
-Prekäres Milieu
50 %
Untere Mittelschicht /
Unterschicht
Grundorientierung
AdaptivPragmatische
Mitte
60 %
Tradition
stark überrepräsentiert ++
-KonsumHedonistisches
Milieu
33 %
Modernisierung
durchschnittlich 0
unterrepräsentiert -
++
NeoÖkologisches
Milieu
76 %
Durchschnitt = 62 %
Neuorientierung
stark unterrepräsentiert --
85
Naturbewusstsein 2021 > Bewusstsein für biologische Vielfalt
Die generelle Bereitschaft, einen eigenen Beitrag zum
Schutz der biologischen Vielfalt zu leisten, ist in der
Bevölkerung weit verbreitet (siehe Abbildung 53): 78
Prozent sind sehr oder eher bereit, auf naturverträgliche Kosmetika und Drogerie-Artikel zu wechseln.
Sich über aktuelle Entwicklungen im Bereich biologische Vielfalt zu erkundigen, kommt für 75 Prozent
in Frage. Freunde und Bekannte über den Schutz von
Biodiversität aufzuklären, können sich 70 Prozent
vorstellen. Auch die Bereitschaft, beim Einkaufen
einen Ratgeber zu nutzen, der beispielsweise über
gefährdete Fischarten informiert, wird von über 60
Prozent bekundet. Weiterhin erklären sich 57 Prozent
dazu bereit, für die Pflege und Erhaltung eines Schutzgebietes zu spenden. Die generelle Bereitschaft, aktiv
in einem Naturschutzverband mitzuarbeiten, liegt
immerhin bei 42 Prozent.
einkommen (67 Prozent). Gegenüber 2019 hat sich die
wahrgenommene Verantwortungspflicht nur unwesentlich verändert (2019: 59 Prozent, 2021: 61 Prozent).
Die sozialen Milieus unterscheiden sich zum Teil
erheblich in ihrer Wertschätzung für Biodiversität.
Besonders deutlich wird das an ihrer Einstellung,
persönlich für den Schutz der Biodiversität verantwortlich zu sein. Im Postmateriellen Milieu, im
Konservativ-Gehobenen Milieu und in den postmodernen Milieus der Neo-Ökologischen und Expeditiven ist das Verantwortungsbewusstsein weit verbreitet. Jeweils sind es über 70 Prozent, die sich „voll
und ganz“ oder zumindest „eher“ persönlich für die
Erhaltung der biologischen Vielfalt verantwortlich
fühlen (siehe Abbildung 52). Im Gegensatz dazu sieht
sich die harmonieorientierte Mitte der Gesellschaft
(Nostalgisch-Bürgerliche: 54 Prozent), der wirtschaftlich, sozial und kulturell benachteiligte Personenkreis
(50 Prozent) und die auf Konsum und Entertainment
fokussierte Lebenswelt (33 Prozent) deutlich weniger
in der Pflicht.
Mit welcher Ernsthaftigkeit die Verhaltensbereitschaften bekundet werden, zeigt ein Blick auf die
oberste Zustimmungsstufe. Danach liegt die uneingeschränkte Bereitschaft, aktiv zur Erhaltung der biologischen Vielfalt beizutragen, bei allen aufgeführten
Verhaltensmöglichkeiten deutlich unter 50 Prozent.
Anzumerken ist auch, dass die uneingeschränkte
Bereitschaft bei vier der sechs abgefragten Verhaltensmöglichkeiten gegenüber der Vorgängererhebung
zurückgegangen ist. Nur die Spendenbereitschaft und
Handlungsbereitschaft
Die Bereitschaft, aktiv zur Erhaltung der biologischen Vielfalt beizutragen, hat abgenommen.
Abbildung 53: Bereitschaft der Erwachsenenbevölkerung, aktiv zur Erhaltung der biologischen
biologischen Vielfalt beizutragen
beizutragen
Inwieweit sind Sie persönlich bereit, …
sehr bereit ++
weniger bereit -
eher bereit +
gar nicht bereit --
keine Angabe X
… die Marke von Kosmetika oder
Drogerieartikeln zu wechseln, wenn Sie
erfahren, dass deren Herstellung die
biologische Vielfalt gefährdet?
… sich über aktuelle Entwicklungen im
Bereich biologische Vielfalt zu informieren?
24
… Ihre Freunde und Bekannten
auf den Schutz der biologischen
Vielfalt aufmerksam zu machen?
23
… beim Einkaufen einen Ratgeber zu
benutzen, der zum Beispiel über
gefährdete Fischarten informiert?
22
… für die Pflege und Erhaltung
eines Schutzgebietes zu spenden?
++
+
-
36
42
14
51
… in einem Naturschutzverband aktiv
mitzuarbeiten, um die biologische Vielfalt
zu schützen?
0
23
41
10
20
40
5
10
4
20
33
30
7
15
24
32
10
5 3
18
41
50
60
70
80
X
4 4
17
47
16
--
4
5
90
100
Angaben in Prozent
86
Naturbewusstsein 2021 > Bewusstsein für biologische Vielfalt
Tabelle 21: Zeitliche Entwicklung der Bereitschaft, aktiv zur Erhaltung der biologischen Vielfalt beizutragen –
Erwachsenenbevölkerung
Inwieweit sind Sie persönlich bereit, …
Antwortkategorie: „sehr bereit“
2009
2011
2013
2015
2017
2019
2021
… die Marke von Kosmetika oder Drogerieartikeln zu wechseln, wenn
Sie erfahren, dass deren Herstellung die biologische Vielfalt gefährdet?
42
37
34
40
46
54
36
… sich über aktuelle Entwicklungen im Bereich biologische Vielfalt zu
informieren?
18
23
25
26
24
32
24
… Ihre Freunde und Bekannten auf den Schutz der biologischen Vielfalt
aufmerksam zu machen?
24
23
21
32
27
34
23
… beim Einkaufen einen Ratgeber zu benutzen, der zum Beispiel über
gefährdete Fischarten informiert?
19
24
22
27
26
34
22
… für die Pflege und Erhaltung eines Schutzgebietes zu spenden?
13
10
11
14
14
16
16
… in einem Naturschutzverband aktiv mitzuarbeiten, um die biologische
Vielfalt zu schützen?
11
8
9
13
8
10
10
Angaben in Prozent
Basis: Studienreihe zum Naturbewusstsein von 2009 bis 2021
Die soziodemographische Analyse macht deutlich, dass die Handlungsbereitschaft stark mit dem
Bildungsniveau zunimmt (siehe Tabelle 22). Darüber
hinaus fällt auf, dass Frauen häufiger als Männer ihre
Bereitschaft hervorheben, Freunde und Bekannte
auf den Schutz der biologischen Vielfalt aufmerksam
die Bereitschaft, aktiv in einem Naturschutzverband
mitzuarbeiten, sind in etwa gleichgeblieben (siehe
Tabelle 21). Ob dieser Rückgang eine Folge der CoronaPandemie ist – etwa weil man sich im Alltag ohnehin
tendenziell überfordert fühlt – kann hier leider nicht
überprüft werden.
Tabelle 22: Bereitschaft, aktiv zur Erhaltung der biologischen Vielfalt beizutragen – Erwachsenenbevölkerung
nach Geschlecht, Bildung und Einkommen
Inwieweit sind Sie persönlich bereit, …
Durch
schnitt
Antwortkategorie:
„sehr bereit“
Geschlecht
Angaben in Prozent
Ø
M
… die Marke von Kosmetika oder Drogerieartikeln
zu wechseln, wenn Sie erfahren, dass deren Her
stellung die biologische Vielfalt gefährdet?
36
↓ 33
… sich über aktuelle Entwicklungen im Bereich
biologische Vielfalt zu informieren?
24
22
… Ihre Freunde und Bekannten auf den Schutz
der biologischen Vielfalt aufmerksam zu machen?
23
↓ 20
… beim Einkaufen einen Ratgeber zu benutzen,
der zum Beispiel über gefährdete Fischarten
informiert?
22
… für die Pflege und Erhaltung eines Schutzge
bietes zu spenden?
… in einem Naturschutzverband aktiv mitzuar
beiten, um die biologische Vielfalt zu schützen?
stark überrepräsentiert ↑ ↑
W
Haushaltsnetto
einkommen (Euro)
Bildung
niedrig mittel
hoch
bis
999
1.000
bis
1.999
2.000
bis
3.499
3.500
und
mehr
40 ↑ ↓ 32
40
37
41
35
35
40
27
↓ ↓ 18
26
29 ↑ ↑
23
24
23
28
26 ↑ ↓ ↓ 18
24
28 ↑
25
21
24
26
19
24
↓ 18
22
26 ↑
23
21
20
26 ↑
16
16
16
↓ ↓ 11
15
21 ↑ ↑
11
13
17
19
10
9
11
8
10
12
11
↓ 7
10
13
überrepräsentiert ↑
unterrepräsentiert ↓
stark unterrepräsentiert ↓ ↓
87
Naturbewusstsein 2021 > Bewusstsein für biologische Vielfalt
zu machen (26 Prozent gegenüber 20 Prozent) und
die Marke von Kosmetika oder Drogerieartikeln zu
wechseln, wenn sie erfahren, dass deren Herstellung
die biologische Vielfalt gefährdet (40 Prozent gegenüber 33 Prozent). Der Blick auf das Haushaltsnettoeinkommen zeigt weiter, dass finanziell Gutgestellte
überdurchschnittlich häufig Bereitschaft bekunden,
beim Einkaufen einen Ratgeber zu benutzen, der
zum Beispiel über gefährdete Fischarten informiert
(26 Prozent, Durchschnitt: 22 Prozent).
Bei der Betrachtung der sozialen Milieus fällt auf, dass
die Bereitschaft, die biologische Vielfalt zu schützen,
bei den Postmateriellen, den Konservativ-Gehobenen
und den Expeditiven am stärksten ausgeprägt ist.
Beispielsweise erklären sich 38 Prozent der Postmateriellen, 31 Prozent der Konservativ-Gehobenen und
30 Prozent der Expeditiven uneingeschränkt dazu
bereit, sich über aktuelle Entwicklungen im Bereich
biologische Vielfalt zu informieren. In der harmonieorientierten Mitte der Gesellschaft (NostalgischBürgerliches Milieu) sind es dagegen 17 Prozent. Noch
geringer fällt die Bereitschaft bei Menschen in sozial
schwächerer Lage (13 Prozent) und in der Gruppe mit
stark konsum-hedonistisch orientierten Werten aus
(sechs Prozent). Auffällig ist auch, dass die beiden
postmodernen Milieus der Expeditiven und NeoÖkologischen am häufigsten uneingeschränkt Bereitschaft bekunden, sich in einem Naturschutzverband
aktiv zu engagieren (18 Prozent respektive 17 Prozent,
Durchschnitt: zehn Prozent).
6.3 Bewusstsein für biologische Vielfalt – psychologisch fundierte
Konzeption des neuen Indikators
Der seit 2009 verwendete Gesellschaftsindikator „Bewusstsein für biologische Vielfalt“ wurde 2020/2021
in einem Forschungsprojekt unter Leitung von Prof.
Dr. Sebastian Bamberg (Fachhochschule Bielefeld)
einer Revision unterzogen. Hintergrund der Revision
war eine Re-Analyse der Daten aus den Naturbewusstseinsstudien der Jahre 2009 bis 2015: Hoppe et al.
(2019) konnten in dieser Untersuchung nachweisen,
dass es sich bei den von Kuckartz und Rädiker (2009)
entwickelten drei Teilindikatoren (Wissen, Einstellungen, Verhaltensbereitschaften) um zuverlässige Messinstrumente handelt. Allerdings zeigen ihre Analysen
auch, dass die der Indikatorentwicklung zugrunde
liegende Leitidee, das Bewusstsein für die Bedeutung
der biologischen Vielfalt als Kombination der drei
Teilindikatoren zu konzipieren, theoretisch-konzeptionell und empirisch wenig gestützt ist. So trägt
insbesondere der Wissensindikator nur unwesentlich
88
zur Erklärung der abgefragten Verhaltensintentionen
bei. Außerdem bedarf es eines breiteren Spektrums
umweltverhaltensrelevanter Variablen, um das Bewusstsein für biologische Vielfalt umfassend messen
zu können. In ihrem Fazit empfehlen Hoppe et al.
(2019) eine am Stand der aktuellen umweltpsychologischen Theoriebildung orientierte Neuentwicklung des
Gesellschaftsindikators.
Zur empirischen Erfassung des neuen Gesellschaftsindikators entwickelten und erprobten Bamberg et al.
(2022) ein Fragen-Set, das sich aus 33 Fragen zusammensetzt. Hervorzuheben ist, dass die ausgewählten
Variablen nicht nur theoriebasiert und empirisch gut
gestützt sind, sondern darüber hinaus zentrale psychologische Faktoren naturschützender Verhaltensabsichten abdecken.
Anhand von inhaltlichen und methodischen Kriteri
en wurden 17 Fragen zur Messung von sechs psycho
logischen Faktoren entwickelt, die bedeutsam für
die Erklärung von natur- und umweltfreundlichem
Verhalten sind, und die Erkenntnisse von etwa
40 Jahren umweltpsychologischer Forschung repräsentieren: Naturverbundenheit, Problembewusstsein,
Verbundenheit mit Gruppen, die sich für den Schutz
der biologischen Vielfalt einsetzen (soziale Identität),
Wahrnehmung naturschonender Verhaltensweisen
als soziale Norm, Einstellungen zu naturschonenden
Verhaltensweisen und wahrgenommene Verhaltenskontrolle.
Weitere 16 Fragen mit Bezug zu Schutz sowie nachhaltiger und gerechter Nutzung von biologischer
Vielfalt wurden zur Messung von vier Facetten von
Verhaltensabsichten herangezogen: Bereitschaft zu
Lebensstilveränderungen, Bereitschaft zu privaten
Verhaltensänderungen, Bereitschaft zu kollektiven
Handlungen und Zahlungsbereitschaft zum Schutz
der Natur. In diesem Zusammenhang ist darauf
hinzuweisen, dass die sechs Fragen zur Messung der
Verhaltensbereitschaft des bisher verwendeten Gesellschaftsindikators als weiterhin geeignet, in den neuen
Indikator integriert und um zehn neue Fragen ergänzt
wurden. Die entsprechenden Fragen des bisher verwendeten Indikators werden im Folgenden daher in
unterschiedlichen Kontexten mehrfach präsentiert.
Der Vorteil der Übernahme dieser Fragen ist darüber
hinaus, dass die Möglichkeit zur Zeitreihenanalyse für
diese Fragen erhalten bleibt.
Insgesamt besteht der neue Gesellschaftsindikator
also aus zehn psychologischen Faktoren, die sich zu
einem einzigen Gesamtindex-Wert zusammenfassen
lassen: Der pro Person gebildete Indexwert beruht
auf der Summe der Mittelwerte der psychologischen
Naturbewusstsein 2021 > Bewusstsein für biologische Vielfalt
Tabelle 23: Neuer und bisher verwendeter Gesellschaftsindikator im Vergleich – Erwachsenenbevölkerung
nach Bildung und Einkommen
NBS-Indikator „Bewusstsein für biologische Vielfalt“ (neue und bisherige Berechnung im Vergleich)
Durch
schnitt
Angaben in Prozent
Ø
niedrig
Neuer Gesamtindikator
25
↓ ↓ 18
Bisheriger Gesamtindikator
26
↓ ↓ 17
stark überrepräsentiert ↑ ↑
Haushaltsnetto
einkommen (Euro)
Bildung
hoch
bis
999
25
32 ↑ ↑
24
↓ ↓ 20
25
32 ↑ ↑
28
33 ↑ ↑
21
↓ 22
26
33 ↑ ↑
mittel
unterrepräsentiert ↓
1.000 bis
1.999
2.000 bis
3.500
3.499
und mehr
stark unterrepräsentiert ↓ ↓
Die Tabellen 23 und 24 zeigen den neuen und den
bisher verwendeten Gesellschaftsindikator im Vergleich. Dabei wird deutlich: Unabhängig von der
Berechnungsmethodik sind es in der soziodemographischen Analyse jeweils die Gruppen mit hoher
Formalbildung und hohem Haushaltsnettoeinkommen, die die höchsten Werte aufweisen (siehe Tabelle
23). Auch die Ergebnisse der Milieudifferenzierung
sind sehr gut miteinander vergleichbar (siehe Tabelle
24): Sowohl beim bisher verwendeten als auch beim
neuen Gesellschaftsindikator sind die Postmateriellen, die Konservativ-Gehobenen und die Expeditiven
überrepräsentiert, während die Traditionellen, die
Nostalgisch-Bürgerlichen, das sozial benachteiligte
Milieu und die auf Konsum und Entertainment fokussierte Lebenswelt unterrepräsentiert sind. Auffällig
sind lediglich zwei Unterschiede: Nach dem neuen
Gesellschaftsindikator haben die Neo-Ökologischen
überdurchschnittlich häufig ein hohes Bewusstsein für
die biologische Vielfalt, nach dem bisher verwendeten
Gesellschaftsindikator liegen sie zwar auch über dem
Durchschnitt, statistische Signifikanz kann aber nicht
nachgewiesen werden. Ähnlich verhält es sich mit
Blick auf die Adaptiv-Pragmatische Mitte: Nach dem
neuen Gesellschaftsindikator haben die Angehörigen
Faktoren, gewichtet um die standardisierten Faktorladungen.31 Dabei gilt: Je höher der Indexwert,
desto eher kann von einem hohen Bewusstsein für
die Bedeutung der biologischen Vielfalt ausgegangen
werden.
Nach dem bisher verwendeten Gesellschaftsindikator
kann ein ausreichend hohes Bewusstsein für biologische Vielfalt aktuell bei jedem vierten Deutschen konstatiert werden (2021: 26 Prozent). Um den Übergang
zum neuen Indikator zu gewährleisten, muss dies
auch für den neuen Gesellschaftsindikator gelten. Aus
diesem Grund wurden für den neuen Gesellschaftsindikator drei Schwellenwerte berechnet, die die
Stichprobe der Befragten in vier gleich große Gruppen
aufteilen. In der vierten Gruppe befinden sich jene
25 Prozent der Befragten mit den höchsten erzielten
Indexwerten. Diese oberen 25 Prozent der Befragten mit dem höchsten Bewusstsein für biologische
Vielfalt bilden einen neuen empirischen Eichwert. In
den kommenden Erhebungen wird der neue Indikator
messen, ob sich der Anteil der Bevölkerung mit dem
höchsten Bewusstsein im Bezug auf den Stand im Jahr
2021 verändern wird.
Tabelle 24: Neuer und bisher verwendeter Gesellschaftsindikator im Vergleich – Erwachsenenbevölkerung
nach Milieus
NBS-Indikator „Bewusstsein für biologische Vielfalt“ (neue und bisherige Berechnung im Vergleich)
Ø = Durchschnitt
KOG = Konservativ-Gehobene
PMA = Postmaterielle
PER = Performer
EPE = Expeditive
NÖK = Neo-Ökologische
ADA= Adaptiv-Pragmatische Mitte
HED = Konsum-Hedonisten
PRE = Prekäre
Angaben in Prozent
Ø
Neuer Gesamtindikator
25
43 ↑ ↑
42 ↑ ↑
23
45 ↑ ↑
34 ↑ ↑ ↓ 19
↓↓ 3
↓ ↓ 10
↓ ↓ 11
↓ 17
Bisheriger Gesamtindikator
26
42 ↑ ↑
43 ↑ ↑
26
35 ↑ ↑
29
↓↓ 5
↓ ↓ 16
↓ 20
↓ ↓ 17
stark überrepräsentiert ↑ ↑
KOG
unterrepräsentiert ↓
PMA
PER
EPE
NÖK
NOB = Nostalgisch-Bürgerliche
TRA = Traditionelle
ADA
22
HED
PRE
NOB
TRA
stark unterrepräsentiert ↓ ↓
89
Naturbewusstsein 2021 > Bewusstsein für biologische Vielfalt
dieses Milieus unterdurchschnittlich häufig ein hohes
Bewusstsein für die biologische Vielfalt, nach dem bisher verwendeten Gesellschaftsindikator liegt der für
dieses Milieu gemessene Wert zwar unter dem Durchschnitt, der Unterschied ist aber nicht signifikant.
Vor diesem Hintergrund und in Anbetracht der
Tatsache, dass es sich bei dem neuen Gesellschaftsindikator um ein theoriebasiertes, empirisch gestütztes
Messinstrument handelt, das zudem zentrale Faktoren naturschützender Verhaltensintentionen abdeckt,
wird in den künftigen Naturbewusstseinsstudien der
neu entwickelte Indikator „Bewusstsein für biologische Vielfalt“ herangezogen.
Für eine genauere Betrachtung der für die Berechnung des neuen Gesellschaftsindikators verwendeten
Einzelfaktoren werden die Befragungsergebnisse zu
allen zehn psychologischen Faktoren nachfolgend
präsentiert und differenziert nach soziodemographischen Merkmalen und sozialen Milieus beschrieben.
6.4 Bewusstsein für biologische
Vielfalt in den neuen psychologischen Einzelfaktoren
Verbundenheit mit der Natur
Rund 70 Prozent der Deutschen fühlen sich mit der
Natur verbunden.
69 Prozent der Befragten fühlen sich mit der Natur
verbunden (beide Zustimmungsstufen), 62 Prozent
sehen sich als Teil der Natur und 40 Prozent geben an,
sich in der Natur mit etwas Höherem verbunden zu
fühlen (siehe Abbildung 54).
Die soziodemographische Analyse zeigt: Frauen
(beide Zustimmungsstufen: 72 Prozent), Personen mit
mittleren und hohen Bildungsabschlüssen (jeweils
73 Prozent) und finanziell Gutgestellte (74 Prozent)
fühlen sich überdurchschnittlich häufig mit der
Natur verbunden (Durchschnitt: 69 Prozent). Unterdurchschnittliche Werte finden sich bei Männern (66
Prozent), den 18- bis 29-Jährigen (58 Prozent) und in
der Gruppe mit niedrigen Bildungsabschlüssen (61
Prozent). Weiterhin fällt auf, dass die 18- bis 29-Jährigen (53 Prozent) und die Gruppe mit niedrigen
Bildungsabschlüssen (85 Prozent) weniger häufig als
der Durchschnitt (63 Prozent) angeben, sich als Teil
der Natur wahrzunehmen.
Vor allem die Postmateriellen und Konservativ-
Gehobenen fühlen sich mit der Natur verbunden.
Im Milieuvergleich zeigt sich die größte Naturverbundenheit in den Milieus der Postmateriellen und
Konservativ-Gehobenen (siehe Abbildung 55). Jeweils
sind es 84 Prozent, die angeben, sich mit der Natur
verbunden zu fühlen (beide Zustimmungsstufen).
Auch im Milieu der jungen Trendsetterinnen und
Trendsetter (Expeditive) ist die Naturverbundenheit
weit verbreitet (76 Prozent). Im modernen Mainstream
der Gesellschaft (Adaptiv-Pragmatische Mitte) ist die
emotionale Bindung an die Natur unterdurchschnittlich ausgeprägt (63 Prozent). Gleiches gilt für den
sozial, wirtschaftlich und kulturell benachteiligten
Personenkreis (61 Prozent). In der auf Konsum und
Entertainment fokussierten Lebenswelt fühlen sich
mit Abstand am wenigsten mit der Natur verbunden
(32 Prozent).
Abbildung 54: Naturverbundenheit in der Erwachsenenbevölkerung
Inwieweit treffen die folgenden Aussagen Ihrer Meinung nach zu?
trifft voll und ganz zu ++
teils / teils 0
trifft überhaupt nicht zu --
trifft eher zu +
trifft eher nicht zu -
weiß ich nicht / kann ich nicht beurteilen X
Ich fühle mich mit der Natur verbunden.
Ich bin nicht von der Natur getrennt,
sondern ein Teil der Natur.
++
+
0
- --
31
38
23
5 12
27
In der Natur fühle ich mich mit etwas
Höherem verbunden.
35
16
0
10
24
20
30
25
20
26
40
50
60
70
80
8
23
10
4
90
X
100
Angaben in Prozent
90
Naturbewusstsein 2021 > Bewusstsein für biologische Vielfalt
55: Naturverbundenheit
Naturverbundenheitininder
derErwachsenenbevölkerung
Erwachsenenbevölkerung
nach
Milieus
Abbildung 55:
nach
Milieus
Inwieweit trifft die folgende Aussage Ihrer Meinung nach zu? „Ich fühle mich mit der Natur verbunden.“
„trifft voll und ganz/eher zu“
Soziale Lage
Oberschicht /
Obere Mittelschicht
Mittlere
Mittelschicht
++
Postmaterielles
Milieu
84 %
++
KonservativGehobenes
Milieu
84 %
0
0
Traditionelles
Milieu
73 %
NostalgischBürgerliches
Milieu
67 %
Grundorientierung
AdaptivPragmatische
Mitte
63 %
Prekäres Milieu
61 %
Untere Mittelschicht /
Unterschicht
Tradition
0
-KonsumHedonistisches
Milieu
32 %
unterrepräsentiert -
überrepräsentiert +
stark unterrepräsentiert --
NeoÖkologisches
Milieu
72 %
Durchschnitt = 69 %
Modernisierung
stark überrepräsentiert ++
+
Expeditives
Milieu
76 %
0
Milieu der
Performer
69 %
Neuorientierung
durchschnittlich 0
Rund vier von fünf Deutschen meinen, durch die
Zerstörung der biologischen Vielfalt gefährde die
Menschheit ihre Lebensgrundlagen.
Biodiversität gefährde die Menschheit ihre Lebensgrundlagen. Darüber hinaus sind 71 Prozent der
Auffassung, unser Lebensstil trage dazu bei, dass in
anderen Ländern die biologische Vielfalt geschädigt
wird (siehe Abbildung 56).
74 Prozent der Befragten glauben, dass die biologische
Vielfalt auf der Erde abnimmt (beide Zustimmungsstufen). 73 Prozent meinen, durch die Zerstörung der
In der soziodemographischen Analyse wird deutlich:
Unter Männern, den 18- bis 29-Jährigen und formal niedrig Gebildeten ist das Problembewusstsein
Problembewusstsein
Abbildung 56: Problembewusstsein in der Erwachsenenbevölkerung
Inwieweit treffen die folgenden Aussagen Ihrer Meinung nach zu?
trifft voll und ganz zu ++
teils / teils 0
trifft überhaupt nicht zu --
trifft eher zu +
trifft eher nicht zu -
weiß ich nicht / kann ich nicht beurteilen X
++
+
0
Die biologische Vielfalt auf der Erde
nimmt ab.
- --
39
35
17
6 12
Durch die Zerstörung biologischer
Vielfalt gefährdet die Menschheit
ihre Lebensgrundlagen.
39
34
18
6 12
Unser Lebensstil trägt dazu bei, dass
in anderen Ländern die biologische
Vielfalt geschädigt wird.
35
0
10
20
36
30
40
50
6 13
19
60
70
80
X
90
100
Angaben in Prozent
91
Naturbewusstsein 2021 > Bewusstsein für biologische Vielfalt
Tabelle 25: Problembewusstsein in der Erwachsenenbevölkerung nach Geschlecht, Alter und Bildung
Inwieweit treffen die folgenden Aussagen Ihrer Meinung nach zu?
Durch
Geschlecht
schnitt
Antwortkategorie:
„trifft voll und ganz/eher zu“
30 bis 50 bis über
niedrig mittel hoch
49
65
65
Ø
M
Die biologische Vielfalt auf der Erde nimmt ab.
74
↓ 70
78 ↑ ↓ ↓ 64
74
79 ↑ ↑
73
↓ ↓ 67
79 ↑ ↑
76
Durch die Zerstörung biologischer Vielfalt gefährdet die
Menschheit ihre Lebensgrundlagen.
73
↓ ↓ 69
77 ↑ ↑ ↓ ↓ 64
73
78 ↑
73
↓ ↓ 67
76
76
Unser Lebensstil trägt dazu bei, dass in anderen Ländern
die biologische Vielfalt geschädigt wird.
71
↓ ↓ 67
75 ↑ ↑
73
73
69
↓ ↓ 64
74
76 ↑ ↑
überrepräsentiert ↑
bis 29
Bildung
Angaben in Prozent
stark überrepräsentiert ↑ ↑
W
Alter (Jahre)
68
unterrepräsentiert ↓
weniger verbreitet als im Bevölkerungsdurchschnitt
(siehe Tabelle 25). Der Milieuvergleich zeigt weiter,
dass es vor allem die Postmateriellen, die KonservativGehobenen und die Expeditiven sind, die für die
Gefährdung der biologischen Vielfalt – und den damit
zusammenhängenden Konsequenzen – sensibilisiert
sind. Beispielsweise meinen 90 Prozent der Postmateriellen und jeweils 86 Prozent der KonservativGehobenen und Expeditiven, durch die Zerstörung
der biologischen Vielfalt gefährde die Menschheit
ihre Lebensgrundlagen. Im Gegensatz dazu sind es in
der prekären Lebenswelt 69 Prozent, in der AdaptivPragmatischen Mitte 63 Prozent und in der spaß- und
erlebnisorientierten Lebenswelt 31 Prozent.
stark unterrepräsentiert ↓ ↓
Soziale Identität
Ein Drittel fühlt sich mit Gruppen verbunden, die
sich aktiv für den Schutz der biologischen Vielfalt
einsetzen.
35 Prozent der Befragten fühlen sich mit Gruppen
verbunden, die sich aktiv für den Schutz der biologischen Vielfalt einsetzen (beide Zustimmungsstufen). 33 Prozent haben nach eigener Aussage viel mit
Menschen gemeinsam, die sich in Gruppen aktiv für
eine nachhaltige Natur- und Ressourcennutzung
einsetzen, und 31 Prozent geben an, ein intensiver
Kontakt mit Gruppen, die sich aktiv für den Schutz
von Natur und biologischer Vielfalt engagieren, würde
den eigenen Interessen und Wünschen entsprechen
(siehe Abbildung 57).
Abbildung 57: Verbundenheit der Erwachsenenbevölkerung mit
Abbildung
mit Gruppen,
Gruppen, die
die sich
sich für
für den
den Schutz
Schutz der biologi
biologischen
schen Vielfalt
Vielfalt einsetzen
einsetzen
Inwieweit treffen die folgenden Aussagen Ihrer Meinung nach zu?
trifft voll und ganz zu ++
teils / teils 0
trifft eher zu +
trifft eher nicht zu -
Ich fühle mich mit Gruppen verbunden,
die sich aktiv für den Schutz
biologischer Vielfalt einsetzen.
weiß ich nicht / kann ich nicht beurteilen X
++
+
0
-
--
X
10
25
33
18
10
4
9
5
12
4
90
100
Mit Menschen, die sich in Gruppen aktiv
für eine nachhaltige Natur- und
Ressourcennutzung einsetzen,
habe ich viel gemeinsam.
10
Intensiver Kontakt mit Gruppen, die sich
aktiv für den Schutz der Natur und
biologischen Vielfalt einsetzen, entspricht
meinen Interessen und Wünschen.
9
0
trifft überhaupt nicht zu --
23
22
10
20
20
33
21
32
30
40
50
60
70
80
Angaben in Prozent
92
Naturbewusstsein 2021 > Bewusstsein für biologische Vielfalt
Tabelle 26: Verbundenheit in der Erwachsenenbevölkerung mit Gruppen, die sich für den Schutz der biologi
schen Vielfalt einsetzen nach Milieus
Inwieweit treffen die folgenden Aussagen Ihrer Meinung nach zu?
Ø = Durchschnitt
PER = Performer
ADA= Adaptiv-Pragmatische Mitte
NOB = Nostalgisch-Bürgerliche
KOG = Konservativ-Gehobene
EPE = Expeditive
HED = Konsum-Hedonisten
TRA = Traditionelle
PMA = Postmaterielle
NÖK = Neo-Ökologische
PRE = Prekäre
Antwortkategorie: „trifft voll und ganz/eher zu“
Angaben in Prozent
Ø
KOG
PMA
PER
EPE
NÖK
ADA
HED
PRE
NOB
TRA
Ich fühle mich mit Gruppen verbunden, die
sich aktiv für den Schutz biologischer Vielfalt
einsetzen.
35
49 ↑ ↑
44 ↑ ↑ ↓ 28
49 ↑ ↑
52 ↑ ↑
36
↓ ↓ 19
↓ ↓ 22
↓ ↓ 22
↓ ↓ 24
Mit Menschen, die sich in Gruppen aktiv für eine
nachhaltige Natur- und Ressourcennutzung
einsetzen, habe ich viel gemeinsam.
33
49 ↑ ↑
40 ↑
30
52 ↑ ↑
51 ↑ ↑
39
↓ ↓ 13
↓ ↓ 20
↓ ↓ 19
↓ ↓ 21
Intensiver Kontakt mit Gruppen, die sich aktiv
für den Schutz der Natur und biologischen
Vielfalt einsetzen, entspricht meinen Interessen
und Wünschen.
31
45 ↑ ↑
33
28
47 ↑ ↑
45 ↑ ↑
36
↓ ↓ 18
↓ ↓ 19
↓ ↓ 19
↓ ↓ 20
stark überrepräsentiert ↑ ↑
überrepräsentiert ↑
unterrepräsentiert ↓
stark unterrepräsentiert ↓ ↓
welten der Neo-Ökologischen und Expeditiven und
bei den besonders naturverbundenen Milieus der
Konservativ-Gehobenen und Postmateriellen können
sich überdurchschnittlich viele mit Gruppen identifizieren, die sich aktiv für den Schutz der biologischen
Vielfalt engagieren. Auf der anderen Seite sind es die
älteren, Sicherheit und Ordnung liebenden Traditionellen, die harmonieorientierten Nostalgisch-Bürgerlichen sowie die Lebenswelten der sozial schwächer
Gestellten und auf Konsum und Unterhaltung Fokussierten, die nach eigener Aussage deutlich weniger Gemeinsamkeiten mit naturschutzorientierten Gruppen
wahrnehmen.
Bei allen drei Aussagen, sind es die 18- bis 29-Jährigen,
Personen mit hohen Bildungsabschlüssen und finanziell Gutgestellte (Haushaltsnettoeinkommen ab 3.500
Euro), die überdurchschnittlich häufig zustimmen.
Beispielsweise sagen 45 Prozent der 18- bis 29-Jährigen, 42 Prozent der Personen mit hohen Bildungsabschlüssen und 41 Prozent der finanziell Gutgestellten,
sie fühlten sich mit Gruppen verbunden, die sich aktiv
für den Schutz der biologischen Vielfalt einsetzen
(Durchschnitt: 35 Prozent).
In der Milieubetrachtung zeigt sich ein zweigeteiltes
Bild (siehe Tabelle 26): In den postmodernen Lebens-
Abbildung 58: Deskriptive soziale Norm in der Erwachsenenbevölkerung
Inwieweit treffen die folgenden Aussagen Ihrer Meinung nach zu?
trifft voll und ganz zu ++
teils / teils 0
trifft eher zu +
trifft eher nicht zu -
Menschen, die mir wichtig sind,
sind bereit, mehr für naturschonend
erzeugte Produkte zu bezahlen.
Menschen, die mir wichtig sind,
bevorzugen bei ihren Einkäufen
naturschonend erzeugte Produkte.
Menschen, die mir wichtig sind, erledigen
alltägliche Wege, zum Beispiel zur Arbeit
oder zum Einkaufen, überwiegend
zu Fuß oder mit dem Rad.
weiß ich nicht / kann ich nicht beurteilen X
++
+
0
-
--
X
11
28
34
14
7
6
11
27
37
5
7
7
6
10
0
trifft überhaupt nicht zu --
24
10
20
13
17
36
30
40
50
60
70
80
90
100
Angaben in Prozent
93
Naturbewusstsein 2021 > Bewusstsein für biologische Vielfalt
Tabelle 27: Deskriptive soziale Norm in der Erwachsenenbevölkerung nach Bildung und Einkommen
Inwieweit treffen die folgenden Aussagen Ihrer Meinung nach zu?
Durch
schnitt
Bildung
Angaben in Prozent
Ø
niedrig mittel hoch
bis
999
1.000 2.000 3.500
bis
bis
und
1.999 3.499 mehr
Menschen, die mir wichtig sind, sind bereit, mehr für naturschonend
erzeugte Produkte zu bezahlen.
38
↓ 33
39
42
33
↓ 34
39
45 ↑ ↑
Menschen, die mir wichtig sind, bevorzugen bei ihren Einkäufen natur
schonend erzeugte Produkte.
39
↓ 35
39
43 ↑
32
35
39
46 ↑ ↑
Menschen, die mir wichtig sind, erledigen alltägliche Wege, zum Beispiel
zur Arbeit oder zum Einkaufen, überwiegend zu Fuß oder mit dem Rad.
35
↓ 30
35
39 ↑
37
33
34
37
Antwortkategorie:
„trifft voll und ganz/eher zu“
stark überrepräsentiert ↑ ↑
überrepräsentiert ↑
Deskriptive soziale Norm
Knapp 40 Prozent der Deutschen sind im persönlichen Nahumfeld von Menschen umgeben, die bereit
sind, für naturschonend erzeugte Produkte mehr zu
bezahlen.
38 Prozent der Befragten geben an, dass sie von Menschen umgeben sind, die bei ihren Einkäufen naturschonend erzeugte Produkte bevorzugen. Weiterhin
sagen 39 Prozent, dass diese Menschen (auch) bereit
sind, mehr für naturschonend erzeugte Produkte zu
bezahlen (beide Zustimmungsstufen). Darüber hinaus
meinen 34 Prozent, die ihnen wichtigen Personen
würden ihre alltäglichen Wege (zum Beispiel zur
Arbeit oder zum Einkaufen) überwiegend zu Fuß oder
mit dem Rad erledigen (siehe Abbildung 58).
Bei den drei abgefragten Aussagen zur deskriptiven
sozialen Norm fällt auf, dass es jeweils Personen mit
niedriger Formalbildung sind, die unterdurchschnittlich häufig zustimmen. Beispielsweise geben 30 Prozent der formal niedrig Gebildeten an, dass Menschen,
die ihnen wichtig sind, alltägliche Wege überwiegend
zu Fuß oder mit dem Rad erledigen. Im Vergleich dazu
sind es in der Gruppe mit hohen Bildungsabschlüssen
39 Prozent. Außerdem zeigt sich, dass es vor allem
finanziell Gutgestellte sind, die in ihrem persönlichen
Nahumfeld Menschen kennen, die bei ihren Einkäufen naturschonend erzeugte Produkte bevorzugen
und darüber hinaus bereit sind, für solche Produkte
mehr zu bezahlen (siehe Tabelle 27).
In der Milieuperspektive wird deutlich, dass es vor
allem die besonders naturverbundenen Milieus der
Konservativ-Gehobenen und Postmateriellen sowie
die postmodernen Lebenswelten der Expeditiven
und Neo-Ökologischen sind, die sich mit Menschen
94
Haushaltsnetto
einkommen (Euro)
unterrepräsentiert ↓
umgeben, denen es wichtig ist, naturschonend erzeugte Produkte zu präferieren – selbst wenn diese
mehr Kosten sollten. So sagen jeweils 54 Prozent der
Konservativ-Gehobenen und Expeditiven, 49 Prozent
der Neo-Ökologischen und 46 Prozent der Postmateriellen, Menschen die ihnen wichtig sind, wären bereit,
für naturschonend erzeugte Produkte einen Aufpreis
zu zahlen. Im Gegensatz dazu sind es bei den Nostalgisch-Bürgerlichen 28 Prozent, im sozial schwächer
gestellten Personenkreis 23 Prozent und in der Gruppe
mit stark konsum-hedonistisch orientierten Werten
17 Prozent.
Einstellungen zu naturschonenden Verhaltens
weisen
Zwei Drittel der Deutschen finden es gut, bei Einkäufen naturschonend erzeugte Produkte zu bevorzugen.
66 Prozent finden es sehr oder eher gut, bei Einkäufen
naturschonend erzeugte Produkte zu bevorzugen
(siehe Abbildung 59). Etwas weniger – und dennoch
knapp die Hälfte der Befragten (47 Prozent) – befürworten es, für solche Produkte mehr zu bezahlen.
59 Prozent sprechen sich dafür aus, alltägliche Wege
überwiegend zu Fuß oder mit dem Rad zu erledigen.
Erneut sind es Personen mit niedriger Formalbildung,
die den drei Aussagen unterdurchschnittlich häufig
zustimmen und finanziell gut Gestellte (Haushaltsnettoeinkommen ab 3.500 Euro), die sich von allen
Befragtengruppen am häufigsten dafür aussprechen,
für naturschonend erzeugte Produkte einen Aufpreis
zu zahlen (beide Zustimmungsstufen: 61 Prozent,
Durchschnitt: 47 Prozent).
Naturbewusstsein 2021 > Bewusstsein für biologische Vielfalt
Abbildung 59: Einstellungen zu naturschonenden Verhaltensweisen in der Erwachsenenbevölkerung
Wie finden Sie die folgenden Möglichkeiten grundsätzlich?
sehr gut ++
teils / teils 0
sehr schlecht --
eher gut +
eher schlecht -
weiß ich nicht / kann ich nicht beurteilen X
Bei Einkäufen naturschonend erzeugte
Produkte zu bevorzugen, finde ich …
++
+
0
25
41
23
Alltägliche Wege, zum Beispiel zur Arbeit
oder zum Einkaufen, überwiegend zu Fuß
oder mit dem Rad zu erledigen, finde ich …
27
Für naturschonend erzeugte Produkte
mehr zu bezahlen, finde ich …
32
14
0
20
9
30
40
50
4 2
16
28
60
70
X
6 14
26
33
10
- --
80
7
90
2
100
Angaben in Prozent
Eindeutig fallen auch die Milieuergebnisse aus (siehe
Tabelle 28): Wiederum sind es die Postmateriellen,
die Konservativ-Gehobenen sowie die Expeditiven
und Neo-Ökologischen, deren Einstellungen auf eine
hohe Wertschätzung für die Natur und die biologische
Vielfalt schließen lassen. Beispielsweise finden es 66
Prozent der Expeditiven, 63 Prozent der Postmateriellen, 60 Prozent der Konservativ-Gehobenen und 57
Prozent der Neo-Ökologischen sehr oder eher gut, für
naturschonend erzeugte Produkte mehr zu bezahlen.
Demgegenüber sind es bei den Nostalgisch-Bürgerlichen 36 Prozent, bei Menschen in sozial schwächerer
Lage 26 Prozent und in der spaß- und erlebnisorientierten Lebenswelt 20 Prozent.
Wahrgenommene Verhaltenskontrolle
Bei Einkäufen naturschonend erzeugte Produkte zu
bevorzugen, ist oft eine Frage des Geldes.
Für 47 Prozent der Befragten ist es nach eigener Aussage persönlich sehr oder eher leicht, bei Einkäufen
naturschonend erzeugte Produkte zu bevorzugen
– mehr Geld dafür zu bezahlen, findet aber nur ein gu
tes Drittel sehr oder zumindest eher leicht (siehe Ab
bildung 60). Entsprechend nehmen die Zustimmungs
werte zu den abgefragten Aussagen nicht nur mit der
Bildung, sondern stärker noch mit dem Haushalts
nettoeinkommen der Befragten zu (siehe Tabelle 29).
Tabelle 28: Einstellungen zu naturschonenden Verhaltensweisen in der Erwachsenenbevölkerung nach Milieus
Wie finden Sie die folgenden Möglichkeiten grundsätzlich?
Ø = Durchschnitt
PER = Performer
ADA= Adaptiv-Pragmatische Mitte
NOB = Nostalgisch-Bürgerliche
KOG = Konservativ-Gehobene
EPE = Expeditive
HED = Konsum-Hedonisten
TRA = Traditionelle
PMA = Postmaterielle
NÖK = Neo-Ökologische
PRE = Prekäre
Antwortkategorie:
„sehr/eher gut“
Ø
KOG
PMA
PER
EPE
NÖK
ADA
HED
PRE
NOB
TRA
Angaben in Prozent
Bei Einkäufen naturschonend erzeugte Produkte
zu bevorzugen, finde ich …
66
81 ↑ ↑
84 ↑ ↑
72
80 ↑ ↑
75 ↑ ↓ ↓ 58
↓ ↓ 30
↓ ↓ 51
63
67
Alltägliche Wege, zum Beispiel zur Arbeit oder
zum Einkaufen, überwiegend zu Fuß oder mit
dem Rad zu erledigen, finde ich …
59
72 ↑ ↑
73 ↑ ↑
65
66
60
55
↓ ↓ 31
↓ 52
55
57
Für naturschonend erzeugte Produkte mehr zu
bezahlen, finde ich …
47
60 ↑ ↑
63 ↑ ↑
51
66 ↑ ↑
57 ↑ ↑
42
↓ ↓ 20
↓ ↓ 26
↓ ↓ 36
47
stark überrepräsentiert ↑ ↑
überrepräsentiert ↑
unterrepräsentiert ↓
stark unterrepräsentiert ↓ ↓
95
Naturbewusstsein 2021 > Bewusstsein für biologische Vielfalt
ahrgenommene Verhaltenskontrolle
Abbildung 60: W
Wahrgenommene
Verhaltenskontrollein
inder
derErwachsenenbevölkerung
Erwachsenenbevölkerung––Möglichkeit,
Möglichkeit,bei
bei
naturschonend erzeugte
erzeugte Produkte
Produkte zu
zu bevorzugen
bevorzugen
EEinkäufen
inkäufen naturschonend
Wie schwer finden Sie es, die folgenden Verhaltensweisen umzusetzen?
sehr leicht ++
teils / teils 0
sehr schwierig --
eher leicht +
eher schwierig -
weiß ich nicht / kann ich nicht beurteilen X
Bei Einkäufen naturschonend erzeugte
Produkte zu bevorzugen, ist
für mich persönlich …
Für naturschonend erzeugte Produkte
mehr zu bezahlen, ist
für mich persönlich …
++
+
0
-
12
35
32
15
8
0
28
10
20
30
30
40
50
21
60
70
-4 2
11
80
X
90
2
100
Angaben in Prozent
Tabelle 29: Wahrgenommene Verhaltenskontrolle in der Erwachsenenbevölkerung – Möglichkeit, bei
Einkäufen naturschonend erzeugte Produkte zu bevorzugen nach Bildung und Einkommen
Wie schwer finden Sie es, die folgenden Verhaltensweisen umzusetzen?
Durch
schnitt
Bildung
Angaben in Prozent
Ø
niedrig mittel hoch
Bei Einkäufen naturschonend erzeugte Produkte zu bevorzugen, ist für
mich persönlich …
47
↓ ↓ 39
50
53 ↑ ↑ ↓ ↓ 28
↓ ↓ 39
49
60 ↑ ↑
Für naturschonend erzeugte Produkte mehr zu bezahlen, ist für mich
persönlich …
36
↓ ↓ 30
36
43 ↑ ↑ ↓ ↓ 17
↓ ↓ 27
37
53 ↑ ↑
Antwortkategorie:
„sehr/eher leicht“
stark überrepräsentiert ↑ ↑
Haushaltsnetto
einkommen (Euro)
bis
999
1.000 2.000 3.500
bis
bis
und
1.999 3.499 mehr
stark unterrepräsentiert ↓ ↓
Die Milieuanalyse zeigt: Überdurchschnittlich hohe
Zustimmungswerte finden sich in den sozial gehobenen Milieus (Konservativ-Gehobene, Postmaterielle,
Performer, Expeditive) und im Milieu der unangepassten, progressiven Realisten (Neo-Ökologische). So
finden es 70 Prozent der Expeditiven, 65 Prozent der
Konservativ-Gehobenen, 58 Prozent der Neo-Ökologischen und jeweils 55 Prozent der Performer und
Postmateriellen sehr oder eher leicht, bei Einkäufen
naturschonend erzeugte Produkte zu präferieren. Bei
den Nostalgisch-Bürgerlichen sind es 32 Prozent, den
sozial schwächer Gestellten 26 Prozent und den Milieuangehörigen mit starker konsum-hedonistischer
Werteausrichtung 19 Prozent.
78 Prozent der Befragten sind sehr oder eher bereit,
die Marke von Kosmetika oder Drogerieartikeln zu
wechseln, wenn sie erfahren, dass deren Herstellung
die biologische Vielfalt gefährdet. Jeweils rund drei
Viertel erklären sich bereit, mehr ökologisch produzierte Lebensmittel einzukaufen und sparsamer zu
leben, damit künftige Generationen die Vielfalt und
den Reichtum der Natur weiterhin nutzen können.
Angesichts eines Bioprodukt-Marktanteils von aktuell
6,8 Prozent am gesamten Lebensmittelmarkt – Tendenz steigend – offenbart diese Antwort durchaus ein
erhebliches Potenzial (siehe BMEL 2022). Beim Einkaufen einen Ratgeber zu benutzen, der zum Beispiel
über gefährdete Fischarten informiert, können sich 63
Prozent vorstellen (siehe Abbildung 61).
Bereitschaft zu Lebensstilveränderungen
Die Bereitschaft, seinen Lebensstil zu verändern, um
die biologische Vielfalt zu schützen, ist bei Frauen,
Personen mit hoher Formalbildung und hohem Haushaltsnettoeinkommen überdurchschnittlich ausgeprägt. Beispielsweise sind 30 Prozent der befragten
In weiten Teilen der Bevölkerung besteht für Verhaltensweisen, die auf eine Lebensstilveränderung
abzielen, grundsätzliche Bereitschaft.
96
Naturbewusstsein 2021 > Bewusstsein für biologische Vielfalt
Abbildung 61: Bereitschaft zu Lebensstilveränderungen in der Erwachsenenbevölkerung
Inwieweit sind Sie persönlich bereit, …
sehr bereit ++
weniger bereit -
eher bereit +
gar nicht bereit --
keine Angabe X
… die Marke von Kosmetika oder
Drogerieartikeln zu wechseln, wenn
Sie erfahren, dass deren Herstellung
die biologische Vielfalt gefährdet?
++
+
-
36
42
14
--
X
4 4
… mehr ökologisch produzierte
Lebensmittel einzukaufen?
27
47
18
5 3
… sparsamer zu leben, damit künftige
Generationen die Vielfalt und den Reichtum der Natur weiterhin nutzen können?
26
48
18
6 2
… beim Einkaufen einen Ratgeber
zu benutzen, der zum Beispiel über
gefährdete Fischarten informiert?
22
0
41
10
20
30
40
10
23
50
60
70
80
90
4
100
Angaben in Prozent
Frauen, 32 Prozent der formal hoch Gebildeten und 34
Prozent der finanziell Gutgestellten uneingeschränkt
bereit, mehr ökologisch produzierte Lebensmittel
einzukaufen (Durchschnitt: 27 Prozent).
Im Milieuvergleich sind es die Postmateriellen, die
Konservativ-Gehobenen und die Expeditiven, die
die größte Bereitschaft bekunden, ihren Lebensstil
zu verändern. So erklären sich nahezu 50 Prozent
der Postmateriellen „sehr bereit“, mehr ökologisch
produzierte Lebensmittel einzukaufen. Bei den
Konservativ-Gehobenen sind es 38 Prozent und bei
den Expeditiven 36 Prozent. Im Gegensatz dazu fällt
die Bereitschaft, den eigenen Lebensstil zu verändern
Abbildung 62:
Erwachsenenbevölkerung
nach
Milieus
62: Bereitschaft
Bereitschaftzu
zuLebensstilveränderungen
Lebensstilveränderungenininder
der
Erwachsenenbevölkerung
nach
Milieus
Inwieweit sind Sie persönlich bereit, mehr ökologisch produzierte Lebensmittel einzukaufen?
„sehr bereit“
Soziale Lage
Oberschicht /
Obere Mittelschicht
++
Postmaterielles
Milieu
46 %
++
KonservativGehobenes
Milieu
38 %
++
Expeditives
Milieu
36 %
0
Milieu der
Performer
26 %
0
Mittlere
Mittelschicht
0
Traditionelles
Milieu
22 %
-Prekäres Milieu
17 %
Untere Mittelschicht /
Unterschicht
Grundorientierung
-NostalgischBürgerliches
Milieu
20 %
AdaptivPragmatische
Mitte
22 %
Tradition
stark überrepräsentiert ++
0
-KonsumHedonistisches
Milieu
6%
Durchschnitt = 27 %
Modernisierung
durchschnittlich 0
NeoÖkologisches
Milieu
33 %
Neuorientierung
stark unterrepräsentiert --
97
Naturbewusstsein 2021 > Bewusstsein für biologische Vielfalt
Abbildung 63: Bereitschaft zu privaten Verhaltensänderungen in der Erwachsenenbevölkerung
Inwieweit sind Sie persönlich bereit, …
sehr bereit ++
weniger bereit -
eher bereit +
gar nicht bereit --
keine Angabe X
… im Alltag die naturschonende
Verhaltensalternative zu wählen, weil
die nächste Generation einen Anspruch
auf eine intakte Natur hat?
++
+
-
26
53
13
… sich über aktuelle Entwicklungen im Bereich biologische Vielfalt zu informieren?
24
… Ihre Freunde und Bekannten auf den
Schutz der biologischen Vielfalt aufmerksam zu machen?
23
… den eigenen Fleischkonsum
zu reduzieren?
51
0
10
40
20
30
40
50
60
70
5 3
18
7
19
10
80
X
5 3
17
47
29
--
90
5
2
100
Angaben in Prozent
– beispielsweise beim Einkauf ökologisch produzierte
Lebensmittel zu bevorzugen – im Nostalgisch-Bürgerlichen Milieu, in der sozial schwächeren Lebenswelt
und im spaß- und erlebnisorientierten Milieu wesentlich geringer aus (siehe Abbildung 62).
Bereitschaft zu privaten Verhaltensänderungen
Rund 70 Prozent sind bereit, den eigenen Fleischkonsum zu reduzieren.
Im Alltag die naturschonende Verhaltensalternative
zu wählen, weil die nächste Generation einen Anspruch auf eine intakte Natur hat, können sich fast
80 Prozent der Befragten vorstellen. Drei Viertel sind
sehr oder eher bereit, sich über aktuelle Entwicklungen im Bereich biologische Vielfalt zu informieren. Weiterhin bekunden 70 Prozent ihre generelle
Bereitschaft, Freunde und Bekannte auf den Schutz
der biologischen Vielfalt aufmerksam zu machen. Fast
genauso viele können sich vorstellen, den eigenen
Fleischkonsum zu reduzieren (siehe Abbildung 63).
Diese Zahlen beziehen sich auf bekundete Verhaltensbereitschaften, sie messen nicht das tatsächliche
Verhalten. Dass es zwischen Bewusstsein und Verhalten teilweise erhebliche Diskrepanzen gibt, hebt
die sozialwissenschaftliche Umweltforschung seit
Jahrzehnten hervor. Der Bereich Fleischkonsum ist
ein gutes Beispiel: Trotz gesundheits- und umweltbezogener Gründe für einen reduzierten Fleischkonsum
Tabelle 30: Bereitschaft zu privaten Verhaltensänderungen in der Erwachsenenbevölkerung nach Geschlecht
und Bildung
Inwieweit sind Sie persönlich bereit, …
Antwortkategorie:
„sehr bereit“
Durch
schnitt
Angaben in Prozent
Ø
M
W
… im Alltag die naturschonende Verhaltensalternative zu wählen, weil die nächste
Generation einen Anspruch auf eine intakte Natur hat?
26
24
29
23
26
30
… sich über aktuelle Entwicklungen im Bereich biologische Vielfalt zu informieren?
24
22
27
↓ ↓ 18
26
29 ↑ ↑
… Ihre Freunde und Bekannten auf den Schutz der biologischen Vielfalt aufmerk
sam zu machen?
23
↓ 20
26 ↑ ↓ ↓ 18
24
28 ↑
… den eigenen Fleischkonsum zu reduzieren?
29
↓ ↓ 22
36 ↑ ↑ ↓ ↓ 23
30
34 ↑
stark überrepräsentiert ↑ ↑
98
überrepräsentiert ↑
unterrepräsentiert ↓
Geschlecht
Bildung
niedrig mittel
hoch
stark unterrepräsentiert ↓ ↓
Naturbewusstsein 2021 > Bewusstsein für biologische Vielfalt
stehen aus Sicht vieler Verbraucherinnen und Verbraucher einer tatsächlichen Verhaltensänderung die
wahrgenommenen Kosten, Bequemlichkeit, Verfügbarkeit und bei manchen auch Statusgründe entgegen.
Gleichwohl ist in den letzten Jahren die Breite des
Angebots an vegetarischen und veganen Ernährungsalternativen deutlich gewachsen, insbesondere in
statushohen sozialen Milieus kann von einem gewissen Trend gesprochen werden (siehe Friedrichsen und
Gärtner 2020).
Bereitschaft zu kollektiven Handlungen
Jeder und jede Zweite kann sich vorstellen, zusammen mit anderen Menschen bei der Pflege eines
Naturschutzgebietes mitzuhelfen.
Im Vergleich zu der Bereitschaft, sein Verhalten im
persönlich-privaten Bereich zu verändern, fällt die
Bereitschaft, im Kollektiv zu handeln, insgesamt
geringer aus: 58 Prozent erklären sich sehr oder eher
bereit, zusammen mit anderen Menschen Lebensräume für Tiere und Pflanzen, wie zum Beispiel
Blumenwiesen oder Teiche, anzulegen. Jeweils rund
50 Prozent können sich vorstellen, zusammen mit anderen Menschen bei der Pflege eines Naturschutzgebietes mitzuhelfen, und sich öffentlich (zum Beispiel
über Petitionen, Demonstrationen) dafür einzusetzen,
dass die Politik sich für alle heute lebenden Menschen
und künftige Generationen stärker um den Schutz der
Natur kümmert. Weiterhin erklären sich 42 Prozent
der Befragten grundsätzlich bereit, in einem Naturschutzverband aktiv mitzuarbeiten, um die biologische Vielfalt zu schützen (siehe Abbildung 64).
Die Bereitschaft, zum Schutz der biologischen Vielfalt
das Verhalten im privaten Bereich zu ändern, ist bei
Frauen insgesamt stärker ausgeprägt als bei Männern.
Außerdem nimmt sie mit dem Bildungsniveau der
Befragten zu (siehe Tabelle 30). Im Milieuvergleich
sind es erneut die Postmateriellen, die KonservativGehobenen und die Expeditiven, die die höchsten
Verhaltensbereitschaften bekunden. Beispielsweise sind 52 Prozent der Postmateriellen, 41 Prozent
der Expeditiven und 35 Prozent der KonservativGehobenen „sehr bereit“, den eigenen Fleischkonsum zu reduzieren. Im Vergleich dazu sind es bei
den fortschrittsoptimistischen Performern und den
bodenständigen Nostalgisch-Bürgerlichen jeweils
22 Prozent, bei Menschen in prekärer Lage und den
Adaptiv-Pragmatischen jeweils 21 Prozent und in der
Gruppe mit stark konsum-hedonistisch orientierten
Werten gar nur sieben Prozent.
Sich zusammen mit anderen zum Schutz der biologischen Vielfalt einzusetzen, können sich die über
65-Jährigen sowie Personen mit niedriger Formalbildung weniger vorstellen. Deutlich wird das vor
allem mit Blick auf die höchste Zustimmungsstufe:
Abbildung 64: Bereitschaft zu kollektiven Handlungen in der Erwachsenenbevölkerung
Inwieweit sind Sie persönlich bereit, …
sehr bereit ++
weniger bereit -
eher bereit +
gar nicht bereit --
keine Angabe X
… zusammen mit anderen Menschen
Lebensräume für Tiere und Pflanzen,
wie zum Beispiel Blumenwiesen
oder Teiche, anzulegen?
++
+
-
--
X
19
39
25
13
4
16
3
… zusammen mit anderen Menschen
bei der Pflege eines Naturschutzgebietes
mitzuhelfen?
14
… sich öffentlich dafür einzusetzen
(zum Beispiel über Petitionen, Demonstrationen), dass die Politik sich für alle
heute lebenden Menschen und künftige
Generationen stärker um den Schutz
der Natur kümmert?
13
… in einem Naturschutzverband aktiv
mitzuarbeiten, um die biologische Vielfalt
zu schützen?
38
36
10
0
29
29
32
10
20
17
33
30
40
50
60
5
20
70
80
5
90
100
Angaben in Prozent
99
Naturbewusstsein 2021 > Bewusstsein für biologische Vielfalt
Erwachsenenbevölkerung
nach
Milieus
Abbildung 65:
65: Bereitschaft
Bereitschaftzu
zukollektiven
kollektivenHandlungen
Handlungenininder
der
Erwachsenenbevölkerung
nach
Milieus
Inwieweit sind Sie persönlich bereit, zusammen mit anderen Menschen bei der Pflege eines Naturschutzgebietes mitzuhelfen?
„sehr bereit“
Soziale Lage
Oberschicht /
Obere Mittelschicht
++
Postmaterielles
Milieu
22 %
0
KonservativGehobenes
Milieu
18 %
++
Expeditives
Milieu
21 %
0
Milieu der
Performer
10 %
0
Mittlere
Mittelschicht
-Traditionelles
Milieu
7%
-NostalgischBürgerliches
Milieu
6%
-Prekäres Milieu
7%
Untere Mittelschicht /
Unterschicht
Grundorientierung
Tradition
stark überrepräsentiert ++
-KonsumHedonistisches
Milieu
6%
durchschnittlich 0
Die Milieuanalyse zeigt: Es sind vor allem die besonders naturschutzorientierten Postmateriellen
sowie die postmodernen Milieus der Expeditiven und
Neo-Ökologischen, die bereit sind, sich im Verbund
mit anderen für den Schutz der biologischen Vielfalt
einzusetzen. So sind 23 Prozent der Neo-Ökologischen, 22 Prozent der Postmateriellen und 21 Prozent
der Expeditiven „sehr bereit“, zusammen mit anderen
Menschen bei der Pflege eines Naturschutzgebietes
mitzuhelfen. In der Sicherheit und Ordnung liebenden älteren Generation (Traditionelles Milieu), dem
Milieu der Nostalgisch-Bürgerlichen, der um Orientierung und Teilhabe bemühten Unterschicht und der
auf Konsum und Unterhaltung fokussierten (unteren)
Mitte sind es deutlich weniger (siehe Abbildung 65).
Zahlungsbereitschaft
Über die Hälfte der Bevölkerung kann sich grundsätzlich vorstellen, für nachhaltig und naturscho-
++
NeoÖkologisches
Milieu
23 %
Durchschnitt = 14 %
Modernisierung
Beispielsweise sind nur zwölf Prozent der über 65-Jährigen und 14 Prozent der formal niedrig Gebildeten
uneingeschränkt bereit, zusammen mit anderen
Menschen bei der Pflege eines Naturschutzgebietes
mitzuhelfen. Im Durchschnitt der Befragten sind es
immerhin 19 Prozent.
100
AdaptivPragmatische
Mitte
18 %
Neuorientierung
stark unterrepräsentiert --
nend produzierte Lebensmittel höhere Preise zu
zahlen – die uneingeschränkte Bereitschaft liegt
aber deutlich darunter.
61 Prozent können sich grundsätzlich vorstellen,
für naturschonend hergestellte Produkte mehr zu
bezahlen, wenn sie damit wirtschaftlich schwächere
Regionen in Deutschland fördern. Weiterhin sind jeweils 57 Prozent sehr oder eher bereit, für nachhaltig
und naturschonend produzierte Lebensmittel höhere
Preise zu zahlen, für naturschonend hergestellte
Produkte aus wirtschaftlich schwächeren Ländern
mehr zu bezahlen, damit der internationale Handel
gerechter wird, und für die Pflege und Erhaltung eines
Schutzgebietes zu spenden. Bei allen vier abgefragten Verhaltensweisen liegt die uneingeschränkte
Zahlungsbereitschaft bei maximal 16 Prozent (siehe
Abbildung 66).
Die Zahlungsbereitschaft nimmt mit dem Bildungsniveau der Befragten zu und ist in der Gruppe mit
hohem Haushaltsnettoeinkommen am stärksten
ausgeprägt (siehe Tabelle 31). Die Milieuanalyse deckt
erneut deutliche Unterschiede auf: Postmaterielle,
Expeditive und Konservativ-Gehobene weisen die
höchsten Zahlungsbereitschaften auf, NostalgischBürgerliche, die Angehörigen der sozial benachteiligten Lebenswelt und die Gruppe mit stark konsum-
Naturbewusstsein 2021 > Bewusstsein für biologische Vielfalt
Abbildung 66: Zahlungsbereitschaft in der Erwachsenenbevölkerung
Inwieweit sind Sie persönlich bereit, …
sehr bereit ++
weniger bereit -
eher bereit +
gar nicht bereit --
… für naturschonend hergestellte Produkte
mehr zu bezahlen, wenn sie damit
wirtschaftlich schwächere Regionen
in Deutschland fördern?
keine Angabe X
++
+
-
--
X
16
45
24
11
4
… höhere Preise für nachhaltig und
naturschonend produzierte Lebensmittel
zu zahlen?
14
43
… für naturschonend hergestellte
Produkte aus wirtschaftlich schwächeren
Ländern mehr zu bezahlen, damit der
internationale Handel gerechter wird?
14
43
… für die Pflege und Erhaltung eines
Schutzgebietes zu spenden?
16
0
10
25
27
41
20
30
15
12
24
40
50
60
3
4
15
70
80
4
90
100
Angaben in Prozent
Tabelle 31: Zahlungsbereitschaft in der Erwachsenenbevölkerung nach Bildung und Einkommen
Inwieweit sind Sie persönlich bereit, …
Durch
schnitt
Bildung
Angaben in Prozent
Ø
niedrig mittel hoch
bis
999
1.000 2.000 3.500
bis
bis
und
1.999 3.499 mehr
… für naturschonend hergestellte Produkte mehr zu bezahlen, wenn
sie damit wirtschaftlich schwächere Regionen in Deutschland fördern?
16
↓ ↓ 11
16
21 ↑ ↑
16
↓ ↓ 10
15
25 ↑ ↑
… höhere Preise für nachhaltig und naturschonend produzierte Lebens
mittel zu zahlen?
14
↓ ↓ 11
13
20 ↑ ↑
12
↓↓ 9
14
23 ↑ ↑
… für naturschonend hergestellte Produkte aus wirtschaftlich schwä
cheren Ländern mehr zu bezahlen, damit der internationale Handel
gerechter wird?
14
↓ 11
14
16
14
↓ 10
13
19 ↑ ↑
… für die Pflege und Erhaltung eines Schutzgebietes zu spenden?
16
↓ ↓ 11
15
21 ↑ ↑
11
13
17
19
Antwortkategorie:
„sehr bereit“
stark überrepräsentiert ↑ ↑
unterrepräsentiert ↓
hedonistisch orientierten Werten die niedrigsten. So
sind 26 Prozent der Postmateriellen, 23 Prozent der
Expeditiven und 19 Prozent der Konservativ-Gehobenen uneingeschränkt bereit, für nachhaltig und naturschonend produzierte Lebensmittel höhere Preise
in Kauf zu nehmen. Hingegen sind es sechs Prozent in
der konsum-hedonistischen Lebenswelt und jeweils
fünf Prozent bei den Nostalgisch-Bürgerlichen und
den sozial benachteiligten Milieuangehörigen.
Haushaltsnetto
einkommen (Euro)
stark unterrepräsentiert ↓ ↓
Insgesamt wird deutlich, dass die Zahlungsbereitschaft – ebenso wie alle anderen zur Messung des
neuen Gesellschaftsindikators herangezogenen
Faktoren – sowohl nach soziodemographischen als
auch nach soziokulturellen Merkmalen variieren.
In den künftigen Naturbewusstseinsstudien wird
zu untersuchen sein, wie sich die naturschützenden
Verhaltensbereitschaften und die Faktoren, die sie
beeinflussen, über die Zeit hinweg verändern.
101
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Literatur
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106
Naturbewusstsein 2021 > Abbildungsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abbildung
Seite
1
Die Sinus-Milieus in Deutschland 2021 22
2
Wahrnehmung der planetaren Grenzen bei Erwachsenen 29
3
Wahrnehmung des Natur- und Landschaftswandels der Erwachsenenbevölkerung
nach Milieus 32
4 Wahrgenommene Verschlechterung des Zustands von Natur und Landschaft
in der E
rwachsenenbevölkerung 33
5 Einschätzung der Erwachsenenbevölkerung zur Entwicklung von Bestandteilen
der Agrarlandschaften im Zeitvergleich 34
6 Wahrgenommener Rückgang der Insektenvielfalt und Kenntnisstand zu den Ursachen –
Erwachsene und Jugendliche im Vergleich 36
7
Gründe für das Insektensterben – Erwachsene und Jugendliche im Vergleich 37
8
Zustimmung der Erwachsenenbevölkerung zur Verbreitung von Wildtieren im Zeitvergleich 39
9 Zusammenhänge zwischen der Corona-Krise und dem Zustand von Natur und Umwelt –
Erwachsene und Jugendliche im Vergleich 42
10
Persönliche Bedeutung der Natur – Erwachsene und Jugendliche im Vergleich 43
11
Persönliche Bedeutung der Natur in der Erwachsenenbevölkerung im Zeitvergleich 44
12
Veränderte Wertschätzung für die Natur – Erwachsene und Jugendliche im Vergleich 45
13
Veränderte Wertschätzung der Erwachsenenbevölkerung für die Natur nach Milieus 45
14
Aufenthalt in der Natur während der Pandemie – Erwachsene und Jugendliche im Vergleich 46
15
Ursachen des Klimawandels – Erwachsene und Jugendliche im Vergleich 49
16
Ursachen des Klimawandels bei Erwachsenen nach Milieus 50
17
Überzeugungen zu Auswirkungen des Klimawandels in der Erwachsenenbevölkerung 51
18
Bedrohungswahrnehmungen in der Erwachsenenbevölkerung im Zeitvergleich 54
19 Individuelle und kollektive Wirksamkeitsvorstellungen im Kontext des Klimawandels –
Erwachsene und Jugendliche im Vergleich 55
20
Die nach Ansicht der Erwachsenenbevölkerung wichtigsten Politikfelder (Top 3) 59
21
Verantwortung für den Schutz der Natur in der Erwachsenenbevölkerung 61
22
Verantwortung für den Schutz der Natur in der Erwachsenenbevölkerung nach Milieus 62
107
Naturbewusstsein 2021 > Abbildungsverzeichnis
23 Einstellungen zu Naturgefährdung und Schutz der Natur – Erwachsene und Jugendliche
im Vergleich 63
24 Einstellungen der Erwachsenenbevölkerung zu Naturgefährdung und Schutz der Natur
im Jahresvergleich 64
25 Naturschutz im Spannungsfeld von Politik und Wirtschaft – Erwachsene und Jugendliche
im Vergleich 65
26 Naturschutz im Spannungsfeld von Politik und Wirtschaft – Erwachsenenbevölkerung
im Jahresvergleich 66
27
Finanzielle Förderung des Naturschutzes – Erwachsenenbevölkerung im Zeitvergleich 66
28
Finanzielle Förderung des Naturschutzes – Erwachsenenbevölkerung nach Milieus 67
29
Einstellung zur Notwendigkeit eines Wandels – Erwachsene und Jugendliche im Vergleich 68
30
Einstellung zur Notwendigkeit eines Wandels in der Erwachsenenbevölkerung nach Milieus 68
31 Bereitschaft zu einem Wandel der Lebens- und Wirtschaftsweisen – Erwachsene und
Jugendliche im Vergleich 69
32
Einstellung zur Energiewende in der Erwachsenenbevölkerung im Zeitvergleich 70
33
Einstellung zur Energiewende – Erwachsene und Jugendliche im Vergleich 70
34
Zustimmung zur Energiewende in der Erwachsenenbevölkerung nach Milieus 71
35 Zustimmung der Erwachsenenbevölkerung zur Energiewende unter Berücksichtigung
der Belange des Natur- und Artenschutzes 71
36
Zustimmung zur Kennzeichnungspflicht in der Erwachsenenbevölkerung im Zeitvergleich 72
37
Zustimmung zur Kennzeichnungspflicht – Erwachsene und Jugendliche im Vergleich 73
38
Einstellung der Erwachsenenbevölkerung zur Agrogentechnik im Zeitvergleich 73
39
Interesse für digitale Natur-Angebote – Erwachsene und Jugendliche im Vergleich 75
40
Interesse der Erwachsenenbevölkerung, eine Naturschutz-App zu nutzen, im Zeitvergleich 76
41
Interesse eine Naturschutz-App zu nutzen – Erwachsene und Jugendliche im Vergleich 77
42
Interesse, eine Naturschutz-App zu nutzen – Erwachsenenbevölkerung nach Milieus 77
43 Teilindikatoren und Gesamtindikator „Bewusstsein für biologische Vielfalt“ 79
44
Gesamtindikator – Erwachsenenbevölkerung nach Milieus 80
45
Bekanntheit des Begriffs „Biologische Vielfalt“ – Erwachsenenbevölkerung im Zeitvergleich 81
46
Bekanntheit des Begriffs „Biologische Vielfalt“ – Erwachsenenbevölkerung nach Milieus 81
47
Verständnis des Begriffs „Biologische Vielfalt“ – Erwachsenenbevölkerung 82
108
Naturbewusstsein 2021 > Abbildungsverzeichnis
48
Verständnis des Begriffs „Biologische Vielfalt“ – Erwachsenenbevölkerung im Zeitvergleich 82
49
Wahrgenommene Abnahme der biologischen Vielfalt – Erwachsene und Jugendliche
im Vergleich 83
50 Gesellschaftlicher Stellenwert der Erhaltung der biologischen Vielfalt – Erwachsene und
Jugendliche im Vergleich 84
51
Persönliche Bedeutung der biologischen Vielfalt in der Erwachsenenbevölkerung 85
52
Wahrgenommene Verantwortungspflicht in der Erwachsenenbevölkerung nach Milieus 85
53
Bereitschaft der Erwachsenenbevölkerung, aktiv zur Erhaltung der biologischen Vielfalt
beizutragen 86
54
Naturverbundenheit in der Erwachsenenbevölkerung 90
55
Naturverbundenheit in der Erwachsenenbevölkerung nach Milieus 91
56
Problembewusstsein in der Erwachsenenbevölkerung 91
57
Verbundenheit der Erwachsenenbevölkerung mit Gruppen, die sich für den Schutz
der biologischen Vielfalt einsetzen 92
58
Deskriptive soziale Norm in der Erwachsenenbevölkerung 93
59
Einstellungen zu naturschonenden Verhaltensweisen in der Erwachsenenbevölkerung 95
60 Wahrgenommene Verhaltenskontrolle in der Erwachsenenbevölkerung – Möglichkeit,
bei E
inkäufen naturschonend erzeugte Produkte zu bevorzugen 96
61
Bereitschaft zu Lebensstilveränderungen in der Erwachsenenbevölkerung 97
62
Bereitschaft zu Lebensstilveränderungen in der Erwachsenenbevölkerung nach Milieus 97
63
Bereitschaft zu privaten Verhaltensänderungen in der Erwachsenenbevölkerung 98
64
Bereitschaft zu kollektiven Handlungen in der Erwachsenenbevölkerung 99
65
Bereitschaft zu kollektiven Handlungen in der Erwachsenenbevölkerung nach Milieus 100
66
Zahlungsbereitschaft in der Erwachsenenbevölkerung 101
109
Naturbewusstsein 2021 > Tabellenverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Tabelle
Seite
1
Wahrnehmung der planetaren Grenzen bei Erwachsenen nach Geschlecht, Alter, Bildung und
Einkommen 30
2:
Wahrnehmung der planetaren Grenzen bei Erwachsenen nach Milieus 31
3
Einschätzung der Erwachsenenbevölkerung zur Entwicklung von Insekten und ihren Lebensräumen in Agrarlandschaften nach Milieus 35
4
Wahrgenommener Rückgang der Insektenvielfalt und Kenntnisstand zu den Ursachen in der
Erwachsenenbevölkerung nach Alter, Bildung und Einkommen 36
5
Gründe der Erwachsenenbevölkerung für das Insektensterben nach dem Alter 38
6
Zustimmung der Erwachsenenbevölkerung zur Verbreitung von Wildtieren nach Alter und
Bildung 40
7
Zusammenhänge zwischen der Corona-Krise und dem Zustand von Natur und Umwelt in der
Erwachsenenbevölkerung nach Geschlecht, Alter und Bildung 42
8
Persönliche Bedeutung der Natur in der Erwachsenenbevölkerung nach Geschlecht und Alter 44
9
Befürchtete Auswirkungen des Klimawandels in der Erwachsenenbevölkerung nach Alter,
Bildung und Einkommen 52
10
Befürchtete Auswirkungen des Klimawandels in der Erwachsenenbevölkerung nach Milieus 53
11
Bedrohungswahrnehmungen in der Erwachsenenbevölkerung nach Milieus 54
12
Individuelle und kollektive Wirksamkeitsvorstellungen in der Erwachsenenbevölkerung nach
Milieus 56
13
Politikfelder-Ranking: Wahrgenommene Bedeutung von Natur-, Umwelt- und Klimaschutz in
der Erwachsenenbevölkerung nach Geschlecht, Bildung und Einkommen 60
14
Einstellungen zu Naturgefährdung und Schutz der Natur in der Erwachsenenbevölkerung
nach Geschlecht und Alter 63
15
Einstellungen zu Naturgefährdung und Schutz der Natur in der Erwachsenenbevölkerung
nach Milieus 64
16
Naturschutz im Spannungsfeld von Politik und Wirtschaft in der Erwachsenenbevölkerung
nach Alter und Bildung 65
17
Einstellungen zu neuen Verfahren in der Gentechnik in der Erwachsenenbevölkerung nach
Milieus 74
18
Interesse der Erwachsenenbevölkerung für digitale Natur-Angebote nach dem Alter der
efragten 75
B
19
Interesse der Erwachsenenbevölkerung für digitale Natur-Angebote nach Milieus 76
110
Naturbewusstsein 2021 > Tabellenverzeichnis
20
Zeitliche Entwicklung des Indikators „Bewusstsein für biologische Vielfalt“ – Erwachsenen
bevölkerung 79
21
Zeitliche Entwicklung der Bereitschaft, aktiv zur Erhaltung der biologischen Vielfalt beizutragen – Erwachsenenbevölkerung 87
22
Bereitschaft, aktiv zur Erhaltung der biologischen Vielfalt beizutragen – Erwachsenenbevölkerung nach Geschlecht, Bildung und Einkommen 87
23
Neuer und bisher verwendeter Gesellschaftsindikator im Vergleich – Erwachsenenbevölkerung nach Bildung und Einkommen 89
24
Neuer und bisher verwendeter Gesellschaftsindikator im Vergleich – Erwachsenenbevölkerung nach Milieus 89
25
Problembewusstsein in der Erwachsenenbevölkerung nach Geschlecht, Alter und Bildung 92
26
Verbundenheit in der Erwachsenenbevölkerung mit Gruppen, die sich für den Schutz der
biologischen Vielfalt einsetzen nach Milieus 93
27
Deskriptive soziale Norm in der Erwachsenenbevölkerung nach Bildung und Einkommen 94
28
Einstellungen zu naturschonenden Verhaltensweisen in der Erwachsenenbevölkerung nach
Milieus 95
29
Wahrgenommene Verhaltenskontrolle in der Erwachsenenbevölkerung – Möglichkeit, bei
Einkäufen naturschonend erzeugte Produkte zu bevorzugen nach Bildung und Einkommen 96
30
Bereitschaft zu privaten Verhaltensänderungen in der Erwachsenenbevölkerung nach
eschlecht und Bildung 98
G
31
Zahlungsbereitschaft in der Erwachsenenbevölkerung nach Bildung und Einkommen 101
111
Naturbewusstsein 2021 > Abkürzungsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Abkürzungen
BfN
Bundesamt für Naturschutz
BMEL
Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft
BMUV
Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz
BMWK
Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz
CAPI
Computerunterstützte Face-to-Face-Interviews
CAWI
Computerunterstützte Online-Interviews
CBD
Convention on Biological Diversity - Übereinkommen über die biologische Vielfalt
DAS
Deutsche Anpassungsstrategie an die Folgen des Klimawandels
DOI
Digital Object Identifier - Digitaler Objektbezeichner
EEA
Europäische Umweltagentur - European Environment Agency
et al.
et alii/et aliae/et alia (und andere)
etc.
et cetera (und so weiter)
EU
Europäische Union
FAO
Food and Agriculture Organization of the United Nations - Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen
FDP
Freie Demokratische Partei
GAP
Gemeinsame Agrarpolitik
GCP
Global Carbon Project (Organisation, die versucht, die globalen Treibhausgasemissionen und ihre
Ursachen zu quantifizieren)
GmbH
Gesellschaft mit beschränkter Haftung
GVO
Gentechnisch veränderte Organismen
Hg.
Herausgeber
IOE
The International Organisation of Employers - internationaler Arbeitgeberverband
IPBES
Intergovernmental Platform on Biodiversity and Ecosystem Services - Zwischenstaatliche Plattform
für Biodiversität und Ökosystem-Dienstleistungen
IPCC
Intergovernmental Panel on Climate Change - Zwischenstaatlicher Ausschuss für Klimaänderungen
112
Naturbewusstsein 2021 > Abkürzungsverzeichnis
KWRA
Klimawirkungs- und Risikoanalyse
NBS
Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt
OHHLEP
One Health High Level Expert Panel - Panel hochrangiger Sachverständiger für „One Health”
PIK
Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung
SPD
Sozialdemokratische Partei Deutschlands
SPSS
Statistik- und Analyse-Software von IBM (Statistical Package for the Social Sciences)
UBA
Umweltbundesamt
UN
United Nations – Vereinte Nationen
UNEP
United Nations Environment Programme - Umweltprogramm der Vereinten Nationen
US
United States - Vereinigte Staaten von Amerika
WBGU
Wissenschaftlicher Beirat der Bundesregierung für globale Umweltveränderungen
WHO
World Health Organization – Welt-Gesundheitsorganisation
WSL
Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft
Abkürzungen der Sinus-Milieus
ADA
Adaptiv-Pragmatische Mitte
EPE
Expeditives Milieu
HED
Konsum-Hedonistisches Milieu
KOG
Konservativ-Gehobenes Milieu
NOB
Nostalgisch-Bürgerliches Milieu
NÖK
Neo-Ökologisches Milieu
PER
Milieu der Performer
PMA
Postmaterielles Milieu
PRE
Prekäres Milieu
TRA
Traditionelles Milieu
113
Naturbewusstsein 2021 > Grundauszählung
Grundauszählung: Naturbewusstsein 2021 - Erwachsene
Kapitel 2: Am Limit – Wahrnehmung von Belastungsgrenzen der Erde und
Veränderungen von Natur und Landschaft
A2.1
Die Erde bietet viele Ressourcen und Lebensgrundlagen, die für das Wohlergehen der Menschen
verlässlich und in ausreichender Menge vorhanden sein müssen. Die Stabilität dieser Lebensgrundlagen ist
auch notwendig, um Belastungen der Natur durch den Menschen ausgleichen zu können. Bitte bewerten
Sie, ob die weltweite Situation in folgenden Bereichen sehr bedenklich und instabil, eher bedenklich,
teils/teils, eher nicht bedenklich oder gar nicht bedenklich und stabil ist. (Abbildung 2)
Angaben in Prozent
sehr
eher
bedenklich
bedenklich
und instabil
teils/teils
kann ich
gar nicht
nicht
eher nicht
bedenklich beurteilen/
bedenklich
und stabil
keine
Angabe
Zustand der Meere
36
35
19
7
2
1
Klima
33
34
21
8
3
1
Lebensräume und Artenvielfalt
26
39
24
7
2
2
Fähigkeit der Erde zum Ausgleich menschli
cher Belastungen, zum Beispiel durch Chemie
und künstliche Stoffe
24
35
25
9
3
4
Ozonschicht
23
35
24
10
4
4
Landnutzung und Flächenverbrauch, zum
Beispiel durch Agrar- und Holzwirtschaft,
Siedlungen und Verkehr
16
36
31
10
3
4
Kreisläufe in der Natur, zum Beispiel der
Austausch natürlicher Stoffe zwischen Luft,
Wasser und Boden
13
34
32
13
3
5
Luftqualität
13
33
33
14
4
3
Trinkwasserzugang
12
31
32
15
6
4
A2.2
Würden Sie sagen, dass sich der Zustand von Natur und Landschaft in Ihrer Umgebung in den letzten 20
Jahren im Großen und Ganzen verbessert hat, gleichgeblieben ist oder verschlechtert hat? (Abbildung 3)
Angaben in Prozent
Er hat sich überwiegend verbessert.
7
Er ist gleichgeblieben.
37
Er hat sich überwiegend verschlechtert.
50
Weiß nicht/keine Angabe
6
A2.3a Was genau hat sich verbessert? (Offene Abfrage, Mehrfachnennungen möglich; nur Personen, die zuvor
angaben, der Zustand habe sich verbessert)
Angaben in Prozent
114
Angaben in Prozent
Gewässer/Seen
5
Tiere/Lebewesen
1
Luft/Luftqualität
4
Meere/Ozeane
1
Landschaft/Natur- und Landschaftsobjekte
3
Wiesen/Felder
1
Landwirtschaft
3
Klima/Wetter
1
Umwelt/Natur
3
Sonstige Assoziationen
12
Pflanzen/Bäume/Wälder
1
Naturbewusstsein 2021 > Grundauszählung
Gewässer/Seen – Unterkategorien (5 %)
Angaben in Prozent
Angaben in Prozent
Bessere Wasserqualität/sauberes/klares Wasser
3
Saubere Flüsse
2
Gewässer haben sich verbessert
1
Luft/Luftqualität – Unterkategorien (4 %)
Angaben in Prozent
Luft/bessere Luftqualität
Angaben in Prozent
4
Sonstige
1
Landschaft/Natur- und Landschaftsobjekte – Unterkategorien (3 %)
Angaben in Prozent
Angaben in Prozent
Es wird viel für die Natur/Umwelt getan
1
Natur/Umwelt
1
Grünflächen/mehr Grünflächen/Bepflanzungen
1
Sonstige
1
Landwirtschaft – Unterkategorien (3 %)
Angaben in Prozent
Sonstige
Angaben in Prozent
3
Umwelt/Natur – Unterkategorien (3 %)
Angaben in Prozent
Angaben in Prozent
Umwelt-/Naturschutz
1
Mehr/viele Naturschutzgebiete
1
Sonstige
2
Pflanzen/Bäume/Wälder – Unterkategorien (1 %)
Angaben in Prozent
Gesunde Wälder
Angaben in Prozent
1
Sonstige
1
Tiere/Lebewesen – Unterkategorien (1 %)
Angaben in Prozent
Sonstige
Angaben in Prozent
1
Meere/Ozeane – Unterkategorien (1 %)
Angaben in Prozent
Sonstige
Angaben in Prozent
1
Wiesen/Felder – Unterkategorien (1 %)
Angaben in Prozent
Sonstige
Angaben in Prozent
1
115
Naturbewusstsein 2021 > Grundauszählung
Klima/Wetter – Unterkategorien (1 %)
Angaben in Prozent
Sonstige
Angaben in Prozent
1
Sonstige Assoziationen – Unterkategorien (12 %)
Angaben in Prozent
Angaben in Prozent
Alles/alles hat sich verbessert
6
Sauberkeit/sauber allgemein
1
Es wird mehr getan (allgemein)
1
Sonstige
4
Artenvielfalt/Vielfalt/sehr vielfältig
1
A2.3b Was genau hat sich verschlechtert? (Offene Abfrage, Mehrfachnennungen möglich; nur Personen, die
zuvor angaben, der Zustand habe sich verschlechtert) (Abbildung 4)
Angaben in Prozent
Angaben in Prozent
Klima/Wetter
30
Meere/Ozeane
10
Pflanzen/Bäume/Wälder
23
Umwelt/Natur
8
Landschaft/Natur- und Landschaftsobjekte
22
Landwirtschaft
7
Natur- und Umweltkatastrophen
17
Wasser/Wasserqualität
4
Tiere/Lebewesen
16
Gewässer/Seen
2
Luft/Luftqualität
14
Sonstige Assoziationen
18
Klima/Wetter – Unterkategorien (30 %)
Angaben in Prozent
Angaben in Prozent
Klima
10
Ozonloch/Vergrößerung des Ozonlochs
3
Hitze/hohe Temperaturen/Trockenheit
7
Wetter
2
Unwetter/mehr Unwetter/Starkregen
5
Wind/Sturm/Tornados
2
Klimawandel
4
Jahreszeiten haben sich verändert
1
Klima-/Erderwärmung
4
Sonstige
1
Pflanzen/Bäume/Wälder – Unterkategorien (23 %)
Angaben in Prozent
116
Angaben in Prozent
Pflanzen allgemein
1
Abholzung der Regenwälder
1
Abholzung von Wäldern
6
Verschmutzung der Wälder/Müll im Wald
1
Baum-/Waldsterben
5
Pflanzensterben/Aussterben von Pflanzen
1
Wälder im schlechten Zustand/krank
4
Waldbrände/mehr Waldbrände
1
Wald/Wälder
3
Schäden der Wälder durch Käfer/Schädlinge
Baum-/Waldbestand verringert
2
Sonstige
0,4
1
Naturbewusstsein 2021 > Grundauszählung
Landschaft/Natur- und Landschaftsobjekte – Unterkategorien (22 %)
Angaben in Prozent
Angaben in Prozent
Zu viele bebaute Gebiete/Landschaften
10
Zerstörung von Lebensräumen
1
Weniger Grünflächen/Grünstreifen/Wiesen
7
Mehr Fabriken/Industrie
1
Verkehrsdichte/mehr Autos
3
Mehr Energieerzeugung-/verschwendung/EBikes/E-Autos
1
Schmelzen der Gletscher/Eisberge
2
Flugzeuge/Fluglärm
0,3
Schlechtere Böden/schlechte Bodenqualität
2
Zu wenig natürliche Flächen
0,1
Immer mehr Steingärten
1
Sonstige
1
Natur- und Umweltkatastrophen – Unterkategorien (17 %)
Angaben in Prozent
Angaben in Prozent
Artensterben/weniger Artenvielfalt
8
Vermüllung der Natur
3
Mehr Umwelt-/Naturkatastrophen
3
Flutkatastrophen
1
Hochwasser/es gibt mehr/öfter Hochwasser/
Überschwemmungen
3
Sonstige
0,4
Tiere/Lebewesen – Unterkategorien (16 %)
Angaben in Prozent
Angaben in Prozent
Tiere allgemein
1
Weniger Schmetterlinge
2
Insektensterben/weniger Insekten
7
Lebensraum für Tiere verschwindet/reduziert sich
2
Bienensterben/weniger Bienen
4
Zu wenig Tierschutz
Tiervielfalt hat sich reduziert/Aussterben von
Tierarten
4
Sonstige
Weniger Vogelarten/Vogelarten verschwinden
3
0,3
1
Luft/Luftqualität – Unterkategorien (14 %)
Angaben in Prozent
Angaben in Prozent
Luft/schlechte Luftqualität/Luftverschmutzung
11
Feinstaubbelastung/mehr Feinstaubbelastung
1
Zu viel CO2/CO2-Ausstoß
2
Sonstige
1
Meere/Ozeane – Unterkategorien (10 %)
Angaben in Prozent
Angaben in Prozent
Verschmutzung der Meere/Plastikmüll in den
Meeren
7
Ansteigen des Meeresspiegels
0,3
Meere/Ozeane/Zustand der Meere
2
Korallensterben/Absterben der Korallenbänke
0,3
Fischsterben/Fischbestand geht zurück
1
Sonstige
1
Umwelt/Natur – Unterkategorien (8 %)
Angaben in Prozent
Angaben in Prozent
Umweltverschmutzung
4
Umweltzerstörung/Zerstörung/in Gefahr/bedroht
Natur/Umwelt
3
Sonstige
0,3
1
117
Naturbewusstsein 2021 > Grundauszählung
Landwirtschaft – Unterkategorien (7 %)
Angaben in Prozent
Angaben in Prozent
Verdichtung der Böden
2
Mehr Agrarflächen/Ackerland
1
Einsatz von Pestiziden/Dünger in der Landwirt
schaft
2
Ernteausfälle/Ernteerträge gehen zurück
Monokultur/zu viel Monokultur
2
Sonstige
Massentierhaltung
1
0,4
1
Wasser/Wasserqualität – Unterkategorien (4 %)
Angaben in Prozent
Angaben in Prozent
Wasser hat sich verschlechtert/schlechte Was
serqualität
3
Trinkwasserzugang nicht für alle gewährleistet
0,4
Wasserknappheit/Wassermangel
1
Sonstige
0,4
Gewässer/Seen – Unterkategorien (2 %)
Angaben in Prozent
Verschmutzte Gewässer/Seen
Flüsse
Angaben in Prozent
1
Sonstige
0,4
0,3
Sonstige Assoziationen – Unterkategorien (4 %)
Angaben in Prozent
Alles hat sich verschlechtert
6
Verbrauch von Ressourcen/alles wird ausgebeu
tet
2
Umgang des Menschen mit der Natur
3
Zu viel Konsum
1
Müllverbrauch/zu viel Müll
3
Zu viele Menschen/Überbevölkerung
1
Zu viel Plastik/Plastikverschmutzung/Mikroplastik
3
Sonstige
3
A2.4
Wie schätzen Sie die Entwicklung der folgenden Bestandteile von landwirtschaftlich genutzten
Gebieten in den letzten zehn Jahren ein? Bitte geben Sie jeweils an, ob Sie meinen, dass der Bestand eher
zugenommen hat, etwa gleichgeblieben ist oder eher abgenommen hat. (Abbildung 5).
Der Bestand
hat eher
abgenommen.
Der Bestand
ist in etwa
gleichgeblieben.
Der Bestand
hat eher
zugenommen.
Weiß ich nicht/
kann ich nicht
beurteilen
Bienen
70
20
5
5
Schmetterlinge
63
26
4
7
Grünland, wie Wiesen und Weiden
49
38
7
6
Säume und Blühstreifen, also Flächen zwischen
den Äckern oder zwischen Äckern und Wegen
44
36
13
7
Angaben in Prozent
118
Angaben in Prozent
Naturbewusstsein 2021 > Grundauszählung
A2.5
Wie zutreffend finden Sie die folgenden Aussagen? (Abbildung 6)
Angaben in Prozent
trifft voll trifft eher
und ganz zu
zu
teils/teils
trifft eher
nicht zu
trifft
weiß nicht/
überhaupt
keine
nicht zu
Angabe
Weltweit nimmt die Anzahl und Vielfalt der
Insekten ab.
35
36
18
5
1
5
In Deutschland nimmt die Anzahl und Vielfalt der
Insekten ab.
36
35
17
7
1
4
Die Gründe für den Insektenrückgang sind mir
bekannt.
19
26
34
11
5
5
A2.6
Bitte wählen Sie zwei Gründe aus, die Sie für das Insektensterben am wichtigsten halten?
(Mehrfachnennungen möglich; nur Personen, die zuvor angaben, die Gründe für den Insektenrückgang
seien zumindest teils/teils bekannt) (Abbildung 7)
Angaben in Prozent
Einsatz von Pestiziden/Spritzmitteln
69
Verlust von Lebensräumen für Insekten
68
Klimawandel
32
Krankheiten der Insekten
17
Lichtverschmutzung (zum Beispiel durch Straßenlaternen)
9
Andere Gründe
1
A2.7
Wie finden Sie es, wenn sich die folgenden Tiere in Deutschland verbreiten? (Abbildung 8)
Angaben in Prozent
finde ich gut
ist mir egal
finde ich nicht gut
weiß ich nicht
Fischotter
58
17
18
7
Biber
56
16
22
6
Luchs
55
15
23
7
Wildkatze
54
14
25
7
Wolf
40
13
40
7
Waschbär
34
15
43
8
Kapitel 3: Die Pandemie – Verständnis der Bevölkerung für Ursachen und Einfluss auf die Naturbeziehung
A3.1
Inwieweit stimmen Sie den folgenden Aussagen zu? (Abbildung 9)
stimme
voll und ganz
zu
stimme
eher zu
teils/teils
stimme
eher
nicht zu
stimme
überhaupt
nicht zu
Unsere Gesundheit ist abhängig von der Gesund
heit unseres Planeten.
30
32
30
6
2
Die Corona-Krise ist ein Gesundheitsthema und
hat mit dem Zustand von Natur und Umwelt nichts
zu tun.
26
32
26
13
3
Die Corona-Krise hängt mit unserem Umgang
mit der Natur zusammen, wie beispielsweise der
Zerstörung von Lebensräumen und dem Klima
wandel.
10
21
29
29
11
Angaben in Prozent
119
Naturbewusstsein 2021 > Grundauszählung
A3.2
Bitte geben Sie für jede der folgenden Aussagen an, ob sie Ihrer Meinung nach voll und ganz, eher, eher
nicht oder überhaupt nicht zutrifft. (Abbildung 10)
Angaben in Prozent
trifft voll und
trifft eher zu
ganz zu
trifft eher
nicht zu
trifft
überhaupt
nicht zu
weiß nicht/
keine Angabe
Es macht mich glücklich, in der Natur zu sein.
46
44
8
1
1
Zu einem guten Leben gehört die Natur dazu.
50
39
9
1
1
In der Natur fühle ich mich nicht wohl.
8
10
16
64
2
A3.3
Hat sich die Bedeutung der Natur für Sie verändert, im Vergleich zu der Zeit vor der Corona-Krise? Natur
ist für mich jetzt… (Abbildung 12)
Angaben in Prozent
Viel wichtiger
13
Etwas wichtiger
25
Genauso wichtig
60
Etwas weniger wichtig
1
Viel weniger wichtig
1
A3.4
Wie häufig waren Sie in den letzten Monaten draußen in der Natur, im Vergleich zu der Zeit vor der
Corona-Krise? (Abbildung 14)
Angaben in Prozent
Viel häufiger
11
Etwas häufiger
27
Kein Unterschied
54
Etwas weniger
6
Viel weniger
2
Kapitel 4: Klimawandel und Biodiversitätsverlust – Risikowahrnehmung und
Bewusstsein für den Einfluss auf Natur und Gesellschaft
A4.1
Wenn Sie an die Ursachen des Klimawandels denken: Welche der folgenden Aussagen kommt Ihrer
Meinung am nächsten? (Abbildung 15)
Angaben in Prozent
120
Der Klimawandel wird durch natürliche Prozesse verursacht.
6
Der Klimawandel wird teilweise durch natürliche Prozesse und teilweise durch menschliches Handeln verur
sacht.
44
Der Klimawandel wird überwiegend durch menschliches Handeln verursacht.
45
Es gibt keinen Klimawandel.
3
Weiß nicht/keine Angabe
2
Naturbewusstsein 2021 > Grundauszählung
A4.2
Wie sehr sind Sie davon überzeugt, dass der Klimawandel sich auf folgende Bereiche auswirkt?
(nur Personen, die nicht „Es gibt keinen Klimawandel.“ angegeben haben) (Abbildung 17)
sehr
überzeugt
eher
überzeugt
teils/teils
ehr nicht
überzeugt
gar nicht
überzeugt
weiß nicht/
keine
Angabe
Extremwetterereignisse
46
30
16
5
1
2
Wildlebende Arten und biologische Vielfalt
39
35
18
5
1
2
Lebensstil und Lebensqualität kommender
Generationen
33
39
20
4
1
3
Landwirtschaft
33
38
21
6
1
1
Forstwirtschaft
33
36
22
6
1
2
Industrie und Wirtschaft
23
35
27
9
3
3
Persönlicher Lebensstil und Lebensqualität
20
38
29
9
2
2
Migration, Flucht und Zuwanderung
18
26
26
17
10
3
Frieden und stabile Außenbeziehungen
15
26
31
17
6
5
Angaben in Prozent
A4.3
Wie zutreffend finden Sie die folgenden Aussagen? (Abbildung 18)
Angaben in Prozent
trifft voll und
trifft eher zu
ganz zu
trifft eher
nicht zu
trifft
überhaupt
nicht zu
weiß nicht/
kann ich nicht
beurteilen
Naturschutz ist notwendig, um den Herausforde
rungen des Klimawandels zu begegnen.
48
40
9
1
2
Der Klimawandel bedroht die biologische Vielfalt.
46
40
9
1
4
A4.4
Im Folgenden sehen Sie einige Aussagen zum Thema Klima und Natur. Inwieweit stimmen Sie persönlich
den Aussagen zu? (Abbildung 19)
Angaben in Prozent
trifft voll trifft eher
und ganz zu
zu
teils/teils
trifft eher
nicht zu
trifft
weiß nicht/
überhaupt
keine
nicht zu
Angabe
Ich glaube, dass wir Menschen in Deutschland
gemeinsam etwas für den Schutz der Natur und
des Klimas bewirken können.
25
35
26
8
4
2
Wir Menschen in Deutschland sind in der Lage,
uns gemeinsam für den Schutz der Natur und des
Klimas einzusetzen.
22
37
27
8
3
3
Ich glaube, dass ich ganz persönlich etwas für
den Schutz der Natur und des Klimas bewirken
kann.
16
32
29
14
6
3
Ich bin persönlich in der Lage, mich für den
Schutz der Natur und des Klimas einzusetzen.
14
30
31
16
6
3
Ich habe Angst, dass die Klimakrise und Na
turzerstörung meinen Lebensstil beeinträchtigen
werden.
14
33
30
16
6
1
121
Naturbewusstsein 2021 > Grundauszählung
Kapitel 5: Veränderung - Verantwortung, transformativer Wandel und technologischer Fortschritt
A5.1
Welche der im Folgenden genannten Politikfelder sind Ihrer Meinung nach aktuell am wichtigsten? Bitte
benennen Sie die für Sie drei wichtigsten Politikfelder. (Mehrfachnennungen möglich) (Abbildung 20)
Angaben in Prozent
Natur-, Umwelt- und Klimaschutz
57
Armut und soziale Gerechtigkeit
43
Gesundheit
37
Rente
30
Zuwanderung, Migration und Fremdenfeindlichkeit
29
Bildung
25
Kriminalität, innere Sicherheit
24
Wirtschaft, Finanzen und Arbeitsmarkt
23
Friedenspolitik und stabile Außenbeziehungen
17
Gleichstellung der Geschlechter
7
A5.2
Der Schutz der Natur ist eine Aufgabe, zu der viele einen Beitrag leisten können. Bitte geben Sie jeweils
an, wie Sie den Einsatz der im Folgenden Genannten bewerten: übertrieben, genau richtig oder zu gering?
(Abbildung 21)
Der Einsatz ist zu
gering.
Der Einsatz ist
genau richtig.
Der Einsatz ist
übertrieben.
Weiß ich nicht/
keine Angabe
Unternehmen und Industrie
65
25
4
6
Bundesregierung
61
25
9
5
Ihre Landesregierung
56
29
7
8
Bürgerinnen und Bürger
50
36
7
7
Ihr Stadt- und Gemeinderat
49
36
6
9
Landwirtschaft
46
42
4
8
Forstwirtschaft
38
48
4
10
Umwelt- und Naturschutzverbände (zum Beispiel
Greenpeace, NABU, BUND)
21
54
18
7
Angaben in Prozent
A5.3
Wie zutreffend finden Sie die folgenden Aussagen? (Abbildung 23)
Angaben in Prozent
122
trifft voll und
trifft eher zu
ganz zu
trifft eher
nicht zu
trifft
überhaupt
nicht zu
weiß nicht/
kann ich nicht
beurteilen
Es ist die Pflicht des Menschen, die Natur zu
schützen.
55
35
7
1
2
Wir dürfen die Natur nur so nutzen, dass dies auch
für kommende Generationen im gleichen Umfang
möglich ist.
55
35
8
1
1
Ich ärgere mich darüber, dass viele Menschen so
sorglos mit der Natur umgehen.
45
38
14
2
1
Naturbewusstsein 2021 > Grundauszählung
A5.4
Wie zutreffend finden Sie die folgenden Aussagen? (Abbildung 25)
Angaben in Prozent
trifft voll und
trifft eher zu
ganz zu
trifft eher
nicht zu
trifft
überhaupt
nicht zu
weiß nicht/
kann ich nicht
beurteilen
In wirtschaftlichen Krisenzeiten muss auch der
Naturschutz mit weniger Geld auskommen.
10
38
30
16
6
Die Natur darf der wirtschaftlichen Entwicklung
nicht im Weg stehen.
7
26
35
26
6
A5.5
Wie wichtig finden Sie es, dass die folgende Maßnahme zum Schutz der Natur vorrangig eingesetzt wird?
(Abbildung 27)
Angaben in Prozent
Der Staat stellt mehr Geld zur Förderung des
Naturschutzes und zum Erhalt seltener Tier- und
Pflanzenarten bereit.
A5.6
sehr wichtig
eher wichtig
eher nicht
wichtig
37
47
9
überhaupt
weiß nicht/
nicht wichtig keine Angabe
2
5
Ist Ihrer Meinung nach ein umfassender Wandel der Lebens- und Wirtschaftsweisen in Deutschland
erforderlich, um die weltweite Natur-, Umwelt- und Klimakrise aufzuhalten? (Abbildung 29)
Angaben in Prozent
Ja
27
Eher ja
33
Teils/teils
26
Eher nein
7
Nein
3
Es gibt keine Natur-, Umwelt- und Klimakrise.
1
Weiß nicht/kann ich nicht beurteilen
3
A5.7
Sind Sie bereit, diesen Wandel aktiv durch einen nachhaltigen und naturfreundlichen Lebensstil
mitzutragen? (nur Personen, die zuvor angaben, ein umfassender Wandel der Lebens- und
Wirtschaftsweisen in Deutschland sei erforderlich [„ja“, „eher ja“, „teils/teils“]) (Abbildung 31)
Angaben in Prozent
Ja
28
Eher ja
40
Teils/teils
29
Eher nein
2
Nein
1
Weiß nicht/keine Angabe
0
A5.8
Halten Sie die Energiewende – hin zu einer überwiegenden Versorgung aus erneuerbaren Energien – für
richtig? (Abbildung 32)
Angaben in Prozent
Ja
48
Unentschieden
35
Nein
13
Weiß nicht/keine Angabe
4
123
Naturbewusstsein 2021 > Grundauszählung
A5.9
Eine überwiegende Versorgung aus erneuerbaren Energien zur Bewältigung der Klimakrise kann auch
negative Auswirkungen auf Natur, Landschaft und die Biodiversität haben. Beispielsweise können
Windräder das Landschaftsbild und den Lebensraum von Vögeln beeinträchtigen. Wie wichtig ist es Ihnen,
dass die Umsetzung der Energiewende trotzdem erfolgt? (Abbildung 35)
Angaben in Prozent
Sehr wichtig
19
Eher wichtig
33
Teils/teils
33
Eher nicht wichtig
7
Gar nicht wichtig
4
Weiß nicht/keine Angabe
4
A5.10 Bitte bewerten Sie folgende Aussage zum Thema Gentechnik in der Landwirtschaft: „Meiner Meinung
nach sollten Lebensmittel von Tieren, die mit gentechnisch veränderter Nahrung gefüttert wurden, vom
Handel gekennzeichnet werden.“ (Abbildung 36)
Angaben in Prozent
Stimme voll und ganz zu
55
Stimme eher zu
29
Stimme eher nicht zu
8
Stimme überhaupt nicht zu
3
Weiß nicht/keine Angabe
5
A5.11 Wir möchten Ihnen nun ganz allgemein Fragen zu neuen Verfahren in der Gentechnik stellen. Diese
neuen Verfahren ermöglichen es beispielsweise, Gene im Erbgut gezielter an- und abzuschalten oder
umzuschreiben, und das Erbgut nach dem Baukasten-Prinzip gezielt neu zu kombinieren. In der Presse
werden diese Verfahren unter anderem auch als Genome Editing, CRISPR/Cas oder Genschere bezeichnet.
Inwieweit stimmen Sie den folgenden Aussagen zu? (Abbildung 38)
stimme voll
und ganz zu
stimme eher
zu
stimme eher
nicht zu
stimme
überhaupt
nicht zu
weiß nicht/
keine Angabe
Wenn Pflanzen mit neuen Verfahren gentech
nisch verändert werden, sollten mögliche Auswir
kungen auf die Natur immer untersucht werden.
57
32
7
1
3
Wir sind noch nicht in der Lage, die langfristigen
Folgen der neuen gentechnischen Verfahren
abzusehen.
49
30
14
2
5
Ich finde, der Mensch hat kein Recht, Pflanzen
und Tiere gezielt gentechnisch zu verändern.
40
30
17
5
8
Angaben in Prozent
124
Naturbewusstsein 2021 > Grundauszählung
A5.12 Die Lebenswelt vieler Menschen wird immer digitaler. Wie stehen Sie vor diesem Hintergrund zu den
folgenden Aussagen über virtuelle und digitale Naturerlebnisse? (Abbildung 39)
Angaben in Prozent
stimme weiß nicht/
stimme voll stimme eher
stimme eher
teils/teils
überhaupt
keine
und ganz zu
zu
nicht zu
nicht zu
Angabe
Digitale Angebote für ein Naturerlebnis, wie zum
Beispiel ein virtueller Waldspaziergang oder eine
virtuelle Safari, sind für mich interessant.
6
17
23
19
31
4
Es beruhigt mich, dass Tier- und Pflanzenarten,
die in ihren echten Lebensräumen aussterben,
weiterhin digital erlebt werden können.
7
16
23
18
31
5
Digitale Natur-Angebote, wie zum Beispiel virtu
elle Naturerlebnisse oder Informationsseiten im
Internet, haben mich schon einmal motiviert, die
Natur draußen zu erleben.
6
14
23
21
32
4
A5.13 Inwieweit stimmen Sie der folgenden Aussage zu? „Ich kann mir vorstellen, eine App zu nutzen, die über
Naturgefährdungen, Erfolge des Naturschutzes oder auch persönliche Handlungsmöglichkeiten für die
Natur informiert.“ (Abbildung 40)
Angaben in Prozent
Stimme voll und ganz zu
15
Stimme eher zu
28
Teils/teils
22
Stimme eher nicht zu
12
Stimme überhaupt nicht zu
18
Weiß nicht/keine Angabe
5
Kapitel 6: Bewusstsein für biologische Vielfalt – Der bisherige Gesellschafts
indikator und Ergebnisse des neuen Messmodells
A6.1
Ist Ihnen der Begriff „Biologische Vielfalt“ bekannt? (Abbildung 45)
Angaben in Prozent
Ich habe davon gehört und ich weiß, was der Begriff bedeutet.
47
Ich habe davon gehört, aber ich weiß nicht, was der Begriff bedeutet.
39
Ich habe noch nie davon gehört.
11
A6.2
Was bedeutet der Begriff „Biologische Vielfalt“ für Sie? (Mehrfachantworten möglich; nur Personen, die
zuvor angaben, zu wissen, was „Biologische Vielfalt“ bedeutet) (Abbildung 47)
Angaben in Prozent
Vielfalt von Arten (Tieren und/oder Pflanzen)
87
Vielfalt von Ökosystemen, Lebensräumen
67
Vielfalt von Genen, Erbinformationen, Erbgut
32
Sonstiges
2
125
Naturbewusstsein 2021 > Grundauszählung
A6.3
Inwieweit sind Sie davon überzeugt, dass die biologische Vielfalt auf der Erde abnimmt? Sind Sie …
(Abbildung 49)
Angaben in Prozent
Sehr überzeugt
29
Eher überzeugt
45
Unentschieden
17
Eher nicht überzeugt
5
Gar nicht überzeugt
1
Weiß nicht/kann ich nicht beurteilen
3
A6.4
Die Bundesrepublik Deutschland hat sich in internationalen Abkommen zur Erhaltung der biologischen
Vielfalt verpflichtet. Inwieweit halten Sie persönlich die Erhaltung der biologischen Vielfalt für eine
vorrangige gesellschaftliche Aufgabe? Würden Sie sagen, … (Abbildung 50)
Angaben in Prozent
Ja, dies ist eine vorrangige gesellschaftliche Aufgabe.
30
Eher ja
37
Teils/teils
22
Eher nein
5
Nein, dies ist keine vorrangige gesellschaftliche Aufgabe.
2
Weiß nicht/kann ich nicht beurteilen
4
A6.5
Wie zutreffend finden Sie die folgenden Aussagen? (Abbildung 51)
Angaben in Prozent
126
trifft voll und
trifft eher zu
ganz zu
trifft eher
nicht zu
trifft
überhaupt
nicht zu
weiß nicht/
kann ich nicht
beurteilen
Die biologische Vielfalt in der Natur fördert mein
Wohlbefinden und meine Lebensqualität.
35
44
14
3
4
Zur Erhaltung der biologischen Vielfalt sollte der
Verbrauch von Flächen für Siedlungen, Gewerbe
und Verkehrswege reduziert werden.
29
47
15
3
6
Wenn die biologische Vielfalt schwindet, beein
trächtigt mich das persönlich.
25
44
20
5
6
Ärmere Staaten sollten zum Schutz ihrer biolo
gischen Vielfalt durch reichere Staaten finanziell
unterstützt werden.
24
44
18
6
8
Ich fühle mich persönlich für die Erhaltung der
biologischen Vielfalt verantwortlich.
19
42
26
7
6
Naturbewusstsein 2021 > Grundauszählung
A6.6
Inwieweit sind Sie persönlich bereit, …? (Abbildung 53)
sehr bereit
eher bereit
weniger bereit
gar nicht
bereit
keine Angabe
... die Marke von Kosmetika oder Drogerieartikeln
zu wechseln, wenn Sie erfahren, dass deren Her
stellung die biologische Vielfalt gefährdet?
36
42
14
4
4
… sich über aktuelle Entwicklungen im Bereich
biologische Vielfalt zu informieren?
24
51
17
5
3
… Ihre Freunde und Bekannten auf den Schutz
der biologischen Vielfalt aufmerksam zu machen?
23
47
18
7
5
… beim Einkaufen einen Ratgeber zu benutzen,
der zum Beispiel über gefährdete Fischarten
informiert?
22
41
23
10
4
… für die Pflege und Erhaltung eines Schutzge
bietes zu spenden?
16
41
24
15
4
… in einem Naturschutzverband aktiv mitzuarbei
ten, um die biologische Vielfalt zu schützen?
10
32
33
20
5
Angaben in Prozent
A6.7
Inwieweit treffen die folgenden Aussagen Ihrer Meinung nach zu? (Abbildung 54)
Angaben in Prozent
trifft voll trifft eher
und ganz zu
zu
teils/teils
trifft eher
nicht zu
trifft
überhaupt
nicht zu
weiß nicht/
kann ich
nicht
beurteilen
Ich fühle mich mit der Natur verbunden.
31
38
23
5
1
2
Ich bin nicht von der Natur getrennt, sondern ein
Teil der Natur.
27
35
25
8
2
3
In der Natur fühle ich mich mit etwas Höherem
verbunden.
16
24
26
20
10
4
A6.8
Inwieweit treffen die folgenden Aussagen Ihrer Meinung nach zu? (Abbildung 56)
Angaben in Prozent
trifft voll trifft eher
und ganz zu
zu
teils/teils
trifft eher
nicht zu
trifft
überhaupt
nicht zu
weiß nicht/
kann ich
nicht
beurteilen
Die biologische Vielfalt auf der Erde nimmt ab.
39
35
17
6
1
2
Durch die Zerstörung biologischer Vielfalt ge
fährdet die Menschheit ihre Lebensgrundlagen.
39
34
18
6
1
2
Unser Lebensstil trägt dazu bei, dass die biologi
sche Vielfalt weltweit geschädigt wird.
35
36
19
6
1
3
teils/teils
trifft eher
nicht zu
trifft
überhaupt
nicht zu
weiß nicht/
kann ich
nicht
beurteilen
A6.9
Inwieweit treffen die folgenden Aussagen Ihrer Meinung nach zu? (Abbildung 57)
Angaben in Prozent
trifft voll trifft eher
und ganz zu
zu
Ich fühle mich mit Gruppen verbunden, die
sich aktiv für den Schutz biologischer Vielfalt
einsetzen.
10
25
33
18
10
4
Mit Menschen, die sich in Gruppen aktiv für eine
nachhaltige Natur- und Ressourcennutzung
einsetzen, habe ich viel gemeinsam.
10
23
33
20
9
5
Intensiver Kontakt mit Gruppen, die sich aktiv für
den Schutz der Natur und biologischen Vielfalt
einsetzen, entspricht meinen Interessen und
Wünschen.
9
22
32
21
12
4
127
Naturbewusstsein 2021 > Grundauszählung
A6.10 Inwieweit treffen die folgenden Aussagen Ihrer Meinung nach zu? (Abbildung 58)
Angaben in Prozent
trifft voll trifft eher
und ganz zu
zu
teils/teils
trifft eher
nicht zu
trifft
überhaupt
nicht zu
weiß nicht/
kann ich
nicht
beurteilen
Menschen, die mir wichtig sind, sind bereit,
mehr für naturschonend erzeugte Produkte zu
bezahlen.
11
28
34
14
7
6
Menschen, die mir wichtig sind, bevorzugen
bei ihren Einkäufen naturschonend erzeugte
Produkte.
11
27
37
13
5
7
Menschen, die mir wichtig sind, erledigen alltäg
liche Wege, zum Beispiel zur Arbeit oder zum Ein
kaufen, überwiegend zu Fuß oder mit dem Rad.
10
24
36
17
7
6
sehr
schlecht
weiß nicht/
kann ich
nicht
beurteilen
A6.11 Wie finden Sie die folgenden Möglichkeiten grundsätzlich? (Abbildung 59)
sehr gut
eher gut
teils/teils
eher
schlecht
Bei Einkäufen naturschonend erzeugte Produkte
zu bevorzugen, finde ich …
25
41
23
6
1
4
Alltägliche Wege, zum Beispiel zur Arbeit oder
zum Einkaufen, überwiegend zu Fuß oder mit
dem Rad zu erledigen, finde ich …
27
32
26
9
4
2
Für naturschonend erzeugte Produkte mehr zu
bezahlen, finde ich …
14
33
28
16
7
2
Angaben in Prozent
A6.12 Wie schwer finden Sie es, die folgenden Verhaltensweisen umzusetzen? (Abbildung 60)
Angaben in Prozent
sehr leicht eher leicht
teils/teils
eher
schwierig
sehr
schwierig
weiß nicht/
kann ich
nicht
beurteilen
Bei Einkäufen naturschonend erzeugte Produkte
zu bevorzugen, ist für mich persönlich …
12
35
32
15
4
2
Für naturschonend erzeugte Produkte mehr zu
bezahlen, ist für mich persönlich …
8
28
30
21
11
2
A6.13 Inwieweit sind Sie persönlich bereit, …? (Abbildung 61)
sehr bereit
eher bereit
weniger bereit
gar nicht
bereit
keine Angabe
... die Marke von Kosmetika oder Drogerieartikeln
zu wechseln, wenn Sie erfahren, dass deren Her
stellung die biologische Vielfalt gefährdet?
36
42
14
4
4
… mehr ökologisch produzierte Lebensmittel
einzukaufen?
27
47
18
5
3
… sparsamer zu leben, damit künftige Genera
tionen die Vielfalt und den Reichtum der Natur
weiterhin nutzen können?
26
48
18
6
2
… beim Einkaufen einen Ratgeber zu benutzen,
der zum Beispiel über gefährdete Fischarten
informiert?
22
41
23
10
4
Angaben in Prozent
128
Naturbewusstsein 2021 > Grundauszählung
A6.14 Inwieweit sind Sie persönlich bereit, …? (Abbildung 63)
sehr bereit
eher bereit
weniger bereit
gar nicht
bereit
keine Angabe
...im Alltag die naturschonende Verhaltensalter
native zu wählen, weil die nächste Generation
einen Anspruch auf eine intakte Natur hat?
26
53
13
5
3
… sich über aktuelle Entwicklungen im Bereich
biologische Vielfalt zu informieren?
24
51
17
5
3
… Ihre Freunde und Bekannten auf den Schutz
der biologischen Vielfalt aufmerksam zu machen?
23
47
18
7
5
… den eigenen Fleischkonsum zu reduzieren?
29
40
19
10
2
sehr bereit
eher bereit
weniger bereit
gar nicht
bereit
keine Angabe
... zusammen mit anderen Menschen Lebens
räume für Tiere und Pflanzen, wie zum Beispiel
Blumenwiesen oder Teiche, anzulegen?
19
39
25
13
4
… zusammen mit anderen Menschen bei der Pfle
ge eines Naturschutzgebietes mitzuhelfen?
14
38
29
16
3
… sich öffentlich dafür einzusetzen (zum Beispiel
über Petitionen, Demonstrationen), dass die Po
litik sich für alle heute lebenden Menschen und
künftige Generationen stärker um den Schutz der
Natur kümmert?
13
36
29
17
5
… in einem Naturschutzverband aktiv mitzuarbei
ten, um die biologische Vielfalt zu schützen?
10
32
33
20
5
sehr bereit
eher bereit
weniger bereit
gar nicht
bereit
keine Angabe
… für naturschonend hergestellte Produkte
mehr zu bezahlen, wenn sie damit wirtschaftlich
schwächere Regionen in Deutschland fördern?
16
45
24
11
4
... höhere Preise für nachhaltig und naturscho
nend produzierte Lebensmittel zu zahlen?
14
43
25
15
3
… für naturschonend hergestellte Produkte
aus wirtschaftlich schwächeren Ländern mehr
zu bezahlen, damit der internationale Handel
gerechter wird?
14
43
27
12
4
… für die Pflege und Erhaltung eines Schutzge
bietes zu spenden?
16
41
24
15
4
Angaben in Prozent
A6.15 Inwieweit sind Sie persönlich bereit, …? (Abbildung 64)
Angaben in Prozent
A6.16 Inwieweit sind Sie persön1ich bereit, …? (Abbildung 66)
Angaben in Prozent
129
Naturbewusstsein 2021 > Grundauszählung
Grundauszählung: Jugend-Naturbewusstsein 2021 –
14- bis 17-Jährige
Kapitel 2: Am Limit – Wahrnehmung von Belastungsgrenzen der Erde und
Veränderungen von Natur und Landschaft
A2.1
Wie zutreffend findest Du die folgenden Aussagen? (Abbildung 6)
Angaben in Prozent
trifft voll trifft eher
und ganz zu
zu
teils/teils
trifft eher
nicht zu
trifft
weiß nicht/
überhaupt
keine
nicht zu
Angabe
Weltweit nimmt die Anzahl und Vielfalt der
Insekten ab.
45
31
13
3
0
8
In Deutschland nimmt die Anzahl und Vielfalt der
Insekten ab.
40
30
15
4
1
10
Die Gründe für den Insektenrückgang sind mir
bekannt.
18
26
31
12
7
6
A2.2
Bitte wähle zwei Gründe aus, die Du für das Insektensterben am wichtigsten hältst? (Mehrfachnennungen
möglich; nur Personen, die zuvor angaben, die Gründe für den Insektenrückgang seien zumindest teils/
teils bekannt) (Abbildung 7)
Angaben in Prozent
Einsatz von Pestiziden bzw. Spritzmitteln
72
Verlust von Lebensräumen für Insekten
68
Klimawandel
33
Krankheiten der Insekten
11
Lichtverschmutzung (zum Beispiel durch Straßenlaternen)
10
Andere Gründe
2
Kapitel 3: Die Pandemie – Verständnis der Bevölkerung für Ursachen und Einfluss auf die Naturbeziehung
A3.1
Inwieweit stimmst Du den folgenden Aussagen zu? (Abbildung 9)
stimme voll
und ganz zu
stimme eher
zu
teils/teils
stimme eher
nicht zu
stimme
überhaupt
nicht zu
Unsere Gesundheit ist abhängig von der Gesund
heit unseres Planeten.
32
29
19
11
9
Die Corona-Krise ist ein Gesundheitsthema und
hat mit dem Zustand von Natur und Umwelt
nichts zu tun.
17
23
27
21
12
Die Corona-Krise hängt mit unserem Umgang
mit der Natur zusammen, wie beispielsweise der
Zerstörung von Lebensräumen und dem Klima
wandel.
12
22
28
25
13
Angaben in Prozent
130
Naturbewusstsein 2021 > Grundauszählung
A3.2
Bitte gib für jede der folgenden Aussagen an, ob sie Deiner Meinung nach voll und ganz, eher, eher nicht
oder überhaupt nicht zutrifft. (Abbildung 10)
Angaben in Prozent
trifft voll und
trifft eher zu
ganz zu
trifft eher
nicht zu
trifft
überhaupt
nicht zu
weiß nicht/
keine Angabe
Es macht mich glücklich, in der Natur zu sein.
44
43
9
2
2
Zu einem guten Leben gehört die Natur dazu.
65
29
5
1
0
In der Natur fühle ich mich nicht wohl.
6
10
18
63
3
A3.3
Hat sich die Bedeutung der Natur für Dich verändert, im Vergleich zu der Zeit vor der Corona-Krise?
Natur ist für mich jetzt… (Abbildung 12)
Angaben in Prozent
Viel wichtiger
15
Etwas wichtiger
29
Genauso wichtig
54
Etwas weniger wichtig
2
Viel weniger wichtig
0
A3.4
Wie häufig warst Du in den letzten Monaten draußen in der Natur, im Vergleich zu der Zeit vor der
Corona-Krise? (Abbildung 14)
Angaben in Prozent
Viel häufiger
16
Etwas häufiger
28
Kein Unterschied
40
Etwas weniger
11
Viel weniger
5
Kapitel 4: Klimawandel und Biodiversitätsverlust – Risikowahrnehmung und
Bewusstsein für den Einfluss auf Natur und Gesellschaft
A4.1
Wenn Du an die Ursachen des Klimawandels denkst: Welche der folgenden Aussagen kommt Deiner
Meinung am nächsten? (Mehrfachnennungen möglich) (Abbildung 15)
Angaben in Prozent
Der Klimawandel wird durch natürliche Prozesse verursacht.
5
Der Klimawandel wird teilweise durch natürliche Prozesse und teilweise durch menschliches Handeln verur
sacht.
34
Der Klimawandel wird überwiegend durch menschliches Handeln verursacht.
58
Es gibt keinen Klimawandel.
0
Weiß nicht/keine Angabe
3
131
Naturbewusstsein 2021 > Grundauszählung
A4.2
Im Folgenden siehst Du einige Aussagen zum Thema Klima und Natur. Inwieweit stimmst Du persönlich
den Aussagen zu? (Abbildung 9)
Angaben in Prozent
trifft voll trifft eher
und ganz zu
zu
teils/teils
trifft eher
nicht zu
trifft
überhaupt
nicht zu
weiß nicht/
kann ich
nicht
beurteilen
Wir Menschen in Deutschland sind in der Lage,
uns gemeinsam für den Schutz der Natur und des
Klimas einzusetzen.
33
37
23
4
1
2
Ich bin persönlich in der Lage, mich für den
Schutz der Natur und des Klimas einzusetzen.
18
36
31
10
3
2
Ich habe Angst, dass die Klimakrise und Na
turzerstörung meinen Lebensstil beeinträchtigen
werden.
25
34
23
13
4
1
Kapitel 5: Veränderung - Verantwortung, transformativer Wandel und technologischer Fortschritt
A5.1
Wie zutreffend findest Du die folgenden Aussagen? (Abbildung 23)
Angaben in Prozent
trifft voll und
trifft eher zu
ganz zu
trifft eher
nicht zu
trifft
überhaupt
nicht zu
weiß nicht/
kann ich nicht
beurteilen
Es ist die Pflicht des Menschen, die Natur zu
schützen.
63
30
4
1
2
Wir dürfen die Natur nur so nutzen, dass dies
auch für kommende Generationen im gleichen
Umfang möglich ist.
60
30
6
2
2
Ich ärgere mich darüber, dass viele Menschen so
sorglos mit der Natur umgehen.
50
35
11
3
1
trifft eher
nicht zu
trifft
überhaupt
nicht zu
weiß nicht/
kann ich nicht
beurteilen
A5.2
Wie zutreffend findest Du die folgenden Aussagen? (Abbildung 25)
Angaben in Prozent
trifft voll und
trifft eher zu
ganz zu
In wirtschaftlichen Krisenzeiten muss auch der
Naturschutz mit weniger Geld auskommen.
12
31
32
18
7
Die Natur darf der wirtschaftlichen Entwicklung
nicht im Weg stehen.
9
20
33
31
7
A5.3
Ist Deiner Meinung nach ein umfassender Wandel der Lebens- und Wirtschaftsweisen in Deutschland
erforderlich, um die weltweite Natur-, Umwelt- und Klimakrise aufzuhalten? (Abbildung 29)
Angaben in Prozent
132
Ja
29
Eher ja
35
Teils/teils
24
Eher nein
5
Nein
2
Es gibt keine Natur-, Umwelt- und Klimakrise.
1
Weiß nicht/kann ich nicht beurteilen
4
Naturbewusstsein 2021 > Grundauszählung
A5.4
Bist Du bereit, diesen Wandel aktiv durch einen nachhaltigen und naturfreundlichen Lebensstil
mitzutragen? (nur Personen, die zuvor angaben, ein umfassender Wandel der Lebens- und
Wirtschaftsweisen in Deutschland sei erforderlich [„ja“, „eher ja“, „teils/teils“]) (Abbildung 31)
Angaben in Prozent
Ja
30
Eher ja
41
Teils/teils
24
Eher nein
4
Nein
1
Weiß nicht/keine Angabe
0
A5.5
Hältst Du die Energiewende – hin zu einer überwiegenden Versorgung aus erneuerbaren Energien – für
richtig? (Abbildung 33)
Angaben in Prozent
Ja
64
Unentschieden
26
Nein
4
Weiß nicht/keine Angabe
6
A5.6
Bitte bewerte folgende Aussage zum Thema Gentechnik in der Landwirtschaft: „Meiner Meinung nach
sollten Lebensmittel von Tieren, die mit gentechnisch veränderter Nahrung gefüttert wurden, vom Handel
gekennzeichnet werden.“ (Abbildung 37)
Angaben in Prozent
Stimme voll und ganz zu
45
Stimme eher zu
23
Stimme eher nicht zu
13
Stimme überhaupt nicht zu
16
Weiß nicht/keine Angabe
3
A5.7
Die Lebenswelt vieler Menschen wird immer digitaler. Wie stehst Du vor diesem Hintergrund zu den
folgenden Aussagen über virtuelle und digitale Naturerlebnisse? (Abbildung 39)
Angaben in Prozent
stimme weiß nicht/
stimme voll stimme eher
stimme eher
teils/teils
überhaupt
keine
und ganz zu
zu
nicht zu
nicht zu
Angabe
Digitale Angebote für ein Naturerlebnis, wie zum
Beispiel ein virtueller Waldspaziergang oder eine
virtuelle Safari, sind für mich interessant.
10
17
24
22
25
2
Es beruhigt mich, dass Tier- und Pflanzenarten,
die in ihren echten Lebensräumen aussterben,
weiterhin digital erlebt werden können.
10
15
23
20
27
5
Digitale Natur-Angebote, wie zum Beispiel virtu
elle Naturerlebnisse oder Informationsseiten im
Internet, haben mich schon einmal motiviert, die
Natur draußen zu erleben.
14
20
24
20
16
6
133
Naturbewusstsein 2021 > Grundauszählung
A5.8
Inwieweit stimmst Du der folgenden Aussage zu? „Ich kann mir vorstellen, eine App zu nutzen, die über
Naturgefährdungen, Erfolge des Naturschutzes oder auch persönliche Handlungsmöglichkeiten für die
Natur informiert.“ (Abbildung 41)
Angaben in Prozent
Stimme voll und ganz zu
19
Stimme eher zu
28
Teils/teils
25
Stimme eher nicht zu
13
Stimme überhaupt nicht zu
11
Weiß nicht/keine Angabe
4
Kapitel 6: Bewusstsein für biologische Vielfalt – Der bisherige Gesellschafts
indikator und Ergebnisse des neuen Messmodells
A6.1
Inwieweit bist Du davon überzeugt, dass die biologische Vielfalt auf der Erde abnimmt? Sind Sie …
(Abbildung 49)
Angaben in Prozent
Sehr überzeugt
28
Eher überzeugt
46
Unentschieden
18
Eher nicht überzeugt
3
Gar nicht überzeugt
1
Weiß nicht/kann ich nicht beurteilen
4
A6.2
Die Bundesrepublik Deutschland hat sich in internationalen Abkommen zur Erhaltung der biologischen
Vielfalt verpflichtet. Inwieweit hältst Du persönlich die Erhaltung der biologischen Vielfalt für eine
vorrangige gesellschaftliche Aufgabe? Würdest Du sagen, … (Abbildung 50)
Angaben in Prozent
134
Ja, dies ist eine vorrangige gesellschaftliche Aufgabe.
29
Eher ja
41
Teils/teils
22
Eher nein
3
Nein, dies ist keine vorrangige gesellschaftliche Aufgabe.
1
Weiß nicht/kann ich nicht beurteilen
4
Naturbewusstsein 2021 > Fußnotenverzeichnis
Fußnotenverzeichnis
Fußnote
Seite
1
www.stockholmresilience.org/research/planetary-boundaries.html
6
2
Persson L. et al. 2022: Outside the Safe Operating Space of the Planetary Boundary for N
ovel
Entities. Environ. Sci. Technol., 56, 3, Seiten 1.510-1.521. https://pubs.acs.org/doi/10.1021/acs.
est.1c04158
6
www.bmuv.de/fileadmin/Daten_BMU/Pools/Broschueren/aktionsprogramm_insektenschutz_
kabinettversion_bf.pdf
8
www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2020/kw20-pa-umwelt-zoonosen-694096,
Abruf: 8. Februar 2022
9
3
4
5
www.giz.de/de/weltweit/95590.html, Abruf: 8. Februar 2022
10
6
www.bne-portal.de/bne/de/einstieg/was-ist-bne/was-ist-bne, Abruf: 9. Februar 2022
11
7
www.bmuv.de/download/dl-aktionsprogramm-natuerlicher-klimaschutz
12
8
Siehe www.undekade-restoration.de/
12
9
WBGU 2011: Welt im Wandel – Gesellschaftsvertrag für eine Große Transformation.
www.wbgu.de/de/publikationen/publikation/welt-im-wandel-gesellschaftsvertrag-fuer-einegrosse-transformation
13
IPBES 2019: Global Assessment Report on Biodiversity and Ecosystem Services. https://ipbes.
net/global-assessment
13
11
https://biologischevielfalt.bfn.de/nationale-strategie/nbs-post-2020.html
13
12
www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/5750/publikationen/neue_
allianzen_fuer_sozial-oekologische_transformationen.pdf
13
www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/479/publikationen/texte_1342021_potenziale_hemmnisse_und_perspektiven_neuer_allianzen_fuer_sozial-oekologische_
transformationen.pdf
13
www.bundesregierung.de/breg-de/themen/energiewende/was-bringt-was-kostet-dieenergiewende-394146, Abruf: 27. Januar 2022
14
15
Die Begriffe „Biologische Vielfalt“ und „Biodiversität“ können synonym verwendet werden.
21
16
Methodologisch wird das umgesetzt durch den Rückgriff auf Erhebungsverfahren aus der
Ethnologie, wie etwa das non-direktiv angelegte narrative Interview, bei dem die Befragten in
ihrer eigenen Sprache alle aus ihrer Sicht relevanten Lebensbereiche darstellen (siehe Flaig und
Barth 2018).
21
10
13
14
135
Naturbewusstsein 2021 > Fußnotenverzeichnis
17
18
19
20
21
22
23
24
25
136
Der Milieuindikator beinhaltet Statements, die die typischen Werthaltungen der einzelnen
Lebensstile repräsentieren und damit auch die Grenzen zwischen den Gruppen rekonstruier
bar machen. Dabei haben sich Aussagen am besten bewährt, die Grundüberzeugungen der
Befragten erfassen oder alltäglich wirksame Motive diagnostizieren. Kriterium für die Aus
wahl solcher Statements ist ihre Differenzierungskraft, das heißt ihre Eignung, die verschie
denen G
ruppen optimal zu trennen. Auf dieser Basis werden die Befragten anhand eines
Wahrscheinlichkeitsmodells mit Hilfe einer speziell adaptierten Form der Clusteranalyse den
Lebenswelten zugeordnet. Dies geschieht, indem für jede Gruppe eine spezifische Verteilung
von Antwortwahrscheinlichkeiten über alle Indikator-Items bestimmt wird (Normprofile).
Die Lebensstilklassifikation erfolgt dann nach Ähnlichkeit der individuellen Antwortmuster
mit dem Wahrscheinlichkeitsmodell, entsprechend der Logik des Profilvergleichs.
21
Wie sich die Angehörigen der jugendlichen Lebenswelten quantitativ auf die Jugendpopulation
abbilden lassen, wird in einem gesonderten Bericht des BfN aufgezeigt.
21
Die soziale Schicht beschreibt die Stellung in der Gesellschaft, die mit Bildung, Einkommen
und Berufsprestige einhergeht. Sie ist gekoppelt an das Vorhandensein von ökonomischem,
kulturellem, sozialem und symbolischem Kapital.
21
Niedrig: Ohne Haupt- / Volksschulabschluss oder Haupt- / Volksschulabschluss oder Poly
technische Oberschule mit Abschluss 8. oder 9. Klasse. Mittel: Mittlere Reife / Realschulab
schluss oder Abschluss der Polytechnischen Oberschule 10. Klasse oder Fachschulabschluss.
Hoch: Allgemeine oder fachgebundene Hochschulreife / Abitur oder Universitäts- / Hoch
schul- oder Fachhochschulstudium.
26
Schon im Erscheinungsjahr wurde es in zwölf Sprachen übersetzt (siehe Uekötter 2011,
Seite 86).
28
Das Holozän bezeichnet die klimatisch relativ stabile erdgeschichtliche Epoche seit dem
Ende der letzten Eiszeit vor etwa 11.000 Jahren. In dieser Zeit hat sich die Menschheit bis zur
Moderne hin entwickelt. Im Zeichen des Klimawandels sind wir gerade dabei, diesen sicheren
Operationsraum zu verlassen – falls es der Weltgemeinschaft nicht gelingt, die Ziele des
Pariser Klimaabkommens (maximal 1,5-2 Grad Celsius Erwärmung gegenüber der vorindus
triellen Epoche) einzuhalten.
28
Der wissenschaftliche Ansatz der planetaren Grenzen bewertet die Versauerung der Meere.
Zur Vermeidung von Verständnisschwierigkeiten wurde in der Naturbewusstseinsstudie
allgemeiner nach dem Zustand der Meere gefragt.
29
Als invasive Arten benennt die EU Tier- und Pflanzenarten, die mit ihrer Ausbreitung Lebens
räume, Arten oder Ökosysteme beeinträchtigen und somit der biologischen Vielfalt schaden
können.
39
Das von WHO, FAO, IOE und UNEP einberufene Beratungsgremium OHHLEP (One Health
High Level Expert Panel) definiert One Health wie folgt: One Health ist ein integrierter, ver
einheitlichender Ansatz, der darauf abzielt, die Gesundheit von Menschen, Tieren und Öko
systemen nachhaltig ins Gleichgewicht zu bringen und zu optimieren. Er erkennt an, dass
die Gesundheit von Menschen, Haus- und Wildtieren, Pflanzen und der weiteren Umwelt
(einschließlich der Ökosysteme) eng miteinander verbunden und voneinander abhängig sind.
Der Ansatz mobilisiert verschiedene Sektoren, Disziplinen und Gemeinschaften auf unter
schiedlichen Ebenen der Gesellschaft, um gemeinsam das Wohlergehen zu fördern und Be
drohungen der Gesundheit und der Ökosysteme zu bekämpfen und gleichzeitig den kollek
tiven Bedarf an sauberem Wasser, Energie und Luft sowie an sicheren und nahrhaften
Lebensmitteln zu decken, Maßnahmen gegen den Klimawandel zu ergreifen und zu einer
nachhaltigen Entwicklung beizutragen. Siehe hierzu: www.who.int/news/item/01-12-2021tripartite-and-unep-support-ohhlep-s-definition-of-one-health
41
Naturbewusstsein 2021 > Fußnotenverzeichnis
26
27
28
29
30
31
Dabei ist zu beachten, dass hier allein der Effekt des Klimawandels auf die biologische Vielfalt
betrachtet wird, nicht der Zustand der biologischen Vielfalt an sich. Wie der Blick auf die plane
taren Grenzen (siehe Kapitel 2) gezeigt hat, ist dieser Zustand bereits heute im „roten Bereich“,
ist also als gefährlich einzustufen. Der Klimawandel wird – sollte es zu keinen Anpassungs
maßnahmen kommen – in den nächsten Jahren als risikoverschärfend noch hinzukommen.
50
In Jahren mit besonders heißen Sommern waren es deutlich mehr (zum Beispiel 2003 rund
10.000), in Jahren mit kühleren Sommern waren es deutlich weniger (zum Beispiel 2011:
200 Hitzetote). Watts et al. (2020) wenden eine andere Berechnungsmethode an und kommen
für 2018 auf rund 20.000 Hitzetote in Deutschland.
51
Es gibt keinen Hinweis darauf, dass dieses Ergebnis dadurch beeinflusst ist, dass die Abfrage
im Rahmen der Naturbewusstseinsstudie erfolgte: Die Frage nach den am wichtigsten wahr
genommenen Politikfeldern wurde bewusst zu Beginn der Befragung gestellt, um eine Be
einflussung durch die weitere Beschäftigung mit Naturschutzthemen auszuschließen. Aus
Umfrage-ethischen Gründen wird der Auftraggeber der Studie (BMUV und BfN) den Befrag
ten zwar zu Beginn mitgeteilt, die Analysen einer experimentellen Vorstudie zur Naturbe
wusstseinsstudie 2017 zeigen aber, dass hieraus keine grundsätzlich positive Beeinflussung
abgeleitet werden kann (siehe Trautwein et al. 2019).
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Die Entwicklung, Operationalisierung und konkrete Berechnung des Gesellschaftsindikators
kann bei Kuckartz und Rädiker (2009) nachgelesen werden. Eine Erläuterung der Vorgehens
weise und eine umfassende Diskussion der Befunde wird im Vertiefungsbericht zum Gesellschaftsindikator präsentiert.
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Folgende Definition wurde den Befragten vorgelesen: In der Wissenschaft versteht man
unter biologischer Vielfalt erstens die Vielfalt von Erbinformationen und Genen, zweitens
die Vielfalt von Tier- und Pflanzenarten und drittens die Vielfalt von Lebensräumen und
Ökosystemen.
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Je stärker der Zusammenhang zwischen einem Faktor (zum Beispiel „Problembewusstsein“)
und der naturschützenden Verhaltensabsichten, desto größer ist die Gewichtung für diesen
Faktor. Die Entwicklung, Operationalisierung und genaue Berechnung des neuen Gesell
schaftsindikators kann bei Bamberg et al. (2023) nachgelesen werden.
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