Jahresbericht 2022
Rapport annuel
Verein für Landschaft und Kultur
Association en faveur du paysage et de la culture
Inhaltsverzeichnis
Table des matières
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19
25
27
29
33
36
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Wichtige Standortbestimmung für unseren Verein Vorwort des Präsidenten
État des lieux et perspectives Avant-propos du président
Vom Schutz des öffentlichen Seezugangs zur Förderung der Biodiversität
Die Parzellen der Stiftung Netzwerk Bielersee
Eine jahrzehntelange Abfolge von Pleiten, Pech und Pannen
Weiträumige Verschmutzung des Grundwassers im bernischen Seeland
Le risque augmente avec la température de l’eau
Algues bleues: un danger pour l’homme et l’animal
Steigende Wassertemperaturen verschärfen das Risiko
Blaualgen als Gesundheitsgefahr für Mensch und Tier
Ein blinder Passagier wird zur Bedrohung
Rasche Ausbreitung der gebietsfremden Quagga-Muschel im Bielersee
Agir pour préserver les témoins du passé
Un survol des activités archéologiques aux abords du lac de Bienne
Protokoll der 15. Generalversammlung Netzwerk Bielersee
Kurzmeldungen
Vorstand 2023
Impressum
Titelbild: Mündungsgebiet des Twannbachs in den Bielersee.
Rechnung/Revisionsbericht separate Beilage
Vorwort des Präsidenten
Wichtige Standortbestimmung
für unseren Verein
Das traurige Ende des Landschaftswerks im Januar
2022 hat auch dem Verein Netzwerk Bielersee die
begrenzten finanziellen und personellen Ressourcen
aufgezeigt. Die Neuausrichtung der ökologischen
Landschaftspflege in der Region erfordert einen
Einsatz, der die Möglichkeiten unserer FreiwilligenOrganisation sprengt. Angesichts der Herausforderungen auf verschiedenen Ebenen ist der Vorstand
anlässlich einer Retraite über die Bücher gegangen.
Aufgrund der spannenden Diskussionen möchten wir
uns in einigen Bereichen neu ausrichten, ohne dabei
das Bewährte über Bord zu werfen.
Das Vereinsjahr 2022 begann für uns alle mit einem
Schock. Trotz der zeitintensiven Bemühungen um eine
wirtschaftliche Rettung der Landschaftswerk Biel-Seeland AG, dessen Hauptaktionär das Netzwerk Bielersee
war, musste unser operativer Arm für die ökologische
Landschaftspflege in der Region im Januar den Konkurs
anmelden. Alle Anstrengungen, um den Betrieb zumindest teilweise zu erhalten, schlugen fehl und lösten sich
leider in Luft auf.
Unser Verein und die gleichnamige Stiftung verharrten jedoch nicht in der Schockstarre, sondern haben
intensiv nach Lösungen für die künftige Ausrichtung der
ökologischen Landschaftspflege gesucht. Dabei mussten
wir allerdings erkennen, dass die Organisation zur
Koordination dieser Tätigkeiten insbesondere unsere
personellen Kapazitäten übersteigt. Das Ende des Landschaftswerks hat uns aber auch deutlich die begrenzten
finanziellen Möglichkeiten des Netzwerks Bielersee vor
Augen geführt.
In der Zwischenzeit haben die Koordinationsstelle
Natur und Landschaft des Gemeinde-Netzwerks
seeland.biel/bienne sowie die Abteilung Naturförderung
des kantonalen Amtes für Landwirtschaft und Natur
in dieser Sache eine Führungsrolle übernommen und
kümmern sich um die aufgerissene Lücke. Am Nordufer
des Bielersees können wir möglicherweise von den
Aktivitäten des Regionalparks Chasseral profitieren.
Das Leitbild auf dem Prüfstand
Als Folge der in den letzten Jahren eingetretenen Veränderungen in unserem Umfeld hat der Vorstand das
Leitbild des Vereins auf seine Aktualität überprüft.
Es erwähnt als wichtige Elemente der Strategie unter
anderem die ideelle Trägerschaft eines Beschäftigungsprogramms zur Förderung der Landschaftspflege sowie
eigene Angebote im Bereich der Umwelterziehung zur
Sensibilisierung von Kindern und Jugendlichen für die
Anliegen des Landschaftsschutzes. Der erste Punkt ist
mit dem Konkurs des Landschaftswerks hinfällig geworden. Und die zweite Aufgabe hat bereits vor Jahren die
eigens dafür gegründete und von uns unterstützte Natur
Schule See Land übernommen. Auch wenn der Kern
des Leitbildes unserer Schutzorganisation mit den definierten Arbeitsschwerpunkten bestehen bleibt, muss
die konkrete Umsetzung überprüft und teilweise neu
aufgegleist werden.
In meiner Rolle als Präsident hatte ich bei den zum
Teil noch laufenden Diskussionen ein Déjà vue. Auch
unsere Vorgängerorganisation Interessengemeinschaft
Bielersee (IGB) verfügte vor dem Zusammenschluss mit
dem Verein Bielerseeschutz (VBS) zum heutigen Netzwerk nicht über einen operationellen Betrieb, bot kein
Jeunesse-Programm für die Umweltbildung an und
profitierte auch nicht von der damals noch stattlichen
Unterstützung des VBS durch SEVA-Gelder.
Seit der Fusion vor 17 Jahren hat sich im Umfeld
unserer Schutzorganisation jedoch einiges verändert.
Deshalb ist der Vorstand anlässlich einer Retraite über
die Bücher gegangen, hat die Themen des Leitbildes
diskutiert und dabei Stärken und Schwächen des Vereins
evaluiert.
Einige Punkte möchten wir weiterverfolgen. Dazu
zählt etwa die breitere thematische Ausrichtung der von
uns organisierten Vorträge und Exkursionen. Die bisherigen Schwerpunkte Gewässer, Fischerei und Archäologie sollen auch künftig thematisiert, aber durch weitere
Veranstaltungen aus der Palette unserer Kernaktivitäten
ergänzt werden. Wir denken diesbezüglich etwa an die
Bereiche Landschaftsschutz, Erhaltung der biologischen
Vielfalt, Rebbau, Siedlungsgeschichte oder Baukultur.
Angedacht ist auch, dass wir in Zukunft vermehrt
Arbeiten und Projekte in der Region anregen, prämieren
und fördern möchten, die unseren Vereinszielen entsprechen oder auf originelle Art zu deren Umsetzung
beitragen. Weil die Vorbereitungsarbeiten dazu noch
laufen, kann ich diesbezüglich noch nicht ins Detail
gehen, doch werden weitere Informationen zu einem
späteren Zeitpunkt folgen.
Beteilung an Mitwirkungen
Wie in früheren Jahren hat sich der Verein Netzwerk
Bielersee erneut an mehreren Mitwirkungen beteiligt:
Bewässerungsstrategie Grosses Moos: Gemäss unserer
Stellungnahme sind bei künftigen Wasserbezugsquellen
zwingend die gewässerökologischen Aspekte zu berücksichtigen. Dabei sollen Bezugsorte Priorität erhalten,
die möglichst geringe Auswirkungen auf die Gewässerund Landlebensräume haben. Wichtige Aspekte sind
für uns eine effiziente Steuerung der Bewässerung und
die Ausschöpfung des Wassersparpotenzials. Nach dem
Ende der Gletscherschmelze – als Folge der vom Menschen verursachten Klimaerwärmung – wird Wasser
auch für die Landwirtschaft im Seeland zu einer limitierenden Ressource. Deshalb gilt es, eine nachhaltige und
standortangepasste Produktion zu fördern, die vermehrt
5
Der Konkurs des
Landschaftswerks
hat im Bereich
der ökologischen
Landschaftspflege
eine Lücke
aufgerissen.
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auf den Anbau von weniger bewässerungsintensiven
und trockenheitsresistenteren Kulturen setzt.
Offizielle Feuerstellen auf der St. Petersinsel: Zu meiner
Freude hat die für das Projekt zuständige Abteilung
Naturförderung des Kantons Bern das Netzwerk Bielersee
schon vor der Eingabe eines Baugesuchs einbezogen.
Wir konnten das Vorhaben vollumfänglich unterstützen
und brachten nur Verständnisfragen zum Unterhalt ein.
Regionaler Waldplan Seeland: Unsere Stellungnahme
zum Entwurf dieses Waldplans beschränkte sich nicht
nur auf das Seeland und sprengte deshalb den regionalen Rahmen. Wir vertreten die Meinung, dass die
durch den Klimawandel verursachten vermehrten
Trockenperioden und intensiveren Stürme tiefe Spuren
in unseren Wäldern hinterlassen. Uns scheint deshalb
eine höhere Holznutzung erstrebenswert, damit die
Wälder lichter und damit auch artenreicher werden.
Aufwertung Hauptkanal Kallnach: Dieses Renaturierungsprojekt hat eine lange Vorgeschichte, an der bereits
die IGB beteiligt war. In der Zwischenzeit hat das Vorhaben enorm an Qualität gewonnen. Unserer Meinung
nach ist ein ausgewogenes Gesamtpaket entstanden,
das neben der Ökologie auch der Naherholung Rechnung
trägt. Das Projekt zeichnet sich durch eine gewisse
Grösse aus, die aus ökologischer Sicht einen massgeblichen Mehrwert verspricht. Dies gilt insbesondere für
den Erfolg der Massnahmen zur Aufwertung der Gewässerlebensräume.
Revitalisierungsplanung der Seeufer: Die strategische
Planung wird uns am Bielersee noch einige Zeit beschäftigen. Gemäss dem See- und Flussufergesetz (SFG) sind
die Gemeinden verantwortlich für die Uferschutzplanung
sowie für die Realisierung von Projekten. Diese sollten
nicht nur Uferwege, sondern auch Freiflächen und
naturnahe Uferlandschaften umfassen. Es scheint uns,
dass man den letzten Punkt etwas vernachlässigt hat.
Im Rahmen der Bestrebungen zur Renaturierung von
Seeufern ist es unseres Erachtens wichtig, Partikularinteressen und die Vorgaben in Naturschutzgebieten zu
entflechten. Private Nutzungen in Schutzgebieten und
auf staatseigenen Parzellen sind generell zu prüfen
und deren Nachteile abzuwägen. Denn Renaturierungen
bieten sich prioritär für Parzellen im Besitz von Gemeinden sowie des Kantons an.
Ein Zukunftsbild für die Region Biel
Um die Umsetzung der Empfehlungen aus dem Dialogprozess zum Westast Biel zu begleiten, erfolgte die
Gründung einer Reflexionsgruppe mit Vertretern der
schon im Vorfeld beteiligten Organisationen und
Gruppierungen. Doch auch nach dem Ende des WestastProjekts bestand der Graben zwischen dem Pro- und
Contra-Lager weiterhin. Als Vertreter des Netzwerks
Bielersee in der Reflexionsgruppe habe ich den Willen
für ein Miteinander vermisst und die grundsätzliche
Bereitschaft, gemeinsam an einem Zukunftsstrick zu
ziehen. Nach dem Austritt der Wirtschaftsverbände
machte es meines Erachtens keinen Sinn mehr, die
Mitwirkung mit den verbleibenden Gruppierungen
weiterzuführen. Deshalb zog sich auch das Netzwerk
Bielersee bis auf Weiteres aus den Gesprächen zurück.
Im Zuge des Dialogprozesses zum A5-Westast ist ein
breit abgestütztes Zukunftsbild mit einer Konsens-Zielvorstellung für die Stadt und Region Biel entwickelt
worden. In diesem Zusammenhang haben wir beim
Gemeinde-Netzwerk seeland.biel/bienne angeregt, für
die Uferlandschaften des Bielersees je eine Organisation
zur Entwicklung der Zukunftsbilder dieser Räume aufzugleisen. Solche Visionen sind in enger Absprache mit
den betroffenen Gemeinden zu erarbeiten. Dazu wäre
eine Dachorganisation – ähnlich wie beim Dialogprozess
– wünschenswert, doch übersteigt ein solches Projekt
die Kompetenzen einer regionalen Schutzorganisation.
Reorganisation von Aqua Viva
Unsere schweizweit tätige Dachorganisation Aqua Viva
hat sich reorganisiert und den Vorstand stark verkleinert.
Als Dachverband für seine Kollektivmitglieder will der
Verein aber in Zukunft präsenter sein und auch entsprechend wahrgenommen werden. Zusätzlich zur ordentlichen Mitgliederversammlung von Aqua Viva sollen
deshalb Treffen der Kollektivmitglieder stattfinden, die
im sogenannten «Wasserzirkel» vereint sind. Als Mitinitiant des Wasserzirkels durfte ich ein gesamtschweizerisches Treffen der Schutzorganisationen zum Thema
Gewässerrevitalisierung organisieren. Anlässlich der
durchgeführten Exkursion in der Umgebung des sanierten Wasserkraftwerks bei Hagneck wurde das überregionale Vorzeigeprojekt von allen Teilnehmenden als sehr
gelungen beurteilt.
Dank für die Unterstützung
Erfreulich sind für uns jedes Jahr die zum Teil grosszügigen Aufrundungen der Mitgliederbeiträge. Sie sprechen
in unseren Augen für die Zufriedenheit der Mitglieder
mit der Arbeit des Vereinsvorstandes. Ich möchte mich
jedoch nicht nur dafür bedanken, sondern auch für das
Engagement aller Beteiligten, die sich mit uns für eine
nachhaltige Weiterentwicklung der Bielerseeregion
einsetzen. Dieser Dank gilt insbesondere auch den Vorstandsmitgliedern und ihrem grossen ehrenamtlichen
Einsatz für die Vereinsziele.
Adrian Jakob, Biologe und Präsident
des Vereins Netzwerk Bielersee
Das Netzwerk
Bielersee setzt sich
für naturnahe
Uferlandschaften
ein, wie es sie
etwa zwischen
Vinelz und Erlach
noch gibt.
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Avant-propos du président
État des lieux et perspectives
La triste fin d’Action paysage en janvier 2022 a prouvé
à tout le monde, mais surtout à notre association, que
les ressources financières et humaines ont leurs limites.
L’entretien écologique du paysage dans notre région
doit se réorienter, mais cela exige un engagement qui
dépasse, et de loin, les moyens d’une association de
bénévoles. Considérant les divers défis qui nous attendent, le comité s’est pris le temps de faire le point de
la situation. À l’issue de débats passionnants, nous
avons décidé de donner une nouvelle orientation à
certaines de nos activités, sans pour autant jeter les
acquis par-dessus bord.
Pour nous tous, l’année 2022 a débuté par un choc:
en janvier, Action paysage Bienne-Seeland SA, qui était
la filiale opérationnelle du Réseau lac de Bienne et dont
nous étions le principal actionnaire, à dû se déclarer en
faillite. Tous les efforts déployés pour garantir le sauvetage financier de cette entreprise, qui contribuait à l’entretien écologique du paysage de la région, ou préserver
au moins une partie de ses activités sont restés vains.
Loin de se laisser abattre, notre association et la
fondation du même nom ont cherché activement des
solutions afin d’assurer un avenir à l’entretien écologique
du paysage. Force nous fut cependant d’admettre que
les structures nécessaires à la coordination de ces activités dépassent largement nos capacités en personnel.
La fin d’Action paysage a aussi clairement prouvé que les
moyens financiers du Réseau lac de Bienne sont limités.
L’organe de coordination Nature et paysage du
Réseau des communes seeland.biel/bienne et le service
Promotion de la nature de l’Office cantonal de l’agriculture
et de la nature ont désormais pris les choses en main
et se chargent de combler le vide créé par la disparition
d’Action paysage. La rive nord du lac de Bienne pourrait en
outre bénéficier des activités du Parc régional Chasseral.
Lignes directrices remises en question
Compte tenu des changements intervenus ces dernières
années, le comité a tenu à vérifier la pertinence des lignes
directrices de notre association. Ces lignes directrices
mentionnent la responsabilité conceptuelle d’un programme d’occupation qui favorise l’entretien du paysage
et élabore ses propres offres dans le domaine de l’éducation à l’environnement, afin de sensibiliser enfants et
adolescents à la protection du paysage. La faillite d’Action
paysage a privé le premier point de sa raison d’être.
Quant à la deuxième tâche, elle est assumée par l’École
Nature See Land, qui a été créée spécialement à cet effet
il y a des années et qui bénéficie de notre soutien.
Même si l’essentiel des lignes directrices de notre organisation de protection et leurs pôles d’activité restent
d’actualité, il importe de vérifier et de redéfinir en partie
leur mise en œuvre.
En suivant, en tant que président, les débats suscités
et qui se poursuivent encore, j’ai eu une impression de
déjà-vu. Avant sa fusion avec la Société pour la protection
des rives du lac de Bienne (SPR), la seconde organisation
dont nous sommes issus, l’Association des amis du lac
de Bienne (AAB), ne disposait pas non plus d’une entreprise pour concrétiser ses idées ni ne proposait un programme d’éducation à l’environnement à la jeunesse ni
ne bénéficiait du soutien, alors généreux, des fonds
SEVA.
Depuis la fusion de nos deux précurseurs, bien des
choses ont évolué en matière de protection du paysage.
Le comité a dès lors entrepris, lors d’une retraite, de faire
le point de la situation: il a repris les différents éléments
des lignes directrices et évalué les points forts et les faiblesses de notre association.
Nous souhaitons maintenir certains axes. À cet effet,
nous prévoyons par exemple d’élargir l’éventail thématique de nos conférences et excursions. Il s’agira de
conserver les thèmes actuels (eaux, pêche et archéologie),
mais d’en ajouter d’autres qui reflètent nos grandes
priorités. Nous pensons notamment aux domaines
suivants: protection du paysage, préservation de la biodiversité, viticulture, histoire de l’habitat et patrimoine
bâti.
Nous envisageons également de susciter, de récompenser et de promouvoir davantage de travaux et de
projets dans la région, qui correspondent aux objectifs
de notre association ou qui contribuent à les réaliser de
manière originale. Les préparatifs de ces activités étant
encore en cours, je ne suis pas en mesure de vous fournir
des détails, mais de plus amples informations suivront
prochainement.
Procédures participatives
Comme par le passé, le Réseau lac de Bienne a pris part
à plusieurs procédures participatives en 2022.
Stratégie d’irrigation pour le Grand-Marais: Dans notre
prise de position, nous avons souligné que l’exploitation
de futures sources d’approvisionnement en eau doit
tenir compte des aspects écologiques. Il convient ainsi
de privilégier des prélèvements qui auront un impact
minimal sur les habitats aquatiques et terrestres. À nos
yeux, il importe surtout d’assurer un pilotage efficace de
l’irrigation et d’économiser au maximum l’eau disponible.
Une fois que les glaciers auront fondu, sous l’effet du
réchauffement climatique provoqué par l’homme, même
l’agriculture du Seeland ne pourra compter que sur des
ressources en eau limitées. Il faut donc promouvoir
une production durable et adaptée au site, soit une agriculture qui mise davantage sur des végétaux nécessitant
moins d’eau et résistant mieux à la sécheresse.
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Coins grillade officiels sur l’île Saint-Pierre: À ma grande
satisfaction, le service Promotion de la nature du canton
de Berne a consulté le Réseau lac de Bienne avant même
le dépôt d’une demande de bâtir. Nous avons pu soutenir pleinement le projet et avons uniquement posé des
questions concernant l’entretien des lieux.
Plan forestier régional du Seeland: Notre prise de position concernant ce projet de planification ne s’est pas
limitée au Seeland et a donc débordé du cadre régional.
Nous pensons que les sécheresses et les orages violents,
qui vont se multiplier avec le changement climatique,
marqueront durement nos forêts. Il nous paraît donc
souhaitable d’accroître l’exploitation du bois, afin d’éclaircir les forêts et d’augmenter ainsi leur biodiversité.
Valorisation du principal canal de Kallnach: Ce projet
de renaturation remonte à des travaux préparatoires
auxquels l’AAB avait déjà pris part. Depuis, il a sensiblement gagné en qualité. À notre avis, le projet forme
désormais un ensemble équilibré, qui tient compte non
seulement des impératifs écologiques, mais aussi des
loisirs de proximité. Se distinguant par son envergure,
il promet en outre d’apporter une plus-value considérable
à l’environnement. Cette remarque vaut notamment
pour les mesures destinées à valoriser les habitats aquatiques.
Revitalisation des rives lacustres – planification: Le lac
de Bienne étant ce qu’il est, cette planification stratégique
risque de nous occuper encore longtemps. Selon la loi
sur les rives des lacs et des rivières (LRLR), il incombe aux
communes de planifier les rives et de réaliser les projets.
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Et ces projets devraient comprendre non seulement
des chemins de rive, mais aussi des espaces libres et des
paysages riverains proches de l’état naturel. Or, il nous
semble que ce dernier point a été un peu négligé. Les
efforts visant à renaturer les rives des lacs devraient à
notre avis distinguer clairement entre intérêts particuliers
et respect des réserves naturelles. Il importe notamment
d’examiner les utilisations privées en zones protégées
et sur des parcelles appartenant à l’État et d’évaluer
leurs inconvénients. Les renaturations visent en effet en
priorité les parcelles qui sont propriété des communes
ou du canton.
Une vision d’avenir pour la région de Bienne
Pour ce qui est du contournement routier de Bienne,
un groupe de réflexion réunit désormais des représentants des diverses organisations et groupes d’intérêts
ayant d’emblée pris part aux débats. Ce groupe a été mis
sur pied pour suivre l’application des recommandations
issues du processus de dialogue. Bien que le projet
initial ait été abandonné, le fossé entre ses partisans et
ses opposants reste profond. Représentant le Réseau
lac de Bienne au sein du groupe de réflexion, j’ai surtout
noté l’absence de volonté de collaborer et de tirer ensemble à la même corde. Les associations économiques
s’étant retirées du groupe, poursuivre le travail avec les
groupements restants m’a paru inutile. Jusqu’à nouvel
avis, le Réseau lac de Bienne s’est donc également retiré
des discussions.
Le processus de dialogue au sujet de l’Axe ouest de
l’A5 a débouché sur une vision, basée sur un large
consensus, pour l’avenir de la ville et de la région de
Bienne. Nous avons suggéré au Réseau de communes
seeland-biel/bienne de doter chaque commune d’une
organisation qui sera chargée d’élaborer une vision
d’avenir pour les paysages riverains du lac de Bienne, ce
travail devant bien entendu s’effectuer en collaboration
étroite avec les communes. Comme ce fut le cas lors
du processus de dialogue, il serait souhaitable qu’un
organisme faîtier assure la coordination. Cette tâche
dépasse cependant les compétences d’une organisation
régionale de protection.
Réorganisation d’Aqua Viva
Dans le cadre de sa réorganisation, Aqua Viva a nettement réduit la taille de son comité. À l’avenir, notre
organisation faîtière au niveau suisse souhaite néanmoins devenir plus présente aux côtés de ses membres
collectifs. Outre ses assemblées ordinaires, Acqua Viva
prévoit par exemple d’organiser des rencontres de ses
membres, réunis au sein d’«arrondissements des eaux».
J’ai pris part à la création de notre arrondissement des
eaux et ai ainsi eu l’occasion de participer à une rencontre
suisse des organisations de protection, qui a été consacrée à la revitalisation des eaux. Lors de la visite organisée
sur le site revitalisé qui entoure la centrale de Hagneck,
les participants ont estimé que ce projet supra-régional
fort réussi était appelé à faire école.
Merci de votre soutien
Chaque année, nous sommes heureux de constater que
des membres arrondissent généreusement leurs cotisations. À nos yeux, ils se disent ainsi satisfaits du travail
fourni par le comité. Je tiens à remercier ces membres
généreux, mais aussi toutes les personnes qui œuvrent
avec nous pour un développement durable de la région
de Bienne. Mes remerciements s’adressent en particulier
aux membres du comité, qui accomplissent un travail
énorme à titre bénévole afin de réaliser les objectifs de
notre association.
Adrian Jakob, biologiste et président
de l’association Réseau lac de Bienne
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Die Parzellen der Stiftung Netzwerk Bielersee
Vom Schutz des öffentlichen Seezugangs
zur Förderung der Biodiversität
Die Stiftung Netzwerk Bielersee ist 2007 zeitgleich
mit unserem gleichnamigen Verein entstanden.
Sie kümmert sich im Wesentlichen um den Landbesitz
der Vorgängerorganisation Verein Bielerseeschutz (VBS).
Ihre insgesamt 14 Parzellen rund um den See sind
zum Teil bereits vor Jahrzehnten gekauft worden, um
der breiten Öffentlichkeit den Uferzugang zu sichern.
Weil sich inzwischen die Gemeinden um dieses Anliegen kümmern müssen, stehen heute andere Ziele im
Vordergrund. Dazu gehören insbesondere die ökologische Aufwertung und regelmässige Pflege der Landparzellen zur Förderung und Erhaltung der Biodiversität.
Es ist ein früher Sommermorgen, die Sonne ist bereits
aufgegangen und taucht Gräser und Büsche im Ried
oberhalb von Ligerz in ein schönes Licht. Ich gehe durchs
feuchte Gras, vorbei an einer Infotafel, hinauf zu den
gepflanzten Obstbäumen, betrachte seltene Gräser und
Pflanzen und geniesse die wunderbare Aussicht auf See,
Mittelland und Alpen.
Ich befinde mich hier auf einer der insgesamt vierzehn Parzellen, die heute Eigentum der Stiftung Netzwerk
Bielersee sind. Als Landbesitzerin will sie ihre Verantwortung wahrnehmen und die Parzellen ökologisch
aufwerten und auch regelmässig pflegen. Dies hat sich
die Stiftung Netzwerk zu einer ihrer Hauptaufgaben
gemacht.
Geschichtlicher Rückblick
Angefangen hat der Landerwerb mit dem 1933 gegründeten Verein Bielerseeschutz (VBS). Als Gründungsmitglied der SEVA-Lotterie verfügte diese Vorgängerorganisation des heutigen Netzwerks Bielersee über ein
erhebliches Vermögen. Eines der wichtigen VBS-Ziele
bestand vor Jahrzehnten darin, der breiten Öffentlichkeit
den Zugang zu den Seeufern zu gewährleisten. Deshalb
hat der Verein damals mehrere Parzellen rund um den
Bielersee erworben. So gelangten unter anderem der
Strandboden Ipsach, der Strandplatz Sutz, das Sportareal
in Mörigen, der Strandboden Lüscherz sowie die Seeparzellen bei der Schiffländte in Tüscherz und die Seematte
Funtelen in den Besitz des Vereins.
Dieses ursprüngliche Ziel wandelte sich im Lauf der
Zeit. 1982 nahm die Stimmbevölkerung des Kantons Bern
die Volksinitiative für ein Gesetz über freie See- und
Flussufer an. Damit konnten die Seegemeinden in der
Folge Uferschutzpläne erstellen und Uferwege sowie
Freiflächen festlegen. Der Zugang zum See war dadurch
erst einmal gesichert und fortan nicht mehr das Hauptziel
des VBS. Deshalb wurden Parzellen wie das Sportareal
Mörigen und der Strandboden Sutz an die Standortgemeinden verkauft.
2007 schlossen sich der VBS und die Interessengemeinschaft Bielersee (IGB) zum heutigen Verein Netzwerk
Bielersee zusammen. Zusätzlich gründeten sie die
Stiftung Netzwerk Bielersee. Ihr wurden denn auch
sämtliche Parzellen des vormaligen VBS übertragen.
In den letzten 15 Jahren kamen weitere Grundstücke als
Legat dazu – so das Obers Ried in Ligerz sowie zwei
Parzellen am Heideweg, der die St. Petersinsel mit dem
Festland bei Erlach verbindet. Schliesslich kam 2022
aus einer Erbschaft noch ein Teil der Feldwegräbe –
die sogenannte Gnägimatte – in Alfermée dazu.
Die Parzelle Ried
von oben mit Blick
auf den Bielersee.
13
Parzelle
Südlicher Chapf
mit Trockenmauern
und Blauem
Wiesensalbei.
Zugang
der Parzelle Ried
mit Infotafel.
14
Parzellen der Stiftung Netzwerk
Grösse in m2
Ortsbezeichnung
Gemeinde
Fuchsene
Biel
996
Ökologisch bewirtschaftet und aufgewertet
Vogelsang
Twann-Tüscherz
843
Ökologisch bewirtschaftet und aufgewertet
Ufbruch
Twann-Tüscherz
972
Ökologisch bewirtschaftet und aufgewertet
Underi Läntiräbe
Twann-Tüscherz
526
Alfermée, Strandweg 135
Twann-Tüscherz
1155
Alfermée, Strandweg
Twann-Tüscherz
234
Funtele
Twann-Tüscherz
1621
Alfermée, Feldwegräbe
(Gnägimatte)
Twann-Tüscherz
743
Südlicher Chapf
Twann-Tüscherz
1840
Obers Ried
Ligerz
3366
Ökologisch bewirtschaftet und aufgewertet
Heideweg, St. Petersinsel
Twann-Tüscherz
6546
Ökologisch bewirtschaftet und aufgewertet
Heideweg, St. Petersinsel
Twann-Tüscherz
1798
Strandboden
Lüscherz
5128
Ipsach Strandweg
Ipsach
2429
Regelmässige Pflege
und ökologische Aufwertung
Ab den 1990er-Jahren bis 2007 hat das frühere Arbeitswerk des VBS die Pflege und Aufwertung der Parzellen
sichergestellt. Nach 2007 erfolgte die Ausgliederung
dieses Werks für soziale Integration als eigenständige
Aktiengesellschaft in Form der Landschaftswerk BielSeeland AG. Dieser selbständige Betrieb hat die anspruchsvollen Pflegearbeiten auf den Stiftungsparzellen
mit seinen Arbeitsgruppen und Fachleuten weitergeführt
und damit nicht zuletzt einen unschätzbaren Beitrag
an die heute von allen Seiten geforderte Biodiversität
geleistet. Leider sah sich das Landschaftswerk anfangs
2022 gezwungen, seine Bilanzen zu deponieren und
den Konkurs anzumelden.
Zustand
Ökologisch bewirtschaftet und aufgewertet
Ökologische Aufwertung geplant
Ökologisch bewirtschaftet und aufgewertet
Ökologisch bewirtschaftet und aufgewertet
Aus diesem Grund musste die Stiftung Netzwerk
ziemlich rasch neue Lösungen für die Betreuung der
aufwändigen Arbeiten suchen und hat sie mit einer neu
geschaffenen Firma für Landschaftspflege auch gefunden.
Die beiden Firmengründer und ehemaligen Mitarbeiter
des Landschaftswerks konnten die Parzellenpflege dank
ihrem Fachwissen nahtlos weiterführen und so die
Kontinuität garantieren. Zudem zieht die Stiftung nach
Bedarf Landwirte bei, die zum Beispiel das Mähen der
Parzellen übernehmen.
Die jährlichen Kosten der Pflegemassnahmen belaufen sich für die Stiftung auf 15 000 bis 20 000 Franken,
wobei auch der Kanton Bern einen Beitrag an die Pflege
leistet. Anhand von drei Beispielen zeigen wir hier auf,
was die regelmässige Pflege und ökologische Aufwertung
der Parzellen konkret bedeutet.
Strandboden
Lüscherz mit
parkierten Autos
im Jahr 2016.
Die begrünte
Strandparzelle
ohne Parkplatz
im Jahr 2021.
15
Strandboden
Lüscherz mit neu
geschaffenen
Amphibienteichen.
16
Strandboden Lüscherz
Das südliche Ende der bis 2019 regelmässig gemähten
Parzelle wurde jahrelang widerrechtlich als Parkplatz für
Autos genutzt. Doch dann kam Bewegung in die Sache.
Die Abteilung für Naturförderung (ANF) des Kantons Bern
als Auftraggeber suchte eine geeignete Landparzelle
am Bielersee, um neue Lebensräume für Amphibien
schaffen zu können. Die Stiftung Netzwerk stellte dafür
ihre Strandparzelle in Lüscherz zur Verfügung und liess
als erstes den illegalen Parkplatz aufheben. Das alte
Erdreich wurde abgetragen und entsorgt und neuer
Humus aufgeschüttet. Anschliessend lichtete man die
bestehende Hecke aus und begrünte die ehemalige
Parkfläche (Foto Seite 15).
Unter Federführung des ehemaligen Landschaftswerks Biel-Seeland liess sich das Projekt der Amphibienteiche verwirklichen und im August 2021 mit geladenen
Gästen offiziell einweihen. Dabei haben Mitgliederspenden des Vereins Netzwerk Bielersee, Beiträge der
gleichnamigen Stiftung sowie Zuwendungen von Bund
und Kanton (ANF) das Vorhaben finanziert.
Vor der ersten Juragewässerkorrektion im 19. Jahrhundert bot die damals vorherrschende Sumpflandschaft
ideale Lebensräume für Amphibien. Ihre typischen
Habitate verschwanden durch das Jahrhundertbauwerk
allerdings fast vollständig. Heute sind rund 70 Prozent
aller heimischen Arten gefährdet. Dies ist Grund genug,
vernetzte Lebensräume zu schaffen, um seltenen Arten –
wie etwa der Gelbbauchunke – wieder ein neues Zuhause
zu geben. Heute findet man neben zusammenhängenden
Tümpeln auch aufgeschichtete Stein- und Asthaufen,
die den Tieren Rückzugsmöglichkeiten bieten. Es ist dies
ein konkreter Beitrag zur Förderung der Biodiversität
(Foto oben).
Obers Ried Ligerz
Eine der am schönsten gelegenen Stiftungsparzellen
befindet sich im Ried oberhalb von Ligerz. Zusammen
mit zwei weiteren Parzellen am Heideweg, der zur
St. Petersinsel führt, wurde sie der Stiftung als Legat
vermacht. Einmal pro Jahr wird die Fläche von den
verantwortlichen Fachleuten gemäht. Dabei lassen sie
einen Teil der Vegetation bewusst stehen, damit einheimische Wildblumen und Gräser absamen können.
Es wurden einige seltene Obstbäume gepflanzt und
Neophyten – wie zum Beispiel das einjährige Berufkraut
oder die Goldruten – bekämpft. Im Frühling 2022 erfolgte
die Montage einer Informationstafel mit dem Hinweis,
die Parzelle nicht zu betreten, um die Natur zu schonen
(Foto Seite 13, 14 unten).
Südlicher Chapf
Die östlich von Twann und oberhalb der Nationalstrasse
A5 und der Reben gelegene Parzelle befindet sich zum
Glück etwas abseits der Touristenströme. Im Frühling
2022 konnte die Stiftung den SBB den südlichen Chapf
als Ersatzstandort für Aspisvipern zur Verfügung stellen.
Im Rahmen der Bauarbeiten für das geplante Ostportal
des Bahntunnels beim Fischereistützpunkt Bipschal
hatten die SBB die Auflage, geschützte Tiere umzusiedeln.
Den damit beauftragten Fachleuten ist es gelungen,
27 Schlangen und 3 Blindschleichen erfolgreich im südlichen Chapf anzusiedeln. Im neuen Lebensraum mit
seinen Trockenmauern und den neu geschaffenen Steinhaufen werden sie sich hoffentlich wohlfühlen. Dazu ist
eine Erfolgskontrolle geplant. Eine Informationstafel
weist am Standort auf die Präsenz von Schlangen und
seltenen Pflanzenarten hin (Foto Seite 14 oben).
Biodiversität zu erhalten und zu fördern ist ein anstrengender und aufwändiger Prozess, der einen langen Atem
und die entsprechenden finanziellen Mittel erfordert.
Auch wenn wir uns über die Wirkung unserer Arbeit
keine Illusionen machen, stellt sie doch einen wertvollen
Mosaikstein dar, dessen Wirkung sich erst im Zusammenspiel mit gleichgesinnten Partnern zu einem hoffnungsvollen Gesamtbild fügt.
Biodiversität ist ein Gebot der Stunde
Wie sieht die Zukunft aus?
Der Kanton Bern hat in seinem Biodiversitätskonzept
festgelegt, wie er die Strategie und den Aktionsplan Biodiversität Schweiz umsetzen will, um die Artenvielfalt
von Flora und Fauna zu verbessern. Wie die Zustandserhebungen des Bundesamtes für Umwelt (BAFU) zeigen,
ist der Zustand der Biodiversität in der Schweiz unbefriedigend. «Die Hälfte der Lebensräume und ein Drittel
der Arten sind bedroht», schreibt das Amt auf seiner
Webseite. «Mit dem Rückgang der Artenvielfalt ist auch
genetische Vielfalt verloren gegangen. Die Verluste halten
auf allen drei Ebenen der Biodiversität an (Lebensräume,
Arten, genetische Vielfalt, Wechselwirkungen).»
So gesehen handelt es sich bei den ökologischen
Ausgleichsflächen in der Schweiz und im Kanton Bern
lediglich um Restflächen, die es dringend auszubauen
und zu vernetzen gilt. Aufgrund der vielfältigen Ökosystemleistungen trägt die Biodiversität nämlich nicht
zuletzt zum Klimaschutz und zum Überleben der
Menschheit bei.
Die Stiftung Netzwerk Bielersee will dazu auf einem
grossen Teil ihrer Parzellen einen Beitrag leisten. Die
Was in den 1990er-Jahren begonnen hat, zeitigt dank
dem Einsatz aller involvierten Stellen über zwanzig
Jahre später erste Erfolge. Wenn sich die Kontinuität der
Pflege und Aufwertung dieser Stiftungsparzellen nicht
garantieren lässt, könnte die jahrelange Aufbauarbeit
aber schnell wieder zunichte gemacht werden. Glücklicherweise hat die Stiftung für diese Kernaufgaben eine
professionelle Nachfolge gefunden, die auf eine fachmännische Begleitung durch die kantonale Abteilung
für Naturförderung zählen kann. Die Stiftung wird auch
in Zukunft versuchen, Beiträge des Kantons zur Förderung der Biodiversität und Landschaftsqualität geltend
zu machen. Obwohl sie nur einen Teil der wiederkehrenden Kosten decken, sind sie doch wertvolle Zuschüsse
an unsere Aufwendungen. Das Vermögen der Stiftung
ist nach wie vor Garant für eine Fortführung der Pflege
dieser dringend benötigten ökologischen Ausgleichsflächen und zur Erhaltung der Artenvielfalt.
Peter Meier, Vizepräsident
der Stiftung Netzwerk Bielersee
17
Weiträumige Verschmutzung des Grundwassers
im bernischen Seeland
Eine jahrzehntelange Abfolge von Pleiten,
Pech und Pannen
Fast alle Gemeinden im Kanton Bern setzen für ihre
Trinkwasserversorgung auf Grundwasser aus der
jeweiligen Region. Die Städte Biel und Nidau sind diesbezüglich Ausnahmen und werden es mit dem Bau
eines neuen Seewasserwerks in Ipsach auf Jahrzehnte
hinaus auch bleiben. Denn die reichhaltigen Grundwasservorkommen in den ehemaligen Schwemmgebieten
der Aare sind seit den 1960er-Jahren grossräumig mit
unerwünschten Fremdstoffen verschmutzt. Hauptgründe dafür sind früher in grossen Mengen entsorgte
Schlammabwässer der Zuckerfabrik Aarberg, chlorhaltige Fettlösungsmittel aus dem GZM-Extraktionswerk
in Lyss, unzählige mit Abfällen verfüllte Kiesgruben,
Nitratauswaschungen aus landwirtschaftlich intensiv
genutzten Ackerflächen und hohe Einträge von Pestizidrückständen wie Chlorothalonil. Der fehlende Ressourcenschutz entpuppt sich im Rückblick als unsägliche
Abfolge von Pleiten, Pech und Pannen.
Am Bielerseeufer in Ipsach sind seit Monaten schwere
Baumaschinen am Werk. Hier will der Energie Service Biel
(ESB) wohl im kommenden Jahr sein neues Seewasserwerk in Betrieb nehmen. Das künftige Innenleben der
Anlage zeugt von den Wundern der modernen Technik
im Bereich der Wasseraufbereitung. Denn im Vergleich
zum Grundwasser, das im Kanton Bern vielerorts ohne
jegliche Aufbereitung ins Netz eingespeist werden kann,
ist das Rohwasser aus dem See von einer deutlich geringeren Qualität. Nüchtern betrachtet ist der Bielersee
nämlich ein Sammelbecken, über das rund ein Fünftel
der schweizerischen Landesfläche entwässert wird.
Was im Berner Oberland, an den Ufern der Saane, in
den Orbe- und Broye-Ebenen oder im St. Immer-Tal ins
Wasser gelangt, landet in stark verdünnter Form meist
irgendwann auch im Bielersee: Abgeduschtes Diclofenac
aus Rheumasalben, Röntgenkontrastmittel aus Spitälern
und Arztpraxen, Koffein, Kokain und Antibiotika aus dem
Abwasser oder von Feldern abgeschwemmte Pestizide
finden ihren Weg über die Zuflüsse in den Bielersee.
Verglichen mit den grossen Oberländer Seen sind seine
Fremdstoff-Belastungen denn auch mit Abstand am
höchsten.
Die Trinkwassergewinnung aus
Grundwasser
ist im Seeland
seit Jahrzehnten
durch eine Vielzahl
von Verschmutzungsquellen
bedroht.
Mehrfachfilter nach allen Regeln der Kunst
Weil man diesen Cocktail der breiten Bevölkerung
schlecht als wichtigstes Lebensmittel vorsetzen kann,
wird das dem Bielersee entnommene Rohwasser künftig
ein mehrstufiges Reinigungsverfahren durchlaufen.
Zuerst eliminiert eine Grobfiltration alle störenden Partikel. Die nachfolgende Membrananlage nimmt eine
Ultrafiltration vor, die Feinstoffe, Mikroorganismen und
Viren auf physikalische Art entfernt. Danach erfolgt eine
Teilstrombehandlung durch Umkehrosmose, die polare
Spurenstoffe – wie etwa Röntgenkontrastmittel – reduziert. Alsdann werden unerwünschte gelöste Stoffe im
Wasser durch Zugabe des sehr reaktiven Gases Ozon
oxidiert, was gleichzeitig einer Desinfektion gleichkommt.
In der Folge perfektioniert Wasserstoffperoxid diese
Behandlung, und allenfalls verbleibende Mikroverunreinigungen werden in einer weiteren Filtration von biologisch-adsorptiver Aktivkohle zurückgehalten. Mit einer
regulierten Sodadosierung lässt sich auch der angepeilte
pH-Wert des Trinkwassers regulieren, und die Bestrahlung mit ultraviolettem Licht sorgt schliesslich für die
Enddesinfektion. Der ESB verspricht, das Verfahren biete
sowohl Lösungen für aktuelle Belastungen des Seewassers – so etwa durch das im Seeland stark verbreitete
und mittlerweile verbotene Pestizid Chlorothalonil – als
auch für zukünftige Kontaminationen.
19
Bedeutende Grundwasservorkommen
Doch weshalb dieser immense Aufwand, wo das Berner
Seeland in unmittelbarer Nähe doch flächen- und mengenmässig über eines der bedeutendsten Grundwasservorkommen im Kanton verfügt? In den sandigen und
kiesigen Lockergesteinen, welche die Aare unterhalb von
Aarberg nach der letzten Eiszeit im riesigen Südbecken
des ehemaligen Solothurnersees abgelagert hat, befindet
sich heute ein gut durchlässiger Grundwasserleiter. In
seiner Kernzone zwischen Kallnach und Kappelen weist
dieser Fächer 20 bis 30 Meter mächtige, grobkörnige
Ablagerungen auf, in denen grosse Mengen an Grundwasser zirkulieren. Dabei wirkt der Hagneckkanal als
hydraulische Barriere, die den Grundwasserstrom in ein
nördliches und in ein südliches Vorkommen mit gegenteilig verlaufender Strömungsrichtung unterteilt. Je nach
der Nähe zur Aare wird das Grundwasser entweder
mehrheitlich durch infiltrierendes Flusswasser gespeist
oder erneuert sich durch die natürlichen Niederschläge.
Im Nordteil erstrecken sich die grobkörnigen und gut
durchlässigen Ablagerungen bis auf die Höhe von Studen
und Busswil. Im Südteil treten diese sauberen Kiesschichten bis in die Gegend von Finsterhennen und
Fräschels auf. Mit zunehmender Entfernung vom Schüttungszentrum der Aare nimmt der Kiesanteil im Untergrund ab, bis schliesslich im Grossen Moos südlich
von Müntschemier praktisch nur noch siltige Feinsande
auftreten.
Verletzlichkeit durch geringe Flurabstände
Im Gewässerschutzlabor
des Kantons Bern
werden die im
Seeland entnommenen Grundwasserproben auf
Schadstoffe
untersucht.
20
Ein erheblicher Nachteil der ergiebigen Grundwasservorkommen im Seeland ist ihre relativ geringe Überdeckung.
Zwischen den oft landwirtschaftlich genutzten Oberflächen und dem oberen Grundwasserspiegel betragen
die Flurabstände vielerorts nur 0,5 bis 2 Meter. Nach
Starkniederschlägen – mit steigendem Wasserstand im
Untergrund – können sie sich nochmals um etwa einen
halben Meter verringern. Die Mächtigkeit und Beschaf-
Ablagerungsstandorte
im Untersuchungsgebiet
Ablagerungsstandort
Projektperimeter
entspricht GW-Vorkommen
entspricht nicht
GW-Vorkommen
Grundwasservorkommen
fenheit dieser Deckschichten spielt eine entscheidende
Rolle beim Rückhalt und Abbau von Schadstoffen in den
obersten Bodenschichten. Unerwünschte Substanzen,
die zum Beispiel über Depositionen aus der Atmosphäre
oder die landwirtschaftliche Bewirtschaftung ins Grundwasser gelangen können, werden dadurch nur unzureichend ausgefiltert und eliminiert.
«Ein durchwegs geringer Grundwasser-Flurabstand
und geringmächtige Deckschichten sind der Grund für
die hohe Empfindlichkeit des Grundwassers gegenüber
Belastungseinträgen», stellte der Hydrogeologe Ronald
Kozel bereits 1992 in seiner Dissertation fest. Die an der
Universität Neuenburg eingereichte Arbeit ging am
Beispiel von Worben schon damals der Erfassung organischer Spurenbelastungen durch Pflanzenbehandlungsmittel in oberflächennahen Lockergesteins-Grundwässer
nach. «Zunehmend hohe Nitratgehalte werden infolge
der wachsenden Intensivierung der Landwirtschaft
verbreitet beobachtet», schrieb der später für das Bundesamt für Umwelt tätige Fachmann in seiner Untersuchung.
«Besonders hohe Dünger- und Pflanzenbehandlungsmittelmengen kommen in den Container-Baumschulanlagen und landwirtschaftlichen Intensivkulturen in
unmittelbarer Nachbarschaft des Horizontalfilterbrunnens
von Worben zum Einsatz.»
Bereits zu dieser Zeit wurden die in der Schweiz gültigen
Toleranzwerte für Trinkwasser in der Umgebung dieser
Fassung durch 13 Pflanzenbehandlungsmittel-Wirkstoffe
oder ihre Abbauprodukte überschritten.
Zahlreiche Brunnenvergifter
Doch die Landwirtschaft ist im Seeland längst nicht der
einzige Brunnenvergifter. «Das Grundwasservorkommen
Seeland gehört in qualitativer Hinsicht zu den eher
problematischeren Vorkommen des Kantons Bern», hielt
das damalige Wasserwirtschaftsamt des Kantons Bern
2004 in einem Fachbericht fest. «Mit Ausnahme des
Bereichs um den Hagneck-Kanal sind die Standorte mit
einer einwandfreien Grundwasserqualität wenig häufig.»
Deshalb seien auch nur 18 Prozent der Gebietsfläche
vorbehaltlos für die Trinkwassernutzung geeignet.
So weisen vor allem im Südteil weite Bereiche stark
organische Böden auf. Hier wird das Sickerwasser bei
der Bodenpassage reduziert, was im Grundwasser eine
unerwünschte Sauerstoffarmut verursacht.
Altlasten der Zuckerfabrik Aarberg
Nördlich von Aarberg ist die unterirdische Ressource
primär durch die bis 1963 betriebenen Sickerbecken und
Deponieteiche der Zuckerfabrik Aarberg qualitativ stark
beeinträchtigt. Während Jahrzehnten deponierte die
Firma entlang der Alten Aare ihren Rübenschlamm und
liess dort auch organisch extrem belastetes Abwasser ungereinigt im Boden versickern. Diese Entsorgungspraxis
wurde von den Behörden toleriert, wobei die Einwohnergemeinde Aarberg und die Burgergemeinde Kappelen
der Zuckerfabrik dafür sogar mehrere Pachtparzellen zur
Verfügung stellten.
Als Folge der damit einhergehenden Brunnenvergiftung mussten die Gemeinden Biel und Lyss günstig
betriebene Grundwasserfassungen im betroffenen
Verschmutzungsgebiet bei Worben und Schachen in
den 1960er-Jahren aufgeben. Als Ersatz bauten sie in
Gimmiz – zwischen Walperswil und Aarberg – neue
Pumpbrunnen und verklagten die Betreiber der Zuckerfabrik 1966 auf Schadenersatz. Der Rechtsstreit zwischen
der öffentlichen Hand und einem Betrieb unter Kontrolle
der öffentlichen Hand dauerte 15 Jahre und endete 1981
vor Bundesgericht mit einem Vergleich. Statt der geforderten 24 Millionen Franken erhielten Biel und Lyss –
unter Zähneknirschen – schliesslich eine Entschädigungssumme von gut 4,6 Millionen zugesprochen.
Damit war die Geschichte jedoch nur rechtlich bereinigt, wie dem 2004 vom Kanton veröffentlichten Fachbericht «Grundlagen für Schutz und Bewirtschaftung
der Grundwasser des Kantons Bern» zu entnehmen ist.
In Bezug auf die ehemaligen Deponien und Sickerteiche
der Zuckerfabrik Aarberg steht da: «Der noch heute anhaltende mikrobielle Abbau von organischem Material
führt zu stark reduzierenden Bedingungen im Grundwasser.» Dadurch enthält die Ressource praktisch keinen
gelösten Sauerstoff, Nitrat wird in Ammonium und gesundheitsgefährdendes Nitrit umgewandelt, Eisen und
Mangan liegen in reduzierter und damit wasserlöslicher
Form vor, der Gehalt an organischem Kohlenstoff ist hoch,
und aufgrund der Sulfatreduktion ist sogar Schwefelwasserstoff nachweisbar. Die Wasserfachleute des Kantons
kamen denn auch zu einem eindeutigen Fazit: «Das
Grundwasser ist stark belastet und weder für Trinkwassernoch zu Brauchwasserzwecken geeignet.» Auch im
Abstrom der ehemaligen Schlammdeponien und Sickerteiche dehnt sich der Verschmutzungsherd beidseitig
der Alten Aare weiter nach Nordosten aus, so dass hier
ebenfalls keine Nutzungen mehr in Frage kommen.
Die Zuckerfabrik
Aarberg hat
die ergiebigen
Grundwasservorkommen
entlang der
Alten Aare auf
Jahrzehnte hinaus
massiv belastet.
21
Spuren der Schlachtabfallverwertung
In der Industriezone im unteren Dorfteil von Lyss sind
die Einflüsse der Schlammablagerungen durch die
Zuckerfabrik weniger ausgeprägt, doch dominieren hier
Schadstoffeinträge aus anderen belasteten Standorten
und durch die industrielle Nutzung. Jahrzehntelang
sorgte dabei das Extraktionswerk der GZM für Probleme,
in dem Schlachtabfälle und Tierkadaver zerkleinert,
sterilisiert und zu Fett und Tiermehl verarbeitet werden,
die dann als Brennstoffe dienen.
Zwischen 1964 und 1983 hat die Firma der Zentralschweizer Metzgermeister im Industriegebiet Nord von
Lyss über 5000 Tonnen des chlorierten Fettlösungsmittels
Tetrachlorethen (PER) eingesetzt, um das tierische Fett
aus den zermahlenen Fleischabfällen zu gewinnen.
Dabei lagerte man das anfallende Gemisch aus chlorierten Kohlenwasserstoffen, verschmutztem Wasser und
tierischen Rückständen zur späteren Rückgewinnung des
PER in betonierten Abscheidebecken. Deren Unterkante
reichte etwa einen halben Meter unter den Grundwasserspiegel, wobei den Betreibern nicht klar war, dass die
leichtflüchtige und biologisch schwer abbaubare Chemikalie durch die Betonwände sickern kann und so direkt
ins Grundwasser gelangte. Aus Unachtsamkeit kam es
22
GrundwasserNutzungsmöglickeiten
Trinkwasser
Trinkwasser mit Vorbehalt
Brauchwasser
Übrige Gebiete
Fassungen von
öffentlichem Interesse
Trinkwasserfassung
Notwasserfassung
auch mehrmals zu Ableitungen von PER in Abwasserleitungen, so dass die Lösungsmittel auf diesem Weg
ebenfalls ins Grundwasser gelangen konnten.
Entdeckt wurde der Schaden durch die Grundwasserverschmutzung erst zu Beginn der 1990er-Jahre.
Aufgrund seiner hohen Dichte durchsickerte das leberund nierenschädigende Tetrachlorethen den Grundwasserleiter und reicherte sich schliesslich nach der Kiespassage auf der Felsoberfläche des darunter liegenden
Molasse-Sandsteins an.
Der Standort liegt am Rand eines grossen Grundwasservorkommens im Lockergestein, das an mehreren
Orten für öffentliche Pumpbrunnen genutzt wird. Rund
200 Meter nördlich und abstromwärts beginnt die
Schutzzone S3 von zwei konzessionierten Trinkwasserfassungen der Stadt Biel, die allerdings nur der kurzfristigen Notversorgung dienen. Um das wertvolle Schutzgut
nicht zu gefährden, legte der Kanton als Ziel für die
erforderliche Altlastensanierung einen Toleranzwert von
maximal 10 Mikrogramm pro Liter Wasser (µg/l) für die
Summe der chlorierten Kohlenwasserstoffe fest. Vor der
Intervention lagen die im mutmasslichen Schadenzentrum ermittelten Höchstwerte weit über 1000 µg/l – also
mehr als das Hundertfache über dem Zielwert.
Die aufwändige und 2019 endlich abgeschlossene
Sanierung erstreckte sich über rund 25 Jahre. Sie begann
am ersten Schadstoffherd mit einem Aushub der belasteten Kiesablagerungen bis auf die stark kontaminierte
Felsoberfläche. Dazu musste man in einer umspundeten
Baugrube das Grundwasser absenken und die chlorierten
Kohlenwasserstoffe im abgepumpten Wasser mittels
Aktivkohlefilter und Strippanlage entfernen. Während
dieser Arbeiten kam ein zweiter Schadstoffherd zum
Vorschein, der sich jedoch nicht mehr ausheben liess.
Die Sanierung erfolgte hier deshalb durch eine chemische
Oxidation der chlorierten Lösungsmittel vor Ort, wobei
als Reaktionsmittel Natriumpermanganat zum Einsatz
kam, um das PER zu zerstören. Die jahrelange Behandlung hat schliesslich zu einem massiven Rückgang der
Belastung am eigentlichen Verschmutzungsherd und in
der zirka 600 Meter langen und bis zu 100 Meter breiten
Schadstofffahne geführt.
Abfalldeponien statt Kies
Neben solchen Betriebs- und Unfallstandorten gehen
auch von ehemaligen Abfalldeponien Risiken für die
Grundwasserqualität aus. So weisen die Wasserfachleute
des Kantons Bern etwa auf die Trockenlegung der früheren Aareläufe im Zuge der ersten Juragewässerkorrektion
hin. Dadurch entstanden Vertiefungen, die in der Folge
oft als Deponiestandorte herhalten mussten.
Abfälle landeten aber auch in früheren Kiesgruben,
die noch bis weit in die 1970er-Jahre mit wassergefährdenden Materialien verfüllt wurden. Das Aufräumen
dieser Altlasten ist immer noch in Gang und dürfte im
Seeland noch Jahre dauern.
Beschränkte Wirkung der Schutzzonen
Zwar sind alle bestehenden öffentlichen Trinkwasserfassungen durch Grundwasserschutzzonen abgesichert,
doch deren Wirkung ist beschränkt. Denn ihre Dimensionierung ist hierzulande primär darauf ausgelegt,
Der Wasserturm
bei Gimmiz
entstand in den
1960er-Jahren
als Ersatz für die
von der Zuckerfabrik Aarberg
verseuchten Trinkwasserbrunnen.
Heute bereiten
hier vor allem
schleichende
Belastungen
durch Rückstände
von Pestiziden
Probleme.
23
Früher stammte
das Trinkwasser
der Stadt Biel
grösstenteils aus
der heute nicht
mehr genutzten
Merlinquelle bei
Frinvillier.
Als typischer
Karststandort ist
sie vor allem nach
Starkniederschlägen bakteriellen
Belastungen
ausgesetzt.
krankheitserregende Bakterien und Viren sowie biologisch
leicht abbaubare Stoffe von den Brunnen fernzuhalten.
So gilt zum Beispiel für die wichtige Schutzzone S 2 – bei
Nutzung der maximal zugelassenen Fördermenge – eine
minimale Verweilzeit des Grundwassers von 10 Tagen.
Der Gesetzgeber geht dabei davon aus, dass sich beispielsweise eine bakterielle Verunreinigung in diesem
Zeitraum durch die natürliche Filtration und den biologischen Abbau weitgehend eliminieren lässt. Im Vergleich
mit anderen Staaten ist die Zeitspanne allerdings eher
knapp bemessen und persistentere Stoffe – wie etwa
zahlreiche Pestizide – lassen sich damit erst recht nicht
von den Trinkwasserfassungen abhalten. In dieser Hinsicht dienen die bestehenden Schutzzonen eher dazu,
bei Unfällen eine rechtzeitige Intervention der Behörden
zu ermöglichen – sei es in Form von Stilllegungen
bedrohter Fassungen oder durch das sofortige Einleiten
von Sanierungsmassnahmen.
Schleichende Verschmutzungen
Umfangreiche
Bauarbeiten am
Bielerseeufer
in Ipsach für den
Neubau des Seewasserwerks,
das Biel und Nidau
mit aufwändig
aufbereitetem
Trinkwasser
versorgen wird.
24
Das Hauptproblem geht im Seeland aber heute nicht in
erster Linie von akuten Wasserverunreinigungen durch
Unfälle aus, sondern von den schleichenden Belastungen.
Typisch für unsere Region sind erhöhte Nitratwerte durch
die Ausschwemmung von Nährstoffen als Folge der
ackerbaulichen Nutzung. Geringe Nitratgehalte treten vor
allem beidseits des Hagneckkanals auf, wo die Grundwasservorkommen mehrheitlich von der Aare gespeist
werden.
Mit einem 2007 lancierten Ressourcenschutzprojekt
hat der Wasserverbund Seeland aber auch im weiter
vom Kanal entfernten Fassungsgebiet bei Gimmiz
Erfolge bei der Nitratbekämpfung erzielt.
Dank nitratsenkenden Winterbegrünungen
und einem zunehmenden Anteil
von Naturwiesen im
Zuströmbereich wird
das Kulturland hier inzwischen gewässerschonender
bewirtschaftet als früher, und die Nitratgehalte sind eher
rückläufig.
Einen dicken Strich durch die Rechnung machen den
regionalen Wasserversorgern aber gegenwärtig die erst
vor einigen Jahren entdeckten hohen Belastungen des
Grundwassers mit Rückständen des Fungizids Chlorothalonil. Die geltenden Limiten für Abbauprodukte solcher
Pflanzenschutzmittel werden im Seeland teilweise um
das Zehnfache überschritten. Und weil die im Trinkwasser
unerwünschte Substanz in der Region – etwa beim
Anbau von Zuckerrüben – tonnenweise versprüht wurde
und die Depots der langlebigen Chemikalien weiterhin
im Boden lagern, werden sie trotz einem Anwendungsverbot auf Bundesebene noch für Jahrzehnte ins Grundwasser ausgewaschen.
Der SWG als grosser regionaler Wasserversorger
musste deshalb mehrere Fassungen in der Umgebung
von Worben vorübergehend stilllegen. Trotz aller getroffenen vorsorglichen Massnahmen kommt er nicht um
eine aufwändige Reinigung des Trinkwassers herum,
wenn er die betroffenen Pumpbrunnen auch künftig
nutzen will. Das heisst, auf Kosten der Wasserbezüger
wird da einmal mehr mit Symptombekämpfung ausgebadet, was die Intensivlandwirtschaft der Region mit
ihrem Chemikalieneinsatz
eingebrockt hat.
Beat Jordi,
Journalist BR
Algues bleues: un danger pour l’homme et l’animal
Le risque augmente avec la température de l’eau
Les algues bleues sont naturellement présentes dans
de nombreux lacs bernois, où leur concentration reste
le plus souvent inoffensive. Lorsqu’elles se multiplient
en masse, les substances toxiques qu’elles produisent
peuvent constituer un risque pour l’homme et les
animaux. À l’œil nu, on reconnaît les efflorescences
d’algues bleues à la coloration inhabituelle de l’eau,
qui devient vert intense, bleu-vert ou rouge-rouille.
Les algues forment des traînées ou des tapis qui flottent
à la surface et l’eau est très trouble. Que ce soit par
contact cutané ou, pire, par ingestion d’eau contaminée,
les substances neurotoxiques représentent un grave
danger, en particulier pour les jeunes enfants et certains
animaux, comme les chiens. En raison du changement
climatique, les algues prolifèrent plus souvent en été,
surtout dans les eaux calmes et peu profondes.
En se baignant sur la rive nord du lac de Neuchâtel, entre
l’embouchure de l’Areuse et Colombier (NE), situé plus à
l’est, six chiens ont perdu la vie le même jour durant l’été
2020. Ils ont été victimes d’une neurotoxine, qui peut,
même à faible dose, être mortelle pour les animaux. Cette
toxine est libérée par des algues bleues (ou cyanobactéries)
en décomposition. Ces algues se développent dans les
eaux calmes et peu profondes en cas de fortes chaleurs.
Les cyanotoxines constituent un risque sérieux pour
les chiens et d’autres animaux, car ceux-ci en absorbent
des quantités considérables en buvant l’eau du lac ou
en se léchant pour éliminer les résidus d’algues accrochés
à leur pelage. Chez les quadrupèdes, un contact avec ce
genre de cyanotoxines peut provoquer une production
excessive de salive, des crampes et des tremblements
des muscles. Lorsqu’un chien présente ces symptômes
d’intoxication après une promenade au bord du lac, il faut
consulter un vétérinaire sans attendre.
Symptômes chez l’être humain
Chez l’homme, les cyanotoxines peuvent entraîner les
effets suivants: irritations de la peau et des muqueuses,
conjonctivites, difficultés respiratoires, faiblesses, troubles
de la conscience, paralysies ainsi que vomissements et
diarrhées. Le risque est particulièrement élevé chez les
jeunes enfants, car ils ingèrent (via l’eau ou le sable)
beaucoup de toxines en se baignant ou en jouant dans
les endroits contaminés. Les symptômes sont légers ou
graves selon la quantité absorbée. Quoi qu’il en soit, il
est recommandé de consulter un médecin dès que l’on
soupçonne l’algue bleue.
Après la mort d’un autre chien sur la rive du lac de
Neuchâtel en juin 2022, le canton a appelé la population
à la prudence, tout spécialement les parents de jeunes
enfants et les propriétaires de chiens. Contrairement à
l’été 2020, il n’a toutefois pas fermé des tronçons de plage
ni interdit la baignade.
Conséquence du réchauffement climatique
Si les efflorescences dangereuses d’algues bleues se
multiplient près des berges de nos lacs, ce n’est pas par
hasard. Le phénomène est lié au réchauffement climatique. La tendance à la hausse des températures de l’eau,
un fort ensoleillement et l’abondance de nutriments
(azote et phosphore, p. ex.) favorisent le développement
de la plupart des espèces d’algues.
En Suisse, les algues prolifèrent dès lors principalement à la fin de l’été et après de longues périodes de
fortes chaleurs sans vent. Sous l’effet du changement
climatique, de telles conditions météorologiques peuvent
se présenter jusqu’en automne, mais aussi dès le printemps. Les efflorescences d’algues apparaissent le plus
souvent dans des eaux peu profondes, qui se réchauffent
rapidement.
Certaines algues peuvent également proliférer dans
des eaux calmes plus fraîches. C’est le cas d’une algue
bleue très répandue en suisse, connue sous le nom de
«sang des Bourguignons», qui se contente d’ailleurs
de très peu de lumière. Ses efflorescences apparaissent
souvent en l’espace de quelques jours, pour disparaître
tout aussi vite. Le vent, les vagues et les courants
accumulent ensuite les algues dans les zones abritées
à proximité de la berge. Elles y forment des traînées,
des tapis flottant en surface ou des dépôts. Lorsque ces
Ces traînées pourpres sur les rives
du lac de Hallwil
sont formées par
les filaments d’une
algue bleue toxique parfois appelée «sang des
Bourguignons».
Photo:
Christian Budmiger,
Aesch (LU)
25
amas sont principalement constitués d’algues bleues, la
concentration de cyanotoxines peut atteindre un niveau
qui représente un danger pour la santé des baigneurs
(animaux ou humains).
Campagne de prévention
dans le canton de Berne
Les efflorescences étant souvent limitées dans le temps
et l’espace, il n’est guère possible de prévoir les éventuels
risques. Il importe surtout d’identifier le phénomène
à temps et d’agir avec prudence. L’Office des eaux et
des déchets du canton de Berne a dès lors lancé une
campagne pour sensibiliser la population. Les spécialistes
soulignent que les cyanobactéries sont présentes dans
tous les cours et plans d’eau, mais que leurs efflorescences sont jusqu’ici restées plutôt rares dans le canton.
Elles sont en général plus fréquentes dans les petits lacs
surfertilisés que dans les grands plans d’eau comme les
lacs de Bienne, de Thoune et de Brienz.
Les algues bleues sont dangereuses uniquement en
cas de prolifération massive, les bactéries microscopiques
devenant alors clairement visibles à l’œil nu même de
loin. Ce qui surprend, c’est la coloration inhabituelle et
intense de l’eau: vert, bleu-vert ou brun allant jusqu’au
rougeâtre. Des traînées ou des tapis d’algues flottent
souvent à la surface de l’eau et la visibilité dans l’eau est
inférieure à un mètre. Des dépôts d’algues se forment
par ailleurs sur la berge.
Comportement recommandé par l’OED
• Évitez de vous baigner lorsque des traînées ou
des tapis d’algues flottent à proximité du rivage ou
que des algues se sont accumulées sur la berge.
• Renoncez à vous baigner si vous discernez à peine
vos pieds quand l’eau vous arrive aux genoux.
• Éloignez les enfants en bas âge et les chiens des
amas d’algues et de l’eau si vous avez un doute.
Ne les laissez en aucun cas jouer au bord de l’eau
ou boire l’eau. Rappelez-vous que les cyanotoxines
résistent pour l’essentiel à la chaleur et qu’il ne
suffit pas de bouillir l’eau pour les détruire.
• Si vous soupçonnez une intoxication due à un
contact avec de l’eau contenant des algues bleues,
consultez un médecin.
Plus de 2000 espèces
Les algues bleues sont l’une des plus anciennes formes
de vie et on en a recensé plus de 2000 dans le monde.
Que ce soit dans l’eau ou sur terre, elles sont présentes
dans toutes les zones climatiques. Dans les eaux suisses,
elles restent en suspension dans l’eau ou se fixent sur
un support. Elles font partie intégrante de la microflore
et jouent un rôle important dans
l’écosystème, produisant notamment de l’oxygène. Elles servent
par ailleurs de nourriture à d’autres
organismes.
Aucun souci pour l’eau potable!
Les stations qui pompent l’eau
du lac pour alimenter le réseau
analysent régulièrement l’eau
pour détecter l’éventuelle
présence d’algues bleues
et prévenir l’apparition
de cyanotoxines.
Beat Jordi,
journaliste RP
26
Blaualgen als Gesundheitsgefahr für Mensch und Tier
Steigende Wassertemperaturen
verschärfen das Risiko
Blaualgen lassen sich in vielen bernischen Seen nachweisen und sind in den gemessenen Konzentrationen
meistens harmlos. Doch wenn sich diese Cyanobakterien
massenhaft vermehren, können die von ihnen produzierten Giftstoffe für Mensch und Tier zur Gefahr werden. Blaualgenblüten sind durch eine ungewöhnliche
Färbung des Wassers in intensiv grünen, grünblauen
oder rötlichen Tönen von blossem Auge erkennbar.
Oft bilden sie Schlieren oder teppichartig aufschwimmende Schichten, und das Wasser ist stark getrübt.
Der Hautkontakt mit den Nervengiften, aber vor allem
das Schlucken von derart belastetem Seewasser gefährdet insbesondere Kleinkinder und Tiere wie Hunde.
Wegen der Klimaerwärmung treten Blaualgenblüten
in flachen und sehr warmen Badegewässern während
der Sommermonate vermehrt auf.
Beim Baden am Nordufer des Neuenburgersees zwischen
der Areuse-Mündung und dem östlich gelegenen
Colombier (NE) kamen im Sommer 2020 innerhalb eines
Tages gleich sechs Hunde ums Leben. Zum Verhängnis
wurde ihnen ein Nervengift im Wasser, das für die Tiere
selbst in geringen Dosen tödlich wirken kann. Freigesetzt
wird es von absterbenden Blaualgen oder sogenannten
Cyanobakterien, die insbesondere bei grosser Hitze in
ruhigen und stehenden Gewässern gedeihen.
Für Hunde und andere Tiere stellen die Cyanotoxine
eine erhebliche Gesundheitsgefahr dar, weil sie viel
Wasser trinken oder sich die Algenreste aus dem Fell
lecken und dadurch die Giftstoffe aufnehmen. Typische
Symptome nach einem Kontakt mit solchen Blaualgengiften sind bei Vierbeinern eine übermässige Speichelproduktion, Muskelzittern und Krämpfe. Treten nach
einem Hundespaziergang am See solche Vergiftungserscheinungen auf, sollte umgehend ein Tierarzt konsultiert werden.
Symptome beim Menschen
Beim Menschen können Cyanotoxine zu Haut- und
Schleimhautreizungen, Bindehautentzündungen, Atembeschwerden, Schwäche, Bewusstseinsstörungen und
Lähmungen sowie zu Erbrechen und Durchfall führen.
Am stärksten gefährdet sind Kleinkinder, weil sie beim
Baden und Spielen – via Wasser und Sand – unter
ungünstigen Bedingungen grössere Giftmengen zu sich
nehmen. Je nach Aufnahme treten milde bis schwerwiegende Symptome auf. Auf jeden Fall empfiehlt es
sich, bei Verdacht auf Blaualgentoxine jeweils einen Arzt
aufzusuchen.
Nach dem Tod eines weiteren Hundes am Ufer des
Neuenburgersees im Juni 2022 hat der Kanton Neuenburg deshalb speziell Eltern von kleinen Kindern und
Hundebesitzer zur Vorsicht aufgerufen. Anders als im
Sommer 2020 sperrte er jedoch keine Strandabschnitte
und verhängte auch keine Badeverbote.
Eine Folge der Klimaerwärmung
Das häufigere Auftreten von gefährlichen Blaualgenblüten an den Ufern unserer Seen ist kein Zufall, sondern
hängt mit der Klimaerwärmung zusammen. Den meisten
Arten kommen die tendenziell steigenden Wassertemperaturen, eine starke Sonneneinstrahlung und die ausreichende Verfügbarkeit von elementaren Nährstoffen
wie Stickstoff und Phosphor zugute.
Blaualgenblüten treten in der Schweiz daher vor
allem im Spätsommer auf – und zwar bevorzugt bei
längeren Warmwetterphasen ohne viel Wind. Als Folge
der Klimaerwärmung dauern solche Perioden mittlerweile bis in den Spätherbst an oder treten bereits im
Frühjahr auf. Typischerweise sind davon flache Badegewässer betroffen, die sich rasch erwärmen.
Blaualgenblüten können jedoch auch in eher kühleren Stillgewässern entstehen. Derartige Standorte
bevorzugt zum Beispiel die hierzulande stark verbreitete
Burgunderblutalge, die zudem auch mit geringen Lichtmengen auskommt. Ihre Blüten bilden sich häufig innert
weniger Tagen und verschwinden ebenso rasch. Wind,
27
Wellen und die Strömung treiben die abgestorbenen
Algen oft an geschützten Stellen in Ufernähe zusammen.
Dadurch bilden sich Schlieren, schwimmende Teppiche
oder angeschwemmte Algenwatten. Sofern solche Massenansammlungen vor allem aus Blaualgen bestehen,
kann die Konzentration an Cyanotoxinen so stark ansteigen, dass für die Gesundheit von Badenden – egal ob
Mensch oder Tier – eine Gefahr besteht.
Sensibilisierung durch den Kanton Bern
Weil die Blüten oft nur für kurze Zeit und an lokal
begrenzten Stellen auftreten, lassen sich die entsprechenden Risiken aber kaum vorhersagen. Deshalb ist es
wichtig, das Phänomen rechtzeitig zu erkennen und
vorsichtig zu handeln. Zur Information der Bevölkerung
hat das Amt für Wasser und Abfall des Kantons Bern
eine entsprechende Sensibilisierungskampagne lanciert.
Die Fachleute weisen darauf hin, dass Cyanobakterien
in allen Gewässern vorkommen, wobei Blaualgenblüten
im Kanton Bern bis jetzt eher selten auftreten. Im Allgemeinen lassen sie sich in überdüngten Kleinseen häufiger
beobachten als in den grösseren Stillgewässern wie
Bieler-, Thuner- und Brienzersee.
Gesundheitsschädlich sind die Blaualgenblüten nur
bei einer Massenvermehrung der mikroskopisch kleinen
Bakterien, die dann von blossem Auge schon aus der
Ferne deutlich zu erkennen sind. Auffällig ist dabei die
ungewöhnliche Verfärbung des Wassers in intensiven
Tönen von grün, grün-blau oder braun bis hin zu rötlich.
Oft schwimmen schlieren- oder teppichartige Schichten
auf der Wasseroberfläche, und die Sichttiefe beträgt
weniger als 1 Meter. Ein weiteres Merkmal bilden Ablagerungen von Algen am Ufer.
Verhaltensempfehlungen des AWA
• Meiden Sie Gewässer zum Baden, wenn in Ufernähe
schlieren- oder teppichartige Schichten auf dem
Wasser treiben oder sich am Ufer Algenwatten ansammeln.
• Verzichten Sie auf ein Bad, wenn die Füsse im knietiefen Wasser nur undeutlich zu erkennen sind.
• Halten Sie Kleinkinder und Hunde von Algenwatten
und verdächtigem Wasser fern. Lassen Sie diese
unter keinen Umständen dort spielen oder trinken.
Wichtig ist, dass Blaualgengifte weitgehend hitzebeständig sind und sich auch durch das Abkochen
von belastetem Wasser nicht zerstören lassen.
• Suchen Sie bei Verdacht auf eine Erkrankung – durch
den Kontakt mit blaualgenhaltigem Wasser – einen
Arzt auf.
Über 2000 Arten
Blaualgen zählen zu den ältesten Lebewesen überhaupt,
wobei weltweit über 2000 Arten bekannt sind. Sowohl
im Wasser als auch an Land kommen sie in allen Klimazonen vor. In den einheimischen Gewässern treten sie
entweder schwebend oder als Oberflächenbewuchs auf.
Sie bilden einen Teil der normalen Mikroorganismenflora und übernehmen wichtige Ökosystemfunktionen
wie die Produktion von Sauerstoff. Zudem dienen sie als
Nahrungsgrundlage für andere Organismen.
Keine Sorgen muss man sich bezüglich der Trinkwasserversorgung aus Seewasserwerken machen, denn hier
wird das Trinkwasser regelmässig auf Blaualgen – und
die Bildung von Cyanotoxinen – überwacht.
Beat Jordi, Journalist BR
28
Rasche Ausbreitung der gebietsfremden Quagga-Muschel im Bielersee
Ein blinder Passagier wird zur Bedrohung
Invasion der
Quagga-Muschel
Gut drei Jahre nach den ersten Nachweisen der invasiven Quagga-Muschel in der Region hat sich diese
gebietsfremde Art aus dem Schwarzmeergebiet bereits
in sehr hoher Zahl im gesamten Bielersee ausgebreitet.
Mit ihrer Dominanz gefährdet sie die einheimischen
Muscheln und damit die Ökosysteme unserer Gewässer.
Doch auch für Infrastrukturanlagen und beliebte
Freizeitnutzungen stellt die Quagga-Muschel eine
Bedrohung dar. Hauptursache ihrer weiträumigen Verschleppung ist der Schiffsverkehr. Dabei tragen auch
Sport- und Fischerboote zur unerwünschten Verbreitung bei, wenn sie in verschiedenen Gewässern verkehren. Denn die Muschel und ihre Larven können sich
als «blinde Passagiere» an Schiffsrümpfen, im Bilgenwasser oder in Kühlwasserschläuchen von Motoren
festsetzen.
Anlass zur Sorge gibt den
Behörden insbesondere
die Invasion und massenhafte Verbreitung der
Quagga-Muschel im Bielersee. Ein Monitoring im
Auftrag des kantonalen Fischereiinspektorats ergab
vor allem an den Untersuchungsstellen bei Tüscherz und beim NidauBüren-Kanal enorm hohe
Besiedlungsdichten. In 10
Meter Seetiefe zählten die
Fachleute vor Tüscherz
fast 56’000 Quagga-Muscheln pro Quadratmeter.
Im Vergleich dazu liegt die
Besiedlungsspitze der
ebenfalls eingewanderten
Zebramuschel bei weniger
als 1400 Individuen pro
Quadratmeter.
Gebietsfremde Arten werden oft unbemerkt
von einem Gewässer zum
nächsten verschleppt und sind so auch in die drei Jurarandseen sowie in die Aare unterhalb des Bielersees gelangt. Wo sich die Quagga-Muschel einmal festgesetzt
hat, besteht keine Möglichkeit, sie wieder aus einem besiedelten Gewässer zu entfernen. Die Anstrengungen
des Kantons Bern zielen deshalb insbesondere darauf
ab, eine befürchtete Verschleppung in die noch nicht
befallenen Gewässer Thuner- und Brienzersee zu verhindern. Aus diesem Grund wurde beim Kraftwerk Aarberg ein Waschplatz für flussaufwärts fahrende Boote
eingerichtet.
Mit der Sensibilisierungskampagne «Stopp Quagga» hat
sich der Kanton Bern im Sommer 2022 erneut an die
Bootsbesitzer gewandt. Er rief sie dazu auf, ihre Boote
gründlich mit Hochdruck und möglichst heissem Wasser
zu reinigen, wenn sie damit verschiedene Gewässer
ansteuern. Denn auf diese Weise würden sie mithelfen,
die Verbreitung von invasiven gebietsfremden Arten in
unseren Gewässern einzudämmen und so die einheimische Artenvielfalt zu erhalten.
29
Bedrängte einheimische Muscheln
Durch Sportboote verschleppt
Die Ausbreitung der Quagga-Muschel erfolgt nämlich
vor allem durch deren Weitertransport an Schiffsrümpfen. An ihren Oberflächen oder in Vertiefungen und
Hohlräumen können Larven oder Eier festsitzen. Insbesondere Sportboote, die in verschiedenen Seen oder
Flussabschnitten verkehren, sind bevorzugte Transportmöglichkeiten für die invasiven «blinden Passagiere».
Speziell problematisch ist, dass gebietsfremde Muscheln
oft die einheimischen Arten verdrängen und so den natürlichen Lebensraum im Gewässer verändern. Neben
den Ökosystemen sind aber auch Wasserinfrastrukturen
– wie etwa die Seewasseraufbereitung – gefährdet, weil
die Muscheln durch den dichten Bewuchs zum Beispiel
Leitungen verstopfen und so beträchtliche Schäden verursachen können.
Der Kanton fordert die Bootsbesitzer deshalb auf,
Rumpf, Motor, Seile, Anker und weitere Bestandteile ihres Schiffs mit Wasserkontakt – vor dem Transfer in ein
anderes Gewässer – genau im Hinblick auf Rückstände
von Muscheln und Pflanzenmaterial zu kontrollieren.
Die Quagga-Muscheln und ihre Larven können sich zudem auch im Bilgenwasser und in Kühlwasserschläuchen der Motoren festsetzen. Deshalb ist es wichtig, Bilgen- und Restwasser aus sonstigen Behältnissen an
Bord vollständig abzulassen. Die Fachleute empfehlen,
ein Boot und dessen Ausrüstung vor der Nutzung in einem anderen Gewässer für mindestens vier Tage abtrocknen zu lassen.
Die Resultate des MuschelMonitorings im Bielersee
weisen darauf hin, dass
insbesondere die einheimischen Grossmuscheln
einem starken Besiedlungsdruck durch invasive Arten
ausgesetzt sind. «Der Zustand der Populationen ist
besorgniserregend», heisst es im Untersuchungsbericht,
wobei davon auszugehen sei, dass die Grossmuscheln –
ohne gezielte Förder- und Schutzmassnahmen – in nicht
allzu ferner Zukunft aus dem Bielersee verschwinden
werden.
Im Bielersee, wo die Populationen – wie auch in
anderen Schweizer Seen – drastisch zurückgehen,
stiessen die Fachleute noch auf drei einheimische Grossmuschelarten. Dazu zählen die nicht gefährdete Grosse
Teichmuschel, die verletzliche Flache Teichmuschel
und die stark bedrohte Aufgeblasene Flussmuschel. Die
höchste Individuenzahl findet man im Naturschutzgebiet südlich der St. Petersinsel. Alle lebend gefundenen
einheimischen Grossmuscheln waren direkt durch
Quagga-Muscheln oder Zebramuscheln besiedelt. Problematisch ist dabei nicht nur die Nahrungskonkurrenz,
wie sie etwa auch von der asiatischen Körbchenmuschel
ausgeht. Denn das Aufsitzen führt zu einer Gewichtsbelastung und zu einem möglichen Umkippen und Ersticken
der als Substrat benutzten einheimischen Grossmuscheln.
Quagga- und Zebramuscheln heften sich mit starken
Fäden an harte Oberflächen im Wasser wie Steine, Felsen,
Holz, Infrastruktureinrichtungen oder eben an andere
Muscheln und Schneckenschalen. Indem sie hiesige
Wasserlebewesen als Substrat nutzen, können sie sich
auch auf weichem Seegrund wie Sandbänken stark ausbreiten.
Dichte Besiedlung
einer Flachen
Teichmuschel
durch die deutlich
kleineren QuaggaMuscheln
bei Neuenstadt
am Bielersee.
Beat Jordi, Journalist BR
31
32
Un survol des activités archéologiques
aux abords du lac de Bienne
Agir pour préserver les témoins du passé
Depuis plusieurs années, divers acteurs travaillent
sur les sites archéologiques autour du lac de Bienne.
Œuvrant de concert, autorités, associations, entreprises
privées et musées s’attachent à étudier les emplacements déjà connus et à en rechercher de nouveaux.
Leurs efforts ont d’ores et déjà actualisé et développé
nos connaissances sur divers sites archéologiques,
dont certains ont été découverts au XIXe siècle.
L’objectif commun consiste à protéger ces sites, à les
documenter et à les faire connaître. Car ce patrimoine
ne témoigne pas seulement du passé, il nous aide aussi
à mieux comprendre le présent.
Le Service archéologique est responsable de la protection
et de la préservation des sites archéologiques du canton
de Berne. Il intervient donc sur place avant que la
construction d’un nouveau bâtiment ou l’agrandissement
d’une carrière n’anéantisse l’un des nombreux vestiges
de notre passé. C’est précisément l’objectif des travaux
en cours dans le bois de Kallnach, qui abrite une quinzaine de tertres funéraires du Premier âge du Fer.
Le Service archéologique y est à l’œuvre depuis 2019 et
ses travaux se poursuivent. Limitées au groupe de monticules situés le plus à l’est, les fouilles se concentrent
sur trois tumuli explorés entre 1874 et 1877 ainsi que
sur trois tertres plus petits mis au jour il y a peu grâce à
la détection par lidar et à des prospections sur le terrain.
La fouille du plus grand tertre, conduite entre 2019
et 2020, a révélé que les anciennes fouilles n’avaient pas
entièrement détruit les vestiges funéraires de l’âge du
Fer. En 2021 et 2022, les travaux ont permis de procéder
à une étude complète d’un autre tumulus, déjà visité
par le passé, et des tertres découverts plus récemment.
Les objets mis au jour, dont des fragments de bracelets
en bronze et une belle boucle d’oreille en or (qui avait
probablement échappé à l’attention des chercheurs du
XIXe siècle) confirment l’importance de cette nécropole:
les défunts inhumés devaient être des personnages de
Eine vom
Archäologischen
Dienst des
Kantons Bern
freigelegte
Grabstätte
im Challnechwald.
Untersuchung
einer archäologischen Fundstätte
vor dem Strandboden in Lüscherz.
33
Taucharbeiten
zur Erforschung
eines Fundorts
im Bielersee
bei Lüscherz.
haut rang. Si nous connaissons certes leur dernière
demeure, nous ne savons rien de leur lieu de résidence.
Les fouilles ont aussi identifié des détails captivants sur
la construction et l’aménagement des sépultures datant
du VIIe siècle av. J.-C. Lors de l’excursion organisée par le
Réseau lac de Bienne en 2022, les membres intéressés
ont d’ailleurs pu suivre les explications fournies à ce
sujet par Alexandra Winkler, la responsable du chantier.
La mission des autorités
La protection des sites archéologiques constitue l’une
des principales missions du Service archéologique.
Pour s’en acquitter, il mène depuis plus de quarante ans
des travaux sur les sites palafittiques du lac de Bienne.
Ceux-ci sont en effet particulièrement menacés par
l’érosion, due tant à des facteurs naturels, tel le vent,
qu’à des phénomènes humains, telle la circulation de
Übersicht der
neu erforschten
Grabanlagen
im Challnechwald.
bateaux à moteur. Les vagues et les remous subaquatiques que tous deux provoquent mobilisent les dépôts
naturels qui protègent les sites archéologiques depuis
plus de 4000 ans. C’est d’autant plus gênant lorsqu’il
s’agit de sites palafittiques inscrits au patrimoine mondial
de l’UNESCO, comme ceux de Sutz, de Lüscherz ou
de Vinelz. Depuis deux ans, le Service archéologique
s’efforce de mettre en place des mesures de protection
près du port de Lüscherz. Lukas Schärer, responsable
de l’équipe de plongée du lac de Bienne, a présenté ces
travaux au cours de la conférence archéologique organisée en mars par le Réseau lac de Bienne. À l’occasion
du dixième anniversaire de l’inscription des palafittes
au patrimoine mondial de l’UNESCO, le Service archéologique a d’ailleurs installé de nouveaux panneaux
d’information sur les cinq sites du lac de Bienne: port de
Vigneules à Bienne, gare de Douanne, Sutz-Lattrigen
Rütte, Lüscherz-Dorfstation et Vinelz-Strandboden.
Il a également renouvelé l’exposition qui se trouve sur
la station de plongée près du domaine von Rütte à SutzLattrigen.
L’engagement des associations
La valorisation des sites archéologiques incombe également aux associations, souvent créées à cette fin. Il en
existe plusieurs dans notre région. Citons Pro Petinesca
qui organise des actions régulières pour faire connaître
les vestiges gallo-romains situés à Studen et sur le
34
Jensberg. Il y a aussi Pro Fenis Hasenburg. Avec l’aide de
la protection civile du lac de Bienne sud-ouest, celle-ci
a aménagé des sentiers pour accéder plus facilement au
château fort médiéval. L’association prépare actuellement
une série de panneaux explicatifs et un parcours audiovisuel autour du château fort dont est originaire la famille
de Fenis. De plus amples informations sont disponibles
sur le site web de l’association (www.fenis-hasenburg.ch).
Des sites à découvrir
La prospection permet de découvrir de nouveaux sites et
de leur assurer une protection cantonale. Elle sert aussi
à dynamiser les connaissances acquises et à proposer
des thèmes de recherche appliquée. Entre 2018 et 2021,
le département d’archéologie de l’Université de Zurich
a par exemple collaboré avec le Service archéologique
bernois pour mener un projet portant sur l’habitat au
Premier âge du Fer au pied du Jura. Ce projet vise à
déterminer la répartition géographique de l’occupation
du terrain et le tracé des voies de communication extrarégionales de part et d’autre des rives du lac de Bienne.
Il comprenait un programme de recherches sur les collines du Dotzigerberg, du Büttenberg et du Jolimont.
Les prospections sur le Jolimont se poursuivront en 2023.
En parallèle, deux entreprises privées – ArchaeoConcept, basée à Bienne, et History Projects, basée à
Laupen – ont démarré, avec l’autorisation du Service
archéologique et l’appui de l’association Pro Fenis Hasenburg, des prospections non intrusives, c’est-à-dire sans
fouilles, sur l’ensemble du Schaltenrain (rive sud du lac
de Bienne). Ces travaux ont permis de vérifier l’état des
sites archéologiques connus et d’en identifier de nouveaux. Ceux-ci ont été annoncés au Service archéologique
et permettront à l’avenir de développer la recherche
sur la période allant de la protohistoire jusqu’au début
du Moyen Âge dans cette zone privilégiée du Seeland.
Le rôle des musées
Les musées jouent également un rôle important pour
promouvoir les connaissances que l’archéologie peut
apporter à la population. Autour du lac de Bienne, il en
existe trois qui sont à la fois très différents et complémentaires. Avec ses vitrines façonnées avec art et son
ambiance unique, la collection Irlet, à Douanne, est un
modèle de la conservation de collections archéologiques
du XIXe et du début du XXe siècle. Le musée de Lüscherz,
créé avec l’aide du Service archéologique et sous l’égide
de la fondation Collection Hans Iseli, décrit avec maints
détails la vie au bord du lac de Bienne durant le Néolithique et l’âge du Bronze. Enfin, le Nouveau Musée
Bienne (NMB) a développé une stratégie originale, qui
consiste à inclure l’archéologie dans toutes ses expositions thématiques (p. ex. Bienne et l’eau ou Bienne et
la barrière de rösti). Cette manière de procéder intègre
les connaissances apportées par l’archéologie aux sujets
qui concernent le quotidien de chacun d’entre nous.
Voilà une méthode qui illustre à merveille le rôle que la
recherche archéologique doit jouer pour nous aider à
comprendre le monde actuel.
Cynthia Dunning Thierstein, archéologue
et membre du Réseau lac de Bienne
Museen – wie
das NMB in Biel –
haben bei der
Vermittlung
archäologischer
Erkenntnisse
eine wichtige
Bedeutung.
Protokoll der 15. Generalversammlung
Netzwerk Bielersee
vom 20. Mai 2022, Farelsaal in Biel
Vorsitz
Anwesend
Adrian Jakob
46 Mitglieder oder Gäste
gemäss Präsenzliste
Entschuldigt Es haben sich 27 Mitglieder
entschuldigt
Protokoll
Maria Ritter
Begrüssung
Der Präsident begrüsst die anwesenden Mitglieder zur
15. Generalversammlung und erwähnt namentlich
unser Ehrenmitglied Peter Klingenberg, Doris Graschitz
als Präsidentin der Stiftung Netzwerk Bielersee und die
Vertretungen von verschiedenen Schutzorganisationen
und Seegemeinden.
Caroline Kan und Jacqueline Strahm zählen bei
Bedarf die Stimmen.
Auch in den vergangenen Jahren hat der Verein
Netzwerk Bielersee etliche Mitglieder durch Todesfälle
verloren, insbesondere die Ehrenmitglieder Hansruedi
Oechslin (Nachruf im Jahresbericht 2019) und Lilly
Spring-Oertli (Nachruf im Jahresbericht 2021). In einer
Schweigeminute wird der Verstorbenen gedacht.
Protokoll der Generalversammlung
vom 28. Mai 2021
Das Protokoll ist im Jahresbericht 2021 abgedruckt.
Es wird von der Versammlung einstimmig genehmigt
und vom Vorsitzenden verdankt.
Jahresbericht 2021
Der Präsident Adrian Jakob vertieft die im Jahresbericht
behandelten Themen in seinem illustrierten Rückblick
auf das Vereinsjahr. Er erwähnt dabei speziell:
• Konkurs Landschaftswerk im Januar 2022, Würdigung
der Arbeit und ein Rückblick auf ausgewählte Projekte
in der Region, die das Landschaftswerk umgesetzt hat.
Er dankt den Mitarbeitenden, der Geschäftsleitung,
dem Verwaltungsrat, den Aktionären, Sponsoren,
36
•
•
•
•
•
•
Spendenden und Gönnern. Sie alle haben in den
letzten 15 Jahren im und um das Landschaftswerk zu
zahlreichen und nachhaltigen Projekten beigetragen.
Sammelaktion zu Gunsten der Gelbbauchunken 2020
(Amphibienteiche auf der Parzelle der Stiftung Netzwerk Bielersee in Lüscherz): Der Verein Netzwerk
Bielersee hat beim Konkursamt eine Forderung von
10 000 Franken gestellt.
Pilotprojekt zur Seegrundreinigung in Ligerz, Oktober
2021: Bergung von Metallschrott und alten Pneus auf
dem Grund des Bielersees.
Land unter am Bielersee: Analyse des JahrhundertHochwassers im Juli 2021.
Mitwirkung Revitalisierungsprojekt «Aufwertung
Hauptkanal Kallnach»: Der Verein unterstützt das
Projekt.
Mitarbeit am Zukunftsbild (Westast): durchgehendes
Seeufer mit Verknüpfung zu den Städten.
Nach dem Dank an alle Beteiligten für die Redaktion
und Gestaltung des Jahresberichts wird dieser einstimmig genehmigt, und die grosse Arbeit von Redaktor
Beat Jordi wird speziell verdankt.
Kassa- und Revisorenbericht 2021
und Décharge-Erteilung
Die Erfolgsrechnung für das Jahr 2020 wird vom Finanzchef Walter Bieri präsentiert. Bei Einnahmen von
CHF 39 509.48 und einem Aufwand von CHF 41 869.75
schliesst das Rechnungsjahr mit einem Verlust von
CHF 2 360.27 ab. Gründe dafür sind der Rückgang von
Mitgliederbeiträgen, Spenden und Schenkungen.
Grösste Budgetposten waren die Produktion des
Jahresberichts mit CHF 11 911.00 (Redaktion, Grafik, Druck
und Versand) sowie der Beitrag an das Amphibienprojekt.
Per Ende 2021 beliefen sich die Aktiven in der Bilanz
auf CHF 363 701.82. Unter Ausklammerung der zweckgebundenen Rückstellungen und Legate beträgt das E
igenkapital neu CHF 213 848.17.
Der Präsident dankt allen Beteiligten für ihre Arbeit.
• Die Rechnung und der Revisorenbericht von Matthias
Gygax und Caroline Kan werden einstimmig genehmigt.
• Die GV erteilt dem Kassier und dem Vorstand Decharge.
Statutenänderung
Budget 2022, Festlegung der Jahresbeiträge
• alt: Art. 18 Vorstand
Der Vorstand besteht aus Präsident/in, Vizepräsident/in,
Kassier/in, Sekretär/in und mindestens 3, aber
höchstens 7 weiteren Mitgliedern. Der Vorstand
konstituiert sich selbst – mit Ausnahme des/der
Präsidenten/in, der/die gemäss Art. 17 von der Generalversammlung gewählt wird.
• neu: Art. 18 Vorstand
Der Vorstand besteht aus Präsident/in, Vizepräsident/in,
Kassier/in, Sekretär/in und mindestens 3 weiteren
Mitgliedern. Der Vorstand konstituiert sich selbst –
mit Ausnahme des/der Präsidenten/in, der/die gemäss
Art. 17 von der Generalversammlung gewählt wird.
• Die Änderung von Artikel 18 der Statuten wird einstimmig genehmigt.
Walter Bieri erläutert das Budget. Bei geplanten
Einnahmen von CHF 34 200.– und Ausgaben in der Höhe
von CHF 44 950.– schliesst es mit einem Defizit von
CHF 10 750.– ab.
• Das der GV unterbreitete Budget wird einstimmig
genehmigt.
• Auch die gleich bleibenden Mitgliederbeiträge werden
ohne Gegenstimme akzeptiert. Sie betragen 2022 für
Einzelmitglieder CHF 30.–, für Paarmitglieder CHF 50.–
und für juristische Mitglieder CHF 100.–. Es gibt einen
neuen Einzahlungsschein, der unbedingt verwendet
werden soll.
Wahlen (für zwei Jahre bis 2024)
Verschiedenes
Daniel Suter würdigt das grosse Engagement und die
geleistete Arbeit des Präsidenten und dankt ihm dafür.
Die Wahlen betreffen den Präsidenten, den Vorstand
sowie die Revisorinnen und den Revisor:
• Adrian Jakob: Präsident
• Daniel Suter: Vizepräsident, Rechtsfragen
• Maria Ritter: Sekretariat
• Cynthia Dunning: Archäologie
• Walter Bieri: Finanzen
• Daniel Bernet: Fischerei, Gewässer
• Urs Rohner: Landschaft, Gehölze
• Rolf Suter: Bauberatung Nordufer
• Urs Luedi: Bauberatung Südufer
• Christine Wisler: Ökologische Vielfalt, Homepage
• Rita Haudenschild: Beisitzerin
• Caroline Kan und Matthias Gygax als Revisorin und Revisor sowie Isabelle Dettwiler als Ersatz
• Adrian Jakob weist auf diverse Veranstaltungen, Publikationen und Flyer von befreundeten Organisationen
hin. Interessierte können sich bedienen. Es gibt auch
Bücher von Beat App, die bei ihm gekauft werden
können.
• Beat App regt an, dass sich das Netzwerk stärker mit
dem CEPOB (Centre d'Etude et de Protection des
Oiseaux, Bienne et environs) vernetzt und dadurch
auch mehr französischsprachige Mitglieder gewinnen
könnte. Er weist darauf hin, dass beim Wasserkraftwerk
Hagneck der Fischadler Arthur beobachtet werden kann.
• Christine Hurni sucht eine Nachfolge für ihre Tätigkeit
im Stiftungsrat Rebhaus Wingreis.
• Auf die Frage nach Nachfolgeorganisationen für die
Landschaftsschutzarbeiten des Landschaftswerks
nennt Adrian Jakob Benedikt Staffelbach und Simon
Pfister, die beide beim Landschaftswerk gearbeitet
haben und nun selbständig tätig sind. Doris Graschitz
ergänzt, dass die Stiftung Netzwerk Bielersee daran ist,
eine Ersatzträgerschaft aufzustellen, allerdings braucht
das Vorhaben noch Zeit.
Alle werden per Akklamation wiedergewählt.
Ausblick
Adrian Jakob erwähnt folgende Punkte, die den Verein
in den folgenden Jahren beschäftigen werden:
• Häufig spontane Mitwirkungen und Projekte.
• Vorträge zu Gewässerthemen (siehe Agenda 2022).
• Aufwertung des Hochstammobstgartens im nördlichen
Bereich des Bieler Spitalzentrums am Beaumontweg:
Die von Vereinsmitgliedern gespendeten CHF 10 000.–
sind beim Verein, Urs Rohner hat die Projektleitung.
• Mitwirkung naturnahes Seeufer: enge Zusammenarbeit
mit dem Kanton.
• Zukunftsbild: Der Verein regt bei der Plattform
seeland.biel/bienne an, dass auch Zukunftsbilder für
beide Seeufer erstellt werden.
• Der Vorstand wird eine Standortanalyse durchführen
und an der Vereinsstrategie arbeiten.
Anträge
Es sind keine Anträge eingegangen.
Anschliessend an die Versammlung präsentiert Lukas
Schärer (Archäologischer Dienst des Kantons Bern) einen
Bildvortrag zum Thema «Drunter und drüber – taucharchäologische Untersuchungen und Schutz der Pfahlbauten im Bielersee».
Bei einem Apéro klingt die Versammlung aus.
37
Kurzmeldungen
Mithilfe beim Inventar
der geschützten Bäume
in Twann
Auf dem Gemeindegebiet von Twann sind nach der
Jahrtausendwende auf den Parzellen der Seeanstösser
318 Bäume ins kommunale Inventar der geschützten
Bäume aufgenommen worden.
Wegen der Uferschutzplanung war 2022 eine neue
Bestandsaufnahme erforderlich, doch verfügte die
Gemeinde Twann-Tüscherz nicht über eigene Kapazitäten
für diese Aufgabe. Deshalb gelangte sie an den Vorstand
des Netzwerks Bielersee. Dessen Mitglied Urs Rohner
ist ausgebildeter Förster und erklärte sich bereit, die
Gemeinde bei der Dokumentation des Ist-Zustands zu
unterstützen. Die Erhebung vor Ort erfolgte in Zusammenarbeit mit dem Werkhofleiter Marcel Engel.
Dabei zeigte sich, dass die Zahl der Bäume seit der Erstaufnahme stark abgenommen hat. Dies hängt damit
zusammen, dass die in Wassernähe standortgerechten
Weichholzarten, welche im Uferbereich überwiegen,
generell weniger alt werden als Harthölzer. Etliche Bäume
mussten zudem Um- oder Neubauten weichen oder
sind zum Teil auch aus Sicherheitsgründen entfernt
worden. Ein weiterer Grund für den Rückgang ist die
wachsende Biberpopulation. Für ihre Winternahrung
brauchen die Tiere immer neue Bäume, wobei sie Weichhölzer wie die Silberweide oder Pappelarten eindeutig
bevorzugen. Im Übrigen haben auch das mehrtägige
Hochwasser im Juli 2021 und die wiederholten Hitzesommer gewisse Baumarten geschwächt.
Weniger ist mehr
Bei der Ersterhebung der geschützten Bäume im Uferbereich hat man unseres Erachtens zu viele Bäume im
Inventar eingetragen. Die Qualität sollte jedoch Vorrang
vor der Quantität haben. Dabei finden wir folgende
Punkte wichtig:
• In erster Linie sollen markante Bäume geschützt
werden.
• Nach Möglichkeit umfasst das Inventar nur standortgerechte und einheimische Arten, doch sind in privaten
Gärten auch Kompromisse nötig. Denn es gibt durchaus
auch prägnante, nicht einheimische Bäume, die einen
Schutz verdienen.
• Serbelnde oder durch Kronenschnitte stark verunstaltete Bäume sollten nicht mehr im Inventar aufgeführt
werden.
• Jährlich geschnittene Platanen werden nach der
Erfahrung von Marcel Engel oft krank, was wir bei der
Auswahl berücksichtigt haben.
• Im aktualisierten Inventar sind die Baumarten mit
Namen aufgeführt, was eine spätere Überprüfung vereinfacht.
Empfehlungen für neu geschützte Bäume
Auf öffentlichem Grund sollten möglichst einheimische
Arten gepflanzt werden, was einen wichtigen Beitrag zur
Förderung der Biodiversität leistet. Insbesondere die
einheimische Schwarzpappel gehört an den Bielersee,
doch dieser Baum braucht Platz und sollte nicht zu nahe
an Gebäuden oder an der Bahnlinie stehen. Zu meiden
sind auf jeden Fall invasive Arten wie Robinie, Blauglockenbaum oder Götterbaum. Es gibt in Twann zu viele
geschützte Bäume, die zu nahe bei Gebäuden stehen
und damit der Bausubstanz schaden. Damit müssen sie
über kurz oder lang gefällt werden. Ein geschützter Baum
muss sich entwickeln können, weshalb die Wahl der
Baumarten sehr wichtig ist. Viele Bäume sind durch
starken Kronenschnitt verunstaltet und damit kein s
chöner Anblick mehr. Bäume unweit des Seeufers sind
mit Metallgittern vor Biberfrass zu schützen. Mehrere
Hausbesitzer erwähnten, die Tiere hätten in ihrem
Garten sämtliche Bäume gefällt. Auch im Gemeindeteil
Engelberg sollten die markantesten Bäume Eingang ins
Inventar finden.
Urs Rohner, Förster und Vorstand Netzwerk Bielersee
39
Aufwertung eines Hochstammobstgartens
Oberhalb des Spitalzentrums Biel befindet sich ein
grosser Hochstammobstgarten. In früheren Jahren lieferten die zahlreichen Zwetschgen- und Kirschbäume
frische Früchte in die Spitalküche. Doch das war einmal,
denn seit längerer Zeit werden die Bäume nicht mehr
abgeerntet, geschnitten und gepflegt. Deshalb hat das
Landschaftswerk vor einiger Zeit die Initiative ergriffen
und zusammen mit dem Verein Netzwerk Bielersee
einen Spendenaufruf bei den Mitgliedern lanciert.
Ziel war es, den ökologisch wertvollen Hochstammgarten
zu unterhalten und aufzuwerten. Bei dieser FundraisingAktion kamen rund 9800 Franken zusammen. Aber nur
ein halbes Jahr später ging das Landschaftswerk leider
Konkurs. Glücklicherweise gingen die Spendengelder
auf unser Vereinskonto ein, wo die Mittel deshalb noch
verfügbar sind. Der Vorstand des Netzwerks entschied,
die Aufwertung der «Hostet» selbst in die Hand zu
nehmen. Die genauere Überprüfung der Parzelle stellte
die ursprüngliche Idee des Projekts allerdings in Frage.
Statt die schon alten Hochstammbäume zu schneiden,
kam der Vorschlag auf, an der westlichen Parzellengrenze
eine Dornenhecke zu pflanzen. Anfangs November 2022
wurden 180 Wildrosensträucher und 20 Kreuzdorne
gepflanzt. Als Vernetzungselement zum nahen Wald wird
diese Hecke eine Lücke schliessen. Im Weiteren haben
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wir Nisthilfen für seltene Brutvogelarten eingerichtet.
Der Kurswechsel hängt mit der geplanten Verlegung
des Regionalspitals nach Brügg zusammen. In einem
Zeithorizont von 10 bis 15 Jahren wird die «Hostet»
voraussichtlich als Bauland verkauft. Damit werden die
Hochstamm-Fruchtbäume ganz verschwinden. Dagegen
bleibt die am Parzellenrand neu gepflanzte Hecke als
wichtiges Element im Siedlungsgebiet erhalten. Bis es
so weit ist, bietet die alte «Hostet» mit ihren zahlreichen
toten Kronenteilen weiterhin wertvolle Lebensräume
für Säugetiere, Vögel und Insekten. In wenigen Jahren
kann dann die artenreiche Rosenhecke diese wichtige
Rolle übernehmen.
Urs Rohner, Förster und Vorstand Netzwerk Bielersee
Räumung von Schwemmholz
bjo. Insbesondere nach heftigen Unwettern gelangt
vor allem via die Aare bei Hagneck viel Schwemmholz
in den Bielersee. Dieses kann Infrastrukturanlagen, die
Schifffahrt sowie Schilfbestände gefährden und bei
Brücken, Regulieranlagen und Kraftwerken zudem den
Durchfluss behindern. Aus diesem Grund setzt die
kantonale Seepolizei bei absehbaren Grossereignissen
nach Möglichkeit Schwemmholzsperren ein. Für die
Bergung des angeschwemmten Materials aus solchen
Sperren und in den Ufergebieten ist das bernische Amt
für Wasser und Abfall (AWA) zuständig. Es nimmt diese
Aufgabe aber nur wahr, sofern das Schwemmholz die
Schilfbestände oder die konzessionierte Schifffahrt
gefährdet. In den Bootshäfen müssen sich die Hafenbetreiber um die Bergung und Entsorgung kümmern,
während in kantonalen Naturschutzgebieten das Amt
für Landwirtschaft und Natur zuständig ist. An den
übrigen Ufern kommt die Aufgabe des Aufräumens von
gestrandetem Schwemmholz den Eigentümern oder
Nutzern von Baurechten zu.
Bis auf angeschwemmte Wurzelstöcke, die meistens
gehackt und kompostiert werden, wird Schwemmholz in
der Regel zerkleinert, sauberem Brennholz beigemischt
und in Wärmeanlagen thermisch verwertet. Je nach
Witterung sind die Mengen sehr unterschiedlich. In den
drei grossen bernischen Seen belaufen sie sich durchschnittlich auf einige hundert Tonnen pro Jahr, können
in extremen Situationen jedoch auf mehrere tausend
Tonnen ansteigen. Bei solchen Grossereignissen sind
kantonsweit bereits Kosten von über 2 Millionen Franken
entstanden.
Ein Netzwerk für lebendige Flüsse
bjo. Ein neues Projekt soll für mehr Artenvielfalt und
einzigartige Naturerlebnisse entlang der Schweizer
Flüsse sorgen. Lanciert wird es von der national tätigen
Gewässerschutzorganisation Aqua Viva – bei der das
Netzwerk Bielersee als Kollektivmitglied mit von der
Partie ist – und von der 2021 neu gegründeten Somaha
Stiftung. Unter dem Namen «IG Lebendiger Fluss» soll
das Vorhaben regionale Akteure vernetzen und unterstützen, die sich vor Ort für die Revitalisierung und den
Schutz von natürlichen Flusslandschaften engagieren.
Ziel ist die Etablierung eines landesweiten Netzwerks
aus regionalen Interessengemeinschaften, damit die
Menschen vor Ort Gehör finden, lokales Wissen in die
Entscheidungsfindung einfliesst und Projekte im Sinne
der Gewässerökologie umgesetzt werden.
Aqua Viva erachtet die gesetzlichen Vorgaben für einen
effizienteren Hochwasserschutz und revitalisierte Fliessgewässer als Jahrhundertchance für die ökologische
Aufwertung der Gewässerlebensräume, aber auch für die
Menschen vor Ort. Die neu geschaffene Dachorganisation
«IG Lebendiger Fluss» will lokale Zusammenschlüsse,
die sich auf diesen Gebieten engagieren, organisatorisch
und inhaltlich unterstützen. Vorbild für das Projekt ist
die «IG Lebendige Thur». Sie koordiniert und vertritt seit
2018 erfolgreich die Interessen der Umweltschutz- und
Fischereiorganisationen entlang der Thur und ihrer
Zuflüsse. An lokalen Zusammenschlüssen interessierte
Organisationen und Einzelpersonen können sich bei
Aqua Viva melden: www.aquaviva.ch
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Geplante Revitalisierung der Seeufer
bjo. In seiner Stellungnahme zur strategischen Revitalisierungsplanung des Kantons Bern für die Seeufer
schlägt der Verein Netzwerk Bielersee vor, auch Eigentümer von privaten Seeuferparzellen für Renaturierungen
zu motivieren. Dabei müssten solche Projekte wohl
jeweils mehrere benachbarte Parzellen umfassen.
Während Renaturierungen am Nordufer insbesondere
wegen der Seetopografie schwierig zu realisieren sind,
sieht der Vorstand vor allem im Gebiet zwischen dem
Zihlkanal und Erlach ein erhebliches Potenzial für weitere
Revitalisierungen. Seiner Ansicht sollte man das Schutzgebiet von Lüscherz bis Hagneck ohne Unterbruch
weiterführen und im Siedlungsgebiet allfällige private
Nutzungen des Seeanstosses überprüfen. Ein Leuchtturmprojekt wäre die naturnahe Gestaltung des Strandbodens in Biel – eventuell mit vorgelagerten Inselschüttungen. Sämtliche Parzellen im Besitz des Kantons Bern
und der Gemeinden mit Seeanstoss sollten im Hinblick
auf mögliche Revitalisierungen geprüft werden. Dies gilt
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insbesondere in und um bestehende Naturschutzgebiete.
Gute Chancen für eine Kombination von Naherholung
und Uferaufwertung sieht der Verein primär am Bieler
Strandboden, bei der Seematte in Nidau, die auch als
Hundemätteli bekannt ist, sowie im Twannbachdelta,
wo der Rückbau der Kläranlage die Möglichkeit für
ein renaturiertes Naherholungsgebiet bietet. In Frage
kommen aber auch weitere Gemeindeparzellen am See,
die bereits heute der Naherholung dienen, aber noch
nicht renaturiert sind – so zum Beispiel der Uferabschnitt
vor dem Schwimmbad in Le Landeron oder halböffentliche Seeufer wie das Gelände der Stiftung von-Rütte-Gut
in Sutz-Lattrigen.
Wichtig ist für das Netzwerk Bielersee, dass die Ufergemeinden an ihren Seeabschnitten nicht nur Uferwege,
sondern auch Freiflächen und naturnahe Uferlandschaften vorsehen. In Naturschutzgebieten verlangt der
Verein zudem eine stärkere Entflechtung von Partikulärund Schutzinteressen.
Informativer Erlebnistag im von Rütte-Gut
bjo. Die Vorgängerorganisationen des Vereins Netzwerk
Bielersee haben in den 1980er-Jahren entscheidend
zur Gründung der Stiftung von Rütte-Gut beigetragen.
Dank ihrem Einsatz steht das letzte verbliebene Patriziergut am Bielersee mit dem grosszügigen Seenanstoss
am Ufer in Sutz-Lattrigen seit gut 20 Jahren der breiten
Öffentlichkeit zur Verfügung. Nach 1988 sind die schützenswerten Bauten und der ausgedehnte Landschaftspark in mehreren Etappen saniert und im Sinn einer
Nutzung für öffentliche Anlässe umgestaltet worden.
Mit einem erstmals durchgeführten Erlebnistag hat die
Stiftung am 14. Mai 2022 einer breiten Bevölkerung
die vielseitigen Aktivitäten im von Rütte-Gut vorgestellt
und interessierten Organisationen wie unserem Verein
gleichzeitig eine Plattform geboten, um sich zu präsentieren.
Rund 20 verschiedene Akteure waren mit Info-Ständen,
Führungen, Vorträgen und Attraktionen vor Ort und
gestalteten den informativen Erlebnistag. Das Netzwerk
Bielersee bot eine Führung durch die einheimische
Pflanzenwelt an. Daneben führte Pro Natura Bootsfahrten
entlang dem Ufer durch, und es gab Informationen zur
Parkpflege, zur Datierung von uralten Hölzern sowie zu
Heimatschutz und Denkmalpflege. Ein Wildblumenpfad,
ein Pflanzenatelier und der Hofrundgang auf dem
benachbarten Biobauernhof waren weitere interessante
Angebote.
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Sensibilisierung in Naturschutzgebieten
bjo. Im Auftrag der kantonalen Abteilung Naturförderung
sind die beiden Ranger Silvia Scheidegger und Peter
Imboden seit 2019 in den drei Naturschutzgebieten
St. Petersinsel, im Aaredelta bei Hagneck und in der
Mörigenbucht unterwegs. Sie konzentrieren ihre Kontrollrundgänge vor allem auf Schönwetterperioden und die
Wochenenden. Dann halten sich besonders viele Leute
am Bielersee auf, die sie für Naturanliegen sensibilisieren
können.
In zahlreichen Gesprächen mit Stand-Up-PaddlerInnen
ist den Rangern 2022 unter anderem aufgefallen, dass
viele von ihnen kein Bewusstsein für die Störung der
Tierwelt durch ihre Freizeitaktivitäten haben. Mit Flyern
der Kampagne «Aufs Wasser mit Rücksicht» konnten sie
die Paddler darauf hinweisen, einen Mindestabstand
von 100 Metern zu Schilfbeständen, Kiesinseln und
Sandbänken einzuhalten, grossen Vogelansammlungen
weiträumig auszuweichen und die teilweise mit Bojen
markierten Schutzgebiete zu respektieren. Wie die vielen
positiven Rückmeldungen zeigten, waren die Angesprochenen in der Regel dankbar für diese Informationen,
und es kam zu etlichen interessanten Sensibilisierungsgesprächen.
Die Kiesinsel vor Hagneck ist eine Tabuzone
Durch Ablagerungen von Geschiebe aus der Aare ist
im Mündungsbereich bei Hagneck in den letzten Jahren
eine allmählich wachsende Kiesinsel entstanden. Dieser
Pionierlebensraum dient verschiedenen Vogelarten
praktisch das ganze Jahr hindurch als wichtiger RastÜberwinterungs- oder Brutplatz. So konnten etwa die
von der kantonalen Abteilung Naturförderung beauftragten Ranger auf der Insel vor Hagneck zwischen April
und Oktober immer wieder seltene Vogelarten beim
Rasten beobachten. Wenn es lange nicht regnet und in
anderen Feuchtgebieten die Futterstellen für Watvögel
austrocknen, ist das Aaredelta für sie ein wichtiger Rastund Futterplatz.
Beim eher tiefen Winterwasserstand des Bielersees sind
in früheren Jahren über eine Kiesbank immer wieder
Personen vom Ufer aus auf die neue Insel gelangt – sei
es aus Neugier, zum Spazieren, Ausruhen oder Schwimmen. Doch damit stören sie die anwesenden Vögel und
beeinträchtigen deren Lebensraum. Im Januar 2022
wurde deshalb ein Wassergraben erstellt, so dass kaum
mehr Besucher vom Festland auf Kiesbank und Insel
spazierten, da man dazu zuerst durch knietiefes Wasser
hätte waten müssen. Der heisse Sommer 2022 lockte
aber nach wie vor viele Leute an, die mit Booten, Kajaks,
Surfbrettern oder Luftmatratzen auf die Kiesinsel gelangten und auf diese Weise die Tierwelt beeinträchtigten.
Die Seepolizei macht solche Personen auf ihr Fehlverhalten aufmerksam, kann aber – ebenso wie die Ranger –
nicht dauernd vor Ort sein.
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Vorstand 2023
Stand 1.3.2023
Präsident
Vizepräsident
Sekretariat
Finanzen
Bauberatung
BeisitzerInnen
Adrian Jakob
Daniel Suter
Maria Ritter
Walter Bieri
Rolf Suter
Urs Luedi
Daniel Bernet
Cynthia Dunning
Rita Haudenschild
Urs Rohner
Christine Wisler
Untere Zelg 36, 3145 Oberscherli
Plattenweg 3, 2502 Biel
Nidaugasse 47, 2502 Biel
Hauptstrasse 9D, 2575 Gerolfingen
Werkhofstrasse 11, 2503 Biel
Sandrainstrasse 3, 2552 Orpund
Burgunderweg 17, 2505 Biel
Schützengasse 21, 2502 Biel
Gurtenweg 56, 3095 Spiegel bei Bern
Moosweg 9, 3293 Dotzigen
Gostel 18, 3234 Vinelz
Impressum
Jahresbericht Netzwerk Bielersee
Rapport annuel Réseau lac de Bienne
Herausgeber/Editeur
Netzwerk Bielersee
Réseau lac de Bienne
Postfach/Case postale
2501 Biel/Bienne
T 032 315 27 29
sekretariat@netzwerkbielersee.ch
www.netzwerkbielersee.ch
www.reseaulacdebienne.ch
PC 25-5389-7
IBAN CH78 8083 3000 0059 2812 7
Auflage/Tirage
900 Ex. April/avril 2023
Redaktion und Produktion/
Rédaction et production
Beat Jordi
Ehrenmitglied
Kontrollstelle
Revisoren
Ersatz
Peter Klingenberg
Im Vogelsang 28, 2502 Biel
Übersetzungen/Traduction
Milena Hrdina, Bienne
Lektorat
Elsa Känel, Milena Hrdina, Daniel Suter
Matthias Gygax
Caroline Kan
Isabelle Dettwiler
Delegierte und Vertretungen
Stiftung von Rütte-Gut
Stiftung Rebhaus Wingreis
Stiftung Hans Iseli
Aqua Viva
MS Jura Genossenschaft
Bielersee-Schifffahrts-Gesellschaft
Bielmatten 13, 2564 Bellmund
Weyernweg 27, 2560 Nidau
Alpenstrasse 52, 2502 Biel/Bienne
Christine Hurni
Christine Hurni
Cynthia Dunning
Adrian Jakob
Adrian Jakob
Adrian Jakob
Bildnachweis
Archäologischer Dienst des Kantons Bern (33/1,
33/2: K. Imboden, 33, 34/1, 34/2: D. Marchand,
35/3), Aqua Viva, Lou Goetzmann (41/2),
AWA Kanton Bern, (20/2: Rolf Tschumper, 29/1),
Christian Budmiger (25), Catherine Folly (26/1),
Adrian Jakob (7, 17, 43/2, 46), Beat Jordi (1, 11,
19/1, 24, 28/2, 36, 42 48), Kanton Bern – Empfehlungen für Bootsbesitzer (29/2), Peter Meier (8, 13,
14, 15, 16, 18, 32/2, 41/3), Guy Perrenoud (19/2),
Maria Ritter (3, 4, 10, 12, 26/2, 27, 30, 32 43/1, 43/3,
44), Urs Rohner (38, 39, 40, 41/1), Markus Zeh
(20/1, 21, 22), zVg (6, 28/1, 31/1, 35/1, 35/2, 45)
Gestaltung/Conception graphique
Oliver Salchli
Druck/Impression
Ediprim
gedruckt auf FSC-Papier
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