Charlottenburger „Unter diesem Namen sind diejenigen Fuhrleute bekannt, welche
mit ihren Wagen vor dem stolzen Brandenburger Thore halten und das Publi-
kum nad) Charlottenburg fahren . . . Die Charlottenburger sind, ohne dem
Straßenpöbel zu nahe treten zu wollen, unstreitig die roheste Klasse aller Berliner
Plebejer . . . Mit ihren Pferden, im Militärdienst grau geworden und bei den
Auktionen auf dem Opernplaße für ein Billiges erstanden, gehen sie mehr als
unmenschlich um. Man sieht nicht selten einen Wagen, in welchem 12 Personen
sien, von solc<h einem unglücklichen Thiere gezogen, dem die Rippen über eine
halbe Elle hervorstehen. Damit jagen sie nun hinaus und zurück, futtern ihre
Pferde homöopatisch und trinken dafür allopathisc< Branntwein. Abends, nach
vollbrachtem Tagewerk, gehen sie in gemeine Häuser und bringen ihren Ver-
dienst dur<.“ Bwit. V, 3 ff. -- [. Jul. v. Voß. Strahlower Fischzug (17, N.):
Du steigst uf'n Charlottenburger . . . R. B. Wb. s. v. Schalottenburjer („Nach
ihnen heißt der Schalottenburjer, d. i. das Schnäuzen der Nase mit den Fingern“).
An die Pferde der „Charlottenburger“ ist auch gedacht in dem Spruch : Berliner
Kind, Spandauer Wind, Charlottenburger Pferd sind alle drei nischt wert.
(R. B.3 S. 212 Bers 149.) Der Spandauer Wind kommt von Westen und
führt Regen mit sich. Bielleicht hat auch das Gefängnis in Spandau auf den
Spruch eingewirkt. -- vgl. Berg, übern Berg = im Gefängnis. -- Ein-
gehend handelt darüber H. Kügler, „Berliner Kind -- Spandauer Wind“ in
der Unterhaltungs-Beilage des Berl. Lokal-Anzeigers vom 4. 10. 31 (Nr. 469).
der den Spruch zufrühest 1828 in der Schrift „Verlin, wie es ist“ von einem
ungenannten Verfasser nachweist.
D
Dacht (Docht) Bwit. X11, 27 XX, 18, Trachsel, Brendicke, R. B. Wb. [. v., s. Lasch
S. 227 - Ulbrecht Lpz. Mda. s. v., D. Wb. 11, 668---ahd, mhd, däht, täht= Docht.
Dag: Nanu wird's Dag! (Rda. beim Erstaunen) Bwit.XV]1, 35, Antwort darauf: „Nein,
nu wird's Nacht“ Bwit. XVI], 35, Brendicke s. v. Dach -- R. B. Wb. s. v. nanu.
hin-dämeln (langsam spazieren gehen, schlendern) Bwit. 1, 19, R.B.Wb. [. v. dammeln
(„in unklarem Geisteszustand gehen"). Brendicke s. v. dammeln == schäkern,
scherzen, D. Wb. 11, 703: dämeln, dammelen herumschlendern, brem. Wb.1, 183:
ammelen.
dämlich (dumm) Bwit, KXV, 8 Bu. Bln. V111, 33, Brendicke s.v. R.B.Wb.s, v. demlich.
Dömelsack mit 'n Dömelsack jeschlagen (sehr dumm) Bwit. VIU, 28, Brendicke |f. v.
Dämelsack, R. B. Wb. s. v. Demelsack, Lasch S. 197, 295.
Dörthe (Dorothea) Bwit. IX, 9 XXV, 26, 27 X11, 7, 27, 28.
Dösel (dummer Mensch) Bwit. 1, 12, Lasch S. 197 -- Bruns, Sachsen dösig, dumm,
D. Wb, I1, 1310 dösen, stille sein, schlummern, über dösig [. Nd. Korrbl. X1X
(1898-97) S. 14, 15 (Koppermann).
drall (derb, fest) Bwit. 11, 21 IV, 8, Brendicke s. v., Rhein. Wb. [. v.?, Schlesw. Holst.
Wv. |. v. en dralle Dern, D. Wb, I1, 1332 -- zu drillen.
Draufge!d (Unterpfand für einen abgeschlossenen Handel) Bwit. XXV, 35,
D. Wb. I1, 1347.
Dreck (starke Ablehnung für sehr wenig, garnichts) Da hat mir der Staat en Dreck zu
sagen, Bwit. VI1, 41, 19 1, 14, Brendicke, R. B. Wb. [. v., |. Shmuß (S. 00).
Dreesch, dreeschen (starker Regen, regnen) Bwit. XXVI1, 10, Brendicke, R.B. Wb.[. v.,
Bruns, Sachsen Dresche = Traufe, Schlesw. Holst. Wb. drisseln sw. v. tröpfeln,
fein regnen -- Druus „feiner Staubregen, Sprühregen“, Reppen (Kreis Stern-
berg): träschen (nach frdl. Mitt. von Frau Kasch, Greifswald). Auch thüring.
(Brof. Stammler).
Dummsdorf (Rda.) wir sind hier oo< nich aus Dummsdorf (wir sind nicht dumm)
Bwit. XX1, 19, Brendicke, R. B. Wb. [. v., F. Tetzner, Deutsches Sprichwörter-
bur Ei 0. J. (1903) S. 96: Er ist von Dummsdorf und geht nach Albertshof
zu Kirchen.
Dunnerwettsteen (Nusruf des Erstaunens) Bwit. KXVII11, 4, 16, R. B. Wb. |. v.
Donnerhagel.
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