IBB Wohnungsmarktbarometer 2022
Der Berliner Wohnungsmarkt aus Sicht der Expertinnen und Experten
Inhalt
Vorwort..................................................................................................................................................................................................................................................... 3
1. M
ethodisches Vorgehen und Hintergrund der B
efragten.............................................................................................................. 4
2. IBB Wohnungsmarktbarometer 2022: Ergebnisse im Überblick.. .............................................................................................. 6
3. Aktuelle und k ünftige Marktlage nach Marktsegmenten.............................................................................................................. 8
4. Besondere Bedarfe.. .............................................................................................................................................................................................................. 13
5. Anforderungen an das Wohnungsangebot.. ............................................................................................................................................... 15
6. Aktuelle Probleme auf dem Mietwohnungsmarkt.............................................................................................................................. 17
7. Einschätzung des Investitionsklimas................................................................................................................................................................. 19
8. Aktuelle Frage zu Einflüssen auf unterschiedliche Bereiche des Wohnungsmarktes.. .................................... 24
9. Berliner Wohnungsmarktexpertinnen und -experten.................................................................................................................... 27
Abbildungsverzeichnis. . .......................................................................................................................................................................................................... 29
Impressum.......................................................................................................................................................................................................................................... 30
Das IBB Wohnungsmarktbarometer ist Teil des Wohnungsmarktmonitorings der Investitionsbank Berlin (IBB). Wie auch der IBB Wohnungsmarktbericht
erscheint es jährlich und kann auf den Internetseiten der IBB heruntergeladen werden: www.ibb.de
Investitionsbank Berlin
Dieses Werk ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz: http://creativecommons.org/licenses/by/3.0/de/
Vorwort // IBB Wohnungsmarktbarometer 2022
Vorwort
Liebe Leserinnen und Leser,
wir freuen uns, Ihnen die Ergebnisse unseres aktuellen IBB Wohnungsmarktbarometers 2022 vorzustellen. Hierfür haben wir über
200 Expertinnen und Experten befragt. Das Barometer ist mit
seinem Pendant – dem IBB Wohnungsmarktbericht – zum Standard-Nachschlagewerk für den Berliner Wohnungsmarkt geworden.
im Bestand gibt es Handlungsbedarfe, sowohl in der Umsetzung
als auch in der Förderung. In diesem Jahr haben wir zusätzlich
erfragt, wie intensiv sich ausgewählte Ereignisse – darunter verstärkte Klimaschutzbemühungen – auf die verschiedenen Segmente
auswirken. Besonders der Bereich „Neubau, Sanierung und Modernisierung“ wurde hier sehr häufig genannt.
Die Lage am Wohnungsmarkt ist stark angespannt. Abreißende
Lieferketten, Engpässe bei Produkten und Personal sowie Inflation
(steigende Zinsen) sind dabei starke Einflussfaktoren. Gleichzeitig
gilt es, den Wohnungsmarkt klimagerecht umzubauen und dabei
Lösungen für die Mietsituation und die Eigentumsstrukturen in
Berlin zu finden. Und das alles vor dem Hintergrund extrem ansteigender Energiekosten, zumindest für die nächsten 18 Monate.
Nicht zuletzt vor dem Hintergrund steigender Energiepreise
stellen Maßnahmen zur Minderung oder alternativen Erzeugung
des Energieverbrauchs einen entscheidenden Beitrag zur Bezahlbarkeit des Wohnens dar und machen den Wohnungsmarkt zugleich
unabhängiger und resilienter.
Wo stehen wir also? Das Investitionsklima für den Wohnungsneubau aller Kategorien hat sich eingetrübt. Erfreulich ist hingegen
die leichte Erholung im Bestandsbereich, die ihre Ursache sicherlich
auch im Scheitern des sogenannten Mietendeckels hat. Die Marktanspannung bei Mietwohnungen bleibt hoch. Das gilt in ähnlicher,
wenn auch nicht ganz so dramatischer Weise für das Wohneigentum: Auch hier übersteigt die Nachfrage das Angebot noch immer
zumeist deutlich.
Mit einem optisch modernisierten Auftritt leistet das IBB Wohnungsmarktbarometer weiterhin seinen wichtigen Beitrag zur
Transparenz des Berliner Wohnungsmarktes. Ohne die breite
Teilnahme an der Befragung wäre dies nicht möglich. Unseren
Dank möchten wir daher allen Fachkundigen aussprechen, die ihre
Expertise mit uns teilen. Hierdurch tragen sie dazu bei, den Berliner
Wohnungsmarkt in seinen Teilbereichen und Entwicklungen darzustellen und besser zu verstehen. Denn nur auf Basis guter Daten
lassen sich auch gute Entscheidungen treffen. Für Ihre aktive Mitwirkung sind wir Ihnen sehr dankbar!
Einen weiteren Aspekt hat die Befragung der Expertinnen und
Experten deutlich gemacht: Neben den steigenden Preisen werden
besondere Herausforderungen beim energetischen Status gesehen.
Klimaschutz und Klimaresilienz werden das Bild des Berliner Wohnungsmarktes in den kommenden Jahren verändern. Insbesondere
Ihr
Wir wünschen allen Leserinnen und Lesern des neuen IBB Wohnungsmarktbarometers 2022 eine aufschlussreiche Lektüre!
Bleiben Sie gesund.
Dr. Hinrich Holm
Vorsitzender des Vorstands
3
1. Methodisches Vorgehen und Hintergrund der Befragten // IBB Wohnungsmarktbarometer 2022
1. Methodisches Vorgehen und Hintergrund der Befragten
Die jährliche Beobachtung und Berichterstattung zum Berliner Wohnungsmarkt besteht neben dem IBB Wohnungsmarktbericht auch aus
dem IBB Wohnungsmarktbarometer, welches Fachkundige nach ihrer
Einschätzung zu den aktuellen und künftigen Entwicklungen am Berliner Wohnungsmarkt befragt. Wichtige Themenfelder wie die Marktlage und das Investitionsklima werden ebenso beleuchtet wie aktuelle
Herausforderungen im Neubau und Bestand. Zudem widmet sich die
jährlich wechselnde Zusatzfrage aktuellen Ereignissen wie der Corona-
Pandemie, dem Klimawandel oder politischen Herausforderungen.
Anhand der jahrelangen kontinuierlichen Befragung ist eine differenzierte Betrachtung der Veränderungen des Berliner Wohnungsmarktes
möglich. Hierdurch trägt das IBB Wohnungsmarktbarometer zu einer
erhöhten Markttransparenz bei und unterstützt Entscheidungsträger:innen aus Politik, Verwaltung, Wohnungswirtschaft und anderen
Interessengruppen bei wohnungspolitischen und -wirtschaftlichen
Entscheidungen.
Kern des IBB Wohnungsmarktbarometers ist die jährliche Befragung
anhand eines Online-Fragebogens. Die Fachkundigen werden um
ihre Einschätzung zu den Themenfeldern Marktlage, Bedarfe, Anforderungen, Probleme und Investitionsklima gebeten, sowohl für das
Eigentum als auch die Miete. Langfristige Entwicklungen können dabei
ebenso in einer Zeitreihe abgebildet werden wie Auswertungen auf
Ebene der 12 Berliner Bezirke.
Der Berliner Wohnungsmarkt erlebte in den vergangenen Jahren
vielfältige Sonderereignisse und Herausforderungen. Die aktuelle
Zusatzfrage widmet sich den Einflüssen solcher ausgewählten Ereignisse, etwa den verstärkten Klimaschutzbemühungen oder steigenden
Kosten, auf bestimmte Bereiche des Wohnungsmarktes wie den
Neubau oder die Kaufpreise.
In der Barometerbefragung werden definierte Preissegmente aufgeführt, die eine sachgerechte Einordnung der Marktlage unterstützen.
Aufgrund der sich verändernden Preislandschaft am Berliner Wohnungsmarkt wurden in der diesjährigen Befragung die Grenzen der
mittleren und oberen Preisklasse angepasst. Der aktuellen Befragung
liegen somit folgende Preisklassen der einzelnen Marktsegmente
zugrunde:
Reinickendorf
Pankow
Lichtenberg
Mitte
CharlottenburgWilmersdorf
Kaufpreise Eigenheime
¬ Unteres Preissegment: unter 300.000 EUR
¬ Mittleres Preissegment: 300.000 EUR bis unter 600.000 EUR
¬ Oberes Preissegment: 600.000 EUR und mehr
Kaufpreise Eigentumswohnungen
¬ Unteres Preissegment: unter 3.000 EUR/m2
¬ Mittleres Preissegment: 3.000 bis unter 6.000 EUR/m2
¬ Oberes Preissegment: 6.000 EUR/m2 und mehr
Abb. 01: Die Berliner Bezirke
Spandau
Mietpreise (nettokalt)
¬ Unteres Preissegment: unter 7,00 EUR/m2
¬ Mittleres Preissegment: 7,00 bis unter 11,00 EUR/m2
¬ Oberes Preissegment: 11,00 EUR/m2 und mehr
FriedrichshainKreuzberg
MarzahnHellersdorf
TempelhofSchöneberg
Steglitz-Zehlendorf
Neukölln
Treptow-Köpenick
4
1. Methodisches Vorgehen und Hintergrund der Befragten // IBB Wohnungsmarktbarometer 2022
Die Fachkundigen des Berliner Wohnungsmarktes wurden in den
Monaten Mai bis Juni 2022 anhand eines standardisierten Fragebogens online befragt. Hierzu wurden rund 1.500 Expert:innen kontaktiert. Mit einer Stichprobe von 208 Fällen wurde eine Rücklaufquote
von rund 14 Prozent erzielt. Insgesamt haben 41 Prozent der Befragten für die Gesamtstadt eine Einschätzung abgegeben, während sich
59 Prozent einzelnen Berliner Bezirken widmeten (6 bis 17 Fragebögen pro Bezirk). Aus den Fragebögen mit Einschätzungen für Berlin
und den Durchschnitten der Bezirksergebnisse wurden die Resultate
für die Gesamtstadt berechnet. Die Ergebnisse für Gesamt-Berlin
sowie für die Bezirke wurden, entsprechend ihrer Ausprägung in der
Umfrage, gewichtet in der Auswertung berücksichtigt.
Die Befragten des IBB Wohnungsmarktbarometers kommen aus
unterschiedlichen Tätigkeitsfeldern und Bereichen rund um den
Wohnungsmarkt. Auch in diesem Jahr entfiel erneut rund ein Viertel
der Rückmeldungen auf Fachkundige aus Wohnungsunternehmen,
Genossenschaften und deren Verbänden. Jeweils rund 16 Prozent
der Befragten gaben an, entweder im Bereich Wissenschaft, Sachverständige und Marktforschung oder für Senats-, Bezirksverwaltungen
und die öffentliche Hand zu arbeiten. Vertreter:innen aus der Kreditwirtschaft und Baufinanzierung sowie aus Hausverwaltungen, als
Haus- und Grundeigentümer:innen und deren Verbänden waren mit
jeweils rund 8 Prozent repräsentiert. Auf Immobilienmakler:innen
und deren Verbände entfielen rund 6 Prozent, während 5 Prozent
durch Fachkräfte aus der Bundes- und Landespolitik vertreten
waren. Unter 5 Prozent ordneten sich Mietervereinen, sozialen
Institutionen, Trägern und Verbänden sowie Projektentwickler:innen
und Immobilienfonds zu. „Sonstige“ machten rund 7 Prozent der
Gesamtheit aus, wozu beispielsweise Stadtplaner:innen oder Rechtsanwält:innen gehörten.
Abb. 02: Tätigkeitsfelder der Antwortenden
Wohnungsunternehmen, Genossenschaften und deren Verbände
Wissenschaft, Sachverständige, Marktforschung
Senats-, Bezirksverwaltungen, öffentliche Hand
Kreditwirtschaft und Baufinanzierung
Hausverwaltungen, Haus- und Grundeigentümer:innen und deren Verbände
Sonstige
Immobilienmakler:innen und deren Verbände
Politik (Landes- und Bundesebene)
Mietervereine
Soziale Institutionen, Träger und Verbände
Projektentwickler:innen, Immobilienfonds
Anzahl der Nennungen = 208
Anteil der Nennungen in %
0
5
10
15
20
25
5
2. IBB Wohnungsmarktbarometer 2022: Ergebnisse im Überblick // IBB Wohnungsmarktbarometer 2022
2. IBB Wohnungsmarktbarometer 2022:
Ergebnisse im Überblick
¬ Die Expert:innen haben 2022 erneut die Marktlage insgesamt als
angespannt wahrgenommen. Sowohl im Miet- als auch im Eigentumssegment wurden teilweise große Angebotsdefizite attestiert.
¬ Beim Wohneigentum ist in beiden Teilmarktsegmenten (Eigenheime und Eigentumswohnungen) das Angebot, gemessen an
der Nachfrage, zu klein. Im Eigenheimsegment wird das Angebot
bereits seit mehreren Jahren als eher zu klein eingeschätzt. In den
vergangenen zwei Jahren hat sich die Lage jedoch noch einmal verschlechtert, sodass 2022 das größte Gefälle zwischen Angebot und
Nachfrage seit mehr als zehn Jahren erfasst wurde. Eigentumswohnungen wurde allgemein eine etwas bessere, aber ebenfalls nicht
ausgewogene Marktlage attestiert. Nach zuletzt schwankenden
Einschätzungen, möglicherweise auch beeinflusst durch die Corona-Pandemie, den Mietendeckel oder andere politische Veränderungen, kehrten die Fachkundigen 2022 zum Einschätzungsniveau
von 2019 zurück. Auch wenn die Veränderungen insgesamt nur
geringfügig ausfielen: 2022 wiesen die beiden Teilsegmente erstmals seit geraumer Zeit eine divergierende Entwicklung auf.
¬ Bei Mietwohnungen zeigt sich bereits seit mehreren Jahren eine
klare Trennung zwischen dem oberen Preissegment einerseits und
den übrigen Preissegmenten andererseits. 2022 ergaben sich im
mittleren und unteren Preissegment marginale Verbesserungen,
während das preisgebundene Segment stagnierte. Insgesamt wurden diese drei Klassen aber alle als sehr angespannt eingeschätzt.
Das obere Preissegment wies weiterhin ein nahezu ausgewogenes
Angebot auf. Perspektivisch ist bei der Marktlage weder im Mietbereich noch im Eigentum eine spürbare Veränderung zu erwarten.
¬ Unabhängig vom einzelnen Marktsegment zeigten sich die größten
Bedarfe bei mittelgroßen bis großen Wohnungen (45 bis 100 m²) –
entsprechend einer 1,5- bis 4-Raum-Wohnung – im unteren und
mittleren Preissegment. Das obere Preissegment wird hier seit
mehreren Jahren nur selten genannt. Dagegen haben die Bedarfe
im unteren Preissegment in nahezu allen Kategorien deutlich
zugenommen.
¬ Segmentübergreifend gehörten nach Einschätzung der Fachleute
der energetische Status, die Ausstattung mit Balkonen und
Terrassen, eine integrierte Lage und ein günstiger Kaufpreis bzw.
eine günstige Miete zu den wichtigsten Anforderungen an das
Wohnumfeld. Besonders auffällig ist, dass der energetische Status
deutlich an Relevanz gegenüber den Vorjahren gewonnen hat und
dieses Jahr in den Auswertungen den ersten (Eigentum) und zweiten Rang (Miete) einnahm.
¬ Das drängendste Problem für den Neubau von Mietwohnungen
stellten mit fast 80 Prozent der Nennungen und großem Abstand
die steigenden Baukosten dar. Zu wenig oder zu wenig geeignetes
Bauland folgte mit knapp 50 Prozent der Nennungen. Widerstand
gegen neue Bauvorhaben und zu hohe Auflagen bzw. zu lange
Baugenehmigungsverfahren wurden von den Fachkundigen mit
jeweils rund 45 Prozent ebenfalls als drängende Probleme auf Rang
drei und vier angesehen. Auch Materialknappheit und der Fachkräftemangel in der Bauwirtschaft erreichten mit rund 40 Prozent
hohe Werte, was angesichts unterbrochener Lieferketten und des
anhaltenden Ukraine-Kriegs keine Überraschung darstellte.
6
2. IBB Wohnungsmarktbarometer 2022: Ergebnisse im Überblick // IBB Wohnungsmarktbarometer 2022
¬ Unter den Problemen für den Mietwohnungsbestand wurden die
steigenden Neben- und Betriebskosten als am drängendsten wahrgenommen. Vermutlich auch unter dem Eindruck sich abzeichnender Energieengpässe setzten zwei Drittel (66,5 Prozent) der
Befragten dieses Thema auf ihre Liste der Herausforderungen und
damit insgesamt auf Rang eins. Steigende Nettokaltmieten folgten
auf Rang zwei mit insgesamt rund 55 Prozent. Fast jede:r zweite
Befragte (48,5 Prozent) gab zudem an, dass Modernisierungen und
Sanierungen über marktfähige Mieten nicht finanzierbar seien. Die
Umsetzung des Klimaschutzes stellte ebenfalls für viele Befragte
ein großes Problem dar und positionierte sich auf Rang sechs.
¬ Die Eintrübung des Investitionsklimas hielt auch 2022 weiter an.
Im Neubaubereich wiesen alle Kategorien eine Verschlechterung
der Investitionsbedingungen auf, wobei das Umfeld für den Neubau von Eigentumswohnungen noch am besten wahrgenommen
wurde. Dem Eigenheimsegment wurde der größte Rückgang im
Vergleich zum Vorjahr attestiert. Insgesamt wurde das Investitionsklima als durchschnittlich wahrgenommen, was sich trotz weiterer leichter Eintrübung auch perspektivisch nicht stark ändern
sollte. Ebenso wird im Bestandssegment das Investitionsumfeld als
durchschnittlich interpretiert. Nach den starken Reaktionen rund
um den Mietendeckel ordnen sich alle drei Kategorien wieder auf
dem Niveau von 2019 ein. Der institutionelle Erwerb bestehenden
Wohnraums wird 2022 dabei am vergleichsweise besten bewertet.
¬ In diesem Jahr blickt die aktuelle Frage auf vergangene und
aktuelle Ereignisse, die den Wohnungsmarkt zusätzlich zu
bestehenden Herausforderungen tangiert haben. Wie intensiv
haben sich Ereignisse wie die steigenden Kosten oder verstärkte
Klimaschutzbemühungen auf unterschiedliche Bereiche des Wohnungsmarktes ausgewirkt? Laut Einschätzung der Expert:innen
war der Bereich Neubau, Sanierung und Modernisierung von
den ausgewählten Ereignissen der vergangenen Jahre besonders
stark betroffen. Gerade die verstärkten Klimaschutzbemühungen
und die steigenden Kosten und Preise haben die Neubau- und
Bestandsentwicklung vor neue Herausforderungen gestellt oder
tun dies immer noch. Nach Einschätzung der Befragten waren die
Bestandsmieten insbesondere durch die verstärkten Klimaschutzbemühungen beeinflusst. Hier wird der Diskurs über notwendige
energetische Modernisierungen auf der einen Seite sowie einer
sozialverträglichen Gestaltung dessen auf der anderen Seite deutlich. Bei den Angebotsmieten zeigten sich die gestiegenen Kosten
und Preise als größter Einflussfaktor, gefolgt von den verstärkten
Klimaschutzbemühungen. Im Gegensatz zur Mietsituation waren
sich die Befragten im Wohneigentum eher uneinig. Jeweils ein
Viertel der Punkte entfiel auf die gestiegenen Kosten und Preise
und das Baulandmobilisierungsgesetz. Die Umwandlung von Mietin Eigentumswohnungen stellt ebenfalls ein wichtiges Themenfeld
für den Wohnungsmarkt dar, was mit dem zuletzt erhöhten
Umwandlungsgeschehen zusammenhängen kann. Über die Hälfte
der Punkte weist hier auf einen starken Wirkungszusammenhang
mit dem Baulandmobilisierungsgesetz hin.
Zusammenfassend hat die Befragung 2022 verdeutlicht, welche
zentrale Rolle der Bereich Neubau, Sanierung und Modernisierung
spielt – aber auch, wie vulnerabel er auf unterschiedlichste Einflüsse
reagiert. Zudem wurde nochmal deutlich, dass der Klimawandel und
die einhergehenden Anpassungsmaßnahmen sowohl im Neubau
als auch im Bestand ein wichtiges Thema für den Wohnungsmarkt
darstellen und auch als solches wahrgenommen werden (siehe
Schwerpunktthema IBB Wohnungsmarktbericht 2021).
7
3. Aktuelle und künftige Marktlage nach Marktsegmenten // IBB Wohnungsmarktbarometer 2022
3. Aktuelle und künftige Marktlage nach Marktsegmenten
Segment Eigentum
Im Wohneigentum zeigten sich auch 2022 weiterhin große Angebotsdefizite. Vor allem das Eigenheimsegment
wurde von den Fachkundigen als angespannt wahrgenommen. Insbesondere in den westlichen Bezirken sowie in
der Innenstadt wurde das Angebot als viel zu klein erachtet. Perspektivisch wird nur eine leichte Verbesserung der
Lage erwartet. Etwas anders hingegen sah es 2022 bei Eigentumswohnungen aus. Das Angebot wurde ebenfalls
als zu klein, aber mit leichter Tendenz zu ausgewogen bewertet. In Spandau, Mitte und Pankow wurde sogar eine
ausgewogene Marktlage festgestellt. Weiterhin gibt es aber in diesem Segment große Defizite, auch perspektivisch
ist eine nachhaltige Verbesserung nicht in Sicht.
Zwar ist Berlin eine Stadt der Miete, dennoch spielt das Wohneigentum eine wichtige Rolle. Die Fachkundigen haben auch 2022 die
Marktlage insgesamt als angespannt wahrgenommen. In beiden
Teilmarktsegmenten (Eigenheime und Eigentumswohnungen) ist
das Angebot, gemessen an der Nachfrage, zu klein.
Im Eigenheimsegment wird das Angebot bereits seit mehreren Jahren
als eher zu klein eingeschätzt. In den vergangenen zwei Jahren hat sich
die Lage jedoch noch einmal verschlechtert, sodass 2022 die schlechteste Bewertung seit mehr als zehn Jahren erfasst wurde. Eigentums
wohnungen wird allgemein eine etwas bessere, aber ebenfalls nicht
ausgewogene Marktlage attestiert. Nach zuletzt schwankenden
Einschätzungen, möglicherweise auch beeinflusst durch die Corona-
Pandemie, den Mietendeckel oder andere politische Veränderungen,
kehrten die Fachkundigen 2022 zum Einschätzungsniveau von 2019
zurück. Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet dies eine leichte Verbesserung der Angebotssituation. Auch wenn die Veränderungen insgesamt
nur geringfügig ausfielen: Damit wiesen die beiden Teilsegmente 2022
erstmal seit geraumer Zeit eine klar unterschiedliche Entwicklung auf.
Abb. 03: Einschätzung der Marktlage: Eigentum
Das Angebot, ist gemessen an der Nachfrage,
viel größer
größer
ausgewogen
Für die kommenden drei Jahre erwarten die Fachkundigen eine leichte
Verbesserung der Marktlage für Eigenheime auf das Niveau von 2021.
Das Verhältnis von Angebot und Nachfrage für Eigentumswohnungen
wird sich hingegen nicht deutlich verändern.
kleiner
viel kleiner
2016
2017
2018
2019
Eigentum – Einfamilienhäuser/Doppelhaushälften*
Eigentum – Reihenhäuser*
2020
2021
2022
2023
(Prognose)
2024
2025
Eigentumswohnungen
Eigenheime
* Anmerkung: Die beiden Kategorien Eigentum – Einfamilienhäuser/Doppelhaushälften und Eigentum – Reihenhäuser wurden ab dem IBB Wohnungsmarktbarometer 2021
zur Kategorie Eigenheime zusammengeführt. Aus diesem Grund werden ab dem Jahr 2021 nur noch die Kategorien Eigenheime und Eigentumswohnungen ausgewiesen.
8
3. Aktuelle und künftige Marktlage nach Marktsegmenten // IBB Wohnungsmarktbarometer 2022
Situation in den Bezirken
viel kleiner
Das Angebot ist, gemessen
an der Nachfrage,
viel kleiner
ausgewogen
→
→
→
→
viel größer
→
→
→
→
→
→
→
→
→
viel größer
→
→
→
→
→
ausgewogen
→
→
Die gesamtstädtische Verbesserung der Marktlage für Eigentumswohnungen war auch in den Bezirken erkennbar. Während im Vorjahr
noch kein Bezirk eine ausgewogene Marktlage aufweisen konnte,
attestierten die Befragten eben diese in 2022 für Pankow, Mitte und
Spandau. Eine eher ausgewogene Marktlage wurde zudem in Friedrichshain-Kreuzberg, Lichtenberg, Marzahn-Hellersdorf und Neukölln
wahrgenommen. In den restlichen Bezirken wurde das Angebot als zu
klein eingestuft.
Abb. 05: Aktuelle Marktlage: Eigentumswohnungen
Das Angebot ist, gemessen
an der Nachfrage,
→
Für die kommenden drei Jahre erwarten die Fachkundigen in Mitte,
Neukölln, Tempelhof-Schöneberg, Charlottenburg-Wilmersdorf und
Reinickendorf eher eine Verbesserung der Marktlage. In sechs Bezirken
wird keine Veränderung prognostiziert. Allein in Spandau wird per
spektivisch von einer stärkeren Anspannung ausgegangen.
Abb. 04: Aktuelle Marktlage: Eigenheime
→
Die Verschlechterung der Eigenheim-Marktsituation zeigte sich auch
in den Bezirken. Am positivsten wurde die Marktlage in Spandau
eingeschätzt („eher ausreichend“). Lässt man die strukturbedingten
Defizite in den Innenstadtbezirken außer Acht, sind es vor allem die
übrigen westlichen Bezirke und Lichtenberg, die deutliche Knappheiten
bei Eigenheimen aufwiesen. Etwas positiver, wenn auch fernab einer
ausgeglichenen Marktsituation, sah es in Pankow, Marzahn-Hellersdorf, Treptow-Köpenick und Neukölln aus. Im Vergleich zum Vorjahr
hat die Anspannung in den Bezirken damit eher zugenommen.
→
→
Der Pfeil gibt die erwartete Veränderung der Marktlage in den nächsten drei Jahren an. Die Anspannung des Marktes …
… steigt stark an ( ), steigt an ( ), bleibt gleich ( ), nimmt ab ( ), nimmt sehr stark ab ( ).
In den kommenden drei Jahren wird eine weitere Anspannung nur
in Spandau gesehen. In Reinickendorf, Mitte, Neukölln, TempelhofSchöneberg und Charlottenburg-Wilmersdorf sollte sich die Lage laut
Prognose der Befragten dagegen eher verbessern. In den restlichen
Bezirken wird eine stabile Entwicklung erwartet.
9
3. Aktuelle und künftige Marktlage nach Marktsegmenten // IBB Wohnungsmarktbarometer 2022
Segment Miete
Im Mietbereich findet bereits seit mehreren Jahren eine Trennung zwischen dem oberen Preissegment einerseits
und den übrigen Preissegmenten andererseits statt. 2022 zeigten sich im mittleren und unteren Preissegment
marginale Verbesserungen, während das preisgebundene Segment stagnierte. Insgesamt wurden die drei Klassen
aber als sehr angespannt eingeschätzt. Diese Erkenntnis spiegelten auch die Bezirke wider. Die Marktlage für die
obere Preisklasse hingegen wies eine leichte Verschlechterung auf. Perspektivisch wird sich die Marktlage segment
übergreifend nicht verändern.
Berlin ist eine Stadt der Mieter:innen, weshalb eine detaillierte
Betrachtung der Marktlage in den verschiedenen Preiskategorien
für Mietwohnungen von hoher Bedeutung ist. Auch 2022 wurde die
Marktlage in fast allen Teilmarktsegmenten als angespannt wahrgenommen. Allein das obere Preissegment wies weiterhin ein nahezu
ausgewogenes Angebot auf, bei minimaler Verschlechterung gegenüber 2021. Die höchste Anspannung wurde erneut im unteren sowie
im preisgebundenen Segment erfasst. Dabei konnte sich die Marktlage im unteren Preissegment leicht verbessern. Das Angebot wird
jedoch weiterhin als viel zu klein eingeschätzt. Das preisgebundene
Segment weist seit mehreren Jahren eine leichte kontinuierliche
Verschlechterung auf, welche sich auch 2022 fortsetzte. Dies spiegelt
offenkundig die abschmelzenden Bestände geförderter Wohnungen
wider. Auch das mittlere Preissegment wird seit mehreren Jahren als
zu klein angesehen. Diese Entwicklung setzte sich 2022, wenn auch
mit einer leichten Verbesserung, weiter fort. Perspektivisch erwarten
die Fachkundigen eine insgesamt stabile Entwicklung auf aktuellem
Niveau für alle Teilmarktsegmente.
Abb. 06: Einschätzung der Marktlage: Miete
Das Angebot ist, gemessen an der Nachfrage,
viel größer
größer
ausgewogen
kleiner
viel kleiner
2016
2017
2018
2019
Mietwohnungen – oberes Preissegment
Mietwohnungen – mittleres Preissegment
2020
2021
2022
2023
(Prognose)
2024
2025
Mietwohnungen – unteres Preissegment
Mietwohnungen – preisgebundenes Segment
10
3. Aktuelle und künftige Marktlage nach Marktsegmenten // IBB Wohnungsmarktbarometer 2022
Situation in den Bezirken
viel kleiner
Das Angebot ist, gemessen
an der Nachfrage,
viel kleiner
ausgewogen
→
→
→
→
→
→
→
viel größer
→
→
→
→
→
→
viel größer
→
→
→
→
→
ausgewogen
→
→
→
→
Auch im mittleren Preissegment (7,00 EUR/m² bis unter 11 EUR/m²)
bestätigte die Ebene der Bezirke die gesamtstädtische Einschätzung
der Fachkundigen. Sechs Bezirke, hierunter beispielsweise Pankow
und Charlottenburg-Wilmersdorf, konnten eine Verbesserung ihrer
Angebotssituation aufweisen, auch wenn diese weiterhin als zu klein
angesehen wurde. In Marzahn-Hellersdorf wurde sogar ein eher ausgewogenes Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage wahrgenommen. Hingegen wurde für Spandau und Treptow-Köpenick eine leichte
Verschlechterung erfasst. Insgesamt wiesen sechs Bezirke, größtenteils
am Stadtrand gelegen, eine sehr angespannte Marktlage auf.
Das Angebot ist, gemessen
an der Nachfrage,
Abb. 08: Aktuelle Marktlage: Mietwohnungen –
mittleres Preissegment
→
Perspektivisch erwarten die Befragten eine Verminderung der Anspannung in Treptow-Köpenick. Ansonsten wird von einer stabilen Entwicklung auf aktuellem Niveau ausgegangen.
Abb. 07: Aktuelle Marktlage: Mietwohnungen –
oberes P
reissegment
→
Die gesamtstädtische Einschätzung der Expert:innen zum oberen
Preissegment (11,00 EUR/m² und mehr) stimmt größtenteils mit
der Einschätzung zu den Bezirken überein. In Reinickendorf und
Steglitz-Zehlendorf wurde das Angebot 2022 als zu klein eingeschätzt,
nur wenig besser sah es in Friedrichshain-Kreuzberg, Marzahn-Hellersdorf und Treptow-Köpenick aus. In den restlichen Bezirken wurde das
Angebot als ausgewogen wahrgenommen. Im Vergleich zum Vorjahr
zeigte sich auf Bezirksebene damit eine leichte Verschlechterung.
Anders als im Vorjahr wies kein einziger Bezirk 2022 noch eine eher
entspannte Lage in diesem Segment auf.
Der Pfeil gibt die erwartete Veränderung der Marktlage in den nächsten drei Jahren an. Die Anspannung des Marktes …
… steigt stark an ( ), steigt an ( ), bleibt gleich ( ), nimmt ab ( ), nimmt sehr stark ab ( ).
Bis 2025 erwarten die Befragten in Mitte, Pankow und Steglitz-Zehlendorf eine Zunahme der Anspannung, während sie in Treptow-Köpenick
und Tempelhof-Schöneberg eher abnehmen sollte. In den anderen
Bezirken wird eine stabile Entwicklung prognostiziert.
11
3. Aktuelle und künftige Marktlage nach Marktsegmenten // IBB Wohnungsmarktbarometer 2022
Abb. 10: Aktuelle Marktlage: Mietwohnungen –
preisgebundenes Preissegment
viel kleiner
Das Angebot ist, gemessen
an der Nachfrage,
→
→
→
→
→
→
→
→
→
→
viel größer
→
→
→
→
viel größer
→
→
→
→
→
viel kleiner
ausgewogen
ausgewogen
→
Das preisgebundene Segment ist ein wichtiges Instrument zur Versorgung von Bedarfshaushalten mit günstigem Wohnraum. Die Bestände
geförderter Wohnungen nehmen jedoch in Berlin stetig ab, was sich
auch in der Einschätzung der Fachkundigen widerspiegelt. Auf Ebene
der Bezirke war die Lage weiterhin flächendeckend angespannt. In
Friedrichshain-Kreuzberg, Lichtenberg, Tempelhof-Schöneberg und
Reinickendorf war das Angebot, gemessen an der Nachfrage, viel zu
klein. In nahezu allen anderen Bezirken war die Marktlage laut den
Expert:innen nur geringfügig besser. Allein in Marzahn-Hellersdorf
wurde das Angebot als zu klein und damit noch als am besten eingestuft. Insgesamt ähnelt das Ergebnisbild im preisgebundenen Segment
stark dem unteren Preissegment.
Das Angebot ist, gemessen
an der Nachfrage,
→
Perspektivisch erwarten die Befragten nur in Tempelhof-Schöneberg
und Charlottenburg-Wilmersdorf eine abnehmende Marktanspannung. In Marzahn-Hellersdorf und Steglitz-Zehlendorf wird hingegen
von einer weiteren Verschlechterung der Marktlage ausgegangen. In
den übrigen Bezirken sollte das Verhältnis von Angebot und Nachfrage
laut Prognose unverändert bleiben.
Abb. 09: Aktuelle Marktlage: Mietwohnungen –
unteres P
reissegment
→
Das untere Preissegment (unter 7,00 EUR/m²) ist am massivsten von
den Anspannungen und Angebotsdefiziten betroffen. Seit mehreren
Jahren übersteigt die Nachfrage das Angebot deutlich. Gleichwohl
bildeten sich 2022 leichte Verbesserungen auf Ebene der Bezirke ab. Im
Vergleich zum Vorjahr wiesen nur noch Friedrichshain-Kreuzberg, Treptow-Köpenick, Neukölln und Spandau ein viel zu kleines Angebot auf.
Im Vorjahr waren es noch doppelt so viele Bezirke. Marzahn-Hellersdorf
wies, relativ betrachtet, die günstigste Marktlage in diesem Segment
auf, wenngleich weiterhin fernab einer Ausgewogenheit von Angebot
und Nachfrage.
→
→
Der Pfeil gibt die erwartete Veränderung der Marktlage in den nächsten drei Jahren an. Die Anspannung des Marktes …
… steigt stark an ( ), steigt an ( ), bleibt gleich ( ), nimmt ab ( ), nimmt sehr stark ab ( ).
Bis 2025 wird sich die Marktlage überwiegend nicht verändern. In
Pankow, Marzahn-Hellersdorf und Steglitz-Zehlendorf wird von einer
erneuten Anspannung ausgegangen. Allein in Tempelhof-Schöneberg
wird eine deutliche Verbesserung prognostiziert.
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4. Besondere Bedarfe // IBB Wohnungsmarktbarometer 2022
4. Besondere Bedarfe
Unabhängig vom Marktsegment zeigten sich weiterhin die höchsten Bedarfe bei mittelgroßen bis großen
Wohnungen (45 bis 100 m²) – entsprechend einer 1,5- bis 4-Raum-Wohnung – im unteren und mittleren
Preissegment. Das obere Preissegment wurde seit mehreren Jahren nur selten genannt. Auch bei Eigenheimen
dominierten mittleres und unteres Segment. Im Vergleich zum Vorjahr fand hier jedoch eine Abnahme der
Bedarfe statt, was entgegen der Zunahme bei der Marktanspannung steht. Insgesamt haben die Bedarfe im
unteren Preissegment in nahezu allen Kategorien deutlich zugenommen.
Die Bereiche Miete und Eigentum wurden durch die Parameter Wohnungsgröße und Preis weiter ausdifferenziert. Aus diesem Grund
wurden die Wohnungsmarktexpert:innen um ihre Einschätzung der
aktuellen Bedarfe innerhalb dieser Kategorien gebeten.
Im Segment Wohneigentum wurden weiterhin große Bedarfe im
unteren und mittleren Preissegment für alle abgefragten Wohnungsgrößen sowie für Eigenheime gesehen.
Abb. 11: Besondere Bedarfe nach Preissegmenten: Eigentum
In fast allen Kategorien fand sich jeweils der größte Bedarf im unteren Preissegment. Im Vergleich zum Vorjahr haben die Nennungen in
dieser Preiskategorie deutlich zugenommen. Eine Ausnahme bildete
hierbei die Kategorie Eigenheime. Doch auch hier gilt: Während im
unteren und mittleren Segment meist ähnlich große Bedarfe verzeichnet wurden, gab es kaum Nennungen im oberen Preissegment.
Ausnahmen bildeten hier allenfalls die Kategorien Eigenheime und
Wohnungen von 100 m² und mehr.
Wohnungen mit Wohnfläche von 70 bis unter 100 m²
Wohnungen mit Wohnfläche von 45 bis unter 70 m²
Eigenheime
Unabhängig vom Preissegment und im Hinblick auf den Wohnungstyp gab es nach Einschätzung der Expert:innen großen Bedarf bei
den Eigenheimen und den Eigentumswohnungen ab 45 m² (jeweils
über 140 Nennungen). Die Wohnungen mit einer Fläche von 70 bis
unter 100 m² führten den Vergleich mit 176 Nennungen an, darauf
folgten mit 156 Nennungen Wohnungen mit einer Fläche von 45 bis
unter 70 m². Eigenheime wurden 155-mal und Wohnungen mit
Wohnfläche von 100 m² und mehr 148-mal genannt.
Wohnungen mit Wohnfläche von 100 m² und mehr
Wohnungen mit Wohnfläche unter 45 m²
Sonstige
Anzahl der Nennungen
Anzahl der Nennungen = 162
(Mehrfachnennungen möglich)
0
20
40
unteres Preissegment
60
80
100
mittleres Preissegment
120
140
160
oberes Preissegment
180
Weniger Bedarf ist bei kleinen Wohnungen mit einer Fläche unter
45 m² zu sehen, obgleich diese immerhin noch 115-mal genannt
wurden. Im Vergleich zum Vorjahr haben die Bedarfe bei den Eigenheimen etwas abgenommen. Während dieser Wohnungstyp 2021
noch die meisten Nennungen aufwies, lag er 2022 nur noch auf dem
dritten Rang. Weitere Veränderungen der Bedarfe traten nicht auf.
13
4. Besondere Bedarfe // IBB Wohnungsmarktbarometer 2022
Abb. 12: Besondere Bedarfe nach Preissegmenten: Miete
Wohnungen mit Wohnfläche von 70 bis unter 100 m²
Wohnungen mit Wohnfläche von 45 bis unter 70 m²
Wohnungen mit Wohnfläche von 100 m² und mehr
Wohnungen mit Wohnfläche unter 45 m²
Sonstige
Anzahl der Nennungen
Anzahl der Nennungen = 199
(Mehrfachnennungen möglich)
0
50
unteres Preissegment
100
150
mittleres Preissegment
200
250
oberes Preissegment
300
Nach Einschätzung der Expert:innen lagen bei Mietwohnungen
unabhängig von der Wohnungsgröße grundsätzlich hohe Bedarfe
vor. Die einzelnen Kategorien wurden in der Regel doppelt so häufig
genannt wie beim Wohneigentum. Dabei positionierten sich die mittelgroßen Wohnungen leicht vorn. Für Wohnungen mit einer Wohnfläche von 70 bis 100 m² sowie Wohnungen mit einer Wohnfläche
von 45 bis 70 m² wurden die größten Bedarfe attestiert. Hinsichtlich
des Preises waren vor allem Wohnungen im unteren und mittleren
Preissegment gefragt. Der Bedarf wurde im unteren Preissegment
durchgehend höher eingeschätzt als im mittleren. Auch hier haben
die Nennungen des unteren Preissegments kategorieübergreifend
deutlich zugenommen. Die höchsten Bedarfe im unteren Preissegment wurden für Wohnungen mit einer Fläche von 45 bis unter
70 m² (155 Nennungen) für Wohnungen, mit einer Fläche von 70 bis
unter 100 m2 (146 Nennungen) sowie für Wohnungen mit einer
Fläche von unter 45 m² (140 Nennungen) benannt. Die Bedarfe im
mittleren Preissegment fielen ähnlich aus, bei Wohnungen mit einer
Wohnfläche von 70 bis unter 100 m2 hingegen etwas stärker.
14
5. Anforderungen an das Wohnungsangebot // IBB Wohnungsmarktbarometer 2022
5. Anforderungen an das Wohnungsangebot
Um der künftigen Nachfrage gerecht zu werden, kommt es bei
Miet- und Eigentumswohnungen auf bestimmte Ausstattungs- und
Lagemerkmale an. Hierfür konnten die Wohnungsmarktexpert:innen
aus einer Liste möglicher Qualitätsmerkmale bis zu fünf Eigenschaften
auswählen, welche für die künftige Nachfrage besonders relevant sind.
Segmentübergreifend gehörten nach Einschätzung der Fachleute der
energetische Status, die Ausstattung mit Balkonen und Terrassen, eine
integrierte Lage und ein günstiger Kaufpreis bzw. eine günstige Miete
zu den wichtigsten Merkmalen. Besonders auffällig ist, dass der energetische Status deutlich an Relevanz gegenüber den Vorjahren gewonnen hat und dieses Jahr in den Auswertungen den ersten (Eigentum)
und zweiten Rang (Miete) einnahm. Die anderen genannten Merkmale
bestätigten hingegen tendenziell die Einschätzungen der letzten Jahre.
Segmentübergreifend wurde attraktiven Außenanlagen sowie Einbauküchen die geringste Relevanz zugesprochen.
Für die künftige Nachfrage im Segment Eigentum ist der energetische Status nun das herausragende Merkmal, gefolgt von
einem weiteren objektbezogenen Merkmal, der Ausstattung mit
Balkonen und Terrassen. Gut die Hälfte der Befragten bewertete
eine integrierte Lage und einen günstigen Kaufpreis als relevant.
Im Vergleich zum Vorjahr fiel das Merkmal des stabilen sozialen
Umfelds (2021: Rang drei) leicht zurück, während andere objektbezogene Eigenschaften wie ein Aufzug (um 9 Prozentpunkte) und eine
barrierearme Ausstattung (um 5 Prozentpunkte) etwas an Relevanz
gewonnen haben. Weniger wichtig ist indes ein neuwertiges Bad,
das in der Auswertung 7 Prozentpunkte verlor. Attraktive Außenanlagen und eine Einbauküche waren weiterhin die am wenigsten
genannten Eigenschaften und kamen dieses Jahr auf noch weniger
Prozentpunkte.
Abb. 13: Anforderungen an das Wohnungsangebot: Eigentum
1. Energetischer Status (niedriger Verbrauch und Emissionen) (2)
2. Ausstattung mit Balkonen, Terrassen (1)
3. Integrierte Lage (mit guter infrastruktureller Erschließung) (4)
4. Günstiger Kaufpreis (5)
5. Stabiles soziales Umfeld (3)
6. Aufzug (7)
7. Barrierearme Ausstattung (8)
8. Neuwertiges Bad (6)
9. Attraktive Außenanlagen (9)
10. Einbauküche (10)
11. Sonstige (11)
1 = Position 2022
(1) = Position 2021
Anteil der Nennungen in %
Anzahl der Nennungen = 172 (2022), 171 (2021)
(Mehrfachnennungen möglich)
0
10
Anteil 2022
20
30
40
50
60
70
80
90
Anteil 2021
15
5. Anforderungen an das Wohnungsangebot // IBB Wohnungsmarktbarometer 2022
Im Segment Miete war das relevanteste Merkmal weiterhin eine günstige Miete, dicht gefolgt vom energetischen Status, der im Vergleich
zum Vorjahr um fast 30 Prozentpunkte dazugewonnen hat. Hier bilden
sich offenkundig geopolitische Prozesse, wie der Klimawandel, oder
infolge des Ukraine-Kriegs absehbar sinkende Gaslieferungen aus
Russland ab. Rund zwei Drittel der Befragten beurteilten die Ausstattung mit Balkonen und Terrassen und eine integrierte Lage als relevant.
Dies bestätigt die Vorjahreswerte. Den Merkmalen stabiles soziales
Umfeld, Aufzug, neuwertiges Bad, attraktive Außenanlagen und Einbauküche wurde im Vergleich zum Vorjahr jeweils weniger Bedeutung
beigemessen, wobei ein stabiles soziales Umfeld immer noch für fast
die Hälfte der Expert:innen als wichtig erachtet wurde. Wie auch im
Segment der Eigentumswohnungen gewann die barrierearme Ausstattung weiter an Relevanz.
Abb. 14: Anforderungen an das Wohnungsangebot: Miete
1. Günstige Miete (1)
2. Energetischer Status (niedriger Verbrauch und Emissionen) (5)
3. Ausstattung mit Balkonen, Terrassen (2)
4. Integrierte Lage (mit guter infrastruktureller Erschließung) (3)
5. Barrierearme Ausstattung (6)
6. Stabiles soziales Umfeld (4)
7. Aufzug (8)
8. Neuwertiges Bad (7)
9. Attraktive Außenanlagen (9)
10. Einbauküche (10)
11. Sonstige (11)
1 = Position 2022
(1) = Position 2021
Anteil der Nennungen in %
Anzahl der Nennungen = 203 (2022), 204 (2021)
(Mehrfachnennungen möglich)
0
10
Anteil 2022
20
30
40
50
60
70
80
Anteil 2021
16
6. Aktuelle Probleme auf dem Mietwohnungsmarkt // IBB Wohnungsmarktbarometer 2022
6. Aktuelle Probleme auf dem Mietwohnungsmarkt
Auch im Jahr 2022 wurde auf dem Berliner Wohnungsmarkt eine
Reihe an Herausforderungen und Problemen verzeichnet, wenn es
darum geht, die angemessene Wohnungsversorgung der Haushalte
aktuell wie auch in Zukunft zu gewährleisten. Um die Situation
umfassend abzubilden, wurden die Expert:innen des Wohnungsmarktbarometers in den letzten Jahren stets nach den drängendsten
Problemen auf dem Berliner Wohnungsmarkt im Allgemeinen
gefragt und konnten dabei bis zu sieben Themen aus einer Liste von
23 Optionen auswählen. In diesem Jahr wurde die Frage in aktuelle
Probleme auf dem Mietwohnungsmarkt für den Neubau und aktuelle Probleme auf dem Mietwohnungsmarkt im Bestand aufgeteilt.
Die zunehmende Differenzierung der Herausforderungen in den beiden Bereichen konnte so besser abgebildet werden. Die Expert:innen
konnten dieses Mal bis zu fünf Themen aus einer Liste von jeweils
15 (Neubau) bzw. 17 Herausforderungen (Bestand) wählen. Die auszuwählenden Probleme stimmten in den beiden Bereichen Neubau
und Bestand nur in einigen Themen mit den Vorjahren überein,
sodass ein Vergleich mit den vorherigen Befragungen nur bei einigen
Problemen direkt möglich und sinnhaft ist.
In der Gesamtbetrachtung für den Mietwohnungsmarkt Neubau
wurden steigende Baukosten von den Expert:innen mit fast 80 Prozent und großem Abstand als das drängendste Problem benannt.
Zu wenig oder zu wenig geeignetes Bauland folgte mit knapp
50 Prozent der Nennungen. Widerstand gegen neue Bauvorhaben
und zu hohe Auflagen bzw. zu lange Baugenehmigungsverfahren
wurden von den Fachkundigen mit jeweils rund 45 Prozent auch
als drängende Probleme auf Rang drei und vier angesehen. Auch
Materialknappheit bzw. Lieferengpässe und der Fachkräftemangel
in der Bauwirtschaft erreichten mit rund 40 Prozent hohe Werte,
was angesichts gerissener Lieferketten und des a
nhaltenden
Abb. 15: Aktuelle Probleme auf dem Mietwohnungsmarkt: Neubau
1. Steigende Baukosten
2. Zu wenig oder zu wenig geeignetes Bauland
3. Widerstand gegen neue Bauvorhaben
4. Baugenehmigungsverfahren zu lang / Auflagen zu hoch
5. Materialknappheit / Lieferengpässe
6. Fachkräftemangel in der Bauwirtschaft
7. Neubauförderung nicht bedarfsgerecht
8. Neubauwohnungen nicht bedarfsgerecht (Preis und Ausstattung)
9. Zuzug höher als Bautätigkeit
10. Marktmieten decken Projektkosten nicht
11. Zu geringe Kooperation zwischen privaten und öffentlichen Akteur:innen
12. Aktuelles Zinsumfeld
13. Schwierigkeiten bei der Umsetzung des Klimaschutzes im Neubau
14. Sonstige
15. Derzeit umfangreiche Um-/Neuplanungen notwendig
Anzahl der Nennungen = 202
(Mehrfachnennungen möglich)
Anteil der Nennungen in %
0
10
20
30
40
50
60
70
80
17
6. Aktuelle Probleme auf dem Mietwohnungsmarkt // IBB Wohnungsmarktbarometer 2022
Ukraine-Kriegs keine Überraschung darstellte. Als kaum bzw. wenig
drängende Herausforderung und auf dem letzten Rang wurden
Notwendigkeiten für umfangreiche Um- und Neuplanungen
wahrgenommen. Fast überraschend ist hingegen die Bewertung
des aktuellen Zinsumfeldes, das zum Zeitpunkt der Befragung nur
für etwas mehr als 13 Prozent der Befragten größere Neubaurisiken
darstellte. Auch die Umsetzung des Klimaschutzes scheint demnach
derzeit keine prioritäre Herausforderung für den Neubau zu sein.
Für den Mietwohnungsmarkt Bestand sah es bei derselben Herausforderung ganz anders aus: Schwierigkeiten bei der Umsetzung des
Klimaschutzes im Bestand nahmen den sechsten Rang ein, mehr als
ein Drittel nannte dieses Thema als Problem. Als noch drängender
wurden hier jedoch andere Herausforderungen wahrgenommen, allen
voran die steigenden Neben- und Betriebskosten. Im Vorjahr wurde
dieses Problem im Vergleich nicht so häufig genannt. Vermutlich auch
unter dem Eindruck sich abzeichnender Gasengpässe setzten zwei
Drittel (66,5 Prozent) der Befragten dieses Thema auf ihre Liste der Herausforderungen und damit auf Rang eins. Steigende Nettokaltmieten
folgten auf Rang zwei mit rund 55 Prozent. Fast jede:r zweite Befragte
(48,5 Prozent) gab zudem an, dass Modernisierungen und Sanierungen über marktfähige Mieten nicht finanzierbar seien. Die Top 3 dieses
Jahr sind stark durch die aktuellen Markteinflüsse (steigende Preise,
Ukraine-Krieg) beeinflusst und rücken u. a. deshalb in den Vordergrund. Mit rund 45 Prozent auf Rang vier und fünf wurden zu wenig
große Wohnungen und die Verringerung der Sozialwohnungsbestände
als weiterhin drängende Probleme im Bestand bewertet. Auf den
letzten Rängen fanden sich Leerstand (1,9 Prozent), kleinräumige
Segregationstendenzen (4,9 Prozent) und Zweckentfremdung von
Wohnraum (8,7 Prozent).
Abb. 16: Aktuelle Probleme auf dem Mietwohnungsmarkt: Bestand
1. Steigende Nebenkosten / Betriebskosten
2. Steigende Nettokaltmieten
3. Modernisierung / Sanierung nicht über marktfähige Mieten finanzierbar
4. Zu wenig große Wohnungen
5. Verringerung der Sozialwohnungsbestände
6. Schwierigkeiten bei der Umsetzung des Klimaschutzes im Bestand
7. Geringe Einkommen der Wohnungssuchenden
8. Wohnungsbauförderung (energetisch, barrierearm) nicht bedarfsgerecht
9. Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen
10. Zu wenig kleine Wohnungen
11. Schwierigkeiten von Menschen mit Migrationshintergrund bei der Wohnungssuche
12. Mangel an barrierearmen Angeboten
13. Steigende soziale Probleme in der Nachbarschaft
14. Zweckentfremdung von Wohnraum (Büro, Ferienwohnungen)
15. Kleinräumige Segregationstendenzen
16. Leerstand
17. Sonstige
Anzahl der Nennungen = 206
(Mehrfachnennungen möglich)
Anteil der Nennungen in %
0
10
20
30
40
50
60
70
18
7. Einschätzung des Investitionsklimas // IBB Wohnungsmarktbarometer 2022
7. Einschätzung des Investitionsklimas
Investitionsklima
Das Investitionsklima bildet die aktuelle Stimmungslage zur bau- und
wohnungswirtschaftlichen Situation ab und stellt somit auch einen
integralen Bestandteil der Beschreibung des Berliner Wohnungsmarktes dar. Das Investitionsklima wird in fünf Kategorien (von sehr gut bis
sehr schlecht) und jeweils im Bereich Neubau und Bestand abgefragt.
Die Eintrübung des Investitionsklimas hielt auch 2022 weiter an. Im Neubaubereich wiesen alle Kategorien eine
Verschlechterung der Investitionsbedingungen auf, wobei das Umfeld für den Neubau von Eigentumswohnungen
noch am besten wahrgenommen wurde. Das Eigenheimsegment wies den größten Verlust im Vergleich zum
Vorjahr auf. Insgesamt wurde das Investitionsklima als durchschnittlich wahrgenommen, was sich trotz weiterer
leichter Eintrübung auch perspektivisch nicht stark ändern wird. Ebenso wurde im Bestandssegment das Investi
tionsumfeld als durchschnittlich wahrgenommen. Nach den starken Reaktionen rund um den Mietendeckel ordneten sich alle drei Kategorien wieder auf dem Niveau von 2019 ein. Der institutionelle Erwerb bestehenden Wohnraums wurde 2022 am besten bewertet. Dies wird sich perspektivisch durch eine Angleichung aller Kategorien mit
einem insgesamt durchschnittlichen Investitionsklima ändern, so die Einschätzung der Expert:innen.
Das Investitionsklima im Neubau weist seit mehreren Jahren eine
stetige Verschlechterung auf. Während 2016 insgesamt noch von
einem durchschnittlichen bis guten Investitionsklima gesprochen
wurde, zeigte sich in der diesjährigen Befragung lediglich ein durchschnittliches bis eher schlechtes Investitionsklima. Im Vergleich zum
Vorjahr haben sich dabei insbesondere die Investitionsbedingungen
für Eigenheime noch einmal deutlich verschlechtert. Auch das
Investitionsklima für den Neubau von Eigentumswohnungen hat
sich 2022 erneut eingetrübt, wurde im Vergleich aber immer noch
am besten eingeschätzt. Das Investitionsumfeld für den Neubau von
Mietwohnungen wird bereits seit mehreren Jahren als vergleichsweise schlechter (werdend) wahrgenommen. Mit einer Bewertung
von durchschnittlich bis schlecht war dies auch 2022 erneut der Fall.
Nach Meinung der Fachkundigen sind für die aktuellen Investitionsbedingungen u. a. die Inflation, steigende Kosten für das Bauland,
Materialien und den Bau selbst, das bestehende Planungsrecht
und allgemeine Marktunsicherheiten verantwortlich (siehe Kapitel
„Aktuelle Probleme auf dem Mietwohnungsmarkt“).
Abb. 17: Einschätzung des Investitionsklimas: Neubau
sehr gut
gut
durchschnittlich
Perspektivisch erwarten die Befragten eine weitere Verschlechterung des Investitionsklimas, insbesondere für den Neubau von
Wohneigentum. Die Investitionsbedingungen für den Neubau von
Mietwohnungen könnten sich in den kommenden drei Jahren auf
aktuellem Niveau stabilisieren.
schlecht
sehr schlecht
2016
2017
2018
Neubau von Mietwohnungen
2019
2020
2021
2022
Neubau von Eigentumswohnungen
2023
(Prognose)
2024
2025
Neubau von Eigenheimen
19
7. Einschätzung des Investitionsklimas // IBB Wohnungsmarktbarometer 2022
Das Investitionsklima im Bestand wies in den vergangenen Jahren
starke Schwankungen auf. Insbesondere die Einführung des Mietendeckels 2020 führte zu einer deutlich schlechteren Bewertung, vor allem
im Bereich der Bestandsmaßnahmen, Modernisierungen und Umbauten sowie dem institutionellen Erwerb bestehenden Wohnraums.
Nach Unwirksamkeit des Mietendeckels kehrten die Einschätzungen
der Expert:innen im Jahr 2021 auf das Niveau von 2019 zurück. In
der diesjährigen Befragung zeigte sich insgesamt eine eher stabile,
allenfalls leichte Verschlechterung des Investitionsklimas in allen
Bereichen gegenüber dem Vorjahr. Laut Beurteilung der Fachkundigen
sind die Investitionsbedingungen durchschnittlich, wobei das Klima
für den institutionellen Erwerb bestehenden Wohnraums am besten
wahrgenommen wurde.
Bis 2025 erwarten die Befragten eine weitere Verschlechterung des
Investitionsklimas für den institutionellen und privaten Erwerb
bestehenden Wohnraums. Allein das Investitionsumfeld für Bestandsmaßnahmen, Modernisierung und Umbau könnte sich auf aktuellem
Niveau stabilisieren.
Abb. 18: Einschätzung des Investitionsklimas: Bestand
sehr gut
gut
durchschnittlich
schlecht
sehr schlecht
2016
2017
2018
2019
2020
2021
2022
2023
(Prognose)
2024
2025
Institutioneller Erwerb bestehenden Wohnraums (z. B. Fonds, Versicherungen)
Privater Erwerb bestehenden Wohnraums (Selbstnutzer:innen, Kapitalanleger:innen)
Bestandsmaßnahmen / Modernisierung / Umbau
20
7. Einschätzung des Investitionsklimas // IBB Wohnungsmarktbarometer 2022
Situation in den Bezirken
Die Einschätzung der sich verschlechternden Investitionsbedingungen
für den Neubau von Eigentumswohnungen zeigte sich auch auf Ebene
der Bezirke. Während im Vorjahr noch zehn Bezirke ein eher gutes
Investitionsklima aufwiesen, halbierte sich die Anzahl im Jahr 2022.
Neukölln wies das schlechteste Investitionsklima auf (eher schlecht
bzw. unterdurchschnittlich), die übrigen Bezirke verorteten sich mit
einer durchschnittlichen Bewertung im Mittelfeld. Im Vergleich zum
Vorjahr hat sich insbesondere die Investitionslage in Neukölln um zwei
Kategorien verschlechtert.
Das Investitionsklima
ist zurzeit
durchschnittlich
sehr gut
sehr gut
→
→
→
→
→
→
→
→
→
→
→
→
→
→
→
→
→
sehr schlecht
durchschnittlich
→
→
Perspektivisch erwarten die Befragten größtenteils stabile Entwicklungen auf aktuellem Niveau. Für Mitte und Neukölln wird eine leichte
Verschlechterung der Investitionsbedingungen prognostiziert.
→
→
Das Investitionsklima für den Neubau von Mietwohnungen hat sich
aus bezirklicher Perspektive ebenfalls verschlechtert. Sieben Bezirke
wiesen 2022 eher schlechtere Investitionsbedingungen auf, im Vorjahr
waren es vier Bezirke. Insbesondere in den westlichen Bezirken hat sich
die Investitionslage laut Einschätzung der Fachkundigen verschlechtert, so beispielsweise in Spandau und Tempelhof-Schöneberg. Eine
leichte Verbesserung fand stattdessen in den nordöstlichen Bezirken
statt, u. a. in Pankow und Lichtenberg.
→
Abb. 20: Investitionsklima:
Neubau von Mietwohnungen
sehr schlecht
Das Investitionsklima
ist zurzeit
→
Bis 2025 wird sich das Investitionsklima nach Einschätzung der Befragten in nahezu allen Bezirken weiter verschlechtern. In Marzahn-Hellers
dorf, Neukölln, Spandau und Reinickendorf wird keine Veränderung
des Investitionsklimas erwartet.
Abb. 19: Investitionsklima:
Neubau von Eigentumswohnungen
→
Der Pfeil gibt jeweils die erwartete Veränderung des Investitionsklimas in den nächsten drei Jahren an. Das Investitionsklima …
… verbessert sich stark ( ), verbessert sich ( ), bleibt gleich ( ), verschlechtert sich ( ), verschlechtert sich stark ( ).
Wie hat sich das Investitionsklima für
Mietwohnungen seit 2013 entwickelt?
Schauen Sie sich hier die Entwicklung der vergangenen Jahre an:
21
7. Einschätzung des Investitionsklimas // IBB Wohnungsmarktbarometer 2022
durchschnittlich
sehr gut
sehr gut
→
→
→
→
→
→
→
→
→
→
sehr schlecht
durchschnittlich
→
→
→
→
Das Investitionsklima
ist zuzeit
→
→
sehr schlecht
→
→
Abb. 22: Investitionsklima:
Privater Erwerb bestehenden Wohnraums
→
→
Der private Erwerb bestehenden Wohnraums ist laut Einschätzung der
Expert:innen aktuell von eher durchschnittlichen Investitionsbedingungen gekennzeichnet. Insgesamt wiesen 2022, wie im Vorjahr, acht
Bezirke diese Einschätzung auf. In Mitte und Lichtenberg waren die
Investitionsbedingungen etwas besser als im restlichen Berlin, während in Tempelhof-Schöneberg und Reinickendorf etwas schlechtere
Marktbedingungen aufgefunden wurden. Im Vergleich zum Vorjahr
hat sich das Investitionsklima in Lichtenberg deutlich verbessert,
während es sich u. a. in Pankow und Friedrichshain-Kreuzberg verschlechtert hat.
Das Investitionsklima
ist zurzeit
→
Laut Prognose der Fachkundigen wird sich die Investitionslage in den
kommenden drei Jahren in den meisten Bezirken nicht stark verändern.
In Mitte, Friedrichshain-Kreuzberg und Neukölln wird von leichten Verschlechterungen ausgegangen, während in Reinickendorf eine leichte
Verbesserung erwartet wird.
Abb. 21: Investitionsklima:
Bestandsmaßnahmen / Modernisierung / Umbau
→
Neben dem Neubau ist auch die Entwicklung im Wohnungsbestand
durch Modernisierung und Umbau ein wichtiger Aspekt des Berliner
Wohnungsmarktes. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich hierbei die
Einschätzung der Expert:innen auf Ebene der Bezirke kaum verändert.
Erneut wiesen zehn Bezirke ein durchschnittliches Investitionsklima
auf. In Tempelhof-Schöneberg und Reinickendorf zeigten sich laut
fachlicher Einschätzung eher schlechte Investitionsbedingungen. Im
Vergleich zum Vorjahr hat sich somit das Klima für Investitionen in
Tempelhof-Schöneberg, Steglitz-Zehlendorf und Reinickendorf verschlechtert, während es sich in Treptow-Köpenick leicht verbessert hat.
→
→
Der Pfeil gibt jeweils die erwartete Veränderung des Investitionsklimas in den nächsten drei Jahren an. Das Investitionsklima …
… verbessert sich stark ( ), verbessert sich ( ), bleibt gleich ( ), verschlechtert sich ( ), verschlechtert sich stark ( ).
Bis 2025 prognostizieren die Befragten insgesamt eine eher stabile
Investitionslage auf aktuellem Niveau. Hiervon ausgenommen ist vor
allem Mitte mit einer deutlichen Verschlechterung, aber auch für die
Bezirke Pankow, Lichtenberg und Neukölln werden leichte Verschlechterungen des Investitionsklimas angenommen. Eine leichte Verbesserung wird hingegen für Tempelhof-Schöneberg erwartet.
22
7. Einschätzung des Investitionsklimas // IBB Wohnungsmarktbarometer 2022
Die Marktbedingungen für den institutionellen Erwerb bestehenden
Wohnraums zeigten sich 2022 etwas besser als für den privaten
Erwerb, wiesen jedoch im Vergleich zum Vorjahr eine Verschlechterung
auf. Fünf Bezirke, u. a. Neukölln, Lichtenberg und Spandau, waren
durch eher gute Investitionsbedingungen gekennzeichnet. In den
restlichen Bezirken wurden durchschnittliche Marktbedingungen
wahrgenommen. In Lichtenberg und Steglitz-Zehlendorf hat sich die
Investitionslandschaft im Vorjahresvergleich verschlechtert, während
sie sich in Marzahn-Hellersdorf leicht verbessert hat.
Das Investitionsklima
ist zurzeit
sehr schlecht
durchschnittlich
sehr gut
→
→
→
→
→
→
→
Die Fachkundigen prognostizieren in den kommenden drei Jahren eine
Verschlechterung der Marktbedingungen für die Mehrheit der Bezirke
und eine stabile Entwicklung auf aktuellem Niveau in anderen fünf
Bezirken.
Abb. 23: Investitionsklima:
Institutioneller Erwerb bestehenden Wohnraums
→
→
→
→
→
Der Pfeil gibt jeweils die erwartete Veränderung des Investitionsklimas in den nächsten drei Jahren an. Das Investitionsklima …
… verbessert sich stark ( ), verbessert sich ( ), bleibt gleich ( ), verschlechtert sich ( ), verschlechtert sich stark ( ).
23
8. Aktuelle Frage zu Einflüssen auf unterschiedliche Bereiche des Wohnungsmarktes // IBB Wohnungsmarktbarometer 2022
8. Aktuelle Frage zu Einflüssen auf unterschiedliche Bereiche des
Wohnungsmarktes
Neben den wiederkehrenden Analysen widmet sich das IBB Wohnungsmarktbarometer jedes Jahr aktuellen Themen des Berliner
Wohnungsmarktes, um Erkenntnisse über die allgemeinen Herausforderungen und Entwicklungen der Bundeshauptstadt hinaus zu
beleuchten. Die diesjährige aktuelle Frage blickt auf vergangene und
aktuelle Ereignisse, die den Wohnungsmarkt zusätzlich zu bestehenden Herausforderungen tangiert haben: Wie intensiv haben sich die
folgenden Ereignisse auf unterschiedliche Bereiche des Wohnungsmarktes ausgewirkt?
Abb. 24: Einfluss ausgewählter Ereignisse auf Bereiche des Berliner Wohnungsmarktes
Kaufpreise für Eigentumswohnungen und Eigenheime (581 P.)
121
147
134
Angebotsmieten (504 P.)
120
163
62
Bestandsmieten (543 P.)
Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen (570 P.)
¬ - Verstärkte Klimaschutzbemühungen
¬ - Steigende Kosten und Preise
¬ - Baulandmobilisierungsgesetz (genehmigungspflichtige
Umwandlungen)
¬ - Volksbegehren „Deutsche Wohnen & Co. enteignen“
¬ - Corona-Pandemie
Neben der Zuordnung von Ereignissen und Einflussbereichen konnten
die Befragten zudem eine Gewichtung ihrer Antworten anhand eines
Punktesystems vornehmen (3 – großer Einfluss, 2 – mittlerer Einfluss,
1 – geringer Einfluss oder 0 – kein Einfluss).
216
31 49
Neubau, Sanierung und Modernisierung (1.499 P.)
Maximale Punktzahl: 2.985
in Punkten
129
60
75
84
40 105
318
119
136
53
36
463
463
300
0
600
123
900
230
1.200
220
1.500
Verstärkte Klimaschutzbemühungen
Steigende Kosten und Preise
Baulandmobilisierungsgesetz (genehmigungspflichtige Umwandlungen)
Volksbegehren „Deutsche Wohnen & Co. enteignen“
Corona-Pandemie
Hinweis: Die im folgenden Text angegebenen Prozentsätze beziehen
sich jeweils auf die Punktzahl, die für einen Bereich des Wohnungsmarktes vergeben wurde. Beispielsweise haben die Befragten
121 Punkte an den Einfluss der verstärkten Klimaschutzbemühungen auf die Kaufpreise für Eigentumswohnungen und Eigenheime
vergeben (581 Punkte insgesamt), was 21 Prozent entspricht. In der
Abbildung sind diese Prozentsätze nicht angegeben.
Laut Einschätzung der Expert:innen war der Bereich Neubau,
Sanierung und Modernisierung von den ausgewählten Ereignissen
der vergangenen Jahre besonders stark betroffen. Im Vergleich zu
den anderen Themenbereichen erreichte dieses Segment nahezu
die dreifache Punktzahl (1.499). Gerade die verstärkten Klimaschutzbemühungen (31 Prozent bzw. 463 Punkte) und die steigenden
Kosten und Preise (ebenfalls 31 Prozent bzw. 463 Punkte) haben die
Neubau- und Bestandsentwicklung vor neue Herausforderungen
gestellt oder tun dies immer noch. Mit nahezu gleichen Anteilen von
24
IBB Wohnungsmarktbericht 2021 // IBB Wohnungsmarktbarometer 2022
15 Prozent bzw. 220 bis 230 Punkten haben sich den Einschätzungen
der Expert:innen nach hier auch das Volksbegehren „Deutsche
Wohnen & Co. enteignen“ und die Corona-Pandemie ausgewirkt.
Während bei ersterem vor allem die politische Unsicherheit eine
Rolle gespielt haben dürfte, waren es während der Pandemie
wahrscheinlich Lieferengpässe, Materialknappheiten und Fachkräftemangel, die den Neubau und auch die Bestandsentwicklung
ausgebremst haben dürften. Dem Baulandmobilisierungsgesetz
wurde vergleichsweise wenig Bedeutung in diesem Themenbereich
zugesprochen (8 Prozent).
Die Mietpreissituation zeigte sich ebenfalls durch die ausgewählten
Ereignisse betroffen, auch wenn sich diese auf die Angebots- und
Bestandsmieten eher unterschiedlich auswirkten. Nach Einschätzung der Befragten sind die Bestandsmieten (543 Punkte) insbesondere durch die verstärkten Klimaschutzbemühungen betroffen
(40 Prozent). Hier wird der Diskurs über notwendige energetische
Modernisierungen auf der einen Seite sowie eine sozialverträgliche
Gestaltung dessen auf der anderen Seite deutlich. Siehe auch:
IBB Wohnungsmarktbericht 2021
Schwerpunktthema
„Klimaschutz und Wohnen“
Auch die Diskussion über die Weitergabe des CO2-Preises kann
sich hier bereits auswirken. Mit 129 Punkten und einem Anteil von
24 Prozent stellte sich ebenfalls der Einfluss der gestiegenen Kosten
und Preise als bedeutsam heraus. Ähnliches galt für das Volksbegehren mit 19 Prozent der Punkte. Nur wenig Bedeutung für die
Bestandsmieten hatten hingegen die Corona-Pandemie (10 Prozent)
und das Baulandmobilisierungsgesetz (7 Prozent). Anders gestaltete
es sich bei den Angebotsmieten, welche eine ähnliche Punktzahl
(504) erhielten. Hier zeigten sich die gestiegenen Kosten und Preise
als größter Einflussfaktor mit 32 Prozent der Punkte, erneut gefolgt
von den verstärkten Klimaschutzbemühungen (24 Prozent). Jeweils
ähnliche Anteile von 12 bis 17 Prozent entfielen auf die übrigen
Ereignisse.
Neben den Mietpreisen spielen auch die Kaufpreise für Eigentumswohnungen und Eigenheime eine wichtige Rolle. Dementsprechend
vergaben die Expert:innen für diesen Themenbereich 581 Punkte.
Im Gegensatz zur Mietsituation waren sich die Befragten bei den
Einflüssen der ausgewählten Ereignisse auf Wohneigentum eher
uneinig. Zwischen 21 und 25 Prozent der Punkte entfielen auf die
verstärkten Klimaschutzbemühungen, die gestiegenen Kosten und
Preise und das Baulandmobilisierungsgesetz. Letzteres erschwert
die Umwandlung von Mieteinheiten in Eigentum in Gebieten mit
angespanntem Wohnungsmarkt (in Berlin wurde die Gesamtstadt
als solches definiert). 119 Punkte (20 Prozent) entfielen zudem auf
die Corona-Pandemie, während rund 10 Prozent der Punkte für das
Volksbegehren verteilt wurden. Da in diesem explizit Mietobjekte
angesprochen werden, ist dies nicht überraschend.
Die Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen stellt ebenfalls ein wichtiges Themenfeld für den Wohnungsmarkt dar, weshalb
von den Befragten insgesamt 570 Punkte verteilt wurden. Dies kann
auch mit dem zuletzt nach mehrjähriger Stabilität gestiegenen
Umwandlungsgeschehen zusammenhängen. Über die Hälfte der
Punkte (56 Prozent) entfiel dabei auf das Baulandmobilisierungsgesetz. Dies ist unter der Betrachtung des Zweckes, Berlin als
angespannten Wohnungsmarkt auszuweisen und folglich Umwandlungen auf dem gesamten Stadtgebiet genehmigungspflichtig zu
machen, eine nachvollziehbare Bewertung. 24 Prozent der Punkte
entfielen zudem auf das Volksbegehren, möglicherweise als Reaktion
auf die noch ausstehende politische Entscheidung der Kommission
von Expert:innen. Die übrigen Ereignisse hatten vergleichsweise
wenig Einfluss auf die genannten Themenfelder.
25
IBB Wohnungsmarktbericht 2021 // IBB Wohnungsmarktbarometer 2022
Abb. 25: Einfluss ausgewählter Ereignisse auf Neubau, Sanierung und Modernisierung mit Gewichtung
Verstärkte Klimaschutzbemühungen
71
Steigende Kosten und Preise
70
Baulandmobilisierungsgesetz
(genehmigungspflichtige Umwandlungen)
8
10
Volksbegehren „Deutsche Wohnen & Co. enteignen“
11
18
20
großer Einfluss – 3 Punkte
mittlerer Einfluss – 2 Punkte
Anmerkung: Abweichungen von 100
aufgrund von Rundungen möglich
2
4
18
17
65
15
22
0
9
17
25
Corona-Pandemie
Anteil der Nennungen in %
9
49
9
40
51
60
80
100
Die Befragung hat verdeutlicht, welche zentrale Rolle der Bereich
Neubau, Sanierung und Modernisierung spielt – aber auch, wie
vulnerabel er auf unterschiedlichste Einflüsse reagiert. Es lohnt
daher ein näherer Blick auf die Gewichtung der Antworten der
Befragten, bezogen auf die exemplarisch abgefragten Ereignisse
(3 Punkte – großer Einfluss, 2 Punkte – mittlerer Einfluss, 1 Punkt –
geringer Einfluss, 0 Punkte – kein Einfluss). Der bereits in Abb. 24
festgestellte Einfluss der verstärkten Klimaschutzbemühungen wird
durch den Blick auf die Gewichtung zusätzlich bekräftigt. 71 Prozent
der Befragten haben den direkten Einfluss dieses Ereignisses auf
Neubau, Sanierung und Modernisierung als am größten wahrgenommen. Im Vergleich dazu sahen nur 9 Prozent einen mittleren
und 2 Prozent einen geringen Einfluss. Nahezu identisch erwies sich
die Punktevergabe bei den steigenden Kosten und Preisen. Auch hier
haben 70 Prozent drei Punkte und damit die höchste Gewichtungsstufe verteilt. Bei beiden Ereignissen haben nur wenige Befragte
keinen Einfluss feststellen können (18 bzw. 17 Prozent).
geringer Einfluss – 1 Punkt
kein Einfluss – 0 Punkte
Die anderen Ereignisse wurden generell von den Befragten seltener
ausgewählt. Das Volksbegehren „Deutsche Wohnen & Co. enteignen“ wurde von 50 der 199 Befragten als sehr einflussreich für den
Bereich Neubau, Sanierung und Modernisierung wahrgenommen,
wohingegen nahezu ebenso viele Fachkundige (51) eher einen
mittleren bis geringen Einfluss attestierten. Ähnlich verlief die
Punktevergabe bezogen auf die Corona-Pandemie. Der geringste
Einfluss wurde dem Baulandmobilisierungsgesetz zugesprochen.
65 Prozent der Befragten sahen keine Folgen für Neubau, Sanierung
und Modernisierung. Wurde ein Einfluss festgestellt, wurde er eher
als gering bis mittel eingestuft (25 Prozent).
26
9. Berliner Wohnungsmarktexpertinnen und -experten // IBB Wohnungsmarktbarometer 2022
9. Berliner Wohnungsmarktexpertinnen und -experten
Wir danken den Teilnehmenden der Befragung:
Magnus Andres
Weberbank Actiengesellschaft
Alic Bürger
Berliner Mieterverein e. V.
Norbert Gauglitz
Mary Deiters Immobilien GmbH
Roman Heidrich
Jones Lang LaSalle SE
Frank-Michael Hoppe
HOPPE IMMOBILIEN
Ralf Krombholz
Vonovia
Harald Bartels
ÖbuvS
Dr. Hartwig Dieser
Sven Geisthardt
Berliner Stadtmission
Stephan Heindl
Berliner Sparkasse
Johannes Jakobsmeyer
BBT GmbH
Harald Laatsch
Fraktion AfD,
Dr. Fabian Beran
Humboldt-Universität zu Berlin
Bernhard Bischoff
Sachverständigenbüro Bischoff
Dr. Sebastian Botzem
Wohnraumversorgung Berlin
Andreas Eberhardt
Eberhardt Immobilien e.K.
Stephan Egerer
Senatsverwaltung für
Stadtentwicklung, Bauen
und Wohnen
Rainer Emenlauer
Planen&Beraten GbR
Thomas Brand
Anke Braun
Wohnungsbaugenossenschaft
„Hellersdorfer Kiez“ eG
Dorit Brauns
HWS/ALEXANDRA-STIFTUNG
Marlies Broszeit
Wohnungsbaugenossenschaft
„Wendenschloß“ eG
Angela Budweg
Bezirksamt Spandau
Dirk Enzesberger
Charlottenburger Baugenossenschaft eG
Thomas Erdt
Märkische Baugenossenschaft
eG
Thomas Fleck
Wohnungsbaugenossenschaft
NEUES BERLIN e
ingetragene
Genossenschaft
Patricia Genth
Investitionsbank Berlin
iederlassung der Landesbank
N
Berlin AG
Christian Glaubitz
degewo
Ulf Heitmann
Wohnungsbaugenossenschaft
„Bremer Höhe“ eG
Marc-Aurel Große
Große Immobilien
Robert Hensky
H+W Grundbesitz
Thomas Groth
allod Immobilien- und Vermögensverwaltungsgesellschaft
mbH & Co. KG
Irina Herz
GESOBAU AG
Michael Hesse
BHI Hesse Immobilien
Thomas Haacke
Joachim Hafen
Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen
Dr. Ulrike Hamann
Berliner Mieterverein e. V.
Uwe Heß
Wohnungsgenossenschaft
Marzahner Tor eG
Johannes Heyne
Fraktion FDP,
stadtentwicklungspolitischer
Sprecher
Abgeordnetenhaus Berlin
Björn Matthias Jotzo
Fraktion FDP,
Abgeordnetenhaus Berlin
Jochen Lang
Senatskanzlei Berlin
Holger Jürgens
ÖbVI Dipl.-Ing. Holger Jürgens
Andreas Lanwehr
EuV Residential Berlin GmbH
Manuel Karasch
Wohnungsgenossenschaft
Marzahner Tor eG
David Lehmann
kba Architekten und
Ingenieure GmbH
Maren Kern
BBU Verband Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunter
nehmen e. V.
Norbert Lemke
Norbert Lemke Immobilien
Dr. Robert Kitzmann
Humboldt-Universität zu Berlin
Kai-Marten Maack
GEWOBE Wohnungswirtschaftliche Beteiligungsgesellschaft
mbH
Prof. Dr. Florian Koch
HTW Berlin
Daniela Mäß
Content Immobilien GmbH
Stefan Krause
Wohnungsbaugenossenschaft
NEUES BERLIN eingetragene
Genossenschaft
Dr.-Ing. Christian Müller
Ingenieurbüro für
Tragwerksplanung
27
9. Berliner Wohnungsmarktexpertinnen und -experten // IBB Wohnungsmarktbarometer 2022
Johannes Müller
Investitionsbank Berlin
Marie Neumüllers
Urbanizers
Hans-Georg Oelmann
Rechtsanwalt & Steuerberater
Andreas Ohm
Charlottenburger
Baugenossenschaft eG
Andreas Otto
Fraktion BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN, Abgeordneten
haus Berlin
Ricarda Pätzold
Deutsches Institut für
Urbanistik
Rainer Penk
Fraktion BÜNDNIS 90/
DIE G
RÜNEN, Bezirksverordnetenversammlung Tempelhof-Schöneberg
Christian Petermann
Fraktion DIE LINKE,
Bezirksverordnetenversamm
lung Berlin-Lichtenberg
Joachim Pfitzner
jop immobilien
Lars Pillau
Berliner Volksbank Immobilien
GmbH
Frank-Peter Pollenske
GEWIWO BERLIN Wittenauer
Wohnungsbaugenossenschaft eG
Stefan Polter
Münchener Hypothekenbank eG
Matthias von Popowski
complan Kommunalberatung
GmbH
Claus Pretzell
Investitionsbank Berlin
Gundel Riebe
Berliner Mieterverein e. V.
Thomas Ritsche
Berliner Immobilienring
GmbH & Co. KG
Lars Rohrschneider
Senatsverwaltung für
Stadtentwicklung, Bauen
und Wohnen
Dr. Annegret Rohwedder
Mietergenossenschaft
Wöhlertgarten eG
Henning Roser
Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen
Martina Saalfeld
Wohnungsbaugenossenschaft
Wilhelmsruh eG
Thomas Schlaak
Walter Loll oHG
Steffen Schnoor
Schnoor Immobilien
Daniel Schulz
Arbeiter- Baugenossenschaft
Paradies eG
Gerd Platzek-Schumacher
HCS.CONSULTANTS STEUER
BERATUNGSGESELLSCHAFT MBH
Wolfgang Schwindt
Wohnungsbaugenossenschaft
„Humboldt-Universität“ eG
Andreas Sokol
DKB Deutsche Kreditbank AG
Eckhard Sagitza
Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg
Peter Starke
Aengevelt Immobilien
GmbH & Co. KG
Marco Schaum
Bezirksamt Pankow
Eberhard Stoehr
Ingenieurbüro für
Immobilienbewertung
Carsten Schimmel
Rechtsanwalt Schimmel
Wolfram Tarras
Gewobag MB Mieterberatungsgesellschaft mbH
Dr. Ludwig Will
Dr. Will & Partner Immobilien
GmbH, Vermögensverwalter
Helge Tausendfreund
Berliner Sparkasse
Niederlassung der
Landesbank Berlin AG
Jürgen Wilhelm
Berliner Mieterverein e. V.
Thomas Thrun
Senatsverwaltung für
Stadtentwicklung, Bauen
und Wohnen
Andreas Tied
Investitionsbank Berlin
Gudrun Tobies
Bezirksamt Treptow-Köpenick
Thomas Weber
Weberbank Actiengesellschaft
Jörg Wild
Berliner Volksbank Immobilien
GmbH
Reiner Wild
Berliner Mieterverein e. V.
Ulf Wilhelm
Fraktion SPD, Bezirksverordneten
versammlung Reinickendorf
Susanne Wilkening
AWO Kreisverband
Berlin Spree-Wuhle e. V.
Chris Zell
Erste Wohnungsgenossenschaft
Berlin-Pankow eG
Martin Zwick
Stiftung Schönholzer Heide
Andrea Zwingelberg
BWV zu Köpenick eG
Heiko Zybell
Engel + Zybell Immobilien
GmbH & Co. KG
Petra Stoklasek
HOWOGE
28
Abbildungsverzeichnis // IBB Wohnungsmarktbarometer 2022
Abbildungsverzeichnis
Abb. 01: Die Berliner Bezirke..................................................................................................................................................................... 4
Abb. 14: Anforderungen an das Wohnungsangebot: Miete................................................................................. 16
Abb. 02: Tätigkeitsfelder der Antwortenden............................................................................................................................ 5
Abb. 15: Aktuelle Probleme auf dem Mietwohnungsmarkt: Neubau......................................................... 17
Abb. 03: Einschätzung der Marktlage: Eigentum................................................................................................................. 8
Abb. 16: Aktuelle Probleme auf dem Mietwohnungsmarkt: Bestand........................................................ 18
Abb. 04: Aktuelle Marktlage: Eigenheime................................................................................................................................... 9
Abb. 17: Einschätzung des Investitionsklimas: Neubau............................................................................................ 19
Abb. 05: Aktuelle Marktlage: Eigentumswohnungen.. .................................................................................................... 9
Abb. 18: Einschätzung des Investitionsklimas: Bestand........................................................................................... 20
Abb. 06: Einschätzung der Marktlage: Miete....................................................................................................................... 10
Abb. 19: Investitionsklima: Neubau von Eigentumswohnungen.................................................................... 21
Abb. 07: A
ktuelle Marktlage: Mietwohnungen – o
beres P reissegment.................................................... 11
Abb. 20: Investitionsklima: Neubau von Mietwohnungen. . ................................................................................... 21
Abb. 08: Aktuelle Marktlage: Mietwohnungen – m
ittleres Preissegment. . ........................................... 11
Abb. 21: Investitionsklima: Bestandsmaßnahmen / Modernisierung / Umbau............................... 22
Abb. 09: Aktuelle Marktlage: Mietwohnungen – u
nteres P reissegment. . ............................................... 12
Abb. 22: Investitionsklima: Privater Erwerb bestehenden Wohnraums. . ................................................. 22
Abb. 10: A
ktuelle Marktlage: Mietwohnungen – p
reisgebundenes Preissegment....................... 12
Abb. 23: I nvestitionsklima: Institutioneller Erwerb bestehenden Wohnraums............................... 23
Abb. 11: Besondere Bedarfe nach Preissegmenten: Eigentum.......................................................................... 13
Abb. 24: Einfluss ausgewählter Ereignisse auf Bereiche des Berliner Wohnungsmarktes..... 24
Abb. 12: Besondere Bedarfe nach Preissegmenten: Miete..................................................................................... 14
Abb. 25: Einfluss ausgewählter Ereignisse auf Neubau, Sanierung und
Modernisierung mit Gewichtung............................................................................................................................ 26
Abb. 13: Anforderungen an das Wohnungsangebot: Eigentum...................................................................... 15
29
Impressum // IBB Wohnungsmarktbarometer 2022
Impressum
Herausgeberin
Investitionsbank Berlin
Bundesallee 210, 10719 Berlin
Telefon: 030 / 2125-0
Telefax: 030 / 2125-2020
www.ibb.de
Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser,
Gestaltung und Herstellung
Heimrich & Hannot GmbH
Telefon: 030 / 308780-0
www.heimrich-hannot.de
Wenn Sie künftig Ihr Fachwissen einbringen und selbst an der Marktbefragung teilnehmen wollen,
senden Sie uns bitte Ihr Tätigkeitsfeld sowie Ihre E-Mail-Adresse zu. Wir nehmen Sie dann in unseren
Verteiler für die kommenden Befragungen auf.
wir hoffen, dass Ihnen das aktuelle IBB Wohnungsmarktbarometer bei Ihren Fragen und Anliegen weitergeholfen hat. Selbstverständlich ist es unser Interesse, diese Publikation stets weiter zu verbessern.
Dafür sind wir auf Ihre Rückmeldungen angewiesen. Wir möchten Sie bitten, uns Ihre Anregungen und
Vorschläge an eine der links genannten Adressen zu senden.
Wir danken für Ihre Unterstützung!
Inhaltliche Konzeption und Bearbeitung
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E-Mail: claudia.davies@ibb.de
RegioKontext GmbH
Sonja Spital, Geena Michelczak,
Arnt von Bodelschwingh
Telefon: 030 / 5034-8444
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30
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Stand: 09/2022