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Buchbesprechungen ■
Städtebaukongreß, Berlin 1931.
Nach den Vorberichten (Band I) und den Generalberichten
(Band II), die dem Kongreß*) als Verhandlungsgrundlage
dienten, ist mit dem jetzt herausgegebenen Band III die Reihe
der Druckschriften abgeschlossen. Band III (142 S., 20 Abb.)
enthält eine vollständige Wiedergabe der Kongreßverhand
lungen über die Beseitigung verwahrloster Wohnviertel und
das Verkehrsproblem in Beziehung zu Städtebau und Landes
planung. Alle Berichte sind in Englisch, Französisch und
Deutsch abgedruckt.
Internationaler Wohnungskongreß Berlin 1931.
Verlag des Internationalen Verbandes für Wohnungswesen,
Frankfurt a. Main, Hansa-Allee 27. Preis: 4,00 RM.
Der Kongreß, der als Parallelveranstaltung mit dem des
Londoner „Internationalen Verbandes“ tagte (vgl. oben),
gibt jetzt ebenfalls einen Sammelbericht über die Behand
lung der Kongreßthemen heraus, und zwar über „Sozial
politische Bedeutung der Wohnungswirtschaft in Gegenwart
und Zukunft“, „Bau von Kleinwohnungen mit tragbaren
Mieten“, „Wohnungsaufsicht und Wohnungspflege“.
Deutschland, Landschaft und Baukunst.
Von Kurt Hielscher. Mit einem Geleitwort von Gerhard
Hauptmanri und dem letzten handschriftlichen Brief von
Hans Thoma in Faksimile. Neu bearbeitete Auflage. Leipzig
1931. F. A. Brockhaus. 300 S. mit 280 Bildern, bester Kupfer
tiefdruck. Bildunterschriften in deutsch, englisch, französisch,
spanisch und italienisch. In Ganzleinen 24 RM, in Halb
leder 28 RM. Schulausgabe mit Mappe 25 RM,
Eine Aufgabe, ebenso schön wie schwer. Hielscher bemüht sich,
eine gewisse volkstümliche Mitte zu halten, sowohl in der Aus
wahl wie in der „Bildstimmung“. Gleichwohl hat man manch
mal den Eindruck, daß „bekannte“ Stadtansichten etwas zu
ängstlich vermieden worden sind, ohne daß nur annähernd
gleich charakteristische Ersatzbilder möglich waren. Die
Reichshaupt- und Weltstadt Berlin ist mit einem Bild, einer
nicht sonderlich charakteristischen Schloßansicht, entschieden
zu kurz gekommen. Wie überhaupt das „Neue“ gegen das Alte
zurücktritt. Indessen, das Ganze ist eine glanzvolle und be
glückende Führung. Wer Augen hat, zu sehen, wird die Art,
wie dies Ganze gemeint ist und gesehen werden soll, auch aus
dem in Faksimile beigegebenen Brief des fünfundachtzig-
jährigen Hans Thoma entnehmen, der in seiner Schlichtheit
— auch graphologisch! — rührend eindringlich von dem
Erlebnis der Deutschen Landschaft spricht. L.
Hallenbauten.
Von Ludwig Hilberseimer. Handbuch der Architektur,
Teil IV, 4. Halbband, 4. Heft. Leipzig 1931. J. M. Gebhardt.
144 S. in gr. 8° mit 250 Abb. Geh. 12 M, geb. 15 M.
Nach kurzem historischem Rückblick entwickelt der Verfasser
an Hand treffender Beispiele die konstruktiven Probleme des
Hallenbaues. Nachdem dann die Verkehrsfragen, Garderoben,
Sitzanordnungen, Baupolizeivorschriften und optischen Ge
sichtspunkte flüchtig gestreift wurden, erfolgt eine eingehendere
Behandlung der akustischen Probleme.
Bei der Darlegung der verschiedenen Hallen für Städte, Aus
stellungen, Vergnügungsstätten, Tennis-, Tum- und Sport
anlagen flndet man, außer den wesentlichen deutschen Bei
spielen, eine Reihe gute ausländische, vor allem amerikanische
Hallen, die durch ihre freie, weite Großzügigkeit einen ausge
zeichneten Eindruck machen. Eine Reihe Hallen entwürfe
zeigen die noch lange nicht begrenzten Möglichkeiten des
Großraumbaues. Besonders klar erscheint dabei der Entwurf
für eine Stadthalle in Nürnberg von Ludwig Hilberseimer
selbst, für deren Gesamtform lediglich verkehrstechnische,
optische und akustische Gesichtspunkte maßgebend waren.
Wer sich über die bestehenden Möglichkeiten und Bedingungen
bei Hallenbauten orientieren will, findet in diesem Buch einen
anschaulichen, beschreibenden Überblick. In einem am Schluß
aufgeführten Literaturverzeichnis stehen zudem alle wich
tigsten Spezialwerke für das Studium technischer Einzelheiten.
Neufert.
Der Stahlskelettbau mit Berücksichtigung der Hoch- und
Turmhäuser.
Von Prof. Dr.-Ing. Alfred Hawranek. Berlin und Wien 1931.
Julius Springer. VIII u. 286 S. in gr. 8° mit 1458 Abb. Geb.
38 RM.
Das Buch bringt für den Entwurf und die Ausführungen dem
Ingenieur wie dem Architekten reichhaltiges Material in kri
tischer Darstellung. Die Gesamt- und Einzelanordnungen des
•) Vgl. S. 893 d. Bl.
Skeletts und deren statische Durchbildung, der Einfluß von
zusätzlichen Konstruktionen, die Ausbildung der Stützen wird
ausführlich besprochen. Die Statik der Stockwerkrahmen
wird besonders eingehend behandelt, dabei auch die üblichen
Annäherungsverfahren (Literaturverzeichnis!). Die für Hoch-
und Turmhäuser sehr wichtigen Verbände zur Aufnahme der
Windkräfte werden geschildert und ihre Zusammenarbeit mit
den eingezogenen Massivwänden wird geklärt. Die Ummante
lung der Stützen, dann die Baueinrichtung, die Skelettmon
tage und die Gründungen sind weitere für den Ingenieur wich
tige Gebiete, die anschaulich dargestellt werden. Für den
Architekten sind besonders die allgemeinen Abhandlungen und
die Kapitel über die Dächer, Decken, Wände, über Schall und
Erschütterungen, die allerdings nicht erschöpfend bearbeitet
sein können, und die Einzelheiten über Fenster, Türen und
Schaufenster von Bedeutung. Der Verfasser nimmt selbst klar
Stellung zu den einzelnen Möglichkeiten, wobei der Eisenbeton
bau allerdings manchmal etwas zu kurz kommt; interessant
sind die zusammengefaßten Vergleichsangaben aus den Ver
einigten Staaten, die manche Anregungen geben. Verschiedene
Tabellen, besonders die Zusammenstellung des Stahlbedarfs
bei bisherigen Ausführungen (14 bis 33 kg/m 3 ) erhöhen den
Wert des Buches für jeden Benutzer. Für die Zukunft wichtig
sind die Ausführungen über das statische Zusammenwirken
zwischen steifen Profilen und dem Ummantelungsbeton; diese
Konstruktionsart ist von Hawranek bereits 1906 benutzt wor
den. Für den Ingenieur dürfte hier die beste neuere Material
sammlung vorliegen, der Architekt findet alles Grundlegende
in ausreichender Ausführlichkeit, was ihm die Zusammenarbeit
mit dem Ingenieur und der ausführenden Firma erleichtert.
We.
Grundwasserabsenkung bei Fundierungsarbeiten.
Von Dr.-Ing. Wilhelm Kyrieleis. In 2. Auflage neu bearbeitet
von Dr.-Ing. Willy Sichardt. Berlin 1930. Julius Springer.
VIII u. 286 S. in gr. 8 Q mit 152 Abb. und 3 Tafeln. Geh. 21 RM,
geb. 22,50 RM.
Die Absenkung des Grundwassers bei Bauarbeiten unter dem
Grundwasserspiegel hat in Deutschland in den letzten Jahr
zehnten eine derartige Entwicklung erfahren und eine solche
Bedeutung gewonnen, daß die Theorie und Wirkungsart dieses
Verfahrens jedem Bauingenieur bekannt sein muß. Bisher sind
Veröffentlichungen über diese Bauart recht spärlich, es ist daher
sehr zu begrüßen, daß sich Dr.-Ing. Sichardt der Aufgabe uuiei-
zogen hat, das bereits seit mehr als 10 Jahren vergriffene Werk
von Kyrieleis in neuer Bearbeitung herauszugeben. Die 2. Auf
lage bringt in klarer, leicht verständlicher Form die Entwick
lung der Gleichungen und der maßgebenden Faktoren unter Be
rücksichtigung der inzwischen gewonnenen Erfahrungen. Die
Anwendung der Gleichungen wird an einer Reihe ausgeführter
Anlagen eingehend erläutert. Besondere Erwähnung verdient
der Abschnitt, in welchem Tiefsenkungen des Grundwasser
spiegels unter Verwendung von Tiefbrunnenpumpen behandelt
werden. Das Werk ist so erschöpfend und klar, gibt auch so
wertvolle Anregungen, daß es dem Ingenieur bei Gründungs
arbeiten unter Wasser eine wertvolle Hilfe sein wird. Witte.
Grundbau.
Leitfaden für Technische Schulen und für die Baupraxis. Von
Professor M. Benzei, Münster. 5. verb. Auflage. Leipzig u.
Berlin 1930. B. G. Teubner. VI u. 182 S. mit 238 Abb. Steif
geh. 4,40 RM.
Der Benzelsche „Grundbau“ in seiner neuen Auflage ist den
heutigen Erfordernissen an Konstruktion, Baustoffverwendung
und den hiermit verbundenen Bauverfahren in jeder Weise ge
recht geworden. Der „Sicherung des Betons gegen chemische
Einflüsse“ und der „Abdichtung von Hohlräumen unterWasser“
wurden besondere Kapitel eingeräumt. Arbeiten des Aus
schusses für Baugrundforschung und des Moorausschusses
fanden durch Neugestaltung verschiedener Abschnitte aus
reichende Berücksichtigung.
Die Ausstattung des Buches zeigt ein klares Schriftbild mit
guten Hervorhebungen der Stichworte und recht gute, z. T.
neue Skizzen.
Kurz und klar — ein empfehlenswertes Taschenbuch.
Dr.-Ing. Biermann.
Einfluß der Verwendung van Edelzuschlag auf die Güte
und die Kosten von Beton.
Von Dr.-Ing. Paul Hertel. Charlottenburg 1930. Zement
verlag G. m. b. H. 64 S. in 8° mit 9 Abb. und 16 Tafeln. Geh.
2 RM.
Der Verfasser untersucht und beschreibt auf Grund eigener
umfassender Versuchsreihen in zweckdienlicher Anknüpfung an
Versuchsergebnisse von anderen Seiten, die als Quellen genau