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ausreichendem Maße verdichten, er bleibt daher durchlässiger als
der weich und der flüssig angemachte. Weicher Beton ist aber
weniger durchlässig als flüssiger. Im ganzen zeigten auch hier
Körnungen, die eine gute Druckfestigkeit liefern, auch hin
sichtlich der Wasserdurchlässigkeit günstige Ergebnisse.
Aus den sonstigen zahlreichen Versuchen seien noch die
jenigen mit gespritztem Zementmörtel (Torkret) erwähnt. Platten
von 1 m Länge und Breite und 5 cm Dicke wurden gespritzt,
außerdem Balken für Biegeversuche teils gespritzt, teils mit der
Hand hergestellt; letztere ergaben erheblich kleinere Festig
keiten, woraus folgt, daß das Spritzen eine hochwertige Ver
arbeitung darstellt. Hierzu wählt man aber zweckmäßig feinere
Mörtel als solche, die sich zu Stampf- und Gußmörteln sonst
gut eignen.
Auf eine große Zahl von weiteren Versuchen, die in dem
vorliegenden Heft beschrieben sind, kann hier nicht eingegangen
werden. Für alle, die vor der Aufgabe stehen, einen möglichst
dichten Beton herzustellen, wird die Schrift von großem Wert
sein.
III. Versuche mit stahlbewehrien Balken*).
Die Deutschen Eisenbetonbestimmungen von 1925 lassen
den hochwertigen Stahl St 48 nur in Verbindung mit hoch
wertigem Beton zu und in Hochbauten auch zunächst nur
bei Platten. Der Entwurf der neuen Bestimmungen von 1931
gestattet den hochwertigen Stahl St 52 nur für rechteckige
Querschnitte, verlangt dabei aber nicht mehr die Verwendung
von besonders gutem Beton. Zur Klärung dieser Fragen hatte
der Deutsche Ausschuß für Eisenbeton schon im Juni 1925
beschlossen, Versuche auszuführen, und hatte dabei folgende
drei Unterfragen gestellt:
1. Wie ändert sich Riß- und Bruchlast, wenn an Stelle
von Baustahl St 37 mit 1200 kg/cm 2 Baustahl St 48 mit
1500 kg/cm 2 verwendet wird?
2. Desgleichen, wenn bei dem Baustahl St 48 die zulässige
Beanspruchung von 1500 kg/cm 2 auf 1800 kg/cm 2 erhöht wird 1
3. Welchen Einfluß übt die wechselnde Betondruck
festigkeit auf Riß- und Bruchlast aus ?
An den Versuchen waren die Materialprüfungsämter
Berlin-Dahlem und Dresden beteiligt, Dahlem mit 27 Rechteck
balken von 30 cm Breite und 18 bis 20 cm Höhe mit vier oder
fünf Eiseneinlagen, Dresden mit 15 Plattenbalken mit Platten
von 1 m Breite und 10 cm Stärke und 20 cm breiten Rippen
bei einer Gesamtbalkenhöhe von 40 cm, dazu vier Eiseneinlagen.
Die Betonmischimg war 1:2:3 nach Raumteilen; verwandt
wurde normaler und hochwertiger Zement und dazu die
Stahlsorten St 37, St 48 und ein besonderer Stahl St Si,
letzterer aber nur bei einem der Dresdener Plattenbalken.
Die Stützweite betrug in jedem Fall 3 m, die Belastung bestand
aus je zwei Einzellaeten in 1 m Abstand. Geprüft wurde der
Einfluß der Bewehrung auf die Riß- und Bruchlast, ebenso
der Einfluß der Betonfestigkeit. Die Versuche sind auf beiden
Ämtern mit der größten Sorgfalt durchgeführt und haben im
allgemeinen zu gleichen Ergebnissen geführt; die drei Unter
fragen sind folgendermaßen zu beantworten:
1. Die ersten Risse treten bei Verwendung von St 48
früher ein als bei St 37; die rechnungsmäßige Eisenspannung
unter der Rißlast betrug bei den Rechteckbalken (Dahlem)
etwa 1000 kg/cm 2 , bei den Plattenbalken (Dresden) etwa
4 ) Vermehr, mit ulahlbetoehrten Balken. Ausgeführt Jin staatlichen Materialprüfnm'R-
aint Berlin-Dahlem und im Versuchs- und Materialpnifungnamt an der Technischen
Hoehschnle Dresden ln den Jahren 1927 und 1928. Bericht erstattet von H. Burchartz,
B. Krüger, Dr.-Ing. W. Gehler, JT. Amos. Heft 66 de? Deutschen Ausschusses für
Eisenbeton. Berlin 1981. Wilh. Ernst u. Sohn, JV u. 75 ä. ln gr. 8° mit 42 Textabb.
und 41 Zusammenstellungen, Geh. IS 11M,
500 kg/cm 2 . Die Bruchlast ist bei den beiden Stahlsorten
ziemlich gleich, wenn man den Bewehrungsquerschnitt in dem
Maße verringert, wie sich die Fließgrenze erhöht.
2. Bei den Rechteckbalken (Dahlem) verminderten sich
Riß- und Bruchlast, wenn man dem Baustahl St 48 eine höhere
Beanspruchung zumutete unter Verminderung des Quer
schnitts; bei den Plattenbalken (Dresden) verminderte sich
nur die Bruchlast, während die Rißlast annähernd gleich blieb.
3. Die Versuche in Dahlem haben gezeigt, daß eine
Steigerung der Rißlast nur durch eine wesentliche Steigerung
der Betonzugfestigkeit zu erreichen ist, während eine Er
höhung der Druckfestigkeit nur sehr geringen Einfluß auf
die Bruchlast ausübt. In Dresden fand sich zunächst etwa
dasselbe Ergebnis; nur bei Verwendung von St Si und einem
Spezialzement (Wb28 = 374 kg/cm 2 ) traten die ersten Risse
erst bei einer Eisenspannung von 1200 kg/cm 2 ein. Bei Be
stimmung der Bruchlast, die in erster Linie durch die Fließ-
S enze des Eisens bestimmt wird, fand sich, daß ein guter
jton auch die Eisenspannung im Bruchzustand erhöht, bei
Verwendung von St Si und Spezialzement war die Eisen*
Spannung sogar 21,1 vH höher als die versuchsmäßig fest
gestellte Fließgrenze.
In beiden Versuchsämtern hat sich aber gezeigt, daß die
Balken mit dem hochwertigen Baustahl St 48 und entsprechend
geringerem Bewehrungsquerschnitt wesentlich größere Durch
biegungen zeigen als die mit St 37 bewehrten Balken mit
stärkerem Eisenquerschnitt. Man wird also von Fall zu Fall
überlegen müssen, ob sich die Verwendung von hochwertigen
Stahlsorten beim Eisenbeton empfiehlt.
IV. Versuche mit Eisenbetonbalken zur Ermittlung der Wider
standsfähigkeit verschiedener Bewehrung gegen Schubkräfte*).
Nach den Eisenbetonbestimmungen von 1925 waren alle
Schubspannungen eines Balkens durch Eiseneinlagen zu
decken, wenn die größte Schubspannung auf der betreffenden
Feldseite über 4 kg/cm 2 (bei Handelszcment) hinausging. Nach
dem neuen Entwurf der Bestimmungen von 1931 sind alle
Schubspannungen stets durch Eiseneinlagen aufzunehmen,
eine Ausnahme ist nur bei Platten und Rippendecken zulässig.
In den Vorschriften von 1916 war nur verlangt, daß in den
Balkenteilen, in denen die Schubspannungen über 4 kg/cm 2
hinausgehen, völlige Sicherung durch Eiseneinlagen eintreten
sollte. Über diese Bestimmungen war ein lebhafter Streit
entbrannt, so daß weitere Versuche angezeigt erschienen.
Dabei mußte aber Wert darauf gelegt werden, daß die Güte
des Betons den jetzt bei Bauten zugelassenen Mindestwert
von Wb28 = 120 kg/cm 2 nicht viel überschritt, um die Versuche
möglichst der Wirklichkeit anzupassen. Die Prohebalken
wurden daher geprüft, wenn die Probewürfel eine Festigkeit
von 128 bis 140 kg/cm 2 erreicht hatten. Die Versuche waren
meist so eingerichtet, daß Balken verglichen wurden, die nach
den Bestimmungen von 1916 und von 1925 hergestellt waren.
Dabei fand sich, daß selbst bei voller Deckung der Schub
spannungen in der Regel weniger Eiseneinlagen benötigt
wurden, als wenn man nur die Balkenteile deckte, in denen
die Schubspannung größer war als 4 kg/cm 2 . Die Bruchlast
der nach 1925 gedeckten Balken war trotzdem aber immer
höher als die der nur zum Teil gedeckten Balken, so daß die
Berechtigung der Vorschriften von 1925 und ebenso von 1931
als voll bewiesen anerkannt werden muß. L.-M.
B ) Versuche mit EUenbetonbalken zur Ermittlung der Widerstands!iihiyke.il verschiedener
Bewehrung gegen Schubkräfte. Sechster Teil. Ausgeführt. iß der Materialprilfuuuixtuistiilt
der Technischen Hochschule StuttR&rt in den Jahren 1929 und 1930. Bericht erstattet
von Otto Graf. Heft 67 des Deutschen Ausschusses für Eisenbeton. Berlin 1931-
Wilhdiu Ernst und Sohn. 58 S. in gr. 8® mit 78 Abb. und 14 Zusammenstellungen.
Och. 11,40 HM.
MITTEILUNGEN.
Von der Deutschen Gesellschaft für Bauwesen. der Technischen Hochschule Berlin zum Vorsitzenden gewählt,
Auf Einladung des Vorstandes fand am 25. November im der bei der Übernahme seines Amtes den konstruktiven Inge-
Ingenieurhause in Berlin die Gründungssitzung für die Fach- nieurbau als ein Bindeglied zwischen Architekt und Ingenieur
S uppe ,,konstruktiver Ingenieurbau“ statt, die zweite zur bezeichnete. Es wurde dann ein Arbeitsprogramm aufgestellt,
;arbeitung eines abgeschlossenen Hauptgebietes gebildete das sich auf allgemeine Fragen, Stahlbau, Eisenbetonbau,
Gruppe nach der Fachgruppefür Abwasser. Sie ist aus zahlreichen gemeinschaftliche Fragen im Stahl- und Eisenbetonbau und
Anregungen von Mitgliedern entsprungen und soll alle theo- auf Holzbau bezieht.
retischen und praktischen Fragen des Brückenbaues, Ingenieur- Im Anschluß an die Sitzung fanden am Nachmittag desselben
hochbaues, Grundbaues und verwandter Gebiete in voller Tages zwei Vorträge mit Lichtbildern statt. Dr.-Ing. Rausch
Unparteilichkeit behandeln. Nach Annahme des vorgelegten sprach über „EntwicklungslinieniraEisenbetonbau“undDr.-Ing.
Entwurfs einer Geschäftsordnung der Fachgruppe wurde der e. h. Schmuckler über „Schweißtechnik 'im Stahlbau und die
Geheime Regierungsrat Prof. Dr.-Ing. Siegmund Müller von neuen Bestimmungen über geschweißte Stahlkonstruktionen' 4 .