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Abb.16. Blumengärtner-Stelle (Nr. 19). Entwurf Ahrends.
JIolz8kelett mit Holzplatte nverkleiduny (s. Abb. 19),
Abb. 17. 15 Hektar-Stelle (Nr. 4). Entwurf Krüger - Kannenberg.
Holzskelett, Heraklith geputzt.
bis zu der aufwendigeren in der Weidewirtschaftsstelle. Die
Kochnische wurde stets abgetrennt. Die Zweckmäßigkeit der
Planung wurde dadurch nachgewiesen, daß die Wohnungen
voll möbliert gezeigt wurden.
Weiterhin waren eine große Zahl verschiedener Heizsysteme
für Küchenherd und Ofen eingebaut. In zwei Stellen wurde der
Versuch durchgeführt, das Haus vom Futterdämpfer aus zu
beheizen; in einer dritten Stelle mit besonders geeignetem
Grundriß erfolgte die Beheizung durch eine Heizschlange vom
Küchenherd aus (Kulina-Heizung). In der Glashausgärtnerei
wurde Wohnhaus und Glashaus durch Zentralheizung mit Öl
feuerung versorgt.
In zwei Stellen konnten Wohn- und Elternschlafzimmer
mit besonders gefertigten Möbeln ausgestattet werden, die die
auftraggebenden Siedlungsgesellschaften künftig als Modell
möbel verwenden wollen.
DIE ÄUSSERE GESTALTUNG.
Aus dem neuen Grundriß und dem Aufbau der Siedlungs
gehöfte entstand die neue Form, nicht in Nachahmung städti
scher Vorbilder, sondern als Ausdruck neuer Baugedanken. #
Historische Bindungen traten zurück hinter den Forderungen *
größter Zweckmäßigkeit in der Raumfolge, Raumgröße, der
Anordnung von Fenstern und Türen. Eingebürgerte Baustoffe
machten neuen Bauweisen, wenn sie sich wirtschaftlicher er
wiesen, Platz. Die Forderung, wirklich lebensfähige bäuer
liche Wirtschaften zu erstellen, mußte an erster Stelle stehen,
selbst auf Kosten liebgewordener romantischer Erinnerungen
an die Erscheinung des alten Bauernhauses.
Eine Störung des Landschaftsbildes ist hierbei nicht zu
befürchten. Eine Anzahl neuzeitlicher Bauten der letzten Jahre
aus Ost- und Westpreußen und auch aus Schleswig-Holstein
liefern bereits den Beweis, daß der tüchtige Architekt diese neu
zeitlichen Bauten ebensogut in die Landschaft einfügen kann,
wie die Erbauer des alten Bauernhauses es konnten.
Ob das bei diesen Bauten und bei den bei der Mehrzahl der
auf der Bauausstcllung gezeigten Gehöfte gewählte flache Dach
sich durchsetzen oder dem Steildach wieder Platz machen wird,
ist lediglich eine Frage der besseren und leichteren Bewirt
schaftungsmöglichkeit und damit eine wirtschaftliche Frage
und keine künstlerische. Der Architekt kann und wird für
beides die Lösung finden. Hier wie dort ist es die liebevolle
Behandlung der Umgebung des Hauses, des Gartens mit seinen
Bäumen, Blumen und Zäunen, die den Zweckbau zum Heim
macht.
♦ DAS GEBÄUDE
DER SIEDLUNGS-WANDERAUSSTELLUNG.
Zur Unterbringung der Siedlungswanderausstellung wurde
inmitten der ländlichen Gehöfte eine besondere Ausstellungs
halle mit rund 1000 qm überbauter Fläche nach den Plänen
des Verfassers errichtet. Auch diese Halle bot in Konstruktion
und Material durchweg etwas Neues: Eiserne geschweißte Binder
der Firma Breest u. Ko. stellten das Rah men werk dar, das
außen ausschließlich mit Durasbest platten, im Innern mit Klinkern
verschiedenster Art oder mit Heraklith- oder Schlackenplatten
oder Gipsdielen verkleidet wurde. Ein besonderer Versuch war
die Deckenbildung mit großen Platten des Verzinkerei verbandes,
die mit den zwischen die Rahmenbinder geschweißten Pfetten
vernietet winden und sichtbar blieben.
DIE KRISE VOM JULI 1931
UND IHRE FOLGEN.
Die in ihrer Zahl und Qualität steil ansteigende Linie der
ländlichen Siedlung hat durch die Folgen der am 13. Juli 1931
in die Erscheinung tretenden wirtschaftlichen Krise eine jähe
Unterbrechung erfahren. Wenn jetzt nach Monaten die länd
liche Siedlung wieder aufgenommen wird, so wird sich die Zahl
der Stellen gegen die früheren Pläne vielleicht erhöhen. Es
kann aber heute schon mit Bestimmtheit gesagt werden, daß
ländliche Gehöfte in einer Größe und Ausstattung, wie sie das
Programm Preußens für 1931 noch vorsah, und wie es sich in
seinen Zielen in den ländlichen Bauten der Bauausstellung ver
körperte, in der nächsten Zeit nicht mehr entstehen werden.
Die Siedlungsbauten werden mit den geringsten Mitteln her
gestellt werclen müssen, mit Mitteln, die in ihren Baukosten
Abb. 19. Ausbau-Stelle (Nr. 16, s. a. Abb. 9).
Entwurf Homann -Ahrends.
Einhandhohlziegd 20 bis 25 cm stark.
Abb. 18. Blumengärtner-Stelle (Nr. 19, s. a. Abb. 16).
Entwurf Ahrends,
Anbringung der Holzplatten am 2. Arbeitstage.