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Abb. 33. Landesplanung im GeiseMal.
unschwer zu erkennen sind, wurde gezeigt, in welcher Weise die
Interessen der Bahn und zugleich die Interessen der Stadt bei
notwendigen Neuanlagen vereinigt werden können (Bearbeiter:
Prof. Dr. Blum, Hannover, Abb. 31).
Schließlich wurde noch das Problem der Lage der Stadt zu
den Einrichtungen des Luftverkehrs behandelt, wobei vor allem
die Notwendigkeit betont wurde, Flugplätze benachbarter
Großstädte zusammenzulegen (Halle-Leipzig).
Von den einzelnen Landesplanungen bietet der Ruhr-
siedlungsverband mit seiner guten und klaren gesetzlichen Grund
lage für die Durchführung die besten Möglichkeiten. Interessant
ist die Arbeitsweise des Verbandes, welche an einer Serie von
Plänen gezeigt wurde. Dem Entwurf der Verkehrstraßen folgt
der Entwurf der Bahnanlagen und Industrieflächen, der Wohn
gebiete und der Freiflächen.
Der Hamburgisch-preußische Landesplanungsausschuß hatte
eine Reihe von Vorarbeiten zur Darstellung gebracht.
Die Rhein-Mainische Landesplanung hält immer noch an
dem Kreis von 50 km Radius rund um Frankfurt fest, dessen
Inhalt als „Landesplanungsgebiet“ bezeichnet wird. Dieser
unglückliche Kreis trennt aber Aschaffenburg, das sehr wenige
Beziehungen zu Frankfurt hat, von seinem Hinterland, dem
Spessart, und er trennt Wetzlar, das ebenfalls sehr wenige Be
ziehungen zu Frankfurt hat, von den Erzlagerstätten seiner
Umgebung.
Die Landesplanung der Rheinprovinz stellte ihre Vorarbeiten
aus für die Durchgangsstraßen beiderseits des Flusses sowie für
neue Querverbindungen. Zu erwähnen wäre auch die große
Luftbildkarte des Rheins, die bei bestimmtem Wasserstande
aufgenommen, den Einfluß des Stromes auf das Siedlungs
wesen sowie die Korrektionsarbeiten sinnfällig darstellte.
Die Landesplanungen Sachsens und die Planung Ost-
thüringens (Landesplanungsstelle Gera) fielen durch sorgfältige
Vorarbeiten und durch glänzende Planbehandlung auf.
1 )ie Landesplanung für den engeren mitteldeutschen In
dustriebezirk ist charakterisirt durch die Probleme, welche
die Ansiedlung der chemischen Industrie hier verursacht hat.
Schwierig ist vor allem die Wasserversorgung des Gebietes, das
arm an Wäldern ist und im Regenschatten des Harzes liegt,
ferner die Beseitigung der Abwasser, die nicht nur durch Berg
bau, sondern auch durch die Betriebe der chemischen Industrie
und durch zahlreiche Textilbetriebe stark verschmutzt sind.
Die größten Aufgaben aber bietet der Tagbau der mächtigen
Braunkohlenflöze, der weitgehende Änderung bestehender
Straßen und Eisenbahnlinien und die Beseitigung ganzer Ort
schaften erfordert. (Abb. 33) l ).
‘) Anmerkung: Über die Landesplanung im engeren mitteldeutschen Industrie
bezirk erscheint noch in diesem Jahre eine Veröffentlichung im Selbstverlag Geschäfts
stelle Merseburg, Regierung, Vorschloß.
Zu den Landespläilungsarbeiteu großen Stils gehören auch
die an anderer Stelle gezeigten Arbeiten des preußischen
Staates zur Umsiedlung von Industriearbeitern und Förderung
von Landarbeiterniederlassungen. Rund 1700 Familien wurden
aus dem Ruhrgebiet ausgesiedelt, rund 200 Familien aus den
westlichen Notstandsgebieten, und 320 Familien wurden inner
halb des niederrheinischen Bergbaugebietes und des Hagener
Industrie bezirks verpflanzt. Nahezu 48 000 Landarbeiter-
Wohnungen wurden in den Jahren 1921 bis 1930 gefördert.
.,Die Bewirtschaftung der Wohnung
Bearbeiter: Frau Dr. Marie Elisabeth Lüders, Berlin.
Aus der Gegenüberstellung der richtig dimensionierten
und eingerichteten Küche und der früher üblichen Küchen
anlage ergab sich, welche Ersparnisse an Arbeit erzielt werden
können durch Beseitigung entbehrlicher Dinge, durch möglichst
knappe Zusammenfassung des Notwendigen und durch richtige
Gruppierung der erforderlichen Einrichtungsgegenstände ent
sprechend dem Betrieb. Die einfache Formgebung aller Ein
richt ungsgegenstände verbürgt die leichte Reinigung. Die
richtige — natürliche und künstliche — Beleuchtung der
Wohnung fördert die Arbeit der Hausfrau. Beim Waschen
kann schon durch Verwendung einfacher Werkzeuge viel
Arbeitskraft erspart werden. Diese Ersparnis vermehrt sich
in dem Grade, in dem einzelne Arbeitsprozesse durch Ein
schaltung von Maschinen gefördert werden können.
Aufgabe der Ausstellung war, durch Gegenüberstellung
von Altem und Neuem die Entwicklung zu zeigen, die sich
im hauswirtschaftlichen Denken vollzogen hat und die zu ent
sprechenden baulichen Änderungen führen muß. Diese Aufgabe
war glänzend gelöst worden.
„Einkommen und Wohnkosten.”
Bearbeiter: Oberregierungsrat Dr. Weber, Berlin.
Die Darstellung ging aus von dem Einkommen der Ar
beiter und Angestellten der verschiedenen Berufsgruppen.
Hierbei wurde zu den Löhnen noch ein Zuschlag von 20 vH
(Nebeneinnahmen für Überstunden u. dgl.) gemacht. Dieser Zu
schlag ist wahrscheinlich zu hoch angenommen. Tatsächlich
aber werden entsprechende Einkommen durch den Verdienst
der Familienmitglieder erreicht. Die gesetzliche Miete, die im
Jahre 1923 beinahe mit 0 angenommen werden kann, betrug
im Jahre 1930 130 vH der Friedensmiete, lag also unter dem
Index der Lebenshaltungskosten. Durch die Tiefhaltung der
Mieten ist erreicht worden, daß die Ausgaben für die Woh
nungen in Prozenten des Einkommens im Jahre 1927 zum Teil
niedriger, in allen Fällen aber nicht höher waren als 1907.
Der Arbeiter, der im Jahre 1907 17 vH seines Einkommens
für Wohnung ausgegeben hat, wandte im Jahre 1927 15 vH
auf, der Angestellte, der damals 19 vH seines Einkommens