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Abb. 3. Bauvorgang.
(zulässige Durchbiegung nach den B. E.-Vorschriften = J.
Dieser Wert ist mit Rücksicht auf das hochwertige Baumaterial
(St Si mit = 2100 kg/cm 2 ) als gering zu bezeichnen.
Weiter sind noch die Querportale des Überbaus über den
Auflagern erwähnenswert; aus Schönheitsgründen haben diese
die gleiche portalartige Form wie die Hauptträger erhalten.
Der Stahl verbrauch für die einzelnen Bestandteile eines
Überbaus beträgt für:
Fahrbahn einschl. Rinnen = 9,7 t
zwei Hauptträger = 48,0 t
Gehweg = 5,0 t
Endquerrahmen = 1,7 t
Ujt
vier Lager = 3,71
Gesamtes Stahlgewicht für einen Überbau . . = 68,11.
Der Montagevorgang ist aus Abb. 3 ersichtlich. Nach Ein
bau einer Gleisbehelfsbrücke, die auf den Widerlagern und
einem in Straßenmitte aufgestellten Gerüstbock abgestützt ist,
wurde der alte Überbau abgebrochen. Alsdann wurde die
erste Hälfte des neuen Überbaus in geneigter Lage einschl.
der Fahrbahn völlig zusammengebaut und vernietet, durch
Flaschenzüge in die richtige Stellung hochgezogen und auf dem
Gerüstbock provisorisch abgestützt. Nach Verlegung der Stra
ßenbahn unter die fertig montierte Hälfte der Brücke wurde die
zweite Überbauhälfte in gleicher Weise eingebaut. Zum
Schluß wurden die etwa 1,4 m langen Scheitelstücke beider
Hauptträger mit dazwischenhängendem mittleren Querträger
eingefügt und die vier Stöße geschlossen.
Ausführende Unternehmung: Vormals Ra venescher Eisen
handel und Eisenbau, G. m. b. H., Berlin.
Berlin. J, Kühnke, Regierungsbaurat a. D. }
Reichsbahnrat.
SCHWEISSTECHNISCHE VERSUCHSARBEITEN IN RUSSLAND.
Diurtfli den im Februar 1931 in Moskau abgehaltenen
schweißtechnischen Kongreß x ), der auch deutscherseits lebhaft
besucht war, ist das Interesse für in Rußland durchgeführte
Versuchsarbeiten aus dem Gebiete der Schweißtechnik in
stärkerem Maße angeregt worden. Prof. Paton, Vorstand des
Laboratoriums für Elektroschweißung an der ukrainischen
Akademie der Wissenschaften in Kiew, hat jüngst eine Reihe
von Forschungsarbeiten veröffentlicht, die z. T. bereits in dieser
Zeitschrift gewürdigt sind 2 ). Drei weitere, Ende 1930 bzw.
Januar 1931 erschienene Hefte dürften ebenfalls von Belang
sein.
a) ,, Vergleichsuntersuchungen an genieteten und geschweißten
Fachwerkträgern“ von E. 0. Paton und N. J. Koslowskij.
Die Vorteile der Verschweißung an Stelle der Vernietung
im Stahlbau sind begründet durch den Fortfall der Nietver
schwächung in den Zuggliedern von Fachwerkkonstruktionen,
die Verkleinerung oder den Verzicht auf Knotenbleche, geringere
Vorarbeiten an den Bauteilen, Anwendung besonders günstiger
Druckquerschnitte. Hieraus ergeben sich Gewichtaerspamisse,
die, wenn die Herstellungskosten nicht ungünstig Ausfallen, zu
einer Minderung der Gesaratkosten der Fertigkonstruktion
führen müssen.
Die vorliegende Arbeit sollte die technische Gleichwertigkeit
und gewichtsmäßige Ueberlegenheit der geschweißten gegenüber
der genieteten Fachwerkkonstruktion beweisen. Hierzu
wurden drei Typen von Fachwerkträgern (einfaches Streben
fachwerk) von je ö m Stützweite und 1 m Systemhöhe auf ihre
Steifigkeit (Durchbiegung), Haupt- und Nebenspannungen und
Gewichte vergleichsweise untersucht. Die Gurt- und Wand
stäbe der drei Typen waren gleichartig dimensioniert und be
standen aus Doppelwinkeleisen 120:80:10 (Gurte) und
75: 75:10 (Streben) in der bei genieteten Konstruktionen dieser
Art üblichen T-förmigen Anordnung. Type 1 war genietet mit
Knotenblechen, Type 2 geschweißt mit Knotenblechen, Type 3
geschweißt ohne Knotenbleche. Die Unterschiede der Versuchs-
’) Vgl. „Elektroschweißung" 1931. S. 75-76. „V. D. I.-Nachrichten“ vom 18. Uärz
1931, Heft 11, S. 2.
*) Vgl. Zentrbl. d. Bauv. 1931, S. 144-6.
ergebnisse waren, da alle entsprechenden Stäbe gleich bemessen
waren, nur durch die Art der Stabverbindungen bedingt.
Zu den Messungen der Durchbiegungen wurden Fernrohre
eines Martens-Instrumentes, zu denen der Spannungen Huggen-
berger Tensometer verwendet.
Die Versuche ergaben:
1. Im elastischen Bereich waren die Durchbiegungen des mit
Knotenblechen geschweißten Trägers (Type 2) am kleinsten,
diejenigen des mit Knotenblechen genieteten (Type 1) und des
ohne Knotenbleche geschweißten Trägers (Type 3) fast gleich
groß. Bei Type 1 und 3 zeigten sich ausgeprägte Fließgrenzen,
bei denen die Durchbiegungen ohne Lastzuwachs stark Zu
nahmen. Oberhalb der Fließgrenze waren die Durchbiegungen'
des genieteten Trägers erheblich größer als diejenigen der ge
schweißten.
2. Durchbiegungen und Axialspannungen des geschweißten
Trägers ohne Knotenbleche (Type 3) waren den theoretischen
Werten des mit reibungslosen Gelenken angenommenen Fach
werkträgers am ähnlichsten, so daß auch die geringsten Neben-
spannungen auf traten.
3. Der genietete Träger (Type 1) war etwa 5 vH schwerer als
Type 2 bzw. 8 vH schwerer als Type 3; die Gewichtsüber
legenheit der geschweißten Träger würde bei Forderung
gleicher Tragfähigkeit aller drei Typen (Berücksichtigung der
NJflfcversch wachung bei den Zugstäben) noch erheblich größer
sein.
b) ,, Vergleichsuntersuchungen an geschweißten Fachwerk
trägern mit verschiedener Querschmttausbildung der Bau
glieder“ von E. O. Paton und M. W. Petroff.
Die Vorteile der geschweißten Stahlkonstruktionen gegen
über den genieteten können nur dann wirksam werden, wenn die
bauliche Durchbildung auf die andersgearteten Erfordernisse
und Möglichkeiten der Schweißverbindungen genaueste Rück
sicht nimmt. Entscheidend ist hierbei die Querschnittaus-
bildung der Bauglieder geschweißter Fachwerkträger.
Untersucht wurden vier Typen von Fachwerkträgern
(einfaches Strebenfachwerk) von je 5,40 m Stützweite und 1 m
Systemhöhe auf Steifigkeit (Durchbiegung), Stabspannungen,