Abb. 1. Ansicht der alten Brücke. (Im Hintergründe links ist die bereits eingebaute Hälfte von zwei neuen überbauten sichtbar,)
unwirtschaftlich gewesen. Außerdem war dabei zu be
denken, daß an die fragliche Unterführung sich beider
seits massive Bogen anschließen und deshalb bei einer
Entlastung der beiden Brückenwiderlager vom Horizontal
schub des Straßenbauwerks entgegen dem ursprünglichen
Plan eine Widerlags- und Fundamentverstärkung notwendig
geworden wäre.
Da Scheitelgelenke ein bei Eisenbahnbrücken stets uner
wünschtes Bauglied sind, so wurde ein Zweigelenkrahmcn
gewählt, und zwar der neuzeitlichen Neigung zu straffer,
polygonaler Formgebung im Stahlbau entsprechend, mit der
in den Abb. 2 und 3 dargestellten Form bei einer Stütz
weite von 22,40 m und einer Pfeilhöhe von 4,00 m. Die Über
bauten wurden eingleisig mit einem Hauptträgerabstand von
2,50 m und in allen Teilen aus St Si hergestellt. Die gewählte
Hauptträgerausbildung ist wie jeder Rahmen wirtschaftlich
einem etwa parabolisch geformten Zweigelenkbogen sicherlich
unterlegen, bietet aber eine viel freiere Durchsicht und wirkt
deshalb auch leichter als der Bogen. Zweifellos befriedigt dieser
Rahmenträger in ästhetischer Hinsicht auch ganz anders als
der sonst übliche Zweigelenk bogen.
In konstruktiver Hinsicht ist die scharf geformte eckige
Zusammenführung des Riegels mit den Stützen bemerkenswert.
Die bisher übliche Ausbildungsweise von Rahmenecken,
nämlich die Überleitung der Gurtungen an der Innenkante
mit einem möglichst großen Ausrundungshalbmesser, ist also
im vorliegenden Falle verlassen worden. Vielmehr greifen die
Stahlbleche des Riegels und der Ständer gabelartig ineinander,
so daß die Kräfte aus dem Riegel in die Stütze ausschließlich
durch die in die Ecke gelegte Nietverbindung übergeführt
werden. In der Rahmenecke, bestehend aus dem 16 mm starken
Stegblech des Riegels, zwei je 30 mm starken Beiblechen als
Ersatz für die Gurtungen und zwei je 16 mm starken Steg
blechen mit den Gurtungen des Stützenquerschnitts, tragen
somit die Niete vierschnittig und sind für das Biegungsmoment
und die Normal- und Querkräfte berechnet. Eine geringe
Materialzugabe ist natürlich bei dieser Ausbildung nicht zu
vermeiden; jedoch beträgt das Gesamt-Eigengewicht eines
solchen Rahmenträgers nur 24 t. Die Durchbiegung in Rahmen
mitte unter der Verkehrsbelastung des Lastenzuges N, und zwar
1
ohne Berücksichtigung der Stoßzahl, ist gleich 1,67 cm