508
o
o
Abb. 10. Erste Ausführung der Dehnungsfuge.
eisernen Muffenrohr von 1,30 cm (J) hergestellt werden sollte.
Veranlassung zu der konstruktiven Aenderung bot der zufällige
Umstand, daß dem Bauamt das Rohrmaterial oh ne Auf Wendung
neuer Kosten zur Verfügung stand.
Als erste Arbeit wurde mit der Verzimmerung der Pfahl
rostfundierung begonnen, worauf die Betonierung der Pfeiler
fundamente in der fetten Mischung 1 : 4 folgte. Dann wurde die
Schalung der Brückenpfeiler und des Tragwerkes sogleich in
der vollen Bauwerklänge hergestellt, um die Betonierung
möglichst in einem Zuge ausführen zu können (Abb. 8). Zur
Beurteilung der zulässigen spezifischen Pressung des moorigen
Bodens unter der Brücke wurden Probebelastungen vorge
nommen und hierbei der Wert von 0,1 kg/em 2 als höchst
zulässiger Druck ermittelt. Die hölzernen Stützen der Schalung
mußten dieser geringen Belastung entsprechend eng gestellt
werden. Um die Verbindung der beiderseits der Brücke ge
legenen Wiesenflächen während des Baues aufrecht zu erhalten,
wurde eine Oeffnung mit dem in Abb. 9 dargestellten Lehr
gerüst versehen.
Die Einrichtungen für die Zubereitung des Betons befanden
sich auf dem nordseitigen Talrande. Der Beton wurde in
Mischung 1 : 4 (Zement: Kies) als schwerflüssiger Gußbeton
hergestellt und in Kippwagen nach der Verwendungsstelle, am
südlichen Ende beginnend, transportiert. Nach genügender
Erhärtung des Tragwerks wurde das schmiedeeiserne Kanalrohr.
aufgebracht und verstemmt. Es erfolgte der Einbau der
Ringarmierung und Schalung für den Umhüllungsbeton des
Rohres, welcher das gleiche Mischungsverhältnis 1 : 4 wie der
Beton der Brücke erhielt. Die Sichtflächen des Betons wurden
Abb, 11. Endgültige Ausführung der Dehnungsfuge.
schalungsrauh belassen. Die Ausbildung der Dehnungsfugen
der Rohrleitung geschah gemäß Abb. 10 unter Verwendung von
Bleiwellen, die sich jedoch nicht bewährten, da sie brüchig
wurden. Sie sind später durch eine stopfbüchsenartige Kon
struktion (Abb. 11) ersetzt worden, die sich als absolut dicht
und dauerhaft erwiesen hat. Um Abwasser für die Düngung
der benachbarten Ländereien entnehmen zu können, sind zwei
schmiedeeiserne Stutzen von 100 mm Lichtweite vom Kanal
rohr nach unten durch den Beton des Tragwerks durchgeführt
worden; sie werden durch gußeiserne Schieber verschlossen,
die von einer Steigeleiter aus bedient werden. Die Zapfstellen
sind von einem mit Torfmull gefüllten Holzkastcn frostsicher
umschlossen. Der Uebergang des Brückenkanals in den nor
malen Gefällkanal (Abb. 12) erfolgt an beiden Enden in
Schieberschächten, mit deren Hilfe nach Einbau der zweiten
Hälfte des Kanaltrogs im Bedarfsfälle jeweils das eine
Rohr zur Vornahme von Reinigungs- oder Reparatur
arbeiten ausgeschaltet werden kann. Sie sind zu diesem Zweck
mit je zwei Kettenrollenzugschiebern der Firma Geyger-
Karlsruhe ausgestattet. Sämtliche Arbeiten mit Ausnahme
der bereits in den Jahren 1915/16 ausgeführten Pfahlrammung
wurden innerhalb der vertraglichen Frist von 6 Monaten
erledigt. Da die Bauzeit in die Infiations-Periode fiel, lassen
sich zutreffende Angaben über die tatsächlichen Kosten kaum
machen. Als Anhalt kann das Vorkriegs-Angebot von Wayß
u. Freytag dienen, das für die vollständige Brücke mit rd.
135000 M abschloß; von dieser Summe entfielen auf die Grün
dungsarbeiten 34 300 M, auf Pfeiler und Brückentragwerk
44 800 M und auf den Kanaltrog (Doppelprofil) 55 900 M.
Abb. 12, Südliches Übergangsbauwerk mit Schieberschacht und Notauslaß.
M. 1:150.