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Maschinenhalle des Elektrotechnischen Instituts.
bereits 1908 behelfsmäßig eingerichtete Versuchsanstalt be
zweckt die wissenschaftliche Erforschung der Vorgänge bei der
Stahl- und sonstigen Metallbearbeitung, die Prüfung der Lei
stungen der Werkzeugstählc, die Untersuchung der Schleif
und Schweiß Vorgänge sowie die Beobachtung über die Genauig
keit der Ausführung fertiger Werkzeugmaschinen. Der Neubau
ist ein auf quadratischem Grundriß erstellter drei sch iffiger
Basilikalbau mit großer Mittelhalle zur Aufstellung der Ma
schinen und niedrigen teilweise unterkellerten Seitenhallen,
welche die Arbeitsräume für Institutvorsteher, Assistenten und
Doktoranden sowie eine Schreiner- und Schlosserwerkstatt
mit Schmiede, Schweißerei und Härterei enthalten. Eine Er
weiterung ist in der Längsachse nach beiden Seiten möglich.
Sämtliche genannten Laboratorien zeigen im Gegensatz zu den
voraufgegangenen Monumentalbauten der ersten Periode
bereits das Bestreben, die Zweckbestimmung mit einfachen
Mitteln ohne überflüssige architektonische Zutaten klar zum
Ausdruck zu bringen.
1926—29 folgte der kombinierte Neubau eines Physika
lischen und Elektrotechnischen Instituts (Lagepl. Zfr. 16) in
zufälliger, durch die Lage bedingter baulicher Verbindung mit
der Erweiterung des Aerodynamischen Laboratoriums, das im
übrigen räumlich und betrieblich vollkommen von diesen
Instituten getrennt ist. Die besonderen Schwierigkeiten dieses
Neubaues lagen nicht nur in der Vereinigung der drei in ihren
räumlichen und technischen Bedürfnissen ganz verschieden
artigen Institute unter einem Dach, sondern auch in der äußerst
unregelmäßigen Gestaltung der über alle drei Geländestufen
sich erstreckenden Baustelle, so daß der Neubau sowohl den
Höhenunterschied von 7 m als auch die Abweichung der Haupt
achse von 30° zwischen dem alten und neuen Hochschul
gelände zu vermitteln hatte. Hierzu kam die Forderung der
tunlichsten Anpassung des Neubaues in seiner äußeren Form
gebung an die ganz verschiedenartig gestalteten Nachbar
bauten, die vom alten Hauptgebäude mit seiner monumentalen
Werksteinfassade in italienischer Renaissance über den Back
steinrohbau des alten Chemischen Instituts bis zur Turnhalle
in schlichtem Putzbau fast alle Stilwandlungen der letzten
60 Jahre widerspiegeln. Schon aus Sparsamkeitsgründen kam
für die neuen Institute nur ein Putz bau in Frage, und zwar
mit flachen Dächern, die auch für Lehr- und Versuchszwecke
nutzbar gemacht werden konnten. Maßgebend für diese Ent
scheidung war ferner der Umstand, daß der Neubau in erster
Linie von der oberen Turmstraße aus zusammen mit den den
Sportplatz umgebenden Putzbauten in die Erscheinung tritt.
Das Bauprogramm für das Physikalische und Elektrotech
nische Institut hatte selbstverständlich den neuesten Fort
schritten dieser Wissenschaften weitgehendst Rechnung zu
tragen. Daneben sollte auch noch eine gewisse Erweiterungs
fähigkeit der Institute, soweit deren Entwicklung etwa
vorauszusehen ist, gewahrt bleiben. Die Physik war seit
Beginn der Hochschule in ganz unzulänglich gewordenen
Räumen des alten Hauptgebäudes, die Elektrotechnik bisher
ebenso unzureichend im Bergbaugebäude untergebracht. Auch
im Neubau sind diese beiden Institute trotz ihrer Vereinigung
unter einem Dach räumlich vollständig von einander getrennt,
haben aber zur tunlichsten Verringerung der Bau- und In
stallationskosten einige gemeinsam benutzte Räume erhalten,
wie die Haupteingangshalle im Erdgeschoß und den großen
Hörsaal im dritten Obergeschoß mit seinen Zugängen, Kleider
ablagen usw. Die Schwierigkeiten der gemeinsamen Benutzung
dieses Hörsaals durch zwei selbständige Institute, die beide
zu den Experimentalvorträgen erhebliche apparative Vorbe
reitungen verlangen, sind dadurch etwas behoben, daß das
eine Institut auf die drei ersten, das andere auf die drei letzten
Wochentage in der Benutzung beschränkt worden ist.
Der große Hörsaal mit 336 Sitzplätzen in ansteigenden
Reihen erhält seine Tagesbelichtung durch ein großes, mit
Verdunkelungsvorrichtung versehenes Deckenoberlicht. Der
Experimentiertisch befindet sich unmittelbar über dem Hoch
spannungsraum, so daß ihm Hochspannung ohne Schwierig
keit zugeführt werden kann. Die Schalttafeln für Licht- und
Experimentierleitungen sowie die große elektrisch betriebene
dreiteilige Wandtafel mit -dahinter befindlicher Projektions
wand sind in die Wandtäfelung eingebaut. An den zentral
gelegenen großen Hörsaal schließen sich beiderseits die Haupt
treppenhäuser, die Vorbereitungs- und Sammlungsräume sowie
an letztere die kleinen Hörsäle beider Institute an.
Außer den genannten Räumen enthalten die Institute je
eine Maschinen- und eine Hochspannungshalle, die erforder
lichen Arbeitsräume für Institutvorsteher, Dozenten, Assisten
ten und Doktoranden, die Anfängerpraktika, Laboratorien
verschiedenster Art für Fortgeschrittene, Bücherräume, Dun
kelkammern, umfangreiche Werkstätten, Akkumulatoren und
Waschräume. Im Physikalischen Institut sind außerdem im
Untergeschoß eine Wohnung für den Hausmeister, im dritten