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Bühneneinrichtung, Längsschnitt.
im Winter yorgewärmt und im Sommer vorgekühlt und
außerdem kann warme und kalte Luft zugemischt werden.
Die ganze Anlage wird durch einen Fernthermometer ständig
kontrolliert. Die Feuersicherheit ist für französische Verhält
nisse sehr weitgehend, mit Sprinkleranlage und 350 auto
matischen Feuermeldern. Das Theater enthält ferner eine
eigene Umselialtstation und eine außerordentlich komplizierte
Kraftanlage. Alle Anlagen sind auf Grund der neuesten Er
fahrungen konstruiert. Besonders reichhaltig sind die Beleuch
tungsanlagen der modernsten ausländischen Systeme, insbe
sondere deutscher und amerikanischer, und zwar sowohl für die
Publikumsräume wie für die Bühne. Wir treffen dort alle Arten
von Rampenbeleuchtungen, Lichtgittern, Scheinwerfern, Ram
pen für direkte und indirekte Beleuchtung eingerichtet, die
weitgehendsten Horizontbeleuchtungen, bewegliche Wolken-
Apparate usw. Die Beleuchtungen können in verschiedensten
Farben gehalten werden; die Farbwirkungen werden durch
Zellonfilter erreicht, Projektionsapparate sind in großer Menge
vorhanden und gewähren die verschiedensten Projektions
möglichkeiten. Die Beleuchtungsanlage ist wohl eine der
größten, die überhaupt in Theatern bis jetzt gebaut sind; sie
wird durch einen Regulator von 228 Schaltern bedien , der auch
zugleich die verschiedenen Spannungen regelt. Die ganze An
lage enthält eine Million Meter Leitungen.
Die Bühnenmaschinerie besteht aus vier beweglichen Podien,
von denen jedes die Größe der halben Bühnenfläche hat, je zw r ei
vorn und hinten übereinander gelagert. Sie lassen sich vertikal
bewegen und die beiden hinteren außerdem auch in horizontaler
Richtung. Es können also vier Dekorationen zu gleicher Zeit
aufgebaut w r erden. Die Bühne ist 21 m tief und 22 m breit, die
einzelnen Bühnenpodien sind je 9X13 m groß. Eine außer
ordentlich komplizierte Maschinerie bew T egt diese 40 bis 50 Ton
nen schweren Bühnen. Die obere Bühne arbeitet außerdem
noch mit elektrisch betriebenen Versenkungen, und zwar zwölf auf
der vorderen und sechs auf der hinteren Bühnenhälfte, die das
Arbeiten in verschiedenen Ebenen ermöglicht und Versatz
stücke unnötig macht. Alle Bewegungen werden von einer
Schaltbrücke aus gesteuert, auf der auch die Beleuchterloge,
Steuerapparate für die zwei Horizonte und die Portalwände
und endlich die Beleuchterbrücke untergebracht sind. Alles ist
automatisch gesichert und kann indessen auch von weniger ge
schultem Personal bedient werden. Die Portalanlage ist sehr
schmal gehalten und nur 4 m von der ersten Parkettreihe ent
fernt. Die beiden Portalwände werden durch die zw eigeschossige
Beleuchter brücke verbunden. Vor dem Portal ist der hydrau
lisch betriebene Plüschvorhang seitlich und nach oben zu öffnen.
Vor dem Plüschvorhang ist noch ein elektrisch betriebener
eiserner Vorhang. Der Bühnenausschnitt ist in der Größe ver
änderlich. Außerdem sind vor den Vorhängen noch zwei ge
bogene versenkbare Podien, als Vorbühne, bzw. Orchester ver
wendbar; normalerweise mit Stuhlreihen besetzt. Die Ober
maschinerie besteht aus 69 Prospektzügen mit elektrischer
Fernsteueranlage. Die beiden Rundhorizonte werden eben
falls elektrisch betrieben.
Einen Teil der Lichtbilder vom Theater PIgalle hat der
Verlag Charles Moreaux zur Verfügung gestellt, sie sind dem
im genannten Verlage erschienenen Buche „Theatres et Cinemas "
entnommen.