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Full text: BUNDmagazin (Rights reserved) Ausgabe 2017,1 (Rights reserved)

BUNDmagazin Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland Energiewende retten! Friends of the Earth Germany www.bund.net 1/2017 Schon bei der Baufinanzierung Energie sparen Entdecken Sie die beste Bankberatung des Jahres* * Verwirklichen Sie Ihren Traum von den eigenen vier Wänden. Bei der sozialökologischen GLS Bank finanzieren Sie so, dass es Ihren nachhaltigen Werten nicht zuwiderläuft. Und das Beste dabei: Wir beraten fachlich fundiert, fair und transparent. Darum wurde die GLS Bank in der Kundenumfrage „Bank des Jahres 2016“ mit Platz 1 in der Kategorie Baufinanzierung ausgezeichnet. Ihre Vorteile – bei energieeffizienter Bauweise bis zu 0,5 % Zinsnachlass – Zinsbindung 5 oder 10 Jahre – Berücksichtigung von Mitteln der KfW – Sondertilgungen bis zu 5 % im Jahr kostenfrei – ab 50.000 Euro FORUM Liebe Leser*innen, wir leben in politisch unruhigen Zeiten, wer wollte das bestreiten? Das macht es für den BUND momentan nicht einfach, Natur und Umwelt eine Stimme zu verleihen, die auch gehört wird. Zumal es um sich zu greifen scheint, Tatsachen in »Fake-News« und Lügen in »alternative Tatsachen« umzudeuten, ganz wie es das eigene Machtkalkül diktiert. Wer wie der BUND auf wissenschaftliche Erkenntnisse pocht und für eine vorausschauende Politik wirbt, steht damit vor neuen Herausforderungen. 4 I N HALT Leserbriefe/Impressum MAGAZI N 6 Kurznachrichten KOMMENTAR 10 Energiewende in Gefahr TITELTH EMA 12 Rettet die Energiewende! 13 Wann wieder auf Klimakurs? 16 Kosten und Nutzen 17 Schluss mit der Verschwendung 18 Countdown für Kohle und Atom J. Huber 2016 war das wärmste jemals gemessene Jahr, und das dritte Jahr in Folge, das einen neuen globalen Wärmerekord aufgestellt hat. Den meisten Medien war dies nur eine Randnotiz wert – in all dem Dauerlärm, der speziell über den Atlantik zu uns drang. Doch leider verlieren die vielen Umweltprobleme dabei nur »gefühlt« an Bedeutung. In Wirklichkeit scheren sich die Klimakrise oder das globale Artensterben keinen Deut darum, wer sie als solche anerkennt, sie nehmen schlicht ihren Lauf. 20 Stromnetz ausbauen? 21 Gefragt – Geantwortet Seite 12: Energiewende retten … heißt zuallererst: so rasch wie möglich die Kohlekraftwerke stillzulegen – für Klimaschutz und erneuerbare Energien. AKTION 24 Rettet unsere Böden! Deshalb wird sich der BUND weiterhin engagiert für Natur und Umwelt und eine lebenswerte Zukunft einsetzen. Zum Beispiel für den Schutz des Klimas und für eine Energiewende, die diesen Namen verdient. Lesen Sie im Schwerpunkt dieser Ausgabe, wie der BUND den derzeitigen Ausbau der erneuerbaren Energien beurteilt – und warum sich Deutschland besser heute als morgen von Atomkraft und Kohle verabschieden sollte. GUT LEBEN Für das Klima, den Artenschutz und vieles mehr wollen wir uns auch im anstehenden Wahlkampf einbringen. Im Herbst wird die neue Bundesregierung gewählt: Hoffen wir, dass unser Land eine politische Kultur ver teidigt, die ausreichend widerständig ist – gegen die populistischen Lautsprecher und Demokratieverächter, die heute in so vielen Staaten das Sagen haben. Hoffen wir, dass in Deutschland vor allem das gute Argument nicht an Kraft verliert. Dafür wird auch der BUND sein Möglichstes tun. 29 Wildkatze: Bald besser vernetzt? Es mag etwas spät sein. Doch gerade weil die Vorzeichen schon einmal besser waren: Ihnen allen ein gutes Jahr 2017! 40 Die junge Seite 25 Wohin nach der Schule? NATU RA 2000 26 Neustädter Binnenwasser ZU R ZEIT 28 Schmetterling und Libelle 2017 30 Wir haben es satt! 31 Alles neu auf »bund.net« 32 Wunschzettel statt Strategie 33 Zeitfenster 2030: Gut ernährt AKTIV 34 Neues aus dem BUND 38 Friends of the Earth Seite 40: Spielzeug Auto? Mit einer bundesweiten Kampagne protestierte die BUNDjugend gegen die Politik von Verkehrsminister Dobrindt. MEDI EN 44 Neu und interessant Severin Zillich, Redaktion PERSÖN LIC H 46 Sascha Maier [1-17] BUNDmagazin 3 FORUM Bio-/Papier-/Plastikmüll tungen im PDF-Format im Internet zu verweisen. Das aber würde den – vorläufig nicht zu vernachlässigenden – Teil der Kund*innen ausschließen, die noch nicht online sind. Zum Interview »Konsequent trennen« in Ihrem Abfallschwerpunkt: Rolf Buschmann sagt dort, Biomüll sollte in Zeitungspapier gesammelt werden. Sollte man Zeitungspapier im Biomüll wegen der Druckerschwärze und Druckerfarben nicht lieber vermeiden? Es gibt ja (kaum bedruckte) Papier-Biomülltüten für diesen Zweck. Oder wäre das jetzt päpstlicher als der Papst? Über Ihre Einschätzung und eine Antwort würden wir uns sehr freuen! Gisela Gloger, Konstanz-Dingelsdorf Die Druckerschwärze im Zeitungspapier enthält im Wesentlichen Rußpartikel, die im Kompost oder in den Bioabfallbehandlungsanlagen wohl kein Problem darstellen. Die Blau-, Rot- und Gelb-Pigmente von farbigem Zeitungspapier sind organischer Natur und enthalten heute keine Schwermetalle mehr, so dass auch sie kein spezielles Problem darstellen. Klassisches Zeitungspapier nimmt zudem (anders als ein Hochglanzpapier) sehr gut die Feuchtigkeit auf. Natürlich sollten Sie davon nur so viel wie nötig verwenden, der Rest ist besser im Altpapier aufgehoben. Titel der Ausgabe 4/16 Unsere jüngste Erfahrung zu überflüssigem Papierverbrauch und Müllproduktion: Wir bestückten unsere Küche mit einem Dampfgarer von AEG. Mitgeliefert wurden Betriebsanleitungen für die Länder HU, PL, CS, LT, LV, ET, NL, ES, FR und SK, jeweils 68 Seiten im Format DIN A 5, kein Recyclingpapier: 942 Gramm zum Entsorgen. Bitte unterstützen Sie uns dabei, diesen Wegwerfwahn zu stoppen! Ursula+Peter Hummel, Wackernheim Dieses Ärgernis ist ein Problem der gesamten Branche. Elektrogeräte werden europaweit meist in Standardpaketen versendet. Daher liegt die Gebrauchsanleitung immer in allen Sprachen bei. Die Alternative wäre, für jedes Land Extrapakete mit nur einer Anleitung zu verschicken. Oder am einfachsten nur auf Anlei- IMPRESSUM Das BUNDmagazin ist die Mitgliederzeitschrift des BUND und erscheint viermal im Jahr. Herausgeber: Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND) – Friends of the Earth Germany, Am Köllnischen Park 1, 10179 Berlin V.i.S.d.P.: Yvonne Weber Redaktion: Severin Zillich, ִ (0 30) 2 75 86-4 57, Fax -4 40, redaktion@bund.net, www.bund.net/ bundmagazin Gestaltung, Produktion: Claudia Gunkel (Produktionsleitung), Marc Venner (Grafik, Layout) Titelbild 1/17 (21. Jahrgang): Windrad im Sonnenuntergang – BlackMac/fotolia.com 4 BUNDmagazin [1-17] Verlag: Natur & Umwelt Verlags-GmbH, Am Köllnischen Park 1, 10179 Berlin Mitgliederservice: ִ (0 30) 2 75 86-479, Fax -4 40, mitgliederservice@bund.net Bezugspreis: für Mitglieder im Beitrag enthalten, für Nichtmitglieder 20 Euro pro Jahr. Anzeigenverwaltung: Ruth Hansmann, Runze & Casper Werbeagentur GmbH, ִ (0 30) 2 80 181 45, Fax: -4 00, hansmann@runze-casper.de. Es gilt der Anzeigentarif Nr. 25. Druck: Brühlsche Univ’druckerei GmbH & Co KG Papier: 100% Recycling, glänzend gestrichen Spenden: Der BUND benötigt für seine Arbeit über die Mitgliedsbeiträge hinaus Unterstützung. Ihre Spende ist steuerlich absetzbar. Bitte überweisen Sie Ihre Spende auf das Konto der Bank Im Beitrag zum Plastikmüll findet sich die Forderung, alle Kunststoffprodukte kleiner fünf Millimeter zu verbieten, und zwar EU-weit. Einmal davon abgesehen, dass der Begriff »Kunststoff« streng genommen jeden Polymerwerkstoff umfasst, auch natürlich vorkommende: Diese Forderung beträfe Tausende, wenn nicht Millionen Bauteile, die vor allem in der Elektrik- und Elektronikindustrie (alle Handys, PCs, Drucker etc.), aber auch im Alltagsleben (zum Beispiel Kugelschreiber) gebräuchlich sind. Für diese gibt es teilweise überhaupt keinen Ersatz, oder mögliche Ersatzwerkstoffe sind noch deutlich problematischer. Deshalb wäre eine solche Forderung ganz und gar nicht praktikabel. Helmut Horn, Bremen Tatsächlich war diese Forderung nicht pauschal gemeint, sondern zielte speziell auf Kosmetikprodukte. Deren Zusätze von Mikroplastik gelangen übers Abwasser besonders leicht in die Umwelt. Verkehrpolitik ändern! Bisher war noch jeder Bundesverkehrswegeplan ganz nach dem Geschmack der Auto-, Lkw- und Straßenbaulobby und der ihr nahestehenden Politiker gestrickt. Dabei befanden sich die Investitionen zur für Sozialwirtschaft: IBAN: DE24 3702 0500 0008 2802 02, BIC: BfS WDE33. Danke! (siehe hierzu: www.bund.net/spenden) Copyright: Alle Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Nachdruck oder sonstige Verwertung nur mit schriftlicher Einwilligung des Verlags. Druckauflage: 198 202 Exemplare (IVW 4/2016); in der Natur + Umwelt: 136 658 Ex. (IVW 4/2016) Beilagen: Dieses BUNDmagazin enthält in Teilen seiner Auflage eine Beilage von »Waschbär – der Umweltversand«. Das BUNDmagazin 2/2017 erscheint am 13. Mai mit dem Schwerpunkt »Wildnis«. Daten an Dritte? Ich erhielt kürzlich einen Werbebrief der ZEIT, adressiert an mich als BUNDmagazin-Leser. Gibt es eine entsprechende Kooperation? Habe ich dem BUND bei meinem Eintritt erlaubt, meine Adresse an Dritte weiterzugeben? Diese Frage gilt ja nicht nur für mich. Danke für eine Antwort! Peter-Jürgen Heinen, Horrem an der Erft Dem BUNDmagazin lag ein nicht personalisierter Brief der ZEIT bei, der sich an unsere Mitglieder bzw. die Leser*innen des Magazins wendet. Dies ist eine Beilage, über die das BUNDmagazin (wie über Anzeigen auch) Einnahmen erzielt. Unternehmen, die über unser Magazin Beilagen verbreiten, erhalten zu keinem Zeitpunkt die Daten der Adressaten. Daher steht in dem Brief auch nicht Ihr Name, sondern eben nur allgemein »Lieber Leser«. Der BUND gibt Adressen seiner Spender*innen oder Mitglieder selbstverständlich nicht an solche Unternehmen weiter. auch DOV(%RRN erhältlich. Werner Kunz Artenschutz durch Habitatmanagement Der Mythos von der unberührten Natur Anzeigen Betonierung unserer zerstückelten Landschaft regelmäßig auf Rekordniveau. Der von den einschlägigen Lobbys diktierte Wachstumswahn geht allen Protesten und fachlichen Eingaben zum Trotz weiter. Dies kann wohl nur ein rot-rot-grünes Bündnis beenden. Dazu muss die Finanzpolitik klare Prioritäten zugunsten der Bahn als umweltfreundlichstes Transportmittel setzen. So werden bislang nur klägliche 18 Prozent der Güter auf der Schiene befördert, 72 Prozent per Lkw. Hier besteht dringender Handlungsbedarf, auch um die ohnehin nicht sehr anspruchsvollen Klimaschutzziele noch zu erreichen. Wir benötigen endlich eine radikale Wende in der Verkehrspolitik. An die Stelle der von der Bundesregierung praktizierten Kungelei mit der Auto-, Lkw- und Straßenbaulobby muss eine zukunftsgerichtete, ökologisch und ökonomisch verantwortbare Globalpolitik treten. Karl Josef Knoppik, Meschede-Stockhausen WERNER KUNZ Artenschutz durch Habitatmanagement Der Mythos von der unberührten Natur Mit einem Vorwort von Deutschlands populärstem Biologen Josef Reichholf ISBN: 978-3-527-34240-2 • November 2016 • 314 S. • Gebunden • € 59,90 Der Naturschutz ist in eine Krise geraten. Trotz immer mehr Naturschutzgebieten geht das Artensterben in Mitteleuropa weiter. Dieses Buch zeigt einen Weg aus der Krise. Der Autor erklärt, wie durch aktive Gestaltung von Lebensräumen die historische Artenvielfalt in Mitteleuropa erhalten werden kann und warum wir dafür unbedingt umdenken müssen. (LQH3 LFKWOHNW¾UHI¾Ujeden Naturschützer! www.wiley-vch.de Irrtum und Preisänderungen vorbehalten. Stand der Daten: November 2016. Die Redaktion freut sich über jede Zuschrift, behält sich aber Kürzungen vor. Eine erweiterte Auswahl von Leserbriefen finden Sie unter Ǡ www.bund.net/bundmagazin – etwa vier Wochen nach Erscheinen jeder neuen Ausgabe. DAS GENDERSTERNCHEN * Die Delegierten des BUND haben auf Antrag der BUNDjugend beschlossen, in den Publikationen des Bundesverbandes und auf www.bund.net vorrangig das »Gendersternchen« zu nutzen. Statt »FreundInnen« oder »Freund/innen« werden Sie also im BUNDmagazin künftig »Freund*innen der Erde« lesen. Warum? Das Gendersternchen bildet sprachlich die männliche wie auch die weibliche Form ab. Zudem wird – aus Respekt für Menschen, die sich keinem der beiden Geschlechter zuordnen können oder wollen – das Sternchen als Platzhalter verwendet. Mit dieser »genderneutralen« Form (Gender = das von Gesellschaft und Kultur geprägte »soziale Geschlecht«), die zum Beispiel an den Universitäten schon weite Verbreitung gefunden hat, bekennt sich der BUND zur geschlechtlichen Gleichstellung. [1-17] BUNDmagazin 5 MAGAZI N Aktion bei den Naturschutztagen am Bodensee im Januar 2016. Frank Müller/BUND BW Die Zahl 27 312 Schutzgebiete gerettet U Auch sie bleiben EU-geschützt: Kratersee »Lagoa de Fogo« auf der Azoren-Insel São Miguel (Portugal); und der Wolf. nser gemeinsamer Protest unter dem Motto »Nature Alert« war erfolgreich: Der Versuch der EU-Kommission, den europäischen Naturschutz zu schwächen, ist auf ganzer Linie gescheitert. 27 312 Natura 2000-Schutzgebiete bleiben auch in Zukunft streng geschützt. Dank der Fauna-FloraHabitat- und Vogelschutzrichtlinie sind damit EU-weit 4 346 742 km2 vor der Zerstörung sicher. Insgesamt über 520 000 Bürger*innen haben der Natur eine starke Stimme verliehen. Sie retteten das rechtliche Fundament des Naturschutzes in Deutschland und Europa. Nach zwei Jahren intensiver Auseinandersetzung gelang es dem BUND in einem breiten Bündnis europäischer Verbände, Unterneh- men und Institutionen (und in enger Kooperation mit dem Bundesumweltministerium), was lange Zeit kaum denkbar war: Die von Jean-Claude Juncker geführte EUKommission wird die zwei Naturschutz-Richtlinien beibehalten. Mehr noch: Sie verpflichtete sich, den Naturschutz nun mit einem Aktionsplan zu stärken. FFH- und Vogelschutzrichtlinie haben in den letzten Jahrzehnten wesentlich zur Rettung bedrohter Lebensräume und Tierarten beigetragen. Gewonnen haben prominente Arten wie Kranich und Seeadler, Wildkatze, Wolf und Biber oder auch die Fledermäuse. Millionen Zugvögel wären ohne sie auf ihren Routen zum Abschuss freigegeben. Auch wären mehr Moore blickwinkel/R. Linke 6 BUNDmagazin [1-17] und Feuchtgebiete trockengelegt und die letzten unversehrten Küstenstreifen bebaut worden. Natura 2000 bleibt von größter Bedeutung dafür, bedrohte Arten und Landschaften zu bewahren. Und so unser aller Lebensqualität: 98 Prozent der EU-Bürger*innen leben weniger als 20 Kilometer entfernt von einem der europäischen Schutzgebiete. Sie nutzen diese zur Naherholung, profitieren von ihrer landschaftlichen Schönheit und teilweise zudem von finanzieller Hilfe für eine naturgerechte Bewirtschaftung. Damit schützt Natura 2000 auch das Recht künftiger Generationen auf eine lebenswerte Umwelt. Ǡ www.bund.net/naturschutz KURZ & GUT »Only bad news is good news« heißt es, vor allem schlechte Nachrichten erregen also unsere Aufmerksamkeit. Doch positive Neuigkeiten aus unserem Verband und dem Umwelt- und Naturschutz tun einfach gut. Ein paar aus jüngster Zeit haben wir für Sie ausgewählt. Ǡ 400 853: Ende 2016 haben sich erstmals in der Verbandsgeschichte über 400 000 Mitglieder im BUND engagiert – 5,8 Prozent mehr als im Vorjahr! Wir freuen uns über das wachsende Vertrauen in die bundesweite Arbeit des BUND. Gemeinsam mit den Spenderinnen und Förderern können wir auf weit über 550 000 Unterstützer*innen zählen. Vielen Dank Ihnen allen für Ihr Bekenntnis zum Natur- und Umweltschutz! Ǡ Grüner Anbieter: Seit Dezember verkehrt der Fernzug Locomore täglich zwischen Stuttgart und Berlin – zu Preisen, die sich mehr am Fernbus als am ICE orientieren. Der u.a. durch Crowdfunding finanzierte Zug fährt mit hundert Prozent Ökostrom (von Naturstrom) und bietet eine Verpflegung, die überwiegend fair und bio ist. Der BUND wünscht viel Erfolg! Ǡ Bund und Länder haben Mitte Januar endlich ein Gesamtkonzept für die Elbe beschlossen. Damit kann nun eine positive Entwicklung der wertvollen Flusslandschaft eingeleitet werden. Das Papier markiert einen ersten Zwischenschritt – grundlegende Konflikte speziell mit der Güterschifffahrt müssen noch aufgelöst werden. Mehr dazu im nächsten Heft. I. Brunar Ǡ Fast 11 000 Vogel-Nistkästen hat der BUND-Regionalverband Südlicher Oberrhein in den letzten neun Jahren verkauft und verschenkt. Gebaut werden die Kästen vor Ort in zwei Werkstätten der Caritas von Menschen mit Behinderung. Das Fichten- und Tannenholz stammt von Familienbetrieben aus dem Schwarzwald. Nistkästen selber bauen oder bestellen: Ǡ www.bund-rvso.de/nistkasten.html Ǡ Der Carsharing-Anbieter Cambio wird keine Dieselfahrzeuge mehr an- J. Hilgenberg schaffen. Der Grund: Seit dem Abgasskandal ist klar, dass fast alle DieselNeuwagen notorisch die gesetzlichen Grenzwerte für Stickoxide überschreiten. Der BUND hat Cambio bei der Entscheidung gestärkt – und empfiehlt Carsharingfirmen, künftig nur noch kleine, sparsame und (mittelfristig) emissionsfreie Fahrzeuge einzusetzen. Ǡ www.bund.net /carsharing Ǡ Hubert Weiger wurde für erneut drei Jahre in den Rat für Nachhaltige Entwicklung berufen. Dieser berät die Bundesregierung und soll helfen, deren Nachhaltigkeitsstrategie fortzuentwickeln, Projekte zu ihrer Umsetzung vorschlagen und den gesellschaftlichen Dialog fördern. Zur ersten Sitzung des neuen Rates stellte sich der BUND-Vorsitzende mit den übrigen Mitgliedern und Bundesminister Peter Altmaier dem Fotografen. Land lebenden wilden Wölfe abzuschießen, Ende Dezember aufgegeben – nach einer Kampagne des BUND-Partners Friends of the Earth Norway. Der Abschuss der auch in Norwegen geschützten Tiere hätte gegen nationale wie internationale Gesetze verstoßen. RNE Ǡ Wölfe gerettet: Norwegens Regierung hat ihr Vorhaben, 47 der 70 im Ǡ Der spanische BUND-Partner Amigos de la Tierra kann einen großen Erfolg verbuchen: Nach langjähriger Klimakampagne hat die neue Umweltministerin ein Gesetz für Energiewende und Klimaschutz zur Priorität ihrer Amtszeit gemacht – und alle Parteien in Spanien sprechen sich inzwischen dafür aus. Um es zum Erfolg zu führen, haben die »Freunde der Erde« eine Klimaallianz mit über 400 Verbänden und Initiativen geschmiedet. [1-17] BUNDmagazin 7 Was ist Suffizienz? MAGAZI N Gutes Leben für alle! S uffizienz – ist das nicht eine Herzkrankheit? Oder was Religiöses? Unter diesem Begriff lässt sich nur schwer etwas vorstellen. Das lateinische »sufficere« heißt so viel wie »ausreichen, genug sein«. Und genau darum geht es. Suffizienz bedeutet zunächst einmal: zu fragen, wie viel genug sein kann. Mehr und mehr berührt dies die grundlegenden Fragen unserer Zeit. Wie können wir die Fülle unserer natürlichen Lebensgrundlagen langfristig sichern? Und wie diese Grundlagen gerecht verteilen? In einer gemeinsamen Broschüre suchen der BUND und die BUNDjugend Baden-Württemberg nach Antworten. Auf rund 80 bunt illustrierten Seiten erfahren Neulinge, was die Suffizienz mit dem eigenen Lebensstil zu tun hat; welche guten Beispiele es bereits für den persönlichen Alltag, für Kommunen und Organisationen gibt; und was Politik und Wirtschaft beitragen müssen. Auch wer damit inhaltlich schon vertrauter ist, wird viele Denkanstöße erhalten. Allen, die ihr Umfeld sofort suffizienter gestalten wollen, hilft das umfangreiche Praxiskapitel weiter. Politisch interessierte und engagierte Leser*innen bekommen hier Tipps, wie sich kommunale Maßnahmen umsetzen lassen. Nützlich ist auch eine digitale Landkarte zur Suffizienzpolitik, die kürzlich separat veröffentlicht wurde. Sie enthält ein »Argumentarium«, das Eingang in die BUNDBroschüre gefunden hat: als rhetorisches Werkzeug, um kritische Fragen klug zu kontern. Ǡ www.postwachstum.de/suffizienzpolitik Die Broschüre gibt es für 3 Euro (plus Porto) bei der BUND-Service GmbH, Tel. 0 77 32/15 07-0, bund.servicegmbh@bund.net; und gratis online: Ǡ www.bund-bawue.de/gutes-leben Ökotipp Pflanzen Sie ein Apfelbäumchen D ie Weltlage bleibt eher düster? Wir empfehlen Ihnen, es im Lutherjahr mit dem großen Reformator zu halten (auch wenn das entsprechende Zitat offenkundig nicht von ihm stammt): Pflanzen Sie ein Apfelbäumchen – oder eine Kirsche oder Zwetschge. Sollten Sie keine ökologische Baumschule oder Gärtnerei in der Nähe haben: Greifen Sie auf das Angebot unseres BUNDladens zurück! Bis Mitte März ist Pflanzzeit. Wir schicken Ihnen binnen ein bis drei Tagen einen zwei Jahre lang vorgezogenen Obstbaum Ihrer Wahl. Er stammt aus ökologischem Landbau, wurde also weder 8 BUNDmagazin [1-17] mit Pestiziden noch mit Kunstdünger behandelt. Die Sorten sind zum Teil schon vor Jahrhunderten entstanden. Mit ihren speziellen Eigenschaften – wie Robustheit, guter Geschmack und vielfältige Verwertung – haben sie sich seitdem bewährt. • Mehr dazu unter Ǡ www.bundladen.de/Garten/obstbaeume • Eine umfassende Übersicht alter Sorten bietet der BUND Lemgo unter Ǡ www.obstsortendatenbank.de Weitere Ökotipps des BUND finden Sie hier: Ǡ www.bund.net/oekotipps Klaus Leidorf Gerettete Landschaft Tag für Tag verschwindet mehr Natur unter Asphalt und Beton. Seit seiner Gründung wehrt sich der BUND gegen den stetigen Flächenfraß, vielfach mit Erfolg. So konnte die Kreisgruppe Traunstein den Bau einer Skischaukel und Sommerrodelbahn am »Blumenberg« Geigelstein verhindern. 1991 wurde er daraufhin unter Schutz gestellt – nicht zuletzt dank des Alpenplans. Der BUND setzt sich nachhaltig für diesen Plan ein, der auf eine nachhaltige Entwicklung des bayerischen Alpenraums zielt. Energiewende KOMMENTAR … zum Erfolg führen! Unser Logo zur Kampagne »AKWs aus, Sonne an: jetzt!« nach dem Atomunfall in Fukushima. lieferten die erneuerbaren Energien. Damit sind sie heute der wichtigste Pfeiler unserer Stromversorgung. Bei der Wärmeversorgung (zehn Prozent) und im Verkehr (fünf Prozent) liegt ihr Anteil deutlich geringer. F ür den BUND ist die Energiewende ein Kernstück seiner Arbeit und eine echte Herzensangelegenheit. Ist sie doch die Antwort auf die drohende Klimakatastrophe und das Risiko der nicht zu verantwortenden Atomkraft. Viele Jahre haben wir dagegen gekämpft. Nach der Katastrophe in Fukushima gelang es uns 2011 in einem großen Bündnis, dass acht deutsche Meiler vom Netz genommen wurden. Und der Atomausstieg geht weiter: 2015 wurde das AKW Grafenrheinfeld stillgelegt, dieses Jahr kommt Gundremmingen B dazu. Im Strombereich ist die Energiewende zwar schon erfolgreich verankert. Doch bremst die Bundesregierung sie derzeit auf riskante Weise. Der Ausbau der Solarenergie ist deshalb in den letzten Jahren fast zum Stillstand gekommen. Der Ausbau der Windenergie geht zwar weiter, wurde aber gedeckelt. Gerade in Norddeutschland soll er gedrosselt werden, wo er in den letzten Jahren so erfolgreich war. Dank der Energiewende verläuft der Atomausstieg problemlos: Der Atomstrom konnte durch erneuerbare Energien locker ersetzt werden. Versorgungsengpässe gab es nicht, anders als vorhergesagt. Im Gegenteil: Deutschland exportiert so viel Strom wie noch nie. Vom völligen Verzicht auf fossile Brennstoffe sind wir noch weit entfernt Noch aber ist der Atomausstieg nicht vollzogen. Acht deutsche Reaktoren sind weiter in Betrieb, teilweise bis 2022. Der BUND will den endgültigen Atomausstieg, sofort. Deshalb muss auch der Ausbau der Alternative – der erneuerbaren Energien – engagiert vorangehen und darf nicht politisch ausgebremst werden. Mit der Energiewende verbunden ist eine weitere, noch größere Herausforderung: der Kampf gegen die drohende Klimaerwärmung. Den Temperaturanstieg möglichst unter 1,5 Grad zu halten, bleibt für die Menschheit von schicksalhafter Bedeutung. Der aktuelle Trend läuft auf eine Erwärmung um drei bis fünf Grad hinaus, mit kaum absehbaren Folgen. Ein deutlich höherer Meeresspiegel und immer mehr Wetterextreme – Stürme, Hitzeperioden, Wolkenbrüche – wären fatal für Mensch und Natur. Damit Deutschland nennenswert zum Klimaschutz beiträgt und die Ziele des Pariser Klimavertrags erreicht, müssen wir unsere Energie bis 2040 ganz ohne fossile Brennstoffe gewinnen. Von diesem völligen Verzicht auf Kohle, Öl und Gas sind wir noch weit entfernt. Denn die Energiewende war in den letzten Jahren nur im Strombereich erfolgreich: Fast ein Drittel des 2016 verbrauchten Stroms 10 BUNDmagazin [1-17] Schließlich sollen die Erneuerbaren künftig immer weniger durch die Menschen vor Ort gefördert werden. Speziell beim Ausbau der Photovoltaik hat die Regierung ständig neue Hürden errichtet. Problematisch war es besonders, die Förderung der Erneuerbaren auf ein Ausschreibungsverfahren umzustellen. Beteiligen werden sich hier vor allem Energieversorger und professionelle Projektierer. Dies mag die Kosten der Erzeugung kurzfristig senken. Doch mittelfristig wird es zum Problem. Um die Energiewende zu vollenden, benötigen wir noch viele Solar- und Windkraftanlagen. Wir müssen die Photovoltaik endlich in die Großstädte bringen – auch wenn dies schwierig ist. Und beim Ausbau der Windkraft muss der Schutz von Natur und Landschaft Vorrang haben vor Kostenaspekten. Vor allem aber ist die Energiewende auf Akzeptanz und Unterstützung vor Ort angewiesen. Deshalb ist es ein großer Fehler, sie allein den Profis zu überlassen. Die Energiewende lebt davon, dass möglichst viele Menschen sich für sie engagieren und an ihr – auch finanziell – beteiligen. Hubert Weiger … ist der Vorsitzende des BUND. Saubere Energie Jetzt wechseln und 25 €-Strombzw. Gasgutschrift erhalten: www.naturstrom.de/energie17 ü6WURPDXV:DVVHUXQG:LQGNUDIW ü%LRJDVDXV5HVWXQG$EIDOOVWRIIHQ ü$QELHWHUXQDEK¦QJLJYRQ.RKOHXQG$WRPLQGXVWULH ü%DXXQG)¸UGHUXQJQHXHU NR.UDIWZHUNH üIDLUHU3UHLVNHLQH0LQGHVWYHUWUDJVODXI]HLWHLQIDFKHU:HFKVHO DXVJH]HLFKQHWHU.XQGHQVHUYLFH Öko-Stromtarif naturstrom sehr gut Spezial Energie 2016 NATURSTROM AG Parsevalstraße 11 ü 40468 Düsseldorf ü Tel 0211 77 900 - 300 TITELTH EMA Energiewende retten! Schneller als jedes andere internationale Abkommen zuvor trat im November der Pariser Klimavertrag in Kraft: Deutlich unter zwei Grad, besser bei 1,5 Grad wollen 195 Staaten die globale Erwärmung des Klimas stoppen. Selbst die USA und China stimmten zu – weil man auf Freiwilligkeit setzte. Die Rahmenbedingungen für eine weltweite Klimapolitik, die auf Vernunft und Problembewusstsein basiert, sind mit dem neuen US-Präsidenten nicht besser geworden. In Deutschland bekennt sich die Regierung zwar zu ihren Klimazielen. Doch verweigert sie die nötigen Schritte, um diese Ziele zu erreichen. Nun wird im Herbst auch bei uns gewählt. Zu den wichtigsten Forderungen des BUND an die neue Regierung zählt, mit einem raschen Kohleausstieg die Energiewende zu beschleunigen. Warum tut die Politik so wenig für eine Energieversorgung mit Zukunft? Und wo genau muss sie ansetzen – nicht erst im Herbst nach der Wahl? Lesen Sie dazu unser Titelthema. 12 BUNDmagazin [1-17] Jörg Farys Deutschlands Energiepolitik Wann wieder auf Klimakurs? D er stetig wachsende Anteil erneuerbarer Energien hat in den letzten Jahren den Eindruck vermittelt: Es geht voran. Seit der Katastrophe in Fukushima stellt auch die CDU den Atomausstieg nicht mehr (laut) infrage. Und auf internationalem Parkett gilt Deutschland heute als Vorreiter des Klimaschutzes. Alles auf Kurs also? Mitnichten. Die Kluft zwischen klimapolitischer Verpflichtung und aktueller Energiepolitik in Deutschland ist riesig. So wie die Bundespolitik und einige Bundesländer zuletzt die Weichen ausgerichtet haben, dürfte die Energiewende in den nächsten Jahren ernsthaft in Schwierigkeiten geraten. Das ist umso schlimmer, als die Wende gerade erst begonnen hat – und die übergroße Mehrheit der Deutschen sie unterstützt. Die Energiewende ist ja kein Selbstzweck. Sie erlaubt uns unabhängig von der Atomkraft und fossiler Energie zu werden. Noch zu viel Kohlestrom Der Stromsektor ist schon mitten im Wandel. Fast jede dritte verbrauchte Kilowattstunde ist heute erneuerbar. Dieser Erfolg verdankt sich maßgeblich dem Stromeinspeisungsgesetz von 1990 (ab 2000 Erneuerbare-Energien-Gesetz): Die erneuerbare Energie wurde verlässlich gefördert und abgenommen. Weil aber der Emissionshandel in Europa versagt, blieb auch der besonders klimaschädliche Kohlestrom rentabel – und wird nun verstärkt exportiert: Ein Zehntel seines Stroms führt Deutschland inzwischen aus, das ist Rekord in Europa. Dies torpediert unsere Klimaziele und behindert den Umbau des Energiesystems. Der fehlende Kohleausstieg bleibt der große Makel der Stromwende. Verbrauch halbieren Viel Energie benötigen wir zudem, um Wärme zu erzeugen, und für den Verkehr. Hier dominieren immer noch fossile Energieträger, ob im Verbrennungsmotor oder in der Heizung. Künftig wird für Wärme und Verkehr viel erneuerbarer Strom zum Einsatz kommen. Auch dafür müssen Wind- und Sonnenenergie deutlich rascher ausgebaut werden als bisher geplant. Die Maßnahmen der Großen Koalition hierfür bleiben weit hinter dem zurück, was klimapolitisch notwendig wäre. Den vermehrten Bedarf im Verkehrs- und Wärmesektor ignoriert sie komplett. Allein auf erneuerbare Energie umzustellen, wird nicht genügen. Gefragt sind neue Konzepte etwa für unsere Mobilität – mehr Schiene und weniger motorisierter Individualverkehr. Und vor allem dürfen wir die Energie nicht weiter so verschwenden! [1-17] BUNDmagazin 13 Menschenkette gegen die klimaschädliche Kohle in der Lausitz. TITELTH EMA Jörg Farys Eine von vielen Aktionen für eine Energiewende in Bürgerhand – hier in Berlin. Der BUND fordert den Verbrauch bis 2050 zu halbieren. Das ist der zentrale Ansatzpunkt, um die Kosten der Energiewende und den Landschaftsverbrauch zu begrenzen – und damit auch die Konflikte mit dem Schutz der Natur. Bislang passiert viel zu wenig, und das Wenige zu langsam. Die Bundesregierung verfehlt hier – wie beim Klimaschutz – ihre eigenen Ziele. Sie muss die Energiewende deutlich ehrgeiziger und konsequenter mit Maßnahmen zum Energiesparen begleiten. Aus für Energie in Bürgerhand? Ein effizienterer Verbrauch ist aber nicht die einzige Bedingung dafür, dass die Energiewende langfristig zum Erfolg wird. Der BUND setzt sich seit Jahren für eine schnelle und dezentrale, verbrauchsnahe Energie- wende ein, geschultert von vielen vor Ort: Mag die Regierung auch bremsen, wir machen die Wende selbst! Zu Tausenden haben Menschen hierzulande in Erneuerbare investiert, rund die Hälfte aller Anlagen ist in Bürgerhand. Das hat enorm beigetragen zur Demokratisierung der Energieversorgung, zur Umverteilung und zur Wertschöpfung gerade in strukturschwachen Regionen. Neue Rahmenbedingungen erschweren es, diese Vision weiter zu verfolgen. Mit der letzten Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes ist die Regierung auf die Bremse getreten. Und hat die Bürgerenergie faktisch kaltgestellt. Bislang waren nie harte Obergrenzen für den Ausbau definiert. Gerade die Windenergie an Land übertraf die Ausbauziele jedes Jahr deutlich – und glich die Defizite beim Ausbau der Solarenergie aus. Ab sofort müssen Windenergie- und große Fotovoltaikanlagen wettbewerblich ausgeschrieben werden. Die Ausbaumenge einer politisch festgesetzten elektrischen Leistung darf nicht mehr überschritten werden. Diese reicht bei Weitem nicht aus, um die Energiewende maßgeblich voranzubringen. Ausschreibungen bedeuten zugleich ein hohes finanzielles und planerisches Risiko, das gerade kleine Akteure wie Genossenschaften kaum eingehen können. So werden Bürgerenergie-Projekte – bisher die Regel in Deutschland – bald die große Ausnahme sein. Steuert die neue Bundesregierung im Herbst nicht rasch nach, entfällt ein zentraler Baustein für den dynamischen, breit akzeptierten Umbau unseres Energiesystems. Beispiel Schleswig-Holstein Das trifft nicht nur, aber besonders Schleswig-Holstein, wo die Windkraft traditionell besonders stark ist und besonders viele Bürgerwindparks errichtet werden. Mit der Zahl der Anlagen haben auch die Konflikte zugenommen. Doch wo Bürger*innen die Projekte tragen und umsetzen, ist die Akzeptanz groß. Gerade weil im Norden schon so viele Windmühlen stehen, ist eine gute Auswahl der Standorte geboten. Die Landesregierung hat die Vorrangflächen für die Wie den fluktuierenden Strom aus Erneuerbaren besser nutzen? Der Anteil erneuerbarer Energien an der Stromversorgung nimmt zu. Bläst der Wind und scheint die Sonne stark, steht deshalb viel erneuerbarer Strom bereit. Derzeit kann dieser Strom noch kaum gespeichert und flexibel nutzbar gemacht werden. Eine Lösung wäre es, den Strom umzuwandeln in stoffliche Energieträger wie das gasförmige Methan (bekannt als Energieträger in Erdgas) oder auch Benzin. Grundsätzlich ist das möglich – doch welche kombinierten Technologien eignen sich perspektivisch am besten: ökologisch, ökonomisch und gesellschaftlich? die das Forschungsministerium seit 2016 fördert. Der BUND vertritt in diesem Projekt die Zivilgesellschaft. Wir sehen unsere Aufgabe besonders darin, die ökologischen und gesellschaftlichen Aspekte bei der Entwicklung neuer Technologien mitzuverfolgen. Denn die Energiewende erfordert einen gesellschaftlichen Wandel, der mindestens so bedeutsam ist wie die technischen Umwälzungen bei der Erzeugung und Nutzung erneuerbarer Energie. Diese Frage beleuchtet das neue Kopernikus-Projekt Power-to-X, eines von vier Energiewende-Projekten, Kontakt: Caroline Gebauer, BUND-Energieteam, Tel: (0 30) 2 75 86-4 94, caroline.gebauer@bund.net 14 BUNDmagazin [1-17] Mehr zu dem Projekt: Ǡ www.bund.net/power-to-X blickwinkel/McPHOTO Windenergie neu bestimmt und anhand eines umfangreichen Katalogs mit harten und weichen Tabukriterien zwei Prozent der Landesfläche als solche ausgewiesen. Allerdings steht nun rund ein Drittel der Anlagen jenseits davon (und darf nicht mehr erneuert werden), andernorts darf erstmalig gebaut werden. Auch wenn das Verfahren noch nicht abgeschlossen ist, führt das zu Unruhe vor Ort und bei den betroffenen Betreibern. Grundsätzlich aber kann nur ein solch transparentes Vorgehen die Akzeptanz der Windkraft langfristig sichern und dafür sorgen, dass Mensch und Natur möglichst wenig beeinträchtigt werden. In vielen anderen Bundesländern ist es damit noch nicht weit her – oder man weicht immer wieder von der eigenen Planung ab, was neue Konflikte heraufbeschwört. Beispiel Bayern Planung und Vorgaben auf Landesebene spielen also eine wichtige Rolle. Negativ zeigt sich das in Bayern, wo man jahrzehntelang auf die Atomkraft setzte. Nach der Katastrophe von Fukushima wendete sich das Blatt kurzzeitig: So startete Bayern 2011 eine vorbildliche Regionalplanung zur Windenergie – und wurde zum Spitzenreiter bei deren Ausbau. Doch der Rückenwind für die Energiewende endete 2014 jäh. Die Staatsregierung beschloss: Stehen Windräder näher als das Zehnfache ihrer Höhe zur nächsten Wohnbebauung, gelten sie als nicht mehr privilegiert (gemäß Baugesetzbuch). Sie müssen dann in der kommunalen Bauleitplanung verankert werden – was wegen der Stimmungsmache der Windkraftgegner kaum mehr gelingt. Neue Windräder werden in Bayern deshalb nicht mehr geplant. Ursprünglich als Alternative zum »Atomstaat Bayern« gedacht, entstand in Niederbayern – auf Initiative des BUND in Landshut – die bundesweit höchste Dichte an Fotovoltaikanlagen. Noch ist das Potenzial da längst nicht ausgeschöpft. Doch wegen der neuen Förderbedingungen auf Bundesebene ist der weitere Ausbau nicht mehr attraktiv. Auch Biogas spielte in Bayern eine große Rolle. Aus ökologischen Gründen (Stichwort »Vermaisung«) ist seine Menge jedoch begrenzt. Und: Richtig wäre, das Biogas so einzusetzen, dass es die schwankenden Mengen an Wind- und Sonnenstrom ergänzt. Initiativen dazu hat die Landesregierung allerdings begraben. Fazit: Die Energiewende ist in Bayern lahmgelegt. Auf Klimakurs bringen Die Energiewende schreitet also längst nicht überall in Deutschland voran. Die Große Koalition hat in dieser Legislaturperiode vor allem daran gearbeitet, der alten Energiewirtschaft mehr Zeit zu verschaffen. Damit die sich doch noch ein großes Stück vom Kuchen sichern kann, den sie so lange als ungenießbar abgetan hat. Der BUND wird die nächste Regierung drängen, die Energiepolitik wieder auf Klimakurs zu bringen. Die ungebrochen große öffentliche Zustimmung zur Energiewende macht Mut. Und zeigt, dass unsere guten Argumente weiter viel Gehör finden. Herbert Barthel und Carl-Heinz Christiansen Herbert Barthel ist Referent für Energie und Klimaschutz des BUND in Bayern, Carl-Heinz Christiansen betreut den Arbeitskreis Energiewende in Schleswig-Holstein. [1-17] BUNDmagazin 15 Interview TITELTH EMA Kosten und Nutzen Gegner der Energiewende thematisieren gerne die angeblich hohen Kosten für den Ausbau erneuerbarer Energien. Sie unterschlagen dabei, welchen Preis der Abbau fossiler Energien und die Atomkraft langfristig haben. BUND-Expertin Tina Löffelsend sprach mit Uwe Leprich vom Umweltbundesamt. Es heißt, die Kosten der Energiewende laufen aus dem Ruder. Die Bundesregierung meinte deshalb den Ausbau der Erneuerbaren deckeln zu müssen. Ist das denn wahr? Das ließe sich nur im Vergleich einschätzen, was es kosten würde, ein konventionelles System mit Kohleund Kernkraftwerken zu erneuern und weiterzuführen. Doch dieser Vergleich wäre unzulänglich, da wir ja das Klima schützen und CO2 einsparen wollen. Wir müssen also Kosten und Nutzen analysieren: Lassen sich unsere Ziele mit weniger Geld erreichen? Sind die Kosten für CO2-freien Strom zu hoch? Ich denke: Sie sind es nicht. Wir haben im Laufe der Jahre eine unglaubliche Kostenminderung erfahren bei Wind- und Solarenergie. Eine Diskussion, die zentral um die Gesamtlast von 20 oder 25 Milliarden Euro zur Finanzierung der Erneuerbaren kreist, ist viel zu verkürzt und absolut nicht aussagekräftig. Uwe Leprich leitet die Abteilung »Klimaschutz und Energie« im Umweltbundesamt. Müssen wir uns auf weiter steigende Kosten einstellen? Die Politik hat beschlossen, die Erneuerbaren vor allem dort auszubauen, wo sie bislang relativ teuer sind – nämlich bei der Windkraft offshore. Deshalb werden die Kosten noch etwas steigen. Doch dank der guten Lernkurve auch hier werden sich die Kosten bald zurückentwickeln. Vergleichen wir die Systeme, so werden die Erneuerbaren samt ihrer Infrastruktur in absehbarer Zeit kostengünstiger sein als das alte System mit Kohle- und Atomkraftwerken. Sind die Strompreise für alle Verbraucher gleich? Nein, wir haben drei große Gruppen – Industrie, Gewerbe und Haushalte. Die Industrie wird vielfach entlastet, während Kleingewerbe und Haushalte praktisch die Gesamtlast der Steuern und Abgaben tragen. Bei den Haushalten unterscheiden wir, wer beim Grundversorger geblieben ist und mehr als nötig zahlt; und wer den Wettbewerb der Versorger genutzt hat. Warum ist die EEG-Umlage zum Jahresbeginn erneut leicht angestiegen? Hauptgrund dafür war in den letzten Jahren ganz klar der Verfall des Börsenstrompreises. Die EEG-Umlage gleicht die Differenz zwischen der staatlichen Vergütung der Erneuerbaren und dem Börsenpreis aus. Würde weltweit zum Beispiel die Kohle plötzlich knapp und demzufolge der Strompreis an der Börse steigen, hieße das: Die EEG-Umlage sinkt. Ist diese Umlage denn noch ein sinnvolles Instrument, um die Kosten zu verteilen? 16 BUNDmagazin [1-17] Ich finde schon, dass der Stromverbraucher die Kosten der Energiewende tragen sollte und nicht der Steuerzahler. Gerechter wäre es sicher, die Industrie beim Strompreis nicht derart stark zu privilegieren. Und in dem Maße, wie der Strom künftig in den Wärmesektor oder in die Elektromobilität fließt, sollten die Abnehmer dort an der Finanzierung der Erneuerbaren beteiligt werden. Warum steigen auch die Netzentgelte an? Der starke Ausbau der Erneuerbaren in ländlichen Regionen hat sicher dazu beigetragen, dass dort die Stromnetze ausgebaut werden mussten. Damit steigen dort die Netzentgelte – auch weil oft über Jahrzehnte kaum investiert wurde und nun schlicht eine Modernisierung ansteht. Könnten Kunden im Norden und Süden künftig unterschiedliche Strompreise bezahlen? Der Ökonom würde sagen: Ja klar, Preise müssen die Wahrheit sagen. Tatsächlich wurden für Süddeutschland schon höhere Preise diskutiert, da hier zu wenig Strom erzeugt wird. Aber ich wäre da sehr vorsichtig, das ist ja auch eine industriepolitische Entscheidung. Wie lassen sich die Energiekosten für alle senken? Unsere Energierechnung ist das Produkt aus Preis und Menge. Ist der Preis gegeben, müssen wir an der Menge drehen. Der Schlüssel ist hier die Energieeffizienz. Ich bin ein großer Anhänger der ÖkodesignRichtlinie: Die Bundesregierung sollte sie noch weiter schärfen, um sehr ineffiziente Geräte schnell wieder aus dem Markt zu nehmen. Unterfüttern kann man das mit Förderprogrammen, die sozial schwachen Haushalten helfen, alte Stromschlucker durch sparsame neue Geräte zu ersetzen. Auch könnten wir, wie das andere Länder schon probiert haben, die Energieversorger zu Einsparungen verpflichten; damit diese ebenfalls dazu beitragen können, die Effizienzziele zu erreichen. Was kann jede*r selbst tun? Einen günstigeren – und bevorzugt »grünen« – Anbieter wählen, 40 Prozent der Kunden sind immer noch im teuren Tarif der Grundversorger. Und natürlich den eigenen Verbrauch senken, indem man sich jenseits von Sparlampen und effizienten Küchengeräten fragt: Was brauche ich wirklich? Da kann man doch klein anfangen und zum Beispiel mal den Zweitfernseher vom Netz nehmen ... danielschoenen/fotolia.com Häuser mit Solarzellen in einer Freiburger Wohnsiedlung. Energie sparen Schluss mit der Verschwendung Nur mit deutlich weniger Energieverbrauch wird die Energiewende umweltverträglich und relativ kostengünstig gelingen. Seit Jahren fordert der BUND deshalb eine langfristige und verbindliche Strategie, um Energie zu sparen. Die Politik ist diese bis heute schuldig geblieben. O b die A+++-Waschmaschine oder die effiziente Beleuchtung – für immer mehr Haushalte, Unternehmen und Kommunen ist energiesparende Technik selbstverständlich. Dazu beigetragen haben Förderund Beratungsprogramme von Bund, Ländern und Kommunen sowie gesetzliche Effizienzstandards für Gebäude und Produkte. Dennoch wird das Energiesparziel für 2020 mit großer Sicherheit verfehlt: Sechsmal mehr Strom als in den vergangenen Jahren müsste dafür eingespart werden! Dieses politische Versagen bringt die Energiewende stark in Gefahr. Effizienz zuerst Immerhin entwickelt das Bundeswirtschaftsministerium nun eine langfristige Strategie unter dem Motto »Efficiency First«. Die sauberste und günstigste Energie sei die, die nicht erzeugt werden muss. Energieeffizienz müsse politisch mehr Priorität eingeräumt werden. So weit, so BUND-Position – Energiesparen hat für uns schon immer höchste Priorität. Seit Langem fordern wir mit Gesetzen, Förderung und Beratung erneuerbare Energien und Energiesparen besser zu verzahnen. Eine Wärmepumpe etwa ist nur dann klimafreundlich, wenn sie höchsten Effizienzanforderungen genügt und die von ihr erzeugte Wärme nicht durch ungedämmte Wände entweicht. Für unerlässlich halten wir auch ein Spargesetz mit verbindlichen Zielen. Wenn der deutsche Energieverbrauch nicht wie geboten sinkt, muss die Politik zügig nachsteuern. Auch müssen Anreize zur Verschwendung von Energie systematisch gestrichen werden. So kann die Tatsache, dass Unternehmen energieintensiver Branchen von der EEG-Umlage befreit sind, manche Geschäftsführung dazu verleiten, den Verbrauch hoch zu halten, um die Befreiung nicht zu verlieren. Nicht auf die Politik warten An sich ist der Vorstoß des Wirtschaftsministeriums lobenswert. Doch wie er mit Leben gefüllt werden soll, hat die Politik noch nicht gesagt. Pläne zum Energiesparen entpuppten sich bisher oft als Papiertiger. Auch ist noch nicht geklärt, wie »Efficiency First« verhindern kann, dass das »Größer, Schneller, Weiter« (siehe SUVBoom) die Effizienzgewinne wieder auffrisst. Umso dringender müssen wir alle die »Energiewende von unten« durch Energiesparen vorantreiben. Manche tun das schon in größerem Stil und investieren gemeinschaftlich in Projekte wie die energetische Sanierung von Schulen. Etliche BUND-Gruppen helfen und beraten Unternehmen und Haushalte, Energie zu sparen. Weiter so und mehr davon! Schließlich können wir auch daheim zu Energiewende und Klimaschutz beitragen: indem wir effiziente Alternativen im Heizungskeller oder beim Lampenkauf wählen. Oder indem wir systematisch hinterfragen, was wir für ein gutes Leben wirklich benötigen – vom Fassungsvermögen der Waschtrommel bis zu unserer Wohnfläche. Irmela Colaço … ist die BUND-Expertin für Energieeffizienz. Mehr dazu unter Ǡ www.bund.net/Energiesparen: mit vielen Spartipps für Zuhause und der BUND-Position zur Energieeffizienz bei Strom und Wärme. [1-17] BUNDmagazin 17 Ausstieg jetzt! TITELTH EMA Countdown für die Kohle Deutschland hängt am Tropf der Kohlekraftwerke, immer noch. In den letzten zwei Jahren hat sich der Streit über die Nutzung der Kohle zwar zugespitzt. Doch wirklich passiert ist fast nichts. U nvermindert liefert die Kohle einen Großteil unsres Stroms, 43 Prozent sind es derzeit. Deutschland fördert bis heute weltweit die meiste Braunkohle. Da sie besonders klimaschädlich ist, sinkt unser CO2-Ausstoß seit Jahren nicht mehr. Verändert hat sich indes die Debatte. Von den Konzernspitzen zu den Kohlekumpeln und auf allen politischen Ebenen reift die Erkenntnis: Mit der Kohle kann es nicht ewig weitergehen. Es sei – so heißt es inzwischen oft – nicht mehr die Frage, ob, sondern nur noch wann Deutschland sich von der Kohle verabschiedet. Dieses »wann« allerdings entscheidet wesentlich darüber, ob Deutschland beim Klimaschutz erfolgreich sein wird. Und ob wir unsere Klimaziele werden einhalten und das Klimaabkommen von Paris umsetzen können. Einstieg in den Ausstieg Der erste Meilenstein hierbei ist das so wichtige Klimaziel für 2020: 40 Prozent weniger Treibhausgase als 1990. Nur mit konsequentem Klimaschutz werden die Emissionen wie nötig bis 2050 auf fast Null sinken können. Der Stromsektor muss dabei vorangehen, sich von allen fossilen Energieträgern trennen und vollständig erneuerbar werden. Der Hauptbrocken dabei ist die Kohle. Klimapolitisch heißt das: Der Kohleausstieg ist nicht alles – aber ohne Kohleausstieg ist alles nichts. Doch statt den Kohlestrom wirksam zu drosseln, hat sich Wirtschaftsminister Gabriel mit der Kohlelobby BR BRAUNKOHLE: AUNKOHLE: ¾ MÜSSEN IM BODEN BLEIBEN Klimaziel 2050: 95% weniger CCO2 Das heißt: 0,8 bis 1,3 Mrd. Mrd. t max. nutzbar Mrd. 4,5 M rd. t* geplanter Abbau geplan ter A bbau Q Quelle: uelle: Öko Öko-Institut -Institut für BUND (2015) * Stand: Stand: Anfang Anfang 2015, in genehmigten genehmigten Braunkohleplänen Braunkohleplänen 18 BUNDmagazin [1-17] verständigt, lediglich acht uralte Kraftwerksblöcke stillzulegen – und die Konzerne dafür noch zu entschädigen. Als Konsequenz droht das Klimaziel für 2020 weiter deutlich verfehlt zu werden, wie die Bundesregierung selbst zugibt. Das muss Folgen haben. Einzig die Stilllegung weiterer Kohlekraftwerke kann das Klimaziel noch retten. Was die Regierung kürzlich als »Klimaschutzplan 2050« verabschiedet hat, bringt zwar insgesamt nicht viel. Immerhin gibt sie damit erstmals allen Sektoren (wie Verkehr, Landwirtschaft etc.) eigene Klimaziele bis 2030 vor. Für den Stromsektor bedeutet das nichts anderes als den raschen Einstieg in den Kohleausstieg. Kein Selbstläufer Nach der Bundestagswahl muss die neue Regierung sofort die Weichen für einen geordneten Kohleausstieg stellen. Wichtiger als die Frage, wie der umgesetzt wird – etwa mithilfe einer Kommission oder über ein wirksames Instrument –, ist, dass er sich an dem in Paris fixierten Klimaziel orientiert. Für die deutsche Kohle bedeutet das: Der Ausstieg muss deutlich vor 2030 geschafft sein. Besonders auf die hiesige Braunkohlewirtschaft und die Reviere in Ost und West kommen also große Veränderungen zu. Der nötige Strukturwandel muss sozial abgefedert werden. Mit den Betroffenen vor Ort gilt es nachhaltige wirtschaftliche Perspektiven zu entwickeln. Positiv ist: Auch wesentliche Teile der Gewerkschaften setzen sich inzwischen für einen sozialen Ausstieg und Wandel ein. Die Bundesregierung hat erstmals Mittel für die Regionen bereitgestellt. Protest nimmt zu Bis aber der Ausstieg beschlossen ist, werden für die Braunkohle weiter Tag für Tag Landschaften und Dörfer geopfert. Derzeit droht ein Grundstück des BUND für den Tagebau Hambach enteignet zu werden, die Bagger sollen sich noch tiefer in den so wertvollen Hambacher Forst fressen. Das aber ist für immer weniger Menschen nachvollziehbar, die Proteste werden lauter und massiver und vor der Bundestagswahl und der Bonner Klimakonferenz sicher noch zunehmen. Auch der BUND wird seinen Einsatz dieses Jahr verstärken – um den Kohleausstieg bald nach der Wahl über die Zielgerade zu schieben. Tina Löffelsend … ist die Energieexpertin der Bundesgeschäftsstelle. Ein Dinosaurier, nicht nur seiner Größe wegen: das Schaufelrad eines Braunkohlebaggers. Arno Burgi/dpa Atomausstieg: Gerichtlich bestätigt, aber … Sie wollten Milliarden an Schadenersatz vom Staat: Die Betreiber der deutschen Atomkraftwerke hatten gegen den Atomausstieg von 2011 geklagt. Vor dem Bundesverfassungsgericht sind sie nun gescheitert. Die Richter bestätigten den Ausstieg grundsätzlich. Die Politik habe das Recht, das atomare Risiko jederzeit neu zu bewerten und daraus Konsequenzen zu ziehen. Und dies umso mehr, als die Atomkraft eine hochriskante Technologie sei – und die Lagerung des Atommülls bis heute ungeklärt. Nur Detailregelungen müsse der Gesetzgeber nachbessern. Ob die Atomwirtschaft am Ende überhaupt Schadenersatz erhält, ist noch offen. Fonds zahlten, konnten sich die Atomkonzerne von weiterer Haftung freikaufen. Mit Sicherheit reicht das Geld nicht aus, um die Lagerung des Atommülls dauerhaft zu finanzieren. Da wird dann der Staat einspringen müssen, sprich: wir alle. Folgerichtig übernimmt eine neue staatliche Gesellschaft ab 2019 die Castor-Zwischenlager. Ǡ www.bund.net /atomkraft BUND-Aktion vor dem Atomkraftwerk Gundremmingen B, das zum Jahresende vom Netz muss. Der Atomausstieg ist also verfassungsgemäß. Doch vollzogen ist er noch lange nicht. Noch laufen acht deutsche Reaktoren, teilweise bis 2022. Der BUND hat mit einer Studie auf die Sicherheitsprobleme der Meiler hingewiesen und ihre sofortige Abschaltung gefordert. Als nächstes müssen Gundremmingen B (Ende 2017) und Philippsburg 2 (2019) vom Netz. Viel zu spät versuchte die Bundesregierung letztes Jahr, die Rückstellungen der Atomkonzerne für die nuklearen Folgekosten zu sichern. Dieser Versuch mündete in einen – vom BUND scharf kritisierten – Deal zulasten der Allgemeinheit: Indem sie knapp 24 Milliarden Euro in einen öffentlich-rechtlichen [1-17] BUNDmagazin 19 blickwinkel/S. Ziese; Tony Hegewald/pixelio.de (Würfel) TITELTH EMA Ausbau des Stromnetzes Unverzichtbar oder überzogen? Die Bundesregierung plant unser Stromnetz massiv auszubauen. Der BUND sieht dies kritisch. Stellen wir uns damit gegen die Energiewende? Im Gegenteil. D er BUND kämpft für eine dezentrale Energiewende ohne Atomkraft und für einen raschen Abschied von der Kohle. Noch ist unser Stromnetz auf zentrale Großkraftwerke ausgerichtet. Um den Strom aus künftig Zehntausenden von Windkraft- und Millionen von Fotovoltaikanlagen dahin zu bringen, wo er verbraucht wird, muss das Netz umgebaut werden – das ist klar. Doch auf welchen Spannungsebenen und mit wie viel neuen Leitungen? Die Regierung plant das Stromnetz stark auszubauen. Der BUND kritisiert das scharf. Problem für die Energiewende? An Weihnachten 2016 lieferte die Windenergie satte 85 Prozent des deutschen Stroms. Der Verbrauch war niedrig, es wehte viel Wind. Für die Stromnetze kein großes Problem: Die zu diesem Zeitpunkt unrentablen Kohlekraftwerke wurden weit heruntergefahren. Problematisch war dagegen, dass 2015 in SchleswigHolstein 14,4 Prozent des möglichen Stroms aus erneuerbarer Energie wegen Engpässen im Netz nicht abgenommen wurde. Die Anlagen mussten abgeregelt, ihre Betreiber mit 295 Millionen Euro entschädigt werden. Ein klarer Beleg dafür, dass fehlender Netzausbau zum Problem wird? Nein. Die Engpässe entstehen nämlich vor allem dadurch, dass zu viele alte und unflexible Kohle- und Atomkraftwerke die Netze verstopfen. (Wobei der deutsche Kohlestrom vor allem exportiert wird, 2016 mit fast 50 Milliarden kWh so viel wie noch nie.) Ausbaupläne überdimensioniert Der vom Bundestag beschlossene Bedarfsplan für den Netzausbau erfüllt weder die Klimaschutzziele noch das Stromsparziel der Bundesregierung. Der Ausbau wird so dimensioniert, dass neben erneuerbarem Strom auch der Kohlestrom transportiert werden kann. 20 BUNDmagazin [1-17] Und das ergibt für die Energiewende keinen Sinn! Sinnvoll ist dies nur für die Betreiber der Stromnetze, denen derzeit eine Rendite von über neun Prozent auf ihr Eigenkapital beim Ausbau der Netz garantiert wird. Für alternative Lösungen gilt dies nicht. Netzplanung geht auch anders Ein Erfolg des BUND ist die Vorschrift einer »Strategischen Umweltprüfung« bei der Netzplanung, um Alternativen zu testen, die den Ausbau reduzieren können. Bisher findet dies in der Praxis aber nicht statt. Künftig muss der Ausbau endlich transparenter geplant werden. Der BUND fordert Bürger*innen und Umweltverbände in die Lage zu versetzen, eigene Modelle und Ansätze der Netzplanung durchzurechnen. Strom verbrauchsnah erzeugen Neue Studien zeigen, dass eine dezentrale und verbrauchsnahe Stromerzeugung sowie ein Mehr an KraftWärme-Kopplung den Bedarf gerade von Hochspannungsleitungen deutlich senkt. Optimierungen im (110 kV-)Verteilnetz können den Ausbau auf der Höchstspannungsebene mindern, und Stromspitzen mit der »Power-to-Gas«-Technik abgefangen werden. Fazit: Ein anders organisierter Strommarkt würde den Netzausbau und seine Folgen für Mensch und Natur deutlich mindern. Dazu müssen wir die Rahmenbedingungen für Strommarkt und Netzplanung ändern. Der BUND wird der nächsten Bundesregierung hierzu detaillierte Vorschläge unterbreiten. Thorben Becker und Werner Neumann T. Becker leitet die Atompolitik der Bundesgeschäftsstelle, W. Neumann ist der Sprecher des Arbeitskreises Energie. Mehr zum Thema: Ǡ www.bund.net/stromnetze Energiewende und Naturschutz Gefragt – Geantwortet Energiewende und Naturschutz: Beides ist wichtig, eines ohne das andere nicht denkbar. Dennoch gibt es an einigen Stellen Zielkonflikte. Hier ein kompakter Überblick über die Argumente des BUND – in Form von Antworten auf fünf Fragen, die uns häufig gestellt werden. Plus Links zum Weiterlesen. 1 Können wir uns rein mit erneuerbaren Energien versorgen, ohne Natur und Landschaft zu zerstören? Für die Energiewende gibt es weltweit keine Alternative, die vor künftigen Generationen zu verantworten wäre. 100 Prozent Erneuerbare und der Klimaschutz sind ein wichtiger Beitrag zum Schutz der Natur. Naturverträglich gelingt die Energiewende, wenn wir das nötige Minimum an Energie möglichst effizient nutzen. Konflikte mit dem Naturschutz lassen sich weitestgehend verringern, wenn man klug plant, auf Basis aller verfügbarer Informationen über die Natur. Dabei sollte man alles bekämpfen, was weltweit die Biodiversität bedroht – Agrarindustrie, Raubbau natürlicher Ressourcen etc. 2 Wie sehr bedroht Windkraft Vögel und Fledermäuse? Falsch geplante und betriebene Windkraftanlagen können bestimmte Arten stark schädigen. Der BUND hat klare Kriterien, wo gebaut werden kann und wo nicht – und hat bei fachlichen Mängeln schon wiederholt Klage erhoben. Vor Ort müssen die Auswirkungen im Einzelfall geprüft werden. Hierbei kann der Bau von Windkraftanlagen mit Maßnahmen zur Kompensation und zum Artenschutz verbunden werden. So lassen sich Konflikte lösen. Besonders sensible Bereich sind streng zu schützen: sonst werden Arten wie der Schreiadler in Deutschland aussterben. sehr vom Energieverbrauch ab. Gelingt es unseren Verbrauch zu halbieren (wie der BUND fordert), könnten die Erneuerbaren bis 2040 den gesamten Strom liefern. Da aber mittelfristig auch Teile der Wärmeversorgung und vor allem der Verkehr elektrisch erfolgen werden, muss der naturverträgliche Ausbau gestärkt werden. 4 Wie steht der BUND zum Thema Biogas? Die Erzeugung von Biogas muss mit den Zielen des Natur-, Boden- und Gewässerschutzes vereinbar sein. Vielerorts ist sie das nicht, sondern führt zur großflächigen »Vermaisung« der Landschaft. Das vom BUND unterstützte »Grünes-Gas-Label« legt detailliert fest, wie man Biogas erzeugen kann (vorrangig aus Reststoffen), ohne Natur und Grundwasser zu gefährden. 5 Kann die Wasserkraft zur Energiewende beitragen? Der BUND hält den Ausbau der Wasserkraft in Deutschland für ökologisch nicht vertretbar – und für unnötig, um die Energiewende zum Erfolg zu führen. Bestehende Wasserkraftwerke müssen geprüft werden: Erfüllen sie die ökologischen Mindestanforderungen? Nur dann können sie zur Energiewende beitragen. Ökologie und Naturschutz müssen Vorfahrt haben auf frei fließenden Flüssen. Mehr zu Argumenten und Positionen des BUND unter: 3 Wie viel naturverträglichen Ausbau der Windkraft benötigen wir voraussichtlich noch? Die Menge der noch nötigen Windkraftanlagen hängt Ǡ www.bund.net/energiewende – sowie direkt unter /windkraft, /wasserkraft oder Ǡ www.gruenerstrom- label.de/gruenes-gas Anzeige E X K L U S I V E FA S S U N G In Kürze auch als 4K-UHDBLU-RAY erhältlich! 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Bio-Gartenset für Kinder (0 30) 2 75 86-480 Ingo Valentin Matthias Peter AKTION Durch unsachgemäße Landwirtschaft gehen jedes Jahr unzählige Tonnen fruchtbarer Boden verloren. Die EU muss mit einem Gesetz gegensteuern. Rettet unsere Böden! Europas Böden brauchen Ihre Stimme er Boden ist ein Schatz. Auf ihm gehen wir, von ihm leben wir, und doch nehmen wir ihn nur selten bewusst wahr. Er erfüllt vielfältige und lebenswichtige Funktionen für uns Menschen, für unsere Umwelt und die Ökosysteme. D Böden filtern und puffern Schadstoffe ab und schützen so die Gewässer und das Grundwasser. Sie sind Teil der natürlichen Wasser- und Stoffkreisläufe und ein elementarer Lebensraum für Tiere, Pflanzen und Bodenorganismen. Sie sind – nach den Ozeanen – die größten Kohlenstoffspeicher der Welt. Und auf und in ihnen wächst unsere Nahrung. Doch unsere Böden sind bedroht. Sie werden erstickt, verseucht und misshandelt, im Übermaß genutzt und verschwendet. Auf europäischer Ebene gibt es noch kein Gesetz, das den Boden verteidigt. Das soll sich jetzt ändern. 24 BUNDmagazin [1-17] Zusammen mit über 400 Organisationen ruft der BUND zur Unterstützung der Bürgerinitiative people4soil auf. Binnen einem Jahr wollen wir über eine Million Unterschriften sammeln – damit die Böden als gemeinsames und schutzwürdiges Gut anerkannt werden. Hierfür fordern wir einen verpflichtenden Rechtsrahmen der EU. Der gesetzliche Bodenschutz ist ein maßgeblicher Schritt, um auch uns Menschen sowie Pflanzen und Tiere besser zu schützen. Ohne gesunde und lebendige Böden haben wir keine Zukunft. Unterschreiben Sie jetzt! Zur Aktion und zu weiteren Informationen: Ǡ www.people4soil.eu/de Freiwilligendienste GUT LEBEN Wohin nach der Schule? Der Abschluss so gut wie in der Tasche – doch was dann? Das fragen sich jedes Jahr viele Schulabgänger*innen. Wir geben Ihnen einen Überblick. E rst mal kucken, wohin es überhaupt gehen soll im Leben. Vielleicht die Welt bereisen und per »Work and Travel« Eindrücke sammeln? Oder lieber einen zeitlich begrenzten Freiwilligendienst leisten? Etwa 90 000 Menschen tun dies jedes Jahr, im Bereich Soziales, Kultur, Umwelt, Sport, Katastrophenschutz oder Entwicklungshilfe. Die Nachfrage ist überall groß, man sollte sich rechtzeitig bewerben. Wer sich für Umwelt und Natur einsetzen will, hat folgende Möglichkeiten: rung sammeln? »Work and Travel« bedeutet, für ein Gehalt oder für Kost und Logis zu arbeiten und beliebig lange herumzureisen. Das können Sie selbst planen. Weil aber viele Details bedacht werden wollen (Visa, Versicherungen etc.), raten wir auf »Work and Travel« spezialisierte und zertifizierte Anbieter zu nutzen. Die wichtigsten Kontakte Dieses Bildungsjahr bietet jungen Menschen Mitarbeit und Orientierung im Umwelt- und Naturschutz. Einsatzorte sind die Landschafts- und Forstpflege, Ökolandbau oder Umweltbildung (viele Plätze beim BUND und der BUNDjugend!). Ein FÖJ dauert meist ein Jahr – mindestens 6, höchstens 18 Monate. Teilnehmen kann, wer nicht mehr schulpflichtig und maximal 26 Jahre alt ist. Gezahlt werden ca. 150 bis 350 Euro pro Monat. Ein FÖJ beginnt am 1. August oder (meist) 1. September. Bewerben kann man sich ab Jahresbeginn. Ergänzt wird der Dienst durch Seminare. Urlaub gibt es auch: 24 Tage pro Jahr, der gesetzliche Mindestanspruch. • Mehr zum BFD im Umweltbereich: Ǡ www.bund.net/ bfd-stellen, Ǡ www.freiwillige-im-naturschutz.de oder Ǡ oeko-bundesfreiwilligendienst.de • Über Anbieter eines FÖJ informiert Ǡ www.foej.de • Freiwilligendienst in Entwicklungs- oder Schwellenländern: Ǡ www.weltwaerts.de • Die deutsche UNESCO-Kommission bietet sechs- bis zwölfmonatige Einsätze in der auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik: Ǡ www.kulturweit.de • Guter Überblick zu »Work and Travel«: Ǡ www.auslandsjobs.de; auf Bauernhöfen: Ǡ www.wwoof.de • Über Ǡ www.travelworks.de findet man direkt Jobs im Ausland. Die Organisation unterstützt und berät bei rechtlichen und organisatorischen Fragen. Victoria Muntendorf Bundesfreiwilligendienst … betreut die Zentralstelle des BUND für den BFD. Freiwilliges ökologisches Jahr Der BFD ist eine Art Zivildienst auf freiwilliger Basis und steht auch Frauen und älteren Menschen offen. Dauer, Aufwandsentschädigung und Urlaubsanspruch entsprechen denen des FÖJ. Dagegen sind die Bewerbungsfristen meist flexibler: Die Einsatzstellen sind rund ums Jahr aktiv. Auch ist die Dienstzeit – 6 bis 18 Monate – individuell vereinbar. Die Freiwilligen dürfen sich ihr Seminarprogramm häufig selbst gestalten (zum Beispiel beim BUND). Europäischer Freiwilligendienst Ermöglicht für sechs bis zwölf Monate ins europäische Ausland zu gehen. Über die gemeinnützige Arbeit lernt man den Lebensalltag des Gastlandes kennen. Neben ökologischen Angeboten gibt es auch soziale, kulturelle oder sportliche Einsatzmöglichkeiten. Mitmachen kann, wer 18 bis 25 Jahre alt ist (ausnahmsweise 16 bis 30). Der EFD wird von der EU gefördert und ist für die Freiwilligen kostenlos. Daneben gibt es diverse internationale entwicklungspolitische Freiwilligendienste wie »weltwärts« oder »kulturweit«. Work and Travel Wer sich als Freiwillige*r nicht vertraglich binden will, kann sich einige Monate Auszeit nehmen. Wie wäre es damit: die Welt kennenlernen und dazu Arbeitserfah- Valentin Hoff [1-17] BUNDmagazin 25 Neustädter Binnenwasser NATU RA 2000 Betreute Vielfalt Das Neustädter Binnenwasser in Ostholstein genießt gleich vierfachen Schutz: als Natur-, Vogelschutz- und FFH-Gebiet – und weil es von BUND-Ehrenamtlichen betreut wird. Viele Hunde, wilder Sellerie Anke Hofmeister Das Binnenwasser aus der Vogelperspektive. Ein Bahndamm quert das Schutzgebiet. U ngewöhnlich mild ist es an diesem Wintermorgen, und beinahe windstill. Ideale Bedingungen, um Tiere zu beobachten. Das Fernrohr schwenkt über Hunderte von Wasservögeln, die in der aufgehenden Sonne allmählich aktiv werden: Blässhühner, vielerlei Enten, dazu Gänse-, Mittel- und Zwergsäger. Am gegenüberliegenden Ufer haben Dutzende Kiebitze die Nacht verbracht. In einer großen Pappel tauchen die ersten Sonnenstrahlen zwei Seeadler ins Licht. Am Schilfrand schießt ein Eisvogel vorbei. Das perfekte Naturidyll? Nun ja. Hinter der Pappel führt eine Autobahn entlang, das ferne Rauschen des Verkehrs grundiert die Morgenstimmung. Dann bleibt der Blick an einer sterbenden Reiherente hängen: Seitlich treibt sie im Wasser, zweimal noch zuckt ein Flügel, dann scharen sich ahnungslos-neugierige Blässhühner um den Kadaver. War das jetzt die Vogelpest? Mit mehr Gewissheit lässt sich hier, am Rande des Neustädter Binnenwassers, eine Hundepest feststellen: Fast jeder der Morgenmenschen auf dem Uferweg hat einen oder mehrere Hunde bei sich, mit Vorliebe unangeleint. Aber so ist das wohl, wenn ein Schutzgebiet direkt ans Stadtgebiet grenzt. Die vielen Rastvögel auf dem offenen Wasser wirken unbeeindruckt, das ist die Hauptsache. Sie bilden das wichtigste Schutzgut in dem Europareservat. Das FFH- und Vogelschutzgebiet umfasst auf 277 Hektar Fläche eine Lagune der Ostsee, die über den Neustädter Hafen direkt mit dem Meer verbunden ist. Dieser Strandsee ist im Schnitt nur einen Meter tief. Ihn umgeben beweidete Salzwiesen – die größten an der Ostseeküste Schleswig-Holsteins –, Röhricht und kleine Wäldchen. Das Wasser von vier Bächen mischt sich hier mit dem Wasser der Ostsee. Typische Pflanzenarten der Brackwasser-Zone sind Wilder Sellerie, Gelbe Wiesenraute und Natternzunge. Auch passieren Lachs, Meerforelle und Ostseeschnäpel das Binnenwasser auf ihrer Wanderung die Bäche hinauf. 25 Jahre BUND-Umwelthaus Für Schulklassen ist es auf Jahre hin ausgebucht: das Umwelthaus des BUND in der Neustädter Bucht. Direkt an der Küste gelegen und auf drei Seiten von Laubbäumen umgeben, ist es ein idealer Lernort für die Themen »Ostsee« und »Wald«. Als außerschulische »Bildungseinrichtung für Nachhaltigkeit« steht das Umwelthaus seit 1992 offen für Kindergärten und Grundschulen. Auch BUND-Gruppen, Familien und Naturinteressierte jedes Alters sind hier willkommen. Bis zu 45 Personen können im Umwelthaus übernachten und bewirtet werden. 26 BUNDmagazin [1-17] »Mit Naturlebnissen und Mitmachprogrammen möchten wir globales Denken und lokales Handeln fördern«, so die Leiterin Martina Stapf. Zu den Angeboten zählen Strandtouren, geologische Führungen und Vogelexkursionen. Die vom BUND betreuten Schutzgebiete am Binnenwasser und Pelzerhaken werden regelmäßig angesteuert, um auch für ihren Schutz zu werben. Im Mai feiert das Umwelthaus 25-jähriges Jubiläum. Alles zu den Veranstaltungen und Terminen im Umwelthaus: Ǡ www.bund-umwelthaus.de In Gang gekommen Schleswig-Holstein ist eines der Bundesländer, die zur Betreuung von Schutzgebieten Verträge mit Ehrenamtlichen abschließen. Das Neustädter Binnenwasser wird, seit es 1984 geschützt wurde, vom BUND betreut. Die Biologin Irene Timmermann-Trosiener und ihr Kollege Rasmus Radach sehen hier ein-, zweimal pro Woche nach dem Rechten. Sie zählen die Wasservögel, kartieren rare Pflanzen, bieten Führungen an und weisen Leute auch mal auf die Schutzbestimmungen hin. Sie fungieren als Kontaktpersonen für die Behörden, melden etwa den aktuellen Verdacht auf Vogelgrippe. Und sie engagieren sich mit ihrer Ortsgruppe für die Natur rund um Neustadt, installieren zum Beispiel Nistkästen für den Gänsesäger oder entwickeln Konzepte für wertvolle Lebensräume. »Erst als das Naturschutzgebiet unter europäischen Schutz gestellt wurde, kam hier etwas in Gang: Endlich gab es Ziele, eine Entwicklung, regelmäßige Gutachten«, so Irene Timmermann-Trosiener. Dank der FFH- und Vogelschutz-Richtlinie entstand ein Managementplan. Der sei zwar etwas unambitioniert. (So fehle das Ziel, langfristig alle Pumpwerke abzuschalten und den Wasserstand wieder auf ein natürliches Maß anzuheben.) Immerhin erwerbe die landeseigene »Stiftung Naturschutz« nach und nach Grünland rund um die Lagune, um es besser wiedervernässen und beweiden und die Mahdtermine optimieren zu können. Ihr Fazit: Das Neustädter Binnenwasser sei grundsätzlich auf einem guten Weg. An einigen Stellschrauben müsse aber noch gedreht werden. Ideen für die Küste So weit ist man in einem FFH-Gebiet vier Kilometer östlich von Neustadt noch nicht. Für die hundert Hektar große »Küstenlandschaft zwischen Pelzerhaken und Rettin« hat der BUND erst kürzlich die Betreuung Martina Stapf (li.) und Irene Timmermann-Trosiener vor dem Umwelthaus des BUND. übernommen. Einst vom Militär genutzt, blieb hier eine typische Abfolge von Lebensräumen erhalten: vom Buchenwald an der früheren Steilküste über feuchte Wiesen und Sanddünen bis hinunter zum Strand. Am Strand allerdings gibt sich die Schutzzone durch nichts zu erkennen. Hunde, Joggerinnen und Bernsteinsammler tummeln sich, wo vor Jahrzehnten noch Zwergseeschwalben im Sand brüteten – nachzulesen auf einer der bunten Tafeln, die der BUND mit entworfen hat, am Weg hinter dem Strandwall. Damit die Natur, die sich hier erhalten hat, wieder aufleben kann, hat die Ortsgruppe Neustadt ein Konzept entwickelt. Erneut geht es um Wiedervernässung, Beweidung und Mahd, um die Entfernung eines Campingplatzes und weniger Wege im Wald, um eine Aussichtsplattform, Infoflyer und Führungen. Mal sehen, was davon im Managementplan berücksichtigt ist, der demnächst vorliegen soll. Der BUND Neustadt jedenfalls kümmert sich weiter um »seine« Schutzgebiete. Severin Zillich ITT (li./re.), Rasmus Radach (mitte) Wintervögel im Binnenwasser · Gelbe Wiesenraute · Geschützter Strandabschnitt bei Pelzerhaken – mit Erholungssuchenden, Pferden und Hunden. [1-17] BUNDmagazin 27 ZU R ZEIT Der Schmetterling des Jahres … macht sich vom Acker »Goldene Acht« heißt der »Schmetterling des Jahres 2017« – dazu hat ihn der BUND mit der Naturschutzstiftung seines Landesverbandes in Nordrhein-Westfalen ernannt. Warum gerade diese Art? als gefährdet auf der Roten Liste. Zu beobachten ist die Art von Mai bis Oktober. Ihre Flügel spannen sich etwa vier Zentimeter weit. Das Männchen ist gelb, das Weibchen grünlich-weiß gefärbt. Typisch sind ein achtförmiger, rot umrandeter Fleck auf der Flügelunterseite, die dunkle Randbinde sowie schwarze und orangefarbene Flecken. Heiner Ziegler; Raupe: D. Bartsch Oft auf Wanderschaft Namensstifterin: die umrandete »8« auf der Flügelunterseite. D ie Raupen der Goldenen Acht (Colias hyale) ernähren sich von Luzerne und Klee, sie sind auf blütenreiche Wiesen oder Weiden angewiesen. »Mit der Intensivierung der Landwirtschaft schwindet der Lebensraum der Goldenen Acht zusehends«, erläutert Jochen Behrmann von der Stiftung des BUND. »Luzerne und Klee werden kaum noch als Gründünger oder Viehfutter angebaut. Stattdessen gelangen heute Gülle und Kunstdünger auf die Felder, als Viehfutter dient Importsoja. Der Tagfalter wird deshalb immer seltener. Bundesweit gilt die Goldene Acht noch nicht als bedroht. In einigen Bundesländern steht sie aber schon Die Goldene Acht lebt in Mittel- und Osteuropa sowie in den gemäßigten Zonen Asiens. Als Wanderfalter legt sie nicht selten viele hundert Kilometer zurück. Über das Jahr bringt die Art drei bis vier Generationen hervor, die als Raupen überwintern. Früher war die Art wohl sehr häufig. Davon zeugt die Vielzahl ihrer Volksnamen – wie Posthörnchen, Kleegelbling, Gelber oder Gemeiner Heufalter. Als ausgewachsener Schmetterling ist die Goldene Acht nur schwer vom nah verwandten HufeisenkleeGelbling zu unterscheiden. Nur bei älteren Raupen gelingt es die Goldene Acht zweifelsfrei zu bestimmen: durch zwei dünne gelbliche Seitenlinien. Die Raupen des Gelblings weisen dagegen vier auffällige gelbe Längslinien mit schwarzen Flecken auf. Seit 2003 wirbt der BUND mit dem »Schmetterling des Jahres« für den Schutz unserer Tag- und Nachtfalter und die biologische Vielfalt. Als ungefährdet gelten heute nur noch jeder dritte Tagfalter und die Hälfte der deutschen Nachtfalter. Mehr zur Goldenen Acht: Ǡ www.bund-nrw-naturschutzstiftung.de/schmetterling2017 Günter J. Loos Libelle des Jahres Die Gemeine Keiljungfer ist die Libelle des Jahres 2017 – gekürt vom BUND und der Gesellschaft deutschsprachiger Odonatologen (Libellenkundler). Sie ist stark auf intakte Bäche und Flüsse angewiesen. Seit sich die Wasserqualität vielerorts deutlich gebessert hat, gilt diese Keiljungfer nicht mehr als gefährdet. Doch die Gewässerpolitik bleibt gefordert: Nur sieben Prozent der deutschen Fließgewässer sind heute ökologisch in einem »guten« oder »sehr guten« Zustand. Die Gemeine Keiljungfer lebt an kleinen Bächen wie auch in großen Flussauen. Ihre Larven entwickeln sich im sandigen Boden von Fließgewässern sowie an Brandungsufern von Seen, stark verbaute Gewässer 28 BUNDmagazin [1-17] meiden sie. Auch benötigen sie sauberes Wasser, um genügend Bachflohkrebse, Kaulquappen oder Larven anderer Insekten erbeuten zu können. Bis Anfang Mai schlüpfen die Libellen, sie sind dann zumeist bis Mitte August zu beobachten. Die zu den Großlibellen zählende Gemeine Keiljungfer ist schwarzgelb gezeichnet. Von der nah verwandten Westlichen und Asiatischen Keiljungfer unterscheidet sie sich durch rein schwarze Beine ohne hellen Längsstrich. Seit 2011 weist der BUND mit einer Libelle des Jahres auf diese vielfältige Insektengruppe hin. 36 der 81 heimischen Libellen stehen derzeit auf der Roten Liste. Mehr Informationen unter Ǡ www.bund.net /libellen Melanie Kahl Thomas Stephan Wildkatze & Co Bald besser vernetzt? Die Wildkatze scheint regional auf dem Vormarsch. Doch dieser Trend kann sich rasch wieder umkehren – wenn nicht bald gehandelt wird. W ildkatzen im Stadtwald? Der Nachweis der seltenen Art im Leipziger Auwald gehörte sicher zu den größten Überraschungen des vergangenen Jahres. Auch andernorts konnten ehrenamtliche BUND-Aktive Wildkatzen an Stellen wiederfinden, wo sie über Jahrzehnte nicht (oder nie) gesichtet wurden. Damit die Tiere aber eine Überlebenschance bei uns haben, müssen sie sich gefahrloser hin und her bewegen können. Ein praxistaugliches Konzept muss daher auf den Tisch, um bundesweit die Natur zu vernetzen. So lautete die Kernforderung auf dem internationalen »Wildkatzen-Symposium« des BUND am 8. Dezember in Erfurt. Das Bundesumweltministerium hat genau dies angekündigt: ein Bundeskonzept »Grüne Infrastruktur«. Für die Wildkatze ist entscheidend, dass es nun rasch umgesetzt wird. »Wir brauchen endlich eine grüne Infrastruktur – statt immer mehr graue«, betonte Hubert Weiger mit Blick auf den neuen Bundesverkehrswegeplan für Straße und Schiene. Eine Momentaufnahme Grüne Verbindungswege zeigen Wirkung. Das können der BUND und das Forschungsinstitut Senckenberg nach fünf Jahren reger Forschung belegen. Die erfreuliche Erkenntnis: Etliche Erstnachweise der Wildkatze sprechen für deren natürliche Wiederausbreitung. So stammen die Wildkatzen im Leipziger Auwald von Populationen in Sachsen-Anhalt ab. »Doch dieser Trend ist eine Momentaufnahme«, meint Carsten Nowak vom Forschungsinstitut. »Der weitere Ausbau des Straßennetzes, die Versiegelung von täglich 74 Hektar in Deutschland oder einige harte Winter können die Art wieder deutlich dezimieren. Natur zu vernetzen ist ein langfristig sinnvoller Ansatz, um bedrohte Arten wie die Wildkatze zu schützen.« Seit 2011 erfassen BUND-Aktive deren Verbreitung. Dieses Jahr wollen wir gezielt Regionen wie Ostthüringen oder den Schwarzwald untersuchen, die die Wildkatze nur zögerlich wiederbesiedelt. Oder Orte wie die Lüneburger Heide und viele sächsische Wälder, wo die Art noch nie entdeckt wurde. Wir wollen herausfinden, wie sich die Tiere ausbreiten und wo sie Hilfe benötigen. Zudem wollen wir mehr Wälder mit grünen Korridoren verbinden. Langfristig peilt unser »Rettungsnetz Wildkatze« 20000 Kilometer Waldverbund an. Da sind noch viele Bäume und Büsche zu pflanzen! Jenny Therese Kupfer į Thüringens Umweltministerin Anja Siegesmund – hier mit Hubert Weiger – warb für ein internationales Rettungsnetz für die Wildkatze. Anzeige Zu bestellen bei www.bundladen.de DIE WINDSICHERE GARTENFACKEL ZUM KERZENRECYCELN Einzigartige Keramik seit 1964 +49(0)9563 2028 · www.denk-keramik.de [1-17] BUNDmagazin 29 Wir haben es satt – Agrarwende jetzt! Zur Grünen Woche gingen wieder Tausende in Berlin für eine bäuerliche und ökologische Landwirtschaft auf die Straße. Manche waren auf ihren Traktoren aus ganz Deutschland angereist. Z ur siebten Auflage der »Wir-haben-es-satt-Demo« liefen am 21. Januar über 18 000 Menschen in einem bunten Protestzug durch Berlin. Sie warben für gesunde Lebensmittel, fairen Handel und artgerechte Tierhaltung. Mit vielen Verbündeten aus der Landwirtschaft und dem Verbraucher-, Natur- und Tierschutz hatte der BUND dazu aufgerufen – und für seine Aktiven über 30 Busse und Züge organisiert. Angeführt wurde die Demonstration von 130 Traktoren. In seiner Rede zum Auftakt der Demonstration betonte der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger, wie wichtig es sei, den wahlkämpfenden Parteien bereits heute »deutlich zu sagen, was genau wir satt haben«. Die Landwirtschaft stehe nicht nur in Deutschland vor enormen Herausforderungen. Deshalb müsse die Politik endlich handeln, um das Artensterben auf Äckern und Weiden zu beenden, um die Gewässer vor Nitrat zu schützen und die Nutztiere artgerecht zu halten. Hubert Weiger forderte die Tierhaltung grundlegend umzubauen, die EU-Agrarpolitik sozial-ökologisch auszurichten sowie einen nationalen Aktionsplan für die Bienen zu entwickeln. Dabei müssten die Interessen der bäuerlichen Landwirtschaft gegenüber der immer mächtigeren Agrarindustrie gewahrt bleiben. Wie notwendig das ist, zeigt der neue »Konzernatlas 2017«. Der BUND beschreibt darin die Marktmacht der Agrarkonzerne. So hätte die Übernahme von Monsanto durch Bayer verheerende Folgen für die globale Landwirtschaft. Mit einem Anteil von 30 Prozent am Saatgut-Markt würde der Megakonzern zur weltweiten Nummer 1 der Branche aufsteigen. Christian Rehmer So bunt sah es direkt hinter dem Lautsprecherwagen des BUND aus, vor allem die BUNDjugend sorgte hier für viel Stimmung; im Hintergrund der Potsdamer Platz, wo die Demo startete. Rechts: die Abschlusskundgebung am Brandenburger Tor. Oben: Den Konzernatlas gibt es gratis auf Ǡ bund.net zum Download und gedruckt im BUND-Versand: bestellung@bundladen.de J. Farys (2) ZU R ZEIT 30 BUNDmagazin [1-17] Alle Infos auf einen Blick: die Startseite zum Thema Massentierhaltung. www.bund.net Übersichtlich, schnell, mobil Rundumerneuert und deutlich anwendungsfreundlicher präsentiert sich der BUND im Internet. S icher haben es einige von Ihnen schon gemerkt: Der BUND hat im Netz ein neues Gesicht. Nach eineinhalb Jahren Arbeit hinter den Kulissen ist unser neuer Internetauftritt Ende des Jahres online gegangen – unter der gewohnten Adresse Ǡ www.bund.net: luftig und übersichtlich, dazu schneller und anwendungsfreundlicher sowie optimiert für mobile Geräte wie Smartphones und Tablets. Mit der Neugestaltung wollen wir unser vielfältiges Informationsangebot beibehalten und zugleich klare Akzente setzen. Das Mitmachen rückt auf unserer Webseite deshalb stärker in den Fokus, unsere Kampagnen erhalten mehr Gewicht. Gleichzeitig wird das breite Themenspektrum des BUND in Gänze zugänglich, und das nutzerfreundlicher als bisher. Dafür verknüpft unser neues Konzept passende Inhalte und (Mitmach-) Angebote miteinander. So finden Sie auf der Seite zur Massentierhaltung neben BUND-Forderungen zum Thema eine Pinnwand mit aktuellen Meldungen und Tipps, den Arbeitskreis Landwirtschaft, das Agrarpaket für BUND-Gruppen sowie dazugehörige Hintergrundinfos, Publikationen – und die aktuelle Aktion, die den BUND als Mitmach- verband profiliert. Im Januar war dies die Demo »Wir haben es satt«. Künftig kann das eine Online-Petition, unser Newsletter oder eine Spendenaktion sein. Gemeinsam entwickelt Auch werden wir eingeloggten Nutzer*innen bald exklusive, auf ihre Interessen zugeschnittene Inhalte anbieten können. Diese speisen sich aus dem jetzigen internen Bereich und werden den Nutzer*innen direkt auf den besuchten Themenseiten präsentiert. Dafür wird auch dieser Bereich derzeit überarbeitet und enger mit dem öffentlichen bund.net verbunden. Im zweiten Quartal planen wir ihn an den Start zu bringen. Die Generalüberholung von bund.net schließt auch die Landesverbände und Verbandsgremien mit ein. Mit ihnen gemeinsam haben wir das neue Konzept entwickelt. Als Pilotpartner ist der BUND NRW im Januar online gegangen, viele weitere Landesverbände folgen dieses Jahr. Und auch für die Orts- und Kreisgruppen geht in Kürze ein auf ihre Bedürfnisse zugeschnittenes Website-System im neuen Design an den Start. Friederike Otto … leitet das Digitalteam des BUND. [1-17] BUNDmagazin 31 ZU R ZEIT Jörg Farys Aktion vor dem Reichstaggebäude – ganz links der Autor und BUNDVerkehrsreferent Werner Reh. Mobilität Wunschzettel statt Strategie Am 2. Dezember beschloss die Große Koalition mit ihrer Mehrheit im Bundestag den »Bundesverkehrswegeplan 2030«. Statt in die Zukunft weist er in die Vergangenheit. E Ǡ www.bund.net / bvwp r ist ein riesiger Wunschzettel, auf dem allein 1 300 Autobahn- und Ortsumfahrungsprojekte stehen. Bürgerbeteiligung wurde bei diesem neuen Verkehrsplan nur vorgetäuscht, Kritik und Alternativen wurden ignoriert – zumindest bei den Straßenvorhaben. Der Plan verfehlt alle Umweltziele: Er wird zu mehr CO2und Schadstoffausstoß führen, noch mehr Natur zerstören, Landschaft zerschneiden, Boden versiegeln. Abgelehnt wurden die BUND-Vorschläge für eine Planung, die sich – Verkehrsträger übergreifend – an den Umweltzielen orientiert. Grüne und Linke hatten sie im Bundestag vorgelegt. Der BUND reichte Beschwerde gegen den Plan bei der EU-Kommission ein. Hoffnung könnten die Bahninvestitionen machen. Doch vom guten Netzkonzept 2030 der Deutschen Bahn findet sich nur ein Torso im Planwerk. Unberücksichtigt blieb der Ausbau wichtiger Verkehrsknoten, weshalb die Kapazität des Schienenverkehrs nicht ausgeweitet und kein Verkehr auf die Schiene verlagert werden kann. Immerhin hat man hier Alternativen geprüft. Überzeugender ist das Konzept für die Bundeswasserstraßen – getrübt nur durch den ökologisch und wirtschaftlich nicht vertretbaren Ausbau des Elbe-Lübeck-Kanals. Positiv erscheint, dass 70 Prozent der Investitionen dazu dienen sollen, die Infrastruktur instand zu halten. Doch in Dobrindts Plan fehlen etwa 80 Milliarden Euro. Er fußt auf einem wilden Mix aus Haushaltsmitteln, geplanter Privatisierung, einer Lkw-Maut nur für die Bundeskasse und einer Pkw-Maut nur für Ausländer. Der BUND kämpft für eine neue Mobilitätsstrategie in den großen Korridoren, in den Ballungsräumen und Ortschaften. Ohne Infrastrukturwende keine Verkehrswende! Wir werben für Alternativen zum Straßenbau, mehr Verkehr auf der Schiene und Bürgerbeteiligung – im Wahlkampf und im Koalitionsvertrag. Werner Reh Dreckiger Diesel: Verkaufsstopp beantragt Der BUND fordert schon lange, dass die Grenzwerte für Autoabgase endlich auch in der Realität und auf der Straße eingehalten werden. Der Dieselbetrug ist einer der größten Industrieskandale der deutschen Geschichte, und die Tatenlosigkeit von Alexander Dobrindt inakzeptabel. Doch alle Bemühungen, Verkehrsministerium und Kraftfahrt-Bundesamt dazu zu bewegen, die Hersteller zu einer Lösung der massiven Umweltprobleme zu zwingen, blieben bisher erfolglos. Deshalb hat der BUND im November beim Kraftfahrt-Bundesamt einen vorläufigen Verkaufsstopp für alle neuen Dieselfahrzeuge beantragt, die zu viele 32 BUNDmagazin [1-17] Schadstoffe ausstoßen. Sollte das Bundesamt unserem Antrag nicht nachkommen, werden wir den Verkaufsstopp einklagen. So wollen wir erreichen, dass der Verkauf zu umweltschädlicher Fahrzeuge verboten wird, bis deren Hersteller sie ausreichend nachgebessert haben. Aktuell werden diese Modelle weiterhin abgesetzt. Aufgrund der politischen Versäumnisse wurden allein seit der Aufdeckung des Dieselskandals über eine Million unerlaubt umweltschädliche Fahrzeuge verkauft. Mehr Informationen: Ǡ www.bund.net /abgaswerte Gut ernährt Politische Entscheidungen orientieren sich viel zu oft an kurzfristigen, wirtschaftlichen Interessen. Doch eine nachhaltige Entwicklung benötigt Weitblick. Im Rahmen unserer Serie »Zeitfenster 2030« versetzen sich Gastautor*innen in das Jahr 2030 – und inspirieren uns mit neuen Perspektiven und Visionen. Zum Auftakt lässt die Journalistin und Autorin Tanja Busse eine Schülerin erzählen. A ls meine Mama klein war, gab es noch Schulen ohne Tiere und Gemüsegärten. Ich kann mir das gar nicht vorstellen: Damals saßen die Kinder in Räumen, in denen nur Tische standen. Die Lehrer erzählten ihnen alles, aber die Kinder durften gar nichts selber machen. Sehr komisch, wie soll man denn melken lernen ohne Kuh? Und wie soll man kochen lernen ohne Garten und Küche? Früher, erzählt meine Mutter, gab es sogar Kinder, die nie in ihrem Leben echte Kühe und Schweine gesehen hatten, weil fast alle Tiere in großen Fabriken eingesperrt waren und nie raus konnten. Immer mehr Eltern haben ihre Kinder auf den Bauernhofschulen angemeldet, deshalb haben das immer mehr Städte nachgemacht. Nicht nur Schulen, sondern auch Altenheime, Krankenhäuser und Fabriken haben sich mit Bauernhöfen zusammengeschlossen und dort angebaut, was sie essen wollten. Für die Bauern war das erst ziemlich komisch, denn sie haben früher nur eine Sache produziert, nur Milch oder nur Schweine oder nur Weizen und Mais. Jetzt haben sie viele unterschiedliche Tiere auf dem Hof und Pflanzen auf den Feldern und sind ständig am Chatten, weil sie Fragen haben und sich Tipps geben. Ich bin echt froh, dass ich heute lebe. Meine Hühner und die Tiere von unserem Schulbauernhof würden mir nämlich fehlen. Schule ohne Tiere wäre ziemlich langweilig, glaube ich. Morgens gehen wir erst füttern, zusammen mit unserer Lehrerin und der Bäuerin. Für Mathe bleiben wir meist auch auf dem Hof, denn unsere Lehrerin findet meist Aufgaben im Stall. Heute wollte der Bauer die Stalltüren streichen und wir sollten ausrechnen, wie viel Farbe er dafür braucht. Ich glaube, er war erleichtert, dass wir richtig gerechnet hatten. Heute Nachmittag ist Stallversammlung, da treffen sich alle Schüler, Lehrer und das Team vom Bauernhof. Wir planen zusammen, was wir in diesem Jahr anbauen wollen. Wir Schüler sagen, was wir essen wollen, dann hilft uns die Bäuerin auszurechnen, wie viel Fläche wir dafür brauchen. Dann müssen wir gucken, ob das mit der Fruchtfolge passt und mit dem Regen. Die letzten Sommer waren ziemlich trocken, deshalb gibt es weniger Popcorn bei uns. Früher, so hat meine Mutter erzählt, sind Lkws zur Schule gekommen und haben fertig gekochtes Essen gebracht. Die Zutaten kamen von ganz weit her, es gab sogar Erdbeeren aus China. Und die Bauern neben unserer Schule haben ihr Fleisch bis nach China verkauft. Das fanden die Leute damals irgendwie modern. In dem Jahr, in dem ich geboren wurde, 2016, hat eine Frau ausgerechnet, dass sich auch große Städte wie Hamburg selbst mit Essen versorgen können. Das konnte der Bürgermeister erst nicht glauben. Eigentlich wollte die Stadtverwaltung in diesem Jahr ganz viel Geld ausgeben, um die Elbe auszubaggern, damit noch größere Schiffe in den Hafen fahren können. Aber das hat ein Gericht verboten, und so hatte die Stadt genug Geld, die Bauernhofschulen aufzubauen und die Radwege von den Schulen zu den Höfen anzulegen. Manche geben ziemlich an dabei, einer schreibt, dass er schon wieder eine alte Gemüsesorte entdeckt hat, die niemand sonst anbaut. Der hat früher vier Ställe mit 160 000 Hühner gehabt, die nie im Leben im Gras scharren durften, behauptet meine Mutter. Aber das glaube ich ihr nicht. Tanja Busse … hat zuletzt das Buch »Die Wegwerfkuh« veröffentlicht. Was soll sich Ihrer Meinung nach bis 2030 verändern? Wie wollen wir in dreizehn Jahren leben? Schreiben Sie Ihre Ideen an: jenny.blekker@bund.net [1-17] BUNDmagazin 33 WDR/Bettina Fürst-Fastré Zeitfenster 2030 Jörg Farys AKTIV Oben: Die Delegierten des BUND in Bonn. Daneben der neue Bundesvorstand (von links): Julia Römer, Klaus Brunsmeier und Dagmar Becker (Beisitzer*innen), Andreas Faensen-Thiebes (Schatzmeister), Jörg Nitsch und Ernst-Christoph Stolper (stellvertretende Vorsitzende), Andreas Link (als Vertreter der BUNDjugend), Maren Jonseck-Ohrt (als Vorsitzende des Verbandsrates), Wilfried Kühling (als Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats) und Hubert Weiger (Vorsitzender). Delegiertenversammlung Wiedergewählt V om 4. bis 6. November trafen sich zur Bundesdelegiertenversammlung des BUND über 250 Delegierte, Gäste und Mitarbeiter*innen der Bundesgeschäftsstelle in Bonn. Im Zentrum stand diesmal die Wahl des Bundesvorstands. Hubert Weiger wurde als Vorsitzender mit großer Mehrheit für drei Jahre wiedergewählt. Seine Stellvertreter sind Jörg Nitsch und – als einzig neues Vorstandsmitglied – Ernst-Christoph Stolper: Der Sprecher des Bundes- arbeitskreises Internationale Umweltpolitik war 2016 vor allem als BUND-Experte zu TTIP und CETA gefragt. Wiedergewählt wurden auch Schatzmeister Andreas Faensen-Thiebes und die Beisitzerinnen Dagmar Becker und Julia Römer, komplettiert von Klaus Brunsmeier, der sein bisheriges Amt als Stellvertreter aus Zeitgründen abgab. Im Rahmen einer Feier zum 40. Geburtstag des BUND NordrheinWestfalen verlieh Hubert Weiger die Ehrennadel des BUND an drei verdiente Aktive: Sigrun Zobel (Herten), Dieter Heide (Trollshagen) und Dieter Schmalz (Dülmen). Mit der Resolution »Raus aus den fossilen Energien – Klimaschutz verstärken« begrüßten die Delegierten das Pariser Klimaschutzabkommen. Als Konsequenz daraus forderten sie die Bundesregierung auf, umgehend den Ausstieg aus der Kohlekraft einzuleiten und deutlich vor 2030 abzuschließen. WIE ENTSTEHT EIGENTLICH EINE BUND-POSITION? Landesverbände KONZEPTION UND BEARBEITUNG GGF. MITARBEIT Wiss. Beirat Landesverbände BUNDjugend Fachreferent*innen andere AK etc. 34 BESCHLUSS VERBREITUNG verantwortlicher Arbeitskreis Bundesvorstand Delegierte DISKUSSION UND BESCHLUSS BUNDmagazin [1-17] Wissenschaftlicher Beirat (alle AKSprecher*innen) Presse- und Lobbyarbeit Bundesvorstand bund.net Ellen Stockmar MÖGLICHE IMPULSGEBER Mehr als 2 300 BUND-Gruppen sind vielfältig engagiert Demo gegen Massentierhaltung Sie errichten Zäune für Amphibien, pflegen Streuobstwiesen, bieten Entdeckungstouren durch die heimische Natur für Jung und Alt oder initiieren Demos gegen eine geplante Massentierhaltung in der Region: BUNDGruppen machen die Arbeit unseres Verbandes greifbar. Ihre Aktionen und Veranstaltungen verbinden aktive Mitglieder mit Leuten, die sich für den Umwelt- und Naturschutz begeistern. Außerdem erhält jede BUND-Gruppe den ersten Jahresbeitrag ihrer neu gewonnenen Mitglieder! Vermerken Sie dazu bitte auf jedem Mitgliedsantrag gut leserlich den Namen Ihrer BUND-Gruppe. Wir drücken Ihnen die Daumen und wünschen Ihrer Gruppe viel Erfolg und ein aktionsreiches Frühjahr! Deshalb rufen wir dazu auf: Nutzen Sie dieses einmalige Potenzial und machen Sie aus Interessenten Ihrer Arbeit neue BUND-Mitglieder! Gutschein 50 Euro Gutschein 50 Euro Gutschein kauf für einen Ein en im BUNDlad r in das dafü cheincode b ein: n Sie den Guts g im Warenkor Bitte gebe Bestellvorgan Feld beim vorgesehene Streuobstwiese Jede Gruppe, die dieses Jahr zehn neue Mitglieder gewinnt, erhält einen 50 Euro-Gutschein für Werbematerial aus dem BUNDladen. kauf für einen Ein en im BUNDlad d30 690cb918e e33bfc6dda klj2ff425d0 des mit dem Ende (Fristbeginn n mögvon 3 Jahren wie Versandkoste Verjährung mit Zusatzkosten möglich. gesetzlichen r Warenpreis, nichtvon Teilbeträgen ist nicht der regelmäßigen mit dem in das ist nurdafü uns innerhalb code hnung szahlung auch dieser von Gutschein Eine Verrec lt. Eine Barau b ein: heins wird Sie genommen: ert verfäl n ng den g im Warenkor Restw lung des Gutsc gebe in Zahlu rgan ein evt. ,Best aben Bitte ellvo ndiger Bezah weren Maßg zt den vollstä Nach folgen ng genut Feld beim lvorga ene Bestel jahres) nach eseh für einenvorg Ausstellungs hein kann nur lich. Der Gutsc für einen Einkauf BUNDladen d30 690cb918e e33bfc6dda im klj2ff425d0 des mit dem Ende (Fristbeginn n mögvon 3 Jahren wie Versandkoste Verjährung mit Zusatzkostenist nicht möglich. gesetzlichen preis, nicht der regelmäßigen mit dem Waren ng auch von Teilbeträgen uns innerhalb hnung ist nur szahlu dieser von lt. Eine Barau heins wird men: Eine Verrec lung des Gutsc aben in Zahlung genom , ein evt. Restwert verfäl ndiger Bezah zt weren den Maßg genut Nach vollstä folgen ng lvorga jahres) nach für einen Bestel Ausstellungs hein kann nur lich. Der Gutsc Bitte geben Sie den Gutscheincode in das dafür vorgesehene Feld beim Bestellvorgang im Warenkorb ein: klj2ff425d0e33bfc6dda690cb918ed30 50 Euro Nach vollständiger Bezahlung des Gutscheins wird dieser von uns innerhalb der regelmäßigen gesetzlichen Verjährung von 3 Jahren (Fristbeginn mit dem Ende des Ausstellungsjahres) nach folgenden Maßgaben in Zahlung genommen: Eine Verrechnung ist nur mit dem Warenpreis, nicht mit Zusatzkosten wie Versandkosten möglich. Der Gutschein kann nur für einen Bestellvorgang genutzt weren, ein evt. Restwert verfällt. Eine Barauszahlung auch von Teilbeträgen ist nicht möglich. Haben Sie noch Fragen? Telefon: (0 30) 2 75 86-111, E-Mail: service@bund.net Exkursion Tagebau BUNDjugend NRW Demo fü r die Energiewende bitte wenden ➔ Geworben durch BUND-Gruppe: Antwort Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. Mitgliederverwaltung Am Köllnischen Park 1 10179 Berlin neftali/fotolia.com trekandphoto/fotolia.com Umweltfeindlicher Anbau von Lebensmitteln für unsere Supermärkte – in Ägypten (links) und in Andalusien (rechts). Neue Ausstellung Durstige Güter S atte 140 Liter Wasser für eine Tasse Kaffee – ist das schlimm? Das ist eine der vielen Fragen, die der BUND Heidelberg in seiner Wanderausstellung »Durstige Güter« aufwirft. Die Ausstellung wird zum Tag des Wassers am 22. März im Heidelberger Welthaus eröffnet. Danach geht sie auf Reise und kann ausgeliehen werden. Praktisch jedes Produkt benötigt für seine Herstellung Wasser. Wenn wir es kaufen, importieren wir oft große Mengen »virtuellen Wassers«. Woran können wir uns halten, wenn wir diese Menge und damit unseren ökologischen Fußabdruck in anderen Weltregionen verringern wollen? Und ist jede Wassermenge, die ein Produkt beansprucht, schlimm? Die Ausstellung bringt Licht in ein komplexes Thema und erläutert die wichtigsten Siegel, an denen wir uns orientieren können. Ich wurde geworben »Durstige Güter« ist ein Projekt der BUND-Kreisgruppe mit dem Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg, der Vereinigung deutscher Gewässerschutz und der Agentur Prototypen. Gefördert wird es von Umweltbundesamt und Bundesumweltministerium. Kontakt: BUND Heidelberg, Tel. (0 62 21) 18 26 31, bund.heidelberg@bund. net, Ǡ www.bund-heidelberg.de Wenn Sie sich für eine Familienmitgliedschaft entschieden haben, tragen Sie bitte die Namen Ihrer Familienmitglieder hier ein. Jede Stimme zählt! Ja, ich mache mich für den Natur- und Umweltschutz stark und werde jetzt BUND-Mitglied. Ich wähle folgenden Jahresbeitrag: Ȝ Einzelmitglied (mind. 50 €) .................................................................. (mind. 65 €) .................................................................. Ȝ Familienmitgliedschaft Ȝ Ermäßigt (nach Selbsteinschätzung) (mind. 16 €) .................................................................. Ȝ Lebenszeitmitglied (einmalig mind. 1 500 €) .................................................................. Zahlungsweise: Ȝ Lastschrift Ȝ Rechnung Name/Geburtsdatum Name/Geburtsdatum Name/Geburtsdatum Ja, ich zahle per Einzugsgenehmigung und spare damit Papier- und Verwaltungskosten. Bitte ziehen Sie den Betrag ab dem ___________ bis auf Widerruf von meinem Konto ein. Name/Vorname Straße Kontoinhaber*in DE PLZ/Ort Beruf Telefon IBAN Geburtsdatum Datum E-Mail Ihre persönlichen Daten werden ausschließlich für Vereinszwecke elektronisch erfasst und – ggf. durch Beauftragte des BUND e.V. – auch zu vereinsbezogenen Informations- und Werbezwecken verarbeitet und genutzt. Eine Weitergabe an Dritte findet nicht statt. Unterschrift (bei Minderjährigen Unterschrift des/der Erziehungsberechtigten) Hilfe für die Flüchtlingshilfe AKTIV Mehr Anerkennung U nter dem Eindruck der vielen Menschen, die im vorletzten Herbst nach Deutschland flohen, rief die Bundesregierung im Dezember 2015 den »Bundesfreiwilligendienst mit Flüchtlingsbezug« ins Leben. Sie schuf damit 10 000 neue Plätze für Bundesfreiwillige. Das Ziel: die Möglichkeiten des ehrenamtlichen Engagements für Geflüchtete zu stärken und den Helfer*innen mehr Sichtbarkeit und Anerkennung zu verleihen. Zudem sollte dieser Schritt das große, meist ganz spontane ehrenamtliche Engagement in der Flüchtlingshilfe würdigen. Neue Zielgruppen Auch die Zentralstelle des BUND für den Bundesfreiwilligendienst profitiert von dem drei Jahre laufenden Programm. Dank der Plätze in dem Sonderprogramm haben die Freiwilligen und ihre Einsatzstellen mehr Flexibilität gewonnen – und die Flüchtlingsprojekte der BUNDGruppen wertvolle Unterstützung. Der BUND kooperiert dabei seit einem Jahr mit der Türkischen Gemeinde in Deutschland, die alle großen Migrantenorganisationen und muslimischen Gemeinden hierfür unter ihrem Dach bündelt. Teilnehmer*innen eines BUND-Seminars in Rottweil am Schwarzwald. Berna Althoff Dies ermöglicht einen spannenden interkulturellen Austausch und öffnet ganz neue Zielgruppen für unsere Umweltarbeit. In den BFDSeminaren des BUND begegnen sich nun nicht nur Bundesfreiwillige jedes Alters, sondern auch verschiedener Nationen und Kulturen, mit und ohne Fluchterfahrung. Noch Plätze frei Da unsere Seminare Kompetenzen vermitteln, die nicht nur für Aktive aus Umweltverbänden interessant sind, ziehen auch Freiwillige aus anderen Bereichen daraus Nutzen. So transportieren wir eigene Themen wie Umweltschutz und Nachhaltigkeit über die Verbandsgrenzen hinweg. Derzeit sind über die BUNDZentralstelle mehr als hundert Bundesfreiwillige im Rahmen des Sonderkontingents für Geflüchtete im Einsatz. Auf Anfrage können wir noch weitere Plätze vergeben. Eine gesonderte Anerkennung müssen BFD-Einsatzstellen, die bereits bei uns registriert sind, übrigens nicht beantragen. Mehr zu dem Sonderprogramm »BFD mit Flüchtlingsbezug« unter Ǡ www.bund.net/bfd Und was feiern Sie in diesem Jahr? Ob Geburtstag, Taufe, Hochzeit oder Dienstjubiläum – es gibt viele schöne Anlässe. Nutzen Sie doch diesen Tag der Freude, um Gutes zu tun! Mehr Informationen mit Tipps sowie einem Bestellformular für unsere kostenlose Spendenbox finden Sie unter www.bund.net/spenden-stattgeschenke. Es geht ganz einfach: Wünschen Sie sich von Ihren Gästen etwas ganz Besonderes: eine Spende für den BUND! Die Natur dankt es Ihnen! Oder rufen Sie mich direkt an: Sabine Wegendt, Tel. 0 30-2 75 86-565. Per Mail: Sabine.Wegendt@bund.net www.bund.net/spenden-statt-geschenke [1-17] BUNDmagazin 37 FR I EN DS OF TH E EARTH Neue Vorsitzende: Karen Nansen »Wir wollen stark sein« M Amelia Collins/FoEI (3) Oben: 2016 lud WALHI – Friends of the Earth Indonesien – alle Verbündeten zur Mitgliederversammlung nach Bandar Lampung auf Sumatra ein. Mit auf dem Gruppenbild auch Vertreter*innen von Friends of the Earth Russland und Bosnien-Herzegowina, die nun offiziell zum Netzwerk gehören. Mitte: der neu gewählte Vorstand. Unten: die Vorsitzende Karen Nansen aus Uruguay bei einer Gesangseinlage, eingerahmt von Verbündeten aus Haiti und Brasilien. 38 BUNDmagazin [1-17] it großer Mehrheit wählten die Mitglieder des weltweiten Netzwerks »Friends of the Earth« Karen Nansen am 2. Dezember zu ihrer neuen Vorsitzenden – in Lampung auf der indonesischen Insel Sumatra. Die internationale Koordinatorin des BUND, Antje von Broock, befragte die Uruguayerin mit skandinavischen Wurzeln. Antje von Broock: Karen, wie bist du zum Umweltschutz gekommen? Karen Nansen: Als ich zum Studium meine Heimatstadt Colonia verließ, um in Montevideo Soziologie zu studieren, zog ich mit Freunden auf einen alten Bauernhof am Rande der Stadt. Wir haben unser Obst und Gemüse angebaut und irgendwann begonnen, es zu verkaufen. Bald gründeten wir dann eine Coop. Und weil wir auch politisch von gemeinschaftlicher Produktion und ökologischer Landwirtschaft überzeugt waren, wollten wir unsere Ideen unter das Volk bringen. So gründeten wir noch eine Druckerei, die ich jahrelang geleitet habe. Seit wann bist du bei FoE aktiv? Eigentlich von Anfang an. Über Freunde, die während der Diktatur in den 1970er Jahren in Schweden politisches Asyl fanden, hatten wir von Friends of the Earth erfahren. Außerdem gab es Kontakte zu FoE Argentinien. 1988 wurde Friends of the Earth Uruguay gegründet. Was sind eure Schwerpunkte? Unser größtes Anliegen ist die Ernährungssouveränität, also das Recht der Völker, unabhängig von globalen Märkten Nahrung selbst zu produzieren und zu verteilen. Dieses Recht ist stark gefährdet durch die Agrarindustrie mit ihrem Soja-Anbau und ihren Plantagen für die Papierproduktion. Internationale Investoren kaufen in großem Stil Land für die Massenproduktion, und die Preise steigen exorbitant. Viele Bauern haben deshalb ihr Land verkauft oder verpachtet. So verschwinden immer mehr Bauernhöfe. Hinzu kommt die wachsende Belastung mit Agrargiften. Was hast du dir für die zwei Jahre deines Vorsitzes vorgenommen? Ich möchte dazu beitragen, dass die sehr unterschiedlichen Regionengruppen der Friends of the Earth (Lateinamerika & Karibik, Europa, Afrika etc.) künftig noch näher zusammenrücken. Wir wollen eine starke Bewegung sein – für die Menschen, gegen die unternehmerische Übermacht. V. Barro, www.fotosconletra.com Philippinen BUND-Partner in Angst S eit dem Amtsantritt von Präsident Rodrigo Duterte am 30. Juni starben bis zum Jahresende bereits 5 700 Menschen in seinem »Krieg gegen Drogen«, unzählige wurden ohne Anklage verhaftet. Täglich liegen Leichen in den Straßen – mit einem Sack über dem Kopf und einem Schild um den Hals, das besagt: »Macht mir das nicht nach!« Nun dominiert Angst die Gesellschaft. Wer verdächtig aussieht – etwa alternativ gekleidet ist oder als Mann lange Haare trägt –, der vermeidet nach Einbruch der Dunkelheit noch auf die Straße zu gehen. Duterte hat verkündet, seinen Krieg fortsetzen zu wollen, bis der letzte Drogendealer getötet sei. Menschenrechtsorganisationen bedrohte er: »Wenn ihr mich stoppen wollt, bringe ich euch ebenfalls um.« Das berührt auch die Arbeit der Friends of the Earth Philippinen – der Umweltorganisation »The Legal Rights & Natural Resources Center«. In öffentlicher Anhörung wird die Geschäftsstelle beweisen müssen, dass sie nichts mit Drogen zu tun hat. Damit aber ist die Gefahr nicht gebannt. Der Anti-Drogen-Kampf droht für andere Ziele missbraucht zu werden. So wurde erst kürzlich ein Anti-Tagebau-Aktivist ermordet. Alle, die ihn kannten, beteuern, er habe nie Drogen genommen. Wir von FoE Philippinen haben gegen die grassierende Gewalt protestiert. Als Teil der Bewegung »I defend« (Ich verteidige) forderten wir eine UN-Mission an, um das Mutige Aktivistin: Norly G. Mercado. Unrecht im Land zu dokumentieren. Die Regierung verweigert ihr bisher die Einreise. Norly Grace Mercardo, FoE Philippinen Ǡ www.lrcksk.org Biologische Vielfalt Aktiver für den Artenschutz Anzeige I m Dezember fand in Cancún/Mexiko die 13. Weltkonferenz zur biologischen Vielfalt statt. Viel Zählbares lieferte sie nicht. Der BUND forderte die Staatengemeinschaft im Anschluss zu konkreten Schritten auf, um den Verlust von Arten und Lebensräumen zu stoppen: »Beim Schutz von Regenwäldern, Korallenriffen, Flussauen oder Mooren muss die Weltgemeinschaft mehr tun. Sie muss dem globalen Sterben der Arten – gerade der Insekten – endlich wirksam begegnen«, so der Vorsitzende Hubert Weiger. Zwar hatten sich die Teilnehmer darauf verständigt, den Schutz der biologischen Vielfalt in der Land- und Forstwirtschaft, in der Fischerei und beim Tourismus künftig stärker zu beachten. Doch zu verbindlichen Maßnahmen konnte man sich nicht durchringen. »Speziell in der Landwirtschaft muss der Naturschutz mehr im Mittelpunkt stehen. So muss es bei der nächsten Reform der EU-Agrarpolitik darum gehen, umweltschädliche Subventionen abzubauen«, sagte Weiger. Sonst sei das Ziel, den Artenverlust bis 2020 zu stoppen, vollends unerreichbar. Die EU »glänzte« in Cancún übrigens damit, für eine »nachhaltige Intensivierung« der Landwirtschaft zu werben. Dem BUND-Netzwerk Friends of the Earth und seinen Verbündeten gelang es, diesen Vorstoß abzuwehren. Positiv: Eine Koalition von Staaten aus Europa und Lateinamerika engagierte sich für den Schutz von Bienen und anderen Bestäubern. »Wir fordern Pestizide wie Glyphosat und Neonikotinoide sofort zu verbieten«, so Weiger. 90 Prozent der Wildpflanzen und 75 Prozent der Kulturpflanzen sind auf die Insektenbestäubung angewiesen. [1-17] BUNDmagazin 39 Abgefahren … DI E J U NGE SEITE Kleine Autos, große Wirkung: Einfallsreich warb die BUNDjugend dafür, in der Verkehrspolitik umzusteuern. Ihre Botschaft: Wir lassen uns die Zukunft nicht verbauen. I st Baggerfahren echt ein Männertraum? Das würde erklären, warum sich Verkehrsminister Alexander Dobrindt – obwohl längst erwachsen – gerade wie ein kleiner Junge benimmt. Der Politiker sitzt auf einem gelben Spielzeugbagger und werkelt wild an einer Baustelle. Es scheint, als wolle er das ganze Land umgraben. Hinter dem Minister postieren sich junge Leute, um ihm den Spaß zu verderben. »Zukunft nicht wegbaggern! Alternativen statt Asphalt«, ruft das Transparent. Zwar ist das Ministergesicht aus Pappe. Doch das Bild erregt Aufmerksamkeit: Vor dem Berliner Reichstaggebäude protestiert die BUNDjugend gegen den Straßenbau. Spielzeug Auto? Damit findet eine kreative Kampagne öffentlich ihren Abschluss. Unter dem Motto »Spielzeug Auto?« trommelten BUNDjugend-Gruppen in zwölf Landesverbänden für eine klimafreundliche Verkehrswende. »Wir sind inzwischen viel zu alt, um mit Autos zu spielen«, sagt Caro Lotter vom Vorstand der BUNDjugend. »Aber Alexander Dobrindt mag sie wohl immer noch.« Deswegen, so die These, setze er im Bundesverkehrswegeplan auf den Straßenbau statt auf eine umweltschonende Verkehrspolitik. »So haben wir ihm eben unsere alten Spielzeugautos geschickt. Damit kann er spielen, und alle sind happy: Das Spielzeug sorgt für keinen Dieselskandal, stößt keine Treibhausgase aus und braucht auch keine neuen Straßen.« Miriam Beulting studiert Politikwissenschaft in Bremen und hat die Kampagne mit ins Leben gerufen. 40 BUNDmagazin [1-17] »Wir haben ein Thema gewählt, bei dem sich Gruppen im ganzen Land einbringen konnten«, erzählt die 23Jährige. Die Bundesgeschäftsstelle der BUNDjugend bot einen Leitfaden an und Tipps für die Pressearbeit. Und dann wurden überall Spielzeugautos gesammelt. Wer keine mehr hatte, konnte sie aus Papier basteln. Autos an die Leine Die Postkarten waren heiß begehrt. In Karlsruhe, wo Mona Schmidbauer und ihre Mitstreiter einen Infostand aufgebaut hatten, gab es am Ende keine Flyer mehr zu verteilen. »Wir sind nur eine kleine Gruppe«, so die Chemieingenieurstudentin. »Doch es war toll, gemeinsam etwas auf die Beine zu stellen. Jetzt haben alle Lust auf die nächste Aktion.« Vielleicht machen sie es sich ja demnächst auf der Straße gemütlich, wie eine andere Gruppe der BUNDjugend Baden-Württemberg. Die warf am »Internationalen Park(ing) Day« ein paar Euro in die Parksäule und verwandelte ihren Parkplatz kurzerhand in einen temporären Park. Sie schrieben »Hier könnten ihre Kinder spielen« auf den Asphalt, spielten Karten und packten sogar die Gitarre aus. In Sachsen radelte ein BUNDjugend-Team am Ufer der Elbe entlang und zog vor der Kulisse der Dresdner Altstadt ein feuerrotes Bobbycar hinter sich her. Die Botschaft: Autos gehören an die Leine! Mit Aktiven aus Chemnitz und Leipzig zeigten die Dresdner den Dokumentarfilm »Bikes vs Cars« und schlossen sich trotz Winterkälte der Fahrraddemo »Critical Mass« an. Noch keine Reaktion Minister Dobrindt scheint sich richtig wohlzufühlen – auf einer Verkehrsinsel, um die der Autoverkehr braust. Als Pappfigur in einem Video der BUNDjugend Hamburg grinst er in einem fort. Der 45 Sekunden lange Trickfilm forderte zur Beteiligung an der Kampagne auf. In den sozialen Netzwerken wurde er vielfach geteilt. Mit dem Hashtag #Spielzeugauto machte man die Forderungen online bekannt. Wie viele echte und gebastelte Spielzeugautos in Berlin angekommen sind? Es waren wohl Hunderte, und ebenso viele Postkarten. Das wusste die BUNDjugend Sachsen-Anhalt zu berichten, die ihre 35 Spielzeugautos nicht per Post verschickte, sondern selbst im Verkehrsministerium abgab. Auf eine offizielle Reaktion der Behörde wartet die BUNDjugend noch. Heilige Kuh Der Bundesverkehrswegeplan mit all seinen Straßenprojekten wurde trotz der Proteste inzwischen verabschiedet. Doch viele der Aktiven bleiben dran. »Dass unsere Städte mit Giftstoffen vollgepumpt werden, mag ich einfach nicht akzeptieren«, so Caro Lotter. »Jetzt geht es darum, den Leuten dies bewusster zu machen.« Und dafür ist ein langer Atem nötig. Die Werbetrommel zu rühren für fahrradfreundliche Städte, den Schutz von Fußgängern oder die Förderung öffentlicher Verkehrsmittel, ist nicht immer leicht. Caro Lotter hat es selbst erfahren. Mit Freunden der BUNDjugend Hessen versuchte sie in Bad Nauheim mit Autofahrer*innen ins Gespräch zu kommen. Doch die meisten ließen sich auf nichts ein und rauschten davon. »Für viele ist das Auto noch immer eine heilige Kuh. Umso wichtiger ist es, dass wir uns weiter für eine klimafreundliche Verkehrswende engagieren.« Text: Helge Bendl, Fotos: BUNDjugend Klima schützen, Treibhausgase sparen und gewinnen, zum Beispiel so: Sechs Wochen nur mit dem Rad zur Schule oder Uni fahren. Keine Plastiktüten mehr annehmen. Oder vom 1. März bis 15. April auf alles Tierische verzichten. Die Fastenzeit beginnt – teste dich aus und stell dich der Herausforderung, wenn es wieder heißt: Wir fasten für das Klima! Melde dich bei Lena (lena.stottele@bundjugend.de) in der Bundesgeschäftsstelle, wenn auch du klimafasten willst. Mit etwas Glück ergatterst du ein Startergeschenk. Wir sind gespannt auf deine Erlebnisse! Erfahrungen, Eindrücke + Tipps findest du auf Ǡ blog.bundjugend.de Klasse Klima: Aktionswochen Ihr möchtet als Klasse oder Gruppe Treibhausgase einsparen? Dann startet eure eigene Aktion: Macht mit bei den Aktionswochen des Klasse-KlimaWettbewerbs vom 13. April bis 20. Mai. Wir vergeben Preise im Wert von über 1 500 Euro für das nachhaltigste Projekt, die kreativste Umsetzung, das Projekt mit größter Breitenwirkung – und die, die am meisten CO2 sparen. Im März/April verschicken wir gratis Pakete mit Aktionsideen, Aufklebern, Samentüten und anderem. Wir freuen uns auf eure Aktionen und Beiträge! Bis 20. Mai könnt ihr sie einreichen: Ǡ klasse-klima.de Ǡ www.bundjugend.de [1-17] BUNDmagazin 41 DI E I N FOSPALTE DER BU N DJ UGEN D Fasten fürs Klima Mit am Start war auch ein BUNDtes Lastenrad, das man in Dresden gratis für Gelegenheitstransporte ausleihen kann. Der zweirädrige Umzugswagen schafft bis zu hundert Kilo Gepäck umweltfreundlich von A nach B. So wird der Kombi überflüssig, und der Stadt und ihren Bewohner*innen bleiben ein paar unnötige Fahrten erspart. Marktplatz Ferien Sibirien, Kasachstan, Kirgisien, Tadschikistan: Fauna, Flora, Kultur, Geologie, Forstund Landwirtschaft, Wandern. T (01 75) 2 07 47 57 m.tschirnhaus@uni-bielefeld.de 500 Fastenwanderungen, europaweit Ganzjährig. Woche ab 300 €. Tägl. 10–20 km. Auch Früchte- und Basenfasten. T/F (06 31)4 74 72 www.fastenzentrale.de Deutschland Rügen für Naturfreunde! Ferienhaus + FeWos in traumhafter Lage im Biosphärenreservat nahe Putbus + Bodden. T (03 83 01) 88 3 24 www.in-den-goorwiesen.de Harzhaus-Brockenblick Ein besonderes Ferienhaus, wunderschöne Lage in Sorge mitten in der Natur. Wohnung Eule 2–6 Pers. (NR), T (0 40) 73 50 90 61 www.Harzhaus-Brockenblick.de Nordsee, Dithmarschen Stilvolles NR FeHa „Am Vogelberg“ aus 19. Jh., aufwendig renoviert, 2 – 8 Pers., ab 74 Euro/Tag. T (0 48 32) 62 25 www.meine-nordsee.de Amrum Komfort. NRFeWo für 2 Pers, ruhige Lage Wittdün, keine Haustiere, allerg.-freundl., Terrasse, nähe Kniepsand und Watt. 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Namhafte Wissenschaftler*innen veranschaulichen mit diversen Beispielen historische und heutige Folgen des menschengemachten Klimawandels für die Natur. Über 200 Abbildungen illustrieren die Faktenlage und machen das Buch zu einer Fundgrube für journalistische Recherche oder die Vorbereitung von Referaten. Der Band ist keine leichte Lektüre – und tut doch gut im Zeitalter postfaktischer Scheingewissheiten. Auch Einsteiger*innen erhalten hier eine solide Grundlage. Die oft emotionale Debatte um die Frage, wie nötig der Klimaschutz ist, kontert das Buch mit einer Fülle nüchterner Fakten. Und es zeigt die gravierenden Auswirkungen, falls der Klimaschutz scheitert. Eine Pflichtlektüre für alle Klimaund Naturschützer*innen, die sich rüsten wollen für die Auseinandersetzung mit Politikern, Behörden und Klimawandelleugnern. Warnsignal Klima – die Biodiversität, 2016. 352 Seiten, 46 €, Universität HH, www.warnsignal-klima.de; BUND-Mitglieder erhalten 20 Prozent Rabatt Atomkraft: bald Geschichte? Bernward Janzing, ein profilierter Freiburger Energiejournalist, will mit seinem neuen Buch zeigen, wie die Atomkraft in Deutschland gescheitert ist. Er liefert einen interessanten historischen Abriss, indem er aus einem eindeutig süddeutschen Blickwinkel erzählt, wie der Widerstand gegen die Atomkraft in Whyl, Gorleben, Brokdorf, Wackersdorf etc. immer breitere Teile der Gesellschaft erreichte. Diese spannende Geschichte wird mit vielen Bildern und persönlichen Berichten zum Leben erweckt. Janzing hat auch Klaus Traube noch kurz vor dessen Tod besucht und präsentiert ihn als die »deutsche Atomgeschichte in Person«. Mit vielen weiteren Porträts malt Janzing ein gelungenes Bild der Anti-Atom-Bewegung, eine Hommage an den bunten Widerstand. Auch skizziert er die Strategie der Atomkraftlobby und ihr Scheitern. Gut ist, dass das Buch nicht in der Betrachtung der Vergangenheit verharrt. Denn sollte die Atomenergie in Deutschland in wenigen Jahren tatsächlich Geschichte sein (was sehr zu hoffen ist), müssen wir uns mit ihren Hinterlassenschaften noch lange herumschlagen. Ein ganzes Kapitel widmet sich dem Thema »Arbeit für Jahrzehnte – Strahlung für die Ewigkeit«. Janzing erklärt das Problem Atomkraft also nicht für erledigt – gut so. Bernward Janzing: Vision für die Tonne – Wie die Atomkraft scheitert, 2016. 272 Seiten, 29 €, Picea Verlag Zerstörerische Werbung Kaum einer mag Werbung, und noch weniger Menschen glauben, durch Werbung fundiert über ein Produkt informiert zu werden. Doch Werbung wirkt. Mehr noch: Wer nicht für sich wirbt, erleidet einen Wettbewerbsnachteil. Der Ökonom Christian Kreiß zeigt, dass kommerzielle Werbung mehr sein kann als nur lästig – nämlich zerstörerisch. Beispielhaft zeigt er, wie sie die Kultur, die Gesundheit und das Verhalten der Menschen beeinflusst. So scheuen manche Firmen nicht davor zurück, gezielt Unwahrheiten zu verbreiten. Werbekampagnen brachten etwa Frauen in Afrika dazu, ihren Kindern künstliche Babynahrung zu geben – mit fatalen Folgen für viele Neugeborene. Nestlé bekam sein unmoralisches Verkaufsgebaren gerichtlich bescheinigt. Erschreckend auch der Blick auf die Pharmaindustrie: Ein Viertel ihrer Ausgaben fließt ins Marketing, etwa doppelt so viel wie in Forschung und Entwicklung. Und die Tabak- und Alkoholkonzerne richten ihre Werbung extra an Kinder und Jugendliche, um sie möglichst früh als Kunden zu binden. Werbung zerstört die Gesellschaft, so die These. Kreiß zeigt, wie Werbung im Kapitalismus zu einem System der Gewalt wird. Werbung gehöre daher verboten. Sein Buch fügt eine Fülle interessanter Daten eloquent zu einem schlüssigen Bild zusammen. Christian Kreiß: Werbung – nein danke; Warum wir ohne Werbung viel besser leben könnten, 2016. 352 Seiten, 24,90 €, Europa-Verlag 44 BUNDmagazin [1-17] Sehnsuchtsort Alpen Zuallererst fallen die tollen Fotos auf. Großformatig spiegeln sie die berückende Schönheit der Alpen: Gipfel und Grate in allen Formen und Farben, ihre vielfältigen Bewohner – vom Kohlröschen bis zur Bayerischen Kurzohrmaus, vom Gänsegeier bis zum Rothirsch –, dazu Kulturzeugnisse von der Frühgeschichte bis zur Avantgarde alpiner Architektur. Die meisten Fotos hat eine Mittenwalder Bildagentur beigesteuert – zum satte zwei Kilo schweren Alpenbuch von Detlev Arens. »Naturerlebnis, Kulturgut, Sehnsuchtsort« – diesem Untertitel zeigt sich der prachtvoll gestaltete Band verpflichtet. Dabei ist »Die Alpen« mehr als ein Bildband, der sich darin erschöpft, grandiose Motive zu präsentieren. Detlev Arens liefert einen Überblick über die Naturgeschichte des Gebirges und einen Kul- turraum, der sich über acht Länder erstreckt. In kompakten Kapiteln streift er die Geologie, die Flora und Fauna, geschichtliche Epochen bei der Erschließung der Berge, die Entwicklung des Tourismus und Alpinismus oder die zeitgenössische Architektur. Gefährdung und Schutzwürdigkeit des Alpenraums klingen dabei immer wieder an. Das liest sich interessant und macht Lust, hier nur Angedeutetes später zu vertiefen. Zum Abschluss des Bandes sind die Nationalparke der Alpen vorgestellt – Hohe Tauern, Ècrins, Belluneser Dolomiten, Berchtesgaden. Im Anhang dann weiterführende Literatur. Daran fehlt es ja nicht, Bücher über die Alpen gibt es unzählige. Doch sicher nur sehr wenige, die uns derart gekonnt den Sehnsuchtsort Alpen nahebringen, mit all seinen Facetten. Detlev Arens: Die Alpen – Naturerlebnis, Kulturgut, Sehnsuchtsort, 2016. 320 S., 40 €, Edition Fackelträger Lust auf Entdeckungen? Über 40 Bände der »Entdecke«-Reihe sind seit 2009 erschienen – und ganz gleich, ob es um Tiergruppen wie Haie, Greifvögel oder Robben geht, oder um Korallenriffe, um Klimawandel oder Bionik: Mit vielen großen Fotos, einem lebendigen Layout und gut aufbereiteten Texten kompetenter Autor*innen gelingt es dem Verlag »Natur und Tier«, die unterschiedlichsten naturwissenschaftlichen Themen spannend zu vermitteln. Das Konzept dieser Sachbuchreihe für Kinder überzeugt. Eine schlaue Eule führt durch die Seiten, ein Quiz mit 20 Fragen rundet jedes der Bücher ab. Offenbar kommen die Bände gut an, regelmäßig vergrößert sich ihre Zahl. Zehn neue dürften mit diesem BUNDmagazin erschienen sein – zu Eseln und Elefanten, zu Beuteltieren, Krokodilen oder Schlangen … Eine Übersicht der Titel gibt es unter Ǡ www. ms-verlag.de (> Kinder > Entdecke-Reihe) Entdecke (…) – die Reihe mit der Eule, seit 2009. Je 64 Seiten, 12,80 €, Natur und Tier-Verlag Ein Dollar pro Stunde Der Traum von Abschottung ist ausgeträumt, so sehr ihn auch manche wieder herbeireden. Ungelöste Probleme, mit verursacht wesentlich von den Industrieländern, holen diese ein, weil heute alles global ist. Auf diesen Thesen basiert Georgios Zervas’ und Peter Spiegels »1-Dollar Revolution«. Wie lassen sich weltweite Fluchtbewegungen und Umweltprobleme wie der Klimawandel lösen? Ihr Schlüsselgedanke ist ein Mindestlohn von einem Dollar pro Stunde als Menschenrecht sowie Mindestpreise für landwirtschaftliche Rohstoffe. Dadurch könnten die extreme Armut von über zwei Milliarden Menschen überwunden und ökologische Herausforderungen wie die Energiewende global bewältigt werden. Die Autoren machen Mut, dass es trotz der derzeit eher instabil scheinenden Weltlage zu einem »Evolutionssprung« kommen könne: einem »öko-sozialen Weltwirtschaftswunder«. Der Planet profitierte wohl auch, wenn die weiteren Forderungen der Autoren umgesetzt würden: die Regeln der Welthandelsorganisation den UN-Standards zu unterwerfen; eine sozial verträgliche Konsumsteuer zu erheben; und die Folgekosten von klimaschädlichen Produkten in deren Preis abzubilden. Utopisch oder doch realistisch? Nun, auch in der Evolution geriet es schon oft zum Vorteil, geschickt mit anderen zu kooperieren. Peter Spiegel, Georgios Zervas: Die 1-Dollar-Revolution – Globaler Mindestlohn gegen Ausbeutung und Hunger, 2016. 256 Seiten, 20 €, Piper [1-17] BUNDmagazin 45 Mehr Zeit für die Oder PERSÖN LIC H Sascha Maier fährt von Berlin aus regelmäßig zur Oder: »Dieser Fluss ist zu jeder Jahreszeit einen Besuch wert.« Aus Sicht des BUND wird dies das gesamte Flusssystem in Mitleidenschaft ziehen. An der Unteren Oder liegt Deutschlands einziger AuenNationalpark. Mit ihm sollten sich die Ausbaupläne auf deutscher Seite doch leicht verhindern lassen? Schön wär’s! Leider fließt die eigentliche Oder nur am Rand des Nationalparks vorbei, der Nationalpark endet an ihrem Ufer. Außerdem genießt der Hochwasserschutz immer Vorrang. Diesen Vorrang stellt der BUND nicht infrage, wohl aber das einseitig technische Vorgehen. Wir fordern ein ökologisches Konzept, das die einmalige Oderaue in den Hochwasserschutz integriert. Sascha Maier zählt zum Vorstand des BUND Brandenburg. Seit einem Jahr engagiert er sich im BUND-Arbeitskreis Wasser und im Verein der Freunde des deutsch-polnischen Europa-Nationalparks Unteres Odertal. Nun schlägt er Alarm: Die Oder ist akut bedroht. Herr Maier, was verbindet Sie mit der Oder? Ich bin im fränkischen Lauf an der Pegnitz aufgewachsen, nur 200 Meter vom Fluss entfernt. Schon als Kind habe ich erlebt, wie dynamisch ein Fluss sein kann. Die Oder habe ich im Studium in Berlin kennengelernt, über den WWF, für den ich damals aktiv war. Ich war so von ihr beeindruckt, dass ich mich als Politikstudent mit dem Nationalpark im Odertal beschäftigt habe und für ein Umweltpraktikum in dessen Verwaltung ging. Ihrem Antrag zur Rettung der Oder haben die BUNDDelegierten Anfang November einstimmig zugestimmt. Was genau droht der Oder derzeit? Seit vielen Jahren wird ein Ausbau der Oder diskutiert. Schon das Hochwasser von 1997 führte zum Bau einer Staustufe bei Breslau, die demnächst fertig sein dürfte. 2006 warnte der BUND davor, die Oder unter dem Deckmantel Hochwasserschutz für Güterschiffe auszubauen. 2015 nun schlossen Deutschland und Polen einen Staatsvertrag, der – angeblich – den Einsatz von Eisbrechern bei Winterhochwasser gewährleisten soll. En passant aber soll die ganzjährige Passage großer Güterschiffe möglich werden. An 80 bis 90 Prozent des Jahres will man 1,80 Meter Wassertiefe garantieren. Polens neue Regierung hat beschlossen, alle großen Flüsse massiv auszubauen, auch die Oder. Dabei verbietet es die Wasserrahmenrichtlinie der EU, die ökologische Qualität eines Gewässers zu verschlechtern. Ǡ www.bundbrandenburg.de/ oder Was konkret ist an der deutschen Oder geplant? An die 500 Buhnen sollen erneuert, verlängert und erhöht werden, ohne Prüfung der Umweltverträglichkeit. 46 BUNDmagazin [1-17] Die polnische Seite plant noch mehr Natur zu zerstören? Ja. So grenzt nördlich an unseren Nationalpark das polnische Zwischenoderland, hier hat der Mensch über 70 Jahre nicht mehr eingegriffen. Polens Regierung plant diese Auenwildnis wieder in Nutzung zu nehmen und alte Einlasswerke zu erneuern, vorgeblich zum Schutz vor Hochwasser und für den Denkmalschutz ... Die Oder speist ja den Nationalpark – hat sich seine Verwaltung schon klar gegen die Ausbaupläne gestellt? Zumindest mündlich bei einem Treffen im Juni. Die Pläne widersprechen ja allem, was wir im Nationalpark wollen. So wurde an der Oder 2016 der einmillionste Stör ausgesetzt, um diese global bedrohte Art wieder heimisch zu machen. Die Oder ist flussaufwärts über 600 Kilometer ohne Querbauwerk und damit prädestiniert für Wanderfische. Doch um sich fortzupflanzen, benötigen Störe ein natürliches Flussbett. Die Forderung, die Pläne zu stoppen und den Hochwasserschutz ökologischer zu gestalten, wird die Oder allein wohl nicht retten. Was plant der BUND noch? Wir beleben derzeit unser deutsch-polnisch-tschechisches Bündnis »Zeit für die Oder« wieder. In den 1990er Jahren hat es den Fluss mit vielen Vorzeigeprojekten ins öffentliche Bewusstsein gerückt. Und wir bringen unter dem Dach des Deutschen Naturschutzrings ein alternatives Konzept für den Hochwasserschutz voran. Mit deutschen und polnischen Juristen bereiten wir zudem Klagen auf beiden Seiten der Oder vor. Engagieren Sie sich rein ehrenamtlich, oder sind Sie auch beruflich im Gewässerschutz aktiv? Ich arbeite als IT-Berater, mein Einsatz für die Oder ist davon ganz unabhängig. Um meine Flussaktivitäten zu stemmen, habe ich die Arbeitswoche inzwischen aber auf vier Tage gekürzt. Interview: Severin Zillich Was bleibt, wenn wir gehen? BUND-Ratgeber für mein Testament ei und Jetzt kostenfr bestellen! unverbindlich Almuth Wenta BUND-Ansprechpartnerin für Erbschaften und Vermächtnisse Am Köllnischen Park 1 10179 Berlin (0 30) 275 86 474 Almuth.Wenta@bund.net Vom Menschen nach wie vor nicht beherrschbar: DIE MACHT VON EBBE UND FLUT Hugh Aldersey-Williams porträtiert die faszinierendsten und am meisten gefürchteten Tide-Orte unseres Planeten – und verbindet dabei Wissenschaft mit großen Erzählungen und Mythen. Nehmen Sie Platz, das maritime Drama mit einer Länge von 12 Stunden und 30 Minuten beginnt! »Ein Lesevergnügen!« The Sunday Times Aus dem Englischen von Christophe Fricker. 368 Seiten mit zahlreichen Abbildungen. Gebunden, Lesebändchen. Farbig bedrucktes Vorsatzpapier Auch als E-Book erhältlich. ERSCHEINT AM 20. FEBRUAR 2017 www.hanser-literaturverlage.de Motiv: © Arseniy Gutov / shutterstock
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