BUNDmagazin
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland
Energiewende
retten!
Friends of the Earth Germany
www.bund.net
1/2017
Schon bei der Baufinanzierung
Energie sparen
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Verwirklichen Sie Ihren Traum von den eigenen vier Wänden. Bei der sozialökologischen GLS Bank finanzieren Sie so, dass es Ihren nachhaltigen Werten
nicht zuwiderläuft. Und das Beste dabei: Wir beraten fachlich fundiert, fair
und transparent. Darum wurde die GLS Bank in der Kundenumfrage „Bank
des Jahres 2016“ mit Platz 1 in der Kategorie Baufinanzierung ausgezeichnet.
Ihre Vorteile
– bei energieeffizienter Bauweise bis zu 0,5 % Zinsnachlass
– Zinsbindung 5 oder 10 Jahre
– Berücksichtigung von Mitteln der KfW
– Sondertilgungen bis zu 5 % im Jahr kostenfrei
– ab 50.000 Euro
FORUM
Liebe Leser*innen,
wir leben in politisch unruhigen Zeiten, wer
wollte das bestreiten? Das macht es für den
BUND momentan nicht einfach, Natur und
Umwelt eine Stimme zu verleihen, die auch
gehört wird. Zumal es um sich zu greifen
scheint, Tatsachen in »Fake-News« und Lügen
in »alternative Tatsachen« umzudeuten,
ganz wie es das eigene Machtkalkül diktiert.
Wer wie der BUND auf wissenschaftliche
Erkenntnisse pocht und für eine vorausschauende Politik wirbt, steht damit vor
neuen Herausforderungen.
4
I N HALT
Leserbriefe/Impressum
MAGAZI N
6
Kurznachrichten
KOMMENTAR
10 Energiewende in Gefahr
TITELTH EMA
12 Rettet die Energiewende!
13 Wann wieder auf Klimakurs?
16 Kosten und Nutzen
17 Schluss mit der Verschwendung
18 Countdown für Kohle und Atom
J. Huber
2016 war das wärmste jemals gemessene
Jahr, und das dritte Jahr in Folge, das einen
neuen globalen Wärmerekord aufgestellt hat.
Den meisten Medien war dies nur eine Randnotiz wert – in all dem Dauerlärm, der speziell
über den Atlantik zu uns drang. Doch leider
verlieren die vielen Umweltprobleme dabei
nur »gefühlt« an Bedeutung. In Wirklichkeit
scheren sich die Klimakrise oder das globale
Artensterben keinen Deut darum, wer sie als
solche anerkennt, sie nehmen schlicht ihren
Lauf.
20 Stromnetz ausbauen?
21 Gefragt – Geantwortet
Seite 12: Energiewende retten
… heißt zuallererst: so rasch wie
möglich die Kohlekraftwerke
stillzulegen – für Klimaschutz
und erneuerbare Energien.
AKTION
24 Rettet unsere Böden!
Deshalb wird sich der BUND weiterhin engagiert für Natur und Umwelt und eine lebenswerte Zukunft einsetzen. Zum Beispiel für
den Schutz des Klimas und für eine Energiewende, die diesen Namen verdient. Lesen
Sie im Schwerpunkt dieser Ausgabe, wie der
BUND den derzeitigen Ausbau der erneuerbaren Energien beurteilt – und warum sich
Deutschland besser heute als morgen von
Atomkraft und Kohle verabschieden sollte.
GUT LEBEN
Für das Klima, den Artenschutz und vieles
mehr wollen wir uns auch im anstehenden
Wahlkampf einbringen. Im Herbst wird die
neue Bundesregierung gewählt: Hoffen wir,
dass unser Land eine politische Kultur ver teidigt, die ausreichend widerständig ist –
gegen die populistischen Lautsprecher und
Demokratieverächter, die heute in so vielen
Staaten das Sagen haben. Hoffen wir, dass
in Deutschland vor allem das gute Argument
nicht an Kraft verliert. Dafür wird auch der
BUND sein Möglichstes tun.
29 Wildkatze: Bald besser vernetzt?
Es mag etwas spät sein. Doch gerade weil
die Vorzeichen schon einmal besser waren:
Ihnen allen ein gutes Jahr 2017!
40 Die junge Seite
25 Wohin nach der Schule?
NATU RA 2000
26 Neustädter Binnenwasser
ZU R ZEIT
28 Schmetterling und Libelle 2017
30 Wir haben es satt!
31 Alles neu auf »bund.net«
32 Wunschzettel statt Strategie
33 Zeitfenster 2030: Gut ernährt
AKTIV
34 Neues aus dem BUND
38 Friends of the Earth
Seite 40: Spielzeug Auto?
Mit einer bundesweiten Kampagne protestierte die BUNDjugend gegen die Politik von
Verkehrsminister Dobrindt.
MEDI EN
44 Neu und interessant
Severin Zillich, Redaktion
PERSÖN LIC H
46 Sascha Maier
[1-17] BUNDmagazin
3
FORUM
Bio-/Papier-/Plastikmüll
tungen im PDF-Format im Internet
zu verweisen. Das aber würde den
– vorläufig nicht zu vernachlässigenden – Teil der Kund*innen ausschließen, die noch nicht online sind.
Zum Interview »Konsequent trennen« in Ihrem Abfallschwerpunkt:
Rolf Buschmann sagt dort, Biomüll
sollte in Zeitungspapier gesammelt
werden. Sollte man Zeitungspapier
im Biomüll wegen der Druckerschwärze und Druckerfarben nicht
lieber vermeiden? Es gibt ja (kaum
bedruckte) Papier-Biomülltüten für
diesen Zweck. Oder wäre das jetzt
päpstlicher als der Papst? Über Ihre
Einschätzung und eine Antwort
würden wir uns sehr freuen!
Gisela Gloger, Konstanz-Dingelsdorf
Die Druckerschwärze im Zeitungspapier enthält im Wesentlichen Rußpartikel, die im Kompost oder in den
Bioabfallbehandlungsanlagen wohl
kein Problem darstellen. Die Blau-,
Rot- und Gelb-Pigmente von farbigem Zeitungspapier sind organischer
Natur und enthalten heute keine
Schwermetalle mehr, so dass auch
sie kein spezielles Problem darstellen.
Klassisches Zeitungspapier nimmt
zudem (anders als ein Hochglanzpapier) sehr gut die Feuchtigkeit auf.
Natürlich sollten Sie davon nur so
viel wie nötig verwenden, der Rest
ist besser im Altpapier aufgehoben.
Titel der Ausgabe 4/16
Unsere jüngste Erfahrung zu überflüssigem Papierverbrauch und
Müllproduktion: Wir bestückten
unsere Küche mit einem Dampfgarer von AEG. Mitgeliefert wurden
Betriebsanleitungen für die Länder
HU, PL, CS, LT, LV, ET, NL, ES, FR
und SK, jeweils 68 Seiten im Format
DIN A 5, kein Recyclingpapier: 942
Gramm zum Entsorgen. Bitte unterstützen Sie uns dabei, diesen Wegwerfwahn zu stoppen!
Ursula+Peter Hummel, Wackernheim
Dieses Ärgernis ist ein Problem der
gesamten Branche. Elektrogeräte
werden europaweit meist in Standardpaketen versendet. Daher liegt
die Gebrauchsanleitung immer in
allen Sprachen bei. Die Alternative
wäre, für jedes Land Extrapakete mit
nur einer Anleitung zu verschicken.
Oder am einfachsten nur auf Anlei-
IMPRESSUM
Das BUNDmagazin ist die Mitgliederzeitschrift
des BUND und erscheint viermal im Jahr.
Herausgeber: Bund für Umwelt und Naturschutz
Deutschland e.V. (BUND) – Friends of the Earth
Germany, Am Köllnischen Park 1, 10179 Berlin
V.i.S.d.P.: Yvonne Weber
Redaktion: Severin Zillich, ִ (0 30) 2 75 86-4 57,
Fax -4 40, redaktion@bund.net, www.bund.net/
bundmagazin
Gestaltung, Produktion: Claudia Gunkel (Produktionsleitung), Marc Venner (Grafik, Layout)
Titelbild 1/17 (21. Jahrgang): Windrad im Sonnenuntergang – BlackMac/fotolia.com
4
BUNDmagazin [1-17]
Verlag: Natur & Umwelt Verlags-GmbH, Am Köllnischen Park 1, 10179 Berlin
Mitgliederservice: ִ (0 30) 2 75 86-479, Fax -4 40,
mitgliederservice@bund.net
Bezugspreis: für Mitglieder im Beitrag enthalten,
für Nichtmitglieder 20 Euro pro Jahr.
Anzeigenverwaltung: Ruth Hansmann, Runze &
Casper Werbeagentur GmbH, ִ (0 30) 2 80 181 45, Fax: -4 00, hansmann@runze-casper.de.
Es gilt der Anzeigentarif Nr. 25.
Druck: Brühlsche Univ’druckerei GmbH & Co KG
Papier: 100% Recycling, glänzend gestrichen
Spenden: Der BUND benötigt für seine Arbeit
über die Mitgliedsbeiträge hinaus Unterstützung.
Ihre Spende ist steuerlich absetzbar. Bitte überweisen Sie Ihre Spende auf das Konto der Bank
Im Beitrag zum Plastikmüll findet
sich die Forderung, alle Kunststoffprodukte kleiner fünf Millimeter zu
verbieten, und zwar EU-weit. Einmal davon abgesehen, dass der Begriff »Kunststoff« streng genommen
jeden Polymerwerkstoff umfasst,
auch natürlich vorkommende:
Diese Forderung beträfe Tausende,
wenn nicht Millionen Bauteile, die
vor allem in der Elektrik- und Elektronikindustrie (alle Handys, PCs,
Drucker etc.), aber auch im Alltagsleben (zum Beispiel Kugelschreiber)
gebräuchlich sind. Für diese gibt es
teilweise überhaupt keinen Ersatz,
oder mögliche Ersatzwerkstoffe
sind noch deutlich problematischer.
Deshalb wäre eine solche Forderung
ganz und gar nicht praktikabel.
Helmut Horn, Bremen
Tatsächlich war diese Forderung
nicht pauschal gemeint, sondern
zielte speziell auf Kosmetikprodukte.
Deren Zusätze von Mikroplastik
gelangen übers Abwasser besonders
leicht in die Umwelt.
Verkehrpolitik ändern!
Bisher war noch jeder Bundesverkehrswegeplan ganz nach dem
Geschmack der Auto-, Lkw- und
Straßenbaulobby und der ihr nahestehenden Politiker gestrickt. Dabei
befanden sich die Investitionen zur
für Sozialwirtschaft: IBAN: DE24 3702 0500 0008
2802 02, BIC: BfS WDE33. Danke! (siehe hierzu:
www.bund.net/spenden)
Copyright: Alle Beiträge und Abbildungen sind
urheberrechtlich geschützt. Nachdruck oder
sonstige Verwertung nur mit schriftlicher Einwilligung des Verlags.
Druckauflage: 198 202 Exemplare (IVW 4/2016);
in der Natur + Umwelt: 136 658 Ex. (IVW 4/2016)
Beilagen: Dieses BUNDmagazin enthält in Teilen
seiner Auflage eine Beilage von »Waschbär – der
Umweltversand«.
Das BUNDmagazin 2/2017 erscheint am 13. Mai
mit dem Schwerpunkt »Wildnis«.
Daten an Dritte?
Ich erhielt kürzlich einen Werbebrief der ZEIT, adressiert an
mich als BUNDmagazin-Leser. Gibt es eine entsprechende
Kooperation? Habe ich dem BUND bei meinem Eintritt erlaubt, meine Adresse an Dritte weiterzugeben? Diese Frage
gilt ja nicht nur für mich. Danke für eine Antwort!
Peter-Jürgen Heinen, Horrem an der Erft
Dem BUNDmagazin lag ein nicht personalisierter Brief der
ZEIT bei, der sich an unsere Mitglieder bzw. die Leser*innen
des Magazins wendet. Dies ist eine Beilage, über die das
BUNDmagazin (wie über Anzeigen auch) Einnahmen erzielt.
Unternehmen, die über unser Magazin Beilagen verbreiten,
erhalten zu keinem Zeitpunkt die Daten der Adressaten.
Daher steht in dem Brief auch nicht Ihr Name, sondern eben
nur allgemein »Lieber Leser«. Der BUND gibt Adressen seiner
Spender*innen oder Mitglieder selbstverständlich nicht an
solche Unternehmen weiter.
auch
DOV(%RRN
erhältlich.
Werner Kunz
Artenschutz durch
Habitatmanagement
Der Mythos von der unberührten Natur
Anzeigen
Betonierung unserer zerstückelten Landschaft regelmäßig
auf Rekordniveau. Der von den einschlägigen Lobbys diktierte Wachstumswahn geht allen Protesten und fachlichen
Eingaben zum Trotz weiter.
Dies kann wohl nur ein rot-rot-grünes Bündnis beenden.
Dazu muss die Finanzpolitik klare Prioritäten zugunsten
der Bahn als umweltfreundlichstes Transportmittel setzen.
So werden bislang nur klägliche 18 Prozent der Güter auf
der Schiene befördert, 72 Prozent per Lkw. Hier besteht
dringender Handlungsbedarf, auch um die ohnehin nicht
sehr anspruchsvollen Klimaschutzziele noch zu erreichen.
Wir benötigen endlich eine radikale Wende in der Verkehrspolitik. An die Stelle der von der Bundesregierung
praktizierten Kungelei mit der Auto-, Lkw- und Straßenbaulobby muss eine zukunftsgerichtete, ökologisch und
ökonomisch verantwortbare Globalpolitik treten.
Karl Josef Knoppik, Meschede-Stockhausen
WERNER KUNZ
Artenschutz
durch Habitatmanagement
Der Mythos von der
unberührten Natur
Mit einem Vorwort
von Deutschlands
populärstem Biologen
Josef Reichholf
ISBN: 978-3-527-34240-2 • November 2016 • 314 S. •
Gebunden • € 59,90
Der Naturschutz ist in eine Krise geraten. Trotz immer mehr
Naturschutzgebieten geht das Artensterben in Mitteleuropa
weiter. Dieses Buch zeigt einen Weg aus der Krise.
Der Autor erklärt, wie durch aktive Gestaltung von Lebensräumen die historische Artenvielfalt in Mitteleuropa erhalten
werden kann und warum wir dafür unbedingt umdenken
müssen.
(LQH3 LFKWOHNW¾UHI¾Ujeden Naturschützer!
www.wiley-vch.de
Irrtum und Preisänderungen vorbehalten.
Stand der Daten: November 2016.
Die Redaktion freut sich über jede Zuschrift, behält sich aber
Kürzungen vor. Eine erweiterte Auswahl von Leserbriefen
finden Sie unter Ǡ www.bund.net/bundmagazin – etwa vier
Wochen nach Erscheinen jeder neuen Ausgabe.
DAS GENDERSTERNCHEN *
Die Delegierten des BUND haben auf Antrag der BUNDjugend
beschlossen, in den Publikationen des Bundesverbandes und
auf www.bund.net vorrangig das »Gendersternchen« zu nutzen.
Statt »FreundInnen« oder »Freund/innen« werden Sie also im
BUNDmagazin künftig »Freund*innen der Erde« lesen. Warum?
Das Gendersternchen bildet sprachlich die männliche wie auch
die weibliche Form ab. Zudem wird – aus Respekt für Menschen,
die sich keinem der beiden Geschlechter zuordnen können oder
wollen – das Sternchen als Platzhalter verwendet. Mit dieser
»genderneutralen« Form (Gender = das von Gesellschaft und
Kultur geprägte »soziale Geschlecht«), die zum Beispiel an den
Universitäten schon weite Verbreitung gefunden hat, bekennt
sich der BUND zur geschlechtlichen Gleichstellung.
[1-17] BUNDmagazin
5
MAGAZI N
Aktion bei den
Naturschutztagen
am Bodensee im
Januar 2016.
Frank Müller/BUND BW
Die Zahl
27 312 Schutzgebiete gerettet
U
Auch sie bleiben
EU-geschützt:
Kratersee »Lagoa
de Fogo« auf der
Azoren-Insel São
Miguel (Portugal);
und der Wolf.
nser gemeinsamer Protest
unter dem Motto »Nature
Alert« war erfolgreich: Der Versuch
der EU-Kommission, den europäischen Naturschutz zu schwächen,
ist auf ganzer Linie gescheitert.
27 312 Natura 2000-Schutzgebiete
bleiben auch in Zukunft streng
geschützt. Dank der Fauna-FloraHabitat- und Vogelschutzrichtlinie
sind damit EU-weit 4 346 742 km2
vor der Zerstörung sicher.
Insgesamt über 520 000 Bürger*innen haben der Natur eine starke
Stimme verliehen. Sie retteten das
rechtliche Fundament des Naturschutzes in Deutschland und Europa. Nach zwei Jahren intensiver
Auseinandersetzung gelang es dem
BUND in einem breiten Bündnis
europäischer Verbände, Unterneh-
men und Institutionen (und in
enger Kooperation mit dem Bundesumweltministerium), was lange
Zeit kaum denkbar war: Die von
Jean-Claude Juncker geführte EUKommission wird die zwei Naturschutz-Richtlinien beibehalten.
Mehr noch: Sie verpflichtete sich,
den Naturschutz nun mit einem
Aktionsplan zu stärken.
FFH- und Vogelschutzrichtlinie
haben in den letzten Jahrzehnten
wesentlich zur Rettung bedrohter
Lebensräume und Tierarten beigetragen. Gewonnen haben prominente Arten wie Kranich und Seeadler, Wildkatze, Wolf und Biber
oder auch die Fledermäuse. Millionen Zugvögel wären ohne sie auf
ihren Routen zum Abschuss freigegeben. Auch wären mehr Moore
blickwinkel/R. Linke
6
BUNDmagazin [1-17]
und Feuchtgebiete trockengelegt
und die letzten unversehrten
Küstenstreifen bebaut worden.
Natura 2000 bleibt von größter
Bedeutung dafür, bedrohte Arten
und Landschaften zu bewahren.
Und so unser aller Lebensqualität:
98 Prozent der EU-Bürger*innen
leben weniger als 20 Kilometer entfernt von einem der europäischen
Schutzgebiete. Sie nutzen diese zur
Naherholung, profitieren von ihrer
landschaftlichen Schönheit und
teilweise zudem von finanzieller
Hilfe für eine naturgerechte Bewirtschaftung. Damit schützt Natura
2000 auch das Recht künftiger
Generationen auf eine lebenswerte
Umwelt.
Ǡ www.bund.net/naturschutz
KURZ & GUT
»Only bad news is good news« heißt es, vor allem schlechte Nachrichten erregen also unsere Aufmerksamkeit.
Doch positive Neuigkeiten aus unserem Verband und dem Umwelt- und Naturschutz tun einfach gut. Ein paar
aus jüngster Zeit haben wir für Sie ausgewählt.
Ǡ 400 853: Ende 2016 haben sich erstmals in der Verbandsgeschichte über
400 000 Mitglieder im BUND engagiert – 5,8 Prozent mehr als im Vorjahr!
Wir freuen uns über das wachsende Vertrauen in die bundesweite Arbeit
des BUND. Gemeinsam mit den Spenderinnen und Förderern können wir
auf weit über 550 000 Unterstützer*innen zählen. Vielen Dank Ihnen allen
für Ihr Bekenntnis zum Natur- und Umweltschutz!
Ǡ Grüner Anbieter: Seit Dezember verkehrt der Fernzug Locomore täglich
zwischen Stuttgart und Berlin – zu Preisen, die sich mehr am Fernbus als
am ICE orientieren. Der u.a. durch Crowdfunding finanzierte Zug fährt mit
hundert Prozent Ökostrom (von Naturstrom) und bietet eine Verpflegung,
die überwiegend fair und bio ist. Der BUND wünscht viel Erfolg!
Ǡ Bund und Länder haben Mitte Januar endlich ein Gesamtkonzept für
die Elbe beschlossen. Damit kann nun eine positive Entwicklung der wertvollen Flusslandschaft eingeleitet werden. Das Papier markiert einen
ersten Zwischenschritt – grundlegende Konflikte speziell mit der Güterschifffahrt müssen noch aufgelöst werden. Mehr dazu im nächsten Heft.
I. Brunar
Ǡ Fast 11 000 Vogel-Nistkästen hat der BUND-Regionalverband Südlicher
Oberrhein in den letzten neun Jahren verkauft und verschenkt. Gebaut
werden die Kästen vor Ort in zwei Werkstätten der Caritas von Menschen
mit Behinderung. Das Fichten- und Tannenholz stammt von Familienbetrieben aus dem Schwarzwald. Nistkästen selber bauen oder bestellen:
Ǡ www.bund-rvso.de/nistkasten.html
Ǡ Der Carsharing-Anbieter Cambio wird keine Dieselfahrzeuge mehr an-
J. Hilgenberg
schaffen. Der Grund: Seit dem Abgasskandal ist klar, dass fast alle DieselNeuwagen notorisch die gesetzlichen Grenzwerte für Stickoxide überschreiten. Der BUND hat Cambio bei der Entscheidung gestärkt – und empfiehlt
Carsharingfirmen, künftig nur noch kleine, sparsame und (mittelfristig)
emissionsfreie Fahrzeuge einzusetzen. Ǡ www.bund.net /carsharing
Ǡ Hubert Weiger wurde für erneut drei Jahre in den Rat für Nachhaltige
Entwicklung berufen. Dieser berät die Bundesregierung und soll helfen,
deren Nachhaltigkeitsstrategie fortzuentwickeln, Projekte zu ihrer Umsetzung vorschlagen und den gesellschaftlichen Dialog fördern. Zur ersten
Sitzung des neuen Rates stellte sich der BUND-Vorsitzende mit den übrigen
Mitgliedern und Bundesminister Peter Altmaier dem Fotografen.
Land lebenden wilden Wölfe abzuschießen, Ende Dezember aufgegeben
– nach einer Kampagne des BUND-Partners Friends of the Earth Norway.
Der Abschuss der auch in Norwegen geschützten Tiere hätte gegen nationale wie internationale Gesetze verstoßen.
RNE
Ǡ Wölfe gerettet: Norwegens Regierung hat ihr Vorhaben, 47 der 70 im
Ǡ Der spanische BUND-Partner Amigos de la Tierra kann einen großen
Erfolg verbuchen: Nach langjähriger Klimakampagne hat die neue Umweltministerin ein Gesetz für Energiewende und Klimaschutz zur Priorität ihrer
Amtszeit gemacht – und alle Parteien in Spanien sprechen sich inzwischen
dafür aus. Um es zum Erfolg zu führen, haben die »Freunde der Erde« eine
Klimaallianz mit über 400 Verbänden und Initiativen geschmiedet.
[1-17] BUNDmagazin
7
Was ist Suffizienz?
MAGAZI N
Gutes Leben für alle!
S
uffizienz – ist das nicht eine
Herzkrankheit? Oder was Religiöses? Unter diesem Begriff lässt
sich nur schwer etwas vorstellen.
Das lateinische »sufficere« heißt so
viel wie »ausreichen, genug sein«.
Und genau darum geht es. Suffizienz
bedeutet zunächst einmal: zu fragen,
wie viel genug sein kann.
Mehr und mehr berührt dies die
grundlegenden Fragen unserer Zeit.
Wie können wir die Fülle unserer
natürlichen Lebensgrundlagen
langfristig sichern? Und wie diese
Grundlagen gerecht verteilen?
In einer gemeinsamen Broschüre
suchen der BUND und die BUNDjugend Baden-Württemberg nach
Antworten. Auf rund 80 bunt illustrierten Seiten erfahren Neulinge,
was die Suffizienz mit dem eigenen
Lebensstil zu tun hat; welche guten
Beispiele es bereits für den persönlichen Alltag, für Kommunen und
Organisationen gibt; und was Politik
und Wirtschaft beitragen müssen.
Auch wer damit inhaltlich schon
vertrauter ist, wird viele Denkanstöße erhalten. Allen, die ihr Umfeld
sofort suffizienter gestalten wollen,
hilft das umfangreiche Praxiskapitel
weiter. Politisch interessierte und
engagierte Leser*innen bekommen
hier Tipps, wie sich kommunale
Maßnahmen umsetzen lassen.
Nützlich ist auch eine digitale
Landkarte zur Suffizienzpolitik,
die kürzlich separat veröffentlicht
wurde. Sie enthält ein »Argumentarium«, das Eingang in die BUNDBroschüre gefunden hat: als rhetorisches Werkzeug, um kritische Fragen klug zu kontern. Ǡ www.postwachstum.de/suffizienzpolitik
Die Broschüre gibt es für 3 Euro (plus
Porto) bei der BUND-Service GmbH,
Tel. 0 77 32/15 07-0, bund.servicegmbh@bund.net; und gratis online:
Ǡ www.bund-bawue.de/gutes-leben
Ökotipp
Pflanzen Sie ein Apfelbäumchen
D
ie Weltlage bleibt eher düster?
Wir empfehlen Ihnen, es im
Lutherjahr mit dem großen Reformator zu halten (auch wenn das
entsprechende Zitat offenkundig
nicht von ihm stammt): Pflanzen
Sie ein Apfelbäumchen – oder eine
Kirsche oder Zwetschge. Sollten Sie
keine ökologische Baumschule oder
Gärtnerei in der Nähe haben: Greifen
Sie auf das Angebot unseres BUNDladens zurück! Bis Mitte März ist
Pflanzzeit. Wir schicken Ihnen binnen ein bis drei Tagen einen zwei
Jahre lang vorgezogenen Obstbaum
Ihrer Wahl. Er stammt aus ökologischem Landbau, wurde also weder
8
BUNDmagazin [1-17]
mit Pestiziden noch mit Kunstdünger behandelt. Die Sorten sind zum
Teil schon vor Jahrhunderten entstanden. Mit ihren speziellen Eigenschaften – wie Robustheit, guter Geschmack und vielfältige Verwertung
– haben sie sich seitdem bewährt.
• Mehr dazu unter Ǡ www.bundladen.de/Garten/obstbaeume
• Eine umfassende Übersicht alter
Sorten bietet der BUND Lemgo unter
Ǡ www.obstsortendatenbank.de
Weitere Ökotipps des BUND finden
Sie hier: Ǡ www.bund.net/oekotipps
Klaus Leidorf
Gerettete Landschaft
Tag für Tag verschwindet mehr Natur unter Asphalt und Beton. Seit seiner Gründung
wehrt sich der BUND gegen den stetigen Flächenfraß, vielfach mit Erfolg. So konnte
die Kreisgruppe Traunstein den Bau einer Skischaukel und Sommerrodelbahn am
»Blumenberg« Geigelstein verhindern. 1991 wurde er daraufhin unter Schutz gestellt
– nicht zuletzt dank des Alpenplans. Der BUND setzt sich nachhaltig für diesen Plan ein,
der auf eine nachhaltige Entwicklung des bayerischen Alpenraums zielt.
Energiewende
KOMMENTAR
… zum Erfolg führen!
Unser Logo zur Kampagne »AKWs aus, Sonne an: jetzt!«
nach dem Atomunfall in Fukushima.
lieferten die erneuerbaren Energien. Damit sind sie
heute der wichtigste Pfeiler unserer Stromversorgung.
Bei der Wärmeversorgung (zehn Prozent) und im Verkehr (fünf Prozent) liegt ihr Anteil deutlich geringer.
F
ür den BUND ist die Energiewende ein Kernstück
seiner Arbeit und eine echte Herzensangelegenheit.
Ist sie doch die Antwort auf die drohende Klimakatastrophe und das Risiko der nicht zu verantwortenden
Atomkraft. Viele Jahre haben wir dagegen gekämpft.
Nach der Katastrophe in Fukushima gelang es uns 2011
in einem großen Bündnis, dass acht deutsche Meiler
vom Netz genommen wurden. Und der Atomausstieg
geht weiter: 2015 wurde das AKW Grafenrheinfeld stillgelegt, dieses Jahr kommt Gundremmingen B dazu.
Im Strombereich ist die Energiewende zwar schon
erfolgreich verankert. Doch bremst die Bundesregierung
sie derzeit auf riskante Weise. Der Ausbau der Solarenergie ist deshalb in den letzten Jahren fast zum Stillstand gekommen. Der Ausbau der Windenergie geht
zwar weiter, wurde aber gedeckelt. Gerade in Norddeutschland soll er gedrosselt werden, wo er in den
letzten Jahren so erfolgreich war.
Dank der Energiewende verläuft der Atomausstieg
problemlos: Der Atomstrom konnte durch erneuerbare
Energien locker ersetzt werden. Versorgungsengpässe
gab es nicht, anders als vorhergesagt. Im Gegenteil:
Deutschland exportiert so viel Strom wie noch nie.
Vom völligen Verzicht auf fossile Brennstoffe
sind wir noch weit entfernt
Noch aber ist der Atomausstieg nicht vollzogen. Acht
deutsche Reaktoren sind weiter in Betrieb, teilweise bis
2022. Der BUND will den endgültigen Atomausstieg,
sofort. Deshalb muss auch der Ausbau der Alternative –
der erneuerbaren Energien – engagiert vorangehen
und darf nicht politisch ausgebremst werden.
Mit der Energiewende verbunden ist eine weitere,
noch größere Herausforderung: der Kampf gegen die
drohende Klimaerwärmung. Den Temperaturanstieg
möglichst unter 1,5 Grad zu halten, bleibt für die
Menschheit von schicksalhafter Bedeutung. Der aktuelle Trend läuft auf eine Erwärmung um drei bis fünf
Grad hinaus, mit kaum absehbaren Folgen. Ein deutlich
höherer Meeresspiegel und immer mehr Wetterextreme
– Stürme, Hitzeperioden, Wolkenbrüche – wären fatal
für Mensch und Natur. Damit Deutschland nennenswert zum Klimaschutz beiträgt und die Ziele des Pariser
Klimavertrags erreicht, müssen wir unsere Energie bis
2040 ganz ohne fossile Brennstoffe gewinnen.
Von diesem völligen Verzicht auf Kohle, Öl und Gas
sind wir noch weit entfernt. Denn die Energiewende
war in den letzten Jahren nur im Strombereich erfolgreich: Fast ein Drittel des 2016 verbrauchten Stroms
10
BUNDmagazin [1-17]
Schließlich sollen die Erneuerbaren künftig immer
weniger durch die Menschen vor Ort gefördert werden.
Speziell beim Ausbau der Photovoltaik hat die Regierung
ständig neue Hürden errichtet. Problematisch war es
besonders, die Förderung der Erneuerbaren auf ein Ausschreibungsverfahren umzustellen. Beteiligen werden
sich hier vor allem Energieversorger und professionelle
Projektierer. Dies mag die Kosten der Erzeugung kurzfristig senken. Doch mittelfristig wird es zum Problem.
Um die Energiewende zu vollenden, benötigen wir
noch viele Solar- und Windkraftanlagen. Wir müssen
die Photovoltaik endlich in die Großstädte bringen –
auch wenn dies schwierig ist. Und beim Ausbau der
Windkraft muss der Schutz von Natur und Landschaft
Vorrang haben vor Kostenaspekten. Vor allem aber ist
die Energiewende auf Akzeptanz und Unterstützung
vor Ort angewiesen. Deshalb ist es ein großer Fehler,
sie allein den Profis zu überlassen.
Die Energiewende lebt davon, dass
möglichst viele Menschen sich für
sie engagieren und an ihr – auch
finanziell – beteiligen.
Hubert Weiger
… ist der Vorsitzende des BUND.
Saubere Energie
Jetzt wechseln und 25 €-Strombzw. Gasgutschrift erhalten:
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Energiewende retten!
Schneller als jedes andere internationale Abkommen zuvor trat
im November der Pariser Klimavertrag in Kraft: Deutlich unter zwei
Grad, besser bei 1,5 Grad wollen 195 Staaten die globale Erwärmung
des Klimas stoppen. Selbst die USA und China stimmten zu – weil
man auf Freiwilligkeit setzte.
Die Rahmenbedingungen für eine weltweite Klimapolitik, die
auf Vernunft und Problembewusstsein basiert, sind mit dem neuen
US-Präsidenten nicht besser geworden. In Deutschland bekennt
sich die Regierung zwar zu ihren Klimazielen. Doch verweigert sie
die nötigen Schritte, um diese Ziele zu erreichen.
Nun wird im Herbst auch bei uns gewählt. Zu den wichtigsten
Forderungen des BUND an die neue Regierung zählt, mit einem
raschen Kohleausstieg die Energiewende zu beschleunigen.
Warum tut die Politik so wenig für eine Energieversorgung mit
Zukunft? Und wo genau muss sie ansetzen – nicht erst im Herbst
nach der Wahl? Lesen Sie dazu unser Titelthema.
12
BUNDmagazin [1-17]
Jörg Farys
Deutschlands Energiepolitik
Wann wieder auf Klimakurs?
D
er stetig wachsende Anteil erneuerbarer Energien
hat in den letzten Jahren den Eindruck vermittelt:
Es geht voran. Seit der Katastrophe in Fukushima stellt
auch die CDU den Atomausstieg nicht mehr (laut)
infrage. Und auf internationalem Parkett gilt Deutschland heute als Vorreiter des Klimaschutzes. Alles auf
Kurs also?
Mitnichten. Die Kluft zwischen klimapolitischer Verpflichtung und aktueller Energiepolitik in Deutschland
ist riesig. So wie die Bundespolitik und einige Bundesländer zuletzt die Weichen ausgerichtet haben, dürfte
die Energiewende in den nächsten Jahren ernsthaft in
Schwierigkeiten geraten.
Das ist umso schlimmer, als die Wende gerade erst
begonnen hat – und die übergroße Mehrheit der Deutschen sie unterstützt. Die Energiewende ist ja kein
Selbstzweck. Sie erlaubt uns unabhängig von der Atomkraft und fossiler Energie zu werden.
Noch zu viel Kohlestrom
Der Stromsektor ist schon mitten im Wandel. Fast
jede dritte verbrauchte Kilowattstunde ist heute erneuerbar. Dieser Erfolg verdankt sich maßgeblich dem
Stromeinspeisungsgesetz von 1990 (ab 2000 Erneuerbare-Energien-Gesetz): Die erneuerbare Energie wurde
verlässlich gefördert und abgenommen.
Weil aber der Emissionshandel in Europa versagt,
blieb auch der besonders klimaschädliche Kohlestrom
rentabel – und wird nun verstärkt exportiert: Ein Zehntel seines Stroms führt Deutschland inzwischen aus,
das ist Rekord in Europa. Dies torpediert unsere Klimaziele und behindert den Umbau des Energiesystems.
Der fehlende Kohleausstieg bleibt der große Makel der
Stromwende.
Verbrauch halbieren
Viel Energie benötigen wir zudem, um Wärme zu
erzeugen, und für den Verkehr. Hier dominieren immer
noch fossile Energieträger, ob im Verbrennungsmotor
oder in der Heizung. Künftig wird für Wärme und Verkehr viel erneuerbarer Strom zum Einsatz kommen.
Auch dafür müssen Wind- und Sonnenenergie deutlich
rascher ausgebaut werden als bisher geplant. Die Maßnahmen der Großen Koalition hierfür bleiben weit hinter dem zurück, was klimapolitisch notwendig wäre.
Den vermehrten Bedarf im Verkehrs- und Wärmesektor
ignoriert sie komplett.
Allein auf erneuerbare Energie umzustellen, wird
nicht genügen. Gefragt sind neue Konzepte etwa für
unsere Mobilität – mehr Schiene und weniger motorisierter Individualverkehr. Und vor allem dürfen wir die
Energie nicht weiter so verschwenden!
[1-17] BUNDmagazin
13
Menschenkette
gegen die klimaschädliche Kohle
in der Lausitz.
TITELTH EMA
Jörg Farys
Eine von vielen
Aktionen für eine
Energiewende in
Bürgerhand –
hier in Berlin.
Der BUND fordert den Verbrauch bis 2050 zu halbieren. Das ist der zentrale Ansatzpunkt, um die Kosten
der Energiewende und den Landschaftsverbrauch zu
begrenzen – und damit auch die Konflikte mit dem
Schutz der Natur.
Bislang passiert viel zu wenig, und das Wenige zu
langsam. Die Bundesregierung verfehlt hier – wie beim
Klimaschutz – ihre eigenen Ziele. Sie muss die Energiewende deutlich ehrgeiziger und konsequenter mit
Maßnahmen zum Energiesparen begleiten.
Aus für Energie in Bürgerhand?
Ein effizienterer Verbrauch ist aber nicht die einzige
Bedingung dafür, dass die Energiewende langfristig
zum Erfolg wird. Der BUND setzt sich seit Jahren für
eine schnelle und dezentrale, verbrauchsnahe Energie-
wende ein, geschultert von vielen vor Ort: Mag die Regierung auch bremsen, wir machen die Wende selbst!
Zu Tausenden haben Menschen hierzulande in
Erneuerbare investiert, rund die Hälfte aller Anlagen ist
in Bürgerhand. Das hat enorm beigetragen zur Demokratisierung der Energieversorgung, zur Umverteilung
und zur Wertschöpfung gerade in strukturschwachen
Regionen.
Neue Rahmenbedingungen erschweren es, diese
Vision weiter zu verfolgen. Mit der letzten Novelle des
Erneuerbare-Energien-Gesetzes ist die Regierung auf
die Bremse getreten. Und hat die Bürgerenergie faktisch kaltgestellt. Bislang waren nie harte Obergrenzen
für den Ausbau definiert. Gerade die Windenergie an
Land übertraf die Ausbauziele jedes Jahr deutlich – und
glich die Defizite beim Ausbau der Solarenergie aus.
Ab sofort müssen Windenergie- und große Fotovoltaikanlagen wettbewerblich ausgeschrieben werden.
Die Ausbaumenge einer politisch festgesetzten elektrischen Leistung darf nicht mehr überschritten werden.
Diese reicht bei Weitem nicht aus, um die Energiewende
maßgeblich voranzubringen.
Ausschreibungen bedeuten zugleich ein hohes
finanzielles und planerisches Risiko, das gerade kleine
Akteure wie Genossenschaften kaum eingehen können.
So werden Bürgerenergie-Projekte – bisher die Regel in
Deutschland – bald die große Ausnahme sein. Steuert
die neue Bundesregierung im Herbst nicht rasch nach,
entfällt ein zentraler Baustein für den dynamischen,
breit akzeptierten Umbau unseres Energiesystems.
Beispiel Schleswig-Holstein
Das trifft nicht nur, aber besonders Schleswig-Holstein, wo die Windkraft traditionell besonders stark ist
und besonders viele Bürgerwindparks errichtet werden.
Mit der Zahl der Anlagen haben auch die Konflikte zugenommen. Doch wo Bürger*innen die Projekte tragen
und umsetzen, ist die Akzeptanz groß.
Gerade weil im Norden schon so viele Windmühlen
stehen, ist eine gute Auswahl der Standorte geboten.
Die Landesregierung hat die Vorrangflächen für die
Wie den fluktuierenden Strom aus Erneuerbaren besser nutzen?
Der Anteil erneuerbarer Energien an der Stromversorgung nimmt zu. Bläst der Wind und scheint die Sonne
stark, steht deshalb viel erneuerbarer Strom bereit.
Derzeit kann dieser Strom noch kaum gespeichert und
flexibel nutzbar gemacht werden. Eine Lösung wäre es,
den Strom umzuwandeln in stoffliche Energieträger
wie das gasförmige Methan (bekannt als Energieträger
in Erdgas) oder auch Benzin. Grundsätzlich ist das möglich – doch welche kombinierten Technologien eignen
sich perspektivisch am besten: ökologisch, ökonomisch
und gesellschaftlich?
die das Forschungsministerium seit 2016 fördert. Der
BUND vertritt in diesem Projekt die Zivilgesellschaft.
Wir sehen unsere Aufgabe besonders darin, die ökologischen und gesellschaftlichen Aspekte bei der Entwicklung neuer Technologien mitzuverfolgen. Denn
die Energiewende erfordert einen gesellschaftlichen
Wandel, der mindestens so bedeutsam ist wie die
technischen Umwälzungen bei der Erzeugung und
Nutzung erneuerbarer Energie.
Diese Frage beleuchtet das neue Kopernikus-Projekt
Power-to-X, eines von vier Energiewende-Projekten,
Kontakt: Caroline Gebauer, BUND-Energieteam,
Tel: (0 30) 2 75 86-4 94, caroline.gebauer@bund.net
14
BUNDmagazin [1-17]
Mehr zu dem Projekt: Ǡ www.bund.net/power-to-X
blickwinkel/McPHOTO
Windenergie neu bestimmt und anhand eines umfangreichen Katalogs mit harten und weichen Tabukriterien
zwei Prozent der Landesfläche als solche ausgewiesen.
Allerdings steht nun rund ein Drittel der Anlagen jenseits davon (und darf nicht mehr erneuert werden),
andernorts darf erstmalig gebaut werden.
Auch wenn das Verfahren noch nicht abgeschlossen
ist, führt das zu Unruhe vor Ort und bei den betroffenen Betreibern. Grundsätzlich aber kann nur ein solch
transparentes Vorgehen die Akzeptanz der Windkraft
langfristig sichern und dafür sorgen, dass Mensch und
Natur möglichst wenig beeinträchtigt werden. In vielen
anderen Bundesländern ist es damit noch nicht weit
her – oder man weicht immer wieder von der eigenen
Planung ab, was neue Konflikte heraufbeschwört.
Beispiel Bayern
Planung und Vorgaben auf Landesebene spielen also
eine wichtige Rolle. Negativ zeigt sich das in Bayern, wo
man jahrzehntelang auf die Atomkraft setzte. Nach der
Katastrophe von Fukushima wendete sich das Blatt
kurzzeitig: So startete Bayern 2011 eine vorbildliche
Regionalplanung zur Windenergie – und wurde zum
Spitzenreiter bei deren Ausbau. Doch der Rückenwind
für die Energiewende endete 2014 jäh. Die Staatsregierung beschloss: Stehen Windräder näher als das Zehnfache ihrer Höhe zur nächsten Wohnbebauung, gelten
sie als nicht mehr privilegiert (gemäß Baugesetzbuch).
Sie müssen dann in der kommunalen Bauleitplanung
verankert werden – was wegen der Stimmungsmache
der Windkraftgegner kaum mehr gelingt. Neue Windräder werden in Bayern deshalb nicht mehr geplant.
Ursprünglich als Alternative zum »Atomstaat Bayern«
gedacht, entstand in Niederbayern – auf Initiative des
BUND in Landshut – die bundesweit höchste Dichte an
Fotovoltaikanlagen. Noch ist das Potenzial da längst
nicht ausgeschöpft. Doch wegen der neuen Förderbedingungen auf Bundesebene ist der weitere Ausbau
nicht mehr attraktiv.
Auch Biogas spielte in Bayern eine große Rolle. Aus
ökologischen Gründen (Stichwort »Vermaisung«) ist seine Menge jedoch begrenzt. Und: Richtig wäre, das Biogas so einzusetzen, dass es die schwankenden Mengen
an Wind- und Sonnenstrom ergänzt. Initiativen dazu
hat die Landesregierung allerdings begraben. Fazit: Die
Energiewende ist in Bayern lahmgelegt.
Auf Klimakurs bringen
Die Energiewende schreitet also längst nicht überall
in Deutschland voran. Die Große Koalition hat in dieser
Legislaturperiode vor allem daran gearbeitet, der alten
Energiewirtschaft mehr Zeit zu verschaffen. Damit die
sich doch noch ein großes Stück vom Kuchen sichern
kann, den sie so lange als ungenießbar abgetan hat.
Der BUND wird die nächste Regierung drängen, die
Energiepolitik wieder auf Klimakurs zu bringen. Die ungebrochen große öffentliche Zustimmung zur Energiewende macht Mut. Und zeigt, dass unsere guten Argumente weiter viel Gehör finden.
Herbert Barthel und
Carl-Heinz Christiansen
Herbert Barthel ist Referent für
Energie und Klimaschutz des BUND
in Bayern, Carl-Heinz Christiansen
betreut den Arbeitskreis Energiewende in Schleswig-Holstein.
[1-17] BUNDmagazin
15
Interview
TITELTH EMA
Kosten und Nutzen
Gegner der Energiewende thematisieren gerne die angeblich hohen Kosten für den Ausbau erneuerbarer Energien. Sie unterschlagen dabei, welchen Preis der Abbau fossiler Energien und die Atomkraft
langfristig haben. BUND-Expertin Tina Löffelsend sprach mit Uwe Leprich vom Umweltbundesamt.
Es heißt, die Kosten der Energiewende laufen aus dem
Ruder. Die Bundesregierung meinte deshalb den Ausbau
der Erneuerbaren deckeln zu müssen. Ist das denn wahr?
Das ließe sich nur im Vergleich einschätzen, was es
kosten würde, ein konventionelles System mit Kohleund Kernkraftwerken zu erneuern und weiterzuführen.
Doch dieser Vergleich wäre unzulänglich, da wir ja das
Klima schützen und CO2 einsparen wollen. Wir müssen
also Kosten und Nutzen analysieren: Lassen sich unsere
Ziele mit weniger Geld erreichen? Sind die Kosten für
CO2-freien Strom zu hoch?
Ich denke: Sie sind es nicht. Wir haben im Laufe der
Jahre eine unglaubliche Kostenminderung erfahren bei
Wind- und Solarenergie. Eine Diskussion, die zentral
um die Gesamtlast von 20 oder 25 Milliarden Euro zur
Finanzierung der Erneuerbaren kreist, ist viel zu verkürzt und absolut nicht aussagekräftig.
Uwe Leprich leitet
die Abteilung
»Klimaschutz und
Energie« im Umweltbundesamt.
Müssen wir uns auf weiter steigende Kosten einstellen?
Die Politik hat beschlossen, die Erneuerbaren vor
allem dort auszubauen, wo sie bislang relativ teuer sind
– nämlich bei der Windkraft offshore. Deshalb werden
die Kosten noch etwas steigen. Doch dank der guten
Lernkurve auch hier werden sich die Kosten bald zurückentwickeln. Vergleichen wir die Systeme, so werden
die Erneuerbaren samt ihrer Infrastruktur in absehbarer Zeit kostengünstiger sein als das alte System mit
Kohle- und Atomkraftwerken.
Sind die Strompreise für alle Verbraucher gleich?
Nein, wir haben drei große Gruppen – Industrie,
Gewerbe und Haushalte. Die Industrie wird vielfach
entlastet, während Kleingewerbe und Haushalte praktisch die Gesamtlast der Steuern und Abgaben tragen.
Bei den Haushalten unterscheiden wir, wer beim
Grundversorger geblieben ist und mehr als nötig zahlt;
und wer den Wettbewerb der Versorger genutzt hat.
Warum ist die EEG-Umlage zum Jahresbeginn erneut
leicht angestiegen?
Hauptgrund dafür war in den letzten Jahren ganz klar
der Verfall des Börsenstrompreises. Die EEG-Umlage
gleicht die Differenz zwischen der staatlichen Vergütung
der Erneuerbaren und dem Börsenpreis aus. Würde
weltweit zum Beispiel die Kohle plötzlich knapp und
demzufolge der Strompreis an der Börse steigen, hieße
das: Die EEG-Umlage sinkt.
Ist diese Umlage denn noch ein sinnvolles Instrument,
um die Kosten zu verteilen?
16
BUNDmagazin [1-17]
Ich finde schon, dass der Stromverbraucher die Kosten der Energiewende tragen sollte und nicht der
Steuerzahler. Gerechter wäre es sicher, die Industrie
beim Strompreis nicht derart stark zu privilegieren.
Und in dem Maße, wie der Strom künftig in den Wärmesektor oder in die Elektromobilität fließt, sollten die
Abnehmer dort an der Finanzierung der Erneuerbaren
beteiligt werden.
Warum steigen auch die Netzentgelte an?
Der starke Ausbau der Erneuerbaren in ländlichen
Regionen hat sicher dazu beigetragen, dass dort die
Stromnetze ausgebaut werden mussten. Damit steigen
dort die Netzentgelte – auch weil oft über Jahrzehnte
kaum investiert wurde und nun schlicht eine Modernisierung ansteht.
Könnten Kunden im Norden und Süden künftig unterschiedliche Strompreise bezahlen?
Der Ökonom würde sagen: Ja klar, Preise müssen die
Wahrheit sagen. Tatsächlich wurden für Süddeutschland schon höhere Preise diskutiert, da hier zu wenig
Strom erzeugt wird. Aber ich wäre da sehr vorsichtig,
das ist ja auch eine industriepolitische Entscheidung.
Wie lassen sich die Energiekosten für alle senken?
Unsere Energierechnung ist das Produkt aus Preis
und Menge. Ist der Preis gegeben, müssen wir an der
Menge drehen. Der Schlüssel ist hier die Energieeffizienz. Ich bin ein großer Anhänger der ÖkodesignRichtlinie: Die Bundesregierung sollte sie noch weiter
schärfen, um sehr ineffiziente Geräte schnell wieder
aus dem Markt zu nehmen.
Unterfüttern kann man das mit Förderprogrammen,
die sozial schwachen Haushalten helfen, alte Stromschlucker durch sparsame neue Geräte zu ersetzen.
Auch könnten wir, wie das andere Länder schon probiert haben, die Energieversorger zu Einsparungen verpflichten; damit diese ebenfalls dazu beitragen können,
die Effizienzziele zu erreichen.
Was kann jede*r selbst tun?
Einen günstigeren – und bevorzugt »grünen« – Anbieter wählen, 40 Prozent der Kunden sind immer noch
im teuren Tarif der Grundversorger. Und natürlich den
eigenen Verbrauch senken, indem man sich jenseits
von Sparlampen und effizienten Küchengeräten fragt:
Was brauche ich wirklich? Da kann man doch klein
anfangen und zum Beispiel mal den Zweitfernseher
vom Netz nehmen ...
danielschoenen/fotolia.com
Häuser mit Solarzellen in einer
Freiburger Wohnsiedlung.
Energie sparen
Schluss mit der Verschwendung
Nur mit deutlich weniger Energieverbrauch wird die Energiewende umweltverträglich und
relativ kostengünstig gelingen. Seit Jahren fordert der BUND deshalb eine langfristige und
verbindliche Strategie, um Energie zu sparen. Die Politik ist diese bis heute schuldig geblieben.
O
b die A+++-Waschmaschine oder die effiziente
Beleuchtung – für immer mehr Haushalte, Unternehmen und Kommunen ist energiesparende Technik
selbstverständlich. Dazu beigetragen haben Förderund Beratungsprogramme von Bund, Ländern und
Kommunen sowie gesetzliche Effizienzstandards für
Gebäude und Produkte. Dennoch wird das Energiesparziel für 2020 mit großer Sicherheit verfehlt: Sechsmal mehr Strom als in den vergangenen Jahren müsste
dafür eingespart werden! Dieses politische Versagen
bringt die Energiewende stark in Gefahr.
Effizienz zuerst
Immerhin entwickelt das Bundeswirtschaftsministerium nun eine langfristige Strategie unter dem Motto
»Efficiency First«. Die sauberste und günstigste Energie
sei die, die nicht erzeugt werden muss. Energieeffizienz
müsse politisch mehr Priorität eingeräumt werden.
So weit, so BUND-Position – Energiesparen hat für
uns schon immer höchste Priorität. Seit Langem fordern
wir mit Gesetzen, Förderung und Beratung erneuerbare Energien und Energiesparen besser zu verzahnen.
Eine Wärmepumpe etwa ist nur dann klimafreundlich,
wenn sie höchsten Effizienzanforderungen genügt und
die von ihr erzeugte Wärme nicht durch ungedämmte
Wände entweicht.
Für unerlässlich halten wir auch ein Spargesetz mit
verbindlichen Zielen. Wenn der deutsche Energieverbrauch nicht wie geboten sinkt, muss die Politik zügig
nachsteuern. Auch müssen Anreize zur Verschwendung
von Energie systematisch gestrichen werden. So kann
die Tatsache, dass Unternehmen energieintensiver
Branchen von der EEG-Umlage befreit sind, manche
Geschäftsführung dazu verleiten, den Verbrauch hoch
zu halten, um die Befreiung nicht zu verlieren.
Nicht auf die Politik warten
An sich ist der Vorstoß des Wirtschaftsministeriums
lobenswert. Doch wie er mit Leben gefüllt werden soll,
hat die Politik noch nicht gesagt. Pläne zum Energiesparen entpuppten sich bisher oft als Papiertiger. Auch
ist noch nicht geklärt, wie »Efficiency First« verhindern
kann, dass das »Größer, Schneller, Weiter« (siehe SUVBoom) die Effizienzgewinne wieder auffrisst.
Umso dringender müssen wir alle die »Energiewende von unten« durch Energiesparen vorantreiben.
Manche tun das schon in größerem Stil und investieren
gemeinschaftlich in Projekte wie die energetische
Sanierung von Schulen. Etliche BUND-Gruppen helfen
und beraten Unternehmen und Haushalte, Energie zu
sparen. Weiter so und mehr davon!
Schließlich können wir auch daheim zu Energiewende und Klimaschutz beitragen: indem wir effiziente Alternativen im Heizungskeller oder beim Lampenkauf wählen. Oder indem wir systematisch hinterfragen,
was wir für ein gutes Leben wirklich benötigen – vom
Fassungsvermögen der Waschtrommel bis zu unserer
Wohnfläche.
Irmela Colaço
… ist die BUND-Expertin für Energieeffizienz. Mehr
dazu unter Ǡ www.bund.net/Energiesparen: mit vielen
Spartipps für Zuhause und der BUND-Position zur
Energieeffizienz bei Strom und Wärme.
[1-17] BUNDmagazin
17
Ausstieg jetzt!
TITELTH EMA
Countdown für die Kohle
Deutschland hängt am Tropf der Kohlekraftwerke, immer noch. In den letzten zwei Jahren hat sich
der Streit über die Nutzung der Kohle zwar zugespitzt. Doch wirklich passiert ist fast nichts.
U
nvermindert liefert die Kohle einen Großteil unsres
Stroms, 43 Prozent sind es derzeit. Deutschland
fördert bis heute weltweit die meiste Braunkohle. Da
sie besonders klimaschädlich ist, sinkt unser CO2-Ausstoß seit Jahren nicht mehr.
Verändert hat sich indes die Debatte. Von den Konzernspitzen zu den Kohlekumpeln und auf allen politischen Ebenen reift die Erkenntnis: Mit der Kohle kann
es nicht ewig weitergehen. Es sei – so heißt es inzwischen oft – nicht mehr die Frage, ob, sondern nur noch
wann Deutschland sich von der Kohle verabschiedet.
Dieses »wann« allerdings entscheidet wesentlich darüber, ob Deutschland beim Klimaschutz erfolgreich sein
wird. Und ob wir unsere Klimaziele werden einhalten
und das Klimaabkommen von Paris umsetzen können.
Einstieg in den Ausstieg
Der erste Meilenstein hierbei ist das so wichtige Klimaziel für 2020: 40 Prozent weniger Treibhausgase als
1990. Nur mit konsequentem Klimaschutz werden die
Emissionen wie nötig bis 2050 auf fast Null sinken können. Der Stromsektor muss dabei vorangehen, sich von
allen fossilen Energieträgern trennen und vollständig
erneuerbar werden. Der Hauptbrocken dabei ist die
Kohle. Klimapolitisch heißt das: Der Kohleausstieg ist
nicht alles – aber ohne Kohleausstieg ist alles nichts.
Doch statt den Kohlestrom wirksam zu drosseln, hat
sich Wirtschaftsminister Gabriel mit der Kohlelobby
BR
BRAUNKOHLE:
AUNKOHLE: ¾ MÜSSEN IM BODEN BLEIBEN
Klimaziel 2050: 95% weniger CCO2
Das heißt:
0,8 bis 1,3 Mrd.
Mrd. t
max. nutzbar
Mrd.
4,5 M
rd. t*
geplanter
Abbau
geplan
ter A
bbau
Q
Quelle:
uelle: Öko
Öko-Institut
-Institut für BUND (2015)
* Stand:
Stand: Anfang
Anfang 2015, in genehmigten
genehmigten Braunkohleplänen
Braunkohleplänen
18
BUNDmagazin [1-17]
verständigt, lediglich acht uralte Kraftwerksblöcke stillzulegen – und die Konzerne dafür noch zu entschädigen. Als Konsequenz droht das Klimaziel für 2020 weiter
deutlich verfehlt zu werden, wie die Bundesregierung
selbst zugibt.
Das muss Folgen haben. Einzig die Stilllegung weiterer Kohlekraftwerke kann das Klimaziel noch retten.
Was die Regierung kürzlich als »Klimaschutzplan 2050«
verabschiedet hat, bringt zwar insgesamt nicht viel.
Immerhin gibt sie damit erstmals allen Sektoren (wie
Verkehr, Landwirtschaft etc.) eigene Klimaziele bis 2030
vor. Für den Stromsektor bedeutet das nichts anderes
als den raschen Einstieg in den Kohleausstieg.
Kein Selbstläufer
Nach der Bundestagswahl muss die neue Regierung
sofort die Weichen für einen geordneten Kohleausstieg
stellen. Wichtiger als die Frage, wie der umgesetzt
wird – etwa mithilfe einer Kommission oder über ein
wirksames Instrument –, ist, dass er sich an dem in
Paris fixierten Klimaziel orientiert. Für die deutsche
Kohle bedeutet das: Der Ausstieg muss deutlich vor
2030 geschafft sein.
Besonders auf die hiesige Braunkohlewirtschaft und
die Reviere in Ost und West kommen also große Veränderungen zu. Der nötige Strukturwandel muss sozial
abgefedert werden. Mit den Betroffenen vor Ort gilt es
nachhaltige wirtschaftliche Perspektiven zu entwickeln.
Positiv ist: Auch wesentliche Teile der Gewerkschaften
setzen sich inzwischen für einen sozialen Ausstieg und
Wandel ein. Die Bundesregierung hat erstmals Mittel
für die Regionen bereitgestellt.
Protest nimmt zu
Bis aber der Ausstieg beschlossen ist, werden für die
Braunkohle weiter Tag für Tag Landschaften und Dörfer
geopfert. Derzeit droht ein Grundstück des BUND für
den Tagebau Hambach enteignet zu werden, die Bagger sollen sich noch tiefer in den so wertvollen Hambacher Forst fressen. Das aber ist für immer weniger
Menschen nachvollziehbar, die Proteste werden lauter
und massiver und vor der Bundestagswahl und der
Bonner Klimakonferenz sicher noch zunehmen. Auch
der BUND wird seinen Einsatz dieses Jahr verstärken –
um den Kohleausstieg bald nach der Wahl über die
Zielgerade zu schieben.
Tina Löffelsend
… ist die Energieexpertin der Bundesgeschäftsstelle.
Ein Dinosaurier,
nicht nur seiner
Größe wegen:
das Schaufelrad
eines Braunkohlebaggers.
Arno Burgi/dpa
Atomausstieg: Gerichtlich bestätigt, aber …
Sie wollten Milliarden an Schadenersatz vom Staat:
Die Betreiber der deutschen Atomkraftwerke hatten
gegen den Atomausstieg von 2011 geklagt. Vor dem
Bundesverfassungsgericht sind sie nun gescheitert.
Die Richter bestätigten den Ausstieg grundsätzlich.
Die Politik habe das Recht, das atomare Risiko jederzeit neu zu bewerten und daraus Konsequenzen zu
ziehen. Und dies umso mehr, als die Atomkraft eine
hochriskante Technologie sei – und die Lagerung des
Atommülls bis heute ungeklärt. Nur Detailregelungen
müsse der Gesetzgeber nachbessern. Ob die Atomwirtschaft am Ende überhaupt Schadenersatz erhält,
ist noch offen.
Fonds zahlten, konnten sich die Atomkonzerne von
weiterer Haftung freikaufen. Mit Sicherheit reicht
das Geld nicht aus, um die Lagerung des Atommülls
dauerhaft zu finanzieren. Da wird dann der Staat
einspringen müssen, sprich: wir alle. Folgerichtig übernimmt eine neue staatliche Gesellschaft ab 2019 die
Castor-Zwischenlager.
Ǡ www.bund.net /atomkraft
BUND-Aktion vor dem Atomkraftwerk Gundremmingen B,
das zum Jahresende vom Netz muss.
Der Atomausstieg ist also verfassungsgemäß. Doch
vollzogen ist er noch lange nicht. Noch laufen acht
deutsche Reaktoren, teilweise bis 2022. Der BUND
hat mit einer Studie auf die Sicherheitsprobleme der
Meiler hingewiesen und ihre sofortige Abschaltung
gefordert. Als nächstes müssen Gundremmingen B
(Ende 2017) und Philippsburg 2 (2019) vom Netz.
Viel zu spät versuchte die Bundesregierung letztes
Jahr, die Rückstellungen der Atomkonzerne für die
nuklearen Folgekosten zu sichern. Dieser Versuch
mündete in einen – vom BUND scharf kritisierten –
Deal zulasten der Allgemeinheit: Indem sie knapp
24 Milliarden Euro in einen öffentlich-rechtlichen
[1-17] BUNDmagazin
19
blickwinkel/S. Ziese; Tony Hegewald/pixelio.de (Würfel)
TITELTH EMA
Ausbau des Stromnetzes
Unverzichtbar oder überzogen?
Die Bundesregierung plant unser Stromnetz massiv auszubauen. Der BUND sieht dies kritisch.
Stellen wir uns damit gegen die Energiewende? Im Gegenteil.
D
er BUND kämpft für eine dezentrale Energiewende
ohne Atomkraft und für einen raschen Abschied
von der Kohle. Noch ist unser Stromnetz auf zentrale
Großkraftwerke ausgerichtet. Um den Strom aus künftig Zehntausenden von Windkraft- und Millionen von
Fotovoltaikanlagen dahin zu bringen, wo er verbraucht
wird, muss das Netz umgebaut werden – das ist klar.
Doch auf welchen Spannungsebenen und mit wie viel
neuen Leitungen? Die Regierung plant das Stromnetz
stark auszubauen. Der BUND kritisiert das scharf.
Problem für die Energiewende?
An Weihnachten 2016 lieferte die Windenergie satte
85 Prozent des deutschen Stroms. Der Verbrauch war
niedrig, es wehte viel Wind. Für die Stromnetze kein
großes Problem: Die zu diesem Zeitpunkt unrentablen
Kohlekraftwerke wurden weit heruntergefahren.
Problematisch war dagegen, dass 2015 in SchleswigHolstein 14,4 Prozent des möglichen Stroms aus erneuerbarer Energie wegen Engpässen im Netz nicht abgenommen wurde. Die Anlagen mussten abgeregelt, ihre
Betreiber mit 295 Millionen Euro entschädigt werden.
Ein klarer Beleg dafür, dass fehlender Netzausbau zum
Problem wird? Nein. Die Engpässe entstehen nämlich
vor allem dadurch, dass zu viele alte und unflexible
Kohle- und Atomkraftwerke die Netze verstopfen. (Wobei der deutsche Kohlestrom vor allem exportiert wird,
2016 mit fast 50 Milliarden kWh so viel wie noch nie.)
Ausbaupläne überdimensioniert
Der vom Bundestag beschlossene Bedarfsplan für
den Netzausbau erfüllt weder die Klimaschutzziele
noch das Stromsparziel der Bundesregierung. Der Ausbau wird so dimensioniert, dass neben erneuerbarem
Strom auch der Kohlestrom transportiert werden kann.
20
BUNDmagazin [1-17]
Und das ergibt für die Energiewende keinen Sinn!
Sinnvoll ist dies nur für die Betreiber der Stromnetze,
denen derzeit eine Rendite von über neun Prozent auf
ihr Eigenkapital beim Ausbau der Netz garantiert wird.
Für alternative Lösungen gilt dies nicht.
Netzplanung geht auch anders
Ein Erfolg des BUND ist die Vorschrift einer »Strategischen Umweltprüfung« bei der Netzplanung, um Alternativen zu testen, die den Ausbau reduzieren können.
Bisher findet dies in der Praxis aber nicht statt. Künftig
muss der Ausbau endlich transparenter geplant werden.
Der BUND fordert Bürger*innen und Umweltverbände
in die Lage zu versetzen, eigene Modelle und Ansätze
der Netzplanung durchzurechnen.
Strom verbrauchsnah erzeugen
Neue Studien zeigen, dass eine dezentrale und verbrauchsnahe Stromerzeugung sowie ein Mehr an KraftWärme-Kopplung den Bedarf gerade von Hochspannungsleitungen deutlich senkt. Optimierungen im (110
kV-)Verteilnetz können den Ausbau auf der Höchstspannungsebene mindern, und Stromspitzen mit der
»Power-to-Gas«-Technik abgefangen werden.
Fazit: Ein anders organisierter Strommarkt würde
den Netzausbau und seine Folgen für Mensch und Natur deutlich mindern. Dazu müssen wir die Rahmenbedingungen für Strommarkt und Netzplanung ändern.
Der BUND wird der nächsten Bundesregierung hierzu
detaillierte Vorschläge unterbreiten.
Thorben Becker und Werner Neumann
T. Becker leitet die Atompolitik der Bundesgeschäftsstelle,
W. Neumann ist der Sprecher des Arbeitskreises Energie.
Mehr zum Thema: Ǡ www.bund.net/stromnetze
Energiewende und Naturschutz
Gefragt – Geantwortet
Energiewende und Naturschutz: Beides ist wichtig, eines ohne das andere nicht denkbar. Dennoch
gibt es an einigen Stellen Zielkonflikte. Hier ein kompakter Überblick über die Argumente des BUND
– in Form von Antworten auf fünf Fragen, die uns häufig gestellt werden. Plus Links zum Weiterlesen.
1
Können wir uns rein mit erneuerbaren Energien versorgen, ohne Natur und Landschaft zu zerstören?
Für die Energiewende gibt es weltweit keine Alternative,
die vor künftigen Generationen zu verantworten wäre.
100 Prozent Erneuerbare und der Klimaschutz sind ein
wichtiger Beitrag zum Schutz der Natur. Naturverträglich gelingt die Energiewende, wenn wir das nötige
Minimum an Energie möglichst effizient nutzen. Konflikte mit dem Naturschutz lassen sich weitestgehend
verringern, wenn man klug plant, auf Basis aller verfügbarer Informationen über die Natur. Dabei sollte man
alles bekämpfen, was weltweit die Biodiversität bedroht
– Agrarindustrie, Raubbau natürlicher Ressourcen etc.
2
Wie sehr bedroht Windkraft Vögel und Fledermäuse?
Falsch geplante und betriebene Windkraftanlagen
können bestimmte Arten stark schädigen. Der BUND
hat klare Kriterien, wo gebaut werden kann und wo
nicht – und hat bei fachlichen Mängeln schon wiederholt Klage erhoben. Vor Ort müssen die Auswirkungen
im Einzelfall geprüft werden. Hierbei kann der Bau von
Windkraftanlagen mit Maßnahmen zur Kompensation
und zum Artenschutz verbunden werden. So lassen sich
Konflikte lösen. Besonders sensible Bereich sind streng
zu schützen: sonst werden Arten wie der Schreiadler in
Deutschland aussterben.
sehr vom Energieverbrauch ab. Gelingt es unseren Verbrauch zu halbieren (wie der BUND fordert), könnten
die Erneuerbaren bis 2040 den gesamten Strom liefern.
Da aber mittelfristig auch Teile der Wärmeversorgung
und vor allem der Verkehr elektrisch erfolgen werden,
muss der naturverträgliche Ausbau gestärkt werden.
4
Wie steht der BUND zum Thema Biogas?
Die Erzeugung von Biogas muss mit den Zielen des
Natur-, Boden- und Gewässerschutzes vereinbar sein.
Vielerorts ist sie das nicht, sondern führt zur großflächigen »Vermaisung« der Landschaft. Das vom BUND
unterstützte »Grünes-Gas-Label« legt detailliert fest, wie
man Biogas erzeugen kann (vorrangig aus Reststoffen),
ohne Natur und Grundwasser zu gefährden.
5
Kann die Wasserkraft zur Energiewende beitragen?
Der BUND hält den Ausbau der Wasserkraft in
Deutschland für ökologisch nicht vertretbar – und für
unnötig, um die Energiewende zum Erfolg zu führen.
Bestehende Wasserkraftwerke müssen geprüft werden:
Erfüllen sie die ökologischen Mindestanforderungen?
Nur dann können sie zur Energiewende beitragen.
Ökologie und Naturschutz müssen Vorfahrt haben auf
frei fließenden Flüssen.
Mehr zu Argumenten und Positionen des BUND unter:
3
Wie viel naturverträglichen Ausbau der Windkraft
benötigen wir voraussichtlich noch?
Die Menge der noch nötigen Windkraftanlagen hängt
Ǡ www.bund.net/energiewende – sowie direkt unter
/windkraft, /wasserkraft oder Ǡ www.gruenerstrom-
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Durch unsachgemäße Landwirtschaft gehen jedes Jahr unzählige Tonnen fruchtbarer Boden verloren. Die EU muss mit einem Gesetz gegensteuern.
Rettet unsere Böden!
Europas Böden brauchen Ihre Stimme
er Boden ist ein Schatz. Auf ihm gehen wir,
von ihm leben wir, und doch nehmen wir ihn
nur selten bewusst wahr. Er erfüllt vielfältige und
lebenswichtige Funktionen für uns Menschen,
für unsere Umwelt und die Ökosysteme.
D
Böden filtern und puffern Schadstoffe ab und
schützen so die Gewässer und das Grundwasser.
Sie sind Teil der natürlichen Wasser- und Stoffkreisläufe und ein elementarer Lebensraum für
Tiere, Pflanzen und Bodenorganismen. Sie sind
– nach den Ozeanen – die größten Kohlenstoffspeicher der Welt. Und auf und in ihnen wächst
unsere Nahrung.
Doch unsere Böden sind bedroht. Sie werden erstickt, verseucht und misshandelt, im Übermaß
genutzt und verschwendet. Auf europäischer
Ebene gibt es noch kein Gesetz, das den Boden
verteidigt. Das soll sich jetzt ändern.
24
BUNDmagazin [1-17]
Zusammen mit über 400 Organisationen ruft
der BUND zur Unterstützung der Bürgerinitiative
people4soil auf. Binnen einem Jahr wollen wir
über eine Million Unterschriften sammeln –
damit die Böden als gemeinsames und schutzwürdiges Gut anerkannt werden. Hierfür fordern
wir einen verpflichtenden Rechtsrahmen der EU.
Der gesetzliche Bodenschutz ist ein maßgeblicher
Schritt, um auch uns Menschen sowie Pflanzen
und Tiere besser zu schützen.
Ohne gesunde und lebendige Böden haben wir
keine Zukunft. Unterschreiben Sie jetzt!
Zur Aktion und zu weiteren Informationen:
Ǡ www.people4soil.eu/de
Freiwilligendienste
GUT LEBEN
Wohin nach der Schule?
Der Abschluss so gut wie in der Tasche – doch was dann? Das fragen sich
jedes Jahr viele Schulabgänger*innen. Wir geben Ihnen einen Überblick.
E
rst mal kucken, wohin es überhaupt gehen soll im
Leben. Vielleicht die Welt bereisen und per »Work
and Travel« Eindrücke sammeln? Oder lieber einen
zeitlich begrenzten Freiwilligendienst leisten? Etwa
90 000 Menschen tun dies jedes Jahr, im Bereich Soziales, Kultur, Umwelt, Sport, Katastrophenschutz oder
Entwicklungshilfe. Die Nachfrage ist überall groß, man
sollte sich rechtzeitig bewerben. Wer sich für Umwelt
und Natur einsetzen will, hat folgende Möglichkeiten:
rung sammeln? »Work and Travel« bedeutet, für ein
Gehalt oder für Kost und Logis zu arbeiten und beliebig
lange herumzureisen. Das können Sie selbst planen.
Weil aber viele Details bedacht werden wollen (Visa,
Versicherungen etc.), raten wir auf »Work and Travel«
spezialisierte und zertifizierte Anbieter zu nutzen.
Die wichtigsten Kontakte
Dieses Bildungsjahr bietet jungen Menschen Mitarbeit und Orientierung im Umwelt- und Naturschutz.
Einsatzorte sind die Landschafts- und Forstpflege, Ökolandbau oder Umweltbildung (viele Plätze beim BUND
und der BUNDjugend!). Ein FÖJ dauert meist ein Jahr –
mindestens 6, höchstens 18 Monate. Teilnehmen kann,
wer nicht mehr schulpflichtig und maximal 26 Jahre alt
ist. Gezahlt werden ca. 150 bis 350 Euro pro Monat.
Ein FÖJ beginnt am 1. August oder (meist) 1. September. Bewerben kann man sich ab Jahresbeginn. Ergänzt
wird der Dienst durch Seminare. Urlaub gibt es auch:
24 Tage pro Jahr, der gesetzliche Mindestanspruch.
• Mehr zum BFD im Umweltbereich: Ǡ www.bund.net/
bfd-stellen, Ǡ www.freiwillige-im-naturschutz.de oder
Ǡ oeko-bundesfreiwilligendienst.de
• Über Anbieter eines FÖJ informiert Ǡ www.foej.de
• Freiwilligendienst in Entwicklungs- oder Schwellenländern: Ǡ www.weltwaerts.de
• Die deutsche UNESCO-Kommission bietet sechs- bis
zwölfmonatige Einsätze in der auswärtigen Kultur- und
Bildungspolitik: Ǡ www.kulturweit.de
• Guter Überblick zu »Work and Travel«: Ǡ www.auslandsjobs.de; auf Bauernhöfen: Ǡ www.wwoof.de
• Über Ǡ www.travelworks.de findet man direkt Jobs
im Ausland. Die Organisation unterstützt und berät bei
rechtlichen und organisatorischen Fragen.
Victoria Muntendorf
Bundesfreiwilligendienst
… betreut die Zentralstelle des BUND für den BFD.
Freiwilliges ökologisches Jahr
Der BFD ist eine Art Zivildienst auf freiwilliger Basis
und steht auch Frauen und älteren Menschen offen.
Dauer, Aufwandsentschädigung und Urlaubsanspruch
entsprechen denen des FÖJ. Dagegen sind die Bewerbungsfristen meist flexibler: Die Einsatzstellen sind
rund ums Jahr aktiv. Auch ist die Dienstzeit – 6 bis 18
Monate – individuell vereinbar. Die Freiwilligen dürfen
sich ihr Seminarprogramm häufig selbst gestalten
(zum Beispiel beim BUND).
Europäischer Freiwilligendienst
Ermöglicht für sechs bis zwölf Monate ins europäische Ausland zu gehen. Über die gemeinnützige Arbeit
lernt man den Lebensalltag des Gastlandes kennen.
Neben ökologischen Angeboten gibt es auch soziale,
kulturelle oder sportliche Einsatzmöglichkeiten. Mitmachen kann, wer 18 bis 25 Jahre alt ist (ausnahmsweise 16 bis 30). Der EFD wird von der EU gefördert und ist
für die Freiwilligen kostenlos. Daneben gibt es diverse
internationale entwicklungspolitische Freiwilligendienste wie »weltwärts« oder »kulturweit«.
Work and Travel
Wer sich als Freiwillige*r nicht vertraglich binden will,
kann sich einige Monate Auszeit nehmen. Wie wäre es
damit: die Welt kennenlernen und dazu Arbeitserfah-
Valentin Hoff
[1-17] BUNDmagazin
25
Neustädter Binnenwasser
NATU RA 2000
Betreute Vielfalt
Das Neustädter Binnenwasser in Ostholstein
genießt gleich vierfachen Schutz: als Natur-,
Vogelschutz- und FFH-Gebiet – und weil es
von BUND-Ehrenamtlichen betreut wird.
Viele Hunde, wilder Sellerie
Anke Hofmeister
Das Binnenwasser
aus der Vogelperspektive. Ein
Bahndamm quert
das Schutzgebiet.
U
ngewöhnlich mild ist es an diesem Wintermorgen,
und beinahe windstill. Ideale Bedingungen, um
Tiere zu beobachten. Das Fernrohr schwenkt über
Hunderte von Wasservögeln, die in der aufgehenden
Sonne allmählich aktiv werden: Blässhühner, vielerlei
Enten, dazu Gänse-, Mittel- und Zwergsäger. Am
gegenüberliegenden Ufer haben Dutzende Kiebitze die
Nacht verbracht. In einer großen Pappel tauchen die
ersten Sonnenstrahlen zwei Seeadler ins Licht. Am
Schilfrand schießt ein Eisvogel vorbei.
Das perfekte Naturidyll? Nun ja. Hinter der Pappel
führt eine Autobahn entlang, das ferne Rauschen des
Verkehrs grundiert die Morgenstimmung. Dann bleibt
der Blick an einer sterbenden Reiherente hängen: Seitlich treibt sie im Wasser, zweimal noch zuckt ein Flügel,
dann scharen sich ahnungslos-neugierige Blässhühner
um den Kadaver. War das jetzt die Vogelpest?
Mit mehr Gewissheit lässt sich hier, am Rande des
Neustädter Binnenwassers, eine Hundepest feststellen:
Fast jeder der Morgenmenschen auf dem Uferweg hat
einen oder mehrere Hunde bei sich, mit Vorliebe unangeleint. Aber so ist das wohl, wenn ein Schutzgebiet
direkt ans Stadtgebiet grenzt. Die vielen Rastvögel auf
dem offenen Wasser wirken unbeeindruckt, das ist die
Hauptsache. Sie bilden das wichtigste Schutzgut in
dem Europareservat.
Das FFH- und Vogelschutzgebiet umfasst auf 277
Hektar Fläche eine Lagune der Ostsee, die über den
Neustädter Hafen direkt mit dem Meer verbunden ist.
Dieser Strandsee ist im Schnitt nur einen Meter tief.
Ihn umgeben beweidete Salzwiesen – die größten an
der Ostseeküste Schleswig-Holsteins –, Röhricht und
kleine Wäldchen. Das Wasser von vier Bächen mischt
sich hier mit dem Wasser der Ostsee. Typische Pflanzenarten der Brackwasser-Zone sind Wilder Sellerie,
Gelbe Wiesenraute und Natternzunge. Auch passieren
Lachs, Meerforelle und Ostseeschnäpel das Binnenwasser auf ihrer Wanderung die Bäche hinauf.
25 Jahre BUND-Umwelthaus
Für Schulklassen ist es auf Jahre hin ausgebucht: das Umwelthaus des BUND in der Neustädter Bucht. Direkt an der Küste
gelegen und auf drei Seiten von Laubbäumen umgeben, ist es
ein idealer Lernort für die Themen »Ostsee« und »Wald«.
Als außerschulische »Bildungseinrichtung für Nachhaltigkeit«
steht das Umwelthaus seit 1992 offen für Kindergärten und
Grundschulen. Auch BUND-Gruppen, Familien und Naturinteressierte jedes Alters sind hier willkommen. Bis zu 45 Personen
können im Umwelthaus übernachten und bewirtet werden.
26
BUNDmagazin [1-17]
»Mit Naturlebnissen und Mitmachprogrammen möchten wir
globales Denken und lokales Handeln fördern«, so die Leiterin
Martina Stapf. Zu den Angeboten zählen Strandtouren, geologische Führungen und Vogelexkursionen. Die vom BUND
betreuten Schutzgebiete am Binnenwasser und Pelzerhaken
werden regelmäßig angesteuert, um auch für ihren Schutz zu
werben. Im Mai feiert das Umwelthaus 25-jähriges Jubiläum.
Alles zu den Veranstaltungen und Terminen im Umwelthaus:
Ǡ www.bund-umwelthaus.de
In Gang gekommen
Schleswig-Holstein ist eines der Bundesländer, die
zur Betreuung von Schutzgebieten Verträge mit Ehrenamtlichen abschließen. Das Neustädter Binnenwasser
wird, seit es 1984 geschützt wurde, vom BUND betreut.
Die Biologin Irene Timmermann-Trosiener und ihr
Kollege Rasmus Radach sehen hier ein-, zweimal pro
Woche nach dem Rechten. Sie zählen die Wasservögel,
kartieren rare Pflanzen, bieten Führungen an und weisen Leute auch mal auf die Schutzbestimmungen hin.
Sie fungieren als Kontaktpersonen für die Behörden,
melden etwa den aktuellen Verdacht auf Vogelgrippe.
Und sie engagieren sich mit ihrer Ortsgruppe für die
Natur rund um Neustadt, installieren zum Beispiel Nistkästen für den Gänsesäger oder entwickeln Konzepte
für wertvolle Lebensräume.
»Erst als das Naturschutzgebiet unter europäischen
Schutz gestellt wurde, kam hier etwas in Gang: Endlich
gab es Ziele, eine Entwicklung, regelmäßige Gutachten«,
so Irene Timmermann-Trosiener. Dank der FFH- und
Vogelschutz-Richtlinie entstand ein Managementplan.
Der sei zwar etwas unambitioniert. (So fehle das Ziel,
langfristig alle Pumpwerke abzuschalten und den Wasserstand wieder auf ein natürliches Maß anzuheben.)
Immerhin erwerbe die landeseigene »Stiftung Naturschutz« nach und nach Grünland rund um die Lagune,
um es besser wiedervernässen und beweiden und die
Mahdtermine optimieren zu können.
Ihr Fazit: Das Neustädter Binnenwasser sei grundsätzlich auf einem guten Weg. An einigen Stellschrauben
müsse aber noch gedreht werden.
Ideen für die Küste
So weit ist man in einem FFH-Gebiet vier Kilometer
östlich von Neustadt noch nicht. Für die hundert Hektar große »Küstenlandschaft zwischen Pelzerhaken
und Rettin« hat der BUND erst kürzlich die Betreuung
Martina Stapf (li.)
und Irene Timmermann-Trosiener
vor dem Umwelthaus des BUND.
übernommen. Einst vom Militär genutzt, blieb hier
eine typische Abfolge von Lebensräumen erhalten: vom
Buchenwald an der früheren Steilküste über feuchte
Wiesen und Sanddünen bis hinunter zum Strand.
Am Strand allerdings gibt sich die Schutzzone durch
nichts zu erkennen. Hunde, Joggerinnen und Bernsteinsammler tummeln sich, wo vor Jahrzehnten noch
Zwergseeschwalben im Sand brüteten – nachzulesen
auf einer der bunten Tafeln, die der BUND mit entworfen hat, am Weg hinter dem Strandwall. Damit die
Natur, die sich hier erhalten hat, wieder aufleben kann,
hat die Ortsgruppe Neustadt ein Konzept entwickelt.
Erneut geht es um Wiedervernässung, Beweidung
und Mahd, um die Entfernung eines Campingplatzes
und weniger Wege im Wald, um eine Aussichtsplattform, Infoflyer und Führungen. Mal sehen, was davon
im Managementplan berücksichtigt ist, der demnächst
vorliegen soll. Der BUND Neustadt jedenfalls kümmert
sich weiter um »seine« Schutzgebiete.
Severin Zillich
ITT (li./re.), Rasmus Radach (mitte)
Wintervögel im Binnenwasser · Gelbe Wiesenraute · Geschützter Strandabschnitt bei Pelzerhaken – mit Erholungssuchenden, Pferden und Hunden.
[1-17] BUNDmagazin
27
ZU R ZEIT
Der Schmetterling des Jahres
… macht sich vom Acker
»Goldene Acht« heißt der »Schmetterling des Jahres 2017« – dazu hat ihn der BUND mit der Naturschutzstiftung seines Landesverbandes in Nordrhein-Westfalen ernannt. Warum gerade diese Art?
als gefährdet auf der Roten Liste. Zu beobachten ist die
Art von Mai bis Oktober. Ihre Flügel spannen sich etwa
vier Zentimeter weit. Das Männchen ist gelb, das Weibchen grünlich-weiß gefärbt. Typisch sind ein achtförmiger, rot umrandeter Fleck auf der Flügelunterseite,
die dunkle Randbinde sowie schwarze und orangefarbene Flecken.
Heiner Ziegler; Raupe: D. Bartsch
Oft auf Wanderschaft
Namensstifterin:
die umrandete
»8« auf der Flügelunterseite.
D
ie Raupen der Goldenen Acht (Colias hyale) ernähren sich von Luzerne und Klee, sie sind auf
blütenreiche Wiesen oder Weiden angewiesen. »Mit der
Intensivierung der Landwirtschaft schwindet der
Lebensraum der Goldenen Acht zusehends«, erläutert
Jochen Behrmann von der Stiftung des BUND. »Luzerne und Klee werden kaum noch als Gründünger oder
Viehfutter angebaut. Stattdessen gelangen heute Gülle
und Kunstdünger auf die Felder, als Viehfutter dient
Importsoja. Der Tagfalter wird deshalb immer seltener.
Bundesweit gilt die Goldene Acht noch nicht als bedroht. In einigen Bundesländern steht sie aber schon
Die Goldene Acht lebt in Mittel- und Osteuropa sowie in den gemäßigten Zonen Asiens. Als Wanderfalter
legt sie nicht selten viele hundert Kilometer zurück.
Über das Jahr bringt die Art drei bis vier Generationen
hervor, die als Raupen überwintern. Früher war die Art
wohl sehr häufig. Davon zeugt die Vielzahl ihrer Volksnamen – wie Posthörnchen, Kleegelbling, Gelber oder
Gemeiner Heufalter.
Als ausgewachsener Schmetterling ist die Goldene
Acht nur schwer vom nah verwandten HufeisenkleeGelbling zu unterscheiden. Nur bei älteren Raupen gelingt es die Goldene Acht zweifelsfrei zu bestimmen:
durch zwei dünne gelbliche Seitenlinien. Die Raupen
des Gelblings weisen dagegen vier auffällige gelbe
Längslinien mit schwarzen Flecken auf.
Seit 2003 wirbt der BUND mit dem »Schmetterling
des Jahres« für den Schutz unserer Tag- und Nachtfalter
und die biologische Vielfalt. Als ungefährdet gelten
heute nur noch jeder dritte Tagfalter und die Hälfte der
deutschen Nachtfalter.
Mehr zur Goldenen Acht: Ǡ www.bund-nrw-naturschutzstiftung.de/schmetterling2017
Günter J. Loos
Libelle des Jahres
Die Gemeine Keiljungfer ist die Libelle des Jahres 2017
– gekürt vom BUND und der Gesellschaft deutschsprachiger Odonatologen (Libellenkundler). Sie ist stark
auf intakte Bäche und Flüsse angewiesen. Seit sich die
Wasserqualität vielerorts deutlich gebessert hat, gilt
diese Keiljungfer nicht mehr als gefährdet. Doch die
Gewässerpolitik bleibt gefordert: Nur sieben Prozent
der deutschen Fließgewässer sind heute ökologisch in
einem »guten« oder »sehr guten« Zustand.
Die Gemeine Keiljungfer lebt an kleinen Bächen wie
auch in großen Flussauen. Ihre Larven entwickeln sich
im sandigen Boden von Fließgewässern sowie an
Brandungsufern von Seen, stark verbaute Gewässer
28
BUNDmagazin [1-17]
meiden sie. Auch benötigen sie sauberes Wasser, um
genügend Bachflohkrebse, Kaulquappen oder Larven
anderer Insekten erbeuten zu können.
Bis Anfang Mai schlüpfen die Libellen, sie sind dann
zumeist bis Mitte August zu beobachten. Die zu den
Großlibellen zählende Gemeine Keiljungfer ist schwarzgelb gezeichnet. Von der nah verwandten Westlichen
und Asiatischen Keiljungfer unterscheidet sie sich
durch rein schwarze Beine ohne hellen Längsstrich.
Seit 2011 weist der BUND mit einer Libelle des Jahres
auf diese vielfältige Insektengruppe hin. 36 der 81
heimischen Libellen stehen derzeit auf der Roten Liste.
Mehr Informationen unter Ǡ www.bund.net /libellen
Melanie Kahl
Thomas Stephan
Wildkatze & Co
Bald besser vernetzt?
Die Wildkatze scheint regional auf dem Vormarsch. Doch dieser Trend
kann sich rasch wieder umkehren – wenn nicht bald gehandelt wird.
W
ildkatzen im Stadtwald? Der
Nachweis der seltenen Art im
Leipziger Auwald gehörte sicher zu
den größten Überraschungen des
vergangenen Jahres. Auch andernorts
konnten ehrenamtliche BUND-Aktive
Wildkatzen an Stellen wiederfinden,
wo sie über Jahrzehnte nicht (oder
nie) gesichtet wurden. Damit die Tiere
aber eine Überlebenschance bei uns
haben, müssen sie sich gefahrloser
hin und her bewegen können. Ein
praxistaugliches Konzept muss daher
auf den Tisch, um bundesweit die
Natur zu vernetzen. So lautete die
Kernforderung auf dem internationalen »Wildkatzen-Symposium« des
BUND am 8. Dezember in Erfurt.
Das Bundesumweltministerium
hat genau dies angekündigt: ein
Bundeskonzept »Grüne Infrastruktur«.
Für die Wildkatze ist entscheidend,
dass es nun rasch umgesetzt wird.
»Wir brauchen endlich eine grüne
Infrastruktur – statt immer mehr
graue«, betonte Hubert Weiger mit
Blick auf den neuen Bundesverkehrswegeplan für Straße und Schiene.
Eine Momentaufnahme
Grüne Verbindungswege zeigen
Wirkung. Das können der BUND und
das Forschungsinstitut Senckenberg
nach fünf Jahren reger Forschung
belegen. Die erfreuliche Erkenntnis:
Etliche Erstnachweise der Wildkatze
sprechen für deren natürliche Wiederausbreitung. So stammen die
Wildkatzen im Leipziger Auwald von
Populationen in Sachsen-Anhalt ab.
»Doch dieser Trend ist eine
Momentaufnahme«, meint Carsten
Nowak vom Forschungsinstitut. »Der
weitere Ausbau des Straßennetzes,
die Versiegelung von täglich 74 Hektar in Deutschland oder einige harte
Winter können die Art wieder deutlich dezimieren. Natur zu vernetzen
ist ein langfristig sinnvoller Ansatz,
um bedrohte Arten wie die Wildkatze
zu schützen.«
Seit 2011 erfassen BUND-Aktive
deren Verbreitung. Dieses Jahr wollen
wir gezielt Regionen wie Ostthüringen
oder den Schwarzwald untersuchen,
die die Wildkatze nur zögerlich wiederbesiedelt. Oder Orte wie die Lüneburger Heide und viele sächsische
Wälder, wo die Art noch nie entdeckt
wurde.
Wir wollen herausfinden, wie sich
die Tiere ausbreiten und wo sie Hilfe
benötigen. Zudem wollen wir mehr
Wälder mit grünen Korridoren verbinden. Langfristig peilt unser »Rettungsnetz Wildkatze« 20000 Kilometer
Waldverbund an. Da sind noch viele
Bäume und Büsche zu pflanzen!
Jenny Therese Kupfer
į Thüringens Umweltministerin Anja Siegesmund – hier mit Hubert Weiger – warb für ein
internationales Rettungsnetz für die Wildkatze.
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[1-17] BUNDmagazin
29
Wir haben es satt –
Agrarwende jetzt!
Zur Grünen Woche gingen wieder Tausende in
Berlin für eine bäuerliche und ökologische Landwirtschaft auf die Straße. Manche waren auf
ihren Traktoren aus ganz Deutschland angereist.
Z
ur siebten Auflage der »Wir-haben-es-satt-Demo«
liefen am 21. Januar über 18 000 Menschen in einem bunten Protestzug durch Berlin. Sie warben für
gesunde Lebensmittel, fairen Handel und artgerechte
Tierhaltung. Mit vielen Verbündeten aus der Landwirtschaft und dem Verbraucher-, Natur- und Tierschutz
hatte der BUND dazu aufgerufen – und für seine Aktiven über 30 Busse und Züge organisiert. Angeführt
wurde die Demonstration von 130 Traktoren.
In seiner Rede zum Auftakt der Demonstration
betonte der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger, wie
wichtig es sei, den wahlkämpfenden Parteien bereits
heute »deutlich zu sagen, was genau wir satt haben«.
Die Landwirtschaft stehe nicht nur in Deutschland vor
enormen Herausforderungen. Deshalb müsse die Politik endlich handeln, um das Artensterben auf Äckern
und Weiden zu beenden, um die Gewässer vor Nitrat zu
schützen und die Nutztiere artgerecht zu halten.
Hubert Weiger forderte die Tierhaltung grundlegend
umzubauen, die EU-Agrarpolitik sozial-ökologisch auszurichten sowie einen nationalen Aktionsplan für die
Bienen zu entwickeln. Dabei müssten die Interessen
der bäuerlichen Landwirtschaft gegenüber der immer
mächtigeren Agrarindustrie gewahrt bleiben.
Wie notwendig das ist, zeigt der neue »Konzernatlas
2017«. Der BUND beschreibt darin die Marktmacht der
Agrarkonzerne. So hätte die Übernahme von Monsanto durch Bayer verheerende Folgen für die globale
Landwirtschaft. Mit einem Anteil von 30 Prozent am
Saatgut-Markt würde der Megakonzern zur weltweiten
Nummer 1 der Branche aufsteigen.
Christian Rehmer
So bunt sah es direkt hinter dem Lautsprecherwagen des BUND aus, vor allem die BUNDjugend sorgte hier für viel Stimmung;
im Hintergrund der Potsdamer Platz, wo die Demo startete. Rechts: die Abschlusskundgebung am Brandenburger Tor. Oben:
Den Konzernatlas gibt es gratis auf Ǡ bund.net zum Download und gedruckt im BUND-Versand: bestellung@bundladen.de
J. Farys (2)
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30
BUNDmagazin [1-17]
Alle Infos auf
einen Blick: die
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Thema Massentierhaltung.
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Rundumerneuert und deutlich anwendungsfreundlicher präsentiert sich der BUND im Internet.
S
icher haben es einige von Ihnen schon gemerkt:
Der BUND hat im Netz ein neues Gesicht. Nach
eineinhalb Jahren Arbeit hinter den Kulissen ist unser
neuer Internetauftritt Ende des Jahres online gegangen
– unter der gewohnten Adresse Ǡ www.bund.net: luftig
und übersichtlich, dazu schneller und anwendungsfreundlicher sowie optimiert für mobile Geräte wie
Smartphones und Tablets.
Mit der Neugestaltung wollen wir unser vielfältiges
Informationsangebot beibehalten und zugleich klare
Akzente setzen. Das Mitmachen rückt auf unserer Webseite deshalb stärker in den Fokus, unsere Kampagnen
erhalten mehr Gewicht. Gleichzeitig wird das breite
Themenspektrum des BUND in Gänze zugänglich, und
das nutzerfreundlicher als bisher. Dafür verknüpft
unser neues Konzept passende Inhalte und (Mitmach-)
Angebote miteinander.
So finden Sie auf der Seite zur Massentierhaltung
neben BUND-Forderungen zum Thema eine Pinnwand
mit aktuellen Meldungen und Tipps, den Arbeitskreis
Landwirtschaft, das Agrarpaket für BUND-Gruppen
sowie dazugehörige Hintergrundinfos, Publikationen –
und die aktuelle Aktion, die den BUND als Mitmach-
verband profiliert. Im Januar war dies die Demo »Wir
haben es satt«. Künftig kann das eine Online-Petition,
unser Newsletter oder eine Spendenaktion sein.
Gemeinsam entwickelt
Auch werden wir eingeloggten Nutzer*innen bald
exklusive, auf ihre Interessen zugeschnittene Inhalte
anbieten können. Diese speisen sich aus dem jetzigen
internen Bereich und werden den Nutzer*innen direkt
auf den besuchten Themenseiten präsentiert. Dafür
wird auch dieser Bereich derzeit überarbeitet und enger
mit dem öffentlichen bund.net verbunden. Im zweiten
Quartal planen wir ihn an den Start zu bringen.
Die Generalüberholung von bund.net schließt auch
die Landesverbände und Verbandsgremien mit ein. Mit
ihnen gemeinsam haben wir das neue Konzept entwickelt. Als Pilotpartner ist der BUND NRW im Januar
online gegangen, viele weitere Landesverbände folgen
dieses Jahr. Und auch für die Orts- und Kreisgruppen
geht in Kürze ein auf ihre Bedürfnisse zugeschnittenes
Website-System im neuen Design an den Start.
Friederike Otto
… leitet das Digitalteam des BUND.
[1-17] BUNDmagazin
31
ZU R ZEIT
Jörg Farys
Aktion vor dem
Reichstaggebäude
– ganz links der
Autor und BUNDVerkehrsreferent
Werner Reh.
Mobilität
Wunschzettel statt Strategie
Am 2. Dezember beschloss die Große Koalition mit ihrer Mehrheit im Bundestag den
»Bundesverkehrswegeplan 2030«. Statt in die Zukunft weist er in die Vergangenheit.
E
Ǡ www.bund.net /
bvwp
r ist ein riesiger Wunschzettel, auf dem allein 1 300
Autobahn- und Ortsumfahrungsprojekte stehen.
Bürgerbeteiligung wurde bei diesem neuen Verkehrsplan nur vorgetäuscht, Kritik und Alternativen wurden
ignoriert – zumindest bei den Straßenvorhaben. Der
Plan verfehlt alle Umweltziele: Er wird zu mehr CO2und Schadstoffausstoß führen, noch mehr Natur zerstören, Landschaft zerschneiden, Boden versiegeln.
Abgelehnt wurden die BUND-Vorschläge für eine
Planung, die sich – Verkehrsträger übergreifend – an den
Umweltzielen orientiert. Grüne und Linke hatten sie
im Bundestag vorgelegt. Der BUND reichte Beschwerde gegen den Plan bei der EU-Kommission ein.
Hoffnung könnten die Bahninvestitionen machen.
Doch vom guten Netzkonzept 2030 der Deutschen Bahn
findet sich nur ein Torso im Planwerk. Unberücksichtigt blieb der Ausbau wichtiger Verkehrsknoten, weshalb
die Kapazität des Schienenverkehrs nicht ausgeweitet
und kein Verkehr auf die Schiene verlagert werden kann.
Immerhin hat man hier Alternativen geprüft. Überzeugender ist das Konzept für die Bundeswasserstraßen –
getrübt nur durch den ökologisch und wirtschaftlich
nicht vertretbaren Ausbau des Elbe-Lübeck-Kanals.
Positiv erscheint, dass 70 Prozent der Investitionen
dazu dienen sollen, die Infrastruktur instand zu halten.
Doch in Dobrindts Plan fehlen etwa 80 Milliarden Euro.
Er fußt auf einem wilden Mix aus Haushaltsmitteln,
geplanter Privatisierung, einer Lkw-Maut nur für die
Bundeskasse und einer Pkw-Maut nur für Ausländer.
Der BUND kämpft für eine neue Mobilitätsstrategie
in den großen Korridoren, in den Ballungsräumen und
Ortschaften. Ohne Infrastrukturwende keine Verkehrswende! Wir werben für Alternativen zum Straßenbau,
mehr Verkehr auf der Schiene und Bürgerbeteiligung –
im Wahlkampf und im Koalitionsvertrag.
Werner Reh
Dreckiger Diesel: Verkaufsstopp beantragt
Der BUND fordert schon lange, dass die Grenzwerte
für Autoabgase endlich auch in der Realität und auf
der Straße eingehalten werden. Der Dieselbetrug ist
einer der größten Industrieskandale der deutschen
Geschichte, und die Tatenlosigkeit von Alexander
Dobrindt inakzeptabel. Doch alle Bemühungen, Verkehrsministerium und Kraftfahrt-Bundesamt dazu zu
bewegen, die Hersteller zu einer Lösung der massiven
Umweltprobleme zu zwingen, blieben bisher erfolglos.
Deshalb hat der BUND im November beim Kraftfahrt-Bundesamt einen vorläufigen Verkaufsstopp für
alle neuen Dieselfahrzeuge beantragt, die zu viele
32
BUNDmagazin [1-17]
Schadstoffe ausstoßen. Sollte das Bundesamt unserem Antrag nicht nachkommen, werden wir den Verkaufsstopp einklagen.
So wollen wir erreichen, dass der Verkauf zu umweltschädlicher Fahrzeuge verboten wird, bis deren
Hersteller sie ausreichend nachgebessert haben.
Aktuell werden diese Modelle weiterhin abgesetzt.
Aufgrund der politischen Versäumnisse wurden allein
seit der Aufdeckung des Dieselskandals über eine Million unerlaubt umweltschädliche Fahrzeuge verkauft.
Mehr Informationen: Ǡ www.bund.net /abgaswerte
Gut ernährt
Politische Entscheidungen orientieren sich viel zu oft an kurzfristigen, wirtschaftlichen Interessen.
Doch eine nachhaltige Entwicklung benötigt Weitblick. Im Rahmen unserer Serie »Zeitfenster 2030«
versetzen sich Gastautor*innen in das Jahr 2030 – und inspirieren uns mit neuen Perspektiven und
Visionen. Zum Auftakt lässt die Journalistin und Autorin Tanja Busse eine Schülerin erzählen.
A
ls meine Mama klein war, gab es noch Schulen
ohne Tiere und Gemüsegärten. Ich kann mir das
gar nicht vorstellen: Damals saßen die Kinder in Räumen, in denen nur Tische standen. Die Lehrer erzählten
ihnen alles, aber die Kinder durften gar nichts selber
machen. Sehr komisch, wie soll man denn melken lernen ohne Kuh? Und wie soll man kochen lernen ohne
Garten und Küche? Früher, erzählt meine Mutter, gab
es sogar Kinder, die nie in ihrem Leben echte Kühe und
Schweine gesehen hatten, weil fast alle Tiere in großen
Fabriken eingesperrt waren und nie raus konnten.
Immer mehr Eltern haben ihre Kinder auf den Bauernhofschulen angemeldet, deshalb haben das immer
mehr Städte nachgemacht. Nicht nur Schulen, sondern
auch Altenheime, Krankenhäuser und Fabriken haben
sich mit Bauernhöfen zusammengeschlossen und dort
angebaut, was sie essen wollten. Für die Bauern war
das erst ziemlich komisch, denn sie haben früher nur
eine Sache produziert, nur Milch oder nur Schweine
oder nur Weizen und Mais. Jetzt haben sie viele unterschiedliche Tiere auf dem Hof und Pflanzen auf den
Feldern und sind ständig am Chatten, weil sie Fragen
haben und sich Tipps geben.
Ich bin echt froh, dass ich heute lebe. Meine Hühner
und die Tiere von unserem Schulbauernhof würden
mir nämlich fehlen. Schule ohne Tiere wäre ziemlich
langweilig, glaube ich. Morgens gehen wir erst füttern,
zusammen mit unserer Lehrerin und der Bäuerin. Für
Mathe bleiben wir meist auch auf dem Hof, denn unsere
Lehrerin findet meist Aufgaben im Stall. Heute wollte
der Bauer die Stalltüren streichen und wir sollten ausrechnen, wie viel Farbe er dafür braucht. Ich glaube, er
war erleichtert, dass wir richtig gerechnet hatten.
Heute Nachmittag ist Stallversammlung, da treffen
sich alle Schüler, Lehrer und das Team vom Bauernhof.
Wir planen zusammen, was wir in diesem Jahr anbauen
wollen. Wir Schüler sagen, was wir essen wollen, dann
hilft uns die Bäuerin auszurechnen, wie viel Fläche wir
dafür brauchen. Dann müssen wir gucken, ob das mit
der Fruchtfolge passt und mit dem Regen. Die letzten
Sommer waren ziemlich trocken, deshalb gibt es weniger Popcorn bei uns.
Früher, so hat meine Mutter erzählt, sind Lkws zur
Schule gekommen und haben fertig gekochtes Essen
gebracht. Die Zutaten kamen von ganz weit her, es gab
sogar Erdbeeren aus China. Und die Bauern neben unserer Schule haben ihr Fleisch bis nach China verkauft.
Das fanden die Leute damals irgendwie modern. In
dem Jahr, in dem ich geboren wurde, 2016, hat eine Frau
ausgerechnet, dass sich auch große Städte wie Hamburg selbst mit Essen versorgen können. Das konnte
der Bürgermeister erst nicht glauben. Eigentlich wollte
die Stadtverwaltung in diesem Jahr ganz viel Geld ausgeben, um die Elbe auszubaggern, damit noch größere
Schiffe in den Hafen fahren können. Aber das hat ein
Gericht verboten, und so hatte die Stadt genug Geld,
die Bauernhofschulen aufzubauen und die Radwege
von den Schulen zu den Höfen anzulegen.
Manche geben ziemlich an dabei, einer schreibt,
dass er schon wieder eine alte Gemüsesorte entdeckt
hat, die niemand sonst anbaut. Der hat früher vier Ställe mit 160 000 Hühner gehabt, die nie im Leben im Gras
scharren durften, behauptet meine Mutter. Aber das
glaube ich ihr nicht.
Tanja Busse
… hat zuletzt das Buch »Die Wegwerfkuh« veröffentlicht.
Was soll sich Ihrer Meinung nach bis 2030 verändern?
Wie wollen wir in dreizehn Jahren leben? Schreiben Sie
Ihre Ideen an: jenny.blekker@bund.net
[1-17] BUNDmagazin
33
WDR/Bettina Fürst-Fastré
Zeitfenster 2030
Jörg Farys
AKTIV
Oben: Die Delegierten des BUND in Bonn. Daneben der neue Bundesvorstand (von links): Julia Römer, Klaus Brunsmeier und
Dagmar Becker (Beisitzer*innen), Andreas Faensen-Thiebes (Schatzmeister), Jörg Nitsch und Ernst-Christoph Stolper (stellvertretende Vorsitzende), Andreas Link (als Vertreter der BUNDjugend), Maren Jonseck-Ohrt (als Vorsitzende des Verbandsrates), Wilfried Kühling (als Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats) und Hubert Weiger (Vorsitzender).
Delegiertenversammlung
Wiedergewählt
V
om 4. bis 6. November trafen
sich zur Bundesdelegiertenversammlung des BUND über 250 Delegierte, Gäste und Mitarbeiter*innen
der Bundesgeschäftsstelle in Bonn.
Im Zentrum stand diesmal die Wahl
des Bundesvorstands. Hubert Weiger
wurde als Vorsitzender mit großer
Mehrheit für drei Jahre wiedergewählt. Seine Stellvertreter sind Jörg
Nitsch und – als einzig neues Vorstandsmitglied – Ernst-Christoph
Stolper: Der Sprecher des Bundes-
arbeitskreises Internationale Umweltpolitik war 2016 vor allem als
BUND-Experte zu TTIP und CETA
gefragt. Wiedergewählt wurden
auch Schatzmeister Andreas Faensen-Thiebes und die Beisitzerinnen
Dagmar Becker und Julia Römer,
komplettiert von Klaus Brunsmeier,
der sein bisheriges Amt als Stellvertreter aus Zeitgründen abgab.
Im Rahmen einer Feier zum 40.
Geburtstag des BUND NordrheinWestfalen verlieh Hubert Weiger die
Ehrennadel des BUND an drei verdiente Aktive: Sigrun Zobel (Herten),
Dieter Heide (Trollshagen) und Dieter Schmalz (Dülmen).
Mit der Resolution »Raus aus den
fossilen Energien – Klimaschutz verstärken« begrüßten die Delegierten
das Pariser Klimaschutzabkommen.
Als Konsequenz daraus forderten
sie die Bundesregierung auf, umgehend den Ausstieg aus der Kohlekraft einzuleiten und deutlich vor
2030 abzuschließen.
WIE ENTSTEHT EIGENTLICH EINE BUND-POSITION?
Landesverbände
KONZEPTION
UND BEARBEITUNG
GGF. MITARBEIT
Wiss. Beirat
Landesverbände
BUNDjugend
Fachreferent*innen
andere AK etc.
34
BESCHLUSS
VERBREITUNG
verantwortlicher
Arbeitskreis
Bundesvorstand
Delegierte
DISKUSSION
UND BESCHLUSS
BUNDmagazin [1-17]
Wissenschaftlicher
Beirat
(alle AKSprecher*innen)
Presse- und
Lobbyarbeit
Bundesvorstand
bund.net
Ellen Stockmar
MÖGLICHE
IMPULSGEBER
Mehr als 2 300 BUND-Gruppen
sind vielfältig engagiert
Demo gegen
Massentierhaltung
Sie errichten Zäune für Amphibien,
pflegen Streuobstwiesen, bieten Entdeckungstouren durch die heimische
Natur für Jung und Alt oder initiieren
Demos gegen eine geplante Massentierhaltung in der Region: BUNDGruppen machen die Arbeit unseres
Verbandes greifbar. Ihre Aktionen und
Veranstaltungen verbinden aktive
Mitglieder mit Leuten, die sich für den
Umwelt- und Naturschutz begeistern.
Außerdem erhält jede BUND-Gruppe
den ersten Jahresbeitrag ihrer neu
gewonnenen Mitglieder!
Vermerken Sie dazu bitte auf jedem
Mitgliedsantrag gut leserlich den
Namen Ihrer BUND-Gruppe.
Wir drücken Ihnen die Daumen und
wünschen Ihrer Gruppe viel Erfolg
und ein aktionsreiches Frühjahr!
Deshalb rufen wir dazu auf: Nutzen
Sie dieses einmalige Potenzial und
machen Sie aus Interessenten Ihrer
Arbeit neue BUND-Mitglieder!
Gutschein
50 Euro
Gutschein
50 Euro
Gutschein
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im BUNDlad
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Bitte gebe
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Jede Gruppe, die dieses Jahr zehn
neue Mitglieder gewinnt, erhält einen
50 Euro-Gutschein für Werbematerial
aus dem BUNDladen.
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Bitte geben Sie den Gutscheincode in das dafür
vorgesehene Feld beim Bestellvorgang im Warenkorb ein:
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50 Euro
Nach vollständiger Bezahlung des Gutscheins wird dieser von uns innerhalb der regelmäßigen gesetzlichen Verjährung von 3 Jahren (Fristbeginn mit dem Ende des
Ausstellungsjahres) nach folgenden Maßgaben in Zahlung genommen: Eine Verrechnung ist nur mit dem Warenpreis, nicht mit Zusatzkosten wie Versandkosten möglich. Der Gutschein kann nur für einen Bestellvorgang genutzt weren, ein evt. Restwert verfällt. Eine Barauszahlung auch von Teilbeträgen ist nicht möglich.
Haben Sie noch Fragen?
Telefon: (0 30) 2 75 86-111,
E-Mail: service@bund.net
Exkursion Tagebau
BUNDjugend NRW
Demo fü r die
Energiewende
bitte wenden ➔
Geworben durch BUND-Gruppe:
Antwort
Bund für Umwelt und Naturschutz
Deutschland e.V.
Mitgliederverwaltung
Am Köllnischen Park 1
10179 Berlin
neftali/fotolia.com
trekandphoto/fotolia.com
Umweltfeindlicher Anbau von Lebensmitteln für unsere Supermärkte – in Ägypten (links) und in Andalusien (rechts).
Neue Ausstellung
Durstige Güter
S
atte 140 Liter Wasser für eine
Tasse Kaffee – ist das schlimm?
Das ist eine der vielen Fragen, die
der BUND Heidelberg in seiner
Wanderausstellung »Durstige Güter«
aufwirft. Die Ausstellung wird zum
Tag des Wassers am 22. März im
Heidelberger Welthaus eröffnet.
Danach geht sie auf Reise und kann
ausgeliehen werden.
Praktisch jedes Produkt benötigt
für seine Herstellung Wasser. Wenn
wir es kaufen, importieren wir oft
große Mengen »virtuellen Wassers«.
Woran können wir uns halten, wenn
wir diese Menge und damit unseren
ökologischen Fußabdruck in anderen Weltregionen verringern wollen?
Und ist jede Wassermenge, die ein
Produkt beansprucht, schlimm?
Die Ausstellung bringt Licht in
ein komplexes Thema und erläutert
die wichtigsten Siegel, an denen wir
uns orientieren können.
Ich wurde geworben
»Durstige Güter« ist ein Projekt
der BUND-Kreisgruppe mit dem
Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg, der Vereinigung deutscher Gewässerschutz
und der Agentur Prototypen. Gefördert wird es von Umweltbundesamt
und Bundesumweltministerium.
Kontakt: BUND Heidelberg, Tel. (0 62
21) 18 26 31, bund.heidelberg@bund.
net, Ǡ www.bund-heidelberg.de
Wenn Sie sich für eine Familienmitgliedschaft entschieden haben, tragen Sie
bitte die Namen Ihrer Familienmitglieder hier ein. Jede Stimme zählt!
Ja, ich mache mich für den Natur- und Umweltschutz stark
und werde jetzt BUND-Mitglied. Ich wähle folgenden Jahresbeitrag:
Ȝ Einzelmitglied
(mind. 50 €) ..................................................................
(mind. 65 €) ..................................................................
Ȝ Familienmitgliedschaft
Ȝ Ermäßigt (nach Selbsteinschätzung) (mind. 16 €) ..................................................................
Ȝ Lebenszeitmitglied
(einmalig mind. 1 500 €) ..................................................................
Zahlungsweise: Ȝ Lastschrift Ȝ Rechnung
Name/Geburtsdatum
Name/Geburtsdatum
Name/Geburtsdatum
Ja, ich zahle per Einzugsgenehmigung
und spare damit Papier- und Verwaltungskosten. Bitte ziehen Sie den
Betrag ab dem ___________ bis auf Widerruf von meinem Konto ein.
Name/Vorname
Straße
Kontoinhaber*in
DE
PLZ/Ort
Beruf
Telefon
IBAN
Geburtsdatum
Datum
E-Mail
Ihre persönlichen Daten werden ausschließlich für Vereinszwecke elektronisch erfasst und – ggf. durch
Beauftragte des BUND e.V. – auch zu vereinsbezogenen Informations- und Werbezwecken verarbeitet
und genutzt. Eine Weitergabe an Dritte findet nicht statt.
Unterschrift (bei Minderjährigen Unterschrift des/der Erziehungsberechtigten)
Hilfe für die Flüchtlingshilfe
AKTIV
Mehr Anerkennung
U
nter dem Eindruck der vielen
Menschen, die im vorletzten
Herbst nach Deutschland flohen, rief
die Bundesregierung im Dezember
2015 den »Bundesfreiwilligendienst
mit Flüchtlingsbezug« ins Leben.
Sie schuf damit 10 000 neue Plätze
für Bundesfreiwillige. Das Ziel: die
Möglichkeiten des ehrenamtlichen
Engagements für Geflüchtete zu
stärken und den Helfer*innen mehr
Sichtbarkeit und Anerkennung zu
verleihen. Zudem sollte dieser
Schritt das große, meist ganz spontane ehrenamtliche Engagement in
der Flüchtlingshilfe würdigen.
Neue Zielgruppen
Auch die Zentralstelle des BUND
für den Bundesfreiwilligendienst
profitiert von dem drei Jahre laufenden Programm. Dank der Plätze in
dem Sonderprogramm haben die
Freiwilligen und ihre Einsatzstellen
mehr Flexibilität gewonnen – und
die Flüchtlingsprojekte der BUNDGruppen wertvolle Unterstützung.
Der BUND kooperiert dabei seit
einem Jahr mit der Türkischen
Gemeinde in Deutschland, die alle
großen Migrantenorganisationen
und muslimischen Gemeinden
hierfür unter ihrem Dach bündelt.
Teilnehmer*innen
eines BUND-Seminars in Rottweil
am Schwarzwald.
Berna Althoff
Dies ermöglicht einen spannenden
interkulturellen Austausch und öffnet ganz neue Zielgruppen für
unsere Umweltarbeit. In den BFDSeminaren des BUND begegnen
sich nun nicht nur Bundesfreiwillige jedes Alters, sondern auch verschiedener Nationen und Kulturen,
mit und ohne Fluchterfahrung.
Noch Plätze frei
Da unsere Seminare Kompetenzen vermitteln, die nicht nur für
Aktive aus Umweltverbänden interessant sind, ziehen auch Freiwillige
aus anderen Bereichen daraus Nutzen. So transportieren wir eigene
Themen wie Umweltschutz und
Nachhaltigkeit über die Verbandsgrenzen hinweg.
Derzeit sind über die BUNDZentralstelle mehr als hundert
Bundesfreiwillige im Rahmen des
Sonderkontingents für Geflüchtete
im Einsatz. Auf Anfrage können wir
noch weitere Plätze vergeben. Eine
gesonderte Anerkennung müssen
BFD-Einsatzstellen, die bereits bei
uns registriert sind, übrigens nicht
beantragen.
Mehr zu dem Sonderprogramm
»BFD mit Flüchtlingsbezug« unter
Ǡ www.bund.net/bfd
Und was feiern Sie in diesem Jahr?
Ob Geburtstag, Taufe, Hochzeit
oder Dienstjubiläum – es gibt
viele schöne Anlässe. Nutzen
Sie doch diesen Tag der Freude,
um Gutes zu tun!
Mehr Informationen mit Tipps sowie
einem Bestellformular für unsere
kostenlose Spendenbox finden Sie
unter www.bund.net/spenden-stattgeschenke.
Es geht ganz einfach:
Wünschen Sie sich von Ihren
Gästen etwas ganz Besonderes:
eine Spende für den BUND!
Die Natur dankt es Ihnen!
Oder rufen Sie mich direkt an:
Sabine Wegendt,
Tel. 0 30-2 75 86-565.
Per Mail: Sabine.Wegendt@bund.net
www.bund.net/spenden-statt-geschenke
[1-17] BUNDmagazin
37
FR I EN DS OF TH E EARTH
Neue Vorsitzende: Karen Nansen
»Wir wollen stark sein«
M
Amelia Collins/FoEI (3)
Oben: 2016 lud WALHI – Friends of the Earth Indonesien –
alle Verbündeten zur Mitgliederversammlung nach Bandar
Lampung auf Sumatra ein. Mit auf dem Gruppenbild auch
Vertreter*innen von Friends of the Earth Russland und Bosnien-Herzegowina, die nun offiziell zum Netzwerk gehören.
Mitte: der neu gewählte Vorstand. Unten: die Vorsitzende
Karen Nansen aus Uruguay bei einer Gesangseinlage, eingerahmt von Verbündeten aus Haiti und Brasilien.
38
BUNDmagazin [1-17]
it großer Mehrheit wählten
die Mitglieder des weltweiten
Netzwerks »Friends of the Earth«
Karen Nansen am 2. Dezember zu
ihrer neuen Vorsitzenden – in Lampung auf der indonesischen Insel
Sumatra. Die internationale Koordinatorin des BUND, Antje von Broock,
befragte die Uruguayerin mit skandinavischen Wurzeln.
Antje von Broock: Karen, wie bist du
zum Umweltschutz gekommen?
Karen Nansen: Als ich zum Studium
meine Heimatstadt Colonia verließ,
um in Montevideo Soziologie zu
studieren, zog ich mit Freunden auf
einen alten Bauernhof am Rande
der Stadt. Wir haben unser Obst
und Gemüse angebaut und irgendwann begonnen, es zu verkaufen.
Bald gründeten wir dann eine Coop.
Und weil wir auch politisch von
gemeinschaftlicher Produktion und
ökologischer Landwirtschaft überzeugt waren, wollten wir unsere
Ideen unter das Volk bringen. So
gründeten wir noch eine Druckerei,
die ich jahrelang geleitet habe.
Seit wann bist du bei FoE aktiv?
Eigentlich von Anfang an. Über
Freunde, die während der Diktatur
in den 1970er Jahren in Schweden
politisches Asyl fanden, hatten wir
von Friends of the Earth erfahren.
Außerdem gab es Kontakte zu FoE
Argentinien. 1988 wurde Friends of
the Earth Uruguay gegründet.
Was sind eure Schwerpunkte?
Unser größtes Anliegen ist die
Ernährungssouveränität, also das
Recht der Völker, unabhängig von
globalen Märkten Nahrung selbst
zu produzieren und zu verteilen.
Dieses Recht ist stark gefährdet
durch die Agrarindustrie mit ihrem
Soja-Anbau und ihren Plantagen für
die Papierproduktion. Internationale Investoren kaufen in großem Stil
Land für die Massenproduktion,
und die Preise steigen exorbitant.
Viele Bauern haben deshalb ihr
Land verkauft oder verpachtet. So
verschwinden immer mehr Bauernhöfe. Hinzu kommt die wachsende
Belastung mit Agrargiften.
Was hast du dir für die zwei Jahre
deines Vorsitzes vorgenommen?
Ich möchte dazu beitragen, dass die
sehr unterschiedlichen Regionengruppen der Friends of the Earth
(Lateinamerika & Karibik, Europa,
Afrika etc.) künftig noch näher
zusammenrücken. Wir wollen eine
starke Bewegung sein – für die Menschen, gegen die unternehmerische
Übermacht.
V. Barro, www.fotosconletra.com
Philippinen
BUND-Partner in Angst
S
eit dem Amtsantritt von Präsident Rodrigo Duterte am 30.
Juni starben bis zum Jahresende
bereits 5 700 Menschen in seinem
»Krieg gegen Drogen«, unzählige
wurden ohne Anklage verhaftet.
Täglich liegen Leichen in den Straßen – mit einem Sack über dem
Kopf und einem Schild um den
Hals, das besagt: »Macht mir das
nicht nach!«
Nun dominiert Angst die Gesellschaft. Wer verdächtig aussieht –
etwa alternativ gekleidet ist oder als
Mann lange Haare trägt –, der vermeidet nach Einbruch der Dunkelheit noch auf die Straße zu gehen.
Duterte hat verkündet, seinen Krieg
fortsetzen zu wollen, bis der letzte
Drogendealer getötet sei. Menschenrechtsorganisationen bedrohte er:
»Wenn ihr mich stoppen wollt, bringe ich euch ebenfalls um.«
Das berührt auch die Arbeit der
Friends of the Earth Philippinen –
der Umweltorganisation »The Legal
Rights & Natural Resources Center«.
In öffentlicher Anhörung wird die
Geschäftsstelle beweisen müssen,
dass sie nichts mit Drogen zu tun
hat. Damit aber ist die Gefahr nicht
gebannt. Der Anti-Drogen-Kampf
droht für andere Ziele missbraucht
zu werden. So wurde erst kürzlich
ein Anti-Tagebau-Aktivist ermordet.
Alle, die ihn kannten, beteuern, er
habe nie Drogen genommen.
Wir von FoE Philippinen haben
gegen die grassierende Gewalt
protestiert. Als Teil der Bewegung
»I defend« (Ich verteidige) forderten
wir eine UN-Mission an, um das
Mutige Aktivistin:
Norly G. Mercado.
Unrecht im Land zu dokumentieren.
Die Regierung verweigert ihr bisher
die Einreise.
Norly Grace Mercardo,
FoE Philippinen Ǡ www.lrcksk.org
Biologische Vielfalt
Aktiver für den Artenschutz
Anzeige
I
m Dezember fand in Cancún/Mexiko die 13. Weltkonferenz zur biologischen Vielfalt statt. Viel Zählbares lieferte
sie nicht. Der BUND forderte die Staatengemeinschaft im
Anschluss zu konkreten Schritten auf, um den Verlust von
Arten und Lebensräumen zu stoppen: »Beim Schutz von
Regenwäldern, Korallenriffen, Flussauen oder Mooren muss
die Weltgemeinschaft mehr tun. Sie muss dem globalen
Sterben der Arten – gerade der Insekten – endlich wirksam
begegnen«, so der Vorsitzende Hubert Weiger.
Zwar hatten sich die Teilnehmer darauf verständigt, den
Schutz der biologischen Vielfalt in der Land- und Forstwirtschaft, in der Fischerei und beim Tourismus künftig stärker
zu beachten. Doch zu verbindlichen Maßnahmen konnte
man sich nicht durchringen. »Speziell in der Landwirtschaft muss der Naturschutz mehr im Mittelpunkt stehen.
So muss es bei der nächsten Reform der EU-Agrarpolitik
darum gehen, umweltschädliche Subventionen abzubauen«,
sagte Weiger. Sonst sei das Ziel, den Artenverlust bis 2020
zu stoppen, vollends unerreichbar.
Die EU »glänzte« in Cancún übrigens damit, für eine
»nachhaltige Intensivierung« der Landwirtschaft zu werben.
Dem BUND-Netzwerk Friends of the Earth und seinen Verbündeten gelang es, diesen Vorstoß abzuwehren.
Positiv: Eine Koalition von Staaten aus Europa und
Lateinamerika engagierte sich für den Schutz von Bienen
und anderen Bestäubern. »Wir fordern Pestizide wie Glyphosat und Neonikotinoide sofort zu verbieten«, so Weiger.
90 Prozent der Wildpflanzen und 75 Prozent der Kulturpflanzen sind auf die Insektenbestäubung angewiesen.
[1-17] BUNDmagazin
39
Abgefahren …
DI E J U NGE SEITE
Kleine Autos, große Wirkung: Einfallsreich warb die
BUNDjugend dafür, in der Verkehrspolitik umzusteuern.
Ihre Botschaft: Wir lassen uns die Zukunft nicht verbauen.
I
st Baggerfahren echt ein Männertraum? Das würde
erklären, warum sich Verkehrsminister Alexander
Dobrindt – obwohl längst erwachsen – gerade wie ein
kleiner Junge benimmt. Der Politiker sitzt auf einem
gelben Spielzeugbagger und werkelt wild an einer Baustelle. Es scheint, als wolle er das ganze Land umgraben.
Hinter dem Minister postieren sich junge Leute, um ihm
den Spaß zu verderben. »Zukunft nicht wegbaggern!
Alternativen statt Asphalt«, ruft das Transparent. Zwar
ist das Ministergesicht aus Pappe. Doch das Bild erregt
Aufmerksamkeit: Vor dem Berliner Reichstaggebäude
protestiert die BUNDjugend gegen den Straßenbau.
Spielzeug Auto?
Damit findet eine kreative Kampagne öffentlich
ihren Abschluss. Unter dem Motto »Spielzeug Auto?«
trommelten BUNDjugend-Gruppen in zwölf Landesverbänden für eine klimafreundliche Verkehrswende.
»Wir sind inzwischen viel zu alt, um mit Autos zu spielen«, sagt Caro Lotter vom Vorstand der BUNDjugend.
»Aber Alexander Dobrindt mag sie wohl immer noch.«
Deswegen, so die These, setze er im Bundesverkehrswegeplan auf den Straßenbau statt auf eine umweltschonende Verkehrspolitik. »So haben wir ihm eben
unsere alten Spielzeugautos geschickt. Damit kann er
spielen, und alle sind happy: Das Spielzeug sorgt für
keinen Dieselskandal, stößt keine Treibhausgase aus
und braucht auch keine neuen Straßen.«
Miriam Beulting studiert Politikwissenschaft in Bremen und hat die Kampagne mit ins Leben gerufen.
40
BUNDmagazin [1-17]
»Wir haben ein Thema gewählt, bei dem sich Gruppen
im ganzen Land einbringen konnten«, erzählt die 23Jährige. Die Bundesgeschäftsstelle der BUNDjugend
bot einen Leitfaden an und Tipps für die Pressearbeit.
Und dann wurden überall Spielzeugautos gesammelt.
Wer keine mehr hatte, konnte sie aus Papier basteln.
Autos an die Leine
Die Postkarten waren heiß begehrt. In Karlsruhe, wo
Mona Schmidbauer und ihre Mitstreiter einen Infostand aufgebaut hatten, gab es am Ende keine Flyer
mehr zu verteilen. »Wir sind nur eine kleine Gruppe«,
so die Chemieingenieurstudentin. »Doch es war toll,
gemeinsam etwas auf die Beine zu stellen. Jetzt haben
alle Lust auf die nächste Aktion.«
Vielleicht machen sie es sich ja demnächst auf der
Straße gemütlich, wie eine andere Gruppe der BUNDjugend Baden-Württemberg. Die warf am »Internationalen Park(ing) Day« ein paar Euro in die Parksäule
und verwandelte ihren Parkplatz kurzerhand in einen
temporären Park. Sie schrieben »Hier könnten ihre
Kinder spielen« auf den Asphalt, spielten Karten und
packten sogar die Gitarre aus.
In Sachsen radelte ein BUNDjugend-Team am Ufer
der Elbe entlang und zog vor der Kulisse der Dresdner
Altstadt ein feuerrotes Bobbycar hinter sich her. Die
Botschaft: Autos gehören an die Leine! Mit Aktiven aus
Chemnitz und Leipzig zeigten die Dresdner den Dokumentarfilm »Bikes vs Cars« und schlossen sich trotz
Winterkälte der Fahrraddemo »Critical Mass« an.
Noch keine Reaktion
Minister Dobrindt scheint sich richtig wohlzufühlen – auf einer Verkehrsinsel, um die der Autoverkehr braust. Als
Pappfigur in einem Video der BUNDjugend Hamburg grinst er in einem fort.
Der 45 Sekunden lange Trickfilm forderte zur Beteiligung an der Kampagne auf.
In den sozialen Netzwerken wurde er
vielfach geteilt. Mit dem Hashtag #Spielzeugauto machte man die Forderungen
online bekannt.
Wie viele echte und gebastelte Spielzeugautos in Berlin angekommen sind?
Es waren wohl Hunderte, und ebenso
viele Postkarten. Das wusste die BUNDjugend Sachsen-Anhalt zu berichten,
die ihre 35 Spielzeugautos nicht per Post
verschickte, sondern selbst im Verkehrsministerium abgab. Auf eine offizielle
Reaktion der Behörde wartet die BUNDjugend noch.
Heilige Kuh
Der Bundesverkehrswegeplan mit all
seinen Straßenprojekten wurde trotz
der Proteste inzwischen verabschiedet.
Doch viele der Aktiven bleiben dran.
»Dass unsere Städte mit Giftstoffen vollgepumpt werden, mag ich einfach nicht
akzeptieren«, so Caro Lotter. »Jetzt geht
es darum, den Leuten dies bewusster zu
machen.«
Und dafür ist ein langer Atem nötig.
Die Werbetrommel zu rühren für fahrradfreundliche Städte, den Schutz von
Fußgängern oder die Förderung öffentlicher Verkehrsmittel, ist nicht immer
leicht. Caro Lotter hat es selbst erfahren.
Mit Freunden der BUNDjugend Hessen
versuchte sie in Bad Nauheim mit Autofahrer*innen ins Gespräch zu kommen.
Doch die meisten ließen sich auf nichts
ein und rauschten davon. »Für viele ist
das Auto noch immer eine heilige Kuh.
Umso wichtiger ist es, dass wir uns weiter für eine klimafreundliche Verkehrswende engagieren.«
Text: Helge Bendl, Fotos: BUNDjugend
Klima schützen, Treibhausgase sparen
und gewinnen, zum Beispiel so: Sechs
Wochen nur mit dem Rad zur Schule
oder Uni fahren. Keine Plastiktüten
mehr annehmen. Oder vom 1. März bis
15. April auf alles Tierische verzichten.
Die Fastenzeit beginnt – teste dich aus
und stell dich der Herausforderung,
wenn es wieder heißt: Wir fasten für
das Klima! Melde dich bei Lena
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Bundesgeschäftsstelle, wenn auch du
klimafasten willst. Mit etwas Glück
ergatterst du ein Startergeschenk. Wir
sind gespannt auf deine Erlebnisse!
Erfahrungen, Eindrücke + Tipps findest
du auf Ǡ blog.bundjugend.de
Klasse Klima: Aktionswochen
Ihr möchtet als Klasse oder Gruppe
Treibhausgase einsparen? Dann startet eure eigene Aktion: Macht mit bei
den Aktionswochen des Klasse-KlimaWettbewerbs vom 13. April bis 20. Mai.
Wir vergeben Preise im Wert von über
1 500 Euro für das nachhaltigste Projekt, die kreativste Umsetzung, das
Projekt mit größter Breitenwirkung –
und die, die am meisten CO2 sparen.
Im März/April verschicken wir gratis
Pakete mit Aktionsideen, Aufklebern,
Samentüten und anderem. Wir freuen
uns auf eure Aktionen und Beiträge!
Bis 20. Mai könnt ihr sie einreichen:
Ǡ klasse-klima.de
Ǡ www.bundjugend.de
[1-17] BUNDmagazin
41
DI E I N FOSPALTE DER BU N DJ UGEN D
Fasten fürs Klima
Mit am Start war auch ein BUNDtes
Lastenrad, das man in Dresden gratis für
Gelegenheitstransporte ausleihen kann.
Der zweirädrige Umzugswagen schafft
bis zu hundert Kilo Gepäck umweltfreundlich von A nach B. So wird der
Kombi überflüssig, und der Stadt und
ihren Bewohner*innen bleiben ein paar
unnötige Fahrten erspart.
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BUNDmagazin [1-17]
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Fundgrube für Klimaschützer
MEDI EN
Hinter dem neuesten Band der Serie »Warnsignal Klima« verbirgt sich eine topaktuelle
Textsammlung zum Stand der Forschung, was
der Klimawandel für die biologische Vielfalt
bedeutet. Namhafte Wissenschaftler*innen
veranschaulichen mit diversen Beispielen historische und heutige Folgen des menschengemachten Klimawandels für die Natur. Über
200 Abbildungen illustrieren die Faktenlage
und machen das Buch zu einer Fundgrube für
journalistische Recherche oder die Vorbereitung von Referaten.
Der Band ist keine leichte Lektüre – und tut
doch gut im Zeitalter postfaktischer Scheingewissheiten. Auch Einsteiger*innen erhalten
hier eine solide Grundlage. Die oft emotionale
Debatte um die Frage, wie nötig der Klimaschutz ist, kontert das Buch mit einer Fülle
nüchterner Fakten. Und es zeigt die gravierenden Auswirkungen, falls der Klimaschutz
scheitert. Eine Pflichtlektüre für alle Klimaund Naturschützer*innen, die sich rüsten
wollen für die Auseinandersetzung mit Politikern, Behörden und Klimawandelleugnern.
Warnsignal Klima – die Biodiversität, 2016. 352 Seiten, 46 €, Universität HH, www.warnsignal-klima.de;
BUND-Mitglieder erhalten 20 Prozent Rabatt
Atomkraft: bald Geschichte?
Bernward Janzing, ein profilierter Freiburger
Energiejournalist, will mit seinem neuen
Buch zeigen, wie die Atomkraft in Deutschland gescheitert ist. Er liefert einen interessanten historischen Abriss, indem er aus
einem eindeutig süddeutschen Blickwinkel
erzählt, wie der Widerstand gegen die Atomkraft in Whyl, Gorleben, Brokdorf, Wackersdorf etc. immer breitere Teile der Gesellschaft
erreichte. Diese spannende Geschichte wird
mit vielen Bildern und persönlichen Berichten zum Leben erweckt.
Janzing hat auch Klaus Traube noch kurz
vor dessen Tod besucht und präsentiert ihn
als die »deutsche Atomgeschichte in Person«.
Mit vielen weiteren Porträts malt Janzing ein
gelungenes Bild der Anti-Atom-Bewegung,
eine Hommage an den bunten Widerstand.
Auch skizziert er die Strategie der Atomkraftlobby und ihr Scheitern.
Gut ist, dass das Buch nicht in der Betrachtung der Vergangenheit verharrt. Denn sollte
die Atomenergie in Deutschland in wenigen
Jahren tatsächlich Geschichte sein (was sehr
zu hoffen ist), müssen wir uns mit ihren Hinterlassenschaften noch lange herumschlagen.
Ein ganzes Kapitel widmet sich dem Thema
»Arbeit für Jahrzehnte – Strahlung für die
Ewigkeit«. Janzing erklärt das Problem Atomkraft also nicht für erledigt – gut so.
Bernward Janzing: Vision für die Tonne – Wie die Atomkraft scheitert, 2016. 272 Seiten, 29 €, Picea Verlag
Zerstörerische Werbung
Kaum einer mag Werbung, und noch weniger
Menschen glauben, durch Werbung fundiert
über ein Produkt informiert zu werden. Doch
Werbung wirkt. Mehr noch: Wer nicht für sich
wirbt, erleidet einen Wettbewerbsnachteil.
Der Ökonom Christian Kreiß zeigt, dass
kommerzielle Werbung mehr sein kann als
nur lästig – nämlich zerstörerisch. Beispielhaft zeigt er, wie sie die Kultur, die Gesundheit
und das Verhalten der Menschen beeinflusst.
So scheuen manche Firmen nicht davor
zurück, gezielt Unwahrheiten zu verbreiten.
Werbekampagnen brachten etwa Frauen in
Afrika dazu, ihren Kindern künstliche Babynahrung zu geben – mit fatalen Folgen für viele
Neugeborene. Nestlé bekam sein unmoralisches Verkaufsgebaren gerichtlich bescheinigt.
Erschreckend auch der Blick auf die Pharmaindustrie: Ein Viertel ihrer Ausgaben fließt ins
Marketing, etwa doppelt so viel wie in Forschung und Entwicklung. Und die Tabak- und
Alkoholkonzerne richten ihre Werbung extra
an Kinder und Jugendliche, um sie möglichst
früh als Kunden zu binden.
Werbung zerstört die Gesellschaft, so die
These. Kreiß zeigt, wie Werbung im Kapitalismus zu einem System der Gewalt wird.
Werbung gehöre daher verboten. Sein Buch
fügt eine Fülle interessanter Daten eloquent
zu einem schlüssigen Bild zusammen.
Christian Kreiß: Werbung – nein danke; Warum wir ohne Werbung viel besser leben könnten, 2016.
352 Seiten, 24,90 €, Europa-Verlag
44
BUNDmagazin [1-17]
Sehnsuchtsort Alpen
Zuallererst fallen die tollen Fotos auf. Großformatig spiegeln sie die berückende Schönheit der Alpen: Gipfel und Grate in allen Formen und Farben, ihre vielfältigen Bewohner –
vom Kohlröschen bis zur Bayerischen Kurzohrmaus, vom Gänsegeier bis zum Rothirsch –,
dazu Kulturzeugnisse von der Frühgeschichte
bis zur Avantgarde alpiner Architektur. Die
meisten Fotos hat eine Mittenwalder Bildagentur beigesteuert – zum satte zwei Kilo
schweren Alpenbuch von Detlev Arens.
»Naturerlebnis, Kulturgut, Sehnsuchtsort«
– diesem Untertitel zeigt sich der prachtvoll
gestaltete Band verpflichtet. Dabei ist »Die
Alpen« mehr als ein Bildband, der sich darin
erschöpft, grandiose Motive zu präsentieren.
Detlev Arens liefert einen Überblick über die
Naturgeschichte des Gebirges und einen Kul-
turraum, der sich über acht Länder erstreckt.
In kompakten Kapiteln streift er die Geologie,
die Flora und Fauna, geschichtliche Epochen
bei der Erschließung der Berge, die Entwicklung des Tourismus und Alpinismus oder die
zeitgenössische Architektur. Gefährdung und
Schutzwürdigkeit des Alpenraums klingen
dabei immer wieder an.
Das liest sich interessant und macht Lust,
hier nur Angedeutetes später zu vertiefen. Zum
Abschluss des Bandes sind die Nationalparke
der Alpen vorgestellt – Hohe Tauern, Ècrins,
Belluneser Dolomiten, Berchtesgaden.
Im Anhang dann weiterführende Literatur.
Daran fehlt es ja nicht, Bücher über die Alpen
gibt es unzählige. Doch sicher nur sehr wenige,
die uns derart gekonnt den Sehnsuchtsort
Alpen nahebringen, mit all seinen Facetten.
Detlev Arens: Die Alpen – Naturerlebnis, Kulturgut, Sehnsuchtsort, 2016. 320 S., 40 €, Edition Fackelträger
Lust auf Entdeckungen?
Über 40 Bände der »Entdecke«-Reihe sind seit
2009 erschienen – und ganz gleich, ob es um
Tiergruppen wie Haie, Greifvögel oder Robben geht, oder um Korallenriffe, um Klimawandel oder Bionik: Mit vielen großen Fotos,
einem lebendigen Layout und gut aufbereiteten Texten kompetenter Autor*innen gelingt
es dem Verlag »Natur und Tier«, die unterschiedlichsten naturwissenschaftlichen Themen spannend zu vermitteln.
Das Konzept dieser Sachbuchreihe für Kinder
überzeugt. Eine schlaue Eule führt durch die
Seiten, ein Quiz mit 20 Fragen rundet jedes
der Bücher ab. Offenbar kommen die Bände
gut an, regelmäßig vergrößert sich ihre Zahl.
Zehn neue dürften mit diesem BUNDmagazin
erschienen sein – zu Eseln und Elefanten, zu
Beuteltieren, Krokodilen oder Schlangen …
Eine Übersicht der Titel gibt es unter Ǡ www.
ms-verlag.de (> Kinder > Entdecke-Reihe)
Entdecke (…) – die Reihe mit der Eule, seit 2009. Je 64 Seiten, 12,80 €, Natur und Tier-Verlag
Ein Dollar pro Stunde
Der Traum von Abschottung ist ausgeträumt,
so sehr ihn auch manche wieder herbeireden.
Ungelöste Probleme, mit verursacht wesentlich von den Industrieländern, holen diese ein,
weil heute alles global ist. Auf diesen Thesen
basiert Georgios Zervas’ und Peter Spiegels
»1-Dollar Revolution«. Wie lassen sich weltweite Fluchtbewegungen und Umweltprobleme wie der Klimawandel lösen? Ihr Schlüsselgedanke ist ein Mindestlohn von einem Dollar pro Stunde als Menschenrecht sowie Mindestpreise für landwirtschaftliche Rohstoffe.
Dadurch könnten die extreme Armut von
über zwei Milliarden Menschen überwunden
und ökologische Herausforderungen wie die
Energiewende global bewältigt werden. Die
Autoren machen Mut, dass es trotz der derzeit
eher instabil scheinenden Weltlage zu einem
»Evolutionssprung« kommen könne: einem
»öko-sozialen Weltwirtschaftswunder«.
Der Planet profitierte wohl auch, wenn die
weiteren Forderungen der Autoren umgesetzt
würden: die Regeln der Welthandelsorganisation den UN-Standards zu unterwerfen; eine
sozial verträgliche Konsumsteuer zu erheben;
und die Folgekosten von klimaschädlichen
Produkten in deren Preis abzubilden.
Utopisch oder doch realistisch? Nun, auch
in der Evolution geriet es schon oft zum Vorteil, geschickt mit anderen zu kooperieren.
Peter Spiegel, Georgios Zervas: Die 1-Dollar-Revolution – Globaler Mindestlohn gegen Ausbeutung und
Hunger, 2016. 256 Seiten, 20 €, Piper
[1-17] BUNDmagazin
45
Mehr Zeit für die Oder
PERSÖN LIC H
Sascha Maier fährt von Berlin aus regelmäßig zur Oder:
»Dieser Fluss ist zu jeder Jahreszeit einen Besuch wert.«
Aus Sicht des BUND wird dies das gesamte Flusssystem
in Mitleidenschaft ziehen.
An der Unteren Oder liegt Deutschlands einziger AuenNationalpark. Mit ihm sollten sich die Ausbaupläne auf
deutscher Seite doch leicht verhindern lassen?
Schön wär’s! Leider fließt die eigentliche Oder nur am
Rand des Nationalparks vorbei, der Nationalpark endet
an ihrem Ufer. Außerdem genießt der Hochwasserschutz immer Vorrang. Diesen Vorrang stellt der BUND
nicht infrage, wohl aber das einseitig technische Vorgehen. Wir fordern ein ökologisches Konzept, das die einmalige Oderaue in den Hochwasserschutz integriert.
Sascha Maier zählt zum Vorstand des BUND Brandenburg. Seit
einem Jahr engagiert er sich im BUND-Arbeitskreis Wasser und im
Verein der Freunde des deutsch-polnischen Europa-Nationalparks
Unteres Odertal. Nun schlägt er Alarm: Die Oder ist akut bedroht.
Herr Maier, was verbindet Sie mit der Oder?
Ich bin im fränkischen Lauf an der Pegnitz aufgewachsen, nur 200 Meter vom Fluss entfernt. Schon als Kind
habe ich erlebt, wie dynamisch ein Fluss sein kann. Die
Oder habe ich im Studium in Berlin kennengelernt,
über den WWF, für den ich damals aktiv war. Ich war so
von ihr beeindruckt, dass ich mich als Politikstudent
mit dem Nationalpark im Odertal beschäftigt habe und
für ein Umweltpraktikum in dessen Verwaltung ging.
Ihrem Antrag zur Rettung der Oder haben die BUNDDelegierten Anfang November einstimmig zugestimmt.
Was genau droht der Oder derzeit?
Seit vielen Jahren wird ein Ausbau der Oder diskutiert.
Schon das Hochwasser von 1997 führte zum Bau einer
Staustufe bei Breslau, die demnächst fertig sein dürfte.
2006 warnte der BUND davor, die Oder unter dem
Deckmantel Hochwasserschutz für Güterschiffe auszubauen. 2015 nun schlossen Deutschland und Polen
einen Staatsvertrag, der – angeblich – den Einsatz von
Eisbrechern bei Winterhochwasser gewährleisten soll.
En passant aber soll die ganzjährige Passage großer
Güterschiffe möglich werden. An 80 bis 90 Prozent des
Jahres will man 1,80 Meter Wassertiefe garantieren.
Polens neue Regierung hat beschlossen, alle großen
Flüsse massiv auszubauen, auch die Oder. Dabei verbietet es die Wasserrahmenrichtlinie der EU, die ökologische Qualität eines Gewässers zu verschlechtern.
Ǡ www.bundbrandenburg.de/
oder
Was konkret ist an der deutschen Oder geplant?
An die 500 Buhnen sollen erneuert, verlängert und erhöht werden, ohne Prüfung der Umweltverträglichkeit.
46
BUNDmagazin [1-17]
Die polnische Seite plant noch mehr Natur zu zerstören?
Ja. So grenzt nördlich an unseren Nationalpark das polnische Zwischenoderland, hier hat der Mensch über 70
Jahre nicht mehr eingegriffen. Polens Regierung plant
diese Auenwildnis wieder in Nutzung zu nehmen und
alte Einlasswerke zu erneuern, vorgeblich zum Schutz
vor Hochwasser und für den Denkmalschutz ...
Die Oder speist ja den Nationalpark – hat sich seine Verwaltung schon klar gegen die Ausbaupläne gestellt?
Zumindest mündlich bei einem Treffen im Juni. Die
Pläne widersprechen ja allem, was wir im Nationalpark
wollen. So wurde an der Oder 2016 der einmillionste
Stör ausgesetzt, um diese global bedrohte Art wieder
heimisch zu machen. Die Oder ist flussaufwärts über
600 Kilometer ohne Querbauwerk und damit prädestiniert für Wanderfische. Doch um sich fortzupflanzen,
benötigen Störe ein natürliches Flussbett.
Die Forderung, die Pläne zu stoppen und den Hochwasserschutz ökologischer zu gestalten, wird die Oder allein
wohl nicht retten. Was plant der BUND noch?
Wir beleben derzeit unser deutsch-polnisch-tschechisches Bündnis »Zeit für die Oder« wieder. In den 1990er
Jahren hat es den Fluss mit vielen Vorzeigeprojekten
ins öffentliche Bewusstsein gerückt. Und wir bringen
unter dem Dach des Deutschen Naturschutzrings ein
alternatives Konzept für den Hochwasserschutz voran.
Mit deutschen und polnischen Juristen bereiten wir
zudem Klagen auf beiden Seiten der Oder vor.
Engagieren Sie sich rein ehrenamtlich, oder sind Sie
auch beruflich im Gewässerschutz aktiv?
Ich arbeite als IT-Berater, mein Einsatz für die Oder ist
davon ganz unabhängig. Um meine Flussaktivitäten zu
stemmen, habe ich die Arbeitswoche inzwischen aber
auf vier Tage gekürzt.
Interview: Severin Zillich
Was bleibt,
wenn wir gehen?
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