16. Jahrhundert die Hofgesellschaft nach dem Gerichtsstand usw.
von der Bürgerschaft gesondert, aber daß die Verkehrstrennung,
wie wir sie unter den ersten Hohenzollern beobachten, die scharfe
Scheidung zwischen den hochdeutschen Hofleuten und der Stadt zu
Ausgang des Jahrhunderts nicht mehr bestand, das zeigen uns
zahlreiche Züge. Auch im Verhältnis der Städte zum Herrscher ist
am Ende dieses kampfteichen Jahrhunderts eine Wandlung eingetreten,
der Widerstand, fteilich auch die Selbständigkeit, hat aufgehört.
Der Landesherr ist aber auch jetzt kein Fremder mehr.
Albrecht Achilles gehörte dem Reich an, Johann Cicero ist beschränkt
auf die Mark. Nicht mehr wie seinen Vorgängern
stehen ihm die fränkischen Beamten beliebig zur Verfügung, so daß
er einen Teil derselben jetzt in der Mark suchen muß, daß auch
Märker, Berliner in die Verwaltungssiellen eindringen"), allerdings
noch nicht in die führenden, die den Männern aus den vorgeschritteneren
hochdeutschen Landen, Franken, Sachsen, der
Lausitz, noch vorbehalten waren. Die Gegensätze zum Hof, zu den
Beamten hören auf, die Fremden werden hier Heimatfest, verschwägern
sich mit den Berliner Familien. Mancher erwirbt das
Bürgerrecht, manchem begegnen wir als Vertragspartei imSchöffenbuch.
Unter diesen Hof- und Regierungsbeamten aber entstammen
nicht wenige auch gerade dem erwähnten oberfächsischen Gebiet,
die — gleichviel, welches die Form der Hof- und Schriftsprache
war — zweifellos obersächsischen Dialekt im Verlehr sprachen: der
Propst Erasmus Brandenburg stammt aus Zwickau, ein Sachse
ist der kurfürstliche Rat Dr. Stauffmel (seine Tochter heiratet einen
Kölner Bürger), ein Leipziger ist Joachims 11. Kanzler Distelmeyer
u.a.m. Natürlich aber muß auch der Märker im Hofdiensi,als kurfürstlicher
Beamter die hochdeutsche Sprache anwenden, denn die
kurfürstliche Kanzlei war stets hochdeutsch gewesen. Nicht länger
darf die Sprache hindern, unumgänglich nötig ist das Hochdeutsche
für alle, die mit der Landesregierung in geschäftliche Berührung
treten. Auch von hier aus ist Kenntnis des Hochdeutschen Forderung.
So schnell erscheint sie den führenden Kreisen auch für die
berlinische Verwaltung als unerläßlich, daß 1504, als der langjährige
Stadtschreiber, natürlich ein Niederdeutscher und niederdeutscher
Schreiber, stirbt, sein Nachfolger, loh. Nether, die hochdeutsche