für eine Prozeßpartei vorteilhaft, in Speyer selbst anwesend zu
sein, wie wir das z. B. aus des Pommern Bartholomäus Sasirow
Selbstbiographie wissen, der sich mit seinem Bruder, um den Prozeß
des Vaters zu fördern, in Speyer aufhielt, sich hier zum Advokaten
heranbildete und so natürlich das Hochdeutsche in Wort und Schrift
beherrschen lernte. Der erste große Prozeß in Berlin, bei dem man
beobachten will, daß er nach neuem Recht, nach den Satzungen der
neuen bambergischen Halsgerichtsordnung geführt ist, ist der große
ludenprozeß von 15 10, der mit der Verbrennung der der Hostienschändung
Angeklagten auf dem Neuen Markt in Berlin endete^").
Der Gerichtsschreiber aber, der bei diesem ersten großen Kriminalprozeß
nach kaiserlichem, allgemeinem Recht tätig ist, ist nicht, wie
seine Vorgänger, ein niederdeutscher Märker, er ist hochdeutscher
Abkunft, aus der mitteldeutschen (osifränkischen) Gegend, in der
die bambergische Halsgerichtsordnung entstanden ist, der erste
hochdeutsche Gerichtsschreiber in Berlin, der anscheinend für die
Umstellung im Gerichtsverfahren gewonnen ist.
Das Vordringen des römischen Rechts sieht, wie bekannt, in
engem Zusammenhang mit den Anschauungen, die wir als
Humanismus bezeichnen. Die Zeit, deren geistige Einstellung
uns hier beschäftigt, die Wende des 15. und 16. Jahrhunderts,
die Zeit des vordringenden Buchdrucks, ist auch die Periode, in
der der Humanismus in der Mark Fuß faßt. — 1506 wird im
befreundeten Frankfurt die Universität eröffnet, und die geistige
Bewegung der Zeit ging, trotz aller zeitgenössischen Berichte von
märkischer Unbildung"), auch an der Mark nicht spurlos vorüber.
Das Studium nimmt stark zu, es bleibt nicht auf die gelehrten
Kreise beschränkt, auch der gebildete Kaufmann besucht vielfach die
Universität. Dominikus Blantenftlde aus der führenden Berliner
Kaufmannsfamilie nennt seinen Sohn Virgilius. Der Name ist
so wenig alltäglich in der Namengebung des Bürgersiandes, daß
hier ein ganz bestimmtes Interesse angenommen werden muß.
Die Universitäten aber, die man von Berlin aus bevorzugt,
sind Leipzigs), dazu nach der Gründung der Universität 1502 auch
Wittenberg, nach 1506 natürlich Frankfurt. Wittenberg und Frankfurt
waren ursprünglich niederdeutsche, damals aber — mindestens
in ihren Kanzleiäußerungen und der Sprache der geistig führenden