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ZENTRALBLATT DER BAU VERWALTUNG 29. Dezember 1926
zeitig mit Erde umstampft wird. Dann wird der Stab herausgezogen,
und der Punkt ist nun durch eine Reihe aufeinander stehender Rohre
festgelegt, die mit Fortschreiten der Abtragarbeiten abgenommen
werden, (Byggnadsvärlden, Stockholm,) Dr. $.
Zentralstelle für bautechnische Bodenkunde. Zu dem Aufsatz
auf Seite 496 d. Bl, erhalten wir folgende Zuschrift: Es ist sehr
gleichgültig, woraus der Boden besteht, der durch einen Einschnitt
getrennt wird. Soweit sich unterhalb der Einschnittfläche eine
Wasserader befindet, so ist der Bestand des Einschnittes stets
gefährdet. Je breiter diese Wasserader ist, desto größer wird auch
die jeweilige Menge des Erdbodens sein, welcher in das Rutschen
kommt.
Einen bemerkenswerten Fall, bei dem es sich zwar nicht um
Hunderttausende von Kubikmetern handelt, welche in das Rutschen
gekommen waren, sondern nur um wenige hundert Kubikmeter, lernte
ich vor etwa 25 Jahren bei Marienwerder kennen. Die Eisenbahn
Oraudenz—Marienwerder, welche bei dem Orte Rospitz auf einem
kleinen Damru hinführt, war in das Rutschen gekommen, und alle
Versuche, den Damm zu halten, stellten sich als vergeblich heraus,
da der Boden unter dem Damm sich dauernd nach der Weichsel
zu bewegte. Als Ursache dieses Rutschens wurde eine Ziegelei fest
gestellt, welche, einige hundert Meter von dem Damm entfernt
zwischen Weichsel und Eisenbahn gelegen, ihren Ton daselbst
schachtete. Die Eisenbahnverwaltung hatte daher gegen den Ziegelei-
besitzer Klage erhoben, der auch strafrechtlich wegen Gefährdung
einer Eisenbahnanlage stattgegeben werden sollte. Der Ziegelei-
besitzer hatte mich als Gutachter zugezogen, und es wurde dann
in mehrstündigen Verhandlungen über die Ursachen des Rutschens
beraten, ohne daß es gelang, den wahren Grund festzustellen. Beim
Nachhauseweg von der Ziegelei nach Marienwerder sah ich an dem
Fuße des Eisenbahndammes, nicht weit von der Rutschstelle entfernt,
eine Stelle, die sich durch besonders reichlichen Graswuclis aus
zeichnete. Beim Nähertreten fand ich, daß daselbst eine kleine Quelle
aus dem Damm hervorsprudelte. Ich ging infolgedessen auf die
andere Seite des Eisenbahndammes und gelangte an einen kleinen
Bach — die Liebe —. welche dort von Nord nach Süd fließt, um
hinter Rospitz nach Westen zu schwenken und später in nördlicher
Richtung in die Weichsel cinzuinünden. Eine offene Verbindung
der Quelle am Eisenbahndamm mit der Liebe war nicht vorhanden,
das am Eisenbahndamm austretende Wasser mußte daher unter
irdisch von dem Liebebach nach der Niederung fließen, wie es ver
mutlich auf der gesamten Strecke in dem durchlässigen Boden
geschah. Damit war die Ursache des Rutschens' gegeben. Das
dauernd fließende Wasser hatte sich eine Gleitflächc geschaffen, auf
welcher sicli die Ton- und Sandschichten bequem dahinschoben,
nachdem an irgendeiner Stelle der Boden bis an die Gleitfläche
abgehoben und das Gleichgewicht gestört war. Dieses Abheben
der Bodenschicht war beim Abgraben des Lehms für die Ziegelei
geschehen, und damit trat dort die Bodenbewegung ein. Eine der
artige Bodenbewegung war weder von der Eisenbahnverwaltung
; vorausgeschen, noch viel weniger von dem Ziegeleibesitzer, und so
wurde auf mein Gutachten hin die Klage wegen Gefährdung der
Eisenbahn zurückgezogen, wenn auch die Weitcrausschachtung unter
sagt und dafür eine entsprechende Entschädigung gewährt wurde.
Berlin-Steglitz. K. D ü m m 1 e r.
Verfahren zum Ausfüllen des Arbeitsraumes von versenkten
Bauwerken. Der in Nr. 26 d. Bl. (S. 324) wiedergegebenen Be
schreibung des neuen Verfahrens zum Ausfüllen der Arbeitsräume
versenkter Bauwerke (D.R.P. 427 777) ist folgendes nachzutragen:
Der Vorschlag bezweckt die Verbesserung der seitherigen
Arbeitsweise in technischer und in hygienischer Hinsicht. Bei dem
alten Verfahren bestanden folgende Mängel:
1. Der Arbeitsraum unter dem versenkten Bauwerk mußte bis
unter die feststehende Senkkastendecke hinauf mit Füllstoff, in der
Regel Beton, von Hand v o 11 g e s t o p f t werden — eine mühsame
Arbeit, die nicht einwandfrei war. Der letzte Teil der Füllung des
Arbeitsraumes wurde, mit abnehmender Größe des lichten Raumes,
für den im Raum zuletzt allein noch tätigen Arbeiter immer schwie
riger und zeitraubender. Ein satter Schluß der Füllung war in dem
engen Raum nicht ausführbar.
Der Pfeilerschacht im aufgehenden Mauerwerk des Bauwerks
war nach der Herausnahme der eisernen Förderschachtrohre aus dem
Schacht nur durch Schüttung von Beton oder anderem Füllstoff
unter Wasser auszufüllen, weil der Schacht zu eng, nicht luftdicht und
ein Leerpumpen des Schachtes bei dem starken Zudrang des
Wassers in den Schacht von unten her, aus dem ausgefüllten Arbeits
raum heraus, nicht möglich war. Die Verbindung des in den Schacht
unter Wasser geschütteten Betons mit dem umschließenden Mauer
werk war infolgedessen keine gute. Die Ausführung dieses kleinen
innersten Teils des Bauwerks war ebenfalls nicht einwandfrei. Auch
wenn man die Arbeitsräume mit Gußbeton vollgießt, statt sie mit
Stampfbeton zu füllen, ist keine Kontrolle über gute und satte Aus
füllung der Räume möglich. In den Verträgen war meistens vor
geschrieben, alle Arbeitsräume müßten mit Beton unt,er Druckluft gut
vollgestarnpft werden. Da dies praktisch nicht erreichbar war, be
gnügte man sich bei der Ausführung mit der Ueberlegung, daß bei der
im Verhältnis zur Gesamtbauwerkmasse kleinen Menge des unter
Wasser geschütteten Betons keine nennenswerte Beeinträchtigung der
Tragfähigkeit des Bauwerks stattfinde.
2. Ein weiterer Uebelstand bestand bei trockener Füllung der
Arbcitsräume darin, daß der Beton lose durch die Förderschacht
rohre in die Tiefe geschüttet wurde. Unter dem Förderschacht lagen
Steine und Mörtel zerstreut am Boden. Sie mußten daselbst von
Hand neu gemischt werden. Die Druckluft in den Arbeitsräumen
war, auch bei kräftigster Luftzuführung, von Zementmörtel und
Betonwasser dermaßen durchschwängert, daß die Arbeiter sich
manchmal unwohl fühlten und den Zementbrei, der sich in ihren
Lungen gesammelt hatte, während der Arbeit und danach, nach dem
Ausschleusen, aushusteten.
Das neue Verfahren vermeidet beide Uebelstände. Für die Bau-
gewerks-Berufsgenossenschaften ist die jetzt möglich gewordene Ver
hütung von Erkrankungen durch den Aufenthalt der Arbeiter in
schlechter, von Mörtel und Mörtelwasscr durchsetzter Druckluft so
belangreich, daß die Anwendung des neuen Verfahrens bis zur Er
findung eines besseren vorgeschrieben werden dürfte.
Nikolassee b. Berlin. Dr.-Ing. e. h. A. Haag.
Die „Zeitschrift für Bauwesen“ enthält in dem 10. bis 12. Heft 1926
(ingenieurbauteil) folgende Mittei'ungen: Die Auswechslung der
eisernen Uebcrbauten der Stromöffnungen über die Süderelbe bei
Harburg, mit 10 Textabbildungen und 2 Tafeln, vom Reichsbahnrat
H. Kilian in Altona. — Die Grundwassersenkung beim Bau der
Doppelschleuse in Wesermünde-Geestcmündc, mit 12 Textabbildun
gen, von Regicrungsbaurat Arp und Regierungsbaumeister Dett-
iners in Wesermünde (Schluß aus Heft 7 bis 9). — Die Versinkungs-
erseheinungen an der oberen Donau als zwischenstaatliche Wasser
wirtschafts- und Was.serrechtsfrage, mit 2 Textabbildungen, vom
Professor Heinrich Heiser in Dresden (Fortsetzung aus Heft 7
bis 9). — Die Beanspruchung von Eiscnbetonpiatten auf torsionsfesten
Unterzügen, mit 6 Textabbildungen, von Dr.-Ing, H. Craemer in
Düsseldorf. — Die fünf Motorschlepper des Staatlichen Schlepp-
monopols. Mit 3 Textabbildungen und 1 Tafel, vom Regierungsbaurat
Foss in Minden i,Wcstf.
Amtliche Mitteilungen.
• Preußen,
Der Oberregicrungs- und -baurat Rudolf S t a d e r rn a n n ist zum
Ministerialrat im Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und
Forsten ernannt.
Zum Oberregierungs- und -baurat sind ernannt die Regierungs
und Baurätc D i e m c r in Osnabrück. Kühn in Hildesheim, Lin
se r t in Stralsund und Scbacfer in Trier.
Dem Regierungs- und Baurat F i s c h bei der Regierung in Merse
burg ist eine BefördcrutigssteJle der Gruppe 11 verliehen.
Der Regierungsbaumeister (W.) Walther ist unter Wieder
aufnahme in den Staatsdienst dem Wasserbauamt in Norden (mit dem
Dienstsitz in Norderney) überwiesen worden.
Die Staatsprüfung haben bestanden: die Regierungsbauführer
Eberhard Hohn, Martin Hamann (Hochbaufach); — Anton Kuhn
(Wasser- und Straßenbaufach); — Paul Mauck, Fritz Wolf (Ma
schinenbaufach),
Bekanntmachung.
Die Regierungsbaumeister, die im Jahre 1921 die Staatsprüfung
Im Hochbaufache und im Jahre 1924 in einer der übrigen Fach
richtungen bestanden haben, sowie die Regicrungsbauführer, die in
dieser Zeit die häusliche Probearbeit eingereicht, nachher die Staats
prüfung jedoch nicht bestanden haben oder in die Prüfung nicht eln-
getreten sind, werden aufgefordert, die Rückgabe ihrer für die Prüfung
eingercichten Zeichnungen nebst Mappen und Erläuterungsberichten
usw. zu beantragen.
Die Probearbeiten, deren Rückgabe bis zum 31. März 1927 nicht
beantragt worden ist, werden vernichtet werden.
In dem schriftlich an uns zu richtenden Anträge sind die Vor
namen und Tag, Monat und Jahr des Prüfungszeugnisses anzugeben.
Die Rückgabe wird entweder an den Verfasser der Probearbeit oder
an dessen Bevollmächtigten erfolgen; auch kann die kostenpflichtige •
Rücksendung durch die Post beantragt werden,
Berlin C2, den 4. Dezember 1926.
Am Fcstungsgraben 1.
Technisches Oberprüfungsamt.
Anger.
Ende des Jahrgangs 1926.
SchriiÜeitungi Berlin C2, Am Featunjegrnben 1. Für den nichtamtlichen Teil verantwortlich: R. Bsrgiu«, Benin.
Druck and Verlag: Guido Hnckebnil A.-G., Berlin S 14, SlnUecbr«ib«ritrnßa 34/35.
Nr. 62