Centralblatt der Banverwaltung.
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Nr. 8.
Herstellung des Gewölbes, in Entfernungen von 4 bis 5 m angebrachten
offenen Fugen (Wasserechlitzen) in Entfernungen von 3 bis 4 m Bohr
löcher durch das Gewölb geschlagen und diese offen gelassen, um
hierdurch dem Wasser einen freien Austritt zu gestatten.
Durch das oben beschriebene Verfahren ist es gelungen, am
Forsttunnel 6 Strecken von zusammen 166 m Länge in der Weise zu
verdichten, dafs, während früher das Wasser an vielen Stellen gleich
einem starken Platzregen durch das Gewölbe flofs, nunmehr nur noch
vereinzelte Tropfen niederfallen. Wie schon oben angedeutet wurde,
hat man es übrigens ganz in der Hand, die Verdichtung des Gewölbes
durch Nachbohrung vou Löchern und Auspumpen derselben mit
Cement beliebig weit zu treiben. (Schlafs folgt.)
Das mineralogische Museum der Universität Kiel,
Das Kieler Mineralogische Institut und die reichhaltigen Mine
ralien - Sammlungen sind bisher — letztere in sehr ungenügender
Weise — in gemietheten Bäumen nntergebracht; ein Neubau wurde
seit Jahren gewünscht. Nachdem der Institutsdirector, Professor
Lehmann, der Universität eine
werthvolle und geeignete Bau
stelle zum Geschenk gemacht
hatte, gelang es im laufenden und
vorigen Rechnungsjahre Staats
mittel für einen Neubau -flüssig
zu machen.
Der Bauplatz liegt stark ab
fallend zwischen dem Schwanen-
weg und der Kirchstrafse unfern
der übrigen Umversitätsgebaude.
Für Fuhrwerk ist das Grund
stück nur von der Kirchstrafse
aus zugänglich, jedoch führt vom
Schwanenwege dahin ein Fufs-
steig, welcher besonders den
Studirenden zugute kommen wird.
Der Neubau erhält Keller,
Erdgeschofs und ein Stockwerk.
An der West- und Südseite liegt
der Fufsboden des Kellerge
schosses ganz über dem umlie
genden Erdboden. Hier befinden
sich zwei Nebeneingänge und die
Wohnung des Dieners sowie die
Werkstätten für Schneiden, Schlei
fen und photographische Nach
bildung. Die übrigen Gelasse des
Kellers dienen als Schmelz-, Pack-,
Kohlenräume u. dergl., die Mitte
seiner Nordseite wird jedoch von
dem Haupteingange mit dem zum
Theil durch den Keller und durch
beide oberen Geschosse reichen
den Treppenhause eingenommen.
Das Erdgeschofs dient vor
wiegend den Sammlungen. Eine Abb. 1. Erdgeschofs.
Glaswand trennt das Treppen- -
haus von der mittleren Halle, um welche sich die einzelnen Samm
lungsräume gruppiren (vgl. Abb. 1). Aufser diesen sind noch zwei
Zimmer für den Lehrer der Paläontologie und ein Neh entreppenraum
vorgesehen. Der Institutsdirector beabsichtigt an Stelle der zwischen
der mittleren Halle und dem Saale der Provincial-Sammlung ange
nommenen gemauerten Pfeiler zwei Säulen von polirtem Granit zu
stiften. Im Obergeschofs (Abb. 2) befinden sich die Bäume für
den Unterricht. An der Westseite liegt der grofse Hörsaal für 50 Zu
hörer-, mit ihm verbunden ist die mittlere, durch Oberlicht erleuchtete
und als Vorbereitungszimmer dienende Halle.
Der Neubau ist in Ziegeln mit rother Verblendung errichtet.
Formsteine sind mäfsig verwandt,
Gesimse und Bänder werden zum
Theil glasirt; die Backsteine stam
men aus hiesigen Ziegeleien. Der
Sockel ist mit Granit bekleidet.
Ueber dem Mittelxaume liegt ein
zettförmiges Glasdach, die daran-
stofsenden Pultdächer werden mit
Schiefer auf Schalung und Pappe
gedeckt. Die Geschofshöhen
zwischen den Fufshoden-Ober
kanten betragen für den Keller
3,80 m, für das Erdgeschofs
4,59 m, für das obere Stockwerk
4,35 m; der Hörsaal nnd das
Vorbereitung« - Zimmer sind je
doch bis zu einer entsprechen
den Höhe von 5 m in den Bo
denraum eingeschnitten. Für die
Erwärmung der Unterrichts- nnd
Arbettsräume ist Ofenheizung
vorgesehen, Beheizung der Samm-
lungsräume ist zunächst nicht
veranschlagt, doch ist Sorge
getragen, dafs später eine Nieder
druck -Waaseiheizung angelegt
werden kann. Der Kostenan
schlag (ohne Nebenanlagen und
Ausstattung) schliefst mit 123 800
Mark ab; die bebaute Fläche
beträgt 441 qm, es entfallen
somit auf 1 qm Fläche 267 Mark,
während sich für 1 cbm um
bauten Baumes die Kosten auf
19,16 Mark stellen. Ueber die
innere Ausstattung ist noch
keine endgültige Entscheidung
getroffen.
Der Bauentwurf wurde im Ministerium der Öffentlichen Arbeiten
aufgestellt. Mit der Bauausführung, welche am 30. Juni v. J. be
gonnen hat und voraussichtlich 18 Monate dauern wird, ist der
Kreisbauinspector Bauratb Friese in Kiel betraut, welchem für
die besondere Bauleitung zu Anfang der Regiernngs - Baumeister
G. Schultz, nachher der Regierungs-Baumeister Walter Hesse zu
gewiesen wurden. Hg.
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Abb. 2. Obergeschofs«
Der Hafen von Drontheim in Norwegen,
Der Jahrgang 1887 der Annales des ponts et chaussees bringt
auf Grund örtlicher Besichtigungen einen sehr sorgfältig ausgearbei-
teten Bericht über die Verkehrsverhältnisse in Norwegen. Die
klimatischen und sonstigen Verhältnisse, insbesondere die wunder
bare Entwicklung der Küsten wiesen die norwegische Bevölkerung
in erster Linie auf Seehandel und Fischfang an, welche denn auch
die Hftupteinnahme des Landes bilden. Der Erlös aus dem Fisch
fang betrug 1877 bereits 33600000 Mark. Im Jahre 1883 erreichten
die Einfuhr 180000000 Mark und die Ausfuhr 89 600 000 Mark; die
Gesamtbewegung hat also 269 600 000 Mark betragen.
Der Gesamttonnengehalt der Schiffe Norwegens betrug im Jahre
1884 in runder Zahl 1547 000 Tonnen, während England 6 700 000
Tonnen und America 3 600 000 Tonnen zählt, Frankreich nur 920 000
Tonnnen. Die Flotte Norwegens besteht in erster Linie aus Segel
schiffen und zählt, wenn man nur die Schiffe von mehr als 50 Tonnen
berücksichtigt, 4056 Schiffe mit einem Tonnengehalte von 1420000
Tonnen. Dampfschiffe von mehr als 100 Tonnen giebt es nnr 242
mit zusammen 85 000 Tonnen. Norwegen hat aufserdem eine Menge
kleiner Fahrzeuge von geringem Tonnengehalt für den Verkehr an
der Küste und den Fischfang. Die Gesamtflotte umfafete 1884
7459 Segelschiffe mit einem Gehalt von 1454 709 Tonnen
440 Dampfschiffe „ „ „ „ 92 485 „
Zusammen 7899 Fahrzeuge mit einem Gehalt von 1547194 Tonnen.
Der Fischfang beschäftigt zahlreiche kleine Fahrzeuge mit einer
ganzen Bevölkerung, jlm Jahre 1877 beschäftigte der Fang von
Kabliau 16 000 Schiffe mit 67 000 Mann, von Hering 9000 Schiffe mit
42 000 Mann, von Makrelen 1000 Schiffe mit 3000 Mann. Diese grofse
Flotte findet zu ihrem Schutz an der ganzen Küste entlang eine
Menge natürlicher ausgezeichneter Hafen, die, mit sehr bedeutenden
Wassertiefen ausgestattet, künstliche Anlagen fast gar nicht nöthig
machten. Thatsächlich bedeutende Hafenanlagen sind nur zur Aus
führung gekommen bei Drontheim, bei den Lofoteninseln k und in
Norrland.
Drontheim hat infolge seiner geographischen Lage eine ziemlich
grofse Bedeutung. Das Klima ist sehr milde; im Sommer entspricht
es demjenigen des südlichen Irland, im Winter dem von Dresden.