72
Centralblatt der Bauverwaltung
14. Februar 1891.
Bau- und Kunstdenkmäler des Königreiche Sachsen“, auf Kosten
der Königlichen Staatsregierung herausgegeben vom Königlich Säch
sischen Alterthumsvereine, bearbeitet von Professor Dr. R, Steche,
das 12. Heft: Amtshauptmannschaft Zwickau und das 13. und 14. Heft:
Amtshauptmannschaften Glauchau und Bochlitz. c) Von dem Werke
„Die Kunst- und Alterthums-Denkmale im Königreich Württem
berg im Auftrag des Königlichen Ministeriums des Kirchen- und
Schulwesens bearbeitet von Dr. E. Paulus“, sind erschienen die
1. bis 13. Lieferung, d) Von dem Werke „Die Kunstdenkmäler des
Grofsherzogthuzns Baden, beschreibende Statistik, im Aufträge des
Grofsherzoglichen Ministeriums der Justiz, des Cultus und des Unter
richts und in Verbindung mit dem Baudirector und Professor
Dr. Durm und dem Geheimen Hofrath Dr. Wagner, herausgegebeu
von Dr. Kraus“ ist veröffentlicht der 2. Band, Kreis Villigen 3 ).
e) Von dem Werke „Kunstdenkmäler im Grofsherzogthum Hessen,
Inventarisirung und beschreibende Darstellung der Werke der Archi
tektur-Plastik, Malerei und des Kunstgewerbes bis zum Schlufs des
18. Jahrhunderts“ ist erschienen: Provinz Oberhessen, Kreis Büdingen,
vom Geheimen Baurath und Professor H. Wagner, f) Grofsherzog
thum Sachsen-Weimar, Herzogtümer Sachsen - Meiningen-
Hildburghausen, Sachsen - Altenburg, Sachsen - Coburg-
Gotha, Fürstentümer Schwarzburg-Rudolstadt, Reufs ältere
und Reufs jüngere Linie. Von dem im Aufträge der Regierungen
dieser Staaten von Professor Dr. Lehfeldt bearbeiteten Werk „Bau-
und Kunstdenkmäler Thüringens“ sind erschienen: Heft 6 Herzog
tum Sachsen-Meiningen, Amtsgerichtsbezirk Saalfeld 4 ) und Heft 7
Herzogthum Sachsen-Meiningen, Amtsgerichtsbezirke Kranichfeld und
Camburg. g) Von dem Werke „Kunst* und Altertum in Elsafs-
Lothringen, beschreibende Statistik“, ist die 3. Abteilung des
3. Bandes (Lothringen) erschienen. Das Werk hat vorläufig damit
seinen Abschlufs gefunden, — Aufserdem ist zu beachten das Werk
des Königlich Württembcrgiechen ordentlichen Professors der katholi
schen Theologie, Dr. Keppler in Tübingen „Württembergs kirch
liche Kunstalterthümer“.
Eine neue Schienenform. Im Öctoherheft des Jahrganges 1889
der Zeitschrift „Stahl und Eisen“ ist ein Gedanke des Herrn
R. M. Daelen über eine neue Schienenform veröffentlicht, der m. E.
eine Erwähnung im Centralblatt der Bauverwaltung verdient: Herr
Daelen, als Anhänger des „Systems Sandberg,“ hat für die seiner
Arbeit beigegebene Erläuterungs-Zeichnung die Ausmessungen der
Goliath - Schiene beibehalten. Nachstehend ist die von Daelen
empfohlene Querschnittsform wiedergegeben mit thunlichster Bei
behaltung der Abmessungen einer der schwereren jetzt üblichen
deutschen Breitfufsschienen (ehemaliges Berg. Mark. Profil, Elsafs-
Lothr. Nr. XI), mit dem Gewicht 36,9 kg/m, der Höhe 131 mm, Ge
samtstegdicke 14 mm. Diese Form ist geeignet für Schrauben-Be-
festigung und weicht nur hinsichtlich der Verlaschung wesentlich von
dem Gebräuchlichen ab. Sie ist eigentlich eine Wiederholung der
alten Form der Brückschiene; jedoch hat die Art der Walzung, die
jetzt Daelen vorschlägt, auf Brückschienen aus Schweifseisen nicht
angewandt werden kön
nen; sie ist erst durch
das Bessemerverfahren
möglich geworden. Im
Walzverfahren liegt also
die Neuheit der in Rede
stehenden Eisenbahn-
Schienenform. Daelen
will nämlich sein e Schiene
zunächst als Flacheisen
aus dem Block heraus
walzen und durch Um
biegen aus der flachen in die endgültige Form überführen. Hierbei
erhalten, wie Daelen sagt, alle Theile vorwiegend senkrechten
Druck bei geringem Unterschiede der Umfangsgeschwindigkeit der
Walzen, sodafs eine möglichst gleichmäfsige Streckung entsteht,
welche bekanntlich eine der vornehmsten Bedingungen für die Er
zielung hoher Festigkeit bei der Verarbeitung von Flufseisen und
Stahl bildet.
Diese Worte dürften der Beachtung aller derjenigen zu empfehlen
sein, die mit dem Entwerfen von Schienenquerschuitten und Vertrags
bedingungen zn thun haben. Nicht allein durch die chemische Zu
sammensetzung des Stahles, sondern auch durch die Verarbeitungs
3) Vgl. Centralbl. d. Bauverwaltung 1891, S. 35.
4) a. a. O. Jahrg. 1890, S. 161.
weise wird hohe Festigkeit erreicht. Ferner sagt Daelen: Es kommt
hinzu, dafs die Annahme einer erheblich stärkeren Abnahme zulässig
ist (als beim Walzen der Breitfufsschienen), sodafs die Schiene in
einer geringeren Anzahl Kaliber gewalzt, also im wärmeren Zustande
fertig wird; aber auch abgesehen hiervon ist bei dieser Form des
Fufses (wo die Fufskante in einem geringeren Abstande Hegt vom
Steg als beim breitfüfsigen Querschnitt der Fall) die Entstehung von
Rissen (in der Fufskante) ganz ausgeschlossen.
Die Anwendung des Daelenechen Walzverfahrens mufs dringend
empfohlen werden. Gegen die in der dem fraglichen Aufsatze bei
gegebenen Zeichnung dargestellte Anordnung der Lasche, der Unter
stützung des Stofses, der Befestigung der Schiene auf der Schwelle
und gegen die Form der Unterlagsplatte, der Schwelle usw. sind
freilich wesentliche Bedenken zu erheben, die erst behoben werden
müssen, ehe die neue Schienenform auf Einführung und Verbreitung
rechnen kann. Der Kaiserl. Maschinen-Ingenieur a. D,
v. Baggesen.
Bi'icherschau.
Die Blitzgefahr. Nr. 2. Einflufs der Gas- und Wasserleitungen
auf die Blitzgefahr. Herausgegeben im Aufträge des Elektrotechni
schen Vereins von Friedrich Neesen. Berlin, Julius Springer.
München, R. Oldenbourg. 1891. 43 S. in 8° mit Abbild.
Dieses Heft bildet die Fortsetzung der im Jahre 1886 erschie
nenen Abhandlung, welche Mittheilungen und Rathschläge über die
Anlage von Blitzableitern für Gebäude enthält (vgl. Jahrg. 1886 d.
Bl., S. 204 und 212), und darf als hervorgegangen aus den leider
ergebnislosen Verhandlungen betrachtet werden, welche zwischen
Vertretern des elektrotechnischen Vereins, des Verbandes Deutscher
Gas- und Wasserfachmänner und des Verbandes Deutscher Archi
tekten und Ingenieure, von letzterem angeregt, im Laufe deB vorigen
Jahres stattgefunden haben. Das Werkchen enthält ein sehr
schätzenswerthes statistisches Material von stattgehabten Blitz
schlägen und bedeutet zweifellos einen Schritt vorwärts auf dem
Wege der endgültigen Lösung der Frage des Anschlusses der Ge
bäude-Blitzableiter an die Gas- und Wasserrohre. Um in den Besitz
des einschlägigen Materials zu gelangen, hatte der elektrotechnische
Verein seinerzeit einen Aufruf erlassen, man möge ihm in Frage
kommende Fälle mittheilen. Daraufhin sind 128 Blitzschläge zur
Kenntnifs des Vereins gelangt, welche von dem Herrn Bearbeiter
folgendermafsen in fünf Gruppen zerlegt worden sind:
Tabelle I. Blitzschläge, bei welchen Gas- und Wasserleitung
getroffen sind, aber keine Blitableiter vorhanden waren, 63 Fälle;
Tabelle II. Absprung der Blitzentladung vom Blitzableiter auf
Gas- oder Wasserleitung, 41 Fälle;
Tabelle III. Blitzschläge in Blitzableiter, welche an Gas- oder
Wasserleitung angeschlossen sind, 8 Fälle;
Tabelle IV. Absprung vom Blitzableiter in andere Leiter als
GaB- oder Wasserleitung, 8 Fälle;
Tabelle V. Weitere Blitzschläge, welche durch die Einsendungen
zur Kenntnifs des Unterausschusses gelangt Bind.
Die Tabellen enthalten die Zeitangabe des Blitzschlages, die
Ortsangabe, den Weg, welchen der Blitzschlag genommen, den ange-
riebteten Schaden, sowie die Quellenangabe und schliefsen sich somit
eng an die Darstellung an, welche wir im Jahrgang 1888 dieses Blattes
auf Seite 326 ff. gegeben haben. Es folgt eine ausführliche, quellen-
mäfsige Darstellung der wichtigsten vorerwähnten Blitzschläge. Den
Schlufs bilden Folgerungen, welche sich aus dem Verlaufe der Blitz
schläge, dem angerichteten Schaden usw. ergeben. Für die Bear
beitung der vom Verbände Deutscher Architekten und Ingenieure
geplanten Denkschrift über die Frage des Anschlusses der Ge
bäude-Blitzableiter an die Gas- und Wasserrohren wird das Büchlein
von grofsem Werthe sein. Pbg.
Versuche über die Widerstandsfähigkeit ebener Platten. Von
C. Bach, Professor des Maschinen-Ingenieurwesens an der König
lich technischen Hochschule Stuttgart. Berlin 1891. Jul. Springer.
104 Seiten in 8» mit Abbildungen im Text. Preis 2,60 Ji.
Das als Abdruck aus der Zeitschrift des Vereins Deutscher
Ingenieure erschienene Schriftchen enthält eine ausführliche Be
schreibung der Versuchseinrichtungen sowie der Ergebnisse, zu
welchen der Verfasser bei der Belastung ebener Platten durch
Flüssigkeitsdrnck und durch Einzelkräfte gelangt ist. Die allgemeine
Bedeutung dieser Versuche wurde schon in der Besprechung von
Bachs „Elnsticität und Festigkeit“ auf 8. 63 d. Jahrg. erörtert. Wir
können uns deshalb hier umsomehr mit einem Hinweis auf die vor
liegende Veröffentlichung begnügen, als eine auszugsweise Wieder
gabe des Inhaltes nicht viel Nutzen gewähren würde. Die Leser,
welche Bich für den Gegenstand interessiren, werden am besten die
nicht allzu umfangreiche Schrift selbst zur Hand nehmen. — Z. —
Verlag vöd ■Wilhelm Ernst fc Sohn, Berlin. Für die Redaction des nichtamtlichen Theiles verantwortlich: Otto Sarrazin, Berlin. Druck von J.Kerskes, Berlin.