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Centralblatt der Bauverwaltung.
14. Februar 18dl.
Mit Pferden gezogene Schneepllüge zum Bäumen yon Eisenbahnen.
Die Strecke Güldenboden-Seepothen der Hauptlinie Dirschau-
Königsberg ist gegen Schneeverwehungen einfacher Art durch Wälle,
Zäune usw. gesichert. Der Schnee lagert sich daselbst verhältnifs-
mäfsig gleichmäfsig, wird aber durch seine Mächtigkeit auf lange
Strecken dem Zugverkehr gefährlich. In diesem Winter fiel in kurzer
Zeit so viel Schnee, dafs er bis zu 50 cm über Schienen-Oberkante lag.
Die von den Rädern eingeschnittenen Rillen verwehten in einigen Mi
nuten. Ihre rauhen oberen Kanten, welche sich durch den hinausge
drückten Schnee mehr und mehr hoben, gaben Veranlassung zur all
mählichen gleichmäfsigen Aufhebung der ganzen Schneelage. Jeder
neue Zug mufste sich wieder durcharbeiten, wobei sich die Aschkasten
der Locomotiven schnell mit Schnee füllten. So lag vielfach die Gefahr
vor, dafs die Züge lediglich wegen Mangels an Dampf auf freier Strecke
liegen bleiben mufsten. Auf Stationen mufsten sie oft unfreiwilligen
Aufenthalt nehmen, um den Aschkasten zu räumen und Dampf zu
machen. Da die Locomotiven hier nicht mit Schneepflügen versehen
sind, welche den Aschkasten gesichert hätten, so stand die Bau-
inspection vor der Aufgabe, binnen kürzester Frist die hohe Schnee
lage zu entfernen. Mit Menschenkraft allein konnte dies nicht ge
nügend schnell geleistet werden. Bei weiterem Schneefall war grofse
Gefahr völliger Unfahrbarkeit vorhanden. Daher wurde der Gedanke
der Schneepflüge wieder aufgenommen. Die Bahnmeister nahmen
sich der Sache mit grofser Liebe an, und in kurzer Zeit war eine
brauchbare Pflugart hergestellt. Dieser Pflug wird von vier Pferden
gezogen, räumt gleichzeitig ein Geleis mit zwei nebenliegenden
Streifen von je 1 tu •—■ zusammen also 3,5 m Breite — bis Schienen
oberkante und schiebt den Schnee einseitig nach der Bahnaufsen-
seite hin ab. Zur Zeit ist jede Bahnmeisterei damit ausgerüstet und
kann ihre durchschnittlich 16 km lange zweigeleisige Strecke in einem
Tage räumen. Nachstehend ist die bewährte Bauart näher beschrieben.
Aua Bohlen und alten Schwellen wird ein schlittenartiges Gestell
hergestellt. Die Kufen sind so eingerichtet, dafs sie Spur halten,
wobei für das Durchfahren der Geleiskrümmungen etwas Spielranm
bleiben mnfs. Sie sind mit Winkeleisen beschlagen und reichen nur
so tief unter Schienenoberkante hinab, dafB sie die LaBchenbolzen
nicht fassen können. Vor diesem Gestell ist das grofse und kräftige
Pflugbrett angebracht. Dasselbe wird vortheilhaft unter 45° gegen
die Geleisachse geneigt, steht gegen die Geleisfläche thunlichst senk
recht, hat 50 bis 60 cm Höhe, wird
unten mit einer nach vom gebogenen
Eisenschneide verstärkt und in der
Vorderfläche mit Blech bekleidet. Das
Ganze erhält in thunlichster Höhe eine
Deichsel und wird mit 4 Pferden be
spannt, je 2 nebeneinander. Für die
Spurrinnen werden besondere pflug
scharartig gebildete Greifer aus star
kem Eisen vom gehörig befestigt. Man.
kann das Pflugbrett nach aufsen hin.
soweit verlängern, dafs es den Schnee
bis zur Planumskante abwirft, doch
wird dieser Theil in den meisten
Fällen wegen der Nummersteine,.
Brückengeländer usw. beweglich ge
macht werden müssen.
Selbst wenn die Maschinen mit
Pflügen ausgerüstet sind,
welche zumeist zweiseitig
abwerfen und wenig über
das Geleis hinausragen,
wird dieser Pflug sich als
'% vortheilhaft erweisen, um
die Schneewälle zu ent
fernen, welche von dem
Locomotivpflug aufgeworfen sind und Verwehungen begünstigen.
Auch die von diesem Breitpflug geworfenen Wälle müssen als
bald thunlichst beseitigt oder verflacht werden.
Oberansicht.
Hinteransicht.
Elbing, im Januar 1891*
C. Winde
Eisenbahn-Bau- und Betriebsinspector.
Erweiterung des preußischen Staatsfoaliimetzes und Anlage neuer Eisenbahnen
untergeordneter Bedeutung.
Dem preufsischen Landtage ist der „Entwurf eines Gesetzes, be
treffend die Erweiterung, Vervollständigung und bessere Ausrüstung
deB Staatseisenbahnnetzes“ zugegangen*), nach welchem die Staats
regierung ermächtigt werden soll, für die genannten Zwecke die
Summe von 145 537 500 * zu verwenden, und zwar:
J. Zur Herstellung von Eisenbahnen und der
hierdurch bedingten Vermebrung des Fuhrparks der
Staatsbahnen, und zwar: a) zum Bau einer Eisen
bahn: 1) von Fordon nach Schönsee 12 347 000 *,
2) von Lissa i. P. nach Wöllstein 3 240 000 *,
3) von Meseritz nach Landsberg a. W. oder einem
in der Nähe bei egen en Punkte der Bahnlinie
Küstrin-Kreuz 4 300 (XX) *, 4) von Sorau nach
Christianstadt 1640 000 *, 5) von Lauban nach
Marklissa 920000*, 6) von Walsrode nach Sol-
tau 2400000 *, 7) von Cassel oder einem in
der Nähe belegenen Punkte der Linie Caesel-
Warburg nach Volkmarsen 5 920000*, b) zur
Beschaffung von Betriebsmitteln 5 241 000 *,
zusammen 36 008 000 *
II. Zur Anlage des zweiten bezw. dritten Ge
leises auf nachstehend bezeichnten Strecken u.
zu den dadurch bedingten Ergänzungen und Ge-
leisveränderungen auf den Bahnhöfen: 1) Beuthen
O./S. bezw. Laband-PreiBkretscham-Groschowitz
4 000 000 *, 2) Jarotscbin-Ostrowo und Kempen-
Kreuzburg 3800000 *, 3) Lissa-Posen 1148000*,
4) Ruhnow - Neustettin - Könitz 1534 000 *, 5)
Neunkirchen - Schleifmühle - Saardamm (Forbach)
1840000.*, 6) Königszelt-Liegnitz 2 600000.*,
7) Königswusterhausen-Cottbus nebst Erhöhung
der Leistungsfähigkeit der Strecke Cottbus-Görlitz
durch Erweiterung mehrerer Stationen 3600000,*,
8) Berlin-Zossen 1300000.*, 9) Baalberge-Bem-
burg-Waldau 608 000 *, 10) Neudietendorf-
*) Centralbl. der Bauverw. 1882 S. 39, 1883 S. 58, 1884 S. 21 u. 37,
1885 S. 55, 1886 S. 86, 1887 S. 69, 1888 S. 85, 1889 S. 58 und 1890
S. 70, 79, 136.
Gräfenroda 2 260000 *, 11) Friedberg-Helden*
bergen-Windecken 930000 *, 12) Rheine-Salz
bergen 296 500 *, 13) Hagen (B. M.)-Hagen (Rh.)
290 000 *, 14) Lennep-Born 164000.*, 15) Lennep-
Remscheid 225 000 *, 16) Langendreer (Rh.)-
Wattenscheid (Rh.) 550 000 *, 17) Bochum (B. M.)-
Wanne 750 000 *, 18) Steele (B. M.)-Dahlhausen
520 000*, 19) Dahlhausen-Hattingen 390000*,
zusammen . . 26 305 500 *
III. Zu nachstehenden Bauausführungen: 1) für
die Erweiterung des Bahnhofes Hohethor in Danzig
5000000*, 2) zur Deckung der Mehrkosten für
den Ban der Eisenbahn von Ottmachau bis zur
Landesgrenze in der Richtung auf Lindewiese,
sowie der Kosten für die infolge der Bahnanlage
erforderliche Regulirung der Neifse und des Krebs
baches bei Ottmachau 800000*, 3) für die Ver
mehrung der Freiladegeleise auf dem Stettiner
Bahnhofe in Berlin 1160 000 *, 4) zur Deckung
der Mehrkosten für den Ban der Eisenbahn von
Cönnern nach Calbe a. S. 550000*, 5) für die
selbständige Einführung der Strecke Quedlinburg-
Ballenstedt in den Bahnhof Quedlinburg 256 000 *,
6) zur Deckung der Mehrkosten für den Bau der
Eisenbahn von Hildesheim nach Braunschweig
85 000 *, 7) zur Deckung der Mehrkosten für die
erweiterte Umgestaltung der Bahnhofsanlagen in
Harburg 1500000*, 8) für die Erbauung eines
Dienstgebäudes für die Königliche Eisenbahn*
Direction in Altona 1500000*, 9) zur Deckung
der Mehrkosten für den Bau der Eisenbahn von
Fulda nach Tann 400 000 *, 10) zur Deckung
der Mehrkosten für die Erweiterung des Bahn
hofes Kirchweyhe 97 000 *, 11) für die Herstel
lung einer Verbindungsbahn zwischen den Sta
tionen Vohwinkel und Sonnborn (Rh.) 1500000*,
12) zur Deckung der Mehrkosten für den Umbau
und die Erweiterung des Bahnhofes Dentzerfeld
250 000*, 13) für den Umbau und die Erweite-