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Centralblatt der Banverwaltung.
19. Deccmber 1891.
und für die geneigte Ebene durch Gewichtsvergröfserung der Hinter
taue oder eine verstärkte Neigung der Gegengewichtsgeleise ge
wonnen werden. Bei Schwimmerhebungen wird man zunächst die
Antriebskraft sich erhalten und nur in dem Falle, dafs man das
Innere der Schwimmer durch Blechschächte s in Abb. 33 links und 35
zugänglich macht, durch einen Ausgleicher p, etwa wie in Abb. 35,
den zur Beschleunigung der Massen nicht erforderlichen Theil des
Auftriebes aufheben.
Die Auftriebausgleicher hat Prüsmann an dem Modell einer
Schwimmerhebung angewendet, welches die Gutehoffnungshütte in
Sterkrade gefertigt hat (vergl. Deutsche Bauz. S, 523 d. J.). Da dieses
Modell noch eine eigenartige Parallelführung enthält, so ist dasselbe
hier noch näher zu betrachten.
Ingenieur Jebens hat seinen im Wochenblatt für Baukunde 1887
gebrachten Vorschlag einer Schwimmerhebung in der Deutschen
Bauzeitung 1890, S. 144, dahin verbessert, dafs er auf seinen einzi
gen hohlen Schwimmkörper einen das Traggerüst umgebenden Blech-
cylinder ähnlich wie in der Mitte der Abb. 33 und 34 stellt. Wird
in der oberen Grundstellung der Trogschleuse Uebergewichtswasser
in die Kammer gegeben und das hier nicht dargestellte Cylinder-
schütz vor den Oeffnungen v gezogen, so tritt Wasser aus dem
Schwimmerbrunnen in den aufgesetzten Blechcylinder, und die Trog
schleuse sinkt entsprechend diesem Wasserwechsel. Beim Schlufs
der Schützen v wird das weitere Sinken der Schleuse dadurch ge
hindert, dafs in dem engen Spalte r (vergl. Abb. 33—35) am obern
Ende des Brunnens der Wasserspiegel sehr schnell steigt; durch den
bedeutenden Auftrieb des aufgesetzten Blechcylinders wird die
Schwimmerhebung nach geringer Schwankung (vergl. Dtsch, Bz. a. a. 0.)
gehemmt und in beliebiger Höhe festgehalten. Nach Ablassen des
Betriebswassers geht die Hebung unter Abflufs des Wassers aus
dem Hemmungscylinder in den Bninneuraum vor sich, dieselbe
wird durch Schliefscn der Cylinderschiitzen ‘v mit derselben Sicher
heit beendet wie mittels des Absperrschiebers bei Druckwasser
hebungen.
Für gröfsere Trogschleusen erhält man durch Hinzufügung ein
facher Schwimmer nach Abb. 33 und 34 neue Stützungen, der eine
Jebenssche Hemmungscylinder auf dem mittelsten Schwimmer ist
vollständig ausreichend. Man kann auch nach Abb. 35 den mittel
sten Schwimmer fortlassen und vielleicht einen Prüsmannschen Aus
gleicher p unter dem Jebensschen Hemmungscylinder anbringen.
Die Parallelführung der Trogschleuse erfolgt bei der grofsen Tiefe
der Sehwimmerbrunnen am zweckmäfsigsten mittels der Gleitbacken c
unten am mittelsten Schwimmer und d darüber neben dem Kammer-
boden an zwei Gleitschienen entlang. Die acht einfachen Schwimmer,
welche die Hauptquerträger in gelenkartigen Lagern tragen, sind
unten durch die Gleitschienen f einzeln geführt.
Das Modell in Sterkrade zeigt fünf Schwimmer unter der Längs
achse der Trogschleuse, aber jeder Schwimmer hat einen Hemmungs
cylinder und jeder Brunnen einen engen Spalt am oberen Rande,
welcher die Wärmelängungen noch ausreichend gestattet. Damit
nun diese fünf Stellcylinder gleichmäfsig gelullt und entleert werden,
ist eine besondere Steuerung für die fünf Cylinderventile erforderlich,
welche nach dem Dickey-Hoppeschen Vorbilde aus folgenden hinter
einander geschalteten Maschinen besteht: Bewegungshebel der Schützen,
kleine Druckwassermotoren vor diesen, Doppelhebel zur Bewegung der
Schieber dieser Motoren, gestellt von einer beweglichen Mutter an
lothrechten Schraubenspindeln von einer Länge gleich der Hubhöhe,
lothrechte und wagerechte Wellenleitungen für das gleichmäfsige
Drehen der beweglichen Schraubenmuttern und die Antriebsvorrich
tung dieser Wellen, in der Ausführung eine kleine Dampfmaschine
nebst Kessel auf der Trogschleuse. Die Zugabe zweier Motoren zu
den Hoppeschen Steuerungs-Mechanismen ist durch die GrÖfse der
Cylinderschützen, welche die von Druckwasserventilen bedeutend
übersteigt, veranlafst worden.
Durch die erwähnten Anordnungen des Modells ist die Einfach
heit der Jebensschen Schwimmerhebung ohne Nutzen verloren ge
gangen; nicht allein die Mehrkosten für die vier entbehrlichen
Hemmungscylinder und Schützen, sowie für die verwickelte Steuerung
neben der verbleibenden Gradführung an Gleitschienen, sondern auch
die gesteigerte Gefahr von Betriebsstörungen durch Brüche oder Ver
sagen der zahlreichen Hülfs-Mechanismen sind als nicht unwesentliche
Mängel gegenüber der Anordnung von Jebens zu betrachten. Bei
dem Versuche in Abb. 33 u. 34, welche im Mafsstabe der früheren
Abbildungen gehalten sind, die Einfachheit des Betriebes auch bei
einer gröfseren Anzahl von Schwimmern beizubehalten, sind die ein
fachen Schwimmer seitlich gestellt worden, um an Gründungstiefe zu
sparen und eine enge Aneinanderstellung der Schwimmerbrunnen,
welche beim Bau besondere Schwierigkeiten hervorrufen kann, zu ver
meiden. Wird nach Abb. 35 der Hemmungscylinder ohne Schwimmer
angeordnet, so wird auch die Tiefe des mittelsten Brunnens ver
kleinert.
Gelingt es, die Schwimmerhebung in ihrer Construction aus
reichend einfach zu halten, so bleibt noch die Kostenfrage bedenklich,
wie der auf 1700 000 Fr. lautende Anschlag von Seyrig in Gruson
et Barbet, Seite 29, zeigt. Civilingenieur Seyrig stellt nach Abb. 36
bei 20,5 m Hub eine Trogschleuse für französische Canalschiffe von
nur 300 t Ladung auf vier einfache Schwimmer, deren Parallelführung
an vier im Grundrifs radial stehenden Führungsschienen durch je zwei
Paar Gleitbacken erfolgen kann, und bewirkt Antrieb und Hemmung
durch einen Druckwasserkolben unter der Mitte, wobei das Druck
wasser für die Speisung von hydraulischen Motoren zur Bewegung
der Thore und der Schiffe mitbenutzt werden könnte. Der Umstand,
dafs kein Betriebswasser in die Trogschleuse, deren Gewicht dauernd um
das Mafs der Widerstande bei der Senkung gröfser als der Auftrieb der
Schwimmer bleibt,
einzuführen ist,
würde bei gänz
lichem Mangel an
Speisewasser von
Bedeutung sein. Da
gegen erhöht die
Gründung der un
gewöhnlich weiten
und tiefen Brunnen
und die erforder
liche Aussteifung
der grofsen Schwim
merkörper gegen
äufseren Dnick, wel
cher bis auf 3,5 At
mosphären bei einer
Ausnutzung mit nur
einer Atmosphäre
steigt, die Bau
kosten derart, dafs
die Schwimmer als
die theuerste Form
der Gegengewichte,
eine angekuppelte
Trogschleuse einge
schlossen, erschei
nen.*)
*) In der Erkenntnifs, dafs die vier Druckwasserkolben unter
den Ecken der Schwimmerhebung von Gruson in Magdeburg nicht
zur Selbststeuerung, aber für die Hebungsarbeit verwendbar seien,
hatte ich dieselben in einen einzigen Druckkolben unter der Trog
mitte zusammengefafst und einfache Jebenssche Schwimmer vom
Jahre 1887 als Gegengewichte benutzt. Mit dieser Anordnung stimmt
die Seyrigsche vom Jahre 1881, welche durch die auf Seite 154 erwähnte
Pfeifersche Arbeit bekannt wurde, bis auf die oben auch für sie em
pfohlene Parallelführung an vier radial gestellten Gleitschienen überein.
— Seite 494, 2. Spalte, letzte Zeile v. u, mufs es heifsen „den ge
schlitzten Cylinder von Gonin“ und Seite 508, 1. Spalte, Zeile 41 v. o.
„das Druckwasser erhält von ihm dauernd die gleiche Pressung“.