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Centralblatt der Bauverwaltuug
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Erschüttern genügt vollständig, um die Reibung unschädlich zu
machen, wie dies die beistehenden Abbildungen 3 und 4 zeigen. Der
Durchbiegungszeichner war bei diesen Versuchen*) an einem lothrecht
beweglichen Schlitten befestigt, dessen Anfangsstellung durch mikro
skopische Ablesung genau bestimmt war. Das Heben und Senken
des Schlittens geschah mit Hülfe einer feinen Schraube, Zum Schlufs
brachte man denselben mit Hülfe des sehr stark vergröfsernden
Mikroskops wieder genau in die Anfangsstellung zurück. Hierbei
Ist es hiernach unzweifelhaft, dafs der Durchbiegungszeichner
bei der beschriebenen Behandlung fehlerlose Ergebnisse lieferte, so
wird man in solchen Fällen, wo die Purchbiegungelmien nicht in
der Nulllinie endigen, den Grund hiervon in dem Verhalten der
Brücke selbst zu suchen haben. So zeigen die nebenstehenden Ab
bildungen 5 und 6 Durchbicgungslinien, welche (bei zweifacher Ueber-
setzung) in der Mitte einer Oeffnung der mit durchgehenden Gitter
trägern über zwei Feldern von je 100 m Spannweite versehenen, ein-
betrug die Länge des Drahtes 12 m und es wurde absichtlich, vor
Beginn der Diagramm-Aufnahme, der Zeichenstift, wie die Pfeile
zeigen, in ungünstiger "Weise an die Nulllinie herangeschoben (vergl,
auch die Abbildungen 3 und 4 auf Seite 271). Beim Klopfen
während des Versuches endigte der Schreibstift stets |
genau in der Nulllinie. Unterliefe man das Klopfen, so entstand
ein Höhenfehler von 0,4 mm (bei doppelter Uebersctzung).
*) Die Versuche sind in Gegenwart meines Collegen, Herrn
Prof. Engels, im Gebäude der Dresdener technischen Hochschule
ausgeführt worden.
geleisigcn Elbbrücke der Oesterr. Nordwestbahn bei Mittelgrund
gewonnen worden sind. Die Drahtlänge betrug 12 m. Die Belastung
wurde durch einen aus Locoraotive, Tender und zwei Wagen be
stehenden Zug, welcher mit etwa 20 km Geschwindigkeit fuhr, ge-
I bildet. Wie man sieht, behielt der Träger nach dem Hinüberfahren
des Zuges einen Pfeil von etwa 0,5 mm, und zwar in dem Sinne, in
welchem er zuletzt durchgebogen worden war. Diese kleine Durch
biegung verschwand erst, wenn der Zug in entgegengesetzter Richtung
zurück über die Brücke gefahren war.
Dr. W. Fränkel.
Eduard Brandhoff t*
Am 3. Deeember d. J. starb völlig unerwartet der Ober-Bau-und
Geheime Regierungs-Rath Brandhoff, Dirigent der dritten Abtheilung
der Königlichen Eisenbahn-Direetion in Elberfeld. Am Vormittage
seines Todestages noch thätig, zwang ihn ein Unwohlsein, die Stätte
seiner Wirksamkeit gegen Mittag zu verlassen, und schon wenige
Stunden später ereilte ihn ein sanfter und schmerzloser Tod.
Eduard Brandhoff ward am 29. Februar 1824 in Dortmund ge
boren. Im August 1845 wurde der jetzt Verewigte zum Feldmesser,
im Mai 1851 zum Bauführer ernannt und als solcher beim Bau
der Westfälischen und der Dortmund-Soester Eisenbahn beschäftigt.
Am 13. September 1856 ward er zum Wasser-Baumeister, am 18. März
1857 zum Land-Baumeister befördert; seit August 1853 wirkte er als
Sections-Baumeister der Dortmund-Soester und seit November 1858
als solcher der Witten-Duisburger Eisenbahn. Am 1. April 1859
erfolgte seine Ernennung zum Abtheilungs-Baumeister, am 15. April
1863 zum Eisenbahn-Baumeister, am 1. Januar 1866 zum Eisenbahn-
Bauinspector und am 31. Juli 1867 zum Ober-Betriebsinspector. Von
Mitte April bis Mitte October 1869 arbeitete er bei der Königlich
Hannoverschen Staatsbalm. Im August 1869 zum Regierungs- und
Baurath ernannt, war er seit dem 15. October 1869 Mitglied der
Königl. Eisenbahndirection in Elberfeld, und im April 1877 wurde
ihm der Charakter als Geheimer Regierungsrath verliehen. Die
Geschäfte eines AbtheilungB-Dirigenten führte er vom 1. April 1880 ab.
Am 26. October 1880 erfolgte die Ernennung zum Ober-Baurath mit
dem Range eines Ober-Regierungsraths. Der Verewigte war im
Besitze des Kroneuordens II. Klasse, des Rothen Adlerordens III. Klasse
mit der Schleife, des Eisernen Kreuzes II. Klasse am weifsen Bande
und des Officierkreuzes des belgischen Leopold-Ordens.
Mit dem Namen Brandhoff ist ein gutes Stück Geschichte der
vormals Bergisch-Märkiechen Eisenbahn verknüpft. Seit dem
8. August 1853 war er — abgesehen von der halbjährigen Thätigkeit
bei der Hannoverschen Staatsbahn — ausschliefslich im Bezirke der
Königl. Eisenbahndireciion Elberfeld thätig. Anfangs mit Vorarbeiten
und Bauausführungen beschäftigt, erwarb er sich später in leitender
Stelle im Betriebe grofse Verdienste tim dessen Einrichtung und
Durchführung. Seine besondere Befähigung hierin veranlafste im
Jahre 1870 seine Berufung zum Linien-Commissar, welche Stellung
er auch nach beendetem Kriege noch viele Jahre im Nebenamte
bekleidete. Auch später wurden sein Rath und seine Erfahrung auf
eisenbahn-militärischem Gebiete in Anspruch genommen und hoch
geschätzt.
Seit dem Jahre 1880 war cs ihm in der Stellung eines Ab-
theilungs-Dirigenten vergönnt, den weiteren Ausbau des 1882 ver
staatlichten Bergisch-Märkischen Eisenbahn-Unternehmens erfolgreich
zu fördern. Seine reichen Erfahrungen auf allen Gebieten des Eisen
bahnwesens, sein ausdauernder Fleifs und seine persönliche Liebens
würdigkeit befähigten ihn hierzu in besonderem Mafse. Wenn auch
nach dem Ausbau der Hauptlinien des weitverzweigten Netzes es
sich vorzugsweise um die Herstellung von Zufdhrungs- und Ver
bindungslinien handelte, so waren gerade die hierbei hervortretenden
Schwierigkeiten der Linienführung in einem meist bergigen Gelände
mit zahlreichen gewerblichen Anlagen ein rechtes Feld der Thätig
keit für den erfahrenen Eisenbahntechniker. Mit unermüdlichem
Fleifsc und grofser Sachkenntnis studirte er selbst an Ort und
Stelle die einschlägigen Verhältnisse und handhabte zu Hause gern
Zirkel und Bleistift, Anregung gebend allen, welchen es vergönnt
war, mit ihm zu arbeiten. Auch die nunmehr im wesentlichen voll
endete Umgestaltung der Eisenbahnanlagen bei Düsseldorf unterstand
seiner Oberleitung.
Als Beamter war der Verewigte seinen Mitarbeitern stets ein
leuchtendes Vorbild, als Mensch erfreute er sich allseitig der gröfsten
Anerkennung und Hochachtung. Sein ganzes Wesen war einfach,
schlicht, bescheiden; er suchte und fand sein volles Glück im Kreise
seiner Familie. Gern verkehrte er auch in engerem Kreise und war
dann nur der liebenswürdige Freund und Fachgenosse, der es auch
wohl verstand, mit feinem Humor die Unterhaltung zu beleben.
Mit dem Geheimrath Brandhoff ist ein echter Sohn Westfalens,
eine stets bewährte Kraft des preufsischen Staats-EisenbahndienBtes,
ein treuer Diener seines Kaisers und Königs aus dem Leben ge
schieden.
Die aufserordentlicbe Betheiligung an seinem Leichenbegäng
nisse am 6. Deeember von nah und fern gab einen Beweis von
der grofsen Verehrung, welche dem Verblichenen allerseits gezollt
wurde. Sein Andenken wird treu bewahrt werden!
Vermischtes.
In der Prei&bewerbung für ein Kaiser "Wilhelm-Museum in
Crefeld (vergl. S. 283 d, J.) ist ein erster Preis nicht ertheilt worden,
Der zweite Preis wurde den Kgl. Bauräthen Giese u. Weidner in
Dresden, der dritte Preis den Architekten Werdelmann u. Hennig
in Leipzig zuerkannt. Aufserdem wurden die Arbeiten der Herren
M. Bel u. P. Gyfsling-Berlin, Frings u. Jändges-Düsseldorf,
Schulz u. Schlichting-Berlin, Neckelmann u. Müller-Strafs-
bürg und C. Rühl-Mainz zum Preise von je 800 Mark angekauft.
Aus dem Wettbewerb um ein Krelshaus für Hörde (s. S. 291 d. J.)
sind als Sieger hervorgegangen die Architekten Hildebrandt u.
Rang-Berlin, Plücker-Dortmund, Seche-Köln und Speer-Mann
heim. Jeder von ihnen hat einen Preis von 600 Mark erhalten. Zum