Ir. 46.
Centralblatt der Banverwaltung.
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ganzen werden eich gutes Holzpflaster und gutes Asphaltpflaster die
Wage halten. Bei gleichen Preisen verdient unseres Erachtens aus
national-wirtschaftlichen Gründen Holzpflaster den Vorzug. Beim
Asphalt sind wir im wesentlichen auf das Ausland angewiesen. Beim
Holzpflaster ist es der Stadt Paris schon nach wenigen Jahren
gelungen, geeignetes einheimisches Holz zu finden. Dies wird sicher
auch in Deutschland der Fall sein.
Ob unser einheimisches Buchenholz hierbei in Frage kommen
wird? Wir können diese Frage einstweilen noch nicht beantworten.
Es ist bekannt, in welchen außerordentlichen Mengen dieses Holz
in Deutschland vorhanden ist, und der Staat als Waldbesitzer ist in
hohem Grade dabei betheiligt. Im ganzen ist aber die Verwendung
des Buchenholzes noch nicht aus den Versuchen heraus. In Berlin
verwies man das Buchenholz jahrelang ausschließlich auf Geleis
Die Bautätigkeit des preußischen
während des
Aus den von den Regierungen erstatteten Jahresberichten ergeben
sich für das Jahr 1890 im ganzen 675 Hochbau-Ausführungen
gegen 525 im Jahre 1889. In diesen Zahlen sind alle Neubauten,
Erweiterungs-, Wiederherstellungs- und Umbauten enthalten, sofern
deren Anschlagssumme für das Hauptgebäude einer Anlage die Höhe
von 10000 JC erreicht oder überschreitet. Neu begonnen wurden
380 Bauwerke (298 im Vorjahre), fortgesetzt 245 in früheren Jahren
angefangene. Vollendet wurden im Jahre 1890 von den neu begonnenen
Bauten 106 und von den fortgesetzten 184. Unter den 285 unvollendet
gebliebenen Bauwerken befinden sich auch einige, welche zwar bau
lich fertiggestellt, aber im laufenden Jahre noch nicht vollständig
abgerechnet werden konnten.
Nach Gattung und Bestimmung gesondert sind in der oben ge
nannten Zahl von 575 Bauwerken enthalten:
46 Kirchen (darunter Kirche für die Nazareth-Gemeinde in Berlin,
419 000 und Erlöser-Kirche in Rummelsburg bei Berlin,
244000 JC);
15 Ministerial- und Regierungsgebäude (darunter der Seitenflügel
dos für Zwecke des Königl, Handels-Ministeriums und der
Porcellan-Manufactur bestimmten Gebäudes, Leipzigerstrafse
Nr. 2 in Berlin, 122000 JC, das Dienstgebäude für die Elb-
strom-Bauverwaltung in Magdeburg, 203 700 J(, und das Dienst
gebäude für das Consistorium in Münster, 164000 JC);
2 Schlösser betreffende Bauten (Um- und Wiederherstellungs-
bauten);
28 Geschäftshäuser für Gerichte (darunter das amtsgerichtliche
Geschäfts- und G efängnifsgebäude in Pr. Stargard, Regierungs
bezirk Danzig, 452 000 Jt-, desgl. in Lublinitz, Regierungsbezirk
Oppeln, 477 500 JK, das Geschäftshaus für das Oberlandesgericht
in Kiel, Regierungsbezirk Schleswig, 400 000 JC, das Geschäfts
gebäude für das Oberlandes- und Amtsgericht in Hamm, Re
gierungsbezirk Arnsberg, 782 800 JC, die amtsgerichtlichen Ge
schäftsgebäude in Crefeld und in Kempen, beide Regierungs
bezirk Düsseldorf, 367 500 bezw. 115 000 Jt);
3 Gebäude für wissenschaftliche Anstalten und Sammlungen
(darunter das meteorologische Observatorium und das Obser
vatorium für Winkelmessungen auf dem Telegraphenberge bei
Potsdam, 296 000 JC bezw. 129 000 Jt);
1 Baudenkmal;
anlagen, und erst die Pflasterungen der Kaiser Wilhelmbrücke und
am Bethanienufer dürfen als entscheidende Versuche angesehen
werden.
Es entsteht aber jetzt die neue Frage: wie wird sich die Buche
bewähren, wenn sie in Pariser Weise als Pflaster verwendet
wird? In Paris ist Buchenholz im Pflaster bis jetzt nicht benutzt
worden. Die Frage ist also noch zu beantworten. Zu beachten ist
allerdings dabei, daß in Bezug auf die Holztränkung dem Pariser
Verfahren ohne Hochdruck kaum zu folgen sein wird. Sollte aber
diese Frage, sei es auch unter entsprechender Abänderung des
Gesamtverfahrens, zu einer bejahenden Antwort führen, so würden
wir dies als das denkbar erfreulichste Ergebnifs unserer Studienreise
ansehen. Wir hoffen aber, daß unsere Beobachtungen auch an sich
für die Holzpflasterfrage von einigem Nutzen sein werden.
Staates im Geriete des Hochbaues
Jahres 1890.
5 Bauten für technische Lehranstalten und Fachschulen;
3 Eichämter;
32 Anlagen für Universitätszwecke (darunter das pathologisch
pharmakologische Institut in Königsberg, 260 285 Jt, und das
mineralogische Institut daselbst, 121425 Jt, der Erweiterungsbau
der Universitäts-Bibliothek in Greifswald, 160 550 JC, die Klinik
für Hautkrankheiten in Breslau, 280000 JC, das pathologische
Institut daselbst, 204 000 Jt, und die Regelung des Geländes für
die klinischen Neubauten daselbst, 264420 Jt, das mineralogische
Institut, 128 800 Jt, und der Erweiterungsbau der chirurgischen
Klinik in Marburg, 101 700 JC, die Universitäts-Bibliothek in
Bonn, 359 300 Jt);
10 Gymnasien und Realschulen (darunter das Gymnasium in Pader
born, Regierungsbezirk Minden, 144000 JC);
9 Seminare (darunter der Umbau des Seminars in Büren, Re
gierungsbezirk Minden, 267 660 JC);
4 Turnhallen;
48 Pfarrhäuser;
114 Elementarschulen;
3 Krankenhäuser;
4 Bauten für Bäder (darunter das Schlammbadeh&us in Nenn
dorf, Regierungsbezirk Cassel, 3Q390Q Jt);
22 Gefängnifs- und Strafanstaltsbauten (darunter das Central-
gefängnifs für die Provinz Posen in Wronke, 2100 000 JC, das
Centralgefängniß für jugendliche Gefangene in Gr. Strehlitz,
Regierungsbezirk Oppeln, 520 000 JC, und das Arresthaus in
Düsseldorf, 1497 000 JC);
3 Steueramtsgebäude;
5 Grenzbeamtenwohnhäuser;
13 Wohngebäude für Oberförster;
67 Wohngebäude und Gehöfte für Förster;
11 Wohnhäuser für Pächter auf Königlichen Domänen;
26 Familienhäuser für Königliche Domänen;
6 Wirthschaftsgebäude;
30 Scheunen;
36 Stallgebäude;
7 Gebäude für technischen Betrieb;
11 Bauten für Königliche Gestüte;
11 Hochbauten im Gebiete des Wasserbaues. Hz.
Die Wasserstraßen in Frankreich.
Unter diesem Titel ist soeben eine Druckschrift im Buchhandel
erschienen,*) die einen Auszug aus einer vortrefflichen Arbeit bringt,
welche der auch vielen unserer Leser bekannte Oberingenieur H o 11 z
in Paris auf Grund amtlicher Quellen dem internationalen Schiffahrts-
congreß in Manchester im Jahre 1890 über den „Zustand, den
Betrieb und die Betriebskosten der SchiffahrtBstr&fBen in
Frankreich“ vorgelegt hat. Verfasser derselben ist der Baurath
Doell in Saarburg i. L., der sich nicht damit begnügt hat, die
Holtzschen Darlegungen im Auszug zu verdeutschen, sondern auch
noch Betrachtungen und Nutzanwendungen für die deutschen Ver
hältnisse beigefügt hat. Indem wir auf die Schrift verweisen, ent
nehmen wir derselben folgende Mittheilungen. Die Geschichte
des französischen Canalbaues erstreckt sich schon über drei Jahr
hunderte. Sie beginnt 1639 mit dem Canal von Briare, der die
Loire mit der Seine durch das Thal des Loing verbindet, und
*) Die Wasserstrafsen in Frankreich. Nach einem Berichte
des Oberiugenieurs Holtz in Paris von Baurath Doell in Saarburg i. L.
Berlin 1891. Wilh. Ernst u. Sohn. 22 S. in gr. 8°. Preis IMark.
endet unter der dritten Republik mit dem Bau des Ostcanals, der
gegen 500 km lang sich von der belgischen Grenze bis zur Saone
erstreckt. Wir sehen in dem Werden und Wachsen des Netzes der
französischen Schiffahrtssttaßen sich die Schicksale Frankreichs
widerspiegeln. In der Feudalzeit wurden Canalconcessionen als ein
trägliche Geldquellen mit hoher, mittlerer und niederer Gerichts
barkeit als herrschaftliche Lehen vergeben, die Erbauer des Canals
von Briare geadelt. Bis zum Beginn der französischen Revolution
waren für 1770 km Canäle Bauconcesßionen ertheilt worden, wovon
aber nur gegen 1000 km mit Schiffen befahren werden konnten. Die
große Revolution hob die Canalconcessionen als eine Veräußerung
öffentlichen Eigenthums auf. . Ein Gesetz vom 20. Mai 1802 schrieb
die Erhebung von Schiffahrtsabgaben vor, deren Ertrag der Fluffl-
oder Canalstrecke zu gute kommen sollte, für deren Benutzung sie
entrichtet worden waren. Den gröfsten Theil der erhobenen Gelder
verschlangen aber die Kriege Napoleons L; derselbe verkaufte sogar
zur Unterhaltung seiner Armeen fünf andere Canäle. Wurden auch
unter seiner Regierung für etwa 1000 km Canäle Vorstudien gemacht,
so wurden doch nur 200 km davon dem Verkehr überliefert.