Nr. 48.
Centralblatt der Bauverwaltung.
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gehende schöne Nebenraum des Parolesaals, Diese Gemächer ge
hören nicht zu den eigentlichen Prunkräumen, doch übertreffen sie
die von Erdmannsdorff eingerichteten in mancher Hinsicht an Behag
lichkeit und Anmutb.
In den letzten Jahren seines Lebens, seit 1783 oder 1784, wohnte
Gontard, welchem das heutige Charlottenhof (früher Bürings Vorwerk)
bei Potsdam gehörte, im Hause Zimmerstrafse 25 in Berlin und hat
hier nach Ausweis der alten Adrefskalender seit 1788 auch als
Lehrer an der Akademie der freien Künste und mechanischen
Wissenschaften gewirkt. Dieser Umstand verdient insofern Beach
tung, als Gontard hiernach an der im Jahre 1788 bei der Akademie
neu begründeten architektonischen Lehranstalt mit thätig gewesen
sein mufs, welche 1790 die Genehmigung und Unterstützung des
Handzeichnung König Friedrichs H.
Königs fand, und aus welcher 1799 die königliche Bauakademie
hervorgegangen ist,*) **)
Die anstrengende Thätigkeit des vielseitigen, hochbegabten
Mannes, mehr aber noch manche Kränkung, die er trotz seiner treuen
Dienste hatte erfahren müssen, rieben langsam seine Kräfte auf.
So unternahm er denn eine Badereise nach Schlesien, von welcher
ihm indessen eine Heimkehr nicht vergönnt -sein sollte. Fern der
Heimath verstarb er in Breslau am 23. September 1791.***)
*) Nach dem im Archiv der Stadt Berlin befindlichen, ver
gilbten Originale aus dem Nachlasse des Baudirectors Joh. Boumann
(t 1776), mit welchem die Nachbildung genau, auch im Mafsstabe,
iibereinstimmt.
**) Vgl. Sammlung nützlicher Aufsätze, das Bauwesen betr., 1802.
***) In fast allen kunstgeschichtlichen Werken und Handbüchern
findet man 1802 als das Todesjahr bezeichnet, während das Werk
„Berlin und seine Bauten“ nach Ferd. Meyers „berühmten Berlinern“
«die Zahl 1791 schon angiebt. Bei der Untersuchung nun über
die Zuverlässigkeit dieser Jahreszahlen gab den ersten Anhalt ein
im Geh. Staatsarchiv befindlicher Bericht Carmers vom Jahre 1793,
wonach der Major v. Gontard damals schon verstorben war, sodafs
das Jahr 1802 nicht mehr in Betracht kam. Herr Begierungs-Bau-
meisters H. Lutsch in Breslau, der die Güte hatte, die dortigen
Kirchenbücher durchsehen zu lassen, fand schliefslich eine bestäti
gende Bemerkung im zweiten Bande der „Schles. Provincialblätter“
von 1791, worauf es mir dann in Berlin gelang, als ein unzweideutiges
Zeugnifs die von der Wittwe aufgegebene Todesanzeige in Nr. 117
der „Berl. Nachr. von Staats- und Gelehrten-Sachen“ (vom 29, Sep
tember 1791) zu ermitteln. Dafs der danach am 23. September in
für das Stadtschlofs in Potsdam.*)
Breslau verstorbene Major v. Gontard wirklich der Architekt Fried
richs des Grofsen war, beweist eine Eingabe in den geheimen Ca-
binetsacten Friedrich Wilhelms II., deren Benutzung durch Güte des
Königl. Archivraths Dr. Ballieu möglich wurde. In dieser Eingabe
vom 30. September 1791 bewirbt sich der Oberhofbaurath Boumann
der Jüngere unter Hinweis auf seine langjährige Dienstzeit um das
Gehalt des verstorbenen Baudirectors und Majors v. Gontard. —
Nachgetragen sei hier noch, dafs die auf S. 419 ausgesprochene
Vermuthung, dafs Gontard auch au den Berliner Stadtthoren Antbeil
hatte, sich während des Druckes durch die Acten des Baucomptoirs
(bei der Ministerial-Bau-Commission in Berlin) bestätigt hat: Am
5. Juli 1786 übersendet das Baucomptoir dem Oberbaudepartement
unter den „Zeichnungen der in diesem Jahre zu erbauenden Thore
a) die von dem Oranienburger Thore, welche in zwei Blatt
bestehen und sämtlich durch den Capitän Herren von Gontard
verfertigt sind.“
Vermischtes.
Bei der Preisbewegung um den Entwurf fiir ein Rathhaus in
Gelsenkirchen (vgl S, 273 d. J.) ist der erste Preis den Architekten
Erdmann u. Spindler-Berlin, der zweite dem Architekten Winter-
Hannover und der dritte dem llegierungs-Baumeister Hartung-
'Charlottenburg zuerkannt. Es waren gegen 60 Entwürfe eingereicht.
In der Preisbewerbung um Gesanitansiclitcn yon Wohn- und
Itepräsentationsräuinen, welche der Verlag und die Schriftleitung
der „Zeitschrift für Innendecoration“ in Darmstadt in diesem Früh
jahr erlassen hatten (vgl. S. 151 d. J), ist, obwohl je zwei erste, zweite
und dritte Preise ausgesetzt waren, doch nur je einer derselben zur
Verth eilung gelangt. Es erhielten dieselben K. Späth-München
(150 Mk.) Für den Entwurf eines Schlafzimmers, Architekt C. Ha mm ei
ern ann-Dannstadt (100 Mk.) für ein Speisezimmer und A. Warne
münde-Leipzig (70 Mk.) für ein Wohnzimmer. Ein weiterer Wohn
zimmer-Entwurf von H. Werle- Berlin wurde zum Ankauf em
pfohlen.
Ueber Langersche Brückenträger ist in Nr. 36 d. Bl. (S. 349
bis 353) eine Arbeit von Herrn Professor Müller-Breslau veröffent
licht, welche sich auch mit dem mir patentirten Träger beschäftigt,
Herr Müller meint, der Patentanspruch sei ziemlich werthlos,
denn er beziehe sieh auf die Sonderform eines bereits bekannten
Trägers. Ich fasse diesen Satz so auf, dafs durch denselben die
Patentfähigkeit meines Trägers angezweifelt werden soll.. Mit dem
selben Hechte könnte man jede Sonderform als nicht patentfähig
erklären; so z, B. wäre der Schwedler- oder der Pauli-Träger nicht
patentfähig gewesen, weil sie Sonderformen eines bereits bekannten
Trägers, des Gitter-Trägers auf zwei Stützpunkten waren. Herr
Müller fügt aber noch hinzu, dafs man sich der patentirten Sonder-