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Herausgegeben im Ministerium der öffentlichen Arbeiten,
XI. Jahrgang, Berlin, 24. October 1891. ^ r - 43.
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INHALT: Amtliches: Personal-Nachrichten. — Gutachten der Akademie des Banwesens, betr. den Erweiterungsbau des Königl. Eisenb&hndirectionsgebändes (rechtsrb.) in Köln.
— Nichtamtliches: Neuere Facbwerkbaatea Im Werrathal. — Der Eisaufbruch anf der Mosel im Januar 1891. — Leben und Wirken Karl v. Gontard?. (Schlafs.) —
Vermischtes: Preisbewerbung für den Rathhausbau in Gelseokircheu. — Preisbewerbung für Entwürfe zu. Wohnungsausstattungen. — Langersche Brückenträger.
— Inhalt von Heft X bis Xll der Zeitschrift für Bauwesen. — B&cherschau.
Amtliche Mittheilungen.
Preußen.
Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem
Eisenbahn-Director Diedrich und dem Regierungs- und Baurath
Schreinert, Mitgliedern der Königlichen Eßenbahndirection in
Erfurt, den Rothen Adler-Orden IV. Klasse und dem Regierungs-
Baumeister und Deichhauptmann a. D. Emil Müller in Lands-
berg a. W. den Königlichen Kronen-Orden IV. Klasse zu verleihen
sowie dem Landes-Baurath Stiehl in Cassel die Erlaubnis zur An
legung des ihm verliehenen Fürstlich waldeckschen Verdienst-Ordens
III. Klasse zu ertheilen.
Der Regierungs-Baumeister Bernhard Zölffel in Celle ist als
Königlicher Kreis-Bauinspector daselbst angestellt worden.
Der bisherige Kreis-Bauinspector, Baurath Starke in Stargard
i. Pom., jetzt in Görlitz, ist am 1, October d. J. in den Ruhestand
getreten.
Der Eisenbahn-Director Courtois, bisher ständigerHülfsarbeiter
bei dem Königlichen Eisenbahn-Betriebsamte (Stadt- und Ringbahn)
in Berlin, und die Königlichen Regierungs-Baumeister Fischer und
Kemmann in Berlin sind infolge ihrer Ernennung zu Kaiserlichen
Regierungsräthen und Mitgliedern des Patentamts aus dem Staats
eisenbahndienste ausgeschieden.
Dem bisherigen Königlichen Regierungs-Baumeister Benno Leit-
gebel in Breslau ist die nachgesuchte Entlassung aus dem Staats
dienste ertheilt worden.
Der Königliche Regierungs-Baumeister Karl Emil Philipp in
Hitzacker ist gestorben.
Deutsches Reich.
Seine Majestät der Kaiser haben Allergnädigst geruht, den In
genieur Rudolf Ziebarth, den Königlich preußischen Eisenbahn-
Director Ernst Courtois, den Professor an der technischen Hoch
schule in Stuttgart Dr. Bernhard Nebel, das Mitglied der Normal-
Eichungs-Commission Max Wille, den Docenten an der technischen
Hochschule in Charlottenburg, Regierungs-Baumeister Adolf Donath,
den Ingenieur Louis Hintz, den Kaiserlichen Telegraphen-Ingenieur,
Regierungs-Baumeister Andreas Schraeder, den Königlich bayeri
schen Staatsbau-Assistenten Josef Sehaefer, den Hülfsarbeiter des
Patent-Amts, Ingenieur Hermann Wehage, den Ingenieur Eugen
St oll, den Vorsteher des technischen Bureaus des Patentamtes, In
genieur Hermann Höfinghoff, die Hülfsarbeiter des Patentamts,
Ingenieur Wilhelm Stercken, Regieruogs-Baumeister Josef Hof
mann, die Ingenieure Karl Biedermann und Franz Brinck, die
Königlich preußischen Regierungs-Baumeister Paul Emil Alexander
Fischer und Gustav Kemmann, die Hülfsarbeiter des Patentamts,
Ingenieure Max Geitel und Hermann Grundke, den Königlich
preußischen Regierungs-Baumeister Hermann Julius Harder und
den Ingenieur Richard Ehring zu Kaiserlichen Regierungsräthen
und Mitgliedern des Patentamts zu ernennen.
Gutachten und Berichte.
Entwurf für die Erweiterung des YerwaltungsgeMudes der Königl. Eisenbahndirection
(rechtsrheinische) in Köln, Domhof Nr* 48*
Gutachten der Königlich«
Berlin, den 16. Juni 1891.
Der durch Erlaß Seiner Excellenz des Herrn Ministers der öffent
lichen Arbeiten vom 20. Mai 1891 an die Königliche Akademie des
Bauwesens zur JBeurtheilung gelangte umgearbeitete und mit Datum
vom 6. Februar 1891 versehene Entwurf zur Vergröfserung des
Directionsgebäudes der rechtsrheinischen Eisenbahn in Köln würde
— wenn ausgeführt — durch seine absoluten Höhenmaße und bei
seinem Abstand und seiner Tiefenlage gegen den Chor des Kölner
Domes in keiner Weise die Wirkung dieses Bauwerkes beeinträch
tigen und schädigen; ebensowenig würde dieser Bau in seiner ge-
Akademie den Bauwesens.
planten Stilform und seiner architektonischen Ausstattung in irgend
welchen den Dom schädigenden Gegensatz treten.
Erwünscht erscheint es, bei dem vorgelegten Project den höch
sten linksseitigen, an der Südfront gelegenen Bautheil A B in organi
schen Zusammenhang mit der Grundrifsgestaltung zu bringen; es
würde dadurch zugleich dieser von dem Herrn Regierungs-Präsidenten
beanstandete Bautheil in seiner Längenausdehnung noch verringert
werden.
Königliche Akademie des Bauwesens.
Schneider.
[Alle Rechte Vorbehalten.]
Nichtamtlicher Theil.
Redacteure: Otto Sarrazin und Oskar Hofsfeld,
Neuere Fachwerkbauten im Werrathal.*
Der Fachwerkbau im Werrathal, der dort, durch die Verhält
nisse bedingt, stets die herrschende Bauweise geblieben ist, hat
in den letzten Jahrzehnten verschiedene Wandlungen neuerer Archi
tekturentwicklung mit über sich ergehen lassen müssen. Vor 30 und
20 Jahren mufste er sich das antike Gewand gefallen lassen, sein
wahres Wesen verleugnen und durch angeklebten Putz Quaderstem-
fa^aden heucheln. Dann kam die Zeit des „Schweizerstüs“. Diese
sogenannten Schweizerbauten hatten doch wenigstens das Gute, daß
*) Vgl. „Fachwerkbauten im Werrathal“ in Nr. 6 u. 8 dieses
Jahrganges.
sie durch ausgeprägtes Constructionssystem und durch die charak
teristische Holzbehandlung hinüberleiteten zu der Wiederaufnahme
der alten einheimischen Bauweise. Eine Folge von Ereignissen be
günstigte diese Wiederaufnahme ganz besonders: das waren die Zer
störung der Stadt Meiningen durch eine Feuersbrunst im Jahre 1874
und die dadurch bedingte Entstehung einer großen -Zahl neuer Bauten.
Der abgebrannte größere Theil der Stadt bestand ans Fachwerkgebäu
den, deren einige, nebenbei bemerkt, von hohem künstlerischen Werthe
waren. Für die Häuser der geschlossenen Straßenzüge wurde von da ab
Massivbau vorgeschrieben und hiermit dem modernen Putzbau die Herr
schaft überwiesen. Ganz anders, eigenartig und malerisch, gestaltete