Nr. 88.
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Centralblatt der Bauverwaltnng.
Yom Bau des Canals von Korinth.
Die Arbeiten zur Durchstechung der Landenge von Korinth,
welche nunmehr seit nahezu zehn Jahren im Gange sind, haben im
Laufe der Zeit mannigfache Unterbrechungen und Verzögerungen
erfahren, sodafs die ursprünglich auf fünf Jahre bemessene Bauzeit
derselben sind 13 Locomotiven vorhanden, deren Zahl demnächst noch
um zwei erhöht werden soll. Das ganze Arbeitsgerät hat die
neue Gesellschaft von der alten übernommen und nur zwei Loco
motiven von Creuzot dazu bezogen; die bisherigen Locomotiven waren
Abb. 1. Uebersiehtsplan.
sich inzwischen nahezu verdoppelt hat. Die bei der Bodenförderung
bisher erreichten Leistungen lassen aber hoffen, dafs, wenn nicht
neuerdings unerwartete Ereignisse eintreten, die Eröffnung des Canals
von Kraufs in München geliefert. Im ganzen sind täglich gegen
1200 Arbeiter beschäftigt, meist Montenegriner, Armenier und Unter-
italiener (Calabresen), die am ausdauerndsten sind; die wenigsten
Meerbasen von Karin ih
Golf von Aegina
Abb. 2. Längenschnitt des Canals.
(Stand der Arbeiten am 1. Juli 1891.)
in etwa zwei Jahren wird stattfinden können. Ueber die Anlage des
Seecanals, die Bodenbeschaffenheit, den Arbeitsvorgang usw. finden
sich nähere Angaben auf Seite 372 des Jahrgangs 1882 d. Bl., welche
seitdem durch weitere Mit
theilungen über den Fort
gang des Baues in den
Jahrgängen 1884 (S, 66 und
426) und 1886 (S. 184) er
gänzt worden sind.
Von dem Gesamtinhalt
der zu lösenden Einschnitts-
massen, die nach den neu
sten Aufnahmen 12 300 000
cbm betragen, waren bis zum
1. Juli d. J. etwa 10 500 000
cbm gefördert, sodafs noch
gegen 1 800 000 cbm — der
in dem Längenschnitt, Ab
bildung 2, Bchraffirt gezeich
nete Einachnittskern — zu beseitigen bleiben. Da die neue griechi
sche Gesellschaft, welche die Arbeiten mit Ernst und Eifer betreibt,
monatlich ungefähr 100000 cbm Boden fördert, so wird man der
Vollendung des Werkes zum Herbst 1893 entgegensehen dürfen. Die
Förderung der Bodenmassen erfolgt mittels Kippwagen; zur Bewegung
Arbeiter sind Griechen, welche an solchen Arbeiten erfahrungsmäfsig
wenig Gefallen finden.
Von der Ostseite, dem Golf von Aegina her, wo die neue Stadt
Isthmia angelegt ist, ist der Canal auf etwa 1000 m weit ausgehoben,
von der anderen, Korinth zunächst liegenden Seite, wo Poseidonia
angelegt wird, auf 1180 m weit. Doch hat sich die Tiefe des Canals
an seinen Ausgängen, wo sie 8 m betragen sollte, infolge Versan
dungen um ein volles Meter verringert, sodafs zunächst hier die
Anwendung von Baggermaschinen in Aussicht genommen ist. Die
jenigen Böschungen, von denen die Gefahr der Versandung droht,
sind durchgehends flacher gestellt, einige besonders sandige Stellen
durch 40 bis 50 cm starke Bekleidungsmauern geschützt worden.
Auf der Korinther Seite ist nördlich ein Sohlenschlitz AB angelegt,
um die Bekleidungsmauern anzusetzen. Auf der Seite von Isthmia
hat man, etwa bei Stat. 45, auf der Südseite des Canals einen bis
zur Sohle reichenden Schacht mit anstofsender Galerie MN angelegt.
In diese Galerie münden von oben her trichterförmige Oeffnungen,
die zum Beladen der unten aufgestellten Förderwagen dienen, welche
dann auf dem Wege NO hinausgeschafft werden.
Die Oberleitung der Arbeiten ruht iu den Händen des griechi -
sehen Ingenieurs Matsas, der auch bei dem Bau der schwierigsten
Abtheilungen der Piräus-Peloponnesbahn thätig gewesen ist; den
Posten eines Oberingenieurs bekleidet der französische Ingenieur
Morin.