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Gentralblatt der Bauverwaltung.
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die Biegungsspahnungeu ausschliefsen, so hätte man den Pfählen.die
in Abb. 4 gestrichelt angedeuteten Stellungen T bezw. II' geben
müssen, denen in Abb. 5 b l 3 ]i = l>g = be bezw. ag entsprechen.
Ebenso zeigt Abb. 5c den Kräfteplan für den Pall, dafs die an-
greifende Kraft die Richtung R' in Abb. 4 hätte und die Pfähle I
nicht imstande wären, den Druck ac aufzunehmen, sondern nur den
jenigen P t =ad\
3) Die Richtung der Kraft fällt aufserhalb des spitzen
Winkels, den die Pfähle bilden. (Abb. 6). Wir erhalten dann,
wenn eine Beanspruchung der Pfähle I auf Zug möglich ist, den
Kräfteplan (Abb. 7ft) abc, in welchem P f t=bc den Zug der Pfähle I
darstellt. Ware die Verbindung der Pfähle I mit den Pfählen II
c
Abb. 6. Abb. 7 a. Abb. 7 b.
eine derartige, dafs die Pfähle I eine Zugspannung nicht aufuehmeu
könnten, wohl aber eine Biegungsspannung, wären die Pfähle I also
z. B, nur in den Holm eingezapft, so würden wir den Kräfteplau
abfe in Abb. 7a erhalten, in welchem die Druckspannung der
Pfähle II zwar von ac auf ae gesunken ist, aber Bj und B n als
Biegungskräfte auftreten. Hätte man anderseits die Pfähle I in den
Holm nicht eingezapft, sondern nur stumpf aufgesetzt und durch
Eisen mit demselben verbunden, so würde nach Zerstörung desselben
der Kräfteplan abd (Abb. 7a) in Wirksamkeit treten, bei welchem
die Druckspannung der Pfähle II zwar ebenfalls (von ac auf ad) ge
sunken, aber die Biegungsspannung B' lt = db ausschließlich von den
Pfählen II zu leisten wäre, während die Pfähle I ganz aufser Be
anspruchung wären. Könnten endlich die Pfähle J zwar .Zug- und
Biegungsspannungen aufnehmen, überstiege aber die Druckbean
spruchung 1 J 12 — ac (Abb. 7a) die Tragfähigkeit der Pfähle II, und
wäre diese etwa nur P n '~ad in Abb.7b, so würde der Kräfteplan
abefd die Beanspruchung darstellen, in welchem wieder die Biegungs-
spannungen (je nachdem mit oder ohne widerstehenden Erddruck)
Bj und B u zur Herstellung des Gleichgewichtes erforderlich sind.
Die Biegungspannungen lassen sich vermeiden, wenn man den
Pfählen I die Richtung I' in Abb. 6 giebt, der in Kräfteplan Abb. 7 b
die Zugbeanspruchung db entspricht. Durch diese Aenderung in
der Stellung der Pfähle I vermindert man sowohl ihre eigene Zug
spannung, als auch die Druckbelastung der Pfähle II gegenüber der
früheren Stellung.
Letztere Betrachtung zeigt, wie nützlich es bei wechselnder Lage
der angreifenden Kraft R werden kann, wenn mau die Verbindungen
der Pfähle so einrichtet, dafs dieselben auch Zugspannungen auf
zunehmen vermögen, sowie auch, dafs es unter Umständen, zweck -
mäfsig werden kann, einem Theile der Pfähle eine Richtung zu
geben, welche von derjenigen der Kraft R möglichst abweicht (ge
strichelte Lage I in Abb, 6 und Abb. 7b). Wenn also die Gröfee
und Richtung der angreifenden Kraft R für die ungünstigsten oder
besser für verschiedene Annahmen ermittelt sind, bietet das zeich
nerische Verfahren einen bequemen und namentlich sehr übersicht
lichen Weg, um für die Pfähle die günstigste Stellung zu ermitteln.
Wir haben bei unserer Untersuchung nur zwei verschiedene Rich
tungen der Pfähle angenommen, das Verfahren läfst sich aber offen
bar ebenso gut anwenden, -wenn die Pfähle in drei oder mehr ver
schiedenen Richtungen eingerammt werden sollen.
Den Widerstand auf Ausziehen kann man =» 5 /$ bis 3 / 4 der Trag
fähigkeit der Pfähle annehmen. Bei grofsen Bauausführungen thut
man besser, beide Widerstände an Probepfählen zu ermitteln, die
man in den vorliegenden Baugrund eintreibt und nach erfolgter
Probebelastung wieder auszieht. Ueber den Biegungswiderstand von
Pfählen mit und ohne widerstehenden Erddruck geben die Versuche
von Sandemann Auskunft*).
") Exc. Minut. of Proceed. of the Inst, of Civ. Eng., Band LIX
1880. S, 282; sowie hjdskr. ran het Kon. Inst, van Ing., 1882, S. 217
und im „Grundbau“ des Verfassers S,. 138,
Vermischtes.
Den Entwurf za einem Kaiser Wilhelm-Denkmal beabsichtigt
die Stadt Ruhrort durch eine Preisbewerbung unter den
deutschen Künstlern zu gewinnen. Als Standort für das Denkmal
ist ein Platz am Alten Hafen, nahe der Vinke-Brücke und gegenüber
der Vinkesäule gewählt. Die Aufgabe ist eine besonders eigenartige
infolge der Forderung, dafs das Denkmal des Kaisers gleichzeitig
dem Fürsten Bismarck gelten soll, auch wird sie die Aufmerksamkeit
der Architekten besonders erregen, weil in anbetracht des Stand
ortes des Denkmals am Hafen mit seinem Mastenwalde und wegen
des Fernblicks vom Rheine her eine HöhenentwickVung des archi
tektonischen Theiles von wenigstens 18 Meter über der Krone der
angrenzenden Strafsen für erforderlich erachtet wird. Die verfügbare
Ausführungssumme beträgt 100000 Mark. Für die drei besten Ent
würfe werden Preise von 3000 Mark, 2000 Mark und 1000 Mark ge
währt. Dem Preisgericht gehören aufser vier Nichtkünstlern an die
Herren Baurath Pflaume in Köln sowie Professor Schill, Bildhauer
C. Jansen und Maler G, Deder in Düsseldorf. Ablieferungstag
der Entwürfe ist der 1. März 1892.
Eine Preisbewerbung zur Erlangung von Entwürfen für den
Bau von Wohnhäusern schreibt auf Ersuchen des Commercienraths
v. Cölln in Hannover der dortige Architekten- und Ingenieur-Verein
unter seinen Mitgliedern sowie dem Vereine zwar nicht angehörenden,
aber in Hannover und Linden wohnenden Architekten aus. (Vgl.
den Anzeiger Nr. 32 d. Bl.) Die zur Verfügung stehende Bau-
summe beläuft sich auf 235000 Mark. Die Preise betragen 1600 Mark
und 1000 Mark. Preisrichter sind die Herren Geh. Reg.-Rath Prof.
Hase, Baurath Prof. Köhler, Architekt Chr. Hehl, Intcndantur-
und Baurath Schuster und der Bauherr. Die Entwürfe sind bis
zum 1. December 1891 einzureichen.
Zur Erlangung eines Planes für einen neuen Hafen iu Malmö
wird von dieser Stadt ein Preisausschreiben erlassen (vgl. den
Anzeiger Nr. 32A. d. Bl.). Für die in technischer und praktischer
Hinsicht besten drei Entwürfe sind Preise von 8000 , 5000 und
3000 Kronen (etwa 9000 , 5600 und 3400 Mark) ausgesetzt. Ein in
deutscher Sprache abgefafstes Programm, welches auch die Namen
der in- und ausländischen Mitglieder des Preisgerichts enthält, ist
bei der Hafendirection in Malmö gegen Einsendung von 2 Mark zu
beziehen.
Gefsingniftbauten iu Grofs-Strehlitz. Die vor einiger Zeit voll
endete neue Strafanstalt in Grofs - Strchlitz (vgl. Jahrg. 1886, S. 124
d. Bl.) erhält gewissermafsen einen Zuwachs durch die neuerdings
dort in Ausführung begriffenen Anlagen einer Centralstation
für jugendliche männliche Gefangene und eines Gerichts
gefängnisses. Die Centralstation soll 113 jugendliche Gefangene
aufnehmen, von denen 57 in Einzelzellen von je 20 cbm Rauminhalt
untergebracht werden, während 56 in gemeinschaftlichen Räumen ar
beiten und nur die Nacht sowie die Sonn- und Feiertage in kleineren,
nur je 11 cbm Inhalt bietenden Eiuzelzelleu verbringen. Zur Besserung
und Fortbildung der jungen Gefangenen wird regelmäfsiger Schul-
und Religionsunterricht vorgesehen; die für diese Zwecke bestimmten
Räumlichkeiten befinden sich ebenso wie die Verwaltuugs- und
Krankenräume in einem dem Zellenflügel vorgelegten Querbau des
Hauptgebäudes der Station.
Das dreigeschossige Amtsgerichtegefangnifs ist zur Unterbringung
von 46 Männern und 14 Weibern bestimmt. Die Anordnung der
Räumlichkeiten ist derjenigen der Centralstation ähnlich, nur liegen
hier im Querbau auch die Haftzeiten für Weiber. Die ZellengTÖfse
beträgt in diesem Gefängnisse 21,7 cbm. — Vervollständigt wird die
Gesamtanlage durch ein Wirthschaftsgebäude, mehrere ÄTbeits-
sebuppen und die in Gärten gelegenen Beamtenwohnungen mit ihren
Stallungen. Die Baukosten werden für das Hauptgebäude der
Centralstation 208 000 Mark, für da$ Gericbtsgefängnife 88000 Mark
und für die Neben-Gebäude und -Anlagen 224500 Mark, im ganzen
also 520500 Mark betragen. Das Quadratmeter Grundfläche be
rechnet sich dabei für das Gefangnifs auf 185,4 Mark, das Cübik-