lfr. Mir:
Centralblatt der *Bau Verwaltung.
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am Knotenpunkt oder nach rechts zu im Fache 2—4 liegen.
Für die Uebertragung in die. Deckplatten ist die »enkreckte Ver
nietung da. Das Stehfiacheisen hat im Knotenpunkt somit zunächst
die ganze wagorechte Kraft von 53,71 auf&unehmen. Als unmittel
bar mitwirkend könnten höchstens $ bis 4 doppelschnittige Niete
durch .Gurtwinkel und Stehflacheiaen mit 18 bis 25 qcm Querschnitt
für, letzteres entlastend gerechnet werden. Man hat danach für
ruhende Lakt: Im Gurtstäb 0 — 2: tq — “4*0,38St/qctn
Spannung? hierzu die Mehrung im Stehdacheisen am Knoten
punkts durch die Einführung der wagerechten Kraft -1-53,7 t
53,7 t
(40 — 10) .4- 25
-f 0,976 t/qcm.
Stebflacheisen 8 Nietquerschnitte
Endlich entsteht durch die eicentrische Einführung der Diagonalen,
wie schon erwähnt, ein Biegungsmoment, das im oberen Stehflach
eisenrand die Spannung im gleichen Sinne erhöht. Die Gröfse dieses
Momentes Ist, wie leicht ersichtlich, SK*= 53.24,8 = 1314tcm. Die
werk der Birsbrücke so geduldig mehr als 15 Jahre lang ausgehalten
hat. Sie ist ein Beweis nicht gegen, sondern für die Brauchbarkeit
des Eisens zu Brücken, Wenn ein Werk wie das vorliegende so viel
leistet, so kann man bei gut ungebildeten Brücken vollständig be
ruhigt sein, auch wenn theilwelsC die Belastungen im Laufe der Zeit
durch Verwendung schwerer Locömotiven etwas gesteigert werden,
Hauptsache bei Eisenbrücken ist neben richtiger Berechnung der
Stabkräfte eine peinlich genaue Durchbildung der Einzelheiten mit
Berücksichtigung der Kräftewirkung in den einzelnen Anschlüssen
und Verbindungen. Die Kunst, gut und richtig zu entwerfen, läfst
sich aber nicht aus den Lehrbüchern oder durch kurze Uebung
erwerben, und deshalb sollte man bei Errichtung gröfserer Eisenbauten
die Verantwortlichkeit der ausführenden Brückenbauanstalten, die
doch, wenn sie für UebertragUDg solcher Arbeiten in Betracht kommen
sollen, zunächst tüchtige Sonderfachleute haben müssen, mehr heran-
ziehen und ihnen aufgeben, nach Zutheilung des Auftrages selb
ständige Bearbeitungen der Einzelheiten vorzulegen. Schon durch
den dadurch bedingten Meinungsaustausch zwischen dem prüfenden
sachverständigen Beamten und den im Fache bewanderten Fachleuten
Querschnitt:
1 . 350/10 ~ 35 - 8
2 . 175/10 = 35 — 4
2./70;9 =»24— 4
94 p- 16 -
J n — 4150 Wy
Jr = 3980 Wr = 227
Querschnitt:
1. 400/10 = 40
ä
2 . /90 ; 10 =r 34
1. 400/8 =*32
2mm
10
•4
106 — 14 = 92 qcm. —
j<- -4©^—-*!
Querschnitt:
1 . 320/10 = 32
2. 160/10 = 32
2 . /70 : 9 '= 24
Abb. 4, Knotenpunkt 2 der unteren Gurtung.
Birsbrtlcke bei MÖnchenstem.
88 qcm.
J n = 3230
Jr = 3140
W n - 196
W r = 196
Querschnitt:
1. 400/10 ■»
2. /90 :10 ) 138 qcm
2. 400/8 J
J r = 14100
415
Widerstandsmomente der Gurt- und der Diagonalquerschnitte für die
in Frage stehende Biegungsebene Bind:
Gurt im Knotenpunkt 2: TFi = 415,
Diagonale I — 2: Wi = 231,
„ 2 —III: Ws = 196.
Nimmt man an, dafs diese drei Querschnitte gleichmäfsig Zusammen
wirken, so wird die Vermehrung der Spannung im oberen Stehflach-
1314
eisenrand: ff s — Jri+Wa~+Wt = 1,06 t / qcm ‘ Somit er ^ ebt sich
als Gesamtspftnnung im oberen Rand des Stehflacheisens
<q 4* 02 + <% — + 0,388 4- 0,976 +1,560 = 2,924 t/qcm,
■und zwar gilt diese für ruhende Last, d. h. unter der Annahme,
dafs der Zug ruhig auf der Brücke steht. Zur Berücksichtigung der
Stofswirkungen erhöht man gewöhnlich die Stabkräfte aus den be
wegten Lasten um 50 v. H. Zieht man jedoch nur 25 v. H. in Be
tracht, so erhält man:
10,2 -f 1,25.25,5
“ 106 - 14
- (25,0-10,2) 4- 1,25 (64,4 ■
<** =
<T 8 —
•25,5).
(40 ^ 10) 4- 25
(15,1 -f 1,25.37,9) 24,8
~ Wi -f W 3 4- Ws
42,1
92
63,4 _
: 55“ “
155,0
: ~842 '
; 4- 0,456 t/qcm
4-1,153
«4-1,841
Summe <f x + 0g + Ö3 = 4- 3,450 t/qcm.
Für die gewifs nicht ungünstig gemachten Annahmen kommt
man somit bereits auf die Beanspruchung des Eisens bis zur Zerreifs-
festigkeit. Ich bin auch keinen Augenblick im Zweifel, dafs sich
durch eine genaue Untersuchung ältere Einrisse an den Stehflach
ersen in. den .Knotenpunkten werden feststellen lassen.
Die Einzelausbildung des Knotenpunktes 2 ist eine anfser-
-ordentlich schlechte, und-.ebenso sinnlos sind-die oberen Knoten
punkte ausgebildei. _Auf den gänzlichen Mangel steifer Rahmen bei
den Punkten! und II füt Menmterfdhruög-der wagerechten Kräfte
aus dem oböfeil Windverbftttd in den unteren brauche ich nicht be
sonder» bitizuweisen. Man kann sich nur wundern, dafs das Eisen
des Werkes, die auch die Arbeitsmittel in Betracht ziehen, würde
sich ein Nutzen für die Ausführung ergeben. Bei dem jetzt noch
vielfach geübten Verfahren, wonach die ausführende Brückenbau-
anstalt vollständige Einzelzeichnungen erhält, wird diese kein grofses
Interesse daran haben, Verbesserungsvorschläge za machen, da sie
sich selbst möglicherweise Unannehmlichkeiten und jedenfalls Zeit
verlust bereitet. Wird aber die selbständige Ausarbeitung des ge
nauen Entwurfes von vornherein durch die Bedingungen gefordert,
so hat die Fabrik vollen Anlafs, mit ihren Erfahrungen hervorzutreten.
Durch dieses Verfahren würde es auch Fabriken, die den Brücken
bau nicht als besonderes Fach betreiben und die fast immer ohne
genügende Einrichtungen sind, zum Vortheil der Sache beinahe un
möglich gemacht, sich an gröfsere Arbeiten zu wagen» während bei
der heutigen Vergebungs weise jede Maschinenfabrik oder Kessel
schmiede, möge sie hinsichtlich ihrer Einrichtungen und ihrer
Arbeitskräfte noch so wenig dazu geeignet sein, bei Arbeitsmangel
in die Versuchung kommt, auch einmal Brückenbau au treiben.
Nürnberg, den 7. Juli 1891. A. Rieppel.
II.
„Hat die Brücke nicht einen Constructionsfehler gehabt, der
in besonderer Weise gefahrbringend war?“ Diese Frage glaubt
Unterzeichneter auf Grund der in Nr. 27 des Centralblatts der Bau
verwaltung gebrachten Zeichnungen mit Ja beantworten zu müssen.
Der zu besprechende Punkt ist zwar in der betreffenden Darlegung
mit erwähnt, scheint mir jedoch nicht genügend herrorgehoben und
klargestellt zu sein. Es ist dies der Punkt, wo die obere Gurtung
in die Endstrebe übergeht. Nach der Zeichnung auf Seite 264 be
steht gar keine unmittelbare Verbindung des Kopfblechs der oberen
Gurtung mit dem senkrecht zur Brückenachse gerichteten Haupt
blech der Endstrebe. Nach der Zeichnung ist die einzige dort Über
haupt vorhandene Verbindung das senkrechte Knotenblech. Somit
würde die sich als Endstrebe fortsetzende Dnickgurtung hier jeg
licher Seiteneteifigkeit entbehren.
Da überdies jede wirklich steife Verbindung mit einem Quer
träger fehlt, so erscheint es*fast wunderbar, dafs an dem Endknoten-