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Centralblatt der Bauverwaltung.
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gebildet. Von den Auflagern, die in der Abbildung nicht ersichtlich
sind, war das eine ein festes, das andere ein Rollenlager.
Mögliche und wahrscheinliche Ursache des Einsturzes
der Brücke. Vor allem mufs gesagt werden, dafs die Widerlager
ihre Lage in keiner Weise geändert haben und abgesehen von ober
flächlichen Beschädigungen durchaus unversehrt waren; die Ursache
des Einsturzes mufs also zweifellos in der Eisenconstruction gesucht
werden. Es lassen sich verschiedene solcher Ursachen denken.
Entweder die Bauart der Brücke war schlecht; oder die Querschnitte
der tragenden Theile waren den verkehrenden Lasten nicht ange
messen; oder das Material war schlecht oder durch mangelnden
Unterhalt geschwächt; oder es waren noch von der Senkung der-
des Cosinus vom Neigungswinkel derselben geringer ist als diejenige
eines senkrechten Pfostens vom gleichen Trägheitsmoment. Im vor
liegenden Fall kommt dieser Umstand einer Verschwächung der seit
lichen Steifigkeit des Rahmens um 35 v. H. gleich. Wesentlich ab
gemindert wurde diese ferner durch das Fehlen der gewöhnlich
vorhandenen schiefen Riegel in den oberen EckeD, oberhalb des
Lichtraumprofils. Des frei stehenden oberen Endknotens, im Hinblick
auf die geringe Seitensteifigkeit nicht ohne Bedeutung, haben wir
schon Erwähnung gethan.
Der Umstand, dafs sich die Schwerachsen deT Streben so erheb
lich über denjenigen der Gurtungen schnitten, mufste in diesen
wie in jenen bedeutende Nebenspannungen zur Folge haben; ihre
1
2
3
Untere Gurtung.
i.
-1
1. Stehblech 400/10
2 Winkel 90/90/10
1 Köpfplatte 400/8
2. Stellblech 400/10
2 Winkel 00/90/10
2 Kopfplatten 400/8
3. Stehblech
2 Winkel
1 Kopfplatte
1 Kopfplattc
400/10
DOW/lO
400/10
400'8
6 ±
Obere Gurtung.
4. Stehblech 400/10
2 Winkel 90/9010
1 Kopfplatte 400/8
5. Stehblech 40010
2 Winkel 90/0010
1 Kopfplattc 400/8
1 Kopfplatte 400'14
G- Stehblech 400/10
2 Winkel 90/90/10
1 Kopfplattc 400/8
1 Kopfplatte 400/14
2Blechsticif, neb. d.Wiuk. 100/10
Häugesäulen. _IL
Steigende Streben.
1 Blechstreifeu 400/10
2 Blechstreifeu 210/10
2 Winkel 80/80,11
c
k.
1
c.
1 Blechstreifön 320/10
2 Blechstreifeu 160/10
2 Winkel 70/70/11
E
\L 2 Winkel
100/100/14
2 Winkel 70'70/8
Fallende Streben.
_ -it B. 1 Blechstreifeu ÄoO/lO
B ir 2 Blechstreifeu 175/10
1 2 Winkel 70/70/9
n ■ ii D, I Blechstreifeu 260/10
v r 2 Winkel 80/80/11
F F. 2 Winkel 80/80/11
Abb. 6. Querschnitte.
Brücke Über die Birs bei Mönchenstein
selben infolge der erwähnten Unterspülung eines Widerlagers ver
steckte Riese vorhanden, die sich allmählich erweiterten und schliefs-
lich zum Einsturz führten; oder aber diese oder andere in der
Bauart der Brücke begründete Ursachen veranlassten ein heftiges
Schwanken derselben und dieses eine Entgleisung des Zuges; oder
endlich die Brücke befand sich in vollkommen tadellosem Zustand,
und es fand eine Entgleisung statt, deren Gründe in aufser ihr
liegenden Verhältnissen zu suchen sind.
Was den ersten Punkt, die Bauart der Brücke, betrifft, so kann
-das Dreiecksystem der Haupttragwände durchaus nicht als ungünstig
bezeichnet werden; die Druckstreben werden zwar lang, bei richtiger
Berücksichtigung der Knickgefahr ist dieser Umstand aber ganz
unbedenklich. Gering war entschieden die seitliche Steifigkeit, ohne
hin der schwache Punkt dieser ringförmig geschlossenen Brücken
querschnitte. Da die senkrechten Pfosten fehlten — die Hängesäulen
können nicht in Betracht kommen — mnfsten die schiefen Streben
die Rolle der senkrechten Theile des Rahmens übernehmen. Die
schiefe Lage derselben bedingt aber bekanntlich eine wesentliche
Abschwächung ihrer Wirkung in der Weise, dafs die seitliche
Steifigkeit einer schiefen Strebe im Verhältnis der dritten Potenz
genaue Ermittlung wird jedenfalls Aufgabe der eidgenössischen Gut
achter sein.
Diese hier aufgezählten Unvollkommenheiten im Bau bedingten
aber noch keine Gefahr für die Brücke, und die eidgenössischen
Sachverständigen haben sich denn auch vorläufig dahin ausgesprochen,
dafs sie der Construction die Ursache des Unfalls nicht zumessen
könnten. Was die Stärke der einzelnen Brückentheile betrifft, so
betrug nach augenäherter Berechnung beim Einsturz die Spannung
infolge der statischen Belastung im Untergurt etwa 950 kg/qcm, im
Obergurt 715 kg/qcm. Die erste Strebe mag mit etwa 845 kg/qcm
belastet gewesen sein. Die beiden erstgenannten Spannungen sind
ganz mäfsige, die letztere gewährt immer noch eine 2 l /sfache Sicher
heit gegen Knicken. Den Einwirkungen der ruhenden Last gegen
über — und unter normalen Verhältnissen ist die Vergröfserung der
Einwirkung durch die Bewegung der Massen keine sehr erhebliche —
war also das Bauwerk durchaus widerstandsfähig, wenn, wie kaum
zu bezweifeln, auch die Fahrbahnträger nach den vorgenommenen
Verstärkungen nicht in höherem Mafse beansprucht waren. Ob in
den nach bei uns üblichen Anschauungen mit 7 mm durchgehend»
schwach gewählten Stehblechstärken der Stauchdrück der Nietloch-