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Gentralblatt der Bauverwaltung.
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•drucken des Werkes- getreu nacbgebildeten Holzschnitten wenigstens
diejenigen beiden Plane zu bieten, welche u. E. besonderen Anspruch
haben, aus der Fülle des überaus werthvollen Stoffes herausgehoben
au werden.
Auf die Baugeschichte des Körners sowohl wie auf das Aus
schreiben, dessen Wortlaut sich übrigens im Eingänge des aus zwei
Druckseiten und zwölf grofsen Lichtdrucktafeln bestehenden Werkes
wiedergegeben findet, hier noch einmal des näheren einzugehen, sind
wir durch die Worte v, Essenweins überhoben, auf die wir in dieser
Beziehung verweisen dürfen. Wiederholt sei nur, dafs es die aus
gesprochene Absicht der städtischen Behörden war, durch den Wett
bewerb, zu welchem die acht auf dem Titel genannten hervorragenden
Künstler eingeladen waren, die Frage zur Entscheidung zu bringen,
„wie weit 44 , um mit v. Essenwein zu reden, „überhaupt der Wunsch,
eine würdige Front zu erhalten, mit dem Rechte des geschichtlich
•Gewordenen sich vertrage, dann, wie weit es angehe, die Aufgabe,
welche ja doch eine architektonische ist, der Malerei ausschliefslich
oder theilweise zu übertragen.“
Der Entwurf von M. Meckel und Maler P. Becker in Frank-
pfohlen worden war, bewegte sich dem geschichtlichem Bestände
gegenüber am freisten und stand, was die Heranziehung der Malerei
betrifft,, etwa in der Mitte der in den verschiedenen, durchweg vor
trefflichen Arbeiten zu Tage getretenen Anschauungen. Wir müssen
uns leider versagen ihn abzubilden, verweisen bezüglich seiner viel
mehr auf das Werk selbst und geben dafür in Abb, 1 nur den aus
ihm durch Umarbeitung entstandenen und zur Ausführung bestimmten
Entwurf als denjenigen, welcher nunmehr das Interesse am meisten
in Anspruch nimmt. Er unterscheidet sich von jener ersten Arbeit
nicht unwesentlich und, wie wir gleich von vornherein bekennen
müssen, leider nicht zu seinem Vortheile. Gerade in den beiden
Hauptpunkten, welche den Vorzug des ersten Entwurfes ausmachten
und ihm wohl zum Siege verholfen haben, ist Abschwächung oder
Verzicht eingetreten. Die Veränderungen des Baubestandes — vor
nehmlich Umgestaltung der Fenstergruppe des Römersaales und
Hinzufügung eines Eikers zum Hause Löwenstein —, auf denen der
Reiz der Compositiou zum guten Theile mit beruhte, sind aufgegeben,
und die Mitwirkung der Malerei ist soweit zurückgedrängt worden,
dafs der Entwurf jetzt ganz derjenigen Gruppe zuzuzählen ist, welche
Künstlerische Ausgestaltung der Dreigiebelfront des Römergebäudes in Frankfurt a. ÜVE.
Abb. 2. Entwurf von Professor K, Schäfer in Berlin.
Holzstich v. 0. Ebel, Berlin.
furt a./M,, welcher von den Schiedsrichtern zur Ausführung em-
Frankfurt a./M. — Neher u. v. Kauffmann in Frankfurt a./M. —
K. Schäfer in Berlin. — H. Th. Schmidt in Frankfurt a./M. — Gabriel
:Seidl in München. — II, Wiethase in Köln. Frankfurt a./M. 1890.
Heinrich Keller. 2 Seiten Text u. 12 Lichtdrucke in Folio. Preis 12 Jt.
unter fast vollständigem Verzicht auf die vergängliche Bemalung
sich für Herstellung der Front lediglich in gotbiseher Steinarchitektur
ausgesprochen hat. Es scheint also, als hätten, im Gegensätze zum
Gutachten des Schiedsgerichtes, in der Stadtverwaltung die Anhänger
der durch diese Gruppe vertretenen Auffassung die Oberhand ge-