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Ceatralblatt der Bauverwaltuiig.
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■entwjrrbaren Trümmerhaufen, sodafs die Räumung im Flufsbette
nachher aufs äufsetste erschwert ward. Nach glaubwürdigen Aus
lagen — die gerichtlichen Zeugenvernehmungen haben erst begonnen
— geschah der Einsturz nicht plötzlich, sondern nach mehrfachem
Auf- und Niederßchwanken, während dessen einzelne Reisende Zeit
fanden, sich durch die Fenster der Wagen ins Freie, in den Flufs
•zu schwingen. Die hintereu Wagen blieben, offenbar durch die
selbstthätig wirkende Wengerbremse gebremst, auf dem Geleise
stehen und die Insassen kamen mit leichten Quetschungen und dergl.
■davon- In dem achten, halb abgestürzten Wagen kamen viele und
schwere Verwundungen vor und die Insassen der vorderen Wagen
fanden zum grofsen Theil ihren Tod durch Erdrücken odeT Ertrinken
in den sieh sofort stauenden Fluthen des Flusses. Aus dem Flusse
sind 22 Radachsen gezogen worden, welche Zahl genau mit der an
den sieben ersten Wagen vorhanden gewesenen stimmt.
Bis jetzt sind 71 Todte aufgefunden worden. Da die Räumungs
arbeiten inzwischen nahezu vollendet sind und nach übereinstimmender
Aussage der Taucher keine Leichen mehr im Flusse liegen, so dürfte
diese Zahl der ums Leben gekommenen voraussichtlich keine wesent
liche Aenderung mehr erfahren. (Schlufs folgt.)
Vermischtes.
Ergebnifs der Vorprüfung und der ersten Hanptprilfung für
dou preußischen Staatsdienst Im Baufach© für das Jahr 1. April
1890/91. Vor den Königlichen technischen Prüfungsämtern in Berlin,
Hannover und Aachen haben im Laufe des Jahres vom 1. April 1890
bis dahin 1891 im ganzen die Vorprüfung und die erste Iiauptprüfung
für den Staatsdienst im Baufache abgelegt:
a) die Vorprüfung: in Berlin 134, in Hannover 32 und in
Aachen 3, zusammen 169 Candidaten (iin Vorjahre 165);
b) die erste Hauptprüfung: in Berlin 87, in Hannover 19
und in Aachen 5, zusammen 111 Candidaten (im Vorjahre 114).
Von den 169 Candidaten zu a) sind 43 für das Hochbaufach,
71 für das Ingenieurbaufach und 55 für das Maschinenbaufach ge
prüft worden und haben 119, also 70,4 pCt. (im Vorjahre von 165
Candidaten 116 oder 70,3 pCt.) die Prüfung bestanden, darunter 6
„mit Auszeichnung“,
Von den in die erste Hauptprüfung eingetretenen 111 Candidaten
sind 21 für das Hochbaufach, 48 für das Ingenicurbaufach und 42
für das Maschinenbaufach geprüft worden und haben 91, also 82 pCt.
(im Vorjahre von 114 Candidaten 91 oder 79,8 pCt.) die Prüfung be
standen, darunter 12 „mit Auszeichnung“.
Bei dem Königlichen technischen Prüfungsamte in Berlin haben
sich aufs er dem 23 Candidaten der Vorprüfung und 5 der ersten
Iiauptprüfung im Schiffbau- und Schiffsmaechinenbaufache
der Kaiserlichen Marina unterzogen. Hiervon haben bestanden:
die Vorprüfung 17 Candidaten, also 73,9 pCt., darunter einer „mit
Auszeichnung“, die erste Hauptprüfung sämtliche 5 Candidaten.
Die technische Hochschule in Dresden wurde im Sommer-
Halbjahr 1890 von 308 Studirenden (Zuhörer eiogcschlossen) und
■58 Hospitanten, zusammen 366 Hörern besucht. Von den 308 Stu
direnden — 155 Sachsen, 66 andere Deutsche, 87 Ausländer — ge
hörten 45 der Hochbau-Abtheilung, 67 der Ingenieur-Abtheilung,
113 der Mechanischen Abtheilung, 72 der Chemischen Abtheilung und
11 der Allgemeinen Abtheilung an. Im Winter-Halbjahr 1890/91
betrug die Zahl der Studirenden und Zuhörer 309 (153 Sachsen,
56 andere Deutsche, 100 Ausländer), die Zahl der Hospitanten 94,
insgesamt 403 Hörer. Auf die Hochbau-Abtheiluug entfielen 44 Stu-
dirende (einschl. der Zuhörer), auf die Ingenieur-Abtheilung 71, auf
die Mechanische Abtheilung 112, auf die Chemische 71 und auf die
Allgemeine Abtheilung 11.
Die im October v. J, abgehaltene Diplom-Prüfung bestanden
3 Studirende der Hochbau-Abtheilung, 5 Bauingenieure, ein Ver
messungsingenieur, 6 Maschineningenieure, 2 Fabrikingenieure und
4 Studirende der Chemischen Abtheilung. In der Scblufsprüfung
erhielten 4 Studirende das Diplom eines Architekten, 3 das Diplom
eines Bauingenieurs, je 2 dasjenige als Maschinen- und als Fabrik
ingenieur, 3 Studirende das Diplom eines Chemikers.
Zeichnung der Parabel, wenn drei Punkte und eine Sichtung
gegeben sind» Es sei uns gestattet, der von Herrn v. Metzsch auf
Seite 144 dieses Blattes gebrachten Mittheilung über die Verzeich
nung der Parabel folgendes beizufügen: Die „Verzeichnung“, welche
uns Herr v. M. bietet, ist ein besonderer Fall der von uns zum ersten
Mal rein synthetisch durcbgefubrten „Zeichnung“.*) Mit Bezugnahme
auf die beistehende Abb. 1 (III, Theil, Taf. 3, Fig. 9 des von uns
bearbeiteten Werkes) gilt: Gegeben 3 Punkte A\, B und C und eino
Richtung (Parallele zur Achse) durch einen dieser Punkte (hier
durch C); man zeichne die Berührende in C und bestimme beliebig
viele Punkte B\, d. h. man zeichne die durch 3 Punkte und eine
Richtung bestimmte Parabel. Jedem Parabelpunkte Di entspricht
eine Pascahche Linie Bi Cb; deT Punkt Bi liegt im Unendlichen,
und folglich sind alle diese Pascalschen Linien einem Parallelstrahlen
büschel ungehörig. Ein zweiter Büschel dieser Art besteht aus lauter
•Strahlen, welche der gegebenen Richtung durch C parallel laufen.
Ein dritter Büschel mit dem Mittelpunkt C ist aus der Abbildung
*) Man vergleiche: Ernst Fischer, Vorlegeblätter zum Linear
zeichnen, 36 Tafeln in Farbendruck, Mit erläuterndem Text. Verlag
von Theodor Ackermann, München 1873 bis 1877. III. Theil, Taf. 3,
Abb. 9.
deutlich zu ersehen. — Unter Anwendung des Pascalschen Satzes
von dem Sechsecke, das einem Kegelschnitte embesebrieben ist, hat
man nun wie folgt zu verfahren:
Abb. 1: Ziehe B Ci parallel zur gegebenen Richtung; ziehe G As,
.üJLlX
9ag«bang Richtung
. v, , -
\
—j-v- «ur unendlich fernen
Geraden AC,.
%\
\
Abb. 1,
N
so liegt auf CA\ der Punkt Bi im Unendlichen, da sein Ort die un
endlich ferne Gerade 4C’i ist; ziehe A\B und nehme auf dieser den
Punkt Cg beliebig an, so ist die durch Ci nach Bi gezogene
Parallele die Pascalscho Linie, deren Aa sich auf der ver
längerten BCi ergiebt; zieht man endlich noch eine Pa
rallele zur gegebenen Richtung durch Ca, so liegt auf
dieser der gesuchte Punkt Bi, da dieser Punkt jedoch
auch auf Aa C liegen mufs, so darf man nur den Schnitt
von Ca A und AaC aufsuchen, und Di ist bestimmt. Auf diese
Weise (also unter Anwendung der drei Strahlenbüschel) können be
liebig viele Punkte Di der Parabel gefunden werden. Die Ermittlung
der Berührenden für den Punkt C ist aus unserer Abbildung er
sichtlich.
Den Pascalschen Satz, am leichtesten verständlich durch die
nebenstehende Abb. 2, in
welcher ein Pascalsches
Sechseck ABiCAiB C\ der
Ellipse einbeschrieben ist, und
diePascalscheLinieA2D2C2
sich durch Verbindung der
Schnittpunkte der Gegenseiten
des Sechseckes ergiebt, haben
wir bei der vorhergehenden
Zeichnung der Parabel als be
kannt vorausgesetzt; bei der
artigen Ermittlungen handelt es sich eben nur darum, die projecti-
viseben Strahlenbüschel richtig auszunutzen. In Fiedlers darstellender
Geometrie, S. 84, ist die Aufgabe so gestellt: „Man construire eine
Parabel durch drei Punkte und die Richtung ihres unendlich fernen
Punktes.“ Eine Zeichnung findet sich dort nicht, und, da ich rich
tiger die unendlich ferne Gerade einführe, so darf ich wohl, ohne
unbescheiden zu sein, das Urheberrecht an dem vorstehend beschrie
benen Verfahren hier für mich in Anspruch nehmen.
Zu Herrn v. Ms. besonderem Fall müssen wir noch bemerken,
dafe dabei die Lage und Richtung der Hauptachse der Parabel senk
recht in der Mitte von AB der dortigen Abbildung, somit auch die
Richtung der Scheiteltangente bekannt ist; ferner: dafs man den
Strahl ABC erst ziehen kann, nachdem man das Loth in D errichtet
hat, da C auf diesem Lothe liegt; endlich: dafs FC zu kurz ist, um
die Parallelen dazu mit Genauigkeit ziehen zu können, und dafs man
daher besser den zum gegebenen Punkt P symmetrisch gelegenen
Punkt zum Beginnen der Zeichnung wählen mufs,*)
München, den 1. Mai 1891. Emst Fischer,
Kgl. ord, Professor der techn. Hochschule.
*) Dann würde aber unseres Erachtens die Richtung A P und da
mit die Bestimmung des Schnittpunktes C unsicherer werden. Es