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Centralblatt der Bauverwaltung.
20. Jam 1801.
für den CJartenplatz in Berlin zeigt daneben, wie sattelfest er auch
auf diesem Scbatfensgebiete ist. Die gegebene Gesamtansicht ver
dient auch bezüglich ihrer Darstellung uneingeschränkten Beifall.
Der nach einem Gewitterregen von der Sonne licht bestrahlte
schiefergedeckte Werksteinbau, dessen straffe Formen sich auf dem
nassen Pflaster des umgebenden Platzes spiegeln, giebt ein Bild von
sehr gut der Natur abgelauschter Stimmung.
Otto March bot schon in der vorjährigen Ausstellung bemerkens-
werthe Beispiele vornehmer Einzelwohnhauser, die sich besonders
dadurch auszeichneten, dafs Wohn- und Hauptwirthschaftsräume sehr
bequem und architektonisch schön zugleich iu einem Geschosse zu-
sammengofafst waren. Das Gleiche gilt auch von seinen diesmal
neben dem Plane des Wormser Festspielhauses ausgestellten Häusern
Kolbe bei Dresden, Vovster bei Köln und dem Pfarrhause in Born-
stedt bei Potsdam. Die Grundrisse sind reif durchdacht und in allen
Theilen mit Rücksicht auf praktische Ausnutzung sowohl wie reiz
volle und behagliche Durchbildung der einzelnen Räume entworfen.
Der überall für eine gesunde, gediegene Ausführung erdachte Auf
bau hält sich bei zweien der Häuser au deutsche Bauweise, Haus
Vorster dagegen ist durch und durch englisch und zeigt, wie ein
gehend und mit welcher Liebe der Verfasser einen Norman Shaw
und andere Londoner Meister des Landhausbaues studirt und sich
ihre Vorzüge bis in die kleinsten Einzelheiten zu Nutze gemacht hat.
Auch Erdmann u Spindlers Wohnhausbauten für Wannsee
verdienen alle Anerkennung. Ihre Aufgaben waren zwar anspruchs
loser als die Forderungen, denen March gegenüber stand, Ueber die
Thüren dieser kleinen, auf knappster Grundfläche zweigeschossig er
richteten, ganz heimathlich gedachten Häuschen können die Besitzer
aber getrost das deutsche Sprüchlein schreiben, nach welchem die Er
bauung eines eigenen Nestes das Beste ist, was der Mensch thun
kann, wenn er in Wannsoe oder sonst wo an schöner Stelle ein
Stücklein Grund uud Boden sein eigen nennen darf.
Umgestaltung der Dramagefoauten yoii Lsiiigsdrainagen zu Querdrainagen
(Fortsetzung.)
Das geringste Gefälle der Sauger und Sammler ist bei
der Querdrainage nach denselben Grundsätzen zu bestimmen wie bei
der Längsdrainage, das heilst derartig, dafs die Geschwindigkeit des
Wassers in den Drains bei voller Füllung ohne Ueberdruck min
destens 0,16 m, besser 0,20 m betrage, bei Triebsand mindestens
0,35 m. Dann ergiebt sich folgende Uebersicht:
Geringste Gefälle der Drains
bei einem Durchmesser von .4 5 0,5 8 10 13 10 cm
in gewöhnlichen f mindestens 0,23 0,2 0,2 0,2 0,2 0,2 0,2 pCt.
Bodenarten \ besser 0,37 0,3 0,2 0,2 0,2 0,2 0,2 pCt.
in Triebsand 1,0 0,8 0,6 0,4 0,3 0,2 0,2 pCt.
Gefälle unter 0,2 pCt. = 1 : 500 sind bei Querdrainagen wie bei
Längsdrainagen grundsätzlich zu vermeiden, da sie durch gewöhnliche
Arbeiter mit gewöhnlichen Drainröhren sehr schwer hergestellt
werden können. Ebenso sind Sauger von geringerer Weite als 4 cm
nach langjährigen Erfahrungen auszuschliefsen, will man Ver
stopfungen, besonders durch Algen, wirksam begegnen,
Die Bestimmung, dafs die 4 cm weiten Sauger möglichst ein
Gefälle von 0,37 pCt. =1:270 erhalten sollen, führt auf diejenigen
Lagen der Drainpläne, in welchen der Uebcrgang von der Quer-
zur Längsdrainage stattfindet. Die Ausweisung des kleinsten
Gefälles ist stets geboten. Es müssen daher alle diejenigen Lagen,
welche eine Neigung von 1:270 oder weniger besitzen, nach dem
Grundsatz der Längsdrainage entwässert werden, sobald die Sauger
eine verhältnifsmäfsig grofse Länge «annehmen würden. Nur dann,
wenn es möglich ist, kurze Sauger anzuwenden und diesen durch
vielleicht geringe Hebung am oberen Ende das erforderliche Gefälle
zu geben, würde auch hier Querdrainage am Platze sein. Einen
Ucbergang der Querdvainage auf flachein Gebäude in die Längs-
drainage zeigt Abb. 10.
Für die Bestimmung der Strang-Entfernung leitet Merl
aus seiner Theorie die Lehre ah, dafs diese Entfernung bei beiden
Drainagearten sich wie die Achsen der Ellipsen verhalten müssen.
Er folgert weiter, dafs, da das Verhältnifs der grofsen zur kleinen
Achse mit dem Gefälle zunimmt, auch die Strang-Entfernung mit
dem Gefälle wachsen inufs. In welchem Verhältnifs dies geschehen
soll, möge folgendes Beispiel darlegen. Es soll bei einem Gefälle
des Grundwasserspiegels von 8 pCt. die Strang-Entfernung betragen;
bei einem Geländegefälle von 1 2 3 4 5 6 7 pCt.
für Längsdrainage .... 12,6 12,9 13,5 14,4 16 18,9 25,8 m
für Querdrainage 12,7 13,3 14,6 16,7 20,5 28,6 53,3 m.
Merl berichtigt die ermittelte Entfernung dann weiter nach dem
Verhältnifs der schrägen Lage, welche den Saugern zur Erzielung
des nothigen Gefälles gegeben werden mufs, und bemüht eich, durch
Tafeln und Tabellen seinen Ergebnissen praktische Folgen zu geben.
Diese Schlufsfolgerungeu gehen zu weit. Sie stützen sich aus-
schliefslich auf theoretische Erwägungen. Abgesehen von der Um
ständlichkeit der Rechnung, welche keineswegs zur Nachahmung iu
Abb. 10. Querdrainage mit Uebergang in Längsdrainage.
der Praxis einladet, ist die Schwierigkeit zu überwinden, dafs die
Grundzahlen der Rechnung, das Geländegefälle und das von der
Bodenbcschaffenlieit abhängige Gefälle des Grundwasserspiegels
stetig wechseln. Es wäre daher für jeden einzelnen Drainplan eine
grofse Zahl umständlicher Rechnungen allein zur Ermittlung der
Strang - Entfernungen erforderlich. Diese Berechnungen würden
schliefslich ergeben, dafs für die gewöhnlichen Gefällverhältnisse
des Flachlandes bis zu 2 pCt. die üblichen Strang-Entfernungen von
10 bis 24 m nur Erweiterungen bis höchstens 0,2 bezw. 2,6 m erfahren
würden, dafs bedeutungsvolle Vergröfserungen der Strang-Ent
fernungen erst bei stärkeren Gefällen als 2 pCt. zu erwarten wären,
und zwar um so günstiger, je gröfser das Gefälle ist. Die bisher
bei der Querdrainage gewonnenen Erfahrungen haben aber gerade
gelehrt, dafs in flachen Lagen eine gröfsere, in starken Hängen eine
viel engere Strang-Entfernung erforderlich ist, als Merl berechnet,-
Entfernung der Saugedrains.
I. In flachen Lagen bis 1: 270
) II. In mittleren Lagen
zwischen 1:270 und 1:50
! III, In steilen Lagen
1 von mehr als 2 pCt-
(Längsdrainage)
! (Querdrainage)
(Querdrainage)
i u l>ei ]
: 1 geringer— stärkerer
j Bemerk. I "f^juagiT' 1 Bemerkung
i
In strengem Thonbod. od. solch
mit üb.75pCt.abschlämmbar.Theil. lOtn
Erweite
j 10—16 m
* gewöhnlich. „ „ „
„ 75-ÖOpCt
„ 10-12 m
rung ZU- j
lässig 1
beim Vor
„ schwer, Lehmbod. „ „
„ 50-40pCt.
„ 12-14m
12—18 m
« gewöhnlich. „ „ „
fc 40-30pCt.
„ 14—16 m
kommen |
14—21 m
„ sandigem „ „ „
* 30-20pCt.
„ 16—20m
natür
licher
Drainage.
1
17—25 m
„ lehmig. Sandbod. * *
- 20-lÜpCt.
* 20—24m
21—30 m
* mildem „
„ wenig.alelOpCt. „
„ 24—30 m
25—35 m
Strang-Entfernung zu
nehmend mit dernatür*
lichenDrainage, aufser*
dem mit der Neigung
des Geländes bis zu
derjenigen Grenze, bei ||nung, doch selten
welcher die lothrechte | weniger als 15 m, nie
Entfernung 0,5 m be-weniger -als 10 m.
tragen würde. |j
Strang - Entfernung
nach II abnehmend
mit der Neigung des
Geländes biszuO,5m
lothrechter Entfer-