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Centralblatt der Bau Verwaltung,
28. Mai 1891.
gebracht worden. Die Namen der Sieger werden in der Bekannt
machung des ausschreibenden „Vereines fiir das Wohl der arbeiten
den Klassen“ nicht genannt.
Bas Preisausschreiben der Firma Rud. Ibach u. Sohn in
Barmen-KÖln zur Erlangung von Entwürfen für Pianino-Gehäuse
(vgl. S. 71 d. J.) hat die Einsendung von 230 Arbeiten (von 178 Be
werbern) zur Folge gehabt. Unter 12 auf die engere Wahl gestellten
Plänen erhielt den ersten Preis von 000 Mark der des Architekten
E. Rockstroh in Berlin. Preise von je 250 Mark wurden der Reihe
»ach den Architekten K. F. Weysser-München, K. Späth eben
daselbst und G. Loesti-Stuttgart zuerkannt. Fünf weitere Entwürfe,
als deren Verfasser sich die Herren Stulberger-Münchcn, Gruber-
Frankfurt a. M., Boehnhardt-Breslau, Wcrle-Berlin und Dorsch
fel dt-Magdeburg ergaben, wurden zum Ankauf für den Preis von
je 140 Mark empfohlen.
Zur Erbauung einer evangelisch-lutherischen Kirche in Plauen
i. V. sucht der Kirchenvorstand den Plan im Wege einer Preis
bewerbung unter den deutschen Baumeistern zu gewinnen (siehe
den Anzeigentheil der vorigen Nummer). An Preisen sind 2500, 1500
und 1000 Mark ausgesetzt. Näheres nach Einsicht in das Programm.
Bie internationale elektrotechnische Ausstellung in Frankfurt
a. Main ist äm 16. d, M. feierlich eröffnet worden. Ein Rundgang
durch dieselbe gewährt jedoch vorläufig noch mit nur geringen Aus
nahmen das Bild des Unvollendeten und Halb fertigen, wenngleich
anerkannt weiden mufs, dafs in den letzten Wochen erstaunliches
geleistet worden, und dafs der Besuch der Ausstellung für den Fach
mann auch jetzt schon immerhin lohnend ist. Abgesehen von den
zahlreichen der Bcwirthung der Besucher gewidmeten Anlagen machen
unter den gröfseren Ausstellern vor allen die Sonderausstellungen
der preufsischen Staatsbahnen und der deutschen Reichspost eine
rühmliche Ausnahme in der sonst meist unfertigen Erscheinung. Die
gänzliche Vollendung der noch rückständigen Arbeiten wird wohl noch
einige Wochen in Anspruch nehmen, sodafs wir mit dem von uns in
Aussicht genommenen Bericht über die Ausstellung vorläufig noch
zurückhalten. Bis zum 15. Juni soll auch die erst vor kurzem be
schlossene Sonderausstellung von Plänen, Entwürfen und Betriebs
ergebnissen elektrischer Centralstationen der verschiedenen Länder
in einem besonderen Gebäude eröffnet werden. Diese Ausstellung
in Gemeinschaft mit Vorträgen seitens anerkannter erster Fachmänner
dürfte den Hauptanziehungspunkt für die Besucher des Städtetages
bilden, welcher auf Einladung der Stadt Frankfurt Ende August oder
Anfang September zusammentreten wird. — Der fiir die weitere Ent
wicklung der Elektrotechnik so hochwichtige Versuch der elektrischen
Kraftübertragung von Lauffen am Neckar auf 175 km Entfernung
ist nunmehr auch gesichert. Die Anlagen dazu sollen spätestens
am 15. August dem Betriebe übergeben werden. Für die Besichtigung
der Ausstellung ist die verspätete Vollendung dieses Versuchs jedoch
belanglos, da die betreffenden Anlagen und Einrichtungen schon vor
her studirt werden können. — st.
Zu dem Aufsatz „Breitfufsschiene oder Stuhlschiene“ wird in
einer Zuschrift auf Seite 152 d. BI, von Herrn Geheimen Baurath
Rüppell als seine und anderer Fachgenossen Ansicht erwähnt, „dafs
Herr Goering irgend welche englische Anordnungen nur dann der
Beachtung der deutschen Fachgenossen empfehlen würde, wenn er
von den Vorzügen dieser Anordnungen überzeugt ist“. HeTr Rüppell
scheint es hiernach als unstatthaft anzusehen, dafs man auch solche
im Auslande bewährte Anordnungen der Beachtung empfiehlt, betreffs
deren Vorzüglichkeit bei Uebertragung auf deutsche Verhältnisse
noch Zweifel bestehen können. Darin bin ich grundsätzlich anderer
Meinung und glaube diese hier kurz begründen zu müssen, weil jene
Ansicht von grofser Tragweite sein würde und folgerichtig zur Ein
stellung aller Versuche führen müfste.
Fast alle praktischen Anordnungen haben ihre Vor- und Nach
theile, und das Ueberwiegen der einen Uber die anderen kann —
namentlich bei Uebertragung auf andere Verhältnisse —- in Behr
vielen, ja den meisten Fällen endgültig nur durch thatsächliche An
wendung und längere Beobachtung entschieden werden. Solche Ver
suche anzustellen ist dem Einzelnen selten möglich, es fehlen ihm
also die Mittel, sich von dem Ueberwiegen der Vorzüge vollgültig zu
„überzeugen“ d. h. dieselben jeden Zweifels zu entkleiden. Wollte
man nun allen solchen Fällen die Beachtung versagen, so hätten
Reiseberichte über Beobachtungen im In- und Auslande überhaupt
keinen Zweck. Denn es giebt wohl kaüm einen praktischen Gegen
stand, über den man bei scharf kritischer Betrachtung ohne jeden
Zweifel sein wird. Ich nehme deshalb als Recht und Pflicht in
Anspruch, Einrichtungen, die sich irgendwo bewährt haben, auch
dann der Beachtung der Fachgenossen zu empfehlen, wenn ich hin
sichtlich des Ueberwiegens der Vorzüge noch Zweifel haben kann.
Die „Beachtung“ soll dann eben durch Wort und That dazu bei
tragen, solche Zweifel zu losen.
Sodann mufs ich noch erwähnen, dafs die von Herrn Rüppell
unter Hinweis auf den vorletzten Absatz meiner „Mittheilungen“
(Jahrgang 1890, Seite 158 d. Bl.) in Anführungszeichen gesetzten
Worte „den auch noch so sehr verbesserten Oberbau mit
Breitfufsschienen“ daselbst in diesem Wortlaute nicht Vorkommen.
(Ich hatte nur die bereits bekannten Verbesserungen erwähnt und als
unzureichend bezeichnet; etwaige zukünftige wie die später von Herrn
Rüppel vorgeschlagenen, viel weitergehenden Vervollkommnungen
waren selbstverständlich noch nicht darunter.) A. Goering.
Mit ,,Macks Gipsdielen“ (vergl. S. 104 und 144 d. J.) ist am
16. März d. J. eine Brandprobe durch die Königl. Prüfungsstation für
Baumaterialien in Berlin-Charlotten bürg vorgenommen worden. Bei
zwei unter Leitung der PrüfungBstation errichteten Versuchs-Häuschen
— so entnehmen wir dem amtlichen Zeugnisse über dieselben —
wurden Wände und Decken in Macks Gipsdielen hergestellt. Der
Verputz (Kalkmörtel und Gipszusatz) der inneren Gipsdielenfläche
war etwa 10 mm stark. Zur Ermittlung der Temperaturen waren im
Inneren der Gebäude verschiedene Metalle und Metalllegirungen
in passenden Schmelztiegeln angebracht, und zwar 1) Aluminium
(Schmelzpunkt 620° C.), 2) 800 Thl. Silber und 200 Thl. Kupfer
(S.-P. 850° C.), 3) 950 Thl. Silber und 50 Thl. Kupfer (S.-P. 900° G),
4) 950 Thl. Silber und 50 Thl. Platin (S.-P. 1100° C.). In den
Gebäuden waren je 100 kg gespaltenes, mit Petroleum getränktes
Fichten-Scheitholz aufgestapelt. Um 11 Uhr wurde dasselbe in bei
den Häusern zugleich in Brand gesetzt und dieser in gleichmäfsiger
Höhe erhalten. Beide Versuchshäuser liefsen zunächst keinerlei
Veränderungen erkennen. Erst nach längerer Brennzeit (von etwa
dreifsig Minuten) traten in den Fugen, welche sich inzwischen schwach
erwärmt hatten, während die Gipsdielen selbst bis dahin eine
Temperatur-Erhöhung nicht erlitten, leichte Risse ein, zweifellos eine
Folge der in den kurze Zeit vor Beginn des Versuchs fertiggestellten
Fugen enthaltenen Feuchtigkeit. Bei dem Eisenconstructions-Häuschen
löste sich, nachdem das Feuer fünfunddreifsig Minuten gebrannt
hatte, ein Theil des Deckenputzes los, welche Erscheinung wohl darin
ihren Grund hatte, dafs die untere Fläche der dort angebrachten
Gipsdielen nicht rauh genug war, und der erst kurz vor der Brand
probe aufgelegte Putz somit nicht genügend haften konnte. Trotz
dem erwiesen sich nach Beendigung des Versuchs die nun der Ein
wirkung des Feuers noch weitere fünfunddreifsig Minuten unmittelbar
ausgesetzten Gipsdielen, welche über 1,20 m frei lagen, verschiedenen
Beanspruchungen gegenüber, wie dem Bewerfen mit gröfseren Steinen
und dem Betreten durch einen schweren Mann, noch durchaus wider
standsfähig. Im übrigen erlitten während der Dauer der Feuerprobe
— abgesehen von der inzwischen eingetretenen Erwärmung der nur
3 cm starken Gipsdielenwand bei der Holzconstruction — die Gips
dielen keine Verkrümmungen, und auch die ganze Construction
zeigte sich in ihrem Zusammenhänge unverändert. Ebenso blieben
an den Aufsenwänden der Gebäude angebrachte leicht entzündliche
Gegenstände (Schreibpapier und Tüllgardine) unversehrt, trotz der
im Innern herrschenden Temperatur, welche, wie nach Löschen des
Feuers durch einen starken Wasserstrahl festgestellt wurde, über
1000° C. gebracht war; denn die Metalle und Metalllegirungen waren
bis Nr. 3 geschmolzen, wahrend Nr. 4 nur schwach angegriffen war.
Die Monier- Bauweise scheint soeben in England neu erfunden
worden zu sein. Nach einer Mittheilung im Engineering vom 1. Mai
sind in der bekannten Werkstätte von D. Kirkaldy vor kurzem Be-
lastungsversuehe mit Trägem ausgeführt worden, die nach einem
Patente von F. G, Edwards aus Cementbeton mit Eisendrahteinlage
hergestellt waren. Die Vergleiche mit Trägern aus demselben Beton,
jedoch ohne solche Einlage, fielen ganz so aus, wie bei den mannig
fachen Versuchen ähnlicher Art, die seit Jahren mit Monierbauten
angestellt worden sind. In dem Berichte wird besonders der gute
Zusammenhang zwischen Beton und Eisen gelobt, jedoch hinzugefügt,
dafs in manchen Fällen der Bruch der Träger durch ein Abscheren
in der Ebene der Eiseneinlage erfolgt sei. Der Erfinder scheint also
die Leistungen der Monier-Bauweise noch nicht ganz erreicht zu
haben. Aufser diesem Mangel ist nur noch der Gedanke bemerkens-
werth, das Verfahren auf die Herstellung von Eisenbahn-Qucr-
schwellen anzuwenden. Die von manchen Seiten so sehr erstrebte
Gewichtsvermehrung des Oberbaues würde sich auf diesem Wege
vielleicht ohne allzu grofse Kosten erreichen lassen, wenn nicht etwa
ähnliche Nachtheile sich einstellen, wie bei dem alten Steinwürfel'
Oberbau. — n.
Y. Karen f. Der Professor an der technischen Hochschule in
Aachen, Geheimer Regierungsrath v. Kaven, ist am 19. d. M. abends
plötzlich gestorben. Eine eingehendere Würdigung der Lebens- und
Berufsthätigkeit des Verstorbenen behalten wir uns vor.
Verlag von Wilhelm Ernst & Sohn, Berlin. Für die Iiedaction des nichtamtlichen Theilea verantwortlich: Otto Sarrazin, Berlin. Druck von J.Korskes, Berlin.