110
Centralblatt der Bauverwaltung.
14. «ln mi
dem Stadtbaurath Hobrecht mit verschiedenen Entwurfbearbeitungen
sowie mit der Leitung vom Bau des Berkhoffschen Stiftes, der städti
schen Turnhalle und des FeuerwehTgebäudes, ferner mit dem Entwürfe
zu einem Batbliause und dem Bau eines Predigerhauses beschäftigt.
Als Baumeister war er Ende 1871 zunächst kurze Zeit mit der Ver
waltung der Wasser-Bauinspection in Stettin betraut und übernahm
sodann die Vorbereitung und besondere Leitung des umfangreichen
Neubaues für das Kaiserliche Postgebäude daselbst, in welcher
Stellung er bis zum Jahre 1875 verblieb. Diesem Bau hat sich der
Verstorbene mit der ihm eignen Gründlichkeit und Liebe gewidmet,
sodafs jhm nach dessen Fertigstellung für die der Ausführung zu
gewendete umfassende und erfolgreiche Thätigkeit eine besondere
Anerkennung zu Tbeil wurde. Ein Beweis seiner hierbei bewiesenen
Tüchtigkeit ist es auch, dafs zu jener Zeit der allerdings vergebliche
Versuch gemacht worden ist, ihn als Hilfsarbeiter für die Bauan-
gelegenheitcn im Kaiserlichen General-Postamte nach Berlin zu ziehen.
Vom Jahre 1873 ab wurde Endcll nebeu der Leitung des ge
nannten Postbaues mit Wahrnehmung der Landbaumeister-Geschäfte
bei der Regierung in Stettin und im Jahre 1875 während zweier
Monate mit der Verwaltung der Wasser-Bauinspection in Swinemünde
betraut. Im Jahre 1876 wurde er unter demnüchstiger Beförderung
zum Bauinspector als Hilfsarbeiter in das technische Bureau der
Bauabtheilung im Ministerium für Handel, Gewerbe und öffentliche
Arbeiten berufen, in welcher Eigenschaft er zugleich die durch den
Tod Erbkams frei gewordene Stelle eines Redacteurs der amtlichen
„Zeitschrift für Bauwesen“ übernahm. Nachdem er 1878 zum Vor
steher des technischen Bureaus und als solcher im darauf folgenden
Jahre zum Regierungs- und Baurath befördert worden, wurde er
aus Aulafs der in der Bauabtheilung des Ministeriums zunehmenden
Arbeitslast im Jahre 1882 von den eben erwähnten beiden Stellungen
entbunden und als ständiger Hülfsarbeiter beschäftigt. In rascher
Folge wurde er sodann am 10. September 1883 zum Geheimen Bau
rath und Vortragenden Rath, am 14. Juni 1888 zum Geheimen Ober-
Baurath und endlich am 30. December 1889 an Stelle des verstor
benen Herrmann zum Ober-Baudirector mit dem Range der Käthe
erster Klasse ernannt Im Jahre 1883 erfolgte seine Ernennung zum
Mitgliede des Ober - Prüfungsaintes und 1889 zum ordentlichen Mit-
gliede der Akademie des Bauwesens. Beim Ordensfeste dieses Jahres
wurde ihm, nachdem er bereits in den Jahren 1882 und 1888 den
Rothen Adler-Orden IV. bezw, III. Klasse erhalten hatte, derselbe
Orden II, Klasse verliehen.
Die an Ehren reiche Laufbahn des Verstorbenen ist sonach eine
im Baufache ganz ungewöhnliche gewesen, da er weder eine Kreis-
Baubeamtenstelle verwaltet, noch einem Regierungscollegium ange
hört hat. Wenn er trotzdem bei allen in Betracht kommenden Be
förderungen immer in erster Linie genannt und berücksichtigt wurde,
so ist das durch seine ganz ungewöhnliche fachmännische Begabung
und seine hervorragenden theoretischen Kenntnisse auf allen Gebieten
des Hochbauwesens zu erklären; denn diese befähigten ihn, trotz der
ihm nicht gebotenen Gelegenheit zu praktischer Ausbildung in Ver
waltungsstellen der Provinz, nach jeder Richtung hin das Beste zu
leisten. Bemerkenswerth ist das Bemühen Endells im Jahre 1878,
die Regierungs- und Baurathstelle in Potsdam zu erhalten, um dort,
wie er in seinem Gesuche erwähnt, der praktischen Bauthätigkeit
wieder etwas näher zu treten. Obwohl dieses Gesuch von dem Ober-
Präsidenten der Provinz Brandenburg lebhaft unterstützt wurde,
mufste der Antrag dennoch mit Rücksicht auf die Unentbehrlichkeit
des Verstorbenen bei den zahlreichen ira Ministerium zu bewältigen
den Arbeiten abgelehnt werden.
Die Thätigkeit Endells im Ministerium war eine so aufserordent-
lich vielseitige, dafs man seine Kraft und Ausdauer nicht genug be
wundern kann. Hat er sich doch in den letzten Jahren an allen
gröfseren Arbeiten auf dem Gebiete des Staatsbauweseus von deren
ersten Anfängen bis zu ihrer Vollendung mit gröfster Lust und Liebe
betheiligt. Die meiste Fürsorge wendete er den ihm als Referenten
übertragenen Gerichts- und Regierungsbauten zu, für welche er in
vielen Fällen die ersten Skizzen selbst gefertigt, und die er sodann
während der Bauausführung durch häufigen Besuch der Baustellen
sowie durch Feststellung der Bauzeichnungen und wichtigeren Einzel
heiten mit so regem Interesse verfolgt hat, dafs er als der eigentliche
Schöpfer dieser Werke betrachtet werden mufs. Von den zahlreichen
unter seiner derartigen Mitwirkung entstandenen wichtigeren Bauten
und Entwürfen sind namentlich zu nennen die Gerichtsgebäude in
Köln, Frankfurt a. M. und Aachen, in München-Gladbach, Bochum,
Crefeld, Kattowitz, Lublinitz, Berncastel, Hamm, Coblenz, Beutheu,
Remscheid und Oels. Gefängnisse entwarf er für Herford, Preunges
heim, Grofs-Strehlitz, Bochum und Glatz, und die Regierungsgebäude
in Breslau, Münster, Stade, Hildesheim, Merseburg, Potsdam und
Kiel sowie eine grofse Zahl minder wichtiger Gebäude sind theils im
Entwürfe, theils in der Ausführung auf ihn zurückzuführen.
Obwohl die Bearbeitung dieser Bauten und der zahlreichen laufen
den Dienstgeschäfte den Verstorbenen überaus in Anspruch nahm,
hat er mit unermüdlichem Fleifse jede noch freie Stunde dazu benutzt,
durch Anregung und Ausarbeitung allgemeiner Vorschriften auf die
Vervollkommnung der Verwaltung des staatlichen Bauwesens hin
zuwirken und bisher vorhandene Lücken auszufüllen. Es sind hier
u. a. zu nennen die Vorschriften über die sorgfältige Vorbereitung,
Veranschlagung und Ausführung von Bauten, über die Controle der
Bauten in financielier Beziehung, über die Ausführung von Central
heizungen, über die Sicherung staatlicher Gebäude gegen Fouersgefahr
usw. Auch hat er durch die im Aufträge des Herrn Ministers der
öffentlichen Arbeiten herausgegebenen „Statistischen Nacbweisungen
der seit dem Jahre 1871 vollendeten und abgerechneten preufsischeu
Staatsbauten“ eine sehr werthvolle Grundlage für die allgemeine
Anordnung und für die Beurtheilung der Kosten von Gebäuden aller
Art geschaffen, sowie in hervorragender Weise an der Bearbeitung
einer umfangreichen amtlichen Dienstanweisung für die Bauinspectoreu
der Hochbau-Verwaltung mitgewiTkt. Endlich ist Endel! in erster
Linie unter denjenigen zu nennen, welche für das Zustandekommen
und Gedeihen des von dem Herren Minister im Jahre 1881 als
Ergänzung der amtlichen „Zeitschrift für Bauwesen“ ins Leben ge
rufenen „Centralblattes der Bauverwaltung“ mit grofser Liebe ein
getreten sind.
Was die Verwaltung der ihm übertragenen Personal-Angelegen
heiten anbetrifft, so war der Verstorbene bemüht, für eine möglichst
vielseitige praktische Ausbildung der jüngeren Baubeamten zu sorgen,
sowie bei Besetzung etatsmäfsiger Stellen die besonderen Eigen
schaften der in Betracht kommenden Persönlichkeiten ira Interesse
des Staates zweckmäfsig zu verwerthen. Dabei war er milde und
liebenswürdig gegen seine Untergebenen und bestrebt, jedem thun-
lichst gerecht zu werden.
Der Ruf der Tüchtigkeit und Gründlichkeit des Verstorbenen
ging über die Grenzen des engeren Vaterlandes hinaus. So wurde
er im Jahre 1885 zum Preisrichter im Wettbewerbe um das Reichs-
gerichtsgebäude nach Leipzig, 1887 zur Uebernahme eines Richter
amtes in der Preisbewegung für ein Dienstgebäude des Königlich
sächsischen Finanzministeriums nach Dresden und 1890 zur Be
urtheilung von Wettbewerbs-Entwürfen für ein Justizgebkude nach
Bremen berufen.
Endell lebte in den glücklichsten Familienverhältnissen. Wer
mit ihm im engsten Kreise verkehren durfte, wurde auf das wohl-
thuendste berührt von dev Harmonie und Innigkeit des Zusammen
lebens mit den Seinen. Er hinterläfst eine edle, treue Lebensgefährtin,
die ihn in gesunden und kranken Tagen mit aufopfernder Liebe ge
pflegt hat, mit ihr zwei Söhne und drei Tochter. Diese sowie seine
hochbetagte Mutter und ein Bruder stehen tief trauernd und er
schüttert am Grabe des so früh Geschiedenen. Er wird allen, die
ihm nahe standen, dauernd unvergessen bleiben. Lorenz.
Die evangelische Stadtkirche St. Katharinen in Schwedt a. 0.
Von Ludwig Dihm.
Eine der hübschesten Städte der Mark Brandenburg, am linken
Ufer der Oder anmuthig gelegen, aus den grünen Oderwiesen und
dem weit ausgedehnten Tabakbau reiche Nahruug ziehend, ist das
„lustige“ Schwedt, jedem Preufsen bekannt als die alte Residenz der
einstigen Markgrafen, auf jeden der zahlreichen Besucher Eindruck
machend durch ihre grofsartig angelegte, mit vier Reihen prächtiger
alter Kastanien besetzte Schlofsfreiheit, welche die Breite der Strafse
Unter den Linden in Berlin um mehr als die Hälfte übertrifft. Quer
vorgelagert erhebt sich am einen Ende dieser „Freiheit“ inmitten
eines schön gepflegten Parkes das Markgräfliche Schlofs, auf dessen
der Freiheit abgewandter Seite der Park hart an das Ufer der Oder
herautritt. In der entgegengesetzten Richtung setzt sich die Strafse
eine halbe Stunde lang zwischen mächtigen Linden fort, bis sie den
alten, buchenbestandenen Lustpark Monplaisir — im Volksmunde
„Mumpelsee“ — mit der anschliefsendeb grofsen Heinersdorfer Forst
erreicht. Sind dies die hauptsächlichsten Erholungsstätten des
Schwedters, der die Schönheit der Umgebung seiner vier Pfahle
wohl zu schätzen weifs, so bieten Bich dem Freunde der freien Natur
nicht minder schöne Spaziergänge jenseit der Oder. Dort führt ein
schattiger Damm über Flufs und Wiesen hinweg zu hügeligem, zum
Theil schön bewaldetem Ufer, ins laub- und schluchtenreiche „Thal
der Liebe“, mit herrlichen Blicken auf die weite Oderlandschaft und
den breitgelagerten Ort mit seinem alten Schlosse und dem seit
kurzem das Stadtbild beherrschenden Thurme der neuhergerichteten
Katharinenkirche. Dieser Kirchenbau soll uns hier ausführlicher be
schäftigen.