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Centralblatt der Bauverwaltung.
7. März 1891.
zum andern gefahren werden können. Die Krahngeleise sind auch
zur Aufstellung solcher Eisenbahnwagen zu benutzen, deren Ladung
durch einfachen Wurf in die Schiffe gebracht werden kann.
Xm Hafen soll Dampfschleppzwang eingefiihrt werden, da das
Fortbewegen der Schiffe mit Hülfe von Stangen oder durch Aus
bringen und Wiederaufwinden von Tauen zu störend ist, und auch
das Durchfahren der beweglichen Brücken zu lange Zeit erfordern
würde. (Schlufs folgt.)
Vermischtes.
In der Preisbewerbung um eine reformirtc Kirche in Enge
bei Zürich (s. S. 87 d. J. und 483 v. J.) ist ein erster Preis nicht
ertheilt worden. Zweite Preise von je 2200 Franken erhielten die
Architekten Martin in Kiesbach-Zürich und F. Henry in Breslau,
einen dritten Preis Yon 1000 Franken Architekt J. Vollmer in
Berlin.
Versuche über den Abflufs des Wassers bei vollkommenen
üeberfülloü. Tn der Zeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure,
Jahrgang 1890, sind von dem Professor F. Frese, Lehrer an der
technischen Hochschule in Hannover, ausführliche Mittheilungen über
Versuche gemacht, die derselbe in den Monaten August und Sep
tember des Jahres 1887 an einem in die Herrenhäuser Schiffsschleuse
bei Hannover eingebauten Wehr über den Abflufs des Wassers bei
vollkommenen Ueberfallen angestellt hat. Die Einrichtung war der
art getroffen, dafs die Breite und Höhe des Ueberfalles geändert
werden konnte, und die Versuche wurden für Breiten von 0,5 m, 1 m,
1,5 m . . . bis 5,5 m und für Ueberfallhöhen von 0,1 m, 0,2 m . .. bis
0,6 m auegeführt. Das überströmende Wasser wurde in dein zwischen
dein Ueberfallwehr und den Unterthoren befindlichen, 24 m langen
Raum der 6,3 m breiten Schleusenkammer gemessen, wobei der Stand
des Oberwassers sowie der Wasserstand in dem abgeschlossenen
Mefsraume und das Steigen des Wassers in dem letzteren durch
Schreibwerke, die mit den Schwimmern verbunden waren, selbst-
thätig verzeichnet wurden. Die Ergebnisse sind in Tabellen über
sichtlich zusammengestellt. In Verbindung mit diesen Untersuchungen
über den Abflufs des Wassers, und über die Aenderungen, die der
Einschnürungs- (Contractions-) Coefficient bei dem Wachsen der
Ueberfallhöhe und -breite erleidet, sind auch Versuche über die
Senkung des Wasserspiegels und über die Seitenablenkung der
Wasserfaden in der senkrechten Ebene der Ueberfallkante aDgestellt
und eingehend beschrieben. Zur Entwicklung der betreffenden
Formeln sind von dem Verfasser nicht nur die von ihm selbst an-
gestcllten Versuche, sondern auch die bekannten Versuche anderer
Beobachter benutzt, und ist in graphischen Darstellungen gezeigt,
wie die einzelnen Beobachtungen sich den nach den ermittelten
Gleichungen construirten Curven anschliefsen. Die Versuche in der
Herrenhäuser Schleuse sind dadurch von ganz besonderer Bedeutung,
dafs dem Ueberfall hier erheblich gröfsere Abmessungen gegeben
werden konnten, als dies bei den bisher angestellten Versuchen mög
lich war, und sie bilden deshalb einen sehr werthvollen Beitrag für
die Ermittlung der in den hydraulischen Formeln enthaltenen Con-
stanten und deren Abhängigkeit von der Höhe und Breite des Ueber-
falls. II.
Die Ausstellung (les Baschdorffschen Dom-Entwurfes im Ber
liner Kunstgewerbe-Museum (vgl. S. 43 u. 60 d. J.) ist neuerdings in
erwünschter Weise dadurch vervollständigt worden, dafs dem Modelle
nunmehr auch die zeichnerischen Darstellungen des Planes
beigesellt sind. Der Bau wird in zwölf grofsen, sorgfältig ge
tuschten Blättern vorgeführt, unter denen besonders die Schnitte
interessiren, da sie erkennen lassen, wie die aus dem Modelle nicht
ersichtliche Gestaltung des Dom-Inneren gedacht ist. Zu kritischen
Bemerkungen fordert dieses den Aufsenfronten entsprechend in Rasch-
dorffB akademischem Klassicismus durchgebildete Innere nicht weiter
auf, und wir begnügen uns damit, das Augenmerk der Leser auf die
Ausstellung zu lenken. Lehrreich ist eine den Plänen angeschlossene
vergleichende Zusammenstellung der Umrifslinien des neuen Domes
und einiger der bekanntesten gröfseren Kuppelbauwerke Europas
sowohl wie der hervorragendsten Entwürfe der Dom-Wettbewerbung
von 1869.
Gipsdielen werden bekanntlich von der Firma A. u. O. Mack in
Ludwigsburg u. a. 0. seit mehreren Jahren hergestellt und zur
Bildung von Decken, Zwischen- und selbst Aufsenwänden (so u. a. bei
den Kochschen Baracken neben der Charite in Berlin) benutzt. Hier
orts wurden diese Dielen unter dem Namen Hartgipsdielen von der
Actien-Gesellschaft für Monierbauten angefertigt und mit gutem Er
folg vielfach verwendet. (Vergl. die Mittheilung in Nr. 7, Jahrg. 1890
d. Bl. und das bezügl. Druckheft der Gesellschaft.) Die Mackschen
Dielen werden neuerdings zur Verminderung ihres Gewichts von dem
Erfinder auch mit besonderen runden Hohlcanälen hergestellt. Das
Nähere ist aus einer von der Firma ausgegebenen Druckschrift zu
ersehen. Die Vertretung bezüglich dieser Mackschen Hohlgips
dielen iBt dem Cementbaugeschäft von J. Donath u. Co. in-Berlin,
Ackerstrafse 22, übertragen. Die Gipsdielen erweisen sich da, wo
schnell und möglichst feuersicher unter Vermeidung von Holzwerk
gebaut werden soll, als zweckmäfsig, eine Hauptbedingung dabei ist
aber, dafs die Dielen vollkommen trocken verwendet werden, weil es
bekanntlich sehr lange dauert, bis der Gips die Feuchtigkeit verliert.
Hebelversclilufs für Fenster mit feststehenden Pfosten. Der
in Abb. 1—6 dargestellte Beschlag für Fenster mit feststehenden
Pfosten ist zwar schon hin und wieder angewandt, aber bisher
noch in keinem Handbuche veröffentlicht worden. Die äufserst gün
stigen Erfahrungen, welche mit ihm bei den zahlreichen und sehr
grofsen Fenstern der technischen Hochschule in Charlottenburg ge
macht wurden, bestimmen mich, hier eine nähere Beschreibung des
selben zu geben.
Der Beschlag besteht hauptsächlich aus drei Theilen: 1) aus
einer langen, quadratischen Eisenstange von etwa 8—9 mm Seite
(Abb. 1, 2 und 3), mit welcher eine beliebige Anzahl — gewöhnlich
drei — rechtwinklig abstehender und etwa
nach einem Viertelkreis abgerundeter Stifte d
verbunden ist. In der Mitte, welche auch
der Mitte des Fensterflügels entspricht, ist
dtifrl h die Stange zu einer Oese b ausgeschmic-
det, in die der Rundthcil a des Hebels,
Abb. 5, eingreift. Bei sehr hohen Fenster
flügeln ist diese Oese jedoch tiefer anzu-
ordnen, damit die Hebel in bequem erreich
barer Höhe liegen. Die Stifte d reichen
durch längliche
Oeffnungen
einer Eisenschie-
d (ü^S- ne hindurch, an
\ ™\\ der g tan g C
verschiebbar be
festigt ist und
welche zum Ein-
lassen und An
bringen im Rah-
Abb. 4. Abb. 5. menwerk des
Fensterflügels
dient; 2) aus
lj einer der Anzahl
„4_ der Stifte ent
sprechenden
Zahl von Oesen,
Abb. 4, welche
nach Mafsgabe
der Lage jener
Stifte am Fen
sterpfosten anzii-
schrauben sind;
2y o »m. ^ ftUa e j nem He
bel a, Abb. 5,
Akk- & welcher mit dem
Handgriffe fest
, , , , verbunden und mittels des letzteren um
H Us d ^n Punkt c drehbar ist. Abb. 6 zeigt die
Zusammenfugung des Ganzen im wagerechten.
Schnitt.
Das Schließen bezw. Oeffnen des Fen
sterflügels geschieht nun so, dafs mittels
Abb. 1. Abb. 2. Abb. 3. des Hebels a die Stange mit ihren Stiften
hinaufgeschoben wird, wodurch diese etwa,
die in Abb. 4 angedeutete Stellung zur VerscblufsÖBe am Pfosten
erhalten. Nach dem Andrücken des Fensterflügels wird die Stange-
mit Hülfe des Hebels wieder heruntergeschoben, die Stifte folgen
hierbei der Pfeilrichtung in Abb. 4 und ziehen infolge ihrer Ah
rundung und des abgerundeten Zapfens der Oese den Flügel fest
an das Rahmenwerk an, — Die Vortheile dieses Hebelverschlusses
bestehen in seiner aufserordentlichen Einfachheit, welche die Mög
lichkeit von Beschädigungen fast ausschliefst, und dann in dem
festen und dichten Verschlufs der Fenster, sobald die Ausführung
nur einigem!afsen sorgfältig erfolgt ist. Namentlich für grofse Fenster
ist dieser Beschlag besonders zu empfehlen. Koch.
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Verlag von Wilhelm Ernst & Sohn.. Berlin. Für die Rcdaction des nichtamtlichen Theües verantwortlich: Otto Sarrazin, Berlin. Druck von J. Kerskes, Berlin.