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Nr. 45.
Centralblatt der Bauverwaltung:.
Spree-Ufer etwa in der Querachse des jetzigen Domes errichtet ist.
Zur Durchführung des grofsartigen Gedankens und der damit zu
sammenhängenden Veränderung der Umgebung sind dem Künstler
erhebliche Eingriffe in das Bestehende nothwendig erschienen. Mit
dem Stadtviertel zwischen Börse und Kaiser Wilhelm - Strafse ist die
eben fertiggestellte Nordseite der letzteren abgerissen. Die Hof
apotheke ist beseitigt, das Schinkelsclie Museum durch Anfügung
zweier seitlichen Pylonenbauten verändert; die Spreeufer sind urngc-
schaffen, als Gegenstück zur Kaiser Wilhelm-Brücke ist eine neue,
dieser gleiche Brücke erbaut, eine andere vor dem Zeughause über
den Canal geschlagen u. dgl. mehr. Das Ganze, ein Phantasiegebilde von
„Hohenzollerndenkmale“ bebaut. Das peripteral mit Säulenhallen
umstellte Gebäude mit allerhand Sälen im Inneren und einer Kuppel
auf der Mitte hat die Hufeisenform der Universität, ist aber — nicht
zum Vortheil der Umgebung -— auf eine hohe Plattform erhoben.
Seine Architektur ist von guten Formen und Verhältnissen, erinnert
jedoch zu sehr an berühmte Muster, die noch dazu in nächster
Nähe liegen. Am vorderen Rande der Plattform steht das Kaiser
standbild, zur Seite, an Stelle der Humboldt-Denkmäler, Statuen des
Fürsten Bismarck und des Grafen Moltke. Im Rücken des Bau
werks, dieses zum H ergänzend, sind noch weitere Gebäudeflügel an-
gedeutet, die Kunstakademie ist zu einem Ausstellungs- und Aka-
National-Denkmal für Kaiser Wilhelm I.
Uolzstich von 0. Ebel.
Entwurf Nr. llf» „Alleweg guet Zolrel“.
Abb. 14. Ansicht.
hohem künstlerischen Fluge, aber überkühn für Berliner Verhältnisse
und so weit ab von dem durch die Aufgabe gesteckten Ziele, dafs
man mit Bedauern soviel kostbare Kraft an diese Blatter gesetzt sieht.
In denkbar gröfstem Gegensätze zu dieser Arbeit steht der Entwurf
Nr. 105, „Kaiser Wilhelms-Platz“, der sich durch Ueberbrückung
des Spreearmes vor dem Zeugbause, also durch Verbreiterung der
Schlofsbriicke nach Norden, einen Platz für sein Denkmal schafft.
Dieses ist eine fein empfundene Schöpfung von bescheidenen Ab
messungen. Das Ilciterbild steht vor einer flachgeschwungenen
Exedra, die seitlich durch zwei in Füllungen gesetzte, mit gewappneten
weiblichen Gestalten gekrönte Pfeiler abgeschlossen wird. Neben
diesen walkürenartige Reiterinnen, vorn Brunnen zwischen den Denk
malstufen, alles in einer Verbindung von rothem Granit und ver
goldeter Bronce gedacht. Bei voller Anerkennung der Schönheiten
des Entwurfes können wir uns jedoch weder mit seiner Gesamt
anordnung noch mit der Wahl seines Platzes befreunden. Die Ver
breiterung der Schinkelschen Brücke sowohl wie die Beziehungen
zuin Zeughause und die durch die Anlage erzielte Erweiterung des
Lustgartens erscheinen angethan, den jetzigen Bestand zu beein
trächtigen, statt ihn zu verbessern. —
Wieder eine weitgehende Anlage giebt endlich der Entwurf
Nr. 104, „An denkwürdiger Stelle“ (Architekt P. Hentschel
in Berlin), indem er die Stelle der jetzigen Universität mit einem
deiniegebäude, beide durch die Verlängerung der Mittelstrafse ge
trennt, umgeschaffen, die Bibliothek ist zum Palais Kaiser Wilhelms I.
hinzugezogen, gegenüber dem Zeughause ein neuer grofser Kaiser
palast errichtet. Aiich noch weitere Vorschläge zur Umgestaltung
der Stadtgegend sind gemacht. Man sieht, es kam dem Verfasser
mehr auf eine solche und auf allerhand Nebenzwecke an, als auf die
Erreichung des durch die Preisbewerbung vorgeschriebenen Zieles,
Die Frage, inwieweit man diesem Ziele überhaupt näher ge
kommen ist, haben wir in der Einleitung erörtert. Wir fanden das
Ergebnifs der Preisbewerbung zufriedenstellend. Ihr Zweck, die Vor
fragen zu klären, ist nach allen Richtungen hin erfüllt, sei es auch
zum Theil in verneinendem Sinne. Ueber die Zahl der möglichen
Plätze, die Darstellung des Kaisers, über die mit der Gesamtauffassung
des Denkmals zusammenhängende Betheiligung der Architektur und
Malerei, über die zur endgültigen Lösung der Aufgabe berufenen Per
sönlichkeiten endlich werden die Einzelnen zwar verschiedener Meinung
sein, eine Einigung wird sich aber jetzt erzielen lassen. Schwer in die
Wagschale fallen dürfte dabei das Urtheil des Preisgerichts, welches
nach dem Ausspruche der dem Gesetzentwürfe vom 18. November
v. J. beigegebenen Denkschrift (vergl. Jahrg. 1888, S. 498 d. Bl.)
die Unterlagen für die endgültigen Entschlielsungen von Bundesrath
und Reichstag abgeben sollte. Eine engere Preisbewerbung, an die
ja von vornherein gedacht war, wird nicht zu umgehen sein. Bei ihr